Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms von Aka_Tonbo (Tatsu-Yukke) ================================================================================ Kapitel 18: I keep my promise ----------------------------- Es war bereits nach Mitternacht, als Miya noch einmal einen Blick auf den schlafenden jungen Mann warf, der sich leicht auf der Couch bewegte, und die ihm übergeworfene Decke noch etwas enger um sich zog. Es hatte seine Zeit gedauert, bis Yusuke ihm alles erzählt hatte und er hatte mit den Worten geschlossen, dass er verstehen würde, wenn er ihn nun für einen feigen Nichtsnutz hielt und nichts mehr von ihm wissen wollte. Bei dieser Aussage hatte Miya ungläubig seine Augen aufgerissen, und ihn schließlich in eine Umarmung gezogen, um ihm zu vergewissern, dass er dies ganz sicherlich nicht tat. Irgendwann war Yukke dann, an seine Schulter gelehnt, eingeschlafen. Miya löschte das Licht in seinem Wohnzimmer und mit einem leichten Klopfen auf seinen Oberschenkel zeigte er Gizmo, der die gesamte Zeit das Geschehen aus seinem Körbchen verfolgt hatte, an, ihm aus dem Raum zu folgen. Der kleine Hund verstand die Geste seinen Herren sofort und eilte ihm auch gleich in die Küche nach. Ein leises Knarren erklang, als er sich auf einen der Holzstühle an dem kleinen Tisch setzte, und mit nachdenklicher Miene auf Gizmo blickte, der sich auf sein Kissen gelegt hatte und ihn aus großen braunen Augen anschaute. Unwillkürlich musste Miya lächeln, so verspielt und verschmust sein kleine Fellknäul auch war, so schien dieser doch immer zu wissen, wann es unangebracht war diese Eigenschaften zu demonstrieren. Somit wartete er stets darauf, dass er eine Aufforderung bekam sich wieder seinem Wesen entsprechend benehmen zu dürfen. Wie jetzt. "Na, komm her." Etwas fitzig hastete Gizmo bei diesen Worten auf seinen vier Pfoten zu seinem Lieblingsspielkammeraden und ließ es sich nicht nehmen, Miya eifrig mit seiner Zunge abzulecken, als dieser ihn zu sich hochnahm. Nachdenklich kraulte er den kleinen Hund, der nun auf seinem Schoß ruhte, durchs Fell. Noch einmal ließ er sich das, was Yukke ihm erzählt hatte durch den Kopf gehen. Diese ganze Geschichte hätte aus der Feder einer dieser Drama-Autoren stammen können, würde man sich nicht mitten drin in diesen Ereignissen befinden. Es war nur allzu verständlich, dass sich Yusuke solche Vorwürfe machte, obwohl Miya nicht die Ansicht verfolgte, dass es seine Schuld war, dass alles solch ein Ende gefunden hatte. Es war wirklich eine Verkettung von unglücklichen Begebenheiten und dafür konnte man ihm nun wirklich keine Anklage anhängen. Doch so wie er seinen Freund kannte, hatte er sich nie auch nur eine Sekunde mit diesen Gedanken beschäftig. Für ihn stand von vorn herein fest, dass alles nur wegen ihm in so einer Tragödie geendet hatte. Es würde wahrlich nicht leicht werden ihn aus diesen Schuldgefühlen wieder heraus zu bringen. Letztendlich wäre sogar nur Tatsuro im Stande ihm dabei zu helfen. Nur musste auch Miya sich eingestehen, dass er es als merkwürdig empfand, dass dieser bis jetzt noch nicht eine Silbe von sich gegeben hatte. Ein trübes Lächeln zog sich über seine Lippen und er schüttelte leicht den Kopf bei dem Gedanken, das Tatsuro früher fast unabdinglich etwas zu sagen hatte. Egal in welcher Lebenslage er sich befand, und man ihm manchmal nur unter Androhung irgendeiner