Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms von Aka_Tonbo (Tatsu-Yukke) ================================================================================ Kapitel 26: Just the two of us ------------------------------ Kapitel 26: Just the two of us Es hätte Tatsuro schon ein wenig verwundert, wenn Yukke ihn nicht noch weiter damit behelligt hätte, was er denn so Geheimnisvolles vorhabe. Und vor allem, wenn dieser nicht mindestens ein halbes Dutzend Mal versichert hätte, dass er sich wegen ihm keine Umstände machen müsste. Die einzige Möglichkeit ihnn davon zu überzeugen, dass er es ohne schlechtes Gewissen annehmen könne war, ihm erneut die Karte unter seine Nase zu halten, deren Erscheinen Yukke schließlich ein verstehenden "Oh" entlockte. *Und was sagst du?* Yukke schaute wieder auf das ihm gereichte, bunt bedruckte Papier und Tatsuro hatte schon die Befürchtung, dass er nun trotzdem danken ablehnen würde, da ihm womöglich doch noch einer seiner unangebrachten Gründe eingefallen war. Aber schließlich verfing sich ein herzliches Lächeln auf Yukkes Lippen, was ziemlich an Tatsuros Selbstbeherrschung zu rütteln wusste, und er sich zusammenzureißen hatte ihn nicht einfach in eine innige Umarmung zu ziehen. Doch letztendlich konnte er genügend Beherrschung aufbringen und Yukkes Lächeln einfach nur reflektieren. Er hatte sich schließlich etwas geschworen und daran wollte er sich auch halten. "Warum eigentlich nicht!", verkündete Yukke, ahnungslos wie sehr er sein Gegenüber doch immer wieder durcheinander bringen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass sie noch etwas Zeit hatten, bevor sie sich bei der ersten geplanten Station einfinden sollten, doch da der Tag einfach nur dazu aufforderte in draußen zu genießen, beschloss Tatsuro einfach, das sie dies auch tun sollten. Vielleicht mit einem kleinen Spaziergang? Doch um alles an Weg bewältigen zu können, den sie laut seines Planes zurücklegen müssten, wäre es doch günstiger den Wagen zu nehmen. Und da er Yukke eingeladen hatte, würde er auch ganz gern derjenige sein der diesen fuhr, vorausgesetzt er würde seinen Rotblonden Freund dazu überreden können. Ein paar verebbte Argumente, die sicher darauf hinausführen sollten, das es Yukke lieber wäre selbst zu fahren und eine geballte Salve von Tatsuros patentieren treuherzigen Hundeblicken später, saß dieser dann auch hinter dem Steuer des kleinen grünen Vehikels und Yukke dort wo er hingehörte; neben ihn. Mit einem leichten Rucken verließen sie schließlich den Platz vor dem Haus und ein leichtes Schmunzeln überkam Tatsuro, als er die etwas verspannte Haltung seines Beifahrers registrierte, der wohl noch nicht ganz davon überzeugt schien, dass es die richtig Entscheidung gewesen war ihm das Steuer zu überlassen. Doch schon nach fünf Minuten saß dieser schon wesentlich gelassener auf seinen Platz und verfolgte die vorbeiziehende Kulisse der Stadt. "Es ist tatsächlich schon wieder Frühling." Yukke hatte es nur leise gesagt, so als würde er nur sich selbst darauf hinweisen wollen, bevor er sich von dem Anblick aus der Seitenscheibe lossagte, seinen Kopf in den Nacken legte und seine Augen Schloss. "Ich hab völlig verpasste Irie-kun eine Valentinskarte zu schicken.", stellte er dann in einem gespielt, reumütigen Ton fest, den Tatsuro jedoch nicht als den kleinen Scherz zu deuten im Stande war, der er sein sollte, und sich folglich wie von Blitz getroffen fühlte. Hatte er sich da gerade eben verhört? Oder meinte Yukke das wirklich ernst?? Der unbändige Drang dies zu hinterfragen, ließ ihn heftig schlucken und