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Lächel' doch mal!

von

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Gefährliche Nähe

Wie lange ich auf der Couch saß, wusste ich nicht; ein Klingeln weckte mich. Benebelt hob ich den Kopf. Bruno stand bereits an der Tür.

Verwundert - wer das sein könnte - schlenderte ich zur Tür. Geistesabwesend schaute ich nicht einmal vorher durch das Kuckloch und öffnete ohne Bedenken die Tür.

Vor Schreck wich ich einen Schritt zurück. Mehrmals blinzelte ich; meine Augen spielten mir einen Streich – anders ließ sich das nicht beschreiben.

Lia, ab heute bist du vollkommen unheilbar verrückt!’

Entsetzt schlug ich die Tür zu.

Es klopfte dagegen.

»Emilia, machen sie die Tür auf!«

Ich schüttelte meinen Kopf. Mein Herz drohte aus der Brust zu springen. Schlimmer war der Gedanke, gelogen zu haben. Ich glitt zu Boden. Ich hatte meinen Chef belogen; ich bin tot!

»Ich weiß, dass es Bruno gut geht.«

Erschrocken stierte ich Bruno an, der seinen Kopf schräg legte und brav darauf wartete den Besucher zu begrüßen.

»Bitte geh’«, flüsterte ich. Ich hörte es Rascheln; etwas kratzte am Holz der Tür. Er musste in die Hocke gegangen sein. Wusste er, dass ich am Boden saß?

»Emilia...«

Obwohl er meinen Namen leise aussprach, hörte ich ihn klar und deutlich.

»Ich bin dir nicht böse.«
 

Was mich dazu bewegte - wusste ich nicht - dennoch tat ich es und öffnete die Tür. Bruno sprang flugs über mich hinweg und begrüßte Alessandro. Lachend tätschelte er den Wischmopp, während seine Smaragdaugen auf mir lagen. Er erhob sich; ich tat es gleich.

Lautlos schloss ich die Haustür, nachdem er in die Wohnung gegangen war.

Das Zittern unterdrückte ich gerade noch; im Augenwinkel beobachtete ich ihn. Seine Mähne lag wild um seinen Kopf; das T-Shirt lieblos übergezogen, als wäre sein Entschluss, zu mir zu fahren ganz plötzlich gekommen; was schwachsinnig war.

Es war der beste Beweis, dass dieser Mann mich nun in den Händen hatte.

Nichts anmerken lassen’, trichterte ich mir ein.

»Wasser?«

»Gerne.«

Geschwind verschwand ich in der Küche, nahm ein Glas und fühlte es mit Wasser. Tief atmete ich durch und drehte mich – nach etlichen Stoßgebeten - zur Türschwelle. Grüne Augen funkelten mich an. Verschreckt schrie ich auf; das Glas rutschte aus meinen Händen. Blitzschnell fing Alessandro es auf, doch das Wasser klatschte zu Boden.

»Oh!«

Flink griff ich nach einem Handtusch und wischte es auf. Alessandro seufzte und nahm mir das Tuch aus den Händen.

»Emilia...«

Wie oft wollte er noch meinen Namen benutzen?’

Ich ballte meine Hände zu Fäusten.

»Emilia.«

Schon wieder!’

Der Schatten über mir wurde größer; er kam näher. Mein Verstand schrie mich an, aufzustehen und davon zu laufen; jedoch konnte ich nicht.

Seine Finger wandern unter meinem Kinn. Es wäre leicht, diese weg zu schlagen; aber ich tat es nicht. Ich blickte in Smaragdgrüne Augen.

Es fehlten nur Zentimeter bis unsere Lippen sich berührten.

Ehe sie sich berührten, legte ich einen Finger auf seine.

»Nicht, Alessandro«, würgte ich hervor. Doch - den Mistkerl von einem Mann - scherte es nicht; zärtlich biss er in meine Fingerkuppel.

Mit Sicherheit – purpurrotem Kopf zog ich meine Hand zurück.

Wie konnte ich so dumm gewesen sein; diese Augen, nach der Jagd galten mir. Ich biss mir auf die Lippen.