schmerzlichen Tat dazu bringen konnte, wenigstens für eine Weile seinen Mund zu halten. Sollte Yukke womöglich Recht haben? Wollte Tatsuro ihm mit seinem Schweigen mitteilen, dass er es ihm nicht verzeihen würde was passiert war? Tatsuro war zwar schon immer eine Person gewesen, die sich gern recht theatralisch gab, wenn ihr etwas nicht passte, aber in solch einem Falle würde selbst Miya ihm so etwas nicht zutrauen. Aber so wie sich die letzten Monate entwickelt hatten, konnte er damit auch vollkommen falsch liegen. Er hätte auch nie gedacht, das Tatsuro mal aus Eifersucht so rabiat mit einem seiner Freunde umgehen würde. Doch hatte er ihn schließlich eines Besseren belehrt. Trotzdem! Tatsuro war nicht dumm. Er würde wissen, dass er mit solch einem Verhalten ihre Band vollends zerstören würde, und dies war etwas das dieser nicht riskieren würde. An etwas anderes wollte er einfach nicht denken. Ein dumpfer Laut riss Miya aus seinen Gedanken und auch Gizmo war hellhörig geworden. Mit einem Satz war dieser von seinem Herrchen herunter gehopst und trippelte in Richtung Wohnzimmer. Miya war Gizmo gefolgt und blickte nun auf den Boden seines Wohnzimmers, wo er Yusuke vorfand. Schwer atmend kniete dieser neben der Couch, seinen Blick augenscheinlich auf das Objekt gerichtet, das wohl die Ursache des Dumpfen Lautes gewesen war, den Miya zuvor vernommen hatte. Das Licht des Flures reichte aus, um all diese zu erkennen und mit raschen Schritten war Miya zu seinem Freund herangetreten, und ging nun ebenfalls in die Knie. Yukkes Körper war deutlich angespannt, seine Finger krallten sich in die heruntergezogene Decke und Schweiß ran ihm über das blasse Gesicht, was ihm einen gehetzten Ausdruck verlieh. "Yukke?" Miyas Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch schien es ihm in der vorherrschenden Stille doch ungemein laut. Behutsam legte er eine Hand auf den Rücken seines Freundes, als dieser sich noch immer nicht rührte und spürte augenblicklich, wie ein Zittern durch Yusuke zog und er noch etwas mehr in sich zusammensank. "Er wird mir nie verzeihen...", hörte Miya plötzlich die brüchige Stimme seines Freundes, dessen Unterbewusstsein ihm diese Erkenntnisse wohl mit einem schlechten Traum suggeriert haben musste, und ihn dadurch in solch einen Zustand versetzt hatte. "Glaubst du das wirklich?" Ein etwas holpriges Nicken war die Antwort und Miya wusste, dass Yukke sich schon völlig in dem Gedanken verloren hatte, das Tatsuro ihn nie wieder als einen Freund ansehen würde. Und solange dieser auch nicht mit ihnen sprach, würde Yukke auch keinen Funken Hoffnung schöpfen können. Vielleicht wäre heute auch die beste Gelegenheit dazu Tatsuro einmal direkt auf das Geschehene anzusprechen, wenn sie ihn alle besuchen gehen würden. "Yukke wir werden mit ihm darüber reden, OK? Lass dich nicht von infundierten Zweifeln fertig machen, denn noch ist gar nicht gesagt, dass er so über dich denkt. Außerdem kennst du ihn doch, er ist eben manchmal etwas zickig, aber das gibt sich auch wieder." "Ich weiß nicht mehr was ich denken soll...", meinte dieser daraufhin matt. „Ich weiß nicht einmal mehr, ob uns überhaupt noch etwas verbindet, und das schon bevor es zu all dem gekommen war. Tatsuro scheint mir so unsagbar fremd geworden, ich hab nicht erkannt, warum er sich so verändert hatte, dabei war es im Nachhinein doch so offensichtlich...." Miya