Journey of my life von akilea (If two unknown worlds meet each other) ================================================================================ Kapitel 4: Chapter 4 – hide in a new future ------------------------------------------- Chapter 4 – hide in a new future Miyavi rannte und rannte. Sein Atem überschlug sich, seine Beine jagten nur so über den Boden, seine eine Hand drückte Shinya weiterhin fest an sich, während die andere zur Faust geballt war, sich selbst mit den Fingernägeln in die Handinnenflächen schnitt. Immer wieder drang ein leises Keuchen über seine Lippen, doch er hörte nicht auf mit rennen, spurtete sich im Gegenteil geradezu nur noch mehr an. Er hatte schreckliche Angst. Angst davor, zurückzublicken. Angst, zu sehen, wie vielleicht die jungen, hitzigen Vampire immer näher kamen, sich so eingestehen musste, dass Tsukasa versagt hatte, verloren und besiegt war. „Nein…!“, drang es leise und beinah schmerzvoll über seine Lippen, als ihm seine grausame Fantasie versuchte Horrorszenarien auszumalen. Er wollte das nicht sehen! Tsukasa…musste es einfach schaffen. Er musste leben. Wenn der Jüngere das nicht mehr tat, was sollte er dann noch tun…? Ohne ihn hatte sein Leben doch gar keinen Sinn! Shinya sah besorgt zu seinem Vampirfreund auf. Es tat ihm so weh, den anderen so zu sehen. Er konnte verstehen, wie Miyavi sich fühlte, konnte dessen Schmerz, dessen Angst nur allzu deutlich spüren. //Miyavi…//, hauchte er leise in dessen Gedanken, doch der Vampir nahm ihn nicht wahr, war zu beschäftigt mit dem eigenen Wirrwarr seiner Gefühle. //Miyavi//, probierte Shinya es nun ein wenig lauter, bekam auch die gewünschte Aufmerksamkeit, wenn aber nur halbherzig. //Ja…?//, hetzte es sich durch Shinyas Gedanken, war der Schwarzhaarige doch kaum noch zu irgendwelchen Worten fähig. //Miya…wir…lauf doch bitte nicht so schnell…mir wird schlecht.…//, begann er vorsichtig. Doch der Vampir schüttelte heftig den Kopf. //Nein! Sie werden uns einholen…Shinya…sie…//, seine Gedanken wurden immer zusammenhangloser, während die Katze nur fest ihr Gesicht gegen sein Oberteil drückte, weil der vorbeibrausende Wind in den Augen brannte. //Miya…//, unterbrach er den Älteren vorsichtig, //Wir sind schon längst…fort…sie sind weg…hab bitte keine Angst mehr.//, die Worte waren wie Salbe auf seiner brennenden, wunden Seele, ließen ihn schließlich sogar stoppen. Einen Moment lang starrte er hinab auf den steinigen Weg unter seinen Füßen, bevor er mit einem Schluchzer zusammenbrach. Shinya, der das nun überhaupt nicht von Miyavi erwartet hatte, purzelte aus seinen Armen und sah sich erst einmal verwirrt um, bevor er sein Fell kurz schüttelte und schnell zu dem Schwarzhaarigen sprang. //Miyavi!//, hauchte er erschrocken, schmiegte sich so gut es ging an den sich schüttelnden Körper. //Was…was ist denn so plötzlich…?// Der Vampir, der sich gerade völlig gehen ließ, zwischen seine Knie schluchzte und verheult die Augen zusammenkniff brachte außer schluchzen und wimmern kaum etwas heraus. Shinya zerriss es fast das Herz, das mit ansehen zu müssen. Am liebsten würde er seinen Vampirfreund in die Arme schließen, wenn er es nur könnte. Doch es ging nicht, wie schon seit Tagen klappte die Verwandlung, die er probierte nicht und so schmiegte er sich nur traurig weiter an den anderen. „Shi….shi…shinya….“, stammelte dieser wirr zusammen und streichelte zittrig durch das Fell des Lichtwesens. //Miya…bitte beruhige dich doch…//, wollte das Lichtwesen trösten, doch der Vampir schüttelte nur den Kopf. „Mein…Ich…Tsukasa…er…er….ich werde ihn nicht…wiedersehen…“, brachte er schließlich schwer schluchzend heraus. //Miyavi…jetzt beruhige dich doch.//, meinte Shinya nun ein wenig ernster als beabsichtigt. //Außerdem weißt du das doch gar nicht. Er ist älter als die anderen und wahrscheinlich auch stärker, viel erfahrener und er hat seine Gabe, er wird das schaffen. Es dauert nur, ehe er all den Weg wieder aufgeholt hat.//, versuchte er nun ernst, aber immer noch ruhig. Der Vampir wurde immer leiser, schüttelte sich hin und wieder in neu aufkommenden Tränen, starrte schließlich einfach nur hinab auf die Erde, auf der er saß. //Miyavi…wir müssen weiter, bitte…//, flehte das Lichtwesen erneut. Auch, wenn er es im Moment gut verbarg, so hatte er sehr wohl Panik davor, dass die Vampire wirklich wiederkamen, auch wenn er gerade noch anderes behauptet hatte. Und wenn sie wiederkehrten würden sie wissen, was aus Tsukasa geworden war… Das wollte er keinesfalls. Wenn der Schwarzhaarige sie sehen würde…wer weiß, wie er reagierte. Wahrscheinlich würde er hier hocken bleiben und sein Schicksal einfach so hinnehmen, und das wollte Shinya so gar nicht! Er musste den Vampir und sich hier fort bekommen! //Miya…bitte!// Der Vampir, dessen Augen noch immer gerötet und nass waren, blickte apathisch vor sich her, schien überhaupt nicht anwesend zu sein. Shinya berührte es zutiefst, dass der andere, der sonst so frech, lebensfroh und gut gelaunt erschienen hatte, jetzt so schrecklich aussah. Wer weiß, was sich in seinem Inneren abspielte, wahrscheinlich gab er sich gerade selbst völlig auf… Nichts. Rein gar nichts geschah mit ihm, egal was er sagte. Egal was er tat. Miyavi saß wie versteinert da. Allmählich wurde Shinya wütend. Er wusste nicht warum, oder auf was, die ganze Situation der letzten Stunde regte ihn einfach nur auf. Und auch wenn er eigentlich sauer auf die Jungvampire war, so ließ er nun seine ganze Wut nun an dem anderen aus, der eigentlich nichts oder eher kaum was dafür konnte. //VERDAMMT NOCHMAL MIYAVI!!!//, brüllte er ihn in Gedanken an, //Jetzt reiß dich endlich zusammen! Wer hat mir immer versichert, dass alles gut wird?! Wer hat gemeint, dass wir es schaffen?! Das ich Die wiedersehe?! Ja genau, das warst du! Und nun schau dich an! Wie ein Häufchen Elend sitzt du vor mir…du weißt doch nicht mal, ob ihm was passiert ist! Und solange man es nicht weiß, sollte man doch hoffen…! Also erheb dich endlich…du hast es mir versprochen, verdammt….!//, die letzten Worte klangen dann eher gequält, statt wütend, aber Shinya wusste gerade nicht weiter. Würde der Vampir nicht endlich reagieren, würde er sich wohl neben ihn setzten und mit heulen. Doch entgegen seiner Vorstellung begann Miyavi sich zu regen, wischte sich über die Augen. Bei ihm hatte der letzte Satz etwas ausgelöst. Er durfte jetzt nicht aufgeben…Shinya brauchte ihn doch! Er hatte es ihm doch versprochen! „Gott, bin ich dämlich…“, nuschelte er und strich sich seufzend durch die Haare, verharrte so noch einen Moment, ehe er zittrig aufstand. „Okay…lass uns weiter…“, murmelte der Schwarzhaarige noch, ehe er schon los lief. Shinya hatte ihn ziemlich perplex zugesehen, sprang ihm dann aber schnell hinterher. //Miyavi! Warte doch! Wir…du bist völlig fertig…lass uns da vorn in dem Dorf ausruhen, bitte!//, eindringlich sahen den Größeren die goldgelben Augen an. Kurz dachte Miyavi über die Worte nach, ehe er seufzte. „Erst so, dann so. Entscheide dich doch mal. Aber gut, einverstanden…“, nuschelte er, auch wenn er nur zustimmte, weil Shinya es so wollte. Völlig erschöpft schlurfte Miyavi in die Richtung des Dorfes, dicht gefolgt von der besorgten Katze. Bald passierten sie das kleine Dorf, liefen durch die kleinen Gassen und fanden schließlich sogar eine Schenke, in der sie übernachten konnten. Der Besitzer knallte Miyavi gerade an den Kopf, dass Tiere hier ja wohl unerlaubt seien und sein Geld auch sehr seltsam aussehe, doch der Vampir ließ ihn mit einem bedrohlichen Knurren und wütendem Blick verstummen, ehe er den Schlüssel nahm und hinauf ging. Das Zimmer war klein, besaß nichts weiter außer einem Bett, einen Schrank und einem schiefen Tisch mit kaputtem Stuhl, doch für ihn reichte es durchaus. Sicherheitshalber sah Miyavi sich noch einmal im Raum um, bevor er seine Jacke auszog und sich ins Bett kippen ließ. „Oh man, was für ein Tag…“, murmelte er vor sich her und schloss die Augen. Shinya überlegte kurz was er machen sollte, sprang dann aber doch auf das Bett, legte sich neben den Vampir. //Es wird schon wieder, keine Sorge//, schnurrte er ihm zu, schmiegte sich an die sanfte Hand, die ihn nun streichelte. Miyavi seufzte erneut. „Eigentlich müsste ich dich trösten…stattdessen tust du es…Es tut mir so leid Shinya…“, hauchte er in das kleine Katzenohr, welches leicht zuckte bei den Worten. //Miyavi nicht…du kannst doch auch nichts dafür, ich wäre selbst nicht besser gewesen in dem Moment…// Der Schwarzhaarige überlegte kurz, nickte dann zaghaft, bevor er seine Streicheleinheiten fortsetzte und schwieg. Shinya ließ ihm seine Ruhe, war selbst erschöpft und müde. Er hatte am Fluss etwas bemerkt, was er morgen genauer untersuchen wollte, deshalb brauchte er Schlaf… Langsam driftete er immer mehr ab, konnte aber nicht verhindern, Miyavis letzten leisen Worte zu hören, die dieser leise vor sich hernuschelte: „Er hat gesagt das er mich liebt…“ ~*~ Am nächsten Morgen wurde Shinya durch blasse Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht geweckt. Seine Schnurrhaare zuckten, ehe er den Kopf hob, müde aufschaute. Sein Blick wanderte durch das Zimmer, ehe er an dem langen, schwarzen Mann hängen blieb. Miyavi stand still am Fenster, hatte die Gardinen ein wenig beiseitegeschoben und blickte hinaus in den Himmel. „Heute…wird es nicht so warm…sieht bewölkt aus…“, murmelte er vor sich her. Shinya seufzte innerlich. Der Vampir wirkte immer noch verändert. Zwar saß er nicht mehr schluchzend auf dem Boden, dafür wirkte er ernster, nachdenklicher, mehr in sich gekehrt. Shinya konnte sich vorstellen, worum seine Gedanken kreisten. „Wenn du bereit bist, können wir weiter…“ //Miyavi?