Afraid to shoot strangers! von thelastbird (Ein Transporter auf Abwegen .. [ Zorro x Sanji ]) ================================================================================ Kapitel 9: Who ya gonna call? Ghost busters! -------------------------------------------- "Rawau!" - "Was zum...?" Verwirrt, unsanft aus dem Schlaf gerissen und todmüde versuchte ich meine Augenlider in die Höhe zu zwängen, die zum einen durch die Morgensonne und zum anderen von einer großen Hundezunge so weit malträtiert wurden, das ich das Gefühl hatte als würden sie brennen wie Feuer. "Was – Geh von mir runter, du schwuler Köter!", fluchte ich ungehalten, holte aus, schleuderte das erschrocken jaulende Tier von mir runter und scheppernd gegen den Schrank. Ich wischte mir über das Gesicht, versuchte angewidert die Sabber zu entfernen, die sich bis tief in die Poren zu fressen schien und öffnete die nun völlig verklebten Augen. Vorerst erkannte ich nur Umrisse, den winselnden Hund am Boden, den wankenden Schrank, das kleine Fenster, meinen Sessel, das Bett. Hervorragend. War doch alles da. Wieso beschlich mich also das Gefühl, das irgendwas fehlte? Ich ließ meinen schweren Kopf zurück auf die Rückenlehne fallen und ließ den Köter gewähren, als er sich treudoof an meine Beine schmiegte. Irgendwie erinnerte mich das an was. Ich kam nur nicht drauf. Es war irgendwie unter der Hundesabber, die wie ich feststellen durfte auch in mein Ohr gelaufen war, vergraben. Erst als das schwere Tier versuchte mir auf den Schoß zu klettern, um mir erneut seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, fiel es mir langsam ein. Der Blonde. Sanji. Der Kerl, der mir das Vieh hier erst ins Haus geschleppt hatte. "Runter, hab ich gesagt, du fetter Haufen! ... Sanji?" Erneut fuhr ich mir mit einer Hand über das Gesicht, stöhnte beim Anblick des wunderbaren Wetters und wünschte mir Regenwolken herbei, richtig dicke schwere Gewitterwolken. "Sanji?!" Ich erhob mich mühsam, sah mich im Raum um. Dann wurde mir klar, das es in diesem Haus keine wirklichen Verstecke gab, in die sich der Blonde hätte verkriechen können. Und ganz nebenbei hätte er keinen Grund dazu gehabt. Verwirrt ließ ich den Blick erneut schweifen. "Komm raus du Idiot. Wir spielen hier doch nicht Räuber und Gendarm.", stellte ich in den Raum, doch die Aussage schien auf niemandes Ohr zu treffen, es blieb gespenstisch still. Das flaue Gefühl in meinem Magen ließ mich schwer schlucken. Auch wenn es unlogisch war und alles in mir danach schrie, langsam aber sicher in Panik auszubrechen, blieb ich ruhig und entspannt wie immer. Ich sah unter das Bett, in den Schrank, ins Bad, in die Dusche. Der große Hund tappste langsam hinter mir her, schnüffelte ab und an nachdenklich am spärlichen Mobiliar. "Sanji! Herrgott, lass den Scheiß!" Ein leises Knacken war aus der vollkommen leeren Küche zu hören. Ich drehte mich, noch vor der Dusche stehend, auf dem Absatz um, unterdrückte den Drang zu laufen und durchquerte die Wohnung ruhig, langsam. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, Lorenor Zorro. Der blonde Mistkerl spielte hier ein Spielchen mit dir, und du bekamst fast die Krise. Allein die Vorstellung, das ich mir so eine Blöße gab, ließ einen Brechreiz in meinem Hals entstehen. Doch in der Küche angekommen wurde mir langsam klar, dass das kein Spielchen war. Denn die Wohnung war außer den schon bekannten Anwesenden vollkommen leer. Vielleicht war es jetzt doch an der Zeit, ein kleines bisschen die Nerven zu verlieren. "Rawau?" - "Ruhe. Ich muss denken." Nicht, das es da sonderlich viel zu denken gegeben hätte. Ich hatte zwar Fakten, aber die waren so rar gesät, nachdem