Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms von Aka_Tonbo (Tatsu-Yukke) ================================================================================ Kapitel 31: I would let you know -------------------------------- Kapitel 31: I would let you know                       "So, meinst du?" Miya nahm das Gespräch seiner beiden Freunde nur am Rande wahr, während er an dem geöffneten Fenster von Satochis Wohnzimmer stand und in das abendliche Wolkenzelt blickt. Womöglich würde es heute noch Regen geben. "Was sagst du dazu Tatsuro?" "Warum...nicht." Ein zufriedenes Lächeln trat auf Miyas Lippen, als er die Stimme Tatsuros vernahm. Wenn dieser so weiter machen würde, dann könnten sie in naher Zukunft, womöglich schon wieder damit beginnen, an ihrer Musikkarriere zu arbeiten. Auch wenn dies vorerst noch mit kleinen Schritten zu handhaben wäre. Aber es war nicht mehr undenkbar und selbst wenn es seine Zeit brauchen würde, bis wieder alles zum Alten zurück finden würde, so freute er sich ehrlich über den Willen den Tatsuro nun zeigte. Ein Klirren ließ Miya sich wieder in den Raum wenden, wo er verfolgen konnte, wie Satochi nach einem seiner Couchkissen griff, um dieses bedenkenlos dazu zu nutzen, um die auf dem Tisch verlaufende Flüssigkeit davon abzuhalten, auf seinen Teppichboden zu tropfen. "Das kann man waschen.", erklärte er sein Handeln, seinen etwas verdutzt dreinblickenden Freunden, und setzte dazu an, sich und das mit Bier vollgesogene Kissen aus dem Raum zu entfernen. Miya richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Tatsuro, der Yukke dabei beobachtete, wie dieser dazu über ging sämtliche Gegenstände von der Tischplatte zu entfernen, und Satochi folglich mitzuteilen, dass dieser gleich einen richtigen Lappen mitbringen solle, um den Rest der Sauerei ebenfalls wegwischen zu können. "Hältst du das mal bitte?" Yukke reichte Tatsuro zwei der geöffneten Flaschen und für einen winzigen Augenblick, in dem sich ihre Finger zufällig berührten, so kam es Miya vor, gefror das Bild das die beiden zeigte. Und eigentlich war es nichts, das zum Nachdenken anregen müsste, doch seit geraumer Zeit, hatte er schon mehrere solche Szenen einfangen können und es erinnerte ihn an etwas. Allerdings wirkte dieser Gedanke etwas befremdlich und vielleicht ließ er sich auch einfach nur von den Zeichen, die er zu sehen glaube, in die Irre führen. Letztendlich lag etwas ganz anderes hinter dem unsicher anmutenden Verhalten zwischen Yukke und Tatsuro. Er konnte es eben nicht genau zuordnen und so beschränkte er sich weiter darauf, diese Sache aus sicherer Distanz zu verfolgen. "So, alles wieder in Ordnung.", hörte er schließlich Satochi sagen und musste feststellen, dass er wohl völlig in Gedanken vertieft befunden hatte, und darüber gar nicht bemerkte, dass dieser wieder zurück ins Zimmer gekommen war. Ein weiterer Blick auf Yukke und Tatsuro zeigte, dass diese sich wieder auf ihren Plätzen befanden und nichts ließ mehr darauf schließen, dass das Verhältnis zwischen ihnen irgendetwas Seltsames umgab. "Ich glaub, ich werde mich dann auch wieder auf dem Heimweg machen.", meinte Yukke zwischen einen ausgiebigen Gähnen hindurch und ging dann dazu über, den minimalen Inhalt seiner vor ihm befindliche Flasche zu leeren, während man von Tatsuro vernehmen konnte, das er sich Yukke gleich anschließen würde. "Na, wenn das so ist, dann können wir uns ja ein Taxi teilen.", brachte sich nun auch Miya mit ein, dem der zuvor eingekommene Gedanke, zu seinen beiden Freunden, irgendwie nicht loslassen wollte. Vielleicht könnte er