//, unterbrach er den Vampir, der nur ein leises „Ja?“ von sich gab und weiter aus dem Fenster sah. //Können wir…können wir hier bleiben? Erst einmal? Weil…Ich möchte etwas ausprobieren und draußen die abgelegenen Felder wirken mir ganz günstig für meine Idee…// Nun hatte Shinya es geschafft, die Aufmerksamkeit des Vampires ganz auf sich zu ziehen, er hatte sich umgedreht, betrachtete ihn nun fragend. „Was hast du vor…?“ //Das werde ich dir gleich zeigen..// Keine Stunde später stand Miyavi draußen auf einem der Felder. Entfernt war noch das Dorf zu sehen, ansonsten umgab sie nur gepflügte Erde. Shinya lächelte, ehe er ihm seinen Plan erklärte. //Also…als ich gestern weggerannt bin, zum Fluss… da habe ich vor mich her geträumt und zum Mond geschaut. Doch dann….da habe ich etwas gespürt, Miyavi. Ich habe eine Energie gespürt, wie ich sie nur in meiner alten Gestalt spüren konnte. Mich durchströmte wieder die alte Magie, ich konnte den Wind und die Bäume wispern hören wie früher…doch so schnell wie es kam, war es auch wieder weg. Ich habe es ausprobiert, ganz oft seit dem Moment. Aber ich bekomme immer nur einen kleinen Teil der Magie zu fassen…// Der Vampir hatte ihm aufmerksam gelauscht, wenn auch alles etwas schwer verständlich für ihn war. „Also…kehrt deine Magie zurück…?“, fragte er schließlich leise, ließ Shinya so heftig nicken. //Ja…! Ich habe es sonst nie in der letzen Zeit gespürt…! Ich glaube, ich hatte kurzzeitig vergessen, wie es funktioniert… Aber jetzt glaube ich, ich finde langsam wieder zu meiner alten Harmonie zurück… vielleicht kann ich bald wieder zaubern!// Genau darauf hatte der Vampir gewartet, denn kurz nach Shinyas Worten stieß er einen glücklichen Jauchzer aus und sprang in die Luft. Dann jedoch blinzelte er, ehe er sich wieder der Katze zuwandte. „Das ist toll…aber warum stehen wir da jetzt auf einem Feld rum?“, fragte er schließlich neugierig. Shinya hatte schon mit der Frage gerechnet, schmunzelte in Gedanken vor sich her. //Weil, mein lieber Vampirgefährte, wir hier abseits der Menschen sind…und im Wald wollte ich nicht üben… Wenn uns wer angreift, werden wir es hier ja wohl am besten sehen. Im Wald wären wir vielleicht geschützter, aber dort sehen wir die Vampire sicher schlecht…und deine Gabe reicht ja auch nicht so weit…//, bedachte das Lichtwesen und Miyavi konnte nur zustimmend nicken. „Hm, die reicht nur etwa 500-1000 Meter…“, murmelte er in Gedanken. Shinya nickte nur, ehe er fortfuhr. //Selbst wenn Menschen kommen, können wir immer noch schnell weiterziehen.// Ein erneutes Nicken von Miyavi, der mittlerweile auf dem Boden saß, schließlich wieder zu dem anderen sah. „Und…du willst da jetzt den Tag lang für üben verschwenden? Das geht nicht nebenbei wenn wir reisen, oder?“ Shinya, der nun auch so eine Frage erwartet hatte, senkte ertappt den Blick. //Tut mir leid Miyavi… aber das geht nicht. Ich brauche dazu Konzentration. Das kann ich nicht nebenher, entschuldige.// Der Vampir winkte ab. „Schon okay, ist vielleicht mal eine nette Abwechslung… allmählich wird mir das viele Laufen auch langweilig…“ Sofort legte sich innerlich wieder ein Lächeln auf Shinyas Lippen, ehe er kurz nickte. //Gut, dann…dann fang ich wohl am besten gleich an~//, hauchte er glücklich. Der Schwarzhaarige nickte nur knapp, ließ ihm dann seine Konzentration. Er kannte es von sich selbst, dass man eine gewisse innere Ruhe brauchte, um seine Gabe nutzen zu können, sonst funktionierte es nicht. Wie das bei Shinya war, wusste er nicht, aber es war sicher ähnlich. Und da er der Katze scheinbar nicht anders helfen konnte, blieb er zumindest ruhig und sagte nichts, um ihr die erforderliche Konzentration zu lassen. Jetzt hieß es aber scheinbar erst einmal warten. Miyavi lehnte sich zurück, ließ Shinya aber keinesfalls aus den Augen. Am Ende kam sonst vielleicht noch ein Raubvogel und sackte ihn an… Zuerst saß die Katze einfach nur still da, wie eine stinknormale Katze, die vor einem Mäuseloch hockte. Doch durch seine besondere Sicht der Dinge konnte Miyavi zusehen, wie sich seine Aura immer mehr veränderte. Das ausgeglichene sonnige Honiggelb wurde von einem grünen Nebel umkreist, der sich immer enger um das kleine Wesen zog. Eine Weile blieb das ganze so, bis Miyavi erkannte, dass Shinya scheinbar versuchte, diesen Nebel aufzubauen. Erstaunlich, dass man sogar Magie, die sonst unsichtbar war, an Auren erkennen konnte! Das hatte der Vampir nie zuvor gesehen und deshalb blickte er nun ganz genau hin. Doch zu seiner Enttäuschung passierte jetzt lange Zeit erst einmal nichts. Shinya versuchte scheinbar, den Nebel immer weiter aufzubauen, doch ab einer bestimmten Entfernung schien sich dieser wie ein elastischer Kaugummi zurückzuziehen. Seufzend ließ Miyavi seinen Blick umher schwirren, betrachtete die Landschaft, die nur aus kahlen Feldern bestand, welche bis zum Horizont reichten. Während sie wenigstens in einer Stadt, da könnte er die Menschen beobachten… Irgendwann gegen Mittag - Miyavi machte es zumindest an der schwachen Sonne aus, das Mittag sein musste- ließ der Schwarzhaarige sich einfach nach hinten fallen. Er betrachtete die Wolken, bis ihm auch dies zu langweilig wurde und er schließlich die Augen schloss, ein wenig döste. Doch aus dem Dösen war schließlich ein tiefer Schlaf geworden, der den Vampir erst spät nachmittags erwachen ließ. Verwirrt sah er sich um, ehe sein Blick Shinya fand. Seufzend merkte er, dass der andere immer noch eine Katze war. Vorsichtig robbte er also an diesen heran, stupste ihn schließlich an. „Huhu~ Sag mal lebst du noch?“, hauchte er dem Lichtwesen zu, doch dieses erschrak so sehr, dass es erst einmal fauchend einen Meter in die Luft hochsprang. Mit schnell schlagendem Herzen betrachtete Shinya den Vampir, bemerkte, dass es nur sein Freund war und wurde wieder ruhiger. //Miyavi…verdammt, jetzt ist meine Meditation dahin…//, nuschelte er mehr zu sich selbst. Der Schwarzhaarige hob fragend eine Augenbraue. „Meditation..?“, wollte er wissen, doch Shinya schüttelte den Kopf. //Schon okay…es ist einer Meditation ähnlich…aber ich kann es dir nicht so gut erklären, weil ich dir das Gefühl nicht zeigen kann…// Miyavi seufzte. „Schon okay, ich bin keiner der deinen, ich verstehe schon. Naja, sag mir Bescheid, wenn du soweit bist oder rein willst…“, mit diesen Worten erhob sich der schlanke Ältere und klopfte sich den Staub von den Hosen. Shinya sah ihm nur verwirrt nach. //Miya…wo…? Was….?//, stammelte er, was den anderen zum Schmunzeln brachte. „Ich geh dem Wirt Bescheid sagen, dass ich noch eine Nacht das Zimmer nehme…Er wird sich sicher freuen.~“, hämisch grinsend ging er Richtung Dorf. Das Katzenwesen sah ihm zuerst verwirrt nach, setzte dann aber seine Aufgabe wieder fort. Nachdem Miyavi den Wirt zu vollster Zufriedenheit damit erblassen lassen hatte, da er ihm verkündet hatte, noch eine Nacht zu bleiben, ging er wieder zu Shinya zurück. Allmählich war es spät, und der sowieso schon den ganzen Tag bewölkte Himmel wurde nun dunkel. Als er bei seinem Gefährten stand, stemmte er die Arme in die Seiten und schmunzelte. Shinya saß noch immer dort, wo er ihn zurückgelassen hatte, hatte die Augen geschlossen und zitterte schon vor Anstrengung und Konzentration. Sanft ging er auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. „Es ist spät, Shinya. Du hast heute den ganzen Tag nichts anderes gemacht…komm, lass uns ausruhen gehen.“ Der Kleinere wollte protestieren, doch Miyavi stiefelte einfach schmunzelnd mit ihm in den Armen zurück zu der kleinen Herberge. Im Aufenthaltsraum grinste er den Wirt kurz fies an, ehe er die kleine Treppe hinauf zu den Zimmern verschwand. Oben angekommen setzte er Shinya auf den kleinen Tisch, bevor er sich selbst auf dem wackligen Stuhl niederließ und elegant die Beine überschlug. Schmunzelnd zeigt er vor Shinya auf den Teller, der den winzigen Tisch fast gänzlich ausfüllte. „Ich habe dem Wirt ausgerichtet, dass ich noch etwas essen will. Du kannst ruhig alles essen. Und keine Sorge, es ist nicht vergiftet, ich hab es mir schon genau besehen.