Like a crimson sunrise or a waterblue sky full of cherry blossoms von Aka_Tonbo (Tatsu-Yukke) ================================================================================ Kapitel 12: No place to hide ---------------------------- "Ach komm schon, tu mir den Gefallen, ich spendieredir auch was Leckeres." Tatsuro war wirklich am überlegen, ob er nichteinfach wieder auflegen sollte, da es sich Satochi anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte, ihn aus einem gut gemeinten Gedanken heraus, einfach nicht in Ruhe lassen zu wollen. Und sich mit der alles sagenden Begründung, keine Lust auf eine Tour nach Shinjuku zu haben, nicht dazu bringen ließ, ihn mit seiner Quengelei zu verschonen. Warum hatte er den Anruf auch überhaupt erst entgegengenommen?! "Was sollen wir denn dort? Willst du mich etwa nach Kabukichō schleifen?!" Der scharfe Ton seiner Stimme intensivierte sich noch ein wenig mehr über diese Frage, doch auch damit konnte er den Tatendrang seines alten Freundes nicht zum Erliegen bringen, der anstatt sich nun geschlagen zu geben, bei Erwähnung dieses Viertels, nur ein ertapptes Glucksen vernehmen ließ. Also hatte er mit seiner Vermutung wohl genau ins Schwarze getroffen. Und so sehr er solch einen Vorschlag in früheren Tageauch begrüßt hätte, so war dasBedürfnis sein Trübsal von halbnackte, tanzende Frauen davontragen zu lassen seit einer gewissen Zeit mehr als abgeflaut und momentan sogar weit unter dem Nullpunkt. "Mensch Tatsu mit dir ist wirklich nichts mehr los.", schmollte Satochi. Und obwohl Tatsuro sich nun auf dem besten Wege zu befinden schien, Satochi nur noch mit wenigen Worten zum Auflegenbewegen zu können, stahl sich ein ergebener Seufzer über seine Lippen. Da es ihn doch schon irgendwie rührte, das sich dieser so darum bemühte ihn wieder etwas in Form bringen zu wollen. "Hol mich um sieben rum ab. Aber wir gehen nur was essen, verstanden!", ermahnte er Satochi eindringlich. "Alles klar mein Großer. Bis dann!" Es würde ihm bestimmt mal ganz gut tun sich etwas abzulenken, auch wenn er damit rechnen musste, dass Satochi sicherlich nicht verschweigen würde, dass er nicht umhin kam die seltsameSpannung zwischen ihm und Yukke zu bemerken. Tatsuro wusste genau, dass er die wahren Gründe dafür nicht preisgeben würde. Und wenn er mit bedeutungsvollem Schweigen zu diesem Thema nicht weiter kommen sollte, dann würde er sich eben wieder eine Notlügeeinfallen lassen müssen. Auch wenn es unfair gegenüber der Besorgnis seines Freundes war, ihn erneut in eine falsche Richtung zu schicken, so war es dennoch die beste Lösung. Kapitulierend begab sich Tatsuro die Schritte zurück die er Satochi schon vorauswar und fand sich wieder neben diesem ein, um daraufhin etwas verständnislos in das riesige Schaufenster eines Sportgeschäftes zu blicken, von welchem Satochi sich augenscheinlich nicht mehr zu entfernen gedachte. Dessen große und leuchtenden Augen, die sich an einem der ausgestellten Surfboards festgesetzt hatten, waren in Verbindung mit dessen biologischen Alter schon irgendwie erheiternd, glich er doch eher einem kleinen Kind, das unbedingt einen ganz speziellen Spielzeugbagger ins Auge gefasst hatte. "Du weißt schon, dass wir uns dem Winter nähern?" , informierte ihn Tatsuro, der nicht ganz nachvollziehen konnte, was Satochi ausgerechnet jetzt dazu bewogen haben könnte, sich mit dem Gedanken zu befassen, dass ein neues Bord, doch