Verworrene Pfade: Schatten von Hotepneith (Die dritte Staffel) ================================================================================ Kapitel 1: Schlechte Neuigkeiten -------------------------------- Nach dem Sieg über Naraku und das Mottenheer sollte es eigentlich niemanden mehr geben, der den Inu no Taishou und seine beiden Söhne angreifen will. Sollte. 1. Schlechte Neuigkeiten Als der Flugdrache über dem Schloss des Herrschers erschien, war sein Tempo noch derart hoch, dass die Dämonen und Menschen in den Höfen hastig diese räumten. Auch die beiden Prinzen, die soeben einen Übungskampf austrugen, unterbrachen den. „He“, machte Inuyasha: „Welcher Idiot…..“ Da erkannte er alarmiert die Reiterin: „Das ist doch Betei!“ Sesshoumaru schob bereits sein Schwert weg. Das war in der Tat beunruhigend. Betei war die Anführerin des Rates der Amazonen – und Vater war bei diesen Frauen, um sich für ihren Anteil bei seinem Sieg gegen Hyouga zu bedanken. Wenn diese nun herkam – und noch dazu mit einer derartigen Geschwindigkeit, war etwas geschehen. Die Amazonenführerin sprang aus dem Sattel, noch ehe der Drache gelandet war, und eilte zu den Prinzen, zum einen froh, die beiden sofort zu entdecken, zum anderen ängstlich, wie ihre Nachricht aufgenommen würde. Sie warf sich flach zu Boden: „Euer Gnaden...Euer Durchlaucht…“ brachte sie hervor. „Nachricht vom Herrscher?“ erkundigte sich der Kronprinz kühl. Inuyasha trat neben ihn, sein Schwert ebenfalls wieder an der Hüfte. Da war der Herr Halbbruder zum ersten Mal im Leben bereit, mit ihm zu üben, und dann so eine Unterbrechung: „Was ist geschehen, Betei?“ „Der Herrscher…Er ist spurlos verschwunden!“ Sie konnte es kaum aussprechen: „Ich…ich übernehme selbstverständlich die Verantwortung….“ „Soll das ein schlechter Scherz sein?“ erkundigte sich der jüngere Prinz prompt: „Wieso sollte Vater, ich meine, der Herrscher…?“ Sesshoumaru war sachlicher: „Ihr konntet ihn nicht mehr finden und habt auch keine Nachricht erhalten.“ Undenkbar, dass sich Vater einer derartigen Unhöflichkeit schuldig machte – aber ebenso unglaublich, dass es jemandem gelingen sollte, den mächtigen Inu no Taishou mal eben zu entführen. „Ja, Euer Gnaden. Ich...ich eilte unverzüglich her.“ Betei wagte es, sich etwas aufzurichten. Immerhin lebte sie noch. Noch, denn eine Entführung des Herrschers oder gar dessen Tod während er wo zu Gast weilte, war nur zu leicht als Hochverrat auszulegen: „Es geschah während des Festes, gestern Abend. Ab Mitternacht verlor sich jede Spur. Wir suchten, dann flog ich her.“ Also waren acht Stunden vergangen. „Keh!“ machte der jüngere Halbbruder leise: „Dann müssen wir ihn eben selbst suchen, wenn ihr zu unfähig dazu wart!“ „Inuyasha.“ In dem Namen lag Tadel, ehe der Kronprinz nachdachte: „Es ist auszuschließen, dass der Herrscher freiwillig das Fest verließ.“ Er sah seitwärts zu seinem Halbbruder: „Geh zu Sarpedon. Er soll unverzüglich das Heer zusammenrufen und in den 3. Bezirk zur Ortschaft Hok abmarschieren. Und bringe deine Dämonenjäger her.“ „Euer Gnaden!“ appellierte Betei: „Bitte, tut mit mir, was immer Ihr wollt, aber verschont meine Amazonen!“ Sie wagte es, sich etwas aufzurichten. Sollte sie seine Knie umfassen, in der uralten Geste der Flehenden? Sesshoumaru senkte den Blick zu ihr: „Sei keine Närrin. Wer auch immer den mächtigen Inu no Taishou entführte, hat einen Plan. Und ist mit Sicherheit irgendwo im Norden.“ Sie atmete auf. Inuyasha nickte etwas: „Du willst vorsichtig sein, oder?“ Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass es jemand geschafft haben sollte, Vater zu entführen, aber solange der nicht wieder auftauchte, war es besser, das Heer in Reichweite zu haben. Und da er die auffordernde Handbewegung bemerkte: „Bin ja schon weg.“ Er machte sich auf die Suche nach dem Heerführer. „Jaken!“ „Euer Gnaden?“ Der kleine Hofrat, der sich wie immer in der Nähe seines Gebieters aufgehalten hatte, hetzte heran. „Sage Rin, sie soll unverzüglich einen Drachen für Seine Durchlaucht fertig machen und dessen Dämonenjäger, und einen weiteren für Betei.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der Krötendämon eilte davon. So fand Inuyasha, als er mit Kagome, Sango und Miroku in den Hof zurückkehrte, zwei Drachen vor, die das kleine Menschenmädchen am Zügel hielt. Ein wenig irritiert sah er zu seinem Halbbruder: „Was ist jetzt?“ „Du gehst mit deinen Jägern und Betei in das Lager der Amazonen und untersuchst, was dort vorgefallen ist.“ „Oh…“ Das hätte Sesshoumaru ihm früher nie zugetraut. Etwas geschmeichelt sagte Inuyasha: „Mach ich. Bleibst du hier? Ich meine, wenn ich Nachrichten für dich habe...“ „Ja.