»Wovor hast du Angst?«

»Ich? – Vor nichts!«

Ich wischte das Wasser auf, nachdem ich ihm gewaltsam das Handtuch entrissen hatte – es war immer noch meines! - und nahm ihm das Glas aus den Händen. Er ließ mir nicht eine Minute zum Verschnaufen und stand dicht hinter mir.

Ich spürte seinen Atem auf meinem Nacken; ich müsste lügen, wenn ich behaupte, mir gefiele es nicht; aber es war kein guter Gedanke.

Ich fühlte das Glas mit Kranwasser. Seine Hände legten sich auf meine.

Das war zu viel – einfach zu viel. Mein Herz explodierte.

Ich musste etwas unternehmen – egal was – so konnte es nicht weiter gehen!
 

»Ich lasse dich nicht gehen.«

Vor Schreck knallte das Glas in die Spüle und zerbrach in seine Einzelteile. Sofort machte ich mich daran, die Scherben auf zu heben, und schnitt mich an dem – scheiß beschissenem – Glas.

»Zeig her!«, forderte Alessandro; ich verweigerte, allerdings ließ er keine Widerrede zu. Mit einem Ruck hatte er die Hand – meine Hand - und begutachtete den Schnitt.

Ein kleiner Schnitt – nichts der rede Wert – kein Grund, um meine Hand intensiv zu betrachten.

Da streckte er den Finger – meinen Finger - in seinen Mund und saugte an der Fingerkuppel. Ich presste meine Lippen zusammen. Ein Kribbeln jagte durch meinen Körper.

Dieser Mann machte mich schwach - in mehr als nur einer Hinsicht.

»Geht’s wieder?«, hauchte er; ich nickte.

Meine Mauer hielt; doch die Risse waren riesig.

Ohne Gegenwehr zog er mich ins Wohnzimmer und wir saßen auf der Couch. Bruno setzte sich demonstrativ neben uns – eigentlich neben mir und kesselte mich ein - und hechelte, als wäre nichts.

»Guter Junge; kesseln wir dein Frauchen ein.«

Ich funkelte Alessandro an.

Ich fand das gar nicht lustig – überhaupt nicht! Oder lache ich? – Haha!

»Warum bist du hier?«

Ihm huschte ein Lächeln über die Lippen. Ich rutschte weg von ihm, stieß gegen Bruno, der nicht einen Millimeter wich. Der kleine Teufel legte sich tatsächlich dagegen.

Ich knurrte.

»Faucht meine Katze?«

»Deine?!«, krächzte ich, »Ich bin dir dankbar, dass du mir das Leben gerettet hast«, der Versuch aufzustehen, vereitelte er spielend leicht, »Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dein bin.«

»Wie nennst du dann den Kuss

»Eine Wiedergutmachung.«

Er tat, als nickte er nachdenklich, gleichwohl verriet sein breites Grinsen ihn. Zu gerne wollte ich ihm eine rein schlagen; aber er war noch mein Chef – eine tödliche Kombination – so tötete ich ihn wenigstens mit meinen Blicken.

»Du glaubst mir nicht?«, zischte ich.

»Für eine Wiedergutmachung bist du viel zu weit gegangen«, ich lachte auf; ich hatte ihn lediglich nur auf die Wange und dann... – verdammt, er hatte recht, »Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir sind ins Du übergangen.«

Mehrmals öffnete ich den Mund und presste am Ende die Lippen zusammen.
 

»Und wehe das ändert sich jetzt.«

Drohte er mir gerade?

Er drohte mir gerade!

Ich funkelte ihn an; er lachte.

Das war zu viel!

Einfach zu viel!

Chef hin oder her; jetzt war Schluss!

