Little by little von Schwarzfeder (you gave me everything I wasn't dreaming of) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1: ~ Come into my heart Can you feel my desperation deep inside? ~ “Wenn er das glaubt, dann soll er sich einen neuen Konzern suchen. Guten Tag!”, genervt knallte Joey Wheeler den Hörer auf und massierte sich die Schläfen, während er sich zurück in den Stuhl sinken ließ. ”Sir?” Sein Blick glitt zur Tür. ”Ja, Roland?” “Sie werden im Rathaus erwartet. Der Wagen steht bereit.“ Seufzend nickte Joey und suchte seine Sachen zusammen. Unaufgefordert verließ Roland das Büro. Er war auch nach Seto Kaibas Tod der oberste Berater geblieben und für Joey der größte Mentor. Niemand wusste besser als Roland wie Kaiba diese riesige Firma, diesen Weltkonzern zu führen gepflegt hatte und Joey hatte sich mit Antritt seiner neuen Ausbildung geschworen, nichts falsch zu machen und die Firma in Kaibas Sinne weiter zu führen. Roland hatte ihn dabei tatkräftig unterstützt und im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre waren die beiden zu einem eingespielten Team geworden. Roland akzeptierte ihn, ganz im Gegensatz zu allen anderen, sofort und nahm ab der ersten Stunde Rücksicht auf Joey, ohne dass er diesen auflaufen ließ oder zuließ Fehler zu begehen. Joey war Roland sehr dankbar dafür. Und doch war er immer wieder froh, wenn er mal nicht den großen Big Boss raus hängen lassen musste. Das kam nur leider zu selten vor. Nicht nur weil er oft bis tief in die Nacht im Büro saß und arbeitete sondern auch, weil ihn trotz der langen Zeit die nun vergangen war immer noch die Presse verfolgte. Kurz nach dem Tod der Kaiba-Brüder war er verfolgt worden, weil er Augenzeuge war, dann weil er als der überraschende Nachfolger angekündigt worden war und dann weil jeder wissen wollte weshalb Kaiba ihm, einem durchschnittlichen jungen Mann mit durchschnittlicher Intelligenz, durchschnittlicher Herkunft und noch dazu ohne bekannte Verbindung zu Kaiba – Klassenkameraden war keine befriedigende Verbindung, jedenfalls für die Öffentlichkeit – die Firma und all das große Vermögen überschrieben hatte. Joey bekam jedes Mal aufs Neue die Krise wenn er neue Spekulationen der ganzen Möchtegern-Experten hörte. Jeder wollte wissen: Wieso der? Eine nachvollziehbare Frage, auf die er selbst bis heute keine Antwort gefunden hatte. Und mittlerweile glaubte er auch, dass er wohl nie eine Begründung finden würde. Was auch immer Kaiba geritten hatte dies zu tun er würde nie erfahren was. Und doch.. Joey konnte einfach nicht anders als sich aufzuopfern. Er wollte einfach nicht, dass alles verschwand. Er wollte, dass niemand vergaß, schließlich würde er auch nie mehr vergessen können. Seufzend schnappte Joey sich sein PDA und verließ nun selbst das Büro. Er hasste Meetings mit dem Bürgermeister. -.-.-.- Als er die Wohnungstür hinter sich zufallen ließ sah er schon von weitem die ganzen Nachrichten auf seinem AB leuchten. Nun entnervt seufzend warf er seine Jacke auf die Garderobe, warf den Schüssel darauf und ließ seine Tasche fallen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer entledigte er sich seiner Schuhe und seiner Krawatte. Nach einem kurzen Blick aus dem Panoramafenster lief er in die Küche und holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank. Wieder ging er in sein Wohnzimmer und ließ sich nun auf einen Sessel sinken. Mit