“ Und er würde Myouga fragen, was eigentlich der Nachrichtendienst trieb. Schliefen die? Er drehte sich um und ging ohne weiteres Wort. Inuyasha nickte: „Na, dann komm, Kagome. Rin, du fliegst uns.“ „Ja, Euer Durchlaucht.“ Die Kleine übergab der aufstehenden Betei die Zügel des anderen Drachen. Sie wusste nur zu gut, dass der Prinz nicht ohne Reiter einen Drachen fliegen konnte. Der Kronprinz könnte, wenn er wollte, davon war sie überzeugt, aber sie war froh, dass er offenbar lieber sie an die Zügel ließ. Betei war ein wenig überrascht, warum der Prinz nur mit der Priesterin fliegen wollte, schwieg jedoch, zumal sie verwundert erkannte, dass sich der kleine Katzendämon, der bei den Dämonenjägern gestanden hatte, sich plötzlich vergrößerte, und das andere Menschenpaar aufstieg. So schwang sie sich auf den Reitdrachen, nicht ohne einen zweiten Blick auf die Dämonenjägerin zu werden, die anscheinend ohne jedes Problem mit dem geradezu gigantischen Bumerang hantierte. Das musste der neue Harmost sein, der Anführer aller Dämonenjäger. Natürlich hatte es den Amazonen zugesagt, dass es sich dabei um eine Frau handelte. „Wie lange hast du hergebraucht, Betei?“ erkundigte sich Inuyasha. „Sechs Stunden, Euer Durchlaucht. – Ich weiß nicht…benötigen Eure Menschen Pause?“ „Wir haben keine Zeit dazu. Los, Rin.“ Er machte sich erhebliche Sorgen um seinen Vater. Hofrat Myouga fiel zu Boden, als ihm der Kronprinz höchstpersönlich die Neuigkeit brachte – weniger aus höfischem Zeremoniell, als vielmehr, weil die Knie unter ihm brachen. „Euer Gnaden…..“ „Spar dein Gerede. Ich gehe davon aus, dass Vater entführt wurde, wenn nicht Ärgeres. Wer kommt in Betracht?“ Sesshoumaru blieb stehen. Der Flohgeist schüttelte etwas den Kopf: „Mein armer Herr! Ich…ich kann mir einfach nicht vorstellen, wem es gelingen könnte….Also, ganz sicher niemandem allein.“ „Sag mir etwas, das ich nicht weiß.“ „Ja, Euer Gnaden….Ich...ich lasse rasch eine Landkarte des Gebietes holen.“ „Der 3. Bezirk. Die Amazonen leben dort in den nördlichen Steppen.“ Das wusste er auch selbst. „Ja, Euer Gnaden.“ Myouga gab die Anweisung an sein Vorzimmer, ehe er sich wieder umdrehte: „Das ist mir ebenfalls bewusst. Und ich bin sicher, dass die Amazonen nichts mit dem Verschwinden zu tun haben. Das würde nicht nur gegen ihren Treueschwur verstoßen, sondern auch gegen ihre Ehre. Gäste sind unantastbar. Ich gehe allerdings auch nicht davon aus, dass Provinzfürst Suez der Urheber ist. Erstens darf er nach dem Vertrag das Gebiet der Amazonen nicht betreten und zweitens wäre er selbst mit seiner gesamten Schlosswache nicht in der Lage, gegen den Herrn vorzugehen.“ „Weiter.“ Das klang vernünftig – aber auch so, als ob der Leiter des Nachrichtendienstes eine Idee hätte. „Ich…wenn ich richtig informiert bin, hat der Herr Tenseiga hier gelassen.“ „Ja.“ Es wäre unhöflich gewesen, bewaffnet und in einer Rüstung zu einem Fest zu erscheinen. Aber das bedeutete auch, dass Vater den Pfad der Dunkelheit nicht hatte einsetzen können. Natürlich waren seine sonstigen körperlichen und dämonischen Fähigkeiten beachtlich…. Myouga nickte: „Dennoch wäre kein anderer Dämon, nun, äußerst wenige, in der Lage, den Herrn erfolgreich anzugreifen. Es muss sich also um einen Hinterhalt gehandelt haben. Und es muss Magie im Einsatz gewesen sein.“ „Ich habe Inuyasha mit seinen Dämonenjägern zu den Amazonen geschickt.“ „Oh, Euer Gnaden kam auf den gleichen Gedanken.“ Der Flohgeist eilte zur Tür: „Danke.“ Er nahm seinem Mitarbeiter die Karte ab und rollte sie auf. Nachdem er sie mit zwei Steinen beschwert hatte, sprang er selbst darauf: „Auf dieser Karte ist das Gebiet der Amazonen eingezeichnet. Hier ist Hok, der letzte Ort, den Männer noch betreten dürfen. – Was ist eigentlich mit Inu…Seiner Durchlaucht oder Miroku?“ „Betei und die Amazonen werden es nicht wagen.“ Nein, das würden sie wohl nicht, entschied Myouga. Sie waren sowieso schon nahe an einer Anklage wegen Hochverrates. „Hier, im Nordosten endet das Amazonengebiet und das Reich des Herrn an den Schattenbergen.“ „Dahinter ist nichts.“ „Nichts würde ich nicht sagen. Ein Steppenland namens Doria. Aber die dortigen Bewohner kümmern sich nicht um uns. Man nennt sie Schattendrachen. Vor langer Zeit, bevor Ihr auf der Welt wart, traf der Herr einmal mit ihrem König zusammen. Nun gut, sie kämpften, dort in den Bergen. Der älteste Sohn wurde dann der König und seither haben wir nie mehr etwas von ihnen gehört.“ Sesshoumaru dachte nach. Rache nach so langer Zeit wäre unsinnig. Dennoch…. „Was weißt du noch über diese Schattendrachen?“ „Sie selbst nennen sich Kagejin, das Volk der Schatten. Aber sie leben mehr für sich. Nur der damalige König wollte unbedingt in dieses Reich einfallen. Sein Sohn meinte zu jener Zeit schon, dass das sehr ungewöhnlich bei ihnen sei. Sie sind sich wohl selbst genug. Aber der König befiehlt.