»Wage es nicht mir zu drohen! Nur weil du glaubst, dir alles zu erlauben! Die letzten Tage waren der pure Stress und das nur wegen dir. Ich habe kaum ein Auge zu gemacht und du sitz vor mir und grinst, als wärst du der Morgen höchst persönlich! Wie kann man nur so penetrant Grinsen. Schläfst du überhaupt? Bist du eine Ar Vampir! Niemand ist so arbeitssüchtig. Dauernd diese ganze Kalkulationen und dann noch der andere Mist und nun bist du in meiner Wohnung – meiner Wohnung – und verhältst dich wie der King schlechthin. Das steht mir bis hier!«, ich machte mit meiner Hand eine Bewegung über den Kopf, holte tief Luft und redete weiter, „Es nervt unheimlich! Besonders diese Besitzergreifende; was bin ich! Irgendein Püppchen, das Mann für sich beansprucht? Ich bin ein Mensch; ich entscheide, was ich will und was nicht! Ich alleine

Ich redete mich mehr und mehr in Rage. Mein Hirn schrie dauerhaft ‚Stop’; aber ich ignorierte es. Alessandro wand sich mir zu, mit diesem – verdammte – Grinsen weiterhin auf seinem Gesicht und mit einer Hand stützte er seinen Kopf, als würde ich ihm etwas Spannendes erzählen.

Abrupt presste ich meine Lippen aufeinander. Langsam meldete sich meine Mauer – mein Verstand.

Lia, jetzt hast du den Vogel abgeschossen...’

»Fertig?«, fragte er mit einem amüsierten Unterton; meine Mauer setzte aus, ich boxte gegen seinen Oberarm.

Das hatte er verdient – genau – er hatte es verdient!

Was hast du getan? Lia! Was hast du...’

»Ich...«, presste ich hervor; wie macht man alles rückgängig, um seinen Job zu behalten?

Ich wusste keine Antwort.
 

Blitzschnell tat ich das, was mir einfiel. Ich sprang auf; ein Arm schlang sich um meine Hüfte und drückte mich zurück auf die Couch.

Bruno schaute zu mir hinüber, und als ob er es geahnt hätte – jetzt wurde es gefährlich – sprang er von der Couch.

Bruno, du Verräter! Noch nie etwas von Ehre gehört?’

Alessandro nahm eine Haarsträhne von mir und spielte damit. Er sagte nicht ein Wort.

Wieso sagte dieser – verdammt gut aussehende – Mann nichts?

Wog er seine Todesworte an mich ab?

Ich wich seinem Blick aus.

Sein Körper bebte; er musste unheimlich wütend sein. Das schlimmste an der Sache war, dieser Zorn richtete sich gegen mich.

Ich würde sterben!

Drei Buchstaben: tot!
 

Plötzlich lachte er.

Verdattert starrte ich ihn an. Er konnte sich vor Lachen nicht mehr festhalten und hielt sich den Bauch.

Er machte sich lustig über mich! Wie konnte er sich lustig über mich machen; ich bin keine Lachnummer!

Wütend schlug ich mit den Fäusten auf seine Arme. Er schlang seinen Arm um mich und zog mich an sich. Ich presste meine Hände gegen seine Brust; jeder Widerstand, den ich leisten konnte, brachte ich zustanden, mit dem Ergebnis...
 

Es brachte gar nichts!
 

»Ich finde das nicht lustig...«, wimmerte ich. Er vergrub sein Gesicht in meine Haare.

»Ich schon.«

»Du lachst über mich.«

»Das ist nicht ganz korrekt.«

Ein weiterer Versuch sich zu befreien, gelang – zu meinem Bedauern – nur, weil er es zugelassen hatte.

»Du bist zu süß.«

Irritiert glotzte ich ihn an.

»So etwas sagt man nicht«, rutschte ich es raus, bevor ich in der Lage war, über meine Worte nach zu denken.

Mist, meine Mauer musste kaputt sein. Ich kontrollierte mein Inneres. Es war vollkommen chaotisch, alles war kreuz und quer. Wenn ich nicht alles ordnete, würde das ein schlimmes Ende nehmen.

Er nahm mein Gesicht in beide Hände.

Toll, jetzt war ich auch noch gezwungen ihn anzusehen; in diese – viel zu hübschen – Augen.

»Und ich habe mich schon gefragt, was ich noch anstellen muss, bist du platzt.«

»Du hast das geplant?«, zischte ich; wenn es möglich gewesen wäre, wären in dem Moment Funken aus meinen Augen gekommen.

»Ja«, grinste er frech.

»Dafür verdienst du Schläge!«

Hatte ich das gerade laut gesagt?’, entsetzt glotzte ich ihn an; er verzog den Mund, ‚Ich hatte es laut gesagt; Scheiße!’

