Unmei no Isan - 運命の遺産 von kajite_Konton (Vermächtnis des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 46: Der Ruf des Kazekage -------------------------------- Flüchtig wischte sich Oniko mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, bevor er sich sein rotbraunes Ninjastirnband darüber band. Ganze drei Jahre war es nun schon her, seit man ihn als Findelkind bei den Wüstennomaden aufgenommen hatte. Er hatte ein unbeschwertes Leben geführt. Eine ältere Frau Namens Hana hatte ihn bei sich aufgenommen und sich wie eine Großmutter um ihren Enkel gekümmert. Doch nun war sie tot und niemand sonst würde sich um den verwaisten Ninja kümmern. Er war alt genug, um auf sich selbst Acht zu geben. Ohnehin hatte sich noch nie jemand wirklich um ihn gekümmert. Man hatte ihn gefürchtet und ihn als Kind des Teufels bezeichnet, was ihm schließlich zu seinem Namen „Oniko“ – Teufelskind – verholfen hatte. Warum er als ein Kind der Unterwelt galt, war schnell erklärt, denn er war anders. Anders, als alle Menschen, die er kannte. Vor drei Jahren hatte Hana ihn als Baby vor ihrer Wohnungstüre aufgelesen. Einsam und nur in ein weißes Laken gewickelt hatte man ihn dort abgelegt und seinem Schicksal überlassen. Am Anfang war noch alles normal gewesen, doch bereits nach einem Monat begriffen die Siedler, dass er kein normales Kind war. Er wuchs schneller, als alle anderen Kinder in dem Alter und nach einem halben Jahr war er körperlich und geistig bereits soweit entwickelt, wie ein 3-Jähriger. Des Weiteren besaß er die äußerst seltene Fähigkeit, Sand zu bändigen. Niemand konnte diese Gabe erklären. Einige behaupteten, er müsse als Kind mit einem speziellen Jutsu belegt worden sein, welches ihm dieses Bändigen ermöglichte, andere hingegen behaupteten, es sei ein Fluch, der auf ihm lastete und dafür sorgen würde, dass sie alle vernichtet werden würden. Um den Sand und seine Kräfte besser kontrollieren zu können, schickte ihn seine Großmutter zu der Ninjaausbildungsakademie des kleinen Dorfes, wo man ihm unter anderem verschiedene Jutsus und den Umgang mit Waffen lehrte. Nach etwa zwei ein halb Jahren, als sein geistliches und körperliches Alter dem eines 10-Jährigen entsprach, schloss er die Schule ab und gerade mal vier Monate später wurde er vom Genin zum Chûnin erhoben. Jetzt, im Alter von 21 Jahren, war er im Stand eines Jônin. Jedoch war seine Auftragsrate, trotz seiner beeindruckenden Fähigkeiten, eher gering. Dies lag nicht nur an dem kleinen Dorf, in dem er lebte – denn es war zwar dem Kazekage aus Sunagakure untergeordnet, hatte jedoch seinen eigenen Gutsherren, dem es unterstellt war. Vielmehr lag es daran, dass man ihn durch seinen schnellen Alterungsprozess trotz allem fürchtete. Nur seine Großmutter glaubte stets an ihn und förderte seine Talente. Die Siedler hielten sie für verrückt und grenzten sich von ihr ab. Des Öfteren hatte Oniko daran gedacht, einfach abzuhauen, damit sie leben konnte, wie früher, doch jedes Mal hielt sie ihn auf. Zu sehr liebte er sie und er hätte auch nicht gewusst, wo er hingekonnt hätte. Ein abtrünniger Ninja wollte er nicht werden. Da ertrug er lieber die schmerzenden Beleidigungen der anderen Kinder im Dorf. Die Sonne hatte sich bereits dem Horizont zugeneigt und färbte den Abendhimmel in einen warmen Rotton. Träumerisch blickte Oniko vom Grab seiner Großmutter auf und über die Wüste, die sich dahinter erstreckte. Die Schatten waren in ihre Länge gezogen und wirkten groß und bedrohlich. Über seinem Kopf ertönte der schrille Schrei eines Greifvogels und er blickte auf. Es handelte sich um einen Falken, doch es war kein gewöhnlicher. Er hatte von diesen Tieren gehört, sie dienten als Überbringer für Nachrichten zwischen den einzelnen Dörfern und der berüchtigten Anbu-Einheit und dem Kage, dem sie unterstellt waren. In kreisenden Bewegungen glitt der edle Vogel durch die Luft. Langsam kam er herabgeschwebt und ließ sich auf dem Grabstein der Großmutter nieder. Erwartend sah er zu dem jungen Ninja auf, als wolle er ihn auffordern, irgendetwas mit ihm zu machen. Neugierig musterte Oniko den Falken und erblickte eine kleine Schriftrolle an dessen rechtem Fußgelenk. Prüfend sah er sich um, da er nicht sicher war, ob diese Nachricht tatsächlich für ihn bestimmt war. Jedoch konnte er niemand anderem auf diesem Hügel ausmachen. So griff er vorsichtig nach der Rolle und band sie von der Klaue des Tieres, welches im nächsten Augenblick die Schwingen ausbreitete und mit einem gellenden Aufschrei davon flog. „Hey, du kannst doch nicht einfach ...