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Long Long Time

[alle chaps online]
von

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#6

Der Himmel verdunkelt sich und die Wolken verdrängen die Sonne. Es wird kälter und auch der Wind weht stärker. Er wirbelt die Kirschblüten auf, aber er spielt nicht mehr mit ihnen. Nein, er wirft sie hin und her. Ohne jeden Sinn. Er wirbelt sie hinauf in die Luft, dann wieder stößt er sie talabwärts bis sie auf den harten Asphalt fallen und einfach liegen bleiben. Niemand kümmert sich darum. Gerade eben noch sind die durch die Lüfte geschwebt, haben die Umgebung verschönert mit ihrer Farbe und im nächsten Moment wird alles zerstört. Ein lautes Donnern hallt von den Bergen wider und wider. Ein Blitz zuckt über dem Wald auf. Ein greller Blitz, der die Umgebung für eine Sekunde erleuchtet. Da, von weit her ein erneuter Donnerschlag. Ein Regentropfen fällt auf den Asphalt. Berührt die Kirschblüte, rinnt weiter die Strasse entlang. Ihm folgt ein weitere und noch einer. Erst treffen nur ein paar den Boden, doch es werden immer mehr. Der Regen wird heftiger. Die Kirschblüten werden brutal weggespült, aber niemand kümmert es. Es sind nur Kirschblüten.

Ranma-chan steht wie angewurzelt da und starrt gerade aus. Dort, wo gerade noch Ukyo gestanden hat, hat sich nun auch eine Pfütze gebildet. Und immer mehr Regentropfen nähren sie. Es ist wie ein offener Schlag ins Gesicht gewesen. Eine Behauptung, einfach in den Raum geworfen. Und dann zu verschwinden. Ohne ein weiteres Wort zu sagen. Vielleicht... vielleicht hat sie ja Angst vor seiner Antwort gehabt? Vielleicht hat sie aber auch... recht gehabt mit ihrer Vermutung. "Vielleicht... liebe ich sie ja wirklich!" Es ist das erste mal, dass er dieses Wort sagt. Liebe! Vielleicht ist es wirklich Liebe. Wer weiß.

"Ranma! Was stehst du hier draußen im Regen herum? Willst du dich noch erkälten?" Sie wirbelt herum. Akane steht mit einer Teekanne in der Tür und sieht sie erwartungsvoll an. "Was ist? Hast du Wurzeln geschlagen? Wenn du unbedingt draußen bleiben willst. Bitte! Ich zwing dich zu nichts!" Sie dreht sich um und verschwindet wieder mit der Teekanne. ,Trottel! Und ich bilde mir etwas drauf ein!' Sie stellt die Kanne auf den Tisch und sieht einen Moment aus dem Fenster. "Hoffentlich hört es bald auf zu regnen. Ich wollte doch noch in die Stadt." Sie hebt die Schultern. "Na, kann man nichts machen." "Okay, jetzt sag mir, was ich dir getan hab? Was?" Diese Stimme. Akane durchfährt es, obwohl sie ganz genau weiß, dass sie Ranma gehört. "Wie bitte? Ich hab dir überhaupt nichts getan! Wieso sollte ich auch. Mir ist es so was von egal, was du von mir hältst. Ach ja, ich weiß es ja!" ,Weiber, warum müssen Weiber immer so zickig werden?' Er schüttelt unmerklich den Kopf. "Jetzt hör doch mal endlich auf! Ich hab jetzt wirklich keine große Luft einen Streit anzufangen. Wenn du willst, bitte. Aber ohne mich!" Damit verschwindet er und lässt Akane allein zurück. ,Ich Trottel! Warum hab ich ihn diesmal nur so angeschrieen. Kein Wunder, dass er mich nicht mag.'
 

,Dieses Machoweib! Warum muss sie mich eigentlich immer so anzicken? Ich versuche nett zu ihr zu sein, aber das ist ihr ja egal! Von wegen, sie ist mir wichtiger als alles andere! Dieser kleine egozentrische süße Trampel.' Es würde wieder eine lange Nacht werden. Eine lange Nacht, mit vielen Fragen. Draußen regnet es noch immer. ,Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als im Haus zu bleiben. Na, was soll's. Hab schon schlimmeres überstanden.' Eine ganze Weile sieht er einfach nur die Decke des Zimmers an und lässt seinen Geist frei. ,Wer ist eigentlich auf diese verrückte Idee mit der Heirat gekommen? Vielen Dank, Vater! Da weiß ich ja, bei wem ich Beschwerde einlegen darf. Und dann auch noch Akane! Das kann doch gar nicht gut gehen, so oft wie wir uns streiten. Und das über jede Kleinigkeit.' Die Regentropfen klatschen an das Fenster. Die Umgebung ist nur noch ganz verschwommen zu erkennen. ,Aber eigentlich, mag ich sie doch.' "Gerade wegen ihrer Macken und ihrer temperamentvollen Art. Temperamentvoll ist das falsche Wort. Ungehobelt passt besser. Und das soll gar keine Beleidigung sein. Nein, sondern eher ein Kompliment." "Ah ja, ein Kompliment also. Das hört sich aber nicht unbedingt danach an." ,Oh nein! Sie hat doch wohl nicht...' "Hallo Akane! Was gibt es? Wieder auf der Suche nach Streit?" Noch im selben Moment merkt er, dass es ein Fehler war, das zu sagen. Anscheinend ist sie wirklich nicht auf Streit auf, sondern eher auf etwas anderes. Es ist seltsam, aber aus irgendeinem Grund scheint sie ziemlich verschüchtert zu sein. Die steht einfach im Zimmer, sieht sich immer wieder unsicher um, als sei sie in einem völlig fremden Raum. ,Was ist denn mit der los?' "Akane? Ist alles in Ordnung?" Sie nickt. "Wirklich?" Sie nickt wieder. "Das glaubt ich dir nicht. Irgendetwas hast du doch auf dem Herzen, dass sehe ich doch. Also, was ist los?" "Gar nichts." Sie dreht sich um und verlässt Ranmas Zimmer. ,Soll ich hinter her, oder nicht?' <Ranma, du Trottel> ,Nein, ich lass es.' Er weiß ganz genau, dass es falsch ist. Er hätte hinter ihr her laufen müssen und sie fragen müssen, was los sei. Warum ist er nur so ein Feigling? ,Ich weiß doch ganz genau, dass ich sie liebe. Warum kann ich ihr das nicht sagen?'