“ „Natürlich.“ „Ich werde alles über sie heraussuchen, Euer Gnaden.“ „Was ist sonst noch in den Bergen dort?“ „Ich weiß nichts. Aber die Amazonen könnten Euer Gnaden sicher mehr berichten.“ Sesshoumaru musterte die Landkarte. Natürlich kannte er die Bezirke, aber so weit im Nordosten war er nie gewesen. Selbst, als es um die Naraku-Affäre gegangen war, hatte Vater Inuyasha in den 3. Bezirk gesandt. „Was ist dies? Ein See?“ „Nein, ein Sumpfgebiet. Aber genaueres …“ Er zuckte ein wenig die Schultern. „Erstatte Bericht, sobald du mehr über die Schattendrachen weißt.“ „Ja, Euer Gnaden. Denkt Ihr….“ „Immer.“ Myouga nahm diesen eisigen Kommentar als Anlass, eilig sein Arbeitszimmer zu verlassen. „Sag mal, Inuyasha“, meinte Kagome: „Ich dachte, Männer dürfen nicht zu den Amazonen? Aber dein Vater war da, du und Miroku sollt jetzt dahin…?“ „Stimmt.“ Er sah seitwärts: „Betei?“ Die Amazonenführerin ließ ihren Drachen näher heranfliegen: „Euer Durchlaucht?“ Er gab die Frage weiter und sie nickte: „Es ist unüblich, in der Tat. Aber natürlich haben wir Seiner Hoheit Treue geschworen – und dem Kronprinzen. Und ich…wir alle, möchten zu gern wissen, wer die Gastfreundschaft unserer Gemeinschaft brach. Ich gab Anweisung, dass niemand unser Dorf verlassen darf.“ „Also sollten deine...deine Kriegerinnen inzwischen wissen, ob Fremde da waren oder eher sind?“ „Ja. Aber ich denke, dass das unmöglich ist. Wir kennen uns alle. Leider.“ Denn das bedeutete, dass eine oder mehrere Amazonen nicht nur gegen das Gastrecht verstoßen hatten, den Vertrag mit dem Inu no Taishou gebrochen, sondern auch noch Hochverrat begangen hatten. Und eigentlich hätte sie das keiner ihrer Kriegerinnen zugetraut. „Darf ich Euer Durchlaucht eine Frage stellen?“ „Ja.“ „Der…der Kronprinz als…als derzeitiger Regent sandte Euer Durchlaucht zu uns. Wie weit gehen Eure Vollmachten?“ Sie wollte nicht direkt fragen, ob er über Leben und Tod entscheiden dürfe. Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Ich mache, was ich will.“ Er ahnte nicht, dass dieser Satz die Amazone noch mehr beunruhigte. Sie konnte nur hoffen, dass sich die Prinzen zügeln würden, nichts tun würden, was sie gegenüber ihrem Vater nicht rechtfertigen könnten – aber auch sie kannte das geflügelte Wort im Reich: du siehst ja aus, als ob du von beiden Prinzen gejagt wirst. Und den Kämpfen der beiden nach zu urteilen, die sie mitangesehen hatte, sollte man das wirklich vermeiden. Sango wandte ein wenig den Kopf zu ihrem Ehemann: „Ich habe ein ganz ungutes Gefühl…“ „Nicht nur du. Sesshoumaru ist noch eisiger als sonst und Inuyasha sauer. Sie wollen ihren Vater zurück. Und dazu sind sie bereit, über Leichen zu gehen.“ „Das meinte ich nicht. – Wer ist es, und wie, der den mächtigen Inu no Taishou bezwingen kann? Und was können wir als Menschen gegen solch einen mächtigen Mann…oder Frau ausrichten? - Oh, und du meinst, es könnte Probleme geben, weil die Prinzen wütend sind? Sie werden sicher nichts tun, das sie ihrem Vater nicht erklären können. Aber warte mal ab, was passiert, wenn dieser….sagen wir, nicht mehr in der Lage dazu ist Erklärungen anzuhören…“ „Gütiger Himmel.“ Miroku seufzte. Das gäbe ein Massaker, da war er sicher. „Du sagst es. Wir werden zusehen müssen, dass wir Inuyasha so gut unterstützen, wie es nur geht. – Und halte dich bei den Amazonen zurück.“ „Ich habe meine Lektion gelernt! Keine Sorge.“ Noch einmal sollte sie nicht um sein Leben kämpfen müssen. Und die Bezeichnung als „Zuchtmann“ hatte ihm auch nicht sonderlich gefallen. „Das will ich hoffen.“ „Sango, auch, wenn du es nicht glaubst: ich bin Profi.“ Genau so lange, bis er eine hübsche Frau sah, dachte seine geplagte Angetraute, aber sie hoffte mal, dass er sich wirklich zusammenreißen würde. Der Inu no Taishou verlagerte ein wenig sein Gewicht. Seine Hände waren mit Bannketten an die Decke dieser Felsenkammer gefesselt, so dass er ausgestreckt stehen musste. Um die Fußknöchel lagen ebensolche magischen Bande, die ihn am Boden hielten. Zusammen waren sie stark genug, selbst ihn so zu schwächen, zu halten. Er betrachtete den kleinen Teich aus glühender Lava direkt vor sich. Die Hitze reizte die Haut seines unbekleideten Oberkörpers ebenso wie die Schwefeldämpfe seine Hundenase, seine Augen. Aber er wusste, es würde noch schlimmer werden. So überlegte er lieber zum hundertsten Mal, wie er aus dieser Lage wieder herauskommen würde. Wie er hier hineingeraten war, war ihm nur zu bewusst. Er und sein Hang zur Romantik. Als ihn diese Amazone heimlich angesprochen hatte, war er neugierig gewesen – und hatte ihr