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Eisfeuer

Gegensätze ziehen sich an...
von

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Gefühlschaos

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Da dies eine Partnerarbeit von MissJoker und mir ist, wechseln wir uns beim Schreiben von jedem Kapi ab.

Deshalb werdet ihr unter diesen Link nur die ungeraden Kapis (1, 3, 5....) finden.
 

Unter diesem Link sind die geraden Kapis zu finden: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/2424/226780

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Kapitel 3

Gefühlschaos
 


 

Suchend sah sich Aidou in der Halle um. Nirgends konnte er Kain entdecken. Wahrscheinlich war sein Cousin schon oben in ihrem Zimmer, um früher schlafen zu gehen.

So langsam musste er zugeben, dass auch ihn die Müdigkeit überkam, weshalb er beschloss sich ebenfalls in den ersten Stock

zu begeben.

Vor dem Zimmer angekommen legte Aidou eine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter, um einzutreten.

Im Türrahmen blieb er jedoch wie angewurzelt stehen.

Seine Augen weiteten sich, denn dort auf dem Bett lag Kain - nur in Boxershorts. Dies war es jedoch nicht, was den Jüngeren innehalten ließ. Wäre es nur dieser Zustand gewesen, hätte Aidou gewiss nicht wie festgefroren da gestanden.

Kain hielt die Augen geschlossen.

Sein Gesicht war entspannt aber zugleich auch ein wenig verzerrt.

Oben ohne sah der rothaarige Vampir, wie ein Gott aus der alten griechischen Mythologie aus, die man auf so vielen alten Gemälden fand. Doch was dem Jüngeren die Röte in die Wangen steigen ließ, war Kains Hand, die sich weit unter dem Bund dessen Shorts an einem heißen Gebiet befand und sich in einem verheißungsvollen Rhythmus an einen ganz bestimmten erahnbaren Körperteil auf und ab bewegte. Unter dem Stoff der Shorts zeichnete sich schon eine deutliche Erhebung ab. Plötzlich spannte sich die Miene seines Cousins an. Zeitgleich entwich ein lautes Stöhnen seinem Mund.

Das war dann doch etwas zu viel für Hanabusa.

Peinlich berührt trat er den Rückzug an, indem er geradezu aus dem Zimmer flüchtete und die Tür hinter sich zuschlug.

In einem schnellen Schritt gelangte er durch den Gang des Südflügels, an dem einige Türen zu den Zimmern der Nightclassschülern abzweigten. Weit kam der blonde Vampir jedoch nicht, da seine Beine nachgaben.

Heftig atmend lehnte er sich an die gegenüberliegende Wand.

Er hatte nicht den leisesten Schimmer, warum es so war, aber Kains Gesichtsausdruck beim Onanieren hatte ihn selber erregt. Aidou rief sich das Stöhnen seines Cousins, das von der Erlösung der sich angesammelten Spannung zeugte, in Erinnerung und konnte nicht verhindern, dass ihn ein Gefühl der Erregung überkam – ihm heiß und kalt zugleich wurde. Gleichzeitig versuchte er krampfhaft diese Empfindung niederzukämpfen.

Völliger Schwachsinn, sagte Aidou im Stillen zu sich selbst. Schließlich war es Akatsuki, der sich einen runter geholt hat. Verdammt! Warum reagierte er darauf nur so verlegen?! Das, wobei er seinen Cousin gerade erwischt hatte, handelte sich um ein ganz natürliches männliches Bedürfnis.

Nach einer Weile des Wartens, beschloss Aidou zum Zimmer zurückzukehren.

Erleichterung darüber, dass Kain nun im Bad war, wallte in ihm auf, zugleich fühlte er jedoch auch einen kleinen Stich der Enttäuschung, den er sogleich verdrängte und sich damit ablenkte, indem er sich selbst bettfertig machte. Als er so in seinem Pyjama dastand müsste er ein wenig frösteln.

Hoffentlich werde ich nicht gleich rot, wenn ich mit ihm rede, dachte Aidou verzweifelt, dann würde Kain nämlich sofort wissen, wie der Hase lief oder besser gesagt, wer ihm da beim Selbstbefriedigen beobachtet hatte.

