F.E.A.R. - Frightening Ends, Angels Rise von abgemeldet (Was, wenn Bella überhaupt nicht so fasziniert von Edward ist? Was, wenn er ihrer Meinung nach das Böse schlechthin ist?) ================================================================================ Kapitel 2: Rätselhaft --------------------- Das 2. Kapitel ist von mir, Zespri. Ich hoffe, es gefällt euch eben so gut wie das erste. Geprüft und genehmigt wurde es sowohl von absinthe_feane als auch von dubdug. Viel Spaß beim Lesen. Wir freuen uns auf eure Meinungen ;) ---------------------------------------------------- Rätselhaft Schwarze Augen bohrten sich tief in meine, mein Atem ging flach, ich spürte wie mein Herz laut und schnell gegen meine Brust pochte. Das blasse, perfekt geschnittene Gesicht kam immer näher, war nur noch Zentimeter von meinem entfernt. Ich versuchte auszuweichen, wegzurennen, aber ich hatte keine Chance. Ich wusste nicht, was passieren würde, ich wusste nicht, was er tun würde, ich wusste nicht, ob ich überhaupt überleben würde. Er machte einen schnellen Satz nach vorne, seine Hand schloss sich um meine Kehle, sein Körper drückte sich gegen meinen, mein Rücken wurde gegen den Baumstamm gepresst. Ich spürte die raue Rinde an meiner Haut, spürte wie mein Pullover weiter nach oben rutschte, spürte wie der Schmerz langsam meinen Körper hinauf kroch. Seine blutroten Lippen strichen über meinen Hals, berührten meine Kehle, glitten über das Schlüsselbein. Würde ich das gleiche Schicksal tragen wie das unschuldige Reh? Würde überhaupt jemand bemerken, dass ich fort war, Opfer des Teufels geworden war? Würde wenigstens Charlie mich vermissen? Es war traurig, dass ich keine Antwort auf diese Fragen geben konnte. Ich wusste es nicht, wusste nicht, was geschehen würde, wenn er mich wirklich umbrachte… Seine Lippen ließen von meiner Haut ab, unsere Gesichter waren wieder auf einer Höhe, seine schwarzen Augen funkelten mich gierig an, ich wusste sie waren die Höllenschlunde. Meine ganz persönlichen Höllenschlunde, sie würden mich verfolgen, mir nachrennen, mich nie wieder in Ruhe lassen. Sein Griff um meinen Hals hatte sich gelockert, vielleicht sollte ich einen Fluchtversuch starten, versuchen wegzurennen, fort von ihm, fort von der Angst, fort aus diesem Waldstück, fort von den schwarzen, brennenden Augen. Aber hatte ich eine Chance? Konnte ich Erfolg haben? Vermutlich nicht. Er war zu schnell, zu stark, zu teuflisch… und ich viel zu schwach…. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben, trotzdem musste ich kämpfen. Ich nutzte die eine kurze Sekunde, in der er mich nicht berührte und duckte mich unter ihm durch, rannte, versuchte vor ihm zu flüchten. Ich hatte keine Chance, natürlich nicht. Innerhalb einer Nanosekunde hatte er mich wieder gepackt und auf den Rücken geworfen. Einige Tannenzapfen drückten sich grob in meinen Rücken, das feuchte Laub hingegen war weich und fast schon angenehm. Aber eigentlich waren diese Nebensächlichkeiten egal… Edward würden sie auch nicht interessieren, wahrscheinlich nahm er es überhaupt nicht wahr. Wahrscheinlich ergötzte er sich nur an meinem Anblick, genoss das Entsetzen, die Panik in meinen Augen, registrierte mit kühlem, überheblichen Lächeln mein Zittern, grinste ekelerregend böse, weil ich vor Angst noch nicht einmal Schreien konnte… Ängstlich schloss ich die Augen, wartete auf den Todesstoß, auf meine Erlösung. Ich lauschte dem leisen Rascheln der Bäume, dem melodischen Flöten der Vögel…. und hörte etwas, was so gar nicht in diese scheinbare Idylle passte. Leises, aber immer lauter werdendes Piepen. Es war nervig und ich konnte es nicht einordnen… Ich blinzelte leicht und nahm langsam neue Umrisse wahr, gewohnte Konturen und Silhouetten. Verwirrt musterte ich meine Umgebung und erkannte mein Zimmer und auch die Quelle des Piepens, meinen Wecker. Leise stöhnte ich auf und fuhr mir durchs Haar. Ein Traum. Wieder ein Traum. Wie in den letzten Nächten auch. Sie wiederholten sich ständig und ich hasste es. Selbst im Schlaf hatte ich Angst, selbst im Schlaf verschwand er nicht…. Dabei wollte ich es endlich vergessen, dabei wollte ich den Vorfall der nun schon vier Tage her war, aus meinem Leben streichen. Ich tat schon alles, um ihn nicht zu sehen, um ihm nicht zufällig wieder zu begegnen. Ich verließ kaum mehr das Haus, verschanzte mich in meinem Zimmer. Einmal war ich bisher draußen… und das nur, weil ich einkaufen gehen musste. Mir war egal, was Charlie davon dachte und mir war egal, dass ich den Unterricht verpasste. Mir