Was ist nur los?! von Nara_x3 ================================================================================ Kapitel 1: Was ist nur los?! ---------------------------- Seit einigen Jahren besuchen Salia, Ray und Melvin dieselbe Schule und sind seitdem gut miteinander befreundet, auch wenn es bei Ray anders zu sein scheint. Aber nicht nur das ist anders an ihm, er hat auch irgendetwas geheimnisvolles an sich, wie Salia immer wieder findet, aber wenn sie Ray auf Dinge solcher Art anspricht, blockt er meistens ab, oder zieht es ins Lächerliche. Somit hat Salia das schon seit einem Jahr aufgegeben. Aber diesen Sommer sollte sich das alles ändern… Wieder ein ganz normaler Schultag. Die drei gehen nebeneinander nach Hause, allerdings ist Ray diesmal ziemlich angespannt, meint aber immer wieder, dass er nichts habe. Aber Salia kennt ihn nun viel zu lange, um auf so eine Ausrede reinzufallen. Trotzdem harkt sie nicht weiter nach, er wird bestimmt einen Grund haben… Aber ihr ist mittlerweile aufgefallen, dass er ihr gegenüber immer verschlossener wird und sie weiß einfach nicht wieso. Sie will wissen, was es ist, sie will wissen, was sie getan hat! Aber Ray bleibt stumm darüber… Doch plötzlich stellt sich ein Mann ihnen in den Weg. Sein Gesicht ist vernarbt, das eine Hosenbein zerfetzt und tiefe Wunden sind zu erkennen, doch in der Kleidung scheint kein Blut zu sein, alles ist schwarz. Verwirrt schauen Salia und Melvin ihn, Ray hingegen ist augenblicklich stocksteif und macht einen Schritt zurück. Melvin, der neben ihn steht, fragt, was er habe und er meint nur leise, dass er mit Salia so schnell wie möglich weggehen solle, das Folgende gehe sie nichts an. Kurz zögert er, gehorcht ihm dann aber doch und die beiden verschwinden. Sobald sie außer Hör- und Sehweite sind, geht Ray augenblicklich in Angriffsposition und seine Augen färben sich blutrot. „Was willst du hier?!“, zischt er unfreundlich, doch sein Gegenüber muss darauf nur grinsen und fährt sich mit der Hand durch seine zerzausten Haare. „Das solltest du eigentlich wissen, Ray!“ Er lacht leise finster, dann beginnt seine Kleidung ohne einen einzigen Windstoß zu wehen und sein Grinsen wird höhnisch. „Sie wollen dich zurück. Sie haben etwas ganz Besonderes mit dir vor!“ Rays Blick verfinstert sich, sein ganzer Körper spannt sich an, er bleibt stumm. „Jetzt tu nicht so, als hätten wir dir wer-weiß-was angetan! Du bist ohne ein Wort abgehau‘n und jetzt wollen sie dich und deine supertollen Fähigkeiten zurück, Kleiner. Und wenn du kneifst… Na ja, du weißt ja, was dir dann blüht! Ich würde mich schnell entscheiden, ich bin nur der Vorreiter – Sie suchen dich bereits!“ Und mit diesen Worten löst sich der Mann in Rauch auf und Rays Körper lockert sich wieder. Auch seine Augen färben sich wieder eisblau, sein Blick hingegen ist nun trüb. Er wusste genau, was sie wollten, doch sie würden es nicht bekommen… Und er kann nur hoffen, dass sie da nicht mit reingezogen wird… Kurz darauf trifft Ray auf Melvin, der vor seinem Haus auf ihn gewartet hatte. Als Melvin ihn hört, sieht er auf, er war wohl in Trance gefallen oder etwas Ähnliches, auf jeden Fall scheint sein Blick noch trüb. Ray geht ohne ein Wort an ihm vorbei, auch Melvin meidet seinen Blick, doch sprechen tut er trotzdem: >Sie sind hinter dir her, richtig?< Ray schweigt, aber dadurch merkt Melvin nur, wie Recht er hat. „Du solltest dem Ganzen bald ein Ende machen, bevor noch Unschuldige mit reingezogen werden.< „Ich weiß. Aber stell du dich mal gegen eine ganze Organisation!