während der Fahrt noch etwas beobachten, das ihm etwas mehr Aufschluss zu dem momentanen Umgangen, der zwischen Yukke und Tatsuro herrschte, geben würde. "Miya, ich müsste da mal etwas mit dir bereden.", hörte er plötzlich Satochi neben sich sagen, und war erneut etwas überrascht, dass er gar nicht registriert hatte, dass dieser sich zu ihm gesellte. Er hörte wie Yukke die Taxibestellung gerade abwickelte, worauf Satochi ihn erneut ansprach und darum bat, das er doch noch ein wenig länger bleiben möge, da er gern etwas unter vier Augen mit ihm besprechen wollte. Fragend blickte er seinen Freund daraufhin an, der gerade seine Aufmerksamkeit über seine anderen beiden Gäste schweifen ließ, und dessen Gesicht dabei ein für Miya nicht zuzuordnendes Mienenspiel wiedergab. Und eigentlich wäre auch ihm danach, zurück in sein Apartment zu kehren, da auch ihn die Müdigkeit langsam aber sicher umgarnte, doch wenn Satochi sich so geheimnisvoll gab, dann schien ihn wirklich etwas Großes zu beschäftigen. Etwas das er anscheinend nicht mit Yukke und Tatsuro teilen konnte oder wollte. "Wenn es dir so wichtig ist, dann bleib ich halt noch.", gab er daraufhin Satochi zu verstehen, der ihm mit einem dankbar, breiten Lächeln bedachte. Es würden sich auch noch weitere Gelegenheiten finden, um den anderen Zweien etwas auf den Zahn fühlen zu können. Es dauerte an die 20 Minuten, bis es schließlich klingelte und Satochi von der Gegensprechanlage her verlauten ließ, das das Taxi unten warten würde. Nach weiteren fünf Minuten, fand sich Miya dann allein mit dem Herrn der Wohnung wieder und war ziemlich gespannt, was dieser ihm nun so Dringliches zu erzählen hatte. Doch als sich Satochi einfach wieder auf seine Couch sinken ließ, nachdem er Yukke und Tatsuro noch zur Tür gebracht und sich von diesen verabschiedet hatte, und sich bei ihm lediglich noch einmal erkundigte, ob er ihm noch etwas zu trinken anbieten könne, wurde es ihm allmählich zu bunt. "Was ist denn nun?!", brach es etwas ungehalten aus Miya hervor, der sich sogleich mit einem etwas verdutzt dreinblickenden Satochi konfrontiert sah. "Hm...?" "Du wolltest doch etwas mit mir besprechen, oder hab ich mir das nur eingebildet?" "Ach..., ach so..., das hab ich doch glatt irgendwie vergessen." Satochi erhob sich daraufhin etwas hastig und verließ das Wohnzimmer, nur um Sekunden später wieder in Selbigen zu erscheinen, geschmückt mit einer Plastiktüte in der rechten Hand, auf welcher der Name einer dieser trendigen Klamottenläden zu lesen war, von dem ihm auch Tatsuro schon einmal erzählt hatte. Folglich blickte Miya etwas skeptisch auf seinen Freund vor sich, da er sich nicht wirklich vorstellen konnte, was diese Tüte nun mit seinem erbetenen Verbleiben zu tun haben sollte. Seine Miene änderte sich auch nicht, als Satochi den Inhalt des Beutels ans Licht beförderte und ihn schließlich in seiner ganzen Form vor ihm präsentierte. "Glaubst du, dass mir diese Farbe steht?" Nun jedoch verfiel Miya in ein verwirrtest Blinzeln, da er sich gerade ziemlich veralbert vorkam. "Ist das jetzt ein Witz?", erkundigte er sich vorsichtshalber, da es ja durch aus noch möglich sein konnte, dass dies nur eine Verzögerungstaktik darstellte, da das was Satochi ihm sagen wollte, womöglich so prekär war, das er sich nicht so recht traute damit rauszurücken und durch diese Aktion versuchte sich seelisch darauf vorzubereiten. "Dann glaubst du, dass das Grün doch etwas zu aufdringlich wirkt?" Nein, Satochi schien es wirklich ernst mit der Vorführung seines Hoseneinkaufes zu meinen. Und dafür hatte er ihn ernsthaft unter vier Augen sprechen wollten? "Mein lieber Sato, ich glaube du hast einen wirklich, wirklich großen Vogel." Und diese Erkenntnis schäumte eine leichte Ungehaltenheit in Miya auf. "Also soll ich sie wieder zurückbringen? Ich war mir halt nicht sicher, aber schau mal, sie hat so coole Taschen und hier… ", dabei deutete er auf eine kleine Stickerei am Saum des linken Hosenbeines, "...ist die nicht witzig?