Bodycheck von Ixtli (Frühlingswichtel-FF für Asaliah) ================================================================================ Kapitel 4: Bodycheck -------------------- ∞ "Muss das unbedingt sein, dass wir uns durch die Hintertür ins Haus stehlen?" Easy ging vorsichtig hinter Niko her, der wie ein Dieb die Treppe in dem totenstillen Haus hochschlich. Überall wo sie gingen, hinterließen sie ihre regennassen Spuren auf dem Teppich. "Das ist doch das richtige Haus, oder?", versicherte sich Easy, nachdem keine Antwort kam. "Lass dich doch überraschen." Niko lachte und ging weiter. "Himmel, das darf nicht wahr sein!" Nikos Stimme hallte dumpf in dem rosa gefliesten Raum nach. "Was?" Easy sah den verzweifelt dreinschauenden Niko entsetzt an. Niko blickte sich um, als würde er sich jetzt erst etwas bewusst, vor dem sich Easy zu fürchten begann, noch ehe Niko es ausgesprochen hatte. Sie standen beide bereits halbnackt mitten im Raum. "Sag jetzt nicht, es ist das falsche Bad im falschen Haus..." Easy stand der Schrecken ins bleiche Gesicht geschrieben. "Nein", erwiderte Niko leise. "Schlimmer..." "Musst du dich wieder übergeben", fragte Easy kleinlaut nach. "Noch schlimmer." Easy horchte auf. "Was kann denn noch schlimmer sein?" Niko ließ seinen Kopf gegen Easys nackte Brust sinken. Völlig unbeweglich stand er vor Easy, der selbst nicht wusste, wohin mit seinen Händen. Unbeholfen legte er sie einfach auf Nikos ebenfalls unbekleidete Schultern. Es schien das Richtige gewesen zu sein, denn Easy spürte, wie Niko sich unter seinen Händen entspannte, auch wenn er nicht sprach, sein erleichterter Seufzer war deutlich zu hören und Easy traute sich nun auch, nachzufragen. "Was war denn jetzt so schlimm?" Niko atmete tief ein. "Jetzt habe ich dich endlich dort, wo ich dich immer haben wollte, sogar fast nackt", Niko wurde von einem Schluchzen unterbrochen, "und jetzt bin ich zu betrunken, um auch nur irgendwas zu tun, was ich mir schon die ganze Zeit über ausgemalt habe..." Niko, der etwas kleiner als Easy war, musste den Kopf in den Nacken legen, um Easy ansehen zu können und blickte ihn nun mit einem Ausdruck im Gesicht an, als wäre es der Weltuntergang. Beinahe hätte Easy darüber, wie Niko das 'fast nackt' betont hatte, laut gelacht. Niko öffnete den Mund, doch Easy schob ihn etwas von sich weg. "Okay - ssshhht." Easy hielt Niko etwas auf Abstand und presste seinen Zeigefinger gegen Nikos Lippen. "Ich denke, es ist besser, wenn ich es nicht weiß", flüsterte Easy und schüttelte bekräftigend seinen Kopf. "Du Spielverderber, hast du kein Mitleid mit mir?", fauchte ihn Niko empört an. "Doch, das muss ja echt hart für dich sein", witzelte Easy zweideutig auf Nikos Kosten. Niko sah aus, als finge er gleich zu weinen an. "Musst du auch noch unbedingt darauf herumreiten?!" "Wie könnte ich?", konterte Easy amüsiert und verbesserte sich gleich darauf. "Ich meine, wie könntest du?" "Ach, du kannst mich mal!", spie Niko aus und marschierte wütend aus dem Bad. "Ich könnte schon, ich bin ja nicht betrunken", rief ihm Easy hinterher. "Jedenfalls nicht so betrunken wie du nach den paar Flaschen", fügte er lachend hinzu. Dann fiel ihm siedend heiß ein, dass er sich nicht in Nikos Haus auskannte und Easy rannte diesem schnell nach, der hinter einer Tür verschwand. Nachdem sich Easy und Niko auch nach einigem Hin und Her nicht darauf einigen konnten, wer im Bett schlief, landeten beide schließlich vor dem Bett auf dem Boden, wo sie Minuten später einschliefen. ∞ Am nächsten Morgen wurde Easy als erster wach. Noch verschlafen drehte er sich auf die Seite und