< „Allein? Pfft, niemals! Außerdem hast du mich!“ Als er das sagt, dreht er sich breit grinsend zu Ray um, der an der Tür steht. Dieser bleibt wieder stumm. Er weiß es zu schätzen, dass Melvin hinter ihm steht, aber eigentlich will er da allein durch, er will niemanden mit hineinziehen, denn wenn er mit eingeweiht ist, dann wird Salia es bald auch wissen wollen… Melvin scheint das zu merken. „Du magst sie sehr, stimmt’s?“ Augenblicklich zuckt Ray zusammen. „Die?! Tickst du noch richtig?!“ „Ja, selbst ein Blinder merkt es! Aber ich glaube, sie ist die einzige, die es nicht merkt. Aber du anscheinend auch nicht!“ Bei dem letzten Satz grinst er Ray wieder an, doch der öffnet bereits die Tür und knallt sie ihm förmlich vor der Nase zu. Damit ist die Unterhaltung beendet und Melvin verschwindet – Auf menschenuntypische Weise! Ray hingegen lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür, schließt die Augen und rutscht langsam zu Boden. Wieso? Wieso mussten sie ihn ausgerechnet jetzt suchen? Jetzt, wo er keine Chance mehr hatte zu fliehen… „Jetzt wird hier endlich mal Klartext gesprochen! Also: Was ist mit euch los?!“ Salia hämmert wütend auf den Tisch, an dem sie in der riesigen Mensa ihrer Schule sitzen und funkelt finster vom einen zum andern. Doch die sehen sich gegenseitig nur unbeeindruckt an. „Sai, findest du nicht, dass du langsam übertreibst? Uns geht es gut!“ „Dann benehmt euch auch so! Ihr täuscht es mir einfach nicht glaubhaft vor! Ich mache mir Sorgen um euch! Ihr benehmt euch jetzt seit Tagen so seltsam! Und um genau zu sein, seit dem Tag, an dem der seltsame Typ aufge-“ Doch weiter kommt Salia nicht, denn Ray steht blitzschnell auf und rauscht ohne ein Wort davon. Auch Melvin blickt nicht gerade fröhlich drein – Er weiß schließlich was los ist. „Was hab ich denn jetzt wieder gesagt?! Neuerdings tickt er immer so schnell aus… Ich vermisse den alten Ray, der, mit dem man noch Spaß haben konnte…“ Enttäuscht setzt sie sich auf seinen Platz, doch Melvin scheint das nicht zu merken, sein leerer Blick richtet sich von ihr weg. Doch plötzlich geht der Feueralarm los und alle Schüler springen aufgeschreckt auf! Schnell versucht jeder vor dem anderen aus der Mensa rauszukommen, nur Salia und Melvin scheinen die einzigen zu sein, die ruhig sitzen bleiben. Aber da kommt Ray aufgeschreckt zu ihnen gerannt, seine Augen blutrot… „Melvin! Du musst mit Salia so schnell wie möglich hier weg!“ „Alles klar!“ „Moooment!“ Beide schauen sie irritiert an und ihre Blicke sagen: „Was soll das jetzt – Das ist der vollkommen falsche Zeitpunkt!“ Aber Salia ist das egal! „Ray! Sag mir endlich was mit dir los ist! Du nennst mich nie „Salia“! Und wenn, dann nur, wenn etwas Schlimmes passiert ist! Und diese roten Augen hattest du vorher auch nie… Antworte mir!“ Salia schießen fast die Tränen in die Augen, als Ray seinen trüben Blick langsam von ihr abwendet und ihr einfach nicht antwortet. Aber da ertönen plötzlich laute Donner vom Dach her und die Decke beginnt zu beben. Augenblicklich schaut Ray zur Decke, dann zu Melvin, doch der ist wie eingefroren. „LOS!“, brüllt er und mit diesen Worten rennt er davon – So schnell, dass es Salia vorkommt, als hätte er sich fast in Luft aufgelöst. Total erstaunt schaut sie ihm hinterher, aber da packt Melvin sie auch schon am Handgelenk und zieht sie auf seinen Rücken. „Halt dich gut fest!