zugehört. Sie hatte erklärt, dass sie eine Freundin Thaleias sei, der Kriegerin, die gemeinsam mit Sesshoumaru in der Schlacht gegen die Motten gekämpft hatte. Und dass ihre Freundin ein kleines Präsent für den Kronprinzen habe. Mit gewissem Amüsement, eine Liebelei seines Ältesten unterstützen zu können, war er der Unbekannten aus dem Lager in die Nacht gefolgt – der letzte Fehler in einer ganzen Reihe davon, den er begangen hatte. Nur Sekundenbruchteile später war etwas aus der Dunkelheit über ihn geflogen – ein Netz, aus ebensolchem magischen Material, wie es die Bande hier waren. Er hatte versucht, sich zu befreien, aber die Amazone hatte etwas aufgenommen, ein kleines Töpfchen, das sie direkt vor ihm zerschlug. Dann eilte sie davon. Er war unter dem entsetzlichen Gestank, der aus dem Gefäß in seine Nase stieg, zusammengebrochen, hatte nur noch zusehen können, wie Männer auf ihn zugekommen waren, und hatte schlussendlich das Bewusstsein verloren. Das war keine normale Amazone gewesen, war ihm nun klar, sondern sicher eine schwarze Priesterin. Tja. Jetzt stand er hier und konnte nur abwarten, wer so viel Mühe und sicher Geld in seine Verschleppung investiert hatte. Eines war jedenfalls nur zu klar: der Entführer wollte ihn lebendig haben. Und es konnte wenig Gründe geben, warum. Leider fiel ihm keiner ein, der positiv für ihn gewesen wäre. Er hatte gar nicht versucht, die Ketten zu zerreißen, da er sicher war, dass sie halten würden, ja, auf ihn ausgelegt worden waren. Er sah keine Chance, sich selbst zu befreien. Allerdings hatte er die Hoffnung, dass die Amazonen bald merken würden, dass er fehlte, und Betei ehrbar genug wäre, sofort seine Söhne zu verständigen. Auf die unbedingte Loyalität seiner Jungs konnte er bauen. Sie würden sicher nicht die Hände in den Schoss legen. Ein Geräusch ließ ihn zu der schweren Holztür sehen. Der Riegel wurde anscheinend beiseite geschoben. Ein dunkles Wesen kam herein, gehüllt in einen schwarzen Umhang, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Wortlos näherte es sich ihm. Der Inu no Taishou entdeckte in sich ein ungewohntes Gefühl, das er rasch als Angst erkannte. Aber wohl interessanter war im Moment der junge Mann, der nun herein trat. Er hatte einmal gegen solche Wesen gekämpft. „Ein Schattendrache!“ Diese waren doch sich selbst genug, zumindest hatte das nach seinem Sieg der Sohn des alten Königs zu ihm gesagt. Seither war auch Ruhe an dieser Grenze gewesen. „Oh, welche Ehre, von einem so mächtigen Herrscher erkannt zu werden, “ spottete der Fremde: „In der Tat. Ich bin ein Schattendrache. Nicht irgendeiner, sondern der wahre König.“ „Es mag eine Zeit her sein, aber ich kann mich nicht entsinnen, dich schon einmal gesehen zu haben.“ „Stimmt auffallend. Nachdem du meinen Vater getötet hattest, hat sich mein…lieber, kleiner Bruder Tysestes zum König gemacht. Und die meisten Dummköpfe des Volkes folgten ihm in eine ach so friedliche Zeit. Mein Name ist Atreus. Ich bin der wahre Erbe meines Vaters. Ruhm und Macht dem Volk der Kagejin!“ Ach du liebe Güte, dachte der Inu no Taishou. Ein Fanatiker. Und zwar einer, dessen Vater ich getötet habe. „Nur wenige Schattendrachen sind mir in diese Festung gefolgt. Aber ich verfüge über unglaubliche Macht. Sieh dir das Wesen neben dir gut an. Er ist ein Schatten aus dem Jenseits, den ich rief, wie auch andere. Er dient nur mir, mit ganzer Seele. Und ich schuf ihn nur zu einem Zweck: dich leiden zu lassen. Andere sind mir auf andere Weise zu Diensten, aber du wirst sicher viel Genuss an seiner Gesellschaft haben.“ Das klang nicht gut, entschied der Inu no Taishou, meinte jedoch: „Du willst also den Tod deines Vaters rächen?“ „Auch“, gab Atreus zu: „Aber mehr geht es um den Ruhm meines Volkes.“ „Du willst folglich König werden?“ „Ich BIN der wahre König! – Entzünde die Fackel, Schatten des Schmerzes. Und zeige ihm, wie qualvoll ein harmloser Beginn sein kann.“ ************************ Da hat sich der Inu no Taishou durch seinen Hang zur Romantik ja in etwas geritten. Im nächsten Kapitel ermitteln Inuyahsa und seine Dämonenjäger bei den Amazonen, während Seine Gnaden ein wenig den Nachrichtendienst auf Trab bringt. bye hotep Kapitel 2: Schwarze Magie ------------------------- „Hunde sind leicht zu berechnen.“ Obwohl der Satz aus dem Mund eines Kleinkindes kam, wirkte er seltsam erwachsen: „Und der Kronprinz sowieso. Sie haben tatsächlich das Heer nach Norden in Gang gesetzt.“ Der junge Mann, der neben dem Kleinen an einem Baum lehnte, nickte: „Rache an den Amazonen, natürlich. Wie primitiv. Lass mich raten, die beiden Prinzen sind auch dabei?“ „Nur Inuyasha. Aber macht nichts. Ich denke, sie sind schlau genug, früher oder später auf die Fährte unseres guten Freundes zu stoßen.