war nun fast selbst der Verzweiflung nahe, zu sehen wie sich sein Freund in seinen Selbstvorwürfen ertränkte, machte ihm das Herz schwer und doch war er hilflos. Er konnte nichts weiter tun, als zu versuchen alles so weit zu stabilisieren. Auch wenn Yusuke sich von seinen aufbauenden Worten nicht stützen lassen wollte, so sollte er doch nie das Gefühl haben, dass er ihn alleine lassen würde. Egal was Tatsuro tun oder sagen würde, er würde versuchen die Fronten zu klären. So einfach wollte er nicht aufgeben, nicht solange nur ein winziges Stück Hoffnung in diesem Drama umhertrieb. ** Unruhig standen die drei jungen Männer vor dem Mann, der sie als Vertretung des ihnen sonst bekannten Arztes begrüßt hatte und jeder von ihnen spürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend, als dieser sie schließlich bat ihm in sein Büro zu folgen, noch bevor sie das Zimmer von Tatsuro betreten konnten. Yukke hatte nach seinem frühzeitigen Erwachen kein Auge mehr zu tun können und auch Miya hatte sich nicht zur Ruhe gelegt, da er Yukke nicht allein mit seinen Gedanken lassen wollte. So hatten sie sich mit reichlich starkem Kaffee die Zeit über wach gehalten, was jetzt langsam seinen Tribut zollte, indem sie sich ziemlich mitgenommen fühlten. Satochi dagegen sah recht munter aus, auch wenn seine sonst so heiteren Gesichtszüge in letzter Zeit den Ernsteren gewichen waren. "Wie geht es Tatsuro?", platzte es unerwartet aus Satochi heraus, als ihm das drückende Schweigen in dem ausladenden Büroraum einfach zu viel wurde. Dr. Nagano blickte daraufhin von der vor ihm befindlichen Akte Iwagamis auf und rückte seine Brille unnötigerweise zurecht. "Es gibt da eine Sache, die wir erst gestern haben feststellen können.", begann er in diesem typisch sterilen Ton, den sich wohl jeder angehende Arzt in einem extra Kurs in seinem Studium aneignen konnte, und lehnte sich nun in seinem Stuhl etwas zurück. "Hätte ihr Kollege uns nicht selbst darauf aufmerksam gemacht, hätte es durchaus fehl interpretiert werden können, da man schlecht etwas untersuchen kann, von dem man nicht weiß das es vorhanden ist." Yukke hörte dem Plätschern der Worte zu und mit jeder weiteren Silbe die ihnen nichts über den Zustand ihres Freundes wissen ließ, wurde er innerlich ungehaltener. "Sie können sich ja denken das..." "WAS IST MIT TATSURO?!" Völlig perplex starrte drei Augenpaare auf Yukke der in seiner Rage aufgestanden war, und der den vor ihnen sitzenden Mediziner missmutig anfunkelte. Das mahnende Vorbringen seines Namens aus Miyas Mund ließ ihn jedoch wieder etwas abkühlen. "Es...tut mir leid...", meinte er schließlich und ließ diesem eine entschuldigende Verbeugung folgen, in welcher er für einen Moment auch verharrte. "Bitte sagen sie uns einfach, was genau Tatsuro fehlt. Ich bitte sie Nagano-san!" Ruhig hatte er diese Worte vorgebracht, bevor er sich wieder aufrichtete, um sich wieder auf seinen Platz zu setzten, in der Hoffnung man würde ihn seinen kleinen Ausbruch nicht all zu übel nehmen. "Also gut. Um es kurz zu fassen, ihr Freund leitet an einer Art von Aphonie." Wieder trat Schweigen in den Raum und Yukke wusste nicht, ob sich Nagano-san durch die Ausführung eines Krankheitsbildes, welches für medizinisch ungeschulte Personen nicht zu deuten war, einen kleinen Scherz erlaubte, oder ob er wirklich davon ausging, dass ihn jeder der hier