war egal, dass ich den Test versäumt hatte und mir war es nicht wichtig, was der Lehrer denken würde. Das einzige was mir wichtig war, war Edward nicht mehr zu begegnen. Zu prägend waren die Ereignisse, zu schmerzvoll, zu beängstigend. Ich stand auf und schaltete das Licht ein. Vor mir im Spiegel stand ein dünnes, verschüchtertes Mädchen, das sich versteckte, das nicht gerne hier war. Vor mir stand das Abbild eines Mädchens, das fürchterliche Angst hatte. Als ich mich auszog, glitt mein Blick wieder zu meinen Handgelenken, zu jenen Stellen, die seit dem verhängnisvollen Tag angeschwollen und blau waren. Langsam wurde die Farbe wieder blasser, etwas angenehmer. Gestern waren sie noch so dunkel, dass die Flecken fast schwarz waren. Es war angsteinflößend. Edward hatte eine ungeheure Kraft und schreckte nicht davor zurück, sie zu seinen Gunsten zu nutzen. Meine Handgelenke waren ihre Zeugen. Ich versteckte sie vor Charlie. Ich wollte nicht, dass er Fragen stellte, die ich ja doch nicht beantworten konnte. Was hätte ich ihm sagen sollen? Ein Schulkamerad hatte mich im Wald überfallen? Ich hatte gesehen, wie er ein Reh getötet, sich von dessen Blut genährt und sich dann auf mich gestürzt hatte Charlie würde mich für verrückt erklären…. und ich konnte es ihm nicht verübeln. Manchmal dachte ich auch, ich sei verrückt, ich hätte mir die Szene eingebildet, die Geschehnisse geträumt. Aber ein Blick auf meine Handgelenke genügte und ich wusste es war die Realität. Nichts war ausgedacht, nichts erfunden. Edward Cullen war böse, Edward Cullen war gewalttätig und ich hatte fürchterliche Angst vor Edward Cullen. Ich wollte ihn nicht mehr sehen, nie, nie wieder. Genau aus diesem Grund würde ich auch heute nicht zur Schule gehen. Mir fehlten der Mut und die Kraft dazu. Schon allein der Gedanke daran, im selben Gebäude wie Edward Cullen zu sein, ließ meinen Körper reagieren. Gänsehaut, wildes Herzklopfen, eine trockene Kehle und entsetzliche Panik waren meine Reaktionen. Und das, wenn ich nur an ihn dachte… ich konnte mir nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn ich ihm wieder gegenüber stand. Ich wollte es auch gar nicht… Still und immer noch in Gedanken verloren ging ich die Treppen hinunter, hinein in unsere kleine Küche, wie in den letzten Tagen auch schon, eigentlich wie immer. Obwohl ich seit dem Vorfall nicht mehr in der Schule war, versuchte ich dennoch vor Charlie die Fassade aufrecht zu erhalten. Er dachte ich würde jeden Morgen zehn Minuten nach ihm das Haus verlassen und zur Schule fahren. Er lag falsch. Sobald er aus dem Haus ging und sein Wagen nicht mehr ihn Sichtweite war, rannte ich ins Wohnzimmer und schaltete unseren Fernseher ein. Nicht, weil ich Langeweile hatte und mir irgendwelche Sendungen oder Shows ansehen wollte, sondern einfach nur, damit die Stille im Haus mich nicht erdrückte, damit sie verschwand. Wenn es still war, waren die Gedanken und Erinnerungen an Edward noch viel schlimmer und ich hatte Angst einen Laut von mir zu geben, hatte Angst davor, etwas fallen zu lassen. Immer wieder dachte ich an den Tag im Wald und immer wieder wurde mir bewusst, dass ein kleines Geräusch, ein knackender Ast, zu meinem Verhängnis geworden war. Seitdem hasste ich die Stille, seitdem konnte ich sie nicht ertragen… „Morgen, Isabella“, hörte ich Charlie murmeln und mir wurde klar, dass ich die Küche erreicht hatte. Ich zwang mich zu einem leichten Lächeln und einem Morgengruß, während ich zum Küchenschrank ging und mir eine Schüssel für meine Cornflakes herausnahm. Ich war froh, dass Charlie so unaufmerksam war, dass er kein Gefühlsmensch war, dass er dachte, es wäre alles in Ordnung. Es erleichterte mich. So bereitete ich ihm immerhin keine Probleme. Leise setzte ich mich zu ihm an den Tisch und begann zu essen. Es war fast still, das einzige Geräusch war das Rascheln der Zeitung, die Charlie las. Ab und zu nahm er einen Schluck aus seiner weißen Kaffeetasse, langsam lief ein dünnes Rinnsal der braunen Flüssigkeit über das Porzellan. Es erinnerte mich an das rote Blut, das über Edwards blasses Kinn gelaufen war und unwillkürlich erschauerte ich, meine Hand zitterte leicht und die von Milch getränkten Cornflakes auf meinem Löffel tropften auf den Tisch. Schnell stand ich auf und holte einen feuchten Lappen, bereinigte mein Missgeschick. Mein Vater sah auf und musterte mich kurz, bevor er die Zeitung zusammenfaltete und aufstand. „Noch müde?