“ "Sato, hast du mich ernsthaft darum gebeten hier zu bleiben, weil du dir nicht sicher warst, ob knatsch grüne Hose dich kleiden würden? Wenn das der Fall ist, dann sage ich dir, dass es mir persönlich völlig egal ist, ob du rumläufst wie eine Mooskugel" "Dann soll ich sie also doch behalten?" "Von mir aus bastle dir ne Tischdecke draus!" Miya war eindeutig zu müde für so ein Theater, denn eigentlich hätte er schon fast zu Hause sein können, in seinem Bett, aber stattdessen musste er sich hier über Hosen ereifern. Grüne Hosen! "Na ja, viel hat mir deine Meinung jetzt aber auch nicht gebracht. Vielleicht sollte ich doch Tatsuro dazu befragen, der ist eher mit der Materie vertraut.", gab Sato sichtlich unbeeindruckt von Miyas Laune wieder, und packte das Stück Stoff wieder zurück in die Plastiktüte. "Das hättest du doch auch gleich so machen können!" Mit diesem Satz erhob sich Miya von seinem Platz und suchte sich sein Handy herzu. "Du kannst auch gern hier übernachten, wenn du willst.", hörte er Satochi vorschlagen, reagierte aber nur mit einem Kopfschütteln als Antwort. "Es macht mir nichts aus, wenn du bleiben würdest." Kurz wühlte Satochi in seiner beachtlichen DVD Sammlung herum, bis er schließlich eine Hülle hervor zog und sie Miya mit verlockendem Unterton darbot. "Wir könnten uns einen deiner Lieblingsfilme ansehen.", trällerte er und schaukelte die Hülle leicht in seinen Händen hin und her. "Ist das nicht meine -Hachiko- DVD?" Abrupte Stille legte sich nach Miyas Frage über den Raum und er konnte verfolgen, wie sich seinem Gegenüber eine leichte Röte auf die Wangen legte. "Ähm..., das könnte durchaus möglich sein...", hörte er Satochi kurz darauf ertappt nuscheln. "Hab wohl irgendwie verpasst, sie dir wieder zu geben..." "Ich kann mich auch gar nicht entsinnen, dass ich sie dir überhaupt gegeben hatte. Falls du dich erinnern kannst, hab ich damit aufgehört dir Filme zu borgen, nachdem du mir damals meine limitierte Edition von  -Kumonosu-jō- in solch einem jämmerlichen Zustand zurückgegeben hast." "Ach..., trägst du mir das denn immer noch nach? Ich sagte doch, dass es mir Leid tut. Ich konnte doch nicht wissen, dass Sekundenkleber so hartnäckig sein kann. Ich hätte dir ja auch Ersatz besorgt, wenn das Teil nicht so schwer zu finden wäre." "Wo sich mir wieder die Frage stellt, was um alles in der Welt du überhaupt mit diesem Sekundenkleber vorhattest?! Und sie ist deshalb nicht mehr zu bekommen, weil es nur eine begrenzte Stückzahl davon gab, weshalb sie auch unter dem Begriff -Limitiert- zu handeln war!" "OK, OK! Ist ja schon gut. Das Thema müssen wir nicht noch einmal diskutieren. Die Beule von damals hat mir gereicht." Über diesen Gedanken legte sich Satochis Hand, wie automatisch an seinen Hinterkopf und fuhr bei der Erinnerung an die Schmerzen, verursacht durch eine, nach ihm geworfene, Sojasoßenflasche, über die damals getroffene Stelle. Zum Glück war diese Flasche aus Plastik gewesen, aber trotzdem noch hart genug, um Miyas Zorn an den Mann zu bringen. Letztendlich, war er aber immer noch stolz darauf, dass er überhaupt den Mut hatte aufbringen können, Miya sein Eigentum wieder zu geben, auch