あなたの後ろ - Behind You von Stray ================================================================================ Kapitel 1: Move --------------- Die Sommerferien haben seit 3 Tagen begonnen. Ich weiß zwar, dass es draußen viel schöner ist als drinnen, aber ich hab einfach keinen Bock raus zugehen wenn man mich immer schief ansieht. Nur weil ich Emostyle trage. In unserer Nachbarschaft gibt es niemanden der sich dafür interessiert... vermutlich kennt man hier nicht mal das Wort "Emo". Wir werden umziehen. Die Stadt in die wir ziehen hat eine billigere Wohnung. Außerdem wohnen wir nur in einer kleinen Nachbarschaft, ich habe auch nicht viele Freunde also entschieden sich meine Eltern mit mir umzuziehen. Mein Mum ruft von der Treppe aus in mein Zimmer nach oben: "Chitsu, komm runter! Du musst einkaufen gehen!" Normalerweise schickt sie mich nie zum Einkaufen aber heute... "Warum?!", frage ich rufend nach unten. Sie darauf: "Komm jetzt einfach!" Leise sage ich:"Ist ja schon gut..." und stehe stehe wiederwillig von meinem Stuhl auf, mache den Bildschirm meines PCs aus, ziehe meine Jacke an und öffne meine Zimmertür auf der ein paar Bilder von mir angeklebt sind auf denen ein paar kleine Jungs mit süßen Oberteilen oder viel zu langen Pullis zu sehen sind. Wenn ich ein anderes großes Hobby habe, dann ist es Zeichnen. Ich weiß nicht ob man mir anmerkt, dass ich Bie bin. Warscheinlich kriegt man das am schnellsten raus wenn man sich mein Zimmer ansieht. Auf meinem Bett, das eine Schwarz-Rot-Karierte Decke und ein Kissen hat sind ein paar Teddys denen ich einen pinken Pulli angezogen habe, ein paar graue oder schwarze Plüsch-Füchse mit weißen Pfoten und knallbunten Schals. Ich gehe schnell die Treppe runter und da steht auch schon meine Mum am Ende die sofort wieder anfängt zu belehren: "Chitsu, es hat 30 Grad, und du ziehst eine Jacke an?" "Ach, ist doch egal." Sie meint immer, ich wäre ein bisschen neben der Spur, wenn ich bei hohen Temperaturen eine Jacke trage. Auch wenn es mir egal sein könnte, ich trage sie eher aus modischen Gründen, weil es mir gefällt. Sie redet weiter: "Du wirst aber total schwi-" "Ich hab gesagt es ist egal. Was soll ich einkaufen?", unterbreche ich sie. Ihr ist es zum Glück völlig egal, dass ich sie wieder unterbrochen hab. Mum zieht ein paar Scheine Geld aus ihrer Hosentasche und drückt sie mir samt einer Einkaufsliste in die Hand. "Das steht alles auf der Liste.", sagt sie mit einem lächeln, drückt mir eine Stofftasche in die Hand und geht rechts an mir vorbei. "Warte mal. Warum muss ich heute Einkaufen?", frage ich. "Nun, wenn wir in einer Woche umziehen muss ich noch einiges vorbeireiten. Du kaufst ja auch sonst nie ein.", meint sie und fängt an mit den Fingern aufzuzählen: "Ich muss das Wohnzimmer, die Küche, unsere 2 Bäder, unser Schlafzimmer, den Flur und vermutlich auch dein Zimmer aufräumen und die Sachen aussortieren." Schon hat sie 7 Finger oben und schaut mich mit ihrem typischen "und jetzt geh schon"-Blick an. Ich dreh mich ohne ein Wort zu sagen um, öffne die Haustür und schließe sie hinter mir wieder. Wenn wir erstmal umgezogen sind... gibt es dort wo wir hinziehen mehr Emos? Ich gehe geradeaus bis zu einem kleinen Laden. Nach 50 Meter stehe ich nun vor dem Geschäft. Neben den Einkaufswägen, die aneinandergereiht hintereinander stehen frägt ein kleines Kind seine Mutter: "Mami, warum sieht der Junge so komisch aus?" "Komm mit und beachte ihn einfach nicht.", antwortet die Mutter nur daraufhin und betritt mit dem kleinen etwa 5 Jährigen Kind in den Laden ohne mir weiterhin nach zu blicken. Manchmal wundere ich mich was die Leute gegen meine Ausstrahlung haben... im Ernst, es gibt Emos, die sehen viel extremer aus als ich. Ich sehe mich nicht einmal wirklich als Emo... und wenn