leerem Blick starrte er aus dem Fenster in die Nacht. Er hatte eine fantastische Aussicht und trotzdem sah er sie nicht. All der Luxus und die Großzügigkeit, der ganze technische Schnickschnack, alles wovon er vor drei Jahren nur geträumt hatte zu besitzen, stand nun in dieser Wohnung und es war ihm egal. Von dem Klingeln des Telefons wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Kurz zögerte er, dann blieb er doch sitzen. Um diese Uhrzeit konnte es nur einer seiner Freunde sein, die ihn mal wieder dazu überreden wollten sich mit ihnen zu treffen um dem Stress zu entkommen oder auf andere Gedanken zu kommen. Doch jetzt hatte er einfach keine Kraft mehr auch noch ein solches Gespräch zu führen. Er wusste, dass sich alle nur Sorgen um ihn machten, doch sie verstanden ihn einfach nicht und jedes Mal wenn er versuchte sich zu erklären, das wusste er nur zu gut, endete es damit, dass sie sich nur noch mehr Sorgen machten und er frustriert und aufgebracht doch wieder in die Firma ging. Der AB sprang an. “Hey Joey, ich bin es Duke! Lang nichts mehr gehört was?“ Es herrschte kurzes Schweigen und dann seufzte Duke. “Okay...du wirst wohl wieder nicht drangehen...na ja ich wollte fragen, ob du Lust hast mich in zwei Tagen nach L.A. zu begleiten. Da beginnt die Amerikanische Spiel-Messe und ich wurde als Special-Guest eingeladen. Wegen Dungeon Dice und so, du weißt schon. Ich wollte mich aber auch mal umsehen und gucken was der Markt so bringt. Ich weiß du hast deine Lakaien dafür, aber du musst unbedingt mal wieder raus und ich hab dich einfach ewig nicht mehr gesehen! Außerdem warst du noch nie in L.A. und ich hab gehört, dass der Bürgermeister mal wieder auf deine Unterstützung bei dieser neuen Mall zählt. Lass es dir mal durch den Kopf gehen und ruf mich an, falls es genügend Gründe sind um mit zu kommen. Wenn nicht ruf mich auch an, damit ich dich trotzdem überreden kann! Man sieht sich!“ Das typische klacken in der Leitung, welches durch auflegen erzeugt wurde, ertönte und Joey, der die Luft angehalten hatte, atmete tief aus. “Los Angeles?“, wisperte er in die Dunkelheit und stöhnte auf. Eigentlich wollte er wirklich nicht, aber andererseits hatte Duke wirklich einen guten Grund genannt. Denn im Gegensatz zu Seto Kaiba konnte ein Joey Wheeler sich noch nicht die Frechheit leisten so wichtige Männer wie den Bürgermeister zu versetzen. Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Wasser und starrte auf den AB, als ob der Schuld an seiner Misere tragen würde. Dann seufzte er wieder einmal, stand auf und lief ins Schlafzimmer. Auch hier war alles sehr modern und edel wenn auch schlicht gehalten. Er hatte sich nicht dagegen wehren können die Wohnung eingerichtet zu bekommen als er den Wunsch geäußert hatte, nicht in der Villa leben zu wollen. In diesem riesigen Haus hielt er es einfach nicht aus. Es war groß und still und trotz der ganzen Angestellten und der Dekoration wirkte es kalt und leblos und Joey konnte es allein nicht mit Leben füllen. So war er nur eine Woche dort gewesen bevor er in ein Luxusapartment in der Stadt zog. Hier hatte er Ruhe vor den Reportern und hier ließ man ihn in Ruhe, aber hier war es ebenfalls so einsam wie in der Villa und ebenso gefühlt riesig. Oft fragte er sich warum er das alles machte. Warum er zuließ immer mehr zu vereinsamen und sich selbst zu unterjochen obwohl er wusste, dass eigentlich