Insanity von woaini (Sasu/Naru) ================================================================================ Kapitel 5: Einbruch ------------------- Kapitel 5 Einbruch Sasuke war erschöpft. War erschöpft von seinem langen Kampf mit sich selbst. Ich weiß nicht genau, was in ihm vorgegangen ist, doch die drei Tage, in denen er an sein Bett gefesselt war, war er noch unzugänglicher als sonst. Er reagierte nicht auf Worte. Selbst ein Blinzeln schien ihm zu anstrengend. Manchmal glaube ich, dass er mit wachen Augen geträumt hat. Dass er geschlafen hat und dann wach war, als wir alle fort waren. Nachts allein in seinem Krankenzimmer. Ohne Fenster. Ich glaube nicht, dass er geweint hat. Er hat einfach keine Tränen mehr vergossen. Ich kann nur vermuten warum. Vielleicht hat er sich noch fremder der Realität gefühlt. Vielleicht brauchte er eine Auszeit. Oder aber, er war wieder gefangen. In dieser Welt, die niemand anderer betreten kann. Als ich ihn am 4. Tag besuchte, sah er fertig aus. Nicht körperlich, sondern seelisch. Ich wollte ihn nicht vor Maria und den Ärzten deswegen ansprechen, doch ich nahm es mir ganz fest vor. Hatte sein Schmerz vielleicht mit seinen Träumen zu tun? Während ich die vergangenen Tage an seinem Krankenbett gesessen hatte, hatte ich mir viele Gedanken gemacht. Warum kamen keine Tränen mehr, wenn er schlief? Warum wirkten seine Augen so tot? Hatte er schlecht geträumt oder hatte er einen Dämon gesehen? Manchmal glaubte ich wirklich, dass den Schwarzhaarigen ein großer, unheimlicher Dämon verfolgen würde. Solcher, der dir das Leben zur Hölle machen will. Der dich quälen will und daran seine Freude hat. Der dich nicht eher in Ruhe lässt, ehe du den Pakt mit dem Teufel eingehst und deine Seele verkaufst, dich umbringst oder von ihm umgebracht wirst. Es ist ein endloser Zirkel. Verfolgt dich ein Dämon, wirst du ihn nicht mehr los. Erst wenn du ihn besiegen kannst, wenn du ein Mittel findest, ihn selber das Fürchten zu lehren, bist du befreit. Doch ich fürchte, dass Sasukes Dämon wesentlich schlimmer ist, als jeder andere. Seiner verfolgt ihn nicht nur, er hält seine Seele gefangen und ergötzt sich an den Qualen, die er dem armen Schwarzhaarigen bereitet. Wahrscheinlich weiß Sasuke gar nicht mehr, wie es ist ohne diesen Dämon zu leben. Denn ich denke, der Dämon, der ihn verfolgt, heißt Vergangenheit. Seufzend schüttele ich den Kopf. Wasche mir ein letztes Mal das Gesicht, ehe ich mein Spiegelbild schwach anlächle. Heute ist er draußen, heute wird gelächelt. Heute ist Sasuke wieder in seinem Zimmer, halbwegs gesund. Heute ist ein normaler Tag. Breit lächelnd hole ich ihn von der Krankenstation ab, ganz alleine. Er sieht auch schon fast wieder normal aus. Sein Verband am Hals ist der einzige Nachweis auf seine Krankheit. „Guten Morgen, Sasuke! Na, wie geht es dir?“ Lächelnd halte ich im meine Zeitung hin. Ich habe dran gedacht. Wenn er sie nimmt, dann ist alles in Ordnung. Wenn er sie nicht nimmt, dann hat sein Dämon endgültig gesiegt. Der Schwarzhaarige setzt sich auf, langsam, dann, unendlich langsam, nimmt er endlich die Zeitung aus meinen schwitzenden Händen. Er ist zurück! Das Lächeln auf meinen Lippen wird ehrlicher. Schwungvoll drehe ich mich um, nehme seine Hand und bringe ihn endlich wieder zurück in sein Zimmer. „Die Zeitung liest du aber erst, wenn wir in deinem Zimmer sind!