“, fragte er und ich nickte als Antwort, nicht fähig zu sprechen. „Hmm… schlaf in der Schule nicht ein… ist wichtig… College und so“, brummte Charlie, während er seine Jacke vom Stuhl nahm und sie anzog. „Ja, ich weiß… Dad…“, murmelte ich und wich seinem Blick aus. Ich hoffte, er würde nie herausfinden, dass ich seit Tagen nicht zur Schule ging und auch nicht vor hatte, diese Woche noch einmal das Haus zu verlassen. Er sollte nicht erfahren, dass ich am liebsten ins nächste Flugzeug gesprungen und ganz weit weg geflogen wäre…. Drei Tage später stand ich unter der schmalen Dusche unseres Badezimmers. Ich lehnte den Kopf an die Fliesen und schloss die Augen. Das warme Wasser tat gut und umschmeichelte meine angespannten Muskeln. Ich hatte gehofft, ich würde unter der Dusche etwas entspannen, aber es funktionierte nicht. Ich hatte beschlossen, heute wieder zur Schule zu gehen. Ich musste. Eine ganze Woche hatte ich mich versteckt, versucht mich unsichtbar zu machen, die Schule zu vergessen. Aber so ging das nicht weiter. Irgendwann musste ich wieder hingehen, bevor jemand Fragen stellte… Wieso ich dem Unterricht fernblieb, ob ich sehr krank war oder, oder, oder. Forks war klein und Forks hatte überall Ohren. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass Charlie herausfinden würde, dass ich eine ganze Woche lang die Schule gemieden hatte. Ich aß kaum, die Cornflakes schwammen aufgeweicht in der Milch herum und mir fehlte der Appetit. Zu groß war die Angst, zu groß war die Furcht vor einem Treffen mit Edward Cullen. Ich war froh, dass wir keinen Unterricht miteinander hatten, aber das schloss ein Zusammentreffen nicht aus. Die High-School war klein, jeder kannte jeden und jeder sah auch jeden. Ich würde Edward sehen… aber viel schlimmer war… Edward würde auch mich sehen. Unwillkürlich fragte ich mich, was er tun würde. Er konnte mich nicht so angreifen wie im Wald. Das wäre unmöglich, verboten. In der Schule waren unsere Mitschüler und die Lehrer. Es war unvorstellbar, dass er sich auf dem Flur auf mich werfen oder mich in der Mensa zu seinem Mittagessen machen würde. Aber "unvorstellbar" war mittlerweile ein Wort, das nicht länger in meinen Wortschatz gehörte. Vor einer Woche hätte ich noch gesagt, es wäre unvorstellbar, dass jemand von einem Reh trank, es wäre unmöglich, sich so zu verhalten wie Edward Cullen an jenem Tag, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Ich hatte das Unvorstellbare mit eigenen Augen gesehen und würde es nie wieder vergessen, nie wieder. Seufzend spülte ich meine Cornflakes den Abfluss herunter und stellte die Schüssel in die Spüle. Ich brachte nichts herunter und es hatte keinen Sinn mich, weiter dazu zu zwingen. Es würde ja doch nichts an der Situation ändern… Mein Transporter fuhr röhrend auf den Schulhof und sofort richteten sich alle Blicke auf mich und mein Gefährt. So langsam sollten sie sich an den Geräuschpegel gewöhnt haben. Außerdem parkte ich eh gerade ein und würde den Motor gleich ausstellen, sodass sie ihre Unterhaltungen, Lästereien und Liebesschwüre fortführen konnten. Mein Blick glitt schnell über den Parkplatz, suchend sah ich mich um und ich spürte sofort, wie mein Herz ein wenig leichter wurde. Kein silberfarbener Volvo, er würde sofort aus den anderen Autos herausstechen… nur deswegen wusste ich auch, was Edward Cullen für ein Auto fuhr, er stach aus allen anderen hervor. Aber heute war er nicht da. Das war gut, das erleichterte mich, ließ mich ein wenig Lächeln. Kein Volvo, kein Edward. Vielleicht würde ich den Tag doch irgendwie überstehen. Ich schnallte mich ab und beugte mich herunter, um meinen Rucksack vom Boden der Beifahrerseite aufzuheben, aber stoppte mitten in meiner Bewegung. Genau auf dieser Seite parkte der Wagen gerade ein, genau auf dieser Seite war Edward Cullen in seinem Volvo… zusammen mit seinen Geschwistern. Meine Hand klammerte sich an meinen Rucksack, meine Knöchel traten weiß hervor und ich spürte wie mein Herz immer schneller gegen meine Brust klopfte. Ich hörte das Blut in meinen Adern rauschen, ich bemerkte, wie ich anfing zu zittern. Edward Cullen… Mein Mund war trocken und in meinem Hals hatte sich ein Kloß geformt… Sofort wiederholten sich verschiedene Szenen, alle auf einmal. Die schwarzen Augen, die harten, kalten Hände, die sich um meine Handgelenke schlangen, sein Körper, der sich grob an meinen presste, das Blut, das seine Lippen bedeckte… Ich entließ einen leisen, schrillen Ton, einen Ton voller Angst und Panik. Ich schoss vor und drückte den Knopf des Wagens herunter, damit er sich verschloss, damit Edward nicht hereinkam. Ich wusste nicht, ob