“ Shinya erbleichte bei den letzten Worten innerlich und sah ihn aus großen, goldenen Augen an. //Warum… sollte das denn vergiftet sein…?//, hauchte er leise in Gedanken. Miyavi zuckte nur mit den Schultern. „Was weiß ich…so wie der Halsabschneider mich angeschaut hat…man kann nie wissen~“ Daraufhin musste Shinya schmunzeln. //Kein Wunder…er wird sicher nicht jeden Tag einen umwerfend aussehenden Vampir vor sich stehen haben.// Jetzt war es Miyavi, der lachte. „Ach Shinya, du schmeichelst mir. Seit wann gefalle ich dir so?~“ Der andere überging die Frage einfach, //Miyavi, sag bloß, dir ist das nicht aufgefallen…? Ich dachte zuerst, das geht nur mir so, aber das ist auch bei allen Menschen so, egal ob Mann oder Frau… sie sehen dir alle nach. Scheinbar spüren auch die Menschen deine Aura…// Der Schwarzhaarige neigte den Kopf, ehe er sich vorlehnte und lächelnd durch das Fell wuschelte. „Menschen sind so ein Volk für sich Shinya…aber jetzt iss erst einmal, du hast heute hart trainiert.“ Mit diesen Worten stand er wieder auf und ging zum Bett, legte seine schwarze Jacke beiseite und ließ sich darauf fallen. Sein Blick wanderte zur Decke, und während Shinya aß, wurde Miyavi wieder nachdenklich. Wie lange sie wohl noch hier bleiben würden…? Nein, sie konnten nicht länger bleiben, dann würden sie vielleicht eingeholt werden… Aber wenn es danach ginge, müsste man sie längst eingeholt haben. Andererseits…wenn man sie nicht verfolgte, warum war Tsukasa dann nicht längst da…? Oder waren bei dem Kampf, der hundertprozentig entstanden war, letztendlich alle umgekommen, ohne Gewinner oder Verlierer…? Nein, daran wollte er jetzt nicht denken, nicht schon wieder. Auf jeden Fall mussten sie erst einmal weiterziehen und Vorsprung aufbauen, ehe sie wieder Pause machen und trainieren konnten. Gerade, als der Vampir in Gedanken alles durchdacht hatte, spürte er etwas Leichtes auf seinem Bauch. Blinzelnd neigte er dein Kopf und sah in die zwei großen, leuchtenden Augen vor sich. //Miya… lass uns schlafen…//, flüsterte Shinya ihm zu. Der Schwarzhaarige nickte leicht, während Shinya neben ihn hüpfte und sich am Rand des Bettes einrollte. Der Vampir schmunzelte, ehe er die Nachtischlampe neben sich ausknipste. „Schlaf gut, Mietzi.“ ~*~ Mitten in der Nacht wachte Miyavi auf. Er wusste nicht was, aber irgendetwas hatte ihn geweckt. Müde, wie er es sonst nie war, rieb er sich die Augen, bevor sein Blick durch das dunkle, nur von leichtem Mondlicht erhellte Zimmer fiel. Alles schien so zu sein, wie sonst, die Möbel standen wie gewohnt da und gerade, als er es als Einbildung abtun wollte, sah er die Person, die vor dem Fenster stand. Miyavi konnte nicht anders, als den Fremden anzustarren, sich erneut über die Augen zu reiben. Doch es war kein Traum, die Person wirkte mehr als real. Sein Blick huschte über den schmalen Körper. Auch, wenn die Person sehr zierlich wirkte, hatte sie knabenhafte Züge…zumindest so viel, wie er erkennen konnte. Denn der Fremde stand mit dem Rücken zu ihm gedreht und blickte aus dem Fenster, schien den Vampir noch nicht bemerkt zu haben. Seine hellen Haare vielen ihm gerade so auf die Schultern. Alles was er trug, war ein dünnes Laken, was er sich um die Schultern geschlungen hatte. Miyavi blinzelte und sah zu seiner Decke- hey, das war irgendwie sein Laken, was der andere ihm gestohlen hatte! „Wer zum Teufel bist du?! Wenn der Wirt dich geschickt hat, um mich auszurauben, kann ich dir sagen, dass ich eh nicht viel habe und du sowieso keine Chance gegen mich hättest. Oder habe ich mich im Gasthaus geirrt und bin in einem Freudenhaus gelandet und der Alte hat mir Besuch hochgeschickt? Dann kann ich dir versichern, dass du auch gleich wieder gehen kannst.“, sprach er den anderen nun leicht erbost an. Überrascht drehte der Fremde sich um, musterte ihn unsicher, ehe er sanft zu lächeln begann. „Miyavi.“ Erschrocken sog der Vampir scharf die Luft ein, starrte den Fremden immer noch an und zweifelte gerade an sich und seinem Verstand. Die Stimme…Das war sie, aus seinem Gedächtnis… „Shin….shinya?!“, plapperte er schließlich verwirrt und total neben sich stehend. Und jetzt erst spürte er sie. Die Aura. Wie ein heller Frühlingsmorgen strömte sie um Shinya, strahlte hell wie die Morgensonne in wunderschönsten gold, gelb, honig, und satten Grüntönen und verzauberte Miyavis Sinne so sehr, dass dieser beinah glaubte, den Frühling riechen zu können. Total fasziniert betrachtete er seinen Reisegefährten, den er nun schon eine Weile begleitete und doch das erste Mal so sah. Noch immer brachte er keinen Ton heraus, Shinya wirkte in seiner richtigen Gestalt noch viel schöner und strahlender als zuvor. Das Lichtwesen schmunzelte nur über den staunenden Blick, ehe es näher trat, barfuß über die Holzdielen tapste, und schließlich den Vampir in die Arme schloss. „Das wollte ich schon die ganze Zeit tun, mein Gefährte.“, wisperte er an das Ohr des Schwarzhaarigen. Dieser kam endlich zu sich, zeigte auch wieder Regungen. „Shinya…wie…wie hast du das nur geschafft…?“, stellte er die Frage, die so hungrig nach einer Antwort auf seiner Zunge lauerte. Der Blonde lächelte sanft, ehe er sich in die Umarmung lehnte, die nun von dem Vampir ausging. „Ich…ich kann es selbst nicht ganz erklären, glaub ich… Weißt du, ich bin aufgewacht, weil ich plötzlich hellwach war. Und dann bin ich zum Fensterbrett gesprungen, weil mich der Mond förmlich anzog. Ich habe nach draußen geblickt und etwas…Besonderes gespürt. Ich habe an die Mondnacht gedacht, als ich mit Die am Fluss saß… und entgegen meiner letzten Erinnerung daran wurde ich diesmal von einer solchen Freude, einem solchen Glück erfüllt, dass ich gar nicht richtig deuten konnte. Und ehe ich mich versah, stand ich wieder auf zwei Beinen. Ich habe mich so gefreut und wollte dir jubelnd um den Hals stürzen, doch du hast geschlafen. Ich hingegen war total munter, also habe ich mir dein Laken ausgeliehen, weil mir kalt wurde.“ Interessiert und neugierig lauschte Miyavi den Worten des Blonden, nickte, versuchte sich in die Geschichte hineinzudenken. „Aber…warum gerade jetzt…? Warum nicht schon heute Nachmittag, als du es so geübt hast?“, entgegnete er verwirrt. Shinya lächelte leicht, ehe er wieder zum Fenster blickte. „Ich glaube…es liegt daran, dass ich es bisher krampfhaft versucht habe, zu erzwingen. Es ist erst jetzt gekommen, weil ich es jetzt nicht versucht habe, weil ich es vielleicht jetzt auch am ehesten überhaupt nicht erwartet hätte. Und… wenn ich bisher an Die gedacht hatte, war ich traurig, dachte nur schmerzhaft daran zurück. Aber vorhin… da habe ich gern zurückgedacht, habe mich gefreut… anders kann ich es mir auch nicht erklären Miyavi. Vielleicht war ich jetzt erst reif genug, zu begreifen.“ Der Schwarzhaarige nickte, nun ein wenig schlauer, bevor er wieder damit begann, den jungen Mann in seinen Armen zu mustern. „Ich hätte nicht gedacht, dass du in deiner normalen Gestalt noch umwerfender aussiehst statt als Katze. Man könnte beinah neidisch auf Die werden.“ Shinya errötete bei diesen Worten und brachte Miyavi somit zum schmunzeln, da dieser das erste Mal diese geröteten Wangen sah. „Wie fühlt es sich an, wieder ‚normal‘ zu sein?“, holte er den anderen nun aus seiner Scham. Shinya hob sein Kinn und neigte den Kopf, ehe er schmunzelte. „Naja…beinah ungewohnt…ich habe irgendwie noch Schwierigkeiten mit dem Laufen… Und mein Hals tut weh, aber ich rede und laufe gern wieder. Außerdem sind wir jetzt endlich auf einer Höhe.“ Der Vampir schmunzelte, bevor er unerwartet seine Finger unter Shinyas Kinn legte, sich gefährlich seinen Lippen näherte. „Weißt du, was man noch alles in der Gestalt machen kann…?~“, schnurrte er ihm zu. Erst, als der Blonde knallrot war, ließ er lachend von diesem ab. „Spaß…nein, weißt du was? Wir sollten dir irgendwie mal Klamotten besorgen, ich kann dich nicht nackt mitnehmen… Also können könnte ich theoretisch schon, aber das würde Die wohl glaub ich missfallen, wenn dich dann alle sehen. Und ich bin ein guter Freund und Aufpasser, also achte ich auch gut auf dich.“ „Aber Miya…woher willst du denn mitten in der Nacht Klamotten bekommen…? Es haben keine Läden auf um solche Zeiten…“ Der Schwarzhaarige begann zu schmunzeln und in seinen Augen funkelte es verspielt. „Wer sagt denn, dass ich sie kaufen will?