Als Kain aus dem Badezimmer trat, lag Aidou schon in seinem Bett. Mit bis über den Hals gezogener Decke betrachtete er den Älteren aus dem Augenwinkel.

Bitte, bitte lass mich jetzt nicht rot werden, betete er inständig.

Wortlos trat Kain ans Fenster, um den Spalt, durch den ein dünner Strahl blendenden Sonnenlichts ins Zimmer fiel und der nicht vom schweren Vorhang verdeckt wurde, zuzuziehen.

„Was hast du denn?“ frage der Rothaarige, als er merkte, dass sich sein Cousin demonstrativ von ihm weggedreht hatte.

„N-nichts“ meinte dieser nur und verfluchte sich für den brüchigen Ton in seiner Stimme.

Wenig später vernahm Aidou ein Knarren vom anderen Bett.

Der Kleinere zog sich die Decke noch etwas höher und versuchte das Zittern zu unterdrücken, welches daher ruhte, dass es für die herbstliche Jahreszeit schon ausgesprochen kalt draußen war.

Indem er die Decke enger um sich zog, versuchte der Blonde gegen die Kälte anzukämpfen.

„Hey, du frierst doch nicht etwa?“ fragte Kain, welcher Hanabusa gut im Auge behalten hatte.

„Mmm, ein wenig“ sagte der Jüngere vorsichtig.

Nach einigen Sekunden hörte er abermals das Knarren von Kains Bett und das darauf folgende seines eigenen.

„Mach mal etwas Platz“ kam es neben ihm von Kain.

Gehorsam rückte der Angesprochene ein Stück nach rechts. Einen Moment später spürte er, wie sich sein Cousin zu ihm unter die Decke rollte.

Unvermittelt nahm ihn Kain in die Arme, woraufhin Aidou den Kopf an die breite Brust des Älteren legte. Da diese durch nicht einmal den dünnsten Hemdstoff bedeckt war, fühlte Aidou das eindrucksvolle Spielen von Kains Muskeln, welche sich schon beim ruhigen Ein- und Ausatmen bewegten.

Er atmete den erfrischend herben Duft des Größeren ein. Von ihm ging solch eine Wärme aus, dass der Kleine nicht widerstehen konnte sich dichter an ihn zu drängen. Kain festigte seinen Griff um seinen Cousin.

„Hanabusa, du tust mir einfach nicht gut“ flüsterte ihm der Ältere zu.

„Was? Wie bitte?! Was meinst du damit?!“ Sichtlich erschrocken von Kains Aussage, versuchte sich Aidou aufzubäumen, wurde von den Älteren jedoch wieder runtergedrückt.

„Lass mich los!“ beschwerte sich der Kleinere verärgert, woraufhin sich Kain

kurzerhand mit seinem ganzen Gewicht auf ihn legte, um ihn still zu halten.

„Warum? Du sagtest doch, dir sei kalt.“ Der Ältere hob neckend eine Augenbraue. „Weißt du, dass ich, als ich mir einen Runtergeholt hab, an dich gedacht hab?“

Augenblicklich hörte Aidou auf sich gegen seinen Cousin zu stemmen und sackte mit einem entgleisten Gesichtsausdruck unter ihn zurück aufs Bett.

„Nein, was sagst du da? Was hast du… was hat das….“ Schnell schloss der Kleinere seinen Mund, um zu verhindern, dass noch mehr blödes Gestammel ihn verließ.

Er stand merklich unter Schock. Er musste sich verhört haben. Kain konnte das eben nicht gesagt haben.

„Ich sagte doch, dass du nicht gut für mich bist“ flüsterte Kain und näherte sich mit seinem Gesicht dem Aidous.

In seinen orangegoldenen Augen lag ein bedeutungsvoller Schimmer. Kains Blick, der sein Gesicht genaustens studierte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken.

„Akatsuki, jetzt bist du ekelig“ versuchte Aidou sich in einem kindischen Anflug von Aufmüpfigkeit aus der ihm heillos peinlich vorkommenden Situation zu befreien. „Also geh jetzt endlich runter“

Aber desto stärker der Jüngere versuchte den Älteren von sich weg zu stoßen, desto mehr presste Kain sich an ihm. Und kräftemäßig war Aidou, wie er resigniert feststellen musste, seinem Cousin um Längen unterlegen.