es etwas brachte, ob er nicht doch irgendwie hereinkommen würde, aber ich fühlte mich etwas sicherer, etwas wohler… Mein Blick war weiterhin auf das silberne Auto gerichtet und still beobachtete ich, wie die Fahrertür sich öffnete und Edward ausstieg. Das Schlagen meines Herzens wurde noch schneller und es geriet völlig aus dem Takt. All meine Fluchtinstinkte waren geweckt, aber ich wusste, dass eine Flucht wenig Sinn machte. Ich hatte doch eh keine Chance gegen ihn… Ich sollte versuchen, in die Masse der Schüler zu kommen, hinein in die Unsichtbarkeit, hinein in die Anonymität der Menge. Aber vermutlich war ich selbst dort nicht sicher. Edward Cullen war nicht normal, er würde mich finden und er würde mit mir tun, was auch immer er wollte. Ich hatte keine Chance. Keine. Er stieg aus, sein Anblick perfekt. Wie aus einem Modemagazin entsprungen, wie der perfekt aussehende Mann. Aber ich hatte hinter seine Fassade geblickt, ich kannte sein Geheimnis, ich wusste, dass er alles andere als perfekt war, ich wusste, dass er gefährlich war. Gefährlich und böse. Blutrünstig und brutal. Wer sich ihm in den Weg stellte, wer ihn entdeckte, war ihm schutzlos ausgeliefert, war seine Beute. Wehrlos, ungeschützt, hilflos. Ich wusste, er hatte mich gesehen, ich wusste, dass er aus Berechnung direkt neben mir geparkt hatte. Sein Blick glitt zu mir, seine Augen bohrten sich in meine, hielten sie gefangen. Ich konnte nicht wegsehen, das war unmöglich. Es war wie ein Bann und ich hatte Angst… blanke Panik. Er schien seinen Blick nicht abzuwenden, er wollte mich weiter ansehen, mich nieder starren, vielleicht mir noch mehr Furcht einjagen. Als wenn das nötig gewesen wäre… Erst als die blonde, überirdisch schöne Frau, sie hieß Rosalie, ihm mit dem Ellbogen in die Rippen stieß und ihm etwas harsch ins Ohr flüsterte, wandte er den Blick von mir ab und schulterte seine Tasche. Er warf noch einmal einen Blick zurück, er sah irgendwie traurig aus, bekümmert und bedrückt. Aber darüber wollte ich nicht weiter nachdenken… Hauptsache er war weg, fort von mir. Ich sah wie er mit seinen Geschwistern das Schulgebäude betrat, er schien heftig mit Rosalie und Alice zu streiten, bevor er seinen Schritt beschleunigte und die beiden Mädchen hinter sich ließ. Ob sie auch so waren wie er? So abgedreht, so abscheulich, so grausam? Kurz darauf fingen die beiden an, miteinander zu diskutieren und ich seufzte leise. Ob es um mich ging? Ob sie wegen mir eine Auseinandersetzung hatten? Vielleicht waren sie wütend auf Edward… wütend darauf, dass er mich angegriffen hatte… Oder wütend, weil er sein Werk nicht vollendet hatte, weil ich noch lebte…. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und meine Stirn senkte sich auf das Lenkrad. Warum ich? Warum musste ausgerechnet ich Edward im Wald entdecken? Warum konnte es nicht jemand anderes gewesen sein? Warum war das Schicksal so gegen mich? Ich hatte nie etwas Böses getan, ich war zuhause, machte den Haushalt, feierte keinen wilden Partys, trank keinen Alkohol, nahm keine Drogen… Wenn ich Freunde und gute Noten hätte, wäre ich ein Vorzeige-Teenager. Wieso wurde ich also so bestraft? Wieso musste ich jetzt tagtäglich um mein Leben fürchten? Ich würde darauf nie eine Antwort bekommen und ich hasste es…. Die Schulglocke läutete und erinnerte mich daran, zum Unterricht zu gehen. Edward und seine Familie müssten mittlerweile in ihren jeweiligen Unterrichtsräumen sein, also ging keine Gefahr mehr von ihnen aus. Für den Moment. Ich stieg aus meinem Truck und schloss die Tür mit einem lauten Knarren, bevor ich zu meinem Klassenraum lief. Ich eilte über das blaue Linoleum und achtete kaum auf meine Umgebung. Mr. Banner war schon da und ich zwang mich zu einem entschuldigenden Lächeln. Es war schwer zu Lächeln, ich hatte es in der letzten Woche verlernt, ich hatte nichts zu lächeln. „Verzeihung, ich bin etwas spät“, murmelte ich und wollte zu einem freien Tisch gehen, wurde aber zurückgehalten. „Geht es Ihnen wieder gut, Miss Swan?“, wurde ich gefragt und still nickte ich. Ich wollte nicht weiter darüber reden, ich war ohnehin eine grottenschlechte Lügnerin. „Gut. Sie haben die Klausur verpasst. Ich bringe Sie in Raum 57 zu Mr. Mills. Er lässt seine Klasse in diesen Stunden auch eine Klausur schreiben, dort können Sie dann ungestört nachschreiben. Ich hoffe Sie haben die Zeit genutzt und viel gelernt… Sie haben es nötig.