Zum Inhalt der Seite

Staring at the sun

Ace x Ruffy
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Welcome to the countryside

Vorwort der Autorin:

Was soll ich hierzu groß sagen? Es ist der Prolog, wo nicht wirklich etwas passiert, außer das man Ruffy Einstellung gegenüber dem neuen Leben mitbekommt xD

Wie bereits gesagt, wird es etwas OOC, aber ich versuche den Figuren trotzdem irgendwie treu zu bleiben, versprochen.

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß und hoffe auf Rückmeldungen in Form von Kommis :)
 

P.S. Mal wieder ohne Beta...also freut euch über meine Komma-Fehler ;D

-----------------------------------------------------------------------------
 

Prolog:

Welcome to the countyside
 

Rasch zog die Landschaft im abendlichen Sommerlicht an dem kleinem blauen Auto vorbei, welches sich zielsicher und sehr einsam einen Weg über die kurvenreiche Landstraße suchte.

Einer der beiden Insassen des Autos war ein siebzehnjähriger Junge mit rabenschwarzen Haaren und noch immer recht kindlichen Gesichtszügen, die einzig von einer dünnen Narbe unter dem linken Auge ernster wirkten.

Die Stirn gegen die kühle Scheibe gedrückt, starrte er gelangweilt auf das Panorama, welches schon über Stunden an ihm ohne jegliche Gefühlsregung vorbei zog.

Hinter sich hörte der Junge gedämpft die Musik aus dem Radio und ab und zu ein müdes Seufzen seines Vaters, der des Fahrens überdrüssig wurde.

Wenn es nach dem Willen des Jungen gegangen wären, dann würden sie sich momentan nicht auf dem letzten Stück einer dreizehn Stunden Fahrt befinden.

Doch leider war dem nicht so.

Sein Vater betonte immer wieder, dass es Schicksal gewesen sei.

Was nun Schicksal daran sein sollte, dass sein Vater sich neu verliebte, während zum gleichen Zeitpunkt die Firma pleite gegangen war, wo dieser über zwanzig Jahre lang gearbeitet hatte, war dem Jungen bis heute ein Rätsel.

Aber sein Vater berufte sich immer auf das Schicksal...er mochte es nicht besonders. Für ihn stellte es sich als ein gehässiges Schulkind da, welches zu gerne Ameisen in einem Glas voll Wasser ertränkte.

Auf jedenfall befanden sie sich jetzt auf dem Weg zu der neuen Flamme seines Vaters. Wobei der Junge sich gedanklich korrigierte. So neu war sie eigentlich nicht. Als er noch ein Kind gewesen war, hatten sie dort ein oder zweimal Ferien gemacht.

Stumm fragte sich der Junge, ob sein Vater damals schon diese Art von Gefühlen für die Frau empfunden hatte.

Er selbst erinnerte sich kaum noch an sie. Nur an ihren Sohn, der drei Jahre älter als er selbst war. Früher hatte er ihn bewundert, meinte er sich zu entsinnen. Sie hatten viel Zeit zusammen verbracht. Aber egal wie sehr er es versuchte, das Gesicht war nur verschwommen.

Jedoch machte das überhaupt nichts, bald würde er es jeden Tag deutlich zu sehen bekommen, da sein Vater ihm erzählt hatte, der Junge würde dort immer noch bei seiner Mutter wohnen.

Also bekam er zusätzlich zu einer neuen Mutter, noch einen brandneuen großen Bruder.

Sachte donnerte der Junge seinen Kopf einmal gegen das Autofenster.

Er war ja so ein Glückspilz...

Wenn sie zumindest in eine Stadt ziehen würden, dann wären die ganze Sache erträglich – aber natürlich taten sie es nicht.

Sein Vater meinte nur, dass es Zeit für ihn war, das richtige Leben kennenzulernen. Was nun daran richtig sein sollte von einer Großstadt in ein hinterwäldliches Dorf zu ziehen, blieb ihm verborgen, wie so vieles, was sein Vater ihm erzählte.

Endlich zogen alt aussehende Häuser, statt immergrüne Landschaften und riesige Äcker, an ihnen vorbei.

„Gleich sind wir da“, verkündete sein Vater mit dessen tiefer Stimmen. Der Junge versuchte nicht einmal falsche Freude vorzutäuschen. Dazu war er auch gar nicht fähig.

Sein Magen meldete sich knurrend. Hoffentlich wussten die wenigstens wie man ein ordentliches Steak machte...

Abermals verließen sie das Dorf, nur um eine holprige Straße entlang zu einem großen Gebäude zu fahren. Schon vom Weiten konnte der Junge die riesige Windmühle, die riesigen Getreidefelder und eine Weide voller Kühe ausmachen.

Endlich löste er seinen Kopf von der Scheibe und warf einen unsicheren Blick zu seinem Vater hinüber.

Dieser hatte wie immer sein undurchschaubares Lächeln auf den Lippen, was keineswegs seine harten Gesichtszüge weicher erschienen ließen. Möglicherweise lag es auch an dessen muskulösen Statur, dass er niemals wirklich freundlich wirkte.

Der Junge wandte seine Augen wieder ab, als sie in den Innenhof eines alten Farmhaus fuhren. Ein aufgeschrecktes Huhn sprang vor dem Kühler herum, links erhaschte er einen Blick durch ein riesiges Scheunentor auf ein Haufen Schweine.

In dem doppelstöckigen Gebäude vor ihnen öffnete sich eine Tür und eine wunderschöne Frau mit langen, schwarzen Haaren betrat den Innenhof. Sie strahlte förmlich von einem Ohr zum Anderem.

Kurz jaulte der Motor des Autos noch einmal auf, dann erstarb er.

Sein Vater zog den Autoschlüssel und stieg auf, nach einigen zögerlichen Sekunden folgte er ihm.

Seine Beine schmerzten von der langen Fahrt und die frische Abendluft wäre sogar ganz angenehm gewesen, wenn sie nicht den Duft von Tieren mit sich getragen hätte.

„Dragon, pünktlich wie immer!“ Erklang die melodische Stimme, der Frau.

„Natürlich Rouge“, erwiderte sein Vater und da entsann der Junge sich wieder dem vollen Namen der Frau.

Portgas D. Rouge und ihr Sohn Portgas D. Ace...

Nachdenklich betrachtete er seinen Vater und Rouge, die sich zärtlich umarmten und über die Reise sprachen.

Er gönnte es seinem Vater wirklich, aber...

„Lage nicht mehr gesehen“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Überrascht wandte er sich um und blickte in das sommersprossige Gesicht eines älteren Jungen, welches von ebenso schwarzen Haaren wie es seine waren, eingerahmt wurde.

Die muskulösere Statur des Jungen war nicht zu übersehen, da er den Oberkörper frei trug und sich jeweils zwei Säcke über die Schulter geworfen hatte.

Ein breites Lächeln lag auf den Lippen des Jungen.

„Bist ja ziemlich groß geworden, Ruffy.“

Ruffy erwiderte das Lächeln ein wenig.

„Du aber auch, Ace.“

It grows on you

Anmerkung der Autorin:

Danke erst einmal für die lieben Kommentare, es freut mich, dass euch die Story und der Schreibstil gefällt :D Vielen Dank *verbeug*

Zu dem Kapitelnamen. Es ist ein eng. Sprichwort und bedeutete übersetzt entweder es wächst einem ans Herz oder man gewöhnt sich daran und eben darum geht es in diesem Kapitel. Ruffys erster Arbeitstag auf der Farm halt und zwischendurch ein paar Sachen an die er sich versucht zu erinnern.

Es ist denke ich nicht besonders aufregend, aber das ist, das erste Kapitel nie wirklich, man muss ja erst einmal eine festes Fundament bauen :D

Zudem ist Ruffy sehr Ruffy untypisch, außer hier und dort mal..und das ärgert mich. Verzeiht mir >_<

Ansonsten die Sache mit der Kuh..xD Ich hoffe mal, es ist verständlich geworden, aber will es ja nicht gleich am Anfang verraten.

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und hoffe wieder auf reichliche Rückmeldung :D
 

P.S. Mal wieder keine Beta...Verzeihung^^''
 


 


 

Kapitel 1: It grows on you
 

Als Ruffy an diesem Morgen erwachte, fühlte es sich an, als wäre er gerade erst eingeschlafen. Wie gerädert, richtete er sich in eine sitzende Position auf und rieb sich verschlafen die Augen.

Etwas weiter neben ihm wuselte schon jemand herum.

Für einen Moment war er orientierungslos und wusste nicht, wozu er die abgesplitterte, alte Tapete, die merkwürdigen, aus Buchenholz bestehenden Möbel und den jungen Kerl, der sich gerade einen Pullover über den Kopf zog, zuordnen sollte.

Als der Andere sich zu ihm umdrehte und ihm ein freundliches Lächeln schenkte, fiel es Ruffy wie Schuppen von den Augen.

Natürlich, das da war Ace, die Tapete und die Möbel gehörte zu dem gemeinsamen Zimmer, was sie sich teilten und er wohnte seit gestern in diesem Haus – oder besser gesagt auf einem ganzem Bauernhof.

Müde schweifte sein Blick zu dem einzigem, großen Fenster des Raums, welches an der unteren, linken Ecke einen nicht sehr stabilen Riss aufwies.

Draußen war es immer noch dunkel, dünne Nebelschwaden hingen wie Spinnenfäden über der Erde und nur ansatzweise sah man den nahenden Tag hinter den Hügeln hervor kriechen.

Für Ruffy ergab diese Uhrzeit keinen Sinn. Warum sollte er mitten in der Nacht aufwachen?

„Wenn du noch ewig da hockst, verpasst du das Frühstück“, meldete sich ein schrecklich gut gelaunter und sehr frischer Ace.

Abermals wandte Ruffy sich dem Älteren zu.

„Frühstück?“ Fragte er gedehnt nach und unterdrückte ein herzhaftes Gähnen.

Ein nachsichtiger Ausdruck erschien im Gesicht von Ace, der Ruffy stark an den Ausdruck erinnerte, den geduldige Lehrer immer aufsetzten, wenn ein Schüler eine dumme Frage gestellt hatte und sie diese freundlicherweise beantworteten.

„Ja, Frühstück. Danach geht es raus die Tiere füttern und auf die Weide zu treiben.“

Das Wort Frühstück nahm langsam Form an in Ruffys Kopf, aber das Tiere füttern und diese auf eine Weide treiben, war eine schwammige Kugel.

Perplex kratzte er sich am Kopf und brachte damit seine Haare nur noch mehr in Unordnung.

„Um diese Uhrzeit?“

Ace stieß einen vergnügten Laut aus. „Natürlich um diese Uhrzeit. Der frühe Vogel fängt den Wurm, Ruffy.“

Absolut unbegeistert, sank Ruffy zurück ins Bett und stellte fest, wie hart und ungemütlich die Matratze war, was wohl auch ein Faktor seines unerholsamen Schlafs gewesen war.

„Der frühe Vogel kann mich mal...“, nuschelte er in sich hinein und zog die Decke bis übers Kinn.

Für wenige Sekunden war er drauf und dran wieder einzuschlafen, als ihm die warme Festung weggezogen wurde.

Brummend richtete er sich wieder auf und sah unbegeistert zu Ace hinüber, der die Decke sich locker über die Schulter geworfen hatte.

„Du bist fies...“, nörgelte er.

Ace zuckte nur mit den Schultern. „Man gewöhnt sich daran. Jetzt komm, das Frühstück wartet.“

Ruffy ergab sich seinem unausweichlichem Schicksal.
 

Erbärmlich knurrte Ruffys Magen auf.

Das Frühstück hatte nur aus zwei Scheiben Toast und einem rohen Ei bestanden, eindeutig zu wenig für einen Jungen in seinem Alter. Doch er hatte es nicht gewagt nach Nachschlag zu fragen, insbesondere deshalb, weil sein Vater ihm über den Tisch hinweg mit diesem Sei-höflich-zumindest-am-Anfang-Blick gemustert hatte.

Zudem war ihm kalt. Zwar hatte er eine lange Hose und seine dicke, blaue Jacke an, aber um fünf Uhr Morgens im Sommer war es fast wie im Winter.

Möglicherweise lag es auch an dem wenigem Schlaf und die ungewohnte Uhrzeit.

Vielleicht hätte Ruffy sich ja mit allem abgefunden, wenn ihm momentan nicht der Gestank umbringen würde.

Neben ihm grunzte etwas laut auf.

Unbegeistert wandte er diesem lautem Etwas seine Aufmerksamkeit zu.

Es war ein Schwein. Ein gigantisches, fettes Schwein, welches geschlachtet vorzügliche Steaks abgeben würde.

Bei dem Gedanken lief Ruffy das Wasser im Mund zusammen.

„Ruffy, träum' nicht so herum“, ertönte die Stimme seines persönlichen Sklaventreibers.

Nach dem Frühstück waren sein Vater und Rouge weggefahren, auf irgendeine Messe oder so, um die Tiere zu kaufen, verkaufen und ähnlichen Zeugs von dem Ruffy keine Ahnung hatte – es könnte auch sein, dass sie es ihm erklärt hatten und er bedauerlicherweise einige Minuten gedanklich abwesend gewesen war.

Zumindest hatte sie danach Ace die Verantwortung überlassen, immerhin ist er der Ältere und der Erwachsene von ihnen beiden.

Insgeheim roch Ruffy eine Verschwörung. Es war einfach alles zu geplant gewesen. Das frühe Aufstehen, das sein Vater und Rouge Ace die Verantwortung überließen und dieser natürlich ihn höflich zwang an diesem Tag mitanzupacken.

Wahrscheinlich würde es heute Abend heißen, dass sie das ja so großartig gemacht hätten, das sie es ja morgen, den Tag darauf und auch die folgenden Tage machen könnten.

So ähnlich hatte es sein Vater mit der Spühlmaschine gemacht in ihrer alten Wohnung.

Plötzlich erschien eine große Gestalt in seinem Gesichtsfeld.

Verwundert schaute Ruffy auf in das sommersprossige Gesicht von Ace, der schon wieder am Grinsen war.

„Hier, nimm.“

Zuerst verstand Ruffy nicht, was der Ältere von ihm wollte, als er mit einmal ein Klappern hörte und einen großen Gegenstand gegen seinen Oberkörper fühlte. Eher reflexartig griff er danach.

„Uff, was?“

„Der Eimer mit dem Schweinefutter“, erklärte Ace amüsiert über Ruffys erstauntes Gesicht und dessen Bemühungen das Gleichgewicht wiederzufinden.

Unsicher betrachtete Ruffy den riesigen Metallbehälter, der randvoll mit...nun, Resteessen gefüllt war. Nicht gerade ein Festmahl...aber warum bekamen die Schweine mehr als er zum Essen? Wo war denn hier bitte die Gerechtigkeit?

„Du nimmst die linken Futtertröge und ich die rechten, Ruffy.“

Ohne Widerworte leistete er dem Befehl folge.

Es war ein belustigender und gleichzeitig ekliger Anblick, wie die Schweine sich auf das Essen stürzten und es hinunter schlangen ohne jegliche Tischmanieren zu zeigen.

„So ähnlich hast du früher auch gegessen.“

Ruffy schrack hoch.

Abermals war Ace einfach hinter ihm erschienen. Schmollend zog Ruffy eine Schnute.

„Stimmt doch gar nicht!“ Wobei er unsicher klang. Es gab haufenweise Bilder, die diesen Protest widerlegten.