schwer mit seiner Tonlosigkeit kämpfen. Was meinte Yukke damit, er habe vergessen ihm eine Valentinskarte zu schicken??? Tatsuro spürte das Brennen in seinem Hals immer heftiger werden und wie sich sein Griff um das Lenkrad verfestigte. Wie sollte er diese Aussage verstehen?!! Hatte er da womöglich irgendetwas verpasst? Es hatte ihn früher schon immer zu nerven gewusst, wenn Yukke ihm von diesem Irie erzählt hatte. Schon die Tatsache, in welchem warmen Ton er diesem den Suffix-kun anhängte, ließ eine nicht zu leugnende Eifersucht in ihm aufkommen, welche es zu zügeln immer einiges an Willen gekostet hatte. Und nun das! Ihm persönlich war dieser Jungspund nie wirklich geheuer gewesen. Er war eindeutig immer etwas zu freundlich zu Yukke, wenn dieser in dem kleinen Geschäft seine Obst und Gemüse Einkäufe tat. Yukke hatte ihm einmal erzählt, dass dieser Irie ebenfalls eine Leidenschaft für Musik hegte, und er sich als Aushilfe in diesem Laden, etwas für sein großes Hobby dazuverdiente. Doch wer wusste denn schon, ob dies auch der Wahrheit entsprach, und er es nicht nur erzählte um in der Gunst von Yusuke etwas höher stehen zu wollen. Dieser war manchmal einfach zu gutmütig. Auch wenn er Tatsuro einmal hatte wissen lassen, das Irie-kun ihn an sein jüngeres Selbst erinnerte und er dessen Engagement, sich selbst seine Träume ermöglichen zu wollen, sehr schätzte. Deswegen räumte er sich gern immer etwas Zeit mit diesem ein, um zwischen Mangos und Stangensellerie einige Gedanken auszutauschen. Sollte Yukke etwa über diese kleinen Gespräche hinweg eine kleine Vernarrtheit für diesen Kerl entwickelt haben? Wie sonst sollte er diese Feststellung gerade eben deuten?? Yukke war doch eindeutig zu gut für diesen Grünschnabel! Er hatte etwas viel besseres verdient, jemanden der Ausstrahlung hatte, jemanden der all seine Eigenheiten zu schätzen wusste, jemanden der... Die plötzliche Berührung die Tatsuro auf seiner linken Hand spürte, ließ ihn leicht aufschrecken und zur Seite blicken. Yukkes Augen waren auf ihn gerichtet und sie zeigten einen Ausdruck den Tatsuro nicht so recht in die Situation einfügen konnte. "...Huh..." Es war wie ein erneuter Hieb der in traf, als ihm bewusst wurde, was ihm gerade gelungen war. Oder hatte er es sich in seiner inneren Rage und dem Wunsch auf eine Antwort nur eingebildet, dass seine Stimmbänder diesen Laut hervorgebracht hatten? "Fahr dort rüber.", hörte er Yukkes sagen und folgte dieser Aufforderung und dessen Richtungshinweis umstandslos. Der Wagen kam langsam zum Stehen. Auch als Yukke den Zündschlüssel herumdrehte, um den Motor zum Verstummen zu bringen, rührte Tatsuro sich nicht. Wie als wäre auch sein Antrieb abgeschaltet worden. "Tatsuro alles OK mit dir?" Yukkes Hand lag noch immer dort, wo er sie zuletzt ausgemacht hatte. "Ich hab es mir nicht eingebildet, oder? Ich hab es gehört?", fuhr er fort und Tatsuro konnte einen deutlichen Klang von Zuversicht in dessen Stimme wahrnehmen. Also stimmte es? Es war keine Einbildung? War es ihm wirklich gelungen einen Teil, wenn auch nur einen winzigen, seiner Stimme wieder zu befehligen? Langsam drehte Tatsuro seinen Kopf zu seinem Freund und war leicht überrumpelt, als er trotz des freudigen Gesichtsausdrucks ein paar Tränen in dessen Augen schwimmen sah. Selbst wenn er sich noch etwas benommen fühlte von dem Chaos das momentan in seinem Innersten umher wirbelte, so war die Vorstellung, was er hier gerade fertiggebracht hatte, etwas das ihn zu einem beflügelten Grinsen animierte. Es waren nur ein kurzer Moment in dem sich ihre Blicke trafen, bevor Yukke