“ Ich wurde ziemlich blass und meine Augen weiteten sich leicht. Die Klausur… Ich hatte die Klausur vollkommen vergessen, überhaupt nicht mehr daran gedacht. Dementsprechend hatte ich auch nicht gelernt. Mein Kopf war in der letzten Woche mit anderen Dingen beschäftigt. Da hatte ich weder die Ruhe noch die Nerven an irgendeine Klausur zu denken. Still folgte ich zum Klassenraum und versuchte panisch, mich an irgendetwas zu erinnern. Natürlich klappte es nicht. Eigentlich könnte er gleich null Punkte auf ein leeres Blatt Papier schreiben. Mehr würde bei dem Test auch nicht herauskommen…. „Warten Sie kurz draußen, ich bespreche das“, meinte er, bevor er die blaugraue Tür öffnete und den Raum betrat. Es dauerte nur einige Sekunden, bevor er wieder herauskam und mir zulächelte. „Es ist alles geklärt. Hinten in der Mitte ist Ihr Tisch. Viel Glück“, meinte er und ging dann den Gang entlang zurück zu seinem Raum. Ich seufzte leise und betrat das Klassenzimmer mit dem Wissen, kaum Wissen zu haben. Ich lächelte Mr. Mills scheu an und suchte dann mit den Augen nach meinem Einzeltisch. Ich fand ihn schnell ohne mich groß umsehen zu müssen und ging mit gesenktem Blick zu meinem Platz. Ich wollte niemanden ansehen, es reichte schon, dass mich alle anstarrten. Still beäugte ich den Zettel, musterte die Fragen. Die erste konnte ich beantworten. Gut. Ich beugte mich zu meinem Rucksack herunter und kramte einen Kugelschreiber hervor. Gerade als ich mich wieder aufsetzte, gerade als ich anfangen wollte, glitt mein Blick nach links und mein Herz stolperte unsicher. Ich kannte die schwarze Tasche, die neben mir am Stuhl lehnte. Ich hatte sie noch vorhin mit ihrem Träger gesehen. Ganz langsam glitt mein Blick weiter hoch, musterte die helle Jeans, erkannte das blaue Hemd und die weißen Arme. Seine Finger hielten einen silberfarbenen Füller und als ich in sein Gesicht sah, zuckte ich automatisch zurück. Auch er sah mich an, seine Augen schienen mich wieder zu durchbohren und sofort bekam ich rasende Panik, fürchterliche Angst. Doch irgendetwas war anders, anders als sonst, anders als vor einer Woche im Wald. In seinen Augen erwartete mich nicht die Schwärze, die mich jede Nacht verfolgte, nicht der Jagdtrieb, nicht die Wut, nicht die Erregung, nicht die Grausamkeit... Seine Augen waren goldbraun, fast warm und vertrauenserweckend. Zumindest für Außenstehende, für Menschen, die nicht das Selbe gesehen hatten wie ich. Für mich waren sie gleichermaßen furchteinflößend, mir machten sie trotzdem Angst und ich war mir ganz sicher, ich würde ich weiterhin Albträume von ihnen bekommen. Aber ich verstand nicht, warum sie ihre Farbe gewechselt hatten. Wie war das Möglich? Noch einmal wagte ich einen Blick in seine Richtung. Er schien etwas sagen zu wollen, mir näher kommen zu wollen und ich rutschte sofort bis an die letzte Ecke meines Tisches, klammerte mich mit den Händen an der Kante fest. So sehr, dass meine Knöchel weiß hervor traten. Er sollte weggehen, er sollte verschwinden, einfach nicht hier sein. Er sollte in irgendeine Klinik, oder zurück in die Hölle. Aber er sollte nicht hier in der Forks High-School sein und neben mir sitzen, mir Angst einjagen. Ich spürte wie mein gesamter Körper zitterte, ich spürte wie mein Herz wild gegen meine Brust pochte, eilig das Blut durch meinen Körper schoss und ich sah, wie Edwards Augen wieder schwarz wurden, sah wie sie mich musterten, als wäre ich seine Beute. Die Szene im Wald wiederholte sich vor meinen Augen rasant schnell. Ich versuchte mich auf das Blatt Papier vor mir zu konzentrieren, aber ich scheiterte miserabel. Die Buchstaben tanzten vor meinen Augen und als ich den Kugelschreiber ansetzte und meinen Namen auf den Testbogen bringen wollte, brachte ich nur ein zittriges, krakeliges „Isa“ hervor, bevor der Stift aus meiner Hand fiel und mit einem leisen Geräusch über den Tisch rollte. Ich konnte meinen Namen nicht beenden, konnte nicht das „bella Swan“ zu dem „Isa“ hinzufügen, geschweige denn überhaupt die Fragen beantworten. Edward Cullen kontrollierte mich, Edward Cullen kontrollierte meine Gedanken, meinen Körper, mein Leben. Ich hasste es, ich konnte es aber auch nicht ändern. Es war etwas, auf das ich keinen Einfluss hatte. Er musste mich nur ansehen und ich bekam Panik, ich musste nur seinen Namen hören und schon begann mein Herz schneller zu schlagen. Und dass er jetzt hier war… mit mir in einem Raum, direkt neben mir… war die absolute Hölle. Ich wusste nicht, was er mit mir tun würde, aber dass seine Augen wieder pechschwarz waren, konnte nichts Gutes bedeuten. Es bedeutete, dass er sich gleich auf mich stürzen, meine Handgelenke packen