wenn es seinen eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen konnte. Er hätte es genauso gut auch verschwinden lassen können, was im Endeffekt, aber auf genau das gleiche hinausgelaufen wäre, hätte Miya sie irgendwann einmal wieder zurückverlangt. Na ja, immerhin hatte er etwas daraus gelernt. Erstens, das Sekundenkleber nicht sein bester Freund war, und Zweitens, dass man Miya nie eine schlechte Nachricht übermitteln sollte, wenn sich etwas in der Nähe befand, das man werfen konnte. Ein leichtes Seufzen, lenkte Satochis Augenmerk wieder auf seinen Freund, der gerade dabei war sein Handy wieder zuzuklappen und in seiner Jackentasche zu verstauen. "Na, von mir aus. Aber dafür will ich morgen ein ordentliches Frühstück vorgesetzt bekommen." Miyas Stimme hatte zwar noch immer einen mürrischen Unterton, doch wer ihn kannte sah die kleinen Zeichen, die es brauchte, um zu wissen, dass es knurriger klang, als es gemeint war. "Großartig.", grinste Satochi zufrieden. " Ich müsste sogar noch ein paar Chee-dos auf Lager haben." Es herrschte Schweigen. Wie so oft in letzter Zeit, wenn sie sich ohne Miya und Sato wiederfanden. Auch wenn es ihm stets ein unangenehmes Gefühl bescherte, so brachte es Yukke nicht fertig ein Gespräch anzufangen. Er hatte sich damals, wie vorgenommen, bei Tatsuro entschuldigt, und dieser hatte es angenommen, ohne auch nur die kleinste Merkwürdigkeit in seinem Verhalten hinterfragt zu haben. Und eigentlich, so dachte sich Yukke, sollte er mehr als froh darüber sein. Aber wenn er ehrlich war, dann marterte ihn diese Unwissenheit darüber, was in Tatsuro nach all dem so vor sich gehen musste, mehr als ihm lieb war. Er steckte fest. Noch immer. Er kam nicht los von dieser Unruhe, die ihn stets und ständig einzuholen wusste und ihm einfach nicht erlaubte, sich unter der Hoffnung, dass sich alles vielleicht von selbst lösen würde, zu verstecken. Er war eben einfach nicht der Typ, der solche Dinge abtun konnte und dann ganz selbstverständlich wieder zu seiner gewohnten Tagesordnung überging. Und genau diesen Wesenszug, verfluchte er in letzter Zeit aufs Äußerste an sich. Das Tatsuro ebenfalls keinen Ansatz zeigte, sich mit ihm unterhalten zu wollen, machte die gesamte Situation auch nicht erträglicher. Ihm kamen Miyas Worte wieder in den Sinn, "Was ist das dazwischen euch beiden?", hatte er ihn damals, vor dem Takoyagi Restaurant gefragt. Selbst wenn er ihm zu dieser Zeit eine Antwort hatte geben können, so war deren Inhalt zwar keine Lüge gewesen, aber irgendwie auch nicht die ganze Wahrheit. Er hatte Tatsuro vermisst und gedacht, dass sich dieses Gefühl nach einer geraumen Zeit wieder legen würde. Aber es war noch immer da, und in Momenten wie diesem, wo Tatsuro ihm so unlesbar erschien, wurde es sogar noch intensiver. "Wie geht es Teto?" Diese Frage wirkte so verloren im Dämmergrau des Fahrzeuges und der Lautlosigkeit seiner Insassen, das Yukke erst jetzt auffiel, das der Fahrer nicht einmal das Radio eingeschalten hatte. "Gut.", hörte er Tatsuro sagen, der anstatt sich ihm zuzuwenden, weiter in die vorbeieilende Nacht schaute, was Yukke nur damit deuten konnte, das Tatsuro keine Lust auf irgendeine Art von Smalltalk hatte. Also nickte er nur, als Zeichen verstanden zu haben, da ihm jedes weitere Wort, als zu viel erschien. Nicht mehr lange und sie würden Tatsuros Wohnhaus erreichen. Schon als sie die nur spärlich beleuchtete Straße zu dessen Parkplatz entlangfuhren, überkam Yukke erneut diese drängelnde Unruhe. Das Taxi hielt nur wenige Meter vom Hauseingang entfernt und das leise Klicken