seinen Kopf senkte und sich rasch mit einer Hand über seine Augen wischte. Doch mit einem Male, schien er seine Emotion nicht mehr zügeln zu können, worauf unabdinglich Tränen von seinem Kinn tropften. "Tut mir leid." Dieser Satz war so typisch für Yukke, dachte sich Tatsuro, dem schleierhaft war, warum dieser sich nun schon wieder entschuldigte. Es gab ein Hindernis, das ihn daran hinderte dies zu hinterfragen, aber vielleicht nicht mehr lange. Nun, wo er die Bestätigung hatte, dass wirklich nichts verloren war, rauschten seine Endorphine durch seinen Körper und am liebsten hätte er die ganze verdammte Welt umarmt. Die ganze Welt…, oder die Person die seine ganze Welt darstellte. Es war nicht die bequemste Position in der sie sich befanden, aber das spiele auch keine Rolle, als er sich zu Yukke hinüberlehnte und dieser seine Absicht anscheinend sofort erkannte und ihm sogar entgegen kam. Wie sehr er dieses Gefühl der Nähe doch liebte und noch mehr den Menschen der es ihm wie kein anderer vermitteln konnte. Sanft strich er Yukkes schmalen Rücken entlang und hasste sich für den Gedanken, dass er seinen Freund nie wieder hergeben wollte. Aber er gehörte nicht ihm. Dieses Wissen schmerze immer wieder und es schien sogar mit jedem Male qualvoller zu werden, je mehr er sich sagte, dass er ihn gehen lasse müsse. Und dieser Tage würde irgendwann kommen. Doch dieser Moment hier gehörte ihm, und er würde ihn solange auskosten, wie es nur irgend ging. Er hörte ein leises Schniefen, als er Yukke noch etwas näher zu sich zog und er merkte wie dieser seinen Kopf, der auf seiner Schulter ruhte, etwas drehte. Ein Schauer durchlief Tatsuro, als er Yukkes Atem an seinem Hals wahrnahm und er das Kitzeln an seinem Ohr spürte, dass dessen Worte auslösten. "Ich werde für dich da sein, solange du mich brauchst." Es war nur dieser eine Satz, doch er vermochte einen Tumult unter seinen Emotionen zu entfachen, der einem Footballspiel glich. Hoffnung rang mit Verzweiflung. Einsicht raufte mit seinem Egoismus und Liebe stand nur da und schrie aus Leibes Kräften. So lange er ihn brauchen würde... Es wäre ein Leben lang. So sehr er in den letzten Wochen auch die Gegebenheit verwünscht hatte, dass er seine Stimme nicht mehr nutzen konnte, so war er in diesem Augenblick auf bizarre Art und Weise dankbar, dass er nichts sagen konnte. Denn genau jetzt hätte er Yukke alles gesagt, was ihm auf der Seele lag. Er hätte sich und sein Versprechen verraten, egal wie sehr ihm auch in seinem Unterbewusstsein klar gewesen wäre, dass er es bereuen würde. Dieses eine Mal, war er dankbar für die Stille. Ein merkwürdiges Klopfen unterbrach jedoch seine Gedanken, worauf sich Yukke auch schon rasch von ihm entfernte und mit reichlich geröteter Miene einen Blick aus der Seitenscheibe hinter Tatsuro warf. Fragend wandte auch er sich um, um daraufhin in die skeptisch dreinschauende Fassade eines adrett gekleideten Streifenpolizisten zu schauen, der ihn mit einer Handbewegung dazu aufforderte, das Fenster nach unten zu lassen. Tatsuro konnte nicht leugnen, dass er sich nun reichlich unwohl in seiner Haut fühlte und er wusste, dass dieser Zustand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stehen musste. "Gibt es hier irgendein Problem?" Tatsuro hatte schon den Mund geöffnet, als ihm klar wurde, dass er auf dieses Frage eh nicht antworten könne und schloss ihn einfach wieder, um stattdessen nur mit dem Kopf zu schütteln. "Könnte ich einmal ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?" Es war in diesem Moment, als Tatsuro sich zum wiederholten Male und