und mich auf den Boden werfen würde. Er würde sich über mich beugen, so, dass ich ihn ansehen musste. Er würde sich mir näheren, er würde kurz lächeln und sich dann an mir vergreifen. Er würde mich töten, er würde mich aussaugen, genauso wie er es mit dem Reh getan hatte. Es würde genauso sein wie im Wald… nur mit dem Unterschied, dass mich dieses Mal das gleiche Schicksal ereilen würde wie das unschuldige Reh… Ich würde sterben… Weil Edward Cullen es so wollte. Mein Atem ging stockend und zitternd stand ich auf. Ich konnte nicht hier bleiben und warten, dass er es tat. Ich musste wenigstens um mein Leben kämpfen und in diesem Moment bestand dieser Kampf aus Flucht. Körperlich hatte ich keine Chance gegen ihn. Das hieß, ich musste ihm gedanklich immer einen Schritt voraus sein. Ich sah noch einmal kurz zu ihm, vielleicht in der Hoffnung, er wäre verschwunden, oder würde mich wenigstens nicht mehr anstarren, aber natürlich war dies nicht der Fall. Ich traf sofort auf seine Augen, die mich immer noch musterten, sah seine Hand, die zur Faust geballt war und ein erstickter Laut verließ meine Lippen. Sofort war ich auf den Beinen, meine Hand war fest um meinen Rucksack geschlossen, der Stuhl knarrte laut und sofort richteten sich alle Augen auf mich. Aber das war mir egal. Mir war alles egal. Die Aufmerksamkeit, der Test, der Lehrer, meine Noten. Alles. Das einzige was nicht egal war, war die Präsenz Edwards und die Furcht, die sie in mir auslöste, die nackte Panik. „Miss Swan, wo wollen Sie denn hin? Sind Sie schon fertig?“, hörte ich Mr. Mills Stimme aus der Entfernung und fahrig nickte ich, bevor ich dann übereilt aus dem Klassenraum stürzte und spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen und ich noch immer am ganzen Körper zitterte. Ich lief zu den Mädchentoiletten und schloss mich in eine der Kabinen ein. Mein Kopf lehnte sich an die kühlen Fliesen und nur langsam beruhigte ich mich, nur langsam hörte das Zittern auf. Ich wäre am liebsten in mein Auto gesprungen und zurück nach Hause gefahren, dorthin, wo ich mich einigermaßen sicher fühlte, dorthin, wo ich keine Angst haben musste, Edward zu begegnen. Das hieß aber auch, er würde noch mehr über mein Leben bestimmen als ohnehin schon, das hieß auch, er hätte gewonnen. Und ich wollte ihn nicht gewinnen lassen. Er war sadistisch, er schien mich gerne zu quälen, mich an meine Grenzen zu bringen. Er wollte die Oberhand haben, aber das wollte ich nicht zulassen, das konnte ich nicht zulassen… Schnell wischte ich mir die Tränen von der Wange und stand auf, streckte mich kurz. Nein, ich würde mich nicht von Edward Cullen nieder bringen lassen. Den Satz sagte ich mir so oft in Gedanken vor, bis ich ihn endlich glaubte, bis ich endlich dieser festen Überzeugung war. Ich bekam nicht wirklich viel von meinem Unterricht mit, meine Gedanken schwirrten um Edward und darum, dass ich mich nicht unter kriegen lassen würde, dass ich keine Panikattacken mehr in seiner Nähe haben würde. Auch als ich in die Mensa ging, beschwor ich mich mit diesem Satz. Ich würde stark sein, ich würde Edward Cullen nicht mein Leben bestimmen lassen. Ich nahm mir eine Kleinigkeit zu essen und setzte mich an meinen gewohnten Tisch ganz hinten in dem weiß getünchten Raum. Ich öffnete den Saft und zog mein Buch aus dem Rucksack. Ich versuchte die Buchstaben zu entziffern, versuchte sie zu sinnvollen Sätzen zusammenzufügen, aber es funktionierte nicht. Es funktionierte vor allem nicht, als die gesamten Cullen-Kinder die Mensa betraten. Ich wollte nicht, dass mein Herz so schnell schlug, ich wollte nicht, dass mein Körper wieder anfing zu zittern und sofort verkrampfte ich mich, um dem entgegen zu wirken. Aber natürlich klappte es nicht. Natürlich hatte ich keinen Einfluss mehr auf meinen Körper und meine Reaktionen. Ich versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren, versuchte den Joghurt zu öffnen, aber immer wieder rutschte ich ab. Viel zu sehr zitterten meine Hände. Ich stöhnte leise und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. Ich bekam nichts mehr auf die Reihe, gar nichts. Mein Versprechen mir selbst gegenüber, mich von Edward Cullen nicht nieder bringen zu lassen, konnte ich nicht einhalten. Sobald ich ihn sah, vergaß ich alles und die Angst war mein einziger Begleiter. Meine Augen weiteten sich erschrocken, als ich wieder aufsah und entdeckte, dass Edward in meine Richtung ging. Sein Blick war auf mich gerichtet, er lächelte leicht. Es sah so aus, als würde er unschuldig wirken