Schwer atmend sackte der Kleinere schließlich in die Kissen zurück.

„Du solltest solche abscheulichen Wörter nicht in den Mund nehmen, hmm Hanabusa“

Ehe sich der Jüngere versah, war Kains Hand schon unter sein Hemd gewandert.

„Weißt du eigentlich wie süß du bist, wenn du dich so aufregst?“ raunte ihm der Ältere ins Ohr.

Umgehend stieg dem Jüngeren die Röte ins Gesicht.

„Aha, da haben wir es also!“ versuchte er sich noch einmal herauszuwinden „Deswegen hast du es dir zum Hobby gemacht mich andauernd zu triezen. Gib’s zu!“

„Du hast’s erfasst“ meinte Kain und blies dem anderen als Antwort gegen die Ohrmuschel.

„Akatsuki,… was…“ entfuhr es ihm, als die Hand es Älteren ihren Weg weiter nach oben fand und kurz seine Brustwarze streifte.

„Hey, entspann dich und genieße es einfach“ war Kains einziger Kommentar.

Unglaublicherweise entspannte sich Hanabusa sogar wirklich ein wenig. Langsam bewegte sich die Hand des Älteren wieder hinunter zu Aidous Bauch und streichelte die Seiten des Jüngeren, welchem ein leises Seufzen entwich.

„Mmh, es gefällt dir also doch“ lächelte Kain selbstgefällig und leckte dem Kleineren daraufhin provozierend über die Ohrmuschel.

Aidou überkam bei dieser Berührung ein Zittern.

„Akatsuki, nein… nicht…da“ presste er hervor.

Doch Kain hatte schon verstanden, dass Aidou eine seiner vermeidlichen Schwachstellen nicht zum Freischuss geben wollte.

Der Größere musste lachen.

Für ihn war es kein Geheimnis, dass sein Cousin besonders empfindlich an den Ohren reagierte. Aber noch einen Schwachpunk des Kleinen kannte er und konnte nicht widerstehen, als er seine Hand ausstreckte, um Aidou im Nacken zu kraulen. Der Blonde keuchte auf. Kurz hielt Kain inne und wurde sogleich mit dem enttäuschten Gesicht des Jüngeren entledigt.

„Warum hörst du auf?“ murrte dieser schon los „Es war gerade so schön“

Belustigt hob Kain eine Augenbraue.

„Ich dachte, ich solle gehen. Aber anscheinend magst du es ja doch“

Leicht lief der Kleinere rot an und drehte abrupt sein Gesicht weg.

„Na ja, du weißt genau, dass ich es mag, wenn du mich im Nacken kraulst“ nuschelte er.

„Du lässt dich echt gern so anfassen, nicht wahr?“ raunte Kain ihm zu. „Aber was ist, wenn ich…“ Langsam nährte er sich dem Gesicht des Kleineren und beobachtete jede seiner Regungen genau. „…das mache“ Ganz sacht strich er mit seinen Lippen über die, seines Cousins, welcher sofort rot anlief.

„Akatsuki…was… was sollte das?“ stammelte er.

„Wonach sah es denn aus oder sollte ich besser sagen, wonach fühlte es sich denn an“ wollte der Ältere wissen.

Aber bevor Aidou etwas darauf erwidern konnte, verschloss Kain seine Lippen mit den seinen. Sanft strich er mit der Zunge über die geschlossenen Lippen des Kleineren.

Doch dieser machte nicht einmal die Anstalt sie zu öffnen.

Stocksteif lag er da, die eisblauen Augen bis zum Anschlag hin aufgerissen.

Aber so einfach war Kain nicht gewillt aufzugeben. Mit Raffinesse schaffte man ja bekanntlich so einiges. Sanft streichelte er seinen Cousin über die Seiten. Dieser musste unter Kains Berührungen abermals aufkeuchen.

