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Long Long Time

[alle chaps online]
von

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#1

Es ist wieder einer dieser Tage. Einer dieser Tage, an denen man lieber nicht nach Hause kommt, sondern sich irgendwohin verkriecht. An einen Ort, an ein kleines, verlassenes Fleckchen, wo man sich hinsetzten und einfach das Leben um einen herum vergessen kann. Wo man sich seinen Gedanken hingeben kann und sich einfach frei fühlt für einen kurzen Moment. Genau solch einen Platz hat Akane gesucht. Einen Ort, wohin sie entfliehen und sich vor ihrer Familie verstecken kann. Und eben diesen Ort hat sie nun endlich gefunden. In dieses glitzernde, azurblaue Wasser des Sees könnte sie stundenlang blicken. Einfach darin versinken. Sie könnte stundenlang unter diesem Baum sitzen, auf dem kühlen Gras und über ihr Leben nachdenken. Über ihr absolut, langweiliges Leben, das abends genauso endet wie es morgens begonnen hat. Und das genauso der Tag heute und der Tag morgen und der Tag danach und der Tag nach dem Tag danach ebenfalls. Eigentlich ihr ganzes Leben. Ihr ganzes Leben ist doch die reinste Katastrophe. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie viele schönen Augenblicke gibt es eigentlich, an die sie sich vielleicht nur annähernd erinnern könnte?

Wie viele gibt es wirklich, wie viele sind real?

Wie viele hat sie sich nicht nur ausgedacht um etwas glücklicher zu sein. Nein, sich einzubilden glücklicher zu sein und nicht einsam. Einsam und traurig. Denn genau das ist sie in Wirklichkeit. Zu oft redet sie sich ein, dass sie es nicht sei. Doch jedes Mal muss sie erneut erkennen, dass dies nur ein Wunsch ist, der sich womöglich niemals erfüllen ließ. So sehr sie auch an ihn glaubt und an ihm festhält. Es würde immer nur ein Wunsch sein.

Sie lehnt sich an den Baumstamm hinter sich und sieht in den blauen Himmel empor. Keine einzige Wolke leistet ihr Gesellschaft. Keine einzige. Erst jetzt nimmt Akane diese Stille wirklich wahr. Diese unglaubliche Stille. Sie kann sogar das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln hören. Und wie er sanft über die Wasseroberfläche streicht, sie sich kräuselt und wieder glättet. Wie sich das Gras um sie herum bewegt und einige Vögel tief im Waldinnern zwitschern. Es ist eine unheimliche Stille. Es kann doch nicht sein, dass niemand außer ihr hier ist? Das niemand, außer ihr, diesen See entdeckt hat? Oder vielleicht doch? Sie muss zugeben, es ist wirklich ein abgelegenes Fleckchen außerhalb der Stadt. Sie hat niemanden davon erzählt, nicht einmal ihren Schwestern oder Ranma. Ihm vor allem nicht. Er wäre ihr doch nur gefolgt und hätte sich über sie lustig gemacht. ,Ranma... du Idiot!'

Ja, seit Ranma in ihr Leben eingetreten ist, nein, seit er in ihr Leben hineingeplatzt ist, hat sich viel verändert. Besonders für Akane selbst. Seit er da ist, ist ihr Leben zu einem einzigen Chaos geworden. Und sie schafft es nicht, es wieder in normale Bahnen zu führen. Will sie das überhaupt? Ein normales Leben? So unnormal ist es doch auch gar nicht. Hin und wieder ging das eine oder andere Zimmer zu Bruch, aber das ist auch schon alles. Das gehört eher zu den kleineren Vorkommnissen, die seit seinem Auftauchen die Tendos heimgesucht haben. Auf irgendeine Art und Weise ist es ja auch schon wieder lustig, dem ganzen Tag für Tag zuzusehen. Sie hat sich daran gewöhnt und es akzeptiert, so wie es ist. Nur mit dieser Verlobung kann sie sich immer noch nicht abfinden. Warum ausgerechnet sie? Warum?

,Das hab ich doch nur Kasumi und Nabiki zu verdanken. Na schönen Dank auch!' Akane könnte ihre beiden Schwestern den Hals umdrehen bei dem Gedanken wie galant sie sich doch aus der Affäre gezogen hatten. "Akane hasst doch Jungen! Und da Ranma ja zum teil auch Mädchen ist, passt das doch wirklich gut." ,Schönen Dank!' Und sie? Sie selbst hat niemand gefragt. Sie hat alles stumm ertragen und mit diesem... diesem Trottel verlobt werden müssen. ,Wirklich herzlichen Dank!'

Als sie aus ihren Gedanken erwacht, ist es bereits Abend geworden. Das Wasser ist zu einem einzigen Meer aus funkelnden Punkten geworden und die Sonne steht schon tief am Himmel. Bald würde sie untergehen und die ganze Stadt in einziges verschlingendes Schwarz tauchen. ,Ich sollte mich langsam auf den Heimweg machen. Es ist ja schon fast dunkel.' Akane steht auf und nimmt ihre Schultasche in die eine Hand. Sie wirft einen letzten Blick auf den See und geht dann langsam den schmalen Weg durch den Wald zurück. Im Unterholz knackt es und eine Eule kündigt die vorrückende Nacht an. Der Wind wird stärker und lässt die Baumkronen bedrohlich hin und her schwenken. Oder bildet sie sich das nur ein? ,Ach was! Ich bin doch kein Angsthase. Soweit kommt's noch.' Als sie das nächste mal vom Boden aufsieht und mit den Augen dem Weg folgt, sieht sie nichts. Nichts, nur die Dunkelheit der Nacht. In diesem Wald ist es so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen kann. Und überall um sie herum stehen die hohen Bäume und all die Sträucher und all die kleinen Tiere die hier auf dem feuchten Boden herumkriechen. Die darauf warten, dass es Nacht wird, damit sie aus ihren Löchern hervorkommen können und sich auf die Jagd begeben können.

Sie schüttelt den Kopf. "Akane! Jetzt bist du wirklich paranoid! Genau. Dafür gibt es keinen anderen Begriff." Sie sieht sich um. Finsternis. Und vor ihr auch und neben ihr. Wie soll sie so nur nach Hause kommen? Sie könnte schreien. Vielleicht würde jemand sie hören, aber, nein, dann würde Ranma sich doch nur wieder über sie lustig machen. Sie kann deutlich seine Stimme in ihrem Kopf hören. "Was ist denn los? Hat unser Machoweib Angst im Dunkeln? Och... das tut mir aber leid!" Nein, sie würde beweisen, dass sie es allein schaffen kann. Ohne die Hilfe dieses... Trottels!
 

.....to be continued....

#2

Es wird immer später und später. Doch im Haus der Tendos brennt noch immer Licht. Niemand denkt wirklich ans Schlafen. Gut, vielleicht fast niemand. Kasumi sieht auf die Uhr. "Es ist schon nach Mitternacht und Akane ist immer noch nicht zu Hause. Da muss doch irgendetwas passiert sein?" Sie setzt sich neben ihre Schwester und wirft einen besorgten Blick in die Runde. "Ach was. Die kommt schon noch. Sie muss sich mal wieder wichtig machen." Ranma lehnt sich zurück und schließt die Augen. "Ich bitte dich. Akane würde so etwas niemals tun. Sie ist doch immer zuverlässig. Das kann ich mir nicht vorstellen." Kasumi steht wieder auf und läuft unruhig im Zimmer auf und ab. Normalerweise ist sie die Ruhe in Person, aber jetzt. "Vielleicht sollte mal jemand nach ihr suchen. Dann könnte ich endlich schlafen gehen." Nun hat auch Nabiki langsam genug. "Ich meine, irgendetwas müssen wir doch tun." Soun und Genma nicken gleichzeitig. "Das stimmt. Wenn ihr nun wirklich etwas passiert ist, dann..." "Vater?" Genma blickt seinen Sohn einen Moment an. "Was ist, Junge?" "Was soll der denn bitte schön schon passieren? Die haut doch alles kurz und klein. Wenn du so scharf darauf bist, sie zu suchen, da vorne ist die Tür."

Einen Augenblick ist es still bis Genma aufsteht. "Ich geh mal kurz schwimmen!" "Nein, du verdammter..." Weiter kommt Ranma nicht. Sein Vater hat sich bereits in den Hausteich gestürzt und sich in einen Panda verwandelt. "So kann man sich auch aus der Affäre ziehen!" [Schlau, was?] "Oh ja, wirklich schlau!"