niemand seine Leistungen anerkannte. Denn im Gegensatz zu Kaiba hatte er keine Motivation das durchzuziehen. Kaiba hatte all das für seinen kleinen Bruder Mokuba auf sich genommen und weil er Spaß daran hatte - davon war Joey überzeugt – aber Joey? Klar, Serenity hatte so die Möglichkeit bekommen eine gute Schule zu besuchen und einen spitzen Abschluss zu erreichen und konnte nun ohne irgendwelche Sorgen studieren, aber sonst? Was hatte es sonst gebracht? Nichts. Es hatte ihn viel mehr jede Menge gekostet. Dessen war er sich bewusst und trotzdem auch wenn es ihn jeden Tag mehr kostete machte er es trotzdem obwohl er nicht wusste warum. Jedenfalls nicht genau. Seine Armbanduhr piepste leise. “Ich sollte ins Bett.“ Er stellte seine Wasserflache auf den kleinen Abstelltisch und stand auf. Er war so erschöpft. -.-.-.- Genervt starrte Joey auf die Uhr im Wagen. Nicht nur, dass dieser Großkotz ihn auf die Rückbank verdonnert hatte, nein jetzt ließ er ihn auch noch warten! “Blödes Arschloch!“, grummelte er beleidigt und verschränkte schmollend die Arme. “Von wegen Geschäftspartner, der will mich doch nur ärgern weil ich heute mit Moki unterwegs war!“ Er seufzte und sah wieder auf das Gebäude in dem vor gut einer viertel Stunde und vor 10 Minuten Mokuba rein verschwunden waren. Es war ein Bürogebäude, mitten in der City, aber trotzdem freistehend, mit großzügigem Parkplatz der aber nun nur noch drei Wagen beherbergte, das indem er saß mit gezählt. “Das wird mir zu blöd!“ Nun wirklich sauer stand er auf und stieg entgegen Kaibas Anordnung aus dem Wagen. Er lief über den Parkplatz auf das Gebäude zu und in das Gebäude hinein. Er hielt sich nicht lange damit auf nach den beiden zu sehen. “Kaiba! Verdammt, wo bleibst du? Ich bin nicht dein scheiß Haustier, dass man einfach sitzen und ewig warten lassen kann!“, rief er sauer und lief weiter den Flur entlang. “Kaiba“, rief er wieder entrüstet und sah sich nun doch um. Plötzlich registrierte er eine Bewegung an der Ecke die ihn zusammen zucken ließ und seinen Blick dort hin lenkte. “Was fällt dir eigentlich ein? Ich hab dir gesagt, dass du warten sollst! Wenn du so dringend ins Körbchen willst dann geh zu Fuß!“ Joey baute sich vor Kaiba auf und starrte ihn böse mit zusammengezogenen Augen an. Und wieder einmal ärgerte er sich, dass er so deutlich kleiner als der CEO war. Trotzdem ließ er sich nicht von dessen zischend kalter Stimme beeindrucken. “Weißt du was? Das mach ich auch! Nur um dir heute noch ein Plakat an zu fertigen dass dir eventuell deutlich machen kann, dass ich verdammt noch mal kein Hund bin, du Arsch!“, fauchte er angepisst. “Ja, schön versuch es doch. Und jetzt verschwinde endlich. Ich bin es Leid mich mit einer Flohschleuder wie dir abgeben zu sollen.“, meinte Kaiba überheblich und grinste als Joeys Gesichtszüge entglitten und er japste. “Arschloch!“, krächzte er und drehte sich um. “Ich hab nie verstanden, wie so ein netter Junge aus Mokuba werden konnte. Jetzt bezweifle ich sogar stark, dass er überhaupt mit dir verwandt ist! Du kannst mich mal kreuzweise!“ “Vergiss es!“ Joey sah ihn noch einmal an. “Ich hasse dich, vergiss das lieber nicht!“ Wütend lief er wieder aus dem Gebäude. Sein inneres brannte. Seine Gefühle wirbelten wie in einem Sturm durcheinander und er bekam kaum Luft. Immer schneller werdend lief er über den Parkplatz, holte seinen Rucksack aus dem Auto und stutzte. “Die...Chipkarten?