ich aus dem Vorgarten zurück gekehrt war, das es fast zum verzweifeln war. Fakt 1 – Sanji war definitiv weg. Ich hatte nach einer weiteren Viertelstunde sowohl den Vorgarten als auch das Auto von oben bis unten abgesucht, war einmal um den Block gefahren und hatte mir das Haus dann noch ein zweites Mal angesehen, nur für den Fall das Sanji mir doch einen ziemlich bescheuerten Streich gespielt hatte. Hatte er aber nicht. Mein 'Päckchen' war definitiv nicht auffindbar. Fakt 2 – Ich hatte es wohl nicht mit einer richtigen Entführung zu tun. Sowohl Sanjis Jacke aus auch seine Schuhe waren verschwunden, was darauf schließen ließ das er freiwillig das Haus verlassen hatte. Von Kampfgeräuschen wäre ich eh aufgewacht. Glaubte ich. Fakt 3 und damit mein letzter Fakt – Es fehlte eine meiner Pistolen. Da ich nicht davon ausging das Sanji entführt und ich danach von den Entführern bestohlen worden war, musste der Blonde eine mitgenommen haben. Wahrscheinlich um sein Leben zu schützen und jemand anderes Leben damit aus zu löschen. Intelligenterweise. Das zum Thema nachdenken. Beruhigen tat mich das aber auch nicht. Und das war es auch schon an Infos gewesen. Kein Zettel, keine Nachricht, kein Hinweis, kein garnichts. Nicht mal ein verdammter Schuhabdruck im Dreck. Der Kerl war reinlich, so viel stand fest. Reinlich und verdammt gut. "Verdammte Scheiße." Der Köter sah mich aus großen, neugierigen Augen an. Ich starrte zurück. "Guck nicht so blöd, oder hast du ne Idee?", murmelte ich schließlich. Als ich merkte das ich mit einem Hund redete, der jetzt fast fragend den Kopf auf die Seite legte, erhob ich mich grimmig fluchend und zog das Handy aus meiner Hosentasche. Dafür, das die Situation eigentlich relativ heikel war, musste ich mir stolz eingestehen das ich ziemlich ruhig blieb. Ich hatte ganz offensichtlich meine Emotionen wieder unter Kontrolle. Dürfte an Sanjis fehlendem Einfluss liegen. Verdammt. "Hmmmmm ... ja?" Ace klang, als wäre die letzte Nacht feucht bis fröhlich gewesen. Es tat mir nicht mal im Ansatz Leid, ihn geweckt zu haben. "Er ist weg.", war meine vollkommen bescheuert in den Raum geworfene Information. "Wer, dein Kaffee?", fragte mein Gesprächspartner trocken zurück. Er schien reichlich genervt. Aber das war ich auch. Von daher sollte er mal nicht glauben, er hätte ein alleiniges Anrecht auf zickige Antworten. "Nein, mein Pimmel du Vollpfosten." - "Ärgerlich, aber nicht zu ändern." Ich zwang mich, nicht zu brüllen. "Sanji. Sanji! Verfickt, Sanji ist verschwunden!" Kurzzeitige Stille, dann ein Räuspern. "Wie meinst du das, verschwunden? Einfach weg?" Jetzt klang er schon ein wenig fachmännischer. Vom Ton her. Die Frage allerdings war einfach nur idiotisch. "Ja.", knurrte ich dem Wutausbruch nun doch näher als ich wollte in den Hörer. "Heilige Scheiße." Aha! Hatte der Herr nun auch mal den Ernst der Lage erkannt? Ich ließ mich in den Sessel sinken, als ich hörte wie mein Boss sich aus den Federn kämpfte. "Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?" "Gestern Abend." "Und was hat er da gemacht?" Die Frage rief eine Erinnerung in meinem Hirn wach und trieb mir die Schamesröte so weit ins Gesicht, das mir ganz heiß wurde. "Was sollen diese bescheuerten Fragen?", regte ich mich auf um darauf nicht antworten zu müssen und packte den Hund im Nackenfell, der damit begonnen hatte an meiner Jeans herum zu kauen. "Jetzt komm mal wieder runter, Zorro! Ich muss es halt wissen, klar? Willst du wissen wo er ist oder nicht?" Das hatte gerade sehr wenig mit wollen zu tun. Ich musste wissen wo er war. Das war ein Zwang, zum Teil auferlegt durch den Job den wir gemeinsam zu machen