"Hallo! Jetzt hört doch auf ihr beide. Ihr führt euch ja auf wie Kleinkinder!" [Der hat angefangen.] "Genma, hör auf. Das ist eine ernste Lage!"

Sie setzen sich wieder alle um den Tisch herum. Die Stille die im Raum liegt ist erdrückend. Wenn doch nur irgendjemand einen Vorschlag hätte. Nur einen winzigen. ,Oh man. Worauf warten die eigentlich noch? Wenn das so weiter geht, sitz ich hier morgen früh noch.' "Also Leute. Ich geh jetzt schlafen. Tut mir leid." "Ist gut, Nabiki. Schlaf gut." Und schon ist sie verschwunden. ,Vielleicht sollte ich auch schlafen gehen. Wäre eine Lösung.' Nach einer Weile zieht sich auch Kasumi in ihr Zimmer zurück. So bleiben nur noch Genma, Soun und Ranma schließlich übrig. "Ich glaube Saotome, es nützt sowieso nichts. Sie wird schon wieder kommen. Hoffe ich. Und bis dahin schlage ich vor, sollten wir uns etwas aufs Ohr hauen." "Großartige Idee!" Ranma springt auf, dichtgefolgt von seinem Vater. [Gute Nacht!] "Ja ja, dir auch." Kurz darauf ist das ganze Haus in der Stille versunken.

Das ganze Haus scheint zu schlafen. Nur Ranma liegt noch wach und dreht sich von einer Seite zur anderen. Er schafft es einfach nicht einschlafen. Ohne, dass er es überhaupt will, muss er an Akane denken. Wo sie sich nur die ganze Nacht herumtreibt? Es kann doch nichts geben, was jemanden die ganze Nacht beansprucht? Oder vielleicht doch? Er drehte sich wieder zur anderen Seite. Sein Vater schläft tief und fest und auch alle anderen. ,Machen die sich denn überhaupt keine Sorgen? Kann ich nicht verstehen!' Aber was soll er denn machen. Es ist Nacht. Es ist stockdunkel. Und sie könnte überall sein. ,Verdammt Akane!' Es ist zum verrückt werden. ,Warum mache ich mir eigentlich solche Sorgen um dieses kleine Machoweib? Das kann doch nicht sein. Hey, sie nennt mich schließlich immer Trottel und was weiß ich noch! Sie ist arrogant und ne wirklich schlechte Köchin. Aber eigentlich ist sie doch gar nicht so. Sie versteckt sich doch immer nur hinter ihrer harten Schale. Oder? Moment mal. Was mach ich hier eigentlich? Mir ist das doch egal was die macht. Ich schlaf jetzt!' Mit diesem Gedanken schließt er die Augen. ,Vielleicht ist sie ja auch schon wieder da?' Mit einem Satz springt er auf und rennt in Akanes Zimmer. Aber sie ist nicht da. Ihr Bett ist noch genauso unberührt wie am Morgen. Das sieht ihr doch eigentlich gar nicht ähnlich. So lange wegzubleiben ohne Bescheid zu sagen. Schließlich fasst er einen Entschluss. ,Wenn niemand aus diesem verrückten Haus freiwillig nach ihr suchen geht, mach ich das eben.' Er schleicht in sein Zimmer zurück, zieht sich schnell an und verlässt den Raum durch das Fenster. "Mhm... wo würde ich hingehen, wenn ich Akane wäre? Wahrscheinlich ins nächste Dojo. Nein. Jetzt komm schon Ranma. Denk doch mal ernsthaft nach." Er ist gerade an der Furikan HighSchool angekommen. Aber es ist doch unwahrscheinlich, dass sie sich ausgerechnet hier aufhält. ,Nun gut. Ein Versuch ist es wert.'

Eine Weile später verlässt er die Schule wieder. "Hätte ich mir auch denken können. Verdammt. Wo bist du nur Akane?"
 

Die Dunkelheit um sie herum wird unerträglich. Wie soll sie so noch einen Weg aus diesem Wald herausfinden? Es ist doch hoffnungslos. Sie könnte überall und nirgendwo sein. Warum ist sie nicht schon eher nach Hause gegangen? Warum nur? Niemandem scheint es aufzufallen, dass sie nicht nach Hause gekommen ist. ,Bin ich ihnen denn allen egal? Bin ich so unbedeutend?' Ihre Füße schmerzen. Noch einen Schritt und sie kippt um. Kurzerhand setzt sie sich hin. Es ist ihr egal, dass ihr Kleid schmutzig wird. Und es ist ihr egal, dass überall um sie herum das Getier herumkriecht. Sie muss es sich eingestehen. ,Ich schaff es wohl doch nicht alleine. Ich bin allein völlig nutzlos.' Eine große Träne kullert Akanes Wange herunter und versiegt im Erdboden.
 

In der Zwischenzeit hat Ranma so ziemlich alle bekannten Plätze abgesucht, doch nirgends hat er auch nur eine Spur von Akane gefunden. ,Wo ist sie nur? Es kann doch nicht so schwer sein, sie zu finden?' Anscheinend ja doch. Ein weiteres Mal klappert er die Stadt ab und ein weiteres Mal sind es vergebene Mühen. Keine Spur von Akane.
 

Sie ballt ihre Hände zu Fäusten und schlägt sie in den Boden. Immer noch laufen ihr Tränen übers Gesicht. Tränen aus Wut, Trauer und Angst. Ja, sie muss sich eingestehen, sie hat wirklich Angst. Angst davor nie wieder aus diesem Wald herauszukommen. Warum muss sie auch so neugierig gewesen sein und diesen See gefunden haben? Warum hat sie nur niemandem davon erzählt? Dann säße sie hier nicht, sondern wäre vielleicht schon längst zu Hause. ,Ich... ich will hier raus! Ranma...'

#3

Diese Nacht scheint ewig zu dauern. Sie will einfach nicht dem Tag weichen. Sie will unbedingt gewinnen. Noch immer liegt sie wie eine schwarze Decke über der Stadt. Noch immer ist es in den verwinkelten Gassen still. Kein einziger Laut ist zu hören. Hin und wieder jedoch hallt der Ruf einer Eule durch die Stille, verschwindet aber sofort wieder. Wie lange würde diese Nacht, diese unerträgliche Finsternis noch andauern? Wie lange? Akane hat mittlerweile die Hoffnung aufgegeben aus diesem Wald zu finden. Morgen, wenn die Sonne endlich wieder hinter den Bergen aufging, ja. Dann würde sie endlich einen Weg finden. Aber heute Nacht ist sie unweigerlich in dieser schwarzen, dunklen, kalten Hölle gefangen. Sie zittert, zieht ihre Knie näher an ihren Körper heran. Sie hat das Gefühl, dass jede Sekunde wie eine Minute verstreichen und die Minuten in die Ewigkeit übergehen. In diese unendliche Ewigkeit. Wie lange muss sie hier noch sitzen? Wie lange muss sie noch warten, bis es endlich Morgen werde würde? Bis sie endlich nach Hause............. Sie ist eingeschlafen.
 

Die Stadt liegt in diesem unheimlichen Zustand. Die Laternen brennen und werfen große Schatten auf den Asphalt. ,Es hat doch keinen Sinn. Ich habe jetzt die ganze Stadt abgesucht, und sie nicht gefunden.' Obwohl Ranma sich mit dem Ergebnis seiner Suche nicht zufrieden stellen kann, muss er es schließlich einsehen. Es hat einfach keinen Sinn. Er kann noch einmal und noch einmal und auch ein weiteres mal die Stadt nach Akane absuchen. Er würde sie nicht finden. Sie scheint wie vom Erdboden verschluckt. Einfach verschwunden. ,Also gut, ich kann nur hoffen, dass sie morgen wieder da ist.' Langsam geht Ranma zurück zum Haus der Tendos. Er kann nur hoffen, dass niemand von seinem nächtlichen Ausflug Wind bekommen hat. Wenn er ihnen nun auch noch die Botschaft seines Misserfolgs überbringen müsste, wäre das eine Katastrophe. Er schiebt die Tür zu seinem Zimmer und dem seines Vaters zur Seite und legt sich wieder in sein Bett. Am liebsten würde er sofort einschlafen und am Morgen aufwachen und merken, dass alles nur ein Traum gewesen ist. Und das Akane ihn wieder als Trottel beleidigt und ihn zur Schule schleppt. Je länger Ranma darüber nachdenkt, desto unwohler wird ihm. Nur, warum? ,Sonst mache ich mir doch schließlich auch keine Gedanken um sie. Wieso jetzt? Eigentlich sollte ich doch froh sein, dass ich dieses Machoweib endlich los bin.' Aber in Wirklichkeit ist er genau das Gegenteil von alldem. Obwohl er ganz genau weiß, wie sehr Akane ihm manchmal auf die Nerven fällt. Wie oft er sie einfach nur erwürgen könnte, genau so weiß er, dass es ohne sie nicht das selbe sein würde. Es würde einfach eine ganz bestimmte Sache in seinem Leben fehlen. ,Nein, nicht irgendeine Sache. Sondern Akane.'