in Abstand von kürzester Zeit recht hart getroffen fühlte, als ihm einfiel, das er gar nicht daran gedacht hatte seinen eigenen Führerschein mitzunehmen, er konnte ja noch nicht mal sagen, wann er den zum letzten Mal gesehen hatte. Gerade dem Wunsch erlegen, das sich doch ein riesiges, schwarzes Loch auftun sollte, das den netten Polizisten in sich hineinziehen möge, sah er Yukkes Hand an seinem Gesicht vorbeilangen die augenscheinlich alles in sich hielt, was verlangt wurde zu zeigen. Ein Glück, dass dieser so umsichtig gewesen war daran zu denken. Ein scheuer Austausch von Blicken folgte zwischen ihm und Yukke, während der Mann vor ihrem Wagen akribisch die Dokumente durchging die er gewünscht hatte. Und beide wurden das Gefühl nicht los, dass sie mit diesem Herren sicherlich nicht zu spaßen hatten. "Sie wissen schon, dass sie hier nicht halten bzw. parken dürfen?" Folgte die zurechtweisende Frage und beide nickten schuldbewusst, während man ihnen die Papiere wieder zurückgab. Eigentlich hatte Tatsuro gehofft, dass sie nun wieder fahren könnten, vielleicht noch eine Ermahnung erhalten würden, oder einen Strafzettel. Aber irgendwie schienen sie doch etwas zu fragwürdig auf den Hüter der Verkehrsordnung zu wirken was folglich damit endete, das er Tatsuro aufforderte auszusteigen und in eines dieser Hightechgeräte zu pusten, die einen des Alkoholmissbrauchs überführten, wenn man sich dessen denn schuldigt gemacht haben sollte. So hatte er diesen Tag eigentlich nicht gestalten wollen. Letztendlich musste sich der Mann in dunkelblau damit zufrieden geben, dass das seltsame Verhalten der beiden jungen Männer nichts mit dem Konsum von Spirituosen oder Rauschmitteln zu tun hatte. Worauf er sie schließlich nur mit der Verwarnung, Zweisamkeiten intimerer Art lieber auf zu Hause zu beschränken, da dies auch in einem Wagen immer noch als Erregung öffentlichen Ärgernisses galt, weiter ziehen. Es dauerte über 10 Minuten, bis Yukke zu seiner gängigen Gesichtsfarbe zurück fand und sich erlaubte seinen Kopf so weit zu heben, dass er wieder aus der Windschutzscheibe schauen konnte. Eigentlich war er Peinlichkeiten gewohnt. Tatsuro hatte ihn ja recht gut darin geschult sich mit blamablen Situation abfinden zu müssen, wenn sie zusammen unterwegs waren. Doch das hier fühlte sich irgendwie viel zu intensiv an, als das er das einfach mit einem Schulterzucken hätte abtun können. Aber wenn er genau darüber nachdachte, war es ja sogar seine eigene Schuld gewesen, denn schließlich hatte er Tatsuro dazu aufgefordert den Wagen an den Straßenrand zu lenken und ihn dort zum Stehen zu bringen. Ein kurzer Blick zu seinem Freund verriet, dass dieser weitaus weniger mit dem gerade eben Erlebten zu hadern hatte, als er es tat. Tatsuro war in diesen Belangen einfach viel gelassener und Yukke wünschte wirklich er könnte ihm in dieser Hinsicht wenigstens ein Stückweit nacheifern. In seinen Gedanken versunken bemerkte er auch nicht, dass sie vor einer roten Ampel hielten und Tatsuro somit die Möglichkeit hatte sich ihm ebenfalls zuzuwenden. Es war ein harmloser Umstand das Tatsuro ihn anschaute, er hatte es schon 1000 mal getan, doch in der letzte Zeit überkam Yukke immer so ein Gefühl der Unsicherheit, wenn er es tat und welches sich auch jetzt nicht abwimmeln ließ, sodass er ihm erneut auswich. Das war doch wirklich lächerlich! Er führte sich wieder einmal einfach nur albern auf und es ärgerte ihn derart, dass er bald darauf spürte wie seine Verdrossenheit über dieses Verhalten mehr und mehr anstieg. Tatsuros Hand fühlte sich angenehm kühl an, als er