Ace lachte auf, hob die Hand und für einen Herzschlag war sich Ruffy sicher, dass er sie auf seinen Kopf legen wollte. Stattdessen griff er nach dem Henkel des Eimers und zog ihn aus seinen Händen.

„Jetzt geht es zu den Kühen.“

„Oh, wunderbar, endlich weniger Gestank...“

„Ach, an den Gestank gewöhnt man sich.“

„Weil man selbst irgendwann so riecht?“

„Nein“, Ace stellte die Eimer ab, öffnete das Scheunentor und grinste ihn breit an, „Weil die Nase abstirbt.“

„Beruhigend...“
 

Ruffy erinnerte sich an die Kühe der Farm.

Es waren damals drei gewesen und ein kleines Kalb. Ace und er hatten immer versucht auf dem Rücken einer Kuh zu reiten, ob sie es jedoch jemals geschafft hatten, dass wusste er nicht mehr.

Dafür entsann er sich an den Namen des Kalbes noch.

„Merry?“ Wiederholte Ace verwundert den Namen.

„Ja...so hieß doch damals das kleine Kalb...“

Ein warmes Lächeln huschte über Ace's Gesicht.

„Du erinnerst dich an Merry? Erstaunlich...“

Ruffy zuckte nur mit den Schultern. Er verstand nicht wirklich, warum Ace sich so darüber freute.

„Und? Gibt es sie noch?“ Dabei schweifte sein Blick über die Boxen, wo sich fast das dreifache an Kühen von damals befanden.

„Natürlich. Willst du sie sehen?“

„Ja...“

Ohne ein weiteres Wort marschierte Ace los und er folgte ihm schweigend. Sie gingen fast bis in die hinterste Ecke der Scheune, als Ace endlich stehen blieb und sich locker gegen ein Holzgitter lehnte. Sein Kopf schwang Richtung Erde.

„Morgen Merry“, begrüßte er den Boden.

Als Ruffy ebenfalls heran trat und nach unten schaute, sah er am Boden eine ausgewachsene, kugelrunde Kuh liegen.

„So dick und groß habe ich Merry gar nicht in Erinnerung...“

„Es sind ja auch schon zehn Jahre vergangen, seitdem du das letzte Mal hier warst.“

Zehn Jahre...Ruffy kam es wie ein halbes Leben vor, welches er nie wirklich gelebt hatte.

„Außerdem ist sie nicht dick, sondern hochschwanger. Sie müsste bald kalben.“

„Was?! Schwanger?“

Überrascht über den entsetzten Ausruf von Ruffy, musste Ace erneut heftig lachen.

Merry zuckte mit den Ohren und drehte ihren Kopf zu den beiden Störenfrieden.

„Natürlich. Irgendwoher muss ja der Nachwuchs kommen.“

„Ja, aber...Merry und Mutter? Sie war doch noch so klein...“

Irgendwie wollte sich das kleine, tollpatschige Kalb von damals einfach nicht mit der schwangeren Mutter vor ihm verbinden.

Schweigend standen sie einige Minuten da, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.

„Damals haben wir den Namen für Merry zusammen ausgesucht“, durchbrach Ace die Stille, dabei schwang etwas merkwürdiges in seiner Stimme mit.

„Echt?“

„Ja...“

„Keine Ahnung, hab ich wohl vergessen.“

„Achso.“

Ace klang enttäuscht, aber bevor Ruffy es möglicherweise in seiner Mimik lesen konnte, wandte dieser sich von ihm ab.

„Na komm, die Kühe müssen auf die Weide.“

„Und wie kriegen wir sie dorthin?“

Der Ältere griff nach einer handlichen Glocke, grinste Ruffy an und läutete damit.

Um sie herum begannen die Kühe laut zu werden.

„Wir müssen ihnen nur die Türen öffnen und schon können sie ihr Leben genießen.“
 

Langsam aber sicher, tasteten sich die ersten Sonnenstrahlen über die weiten Felder und vertrieben die Dunkelheit.

Sachte strich ein frischer Morgenwind und ließ die Wiesen tanzen, ebenso streichelte er Ruffys Gesicht.

Eine Welle der innerlichen Zufriedenheit erfasste ihn und zum ersten Mal an diesem Tag, empfand er sowas wie Freude. In den letzten Monaten war ihm dieses Gefühl abhanden gekommen...

Er vernahm Schritte neben sich, öffnete die Augen und drehte sich um.

Einige Schritte entfernt stand Ace und musterte ihn nachdenklich.

„Waren das jetzt alle Kühe?“

„Ja.“

„Himmel, das ist anstrengender als Mathe...“

Ace zuckte mit den Schultern. „Man gewöhnt sich daran...Zudem kommen jetzt die Hühner.“

„Hühner? Seit wann habt ihr Hühner?“

„Etwa seit vier oder auch fünf Jahren, meine ich.“

„Aha...“

Ruffy richtete seine Aufmerksamkeit wieder der weiten Landschaft, die in einem zarten Gold getaucht war.

Er war müde, hungrig und hatte keinerlei Lust auf irgendwelches Gefieder.

Aber der Anblick war es bis jetzt wert gewesen.
 

Der Hühnerstall war bis jetzt das kleinste Gebäude auf dem ganzem Hof, dafür jedoch das Vollste.

Wenn das weiße Gefieder nicht gerade auf dem Boden aufgeschreckt herum lief, saß es an den Rändern in ihren Brutstätten.

Ruffy beobachtete Ace dabei, wie er einen Eimer voller Körner füllte. Schließlich nahm er einen geflochtenen Korb und drückte ihn Ruffy in die Hand.

„Du sammelst die Eier ein.“

Ruffy konnte nicht vermeiden, dass er bei den Worten Ace Blick mied und rote Ohren bekam. Wie blöd sich das anhörte...

„Aber pass auf, manchmal picken sie, wenn du nach den Eiern greifst.“

Damit meinte Ace alles erklärt zu haben und lief zum Futtertrog. Einmal atmete Ruffy tief ein und aus, dann machte er sich ans Werk.

In der Schule lehrte sie einem nie, wie man garstigen Hennen die Eier abnahm. Wieso eigentlich? Sowas konnte man eher gebrauchen als auf fünf verschiedenen Sprachen „Hallo, mein Name ist Knuffifutzi“ zu sagen.

Vorsichtig pirschte Ruffy sich an die erste Bruststätte heran, wobei ihm die Henne aufmerksam beobachtete.

Ganz langsam, ohne ruckartige Bewegungen brachte er seine Hand in Richtung Tier. Die Henne rührte sich weiterhin nicht, was Ruffy als gutes Zeichen abstempelte.

Schließlich schob er seine Zunge zwischen seine Zähne hindurch und griff so hochkonzentriert aussehend, unter das weiche Gefieder.

Es fühlte sich merkwürdig an, aber er war nur froh darüber, dass die Henne nicht aufsprang und ihm die Augen zerkratzte.

Endlich bekam Ruffy das Ei zu fassen. Sachte holte er es unter der Henne hervor, nur um es erfolgreich in den Korb zu legen.

„Großartig, wenn du so weiter machst, solltest du bis heute Abend fertig sein“, kommentierte der Ältere das Geschehen und dämpfte das Siegesgefühl.

Genervt drehte Ruffy sich zu Ace herum, der jetzt ebenfalls einen Korb in der Hand hielt und ihn angrinste.

„Haha, sehr witzig...“

Ace hob den Zeigefinger. „Finde ich auch.“

„Dummschwätzer.“

Der Ältere lachte wieder auf und Ruffy fragte sich, ob dieser wohl was genommen hatte, weil er so gut gelaunt war. Kein Mensch konnte so früh Aufstehen und solch eine Arbeit spaßig finden.

„Lass uns wetten.“

„Hm?“

Jetzt stellte Ace sich vor ihm, wodurch er gezwungen war, etwas den Kopf in den Nacken zu legen.

„Eine Wette, wie früher.“

Ruffy versuchte sich zu daran zu entsinnen, wann er jemals mit dem jüngeren Ace gewettet hatte. Vage schwamm dort am Rand seines Bewusstseins eine Erinnerung, aber er bekam sie weder zu fassen, noch versuchte er es vom ganzem Herzen.

„Von mir aus“, erwiderte er also nur, ohne in Nostalgie zu versinken.

„Wer mehr Eier sammelt, nun...“

„Kriegt die Hälfte des Abendessens des Anderen!“

Verdutzt blinzelte Ace ein paar Mal, dann lächelte er und hielt Ruffy seine freie Hand hin.

„Abgemacht.“

Zögerlich schlug Ruffy ein, wobei er den starken Händedruck von Ace zu spüren bekam. Der Ältere war wirklich kräftig gebaut...

„Gut, auf die Plätze, fertig, los!“

„Hey, wa - Oh, du schummelst Ace!“

Durch die Wette angetrieben, ging Ruffy nicht mehr so sachte vor, wodurch er die ein oder andere Henne verärgerte. Zudem bekam er nach und nach den Dreh bei der ganzen Sache raus. Auf gewisse Weise war es sogar ganz...lustig.

Plötzlich durchfuhr ihm ein stechender Schmerz.

„Aua!“

Erschrocken machte er einen Ausfallschritt nach hinten und schaute zu dem Ursprung des Schmerzes. Es war sein rechtes Bein, welches die Signale aussendete. Doch nichts war dort zu erkennen.

Da vernahm er ein bedrohliches Gackern. Einige Sekunden brauchte er, um zu verstehen, woher es kam.

Einen Meter von ihm entfernt stand ein Hahn, der eindeutig in Angriffsposition war. Wütend sprang er auf einen Bein zum Nächsten.

„Ähm, Ace, ich glaube der Hahn ist wütend...“

Unsicher wich Ruffy zurück, der Hahn folgte ihm.

„Ace?“

Noch immer keine Antwort vom Älteren, ließ Ruffy langsam panisch werden, besonders da der Hahn abermals auf ihn zusprang.

Jetzt schaute er sich doch rasch nach dem Anderen um – und konnte es nicht fassen.

Ace stand vor einem der Brutstätten, wo sein Kopf drinnen lag und schnarchte.

Ruffy glaubte ihm fielen die Augen aus den Höhlen.

„Du pennst ja?!“

Ein wütendes Gackern und mit einmal war der Hahn mit ihm auf einer Augenhöhe.

Ruffy schlug mit den Händen nach dem Hahn. Blind stolperte er nach hinten, wobei der Hahn nicht locker ließ und sich in seinen Haaren festkrallte.

„Ace! Hilfe!“ Schrie Ruffy vergeblich, während er nach dem Hahn schlug, der erbarmungslos auf ihn einhackte.

Da verlor er das Gleichgewicht und fiel nach hinten.

Der Aufprall auf den Rücken presste ihm die Luft aus der Lungen und irgendwas krachte erbärmlich, durchdrang seine Hose und hinterließ ein widerliches Gefühl.

Jedoch war das Ruffy geringste Problem, denn der Hahn ließ noch immer nicht locker. Schützend verschränkte er die Arme vor seinem Gesicht, um wenigstens das vor dem Schnabel zu schützen.

Ohne Vorwarnung hörte der Angriff endlich auf. Ein wildes Kreischen des Hahns war zu hören, ein Fluch, der eindeutig aus Ace Mund stammte und dann eine Tür, die auf und zu ging.

Schwer atmete Ruffy ein, versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen.

Er vernahm eine Bewegung neben sich.

„Ruffy?“ Fragte Ace besorgt nach. Das veranlasste ihn dazu, die Hände hinunter zu nehmen. Er sah in das Gesicht des Älteren.

„Lass mich raten...man gewöhnt sich daran?“

Das Lachen von Ace erfüllte den ganzen Stall.
 

Nach dem Angriff des Hahns waren sie in die Küche gegangen.

Jetzt saß Ruffy alleine am Küchentisch und schaute sich um.

Er meinte sich zu erinnern, dass es früher nicht anders ausgesehen hatte. Die selbe alberne Kuhuhr, der selbe wackelige Tisch, die alte, gelbe Tapete mit dem Sonnenblumenmuster, der verrostete, gurgelnde Wasserhahn, die selben quietschenden Schranktüren und die weißen, langsam grauen Fliesen.

Nur der Kalender, der sich selbstverständlich von Jahr zu Jahr änderte und die Pinnwand, die jetzt mit allerlei Nummern und Notizen vollgepinnt war, waren neu. Früher meinte er, hatten selbstgemalte Kunstwerke von Ace und ihm dort gehangen, wo jetzt die Pinnwand hing.

Aber er konnte sich auch irren.

Endlich kam Ace zurück, in der Hand einen Verbandskasten.

Geschickt zog er einen Stuhl heran und setzte sich direkt vor Ruffy. Auffordernd hielt er ihm die Hand entgegen. Fragend hob Ruffy die Augenbrauen.

„Deine Hand, Dummerchen.“

Als Ruffy sich noch immer nicht rührte, griff Ace einfach danach. Erst wollte er protestieren, beließ es jedoch bei einem Murren.

Im Gegensatz zu vorhin, fasste der Ältere seine Hand dieses Mal sehr sachte an und dafür bewunderte er ihn ein wenig.

„Der alte Sanji hat ziemlich zugelangt. Tut es weh?“

„Ähm, nein.“ Ruffy konnte es abermals nicht vermeiden, rot zu werden.

Er war es nicht gewohnt so liebevoll behandelt zu werden. Die letzte Person, die jemals seine Hand so gehalten hatte, weil er sie sich verletzt hatte, war seine Mutter gewesen...

Jetzt ließ Ace seine Hand los und irgendwie war Ruffy froh darüber. Es war ihm unangenehm, wenn der Ältere ihn so behandelte.

Während Ace im Verbandskasten geeignetes Material zum Desinfizieren und Verbinden suchte, musterte Ruffy ihn seitdem sie angekommen waren, zum ersten Mal genauer.

Schon damals war Ace größer als er gewesen und er würde es auch immer bleiben. Doch das Lächeln, die Sommersprossen und die Haare waren unglaublich gleich geblieben und auch das Wesen von Ace schien sich nicht viel verändert zu haben.

Er hatte ihn als ein ständig gut gelaunten Jungen in Erinnerung, der viel Unsinn machte, aber einsichtig sein konnte, wenn nötig.

Ruffy hatte ihn früher bewundert...oder? Zumindest war er begeistert von Ace gewesen. Doch irgendwie wollte es ihm nicht gelingen sich an ihre gemeinsame Zeit zu erinnern. Dabei hatten sie eine Menge erlebt...

Plötzlich griff Ace abermals nach seiner Hand und sprühte das Desinfektionsmittel auf die Wunde. Ruffy biss die Zähne zusammen, weil es höllisch brannte.

Danach verband Ace die Hand geschickter, als es Ruffy je möglich gewesen wäre.

„So, fertig. Das müsste reichen.“

Ruffy musterte seine Hand.

„Danke...“

„Kein Ding.“

Eine unangenehme Stille folgte.

„Soll ich dir etwas zeigen, was dich sicherlich aufmuntern wird?“

Ruffy bezweifelte, dass es ihm gefallen würden, trotzdem stimmte er zu.

Alles war besser, als in der Küche zu sitzen und sich anzuschweigen.

War es früher auch so sonderbar zwischen ihnen gewesen?

Nein, er glaubte es nicht...
 