#4

Die Nacht wird immer länger und der Morgen scheint sich immer weiter zu entfernen. Wer weiß, wie lange diese Dunkelheit, diese Ungewissheit noch andauern würde. Vielleicht würde sie niemals wieder von seiner Seite weichen. Diese Ungewissheit...
 

Eine wohlige Wärme umschließt Akane. Sanft kitzeln die Sonnenstrahlen ihre Haut. Der Duft des Morgens liegt in der Luft. Hier, mitten im Wald, ist er noch intensiver als anderswo. Man kann die frische Luft riechen und fühlen. Die Vögel zwitschern in den Baumkronen und der Wind wiegt sie sanft hin und her. Langsam schlägt sie ihre Augen auf. Das helle Licht blendet sie, sie blinzelt. Stück für Stück erinnert Akane sich an die letzte Nacht. Wie sie diese in diesem Wald verbracht hat. Zwischen all den Sträuchern und den Tieren. Jetzt ist es endlich Morgen. Und jetzt kann sie auch den Weg aus diesem Wald endlich finden. ,Bin ich froh, wenn ich endlich wieder zu Hause bin.' Ihre ganze Angst, ihre Trauer und ihre Wut scheinen verflogen. Das einzige, woran sie denken kann, ist, nach Hause zu kommen. Und etwas zu essen. Ihr Magen knurrt. ,Jetzt aber nichts wie los.' Erst nun fällt Akane auf, dass ihr Kleid ganz schmutzig ist, ihre Arme und Beine von den Sträuchern ganz aufgekratzt sind und ihr rechtes Knie sogar blutet. ,Das muss passiert sein, als ich über diesen Baumstumpf gefallen bin. Au... das tut weh.'
 

"Musst du einen immer so brutal wecken, Vater? Ich bin doch wach!" Genma hat sich heute morgen einmal die Freiheit genommen und seinen Sohn geweckt. Es ist Samstag. Die Sonne scheint und die Vögel sitzen draußen am Hausteich und singen ihr Lied vor sich hin. Ranma-chan hat einen kleinen Ausflug in den Teich unternommen und steht nun triefendnass auf der Veranda. "Das wirst du mit büßen!" "Ha, versuch's doch!" Unten aus er Küche steigt der Duft von Frühstück auf. Kasumi ist schon eine ganze Weile auf und so langsam wacht auch der Rest aus dem Hause Tendo auf. "Ranma? Herr Saotome? Kommt ihr bitte zum Frühstück!" Nabiki kommt die Treppe hinuntergeschlurft und setzt sich sofort an den Tisch neben ihren Vater und Happosai. "Guten Morgen." Sie gähnt noch einmal herzlich. Endlich stoßen auch Ranma-chan und [Genma] zu den dreien. "Guten Morgen Saotome. Schon so früh am Baden?" [Eher unfreiwillig als freiwillig.] Soun nickt. "Ich glaube, das kannst du gut gebrauchen Ranma." Kasumi überschütten sie mit dem heißen Wasser. Was für eine Wohltat! Es scheint ein ganz normaler Morgen zu sein. Ein alltäglicher Samstagmorgen mit den selben Lappalien und den selben Gewohnheiten. Niemand scheint auch nur im geringsten zu bemerken, dass nicht wirklich alles beim selben ist. Das Akane noch immer nicht zurück ist. Während des ganzen Frühstücks herrscht eine bedrückende Stille. Sogar Happosai, der sonst für jede Situation einen Spruch auf Lager hat, beteiligt sich an diesem Schweigen. ,Das kann doch nicht wahr sein. Tun die doch tatsächlich so, als sein nichts geschehen.' " Ich will ja euer Schweigen nicht stören, aber ist es euch so egal, dass Akane immer noch nicht zurück ist? Ich meine, sie ist die ganze Nacht schon weg und..." Ein kräftiger Schlag trifft ihn auf der Schulter. "Das ist die richtige Einstellung, Ranma! Machst dir Sorgen um deine Verlobte!" Ranma verzieht das Gesicht. ,Ja schon, aber...' "... das versteht ihr sowieso nicht!" Er steht auf und verlässt den Raum. Eine ganze Weile starren ihm alle hinter her. "Was ist denn mit dem los? Hat der was falsches gegessen?" "Happosai, hör bitte auf Ranma zu ärgern. Er ist im Moment in einer schweren Situation." "Na, wenn du das sagst, Kasumi, muss es wohl stimmen." [Und wer fragt mich?]
 

,Endlich. Die Strasse! Jetzt ist es ja nicht mehr weit. Nur noch ein Stück.' Obwohl heute Samstag ist, herrscht auf den Strassen reges Treiben. Die meisten Geschäfte haben heute offen und viele Leute nutzen diese Tatsache. Auf Akanes Weg allerdings gibt es nur ein paar kleinere Geschäfte und allesamt haben geschlossen. ,Na toll! Das ist mal wieder typisch!' Ihr Fuß pocht immer noch. Als sie den Wald verlassen hat, hat sie erst den Schmerz bemerkt. Es muss passiert sein, als sie hingefallen ist. Hoffentlich ist er nicht ernsthaft verletzt. Das wäre eine Katastrophe! Sie bleibt einen Moment stehen und setzt sich auf die kleine Mauer. Die letzte Nacht und der Weg sind doch anstrengender gewesen als sie angenommen hat. Dabei überwältigt sie doch sonst solche Hindernisse mit Leichtigkeit. Mehr oder weniger. Warum nur hatte diese Nacht so an ihrer Kraft gezehrt? ,Wenn ich hier jetzt im Selbstmitleid versinke, komm ich auch nicht nach Hause. Es ist doch nur noch um die Ecke.' Tatsächlich liegt vor ihr die lange Strasse mit dem Tor zur Tendo-Kampfschule. ,Geschafft! Endlich!'
 

,Was ist nur los mit mir? Verdammt noch mal! Ich versteh es einfach nicht. Ich... bin doch sonst nicht so. Sonst ist es mir doch so was von egal was aus Akane wird, aber jetzt. Okay. Ich kann weiter darüber nachgrübeln, aber ich komm einfach zu keinem Ergebnis. Kann das denn so schwer sein.' Ranma lehnt sich zurück und starrt in den Himmel. Für einen Moment glaubt er ihr Gesicht zu sehen, ihre Stimme zu hören. ,Der Wind will mir doch nur einen Streich spielen. Wo bist du nur Akane? Wieso musst du immer so verrückte Sachen machen? Nein, ich tu's schon wieder. Aber, ich bekomm sie einfach nicht aus meinem Kopf raus. Sie ist einfach da oben eingehackt und will nicht mehr weg...' "... ich muss zugeben, sie ist mir doch wichtiger als ich wirklich zugeben will."

"Was redest du da eigentlich, Ranma?" Diese Stimme. Dieser Tonfall. "A.... Akane?" "Ja! So heiß ich immer noch." Eigentlich will Ranma eine patzige Antwort zurück geben, aber irgendetwas in ihm hindert ihn daran. Das ist doch sicher nur ein Traum oder so. Aber selbst einen Moment später steht sie noch immer vor ihm. Das kann kein Traum sein. Auf einmal überkommen ihn so viele Gedanken. Es ist, als würde sich ein Wirbelwind mitten in ihm entfalten und alles durcheinander wirbeln. Er weiß nicht mehr, was er wirklich denkt. Was er wirklich fühlt. Was er tut. "Akane! Du..." Sie sieht in verwirrt an. Kann selber nicht begreifen, was er gerade tut. "Versprich mir, dass du so was nie wieder machst. Versprich es mir!" Er drückt sie fester an sich, will sie gar nicht los lassen. "Ranma..." Einen Moment sieht er ihr direkt in die Augen. "Versprich es mir!" ,Ranma... Ich versprech's.'