sie auf die seine legte und erst jetzt bemerkte Yukke, das er sie in seinem Unmut zu Fäusten geballt hatte. Augenblicklich verschwand die Anspannung aus ihnen, als er sich dessen bewusst wurde und er die fragende Miene seines Freundes einfing, der sich eindeutig Sorgen zu machen schien. Mit einem Male kam ihm wieder in den Sinn, was vor dem Erscheinen dieses Polizisten passiert war und womit er sich gerade noch beschäftig hatte. Es war doch eigentlich vollkommen egal, was dieser Ordnungshüter zu ihnen gesagt hatte! Letztendlich waren sie ohne weiteres Aufsehen davon gekommen. Viel wichtiger war doch, dass es mit Tatsuros Suche nach seiner Stimme einen Fortschritt gegeben hatte und das allein sollte doch schon ausreichen, um sich glücklich zu fühlen und um alle anderen negativen Ansätze zu überflügeln. "Keine Sorge, alles OK.", versicherte er Tatsuro, der zwar noch immer etwas skeptisch dreinschaute, sich dann aber erneut dem Verkehrsgeschehen widmen musste, das sich gerade wieder in Bewegung setzte. Es war Frühling, das hatte er schon festgestellt, aber bis jetzt hatte er keine Gelegenheit gefunden sich dies auch richtig zu verinnerlichen. Es gab einfach andere Dinge die ihn beschäftigt hatten. Aber jetzt fühlte er sich, beim Anblick all der in voller Blüte stehenden Kirschbäume, ungemein unbeschwert. Diese zarte weiß-rosa Wolkenpracht vermittelte einem das Gefühl einer anderen Welt, und Yukke versuchte so viel wie möglich in sich aufzunehmen, da er um deren rasche Vergänglichkeit wusste. Diese Stadt war in so vielen Belangen einfach nur blind und emotionslos, aber mit dem Kleid des Frühlings, schmolz die dreckige Fassade ein wenig und ließ das Leben, das durch die Adern dieses Molochs strömte viel verträglicher erscheinen. Es herrschte reger Betrieb in dem kleinen Park in welchem sie sich befanden und es war etwas umständlich, sich unerkannt an all den Menschen vorbei zu stehlen. Aber nach ein paar Minuten befanden sie sich an einer Stelle, die kaum belagert wurde, wohl weil sie im Schatten der Bäume lag und die meisten Besucher es bevorzugten etwas Sonne erhaschen zu wollen. Nur ein paar vereinzelte Personen saßen verstreut umher. Entweder vertieft in ein Buch, oder damit beschäftigt geschäftig mit ihren kleinen, technischen Begleitern zu hantieren, so dass man von ihnen beiden auch nicht weiter Notiz nahm. "Wollen wir uns auch ein paar Minuten hinsetzten?" Yukke hatte einfach den Wunsch noch etwas länger dieses Naturschauspiel betrachten zu wollen. Vielleicht war es morgen ja schon wieder vorbei. Es brauchte nur ein starker Wind aufkommen oder anfangen zu regnen. Tatsuro schenkte ihm auf seine Frage ein bejahendes Nicken und hielt auch gleich Ausschau nach einen Platz, der ihm als günstig erschien. Er dauerte nicht lange und schon hatte er etwas Passendes erspäht. Ohne Umschweife packte er die Hand seines Freundes und zog diesen hinter sich her. Etwas überrascht ließ Yukke sich mitziehen. Er wurde etwas verlegen, als er sich ausmalte, wie sie auf Außenstehende wirken mussten, wenn man sie in dieser Hand in Hand Konstellation sah. Doch hielt sich das Gefühl von Verschämtheit nicht lange. Er fühlte sich einfach viel zu ausgeglichen, als das er sich das erneut durch solche Gedanken hätte vermiesen lassen. Was war schon dabei? Heute war ein so fantastischer Tag, auch wenn er etwas leidlich in diesen gestartet war. Außerdem ging es Tatsuro schon so viel besser, als noch vor einigen Wochen und er machte weiterhin Fortschritte, davon hatte er sich heut wieder selbst überzeugen können. Nein, heute würde er sich seine Laune