„Das gute Stück hier, ist jetzt unser gemeinsamer Wagen. Du kannst doch fahren, oder?“

„Ähm, ja, sicher...mit Begleitung.“

Das er ein grauenhafter Fahrer war und keinerlei Orientierungssinn hatte, verschwieg Ruffy dem Älteren. Überhaupt wurden diese beiden Sache nebensächlich bei dem Wagen vor ihm.

Ruffy verstand nicht viel von Autos, da er sich nie wirklich für solche interessiert hatte. Ab und zu, wenn ein Auto im Fernsehen während der Werbung gezeigt wurde, dachte er sich „Nettes Teil“ oder Ähnliches.

Wenn es so ein Wagen wäre, würde er sogar etwas Begeisterung zeigen. Jedoch war dem nicht so.

Der Wagen vor ihm war ein alter, schrottiger Kleinlaster mit einem hässlichen Grün. Er sah aus, als würde er bei dem kleinsten Hügel nur noch rückwärtsfahren und wenn man in die Bremsen trat, befanden sich die Füße mit einmal auf der Straße.

„Kennst du ihn noch?“ Fragte Ace jetzt nach, weil Ruffy nur wie apathisch auf den Wagen gestarrt hatte.

„Ähm...“

Tatsächlich regte sich etwas in dem hintersten Stübchen seiner grauen Zellen. Da war ein Mann gewesen mit rotem Haar, immerzu am Feiern...

„Shanks oder? Das war der Wagen von Shanks gewesen?“

„Exakt. Der alte, gute Shanks.“

Soweit sich Ruffy erinnern konnte, war Shanks ein Jungspund gewesen, der von Ort zu Ort reiste, um das Leben zu genießen. Er hatte mal eine Weile auf der Farm gelebt und sich Geld zum weiter Reisen verdient.

„Warum habt ihr sein Wagen?“

„Er sagte, er bräuchte ihn nicht mehr.“

Das wunderte Ruffy nicht. Die alte Schrottmühle konnte niemand mehr gebrauchen.

„Probefahrt gefällig?“

Abwehrend hob Ruffy die Hände.

„Ah, nein, lass mal.“

Ace runzelte die Stirn, zuckte dann mit den Schultern und wandte ihm den Rücken zu. Hatte er ihn jetzt verärgert?

Er beobachtete den Älteren dabei, wie dieser über den äußeren Rand des Laster strich.

„Früher sind wir oft mitgefahren. Besonders dann, wenn die Strohballen aufgeladen waren“, durchbrach Ace die Stille.

Ruffys Augen hefteten sich auf den Landeraum.

„Haha, ich komme höher als du, Ruffy!“

„Das ist fies!“

„Jungs, passt auf, das ist gefährlich während der Fahrt!“

„Ach, lass sie doch machen Rouge. Echte Kerle kenne keine Angst. Habe ich recht, Jungs?“

„Ja!“

„Shanks du setzt ihnen nur Flausen in den Kopf!“

„Oh, Verzeihung, eigentlich ging ich davon aus, dass sie schon genügend hätten.“

Eine Hand, die von einen der riesigen Strohballen zu ihm hinunter gestreckt wurde, ein sommersprossiges Gesicht, was ihn anlächelte.

„Na komm, ich helfe dir, Ruffy!“

Zwei Hände die ineinander verschlangen, nur um dann gemeinsam den Fahrtwind im Gesicht zu spüren.

Schallendes Gelächter, was davon getragen worde.

„Ja...das hat immer Spaß gemacht“, antwortete Ruffy schließlich.

Wie hatte er das nur vergessen können? Das Gefühl der Freiheit und der unendlichen Möglichkeiten. Wie hatte er nur Shanks vergessen können?

Jetzt wandte sich Ace ihm wieder zu.

„Ruffy, ich wollte eigentlich dir noch sagen, dass ich -“, weiter kam Ace nicht, da ihn ein Laut unterbrach.

Verwirrt runzelte Ruffy die Stirn und auch Ace schaute sich suchend um.

„Ich glaube, es kommt aus dem Kuhstall“, mutmaßte Ruffy nach wenigen Minuten.

„Ja, hört sich so an...“

Abermals ertönte der beunruhigende Laut.

„Vielleicht sollten wir nachschauen gehen..?“

„Ja...das wäre nicht schlecht...“

Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, eilten sie zur Scheune.
 

„Nein! Merry stirbt! Merry!“

Heulte Ruffy entsetzt auf, als er die Kuh am Boden liegen sah und eine merkwürdige Blase plötzlich am Hintern hatte.

Ace stattdessen lachte nur über Ruffys Entsetzten.

„Wie kannst du nur lachen?! Merry stirbt gerade! Mach was!“

Ace schüttelte nur den Kopf, lehnte sich lässig gegen das Holzgitter und schaute interessiert zu Merry hinunter.

„Da kann ich nichts mehr tun, es ist zu spät.“

„Was?!“

Ruffy betrachtete Merry.

„Aber, warum? Was hat sie denn?!“

Ace atmete tief ein und seufze.

„Tja, ich glaube...“

„Ja? Ja?“

„Sie kriegt gerade ihr Baby...“

„Oh nein, das ist ja – Hey, warte mal!“

Ruffys Augen wanderten zwischen Merry und Ace hin und her. Schließlich schaltete er.

„Sie kriegt ihr Baby?! Jetzt?!“

„Ja, jetzt, siehst du das?“

Ace deutete auf die Blase.

„Das ist die Wasserblase, auch Frucht – oder Schleimblase genannt.“

Ruffys Augen hefteten sich auf die Blase.

„Ah...und, was sollen wir jetzt tun?!“

Ace klopfte neben sich auf das Holz.

„Wir schauen zu, den Rest schafft Merry allein.“

Unsicher wanderte Ruffys Blick wieder zu Merry.

„Wirklich?“

„Ja, bald müssten die Presswehen einsetzten, da kann man dann schon die Vorderbeine des Kalbs sehen. Der Rest geht relativ schnell.“

Ein Schweigen folgte, in dem nur die angestrengte Laute von Merry zu hören waren.

„Was ist, wenn nicht alles glatt läuft, was machen wir dann?“

Zuerst glaubte Ruffy, dass Ace ihm darauf keine Antwort mehr geben würde, als er schließlich doch noch was sagte.

„Es wird alles gut.“

Ruffy schluckte schwer, trieb sich selbst zur Ruhe und stellte sich neben Ace.

„Gut.“

Tatsächlich behielt Ace Recht und bald konnte man innerhalb der Blase, die Vorderbeine des Kalbs sehen. Unruhig wechselte Ruffy von einem Bein zum Anderen im Gegensatz zu Ace, der völlig gelassen zuschaute.

Es kam Ruffy, wie eine halbe Ewigkeit vor, als die Blase mit einmal platzte und er das Maul des Kalbes sehen konnte.

„Ist das, äh, richtig so?“

„Ja, pass gut auf, nach der nächsten Wehe müsste der Kopf zu sehen sein.“

Erneut behielt Ace Recht und Ruffy erblickte den Kopf des Kalbs. Es sah weniger schön aus, als es sich anhörte, trotzdem hatte es etwas Faszinierendes an sich.

„Und jetzt? Was passiert nun?“

Ruffy bemerkte nicht, dass er flüsterte, ebenso wenig das sachte Lächeln von Ace. Dieser beugte sich zu ihm hinüber.

„Von jetzt an geht alles relativ schnell. Das Kalb flutscht förmlich heraus.“

Bevor Ruffy die Worte wirklich registrieren konnte, flutschte das Kalb wirklich raus. Dabei zog es einen ekligen Klumpen Fleisch mit, den Ruffy auf die Nabelschnur zurückführte.

Ruffy blinzelte, als Merry rasch aufstand und ihr Neugeborenes ableckte.

„War es das?“

„Ja, das war es.“

Noch immer fassungslos, starrte Ruffy das Kalb an, welches sich kräftig schüttelte und richtig hinlegte.

Da erfasste Ruffy das Ausmaß des Geschehens.

„Merry ist Mutter!“

Freudig sprang er auf und umarmte Ace. Dieser versteifte sich, überrumpelt von dieser Geste.

„Sie ist wirklich Mutter, ist das zu fassen?!“

Begeistert schaute Ruffy Merry und ihr Neugeborenes an und bemerkte dabei nicht, dass Ace ihn aufmerksam musterte, während er noch immer seine Arme um diesen schlang.
 

Neugierig beobachtete Ruffy, wie das Neugeborene seine ersten Geh-Versuche machte und dabei immer wieder stolperte.

Ace hatte währenddessen den Stall gesäubert und kam gerade zurück.

Gemeinsam schaute sie dem Kalb zu.

„Willst du ihr einem Namen geben?“

Verwundert schaute Ruffy Ace an.

„Ich?“

„Ja, du.“

Nachdenklich musterte er wieder das Neugeborene, welches wackelig auf den Vorderbeinen stand, nur um wieder hinzufallen.

Ein Lächeln huschte über Ruffys Gesicht.

„Little Lamb...“

Ace lehnte sich neben ihm, betrachtete ebenfalls das Kalb.

„Ein schöner Name.“

„Es ist gut, das du recht hattest.“ Dieses Mal war es an Ruffy, die Stille zwischen ihnen zu zerstören.

„Finde ich auch“, erwiderte Ace ruhig.

Vielleicht hatte Ace ja auch damit recht, dass man sich an das Leben auf der Farm gewöhnte, dachte Ruffy sich.

Wenn ja, dann wäre das ein guter Anfang gewesen...

The red Cuttlefish

Gesülze der Autorin:

Bevor ich beginne, ein riesen Dankeschön an all die lieben Kommentare! :D

Ich habe mich riesig gefreut, dass die FF euch allen so gut gefällt. Danke :D

Zum Kapitelnamen, ja, ich bin da immer etwas schlecht, aber der Sinn sollte in dem Kapitel klar werden (und ja, ich mag Tintenfische xD).

Ansonsten wird hier etwas angedeutet was mit Ruffys Mum und auch mit seinen Erinnerungen passiert ist. Ansonsten ist es relativ albern xD

Nun wünsche ich euch viel Spaß und hoffe das Kapitel gefällt euch :)
 

MvlG, der Tintenfisch-Fan
 

P.S. Beta immer noch negativ. Kennt wer einen guten Betaleser? xD

P.P.S. Tintenfische an die Macht!
 


 


 

Kapitel 2: The red Cuttlefish
 

Gesprächsfetzen, die ihre Vollkommenheit schon ewig im See des Vergessens eingebüßt hatten, drangen unaufhaltsam an die Oberfläche.

„Ach Liebling, er....“

„Ich...nicht!“

„Warum denn...?“

„Er hat...gutes Essen.“

Ein melodisches Lachen.

„Ich wünschte....Erwachsen werden.“

„Wieso...dir das?“

„Dann müsste ich mir als....machen.“

„Du musst...keine Sorgen...mich...“

„Natürlich, nur es...“

Plötzlich füllte gleißendes Licht den Raum. Zwei Monsteraugen rasten auf sie zu. Metall traf Metall.

Ein schrille Schrei ertönte.
 

Schweißgebadet schreckte Ruffy auf. Rasch atmend schaute er sich panisch um.

Es war dunkel im Zimmer von Ace und ihm und eigentlich recht kühl, trotzdem klebte das T-Shirt wie eine zweite Haut an ihm.

Reflexartig griff er nach der Narbe unter seinem linkem Auge, welche unerklärlicherweise stark pochte und ihn Tränen in die Augen trieb.

Da bemerkte er am Rand seines Blickfelds eine Bewegung.

Es dauerte nur wenige Sekunden bis er Ace erkannte, der jetzt ebenfalls im Bett saß, statt zu legen und ihn ausdruckslos ansah.

Ruffys Kehle fühlte sich rau an, hatte er geschrien?

Einige Minuten starrten sie sich stumm an, bis Ruffy sich einfach wegdrehte und wieder hinlegte.

Es war ihm egal, was Ace jetzt von ihm dachte. Sollte er ihn halt für einen kleinen Jungen mit Alpträumen halten, er würde ihn nicht davon abhalten.

Der Schmerz, der von seiner Narbe ausging, verfolgte Ruffy bis er erneut ins Reich der Träume fiel und bescherte ihm einen unerholsamen Schlaf.

Was er nicht bemerkte, war, dass Ace ihn noch sehr lange besorgt musterte.
 

Das Frühstück lag längst hinter ihnen, doch immernoch starrte Ruffys verschlafenes Spiegelbild ihm entgegen.

Hinter ihm stand Ace, der jetzt die Zahnpasta, die schrecklich nach Minze schmeckte und Ruffy mochte keine Minze, auf die Zahnbürste, die eigentlich Ruffy gehörte und hielt sie dem Jüngeren auffordernd vor die Nase.

Seine Augen fixierten den Hygienegegenstand, jedoch was er bedeutete oder was er damit machen sollte, übermittelte sein Gehirn nur träge an seinen Körper.

Nach einigem Zögern griff er danach und führte sie in seinen Mund. Zufrieden mit seiner Hilfestellung wandte Ace sich ab und beschäftigte sich nun mit seinen eigenen Zähnen.

Mit dem Enthusiasmus eines Faultiers bewegte Ruffy die Zahnbürste in seinem Mund und beobachtete dabei sein Spiegelbild.

Es war schon wieder mitten in der Nacht seines Ermessens und er war sich hundertprozentig sicher, dass er irgendwann wegen Schlafmangel sterben würde...oder ihm schlimmsten Fall zu einem Wesen der Nacht wurde.

„Einfe Vafirkuhf...“, nuschelte er undeutlich und dazu lauter als geplant.

Fragend wandte sich Ace ihm zu.

„Waf?“ Er hatte ebenfalls noch seine Zahnbürste im Mund.

Ruffy zuckte nur mit den Schultern, da er dem Älteren keine nähere Auskunft über diese Wesen geben wollte. Das würde nur zu lange dauern und lang hieß immer anstrengend und anstrengend war gerade alles und jeder.

Da knurrte sein Magen auf.

Erneut war das Frühstück viel zu karg ausgefallen für seinen Magen, der so viel mehr brauchte als es den Anschein hatte.

Er hielt in jeder Bewegung inne, ebenso sein Spiegelbild, welches jetzt zu zerwühlten Haaren und verschlafenen Augen, auch noch Schaum vor dem Mund hatte, in dem der Zahnbürstenstiel heraus ragte.

Neben ihm spuckte Ace ins Waschbecken, wenige Sekunden später folgte ein Gurgeln, dann wieder ein Spucken.

Der Ältere nahm die Essensportionen einfach immer so hin...ob der wohl wirklich satt war? Und sein Vater? Der verschlang normalerweise auch gut ein ganzes Huhn, wenn man ihn ließ.

Wenn davon satt wurden, dann verlangte man von ihm das Gleiche aus purer Höflichkeit, nicht wahr?

Abermals knurrte sein Magen erbärmlich auf.

Ruhig nahm Ruffy seine Zahnbürste aus dem Mund, spülte sie ab und legte sie an die Seite. Dann spuckte er den Schaum aus und beseitigte den restlichen mit Wasser.

„Na, endlich aufgewacht, Dornröschen?“ Neckte ihn Ace, den er jedoch nicht weiter beachtete.

Zielsicher marschierte er aus dem Bad, bog nach links ab und stieg die Treppe hinab.

„Ruffy?“ Hörte er noch Ace verwundert hinter sich fragen.

Am unteren Treppenabsatz angekommen, wandte er sich sofort nach links und betrat die Küche, wo sein Vater dabei war die heutige Tageszeitung zu lesen und den Rest seines Kaffees zu trinken.