Geschwind nutzet Kain die Gelegenheit und drang mit der Zunge in die Mundhöhle des Kleineren ein. Sanft erforschte er jeden noch so kleinen Winkel, bevor er begann mit seiner Zunge die Aidous anzustupsen, über sie zu streichen und sie zu liebkosen.

Kain kicherte leise in den Kuss, als plötzlich Leben in die Zunge des

Jüngeren kam und sie sich etwas ungeschickt auf den Tanz einließ. Zwar war Kain selber ein wenig überrascht über die plötzliche Aktivität des Blonden. Aber war es das nicht, was er gewollt hatte?

Was mache ich hier bloß?, dachte Aidou ein bisschen verwirrt von sich selber, als er den Kuss des Älteren erwiderte und sich dabei an dessen Schultern festkrallte.

Langsam löste sich Kain von seinem Cousin, der nun auch die eben noch geschlossenen Augen öffnete. Hätte Kain seine Hand nicht festgehalten, hätte er sie gewiss vor seinem Mund geschlagen.

„Was… was habe ich da nur gemacht?“ flüsterte Hanabusa schockiert, sogar ein Blinder könnte ihm ohne Probleme die Reue deutlich von dem Gesicht ablesen.

„Du hast dich auf meinen Kuss eingelassen. Nichts weiter.“ antwortete Kain schlicht.

„Nichts weiter! Du hast mich geküsst!“ brauste Aidou auf, „Das soll also nichts weiter gewesen sein?!“

Der Größere rollte sich ein Stück von Aidou runter. Dies veranlasste den Kleineren sich unsicher aufzurichten. Sogleich drehte er sich zu Kain um, welcher - den Kopf auf den Arm abgestützt - auf der Seite dalag. Sein Blick ruhte auf dem Jüngeren, zu dem wohl endlich richtig durchsickerte, was er soeben getan hatte.

„Akatsuki…“ flüsterte Aidou. Es kostete ihn allerhand Überwindung, das gleich Kommende auszusprechen „So etwas darf nie wieder passieren. Hörst du?“

„Warum nicht?“ fragte Kain

„Hat es dir denn nicht gefallen?“

„Ja. Ähm nein… ach, ich meine“ stammelte Aidou von der Frage deutlich aus dem Konzept gebracht.

Die Wahrheit war, dass sich alles in ihm dagegen sträubte, doch zugleich hatte dieser Kuss auch etwas Befriedigendes und gefährlich Verbotenes an sich gehabt. Ein Bedürfnis dessen Befriedigung er bis jetzt wohl nur im Unterbewusstsein wahrgenommen hatte.

„Darum geht es überhaupt nicht!“ rief Aidou endlich, als er den roten Faden wieder gefunden hatte. „Du weißt genau, dass so was nicht geht. Ich meine, was würden unsere Familien dazu sagen, wenn sie davon wussten. Außerdem sind wir Cousins!!!“

„Aber es war doch bis jetzt nur ein Kuss. Hanabusa, komm hier her…“ meinte Kain mit derselben ruhigen Stimme und klopfte neben sich auf das Bett.

„Und dabei wird es auch bleiben!“

Der Kleinere stürmte ins Bad. Hinter ihm fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss.

Völlig am Ende mit den Nerven glitt Aidou mit den Rücken an der Tür hinab und blieb auf dem kalten Fliesenboden sitzen.

In seinen Gedanken wütete gerade ein Chaos, dessen Ausmaß und dessen Wirkung ihm noch nicht wirklich bewusst waren.

Ja, verdammt, gestand er sich ein, es hatte sich verdammt noch mal gut angefühlt.

Indessen hatte Kain auf der anderen Seite der Tür eine Hand in seine Haare vergraben, wobei er resigniert dachte „Warum muss das auch so schwer sein?“
 


 


 