Seine Lippen formten sich zu einem breiteren Grinsen, falls es noch möglich war.

»Nur wenn sie von dir kommen.«

Ich knurrte.

»Und jetzt gehen wir erst einmal einkaufen. Ich hab Hunger.«

Befahl er mir gerade?

Ehe ich einen Laut von mir gegeben konnte, erhob er sich von der Couch.

Trotzig blieb ich sitzen und ignorierte ihn. Sollte er alleine gehen!

Genau...
 

Hey!

Kräftige Arme zogen mich hoch und ich stand auf meinen Beinen. Alleine der Gedanke mich wieder hinzusetzen, scheiterte an seiner dezenten Art – obwohl penetrante Art es besser traf.

Dennoch gab ich nicht klein bei und wehrte mich. Mit einem Ruck zog er mich an seine Brust; seine Lippen streiften mein Ohr: »Ich kann dich auch über die Schulter zum Supermarkt tragen.«

Schlagartig stoppte ich.

Das würde er nicht tun.

Skeptisch betrachtete ich sein Gesicht.

Er würde es tun...

Seufzend ließ ich meine Schultern hängen und gab mich geschlagen.
 

Mit zwei vollen Einkaufstüten stand ich in der Küche und räumte meine Schränke ein. Egal, wie gut er aussah, langsam machte er mich rasend. Selbst der schönste Mann der Welt könnte mich nicht mehr besänftigen.

Pfeifend schnitt er die Tomanten, gefolgt von den Karotten. Wie konnte er bloß die Ruhe weg haben.

»Du machst die Nudeln!«, befahl er mir; ich verzog den Mund, worauf er mich an sich zog und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.

»Bitte.«

Ein Versuch mich zu beschlichten.

Ich formte meine Augen zu schlitzen, riss die Packung Nudel an mich und tat, was mein Chef – dieser... – mir befahl.
 

Vor mir hin grummelnd gab ich dem Wasser eine priese Salz und lies vorsichtig die Nudel ins Wasser.

Inzwischen purzelte in einer Pfanne das Gemüse. Aufmerksam beobachtete ich ihn dabei. Mir war schon beim ersten Mal aufgefallen, mit wie viel Hingabe er sich darauf konzentrierte zu kochen.

Jeder Handgriff saß perfekt.

»Die Nudeln brennen an«, weckte er mich und kam mir zuvor, den Topf vom Herd zu nehmen.

»Sorry...«, nuschelte ich und schlich von dannen, allerdings ließ Alessandro das nicht zu; packte mich und riss mich zu sich. Eingefesselt von seinen Armen, spürte ich sein Kinn auf meinem Kopf und schnitt weiterhin den Schnittlauch.

»Ich lasse dich nicht gehen«, flüsterte er, küsste mein Haar und schmiss das Grünzeug in die Pfanne.

Nach einigen Minuten roch es appetitlich, dass ich es heimlich – er musste es ja nicht wissen – kaum erwarten konnte, zu essen.

Gleichwohl fragte ich mich, wie er das anstellen wollte, denn in der ganzen Zeit ließ er mich nicht mehr los.

Langsam gewöhnte ich mich daran.

Meine Mauer beschloss einen Waffenstillstand; was nicht bedeutete, er würde für immer halten.
 

Er servierte die Nudel mit der Soße – ich hatte noch nie selbst gemachte Soße gegessen und war schon ganz heiß darauf – auf zwei Teller. Bevor ich mich an den Esstisch setzen konnte, zog er mich weiter zur Couch und zwang mich dort platz zu nehmen.

Da die Couch im einiges bequemer war – eigentlich aß ich immer dort – gestattete ich ihm es; ausnahmsweise!

Ich zog meine Beine an und legte meinen Teller auf die Knie. Im Mund lief mir bereits das Wasser zusammen.

Der Hunger ignorierte, dass er mir nahe saß, dass wir uns an den Schultern berührten, dass er sein Bein um mich schlang und ich so auf seine Brust lag.

Ich wollte endlich essen.
 

Der erste Bissen war unwiderstehlich; ich bekam nicht genug. Es war vollkommen anders als das gekaufte Zeug.