hatten, zum Teil durch ein kleines Stimmchen in meinem Kopf, das mir sagte das der Kerl ohne mich so gut wie tot war. "... ja, klar will ich das wissen." Ace hatte Recht. Ich begann, mich emotional viel zu weit in die Angelegenheit hinein zu steigern. Ich musste die Ruhe bewahren und logisch denken. Schade nur, das logisches Denken heute ganz offensichtlich Mangelware war bei mir. "Verdammt. Irgendwelche Anzeichen für eine Entführung?" "Nein, nichts. Er scheint freiwillig gegangen zu sein." Ace ließ ein Schnaufen hören. "Freiwillig? Ist das dein Ernst? Ja ist der Kerl denn von allen guten Geistern verlassen? Die knallen den doch schneller ab als der gucken kann!" Nähere Ausführungen davon wollte ich nicht, ich konnte mir denken was da alles passieren konnte und es ging mir nicht gut dabei. "Er hat eine Waffe mitgenommen." "Das auch noch!", jaulte mein Chef nun auf. Ich hörte Tasten klappern. "Okay, bleib ganz ruhig, verhalte dich so wie immer. Ich werde gleich Frankie vorbei schicken. Ich setze Nami darauf an, die hat doch so viele Kontakte, die findet den schon." Da war ich mir nicht so sicher, aber ich wusste ja das wir vorerst auch nicht mehr tun konnten. "Irgendwas, was ich tun kann?", fragte ich nach. "Ja. Mach Frankie die Tür auf, wenn er klopft." "Ace, noch so ein Spruch und ich komm dir durchs Telefon." "Gott bewahre! Das würde Flecken geben, die nie wieder raus gehen. Ich rufe dich an." Und bevor ich ihm den Sinn meines Satzes erklären oder ihm mit Wörtern den Hals umdrehen konnte, hatte er schon aufgelegt und ließ mich wutschnaubend und ziemlich untätig zurück. Mein Kopf sackte auf die Rückenlehne und ich ließ ein lang gezogenes Seufzen aus meinem Mund, das schon länger in meiner Kehle gekribbelt hatte. Erst die Aktion von gestern Abend – und dann das. Wollte der Kerl mich etwa an Herzversagen sterben sehen oder was? "Wau!" Der Blick sprach Bände. Der Hund musste mal. Und das nicht nur ein bisschen. Hatte ich nicht prophezeit, das die verdammte Arbeit an mir hängen bleiben würde? Ich erhob mich schwerfällig, ich war das warten im Sessel eh Leid, und ganz nebenbei wollte ich nicht das der Köter mir hier die Bude zu köttelte. "Ja, ist ja gut, komm." Ich schlenderte zur Tür, beobachtete wie der Tier um mich herum sprang wie im Zoo zur Fütterungszeit und ließ ihn hinaus ins freie tollen. Seinem Fuß schien es ja wieder prächtig zu gehen. Verdammter Simulant. "Und lauf nicht wieder auf die Straße, klar?" Obwohl, eigentlich konnte es mir egal sein. Und wenn er in den nächsten Garten und auf und davon war, es war nicht mein Problem, dieser Köter gehörte schließlich nicht mir. Und doch sah ich ihm nach, wie er sich wie ein Wahnsinniger durch den Vorgarten wälzte, während ich mich in den Türrahmen lehnte und meine Augen versuchte mit der Hand vor der grellen Vormittagssonne ab zuschirmen. Mittlerweile war ich nicht mehr ganz so ruhig wie noch vor einer guten halben Stunde. Ein gewisses nervöses Gefühl hatte sich in meinem Magen ausgebreitet und ein Kribbeln lief durch meine Körperteile, das mir mitteilte das ich es hasste untätig zu sein. Ich hörte ein Auto die Straße hinauf kommen und beobachtete nun mit wachsendem Interesse, wie der schwarze Bentley genau vor meinem Versteck parkte. Keine Sekunde später stieg Frankie mit ernstem Elvisgesicht und einer großen Fliegersonnenbrille auf der Nase aus dem Wagen. Coolness hatte ein neues Gesicht. "Hey, Mann." Wir begrüßten uns per Handschlag, unsere Gesichter blieben steif und ernst. "Immernoch kein Lebenszeichen?" Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein, nichts." "Hast du versucht irgendwas zu unternehmen?" Und wieder musste ich den Kopf schütteln. "Nein. Aber wenn sich Ace nicht bald meldet, werde ich was unternehmen, glaubs mir." Er nickte, dann schob er seine Brille von der Nase und musterte mich fragend. "Wieso stehst du eigentlich hier draußen? Jemand könnte dich sehen." Ich nickte mit dem Kopf in Richtung Vorgarten, ohne hinzusehen. "Ich hab den Hund raus gelassen." Frankie sah in den Vorgarten, sah wieder zu mir, sah in den Vorgarten und starrte mich schließlich an, als wäre ich komplett wahnsinnig geworden. "Den Hund.", wiederholte er. "Ja, der Hund, ich hab ihn ..." Ich drehte den Kopf und durfte feststellen, das von dem Vieh nichts zu sehen war. Ich rollte genervt mit den Augen. "Ich hab gestern nen Hund angefahren und Sanji hat ihn dann mitgenommen. Er musste wohl mal kacken, da hab ich ihn raus gelassen. Weiß der Henker, wo er jetzt ist, interessiert mich aber auch nicht, um ehrlich zu sein." Der Blauhaarige schüttelte langsam den Kopf. "Ich hab dir immer gesagt, dass du viel zu rabiat fährst." "Frankie, ich bin Transporter. Wie bitte soll ich sonst fahren?" Auf die Frage schwieg er und wir traten schweigend ins Haus. Sofort begann mein Cyborgfreund, die Zimmer erneut unter Augenschein zu nehmen. "Was meinst du, wo er hin ist?", fragte er fast abwesend, als er sich den Vorratsschrank ansah. Ich schob meine Hände in die Hosentaschen und zuckte seufzend mit den Schultern. Ich konnte nicht ruhig stehen, trat von einem Fuß auf den Anderen. "Ich habe keine Ahnung Frankie, sonst hätte ich mich schon auf den Weg gemacht. Die Waffe die er mitgenommen hat weißt darauf hin, das er irgendwas vor hat, das er sich bewusst in Gefahr begibt .. aber in welche? Geht er Enel jetzt auf eigene Faust suchen? So dumm ist nicht mal er als Blondine." Frankie drehte den Kopf zu mir und sah mich prüfend an, während er ein Pistolenmagazin in seinen Fingern drehte. "Das glaubst du, mein Freund. Ich würde mir da mal nicht zu sicher sein." Ich hob verwirrt die Augenbrauen. "Wie meinen ... ?" "Er scheint dich doch zu mögen, oder? Vielleicht versucht er dich so zu schützen." Ich fuhr mir stöhnend mit einer Hand über den Nasenrücken. "Bullshit. Er ist das Päckchen, ich bin der Transporter, und Ende." Frankie wiegte den Kopf hin und her. Mein Blick schweifte ab. Die Röte um meine Nase verdeckte ich mit meinen Fingern. "Wie du meinst, Zorro.", flötete er und ich hätte ihn liebend gern an die frische Luft gesetzt, damit er nicht mehr so peinliche und verwirrende Fragen stellen konnte, doch ich brauchte ihn noch. Frankie hatte ein gutes Auge für Details und war kreativ. Ganz im Gegensatz zu mir. Als Gott Fantasie verteilt hatte, war ich gerade nicht anwesend gewesen. Nach weiteren viel zu langen 20 Minuten ließ sich Frankie seufzend auf das Bett fallen. "Nichts.", murmelte er. "Sag ich doch.", antwortete ich genervt und fuhr mir mit der Hand durch die kurzen Haare, während ich mich auf den Sessel setzte. "Wir könnten jetzt noch ein bisschen mit dem Auto rum fahren und ihn suchen, aber ich bezweifle dass das was bringt. Mittlerweile dürfte er über alle Berge sein." Ich verfluchte mich gedanklich dafür, das ich mich nicht direkt am frühen Morgen, als ich aufgewacht war auf die Suche gemacht hatte und lauschte den Vögeln, die im Vorgarten zwitscherten. Währenddessen fuchtelte der Blauhaarige wild mit den Händen durch die Luft. "Wenn wir doch irgendwas hätten womit wir ihn finden könnten, womit wir ihn aufspüren könnten...!" Ich hob den Kopf, meine Augen weiteten sich. "Sag das nochmal.", murmelte ich leise. Frankie hob verwirrt den Kopf. "Was? Das wir was brauchen, womit wir ihn finden können? Bist du da etwa noch nicht selbst drauf gekommen oder was?" Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. "Nein. Nein! Aufspüren! Verdammt Frankie, das ist es!" Ich erhob mich, eilte zur Tür und riss sie auf. Ich betete, das der Köter noch irgendwo im Garten herum tollte und sich nicht davon gemacht hatte. Mein blauhaariger Freund folgte mir irritiert. "Was hast du vor, Zorro? Willst du ihn jetzt erschnüffeln oder was?" "Nicht ich du Hohlkopf! Der Hund!" Frankie schlug sich mit einer Hand gegen die Stirn. "Ach ja, hätte ich ja fast vergessen. Dein imaginärer Hund." Ich drehte mich um, unterdrückte den Drang ihm am Kragen zu packen und zu schütteln und funkelte ihn böse an. "Tu mir nen Gefallen, halt einmal deine Klappe und hilf mir suchen." Er verdrehte die Augen, tat aber wie ihm geheißen und schlenderte um das Haus herum. Währenddessen versuchte ich mich krampfhaft daran zu erinnern wie Sanji das Tier getauft hatte. "Äh ... Shina! John! Verdammt..." Ich kniff kurz die Augen zusammen, dann erinnerte ich mich. "Shawn! Genau, Shawn, komm her mein Süßer, sein ein braves Hündchen!" Ich hörte von irgendwo hinter dem Haus ein leises Bellen. Eine Welle der Erleichterung überkam mich, als ich in den Hinterhof hechtete und den Hund unter einer Hecke liegen sah, alle vier Pfoten von sich gestreckt, ganz offensichtlich total entspannt. Nicht weit entfernt, auf einem asphaltierten Stück, wohl auch eine Art Parkplatz, hatte er einen stattlichen Haufen platziert. Teile dieses Haufens wischte sich Frankie gerade lauthals fluchend vom Schuh. Ich grinste und tätschelte den Rüden, der sich schwanzwedelnd aufgerichtet hatte. "Na komm, sei ein guter Hund und komm mit, bekommst auch ein Leckerchen, na komm!" Ich schaffte es nicht ganz, meine Stimme weich und freundlich klingen zu lassen, ich hatte das einfach nicht so drauf, aber Shawn folgte mir trotzdem brav um das Haus herum in die Wohnung. "So mein Lieber, du musst mir jetzt einen großen Gefallen tun." Ich suchte im Schrank nach irgendwas womit ich ihn fest binden konnte, so was wie eine Leine, doch ich fand nur einen alten Gürtel. Na, der würde es zur Not auch tun. Ich legte ihm das Leder so um den Hals, das er nicht stranguliert wurde, ich aber doch einen guten Griff hatte. "Du musst jetzt Sanji suchen. Der Mann, der dich gerettet hat. Okay? Du musst ihn jetzt für mich aufspüren." Frankie trat in den Raum und betrachtete eher zweifelnd, wie ich ein Shirt aus dem Schrank zog, das Sanji vor kurzem getragen hatte und bis jetzt noch nicht gewaschen war. "Hier, riech da mal dran." Der Köter drückte seine Nase in den Stoff, schnüffelte eingehend, hob die Pfote und tastete kurz danach, schnüffelte nochmal. Dann vergrub er seine Zähne darin und begann, auf dem Kleidungsstück herum zu kauen. "Nein, verdammt!", fluchte ich und entzog ihm sein neues Spielzeug. "Riechen und suchen, nicht essen!" "Vielleicht braucht er ja den Geschmack auf der Zunge.", gluckste Frankie und ich hob ärgerlich den Kopf. "Hast du ne bessere Idee, Schlaumeier?" Doch Shawn ließ sich nur auf sein Gesäß fallen, als ich ihm eine Jeans von Sanji unter die Nase hielt, schnüffelte zwar, schien dann aber nichts weiter vor zu haben. "Scheiße." Ich entfernte den Gürtel von seinem Hals, richtete mich auf und sah zu Frankie, der sich in den Türrahmen gelehnt hatte. "Sieh es ein Zorro. Wir können nichts tun. Entweder wir finden ihn rechzeitig, oder er ist tot. So ist das Leben." Meine Finger ballten sich zu Fäusten. Ich schwieg beharrlich, versuchte mich in den Griff zu bekommen, versuchte nicht den Hund zu treten und Frankie so lange mit Ohrfeigen zu vermöbeln, bis ihm eine brauchbare Idee gekommen war. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Shawn seine Nase in den Schritt der Jeans drückte, die ich vorher undbeachtet auf den Boden hatte fallen lassen. "Glaub bloß nicht, ich setzt mich hier jetzt hin und mach mir ne schöne Zeit, bis Ace anruft und mir erzählt, das ihr ein paar Finger aus dem Fluss gefischt habt.", knurrte ich und tippte grübelnd mit dem Finger auf die Schranktür. "Aber was willst du tun? Die gesamte Gegend abklappern? Den Wald durchsuchen? Alle Kirchen abklappern die es hier in der Gegend gibt? Glaub mir Kumpel, das sind ne ganze Menge." In dem Moment drehte sich der Hund zur Tür, watschelte los und machte mit einem lauten "Rawau!" auf sich aufmerksam. Ab und an senkte er den Kopf zu Boden und schnüffelte. Mein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen und ich grinste. "Nö. Vorerst folge ich jetzt dem Köter." Frankie starrte mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen, während ich die Tür öffnete und dem Hund nachsah, der hinauß auf den Gehweg stürmte, während ich mir meine Jacke überzog. "Bist du wahnsinnig? Das ist viel zu gefährlich!" Ich drehte den Kopf, sah Frankie fest an. "Glaubst du, das interessiert mich?", fragte ich nach, schnappte mir aus dem Schrank meine Waffe die ich so an meinem Gürtel befestigte das kein vorbei gehender Passant sie sehen konnte und folgte Shawn auf die Straße, der mittlerweile vor lauter Bellen auf und ab hüpfte. "Ich kann das einfach nicht glauben. Anstatt das wir ruhig darauf warten, das Ace anruft, machen wir uns auf eigene Faust auf die Socken und folgen einem Hund, der wahrscheinlich nicht mal im Ansatz zum Spürhund taugt." Ich schwieg, während wir die Straße hinunter liefen, dem Hund hinterher, der immer wieder aufgeregt stehen blieb und uns anbellte. Es hörte sich an, als wollte er uns sagen, das wir viel zu langsam seien. Klar war das total bescheuert, es war die unlogischte Aktion die ich seid langer Zeit durchzog und würde nach meiner Vermutung wohl eh einfach nur von Misserfolg gekrönt sein. Wieso also klammerte ich mich an diesen dünnen Strohhalm, der nichts weiter versprach als Furstration und Wut? Früher wäre das alles anders gelaufen, stellte ich gedanklich fest,während wir Shawn hinterher hechteten und Frankie neben mir keuchte wie eine Dampflock. Okay. Früher hätte ich wohl auch niemals das Päckchen geöffnet. Außerdem hätte ich mich niemals selbsttändig auf die Suche nach irgendwem gemacht. Ich hätte Ace angerufen, geduldig gewartet und hätte dann den Job erledigt, der mir aufgetragen worden war. Aber seitdem Sanji nicht mehr da war herrschte eine innere Unruhe in mir, ein Chaos, eine Gewissheit, das ich ihn finden musste. Ich MUSSTE ihn einfach suchen. Ich hatte keine Wahl. Der große braune Hund mit dem abgeknickten Ohr blieb an der Einfahrt zu einer Seitenstraße stehen, wedelte mit dem Schwanz und hechelte freudig, während er den Kopf zu uns gedreht hatte und uns abwartend ansah. "Na toll, jetzt ist er stehen geblieben. Klasse.", gab nun Frankie von sich, während er laut vor sich hin keuchte und von einem schnellen Lauf in einen gleichmäßigeren Trab wechselte. Ein kleiner, dummer Stich im Magen zwang mich zu einem unterdrückten Keuchen, ich hielt mir die Seite um Seitenstechen zu simulieren, dann kam ich neben Shawn zum stehen. "Warum bleibst du stehen, hm?", knurrte ich deutlich agressiv - doch als ich die Straße hinunter sah erkannte ich, das es für den Hund keinen Grund gab, weiter zu laufen. Da stand doch das gesuchte Objekt, lehnte an einer Mauer mit kreidebleichem Gesicht und blutverschmierten Klamotten und starrte mich an wie eine Fata Morgana. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)