stockte. Dicht an ihn gedrängt lag Niko - nackt. Easy schrak auf. Er erwartete, aus dem Bett zu fallen, als er merkte, dass sie sowieso schon auf dem Boden lagen. So vorsichtig er konnte, entfernte sich Easy vom Tatort und begann, seine Kleider zu suchen. Easy sah überall nach. Unter dem Bett, unter dem Schreibtisch, fand aber nichts. Sein Blick fiel auf den schlafenden Niko, der ohne Decke dalag. Easy verharrte einen Moment lang. Das war ja pervers, dachte Easy. "Starr doch nicht drauf!", schimpfte er mit sich selbst. Er kroch zu Niko hin und zog die Decke über ihn. Dann setzte er sich neben den Schlafenden auf den Boden und dachte angestrengt nach. Er war hier in einem fremden Haus. Nikos Familie musste auch irgendwo sein und er selbst kroch hier auf allen Vieren herum und suchte nach seinen Kleidern - ebenfalls nackt. Einen besseren Anblick als Niko bot er auch nicht gerade. Easy musste lachen und weckte damit Niko auf, der ihn treuherzig lächelnd ansah. "Brings'su mir'n Kaffee mit?", erklang Nikos verschlafene Stimme. Easy schwieg und wartete ab, ob Niko tatsächlich eine Antwort erwartete, aber der war schon wieder eingeschlafen. Verzweifelt versuchte Easy seine Gedanken zu ordnen. Er erinnerte sich noch gut an den vergangenen Abend. An den Heimweg vom Flussufer aus, an den Regen und als sich Niko auf der Straße auszog, als sie später im Badezimmer standen und Niko ihm Angst machen wollte, dass sie im falschen Haus wären. Und vor allem erinnerte sich Easy an eine zaghafte, salzig schmeckende Berührung tränennasser Lippen, als er Niko kurz vor dem Schlafen über das entgangene Vergnügen hinweg zu trösten versucht hatte. Niko war gleich darauf eingeschlafen, aber Easy hatte noch länger wach dagelegen und dem gleichmäßigen Atmen seines Nebenmannes gelauscht. 'Du Superheld', hatte sich Easy selbst ausgelacht. Da schaffte es diese Nervensäge Niko so mir nichts dir nichts, Easy aus der Fassung zu bringen, indem er wie selbstverständlich nur da war. Nicht mehr und nicht weniger. Und dann hatte Easy einfach den Arm um den schlafenden Niko gelegt und war ebenfalls eingeschlafen. Easys Zungenspitze fuhr sachte über seine Unterlippe. Selbst wenn der erste Kuss auf dem Spielfeld noch wie Spaß gewirkt hatte, Easy hatte es nicht so gemeint - und Niko hatte es wohl auch nicht so aufgefasst. Und gestern Abend war es ihm mehr als ernst gewesen, das hatte Easy spätestens dann gewusst, als er Nikos Berührung vermisst hatte, noch ehe er seinen Mund von dem des anderen gelöst hatte. War das wirklich erst gestern gewesen?! "Das Bad!", fiel es Easy zusammenhanglos ein. Sie hatten sich ja im Bad ausgezogen. Easy öffnete die Zimmertür und horchte nach draußen. Erst als er sicher war, dass niemand auf dem Flur war, ging er aus dem Zimmer. Sein Mut sank, als er die sage und schreibe sechs Türen sah, die zu beiden Seiten den Flur säumten. Easy hatte keinen Schimmer, welche davon zum Badezimmer gehörte. Das einfachste war, von Tür zu Tür zu schleichen und zu horchen, beschloss Easy. Hinter der ersten Tür hörte er Schritte und hinter der zweiten leise Musik. Die Dritte verbarg zwei sich Unterhaltende. Ob Fernseher oder Familie konnte Easy nicht abschätzen. 