#5

Die Sekunden, ja, selbst die Minuten ziehen sich hin, bis in die Ewigkeit. Der Wind spielt mit dem Kirschblüten, die auf den Strassen liegen. Er wirbelt sie hoch in die Luft. Dem Himmel entgegen, lässt sie los und sie schweben zurück zu Boden. Legen sich auf die selbe Stelle wie zuvor. Der Wind säuselt in den Baumkronen. Unverständliche Worte, die keinen Sinn ergeben. Keinen Sinn ergeben sollen. Erneut beginnt der Wind mit den Blüten zu spielen. Diesmal lässt er sie noch weiter, dem blauen Himmel entgegen, aufsteigen. Bald kann man sie nicht mehr sehen. Sie vermischen sich mit dem Blau dort oben, fliegen immer weiter weg, bis sie irgendwann am Horizont ganz verschwunden sind. Und wieder kehrt Stille ein.

Noch immer stehen die Beiden engumschlungen auf der Veranda. Keiner möchte auch nur ein Wort sagen, aus Angst, die Stimmung zu zerstören. Jeder lauscht dem Atem des Anderen. Und jeder fühlt den Herzschlag des Anderen nah bei seinem eigenen. ,Ranma... was ist nur los mit mir? Warum bin ich nur so verwirrt, wenn er in meiner Nähe ist?' Sie kennt die Antwort. Oder glaubt sie zukennen. Nein, sie ist sich ganz sicher, dass es so ist. Aber wie soll sie es sagen? Denn auf genau diese Frage hat sie als einzige keine Antwort. ,Wieso hab ich das nur gesagt? Wieso? Ich wollte ihr doch eigentlich wieder irgendeine Gemeinheit an den Kopf werfen, oder. Okay, vielleicht wollte ich auch einfach nur etwas wütend auf sie sein, aber nicht wirklich, sondern nur gespielt, damit sie merkt, was sie falsch gemacht hat.' Er hält einen Moment inne. ,Was rede ich da für einen Schwachsinn?' "Tut... tut mir leid, Akane. Ich... ich wollte das nicht, ehrlich. Ich sag's dir nur, damit du's weißt bevor du mich gleich verprügelst." Er lässt sie los und tritt einen Schritt zurück. Er kann immer noch nicht wirklich glauben, was er gerade getan hat. Normalerweise hätte er sich doch gewehrt sie auch nur anzufassen. Er käme gar nicht auf die Idee, sie zu umarmen. Aber in diesem Moment, als sie vor ihm stand, da konnte er einfach nicht anders. Er hat das Gefühl gehabt, als hätte sich sein Körper selbstständig gemacht. Er hat einfach die Kontrolle verloren. ,Kann ich das wirklich nur darauf schieben? Vielleicht war ich ja auch etwas selbst daran beteiligt.' "Ranma?" "Ähm... ja? Was ist?" Akane sieht verlegen auf den Boden, an ihm vorbei und dann wieder auf den Boden. "Was ist denn, Akane?" Sie weiß nicht, wie sie es sagen soll. Vielleicht würde er sie auslachen? Vielleicht würde er glauben, dass sie sich nur über ihn lustig macht? Vielleicht... vielleicht aber auch nicht. "Nichts. Gar nichts." Sie dreht sich um und betritt das Haus. "Warte doch mal, Akane. Du wolltest mir doch irgendetwas sagen, hab ich recht?" ,Ich habe recht, dass weiß ich. Und ich kann dich verstehen, Akane. Wir sind beide nicht mutig genug, um es zu sagen. Ich auch nicht.' "Nein, wollte ich nicht. Ich... ich wollte fragen, wo Paps ist." Das ist glatt gelogen. Aber was soll sie denn tun, wenn ihr einfach der Mut fehlt. "Trotzdem, danke... Ranma!" Obwohl Akane längst im Haus verschwunden ist, sieht Ranma ihr noch immer hinterher. Es ist das erste mal gewesen, dass sie sich nicht beleidigt haben oder im Streit auseinandergegangen sind. Nein. Diesmal ist es anders gewesen. Es ist... ein Schritt... ein erster Schritt auf das Ziel zu gewesen. ,Nur, welches Ziel?'
 

"Ranma!? Was ist denn mit dir los? Du stehst hier rum, als hättest du einen Geist gesehen?" Er dreht sich um. Fühlt sich ertappt. "Hallo Ukyo! Was willst du denn hier?" Sie macht nicht die Anstalten auf seine Frage zu antworten. "Sie ist also wieder da?" "Wer? Wer ist wieder da?" Sie schmunzelt. Entweder stellt er sich nur so blöd, oder er weiß es wirklich nicht. "Ich rede von Akane. Ich hab dich heute Nacht gesehen, als du in der Stadt irgendjemanden gesucht hast. Du sahst so..." "Wie sah ich aus?" "So, traurig und verzweifelt!" "Was??? Ich und traurig und verzweifelt? Quatsch! Wie kommst du darauf?" Langsam wird Ukyo wütend. Wenn sie eines nicht leiden kann, dann ist es diesen heuchlerische Verhalten. Dieses gespielte Unwissen. "Du kannst gerne den Anderen etwas vorspielen, aber mir nicht!" "Aber...!" "Nein, lass mich ausreden. Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich weiß auch, dass du es nicht tust. Und das akzeptiere ich auch. Ich habe wirklich alles versucht. Wirklich alles, aber weißt du, erst dachte ich, du wüsstest was du willst. Aber mittlerweile denke ich, nein, ich weiß, dass du es nicht weißt. Du glaubst, die Antwort zu kennen. Du glaubst es und damit ist es für dich erledigt..." Was will sie ihm nur sagen? Ihre Worten klingen wie der Schlag einer flachen Hand in sein Gesicht. Nur er spürt nichts. "Du quälst dich immer und immer wieder mit der selben Frage. Und jedes mal glaubst du, du hättest die Lösung. Du hättest endlich die Wahrheit heraus gefunden. Die Wahrheit über deine Gefühle. Du gibst es vielleicht nicht zu, aber... wie lange willst du sie noch verbergen? Irgendwann zerreißt es dich von innen." Er versteht immer noch nicht, was sie von ihm will. Ist sie nur hergekommen um ihm diese Predigt zu halten? "Ranma! Gesteh dir doch endlich ein, dass du Akane liebst! Das sie dir mehr bedeutet, als alles andere auf der Welt! Sogar mehr, als die Tatsache, dass du nur ein halber Mann bist!"

#6

Der Himmel verdunkelt sich und die Wolken verdrängen die Sonne. Es wird kälter und auch der Wind weht stärker. Er wirbelt die Kirschblüten auf, aber er spielt nicht mehr mit ihnen. Nein, er wirft sie hin und her. Ohne jeden Sinn. Er wirbelt sie hinauf in die Luft, dann wieder stößt er sie talabwärts bis sie auf den harten Asphalt fallen und einfach liegen bleiben. Niemand kümmert sich darum. Gerade eben noch sind die durch die Lüfte geschwebt, haben die Umgebung verschönert mit ihrer Farbe und im nächsten Moment wird alles zerstört. Ein lautes Donnern hallt von den Bergen wider und wider. Ein Blitz zuckt über dem Wald auf. Ein greller Blitz, der die Umgebung für eine Sekunde erleuchtet. Da, von weit her ein erneuter Donnerschlag. Ein Regentropfen fällt auf den Asphalt. Berührt die Kirschblüte, rinnt weiter die Strasse entlang. Ihm folgt ein weitere und noch einer. Erst treffen nur ein paar den Boden, doch es werden immer mehr. Der Regen wird heftiger. Die Kirschblüten werden brutal weggespült, aber niemand kümmert es. Es sind nur Kirschblüten.