ich so extrem für sie nach einem aussehe bin ich trotzdem kein Monster. Wenn jemand in unserem kleinen Städtchen ungefähr weiß was Emos sind, dann fällt ihnen als erstes ein Wort ein: Ritzen. Viele Leute lesen völlig geisteskranke Artikel über mich... und die Medien machen es auch nicht leichter und erzählen immer wieder von Teenies die sich die Haut aufritzen, nur noch weinen und sterben wollen. Nein, so bin ich wirklich nicht... nicht mal ansatzweise. Plötzlich steht ein Alter Mann hinter mir und frägt:"Geht's hier nochmal vorwärts?" Der alte Mann mit dem Krückstock hat ein nicht allzu gut gelauntes Gesicht und wirft mir ein bösen Blick zu. "Oh, T'schuldigung.", entschuldige ich mich bei ihm kurz und leise. "Diese Jugend... so arrogant. Achten nicht mal mehr auf ältere Leute..." Mit diesen Worten geht der griesgrämige, alte, etwas krüpplige Mann mit seinem Krückstock langsam weiter. Ich schaue etwas genervt von dem alten Mann weg auf die Einkaufsliste, nehme eines nach dem anderen vorbeigehend, und werfe es in den Einkaufskorb von dem man sich am Ladeneingang einen von mehreren nehmen kann. Ab und zu blicken ein paar Leute mit einem etwas verwerflichen Blick zu mir die im Laden einkaufen. Ein oder zwei davon murmeln sogar hinter meinem Rücken etwas. Eine Frau fängt an mit der anderen zu flüstern: "Mein Gott, wie kann man nur so lange Haare als Junge haben?" Und die andere Frau darauf: "Sowas tragen doch nur Mädchen soweit ich weiß..." Solche oder ähnliche Sätze muss und musste ich schon immer ertragen wenn ich außer Haus gehe. Wie schaffen es nur andere Emostyler in anderen Städten so beliebt bei Mädchen anzukommen... ich meine... hier gibt es kein einziges Mädchen dem der Stil gefällt. Ich hab's zwar gedankenversunken kaum mitbekommen, doch ich stehe mittlerweile schon an der Kasse... wobei... 8 Meter von der Kasse entfernt kann man wohl eher "in der Schlange stehen" nennen. 10 Minuten warte ich... und warte... und warte. Die junge Kassiererin mit schwarzen, langen Haaren sieht etwas gelangweilt aus. Sie machte ein wenig den Anschein als hätte sie seit 3 Wochen nicht geschlafen. Jede Ware zieht sie förmlich über den Tresen, dass man meinen könnte sie müsste gerade Schwerstarbeit leisten da sie immer wieder leise stöhnt oder seufzt. Endlich bin ich an der Reihe. Ich sehe diese Kaugummi kauende Kassiererin etwas schief von der Seite an. Daraufhin blickt sie zu mir: "Was siehst'e mich so komisch an? Siehst' doch selber kacke aus..." Ich könnte schwören, dass meine Faust gleich in ihrem Gesicht landet, aber ich tu's lieber nicht, da das gegen einige ihrer Menschenrechte verstoßen würde... vermutlich würd' ich mich aber auch gar nicht trauen. Also entschuldige ich mich noch einmal bei jemandem der eigentlich kein Recht hätte mich so an zu quatschen: "Verzeihung..." Geradezu wiederwillig schiebt sie die gekauften Sachen über den Tresen, sodass man merkt, dass ihr ihr Job nicht ansatzweise gefällt. Ich lege die Sachen vom Tresen in meine Stofftasche die mir meine Mum mitgegeben hat und verschwinde wieder so schnell ich kann zur Automatiktür, die sich nur langsam und etwas kaputt wirkend öffnet hinaus. Ich überprüfe kurz ob ich alles dabeihab, auch wenn es mir egal eigentlich egal wäre ob mir etwas fehlt weil ich so schnell nicht nochmal in dieses Geschäft gehen würde. Ich gehe wieder zurück nachhause. Als ich wieder vor meiner Haustür stehe hör ich auch schon wie meine Mum kreischt: "OH GOTT! EINE SPINNE! MACH SIE WEG! MACH SIE WEG!" Das vergesse ich immer wieder. Meine Mum hat eine riesige Spinnenphobie. Kaum öffne ich die Tür schon seh ich wie mein Dad mit einer Zeitung in der Hand auf die Wand schlägt und meine Mum zusammengekauert in der der Ecke unserer Treppe hockt. "H-Hey Chitsu...", sagt mein Dad mit