“, meint er schnell. Und schon rennt er los, beinahe genauso schnell wie Ray zuvor. Der Wind peitscht ihr ins Gesicht, die ganzen Szenenbilder kommen immer wieder hoch und schließlich fließen ihr die Tränen langsam übers Gesicht. Sie weiß nicht, ob es von dem Wind oder eher von Ray kommt, aber sie will endlich wissen, was los ist… Anstatt mit ihr nach Hause zu fliehen bringt er sie in irgendein verstecktes Gebäude. Immer wieder bombardiert Salia Melvin mit Fragen, doch der blockt alles ab, indem er den Blick abwendet. Irgendwann reicht es Salia und sie bricht in Tränen aus und sackt zu Boden. Melvin versucht sie zu beruhigen, aber sie lässt es einfach nicht zu… „Du Mistkerl! Ich halt es nicht mehr aus! Was ist mit euch los?! Was hab ich euch getan, dass ihr mir alles verschweigt, dass ihr mich verschleppt?! Ich will doch nur wieder meine alten Freunde zurück! Meine Freunde, mit denen ich über alles reden konnte, mit denen ich alles unternehmen konnte! Wo sind sie?! Was habt ihr mit ihnen gemacht?!“ Sie krallt sich dabei an Melvins Hemd fest und hämmert ihm immer wieder auf die Brust, aber Melvin bleibt stumm. Mitleidig sieht er sie an mit seinen roten Augen. Er weiß nicht, was er tun soll… Schließlich nimmt er sie in den Arm und sie ist augenblicklich ruhig. „Salia, es tut uns Leid. Wir wollen dir das alles eigentlich gar nicht verschweigen, aber wir müssen… Du darfst einfach nicht mit reingezogen werden. Das musst du verstehen!“ Sie versucht sich bei diesen Worten loszureißen, aber sein Griff ist fest wie ein Käfig… „Nein, ich versteh es nicht! Ich will es auch gar nicht verstehen!“ „Du musst aber… Hör zu, bisher hast du deine Fantasy-Geschichten gelesen und dir deinen Teil dabei gedacht. Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du vielleicht die ganze Zeit über unter solchen Gestalten lebst?“ Augenblicklich bleibt Salia total still. „W-Was?“ Melvin lockert seinen Griff. „Ja. Ray und ich sind Dämonen. Deshalb können wir so schnell rennen, deswegen die roten Augen, die Kraft. Aber mehr kann ich dir nicht erzählen. Wenn du mehr wissen würdest, würdest du nur tiefer mit hineingezogen und das wollen wir nicht. Wir wollen nicht, dass dir etwas passiert – Und vor allem Ray will das nicht, auch wenn es nicht danach aussieht.“ Salia senkt ihren Blick. Das mit den Dämonen hätte sie niemals gedacht. Aber jetzt, wo er es ihr gesagt hat, klingt es sogar total logisch… Trotzdem ist das alles zu viel für sie. Sie ist getrennt von Ray, sie befindet sich allein mit Melvin in einem versteckten Haus, von dem sie keine Ahnung hat, wo es überhaupt liegt, und in ihrem Hinterkopf machen sich zwei Ängste breit: Zum einen die Angst, dass sie gegen Melvin, falls er ihr etwas tun wolle, keine Chance hätte, und zum anderen, dass Ray ganz allein versucht, das Problem, das anscheinend von diesem Mann ausgeht, zu lösen. Sie will zu ihm, sie will ihm helfen, aber Ray hat Melvin vermutlich befohlen, sie nicht aus den Augen zu lassen… „Du… Melvin?“ „Hm?“ „Darf ich… auf Toilette?“ Etwas irritiert von der Frage schaut er sie kurz an, dann wendet er seinen leicht geröteten Blick ab und meint: „Was ist das denn für eine Frage?! Natürlich!