In wenigen Minuten hatte ich alles verputzt und wäre zu gerne aufgesprungen, um mir noch einen Teller zu holen; da hielt er mir seinen hin. Ich dachte nicht darüber nach, schnappte mir den und fütterte weiter.

Langsam schaltete mein Hirn sich ein.

Entsetzt über meine Gier hörte ich ein Schmunzeln an meinem Ohr; weiche Lippen legten sich auf meinen Nacken und zogen eine Spur aus Küssen; dennoch aß unbeirrt ich weiter. Es war zu gut, um sich über sein Verhalten aufzuregen.

Leider traf es auf beides zu. Mein Körper reagierte auf seine Küsse mit einem Kribbeln.

Satt lehnte ich mich zurück und sah zu ihm hinauf. Mit seinem Finger wischte er die Reste von Soße von meinen Lippen und leckte sich diesen ab.

Diese kleine Geste jagte mir einen elektrischen Schlag durch die Glieder. Es war nicht schlecht, es war – wie beschrieb ich es – geradewegs erotisch.
 

Aber ich würde nicht klein bei geben; er war immerhin mein Chef - eine tabu Zone!

Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln, rasch schaute ich weg und stierte auf meinen – ausgeschalteten – Fernseher. Die Fernbedienung war zu weit weg, um ihn einzuschalten und Alessandros Griff hielt mich in Schacht.

Für diesen Moment musste ich mich geschlagen geben.

Einfach ruhig atmen, Lia.’
 

Das Essen in meinem Magen hatte mich müde gemacht; die Stille leistete noch ihren Dienst dazu und dieser – Vollidiot – an Mann sagte ebenfalls keinen Ton. Pausenlos fielen mir die Augenlieder zu und schließlich ein letztes Mal, dass ich sie nicht aufbekam.
 

In meinen Träumen erlebte ich die Situation immer und immer wieder. Mein Kopf brauchte Stunden, um sie verarbeiten. Die Risse meiner Mauer waren so tief, dass Löcher darin entstanden, um auf die andere Seite zu blicken.
 

Jemand berührte mich an der Wange und strich sanfte Kreise. Unbewusst legte ich mich mehr hinein. Mein Körper reagierte von alleine und mein Verstand interpretierte es als Traum. Ein harmloser Traum, da würde schon nichts passieren.
 

Brunos kalte Nase stieß dauernd gegen meine Hand. Grummelnd öffnete ich meine Augen. Ein hechelnder Wischmopp sah mich an und legte seinen Kopf schräg. Ich lag in meinem Bett. Ruckartig erhob ich mich. Ich lag alleine in meinem Bett.

Erleichtert atmete ich auf.

Vielleicht hatte ich mir das auch alles eingebildet. Meine Fantasie war ziemlich – ach was redete ich – hervorragend darin Dinge realistisch wirken zu lassen.

Ich wuschelte meiner persönlichen Nervensäge durch das Fell.

„Dein Frauchen wird langsam verrückt“, kicherte ich.

Wenn alles ein Traum war, musste nur ich alleine damit zu Recht kommen. Ich würde am Montag ins Büro gehen, als wäre nie etwas gewesen.

Ich schwang mich aus dem Bett und schlenderte ins Wohnzimmer.

Genau, ich werde weiter arbeiten wie immer, denn es war alles –
 

Entsetzt blieb ich in der Türschwelle stehen.

Auf der Couch saß er, mein – persönlicher – Alptraum. Sein Kopf lag auf der Lehne, die Augen geschlossen. Leise schlich ich zu ihm und beugte mich über ihn. Er rührte sich nicht.

Oh Gott! Oh Gott! Oh – verdammter - Gott!

Lia, du musst aufwachen!’

»Wach auf!«, murmelte ich mir selber zu; jemand brummte.

Ich sprang bestürzt auf; zwei Schritte weg von der Couch.

Alessandro öffnete seine Augen.

»Was machen sie –«

»Du!«, knurrte er.

»Was machst du in –«

Er packte mich am Handgelenk und zog mich auf die Couch. Seine Beine kesselten mich ein und seine Arme schlangen sich um meine Mitte.