Sie wollte es zwar nicht zugeben. Aber ihr behagte das Gebäude nicht sonderlich. Und schon allein die dicken, massiven Steinmauern übten einen unangenehmen Zwang der Bedrängnis auf sie aus. Genau dieser Zwang war es, dem sie entkommen wollte, denn er brachte etwas mit sich – nämlich die Erinnerung an eine längst vergangene Zeit voller Hoffungslosigkeit, die sie gefangen in einem goldenen Käfig ertragen musste. Man hatte sie an diesen abscheulichen Ort von Geburt an festgehalten, gleich eines gefährlichen Tieres. In Form verängstigter, wehrloser Kreaturen hatte sie ihre Nahrung vorgesetzt bekommen. Und immer wenn Shizuka sich in solchen Gebäuden aufhielt, stieg nicht nur die Erinnerung an die Gefangenschaft in ihr hoch. Nein, vor ihrem inneren Auge tauchte auch jedes Mal wieder er auf. Wie er damals dort vor ihr gesessen hatte, weder apart zitternd noch weinend. Er hatte sie nur traurig angesehen und dann eine Frage gestellt, welche sie niemals vergessen würde. Doch nun war sie längst nicht mehr eingesperrt. Nicht mehr gefangen hinter Mauern, dennoch zurückgehalten von den Fesseln der Vergangenheit – des schmerzlichen Verlustes.

Die laue Morgenluft, welche den Duft der kommenden Winterzeit mit sich führte, spürte sie nicht richtig. Die Briese umwehte Shizuka, spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, doch nichts davon nahm sie mehr wahr.

Die Tür zum Eingangsportal von Haus Mond fiel hinter ihr zu. Aber auch dieses Geräusch drang nicht zu ihr durch. Gegenüber Kaname durfte sie sich ihre Taubheit nicht anmerken lassen. Dennoch hatte sie den Verdacht, dass er eine Ahnung hatte, wie es derzeit um sie stand. Vom Abgrund trennte sie nur ein Schritt weniger als ihn. Wenngleich es, im Gegensatz zu ihm, für sie rein gar nichts mehr gab, was sie vom Springen hätte abhalten können. Sie und den Kuransprössling verband mehr, als es nach außen hin den Anschein hatte – und das wusste auch er.

Sie beide suchten ihre Sterne. Nur er hatte seinen schon gefunden, während sie noch umherirrte in einer trostlosen Welt, in der nichts zählte.

Längst hatten sich ihre Beine selbstständig gemacht, um sie weg von diesem schrecklich einengenden Ort zu bringen.

Fort von alledem. Fort von der Vergangenheit, deren Fesseln an ihr zerrten – sich allmählig enger um sie schnürten, bis sie ihr die Luft abwürgten oder sie um den Verstand brachten. Genau wie es Rido ergangen war. So wie er würde sie irgendwann dem Wahnsinn erlegen sein – aus dem es kein Zurück mehr gab. Es handelte sich nur noch um eine Frage der Zeit.

Wenn man nicht in die Sonne blickte und sich zum größten Teil im Schatten aufhielt war man als Reinblüter vor Schmerzen, welche das helle Licht in den Pupillen verursachte, sicher.

Sie lief an Gebäuden und Menschen vorbei. Doch kaum etwas davon drang zu ihr durch. Nicht einmal das aufgeregte Getuschel und Geflüster dieser niederen Kreaturen hinter ihrem Rücken. Ihr konnte es egal sein. Alles war unbedeutend geworden. Regeln hatten für sie nie existiert. Ihre Füße schlugen einen anderen Weg ein. Das leise Plätschern des Springbrunnens erreichte nicht einmal ihre Ohren. Zu betäubt war sie.

Plötzlich, wie ein leiser Hauch - getragen von einem sanften Windstoß, ein Flüstern aus weiter Ferne - so kam es ihr vor. Wie in Trance drehte sie sich um und erblickte vor sich einen Menschen.

„Ähm, hast du nicht gehört, was ich eben gesagt habe?“

Es handelte sich um eine Dayclassschülerin. Aus ihren Gesten sprach etwas Abwartendes. Shizuka verengte die Augen, um die vor ihr stehende besser zu betrachten.

War sie nicht das Mädchen, das ihr beim Wechsel zugewunken hatte? Ja, es gab einen Zweifel. Das gleiche mahagoniefarbene Haar und dieselben fröhlich funkelnden Augen.

Verwundert fragte sich Shizuka, warum ihr auf einmal solche Details in der Trostlosigkeit auffielen. Noch mehr sogar. Diese Augen stachen aus dem ganzen Fahlen heraus… Es waren die gleichen Augen, die er gehabt hatte – mit denen er sie angesehen hatte.