“ Bevor Shinya noch was sagen konnte, war Miyavi am Fenster, öffnete dies und sprang in die Nacht hinaus. Das Lichtwesen eilte zum Fenster, doch der Vampir war schon in der Dunkelheit verschwunden. Augen rollend ging Shinya zum Bett zurück. „War ja so klar…“, nuschelte er seufzend und sank in die Kissen. Keine halbe Stunde später stand Miyavi wieder im Zimmer. „Du Shinya, es tut mir leid, ich glaube, ich habe die falschen Sachen erwischt…“, erzählte er blinzelnd und hielt sie in die Höhe, sodass der andere sie erkennen konnte. Doch Shinya kniff nur die Augen zusammen und runzelte die Stirn, seine Sicht war im Dunkeln weitaus schlechter als Miyavis. „Was…ist das…? Ein Mehlsack..?“, fragte er schließlich. Der Ältere schüttelte den Kopf und ließ sich seufzend auf dem Stuhl nieder. „Die habe ich aus einem Vorgarten…hingen da halt noch zum Trocknen rum… wer auch immer seine Sachen nachts hängen lässt…aber ich dachte, das wäre eine Großfamilie… anscheint war es doch nur eine Mutter mit ihren erwachsenen Töchtern…“ Shinya bekam große Augen. „Du hast bitte WAS? Mir FRAUENkleidung mitgebracht?!“, fragte er verblüfft und leicht schockiert. Miyavi nickte nur unsicher, ehe er verzweifelt die Schultern zuckte. „Naja…es sieht ganz…ganz hübsch aus. Vielleicht steht dir ja der Wickelrock.“ „Aber- “ „Nichts aber Shinya. Ich hab nichts anderes gefunden, sorry.“ Seufzend betrachtete der Blonde noch einmal die Klamotten, ehe er nickte. „Gut…dann zieh ich das Morgen an…jetzt will ich nur noch Schlafen…“ Der Vampir nickte und legte die Kleidung über den Stuhl. Als Shinya in das kleine Bett gerutscht war, zwängte sich auch Miyavi dazu. „Wow. Eindeutig ein Einzelbett…“, murmelte der Vampir, ehe er sich grinsend zu Shinya drehte. „Kuscheltime~“, flötete er und schloss den anderen fest in seine Arme. Der Blonde blinzelte irritiert, ehe er leise seufzte und anschließend schief lächelte. „Na gut…aber nur heute mal.“, hauchte er gnädig. Miyavi nickte und betrachtete den Blonden, bevor er seine Hand hob und zärtlich von der Wange über den Hals strich. „Du kannst von Glück reden, dass ich erst getrunken habe… jetzt verstehe ich nämlich die Jungvampire. Dein Blut duftet unwiderstehlich.“ Verunsichert über diese Worte blinzelte der Jüngere ein paar Mal, schluckte, ehe er ein zittriges „Mi…ya..?“, herausbrachte. Der Vampir lachte, schüttelte aber den Kopf. „Ich sagte doch gerade du brauchst keine Angst haben. Ich sehe in dir kein Leckerli für zwischendurch. Zumindest nicht von deinem Blut ausgesehen…“ Die Worte halfen Shinya auch nicht gerade weiter, denn als er die seltsam funkelnden Augen sah, drängte er sich automatisch näher an die Wand. „Miya…bitte tu mir nichts…“, stammelte er ängstlich, brachte den Schwarzhaarigen somit zum seufzen. „Man Shinya… ich sauge dich weder aus, noch falle ich in irgendeiner anderen Art und Weise über dich her. Vertrau mir, ich hab seit ich Tsukasa habe niemand anderen mehr angefasst. Du bist für mich ein Freund, den ich wirklich gern habe…aber mein Lover ist wer anders.“ Shinya sah ihn mit seinen leuchtenden Augen noch einen Moment lang unsicher an, ehe er leicht nickte und wieder in seine Arme rutschte. „Gut. Dann vertraue ich dir.“, flüsterte er und kuschelte sich ein wenig an. Der Duft des Vampires war angenehm, wenn auch nicht so wie Die’s, aber es war keinesfalls aufdringlich. Ein wenig streichelte Miyavi über den Rücken seines jungen Gefährten, ehe dieser ihm überraschend einen Kuss auf die Wange hauchte. „Gute Nacht Miya. Und danke für alles bisher.“ Am nächsten Morgen wachten sie beide zeitig auf. Nach einigem hin und her zog Shinya schließlich doch den Rock und die Bluse an- sehr zur Belustigung Miyavis. Der Blonde versuchte dies zu ignorieren, dachte sich Dinge wie ‚zum Glück ist es kein grelles rot…sondern nur eine weiße Bluse und ein brauner Rock…‘ und so kam er dann auch ganz gut damit zurecht. Auch wenn es nicht sehr tröstlich klang, hatte Miyavi ihm gesagt, dass er gut als Frau durchging aufgrund seiner zierlichen Art. Als sie dann das Zimmer verließen, stand unten wie gewohnt der dicke Wirt am Tresen, beäugte Miyavi aber sehr seltsam, als dieser plötzlich mit jemand herabkam; immerhin war er gestern allein hinaufgegangen und er hatte auch keine blonde Frau nachträglich hochgehen sehen…oder doch?! Miyavi schmunzelte über die sichtlich verwirrte Aura des Mannes und setzte dem ganzen noch die Krone auf, indem er das Geld auf den Tresen knallte, Shinya einen Arm umlegte, seine Wange küsste und „Komm Schatzi, lass uns zurück nach Hause zu deinen Eltern~“ lautstark in den Raum schmiss, bevor er mit dem hochroten Blonden das Haus verließ. Draußen angekommen schob Shinya ihn schnell weg. „Was…was sollte DAS denn?!“, fragte er etwas lauter und immer noch rot. Miyavi lachte, ehe er unschuldig die Schultern zuckte, „Was denn? War doch nur Spaß…außerdem war der Blick des Typen unbezahlbar! Und jetzt komm, wir müssen Vorsprung aufholen…“ Seufzend verdrehte Shinya die Augen, ehe er nickte. „Liegen wir…stark zurück im Zeitplan?“, wollte er von dem Älteren wissen. Dieser drehte sich im Laufen herum und schaute ein wenig verwirrt. „Welcher Zeitplan? Soweit ich weiß, gab es nie einen. Aber ja, wir liegen zurück, weil wir einen Tag komplett nicht gereist sind und ein paar Nächte geschlafen haben.“ Shinya ließ leicht den Kopf hängen. „Tut mir leid, das ist meine Schuld. Aber gibt es keine andere Möglichkeit, die Zeit wieder aufzuholen? Ich will so schnell es geht zu Die…ich habe Angst, dass es ihm nicht gut geht…“ Kurz dachte der Vampir über Shinyas Worte nach, ehe er zu grinsen begann. „Hmm…die gibt es, ja. Und ich fühle mich dafür auch sehr wohl in der Lage…“ Gerade, als Shinya fragen wollte, was der Schwarzhaarige damit schon wieder sagen wollte, zerrte dieser ihn kurzerhand auf seinen Rücken und rannte blitzschnell los. Der Jüngere schrie erschrocken auf, ehe er sich an den Rücken auf dem er nun hing beinah panisch krallte. „Mi-…“, als er etwas rufen wollte, gingen seine Worte einfach im Wind unter. Fluchend biss er sich auf die Unterlippe, ehe er es auf die altbekannte Weise ausprobierte…vielleicht klappte dies in seiner normalen Gestalt ja noch immer…? //Miyavi! Was…was machst du…?// Den anderen schien es wirklich zu erreichen, denn dieser zuckte kaum merklich zusammen, wurde aber auch nicht langsamer. //Shinya was? Warum kannst du noch immer so mit mir kommunizieren…?//, fragte er verwundert, da er nun wirklich nie der Gedankentyp war. Er konnte sie weder lesen, noch in Gedanken kommunizieren… //Ich…ich hole versäumte Zeit und Weg auf, was denn sonst?//, beantwortete er schließlich noch die Frage des Blonden. //Halt dich gut fest, da vorne geht’s in den Wald und ich habe keinesfalls vor, den normalen Weg zu nutzen!// ~*~ Miyavi schaffte es doch tatsächlich, den ganzen Tag die gleiche Geschwindigkeit beizubehalten, wie Shinya staunend feststellte. Zweimal hatten sie halten müssen, weil er am Fluss etwas getrunken hatte, einmal davon hatte er sich auch einige Beeren gepflückt und diese gegessen; immerhin kannte er sich mit Waldfrüchten bestens aus. Doch während er sich hin und wieder gestärkt hatte, so hatte der Vampir nur zugesehen, hatte kurz darauf wieder sein beinah jagdartiges Rennen begonnen. Ihm war keinesfalls die Müdigkeit anzusehen, die sich deutlich auf Shinyas Gesicht abzeichnete. Zwar hatte Shinya sich nach einer Weile an das Tempo gewöhnt, aber allmählich gaben seine Arme immer mehr nach und er hing mehr oder weniger nur noch an Miyavi, der zum Glück fest seine Beine umschlang. Als es langsam zu dämmern begann, sah Miyavi in den Himmel. Noch eine Weile würde er rennen, dann würde er sich wohl mit Shinya einen ruhigen Platz suchen müssen, denn dieser ließ sich allmählich nur noch schwer halten. Wenn er weiter rennen würde, müsste er riskieren, dass ihm der Blonde vielleicht trotz seines Griffs um die Beine abstürzte. Und dann müsste er bei seiner Geschwindigkeit erst einmal ein bis zwei Kilometer zurückrennen, um den anderen aufzuheben. Ganz zu schweigen von den Schürfwunden, die er ihm dann verarzten müsste… Als Shinya nun wirklich wirkte, als wenn er gleich völlig wegnickte, wurde Miyavi langsamer, bis er schließlich stoppte und auf eine kleine Lichtung zulief. Nun öffnete das Lichtwesen, welches zuvor von der ständigen Bewegung in den Schlaf gelullt wurde, leicht die Augen und sah sich müde um. „Miya…was…“, begann er, als der Ältere ihn sanft im weichen Gras ablegte. „Du bist müde, so kann ich dich nicht tragen…ich könnte dich zwar auf meinen Armen tragen, aber dazu habe ich jetzt keine Lust.“ Shinya, der nur schwer kapierte, neigte müde den Kopf, ehe er etwas sagte. „Also…übernachten wir hier…?“ Der andere, der gerade dabei war, einiges an Holz auf eine Stelle zu schmeißen, nickte. „Hai, wir bleiben für heute hier.“ Nach einer Weile schließlich zündete Miyavi sein improvisiertes Feuerchen an, lehnte sich zurück, ehe er schmunzelnd die Arme nach Shinya ausstreckte. „Na komm schon her, ich seh dich bis zu mir mit den Zähnen klappern, Kleiner.