Zärtlich begann er meinen Nacken zu küssen. Das war ganz und gar nicht gut – nein, überhaupt nicht, das raubte mir die Kraft zum Denken.

»Müssen sie – ähm – Musst du nicht arbeiten?«

Toll, das war das Dümmste, was du sagen konntest, Lia.’

»Am Sonntag?«, lachte er in meine Haare. Er machte sich lustig über mich.

»Ich weiß nicht...«

»Nein, muss ich nicht«, beantwortete er meine Frage und knabberte an meiner Schulter. Das war gemein! Unfair! Wie sollte ich einen klaren Kopf behalten, wenn andauert der eigene Chef – ach was sage ich – der best aussehenste Mann der Welt – an mir herumknabberte.

Alleine der Gedanke ließ meine Körpertemperatur um einige Grad steigen und seine Berührung brachte mein Gleichgewicht vollkommen durcheinander.

»Kannst du mich auch mal denken lassen!«, hörte ich mich sagen. Irritiert, das laut ausgesprochen zu haben, stierte ich schockiert meine Zimmerwand an.

Ich verlor den Verstand.

Was war passiert?

»Und dir die Möglichkeit geben, dich zurück zu ziehen?«, er tat, als grübelte er, »Nein.«

»Du bist...«

Er griff nach meinen Haaren und zog leicht daran, dass ich meinen Kopf zurück werfen musste, um ihn anzusehen. Erwartungsvoll wartete er, ich spräche weiter.

»...unmöglich!«

»Nur das? Damit kann ich leben.«

»Du bist noch viel mehr! Du bist Besitz ergreifend, arrogant und viel zu sehr von dir überzeugt.«

»Redest du von dir?«

Ich formte meine Augen zu schlitzen. Dieser Mann machte mich wahnsinnig und ich war gerade auf 180°!

»Ich rede von DIR!«

»Hast du dann nicht etwas vergessen?«, fragend schaute ich ihn an, »Wie zum Beispiel, gut aussehend, hinreißend und unwiderstehlich.«

»Ich pump dir doch nicht noch Zucker in den Hinter!«

Er lachte auf, ließ meine Haare los, dass ich – endlich – seinem Blick ausweichen konnte. Allerdings ließ er mich nicht gehen, zog mich mehr an sich. Ich spürte seine harte Brust an meinem Rücken.
 

Seufzend fand ich mich langsam damit ab, ich müsste nach seiner Nase tanzen. Jedoch nur heute; ich würde ihm schon zeigen, dass es ab morgen vorbei war.
 

Zu meiner Überraschung war er früh aufgestanden und hatte alles für ein perfektes Frühstück geholt.

Nun saßen wir am Esstisch; er mit einem Grinsen im Gesicht, ich mit der Laune, es ihm aus dem Gesicht zu schlagen.

»Musst du heute nicht wieder zurück. Schließlich hast du keine Sachen hier.«

Sein Grinsen wurde breiter.

Er deutete mit dem Kopf zur Haustür hin. Ich kniff meine Augen zusammen und erkannte eine schwarze Reisetasche neben der Tür.

Und was sollte schon so besonders daran –
 

Reisetasche, das bedeutete doch nicht; mein Blick wanderte zu ihm. Er musste in meinem Gesicht die unausgesprochene Frage gelesen haben, denn er antwortete sogleich: »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich die Nacht hier verbringe.«

»Ich hab nur ein Bett!«, protestierte ich; kein gutes Argument, schließlich stand hinter mir eine breite Couch.

»Das passt schon.«

Moment, war das indirekt ein Geständnis in einem – in meinem – Bett zusammen zu schlafen. Plötzlich wurde mir schlecht.

Mein Magen schlug Loopings.

In meinen Träumen war es okay, mit Alessandro ein Bett zu teilen; aber in Real. Er war doch mein Chef!

Jedoch verlor die Bedeutung des Wortes nach und nach an Druck. Selbst mein Verstand sagte mittlerweile: ‚Ja und.’

Ich nippte aus meiner Kaffeetasse.