Ranma-chan steht wie angewurzelt da und starrt gerade aus. Dort, wo gerade noch Ukyo gestanden hat, hat sich nun auch eine Pfütze gebildet. Und immer mehr Regentropfen nähren sie. Es ist wie ein offener Schlag ins Gesicht gewesen. Eine Behauptung, einfach in den Raum geworfen. Und dann zu verschwinden. Ohne ein weiteres Wort zu sagen. Vielleicht... vielleicht hat sie ja Angst vor seiner Antwort gehabt? Vielleicht hat sie aber auch... recht gehabt mit ihrer Vermutung. "Vielleicht... liebe ich sie ja wirklich!" Es ist das erste mal, dass er dieses Wort sagt. Liebe! Vielleicht ist es wirklich Liebe. Wer weiß.

"Ranma! Was stehst du hier draußen im Regen herum? Willst du dich noch erkälten?" Sie wirbelt herum. Akane steht mit einer Teekanne in der Tür und sieht sie erwartungsvoll an. "Was ist? Hast du Wurzeln geschlagen? Wenn du unbedingt draußen bleiben willst. Bitte! Ich zwing dich zu nichts!" Sie dreht sich um und verschwindet wieder mit der Teekanne. ,Trottel! Und ich bilde mir etwas drauf ein!' Sie stellt die Kanne auf den Tisch und sieht einen Moment aus dem Fenster. "Hoffentlich hört es bald auf zu regnen. Ich wollte doch noch in die Stadt." Sie hebt die Schultern. "Na, kann man nichts machen." "Okay, jetzt sag mir, was ich dir getan hab? Was?" Diese Stimme. Akane durchfährt es, obwohl sie ganz genau weiß, dass sie Ranma gehört. "Wie bitte? Ich hab dir überhaupt nichts getan! Wieso sollte ich auch. Mir ist es so was von egal, was du von mir hältst. Ach ja, ich weiß es ja!" ,Weiber, warum müssen Weiber immer so zickig werden?' Er schüttelt unmerklich den Kopf. "Jetzt hör doch mal endlich auf! Ich hab jetzt wirklich keine große Luft einen Streit anzufangen. Wenn du willst, bitte. Aber ohne mich!" Damit verschwindet er und lässt Akane allein zurück. ,Ich Trottel! Warum hab ich ihn diesmal nur so angeschrieen. Kein Wunder, dass er mich nicht mag.'
 

,Dieses Machoweib! Warum muss sie mich eigentlich immer so anzicken? Ich versuche nett zu ihr zu sein, aber das ist ihr ja egal! Von wegen, sie ist mir wichtiger als alles andere! Dieser kleine egozentrische süße Trampel.' Es würde wieder eine lange Nacht werden. Eine lange Nacht, mit vielen Fragen. Draußen regnet es noch immer. ,Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als im Haus zu bleiben. Na, was soll's. Hab schon schlimmeres überstanden.' Eine ganze Weile sieht er einfach nur die Decke des Zimmers an und lässt seinen Geist frei. ,Wer ist eigentlich auf diese verrückte Idee mit der Heirat gekommen? Vielen Dank, Vater! Da weiß ich ja, bei wem ich Beschwerde einlegen darf. Und dann auch noch Akane! Das kann doch gar nicht gut gehen, so oft wie wir uns streiten. Und das über jede Kleinigkeit.' Die Regentropfen klatschen an das Fenster. Die Umgebung ist nur noch ganz verschwommen zu erkennen. ,Aber eigentlich, mag ich sie doch.' "Gerade wegen ihrer Macken und ihrer temperamentvollen Art. Temperamentvoll ist das falsche Wort. Ungehobelt passt besser. Und das soll gar keine Beleidigung sein. Nein, sondern eher ein Kompliment." "Ah ja, ein Kompliment also. Das hört sich aber nicht unbedingt danach an." ,Oh nein! Sie hat doch wohl nicht...' "Hallo Akane! Was gibt es? Wieder auf der Suche nach Streit?" Noch im selben Moment merkt er, dass es ein Fehler war, das zu sagen. Anscheinend ist sie wirklich nicht auf Streit auf, sondern eher auf etwas anderes. Es ist seltsam, aber aus irgendeinem Grund scheint sie ziemlich verschüchtert zu sein. Die steht einfach im Zimmer, sieht sich immer wieder unsicher um, als sei sie in einem völlig fremden Raum. ,Was ist denn mit der los?' "Akane? Ist alles in Ordnung?" Sie nickt. "Wirklich?" Sie nickt wieder. "Das glaubt ich dir nicht. Irgendetwas hast du doch auf dem Herzen, dass sehe ich doch. Also, was ist los?" "Gar nichts." Sie dreht sich um und verlässt Ranmas Zimmer. ,Soll ich hinter her, oder nicht?' <Ranma, du Trottel> ,Nein, ich lass es.' Er weiß ganz genau, dass es falsch ist. Er hätte hinter ihr her laufen müssen und sie fragen müssen, was los sei. Warum ist er nur so ein Feigling? ,Ich weiß doch ganz genau, dass ich sie liebe. Warum kann ich ihr das nicht sagen?'

,Dieser egozentrische Trottel! Ich wollte es ihm doch sagen, aber..." Der Satz geht in einem Schluchzen unter. Eine ganze Weile kann Akane nichts anderes als in ihr Kissen zu schluchzen. So gern wäre sie jetzt zu ihm gegangen und hätte ihm direkt ins Gesicht gesagt, wie sehr sie ihn liebt! Und das es ja sowieso egal sei, weil er sie ja nur für ein Machoweib hält. ,Warum ist er immer so gemein zu mir?' Der Regen wird stärker. Er scheint mit ihr traurig zu sein. Er scheint all ihr Leid zu teilen. ,Ich will ihn nie wieder sehen!' Es klopft. Sie sieht auf. ,Vielleicht ist es Ranma...' Sie sieht in den Spiegel. ,Ich sehe schrecklich aus.' Ihre Augen sind ganz rot und angeschwollen vom vielen Weinen. So kann sie ihm doch nicht unter die Augen treten, oder... Nein, er kann ruhig sehen, wie sehr er sie wieder verletzt hat. Es klopft wieder. "Akane, lass mich bitte rein!" Soll sie? Schnell wischt sie die Tränen aus ihrem Gesicht und atmet einmal tief ein. "Komm rein!" Zögerlich öffnet sich die Tür. Was hat sie erwartet? Einen Freudensprung? "Du... du hast geweint, hab ich recht?" Sie dreht sich weg. Er soll ihre Tränen nicht sehen. Sie schüttelt den Kopf, aber... er glaubt ihr nicht. "Weswegen?" Akane merkt, dass sie ihm nichts vormachen kann. Sie fühlt sich so durchschaut, so durchsichtig. Sie zuckt mit den Schultern. "Wegen... mir?" fragt Ranma nach ein paar Sekunden. Wieder zuckt sie mit den Schultern. "Wenn es wegen mir ist, dann tut es mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß, dass sag ich jetzt so einfach und du denkst bestimmt, dass dich nur anlüge oder mich über dich lustig mache. Aber, das tu ich nicht." ,Du weißt gar nicht, wie schwer mir das hier fällt.' "Ich bin im Moment nur ziemlich durcheinander. Ich habe so viele Fragen und ich muss mir über so vieles erst noch klar werden. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung. Aber... Akane?" Ein Schluchzen kommt ihr. Ganz leise, und doch hat er es gehört. "Akane... weinst du?" Diesmal nickt sie. Es hätte gar keinen Sinn es abzustreiten. Soll er doch sehen, wie sie weint. Soll er sich doch über sie lustig machen. Soll er sie doch... "Hör bitte auf zu weinen. Ich will nicht, dass du... wegen mir weinst. Ich will, dass du lachst. Das steht dir nämlich besser! Okay?" "Tut mir leid..." "Was tut dir leid?" Jetzt endlich dreht sie sich um. Die Tränen in ihren Augen glitzern wie kleine Diamanten. Ranma will woanders hinsehen, aber er kann seine Blick einfach nicht abwenden. Er ist in ihren Augen gefangen. ,Mir ist nie aufgefallen, wie hübsch sie doch eigentlich ist, wenn sie mal nicht rumbrüllt.' "Es tut mir leid, dass ich so ein Trampel bin und dass ich immer so gemein zu dir bin. Das hast du eigentlich nicht verdient. Ich meine, was können wir schon dafür, wenn unsere Väter uns einfach verloben? Ohne unser Einverständnis." ,Das ist mir eigentlich ziemlich egal, Akane. Ich weiß, was ich fühle und was ich für dich empfinde. Aber ich weiß nicht, ob du es auch weißt?' "Ranma? Was ist denn?" Er schreckt hoch. "Nichts. Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht. Geht's dir doch, oder?" Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. "Ja. Mir geht es gut. Danke Ranma!" "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Wofür hast du mich denn? Ich bin immer für dich da, okay?" "Ja, ich weiß!"

