Our Little Secret von Mialee (The Story of Rose and Scorpius) ================================================================================ Kapitel 3: Das Kribbeln ----------------------- Wie erwartet hatte Rose es auch in Kräuterkunde geschafft, Scorpius zu schlagen und als Klassenbeste dazustehen. Triumphierend blickte sie auf das Pergament, dass sie in den Händen hielt. Maddie zu ihrer Linken stöhnte leise, fuhr sich durch die Haare und las schließlich den Kommentar ihres Professors vor: „Miss Finnigan, Sie sollten sich in Zukunft bemühen, die Aufgaben gründlicher zu lesen. Pah... wenn er sie auch so kompliziert stellen muss... kann er mir nicht einfach sagen, was er will?“ Madleine Finnigan – von ihren Freundinnen nur Maddie genannt – war einen halben Kopf kleiner als Rose, hatte ein schmales Gesicht, dass in einem spitzen Kinn endete, schmale blaue Augen und kurze blonde Haare, die wirr in alle Richtungen standen. Sie war quirlig und naiv, aber auch eine treue, ehrliche Freundin. Rose lächelte und tätschelte aufmunternd die Hand der Freundin. „Du musst dir eben mehr Zeit lassen, bevor du anfängst.“ Maddie verdrehte die Augen und wandte sich nach hinten. „Hörst du das? Sie hört sich schon an, wie meine Mutter.“ „So ist unser Röschen eben.“ Rhea zog die Augenbrauen hoch, räusperte sich und hob dann ihr Pergament. „Miss Patil, für die Zukunft wünsche ich mir mehr Engagement... Es gab für mich nunmal wichtigeres als Lernen.“ Rhea galt als eines der schönsten Mädchen Hogwarts und das mit Recht. Sie war groß, schlank und der Inbegriff der Weiblichkeit. Sie hatte lange schwarze Haare, ein zartes Gesicht und große Rehaugen. Rose hätte für ihre Figur getötet. Sie wirkte nach außen sehr überheblich, fast arrogant, am im Grunde war sie sehr bodenständig und natürlich. Außerdem hatte sie ein großes Herz für anderer... vor allem für Männer. „Ich glaube nicht, dass Dating als gute Ausrede gilt.“ „Weißt du was, Maddie? Du hast Recht, sie hört sich an wie meine Mutter“, sagte Rhea, beugte sich vor und knuffte Rose in den Arm. Noch vor dem Mittagessen hatte Rose eine weitere Eule nach Hause geschickt, um ihren Eltern von den Noten in Kräuterkunde zu berichten. Nun saß sie vor einem großen Teller gebratener Nudeln und wartete auf ihre Freundinnen, die im Gegensatz zu ihr den Kurs in Wahrsagen gewählt hatten. „Rose!“, riefen plötzlich zwei Stimmen und Sekunden später ließen sich die beiden Mädchen neben ihr auf die Bank fallen. Auf Maddies Wangen hatte sich ein zarter, roter Schimmer gelegt und Rhea strahlte über das ganze Gesicht. „Du errätst nie, was eben passiert ist?“ „Professor Trelawney ist Amok gelaufen und hat den Turm in die Luft gejagt“, erwiderte Rose so ernst, wie sie konnte. Maddies Gesichtszüge entgleisten ihr. Ungläubig starrte sie ihre Freundin an. „Nein!“ „Lass gut sein, Schätzchen“, sagte Rhea, „Sie hat das nicht ernst gemeint.“ „Ach so...“ Plötzlich schien sich das blonde Mädchen wieder daran zu erinnern, was sie erzählen wollte und ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Aramis hat mich gefragt, ob ich mit ihm zur Party gehe.“ „Welche Party?“ „Du willst mich wieder auf den Arm nehmen.“ Rose schüttelte den Kopf. „Nein, will ich nicht.“ „Röschen, in welcher Welt lebst du eigentlich?“ Rhea wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. „Wir reden von der Party.