»Ich kann auch auf der Couch schlafen.«

»Nein!«

Zu spät realisierte ich, was ich gerade getan hatte. Ich hatte seine Worte nicht richtig verstanden; ich hatte gar nichts verstanden und das erst beste Wort, was mir einfiel war ‚Nein’.

Ob ich es noch richtig stellen konnte; ich musste es richtig stellen!

»Ich meine... Natürlich,... Es ist nur selbstverständlich, dass du auf der Couch schläfst. Schließlich sind wir kein Paar.«

»Natürlich.«

Er nippte ebenfalls an seiner Tasse, nichtsdestotrotz erkannte ich das fette Grinsen. Am liebsten hätte ich ihm für diese Gemeinheit geschlagen; eigentlich müsste ich mich selber schlagen. Mein Körper arbeitete gegen mich und mein Verstand verfiel in seine Einzelteile. Der vernünftige Teil wurde immer weniger.

Ich kniff meine Augen zusammen.

In meinem Kopf sah ich Bilder, wie ein kleiner Alessandro meine hart erarbeitete Mauer einfach einriss - wie in diesen blöden Zeichentrickserien - und mit Dynamit alles zerstörte.
 

Der Tag verlief – ich weiß nicht wie – ziemlich harmonisch – wenn man es so bezeichnen könnte. Bruno verbrachte nach etlichen Wochen mehr Zeit draußen, als er je erlebt hatte, und ich gewöhnte mich seltsamerweise an Alessandros Art. Wann immer sich ihm die Gelegenheit bot, drückte er mich an sich.

Irgendwie war es unangenehm und gleichzeitig beruhigend.

Nun saßen wir zusammen auf der Couch – Bruno saß ebenfalls auf der Couch, seinen Kopf auf meinem Schoss – und schauten dem sinnfreien Fernsehprogramm zu.

Je dunkler es draußen wurde, desto mehr wurde mir die Tatsache bewusst, dieser Mann neben mir würde nicht gehen; er bliebe über Nacht.

Mein Herz hatte in den letzten Stunden ein Akkordschlagen hinter sich und begann bereits abermals zu rasen.

Ein Blick auf die Uhr bestätigte, was mein Körper längst wusste; wir mussten langsam schlafen gehen. Geneigt die Nacht zum Tag zu machen, musste ich einsehen, ich würde den Montagmorgen übermüdet nicht im Büro überstehen.

Er schaute auf seine Uhr – die ausgezeichnet sein Handgelenk betonte – und stellte dasselbe fest wie ich.

»Wir sollten schlafen gehen.«

Ich nickte.

Er schaltete den Fernseher ohne Vorwarnung aus. Ich war noch nicht bereit. Selbst Bruno war gegen mich und hoppelte von der Couch zu seinem Körbchen.

Alessandro nahm die Reisetasche und verschwand im Badezimmer.

Verstört blieb ich sitzen, erinnerte mich daran, dass ich mich ebenfalls umziehen musste und das wollte ich nicht unbedingt in seinem Beisein.

Ich huschte ins Schlafzimmer, riss mir die Klamotten vom Leib und zog mich geschwind um.

Dabei stellte ich fest, mein Nachthemd – bestehend aus kurzer Hose und Top – war viel zu sexy; doch da öffnete sich die Tür zum Badezimmer.

Meine Augen begannen von unten an nach oben zu wandern. Eine normale Pyjamahose – akzeptabel - fehlte nur noch das passende – nicht vorhandene – Hemd. Fassungslos schluckte ich.

So wollte er doch nicht ins Bett gehen!

Mehrmals öffnete ich meinen Mund zum Widerspruch; heraus kam nichts.

Genervt tauchte ich unter die Bettdecke.

Sollte der Tag schnell zu Ende gehen.
 

Das Bett gab einer weiteren Person nach. Jede Vibration spürte ich. Zu meinem Glück blieb er oberhalb der Decke, dennoch spürte ich seine Hitze durch diesen dicken Stückstoff.

Ich presste meine Augen zusammen.

Schlaf!’, befahl ich mir; doch das Herzrasen würde es mir nicht leicht machen, was sich noch verstärkte, als sein Arm sich über meine Taille legte.

Dieser Gedanke war der bizarrste, den ich jemals hatte; ich – Emilia Walters – lag mit meinem Chef – Alessandro Smith – in meinem Bett.
 

