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Die Nacht trug deinen Namen

von

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D R E I Z E H N

Der Barkeeper des „Schwarzen Mondes“ beobachtete mich und ich trank hastig meinen dritten 'Red Sun'. Bei meinem ersten Besuch hier war mir gar nicht aufgefallen, dass der Mann zahlreiche kleine Narben am Körper trug. Alle hatten die Form eines Vampirbisses und seltsamerweise beunruhigte mich das ganz und gar nicht. Ich wusste, dass ich erbärmlich aussehen musste. Meine Frisur war im Eimer, mein Make up war Vergangenheit, mein Kleid war zerrissen, ich trug unzählige kleine und große Blessuren und ich war dreckig wie ein Spatz. Ach ja, und ich hatte keine Schuhe an.

Ich bestellte noch einen 'Red Sun' und sah mich um. Es herrschte ein reges Treiben, an der Bar sowie in den abgeteilten Räumlichkeiten. Eigentlich wollte ich gar nicht weiter darüber nachdenken, doch ein Pärchen ein paar Sitze weiter beanspruchte meine Aufmerksamkeit.

Sie war der Vamp, er der Büroheini. Neidvoll musste ich mir eingestehen, dass ich noch nie ein schöneres, anmutigeres weibliches Wesen auf diesem Planeten gesehen hatte. Und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es eines gab welches ihr das Wasser reichen konnte. Sie musste eine Göttin sein. Und sie trank das Blut des Büroheinis direkt aus seinem Handgelenk. Immer und immer wieder. So wie andere Leute ihre Limonade tranken. Und er genoss es. Ich beobachtete wie sie ihm etwas ins Ohr flüsterte und sie schließlich gemeinsam im hinteren Teil des Clubs verschwanden. Gemein, ich wollte doch noch weiter spannen. Also widmete ich mich wieder meinem Drink und fragte mich, weshalb mir niemand Beachtung schenkte. Nicht, dass ich besonders scharf darauf gewesen wäre, aber das passte alles irgendwie nicht zusammen.

Tom tauchte plötzlich auf und ließ sich auf dem Barhocker neben mir nieder.

„Wie geht’s ihm?“, wollte ich wissen und wäre beinahe vom Stuhl gefallen, weil ich mich zu schnell zu ihm umgedreht hatte.

„Er wird wieder“, antwortete er und ich atmete erleichtert auf. „Du machst dir zu viel Sorgen. Das war alles halb so wild.“

Halb so wild?

„Adrian will ihn umbringen!“, rief ich in Erinnerung und stellte das Schnapsglas so heftig ab, dass es schepperte.

Mit einem Schulterzucken lehnte Tom sich zurück und sah dadurch sehr attraktiv, selbstbewusst und jung aus.

„Das beruht auf Gegenseitigkeit und ist ein Spiel das bereits Jahrhunderte andauert. Ich glaub nicht, dass es so schnell ein Ende findet.“

Ich war fassungslos.

„Wie kann dir das so egal sein? Er ist dein Bruder.“

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihn diese Unterhaltung langweilte. Fehlte nur noch, dass er anfing zu gähnen.

„Nein, ist er nicht. Wenn man es richtig betrachtet, dann ist er eher mein Vater. Hat mich zu dem gemacht, was ich bin.“

Okay, ich war raus. Vampirangelegenheiten waren mir echt zu hoch. Doch dann fiel mir noch etwas Wichtiges ein.

„Ist Adrian stärker als Bill?“

Toms Kopf zuckte zu mir herum und ich sah schnell auf meine Hände, weil ich der Intensität seines Blickes nicht gewappnet war.

„Adrian ist stärker als wir alle“, antwortete er und mir sank das Herz in die Kniekehle.

„Weshalb?“

Tom zuckte mit den Schultern und seine Dreadlocks wippten kurz, was ich irgendwie angenehm fand.

„Hat wohl was mit seiner Ernährung zu tun.“

Ich glaubte zu verstehen. Adrian tötete seine Opfer ausnahmslos, während alle Vampire die hier verkehrten nie alles von den Freiwilligen nahmen. War das der Grund?

„Und wenn ihr ihn zusammen angreift?“

„Oh nein“, verneinte Tom heftig und ich war über seine Reaktion überrascht. „Das müssen die Beiden schön unter sich ausmachen. Kein Dritter würde sich je in diese Fehde hinein hängen.“

Ich seufzte resigniert. War wohl wieder so eine Vampirsache die ich nicht verstand.

„Was deprimiert dich eigentlich so?“, fragte er plötzlich und rückte ein Stück näher.

„Ich bin nicht deprimiert“, meinte ich nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wollte nicht, dass er mich so ansah.