“ „Du meinst, wenn Inuyasha mitbekommt, dass ein Schattendrache seinen Vater entführt hat, wird er seinen Bruder um Hilfe bitten? Dein Plan ist bestimmt gut, Akago, aber ich verstehe nicht ganz, wo der Sinn liegen soll, wenn die Prinzen samt Heer erst gegen die Amazonen vorgehen und dann gegen Atreus.“ „Mein Lieber, ich habe aus den...diversen Niederlagen unseres Ziehvaters gelernt. Naraku machte gute Pläne – aber er unterschätzte diese Hunde doch deutlich. Darum habe ich mehrere Sicherungen eingebaut. Erstens: tötet Atreus den Inu no Taishou sind wir schon einmal eine Sorge los. Falls die Prinzen tatsächlich so klug sind, ihm auf die Spur zu kommen gibt es wieder zwei Möglichkeiten: erstens sie sterben oder er. Stirbt er, sind wir einen unzuverlässigen Verbündeten los, der zumal verraten könnte, dass er einen Auftrag hatte. Sterben die beiden Hundejungen, ist der Weg zum Thron frei. Für dich, Moryomaru, da mir mein Äußeres ja den öffentlichen Auftritt verbietet.“ „Aber du bist ein sehr guter Berater. – Was macht dich so sicher, dass sie auf den Schattendrachen stoßen?“ „Sie haben nicht gegen Naraku oder diese Alekto gesiegt, weil sie dumm sind.“ „Angenommen, sie besiegen Atreus. Dann ist Sesshoumaru der neue Herrscher. Und dann…?“ „Dann kommt Phase zwei des Planes. Ein Herrscher sollte doch verheiratet sein, einen Erben haben….“ „Das verstehe ich nicht.“ Das Kleinkindgesicht verzog sich zu einem Lächeln: „Verkaufen wir das Fell der Hunde nicht, ehe wir die Leichen haben. Erst einmal sollen sich die beiden Prinzen mit den Amazonen beschäftigen und mit Atreus und seinen Schatten. Wenn sie dann noch am Leben sein sollten, sehen wir weiter. – Du solltest dich übrigens mehr um die Prinzessin kümmern.“ „Noch mehr? Sie nervt mich sowieso mit ihrem Zärtlichkeitsbedürfnis.“ „Gib ihr, was sie braucht. Ich kann es ja nicht. Und wir brauchen sie. Noch.“ Als die Drachen bei dem Dorf der Amazonen landeten, erwarteten die Frauen sie bereits, zum einen froh, dass Betei heil zurück war, zum anderen ein wenig missgestimmt, dass der Prinz und der Mönch dabei waren. Aber sie waren zu klug, um nicht zu wissen, dass die Sache auch ganz anders hätte ausgehen können. Inuyasha entdeckte Thaleia in der Menge, die Kriegerin, die Vater bei dem Kampf gegen die Motten Sesshoumaru zugeordnet hatte. Dieser hatte sie nicht ausdrücklich gelobt, aber er hatte sie bei sich geduldet – und wenn er seinen Halbbruder richtig einschätzte, war das schon eine gewisse Anerkennung. So nickte er ihr zu, eine Freundlichkeit, die sie überraschte. Sango hatte unterdessen Tara erblickt, die Amazone, mit der sie während der Suche nach Kaijinbou um Miroku gekämpft hatte. Sie lächelte und Tara gab das Lächeln zurück. Sie warne beide von den kämpferischen Fähigkeiten der anderen angetan gewesen, auch, wenn die Kriegerin nun wusste, dass sie im Auftrag des Inu no Taishou gehandelt hatte. Betei sah sich um: „Der Kronprinz, ich meine, der Regent, befahl, dass Seine Durchlaucht die Ermittlungen hier führt. Wir werden ihn selbstverständlich alle unterstützen. Gab es etwas Neues?“ „Nein.“ Thaleia trat näher: „Es sind alle Frauen hier, bis auf vier, die um das Dorf patrouillieren. Darf ich dich…und Seine Durchlaucht zu dem Platz führen, an dem der Überfall auf den Herrscher wohl stattgefunden hat?“ „Den habt ihr also gefunden.“ Inuyasha verzog etwas das Gesicht. Er hatte keine Ahnung, wie er vorgehen sollte, wollte aber weder seinen Vater im Stich lassen, noch sich vor seinem Halbbruder blamieren, wenn der ihm schon mal vertraute. „Gut. Dann komm mit mir, Kagome. Sango, Miroku, ihr seht euch mal anders um. – Oh, und Miroku….“ Der hob die Hand, ehe er sich entsann, dass sie in der Öffentlichkeit waren: „Ja, Euer Durchlaucht.“ Er würde sich zusammennehmen. Und er würde seiner Ehefrau die Führung überlassen. Sango nickte denn auch nur und ging zu Tara: „Wärst du so nett, mir…uns das Dorf zu zeigen, den Ort, wo das Fest stattfand?“ „Natürlich. Ich hörte, du bist der neue Harmost?“ „Ja.“ Es war wohl nicht erstaunlich, dass sich das bis hierher herumgesprochen hatte. „Dann komm. Das Fest fand in aller Öffentlichkeit statt, auf dem Dorfplatz.“ „Und dennoch sah niemand, wohin der Herrscher ging?“ „Es war dunkel, große Feuer brannten, dadurch werden die Augen getäuscht. Überdies: selbst wenn ihn jemand hätte aufstehen sehen – wer hätte sich zu diesem Zeitpunkt etwas dabei denken sollen? Aber obwohl der Rat herumfragte – niemand konnte sich entsinnen, ihn gehen gesehen zu haben.