Grundsätzlich hätte mein Verstand in dem Moment behauptet, ich würde träumen; doch das tat er nicht. Er akzeptierte zu meinem Bedauern die Sache.

Ich pustete die zusätzliche Luft aus mir und versuchte zu Schlafen. Irgendwann würde ich einschlafen, irgendwann...
 

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© Jessica Monse 2009

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mira01
2009-06-25T14:00:32+00:00 25.06.2009 16:00
Also normalerweise schreibe ich keine Kommis, aber da ich deine FF wirklich sehr mag, hab ich mich jetzt doch durchgerungen.
Zunächst das Positive: Die Idee und die bisherige Umsetzung ist dir super gelungen. Ich fiebere jedesmal mit Emilia, dass ihre Mauer (noch) nicht fällt. Wirklich spannend!
Jetzt kommt leider noch ein ABER. (wobei ich mir sicher bin, dass du das auch noch in den Griff bekommst)Deine Wortwahl ist nicht immer passend und auch die Grammatik stimmt nicht immer, was den Lesefluss manchmal beeinträchtigt.
Mein Tip also: Such dir ne/nen Beta, oder wenn dir das zu umständlich ist, solltest du wenigstens mal die Wörter im Wörterbuch nachschlagen ob sie auch passen.
Ich hoffe und denke du bist für konstruktive Kritik offen. (dafür sind ja auch Kommis da :D)

VG Mira
Von: abgemeldet
2009-06-22T22:03:28+00:00 23.06.2009 00:03
also ich muss echt sagen alles schläft schon hier und ich muss mi8ch sowas von zusammenreissen nicht lauthals loszulachen. mein gott. das ist echt romanreif was du schreibst so super und perfekt. ich find keine worte
Von:  XaoiMai
2009-06-22T19:08:17+00:00 22.06.2009 21:08
Heilige Scheiße das war hamma geil :)
Das ist bis jetzt mein Lieblings Kapitel.
Das war einfach nur hamma lustig. Ich hab mich total zum deppen gemacht. Saß im Zug und sah dein neues Kapitel das ich gleich lesen musste und ich hab mich halb tot gelacht die Leute haben mich angeschaut als wäre ich aus der Klapse abgehauen. MEGA PEINLICH =}
Emilia kann einem schon richtig leid tuen. ihre Mauer ist total am ARSCH. Die war bestimt so lang wie die Mauer von China die bekommt sie nie wieder ganz +hab total mitleid mit ihr+
Alessandro war aber auch fies das alles zu planen das muss man schon sagen aber er war auch verdammt HOT & SEXY und total verquert.
Die beiden sind schon ein eigenartiges Paar, aber total süß

Ich muss Angels_Should_Die recht geben. Das solltest du unbedingt an einen Verlag schicken und in mir hast du schon einen zweiten käufer gefunden. =)

freue mich schon auf das nächste kap

hdgdl
glg
Mai
Von:  P-Chi
2009-06-22T18:20:00+00:00 22.06.2009 20:20
OMG!!!!!!!!! >/////////////////////<
ICh glaube DAS ist mein Lieblings Kapi!!!
Das war ja soooo megaaaa süüüüüß!!! Das gibts ja nicht! Ich hab die ganze Zeit grinsen und lachen müssen und hab mich einfach so gefreut!! Bin praktisch im Dreieck gesprungen! *grrrrrriiiinnns* xDDDDDD
Alessandro war ja so mega sexy! Auf seine eigene verkehrte und charmante Art xDD *lach* *schnurr*
Emilia würde Gruben ausscheffeln lassen müssen, um die "Mauer" wieder auf Vordermann zu bringen! Ein bisschen tut sie mir ja leid.
Sie muss ihren Chef unbedingt zur Rede stellen, und dabei ihre eiskalte Maske beibehalten!! *wunsch des Tages* x33
Ich bin sooo begeistert von deiner Geschichte, ich werd immer halb Wahnsinnig vor Freude wenn ich seh, dass da ein neues Kapi ist!
(du solltest es mal an einen Verlag schicken! Ich werd die erste sein, die es kauft!! *.*)


lg Angels


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