Ohne ein weiteres Wort öffnete er den Kühlschrank und holte sich den Schinken raus.

Sein Vater senkte jetzt die Zeitung ein kleines Stückchen, um seinem Sohn zu zusehen.

Als das Geräusch von Gebratenem erklang, betrat Rouge verwundert die Küche. Noch erstaunlicher fand sie, dass Ruffy, der noch immer im Schlafanzug dastand mit Zahnpasterresten an der Wange, sich Schinken briet und bergeweise auf einen Teller häufte.

Ruffy besaß eine angeborene Frechheit, die ihm dazu verleitete, öfters mal ins Fettnäpfchen zu treten oder sich unangemessen zu verhalten.

Doch Ruffy wusste nicht, dass sein Vater im gleichen Masse, wie der seiner Frechheit, über einen ausgeprägten Bestrafungssinn verfügte – und er wusste ganz genau, wie er seinen Sohn bestrafen konnte.
 

Der Käfer rollte über die holprige Straße hinunter in das Dorf.

Nachdem Ruffy sich mit Ace um die Kühe gekümmert hatte und mit Freude Little Lamb beim unsicheren Laufen zugeschaut hatte, war sein Vater mit einer 'Bitte' an ihn heran getreten.

Eine Bitte war bei seinem Vater eigentlich eine nett gemeinte Aufforderung, der man besser nachgehen sollte.

Daher saß er jetzt hier in Rouges Auto und ging mit ihr Besorgungen erledigen. Nicht nur, dass ihn der Gedanke abschreckte stundenlang von Laden zu Laden zu gehen,hier mit Tante Trutchen zu reden und da noch einmal mit dem guten, alten Harald, sondern auch die komplette Zeit mit Rouge zu verbringen.

Es war nicht so, dass er Rouge nicht mochte. Sie war nett, ganz witzig und höflich, aber sie war einfach ein...Störfaktor.

Wenn es sie nämlich nicht gäbe, wäre er noch immer Zuhause in der riesigen Apartmentwohnung mit dem überdimensionalen Kühlschrank, der Dolby Surround Anlage und dem riesigem Flachbildfernseher mit über 5000 Kanälen.

Zwar war es kein gutes Leben gewesen, aber zumindest ein Gemütliches.

Jetzt musste er Tiere füttern, früh aufstehen und dürfte sich nicht einmal ein ordentliches Frühstück genehmigen. Außerdem vermisste er seinen besten Freund Lysop.

„Es ist nett von dir mir bei den Einkäufen zu helfen, Ruffy.“

Rouge lächelte ihm kurz zu, musste sich dann jedoch wieder dem Weg zuwenden.

Ruffy seufzte und presste seine Stirn gegen das Fenster.

Wenn sie wenigstens unausstehlich wäre, würde alles viel einfacher sein...
 

Brav wie ein Hündchen, folgte Ruffy Rouge auf Schritt und Tritt in dem kleinem Supermarkt.

Ruffy war sich fast sicher, dass es den Laden damals noch nicht gegeben hat. Früher war man immer zum Schlachter gefahren, wo Ace und er eine Scheibe Wurst bekommen hatten oder zum Gemüseladen, der immer großzügig Erdbeeren verschenkt hatte.

Aber auch in diesem Dorf hatte die Neuzeit ihre Krallen ausgefahren. Mit leichten Bedauern hatte Ruffy die Zeitungsausschnitte an den Fenstern des Schlachterladens gesehen und der Gemüseladen war jetzt ein Elektrofachgeschäft.

Manchmal war die Zeit grausam zu ihren Mitläufern...

Rouge drehte sich zu ihm um und legte drei Packungen Sandwichkäse in den Einkaufskorb, den er trug.

„So...“, sagte sie geistesabwesend und las den zerknitterten Einkaufszettel.

„Fehlt nur noch die Wurst.“ Sie marschierte los und er hinter her.

An der Fleischtheke stand schon eine junge Frau mit zwei quängelnden Kleinkindern und hinter ihr ein alter Mann, der kurz davor schien, ausfallend zu werden, wenn die Frau nicht endlich ihre Bestellung zustande brachte.

„Oh, hallo Woop.“

Woop, der einen komischen rot-weiß-gestreiften Hut trug, wandte sich um. Sofort erschien ein Lächeln auf seinem grimmigen Gesicht.

„Rouge! Schön dich zu sehen, wie geht es dir?“

„Danke, gut, gerade sind Dragon und sein Sohn Ruffy bei uns zu Besuch. Du kennst Ruffy doch noch?“

Damit deutete sie freundlich auf ihn. Woops Augen fixierten ihn und sein Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an.

„Ruffy...warst du nicht der Bengel, der meinen Geräteschuppen angemalt hat, weil es sein neues Piratenschiff war?“

Rouge lachte auf und Ruffy grinste ein wenig. Er konnte sich weder an den Mann vor ihm erinnern, noch daran, dass er einen Schuppen zu einem Schiff ausgebaut hatte.

Da hielt Woop ihm freundschaftlich die Hand hin, zögernd nahm Ruffy die Geste entgegen.

„Bist ja richtig groß geworden, gut zu sehen Junge, wirklich gut.“

„Ähm, ja danke...“

Da schien sich Woops Aufmerksamkeit wieder Rouge zu zuwenden.

„Warum kaufst du heute eigentlich ein, und nicht Lizy?“

„Ah, Lizy ist Krank. Sie hat...“

Und Ruffy klinkte sich geistig aus diesem Gespräch aus. Stattdessen richtete er seinen Blick jetzt auf die Theke. So viel leckeres Fleisch...

Immer wenn seine Mutter Fleisch einkaufen gegangen war, war er mitgekommen, um sie zu einem Steak breitzuschlagen...seine Mutter...

Etwas stieß gegen sein Bein und Ruffy war froh über die Ablenkung.

Das Etwas stellte sich als kleiner Chiwawa heraus, der neugierig seine Schuhe beschnüffelte. Ruffy folgte der Leine und fand die Besitzerin des Hundes.

Es war eine wohlgeformte Frau und war das genaue Gegenteil von schön. Sie bemerkte seinen Blick und verzog genervt das Gesicht.

„Was schaust du so Knirps, äh?!“

Ruffy blinzelte. „Ich hab nur die fetten Würste betrachtet...“

„Was? Nennst du mich etwa fett?!“

Die Frau schnaubte und trat bedrohlich auf Ruffy zu, hinter ihnen verstummte das Gespräch zwischen Rouge und Woop.

„Na, hat es dir die Sprache verschlagen?!“

Ruffys Augen wanderten nach unten zu dem kleinen Chiwawa, der jetzt ein Beinchen hob. Die Frau folgte seinem Blick.

Der Chiwawa erleichterte sich mit einem graziösen Bogen, den einige zu eng gewickelten Leute mit einer neun bis zehn bewertet hätten. Er erleichterte sich direkt gegen Ruffys Hosenbein.

Einige Sekunden brauchte Ruffy bis er begriff.

„Ah, du blöder Wauwau!“ Und trat nach ihm.

„Nein, mein Buggy!“

„Ruffy! Oh, Verzeihung, dass wollte er sicherlich nicht!“ Rief Rouge.

„Du kleiner Mistkerl!“

Riesige Pranken die sich um Ruffys Hals legten.

„Alvida! Lass den Jungen los, sofort!“
 

„Geht es so?“

Besorgt musterte Rouge Ruffy, der sich ein kühles Stück Steak ans rechte Augen hielt. Zumindest hatte er sein Steak bekommen...

„Ja, passt schon.“

Rouge schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. Es passte wohl nicht in ihr Gesamtbild, dass eine Frau mittleren Alters einen Jungen, der noch nicht einmal die zwanziger Marke überschritten hatte, ein Veilchen verpasste.

„Es tut mir schrecklich Leid. Normalerweise ist Alvida sehr nett.“ Das bezweifelte Ruffy stark, behielt jedoch das Kommentar für sich.

Leute gingen an ihnen vorbei und warfen neugierige Blicke auf sie. In wenigen Stunden würde es heißen, er hätte mit Alvida geringt und sie hätten sogar einen Fechtkampf mit Schwertfischen ausgetragen.

Dörfler waren in dieser Hinsicht sehr kreativ.

„Lass mal anschauen.“

Zaghaft legten sich Rouges Hände auf seine. Wie vom Blitz getroffen zuckte er zusammen und riss das Steak hinunter, nur um den Händen zu entgegen.

Entweder hatte Rouge die Reaktion nicht mitbekommen oder sie ignorierte es, da sie keine Gegenreaktion zeigte. Stattdessen betrachtete sie das Auge.

„Es wird wohl etwas anschwellen...Warte hier am Besten, ich eile schnell zur Apotheke und hol eine Salbe.“

„Aber, das musst du...“, da lief Rouge schon los, „...nicht machen...“

Unbehaglich schaute Ruffy ihr hinter her, dann musterte er seine Hand.

Warum war er eben so zusammen gezuckt? Sie hatte ihn doch nur wie eine...sorgende...Mutter...angefasst...

Ruffy schluckte den Klumpen Galle hinunter und legte das Steak zur Kühlung wieder auf sein Auge.

Plötzlich setzte sich jemand neben ihn auf die Bank und hielt ihm einen riesigen Eisbecher hin.

„Ein Schokoladeneis mit viel Soße und Streuseln, so magst du ihn doch noch immer, oder?“

Überrascht schaute Ruffy auf.

Es war ein Mann Ende der dreißiger, mit kantigen Gesichtszügen, grauen Haaren und einer langen Narbe an der linken Schläfe.

Ja...“

Zögernd griff er danach, der Mann lächelte.

„Greif ruhig zu Ruffy.“

Ruffy sah den Mann lange an, wobei er den ersten Löffel des Eises nahm. Sofort sprangen alle Geschmacksnerven an.

„Das Eis schmeckt spitze!“

„Natürlich, aber du bist jedes Mal wieder begeistert davon.“

Bevor Ruffy die Frage, die in seinem Kopf herum spuckte, laut aussprach, nahm er erst noch einmal ein paar Löffel.

„Du bist Wahrsager, nicht wahr?“

Der Mann lachte auf.

„Nein. Ich bin nur Besitzer von dem Café dort drüben.“

Ruffy folgte der ausgestreckten Hand und entdeckte ein kleines, aber gemütlich aussehendes Café. Bei dem Wetter saßen viele Leute draußen unter den großen Sonnenschirmen, die Schatten boten und verspeisten ihr Eis, tranken Kaffee oder aßen Kuchen.

„Ich hab gehört, du und dein Vater wohnen jetzt bei den Portgas, grüß ihn von mir.“

„Gerne...“

Wieder schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Mannes.

„Du erinnerst dich nicht mehr an mich, habe ich Recht?“

Zum ersten Mal war es Ruffy wirklich peinlich, dass er sich nicht an den Namen, noch an die Person erinnerte.

„Nein, tut mir Leid...“

„Schon gut, es ist lange her. Damals sind Ace und du oft zu meinem Café gekommen, um Eis zu essen und manchmal habt ihr sogar beim Abwasch geholfen, wobei du öfters Mal Teller zertrümmert hast“, erzählte der Mann fröhlich und seiner Miene nach schwelgte er in einer längst vergangenen Zeit.

Nachdenklich betrachtete Ruffy das Café uns aß das Eis noch immer nebenher.

„Ich lad dich ein!“

„Echt jetzt?!“

„Ja natürlich, Ältere laden Jüngere immer ein.“

„Pöh, dann will ich nicht!“

„Äh, warum?“

„Ich lass mich nicht von einem alten Sack einladen, ätsch.“

„Blödmann, dann halt nicht!“

„Ace, Ruffy, kommt her, das Eis geht aufs Haus.“

„Echt?! Cool, danke Ben!“

„Ah, Ben Beckman, richtig?“

Ben nickte leicht.

„Du erinnerst dich ja doch.“

„Ist mir gerade eingefallen...“

„Du ähnelst Shanks noch immer so sehr, dass ich manchmal befürchte Dragon und er haben sich einen kleinen Scherz erlaubt.“

Ben lachte auf und Ruffy grinste nun auch breit. Dann saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten die Leute, um sich herum.

Schließlich hielt Ruffy Ben den leeren Eisbecher hin.

„Danke für das Eis.“

„Gern geschehen.“

Ben erhob sich, nahm den Becher und winkte ihm knapp zu.

„Besuch' mich mal wieder mit Ace.“

„Klar.“

Ruffy schaute Ben hinter her, wie dieser zurück zu seinem Café schlenderte.

Ein warmes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

Ja, er musste unbedingt mit Ace mal wieder ein Eis essen.
 

Ruffy rümpfte die Nase.

Nicht nur, dass sein Gesicht nach Steak roch, jetzt mischte sich auch noch der herbe Duft der Salbe dazu und ergab eine fürchterliche Mischung.

Neugierig ging Ruffy die Regale mit dem Krimskrams ab. Nachdem ihn Rouge die Salbe verabreicht und sie die ersten Einkäufe im Käfer verstaut hatten, waren sie dabei die kleinen Besorgungen zu erledigen.

Zwar war Rouge dagegen gewesen und hätte ihn lieber Nachhause gefahren, aber dieses Mal hatte er seinen Willen durchgesetzt. Wie würde das denn bitteschön für seinen Vater aussehen, wenn er wegen sowas gleich Nachhause rannte? Sein Vater nahm ihn jetzt schon nicht für voll...

Jedoch hielt er sich dieses Mal von der Warteschlange am Tresen fern und betrachtete lieber die Ware.

Da es ein Krimskramsladen war, gab es wirklich alles. Von falschen Tannzapfen bishin zu Karten mit Engelsgrüßen.

Einige Meter entfernt, sah er einen kräftig gebauten Mann in Streifenuniform und einer dicken Zigarre im Mund.

Damals war der Sheriff des Dorfes aber ein Anderer gewesen...

Der Mann bemerkte seinen Blick und da Ruffy seit dem Chiwawa-Zwischenfall dazu gelernt hatte, wandte er sich rasch ab.

Es war sonderbar, dass sich einige Sachen vollkommen veränderten und andere überhaupt nicht.

Ace und Rouge, und auch sein Vater, noch Ben hatten sich verändert...aber er hatte es getan, oder?

Vielleicht wäre er auch so unverändert, wenn das vor einem Jahr nicht passiert wäre.

Rasch scheuchte Ruffy die Gedanken wieder ab, konzentrierte sich auf die Gegenwart.

Er entdeckte eine Tintenfischfigur. Interessiert griff er danach und tippte spielerisch die Arme an.

Arme oder Beine?

„Arme, natürlich!“

„Nein, Beine!“

„Arme!“

„Beine!“

„Jungs, er hat vier Arme und vier Beine, okay?“

„...“

„Bist du blöde Shanks.“

„Äh?“

„Echt, du hast sie ja nicht mehr alle.“

Gerade als Ruffy den Tintenfisch wieder zurückstellen wollte, bemerkte er eine sonderbare Bewegung im Augenwinkel.

Er hielt innen in und schaute aus dem Schaufenster raus auf die Straßen.

Seine Augen weiteten sich.

Da krabbelte gerade ein Kleinkind über den rauen Asphalt ohne, dass es jemanden kümmerte.

Ruffy dachte nicht weiter darüber nach und hetzte einfach nur los.

Kaum war er aus dem Laden getreten, ertönte plötzlich ein tiefes „Halt!“ hinter ihm.