Langsam wird der Regen schwächer, bis er schließlich ganz aufgehört hat. Endlich kommt die Sonne wieder hervor und trocknet den Regen auf den Wiesen und die Tränen auf Akanes Gesicht...

#7

Die Tage und Nächte kommen und gehen. Die Sonne geht auf und wird vom Mond wieder abgelöst. An manchen Tagen regnet es, an anderen scheint die Sonne wie eine große Laterne auf die Stadt. Dann wieder fegt der Wind über das Land und wirbelt die Kirschblüten auf. Hoch hinauf in den Himmel und im nächsten Moment werden sie von den weißen Schneeflocken wieder zu Boden gedrückt. Auf den harten, nassen Asphalt. Immer wieder und wieder. Nichts kann diesen Kreislauf aufhalten. Manchmal legt sich der Wind so schnell wie er gekommen ist, man versteht kein einziges seiner Worte und dann hält er einmal ganze Wochen an, kann gar nicht aufhören von der Welt zu erzählen. Doch egal wie lange er auch weilt, irgendwann verstehst du seine Worte und seine Gefühle. Denn diese werden niemals vergehen, solange der Wind weht.

Noch immer hallt seine Stimme in Akanes Kopf wider und wider. Immer wieder sieht sie ihn vor sich stehen, wie besorgt er gewesen ist. Wie gerne hätte sie ihm gesagt, was sie fühlt. Warum hat sie es nicht gekonnt? Was hat sie daran gehindert, endlich ihre Gefühle zu akzeptieren? Sie hat sich so lange dagegen gesträubt, sie wollte sie einfach nicht wahr haben, aber jetzt ist es anders. Jetzt weiß sie endlich, was sie will. Sie hat es endlich akzeptiert. "Ich liebe Ranma und nur ihn! Das weiß ich jetzt!" Doch nun drängt sich ihr die Frage auf, wie sie es ihm sagen soll. Es ist so einfach sich seine Gefühle nach langem hin und her einzugestehen, aber schwieriger wird es, sie auch zu zeigen. Da ist dieses Gefühl. Dieses Gefühl von Angst. Angst, zurückgewiesen zu werden. Nicht zurückgeliebt zu werden. ,Aber, wenn ich ihn sehe, dann weiß ich, dass ich ihm nicht egal bin. Das er auch an mich denkt, genau wie ich an ihn. Dass er dieselbe Angst hat wie ich. Dass er mich liebt!' Akane dreht sich um und setzt sich ans Fenster. Heute ist ein besonders schöner Tag. Überall liegt der Duft von Kirschblüten in der Luft und die Sonne strahlt vom Himmel herunter. Die Wiesen sind grün und der Himmel blau. ,Es ist einfach... perfekt!'

"Akane? Kannst du mir in der Küche helfen?" Kasumi betritt den Raum und sieht ihre Schwester fragend an. "Sicher! Ich komme schon!" Sie lacht und springt förmlich die Treppe hinunter. "Was ist denn mit dir los?" "Gar nichts, ich bin nur glücklich..." ,...wegen Ranma!' Kasumi kann ein Grinsen nicht unterlassen. Sie kann sich schon denken, weswegen Akane so glücklich ist. Ganz sicher nicht wegen des schönen Wetters. "Sag mal, Akane, gibt es irgendeinen Grund für deine gute Laune?" "Wieso das denn? Ist es jetzt schon verboten gut gelaunt zu sein?" Kasumi winkt ab und gibt die Schüssel mit dem Salat an sie weiter. "Ich frage nur. Aber, es hat nicht zufällig etwas mit einem gewissen Jungen der hier zufällig wohnt zu tun, oder?" Sie zuckt leicht zusammen. "Ähm... nein, wie kommst du darauf? Ranma ist und bleibt ein Mistkerl!" "Ich glaube, es gibt nichts schöneres, als verliebt zu sein. Genieß diese Zeit, Akane!" "Ich habe doch gesagt, er ist ein Mistkerl!" Ihre Schwester beginnt nun im Esszimmer den Tisch zu decken. Sie weiß ganz genau, was mit ihr los ist. Sie seufzt. "Weißt du, als ich das erste Mal richtig verliebt war, ging es mir ähnlich wie dir. Nur das ich keine ältere Schwester hatte, die mich damit genervt hat. Aber glaube mir, ich habe mir so sehr eine gewünscht. Jemanden, mit dem ich meine Gedanken austauschen konnte. Jemanden, der mir einen Rat geben könnte. Weißt du, Akane, ich versuche nur die große Schwester zu sein, die ich niemals hatte!" Akane ist hinzugekommen. Sie hat jedes einzelne Wort gehört. Warum weiß sie davon nichts? Wie sehr Kasumi sich ums sie bemüht? Wie wichtig sie ihr ist! "Ich liebe Ranma, aber ich weiß nicht, was er für mich empfindet! Er ist manchmal so nett und unglaublich gefühlvoll, aber dann ist er wieder so herzlos." "Hör einfach auf dein Herz?" "Wie meinst du das?" Kasumi fasst Akanes Hände. "Hör darauf, was dein Herz dir sagt. Was dir deine innere Stimme für einen Rat gibt. Einen Hinweis. Und vertraue auf diesen Hinweis. Am Anfang ist es schwer, es zuzugeben, aber später fällt es einem leichter. Man lernt immer nur dazu, und auch wenn es so wäre, dass er dich nicht liebt, so hättest du doch eine wichtige Erfahrung gemacht, die du stets mit dir tragen wirst. Und das ist das wichtigste. Aber, du kannst mir glauben, Akane. Ranma liebt dich wirklich sehr. Jeder hier weiß das, nur du nicht. Weil du es nicht wahr haben willst! Weil du Angst davor hast, was danach passieren könnte!" Tränen steigen in Akanes Augen. Sie beginnt hemmungslos zu weinen und wirft sich in Kasumis Arme. All die Zeit ist ihr nie bewusst gewesen, was für ein Holzkopf sie doch gewesen ist. Sie hat ihn doch geliebt, schon die ganze Zeit. Doch nie hat sie es ihm sagen können. Nie! "Und das nur, weil ich Angst vor der Wahrheit hatte! Angst vor meinen wahren Gefühlen!" Kasumi hat nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. Sie hat ihr doch nur klarmachen wollen, dass es Situationen gibt, die schwierig erscheinen, doch so einfach zu bewältigen sind. Und eine davon... ist eben die Liebe! "Akane, rede mit Ranma und sag es ihm." Sie nickt und löst sich von ihrer Schwester. ,Ja, das muss ich machen. Ich muss mit ihm reden.' "Es tut mir leid, Kasumi, dass ich dir nicht weiter helfen kann, aber ich muss Ranma finden!" Sie stürzt aus der Tür mit ihren Gedanken schon bei ihm. "Ist schon in Ordnung. Findet euch endlich und werdet glücklich!" Sie lächelt ihr hinterher, und die Sonne strahlt mit ihr um die Wette.
 