Anwesenden würde folgen können. "Ihr Freund hat seine Stimme verloren." Ohne auch nur eine Sekunde auf die fassungslosen Gesichter der drei jungen Männer einzugehen, fuhr Nagano-san mit seiner Erklärung fort. "Aphonie ist keine Krankheit im physischen Sinne, sondern bezieht sich auf die psychische Seite des Menschen. Wir haben Iwagami-san gründlich untersucht und keine Verletzung der Stimmbänder oder Luftwege feststellen können." "...was heißt das jetzt genau,…das er nie wieder sprechen kann?" Satochi staunte schon fast über sich selbst, dass er diese Frage noch hatte so gefasst stellen können, war ihm doch eher danach ihn helle Panik auszubrechen. "Es gibt keinen operativen Weg oder Medikamente, wenn sie das meinen. Wie ich schon sagte, es ist eine psychische Angelegenheit. Es gibt Menschen die durch einen Schock, oder ein Traumata einen gewissen Teil in ihrem Kopf blockieren und dies kann sich auf unterschiedlichste Art und Weise zeigen. In diesem Falle der Verlust der eigenen Stimme. Es ist nicht so, dass der Patient dies steuern kann wie er möchte. Selbst für ihn ist es meist ein Umstand den er nicht beeinflussen kann, es sei denn er begibt sich in psychologische Behandlung, wo man ihn Stück für Stück dazu zu animieren versucht, wieder zurück zur Sprache zu finden." Es war Miya gewesen, der die letzten Worte an den Mediziner gerichtet hatte, bevor sie sich wieder auf den Weg machten, zurück zu dem Zimmer in welchem Tatsuro lag. Es vergingen Minuten in denen sie einfach nur vor der geschlossenen Tür standen und schwiegen. Dieser Alptraum schien einfach nicht enden zu wollen. "Das ist als würde man einem Vogel die Flügel brechen." Und so dramatisch dieser Vergleich Satochis auch klingen mochte, so traf er es doch genau. "Ich..., ich werde wieder nach Hause gehen." Erst diese Aussage ließ Miya und Satochi aus ihren Gedanken zurückkehren, worauf beide jedoch nur noch der davoneilenden Gestalt Yukkes nachschauen konnten. "Yukke!" Miya ignorierte die strafenden Blicke der Krankenschwester, welche gerade an ihnen vorbei geschritten kam und diese Unruhe nicht gut heißen mochte. Und störte sich auch nicht an der Ermahnung dieser, dass es in einem Krankenhaus nicht erlaub wäre zu rennen, als er seinem Freund nachhastete. Etwas unschlüssig was nun seine Aufgabe bei diesem ganzen Szenario sein sollte, ließ sich Satochi letztendlich auf einen der Stühle im Gang sinken. Er würde nicht den Mut aufbringen können, nun allein zu seinem Freund zu gehen. Miya hatte Yukke im Treppenhaus einholen können, und rang nun etwas um Luft. "Yu...kke..." Dieser sah so furchtbar blass und abgekämpft aus, als wäre er schon Stunden gerannt und Miya tadelte sich selbst, dass er nicht eine Sekunde an seinen Freund gedacht hatte, als sie die Nachricht von Tatsuro Zustand erhalten hatten. Es musste Yukke wie einen Fausthieb getroffen haben, machte er sich doch eh schon so unendlich viele Vorwürfe wegen Tatsuro. Und durch seinen Kokon aus Schuld und Verzweiflung blieb die Hoffnung außen vor, die Hoffnung, dass dies nicht das Ende von allem war. Nagano-san hatte ihnen erklärt, dass es durchaus eine Möglichkeit gab Tatsuro zu helfen, nur war dies Yukke wohl völlig entgangen. "...es ist nichts verloren. Man kann Tatsuro helfen." Doch wie es sich Miya schon gedacht hatte, schienen diese Worte gar nicht zu Yusuke durchzudringen. Noch immer starrte dieser