wollen, ungefährlich, aber es klappte nicht. Zumindest nicht bei mir. Möglicherweise konnte er die anderen täuschen, aber ich wusste, dass nichts an ihm unschuldig war, dass er keine reine Weste hatte, dass er nicht unbefleckt war… Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal bereuen würde, alleine zu sitzen, aber jetzt tat ich es. Es tat weh zu wissen, dass ich keine Freunde hatte, die hinter mir stehen würden, wenn Edward noch näher kam. Es tat weh zu wissen, dass niemand mich beschützte, dass sich niemand um mich kümmerte… Ich wollte, dass ein Freund sich zwischen mich und Edward stellte, oder zumindest neben mir stand und mich unterstützte, aber das würde nicht passieren… Isabella Swan hatte keine Freunde. Weder in Phoenix noch hier in Forks. Ich war eine Außenseiterin, schon immer gewesen. Und genau das wurde mir zum Verhängnis. Hätte ich Freunde gehabt, wäre ich nicht in den Wald gegangen. Wäre ich nicht in den Wald gegangen, hätte ich Edward nicht gesehen. Hätte ich Edward nicht gesehen, hätte er mich nicht gesehen. Hätte er mich nicht gesehen, hätte er sich nicht auf mich gestürzt, hätte mir keine Angst gemacht und würde jetzt nicht auf mich zukommen. Hätte ich Freunde, würde Edward Cullen sich von mir fern halten… Er war fast an meinem Tisch, als sich plötzlich eine Hand auf seinen Arm legte und Alice zu ihm sah. Sie sagte etwas und obwohl sie so nah waren, konnte ich nichts hören. Aber das, was sie sagte, musste Edward ungeheuer frustrieren. Man sah es in seinem Gesicht. Er nickte Alice kurz zu und drehte sich dann um, ging zurück zu seinem Stammplatz. Ich dachte, Alice würde ihm sofort folgen, aber stattdessen sah sie mich an und lächelte. Ich wusste nicht, wieso sie es tat, aber es machte mich nervös. Wusste sie, was geschehen war? Am nächsten Tag fuhr ich erst spät los. Viel später als sonst und als ich ankam, war der Schulhof voller Autos. Ich sah mich suchend um und erblickte den Volvo schnell. Er parkte neben einem alten Golf. Sofort fiel einem der Unterschied auf… glänzend und teuer, rostig und günstig. Ich legte den Rückwärtsgang ein und wendete, fuhr zum anderen Ende des Hofes. Auf keinen Fall wollte ich wieder neben Edwards Wagen parken. Gestern hatte ich eine Stunde länger in der Schule verbracht, nur um sicher zu gehen, dass wir nicht zur gleichen Zeit zurück fuhren. Die Angst war zu groß, er würde mir folgen und mich vor der Haustür überfallen… Jetzt parkte ich weit entfernt und musste deswegen zwar ein wenig weiter bis zum Schuleingang gehen, aber das war mir egal. Hauptsache weit weg von Edward… Es war schon recht still in den Gängen, als ich die Schule betrat und ich nahm an, es hatte schon geschellt. Ich beeilte mich, um schnell zum Unterricht zu gelangen und kam gemeinsam mit meiner Englischlehrerin an. Ich lächelte ihr leicht zu und nahm dann auf meinem Stuhl neben Jessica Platz. Ich hatte nur Englisch und Mathe mit Jessica, worüber ich erleichtert war. Mehr hätte ich nicht ausgehalten. Sie war eine unglaubliche Klatschtante und wollte über alles und jeden Bescheid wissen. Zu Beginn hatte sie mich immer ausgefragt, hatte wissen wollen, warum ich nach Forks gezogen war, ob es mir denn gefiel, wie es in Phoenix war, ob ich einen Freund hatte, ob ich es bescheuert fand, dass mein Vater Polizist war, ob er mich schon einmal betrunken erwischt hatte und, und, und. Meistens ignorierte ich sie, weswegen sie mich als arrogant abgestempelt hatte. Als eigenbrötlerisch, als Freak… Für gewöhnlich flirtete sie mit Mike, wenn ich kam, aber heute musterte sie mich aus ihren großen Augen und sie schien etwas wichtiges sagen zu wollen. „Hallo Isabella“, flötete sie. „Hi“, murmelte ich und legte meinen Block auf den Tisch. „Du warst krank?“, fragte sie, woraufhin ich nur nickte. Gestern hatten wir keinen gemeinsamen Unterricht und ich hatte sie nur kurz in der Mensa gesehen. Natürlich fragte sie mich so etwas, wollte interessante Informationen aus mir herausquetschen, auch wenn sie sonst kein einziges Wort mit mir wechselte. Sie sprach mich nur an, wenn sie etwas von mir wollte. „Ne‘ ganze Woche? Ganz schön lang‘.“ Wieder nickte ich nur. „Aber dir geht’s ja jetzt wieder besser.“ Wieder ein Nicken. „Zum Glück.“ Nicken. „Edward Cullen hat nach dir gefragt…“ Mein Blick schoss sofort zu ihr und ich wusste, dass sie nur darauf gewartet hatte, mir das endlich zu sagen. Er hatte nach mir gefragt… Auf einmal fühlte ich mich wieder krank, auf einmal wäre ich am liebsten wieder verschwunden. Er hatte nach mir gefragt… er stellte Nachforschungen an. Wieder übermannte mich die Angst und ich ballte meine Hände zu Fäusten um mein Zittern zu verbergen. Jessica sollte nichts bemerken. „A-ach ja?