mal wieder eine Optionwäre. Doch wenn dieses Kaufhaus kein Problem damit hatte diese Sportartikel um diese Jahreszeit anzupreisen, warum sollte dann Satochi kopfschüttelnd daran vorüber ziehen? Es hatte wohl alles seine ganz persönliche Logik. "Ja, aber der nächste Sommer kommt bestimmt.", grinste dieser schließlich in die Auslage und notierte sich gedanklich, hier auf jeden Fall noch einmal vorbei schauen zu müssen bevor er sich, zur Erleichterung seines Begleiters, endlich wieder in Bewegung setzte. "Wenn du willst bring iches dir mal bei." Dem darauf folgende skeptische Auflachen seines Freundes, maß Satochi dabei keine große Bedeutung zu. Eine sportliche Betätigung würde Tatsuro sicherlich auch ganz gut tun, selbst wenn er es vom Körpervolumen her nicht nötig hatte, aber vielleicht würde es ihn ausgeglichener machen. "Das meine ich ernst. Es muss ja nicht gerade surfen sein, aber vielleicht was anderes. Du wirst sehen, dass man damit auch was für seineSeele tun kann." Nun war es wohl soweit. Satochi hatte ihn nicht direkt darauf angesprochen, aber was dieser mit seiner letzten Bemerkung versucht hatte anzudeuten, war ihm dennoch klar. Ja, er war mit sich selbst uneins. Zurzeit mehr als je zuvor und er wäre wirklich dankbar, wenn er sich und alles was ihn beschäftigte, mit euphorischer, sportlicher Betätigung wieder in den Griff bekommen würde. Nur war es leider nicht so einfach. Aber der Versuch seines Freundes, ihn wissen zu lassen, dass er nicht alleine mit allem fertig werden musste, tat seinem geschundenen Gefühlsleben in diesem Moment wirklich gut und animierte ihn sogar zu einem dankbaren Lächeln. "Ich werd mir dein Angebot durch den Kopf gehen lassen, versprochen." Damit schien auch Satochi schon etwas zufriedener zu sein, der Tatsuro nun kumpelhaft den Arm um die Schultern legte und seinen leicht mosernden Freund in dieser Stellage mit sich dirigierte. Tatsuro war Satochi ehrlich dankbar für sein Bemühen und dennoch holte ihn der Wunsch ein, dass es doch Yukke sein sollte mit dem er hier durch die Straßen zog. Tatsuro staunte nicht schlecht, als sie sich vor einem recht nobel wirkenden italienischen Restaurant wieder fanden und Satochi auch tatsächlich Anstalten machte dieses Etablissement betreten zu wollen. Er hatte zwar gesagt, dass sie Essen gehen könnten, aber dass Satochi ihn gleich in so einen Laden zerren würde, hatte er nun wahrlich nicht erwartet. Dieser bemerkte die Verwunderung seitens Tatsuros mit einen gutgelaunten Grinsen und schob diesen schließlich Richtung Eingang, um deutlich zu machen, dass er sich nicht irrte und er sich auch keinen Spaß mit ihm erlaubte. "Aber..." "Nun tu mal nicht so bescheiden! Ich weiß, dass du Pizza nicht widerstehen kannst und so wie ich gehört habe, sollen die Italiener ganz gut in deren Zubereitung sein." Daraufhin hatte auch er nichts mehr zu erwidern und ließ sich nun widerstandslos in das Innere des Restaurants führen. Der Tisch den man ihnen zugeteilt hatte, warzwar nicht unbedingt für Personen mit langen Beinen ausgelegt, aber Tatsuro fand dennoch eine bequeme Position und schaute sich erst einmal ausgiebig um, da er nicht oft in Lokalitäten einkehrte die solch ein Ambiente vermittelten. Meist reichte ihm ein Besuch bei Pizza-Hut, oder er kredenzte sich eine dieser Teigspezialitäten aus der Tiefkühltruhe. Warum auch groß ausgehen, wenn nichts Besonders solch eine Geldverschwendung wert