“ Und auf diese Worte hatte Salia gehofft! Schnell flitzt sie durchs ganze Haus, auf der Suche nach der Toilette und endlich findet sie sie: Im ersten Stock, mit dem Fenster zu einem riesigen Baum! Aber das Haus ist gerade mal außer Sichtweite, da passiert es… Als Ray wenige Minuten später an dem Haus ankommt, findet er einen schlaftrunkenen Melvin vor – Von Salia keine Spur! Total außer sich vor Wut brüllt er ihn an, wo sie denn wäre, aber er antwortet nur, dass sie auf Toilette gehen wollte, doch das bringt Ray nur noch mehr in Rage! „Bist du eigentlich völlig bekloppt?! Du kennst sie jetzt seit Jahren und fällst noch immer auf diese dämliche Frage rein?! ICH WUSSTE ES!! Ich hätte sie irgendwo einsperren sollen, aber ich hätte sie bloß nicht mit dir mitschicken dürfen! Na super, jetzt haben wir die Scheiße! Dass du auch nie etwas richtig machen kannst! Und das nur, weil du so in sie verknallt bist und ihr alles abkaufst!!! Mann, WER WEISS, WAS DIE TYPEN MIT IHR ANSTELLEN!!!“ Schnaufend vor Wut funkelt er ihn so finster an, dass es Melvin durch Mark und Bein geht, selbst als er den Blick bereits abgewendet hat. „Komm mal wieder runter… Vielleicht haben sie sie auch noch gar nicht gefunden…< „„VIELLEICHT“?! „NOCH NICHT“?! MELVIN!!!“ Er brüllt so laut, dass das ganze Haus bebt, schmeißt mit Sachen um sich, färbt den gesamten Raum, von ihm ausgehend, langsam in ein immer tiefer werdendes Schwarz… An den Wänden funkeln rote Augen, finsteres Gelächter ist zu hören, seine Haare wehen, die Augen glühen stärker als je zuvor und man sieht richtig, wie seine Adern pulsieren, am gesamten Körper… Selbst Melvin fürchtet sich nun vor ihn, denn er kennt ihn bereits seit ihrer Kindheit – Und so heftig war er bisher noch nie ausgerastet! Sicher, bisher hatte er noch keine Gründe um so dermaßen auszuflippen, aber die hätte er sicherlich gehabt, wäre er nicht immer weggelaufen… Währenddessen hat die Organisation ihren Spaß. Fünf von ihnen befinden sich ein einem runden Ram mit einem Durchmesser von vielleicht zwanzig Metern und einer recht hohen Decke. Von der Decke hängen in der Mitte des Raumes Ketten herunter, dicke, schwarze Ketten – Und inmitten dieser hängt Salia! Anfangs hat sie noch versucht, sich loszureißen, aber mittlerweile hat sie dazu keine Kraft mehr, weshalb sie jeden von ihnen genau mustert und ihnen genau zuhört. Jeder von ihnen trägt eine Maske, die bei jedem anders aussieht, und einen schwarzen Umhang. Unterschiedlich groß und breit sind sie auch, aber ihre Sprüche sind alle dieselben: „So ein hübsches Mädchen für so einen Feigling? Na ob das gut geht! Haha!“ Oder: „Wie wär’s? Ich befreie dich, aber dafür wirst du meine kleine Sklavin, Zwinker!“ Und allerlei zweideutiger Sprüche. Aber schließlich schreitet einer von ihnen zu Salia, bleibt aber drei Meter von ihr entfernt, und richtet seine ausgestreckte Hand in Richtung Boden. In der nächsten Sekunde erscheint auch schon eine breite Pfütze, doch in dieser erscheinen plötzlich Ray und Melvin, wie bei einer Überwachungskamera, und sie bekommen allesamt, auch Salia, Rays Wutausbruch mit. Leise lachen sie, doch der Mann, der die Pfütze heraufbeschworen hatte und sie nun wieder verschwinden lässt, reibt sich nur die Hände und meint, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie ihn zurückhätten… Salia versteht gar nichts und schaut ihn deshalb fragend an. Seltsamerweise bemerkt er ihren Blick, trotz der Maske und beginnt deshalb sie aufzuklären: „Wie du wahrscheinlich endlich herausgefunden hast, sind deine ach so guten Freunde Melvin und Ray Dämonen, wie wir auch. Und vermutlich hast du auch endlich gemerkt, dass wir, eine Organisation aus Dämonen, hinter deinem Kumpel Ray her sind, das schon seit einer ganzen Weile, denn in jungen Jahren, von euch Menschen aus betrachtet, gehörte er einst zu uns und war einer unserer stärksten Kämpfer. Doch dann verschwand er plötzlich und nahm dabei etwas sehr wertvolles mit sich. Wir würden es gerne wiederhaben, aber wie du deinen Freund sicher kennst, läuft er gerne vor so etwas davon! Und somit hatten wir das Problem, dass wir weder ihn, noch das, wonach wir hauptsächlich suchen, finden. Aber jetzt, wo wir ihn endlich gefunden haben, haben wir etwas, was für ihn besonders wertvoll ist, und was er nicht versäumen wird, sich zurückzuholen!