“ Verwundert angelte er danach. Es waren wirklich die beiden Anhänger, die in Form einer kleinen Duel Monsterskarte die Fotos des jeweils anderen Kaiba-Bruders enthielten. Kurz zögerte er, dann steckte er sie mit einem breiten Grinsen in seine Hosentasche und warf die Autotür mit Absicht heftiger zu als nötig. “Hah, Rache ist süß.“, wisperte er und lief weiter zur Einfahrt des Parkplatzes. Es geschah plötzlich. Unerwartet. Auf einmal gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Kurz darauf wurde Joey durch eine Druckwelle von den Füßen gerissen und flog gut einen Meter über den Asphalt. Völlig benommen lag er da und merkte, dass es plötzlich so viel wärmer war. Ächzend drehte er sich um und keuchte. “Scheiße! Was ist hier los?!“ Das Gebäude aus dem er vor nicht einmal fünf Minuten heraus gekommen war brannte. Lichterloh. Der ganze Parkplatz war übersät von den Glassplittern der zerstörten Fenster. Flammen leckten an der Hauswand aus den Fenstern heraus. “Wa-Was...“ er blinzelte. Aus der Ferne konnte er Feuerwehrsirenen hören. “Kaiba...Mokuba...NEIN!“, stolpernd kam er auf die Beine, schüttelte mit dem Kopf und versuchte bei Bewusstsein zu bleiben. Jeder Knochen tat ihm einzeln weh und seine Ohren schienen taub geworden zu sein, bis auf diesen hohen Pfeifton. Aber…die beiden und dieser Geschäftspartner waren noch in dieser Flammenhölle und die Feuerwehr war immer noch nicht da. Er lief nach vorn als es plötzlich wieder eine Explosion gab. Wieder wurde Joey von der Druckwelle umgehauen. Er lag da auf dem Asphalt und konnte sich kaum bewegen. Dumpfe Sirenen rauschten an ihm vorbei. Es ging so schnell. Er konnte kaum etwas wirklich begreifen. “Bleiben Sie liegen!“ Plötzlich war da eine Hand, sie drückte ihn wieder zurück auf den Boden. “Da sind noch...Leute...im Gebäude...“, wisperte er. Der Sanitäter, den Joey nur schwerlich als solchen erkannt hatte, verstand ihn trotzdem. “Wie viele?“, fragte der eindringlich. “Mindestens Drei.“ Joey hörte wie die Information weiter gegeben wurde. Es war laut heiß und voll. Er verstand nichts mehr. Alles was er wusste war, dass Mokuba und Kaiba in dem Gebäude waren, was momentan lichterloh brannte. “Sie müssen...helfen!“ “Ganz ruhig, bleiben Sie liegen, wir machen das schon.“ Der ruhige und vermeintlich sanfte Tonfall machte Joey sauer und endlich kam es. Endlich schoss ihm das Adrenalin durch die Adern und ließ ihn aufspringen. “Mir geht’s gut! Holen Sie Kaiba da raus!“, fauchte er ungehalten und stolperte an dem überraschten Sanitäter vorbei dem fackelnden Haus entgegen. Mittlerweile war es schwarz und einige Trümmer lagen vor dem Eingang. Er hörte es krachen und knacksen. Und der unaufhörliche Rauch brannte in Nase und Kehle. Es war heiß, so unendlich heiß und laut. “Hiroto, hol deine Leute zurück! Das Feuer ist zu stark, es ist zu gefährlich.“ Joey ächzte geschockt und sah den Feuerwehrmann entsetzt an. “Was machen Sie denn da? Da sind noch Leute drin!“, fauchte er entsetzt und lenkte die Aufmerksamkeit der Feuerwehrmänner auf sich. “Was machst du hier? Junge verschwinde! Das ist hier viel zu gefährlich!“ Plötzlich wurden seine Arme ergriffen und er nach hinten gezogen. “Kommen Sie mit, Sie können nicht einfach-“ “SIE KÖNNEN NICHT EINFACH DIE LEUTE STERBEN LASSEN!“, schrie er verzweifelt als er mit ansehen musste wie die Feuerwehrleute aus dem Gebäude heraus rannten und sich in Sicherheit brachten. “WAS SOLL DAS? HILF IHNEN DOCH JEMAND! SIE WERDEN STERBEN!