war? Aber es lag ihm fern sich beschweren zu wollen, wenn er schon einmal ohne großartigen Grund so etwas spendiert bekam. Interessiert studierte er die Karte, die ihm der freundliche Kellner beim Zuweisen der Platze überreicht hatte. Die Auswahl an landesüblichen Gerichten war beeindruckend und auch wenn er hier mit Speisen konfrontiert wurde, die alle samt eine unbeschreibliche Gaumenfreude versprachen, entschied er sich letztendlich doch für etwas Bekanntes. Damit konnte er wenigstens nichts falsch machen. Und nachdem sie ihre Bestellung auch weitergegeben hatten, fiel seine Aufmerksamkeit auf die Rote Kerze in der Mitte des Tisches deren Flamme sanft hin und her tänzelte. Satochi gab einem amüsierten Ton von sich, bevor er seine Nächste Frage hervorbrachte. "Kannst du dich noch daran erinnern, als wir Yukke dazu überredet hatten,als Beweis für seine maskuline Seite, sich das heiße Wachs einer Kerze auf den Arm tropfen zu lassen?" Tatsuro musste bei der Frage seines Freundes schmunzeln. Natürlich konnte er sich noch daran erinnern, schließlich war er es gewesen, der diese Prozedur vorgeschlagen und dann auch durchgeführt hatte. "Er hat sich ganz schön angestellte.", brachte er seinen Gedanken dazu zum Ausdruck und hoffte das Satochi seine Wehmut über diese Erkenntnis nicht als solche im Stande war zu deuten. Tatsuros geknickter Blick sprach allerdings für sich. Selbst wenn Satochi der traurige Ton entgangen wäre, so fand er alle nötigen Empfindungen in der Mimik seines Freundes wieder die ihm mehr verrieten, als es Tatsuro sicherlich lieb war. Dieser hatte nie ein deutliches Wortüber sein neuerliches Verhalten gegenüber Yusuke verloren und so wie er ihn kannte, würde er das auch in Zukunft nicht tun. Aber gerade in diesem Moment hatte er Satochi unbewusst, ein Stück weit in seinen Zustand eingeweiht, selbst wenn Tatsuro es nichtals solches auslegen wollte. Für diejenigen die nicht wussten was vorgefallen war, gab es zwei Möglichkeiten sich ihren Teil zu dieser Situation zu denken. Der Erste basierte darauf, dass es etwas gegeben haben musste, das den Unmut Tatsuros heraufbeschworen hatte und er sich so in seinem Ego gekränkt fühlte, dass er deswegen in solch ein Schemata verfallen war, um Yukke damit eine Lektion erteilen zu wollen. Die andere Variante hatte ihren Ursprung in der gleichen Erde, nur hatte dies nichts mit pikiertemStolz zu tun. Vielleicht hatte Yusuke ihn unbeabsichtigt mit etwas verletzt, dass Tatsuro so nahe gegangen war, dass er sich nun aus einer Art Enttäuschung heraus diesen Abstand suchte. Und diese kleine und unschuldig wirkende Erinnerung, die er gerade mit ihm geteilt hatte, ließ Satochi mutmaßen, dass grober Ärger nicht das Motiv für Tatsuros Benehmen gegenüber Yukke sein konnte. Tatsuros klang in Bezug auf Yusuke nicht verärgert oder ablehnend,sonderneher sentimental. So wie man klingt, wenn man sich an alte Zeiten erinnert, von denen man sich wünscht sie noch einmal zurückholen zu können. Was war nun also passiert? Zufrieden und rhythmisch, so wie es sich für einen Drummer auch gehörte, klopfte sich Satochi auf seinen gut gefüllte Bauch und setzte anden letzten Rest Rotwein aus seinem Glas zu behelfen. Auch Tatsuro hatte seinen Teller ordnungsgemäß geleert, da es diese Pizza auf jeden Fall verdient hatte restlos verspeist zu werden. Satochi war nicht bestimmt darauf aus gewesen seinen Freund nun mittaktischen Hinweisen