“ Schlagartig bricht er in schallendes Gelächter aus, aber kein erfreutes, sondern eher ein diabolisches. Aber Salia war von Anfang an klar, dass diese Leute nichts Gutes zu verheißen hatten… Kurze Zeit darauf wird das ganze Gebäude plötzlich von einer enormen Explosion erschüttert! Schmerzerfüllte Schreie sind zu hören und nicht nur Salia, sondern auch die von der Organisation sind äußerst beunruhigt… Nur einer von ihnen nicht – Dieser meint finster lachend, dass ihr Ehrengast nun endlich eingetroffen sei. Im nächsten Moment zerspringt auch schon die Wand und hüllt den ganzen Raum in Staub. Schritte sind zu hören, der Staub legt sich langsam und gibt so die Silhouette eines Jungen frei – Ray! Erleichtert ruft Salia ihn, doch er sieht sie nicht an, er geht ruhig mit ernstem Blick auf den Pfützen-Mann zu und bleibt einen Meter entfernt von ihm stehen. Ruhe kehrt ein, keiner gibt einen Mucks von sich, keiner scheint zu atmen, keiner scheint sich zu bewegen… „Endlich beehrst du uns wieder!“, sagt Rays Gegenüber schließlich lachend in die Stille, doch außer ihm kann keiner lachen. „Ja, ja, klopf du nur weiterhin deine dummen Sprüche, Alterchen!“ „Wie hast du mich genannt?!“ „„Alterchen“. Denn deine Reflexe lassen wirklich zu wünschen übrig!“ Und bei diesen Worten spritzt plötzlich Blut! Keuchend fällt er auf die Knie und Ray wendet sich ihm nicht weiter zu, sondern kümmert sich nun um die anderen. Innerhalb eines Augenzwinkerns ist aus seinem rechten Arm eine riesige Tatze geworden, die bereits halb verwehst aussieht, und er reißt damit jeden einzelnen von ihnen in Stücke… Angewidert kneift Salia fest die Augen zu. Dass sie etwas so Blutiges sehen würde, hätte sie nicht im Traum gedacht! Aber noch bevor sie groß darüber nachdenken kann, beginnen ihre Ketten zu klirren und sie reißt erschrocken die Augen auf. Zu ihren Füßen befindet sich der Pfützen-Mann und versucht verzweifelt ihre Ketten zu lösen – Aber Salia merkt sofort, dass er ihr nicht helfen will! Schnell ruft sie nach Ray und er steht augenblicklich hinter ihm und schlägt ihn mit so starker Kraft zur Seite, dass er heftig in die Wand brettert und die Steine auf ihn herunter bröckeln. Schnell will er Salia befreien, doch plötzlich löst sich der riesige Gesteinsklotz mit den Ketten aus der Decke und droht die beiden unter sich zu begraben! Ein dumpfer Knall und der ganze Raum wird von Staub erfüllt… Leise ist das Rieseln der Kleinteile zu hören… Vorsichtig öffnet Salia die Augen – Und blickt Ray direkt ins Gesicht! Er hatte sich schützend über sie geworfen und sie somit vor dem Gesteinsbrocken gerettet, und noch bevor sie sich bei ihm bedanken kann, küsst er sie plötzlich! Alle Geräusche scheinen verstummt… Die Zeit scheint stehen zu bleiben… Und als sich ihre Lippen voneinander trennen haucht er leise, dass sie vorsichtiger sein solle. Salia ist baff, einfach nur total baff, aber ein Geräusch lässt sie hellhörig werden: Der Pfützen-Mann hat sich bewegt! Auch Ray ist erschrocken, packt sie am Handgelenk und rennt mit ihr los. Immer wieder zerstört er irgendwelche Wände, indem er nur seine bloße Hand hebt, und trotzdem befinden sie sich irgendwann in einer Sackgasse, in einem großen Raum… Schnell wollen sie umdrehen, doch da steht auch schon der Pfützen-Mann fies grinsend in der Tür, die Maske halb zerstört, der schwarze Umhang grau gefleckt von dem weißen Staub. Langsam und vorsichtig schiebt Ray Salia hinter sich und geht in Angriffsposition, die Zähne gefletscht und die Augen feuerrot glühend. Aber seinen Gegenüber beeindruckt das nicht sonderlich. „Das hat mir noch nie Angst eingeflößt!