“, schrie er aus voller Kehle. Unerwartet flog sein Kopf zur Seite. “Sie sind schon tot!“ Erstarrt sah er den Sanitäter an und fasste sich irritiert an die prickelnd schmerzende Wange. “Nein, d-das kann nicht sein!“, wisperte er ungläubig. Ein Ohrenbetäubendes Krachen ließ ihn wieder in die Flammen schauen. Es stürzte zusammen. Das Gebäude stürzte zusammen. Staub wirbelte auf und völlig irritiert stolperte er mit dem Sanitäter mit, der ihn immer weiter nach hinten zog. Er nahm die ganzen Leute kaum noch wahr, alles wurde immer leiser und verstummte ganz. Alles was er nur noch hörte waren die nachhallenden Worte des Sanitäters. >Sie sind schon tot!< “Nein...“, wisperte er tonlos. “Nein!“ Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen. Ihm wurde schlecht. “Sie können nicht...NEIN!“, schrie er aus voller Kehle. Das war ein schlechter Traum. Das konnte nicht wahr sein. Das war einfach nicht wahr. Er träumte und würde gleich aufwachen. Ganz bestimmt. “Das ist nicht wahr…das kann nicht sein. Das ist unmöglich!“ Joey spürte nichts mehr. Mit leeren Augen starrte er vor sich hin und ließ einfach alles mit sich geschehen. Er bekam einfach nichts mehr mit. Reagierte auf nichts. “Kaiba...ist nicht...tot!“, flüsterte er bevor er vollends das Bewusstsein verlor. -.-.-.- “Nicht tot!“, rief Joey panisch und schreckte auf. Irritiert blinzelnd sah er sich um und musste hart schlucken, als er begriff, dass er wieder davon geträumt hatte. Wieder den gleichen Traum geträumt hatte, der ihn schon seit drei Jahren immer und immer wieder einholte. Er war zwar seltener geworden, doch zeitweise kam es immer noch vor, dass er davon träumte wie die beiden Kaiba-Brüder… Resolut schüttelte Joey mit dem Kopf stand auf und lief ins Bad. Dort wusch er sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht. Versuchte seine Gedanken nicht in die Vergangenheit wandern zu lassen. “Ablenkung, ich brauch unbedingt Ablenkung.“, murmelte er vor sich hin während er ruhelos und mit immer noch nassem Gesicht durch die Wohnung lief. Sein Atem ging stoßweise. Mit aller Macht versuchte er sich nicht von den drohenden Erinnerungen übermannen zu lassen. “Ablenkung, wo krieg ich Ablenkung?“ Sein Blick blieb auf dem Telefon liegen. Die Digitalanzeige des Anrufbeantworters blinkte ihm grell entgegen. Höhnte ihm nicht nur die Anzahl der ungehörten Nachrichten entgegen sondern auch die Uhrzeit. Kurz nach fünf Uhr Morgens. Joey fackelte nicht lange. Er griff zu dem kleinen, mobilen Telefon und wählte mit zittrigen Fingern Dukes Nummer. Er brauchte jetzt Ablenkung. Duke hatte sie ihm angeboten, also würde er sie auch annehmen, egal wie spät es war! Unruhig begann Joey wieder hin und her zu laufen. Das ewige Tuten machte ihn nur noch wahnsinniger. Warum ging Duke nicht dran? Der Ab sprang an und Joey presste seinen Daumen auf den roten Hörer nur um gleich darauf wieder zweimal den grünen zu drücken. Wieder dieses eklige Tuten. “Geh schon ran!“, fauchte Joey leise in den Hörer, doch es tat sich nichts. Sieben Mal. Acht Mal. “Herr Gott wer auch immer Sie sind ich hoffe Sie haben die Ausrede der Zeitverschiebung auf Ihrer Seite!“, fauchte ihm eine kratzige und sehr dunkle Stimme endlich entgegen und wie auf Kommando fiel ein großer Teil von Joeys Anspannung ab. “Duke? Ich komme mit, wann fliegen wir?