“ Sango warf einen raschen Blick zu ihrem Mann. Miroku nickte. Sie waren beide erfahrene Agenten und wussten, dass sich häufig weder Mensch noch Dämon etwas bei einer Beobachtung dachten, ja, diese auch sofort wieder vergaßen. Das schien sich jemand zu Nutze gemacht zu haben. Das bedeutete aber auch, dass es mindestens eine Amazone gab, die falsch spielte. Der Dorfplatz war kreisrund. Auf einer Seite stand eine größere Hütte, auf die Tara deutete: „Das Gebäude des Rates. Und unser Gästehaus. Davor waren die Kissen für den Herrscher und die Ratsfrauen gelegt, für die Feier. Wir anderen saßen im Kreis hier herum. In der Mitte brannten rechts und links zwei große Feuer….“ Die Reste waren noch deutlich zu sehen: „Dazwischen fanden Kampfvorführungen statt und Musik.“ Auch Trauerlieder waren dabei gewesen, um die im Kampf gegen die Motten gefallenen Kriegsschwestern zu ehren. „Also eigentlich war alles, wie bei jedem Fest?“ „Ja.“ Tara zuckte ein wenig die Schultern: „Nun, bei unseren Festen ist gewöhnlich kein Mann anwesend, schon gar nicht der Herrscher. Es ist uns allen jedenfalls unangenehm, dass solch ein…ein Zwischenfall ausgerechnet bei uns passierte.“ „Es wird noch viel unangenehmer, wenn es Seiner Durchlaucht nicht gelingt, eine Spur zu finden.“ „Oh…du meinst, der Kronprinz…?“ „Sie waren beide nicht sehr erbaut.“ Sango drehte sich um ihre eigene Achse: „Und wo ist die Stelle, wo der Überfall wohl stattgefunden hat?“ „Dort, zwischen den Hütten hindurch.“ „Man kann sie von hier aus also nicht sehen.“ Da hatte jemand gut geplant. „Nein.“ Sango bemerkte, dass Miroku etwas sagen wollte, und sah zu ihm: „Oder was meinst du?“ „Du hast Recht. Aber noch etwas: er muss freiwillig zu diesem Ort gegangen sein. Es ist doch nahezu unmöglich, einen so mächtigen Dämon gegen seinen Willen unauffällig aus einer Menge zu holen. Also muss ihn jemand angesprochen, ja, weggelockt haben.“ Und das bedeutete, dass es eine Amazone gewesen sein musste – oder jemand, den der Herrscher dafür gehalten hatte. Nur – warum? Er selbst wäre jeder hübschen Frau nachgegangen, aber er nahm doch schwer an, dass der Inu no Taishou über deutlich mehr Selbstbeherrschung verfügte. Sango lächelte, da sie seinen Gedankengang erriet: „Ja, das wäre dir passiert. Aber nie dem Herrscher. – Tara, wann fiel das Fehlen Seiner Hoheit auf?“ „Betei bemerkte es wohl, als sie ihm einen neuen Kampf ankündigen wollte und sich daran erinnerte, dass er bereits bei dem zuvor gefehlt hatte. Sie suchte zuerst selbst, ließ uns dann alle suchen. Und wir fanden dann keine Spuren eines Kampfes. Selbst dämonische Kriegerinnen konnten nur noch sagen, dass der Herrscher dort gewesen war. Aber es führte keine Spur weiter.“ „Waren Hundedämoninnen dabei?“ „Ja. Wir haben eine Kriegsschwester.“ „Sehr rätselhaft. Gehen wir dort hin.“ Inuyasha blieb stehen und betrachtete den Steppenboden vor sich. Vater war hier gewesen, eindeutig, aber der Geruch verschwand fast unter einem entsetzlichen Gestank, der aus einem zerbrochenen Gefäß drang. Selbst jetzt, nach Stunden, beleidigte er seine Nase und er wollte sich gar nicht vorstellen, wie das auf seinen Vater als vollblütigen Hundedämon gewirkt haben musste, zumal, wenn der Geruch frisch gewesen war. Ganz eindeutig hatte jemand mit einem Hund gerechnet – und der empfindlichen Nase eine Falle gestellt. Er rieb sich über seine. „Kagome.“ „Äh, ja?“ „Spürst du irgendetwas? Ich meine, Magie?“ „Leider nein…Euer Durchlaucht, “ ergänzte sie eilig, da die Ratsführerin und Thaleia bei ihnen standen. Betei deutete auf den Boden: „Er war hier, nicht wahr? Und dann verliert sich die Spur. Selbst eine hundedämonische Kriegerin konnte der Fährte nicht folgen.“ Das war nicht weiter verwunderlich, dachte Inuyasha und rieb sich erneut die Nase. Aber er ging weiter. Vielleicht ergab sich etwas, wenn man diesem Stinketopf entkam. Gut hundert Schritte entfernt bog er ab, um in einem Kreis zurückzulaufen. Keine Spur, weder von Menschen noch Dämonen, sah man von den verwirrenden Fährten der Amazonen ab, die anscheinend wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen hier herumgerannt waren. Das gab es doch nicht. Er durfte nicht versagen. „Betei!“ „Ja?“ rief sie zurück. „Ich will mit der Hundedämonin reden.“ „Ja.“ Die Ratsvorsitzende wandte sich sofort um, während Thaleia stehen blieb. Kagome lief dagegen zu ihm: „Hast du was gefunden?“ „Nein.“ „Dieser Topf muss für deinen Vater die Falle gewesen sein. Meinst du, ob er davon bewusstlos wurde?“ „Keine Ahnung.“ Er ignorierte die Tatsache, dass ihre Aussage an Hochverrat grenzte: „Aber ich glaube, nicht nur. Ich denke, man kann die Luft anhalten und sich trotzdem wehren. Deswegen meinte ich ja…Magie?“ „Keine, die ich spüren kann. Da kommen Sango und Miroku.“ „Sie sehen auch nicht so aus, als ob sie etwas gefunden haben.“ „Was kannst du denn riechen? Ich meine, außer diesem Topf?