“ Er lacht. Rays Miene hingegen verfinstert sich nur noch mehr und sein Körper spannt sich stärker an denn je! „Ray…“, murmelt Salia leise vor sich hin, aber da schießt er auch schon auf den Pfützen-Mann zu und attackiert ihn ohne Ende! Die Luft vibriert, die Wände beben und die Kraft, die bei ihren Schlägen freigesetzt wird, entfesselt sich in starken Winden, die Salia an die Wand drücken. Schützend hält sie die Arme vor den Kopf, doch vor dem Anblick des Kampfes schützt es sie nicht. Das Blut spritzt, immer wieder jault der Pfützen-Mann auf vor Schmerz, doch kurz darauf muss Ray wieder einstecken… Ein erbitterter Kampf, doch irgendwann gehen sie so heftig aufeinander los, dass sie sich voneinander weggestoßen werden und Ray dicht vor Salia stehen bleibt. Beide keuchen stark, aber der Kampf ist noch nicht beendet und der Pfützen-Mann nutzt die Chance und beginnt etwas Unverständliches vor sich hin zu murmeln… Salia versteht kein Wort davon, Ray anscheinend schon, denn sein ganzer Körper beginnt zu zittern. Er presst sich die Hände auf die Ohren, um es nicht zu hören, doch es bringt nichts! Sein gesamter Körper beginnt sich zu wandeln… Er wird immer schwärzer, seine Haut wird wie Leder, die Rückenwirbel treten hervor, seine Haltung wird krumm, er ist nach vorne gebeugt… Sein ganzer Körper wächst, seine Augen wechseln in tief dunkles Blutrot und seinen nun schnauzenartigen Mund umspielt ein diabolisches Lächeln, als wäre er der Teufel höchstpersönlich… Innerhalb von Sekunden scheint seine Verwandlung abgeschlossen und er will gerade wieder auf seinen Gegenüber losstürzen, der inzwischen nur noch zufrieden grinst, da wird er von Salia von hinten festgehalten. Flehend ruft sie, dass es genug sei, er solle aufhören, sonst werde er noch sterben. Sie ist den Tränen nahe, doch Ray zerrt sie mit seinen riesigen Krallen weg von sich und stößt sie so stark weg von sich, dass sie gegen die Wand stößt und den Steinen, die herunterfallen, gerade noch ausweichen kann. „Ray! Mach Schluss! Bitte!!!“, ruft sie verzweifelt, doch er hört nicht auf sie und brettert nur wieder auf den Pfützen-Mann los, der inzwischen ein langes, dünnes Schwert heraufbeschworen hat… Immer wieder fügt er Ray schwere Wunden zu, da er sich in seiner jetzigen Gestalt einfach nicht mehr schnell genug bewegen kann, mit jedem Schlag leuchten seine Augen stärker und jeder Ausdruck von Leben scheint mit ihnen zu entweichen… Aber kurz bevor das Leben komplett verschwunden ist, ruft Salia ein letztes Mal verzweifelt unter Tränen seinen Namen – Und tatsächlich, er scheint wieder zur Besinnung zu kommen! „S… Salia…?!“ Wie gefangen in Dunkelheit sieht er sich nach ihr um, doch als er sie gerade gefunden zu haben scheint, durchbohrt ihn von hinten das Schwert! Erschrocken schlägt sich Salia die Hände vor den Mund, augenblicklich fällt Ray auf die Knie… Der Mann zieht langsam sein Schwert aus seiner Brust und Ray beginnt Blut zu husten… Besorgt stürzt Salia auf ihn zu, ganz egal, wie gefährlich er aussieht, sie will ihn nicht verlieren! Und der Mann fühlt sich nun endlich als Sieger. Höhnisch grinsend dreht er Ray und Salia den Rücken zu und will verschwinden, doch plötzlich springt Ray ihm von hinten in den Rücken und das mit so einer enormen Geschwindigkeit, dass sie zusammen durch die Wand brettern und den Küstenhang hinunter in den Nebel fallen… „RAAAAY!!!