,Akane!' Ranma ist ganz in seinen Gedanken versunken. Schon die ganze Zeit über kann er an nichts anderes denken, als an sie. Nicht eine Sekunde vergeht, in der nicht ihr Name in seinem Kopf herumgeistert. Nicht eine Sekunde vergeht, in der er sie nicht einfach in die Arme nehmen will. Sie einfach ganz nah an sich spüren. Ihre weichen Haare berühren und über ihre Haut streichen. Sie endlich wirklich lieben! "Ranma!" Er schreckt hoch. "Akane!" Doch im selben Moment verschnürt sich seine Kehle. Er will etwas sagen, doch er kann nicht. Er will ihr endlich sagen, was er empfindet. "Ranma, ich... ich wollte... dir etwas sagen." "Ich dir auch..." Sie sieht ihn mit überraschtem Blick an. Was will er ihr sagen? "Ähm... ja also... ich. Hör zu Akane. Ich meine... das fällt mir etwas schwer... aber..." ,Verdammt, warum geht es nicht? Warum kann ich nicht einfach Ich liebe dich sagen? Wenn ich allein bin, kann ich es doch auch!' "Ich liebe dich!" Er sieht auf. Hat er sich getäuscht oder...? Sein Herz macht einen Freudensprung. "Ich liebe dich schon die ganze Zeit, du Trottel, aber du merkst es ja nicht einmal. Ich hatte Angst es dir zu sagen. Ich dachte, du magst mich nicht!" Akane atmet auf. Endlich ist es raus wovor sie sich doch so sehr gefürchtet hat. Der Satz, von dem sie gedacht hat, ihn niemals zu sagen. "Wie kommst du denn eigentlich auf den Gedanken, ich würde dich nicht mögen? Trampel! Was glaubst du, wie oft ich an dich denken musste. Manchmal wäre ich am liebsten einfach weggelaufen und nicht mehr wiedergekommen. Aber, da war immer noch der Gedanke, was dann aus dir wird und... deshalb konnte ich es nicht. Dafür... liebe ich dich viel zu sehr!" "Wirklich?" "Ja, und ich... am liebsten würde ich dich jetzt hier auf der Stelle... küssen." Sie lächelt. "Dann mach's doch." Er gibt ihr einen zärtlichen Kuss. Vergisst die Welt um sich herum. Es gibt nur eines auf dieser Welt und das sie. Das sind sie allein.

Der Wind wirbelt die Kirschblüten hoch über ihre Köpfe. Endlich hat sie seine Worte verstanden und ihre Gefühlen offenbart. Die Gefühle, die so lange im Innersten verborgen gewesen sind. Denn diese werden niemals vergehen, solange der Wind weht.
 

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#8

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,Ich weiß, was ich fühle und ich weiß, was ich seh,

wenn du es nicht siehst, wie ich leide, dann geh.

Wie sehr ich dich liebe, und wie sehr ich dich brauch,

Sag mir nur eines. Liebst du mich auch?

Was hab ich getan, dass du mich so sehr hasst,

sag es nur, ich bin für dich eine Last,

die man einfach zur Seite legen kann.

Wie eine Blume einfach verwelken lassen,

und hoffen, dass es nur ein Traum war.

Warum kannst du es denn nicht einfach verstehen,

meine Liebe zu dir, lässt mich Fehler begehen.

Denn ich habe Angst vor der Zukunft und auch vor der Zeit,

die kommt und geht, allzeit bereit,

dich mir wegzunehmen,

sodass wir alsdann alleine am Himmel schweben.'
 

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Leise fallen die Regentropfen zur Erde. Niemand nimmt sie wirklich wahr. Sie sind einfach nur ein Teil des Tagesablaufes und sie verschwinden, sobald die Sonne untergegangen ist. Dann wird es wieder still, doch die Regentropfen lauter. Man hat das Gefühl, sie bis ans Ende der Welt zu hören. Bis in die Unendlichkeit hinein.
 

"Schläfst du schon, Akane?" Er stupst sie leicht an. "Mhmm? Was ist denn, Ranma?" "Du bist ja doch noch wach. Ich dachte, du schläfst." Sie lächelt ihn an. Er weiß ganz genau, dass sie ihn anlächelt. "Ich kann nicht schlafen." "Warum nicht?" Das Mondlicht fällt durch das kleine Fenster genau auf das Bett, in dem sie beide liegen. Seit sie beide wissen, was sie füreinander empfinden, hat sich einiges verändert. Nicht äußerlich, sondern in ihrem Inneren. Endlich können die Beiden so leben wie sie es wollen. Sie können endlich zusammensein, ohne Angst davor zu haben, dem anderen weh zu tun. "Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?" Er sieht sie an und obwohl er nur ihr Haar sieht, so weiß er doch, dass sie lächelt. "Das weiß ich, und ich liebe dich genauso sehr. Vielleicht sogar noch mehr." "Was heißt hier vielleicht?" Er legt den Arm um sie und zieht sie an sich. "Nicht vielleicht. Es ist so. Und das wird auch so bleiben." Er zieht sie zu sich hoch und beginnt sie sanft zu küssen. Langsam wird es dunkel im Zimmer. Der Mond verschwindet hinter einer Wolke. Er will die Beiden nicht stören.

Am nächsten Morgen wachen beide fast gleichzeitig auf. Beide sind von den warmen Sonnenstrahlen geweckt worden. "Guten Morgen!" Ranma lehnt sich über sie und gibt ihr einen Kuss. "Guten Morgen. Wie spät ist es?" "Kurz vor zehn. Und es ist ein wirklich schöner Tag." Akane sieht an ihm vorbei aus dem Fenster. Da muss sie ihm zustimmen. Es ist wirklich ein wunderschöner Tag. "Ich bin gespannt was die Anderen sagen werden." "Ach, das ist doch egal. Jetzt lass uns aber aufstehen, sonst bleiben wir noch den ganzen Tag im Bett und da garantiere ich für nichts." Ein Grinsen zieht sich über sein Gesicht. Eine halbe Stunde später sitzen sie gemeinsam am Frühstückstisch. Kasumi deckt extra für die Beiden noch einmal auf. "Na, habt ihr gut geschlafen?" Ranma und Akane sehen sich an. "Ja, haben wir. Sonst noch irgendwelche Fragen?" Sie schüttelt den Kopf und verschwindet in der Küche. "Wo ist eigentlich mein Vater?" "Er ist mit Paps und Happosai weg gegangen. Sie sagten, sie würden zum Mittagessen wieder da sein." Ranma nickt. "Gut, dann werde ich noch etwas im Dojo trainieren. Kann ja nicht schaden." "Das du noch stärker wirst?" "Ja, genau. Bis später, Akane." Zu ihrem Erstaunen gibt er ihr einen Kuss und verschwindet.

"Du hast ja tatsächlich auf mich gehört." Sie nickt. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl. Sie kann es gar nicht beschreiben, so schön ist es. "Ja, und ich bin glücklich." "Na, dass freut mich erst recht. Jetzt aber mal ein etwas anderes Thema." Akane schaut ihre Schwester unsicher an. Was meint sie? Ist etwas nicht in Ordnung? "Ihr zwei seid jetzt schon eine ganze Weile verlobt. Habt ihr euch schon einmal überlegt, wann ihr heiraten wollt?" "Nein, so direkt noch nicht. Ich meine... hat das nicht auch noch etwas Zeit?" Kasumi blickt sie verständnisvoll an. "Natürlich, aber so eine Hochzeit will gut organisiert sein. Man sollte sich früh genug darüber Gedanken machen." ,Heiraten. Ich und heiraten. Das passt doch gar nicht zu mir.'

"Guten Morgen, Akane! Wo ist denn Ranma?" Sie dreht sich um. "Morgen Paps, er wollte ins Dojo, hat er gesagt. Wieso fragst du?" Soun winkt ab. "Saotome, hol bitte deinen Sohn. Wir müssen etwas wichtiges besprechen." Genma nickt und verschwindet in Richtung Dojo.

,Ich habe mich noch nie so leicht gefühlt. Es ist, als könnte ich bis in den Himmel springen. Und das alles nur wegen Akane und meiner Liebe zu ihr. Sie sah so süß gestern nacht aus. Am liebsten hätte ich sie ja nie geweckt, sondern sie einfach nur angeschaut.' "Ranma, ich kann mir vorstellen, dass du gerade an etwas ganz schönes denkst, aber könntest du trotzdem einmal mitkommen?" Ranma dreht sich um und sieht in das Gesicht seines Vaters. "Sicher. Worum geht es?"