nicht verderben lassen. Abrupt blieb Tatsuro stehen, als er sein Ziel erreicht hatte und blickte daraufhin nach Bestätigung suchend zu Yukke. Es war in diesem Moment, als ihm bewusst wurde, dass ihre Hände ineinander lagen und er der Urheber des Ganzen gewesen war. Sicherlich hatte er Yukke damit Unbehagen bereitet. Doch all seiner Befürchtungen zum Trotz, strahlte das Gesicht seines Freundes keinen Kram aus. Stattdessen zeigte dieser ihm wieder eines dieser Lächeln, das es ihm immer so unendlich schwer machte. Schon im Begriff Yukkes Hand wieder los zu lassen, um diesen nicht doch noch in die Verlegenheit zu bringen, überkam ihn folglich reichlich Irritation als dieser ihn, wider Erwarten, nicht freigab. Im Gegenteil, er seine Hand noch etwas fester um die seine schloss. Es war wie in einer dieser klischeedurchzogenen Liebesschnulzen im Abendprogramm, die jeder Hausfrau vor Entzücken die Tränen in die Augen trieb, als Yukke ihm ein, "Arigato Tatsuro.", entgegenbrachte und genau in diesem Augenblick eine Böe durch das Geäst und die filigranen Blüten der Umstehenden Bäume wirbelte. Worauf sich ein leichter Regen aus blass rosa Blütenblättern um sie herum nieder ging und es Yukke noch ein Stückweit seliger strahlen ließ, als zuvor. Es war ebenso das gleichzeitige Aufleben und Niedergehen seiner innigsten Emotion. Völlig überfahren von diesem Eindruck zog Tatsuro nun seine Hand aus dem Griff seines Freundes und setzte sich schließlich auf das schattige Grün zu seinen Füßen. Wie sollte er das nur jemals schaffen? Tatsuro war sich nicht sicher, ob er wirklich stets so viel Willensstärke aufbringen würde können, wie es erforderlich sein würde, um Yukke wenigstens der gute Freund sein zu können, der er für ihn sein wollte. Solch ein Maß an Disziplin hatte er noch nie aufbringen müssen, weder in ihrem Job, noch als er sich das Rauchen abgewöhnt hatte. Und das empfand er damals schon als wirklich quälend. Aus dem Augenwinkel heraus sah er wie Yukke sich nicht nur setzte sondern sich gleich gänzlich auf dem Rasen ausstreckte und mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, dem Spiel von Sonnenlicht und Blüten über sich zuschaute. Hoffentlich hatte er ihn mit seiner gerade etwas ruppigen Art nicht vor den Kopf gestoßen? Aber verwunderlich wäre es nicht. Yukke hatte sich beim ihm bedankt, auch wenn er nicht wusste wofür, und er hatte ihn einfach stehen lassen und sich von ihm abgewandt. Und das sollte nun der Tag sein, an dem er sich vorgenommen hatte, dass Yukke sich einfach nur wohl fühlen sollte. Doch nun war er auf dem besten Wege alles zu ruinieren. Er schien diese Eigenschaft einfach nicht ablegen zu können. Vielleicht sah Yukke es sogar genauso und dachte gerade ebenfalls über diesen Umstand nach. Vielleicht kam er sogar zu dem Entschluss, dass er sich das auch hätte sparen können, wenn sein Begleiter nun auch noch anfing so abweisend auf eine paar gut gemeinte Worte zu reagieren und würde gleich vorschlagen einfach wieder nach Hause zu fahren. Dabei hatte er sich doch so darüber gefreut mit Yukke endlich einmal wieder einen Tag ohne Stress und Sorgen verbringen zu können. Wobei sie ja noch nicht einmal das geschafft hatten, was er eigentlich geplant hatte. Gedanklich klopfte er sich für diese Leistung hämisch auf die Schulter. Warum war er in solchen Angelegenheiten nur so ein unsensibler Idiot!? Aber womöglich ließ sich auch noch etwas retten? Vorsichtig rückte er in Richtung Yukke der noch immer in seiner zuerst eingenommen Position verweilte und sich auch nicht rührte, als sich Tatsuro nun unmittelbar neben