“ Verzweifelt ruft sie nach ihm, aber es ist zu spät. Sie kniet an der Wand, da, wo die beiden eben noch durch gebrettert waren, und sucht alles mit den Augen nach ihm ab, doch von ihm fehlt jede Spur und sie sackt unter Tränen zusammen. Jetzt war es doch so weit gekommen, sie hatte Ray verloren! Sie weint, immer wieder versucht sie seinen Namen zu rufen, doch ihre Stimme versagt… „Ray… Ich liebe dich doch…“, schluchzt sie schließlich leise, als sie keine Kraft mehr zum Weinen hat. Doch plötzlich lässt sie ein Geräusch aufhorchen – Flügelschlagen? Ja, sie ist sich ganz sicher! Das waren Flügel! Aufgeregt springt sie auf und sucht im Nebel überall nach der Ursache des Geräusches und da sieht sie ihn… Seine Silhouette wird immer stärker und schließlich schwebt er vor ihr mit seinen eisblauen Augen, mit den pechschwarzen Flügeln auf dem Rücken und seinen rabenschwarzen Haaren und Salia ist einfach nur überglücklich. Wieder beginnen die Tränen zu fließen – Diesmal aber vor Freude und sie sackt wieder auf die Knie. „R… Ray…!“ Auf seinem Gesicht macht sich ein sanftes und erleichtertes Lächeln breit, als er ihr helfend die Hand reicht. Schnell sie fliegen davon, Salia auf seinen Armen, die Arme um seinen Hals geschlungen, und hinter ihnen das Gebäude in Flammen aufgehend… Ihr Herz rast vor Glück, doch sie sieht ihn nicht an, sie vergräbt ihr Gesicht in seiner Schulter. Nie wieder will sie ihn loslassen, will sie ihn gehen lassen, will sie ihn verlieren… „Sai… Willst du mich denn gar nicht mehr loslassen?“, fragt er sanft mit einem Lächeln, aber Salia schüttelt nur leicht den Kopf, statt ihm zu Antworten. Wieder tritt Schweigen ein und man hört nur das regelmäßige Schlagen seiner Flügel. Schließlich durchbricht Ray das Schweigen: „Es… Es tut mir Leid… Dass ich dir das alles verschwiegen habe und so…“ „Wieso hast du es mir so lange verschwiegen?“, fragt sie leise und sehr langsam. Erst zögert Ray, antwortet dann aber doch. „Ich… Ich wollte, dass dir nichts passiert… Es hat zwar nie so gewirkt, aber ich hab mich in dich verliebt und habe mir seitdem geschworen, dass dir nie etwas passieren wird. Und man sieht ja, wie gut ich es einhalten konnte…“ Er wirkt enttäuscht und schließt vor Selbstverachtung die Augen, aber Salia meint leise, dass es nicht seine Schuld gewesen sei, dass er dafür nichts konnte. „Und wie ich etwas dafür konnte… Damals trat ich einer Organisation bei und die war nun hinter mir her und nur wegen mir bist du da mit reingezogen worden und-“ Weiter kommt er nicht, denn Salia bringt ihn mit einem Kuss zum Schweigen… Ray ist davon so überrumpelt, dass er für einen Moment vergisst die Flügel zu bewegen und sie beinahe hinunter stürzen! „S-Sai…!“ Er wird rot. „Entschuldige“, sie kichert kurz, wird dann aber wieder ernst, „Aber sag mal… Was wollten die eigentlich zurück von dir?“ „… Mein Herz“, antwortet er schwach lächelnd. „Allerdings hab ich es gar nicht mitgenommen!“ Er beginnt leise zu lachen, doch dann spürt er Salias warme Hand plötzlich auf seinem Herzen und zuckt kurz zusammen. „Und wieso spüre ich es dann schlagen?“ „Weil es durch dich neugeboren wurde…“, er lächelt sie sanftmütig an und küsst sie, „Ich liebe dich!“ Hosted by Animexx e.V. 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