“, überfiel er den anderen fast schon gedankenlos und lief in die Küche um sich einen Kaffee zu machen. “...“ “Duke? Noch da?“ “Ja, ich versuche nur gerade heraus zu finden, ob ich noch schlafe und träume oder ob mein lang verschollener Freund wirklich mit mir spricht.“, hörte er die ehrlich überraschte Antwort. Und nur deshalb wurde Joey grade nicht sauer. Nur minimal. “Haha“, entgegnete der Blondschopf überaus nicht-amüsiert bevor er ein tiefes Seufzen, gefolgt von einem herzhaften Gähnen zu hören bekam. “Okay...gut...bekomme ich auch den Grund, weshalb du mit fliegst und mir das um…zehn nach fünf Uhr Morgens mitteilen musst?“ Joey stockte. Joey wusste, dass Duke ahnte weshalb doch Duke musste eigentlich genauso wissen, dass Joey auf solche Fragen grundsätzlich keine Antwort gab. Deshalb schwieg er sich aus. Duke wieder rum brachte das nur wieder zum seufzen. “Na gut dann nicht. Also eigentlich wollte ich erst Morgen früh fliegen, aber wenn du willst können wir das auch verschieben.“, murmelte Duke einlenkend und durch den Hörer konnte man das Gluckern einer weitern Kaffeemaschine hören. Wieder fackelte Joey nicht lange. “Wir fliegen heute Nachmittag! Ich lass den Firmenjet bereitstellen und wir treffen uns um drei am Flughafen.“, bestimmte der Blondschopf und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Ein kurzes Schweigen folgte bevor Duke nun argwöhnisch wieder etwas entgegnete. “Joey,wirklich alles in Ordnung?“ Und wieder schwieg er sich aus. “Na gut, dann nicht. Bis nachher...und Joey? Ich verlass mich auf dich, okay? Nicht dass du dann plötzlich doch nicht fliegst!“ “Nein, werd ich nicht. Versprochen!“, entgegnete der angesprochener direkt und erntete so nur einen weiteren Seufzer. “Joey, mit so einer Antwort machst du mir nur noch mehr Sorgen. Okay, bis heute Nachmittag!“ “Bis dann!“, verabschiedete sich auch der Blondschopf und legte auf um sich den Reisevorbereitungen zu widmen, die ihm die gewünschte Ablenkung verschaffen würden. -.-.-. Am anderen Ende der Stadt legte ein Schwarzhaariger, junger Mann ebenfalls den Hörer seines Telefons wieder in die Station und seufzte tief. “Duke?“, riss ihn eine leise Stimme aus seinen düsteren Gedanken. Er hob den Kopf und lächelte leicht. “Hey...hab ich dich geweckt?“ Angesprochener schüttelte leicht den Kopf. “Nein, das penetrante Klingeln war laut genug. Wer war es denn?“ “Joey!“ “Joey?“ “Ja...Joey, ich konnte es im ersten Moment auch nicht wirklich glauben...er fliegt mit nach L.A. Er will aber schon heute Nachmittag fliegen.“, murmelte Duke und sah versonnen aus dem Fenster in die langsam erwachende Stadt, die trotzdem noch in Dunkelheit gehüllt war. Im Herbst keine sonderliche Überraschung. “Das ist doch gut, oder? Dann kommt er endlich ein bisschen raus und du musst nicht allein fliegen!“, murmelte der größere und schlang seine Arme liebevoll um den kleineren, der sich vertrauensvoll in die Umarmung schmiegte. “Stimmt wohl...“ “Aber?“ “Ich musste weder drängen noch sonst was! Ich habe gestern Abend einfach nur eine Nachricht auf dem AB hinterlassen und dann ruft er jetzt um diese Uhrzeit an. Freiwillig. So sehr ich mich auch freue, dass er zu gesagt hat. Irgendwie...macht mir gerade das die größten Sorgen!“, murmelte und seufzte frustriert. Und darauf hatte auch sein Gesprächspartner keine Antwort. Kapitel 1: Fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)