Ja, genau Halt, das Kind dort – jemand packte ihm am Kragen.

Der Rückstoß trieb Ruffy die Luft aus der Kehle und er gab einen kräzigen Laut von sich.

Bevor er noch weiter irgendwas machen konnte, befand sich seine Arme miteinmal hinter seinen Rücken.

„Aua! Was soll das?!“

„Habe ich dich erwischt du kleiner Ladendieb.“

Natürlich, der Sheriff...

„Nein, ich hab nichts, aua, gestohlen!“

„Achja, und was ist das da in deiner Hand?“

Das war der Tintenfisch, der entweder Arme oder Beine besaß, aber niemals Beides zusammen.

„Sie verstehen das falsch. Ich wollte das Kind da von der Straße ho-“

Ruffy stoppte, als er suchend seinen Blick über die Straße warf.

Da war kein Kleinkind mehr.

„Äh?“

Stattdessen entdeckte er es im Arm seiner Mutter, fröhlich lutschend an einem Lolli.

„Natürlich, du wolltest nur das imaginäre Kind von der Straße retten. Du kommst jetzt erst einmal mit mir, Bürschen.“

„Aber...aber...das ist unfair!“

Doch Nörgeln half nur dann, wenn man weiblich und reich bestückt war.

So wurde Ruffy unter lautem Protest abgeführt.
 

Es herrschte eine unangenehme Stimmung im Käfer, der sich polternd über die Straßen bewegte.

Für eine Stunde hatte er sich dem Verhör von Smoker, so hieß der Sheriff, unterziehen müssen, der ihn für einen kriminellen, jugendlichen Tramper gehalten hatte.

Irgendwann war dann Rouge aufgetaucht und hatte dem Sheriff erklärt, wer er war und das alles nur ein furchtbares Missverständnis gewesen wäre.

Er mochte den neuen Sheriff nicht – und es schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

„Ich werde es deinem Vater nicht erzählen...“, fing Rouge vorsichtig ein Gespräch an.

„Er wird es erfahren. Er erfährt immer alles“, erwiderte Ruffy verbittert.

Wieder legte sich der Mantel der Stille über sie.

„Du bist ein guter Junge“, startete Rouge einen neuen Versuch.

„Gut zu wissen.“

Jetzt seufzte die Frau.

„Das kann jedem mal passieren, Ruffy. Es ist nur-“

„Bitte!“

Erschrocken sah Rouge Ruffy an und der Käfer machte einen unangenehmen Ruck. Ruffy war über seine laute Stimme selbst verwundert.

Kurz sah er ihr in die Augen, dann schaute er wieder aus dem Beifahrerfenster.

„Tut mir Leid, ich will einfach nicht darüber reden.“

Sie klang wie seine Mutter, wenn er etwas angestellt hatte...

„Der Tintenfisch ist hübsch.“

Ruffy schaute auf den Kopffüßer, der sich noch immer in seiner Hand befand.

„Ja...“
 

Monoton stirrte Ruffy an die hölzernen Balken des gemeinsamen Schlafzimmers.

Letzte Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch das dreckige Fenster und in ihnen schwebten kleine Staubflocken nach oben empor.

Schritte ertönte, die vorletzte Stufe der Treppe knarrte, ein kühler Luftstoß, der entstand als die Zimmertür geöffnet wurde, dann ein leises Klicken.

„Hast ja einen ziemlich verrückten Tag hinter dir.“

Ohne zu fragen setzte Ace sich einfach vor ihm aufs Bett und grinste ihn wie ein Honigkuchenpferd an.

„Hmpf“, antwortete Ruffy endlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ace dagegen stützte seinen Kopf jetzt auf seiner Hand ab.

„Eine Prügelei mit der runden Alvida und festgenommen vom grimmigen Smoker. Nicht jeder kann solch einen Siegeszug innerhalb eines Tages bewerkstelligen.“

„Haha, sehr lustig Ace...“

Der Ältere lachte, musterte den Jüngeren.

„Tut es noch sehr weh?“

„Hm?“

„Dein Auge.“

„Ach das, geht.“

Kurz ging jeder seinen eigenen Gedanken nach. Ace beugte sich vor, um nach den Tintenfisch zu greifen, der neben Ruffy lag. Ruffy beobachtete ihn dabei, wie dieser die Figur gründlich untersuchte.

„Wegen sowas hat der mich abgeführt...“

„Es ist ein sehr hübscher Tintenfisch...“

„Und?“

„Und er ist rot...“

„...“

„...“

„Du hast sie nicht mehr alle.“

Ace lachte auf und Ruffy konnte nicht anders, als jetzt auch zu grinsen. Spielerisch trat er nach ihm, schlagartig hörte Ace auf. Im ersten Moment dachte Ruffy, er hätte etwas falsch gemacht, dann jedoch bemerkte er das selig Grinsen auf Ace Gesicht – und er meinte noch etwas anderes in dessen Augen zu sehen, doch er konnte nicht beschreiben, was es war.

„Erinnerst du dich noch an unseren Streit, ob er nun Arme oder Beine hatte?“

„Ja, damals hat sich dann Shanks eingemischt...da fällt mir ein, ich bin heute Ben begegnet.“

Verdutzt schaute Ace auf.

„Tatsächlich?“

„Ja, er meinte wir sollen mal wieder zu ihm kommen, ein Eis essen und so...“

Noch immer schaute Ace ihn verwundert an, dann wandte der Ältere den Blick ab und schaute nachdenklich aus dem Fenster.

„Ben hat schon immer gerne Leuten dabei geholfen sich an wichtige Dinge zu erinnern...“

Ruffy zog fragend die Augenbrauen hoch, doch der Ältere schien seine Worte nicht näher erläutern zu wollen.

Jetzt wandte Ace sich ihm wieder zu.

„Wir könnten auch mal wieder zur alten Mühle!“

„Öhm...“, Ruffy runzelte die Stirn.

Eine alte Mühle...Mühle...

Nach einigen Sekunden seufzte Ace.

„Du erinnerst dich nicht, richtig?“

Ruffy zuckte mit den Schultern, zog eine beleidigte Schnute.

„Ja, tut mir Leid...“, langsam hatte der Jüngere das Gefühls diesen Satz zu häufig am Tag auszusprechen, „...ich kann nichts dafür.“

Nun spiegelte sich Interesse in Ace Gesicht wieder. Ruffy senkte den Kopf.

„Es hört sich an, als hättest du unfreiwillig jede Erinnerung vergessen.“

Nervös knabberte Ruffy an seiner Unterlippe.

Sollte er es Ace wirklich erzählen? Sollte er ihm verraten, warum er so vieles vergessen hatte?

Mit einmal spürte er eine warme Hand auf seinem Kopf.

Perplex schaute Ruffy auf, wo Ace in sanft anlächelte.

Zärtlich wuschelte er ihm über den Kopf.

„Ist schon gut. Du brauchst dich nicht quälen.“

Ruffy spürte wie sein Gesicht heiß wurde, wie seine Augen anfingen zu jucken. Hilflos zuckte er abermals mit den Schultern.

„Es tut mir Leid...“

„Muss es nicht...“

Und dann hielt Ruffy es nicht mehr aus. Seine Sicht verschwamm vor ihm. Vergeblich versuchte er es zurück zu halten.

„Ich, Ace, ich würde so gerne mich an all das erinnern...ich kann es nur nicht...“, presste er hervor.

Ja, ein Teil von ihm wollte gerne all die gestohlene Kindheit zurück. Denn da waren so viele Dinge, die ihm so wertvoll gewesen waren. Das wusste er...und er hatte sie alle verloren.

Plötzlich spürte er zwei starke Arme in seinem Rücken.

Etwas grob wurde er nach vorne gedrückt.

Ace roch nach Stall, Schweiß und frischen Blüten. Obwohl es sonderbar roch, beruhigte es Ruffy. Vielleicht war es auch die Nähe des Älteren, der ihn sanft über den Rücken streichelte und mit der anderen Hand seinen Kopf kraulte.

„Psscht, alles ist gut.“

„Ist es das?“ Ruffy schluchzte.

„Ja, ist es.“

Und obwohl Männer sich nicht gegenseitig heulend in den Armen lagen, war Ruffy froh darüber.

Er schloss erschöpft die Augen und lehnte sich mit seiner Stirn gegen Ace Hals.

„Es macht nichts, dass du dich nicht erinnern kannst“, hörte er die tiefe Stimme des Älteren ganz nah bei seinem Ohr und das Gefühl der absoluten Geborgenheit übermannte ihn.

„Ich hole dir jede Einzelne zurück, Ruffy. Egal wie lange es dauert.“

Ein letzter Sonnenstrahl bahnte sich ein Weg ins Zimmer und erleuchtete den roten Tintenfisch.

Dann ließ er die beiden Männer mit ihrer Trauer allein zurück.

Blazing Fire

Blabla der Autorin:

Wieder ein riesiges Dankeschön an all die netten Kommentare. Ich finde es klasse, wie ihr alle spekuliert, was denn alles an Ruffys Erinnerungsverlust dran ist und was mit seiner Mum passiert ist und was Shanks für eine Rolle dabei spielt :D

Leider wird das alles hier immer noch nicht verraten. Aber ich kann euch beruhigen, ja da es immerhin eine Ace x Ruffy FF ist, entwickelt sich da was, was eigentlich bei Ace klar sein sollte ;)

Zum Kapitelnamen, ich sag ja, da bin ich so einfallsreich, wie ein schimmeliger Toast 0o

Das lodernde Feuer bezieht sich hier auf die ganzen Beziehungen zueinander..aber lasst euch überraschen.

Ansonsten habe ich es mir verdammt schwer gemacht mit diesem Kapitel. Es gefällt mir im Nachhinein auch kein Stückchen. Aber nunja..ma wird wohl auch merken, dass ich jede Szene seperat geschrieben habe.

verzeiht mir >_<

So und nun höre ich auf zu quasseln und wünsche euch viel Spaß und hoffe es gefällt euch trotzdem.
 

P.S. Ihr wisst, was ich hier sagen möchte xD Aber es ist in Arbeit...denk ich...

P.P.S. kawaii_kamy Hat ein nettes Bild zum zweiten Kapitel gezeichnet. Danke nochmal.^^ Schaut ihr bitte hier -> http://animexx.onlinewelten.com/fanart/favoriten/316430/1567465/
 


 

Kapitel 3: Blazing Fire
 

Das Erstaunlichen in der Beziehung zwischen Ruffy und Dragon war, dass es an sich keine gab.

Früher war Dragon immer früh zur Arbeit gegangen und erst, wenn schon lange die Haustür zugeschlagen worden war, war Ruffy aufgestanden, um zur Schule zu gehen.

Und wenn er wieder gekommen war, dann war die Apartmentwohnung leer gewesen. Dann hatte er allein das Mittagessen zu sich genommen, da ihre Putzfrau, die dreimal die Woche gekommen war, nicht mit ansehen konnte, wie der Junge Unmengen von Fastfood verschlang.

Wenn Ruffy sich dann Abends hinlegte und schon tief im Traumland versunken war, kam Dragon erst wieder Nachhause – manchmal kam er auch erst drei Tage später wieder, denn dann war er geschäftlich Verreist gewesen und hatte Ruffy vergessen einen Zettel zu hinterlassen.

Ob Zettel oder nicht, sie wussten nie, wo der Andere gerade war.

Aber das war in Ordnung, denn jeder konnte sein Leben so gestalten, wie er es wollte ohne jedes Mal zu fragen, ob er es denn dürfte.

Daher war es fast schon einem Bruch ihrer stumme Abmachung gewesen, als Dragon eines Tages plötzlich mitten in der Wohnung stand.

Ruffy erinnerte sich noch, dass er ungläubig auf die Digitaluhr des Herds geschaut hatte.

„Wir ziehen um! Pack deine Sachen.“

Er hatte nicht widersprochen. Es wäre sinnlos gewesen. Denn egal was er sagte, sein Vater hörte ihn nicht, auch wenn er ihn ins Ohr brüllen würde.

Daher war es jetzt anstrengend neben seinem Vater zu stehen, morgens früh nach dem Frühstück und einer unmenschlichen Zeit und das Geschirr abzuwaschen.

Ruffy bedauerte den Komfort einer Spülmaschine, wo man nur einmal am Tag sich die Hände schmutzig gemacht hätte.

Nur das Ticken den Uhr und das Klappern von Geschirr auf Geschirr füllte den Raum. Wie mechanisch reichte Dragon seinem Sohn das saubere Geschirr, damit er es von Nässe befreien konnte.

Ebenso mechanisch nahm Ruffy es entgegen und trocknete es ab.

„Morgen ist Muttertag.“

Es waren die ersten Worte, die Dragon an diesen Tag an ihn richtete. Schweigend trocknete Ruffy den Teller vor sich ab, nicht gewillt seinen Vater zu fragen, was er wollte. Dieser würde von ganz allein damit rausrücken. Zudem hegte er einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass er diesen besonderen Tag nicht vergessen hatte, wie er es oftmals zu tun pflege, beabsichtigt oder nicht.

„Es wäre nett, wenn du Rouge Blumen schenken würdest.“

Obwohl Dragons Stimme monoton und so lieblos wie ein massiver Felsbrocken war, schnitt seine Stimme eine tiefe und äußerst hässliche Wunde in Ruffys Herz.

Ganz ruhig stellte er den Teller ab, faltete das Handtuch zusammen und atmete tief ein, bevor er antwortete.

„Ja, gute Idee meiner Mutter Blumen zu schenken.“

Er drehte sich um und war schon fast aus der Tür, als Dragon nochmal das Wort erhob.

„Findest du es nicht unsinnig deiner Mutter Blumen zu schenken?“

Ruffy wandte sich zu ihm um, schaute in die starren Augen seines Vaters.

„Findest du es nicht unverschämt deinen Sohn aufzufordern einer wildfremden Frau Blumen am Muttertag zu schenken, anstatt der eigenen Mutter?“

Dragon verschränkte die Arme vor der Brust.

„Unverschämt bist nur du, Ruffy.“

Ruffy zuckte mit den Schultern.

„Wenn du meinst...“

Ein weiteres Mal hielt Dragon seinen Sohn nicht auf aus der Tür zu gehen.

Die einzige Beziehung die zwischen Ruffy und Dragon herrschte, war die, dass Ruffy seinem Vater Verachtung entgegenbringen konnte und Dragon seinem Sohn ein Haufen Respektlosigkeit in Bezug auf dessen Gefühle.

Sie waren keine gute Einheit und nun auf so engen Raum zu stecken, bedeutete die längst vergessene Zeitbombe zwischen ihnen, wieder in Gang zu bringen.

Es würde seine Zeit brauchen bis sie explodierte, doch dann würde das Ausmaß an Zerstörung, unglaublich sein...
 

Holpernd fuhr der grüne Kleinlaster über den unebenen Feldweg. Ruffy lehnte wieder mit seinem Kopf gegen das Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft.

Ace währenddessen, der den Wagen fuhr, redete ununterbrochen.

„...und dann hat der alte Woop uns mit seiner Heugabel über seinen Hof gejagt. Das gab im Nachhinein eine Menge Ärger, aber das gab es ständig und hielt uns nicht davon ab, es ein zweites Mal zu probieren. Nur dieses Mal...“

Ruffy hörte ihm nur mit halbem Ohr zu.

Schon den ganzen Morgen über schwallte ihn Ace mit Geschichten zu. Der Ältere nahm sein Versprechen vor wenigen Tagen wirklich ernst.