ihm einfand. Yukkes Augen waren geschlossen, womöglich hatte er ihn deshalb nicht bemerkt, oder er ignorierte ihn einfach nur. Fragmente gezeichnet vom Sonnenlicht trieben auf Yukkes Gesicht umher, das im Gegensatz zu der vorhin befreiten Miene, nun einfach nur nichts sagend wirkte. Tatsuro wollte sich endschuldigen, aber irgendetwas in ihm hielt ihn davon zurück Yukke ein Zeichen zu geben. Stattdessen saß er einfach nur neben ihm und erinnerte sich an vergangene Zeiten, wo er auch schon jede Gelegenheit genutzt hatte dies zu tun, ohne dass Yukke es bemerkt hatte. Erneut huschte ein Windstoß über ihnen hinweg und Tatsuro verfolgte nachdenklich das behäbige Hinabschweben einiger losgelöster Blütenblätter, von den sich ein paar ganz vorwitzige auf Yukkes Gesicht niederließen. So leicht, dass dieser es gar nicht bemerkt zu haben schien. Er dachte nicht darüber nach, als er seine Hand ausstreckte, um diese von dem scheinbar Schlafenden zu entfernen. Das einzige was er deutlich wahrnahm war das Gefühl das in ihm losbrach, als seine Fingerspitzen Yukkes Haut berührten. Es war leichtsinnig, doch zu diesem Zeitpunkt wollte er einfach nicht auf seinen Verstand hören und wagte mit dem sanften Streicheln über dessen Wange mehr, als er es sich eigentlich erlauben durfte. Und womöglich hätte er noch eine größere Dummheit begangen, hätte Yukke nicht seine Augen wieder aufgeschlagen und ihn mit diesem verwirrten Ausdruck bedacht, als er Tatsuros Finger auf seinem Gesicht verspürte. Er hatte Yukke schließlich eines der Blütenblätter vorgezeigt, dass er von diesem gestrichen hatte und zu seiner großen Erleichterung, hatte dieser den Hinweis auch ohne Skepsis angenommen. Auch sonst schien Yukke nicht weiter verstimmt wegen ihm zu sein , so dass sie ohne negative Spannung den Park verlassen hatten und sich nun wieder in Yukkes Wagen befanden, den Tatsuro nun zu ihrem ersten Ziel steuerte. "Emerald Garden", las Yukke die filigranen Zeichen auf dem Schild über der Tür vor und stutzte etwas ob diese außergewöhnliche Namensgebung. Es hatte ihn schon ein wenig erstaunt als er erkannt hatte, dass ihr Weg sie nach Odaiba führen sollte. Und noch mehr überraschte es ihn, das Tatsuro dieses Café ganz gut zu kennen schien. Was mochte das nur für eine Gelegenheit gewesen sein, die ihn die Kenntnisse zu dieser versteckten Gasse gegeben hatte? Wahrscheinlich war er schon einmal mit einer seiner unzähligen Verabredungen hier gewesen, was ja durchaus denkbar war. Doch Tatsuro ließ ihm nicht weiter Zeit eingehender darüber nachzugrübeln, sondern holte ihm mit einem leichten Antippen auf seine Schulter wieder zum eigentlichen Geschehen zurück. Mit einer Handbewegung zeigte er an, ihm nach drinnen zu folgen und so tat er schließlich wie ihm geheißen. Die Inneneinrichtung spiegelte das westliche Flair der Außenfassade wieder, das mit all seinen Holzelementen warm, freundlich und einladend wirkte. Kleine runde Tische mit dazugehörigen Stühlen standen in der etwas verwinkelten Räumlichkeit, an denen er einige andere Gäste ausfindig machen konnte. Yukke gefiel dieses Ambiente, auch wenn es im Großen und Ganzen nichts Neues für sie war, hatten sie doch auf ihren Tourneen durch die Welt schon ähnliches gesehen. Und plötzlich erschien es ihm doch etwas riskant, sich einfach so hier nieder zu lassen, wo man doch annehmen konnte, das so ein Ort auch unzählige, von ausländischer Backware und gut aussehenden, männlichen Bedienungen, begeisterte Mädchen anlocken würde, von denen ein paar sie womöglich früher oder später erkennen könnten. Auf solch einen Begegnung würde