'Das ist ja wie Roulette', dachte Easy entmutigt und schlich weiter. Hinter einer Tür war es absolut ruhig. Easy drückte die Klinke runter und betete still, dass es das Bad war, oder zumindest nicht das Schlafzimmer von Nikos Eltern, oder das Wohnzimmer, oder die Küche... Easy sah auf. An den Wänden waren rosa Fliesen und ein Spiegel hing über einem Waschbecken. Das Bad! Easy seufzte erleichtert auf. Vor der Badewanne lagen sogar noch seine Kleider und direkt daneben stand seine Sporttasche samt Lacrosse-Schläger. Nachdem Easy angezogen war, verließ er auf schnellstem Weg das fremde Haus. ∞ Wie jeden Tag erschien Niko morgens zum Frühstück. Er setzte sich an den Tisch, an dem bereits seine Eltern und Geschwister saßen und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb. Nikos Blicke fielen auf einen unbenutzten Teller. "Erwartet noch jemand Besuch?", fragt er interessiert in die Runde. Verblüffte Gesichter sahen Niko an. "Das wäre dann ja wohl dein Besuch, für den wir gedeckt haben", gab einer von Nikos Brüdern zur Antwort. Niko ließ das Brötchen sinken, das er gerade im Begriff war, aufzuschneiden. "Mein Besuch...?", hakte er ratlos nach. "Der, der bei dir übernachtet hat", entgegnete ein anderer von Nikos Brüdern. Niko blieb vor Staunen der Mund offen stehen. "Wie kommt ihr darauf?" Stumm wurde Niko gemustert. "Heute morgen hat ein fremdes T-Shirt im Bad gelegen." "Und woher wollt ihr bitteschön wissen, dass es nicht mein T-Shirt war?", wandte Niko ein. "Weil noch eine Sporttasche und eine Art Baseballschläger daneben gelegen hatten und du der unsportlichste Mensch bist, den wir kennen", begründete eines der Geschwister. "Lacrosse-Schläger", berichtigte Niko seine Schwester. "Das T-Shirt kann definitiv nicht dir gehört haben", mischte sich wieder einer der Älteren ein. "Du hast alle deine Kleider nämlich neben die Waschmaschine geschmissen, statt sie einzuräumen. Und deshalb wurden sie nicht gewaschen. Du kennst die Regeln ja!" Niko verzog das Gesicht. "Außerdem, kleiner Bruder, war es mein T-Shirt, das du ungefragt aus meinem Schrank genommen hattest. Du hattest also gar kein Shirt - und erst recht keine zwei Shirts, die du hättest liegen lassen können", unterbrach ein anderer. "Übrigens - das Shirt ist nass und schmutzig. Wenn das nicht mehr rausgeht, ersetzt du es mir gefälligst!" Niko war sprachlos. Seine Familie entwickelte sich zu Holmes' Nachfolgern... Griesgrämig frühstückte Niko weiter. Dann schrillte plötzlich die Türklingel auf. Nikos Schwester eilte zur Tür. "Es ist der Typ im roten T-Shirt, der bei Niko geschlafen hat", brüllte Nikos Schwester nach einer Weile durch das Treppenhaus. Nikos Wangen färbten sich rot. Er stand vom Frühstückstisch auf, begleitet von den erwartungsvollen Blicken seiner Familie. "Was denn?", zischte Niko. "Denkt ihr, ich stelle ihn euch jetzt auch noch vor?" Die Gesichter von Nikos Familie hellten sich begeistert auf. "Das könnt ihr vergessen!", maulte Niko empört und verließ das Esszimmer. In der Haustür stand tatsächlich Easy, mit zwei Kaffeebechern in der Hand. Und es war ihm sichtlich peinlich, so lautstark entlarvt worden zu sein. Niko starrte Easy an. "Was ist?", fragte er vorsichtig. "Dein Kaffee." Easy hielt Niko einen Becher hin. "Ich trinke eigentlich keinen Kaffee", erwiderte Niko, nahm aber aus Höflichkeit den Becher. Easy wollte gerade erwähnen, dass Niko heute morgen um Kaffee gebeten hatte, sagte aber stattdessen: "Wir müssten mal reden..." "Okay", Niko ließ Easy ins Haus. Auf halbem Weg die Treppe hoch, rief einer der Brüder von unten: "Nikodemus Morgenroth, willst du uns deinen Gast etwa nicht vorstellen?" Mehrstimmiges Gelächter begleitete das Gesagte und Niko flüsterte einen Fluch. Er sah zu Easy, der relativ gelassen auf Nikos Namen reagierte. "Jetzt sicher nicht mehr!", fauchte Niko seinen Bruder an und knallte die Zimmertür hinter sich und seinem Gast zu. Niko stellte seinen Kaffeebecher auf seinem Schreibtisch zwischen zwei Papierstapeln ab und setzte sich auf sein Bett. "Also