Das einzige Problem, was Ruffy damit hatte war, dass es sich immer wie Geschichten anhörte, die ein Fremder erlebt hatte.

Außerdem spukten in ihm gerade ganz andere Erinnerungen im Kopf herum.

„Hast du dich mit Dragon gestritten?“

Zuerst kam die Frage bei Ruffy überhaupt nicht an, weswegen er ein dumpfes „Hm?“ ausstieß.

„Es schien so, als hättet ihr euch gestritten“, wiederholte Ace geduldig.

Ruffy starrte jetzt sein eigenes, schwaches Spiegelbild im Fenster an. Dabei bemerkte er die Vogelscheiße am oberen, rechten Rand.

„Kann sein...“, erwiderte er desinteressiert.

„Ihr versteht euch nicht besonders gut, hm?“

„Möglich...“

Zum ersten Mal vernahm er ein Seufzen von Ace, was ihn hinschauen ließ zu dem Älteren. Dieser hatte besorgt die Stirn gerunzelt.

„Ist schon okay...“, Ruffy zuckte mit den Schultern, „...war schon immer so.“

Ace warf ihm einen raschen Blick von der Seite zu.

„Weshalb bist du dann mit ihm hierher gekommen?“

„Weil ich noch nicht volljährig bin...“

„Und wenn du es gewesen wärst, wärst du nicht mit hierher gekommen?“

„Ja.“

Kurz huschte ein dunkler Schatten über Ace Gesicht, der Ruffy irgendwie beunruhigte. Da lächelte der Ältere jedoch schon wieder.

„Wir sind da. Jetzt geht es an die Arbeit!“

Der Motor heulte noch einmal kurz auf und Ace stieg rasch aus.

Ruffy bekam das ungute Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben.
 

Ruffy schwitze sich die Seele aus dem Leib. Sein T-Shirt klebte ihm förmlich am Körper, wie eine zweite Haut und sogar seine Unterhose war schon von Schweiß ganz nass – und das war wirklich widerlich.

Zudem schmerzten seine Arme von dem ständigem Auf und Ab und dem Ziehen und Rupfen.

Sowas nannte man auch Kinderarbeit. Er könnte damit zum Jugendschutz gehen und sich beschweren, jawohl.

Er schaute zu Ace hinüber, der ihm den Rücken zugewandt hatte und ohne Pause weiterhin den Mais pflückte, nur um ihn in dem Weidenkorb verschwinden zu lassen.

Ruffy knirschte mit den Zähnen und ignorierte die Hitze und die Schmerzen.

Was Ace konnte, konnte er schon lange!

Außerdem wollte er nicht jammern. Seit dem Gespräch im Auto war Ace ungewöhnlich still geworden und Ruffy war sich ganz sicher den Älteren verärgert zu haben.

Da wollte er ihn nicht nur noch mehr provozieren.

Sein Magen knurrte laut auf und sehnsüchtig musterte er den Maiskolben in seiner Hand.

Ob er je von diesem Mais etwas zwischen die Zähne bekam? Oder verkauften sie ihn nur?

Dabei sah er wirklich lecker aus. Mit ein bisschen gebratenem Hühnchen dazu würde er bestimmt wunderbar schmecken.

Rasch vertrieb Ruffy diesen Gedanken und legte den Maiskolben ebenfalls in seinen Weidenkorb.

Er sollte eindeutig weniger über Essen nachdenken. Irgendwann würde ihm seine Fresssucht noch in Schwierigkeiten bringen. Darauf konnte man hoffen, wie auf das Amen in der Kirche.

Plötzlich vernahm Ruffy ein sonderbares Geräusch.

Er runzelte die Stirn und lauschte genauer.

Da hinten war doch irgendwas...

Sachte stellte er den Korb ab und bahnte sich einen Weg durch die langen Maisstängel. Das Geräusch wurde immer lauter und erinnerte ihn an etwas.

Nur an was?

Da erblickte er eine grüne Kugel. Verwirrt blinzelte er.

„Was macht denn ein Morimo hier?“

Ruffy ging in die Hocke und griff nach dem grünen Gewächs, zog daran und das sonderbare Geräusch erstarb miteinmal – und wurde zu einem Laut, den er nur all zu gut kannte.

Ein wütender Schrei ließ ihn zurück stolpern.

„Was soll der Scheiß, äh?!“

„Äh, der Morimo spricht ja?“

Da wurde die Maisstängel auseinander geschoben und das Gesicht eines wütendes Jungen erschien.

„Das sind meine Haare, du -“

Der Junge stoppte. Er runzelte die Stirn.

„Ruffy? Bist du das?“

Und tatsächlich erkannte Ruffy den Jungen vor sich wieder.

„Zorro?!“
 

„Du hast ja 'nen ziemlichen Wachstumsschub gehabt“, stellte der Junge mit dem Morimohaarschnitt, namens Lorenor Zorror, zufrieden fest.

Ruffy streckte sich zu seiner vollen Größe auf.

„Klar, hatte halt keine Lust immer ein Knirps zu bleiben.“

„Aber eingeholt hast du mich immer noch nicht.“

Er zog ein Schmollmund.

„Warts nur ab!“

Daraufhin zuckte Zorro nur mit den Schultern.

„Wie eh und je. Stur bis zum geht nicht mehr.“

„Als ob du besser wärst, Morimo.“

Jetzt zuckte Zorros Augenbrauen gefährlich.

„Hör endlich auf mich Morimo zu nennen!“

„Mori~~~mooooo“, dehnte Ruffy das Wort aus. Daraufhin packte Zorro ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten.

„Dir zeig ich's!“

„Wah! Aufhören!“

Es raschelte neben ihnen und Ace trat mit einem verwunderten Ausdruck an sie heran.

„Zorro?“

Augenblicklich ließ Zorro Ruffy los, der nach Luft japste.

„Ace! Du hast mir gar nicht gesagt, dass Ruffy wieder da ist.“

Etwas schuldbewusst lächelte Ace.

„Verzeih, ich hatte den Kopf wo anders...“

Seine Augen huschten zwischen den Beiden hin und her.

„Ihr...kennt euch?“

Zorro runzelte die Stirn. Dann wuschelte er Ruffy durch die Haare, der daraufhin wieder eine Schnute zog.

„Klar. Immerhin haben wir doch alle früher zusammen gespielt. Nicht Ruffy.“

„Ja.“ Strahlte jetzt breit. „Damals warst du immer mein Mitreiter und Ace war der böse Pirat!“

„Du warst ein grauenhafter Käpt'n...“

„Gar nicht!“

„Ach?“

Während ihrer Diskussion, was Ruffy als Käpt'n falsch gemacht hatte, achteten sie nicht auf Ace, der den Maiskolben in seiner Hand zerquetschte.
 

Ruffys Blick lag auf Zorro, der ihnen dabei half die gefüllten Weidenkörbe auf den Laster zu heben. Es war sonderbar, aber er konnte sich klar und deutlich an Zorro erinnern.

Früher waren Ace und Zorro Nachbarskinder und Freunde gewesen, wobei sich dieser Umstand nicht verändert zu haben schien.

Dadurch, dass er immer Mal wieder die Ferien auf den Hof verbracht hatte, waren auch Zorro und er Freunde geworden. Sie hatten sich sogar eine Zeit lang Briefe geschrieben, bis Ruffy irgendwann einer von ihnen Beiden aufgehört hatte zurück zu schreiben.

Er meinte, dass er es gewesen war...Aber er konnte sich nicht mehr erinnern warum.

Neben ihm polterte es, als Ace der Weidenkorb aus der Hand rutschte und der Inhalt über den Boden verteilt wurde.

„Mist“, fluchte der Ältere leise.

Seit Ruffy wieder auf dem Hof war, hatte er den Anderen noch nie so gereizt erlebt.

Hastig versicherte sich Ruffy, dass Zorro gerade beschäftigt war, als er sich zu Ace hinunter beugte.

„Sag mal, bist du sauer auf mich?“

Ace sah ihn nicht an, legte einfach weiter die Maiskolben in den Korb.

„Sauer sind nur Zitronen“, erwiderte der Ältere schließlich und stand auf.

Reumütig schaute Ruffy ihm hinter her.

„Das war der Letzte.“

„Gut, gib her.“

Ace war wütend...und er konnte nicht drumherum kommen, dass er irgendwie daran Schuld war.
 

Das Lagerhaus, was eigentlich eine kleine Scheune war, der Portgas war alt und morsch, wie so vieles in ihren Besitz.

Gedanklich fragte Ruffy sich, ob es das Markenzeichen der Portgas war. In etwa so wie das Kinderschokoladen Kind oder der braune Hase von Nesquik.

Wobei es dann ein sehr hässliches Markenzeichen wäre.

Dann kam ihn ein anderer Gedanke.

Vielleicht hatten die Portgas einfach kein Geld, um ihre ganzen Gebäude zu renovieren. Mit einmal war ihm sein Leben in der luxuriösen Apartmentwohnung seines Vaters peinlich.

„Ruffy, willst du Wurzeln schlagen?“

Ace Ruf weckte ihn aus seiner Starre.

„Komme ja schon!“

Rasch griff er nach einen der Körbe und folgte Ace und Zorro ins Innere der Scheune.

Von Außen sah alles größer aus, womöglich lag es jedoch nur daran, dass der ganze Raum gefüllt von irgendwelchen Sachen war.

Ihr und dort entdeckte man Landarbeitergeräte, eingesammelte Ernte, riesige Strohballen, Benzinkanister und riesige Milchbehälter.

Es war für Ruffy eher eine Gerümpelkammer, als ein Lagerhaus.

„Stellt die Körbe einfach dorthin, passt aber auf, dass ihr nichts umstößt“, befahl Ace bevor er wieder aus der Scheune verschwand, um den nächsten Korb zu holen.

Ächzend stellte Ruffy den Korb an der richtigen Stelle ab.

„Keine Arbeit an die du dich gerne gewöhnst, hm?“

Ruffy streckte sich und wandte sich zu Zorro um, der ihn aufmerksam musterte. Irgendwie war ihm das unangenehm...

„Will mich nicht beschweren.“

Ein mattes Lächeln huschte über Zorros Gesicht.

„Dabei bist du doch ein riesiges, verfressenes Faultier.“

„Haha...sagt der richtige Langschläfer.“

„Das ist eine Krankheit!“ Protestierte Zorro. Ruffy schüttelte nur den Kopf.

„Muss eine Landkrankheit sein. Ace pennt auch ständig ein.“

Auf diese Worte hin, antwortete Zorro ihm nicht und damit hielt er das Gespräch für beendet. Kurz bevor er nach draußen trat, sagte der Andere etwas, was ihm zum Stehen bleiben animierte.

„Du hast dich lange nicht mehr gemeldet.“

Ruffy schluckte schwer. Er hatte ja geahnt, dass das Thema fallen würde, aber so schnell?

Mit einem entschuldigen Grinsen drehte er sich wieder zu Zorro herum, der plötzlich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt stand.

„Ja, war viel los bei mir.“

„Du bist mit deinem Vater hier?“

„Äh, ja...“

„Dann muss echt eine Menge bei dir los gewesen sein.“

Plötzlich überkam Ruffy das Gefühl, dass Zorro in diesen Moment mehr wusste, als ihm lieb war.

Zorro hatte schon immer diese Art an sich, andere zu durchschauen.

Ruffy wandte die Augen ab, fixierte einen der Erntekörbe.

„Mein Besuch ist nicht gerade freiwillig...“

„...verstehe.“

Da spürte er, wie in Zorro wieder in eine halbe Umarmung zog und ihn über den Kopf wuschelte.

„Trotzdem bin ich froh darüber dich wiederzusehen.“

Nun konnte Ruffy sich ein echtes Lächeln nicht verkneifen.

„Ich dich auch. Irgendwie habe ich deinen Morimo vermisst.“

Zorro wollte darauf etwas erwidern, aber Ruffy bekam in seinem ganzen restlichen Leben nie heraus, was es gewesen wäre.

Mit einmal stand Ace hinter ihnen. Grob riss er sie auseinander, schubste Ruff mit einem harten Stoß nach hinten, wodurch er das Gleichgewicht verlor und in den Haufen voller Benzinkanister fiel.

„Wa-“

Ruffy blieben die Worte im Hals stecken, als Ace erhobene Faust Zorro mitten ins Gesicht traf.

„Ace!“

Hastig rappelte er sich auf, wollte den Älteren festhalten und vor weiteren Dummheiten bewahren. Doch Zorro war schneller wieder auf den Beinen, stürzte sich nach vorne, umklammerte Ace um den Bauch und riss sie Beide zu Boden.

„Seid ihr bescheuerte geworden?! Hört auf!“

Das Geräusch als Zorros Faust Ace Gesicht traf, ließ Ruffy sauer aufstoßen. Dann atmete er tief ein und stürzte sich zwischen das wütende Knäul.

„Hört schon auf, ihr Deppen!“

Da traf ihn ein Fuß im Magen und erneut landete Ruffy auf sein Allerwertesten. Zumindest hörten die beiden Älteren auf sich zu prügeln.

„Ruffy! Das wollte ich nicht!“ Das war Ace Stimme.

„Scheiße!“ Das war Zorro.

Ein beißender Geruch stieg Ruffy in die Nase. Mit schmerzenden Bauch und tränenden Augen drehte er sich herum.

Entsetzt riss er die Augen auf.

Da packte ihn eine Hand am Handgelenk, zog ihn grob auf die Beine.

„Raus hier!“
 

Eine schreckliche Faszination übte der Anblick, der brennenden Scheune, dessen Rauch den blauen Himmel verdunkelte, bei Ruffy aus.

Nur schwer konnte er den Blick von den Flammen abwenden, die gierig alles verschlangen.

Ace stand neben ihm mit einer blutenden Lippe und in seinen Augen spiegelten sich die Flammen wieder.

Er hätte ihm am liebsten tröstend eine Hand auf die Schulter gelegt. Doch er traute sich nicht.

Der Ältere machte ihm in diesen Augenblick irgendwie Angst.

Denn die Flammen in dessen Augen schienen auch in dessen Innersten zu lodern.

Und jeder Idiot wusste, dass man sich nur zu leicht, die Finger am Feuer verbrennen konnte.

Hinter ihnen ertönten die Sirenen von der Feuerwehr.

Ruffy drehte sich um und erkannte auch ein Polizeiauto, wo kein Geringerer als Sheriff Smoker ausstieg. Dieser entdeckte ihn schlagartig.

Das gab eine Menge Ärger...
 

Ruffy ging den Flur, der Polizeistation hinunter.

Nachdem er eine nette Unterhaltung mit Smoker gehabt hatte, der ihn schon für Brandstiftung einsperren wollte, hatte er die Schnauze gestrichen voll.

Was war das nur für eine verrückte Welt in die er reingeraten war?

Außerdem hatte er die Scheune gar nicht angezündet, das war alles die Schuld von Ace und Zorro gewesen.

Sollten die doch in den Bau wandern...

Er wollte schon um die Ecke biegen und sich wieder zu den anderen Beiden gesellen, als er abrupt inne hielt.

„...ich weiß wie du ihm gegenüber empfindest. Ich hatte nie Derartiges vor.“

Das war eindeutig Zorros Stimme. Sprachen sie etwa über ihn?

Leise presste Ruffy sich an die Wand und lauschte.