er heute jedoch gern verzichten. In seiner Betrachtung, war ihm das Erscheinen der jungen Bedienung vor ihnen fast entgangen, welche sie mit einen kühlen, aber faszinierenden Lächeln begrüßte und sich als Yamato vorstellte. "Iwagami-san?", erkundigte sich dieser folglich, worauf ihm Tatsuro kurz zunickte. Es dauerte nicht lange, bis sie an einen Tisch geführt wurden der recht gut versteckt platziert war und von dem man ausgehen konnte, dass sie hier nicht so einfach ausfindig zu machen waren. Vielleicht war dies die Nische in die sich die frisch Verliebten immer zurückzogen, da man sich mit öffentlichen Liebesbekundungen in ihren Graden doch recht bieder gab. Und auch wenn sie nun nicht zu dieser Sorte Gäste gehörten kam Yukke wieder der Gedanke, dass er das sehr wohl wusste, aber ihr Umfeld sicherlich auch andere Schlüsse ziehen könnte. Energisch schüttelte Yukke seinen Kopf über diese Eingabe. Er sollte endlich aufhören sich so kindisch zu haben! Stattdessen fragte er sich, woher die Bedienung überhaupt Tatsuros Namen kannte? War er etwa schon so bekannt hier? Das konnte er sich nun wirklich nicht vorstellen, dann hätte er doch bestimmt schon einmal von diesem Etablissement erzählt. Aber vielleicht wollte er auch einfach nicht seine Eroberungsgründe verraten. Wenn er sich hier so umschaute konnte er sich sehr gut vorstellen, dass Tatsuros Dates stets begeistert waren, wenn er sie hier her ausführte und er sich somit ein paar gehörige Pluspunkte bei ihnen verschaffte. Solch eine Taktik gab man nicht so ohne weiteres preis. Selbst nicht seinen besten männlichen Freunden. In solchen Sachen spielte jeder für sich. So war das eben mit der testosterongeprägten Weltansicht. Geduldig wartete Yamato bis sie sich gesetzt hatten, um daraufhin jeden von ihnen eine Karte zu reichen und sich mit einer leichten Verbeugung vorerst wieder zu entfernen, um ihnen Zeit zum Auswählen zu lassen. Yukke kam nicht umhin perplex zu zwinkern, als er die Mannigfaltigkeit der hier angeboten Dinge erfasste. Mit einem vergnügten Schmunzeln beobachtete Tatsuro, über den Rand seiner Karte hinweg, die Faszination seines Freundes und war augenblicklich erleichtert. Normalerweise würde er nicht in so ein Café gehen, da ihm die Atmosphäre nicht unbedingt behagte. All diese überdurchschnittlich, attraktiven jungen Männer die, egal ob man nun Mann oder Frau war, einen so überaus zuvorkommend behandelten, waren ihm etwas unheimlich. Auch wenn er selbst des Öfteren die Einstellung verkörperte, Gefallen an seiner feminine Seite gefunden zu haben, so waren diese Jungs hier doch etwas zu künstlich in ihrem Auftreten und erinnerten ihn irgendwie an eine Armee von extra für solche Einrichtungen gezüchteten Cyborgs. Nur gut das Satochi ihn zuvor schon darüber aufgeklärt hatte, was sie hier erwarten würde, als er für ihn die Reservierung übernommen hatte. "Das ist ja Wahnsinn!", hörte er Yukkes Ausruf, der darauf schließen ließ, dass er den eigentlich Grund ihres Hierseins gerade eben entdeckt haben musste. "Ich wusste gar nicht, dass man SO viele leckere Sachen aus Mangos machen kann! Unglaublich!" Nun konnte sich Tatsuro ein verstohlenes Grinsen nicht mehr verkneifen. Yukke war in dieser Hinsicht zwar schon etwas verrückt und er hatte seinen Fable für diese Tropenfrucht nie wirklich nachvollziehen können, aber es war immer wieder ein Vergnügen mit anzusehen, wenn er sich über etwas, das damit zu tun hatte, so begeistern konnte. Und wenn Yukke glücklich war, dann verlief seine Mission ja doch noch wie gehofft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)