,Dieser egozentrische Trottel! Ich wollte es ihm doch sagen, aber..." Der Satz geht in einem Schluchzen unter. Eine ganze Weile kann Akane nichts anderes als in ihr Kissen zu schluchzen. So gern wäre sie jetzt zu ihm gegangen und hätte ihm direkt ins Gesicht gesagt, wie sehr sie ihn liebt! Und das es ja sowieso egal sei, weil er sie ja nur für ein Machoweib hält. ,Warum ist er immer so gemein zu mir?' Der Regen wird stärker. Er scheint mit ihr traurig zu sein. Er scheint all ihr Leid zu teilen. ,Ich will ihn nie wieder sehen!' Es klopft. Sie sieht auf. ,Vielleicht ist es Ranma...' Sie sieht in den Spiegel. ,Ich sehe schrecklich aus.' Ihre Augen sind ganz rot und angeschwollen vom vielen Weinen. So kann sie ihm doch nicht unter die Augen treten, oder... Nein, er kann ruhig sehen, wie sehr er sie wieder verletzt hat. Es klopft wieder. "Akane, lass mich bitte rein!" Soll sie? Schnell wischt sie die Tränen aus ihrem Gesicht und atmet einmal tief ein. "Komm rein!" Zögerlich öffnet sich die Tür. Was hat sie erwartet? Einen Freudensprung? "Du... du hast geweint, hab ich recht?" Sie dreht sich weg. Er soll ihre Tränen nicht sehen. Sie schüttelt den Kopf, aber... er glaubt ihr nicht. "Weswegen?" Akane merkt, dass sie ihm nichts vormachen kann. Sie fühlt sich so durchschaut, so durchsichtig. Sie zuckt mit den Schultern. "Wegen... mir?" fragt Ranma nach ein paar Sekunden. Wieder zuckt sie mit den Schultern. "Wenn es wegen mir ist, dann tut es mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß, dass sag ich jetzt so einfach und du denkst bestimmt, dass dich nur anlüge oder mich über dich lustig mache. Aber, das tu ich nicht." ,Du weißt gar nicht, wie schwer mir das hier fällt.' "Ich bin im Moment nur ziemlich durcheinander. Ich habe so viele Fragen und ich muss mir über so vieles erst noch klar werden. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung. Aber... Akane?" Ein Schluchzen kommt ihr. Ganz leise, und doch hat er es gehört. "Akane... weinst du?" Diesmal nickt sie. Es hätte gar keinen Sinn es abzustreiten. Soll er doch sehen, wie sie weint. Soll er sich doch über sie lustig machen. Soll er sie doch... "Hör bitte auf zu weinen. Ich will nicht, dass du... wegen mir weinst. Ich will, dass du lachst. Das steht dir nämlich besser! Okay?" "Tut mir leid..." "Was tut dir leid?" Jetzt endlich dreht sie sich um. Die Tränen in ihren Augen glitzern wie kleine Diamanten. Ranma will woanders hinsehen, aber er kann seine Blick einfach nicht abwenden. Er ist in ihren Augen gefangen. ,Mir ist nie aufgefallen, wie hübsch sie doch eigentlich ist, wenn sie mal nicht rumbrüllt.' "Es tut mir leid, dass ich so ein Trampel bin und dass ich immer so gemein zu dir bin. Das hast du eigentlich nicht verdient. Ich meine, was können wir schon dafür, wenn unsere Väter uns einfach verloben? Ohne unser Einverständnis." ,Das ist mir eigentlich ziemlich egal, Akane. Ich weiß, was ich fühle und was ich für dich empfinde. Aber ich weiß nicht, ob du es auch weißt?' "Ranma? Was ist denn?" Er schreckt hoch. "Nichts. Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht. Geht's dir doch, oder?" Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. "Ja. Mir geht es gut. Danke Ranma!" "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Wofür hast du mich denn? Ich bin immer für dich da, okay?" "Ja, ich weiß!"

Langsam wird der Regen schwächer, bis er schließlich ganz aufgehört hat. Endlich kommt die Sonne wieder hervor und trocknet den Regen auf den Wiesen und die Tränen auf Akanes Gesicht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mitsuki11
2009-08-09T14:50:38+00:00 09.08.2009 16:50
Ach sehr schön!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


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