„Doch bist du“, widersprach er und seine Nasenflügel bewegten sich, als er Witterung aufnahm. „Ah, verstehe. Er will dich nicht.“

Ich fühlte mich angegriffen und ging in Verteidigungsstellung.

„Will er wohl. Er reißt sich nur zusammen, weil er Angst hat mich dabei zu töten.“

Tom verzog das Gesicht.

„Das ist Blödsinn.“

War es das?

„Was meinst du?“

„Er hat Angst, dass du vielleicht mehr verlangen würdest. Dass du etwas werden willst, was wir bereits sind.“

Mir ging ein Licht auf. Tot hin oder her. Er wollte nicht, dass ich auch ein Vampir werden wollte. Darüber hatte ich ja noch nie nachgedacht. Ging das denn so einfach? Der Gedanke war absurd... wieso sollte ich freiwillig so etwas wollen? Und doch...

Ich rückte näher zu Tom.

„Wieso willst du eigentlich nicht deine Fänge in mich schlagen?“, fragte ich ohne Angst. Er und all die anderen Anwesenden.

„Die Geschmäcker sind wohl verschieden“, sagte er nur und ich musste grinsen. Irgendwie mochte ich Tom.

„Das erklärt irgendwie einiges.“

„Und wenn ich es tun würde“, sagte er und war mir plötzlich so nah, dass unsere Nasenspitzen sich berührten. „Wäre mein untotes Leben so oder so verwirkt. Bill würde mich in der Luft zerreißen.“ Sein charismatisches Lächeln nahm seinen Worten die Heftigkeit und ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte. „Aber es gibt noch andere tolle Sachen, die man tun kann ohne Blut zu teilen.“

Ja, das glaubte ich ihm aufs Wort. Mir wurde leicht schwindelig und ich wusste nicht, ob es daran lag, dass die Luft voll von Pheromonen war oder weil Toms Gesicht meinem immer näher kam. Würden andere seiner Art, Adrian natürlich ausgenommen, ebenfalls so gesetzestreu sein und die Finger von mir lassen, nur weil ich bereits jemanden gehörte? Doch die andere Frage war, ob ich es zulassen würde, dass sie von mir tranken, wenn sie es nicht wären. Nein. Eigentlich wollte ich nur...

„Bill!“, hörte ich mich rufen und ließ mich von dem Barhocker gleiten, ohne Tom zu berühren. Er lächelte und wirkte keinesfalls enttäuscht.

Nach wenigen Schritten hatte sich die Entfernung von mir zu Bill in Nichts aufgelöst und ich lag in seinen Armen. Er war wieder völlig er selbst und trug seine dunklen Klamotten mit der langen Lederjacke die ich so an ihm... liebte.

„Wie geht es dir?“, nuschelte ich gegen seine Brust und weigerte mich ihn loszulassen.

„Wie geht es dir?“, fragte er stattdessen, betonte das letzte Wort dabei sehr stark und zwang mich ihn anzusehen.

Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, als er die zahlreichen kleinen Kratzer auf meiner Haut begutachtete und vorsichtig mit seinen schlanken Fingern darüber strich.

„Das ist gar nichts“, beteuerte ich und war fast enttäuscht, als er aufhörte mich zu streicheln, sondern nur an den Oberarmen festhielt und mir ins Gesicht sah. „Wirklich, mir geht es gut.“

„Du musst erschöpft sein.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Du brauchst ein Bett.“

Ich horchte in mich hinein und erhielt als Antwort meines Körpers einen Schrei der Schlaf forderte. Ich war schon ziemlich lange wach und hatte die halbe Nacht damit verbracht, um unsere Leben zu bangen. Ich dachte an meine Couch und fast augenblicklich tat mir der Nacken weh. Es gab wirklich bequemere Möglichkeiten die Nacht zu verbringen.

„Wir gehen zu mir“, ließ Bill mich wissen und brachte mich dazu anzunehmen, dass er Gedanken lesen konnte. Plötzlich hob er mich in seine Arme. Es war nicht so, dass ich drohte jeden Moment zusammenzubrechen, aber dagegen einzuwenden hatte ich eigentlich nichts. „Du hältst die Stellung, Tom.“

Dreadlock sah nicht zu uns, sondern hob nur grüßend die Hand und widmete sich meinem verschmähten 'Red Sun'.

„Geht klar, Chef.“
 

~ Ende des 13. Kapitels ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-01-04T02:23:28+00:00 04.01.2012 03:23

ich weiß auch überhaupt nicht warum es sowenig kommis sind ...
Die ist idee wirklich gut. teilweise echt lustig geschrieben, da musste ich manchmal wirklich dämlich grinsen. ließ sich flüssig lesen und ist gleichbleibend spannend. ich mag tokio hotel jetzt nicht wirklich aber ich hoffe man hört bald weiteres ^^
Lg Sternchen


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