“ Als sie noch immer nur einen verständnislosen Blick erntete, fügte sie hinzu: „Die Jahrfeier für Slytherin. Er wäre am Samstag 1200 Jahre alt geworden.“ „Das weiß ich doch“, wandte Rose ein, „Abends wird ein Bankett im Ministerium gegeben. Meine Eltern werden da sein.“ „Aber von dem, was hier laufen wird, weißt du nichts.“ „Die Slytherins machen eine Riesenfeier“, warf Maddie ein, „Sie wollen so eine richtig große Feier machen. Wie damals beim Weihnachtsball, während des Trimagischen Tuniers. Sie haben eine Band gebucht, aber sie wollen keinem sagen welche. Ich bin schon so aufgeregt, welche es ist. Jedenfalls dürfen alle ab dem vierten Jahr kommen und eben nach Wahrsagen ist Aramis auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich zu der Party gehe und ich habe ihm gesagt, dass es auf die Gesellschaft ankommt. Und dann hat er gefragt, ob mir seine Gesellschaft reichen würde und ob ich mit ihm zur Party gehen möchte und ich habe sofort ja gesagt. Oh, Rose du musst auch unbedingt kommen, aber du wirst doch sowieso kommen, das lässt du dir nicht entgehen. Wir haben eben Fred getroffen und er hat gesagt, er wäre für die Ordnung verantwortlich, weil ja die meisten Lehrer auf diesem Bankett sind, wir haben also sowas wie sturmfrei.“ All das kam so schnell wie ein Wasserfall und Rose musste sich konzentrieren, damit sie auch alles mitbekam. Schließlich nickte sie nur und hörte sich die Geschichte von Aramis noch einmal in allen Details an. Am Abend saßen die drei zusammen und sprachen über die anstehende Party. Sie hatten sich von den Hauselfen Kakao bringen lassen und versuchten herauszufinden, was sie wohl am besten tragen sollten. Rhea nahm einen großen Schluck Kakao und sah ihre Freundinnen ernst an. „Egal was wir tragen. Wir werden den Jungs den Kopf verdrehen und vielleicht finden wir dann auch noch einen für dich, Röschen.“ Maddie nickte eifrig. „Du bist schon viel zu lange alleine.“ Aber Rose schüttelte nur den Kopf und sah auf ihre Tasse hinab. „Die Jungen hier in Hogwarts interessieren mich nicht. Und ihn werde ich hier bestimmt nicht finden.“ „Ihn“, wiederholte die junge Patil und verdrehte die Augen. „Ich glaube nunmal an die große Liebe. Die Liebe auf den ersten Blick. Und wenn ich ihn sehe, werde ich sofort wissen, dass er es ist... und das er immer mein sein wird.“ „Und woher willst du das wissen?“ Rose lächelte. „Wenn man seine wahre Liebe trifft, dann... dann kann man nicht schlafen, nicht essen, nicht einen klaren Gedanken mehr fassen. Man greift nach den Sternen und... und... fühlt das Kribbeln. Ich weiß, dass es ihn irgendwo da draußen gibt, ich muss nur auf ihn warten.“ „Und wenn du ihn nicht triffst?“ Sie blickte auf. „Dann werde ich warten, bis an das Ende meines Lebens.“ „Wer sich in seinem Leben nicht einmal richtig verliebt, der hat sein Leben gar nicht gelebt. Du musst es versuchen, denn wenn du es nicht versuchst, hast du dein Leben nicht gelebt.“ Rhea und Rose wandten sich zeitgleich zu Maddie, die verträumt an einem Keks knabberte. „Wow, das war das Klügste, was ich seit langem von dir gehört habe“, stichelte Rhea. „Hab' ich aus dem Fernsehen...