los, fang an zu lachen", forderte Niko Easy auf, der auf dem Schreibtischstuhl saß und Niko unentwegt anguckte. "Worüber soll ich lachen?", entgegnete Easy unbeeindruckt. "Darüber, dass deine Eltern einen genauso schrägen Humor haben, wie meine?" Niko wurde hellhörig. "So, erzähl mal, wie du das meinst." Easy schüttelte den Kopf. "Da wäre ich ja schön blöd..." "Das erklärt dann auch das 'Easy'", überlegte Niko laut. "Wovon ist das abgeleitet? Von Luis vielleicht?" Easy schnaubte verächtlich. "Oder Isidor?", mutmaßte Niko weiter und lachte. "Meine Eltern waren vielleicht sonderbar, aber nicht wahnsinnig, Nikodemus!", fuhr Easy Niko an. "Gut, ich gebe auf", streckte Niko die Waffen. "Warum bist du wieder hier?" Easy drehte den Becher mit dem mittlerweile kalten Kaffee in seinen Händen. "Sag jetzt nicht, wegen des Kaffees..." Skeptisch hob Niko eine Augenbraue, doch Easy schüttelte seinen Kopf. "Das kaputte Fenster in der Umkleide geht wohl auf meine Rechnung", gestand er schließlich. "Es war der einzige Weg nach draußen." Niko winkte ab. "Das weiß ich doch." "Das ist mir auch klar, du warst es ja schließlich, der mich alleine in der Kabine zurückgelassen hat", unterbrach Easy sein Gegenüber. "Okay, okay, daran bin ich schuld", Niko atmete hörbar aus. "Ich bin gegangen, als der Hausmeister gerufen hat, ob noch jemand in der Umkleide sei." "Der Hausmeister?", hakte Easy aufmerksam nach. Niko nickte. "Der hat die Kabine gleich hinter mir abgesperrt. Der hat mich sogar bis ganz nach draußen begleitet." Easys Gedanken begannen zu rasen. Den Hausmeister hatte er ja fast vergessen! Die verschwundene Teamkasse... Dann war Niko ja doch nicht der Letzte in dem Gebäude gewesen, wie alle dachten, und er selbst auch nicht, was aber nur Niko und Easy wussten. "Der Hausmeister war der Letzte - er wusste ja nicht, dass ich noch da war und sonst weiß es auch niemand", spann Easy seine Gedanken weiter, die sich langsam zusammenzufügen begannen. "Und du...", fing er an, doch Niko beendete den Satz: "Und ich habe nichts mit der gestohlenen Teamkasse zu tun..." Lauernd sah Niko Easy an. "Oder dachtest du wirklich, ich hätte sie gestohlen?" Easy schwieg. Dann schüttelte er verneinend den Kopf. "Eigentlich nicht, egal, was vorgefallen ist. Das waren ja bloß harmlose Albernheiten. Etwas zu stehlen, traue ich dir nicht zu." "Da bin ich aber froh." Niko lehnte sich auf seinem Bett zurück. Schweigend sah er an Easy vorbei an die mit Postern bedeckte Wand. "Und jetzt?", fragt er in ihr Schweigen hinein. "Jetzt ist es wohl an der Zeit, den anderen die Wahrheit zu erzählen", meinte Easy seufzend. "Alles zu erzählen und zu hoffen, dass du wieder am Unterricht teilnehmen darfst - und am Training." "Hurra", schnaubte Niko antriebslos. Easy grinste still vor sich hin. "Was soll das?", wollte Niko irgendwann wissen. "Ich musste nur gerade ans Duschen denken", erwiderte Easy amüsiert. Nikos Gesichtszüge wirkten verkrampft. Auf Easys herausforderndes Lächeln hin, entspannte sich Niko. "Wird wirklich Zeit, wieder zum Training zu kommen - so privat wirst du mir langsam zu schlagfertig." "Als ob du mich schon großartig privat kennen würdest", erwiderte Easy selbstsicher. "Du bist heute morgen nackt auf allen Vieren durch mein Zimmer gekrochen. Welche deiner Privatsphären kenne ich denn da noch nicht?!", witzelte Niko. Easy wurde so rot, wie vermutlich noch nie in seinem Leben. "Vielleicht die, die dich beim nächsten Training ein paar Runden um das Spielfeld laufen lassen?!" "Ich kann's kaum erwarten", erwiderte Niko süffisant. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)