zu mehr Offenheit zu bewegen, doch zeigte sich, dass Tatsuro solch einen Wink auch gar nicht benötigte. Er hatte von sich aus die ein oder andere Erinnerung wachgerüttelt und sie mit Satochi noch einmal Revue passieren lassen. Und erneut war zu verfolgen, auf welche Weise es Tatsuro zu bewegen wusste, was Satochis zuvor angestellte Vermutung nur noch weiter gefestigt hatte. Ob Yukke eine Ahnung hatte,wie Tatsuro ihren Zwiespalt empfand? Sicherlich nicht. Sonst wäre er bestimmt nichtdazu übergegangen, nun ebenfalls so frostig zu agieren, wenn es um Tatsuro ging. Vielleicht sollte er auch noch einmal mit Yusuke sprechen. Denn wie Tatsuro sich fühlte, konnte er sich ja nun recht gut denken. Jedoch konnte es auch passieren, dass er damitnur noch alles verschlimmerte. Vielleicht sogar sich selbst mit in die Schussbahn rückte und das wäre dann für ihre Zusammenarbeit reichlich ungünstig. Ihm waren also sprichwörtlich die Hände gebunden, und das war ein Zustand denn er nur widerwillig akzeptieren konnte und nicht ferner akzeptieren musste. Nachdem sich Tatsuro davon überzeugen konnte, dass Satochi auch wirklich in der Lage gewesen war ihre Rechnung begleichen zu können, hatten sie sich wieder auf den Weg gemacht und liefen nun etwas ziellosdurch das aufgeweckte Viertel. Die Option nun wieder nach Hause zu wollen, stand ihm natürlich offen, aber er wollte jetzt noch nicht zurück. Er würde noch genügend Zeit damit verbringen dürfen sich einsam und verlassen zu fühlen. Am liebsten wäre ereinfach nur umher gelaufen, denn oberflächlich gesehen war man in dieser Stadt nie allein. Selbst wenn nur Fremde an einem vorbeizogen. Tatsuro wollte seinen Freund aber auch nicht noch länger mit seiner eigenartigen Laune zur Last fallen, da er sich gut vorstellen konnte, dass es diesem nicht gerade leicht fiel, ihn in solch einer Verfassung umher wandeln zu sehen. "Hey Sato...," Tatsuro hatte sich nun seinem Begleiter zugewandt und veranlasste diesen damit stehen zu bleiben. "...danke, dass du dich um mich gekümmert hast, aber du musst dich jetzt nicht mit mir hier herumplagen. Ich werd den Weg auch alleine nach Hause finden." Satochi zeigte im ersten Moment keinerlei Regung auf die Worte seines Freundes und Tatsuro vermutete fast so etwas wie die Ruhe vordem Sturm. "Tatsuro wie lange kennen wir uns jetzt schon?" Etwas verwundert schaute er auf den Mann vor sich, da ihm diese Frage doch recht zusammenhangslos erschien. "Na ja, es sind schon so einige Jahre.", erwiderte er daraufhin mit einem leichten Schulterzucken und bemerkte wie sich die Gesichtszüge Satochis wieder ein Stück aufhellten. "Ganz genau, es sind schon einige Jahre und ich kann sehr gut selbst entscheiden, wann du mir auf den Geist gehst und ich dich einfach stehen lassen sollte." Daraufhinmusste auch Tatsuro ein wenig schmunzeln und nickte seinen Freund verstehend zu. Auch wenn er nie die Person an seiner Seite wissen durfte die ihm alles bedeutete, so war die Gewissheit trotzdem nie völlig allein zu sein, etwas das ihm ein wenig seiner Kraft zurück brachte. Und gerade als dieses Gefühl ein wenig von seiner Schwäche wegradierte, wurde ihm etwas vor Augen geführt, dass sämtlichen Optimismus den er noch im Stande war zu mobilisieren, mit einem Schlag niederstreckte. Was hatte er nur getan, dass ihm das Schicksal einfach nicht gewogen sein wollte? Dieser Moloch von einer Stadt war so unendlich groß, so überfüllt