“ Verblüfft blinzelte Angesprochener, ehe er schmunzelnd zu dem Vampir lief und sich vorsichtig in dessen Arme kuschelte. Eine Weile starrte er in das Feuer, ehe sein Kopf vorsichtig zu dem Schwarzhaarig herumwanderte. „Du…Miyavi…?“ „Hmm…?“, der Ältere, welche gerade verträumt ins Feuer gestarrt und seinen Gedanken nachgehangen hatte, sah langsam auf, „Was ist denn…?“ „Wirst du…werden wir…irgendwie Freunde bleiben, wenn all das vorbei ist…?“, unsicher betrachtete Shinya ihn mit seinen leuchtenden Augen, wodurch Miyavi ihn mehr als verblüfft betrachtete. „Na klar? Wie kommst du denn darauf?“, für ihn war es selbstverständlich, dieses seltsame Band zu Shinya aufrecht zu erhalten, gerade eben weil er nie zuvor so etwas erlebt hatte. Der Blonde hingegen zuckte nur seufzend die Schultern. „Ich dachte…naja, wenn das abgeschlossen ist, ist das Abenteuer für dich beendet und du widmest dich neuen Dingen…“ Ruhig hörte Miyavi ihm zu, ehe er übertrieben mit den Augen rollte. „Man, Shinya ey, du bist manchmal echt nicht zum aushalten!“, lachte er, wodurch seine Worte nicht mehr so scharf klangen, „Du bist doch kein Abenteuer! Klar, das ganze hier ist eins, aber bei dir…ich weiß nicht, dass ist etwas anderes… Ich fühle mich für dich verantwortlich, solange bis Die dich wieder in den Händen hält. Danach gehörst du ja wieder ihm. Aber das heißt nicht, dass wir keine Freunde bleiben und ich dich vielleicht nicht besuchen könnte.“, schmunzelnd streichelte er durch das sanfte, blonde Haar, spielte mit einiger der Strähnen. Shinya entspannte sich in seinen Armen auch immer mehr, lächelte schließlich, ehe er die Augen schloss. Dies nutzte Miyavi aus um sich langsam zurücksinken zu lassen und den Blonden sanft auf sich zu ziehen. „Schlaf Shinya, du musst ausgeruht sein für das nächste Stück…“ „Nicht mehr lange Miya…ich kenne die Wälder hier…“, nuschelte der Blonde noch, ehe er langsam wegdriftete. Miyavi zog eine Augenbraue hoch, fragte sich, ob das wirklich stimmte oder ob Shinya im Schlaf fantasierte, beließ es dann aber erst einmal. Kurz sah er noch einmal zum Feuer, welches nur noch schwach glimmte und sicher bald erlöschen würde, dann schloss auch er die Augen und gönnte sich selbst ein wenig Schlaf. ~*~ Doch sein Schlaf war nicht wirklich lang. Miyavi wusste nicht, wie lang er geschlafen hatte, aber mit einem Mal war hellwach. Sein Blick ging nach oben und er konnte den Mond durch die Bäume scheinen sehen, bevor er die Augen schloss und angestrengt lauschte. Irgendetwas stimmte nicht, da war sich sehr sicher. Kurz darauf schlug er auch sofort wieder die Augen auf und rüttelte sanft den schlafenden Shinya, der noch immer friedlich auf ihm lag. „Shinya…wach auf, wir müssen hier weg, schnell!“, raunte er dem Jüngeren zu, schüttelte diesen heftiger, bis er aufwachte. „Miyavi…was zum…?“, verschlafen rieb er sich die Augen, doch wurde er schlagartig munter, als ihn sein Gefährte die Hand auf die Lippen presste. //Wir bekommen bald Besuch…Ich kann die Aura spüren…es ist einer der Jungvampire.// Shinya schnappte nach Luft und blickte den anderen mit großen Augen an. //Aber wie….das heißt ja, dass…//, er konnte gar nicht aussprechen, was das heißen müsste. Miyavi sah nur gequält drein, ehe er das Gesicht abwand. //Wie auch immer…wir müssen hier weg, sofort.//, mit diesen Worten sprang er auf, zog das Lichtwesen zu sich auf die Beine und anschließend auf seinen Rücken, bevor er schon losrannte, noch schneller als zuvor am Nachmittag. Mit zugekniffenen Augen klammerte Shinya sich an den Älteren. Sein Herz hämmerte ihm bis zur Brust, es kreiste ihm so viel durch den Kopf… Miyavi. Er. Die Vampire. Tsukasa. Sein Blut. Er sah wieder all die vergangenen Momente vor seinem geistigen Augen vorbeiziehen; immer wieder begleitet von dem Satz, den Miyavi gesagt hatte: ‚jetzt verstehe ich nämlich die Jungvampire. Dein Blut duftet unwiderstehlich…‘ Es war alles seine Schuld! Weil er so roch, waren die Wesen hinter ihm her! Wegen ihm hatte Tsukasa sich geopfert! Wegen ihm rannten sie schon wieder um ihr Leben! „Miya…stopp…“, raunte er, doch der andere hörte ihn nicht, war zu sehr in seiner Flucht verloren, warf immer wieder verzweifelte Blicke zurück. //Miyavi..//, probierte Shinya es noch einmal, doch der Vampir war völlig darin versunken, vor der nahenden Gefahr zu flüchten. //MIYAVII!! HALTE AN, VERDAMMT!!//, brüllte der Blonde mit aller Kraft in seinen Gedanken und erreichte diesmal nun wirklich den anderen. Er spürte, wie der Vampir kurz langsamer wurde, verwirrt versuchte den Inhalt seiner Worte zu verstehen, ehe er wieder beschleunigte. //Warum willst du das?! Er hat uns fast eingeholt!//, entgegnete der Schwarzhaarige und sah noch einmal panisch zurück. //Weil du ihn gerade direkt in mein Dorf lockst, Miyavi! Ich kenne diesen Wald, dort vorn nach dem Fluss versteckt hinter den Bäumen liegt mein Dorf!// Abrupt blieb Miyavi stehen. //Bitte was….? Dein Dorf liegt…hier?//, stammelte er und ließ den anderen vorsichtig von seinem Rücken gleiten. Shinya nickte schwach lächelnd, ehe er ernst zu ihm aufsah. //Ja, dort vorne, wo jeder normale Mensch vorbeiläuft…aber wenn er mitbekommt, dass dort noch mehr so riechen wie ich, wird es doch ein Massaker geben…stell dir vor, vielleicht kommen noch mehr von ihm!// Der Schwarzhaarige warf einen Blick zu der Dunklen Stelle, wo nach den Weiden Shinyas Dorf beginnen würde. Es wäre sicher keine gute Begrüßung, wenn sie prügelnd ins Dorf fielen. „Verdammt!“, fluchte er leise und biss sich auf die Unterlippe, eher sein Blick wieder zu Shinya wanderte. //Und was schlägst du vor, was wir jetzt tun? Kämpfen vielleicht?// Die Frage streifte durch Shinyas Gedanken, ließ ihn grübeln, ehe er schließlich zustimmte. //Lass uns kämpfen.// Miyavi musterte ihn aus seinen dunklen Augen heraus, ehe er seufzte. //Shinya, er ist ein Vampir, den kannst du nicht einfach vernichten.// Kurz wankte der Blonde in seiner Entscheidung, ehe er abwehrend den Kopf schüttelte. //Egal. Ich kann nicht verantworten, dass er uns folgt. Und das Dorf zu warnen ist zu spät.// Der Ältere betrachtete ihn, immer noch ruhig, ehe er leicht nickte. //Gut…// Miyavi bückte sich zu seinem Stiefel und zog einen schmalen Dolch heraus. Mit großen Augen nahm Shinya diesen entgegen. //Was…?// //Das ist ein besonderer Dolch. Er kann unsereiner verletzen, ohne dass sich unsere Haut wieder regeneriert. Damit kannst du uns also auch töten. Nimm ihn zur Verteidigung.// Blinzelnd betrachtete das Lichtwesen den schön verzierten Dolch mit der hellblauen Klinge. Warum besaß Miyavi so etwas…? Aber noch viel schlimmer: Konnte er, ein friedliebendes Lichtwesen welches jegliche Gewalt verabscheute, töten…? „Er kommt…Bleib hier und warte auf ein Signal.“, raunte Miyavi, ehe er hundert Meter vor auf die Lichtung lief. Kurz darauf schoss eine schnelle Bewegung durch die Luft und direkt auf den Schwarzhaarigen zu, riss diesen hart auf den Boden. Miyavi knurrte kehlig und schlug mit einer Faust zu, ehe er das Bein hochriss und es den anderen entgegen rammte, diesen heftig traf, und dadurch die Chance nutzte, schnell wieder aufzuspringen. All dies geschah so schnell, dass Shinya kaum etwas erkennen konnte, zumal es auch noch finster war. Nur ab und an wenn die Wolken sich teilten und die Lichtung in Mondlicht hüllten, war der andere zu erkennen. Im Gegensatz zu Miyavi wirkte er blass und besaß eingefallene Wangen, seine Augen blitzten ab und zu blutrot auf. Shinya drückte sich keuchend eine Hand auf den Mund und begann zu zittern. Die beiden wirkten wie kämpfende Tiere und von Miyavis zuvor frecher, fröhlicher Art war nur noch Wut, Hass, Kampflust und vielleicht auch so etwas wie Rache zu erkennen. Wie in Höchstgeschwindigkeit rannten sie über die Lichtung, stürmten immer wieder aufeinander zu, knurrten und schlugen aufeinander ein. Shinya sah den anderen einen Baumstamm hinauf rennen, ehe er sich plötzlich abstieß und mit einer Klaue –anders konnte man es nicht mehr bezeichnen, es sah einfach nur schrecklich aus- nach Miyavi ausholte. Der Blonde zog erschrocken die Luft ein, als sein Gefährte getroffen wurde, taumelte und schließlich zu Boden ging. Er wollte schreien, doch andererseits erinnerte er sich auch daran, dass er dann die Aufmerksamkeit auf sich zog, und das sicher auch nicht die bessere Methode war. Gegen das, was er eben gesehen hatte, hatte er doch nicht mal die geringste Chance, egal wie stark der Dolch in seinen Händen sein musste. Wackelig begann Miyavi sich wieder aufzurichten. Als Shinya dies sah atmete er erleichtert aus. Kurz wischte der Schwarzhaarige sich über die blutige Wange, ehe er seine Glieder ausschüttelte und wieder auf den anderen zustürmte. Der hatte bisher nur dagestanden und auf Miyavi herabgesehen. So wie Shinya das ganze sah, hatte der Jungvampir sicher kaum noch Kraft, oder zumindest lange nichts mehr getrunken seinem Aussehen nach zu urteilen… Miyavis Chancen standen also in seinen Augen ganz gut. Genau in diesem Moment schlug Miyavi wieder auf den anderen ein, erwischte diesen heftig an der Seite, wodurch ein markerschütternder Schmerzensschrei über die Lichtung hallte und Shinya das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Schwarzhaarige hingegen nutze seine neue Chance, warf den anderen zu Boden, drehte ihm die Hände auf den Rücken, drückte sein Gesicht in die Erde und hockte sich auf seinen Rücken. „Was habt ihr mit Tsukasa gemacht?!