“ Plötzlich brachen alle drei in schallendes Gelächter aus und schon bald flogen ihre Kissen durch die Luft, während sie ihren restlichen Kakao auf ihren Betten verteilten. An diesem Abend fiel es Rose schwer, Schlaf zu finden. Wieder und wieder musst sie an die Worte ihrer Freundinnen denken. Rhea fiel es vielleicht leicht, so etwas zu sagen, schließlich war die Liste ihrer Ex-Freunde länger als die ihrer Schulbücher. Und Maddie... seit ihrem ersten Jahr war sie in Aramis Lancester verliebt und nun schien er endlich ein Auge auf sie geworfen zu haben. Nur sie hatte sich nie für die Jungen interessiert. Warum sollte sie sich auch mit ihnen abgeben, wenn sie keine echten Gefühle für sie hatte. Manchmal stellte sie sich vor, wie viel Liebe in ihrem Herzen war, doch die Tür dazu war verschlossen und würde sich erst öffnen, wenn er ihr begegnete. Der, der für sie geschaffen war. Seufzend umarmte sie ihr Kissen. Bei ihren Eltern war es doch nicht anders gewesen. Sie hatten schon immer gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren. Beide hatten es sich nicht eingestehen wollen, hatten zu viel Angst vor Ablehnung gehabt. Aber von ihrem ersten Kuss an, waren sie unzertrennlich gewesen. Einmal in ihrem vierten Schuljahr hatte sie mit Eric Rockberry geknutscht, keine Schmetterlinge, keine weichen Knie. Danach hatte sie gefragt, wie es sich anfühlen sollte. Hermine hatte gelacht und von dem Kribbeln erzählt, dass den ganzen Körper ergreift und jede Faser erreicht. Dass bis ins Innerste vordringt und einen nicht mehr atmen lässt, dass das Herz dazu bringt bis zum Bersten zu schlagen und die Zeit für einen Augenblick still stehen lässt. „Spätestens daran wirst du erkennen, dass dein Prinz vor dir steht“, hatte ihre Mutter gesagt und ihrem Ehemann einen liebevollen Blick zugeworfen, „Auch wenn er auf den ersten Blick nicht so aussehen mag.“ Die Tage bis zur Party vergingen wie im Flug. Die Mädchen liefen kichernd durch die Gänge und die Jungen standen nervös herum und warteten darauf, ihre Angebetete einmal ohne ihre Freundinnen zu erwischen. Rhea hatte die Einladung von David Drakstone, einem Siebtklässler aus Ravenclaw angenommen und Rose hatte spontan zugestimmt, mit Albus zur Party zu gehen. Schon am Nachmittag hatten die drei Mädchen sich in ihren kleinen Schlafsaal zurückgezogen, um sich für den großen Abend vorzubereiten. Es dauerte fast zwei Stunden bis alle drei Mädchen mit ihren Frisuren zufrieden waren. Eine weitere bis auch ihr Make-Up fertig war. Die quirlige Maddie trug ein hellgrünes Kleid, dass sie ein wenig blass erscheinen ließ. Ihre kurzen, blonden Haare wurden von einem Haarreifen mit grünen Steinen geschmückt. Sie hüpfte unruhig durch das Zimmer und fragte immer wieder, ob sie Aramis wohl gefallen würde. Ihre Wangen hatten einen fast fiebrigen Ton angenommen. Schließlich reichte Rhea ihr ein Glas Butterbier und begann vorsichtig ihre wirren Haare wieder zu ordnen Die junge Patil hatte sich für einen Traum aus oranger Seide entschieden, der sich von ihrem dunklen Teint abhob. Ein Kleid, dass nach Rose' Meinung viel zu kurz geraten war. Eine Flut schwarzer Locken ließ sie locker über ihren Rücken fallen. Rose hatte sich von ihrer Mutter in aller Eile ein Kleid schicken lassen. Nun trug sie ein dunkelblaues Kleid, dass ihre schmale Taille betonte. Unruhig zupfte sie an dem Saum, der ihre Knie umspielte. Zwar hatte Hermine ihr Bestes getan, doch den Geschmack ihrer Tochter hatte sie nicht getroffen. Rhea, die noch immer mit Maddie beschäftigt war, warf ihr einen fast genervten Blick zu, als sie sah, wie Rose sich unzufrieden im Spiegel betrachtete. „Bitte fang du jetzt nicht auch noch an. Ihr sehr fanatisch aus.