„Ich weiß. Es tut mir auch Leid. Nur in den Moment war es so, frustrierend...“

„Versteh schon.“

„Nein, nicht wirklich.“

„Dann erkläre es mir.“

„Es ist...“, er hörte Ace tief Seufzen und dann Stille.

„Hast du es ihm schon gesagt?“

„Ha! Sicher nicht.“

„Warum?“

„Was würde es nützen einer Person sowas zu erzählen, die sich nicht einmal an dich erinnert?“

Bei diesen Worten schwankte in Ace Stimme so viel Frust und Trauer mit, dass Ruffy zusammen zuckte.

„Für ihn war es wohl nie so wichtig...“

Ruffy schloss die Augen, sank an der Wand hinab und starrte an die Decke.

Er hatte Ace verletzt und das ohne es zu wollen.

Warum tat das nur so verdammt weh?
 

„Erst die Sache mit der Frau, dann der Diebstahl und jetzt das! Was denkst du dir eigentlich dabei?!“ Schrie Dragon Ruffy an.

„Ich -“, versuchte er sich zu verteidigen, doch da schnitt ihm sein Vater das Wort sofort wieder ab.

„Wahrscheinlich denkst dur dir überhaupt nichts dabei! Macht es dir Spaß mir Ärger zu bereiten?!“

„Nein, eigentlich -“, doch wieder unterbrach ihn Dragon.

„Deine Mutter hat aus dir wirklich einen ungezogenen Bengel gemacht!“

Das ging zu weit. Bei allem, was Ruffy an Kritik ertragen konnte, Dragon hatte nicht einmal das Recht auch nur ein anklagenden Punkt an seine Mutter zu richten.

Er ballte die Fäuste und wollte schon zurück schreien.

„Dragon!“

Beide Männer zuckten kurz zusammen, als Rouge mit scharfer Stimme dazwischen funkte.

Mit einmal spürte er ihre zarten Hände auf seinen Schultern.

Ernst sah sie ihren neuen Freund an.

„Wenn du jemanden die Schuld geben möchtest, dann mir und nicht dem Jungen.“

„Rouge, ich weiß nicht, ob du -“

Dieses Mal war er Dragon dem das Wort abgeschnitten wurde.

„Doch, tut es. Ich habe immer die Sicherheit der Scheune vernachlässigt, obwohl ich wusste, wie leicht entflammbar sie ist. Ich hielt es nicht für wichtig genug. Zudem war es eigentlich meine Aufgabe und nicht die der Kinder.“

Dragon schaute sie mit einem starren Ausdruck an.

„Es war nicht Ruffys Schuld, Dragon. Also bitte lass ihn in Ruhe.“

Verwundert über Rouges Verhalten, starrte Ruffy sie fassungslos an.

„Aber ich habe deine Scheune...“

Sie drückte sanft zu und lächelte ihn nachsichtig an.

„Das hätte jeden passieren können. Mach dir keine Sorgen deswegen. Und jetzt geh hoch, ruh dich etwas aus.“

Sachte schob sie ihn in Richtung Tür.

Mit einem schlechten Gefühl folgte er der Aufforderung.
 

Dunst schwebte knapp über den Boden an diesen frühen Morgen und verursachte eine leichte Gänsehaut auf Ruffys nackten Beinen.

Dennoch mochte er das Gefühl, besonders das mit den bloßen Fußsohlen durch das nasse Gras zu laufen.

Ein frischer Windstoß zerrte an ihm und für einen Augenblick schloss er die Augen, um es zu genießen.

Schließlich setzte er seinen Weg fort, hörte der erwachenden Welt zu. Das Zwitschern von Vögeln, das Zirpen von Grillen, entfernte Schreie von Kinder, eine Melodie, die Ruffy aus seiner früheren Welt nicht kannte.

Schwach lächelte er, ging in die Hocke.

„Es ist hier schön Mum. Du hast wie immer Recht behalten.“

Vorsichtig pflückte er wahllos Blumen, die farblich zueinander nicht passten, die jedoch seinem eigenwilligen Geschmack entsprachen.

Seine Mutter hatte immer selbstgepflücktes Unkraut geliebt, anstatt den Gekauften aus dem Laden. Sie hatte Blumen sehr geliebt. Sie hatte sich immer darüber gefreut und ihm einen dicken Schmatzer und eine warme Umarmung geschenkt.

Er vermisste sie so sehr.

Die Welle des Schmerzes bahnte sich rasant einen Weg durch Ruffys Körper, ließ ihn zittern und zerriss sein Herz schmerzvoll.

Leise schluchzte er auf, hielt sich die freie Hand vors Gesicht, versuchte seine Tränen vor der schönen Welt zu verbergen.

Einige Minuten kämpfte er mit dem grauenhaften Verlust, der ihn lähmte und Wunden riss, die gerade dabei waren zu verheilen.

Endlich rang er die Welle nieder, schickte sie zurück in den tiefen, schwarzen See seiner Seele, wo sie erneut darauf lauerte, hervor zu brechen und ihn zu zerschmettern.

Ruffy wischte sich die letzten Tränen weg und stimmte ein Lied an.

Lieder halfen immer, irgendwer hatte ihm das Mal gesagt. Er meinte sogar, es wäre Shanks gewesen, auch wenn er sich an dessen Stimme gar nicht mehr erinnern konnte.

Schief pfeifend pflückte er den Strauch zu ende, erhob sich und wollte schon zurückkehren zum Hof, als er inne hielt.

Er dachte an den gestrigen Tag. An Rouge.

Erneut hockte Ruffy sich hin und machte sich daran einen zweiten Blumenstrauß zu pflücken.
 

Rouge war gerade dabei, dass Geschirr abzutrocknen, als Ruffy die Küche betrat.

Er zögerte, bis er sich wieder ins Gedächtnis rief, wie in Rouge gestern vor seinem Vater verteidigt hatte.

In den Moment drehte sie sich um, erblickte Ruffy und lächelte freundlich.

„Ruffy, was gibt es denn?“

Er atmete noch einmal tief ein – dann verbeugte er sich rasch, hielt den Blumenstrauß Rouge entgegen.

„Alles Gute zum Muttertag!“

Auf Rouges Gesicht erschien ein warmes Lächeln, als sie das Geschenk entgegen nahm und den davon eilenden Ruffy hinter her sah.
 

Leise plätscherte der Fluss unter der Brücke, der Sonne entgegen, hin. Verträumt starrte Ruffy ihm hinter her, stellte sich vor, wie er im weiten Meer endete und zu einem endlosen Teil dessen wurde.

Schritte ertönten auf der Brücke.

Er brauchte nicht aufschauen, um zu wissen, dass es Ace war.

Der Ältere lehnte sich jetzt neben ihm an das Geländer der Brücke.

„Meine Mutter hatte das Meer immer geliebt. Sie hatte mir versprochen irgendwann mit mir darüber zu reisen“, sagte er leise.

Ace antwortete ihm nicht, doch er konnte dessen Blick auf sich spüren.

„Sie erzählte immer so viele schöne Geschichten über das weite Blau...dabei hatte sie immer diesen Glanz in den Augen...“

Plötzlich spürte er Ace warme Hände auf seinen. Schwer schluckte Ruffy die Tränen hinunter, die in ihm aufkeimten.

Dann war da Ace ganzer Körper, der ihn tröstend umarmte, ihn davor abhielt wieder diesen Schmerz von heute Morgen zu fühlen.

„Alles Gute zum Muttertag, Mum.“

Zusammen mit Ace ließ Ruffy den Blumenstrauß in seiner Hand los.

Mit einem leisen Platschen landete er im Fluss und wurde vom Strom davon getragen – in der Hoffnung, dass er bis zum Meer kam.

Blue, Johnny blue

Gesülze der Autorin:

Zuerst möchte ich mich für die lange Wartezeit entschuldigen. Entweder hatte ich keine Zeit, keine Lust oder andere Ideen für FFs >_<

Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen.

Dann möchte ich mich auch für die Kürze dieses Kapitels entschuldigen und dafür, dass es ziemlich wirr geschrieben ist...aber er fielmir schwer mich wieder in die FF einzuarbeiten und der Aufbau dieses Kaps war für mich so dermaßen fest, dass ich mich entschied ihn auch wirklich so niederzuschreiben. Einige Fragen werden beantwortet, aber dafür tauchen einige neue auf - hoffe ich 0o

Was mir auch nicht gefällt, ist Ruffy...er wird immer ruffyuntypischer..naja..mal schaun, ob ich das in den nächsten Kaps wieder ändern kann.

Also im Großen und Ganzen freue ich mich riesig über die ganzen Kommentare und deswegen schäme ich mich, euch jetzt sowas vorzusetzten.

Ich hoffe inständig es gefällt euch trotzdem irgendwie und ihr könnt mir verzeihen ^^''

Zum Titelname dieses Mal hab ich sogar eine pausible Erklärung! Das Lied lief irgendwann im Radio als es mich plötzlich total an diese FF erinnrte - warum auch immer. Zumindest während ich dem Lied lauschte, kam mir der Aufbau zu diesem Kap und wie die Erinnerungen alle sich zusammensetzten.

Ich hab es auch die ganze Zeit gehört. Wer mal reinhören will, bitte hier ist der Link http://www.youtube.com/watch?v=lxONpx3cQ5c

Ansonsten war es das von meiner Seite aus, ich wünsche euch viel Spaß :)
 

MvlG,

die Autorin.
 


 

Kapitel 4: Blue, Johnny blue
 

Als Ruffy an diesen Morgen erwachte, dröhnte sein Kopf fürchterlich.

Jedoch schob er es auf die frühe Morgenszeit, wo er sich förmlich aus dem Bett schälen musste. Obwohl er es schon einige Zeit machte, würde er sich nie daran gewöhnen.

Da konnte Ace ihm erzählen, was er wollte.

Schlaftrunken taumelte er die Treppe hinunter in die Küche, wo der Rest der Familie schon geschäftig am Treiben war.

„Morgen Ruffy“, begrüßte Rouge ihn freundlich und stellte ihn ohne weitere Worte ein Teller mit seinem kargen Frühstück hin.

Wieder Brot mit Schinken...

Unbegeistert nahm er das Mahl zu sich und träumte dabei von fetten Wienern am Morgen, so wie er sie sich manchmal vor der Schule gemacht hatte.

Fette saftige Wiener...

„Ace, Ruffy, ihr müsst heute beim Beladen mit anpacken, verstanden?“ Normalerweise redete Dragon vor Mittag nicht viel mit ihnen, doch jetzt hatte er seine Zeitung zusammen gefaltet und schaute sie prüfend an.

„Natürlich“, stimmte Ace gähnend zu.

Ruffy gab nur ein leises Grummeln von sich.

Wenn er schon an die schwere Ladung dachte, wurde ihm schlecht. Überhaupt fühlte er sich momentan schlapp. Wahrscheinlich war er noch von den letzten Tagen völlig fertig.

„Wir müssen auch später zu der abgebrannten Scheune, Reste wegräumen und schauen, was noch übrig geblieben ist.“

Dabei spürte Ruffy den strengen Blick seines Vaters auf sich ruhen.

Obwohl das Geschehen schon fast eine Woche her war, beschuldigte dieser ihn noch immer für diesen Vorfall. Ihr Verhältnis hatte sich nicht wirklich gebessert, seitdem sie zusammen auf diesem Hof lebten.

Neben ihm stand Ace auf, stellte den Teller ins Waschbecken und eilte dann nach oben, um sich für den Tag fertig zu machen.

Ein Ziehen machte sich in Ruffy breit, als er Ace so beobachtete.

Seit dem Vorfall war Ace teilweise wie immer – und dann auch wieder nicht.

Er war viel ruhiger geworden. Zumindest ließ er ihn viel Freiraum und suchte auch keine Gespräche mit ihm.

Ruffy vermutete, dass es irgendwas mit dem Gespräch zwischen ihm und Zorro zu tun hatte, dass sie damals auf dem Polizeirevier geführt hatten.

Bei diesen Gedanken pochte sein Kopf schmerzlich und zum ersten Mal war ihm der Appetit vergangen.

Er ließ das halb aufgegessene Schinkenbrot zurück auf den Teller sinken und erhob sich ebenfalls. Rouge warf ihm einen besorgten Blick zu, den er ignorierte.

Seufzend schleppte er sich die Stufen zum Bad hoch.

Das würde ein langer Tag werden.
 

„Ruffy, nimmst du mal?“

Bevor Ruffy etwas erwidern konnte, hatte er ein Packen Holz im Arm. Ätzend suchte er sein Gleichgewicht, um nicht vorn über zu kippen.

Nachdem er mit Ace die täglichen Fütterungen der Tiere erledigt hatte – wobei er mit Freude den Wachstum von Little Lamb festgestellt hatte – mussten sie beim Beladen des Lastwagen helfen, damit Dragon das ganze Zeug verkaufen konnte.

Dabei brannte die Mittagssonne erbarmungslos auf sie nieder, was Ruffy zu schaffen machte. Seine Kopfschmerzen waren über die wenigen Stunden noch schlimmer geworden und seine Arme und Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.

Da nahm ihm Ace endlich das Holz wieder ab, schaute ihn fragend an.

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Äh, klar...“

Kurz musterte Ace ihn nochmals, wobei wieder diese Ziehen in Ruffys Magen anfing, dann wendete er sich ab.

Ruffy seufzte.

Egal wie viel er darüber nachdachte, er konnte sich einfach nicht daran erinnern, was für Ace womöglich so wichtig war. Überhaupt, was erwartete der Ältere von ihm? Sie waren Kinder gewesen und hatten sich ewig nicht mehr gesehen. Da vergaß man nun einmal eine Menge.

Wobei es wirklich merkwürdig war, dass er sich an fast gar nichts mehr mit Ace erinnern konnte...

„Ruffy, holst du mal den Korb mit den Eiern?“

„Ja~“

Unbegeistert setzte er sich in Bewegung, umrundete den Laster und beugte sich nach dem Korb hinab.

Vielleicht sollte er einfach Ace offen darauf ansprechen? Ihm sagen, dass er keinen Grund hätte auf ihn wütend zu sein. Kinder konnten sich nunmal nicht alle merken – und er erst recht nicht, er vergaß ja manchmal schon, wie man Schuhe band.

Plötzlich durchbrach ein lautes, reißendes Geräusch die Stille.

Überrascht schaute Ruffy auf, hörte lautes Gepolter.

„Das Holz!“ Schrie Dragon.

„Ruffy!“ Brüllte Ace.

Ruffy wandte sich um und sah etwas direkt auf sich zurasen. Bevor er reagieren konnte, knallte ihm das losgelöste Holz mit aller Kraft gegen sein Kopf.

Die Welt drehte sich bedrohlich, verschwamm vor seinen Augen.

„RUFFY!“

Das war Ace Stimme.

Er blinzelte heftig, doch die Welt wurde immer schwummriger vor seinen Augen. Ein Schatten beugte sich über hin, er spürte warme, starke Hände auf seinem Gesicht.

Ace...

Wie aus der Ferne vernahm er das aufgestellte Radio...

„Blue, blue, blue Johnny, blue -“

Er wurde hochgehoben, die Welt verdunkelte sich, sein Bewusstsein driftete davon.

„Welche Farbe hat die Sonne..?“

Er kannte die Frage...

Er kannte die Antwort...

Er...
 

„Ich will aber!“

Ein warmes Lachen, eine Hand die fürsorglich durch seine wilde Mähne strich.

„Morgen vielleicht, wenn es dir wieder besser geht.“

Eingeschnappt verschränkte er die Arme vor der Brust, schaute zu seiner Mutter auf, die ihn mit so viel mütterlicher Liebe ansah, dass er darin ertrinken konnte.