etwas schweiß auf der Stirn. "Steh wieder auf Makoto, Schatz." "Ist sie weg, Takaki?", frägt sie. Dann versucht er Mum aus der Ecke zu zerren, die zitternd, halb traumatisiert dasitzt und wohl noch nicht ganz verkraftet hat was gerade passiert ist. Das ist eigentlich nichts besonderes wenn meine Mum wegen einer einzelnen Spinne so durchdreht, aber da sie zurzeit aufräumt bekommt sie eine Spinne natürlich öfters mal zu Gesicht. Ich lege die Einkaufstasche neben der Haustür ab, gehe an meiner Mum vorbei die Treppe nach oben und in mein Zimmer. Ich sinke ein wenig an meiner Zimmertür zusammen, seufze, schließe die Augen und leg meine Hand aufs Gesicht. "Ich will hier endlich weeeeg..." Ich gehe wieder ein wenig schleppend auf meinen Schreibtischstuhl zu und setze mich. Es klopft an der Tür. "Ja, was is'?", frage ich gelangweilt. Es ist Dad mit einem großen Lächeln im Gesicht: "Der Vermieter hat angerufen! Wir können schon in 4 tagen einziehen! 3 Tage früher!" "Ein Glück." Ich sinke in meinem Stuhl zusammen und bin erleichtert. "Endlich kann ich hier weg... und sogar noch früher..." > > > >Vier Tage Später "Das waren dann die letzten Kisten!" Mit diesen Worten schiebt mein Dad die letzten Kartons in den Umzugslaster, steigt in unseren PKW und setzt sich ans Steuer. Er dreht den Schlüssel um und startet den Motor. Schon fährt der Wagen los und ich bin endlich hier weg. Ich blicke zwar gelangweilt zum Autofenster hinaus, aber innerlich bin ich überglücklich endlich von diesem Kaff weg zu sein. Ich lehne mich mit dem Arm gegen das Fenster und blicke hinaus. Wir fahren den Feldweg entlang der von der nicht allzu großen Nachbarschaft wegführt. Ich frage leicht verträumt: "Wie sieht es wohl in der nächsten Stadt aus?" Meine Mutter dreht sich zu mir um: "Wird bestimmt toll, es gibt ein paar Schwimmbäder, Parks... nach dem was ich erfahren habe gefällt's dir bestimmt besser, Chitsu!", sagt Mum richtig begeistert und dreht sich wieder nach vorne um. "Ja... hoffentlich.", sage ich leise daraufhin. Meine Mum auf dem Beifahrersitz sieht auch richtig zufrieden aus. Ich glaube, dass ihr es in unserer alten Stadt auch nicht besonders gefallen hat. "Soll ich das Radio anmachen? Ich habe gerade irgendwie Lust darauf.", frägt sie. "Ein bisschen Musik schadet nie. Schalt's doch einfach mal an.", meint mein Dad. Darauf knipst Sie den winzigen On/Off schalter um und schon läuft Musik. Es ist "Dare You To Move" von "Switchfoot". Ich bin ganz schön müde... ich schätze bei dem Lied schlafe ich sowieso gleich ein... > > > >Acht Stunden Und Einige Minuten Später "Wach auf Chitsu. Wach auf! Hey wir sind da Chitsu!", ruft meine Mutter. "Ew, was? Wie? Schon?",frage ich und blicke ein wenig müde aus dem Autofenster. Die Sonne scheint noch, da wir um sechs Uhr in der Früh gefahren sind. Wir sind endlich da. Vor dem Auto und hinter dem Auto führt eine sehr große und breite Straße durch eine riesen Nachbarschaft mit Gärten, und einigen Bäumen die zwischen der Straße und dem Bürgersteig wachsen. Zwischen einigen Häusern sind größere Holzzäune aufgebaut, doch bei den meisten sind es aber Hecken. Ein paar Leute sind draußen und schneiden die Hecken, eine Hausfrau mäht fröhlich die Wiese vor ihrem Haus, während drei Kinder in einem Vorgarten fangen spielen. Ja, man könnte wirklich den Himmel und die Hölle vergleichen, das würde dem Vergleich mit dieser Stadt und unserer Herkunftsnachbarschaft perfekt gleichen. Und... kann es sein? Ich glaube sogar dass ich zwei, drei oder sogar vier Teenager mit Emostyle am Ende der Straße über eine T-Kreuzung hab gehen sehen. Langsam gefällt mir die Stadt... und ich bin noch nicht mal seit 10 Minuten hier... To be continued in chapter 2 Hosted by Animexx e.V. 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