“, fragte ich und meine Stimme klang schwach und ängstlich. „Ja. Nicht mich, aber Ben. Sein Onkel ist doch ein Kollege deines Vaters und er dachte wohl, er wüsste Bescheid, was dir fehlte, warum du krank bist. Ben meinte, er wüsste nichts und dann ist Edward wieder abgezogen. Aber komisch, oder, Isabella? Ich meine… wieso fragt ausgerechnet Edward Cullen nach dir? Ihr redet doch nie miteinander und ich glaube auch nicht, dass er irgendwie… romantisch an dir interessiert ist. Wirklich komisch. Ich überlege schon die ganze Zeit, wieso er nach dir fragt“, plapperte sie und mein Herz wurde immer schwerer, je mehr sie sagte. Nein, Edward Cullen war nicht romantisch an mir interessiert. Das Einzige, was Edward Cullen interessierte, war mein Blut, war mein Leben. Er wollte mich auslöschen, mich vernichten. Aber das konnte ich Jessica nicht sagen und zuckte als Antwort nur schweigend mit den Schultern. Vom Englischunterricht bekam ich nicht viel mit, meine Gedanken schwirrten um Edward und um seine Nachforschungen. Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Wieso musste er mich so… stalken? Mir solche Angst einjagen? Befriedigte ihn das irgendwie? Machte ihm das Spaß? Ich wusste es nicht und wahrscheinlich würde ich es nie erfahren, aber der Gedanke daran, dass er andere über mich ausfragte, machte mir noch mehr Angst, ließ mein Herz noch schneller schlagen. Was wäre, wenn er sie auch bedrohen würde, ihnen auch weh tun würde? Und das nur meinetwegen? Was war, wenn er Charlie etwas tun würde? Heftig klopfte mein Herz gegen meine Brust und ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Erleichtert hörte ich, wie die Schulglocke das Ende der Stunde einläutete und schnell stand ich auf, um zu den Toiletten zu laufen. Blasse, dunkle Augenringe, große, ängstliche Augen. Genau das war mein Spiegelbild und es schmetterte mich nieder. Hatte ich gestern noch versucht, mir Kraft einzureden, um vor Edward Cullen zu bestehen, so war diese Energie heute vollends verschwunden. Ich wollte nicht kämpfen, ich wollte nur, dass alles vorbei war, wollte am liebsten die Zeit zurückdrehen. Seufzend wusch ich mir das Gesicht, ließ kaltes Wasser auf meine Haut treffen, was für den Moment sehr gut tat. Ich trocknete mich ab und machte mich dann auf den Weg zum Biounterricht. Ich hoffte, Mr. Banner hatte meine Klausur noch nicht angesehen, hatte den Zettel einfach in seine Tasche gestopft, ohne überhaupt drauf zu blicken. Falls er sie doch korrigiert hatte, würde ich sie auch heute mit null Punkten und einem bösen Blick zurück bekommen. Diese Klausur zog meine Noten nur noch mehr in den Keller. Seufzend nahm ich Platz und knabberte nervös an meiner Unterlippe, als er den Raum betrat. Irritiert wanderten meine Augenbrauen in die Höhe, da er mir überraschenderweise ein kurzes Lächeln schenkte. Das hatte ich nicht erwartet und es ließ auch nur eine Schlussfolgerung zu: Er hatte nicht auf meinen jämmerlichen Zettel gesehen, er hatte keinen Blick verschwendet. Zum Glück. „Miss Swan… Ich muss sagen, ich war sehr überrascht. Mr. Mills sagte, sie seien sehr früh fertig gewesen und da habe ich nicht viel erwartet. Aber auch ich bin belehrbar. Wirklich eine sehr gute Leistung. Wirklich klasse. Ich hoffe, Sie knüpfen an diesen Erfolg an“, sagte Mr. Banner, als er zu meinem Tisch kam und mir beschriebene Blätter auf den Tisch legte, auf denen in roter Stift ein großes A stand. A… ich hatte noch nie diese Note, ich war noch nie sehr gut. Und vor allem… wieso war das so? Ich hatte ein leeres Blatt abgegeben, ich hatte noch nicht einmal meinen Namen beendet. Schnell griff ich nach den Blättern und musterte die erste Seite, wo links oben in der Ecke mein Name stand. „Isabella Swan“. Kein Zweifel. Das drangehängte „Bella Swan“ war genauso krakelig geschrieben wie mein „Isa“, man sah kaum einen Unterschied und auch die Fragen waren in meiner unsauberen Schrift beantwortet worden. Ich überflog sie schnell und verstand noch nicht einmal die Hälfte des Geschriebenen. Wer zum Teufel hatte das getan? Und vor allem wie? Wer war so gut in der Schule und wer konnte meine Handschrift nahezu perfekt nachahmen? Ich hatte absolut keine Ahnung und wusste nicht, was ich davon halten sollte… Es war komisch… unvorstellbar, übersinnlich, rätselhaft. Und irgendwie angsteinflößend… ------------------ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)