Es dauerte eine Weile bis sie realisierte, dass das Mädchen mit einer Hand unsicher vor ihrem Gesicht herum wedelte.

„Gehst du jetzt endlich aus dem Beet raus, oder muss ich dich zurück auf den Hauptweg schleifen?“

Ein wenig irritiert glitt ihr Blick an dem Mädchen hinab auf die Erde, um festzustellen, dass sie tatsächlich mitten in einem Beet stand.

Doch für weitere Überlegungen blieb ihr keine Zeit, weil unvermittelt die warme Hand des Mädchens die ihre ergriff und sie beschwingt hinter ihr hergezogen wurde. Schlagartig erwachte Shizukas ganzes Bewusstsein und damit ebenfalls auch ihre volle Wahrnehmungsfähigkeit.

Binnen Sekundenbruchteilen wuchsen ihre Fingernägel aus der Nagelhaut. Sie wurden länger und schärfer - nahmen die Gestalt von Bestienkrallen an.

Doch etwas hielt sie vor dem Zuschlagen zurück.

Etwas hinderte sie daran ohne Rücksicht blindwütig ihre Krallen in den verletzlichen schwachen Körper des Mädchens zu stoßen.

Waren es die Augen oder die ganze Erscheinung dieses Mädchens, welche sie zögern ließen, die blutige Tat zu begehen?

Als sie wieder festen Boden unter sich hatte, ließ die Brünette Shizukas Hand los und schaute leicht lächelnd auf sie herab.

„Na, du musst ja was zum Nachdenken haben, wenn du so einfach mitten in das Beet reinlatscht. Na ja, der Rektor wird sich bedanken. So viel ich weiß, war das sein Gemüsebeet. Aber keine Angst ich sag ihm schon nichts, obwohl ich nicht denke, dass er mir glauben wird, wenn ich erzähl, dass sich da 'n Haufen Karnickel breit gemacht hat. Aber einen Versuch ist es wert“. Sie redete aber sofort weiter ohne sich auch nur von Shizukas ausdruckslos dreinblickenden Augen stören zu lassen. „Was machst du eigentlich hier?“, wollte sie wissen, „Du schlafwandelst doch nicht etwa, oder?“ Kurz lachte die Brünette nervös auf.

„Dasselbe könnte ich dich auch fragen“ sagte Shizuka, dabei hatte sie nur Blick für diese warmen, braunen Augen.

Sie hatten so etwas Verletzliches und Unschuldiges an sich. Aber war es nicht das, was sie so schön machten?

Shizuka spürte, wie sich ihre Krallen instinktiv zurückbildeten. Gleichzeitig fragte sich die Reinblüterin, warum sie diesem Geschöpf überhaupt eine Erwiderung gab.

Die Brünette zuckte mit den Schultern. „Ich hab Blumendienst. Aber du läufst öfters draußen rum, oder? Kein Wunder, dass Ichijo-san dich immer sucht. Er scheint sich Sorgen zu machen“

Auf einmal war Shizuka zu einem traurigen Lachen zu Mute.

Dieses unbedeutende Menschenkind nahm allen Ernstes an, die schwerwiegende Bedeutung dieses Wortes zu kennen, obwohl sie nicht einmal die leiseste Ahnung von Sorgen hatte. Und trotzdem nahm sie dieses Wort so unbedacht in den Mund.

„Sorgen? Ich denke dies beruht eher auf eine Knechtschaft gegenüber der Obrigkeit“

Der Wind gab Shizukas freudlosem Lachen einen klingenden Laut.

„Sag mal kenne ich dich nicht woher?“ wollte Shizuka wissen. Ihre Hand fasste um das Kinn des Mädchens um es genauer zu betrachten.

Aus reinem Instinkt versuchte die Andere ihrer Gegenüber auszuweichen. Jedoch ließ Shizuka dies nicht durchgehen.

„Unmöglich“ erwiderte sie jetzt auf einmal unsicher geworden unter dem eindringlich musternden Blick Shizukas.