“ In seinem Zimmer habe ich noch eine Überraschung für ihn. Ich war die letzten Tage fleißig. Ich lasse ihn vorgehen, möchte sehen, wie er auf sein neues Zimmer reagiert. Erst tut er gar nichts. Er steht einfach in der Mitte vom Raum. Doch dann, wandert sein Kopf langsam zu den beiden freien Wänden. Andächtig schreitet er zu den großen Postern, die ich für ihn gekauft und aufgehängt habe. Das eine Bild zeigt einen Bambuswald mit einem kleinen, roten Tempel und das andere zeigt das Meer. Eine karibische Insel, mit weißen Strand, einem azurblauen Meer. Sasuke lässt die Zeitung fallen, als er das letztere Bild sieht. Interessiert streicht er über die Farben, starrt den Strand an, als wolle er ihn unter seinen Fingern spüren. Er reagiert. Anscheinend freut er sich richtig über die Bilder. Über eine halbe Stunde steht er vor dem Meerbild. Berührt es überall und kann sich nicht satt sehen. „Ich habe dir noch mehr mitgebracht!“, sage ich leise und stelle mich neben ihm. Seltsamerweise dreht er sich fast sofort zu mir, sieht mich mit großen, verwunderten Augen an. Etwas verwirrt zeige ich ihm seine neuen Sachen. Bücher, Geschichten und Postkarten. Vom Meer, von den Bergen, von einer Landschaft, egal, Hauptsache es waren schöne Orte. Weitaus verlegender reiche ich ihm einen kleinen Teddybär, den ich ihn auch gekauft habe. Es klingt lächerlich, aber ich habe mir gedacht, wenn er sich nachts einsam fühlt, könnte er diesen Teddy doch als Freund betrachten und ihn mit in sein Bett nehmen. Sicher, das machen eher Kinder, aber wer sagt denn, dass man manchmal nicht gerne wieder ein Kind wäre? Wieder mustert er seine neuen Sachen intensiv. Es ist seltsam. Vorher war er desinteressiert, jetzt kann er sich fast nicht mehr satt sehen. Ich freue mich und dennoch hätte ich das nicht erwartet. Ein merkwürdiger Tag. Es klingelt zum Mittagessen, also machen sich der Schwarzhaarige und ich auf den Weg in die Kantine. Er läuft wie immer vor und ich gehe neben oder, wenn es nicht anders geht, hinter ihm. Beide holen wir uns unser Essen. Wobei seines wirklich eklig aussieht. Grießbrei und als Nachtisch Eis. Ich habe Schnitzel mit Bratkartoffeln. Gerne würde ich Sasuke etwas von meinem Essen geben, aber da sein Hals noch so entzündet ist, darf er noch nichts Normales essen. Brei. Igitt. Das denkt er sich wohl auch, nachdem er probiert hat. Schnell schiebt er mit einem winzigen Schnauben das Zeug von sich und widmet sich leise seinem Eis, was ihm allerdings auch nicht zu schmecken scheint. Fast schon muss ich lachen. Irgendwie wirkt er nicht mehr so fremd. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, aber es hat sich einiges geändert. Nur, warum so schnell? Ich versuche nicht darüber nachzudenken, als wir uns auf den Weg zurück machen. Kaum steht er in seinen vier Wänden, fällt sein Blick erneut auf das Meerposter. „Du magst das Meer wohl, oder? Da wo ich wohne…. Warte, ich erzähl dir ein bisschen was von mir…“, glücklich lasse ich mich auf sein Bett fallen und fange an zu reden. „Ich bin ein Waisenkind und wurde als ich 13 Jahre alt war, von einem lieben Mann adoptiert. Er heißt Iruka. Iruka war Kindergärtner, bis sie ihn rausgeschmissen haben. Wir mussten umziehen, da wir Probleme hatten. Da haben wir Kakashi kennen gelernt, er war unser Nachbar, ein komischer Kauz, aber er war der perfekte Mann für Iruka. Es klingt seltsam, aber meine Eltern sind schwul. Na ja, nachdem man Kakashi auch entlassen hatte, er kam dauernd zu spät, haben wir gemeinsam überlegt, was man da machen sollte. Schließlich beschlossen wir erneut umzuziehen und ein Hotel am Strand aufzumachen. Na gut, dass ist jetzt ein Jahr her. Wir haben eine wirklich schöne Pension gefunden, müssen sie aber herrichten. Momentan sind die Arbeiten auf Hochtouren, ich wollte eigentlich helfen, aber Iruka meinte, ich solle ruhig mein eigenes Ding durchziehen. Ich wollte Praktika Erfahrung sammeln. Wenn das Praktikum hier endet, werde ich mit meinen Eltern zusammen in der Pension arbeiten. Ich freu mich schon, da wir direkt am Meer leben und ich mir das echt toll vorstelle….