mit Körpern und ausgerechnet hier und jetzt musste man ihm erneut demonstrieren, dass er sich auch unter all diesen Menschen nicht einfach verstecken konnte. Das seine Wunden nicht heilen durften. Das er an einem bestimmten Punkt in seinem bisherigen Dasein dem falschen Weg gefolgt war und dafür nun zu zahlen hatte. Hätte er sich doch nur nicht zu Satochi umgedreht. Wäre er einfach nur weiter gegangen, dann hätte er sie nicht gesehen. "Sind das nicht Yukke und Mariko-san?" Satochi war der Beobachtung Tatsuros gefolgt, als dieser wie versteinert hinter ihn geblickt hatte und völlig abwesend zu sein schien. Und für seinen Stand der Dinge, war dessen Verhalten einfach nur darauf zurück zu führen, dass er überraschenderweise Yukke hier sah und damit sicherlich nicht gerechnet hatte. Tatsuro bemühte sichindes krampfhaft das Geschehen vor ihnen herunterzuspielen. Essich irgendwie so zu erklären, dass es ihn nicht unsagbarschmerzte. Doch so sehr er auch versuchte die Bedeutung dieses Anblicksmit dünnen Interpretationen zu umwickeln, konnte er sie nicht aus seinem Kopf verbannen. Yusuke und diese Frau waren hier; zusammen. Und er konnte nichts weiter tun als sich zu wünschen,dass dies doch alles nur ein schlechter Traum sei. *** Leicht legte Yukke seinen Kopf schief, um sich auch noch die letzten Details dieses extravaganten Hochzeitsgeschenks verinnerlichen zu können, welches er vor sich auf dem Tisch platziert hatte. Er selbst hatte einiges an verspielte und für einige Menschen unnötigen Dekoelementen in seinen Räumlichkeiten verteilt, aber so etwas war dann auch ihm etwas zu viel des Guten. Aber das mochte auch daran liegen, dass er trotz mancher Eigenheiten, immer noch ein Mann war und mit einer Kristallspieluhr nicht wirklich viel anfangen konnte. Ein fast schon gemeines Grinsen zierte sein Gesicht, als er sich seinen Bruder in Mitten unzähliger solcher kitschigen Dinge vorstellte und wie dieser sich kaum wagte sich zubewegen, aus Angst er könne eines davon zu Bruch bringen. Yusuke war ehrlich froh darüber gewesen, dass ihm Hanasawa-san bei der Suche nach diesem Stück geholfen hatte. Er hatte seiner Mutter versprochen sich einmal danach umzusehen, da es ja in dieser Stadt nichts gab, was es nicht gab. Man musste halt nur wissen wo man es fand und nicht minder auch genügend Geld dabei haben. Erneut begutachtete er das kristallene Gebilde, bei dessen Preis es ihm für einen Augenblick doch recht mulmig geworden war. Abergut, für so einen Anlass sollte man schon nicht so knickrig sein. Außerdem war es ja nicht sein Geschenk an das Brautpaar. Wobei ihm auch klar wurde, dass er sich selbst noch keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, was er in seinem Namen überreichen sollte. Aber soweit er informiert war gab es eine ominöse Liste die, so wie es üblich war, von dem Paar erstellt worden war und auf der man alles fand was sich gewünscht wurde. Eigentlich fand er es ja schon etwas schade, dass sich sein Bruder und seine Auserwählte für eine Hochzeit im westlichen Stil entschieden hatten, vermittelte doch eine traditionell, japanische Trauung weitaus mehr Eleganz und Würde. Und vor allem Verbundenheit zu ihren Wurzeln. Aber wie so vieles in der modernen Zeit, verlor auch so etwas immer mehr an Bedeutung. Es war wirklich schade. Trotzdem würde er froh sein, wenn dies alles überstanden war und wieder Normalität Einzug halten konnte. Obwohl sein