„Tust du deiner Mutter den Gefallen und bleibst heute im Bett?“

Ruffy blähte die Wangen auf, sah seine Mutter an.

„Na gut...“

Sie lachte, wobei ihr Haar in den einfallenden Sonnenstrahlen hell leuchtete und sie für einen Moment wie ein Engel aussah. Für ihn war seine Mutter ein Engel.

Damals..er war klein...

„Brav. Ich komme nachher noch einmal. Schlaf jetzt, mein Süßer.“

Sie gab ihm ein Kuss auf die Stirn, deckte ihn zu und verschwand mit einem Lächeln auf den Lippen.

Erschöpft von dem leichten Fieber blinzelte Ruffy müde, sah sich träge im Raum um.

Es war Ace Zimmer...

Nur viel farbenfrohe...

Viel früher...

Die Bilder verschwammen, die Farben flossen ineinander, er schloss die Augen...

Als er sie wieder öffnet befindet er sich auf den Rücken eines Jungen.

Dieser dreht ihm den Kopf zu, lächelt ihn breit an.

„Bist du wieder eingeschlafen?“

Empört streckt er dem sommersprossigen Ace die Zunge heraus.

„Gar nicht!“

„Ich hab dich doch schnarchen hören!“

„Das war bestimmt nur dein Magen!“

„Aber Mägen schnarchen nicht Ruffy.“

„Besserwisser!“

„Bin ja auch älter!“

„Pöh!“

Darauf lachte Ace auf, lief etwas schneller, wobei Ruffy sich noch mehr an den Rücken des Älteren schmiegte.

Er mochte es, wenn Ace ihn Huckepack trug. Am liebsten würde er so ewig verharren. Um sie herum blühte die Natur auf. Schmetterlinge flogen vorbei, das Gras war saftig grün und wohin man sah, sprossen Blumen aus der Erde und zeigten ihre Pracht.

„Schneller Ace, schneller!“

„Aiai, Käpt'n!“

Aufs Ace Rücken jagte er mit ihm über die weiten Wiesen, über jeden Hügel, durch alle Jahreszeiten die kamen und gingen – und er genoss es, mehr als alles andere auf der Welt.

Die Wiesen verschwanden, Ace verschwand, alles fiel zusammen...

Ruffy schloss die Augen, öffnete sie erneut und starrte auf einen Kirschbaum über sich. Träge bewegten sich die blühenden Äste im seichten Wind.

Verträumt schaute er diesen Schauspiel zu.

Da beugte sich das altbekannte sommersprossige Gesicht über ihn, etwas älter...und besorgter, ernster, ja fast traurig.

Wie alt mochte Ace sein? Wie alt war er?

Wann war das?

Oder war es nur ein Traum?

„Müsst ihr wirklich gehen?“

Fragte Ace, strich ihm dabei eine Strähne aus dem Gesicht.

Er fühlte einen tiefen Schmerz, eine Trauer die ihm die Kehle zuschnürrte.

„Ja, denke schon...“

Ace Augen nahm an Trauer zu, legte jetzt seinen Kopf auf Ruffys Brust.

„Kommst du wieder?“

Schwerfällig hob Ruffy seine Hände, legte sie auf Ace Kopf.

„Keine Ahnung...wenn Mum das will...oder erlaubt...“

Einige Sekunden schien Ace sich zu sträuben, dann schüttelte er heftig den Kopf, beugte sich jetzt wieder über Ruffy.

Er konnte dessen warmen Atmen auf seiner Haut spüren.

„Ruffy -“

Doch Ace Worte verstummten, er sah wie die Lippen sich bewegten, konnte aber seine Stimme nicht hören.

„Was? Was sagst du mir da? Ace? Ace?!“

Die Welt unter ihm brach zusammen, er fiel, immer weiter in die Dunkelheit, weg von seinen Kindertagen. Weg von all der Wärme...

„Blue, blue, blue Johnny, blue-“ , er kannte die Stimme, die es sang.

Mit einmal stand ein schlaksiger Mann vor ihm, setzte ihn einen Strohhut auf den Kopf.

„Welche Farbe hat die Sonne?“

Verwirrt schaute Ruffy auf in das Gesicht eines rotharrigen Mannes.

„Denk darüber nach, Ruffy und wenn du die Antwort kennst, sehen wir uns wieder.“

Der rothaarige Mann wandte sich um.

Doch die milchigen Augen von ihm brannten sich in Ruffys Gedächtnis.

Ja...deswegen war er gegangen...

„Shanks, wo bist du?“

Erneut befand er sich in tiefer Dunkelheit.

Über ihm erschien der Himmel, getaucht in rotgold. Neben sich hörte er leises Kichern.

Verwirrt wandte er sich der Geräuschquelle zu und erkannte einen Jungen mit langer Pinocchionase.

„Du bist echt ein Genie, Ruffy!“

Er antwortete dem Jungen nicht. Erst nach wenigen Minuten erkannte er, dass es sein bester Freund Lysop war.

„Bist du dir sicher, dass du zu ihm willst?“

Zögerlich antwortete Ruffy ihm. „Denke schon...“

„Glaubst du, er empfindet noch immer so? Oder erinnert sich wirklich an das Versprechen?“

„Ja~?“

„Na, wenn du meinst.“

Jetzt erhob sich Lysop, schaute über den weiten Fußballplatz, wo sie stundenlang trainiert hatten.

„Wird echt ruhig ohne dich, wenn du einfach so abhaust...“

Ruffy folgte Lysops Blick, schaute auch über den aufgewühlten Platz.

„Ist ja nur für einige Zeit...“

„Hast du es deiner Mum erzählt?“

„Nein...“

„Und ihm?“

„Nein...“

„Du machst also auch noch einen Überraschungsbesuch?! Du bist echt ein Fall für sich!“

„Sagt der Richtige! Wer schleicht sich den immer abends bei Kaya durchs Fenster, hm?“

Lysop wurde rot um die Nase.

„W-Was? Das hast du vollkommen falsch verstanden!“

„Jaja...“, boxte seinen Freund in die Seite, woraufhin dieser ihn in den Schwitzkasten nahm.

„Ach, halt doch den Mund!“

„Wenigstens bin ich kein Schwerenöter!“

„Dafür ein hoffnungloser Romantiker!“

Zusammen lachten sie den Sonnenuntergang entgegen – ein letztes Mal...denn Ruffy konnte sich nicht erinnern, jemals wieder mit Lysop geredet zu haben..oder doch? Über was hatten sie da überhaupt gesprochen?

Er konnte sich nicht erinnern...

Seine Gedanken schwirrten, Bilder hier und dort.

War das alles wahr? War es eine Erinnerung? War es ein Traum.

Verzweifelt faste er sich an den Kopf.

„Aufhören! Bitte!“

Miteinmal saß er in einem Auto, seine Hände am Steuer.

„Ach Liebling, er ist kein schlechter Mensch,“ ertönte die Stimme seiner Mutter neben ihm.

Nein, alles nur das nicht. Panik ergriff ihn, er wollte den Kopf schütteln, sich wehren.

Nicht dieser Alptraum!

Doch sein Mund bewegte sich von allein, ebenso sein Körper.

„Ich will es trotzdem nicht!“

„Warum denn, er ist immerhin dein Vater?“

„Er hat kein gutes Essen.“

Ein melodisches Lachen.

„Ich wünschte du würdest erwachsen werden.“

„Wieso wünscht du dir das?“

„Dann müsste ich mir als deine Mutter mir nicht mehr so viele Sorgen um dich machen.“

„Du musst dir keine Sorgen um mich machen...“

„Natürlich, nur es...“

Da passierte es.

Es...das was immer passierte.

Was er immer versuchte zu verdrängen, da er es nicht verhindern konnte.

Gleißendes Licht von zwei Monsteraugen. Der schrille Schreckensschrei seiner Mutter, der ihn verfolgte.

Seine eigene Bewegungslosigkeit.

Seine Hilflosigkeit im Angesicht des Schreckens.

Seine Unfähigkeit seine Mutter zu beschützen...

Er schrie, schrie so laut er konnte.

Die Bilder zerbrachen in tausende Scherben.

Nur weg, weg von alledem. Weg von den Erinnerungen.

Er wollte sie alle nicht mehr.

Keine Einzige.

Auch wenn die Ärzte auf ihn einredeten. Er wollte es nicht.

Nicht mehr.

Nicht nachdem sein Vater den Stecker gezogen hatte...
 

Schweißgebadet erwachte Ruffy. Gehetzt sah er sich um.

Er erkannte eine weiße Decke über sich.

Für einen Augenblick dachte er, er wäre noch immer in seinen Träumen, doch da erschien ein bekanntes Gesicht aus der Gegenwart.

Rouge.

„Ruffy? Oh mein Gott, zum Glück bist du erwacht!“

Erwacht?

Sein Körper fühlte sich schwer an, sein Kopf dröhnte und jetzt erst bemerkte er die Atmenmaske auf seinem Gesicht.

Was war passiert? Wo war er?

Neben Rouge erschien jetzt ein erleichtert dreinschauender Ace.

„Ich geh schnell einen Arzt holen!“ Sagte Rouge und verschwand.

Als die Tür sich schloss, legte Ace vorsichtig seine Hände auf Ruffy seine, schaute ihn ernst an.

„Du machst echt Sachen...“

Ace Stimme klang müde und erschöpft...ganz anders als damals...als in seinen Träumen..?

Der Ältere schüttelte den Kopf, schaute weg und fixierte irgendeinen Punkt, den Ruffy von seiner Position nicht ausmachen konnte.

„Ich dachte schon du würdest für immer gehen...endgültig...“

Ruffy kniff die Augen zusammen.

Sah den jungen Ace unter dem Kirschbaum...

Er wollte etwas sagen, aber nur ein Krächzen entkam seiner Kehle. Ace sah ihn fragend an, lächelte dann sanft.

„Du hörst dich an wie eine alte Oma“, scherzte er, doch seine Stimme erreichte seine Augen nicht.

Schließlich ging erneut die Tür auf und Ace ließ von ihm ab.

Unweigerlich ergriff Ruffy eine kindliche Angst und er wollte dem Größeren zurufen, er solle bleiben, weiter seine Hand halten...

Denn er brauchte jetzt seinen Halt...seine Wärme..jetzt wo ihm diese Träume einholten...

Doch Ace verschwand aus dem Zimmer und ließ ihn allein zurück...

Und für eine Sekunde vernahm er das altbekannte Lied, was ihn stetig verfolgte und immer wieder diese Träume auslöste.

„Blue, blue, blue Johnny, blue! Welche Farbe hat die Sonne?“

...

Er wusste es doch nicht, denn sie war für ihn verschwommen...

So wie seine Erinnerungen...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (82)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]
/ 9

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Eustass-Nanashi
2013-05-25T07:25:48+00:00 25.05.2013 09:25
Hey also ich finde deine FF echt Super und würde mich freuen wenn's irgendwann weiter geht... Wäre auch nett wenn du mir dann ne ENS schickst. Ich lass dann auf jeden fall nen Kommi da!
Dat Nana
Von:  Kalahari
2011-02-12T21:54:28+00:00 12.02.2011 22:54
ich mag dein ff
es ist sehr schön geschrieben und auch sehr realistisch und so traurig T_T
ruffys rückblick im letzten kappi ist sehr gut gelungen... das lieb passt auch sehr gut dazu. ich musste als ich den titel las gleich an das lied denken, aber dass es so eng mit der story verknüpft ist, hat mich überrascht - ich finds gut^^
ich hoffe es geht auch bald weiter, wäre schade, wenn die story kein ende finden würde, denn sie ist es auf jeden fall wert^^
Von:  NeKo_Ni_NaRu
2010-09-28T12:50:41+00:00 28.09.2010 14:50
deine Story ist do hammer süß!
ich hoffe das du sie bakd weiter machst ich würde mich super mega freunen~!!!
Lg Ruffy ^^
Von:  Hiraya
2010-09-06T09:09:04+00:00 06.09.2010 11:09
wahnsinn

wie du alles schilderst, alles nimmt form an, die welt da wird real
du hast echt talent
die schilderungen ham mir echt die sprache verschlagen

ja, ruffy ist nicht der ruffy aus one piece, aber was solls
es ist ne wunderschöne geschichte

ich komm nicht umhin deine kreativität zu bewundern, auch bei den witzen...
"beine" "nein, arme"... x)
so goldig
oder zorro! das istd as erste mal, dass den jemand tatsächlich als "marimo" eingebaut hat x)
sanji ist auch göttlich, ich glaub es war schon immer sein traum, der hahn im korb zu sein
aber das hat er sich gewiss anders vorgestellt xDv
das toppt sogar die insel mit den transen xD

nur bitte, bitte schreib weiter
wenn du wirklich nicht mehr weiterschreiben willst, hinterlass uns bitte wenigstens ne kleine zusammenfassung, wies weitergegangen wäre
ich find diese geschichte so klasse
Von: abgemeldet
2010-08-03T16:07:58+00:00 03.08.2010 18:07
bitte bitte bitte schreib weiter :'( wir müssen wissen wie es weiter geht unbedingt, besonders ich.
meine Nerven halten das nicht mehr aus, deine Story ist doch so brillian wieso schreibst du einfach nicht weiter +am flennen sei+
ich halt das nicht aus >_________<
ich muss einfach wieder von vorn anfangen zu lesen O_O ich bin soo süchtig danach x____x schreib weiter schreib weiter oder willst du das Menschen blut an deinen Händen haftet xDD??
Von: abgemeldet
2010-08-03T16:07:20+00:00 03.08.2010 18:07
bitte bitte bitte schreib weiter :'( wir müssen wissen wie es weiter geht unbedingt, besonders ich.
meine Nerven halten das nicht mehr aus, deine Story ist doch so brillian wieso schreibst du einfach nicht weiter +am flennen sei+
ich halt das nicht aus >_________<
ich muss einfach wieder von vorn anfangen zu lesen O_O ich bin soo süchtig danach x____x schreib weiter schreib weiter oder willst du das Menschen blut an deinen Händen haftet xDD??
Von: abgemeldet
2010-05-21T16:31:43+00:00 21.05.2010 18:31
bitte mach weiter >.< die ff ist das beste was ich je gelesen habe ^^ sie ist soo geil geschrieben, ich bin ganzb vernarrt in sie bitte stell das nächste kapitel rein >.> bitte ich halts langsam nicht mehr aus, ich muss wissen wie es wieter geht *fast am durch drehen*
Von:  Yuichi
2010-05-16T13:50:20+00:00 16.05.2010 15:50
nya der teil hat mir bisher am besten gefallen >.<
irgendwie cool das ace so ausgetickt ist und eifersüchtig würde XD
aber ich kann dragon nciht ausstehen, war doch gar nicht ruffys schuld, das mit der scheune >_>
und das ende hat mir super gefallen <33
Von:  Yuichi
2010-05-16T13:27:16+00:00 16.05.2010 15:27
ja ace man, mach das >.<
er ist ja so lieb ;_;
hoffentlich kann sich ruffy bald wieder an alles erinnern, so einen wie ace kann man doch nich einfach vergessen *hehe*
Von:  Yuichi
2010-05-16T13:06:32+00:00 16.05.2010 15:06
oh das war jetzt süß X3
ich mag den namen für das kalb *hehe*
und sanji der hahn ist auch cool XXD


Zurück