von Tatsuros Sicherheitsgurt, der sich löste, ließ Yukke unsicher schlucken. Er konnte Tatsuro doch nicht einfach so gehen lassen. Jetzt wäre eine Möglichkeit sich auszusprechen. Alle Karten auf den Tisch zu legen und sich endlich dem zu stellen, was ihn so gefangen hielt. Yukke verfolgte wie Tatsuro, seinen Teil der Fahrtkosten beglich, die Tür des Wagens öffnete, und hörte das Knirschen der winzigen Steine unter dessen Schuhen, als er seine Füße auf den dunklen Asphalt setzte. "Tatsuro...", polterte es plötzlich aus ihm heraus, ohne das er es hätte aufhalten können und er wusste nicht, ob es nun Mut oder Verzweiflung war, die ihn zu dieser Tat veranlasst hatte. Tatsuro hielt inne, wandte sich aber immer noch nicht zu ihm um, und genau diese ablehnende Haltung zwang Yukke wieder zurück in seine Fesseln und die Einsicht, dass er Tatsuro doch mehr mit seinem seltsamen Benehmen verletzt haben musste, als er sich vorstellen konnte. So war das Letzte, was er von diesem an jenem Abend mit nach Hause nehmen sollte, ein mattes „Ohyasumi.“ und ein Gefühl der Ohnmacht, als Tatsuro ohne weiteres nachfragen vollends ausstiegt und Yukke mit seinem Vorsatz, sich zu offenbaren, sitzen ließ. Wann war ihm eigentlich das letzte Mal so zum Heulen zu Mute gewesen? Es lag schon einige Zeit zurück, aber genau jetzt konnte er diesen Impuls wieder deutlich in sich ansteigen spüren. Er wollte Tatsuro nicht verletzten, und doch schien er mit allem was er tat, immer genau das zu erreichen. Ein dumpfes Klopfen drang durch den Innenraum des Wagens, doch schenkte Yukke dem keine große Beachtung. Erst als sich die Tür auf seiner Seite öffnete und eine verirrter Wirbel kühle Luft an ihm vorbei zog, richtete er seinen Blick wieder auf. Er war etwas überfordert mit Tatsuros Erscheinen, der ihn aus dunklen Augen anschaute und mit einer Kopfbewegung Richtung Wohnblock andeutete, das er, wenn er wollte, mit zu ihm kommen könne. Im Nachhinein konnte Yukke sich nicht mehr daran erinnern, wie er aus dem Taxi ausgestiegen war, nur das er sich plötzlich auf dem Parkplatz wiederfand, vor ihm Tatsuro. Es war der Moment gewesen, als dessen Lippen ein warmes Lächeln formten, als er nichts mehr dagegen tun konnte. Er spürte das Brennen in seinen Augen und Tatsuros liebevolle Berührung auf seiner Wange, als er sich der ersten Träne annahm. Es war das Aufleuchten eines Gedanken, der ihm sagte, dass er noch nie, so oft vor jemanden diese Schwäche gezeigt hatte, wie vor Tatsuro. Aber er schämte sich dessen nicht. Tatsuro hatte ihn nie damit aufgezogen und das tat er auch jetzt nicht. "Yukke." Tatsuro Stimme war leise, fast nur ein Flüstern und trotzdem war es genug, um ein leichtes Zittern durch seinen Körper zu schicken, bevor er sich in dessen Armen wiederfand und diese Geste auch sofort erwiderte. Wie hatte er es vermisst! Es war die Vehemenz dieser Erkenntnis, die ihm ein leichtes Keuchen entlockte. Viel zu sehr! Yukke vergrub sein Gesicht noch etwas mehr in Tatsuros Jacke, da er sich noch immer nicht sicher war, ob er nicht einfach nur träumte. Womöglich war er im Taxi eingeschlafen und all seine verqueren Gefühle trieben jetzt ihr unlauteres Spiel mit ihm. Er würde sich wahrlich elendig fühlen, sobald er aufwachen würde. Doch für diesen Moment, wollte er sich einfach nur von dieser Intensität einlullen lassen, und das aufnehmen, was ihm möglich war. Er merkte wie sich der Halt um seinen Körper etwas lockerte und er einen Laut des Protestes von sich geben wollte, als ihm deutlich wurde, dass es angefangen hatte zu regnen. " Na komm." Schon hatte ihn