“, schrie er den Blassen an, begann diesen zu schütteln, als er nicht antwortete. Dann, langsam, drehte dieser sein Gesicht zur Seite, grinste hämisch und betrachtete Miyavi mit seinen blutroten Augen. „Dein Freund, der andere Vampir? Der liegt mit den anderen irgendwo im Wald. Schade eigentlich, er war gut…“ Miyavi zog kurz die Luft ein, ehe er den anderen wieder in die Erde drückte, stärker an seinen Sachen rüttelte. „LÜGE! Lüge! Lüge! Du lügst! Ich kenne ihn, er ist nicht so schwach!!“ Der Untere hustete kurz trocken in die Erde, ehe er zu lachen begann. „Ach ja? Wäre er dann hier? Sie es ein, er existiert nicht mehr. Geh doch zurück, dann findest du vielleicht noch die Überreste…“ Das war zu viel. Miyavi schrie auf und begann wie wild auf den anderen einzuschlagen. „DU SCHWEIN!“, schrie er immer wieder, ehe sein mordlustiger Blick zu Shinya wanderte. „Shinya! Tu es! Er verdient es nicht anders!“ Der Angesprochene zuckte leicht zusammen, ehe er Miyavi mit großen Augen ansah. „Was…?“, hauchte er leise und trat langsam näher, stand nur noch wenige Meter von den beiden entfernt. „Gib mir den Dolch Shinya, bitte! Er verdient es nicht anders!“ Mit großen Augen betrachtete Shinya seinen Gefährten. Er konnte doch niemanden töten, auch wenn es ein Mörder war…aber er konnte es nicht…. „Shinya, der Dolch verdammt!“, schrie Miyavi wieder, dessen Kraft allmählich wieder schwächer wurde und den anderen Vampir nicht mehr lange bezwingen könnte. Genau dieser begann wieder zu lachen, drehte den Kopf wieder zu Miyavi und grinste hämisch. „Siehst du nicht, dass er es nicht kann? Er ist viel zu weich und schwach, als dass er jemanden was anhaben könnte. Schau ihn dir an, er trägt sogar Frauenkleidung! Der ist wie alle seines Volkes…kann doch nicht einmal eine Spinne zerquetschen.“ Nun war es der Blonde, der langsam seinen Kopf hob und erbost zu dem Vampir sah. „Du….DU! Was nimmst du dir eigentlich heraus!“, drohte er und begann vor Wut zu zittern, „Die Klamotten sind verdammt bequem, klar?! Du weißt ja gar nicht, was es heißt, einer der meinen zu sein! Was es heißt, so viel auf sich lasten zu haben und auf den alle Leute ihr Vertrauen setzten! Es war falsch von mir zu flüchten, ja, aber immerhin führe ich nicht so ein Leben wie du und hechte nur meinen Bedürfnissen nach du widerliche Kakerlake!“ Miyavi blinzelte, als Shinya so ausrastete. So hatte er seinen Gefährten bisher selten erlebt. Plötzlich spürte der Vampir jedoch, wie der Körper unter seinen Armen schwand, ehe er überrascht auf keuchte, als der Vampir fort war. „Was zum…?“, verwirrt stand er auf und sah hinab, doch dort, wo der andere gelegen hatte, waren nur noch dessen zerfetzte Kleidung, aus der ein fetter Käfer krabbelte. Ein keuchen entrang sich seinen Lippen, ehe er mit großen Augen zu dem Blonden sah. „Shin…ya…?“ Der Jüngere, der noch immer vor Wut zitterte und die Hände verkrampft zu Fäusten geballt hatte, sah langsam auf. „Das…wird ihm eine Lehre sein…man legt sich nicht mit Lichtwesen an.“, meinte er nur gleichgültig und verschränkte beleidigt die Augen. Miyavi grinste kurz, ehe er nach dem Käfer sah. „Das ist für Tsukasa!“, meinte er kühl und zertrat den Käfer, bevor er zu Shinya zurücklief. Nachdem jetzt endlich alles vorbei war, kam die Erschöpfung mit schnellen Schritten zurück. Der Schwarzhaarige taumelte drei Schritte, ehe er zusammenbrach. Jetzt erwachte auch Shinya aus seinem Trotz, keuchte erschrocken, ehe er auch schon zu seinem Gefährten stürmte. „Miyavi!“, haucht er und nahm den anderen in den Arm, bettete dessen Kopf auf seinem Schoß. Jetzt erst bemerkte er, wie stark die Verletzungen an der Wange und dem Hals bluteten. „Oh Gott Miya… was hat er dir nur angetan…“, flüsterte er entsetzt, doch der Schwarzhaarige schüttelte leicht und mit einem schwachen Lächeln die Schultern. „Schon…okay…das heilt von allein wieder…tut jetzt nur eine Weile weh… Aber ich wusste gar nicht, dass du so gut zaubern kannst…“ Shinya betrachtete ihn, ehe er seufzend den Kopf schüttelte. „Du Dummerchen…das war nicht absichtlich, ich war nur so…wütend, da ging das quasi von allein…Aber was ich schon immer gut konnte, ist heilen.“, mit einem sanften Lächeln streichelte er über die blutenden Wunden, wodurch diese schwach bläulich zu leuchten begannen, ehe sie sich verschlossen. Überrascht keuchte der Vampir, doch Shinya bedachte ihm, ruhig zu bleiben. „Keine Sorge…morgen sind sie wieder weg…“, hauchte er zärtlich und strich weiter über die Stelle. Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf Miyavis Lippen, ehe dieser leise seufzte. „Ich bin so erschöpft…verdammt, ich habe zu lange nicht mehr gekämpft…sonst hatten wir das immer zusammen gemacht…“ Shinya hörte ihm aufmerksam zu, ehe er leicht lächelte, weiterhin über die Wange streichelte. „Ruh dich aus Miyavi, du hast es dir verdient…Und morgen gehen wir dann ins Dorf… ich bin bereit, meinem Schicksal ins Auge zu blicken.“ Der Vampir lächelte noch kurz, ehe seine Augen flattrig zufielen und er in einen sanften Schlaf überglitt. ~*~ Als Miyavi am nächsten Morgen erwachte, blinzelte er und rieb sich über die Augen, bevor auch schon das erste, was er sah, Shinyas liebevolles Lächeln war. „Wie geht es dir?“, hauchte dieser auch schon, noch bevor Miyavi etwas sagen konnte. Der Vampir blinzelte nur verwirrt, ehe er ein ungläubiges „Warst du die ganze Nacht wach…?“, herausbrachte. Schließlich fügte er noch „Mir geht es gut, soweit wie ich glaube…“hinzu. Shinya nickte nur beruhigt, ehe er schmunzelte. „Nein, ich habe zwischendurch mal kurz geschlafen…aber die meiste Zeit habe ich über deinen Schlaf gewacht… du hattest einiges an Blut verloren…ich hatte gestern noch bemerkt, dass dein Arm auch schlimm verletzt wurde…“ Verwundert blickte Miyavi an sich herab, konnte aber nur noch ein wenig getrocknetes Blut erkennen. Die Wunden waren vollständig ohne Narben verschlossen. „Danke Shinya.“, hauchte er seinem Gefährten zu, streckte sich und küsste seine Wange, bevor er sich langsam aufrichtete und umsah. Es schien noch Morgen zu sein… zumindest nach dem Stand der Sonne zu urteilen. Sein Blick wanderte zu Shinya, der nun ebenfalls stand und ihn noch immer sanft betrachtete. Langsam ging er auf diesen zu und sah ihm fest in die Augen. „Bist du…bereit?“, fragte er leise und strich kurz über die warme Wange. Der Blonde nickte ernst. „Ich laufe nicht mehr vor meinem Leben weg. Ich muss mich meinem Schicksal stellen, egal wie es aussehen wird…“, als er den Kopf zur Seite drehte, verengten sich Miyavis Augen. „Meinst du etwa…sie werden dich bestrafen…?“ Das Lichtwesen zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht…immerhin habe ich den Sohn des Dorfältesten in ein Stück Holz und den Rest in Steinstatuen verwandelt.“ Der Vampir betrachtete ihn noch eine Minute ernst, ehe er seufzte. „Nun gut…dann lass uns mal gehen…“ Der Blonde nickte und streckte kurz seine Glieder, ehe er vor lief. „Folge mir, ich zeige dir den Weg.