“ „Diese dämlichen Amazonen. Sie sind hier wild herumgelaufen. Wenn noch eine andere Spur da war, ist sie verschwunden.“ „Aber es muss eine Amazone hier gewesen sein, die ihn hergelockt hat.“ „Soweit sind wir auch“, erklärte Sango, die herangekommen war: „Jemand muss ihn angesprochen haben und hierher gelockt haben, wie auch immer. Vom Festplatz aus kann man diese Stelle nicht sehen. – Dieser Topf dort vorne….“ „Ja, es war wohl ein Geruchsangriff“, bestätigte Kagome: „Inuyasha findet auch keine Fährte.“ „Und, wenn du noch weiter weg gehst?“ erkundigte sich Miroku bei dem Prinzen. Dieser zuckte die Schultern: „Und in welche Richtung? Ich will jetzt erst einmal mit der Hundedämonin reden, die hier wohl als erste gesucht hat, ehe die anderen alles zertrampelt haben.“ „Der Geruch allein hindert jemanden wie den Herrscher“, dachte Sango laut: „Aber deswegen könnte er noch immer kämpfen. Es sei denn, er wird überraschend angegriffen, von mehreren Personen oder anders aufgehalten. In jedem Fall muss Magie mit im Spiel sein.“ „Ich kann nichts wahrnehmen.“ Kagome klang entschuldigend. Sie wusste, dass sich Inuyasha große Sorgen um seinen Vater machte – und immerhin war der auch der Lebensgefährte ihrer Mutter. Mama sollte doch nicht schon wieder zur Witwe werden. „Ich auch nicht.“ Miroku drehte sich etwas: „Was natürlich nur heißt, dass jemand seine Magie gut getarnt hat.“ Inuyasha bemerkte, dass die Ratsvorsitzende mit einer Amazone herankam, deren Witterung verriet, dass sie ebenfalls eine Hundedämonin war: „Geht doch trotzdem mal umher, versucht, ob ihr Magie feststellen könnt. Verdammt, wir können doch nicht hier bloß herumstehen!“ Seine drei Begleiter verstanden seine Nervosität nur zu gut. Herrscher hin oder her – es handelte sich um seinen Vater. So machten sie sich zu dritt auf die Suche, bemüht, alles wahrzunehmen, das auf Magie hindeutete, gleich, welcher Art. „Euer Durchlaucht, das ist Ate“, stellte Betei vor, die inzwischen herangekommen war. „Du hast hier keine Spur von Fremden wittern können?“ erkundigte sich der Prinz sofort. „Nein, Euer Durchlaucht. Es…ist einfach nicht möglich, aber das werdet sogar Ihr ja wohl selbst festgestellt haben.“ Unwillkürlich warf Inuyasha den Kopf in den Nacken. Manchmal klang bei reinblütigen Dämonen durch, dass sie ihn nicht für voll nahmen. Gewöhnlich überhörte er das, aber heute war er zu gereizt, zu besorgt, um sich noch großartig beherrschen zu wollen: „Ich habe dich gefragt!“ Betei warf ihrer Kriegerin einen warnenden Blick zu, meinte jedoch schlicht: „Ich nehme an, Euer Durchlaucht, Ate wollte damit nur ein wenig ungeschickt zum Ausdruck bringen, dass dies jedem mit…mit Hundeblut klar ist. Ich selbst stamme ja aus einer Katzenfamilie.“ Inuyasha atmete durch. Er durfte sich und vor allem Vater und Halbbruder doch nicht blamieren, in dem er sich von solch einer hergelaufenen Hündin provozieren ließ. „Dann gehen wir beide weiter weg von dieser Stelle. Ate, war dein Name.“ „Ja, Euer Durchlaucht.“ Der Amazone war soeben klar geworden, welches Risiko sie einging, wenn sie einen der Prinzen beleidigte – Halbblut hin oder her. Kagome blieb stehen und warf einen Blick zu Inuyasha und seiner Begleiterin. „Sie gehen weiter weg. Vielleicht gibt es dort eine Spur. - Ich kann jedenfalls nichts spüren.“ „Ich auch nicht. Wenn Magie eingesetzt wurde, und davon bin ich überzeugt, ist sie sehr gut versteckt worden. Ein Meister der Tarnung, geradezu.“ Miroku seufzte. „Und das ist nichts, was uns weiterbringt.“ Die junge Priesterin erstarrte und schloss die Augen: „Meister der Tarnung, Thaleia und Betei…“ murmelte sie: „Und….“ Sango musterte sie: „Ist dir doch etwas aufgefallen?“ „Tsubaki!“ flüsterte Kagome. Ihre beiden Begleiter warfen sich eine raschen Blick zu, ehe die Dämonenjägerin ergänzte: „Würde es dir etwas ausmachen, uns an deinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen? Wer ist Tsubaki?“ „Wer war Tsubaki. Sie ist tot.“ Kagome sah auf: „Eine Priesterin, die aus dem Orden ausgeschlossen wurde, …wegen ihrer schwarzen Magie. Sie hat Schadenzauber und solche Dinge verwendet. Naraku sandte sie an den Hof, wo sie die Gestalt von Hofrätin Cinnamon annahm. Sie war perfekt, selbst bis hin zu ihrer Witterung.“ Miroku und Sango begriffen nur zu gut: „Eine schwarze Priesterin? Aber als wer verborgen? Betei?“ fragte die Jägerin. „Nein. Diese Hundedämonin. Sie ist kein Dämon.“ Kagome ließ den Bogen von ihrer Schulter gleiten. „Sie hat keine dämonische Aura….nun, keine richtige.“ „Möglich“, meinte Miroku: „Aber ich kann das nicht so deutlich wahrnehmen wie du. Was hast du vor? Wenn du auf eine Amazone mit Pfeilen losgehst, könnte es sein, dass die anderen uns das ziemlich übel nehmen.