Tatsuro am Arm gepackt und mit sich gezogen, bis sie den vorläufigen Schutz, unter dem Schauer vor dem Eingang des Gebäudes erreichten, in welchem Tatsuro wohnte. Yukkes spüre, wie seine zuvor noch so zerrende Anspannung langsam von ihm abließ und von einem Schwall der Erleichterung aufgelöst wurde. Wortlos stiegen sie die Stufen empor, bis sie vor Tatsuros Wohnung angelangt waren, und dieser ihm bedeutete, dass er nur einen Augenblick warten sollte. Yukke wusste, dass Tatsuro nun erst einmal Teto aufspüren würde, damit der vorwitzige Kater keine Chance bekam, Yukke in leichte, aber ehrliche Panik versetzen zu können. Teto hatte nämlich die Eigenheit entwickelt, das, wenn er merkte das jemand zögerlich auf ihn reagierte, nur noch forscher an eben diese Person heranzutreten. Wohl um diese davon zu überzeugen, das man nichts weiter zu befürchten hätte, solange man sich seinen Regeln gemäß zu verhalten wusste. Doch auch wenn Yukke wusste, dass Teto einen durchaus liebenswerten Charakter besaß, so war ihm die Gewissheit, trotzdem etwas Abstand zwischen ihnen zu haben, am liebsten. Kurz darauf öffnete sich die Tür auch schon wieder, worauf Tatsuro Yukke, mit einem leichten Grinsen im Gesicht, vergewisserte, das das Raubtier gebändigt und verköstigt wäre. Tatsuros Worte waren noch immer schwach und man merkte, dass er ein um das andere Mal mit diesen zu kämpfen hatte, bis er sie formulieren konnte, doch ließ er sich davon nicht mehr entmutigen. Es waren solche Beobachtungen, die Yukke immer deutlicher machten, das Tatsuro seinem früheren Starrsinns wieder ein Stück entwachsen war, und je öfter er sich dem bewusst werden durfte, umso erbärmlicher kam er sich selbst vor. Yukke erinnerte sich daran, das er Tatsuro einmal mit einem Schmetterling verglichen hatte, und je mehr sich dieser nun von diesen alten, rostigen Fesseln lossagte, umso prächtiger wurden seine Farben, und umso mehr übermannte ihn die Empfindung, das er Tatsuro irgendwann einmal nicht mehr würde folgen können. Es war ein seltsames Gefühl und würde er es erklären müssen, er wüsste nicht wie. Es war einfach da und wuchs im Boden seiner Unsicherheit. „Yukke…alles OK?“ Da waren sie wieder, diese dunklen Augen, mit denen Tatsuro ihn so sorgenvoll bedachte, gefolgt von dieser fast schon schüchterne Berührung seiner Schulter, als habe Tatsuro Angst er könne ihn mit etwas mehr Intensität zerbrechen. Es waren Gesten wie diese, die Yukke wieder feige werden ließen, und seinen Vorsatz endlich alle Wahrheiten offen zu legen, durch das Verlangen diesen Moment nicht beschädigen zu wollen, überdecken ließ. Auch wenn er sich tief in seinem Inneren einen Narren schalte, so gab er sich der Befreiung, mit dem ihm seine Feigheit schon so oft geködert hatte, hin, und sperrte sein schlechtes Gewissen erneut hinter wacklige Mauern, von denen er wusste, das auch sie als bald wieder in sich zusammenfallen würden, je länger er dieses zerfressende Gefühl in seiner Seele toben ließ. Dem nur der Mut, sich seinen innersten Ängsten zu stellen, Einhalt gebieten würde können. Doch die Furcht, es könnte das letzte Mal sein, das er solch einen Augenblick mit Tatsuro in seine Erinnerungen aufnehmen durfte, kletterte beständig an seiner Entschlossenheit und dem Willen, ehrlich zu Tatsuro sein zu wollen hinauf, und legte stets dichte Schatten über sein Bestreben. Gleich einem Tuch, das man über einen Käfig mit einem wilden Tier zog, um es zum Schlafen zu bringen. Denn er wollte es einfach nicht missen wollen, dieses Gefühl. Es war ihm eh schon so rar geworden. Selbst wenn es egoistisch war, er