“ Der Schwarzhaarige staunte nicht schlecht, als er Shinya durch das kleine Waldstück begleitete. Gestern Nacht hatte er keine Zeit gehabt, auf die Landschaft zu achten, aber jetzt… die Wiesen wirkten unglaublich sauber und gepflegt, jeder Baum kräftig und gesund, abgeholzte oder kranke Bäume und Pflanzen waren nirgendswo zu sehen. Wenn er es sich nicht einbildete, dann leuchtete das Grün der Pflanzen sogar noch kräftiger, noch satter, als das der Bäume in seiner Stadt oder den bisherigen Wäldern. Die Umgebung passte genau zu Shinyas Ausstrahlung, seiner Aura. Alles wirkte so lebensfroh. Eine Welt, zu der er in seinen schwarzen Ledersachen kaum passte als Gestalt der Nacht. Und trotzdem…diese Harmonie, die von diesem Ort ausging, ja beinah förmlich in der Luft lag, hatte etwas beruhigendes, wie man es in der Großstadt bei ihm nicht in der Form fand. Shinya führte ihn immer mehr durch die Wiesen, immer weiter vom normalen Weg fort, weit weg von den Plätzen, die die Menschen betraten. „Normale Menschen finden uns nicht, weil sie uns nicht sehen. Sie glauben nicht an die Magie…sie hatten sie vor Jahrhunderten in ihren Herzen und konnten uns sehen…sie respektierten uns und ließen uns unsere Wälder. Doch dann wurden die Menschen gieriger, wollten uns alles nehmen, von den Wäldern bis zu unserer persönlichen Freiheit, wollten uns versklaven, um ihre Pflanzen und Gärten zu pflegen, uns zwingen, sie zu heilen wenn sie Kriege führten oder sie in riesige Tiere zu verwandeln. Da hat mein Volk den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Wir haben Zauber gewoben, wodurch die Menschen nie nahe genug an uns herankamen und irgendwann hatten sie uns einfach vergessen. Sie verschrieben sich immer mehr der Technologie und der Jagd nach Wissen und vergaßen die Magie in ihrem Herzen. Wenn uns heutzutage noch Menschen sehen können, dann sind es die mit den reinen Herzen, die noch an Wunder und Magie glauben, die, die nicht alles als Aberglaube und anderem abgetan haben. Diesen Menschen zeigen wir uns und helfen ihnen, wenn sie sich im Wald verirrt haben. Vor euch können wir uns schlecht verstecken, weil ihr im Gegensatz zu den Menschen einen sehr guten Geruchssinn habt. Aber ihr lebt ja auch nicht hier in den Wäldern, sondern dort, wo viele Menschen sind…“ Gespannt folgte Miyavi Shinyas Erzählungen und konnte nicht anders als zu staunen. Also hätte er Shinya oder das Dorf und dessen Bewohner vielleicht nie kennengelernt…? Immerhin hatte er bisher auch vieles als menschliche Geschichten abgetan. Obwohl…über seine Art gab es auch viele Gerüchte und Spukgeschichten… Der Weg den sie gingen, steuerte sie um einen winzigen Teich, der offen auf der Wiese lag, klein und hübsch anzuschauen, während dahinter riesige Trauerweiden standen. Staunend betrachtete Miyavi die Baumriesen, auf die Shinya direkt zusteuerte. „Dahinter…ist mein Dorf.“, lächelte er schwach. Die Nervosität war ihm jetzt schon anzusehen. Der Vampir blinzelte, nickte aber. „Warum umgeben euer Dorf gerade…Trauerweiden?“, fragte er leise und fragte sich insgeheim, ob die früher schon dort standen oder erst, nachdem Shinya das halbe Dorf verwandelt hatte… Doch der Blonde lächelte nur sanft. „Weil diese Bäume heilig für unsere Art sind. Frag nicht warum, da müsste ich dir unsere halbe Geschichte erklären… Auf jeden Fall besitzen sie besonders viel Magie, schützen zusätzlich vor unerwünschten Blicken so dicht beieinander und sie sind ein wunderbarer Erholungsort. Ihr Name hat keine Bedeutung für uns. Mit Die habe ich als Kind gern darunter gespielt und herumgetollt. Auf der anderen Seite des Dorfes befindet sich dann noch der Fluss und weiterer Wald.“ Zielgerade steuerte Shinya auf die Baumriesen zu, schob sanft die Äste beiseite und suchte sich seinen Weg durch das Meer der Bäume. Miyavi sah verzweifelt zurück, als er vor, links, rechts und hinter sich nur noch die riesigen Bäume und deren Äste, Ranken, Blätter erkannte. Hier drin konnte sich doch jeder andere sicher schrecklich verlaufen… „Du musst keine Angst haben, wir sind fast da…schau, da ist das Dorf.“, lächelnd schob Shinya einige Zweige beiseite und gab den Blick auf ein gewaltiges Häusermeer frei. Miyavi klappte der Mund auf und er sah sprachlos auf die Szenerie vor sich. „Das…das…Wow…“ Kleine, süße Häuschen standen eines neben dem nächsten, die Fassaden waren liebevoll gestaltet, wie so ziemlich alles, was er gerade erkennen konnte. Zwar wirkte alles wie aus einem völlig anderem Jahrhundert, aber er erkannte auch nirgendwo ein zerfallenes, altes Haus. Auch auf den Wegen fehlte kein Stein. Alles war liebevoll erbaut und überall strahlten wunderschöne Blumen von den kleinen Fenstern. Doch dann viel sein Blick auf das rege Treiben in den Straßen. Menschen schleppten Kisten, trugen Säcke, Männer wie Frauen, sogar Kinder halfen, zogen Schubkarren, trugen Schachteln, Essen, Kleider und noch vieles mehr, was er nicht ausmachen konnte. „Haben wir was verpasst? Zieht dein Dorf um oder wie?“, fragte er nun an seinen Gefährten gewandt und betrachtete diesen neugierig. Shinya schien fiebrig nachzudenken, man konnte es beinah sehen, wie es in seinem Gehirn ratterte, ehe sich seine Miene schlagartig aufhellte. „Das…Morgen ist der Beginn des Sommerfestes!“, stieß er vorfreudig aus, ehe er sich räusperte und den Blick verlegen senkte. „Also…zumindest war das früher immer um die Zeit…“, nuschelte er mit roten Wangen, scheinbar war ihm sein Enthusiasmus peinlich. Miyavi schmunzelte nur, ehe er breit zu grinsen begann. „Dann sollten wir ihnen jetzt mal einen richtigen Grund zum Feiern geben!“, meinte er fröhlich und stapfte auch schon direkt auf die Menge zu. Shinya blinzelte irritiert, bevor er große Augen machte und dem Vampir schnell folgte. „A-aber Miyavi! Du kannst doch nicht einfach…wir…die…“, stammelte er vor sich her, doch der Schwarzhaarige ignorierte ihn, packte nur grinsend seinen Arm und zog ihn mit. „Kein Aber! Du hast gesagt, du läufst nicht mehr weg!“, erzählte er immer noch fröhlich und winkte einigen vorbeieilenden Dorfbewohnern, die augenblicklich stehen blieben und die beiden mit großen Augen musterten. Miyavi schaffte es in nur wenigen Minuten, das ganze Dorf auf sich aufmerksam zu machen. „A-aber Miya….du…du steuerst direkt auf das Rathaus zu…“, nuschelte Shinya mit rotem Kopf. Die Blicke der anderen war ihm peinlich, da er die meisten, ja fast alle, kannte. Und ihren Blicken nach zu urteilen freuten sie sich nicht besonders, ihn wiederzusehen. Er konnte Misstrauen, Angst, Unwohlsein, Unglauben und sogar Wut und ähnliches in ihren Augen erkennen. „Na und? Was ist denn da?“, fragte Miyavi nur immer noch gut gelaunt, als wäre er heute die Freude in Person. Shinya schluckte nur. „Dort…ist meistens Die’s Vater…das ist sein Haus…“, nuschelte er nur, bevor sie schon davor standen. Zögerlich sah Shinya auf, ehe er erstarrte. „Das…das da vorn…der große Mann…das ist sein Papa…“, stammelte er leise in Miyas Richtung. Der Vampir blinzelte, als sein Gefährte so eingeschüchtert aussah, ehe er nach vorn schaute und den Mann betrachtete. Dieser stand auf der Treppe des Hauses und redete mit ein paar anderen, machte immer wieder ein paar Bewegungen mit der Hand in der Luft; scheinbar erklärte er wie was bei dem Fest aufgebaut werden sollte. Seine langen roten Haare waren nach hinten zu einem Zopf geflochten und er besaß einen schmalen Vollbart. Insgesamt wirkte er stark und wie eine Person, auf die man sich verlassen konnte. Miyavi blinzelte und wandte sich wieder Shinya zu. „Und das nennt sich Dorfältester? Der hat sich aber gut gehalten.“, murmelte er grinsend, doch Shinya konnte nicht lachen, denn Dies Vater schaute gerade in ihre Richtung und sein Gespräch mit dem Mann neben sich endete. Spätestens jetzt starrte das ganze Dorf sie an. Langsam kam der großgewachsene Mann näher und obwohl Shinya und Miyavi schon recht groß waren, überragte der Dorfälteste sie nochmal gut einen halben Meter. Miyavi blinzelte irritiert, der Mann musste doch über zwei Meter sein! Verunsichert sah Miyavi zu Shinya, wusste er doch nicht was ihn erwartete. Der Blonde hielt dem Blick des Rothaarigen stand, hauchte ein „Ando-sama.*“ und verneigte sich leicht, als er vor ihnen stand. Miyavi tat es ihm dann einfach gleich. Der Mann musterte sie ausgiebig, ehe er leicht lächelte. „Wie ich sehe, bist du zurück Shinya.“ Seine Stimme klang melodisch und freundlich, trotzdem blieb er ernst. Miyavis Körperhaltung blieb angespannt, würde dieser Typ gleich beschließen sie zu irgendwas zu verdammen, würde er sich Shinya packen und davon rennen. Doch Shinya nickte leicht und sah wieder auf. „Ja, Herr. Ich bin zurückgekehrt, um für meine Fehler Verantwortung zu übernehmen. Ich war damals überfordert und voller Angst. Mittlerweile habe ich aus meinem Fehler gelernt…“, wisperte er gegen Ende immer leiser. Der Hüne musterte ihn noch immer, ehe er leicht schmunzelte. „Wie ich sehe, hast du es geschafft, dich zurück zu verwandeln.“ „Hai. Es ist mir erst kürzlich gelungen, meine Magie wieder zu erlangen...“ Jetzt begann der Rothaarige noch mehr zu lächeln, nickte leicht. „Du warst den Tag so schnell weg, wir konnten dir nicht einmal helfen, den Fluch zurück zu verwandeln.“ Shinya sah erstaunt auf, ehe er seufzte. „Wenn…wenn Ihr mich für meine Tat bestrafen wollt, dann tut es. Ich will dafür gerade stehen, egal in welcher Form…“ Dies Vater neigte den Kopf, ehe er herzhaft zu lachen begann. „Aber Shinya, was denkst du von mir? Warst du solange weg, dass du glaubst, aus unserem Volk sei ein barbarischer Haufen geworden? Ich bin froh, dich wiederzusehen.“ Der Blonde riss die Augen auf und starrte den Dorfältesten einfach nur an. „Was…?“, hauchte er leise und ungläubig. So etwas hatte er überhaupt nicht erwartet… Der Rothaarige nickte, ehe er Shinya eine Hand auf die Schulter legte. Miyavi zog eine Augenbraue hoch, auf Shinyas schmaler Schulter wirkte die Hand wie eine Pranke für ihn. „Shinya, du hast richtig gehört. Ich bin froh, dich wiederzusehen und das Dorf sicher auch. Wir sind dir nicht sauer. Du warst damals zu verkrampft und hattest scheinbar zu viel Druck auf deinen Schultern lasten…es hätte auch jedem anderen passieren können. Aber das ist egal, du bist wieder zurück und das zählt.