Das erste Mal seit langen sitzen alle gemeinsam an einem Tisch. Selbst Happosai lässt seine Scherze mit Ranma bleiben und sieht sehr ernst aus. "Also, was gibt es Vater?" Soun deutet ihm an sich zu setzen. "Nun gut, wie soll ich beginnen. Am Anfang dachte ich, dass euch beiden nie etwas werden würde. Ihr habt euch die ganze Zeit nur beleidigt, aber gut, mittlerweile hat sich das ja geändert. Und das freut mich. Ihr seid seit fasst einem ganzen Jahr nun schon verlobt, und ich denke es ist Zeit, sich langsam auch über eure Hochzeit Gedanken zu machen." Nabiki stößt Akane an. "Ich hätte ja wirklich nicht gedacht, dass du die erste von uns bist, die unter die Haube kommt." "Lass das!" Wieder übernimmt Soun das Wort. "Was meint ihr dazu?" "Nun ja... also ich meine... ich weiß nicht... ist das nicht noch etwas früh?" Nun muss sich auch Happosai zu Wort melden. "Zum Heiraten ist es nie zu früh. Außerdem würde es mich freuen deine Hochzeit miterleben zu dürfen, Ranma. Also, meinen Segen habt ihr." "Danke, vielen Dank, Väterchen." Er wirft einen Blick auf Akane. ,Sie weiß auch nicht, was wir machen sollen. Ich meine... ich habe ja nichts dagegen sie zu heiraten, aber das alles jetzt so überstürzt entscheiden zu müssen.' Akane hat genau denselben Gedanken. Auch sie weiß nicht, was sie so recht davon halten soll. "Ist das alles nicht vielleicht ein wenig überstürzt?" Sie fragt sehr vorsichtig nach. "Nein, es ist eine theoretische Frage. Was haltet ihr vom Sommer?" "Ja, Sommer hört sich phantastisch an. Und es sind noch ein paar Monate bis dahin." Kasumi ist begeistert von der Idee und schließlich, nach langem in und her, willigen auch Ranma und Akane ein.

"Dann heiraten wir also im Sommer." "Ja, im Sommer!"

#9

Welche Zeit ist die schönste im Jahr? Die schneebedeckten Berghänge und die weichen Schneeflocke, die vom Himmel wie Federn fallen im Winter? Oder die grüner werdenden Wiesen mit all ihren aufblühenden Blumen im Frühling? Oder was ist mit den sonnigen Tagen im Sommer, an denen das Korn so hoch steht und gelb leuchtet, der Himmel so blau ist, dass man nur die Sonne noch sehen kann. Oder ist es der Herbst, mit seinen windigen Tagen, wo er die Blätter, mit all ihren bunten Farben herumwirbelt und die Erde mit ihnen schmückt? Eigentlich sind sie doch alle für sich einzigartig. Jede mit ihren Besonderheiten. Ein Kreislauf, der ohne Naht ineinander verläuft. Die schönste Zeit im Jahr. Die Zeit, in der ich glücklich mit dir werden werde.

Die Sonne scheint und keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen. Überall auf dem Land stehen die Kornfelder hoch und die Kornblumen blühen. Die Vögel zwitschern und hin und wieder weht ein leichter Wind. Im Haus der Tendos herrscht reges Treiben. Es gibt noch so viel zu erledigen, bis zur Hochzeit. Noch eine Woche, dann würde es endlich soweit sein. Dann endlich würden sie wirklich für immer zusammensein. Ihr ganzes Leben. Ranma und Akane haben sich sofort nach dem Frühstück aus dem Haus gestohlen und sich ein ruhiges Plätzchen gesucht. Akane ist sofort der kleine See, an dem sie schon einmal gewesen ist, in den Sinn gekommen. Diesen See muss sie ihm unbedingt zeigen. Und nun sitzen sie unter dem Baum. Über ihnen die Blätter und der blaue Himmel und unter ihnen das weiche, kühle Gras. Der See glitzert im Sonnenschein und schillert in vielen verschiedenen Farben. Hier draußen sind sie abgeschnitten von dem Treiben dort draußen auf den Strassen. Hier sind sie ganz allein.

"Bald ist es soweit." Sie nickt und lehnt sich an ihn. "Es ist alles so plötzlich gekommen. Wir konnten gar nicht wirklich entscheiden, ob wir heiraten wollen." Tief in ihrem Herzen aber weiß sie, dass sie es gewollt hat. Die ganze Zeit. "Worüber machst du dir Sorgen, Akane?" Ihr Blick wandert zum See hinüber. Eine ganze Weile beobachtet sie das Wasser. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die kleinen Wellen, die sich über das Wasser ziehen. Ja, worüber macht sie sich eigentlich solche Gedanken? Was beunruhigt sie so sehr? "Ich weiß nicht, ob ich das kann." "Was kannst du nicht?" "Eine gute Ehefrau sein. Ich kann doch noch nicht einmal richtig kochen und nähen auch nicht und wenn wir Kinder haben, werde ich vergessen sie zu füttern und..." Ranma legt ihr die Hand auf den Mund. "Ich glaube, du irrst dich. Vielleicht stimmt es, dass du nicht kochen kannst und den ganzen anderen Rest auch nicht. Aber das ist mir egal, hörst du? Das ist mir egal. Und außerdem wirst du das alles noch lernen, nur weil andere jetzt schon 5sterne-menüs zaubern. Das können sie vielleicht, aber weißt du was ihnen fehlt?" Sie schüttelt den Kopf. "Ihnen fehlt jemand, der es auch isst. Ihnen fehlt einfach der Wille es zu lernen, denn für wen sollen sie es lernen? Sie können es doch schon. Also. Und wenn deine ersten Kochversuche auch noch so schrecklich schmecken werden, werde ich nicht aufhören dich zu lieben. Niemals!" Er hätte nie gedacht, dass er in der Lage wäre so etwas zu sagen. Er ist sich seinen Worten so sicher gewesen. Er hat gewusst, dass sie wahr sind. Denn sie kommen aus dem tiefsten Inneren seines Herzens. "Ich werde es versuchen, das verspreche ich dir." ,Ich werde mir Mühe geben. Ich weiß, dass ich es kann, wenn ich nur will. Denn ich habe etwas, was mich anspornt. Und das bist du. Ganz allein du und niemand sonst. Niemand sonst hat mir je dieses Gefühl geschenkt. Das Gefühl von Liebe."

Die Tage vergehen, die Nächte kommen und gehen ebenfalls. Der Wind singt ein Lied, doch niemand versteht es. Und die Kirschblüten unten im Hof wirbeln hoch in den Lüften, fallen wieder zu Boden und bedecken ihn. Wie einen Teppich. Der Mond scheint wieder durch das kleine Fenster, er erzählt den Sternen eine Geschichte und jedes Mal, wenn er zum Ende kommen will, wollen die Sterne eine weitere hören. So geht es Nacht für Nacht, Woche um Woche, Jahr um Jahr. Und der Mond erzählt und erzählt. Und die Sterne lauschen ihm. Der Wind singt ihnen ein Lied und die Kirschblüten decken sie zu bis sie in der nächsten Nacht wieder erstrahlen und den Erzählungen des Mondes zuhören. Dann wird es Tag. Die Sonnenstrahlen scheinen durch das kleine Fenster und wecken Ranma und Akane auf. Die Kirschblüten unten im Hof liegen still, wie ein Teppich auf der Erde und der Wind hat aufgehört zu singen, zumindestens für diesen Tag.

Das Wasser des Sees glitzert und die Vögel in den Baumkronen zwitschern mit der Musik um die Wette. Alle sind da. Nicht einer hat sich geweigert zu kommen. Die Sonne strahlt ihnen entgegen, doch niemand überstrahlt sie heute mehr, als Akane. Niemand ist glücklicher als sie und niemand wird je glücklicher sein als die beiden.

"Ja, ich will!"
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Poisonflower
2012-01-12T22:01:13+00:00 12.01.2012 23:01
Wow, echt überraschend gut. V.a. hast dus hingekriegt, dass du nah an den Original-Charas bleibst, und du hast ein ziemlich plausibles Ende gefunden! *begeistert*
Von:  mitsuki11
2009-08-09T15:00:57+00:00 09.08.2009 17:00
Sehr schönes Ende!!!! Danke für diese FF!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:58:30+00:00 09.08.2009 16:58
Tja manchmal geht alles sehr schnell! Bin gespannt wie die Hochzeit so verläuft!

Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:54:31+00:00 09.08.2009 16:54
Wie Romantisch!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Wirklich sehr schön!!!!!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:50:38+00:00 09.08.2009 16:50
Ach sehr schön!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:45:23+00:00 09.08.2009 16:45
Tja da hat Ukyo da nicht mal so unrecht mit dem was sie sagt!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:41:51+00:00 09.08.2009 16:41
Da kann ich wieder nur sagen das die beiden ja so süß sind!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:38:14+00:00 09.08.2009 16:38
Wie süß! Er gesteht sich endlich ein das er Akane mag!
Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:36:14+00:00 09.08.2009 16:36
Arme Akane mal sehen ob sie da wieder raus kommt!

Von:  mitsuki11
2009-08-05T20:23:09+00:00 05.08.2009 22:23
Netter Anfang! Bin gespannt wie es weiter geht!

Lg
Mina


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