„Aber du warst es doch, die mir heute zugewunken hat. Habe ich nicht Recht?“ beharrte die Reinblüterin. Das gespielte mädchenhafte Kichern, in ihrer Stimme war zurückgekehrt.

„Ja, aber nur weil ich dich für jemanden anderes gehalten habe. Ich dachte, ich hätte jemanden endlich wieder getroffen. Da hab ich dich wohl leider verwechselt“

Gerade als Shizuka unbefriedigt das Kinn des Mädchens losließ, schallte ein Ruf zu ihnen herüber.

„Mizuki!“

Sofort drehte sich die Brünette um, als ein kleines, schwarzhaariges Mädchen mit Brille zu ihnen herüber gestolpert kam. Einen kurzen Moment blieb ihr Blick an Shizuka hängen. Ihr Atem ging vom schnellen Laufen flach und unregelmäßig. Dann wandte sie sich an die Brünette. „Ich… ich soll dich holen“ keuchte sie um Luft ringend hervor, „Das Organisationsteam braucht dich noch mal“

„Oh, ich muss los“, das Mädchen winkte entschuldigend in Shizukas Richtung, bevor sie mit der Schwarzhaarigen kehrt machte.

Im Laufen schaute sie sich jedoch noch einmal um, um Shizuka zuzurufen „Und lauf ja nicht wieder in die Beete!“

"Mizuki", wiederholte Shizuka den Namen leise, als die beiden Dayclassschülerinnen schon weit außer Sicht waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Hyo-chan
2009-07-12T14:01:04+00:00 12.07.2009 16:01
wow,du kannst echt et übel schreiben 0.0
ich hab bloss einen bick reingeworfen ins 1.kapitel
und schon wollte ich wissen,wie es weitergeht !!!
ich freue mich auf das nächste kapitel ^^
Von:  Hikaru-Chan
2009-06-26T12:48:28+00:00 26.06.2009 14:48
Ich find diese Kapi wieder einmal großartig!!!! *kreisch*
besonders Kain gefällt mir^^
Ich hoff mal, dass es auch so weiter geht(so unglaublich schön)
Und knuffig^^
Mach weiter so,ist einfach ultra geil^^
Von: abgemeldet
2009-06-22T13:26:50+00:00 22.06.2009 15:26
o_o *sich wieder beruhigen muss*
Was für ein schönes Kappi! Zwar hat mir der Shizuka-Teil besser gefallen, aber der Aidou-Teil war auch super. ^^" Armer Hana-chan... Peinlich, peinlich...

Sry dass ich das jetzt so offen anspreche, aber wäre es nicht weitaus logischer, sich dabei die unterhose auszuziehen? Sonst würde man(n) sich ja die edlen Shorts vollkleckern (sag mal, wieso rede ich eigentlich über so was? Dx)

Dumpfy. *weiterlesen will* T_T
Von:  MikaChan88
2009-06-21T22:04:03+00:00 22.06.2009 00:04
die ff is total super hoffe du machst bald weiter ^-^

cu,
MikaChan
Von:  kleinYugi5000
2009-06-20T16:15:53+00:00 20.06.2009 18:15
oho interresant mal schauen wie das weita geht^^

macht schnell weida

eure Soph-chan
Von: abgemeldet
2009-06-20T10:36:33+00:00 20.06.2009 12:36
Super Kappi!
Ich fühl mit Aido....versteh ihn irgendwie <- Fall im Freundeskreis^^°

Bin ja schon gespannt, was Aido und Kain als nächstes machen und
wie sie miteinander umgehen werden... Ist ja auch nicht
besonders einfach

Schreibt also schnell weiter, ja?

Lucky
Von:  Flippi
2009-06-19T19:25:46+00:00 19.06.2009 21:25
Wow, das war wieder mal ein super kapi!!!
Da bin ich wieder mal soooo gespannt wie es wohl noch weiter geht!
Es war einafch wieder soooo genial geschrieben!
Und einfach super spannent!
Nun bin ich mal gespannt wie es wohl noch weiter geht!
Also ich freue mich schon ganz doll wie es wohl weiter geht!
Lg

Flippi
Ps: Komi ist wieder mal so komisch... x.x


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