völlig apathisch auf einen unbestimmten Punkt, als hätte er höchst persönlich das Todesurteil für Tatsuro unterschrieben. Und genauso fühlte sich Yukke auch. Der Vergleich den Satochi vorhin angebracht hatte, hatte es ihm mehr als deutlich gemacht. Er war der Grund, warum Tatsuro nun auch noch durch dieses Tal gehen musste. Warum er sich weiterhin quälen musste, um zu seinem alten Leben zurück finden zu können. Nur was wäre, wenn es ihm gar nicht mehr möglich war? Was wäre, wenn er seine Stimme zwar zurück, aber nie wieder so einsetzen könnte wie es sein Lebensinhalt verlangte?? Es käme einem langsamen, schleichenden Dahinsiechen gleich und er hatte es zu verantworten! Nur er allein hätte es zu verantworten, wenn Tatsuro nie mehr das tun könnte, was er am meisten liebte. Mit dieser Tatsache, und das wusste er genau, würde er selbst nicht leben können. *** Ein tiefes Seufzen rutschte Satochi über die Lippen, als sie zu dritt das Zimmer Tatsuros wieder verließen. Seit sie wussten wie es um ihn stand, war die Atmosphäre bei jedem ihrer darauf folgenden Besuche, so schwermütig das man meinen konnte auf einer Beerdigung zu sein. Tatsuro war seit den neusten Erkenntnissen über seinen Zustand eine Mischung aus Gleichgültigkeit und merkwürdig anmutender Verzweiflung. Er ignorierte sie oft und wenn er es nicht tat, dann lag ein Ausdruck auf seinem Gesicht, der einen fast schon gespenstig erschien. Miya hatte ihm, mit Erlaubnis von Yusuke, nun auch die ganzen Einzelheiten des Unfalls erzählt und nun da er genau in Bilde war, war ihm auch das Verhalten Yukkes um einiges aufschlussreicher. Es war ein Kraftakt der Überredungskunst gewesen, diesen dazu zu bringen Tatsuro wieder unter die Augen zu treten, aber letztendlich hatte dieser sich in einer Art Trancezustand mitschleifen lassen. Yukke bot in den Augenblicken ihrer Besuche ein nicht minder groteskes Bild wie es Tatsuro tat. Yukke vermied es tunlichst Tatsuro anzuschauen und zog sich in solchen Momenten scheinbar immer in seine eigene Welt zurück, nur um sich mit nichts konfrontiert sehen zu müssen. *** Ohne sich groß zu unterhalten verließen sie das Gebäude wieder. Der Januar hatte sich mit frostigen Temperaturen niedergelassen und Satochi wünschte sich nichts sehnlicher, als das der Frühling bald diese ungemütliche Jahreszeit ablösen würde. "In einer Woche soll Tatsuro entlassen werden.", durchbrach Miya das Schweigen, während sie sich dem Parkplatz näherten. "Naoyuki-san hat es mir vorhin mitgeteilt, als ich auf dem Weg zu den Toiletten war." Die anderen beiden Männer nickten verstehend. "Er fragte mich, ob es möglich wäre, dass er bei jemanden unterkommen könnte, um ihm etwas Unterstützung für die erste Zeit zukommen zu lassen." Kurz hielt Miya in seinen Worten inne, bevor er schließlich weiter sprach. "Ich denke bei seiner Familie, wäre er am besten aufgehoben." Yukkes stoppte seine Schritte und blickte überlegend auf seine Freunde, die sich nun langsam von ihm entfernten, bevor auch sie bemerkten, dass er stehen geblieben war. "Was ist los?", erkundigte sich Satochi und auch Miya musterte ihn fragend. "Wenn er zu seiner Familie kommt, müsste er dann nicht immer erst die ganze Stecke von Mito bis Tokyo fahren wegen der Nachuntersuchungen? Naoyuki-san meinte doch, dass es für die Therapie die besten Speziallisten in Tokyo gäbe. Ich denke es wäre für ihn viel zu