mentaler Zustand von normal noch ziemlich weit entfernt war. Solange er nicht vollständig damit klar kam, dass das Verhältnis zwischen ihm und Tatsuro so unangenehm in der Luft hing, wäre an einen einfachen Ablauf seines Lebens nicht mehr zu denken. Er hasste die Rolle die er hier spielte. Das war nicht das, was er vermitteln wollte under fühlte sich einfach nur schlecht dabei. Aber nur so würde er wohl damit fertig werden können. Irgendwann würde es schon aufhören so weh zu tun. Irgendwann. *** Leicht genervt versuchte Yukke das penetrante Geräusch in seiner unmittelbaren Nähe zuignorieren, das es ihm ziemlich erschwerte sich auf die Lektüre zu konzentrieren, die er in seinen Händen hielt und hinter der er sich auch etwas zu verstecken versuchte. Da sich niemand außer ihm und Tatsuro noch im Raum befanden. Er konnte nicht sagen, ob dies ein Zufall oder pure Absicht seiner beiden anderen Kollegen war. Was ihm aber unmissverständlich deutlich gemacht wurde, war die Unruhe die Tatsuro heute inne wohnte. Beständig hallte das Klopfen des schweren Rings an seinen Mittelfinger durch denRaum, mit dem er die hölzerne Platte des Tisches vor sich malträtierte und auch nicht annehmen ließ damit in nächster Nähe aufhören zu wollen. Zwar hätte Yukke das Zimmer ebenfalls verlassen können, aber er kam sich dabei immer reichlich lächerlich vor, sobald es darauf hinauslief mit Tatsuro allein sein zu müssen, wie ein geschlagener Hund die Flucht zu ergreifen. Also blieb er wo er war. Er musste sich ja nicht unweigerlich mit ihm unterhalten, nur war sein Plan sich hinter diesem umfangreichen Modekatalog zu verbergen und damit auf Ruhe zu hoffen nicht ganz aufgegangen. Tatsuro trommelte noch immer in einem monotonen Takt vor sich hin und fast wäre ihm die Idee gekommen, dass dieser es aus Mutwillen tat. Doch warum sollte er das tun? Einfach nur um ihn provozieren zu wollen? Es wäre nicht wirklich auszuschließen. Es gab schließlich auch nie einen verständlichen Grund, warum er überhaupt erst zu solch einem abweisenden Verhalten ihm gegenüber gewechselt hatte. Es konnte also gut möglich sein, dass es Tatsuro mit dieser Aktion darauf anlegt ihn zu stören. Schließlich donnerte er den Katalog schwungvoll auf die Tischplatte. Auch wenn er nicht ganz so rabiat darauf hinweisen wollte, dass ihm etwas missfiel ließ er nicht zu, dass sein Gegenüber es mitbekam. “Könntest du freundlicherweise damit aufhören?!” Yusuke versuchte seine Bitte so neutral wie möglich vorzubringen, doch konnte er einen scharfen Unterton nicht gänzlich vermeiden. Plötzlich lag eine Stille um ihn herum die ihm, so sehr ihn das Geklopfe auch genervt hatte, ziemlich unangenehm war. Sein Unwohlsein hob sich noch ein Stück, als er registrierte mit welcher Geringschätzung er von Tatsuro betrachtet wurde. Und nur wenige Sekunden später vernahm er wieder das Geräusch von Edelmetall auf schnödes Furnierholz. Zähneknirschen richtete er sich auf undwollte gerade den Raum verlassen, als ihm etwas sagte das es vielleicht genau das war, was Tatsuro damit erreichen wollte. Also nahm er davon Abstand, ihm diesen Gefallen auch noch tun zu wollen. Und an Stelle von Flucht, war diesmal Angriff seine Antwort. Mit nur wenigen Schritten hatte er die Distanz zu seinem Instrument überwunden und griff entschlossen danach. Dieses Spiel konnte man auch gut und gerne zu zweit spielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)