“, rief der Ninja dem Vogel noch hinterher, doch dieser ignorierte ihn und flog über die Weiten der Wüste hinweg, bis ihn die hereinbrechende Nacht endgültig verschluckte. Mit klopfendem Herzen betrachtete Oniko das Pergament mit dem Siegel des Kazekage in seinen Händen. Allgemein galten die Falken der Dorfoberhäupter als sehr zuverlässig und überbrachten ihre Nachrichten immer zielgerichtet. Nie irrten sie sich. Zumindest hieß es so in den Geschichten, die man sich über sie erzählte. Doch was daran wahr und was frei erfunden war, vermochte niemand zu sagen. Oniko ging in das verlassene Haus, in dem er sein Leben mit Hana verbracht hatte zurück und legte die Rolle auf den Tisch vor sich. Lange betrachtete er sie und überlegte, was er damit tun sollte. Konnte er sie wirklich öffnen? Klar, der Vogel hatte ihm das Pergament gebracht und woher sollte er auch ahnen, dass sie nicht für ihn war. Aber die Tatsache, dass das Siegel des Kazekage darauf abgebildet war, ließ ihn zögern. Was würde eine solch hochgestellte und mächtige Persönlichkeit von einem so kleinen Licht, wie er eines war, wollen? Fahrig griff er sich in seine feuerroten Haare. Sollte er vielleicht damit zu seinem Gutsherren gehen und ihn um Rat fragen? andererseits, was, wenn es nur ihn etwas anginge, was darin stand. Entnervt stand der 21-Jährige auf, löschte das Licht in der Küche und ging ins Bad, um sich Bettfertig zu machen. Er würde erst einmal eine Nacht darüber schlafen und am nächsten Morgen entscheiden, was er mit der Schriftrolle machen würde. Noch lange lag Oniko wach in seinem Bett und wälzte sich hin und her. Er konnte nicht schlafen, denn seine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Rolle auf dem Küchentisch. Vielleicht war es ja wichtig und die Sicherheit seines Dorfes hing davon ab, ob er sie noch rechtzeitig las, oder nicht. Angespannt stand er auf und rannte die Treppen hinab in die Küche und griff behände nach dem Schriftstück. Noch kurz zögerte er, bevor er das Siegel löste und das Pergament aufrollte. Kurz überflogen seine Augen das Geschriebene und er konnte nicht fassen, was er las. Es war tatsächlich ein Schreiben, direkt an ihn gerichtet – vom Kazekage persönlich. Dieser rief ihn zu sich, in einer Angelegenheit, die noch geheim war und nur Oniko selbst betreffen würde. Er wurde aufgefordert, bereits in den folgenden Tagen anzureisen. Sollte er dieser Bitte nicht nachkommen, so würde der Grund als hinfällig erklärt werden. Was diese Zeilen zu bedeuten hatten, konnte sich der rothaarige nicht erklären. Warum sollte ausgerechnet er zum Kazekage gerufen werden? Hatte er etwas verbrochen, von dem er nichts wusste? Nachdenklich schritt er mit dem Brief, welchen er sich immer und immer wieder durchlas, durch den kleinen Raum und grübelte über dessen Bedeutung. Die Stunden vergingen, ohne dass er zu einem Ergebnis gekommen war. Am nächsten Morgen erwachte er mit Nackenschmerzen halb auf der Tischplatte ruhend, halb auf dem Stuhl sitzend in der Küche. Sein Blick fiel sofort auf das inzwischen leicht abgegriffene Stück Papier in seiner Rechten. Er hatte eine Entscheidung zu treffen und er war sich sicher, das Richtige zu tun. Schnell stand er auf, packte sich einige Sachen, von denen er meinte, dass er sie eventuell gebrauchen könnte, zusammen und verließ das Haus. Wehmütig blickte er zu dem Hügel hinauf, auf dem Hana ihre letzte Ruhe gefunden hatte. In Gedanken verabschiedete er sich von ihr und verließ die Siedlung auf direktem Wege nach Sunagakure. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)