“, ich gerate ins Schwärmen, bemerke erst später, dass er mich mit seinen Blick förmlich durchleuchtet. Ich laufe rot an. Er hat mir tatsächlich zugehört. Mein Herz setzt aus, nur um danach im dreifachen Tempo weiter zu schlagen. Ich fühle mich seltsam. Ich wollte sein Interesse, ich wollte, dass er reagiert. Jetzt weiß ich nicht, wie ich reagieren soll. Oder warum er plötzlich so auf mich eingeht. Freut er sich so sehr über meine Sachen? Verlegen kratze ich mir an der Wange. Weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll. Ich höre, wie er leise Schritte unternimmt. Wie er sich seine Zeitung schnappt, die immer noch auf den Boden liegt, meinen-, jetzt natürlich seinen-, Teddybär nimmt und ihn aufs Bett setzt. Der Schwarzhaarige sinkt selber zu Boden und breitet seine heiß geliebte Zeitung aus. Fast erleichtert, nicht mehr im Mittelpunkt seines Interesses zu sein, atme ich auf. Langsam schließe ich meine Augen. Ich freue mich. Habe dieses warme Glücksgefühl im Bauch. Ich höre ihn, wie er leise mit der Zeitung raschelt. Jetzt ist wieder alles wie früher. Ich entspanne mich, räkele mich auf seinem Bett. Ich halte ein kleines Nickerchen. Er ist keine Gefahr und sowieso stundenlang mit seiner Zeitung beschäftigt, warum also nicht ein paar Minuten ausruhen? Als ich die Augen wieder aufmache, wird es langsam dunkel. Nicht, dass ich lange geschlafen hätte. Der Schwarzhaarige liest immer noch seine Zeitungen, jedoch mit dem Unterschied, dass er anscheinend für mich den Feuilletonteil aus jeder Zeitung rausgesucht und hingelegt hat. Das er sich an so was erinnert… Lächelnd setzte ich mich auf, strecke mich, dass die Glieder knacken und schnappe mir letztendlich doch die Zeitungsteile. Heute war doch schon ein erfolgreicher Tag. Ich habe viel erreicht. Sasuke ist mir dankbar. Duldet meine Nähe. Meine mitgebrachten Sachen findet er anscheinend doch nicht schlimm, ich habe schon das Schlimmste befürchtet. Vor allem wegen dem Teddy. Ich dachte, er findet ihn kitschig, kindisch oder lächerlich. Ich dachte, er lässt ihn unauffällig verschwinden, sobald ich die Augen schließe. Ich dachte, er würde ihn doof finden. Nie hätte ich gedacht, dass dieser kleine, braune Teddy den Ehrenplatz bekommen würde. Neben Sasukes Kopfkissen in seinem Bett. In diesem karg eingerichteten Zimmer wirkt der Teddy schon so surreal, dass es jedem Erwachsenen ein Kopfschütteln abverlangt. Trotzdem ist er hier. Lächelnd rücke ich den Stoffbären zurecht. Ich werde ihm noch eine Schleife umbinden. Als Maria am Abend zu uns kommt, um mich abzuholen, nimmt sie Sasuke wieder Blut ab. Es ist nicht so, als würde er dieses Mal anders reagieren, doch trotzdem scheint er nicht mehr eine Puppe zu sein. Ich kann es nicht definieren. Es ist einfach irgendetwas in der Luft. Oder es liegt an seinem Blick. Seine Augen sehen wacher aus. Als würde er plötzlich interessiert sein. Ein Funke, ja so könnte man es erklären. Tief seufzend erhebe ich mich, klopfe mir unsichtbaren Staub von der Hose. Ich will nicht gehen. Der Schwarzhaarige legt die Zeitung zusammen. Beachtet mich kaum. Maria winkt mir zu gehen, also folge ich ihr leicht widerwillig. „Mach es gut, Sasuke, schlaf gut, bis Morgen!“, verabschiede ich mich und winke. Ich drehe mich um und bin im Begriff zu gehen, als ich etwas Seltsames höre. „Bis Morgen, Naruto…“, höre ich ein leises Murmeln. Wie erstarrt bleibe ich stehen. Drehe mich mechanisch um. Dort sitzt er. Auf dem Bett, dort, wo ich vorher gelegen hatte. Er hält den Bär in der Hand, positioniert ihn auf die andere Seite seines Kopfkissens. Mir klappt der Unterkiefer herunter. Er hat gesprochen! Glaube ich zumindestens. Ich drehe mich um, will Maria anstrahlen, doch da ist niemand. Niemand ist mein Zeuge, doch ich habe ihn sprechen gehört. Ich muss mich zwingen, weiter zu gehen. Ich verlasse die Anstalt. Gehe gegen meinen inneren Drang an. Ich verstehe ihn. Er wollte sich bedanken. Ein einfaches ‚Danke’. Ein merkwürdiger Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)