anstrengend immer erst hin und her zu pendeln." Etwas überrascht, über diese durchaus logische Ausführung, konnte Miya nicht anders als ihm zuzustimmen. "Du meinst er solle bei einem von uns bleiben, richtig?" Leicht wallte Hitze in Yusuke auf, kam er sich doch etwas durchschaut vor. Aber er hatte soeben etwas für sich entschieden. "Ich meine er sollte bei mir bleiben!" Es war das erste Mal seit Langem, das Yukke wieder solch einen entschlossenen Gesichtsausdruck präsentierte, als er diese Worte sprach. "Meinst du, du wärst dem gewachsen? Tatsuro wird kein leichter Fall sein." Yukke wusste das Miya Recht hatte und auch, dass sich dieser Sorgen darum machte wie er, Yukke, damit zu Recht kommen würde. Schließlich war er wegen Tatsuro, in den vergangen Wochen, beinahe ein Schatten seiner selbst geworden. "Ich habe es ihm versprochen..., damals..." Synchron hoben sich die Augenbrauen der anderen beiden, doch vermochten sie es nicht den Endschluss ihres Freundes ins Wanken zu bringen. "Außerdem würde es mir helfen mich etwas von meinen Schuldgefühlen zu lösen." "Ich verstehe. Aber die endgültige Endscheidung liegt bei Tatsuro. Er muss entscheiden wohin er möchte." "Ich weiß, und letztendlich habe ich eh keine Chance, dass er mein Angebot annimmt, doch ich wollte es ihn wenigstens wissen lassen." Mit einen traurigen Lächeln schloss er nun wieder zu seinen Freunden auf und wenig später verließ jeder für sich den Parkplatz. ** Es war nicht unbedingt einfach Tatsuro verständlich zu machen, was man sich dabei dachte, als man ihn mitteilte, dass er für die erste Zeit nach seiner Entlassung bei jemandem wohnen sollte, damit er nicht auf sich allein gestellt wäre. Er hatte diese Mitteilung mit einem leeren Blick abgetan und sich letztendlich zu gar nichts entschieden. Doch nun war der Tag herangerückt, an welchem er dieser ihm so verhasste Einrichtung endlich den Rücken zukehren konnte. Nur schien ihm auch das so völlig egal, dass man ihn wohl auch hätte hier lassen können. Yukke verfolgte diese Tatsache noch immer mit größter Sorge, doch er hatte sich vorgenommen nun nicht mehr in seinem Selbstmitleid dahin zu dümpeln, sondern seinem Freund zu helfen wo immer es ihm auch möglich war. Es würde weder ihm noch Tatsuro etwas bringen, wenn er sich bis ans Ende seiner Tage so gehen lassen würde. Und selbst wenn er sich doch noch dazu entschließen würde zu seinen Eltern zu wollen, dann würde er es akzeptieren und ihn halt des Öfteren besuchen fahren, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Er wollte einfach alles tun, damit es wenigstens wieder ein klein wenig bergauf ging. Und er wollte die Gewissheit in Tatsuro pflanzen, das er stets auf ihn zählen könne, egal was noch kommen mochte. Doch nun standen sie erst einmal immer noch vor der Frage, wohin sich dieser begeben sollte. Yukke schaute auf die schmale Frau neben Tatsuros Bett, die ihrem Sohn behutsam über das fahle Gesicht strich und ihm sagte, dass sie sich freuen würde, wenn er zu ihnen kommen würde. Natürlich wusste Yukke das es seinem Freund zu Hause an nichts fehlen sollte und er wusste auch, das Iwagami-san und auch alle anderen von Tatsuros Familie sich gut und gerne um ihn kümmern würden. Doch irgendwo hoffte er doch, dass dieser sich dafür entscheiden würde hier in Tokyo zu bleiben. Auch wenn dieser Gedanke recht egoistisch war, hielt er an diesem fest. "Fuguno-kun." Etwas