“ „Aber ich habe die Prüfung hochgradig verhauen! Ich habe unschuldige getroffen, ich habe Die- “, beschämt brach er ab und senkte den Blick. „Du hast nichts verhauen, deine Prüfung war bis zu dem Punkt gut. Das Schicksal wollte scheinbar aber, dass deine Prüfung anders aussieht als die, die wir vorgegeben hatten.“, mit diesen Worten wanderte sein Blick zu Miyavi, der nur verwirrt dreinschaute. Shinya hob seinen Kopf und folgte unsicher dem Blick. „Was…was soll das heißen, Ando-sama…?“, hauchte er fragend. Dies Vater lächelte wissend, ehe sein Blick wieder zu Shinya wanderte. „Das Schicksal hatte andere Dinge mit dir vor Shinya. Und wie ich sehe, hast du deinen Seelenverwandten gefunden. Das ist eine viel größere Ehre als wir dir durch unsere Prüfung zuteilwerden lassen können.“ Der Schwarzhaarige blickte nun endgültig nicht mehr durch und Shinya blinzelte auch nur aus einer Mischung zwischen Frage und Verwirrtheit. „Aber…Aber Die ist doch mein Seelenverwandter!“, beharrte er schließlich mit einem beinah schon trotzigen Ton. Der Dorfälteste lachte, ehe er leicht den Kopf schüttelte. „Die ist dein Seelenpartner. Er ist für dich vorgesehen, wird mit dir zusammen alt werden. Miyavi ist allerdings dein Seelenverwandter. Kannst du dir ungefähr vorstellen, was ich sagen will?“ Dem Vampir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er seinen Namen hörte. „Woher wisst Ihr…“, begann er, brach dann aber ab, wollte es lieber gar nicht wissen. „Ehm…Shinya und ich können aber nicht verwandt sein, ich bin ein Vampir, er ein Lichtwesen.“, nuschelte er schließlich noch. Der Rothaarige lächelte amüsiert, hatte er doch lange nicht mehr solchen Spaß gehabt. „Das hat nichts mit körperlichem zu tun Miyavi. Es ist schwer zu erklären…aber eure Seelen sind sich in gewisser Weise ähnlich, sind über eine unsichtbare Kraft verbunden. Ihr versteht euch perfekt und seid trotzdem wie Tag und Nacht. Unschuld und Verlangen. Hell und Dunkel. Und trotzdem könnt ihr die Gefühle des anderen deuten, versteht und teilt seinen Schmerz oder freut euch mit ihm. Ihr fühlt euch füreinander verantwortlich, seid wie Zwillinge und doch verschieden. Ein Seelenverwandter ist einem der beste Freund, jemand, der einen ohne Worte versteht und für den anderen jede Gefahr auf sich nehmen würde. Und trotzdem mischt er sich nicht dauernd in dessen Leben, kann weitab von dem anderen Leben und diesen trotzdem spüren. Seelenverwandte können über hunderte Kilometer spüren, wenn mit dem anderen etwas nicht stimmt. Es ist egal, ob du ein Wesen der Nacht bist, Miyavi, denn dein Herz ist rein. Du hättest genauso gut ein Mensch, Lichtwesen oder etwas anderes sein können, du wärst trotzdem Shinyas Seelenverwandter. Genauso ist es mit Die. Ihr hättet auch zusammengefunden, wenn er ein Mensch wäre Shinya.“ So langsam verstand der Vampir und nickte leicht, bevor er lächelnd zu Shinya sah. Dieser erwiderte sein Lächeln sanft wie er es immer tat, ehe er wieder zu dem Rothaarigen aufsah. „Also…wollte das Schicksal es so, dass ich meine Prüfung ruiniere um Miyavi zu begegnen…?“, fragte er nach. Der Größere zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht, vielleicht auch nicht, man kann nie sagen, was das Schicksal für einen beschließt. Auf jeden Fall ist es eine große Ehre, seinen Seelenverwandten neben seinem Seelenpartner auch noch zu finden. Das gelingen nur ganz wenigen und deshalb bin ich auch stolz auf dich.“ Verlegen senkte der Blonde den Blick, bevor er sich auf die Unterlippe biss. „Aber…aber was ist denn nun mit Die…und den anderen…?“, hauchte er leise, unsicher. Der Dorfälteste atmete kurz tief durch, ehe er noch seine andere Hand auf Shinyas Schulter legte. „Uns ist es gelungen, die anderen wieder zurück zu verwandeln, außer Die. Aber das sollte kein Problem darstellen, denn du bist ja wieder da. Bevor wir gehen, muss ich dir aber leider noch etwas mitteilen Shinya. Deine Großmutter ist vor wenigen Tagen von uns gegangen, es tut mir leid.“ Überrascht sah das kleinere Lichtwesen auf. „Meine…Großmutter…?“, stammelte er und der Rothaarige nickte. „Ja, sie war schon eine Weile jetzt krank…am Sterbebett hat sie gesagt, dass es ihr leid tue, wie sie dich behandelt hat.“ Langsam ließ er Shinya wieder los. Dieser senkte daraufhin den Kopf, bevor er leise zu schniefen begann. Obwohl sie immer so streng zu ihm war, hatte er sie irgendwo auch geliebt und sie war die noch einzige Verwandte gewesen, die er gehabt hatte. Miyavi war sofort bei ihm und nahm ihn sanft in den Arm. Nachdem Shinya sich wieder beruhigt hatte, sah er auf und blickte entschlossen zu dem Dorfältesten. „Ich…ich möchte zu Die, bitte…“ Der Rothaarige nickte, eher er sich umdrehte und loslief. „Folgt mir.“ ~*~ Als Miyavi die Magie-Arena betrat, staunte er nicht schlecht. Es erinnerte ihn an das alte Colosseum in Rom, bis auf die Ausnahme, dass in der Mitte ein Baum stand. Das war also Die…oder zumindest das, was der Zauber aus ihm gemacht hatte. Shinya schien das nicht zu interessieren, denn er rannte sofort auf den Baum zu, umarmte den Stamm so gut es ging, streichelte beinah zärtlich über die Rinde. Hätte Miyavi die Wahrheit nicht gewusst, hätte er gedacht, der andere hat eine an der Klatsche. „Daisuke….ich…ich…ich habe dich so vermisst…es…es tut mir leid…alles…“, stammelte Shinya und brach erneut in Tränen aus. Der Vampir betrachtete ihn, blieb aber lieber etwas abseits stehen, gönnte…den beiden…ihre Ruhe. Dies Vater blieb neben ihm stehen und lächelte. „Das nenne ich wahre Liebe…es erinnert mich an mich und meine Frau als wir jung waren.“, schmunzelte er. Miyavi nickte nur und freute sich einfach nur für Shinya. Er wollte sich gerade mit niemanden vergleichen, sich an schöne Momente erinnern. Denn dann würde die traurige Gewissheit kommen, dass es für ihn so etwas nicht mehr gab… Langsam richtete der Blonde sich wieder auf. „Ich…ich glaube ich bin im Verwandeln besser geworden Die…ich…ich habe erst gestern jemanden verwandelt und mich selbst zurück…ich…ich kann das…“, versuchte er sich einzureden, auch wenn das nur schwer klappte. Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Schulter, die ihn verwundert aufsehen ließ. „Du bist nicht allein Shinya. Ich stehe hinter dir und glaube an dich.“, hauchte ihm sein schwarzhaariger Gefährte zu. „Ich auch Shinya. Wir tun das alle.“, rief Dies Vater. Gerührt betrachtete der Blonde die beiden, ehe eine kleine Träne über seine Wange lief. „Danke…“, hauchte er leise und glücklich, ehe sich seine Augen schlossen. Sie standen alle hinter ihm. Sie glaubten an ihn. Jetzt musste er nur noch an sich glauben. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er an das vergangene Abenteuer zurückdachte. Er konnte es schaffen. Er hatte so viel dazugelernt, so viel erlebt und auch so viel bewiesen. //Ja, ich glaube an mich!// Miyavi konnte förmlich spüren, wie die Energie von Shinya ausstrahlte, wie sie um ihn und alles in der Umgebung strömte, wie sie in sein eigenes Herz drang und ihn mit Liebe und Wärme erfüllte. Sanft begann Miyavi zu lächeln und gab sich ganz dieser Wärme, ganz diesem Gefühl hin. So etwas Wunderbares hatte er selten zuvor gespürt. Shinya lächelte glücklich, ließ allerdings die Augen geschlossen. Er konnte die Magie spüren, wie sie ihn erfüllte, ihn durchdrang, mit aller Wärme und Leichtigkeit. Es war so ein wunderbares Gefühl und er wollte alle daran teilhaben lassen. Sanft gab er sich dieser Magie hin, ließ sich berauschen und immer höher gleiten im Geiste, bevor die Magie ihren Höhepunkt erreichte und wieder langsam schwächer wurde. Sanft entließ sie ihn aus seinem Rausch und als er vorsichtig die Augen öffnete, blickte er in das schönste Gesicht, das er jemals gesehen hatte. Die. „Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung.“, flüsterte dieser liebevoll, ehe er den vor Freude aufschluchzenden und aufspringenden Shinya fest an sich drückte. ~~**~~ *Ando-sama - Die's richtiger Name ist Daisuke Ando. Für den Vater habe ich keinen extra Namen benutzt, der Dorfälteste wird respekthalber mit dem Nachnamen angesprochen. -sama ist dann halt die ehrenvolle Anrede dazu^^ So, da ich bereits neue FFPläne besitze, habe ich diesmal ganz schnell weitergeschrieben *schmunzel* Nein, ich hab auch Ferien, deswegen war ich produktiver. Das hier ist im Grunde das Letzte Kapitel- danach kommt aber noch der Epilog, also ist es im Grunde doch das Vorletzte...und auch das längste, wie ich gerade bemerkt habe ;D So, mehr erzähl ich dann am Ende des Epilogs, Kommis sind immer erwünscht~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)