“ Sie beugte sich zu ihrer blonden Freundin. „Und du wirst Aramis bestimmt gefallen, der Junge hat doch Augen im Kopf.“ „Ich wünschte, ich hätte sein Selbstvertrauen“, murmelte Maddie. „Jahrelange Übung!“, gab ihr Gegenüber zurück und lächelte, „Jetzt sollten wir unsere Herren aber nicht länger warten lassen.“ Während Rhea sich ein letztes Mal im Spiegel begutachtete, beugte Maddie sich zu Rose und flüsterte: „Ich weiß jetzt, was du gemeint hast.“ Sie legte die Hand auf ihre Brust. „Da drin kribbelt es.“ Schließlich nahmen Rhea und Rose Maddie in ihre Mitte und zogen sie mit sanfter Gewalt nach unten in den Gemeinschaftsraum, wo Albus und Aramis schon auf sie warteten. Als die beiden Jungen sie erblickten, pfiff der junge Potter anerkennend. „Du siehst wirklich hübsch aus, Rose“, bemerkte er und als er die auffordernden Blicke ihrer Freundinnen sah, fügte er hinzu: „Ihr zwei natürlich auch.“ „Danke“, erwiderte Rose und ein rosa Schimmer legte sich auf ihre Wangen. „Hey Madleine“, sagte Aramis, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. „Maddie“, presste ihre blonde Freundin hervor, „Alle... alle sagen Maddie... zu mir.“ „Oh... okay... Maddie.“ Rhea legte den Kopf schief, seufzte und flüsterte Rose zu: „Sind sie nicht niedlich?“ Zusammen gingen sie hinunter in die große Halle. Unterwegs trafen sie auf Rheas Begleitung. David war breitschultrig, hatte kurze braune Haare und ein markantes Kinn. „Ja“, dachte Rose, „er passt absolut in Rheas Beuteschema.“ Trotz der dicken Wände war schon von Weitem die Musik zu hören. Bereits die Eingangshalle war mit grünen und silbernen Bannern überzogen worden, auf der Tür zur großen Halle prangte groß das Wappen der Slytherins. Staunend traten sie ein und kamen nicht herum, die Slytherins für ihr Engagement zu bewundern. Die schwebenden Kerzen waren grün gefärbt worden, ebenso der Boden. Nur einige silberne Fliesen im Mittelgang und auf der Tanzfläche unterbrachen die dunkle Oberfläche. Die Gläser auf den Tischen waren mit kleinen Schlangen verziert worden, die sich langsam bewegten. An der Stelle, wo sonst der Lehrertisch stand, erhob sich eine Bühne, darüber hing ein meterhohes Portrait von Salazar Slytherin. „Und was meint ihr?“ Rose erschrak, als ihr plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte. „Hugo!“ „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Ihr Bruder hob abwehrend die Hände. „Ich wollte nur wissen, wie es euch gefällt.“ Hugo hatte viel von dem Aussehen seines Vaters geerbt. Er war groß und hager, doch was bei Ron schlaksig gewirkt hatte, verlieh ihm einen lässigen Eindruck. „Sie haben sich Mühe gegeben“, antwortete Albus und ließ den Blick schweifen, „Aber ich bin ganz froh, dass es morgen wieder anders aussieht. Hugo lachte und schlug Albus auf den Rücken. „Du wirst dich wohl auch nicht mehr ändern was?“ Dann wandte er sich wieder Rose zu. „Gut siehst du aus, Schwesterherz. Willst wohl den Jungen den Kopf verdrehen, was?“ „Nein, Röschen doch nicht!“, erwiderte Rhea und legte ihren Ellbogen auf Hugos Schulter, „Sie wartet doch auf den Richtigen.“ Rose steckte den beiden als Antwort die Zunge heraus und zog Albus zur Tanzfläche. Rhea würde sie wohl nie verstehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)