abgedriftet in seine Überlegungen schaute Angesprochener überrascht auf, als er seinen Namen hörte und blickte nun in das leicht lächelnde Gesicht von Tatsuros Mutter. "Vielleicht sollten sie einmal mit ihm reden." Es war nur dieser Satz, doch brachte er sein Herz dazu hart gegen seinen Brustkopf zu schlagen, da er bis jetzt noch nicht wieder das Wort an Tatsuro gerichtet hatte, seit er damals einfach so aus dessen Zimmer verschwunden war. Er hatte immer Miya oder Sato sprechen lassen, da er sich einfach nicht sicher war, wie Tatsuro auf ihn reagieren würde. Doch nun konnte er sich nicht einfach so raus winden, schließlich hatte er angeboten sich um ihn kümmern zu wollen und es wäre mehr als rückradlos nun zu rufen, dass er es sich anders überlegt hätte. Zumal dies gar nicht der Wahrheit entsprechen würde. Also trat Yusuke an das Bett seines Freundes heran, noch immer begleitet von dem hastigen Schlagen seines Pulses, zudem sich nun noch eine unangenehme Wärme in seinem Körper aufschaukelte. Tatsuro schaute ihn nicht an, blickte weiter hinaus aus dem Fenster in den jungen Tag und rührte sich auch nicht, als Yukke seine Stimme erhob und ihm mit leichten Zittern in dieser erklärte, was auch Iwagami-san zuvor schon mitgeteilt hatte. Noch immer konnte es Yusuke nicht so recht glauben, das sich Tatsuro doch dagegen entschieden hatte mit seiner Mutter gehen zu wollen. Und auch wenn dieser nicht direkt mitgeteilt hatte, dass er bei Yusuke bleiben wolle, fühlte er sich doch schon um einiges erleichterter, da sich das Gefühl, das Tatsuro ihn auf keinen Fall um sich haben wolle somit nicht beständig sah. Aber womöglich lag es auch nur an den rationalen Ansichten die auch er zuvor schon angebracht hatte und Tatsuro wollte einfach nicht ständig hin und herfahren müssen. Aber selbst wenn dem so wäre, hatte er jetzt die Chance für diesen da zu sein. Mit langsamen Schritten durchquerten sie die Gänge des Krankenhauses, da sich Tatsuro einfach nicht hatte in einen Rollstuhl bis zum Wagen bringen lassen wollen. Er hatte sich schon nicht beim Anziehen seiner Sachen helfen lassen wollen, bis ihn Iwagami-san, in ihrem Recht als Mutter, in einem strengen Ton, vom Gegenteil überzeugt hatte. Im Allgemeinen schien Tatsuro heute recht reizbar und auch wenn man im Normalfall deswegen lieber in Deckung gegangen wäre, war man irgendwie schon froh, dass sich dieser überhaupt noch einmal aus dieser Gleichgültigkeit der vergangenen Tage heraus bewegte. Yukke warf einen vorsichtigen Blick auf ihn, als sie den Fahrstuhl betraten und er konnte deutlich sehen, wie viel ihn diese wenigen Meter schon an Kraft gekostet hatten. Es war ja auch nicht verwunderlich, wenn man bedachte, wie lange er sich schon nicht mehr richtig bewegt hatte. Ein leichter Film aus Schweiß lag schon über dem noch immer ungesund wirkenden Gesicht und brachte die Versuchung in ihn, Tatsuro anzubieten sich bei ihm abstützen zu können wenn er wolle. Doch kaum hatte sich die Tür des Lifts wieder geöffnet, schritt dieser stur voran und ließ somit klar werden, das er keine Hilfe benötigt. Ein wissender Blick von Miya auf Yukke folgte und er wusste, dass er ihn gewarnt hatte, was er sich mit seinem Vorhaben antun würde. Doch noch war er optimistisch, auch wenn er nicht sagen konnte auf was genau diese Einstellung basierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)