wollte einfach nicht loslassen. Noch immer lag Tatsuros Blick auf ihm und mit einem Male erschien sich Yukke wieder so unendlich schwach im Vergleich zu diesem, das sich über seine Lippe ein freundloses Lächeln zog. Worauf sich der Druck auf seine Schulter leicht verstärkte und Yukke zu verstehen gab, das er ihm schon irgendeine Antwort schuldig wäre. Wie von selbst reichte seine Hand zu jener von Tatsuro, welche auf seiner Schulter ruhte, und legte die seine auf die seines Freundes, um für einen kurzen Augenblich, einfach nur die Wärme die er darüber aufnehmen konnte zu verinnerlichen. „Tatsuro…“ Es war dieser Ton, mit dem Yukke seinen Namen sprach und es war dieser Ausdruck in dessen Augen, der Tatsuro ein seltsam, bedrückendes Gefühl verschaffte und ihn mit einer leichten, doch unerklärlichen Angst erfüllte. „…versprich mir, egal was in Zukunft auch passieren wird, dass du mich nicht vergessen wirst.“ Es waren nicht die Worte die es hätten sein sollen, die hätten Klarheit schaffen sollen. Nein, es waren Worte geformt aus Gedanken heraus, die ihm das Herz stets so ungemein schwer machten. Die Vorstellung Tatsuro noch einmal zu verlieren. Auch wenn die Vorsehung diesmal noch ein Einsehen mit ihnen gezeigt hatte, war es doch eine Probe gewesen, die er kein weiteres Mal würde durchstehen können. Nie hatte er Schwereres ertragen müssen. Sich nie zuvor, so unendlich hilflos gefühlt, wie in den Monaten, wo er Tatsuro nicht erreichen konnte. Es war ein selbstsüchtiger Gedanke, doch irgendwie wollte er Tatsuro mit diesem Versprechen dazu zwingen, ihn nie wieder einfach so zurückzulassen. An seine Freundschaft zu ihm zu glauben und ihm die Unmissverständlichkeit offen zu lassen, das er nicht unfehlbar war, es nie sein würde. Er brauchte einfach einen Anker inmitten all dieser wogenden Zweifel, die ständig gegen seinen Optimismus peitschten, und ihn davon fern hielten sich Tatsuro zu stellen. Es war Paradox, denn letztendlich war nur Tatsuro in der Lage, ihm dieser Anker zu sein. „Yukke was…?“ Auch wenn unzählige Fragen in Tatsuro brannten, was sein Freund ihm mit dieser Bitte sagen wollte, hielt er inne, als er das stumme Flehen in dessen Augen, es nicht zu hinterfragen, erkennen konnte. Stattdessen zog er ihn erneut an sich heran und schloss ihn in eine weitere Umarmung. Es war das einfachste der Welt, Yukke zu versprechen, das, egal was auf ihrem weiteren Weg noch kommen möge, er sich seiner bewusst sein würde. War ihm das Denken an Yukke doch schon so lange ein ständiger Begleiter. Wenn er könnte, er würde ihm noch so vieles mehr versichern. Ihm endlich sagen, wie viel er ihm wirklich bedeutete. Wie tief der Wunsch in ihm verwurzelt war, ihn nie wieder loslassen zu wollen. Doch noch war alles so zerbrechlich zwischen ihnen und er wollte Yukke auf keinen Fall, mit solch einem Geständnis verschrecken. Es würde seine Zeit dauern, bis sie wieder an dem Punkt angelangt sein würden, an dem er damals, aus Dummheit heraus, fast alles zerstört hatte. Erst dann und womöglich noch ein Stück weiter, würde er den Mut aufbringen können es ihm zu sagen. Zu sagen das, wenn er wählen müsste zwischen ihm und dem vollkommenem Glück, das er sich ohne Zögern für ihn endscheiden würde. Da nur er im Stande sei dieses Gefühl in ihm aufflammen zu lassen und mit jener, intensiven Wärme auszufüllen. Nichts und Niemand sonst. Er würde ihn wissen lassen, dass er nur aus der Dunkelheit hatte zurückfinden können, weil er der Funken war, der ihn den Weg erkennen ließ. Er würde nicht mehr zögern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)