“ „Ich will nur ihre Tarnung zerstören. Stellt euch so hin, dass sie mich nicht sehen kann.“ „Warte“, sagte Sango: „Wenn du recht hast, was ich glaube, und sie eine zauberkundige Priesterin ist, könnte sie doch ihre Magie auch gegen Inuyasha oder uns einsetzen?“ „Ja, schon…“ „Dann machen wir es anders. Du gehst zu dem Prinzen und sagst ihm, was du herausgefunden hast, ehe du auf sie schießt. Wir beide kümmern uns um sie und sorgen dafür, dass sie erst einmal nicht reden kann. Dann müssen wir sie fesseln – und das Ganze natürlich Betei erklären.“ „Aber sie steht bei Inuyasha. Wie soll ich ihm das sagen, ohne dass sie etwas mitbekommt?“ „Dann gehen wir zu dritt und wir schnappen sie uns, während du aufpasst, dass sie keinen Schadenzauber verwendet. Und dann erst hebst du ihre Tarnung auf.“ Miroku nickte etwas: „Sie vermeidet jedenfalls, zu sehr in Inuyashas Nähe zu sein. Vielleicht hat sie doch die Besorgnis, dass er etwas mitbekommt.“ Der Prinz bemerkte, dass seine Freunde kamen, und richtete sich auf. Hoffentlich hatten die etwas gefunden. Er selbst konnte nur einen vagen Geruch wahrnehmen, aber nicht einmal, nach was. Und eine Fährte in dem Sinn war das auch nicht zu nennen. Diese Ate hatte auch keine so feine Nase wie sein Halbbruder. Aber er konnte den ja schlecht herkommen lassen, nur um eine Spur zu suchen – und sich damit komplett als Idioten darstellen. Nein, das war eine Option, die er möglichst lange ausschließen wollte. Natürlich würde er auch das für Vater in Kauf nehmen, aber solange es eine andere Möglichkeit gab… „Was ist los?“ Die Reaktion der Drei überraschte ihn ebenso wie Ate. Miroku und Sango schossen förmlich auf die Amazone los. Während der Mönch sie packte, ihre Arme nach hinten riss, drückte der erste weibliche Harmost der Dämonenjäger der Überraschten bereits ein Stück Stoff in den Mund. Im nächsten Moment stand Kagome neben ihr, legte ihre Hand auf die Schulter. Inuyasha kannte das helle Leuchten der Läuterung bei seiner Priesterin. Was sollte das? Waren seine Freunde übergeschnappt? Oder was lief hier ab? Auch Betei und Thaleia kamen schon angerannt Dann erstarrten sowohl die beiden Amazonen als auch der Prinz. Die Silhouette der Hundedämonin verschwamm, ebenso wie der Geruch, die dämonische Aura. Sie wurde zu einer menschlichen Frau, einer Priesterin. Die Gefangene wollte sich wehren, aber Sango half nun ihrem Ehemann und fesselte sie. „Eine schwarze Priesterin!“ erklärte Kagome eilig: „Und ich bin sicher, dass sie weiß, was mit dei...mit Seiner Hoheit passiert ist.“ „Das ist doch nicht Ate?“ Die Ratsführerin starrte auf die Menschenfrau: „Wo ist sie? Was hat sie mit ihr gemacht?“ „Ich vermute mal, dass sie noch lebt.“ Kagome ließ die Priesterin nicht aus den Augen, um im Notfall eingreifen zu können, während ihre Partner sie weiter fesselten. „Wir…Ich meine, Seine Gnaden beauftragte mich einmal, eine schwarze Priesterin zu enttarnen. Diese ließ die Person am Leben, die sie darstellte, wohl um im Notfall fragen zu können.“ „Sehr schön. Wir haben eine Spur.“ Inuyasha war zufrieden: „Bringt sie in das Dorf. Ich denke einmal, dass wir alle eine Menge Fragen an die Gute haben.“ „In der Tat.“ Betei holte tief Atem. „Ich muss zugeben, ich bin froh, dass keine meiner Frauen Verrat begangen hat. Aber wir müssen nun Ate suchen. Hoffentlich hast du Recht, Priesterin, und sie lebt noch. Wenn nicht….“ „Sehen wir weiter“, unterbrach sie der Prinz: „Los, ins Dorf. Ich will unbedingt wissen, was hier passiert ist, und wo mein…wo der Herrscher ist.“ Während die aufgeschreckten Amazonen das gesamte Dorf nach ihrer Waffenschwester durchsuchten, wurde die Gefangene an einen Pfosten des Ratshauses gebunden. Sie schien sich in ihr Schicksal soweit ergeben zu haben, dass sie keine Flucht auch nur versuchte, aber ihr Blick glitt immer wieder zu Kagome. Diese war sicher, dass nur ihre Anwesenheit – und ihre eigenen magischen Fähigkeiten - verhinderten, dass die schwarze Priesterin ihre Magie gegen Inuyasha oder ihre Freunde einsetzte. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie sicher nicht schlechter in der Abwehr von Schadenszaubern war, als es ihre Schwester Kikyou gewesen war. „Euer Durchlaucht!“ Eine Kriegerin stürzte in das Haus. Der Prinz drehte sich um: „Was...?“ „Seine Gnaden!“ Mist, ärgerte sich Inuyasha. Traute ihm sein Halbbruder denn doch nicht die Ermittlung zu? Im nächsten Moment begriff er allerdings, dass der wohl wichtige Neuigkeiten in Erfahrung gebracht hatte, wenn er hier aufkreuzte. Sesshoumaru war niemand, der seine Entscheidung revidierte. Wenn er ihm die Nachforschungen anvertraut hatte, würde es auch dabei bleiben. Und immerhin konnte er ihm einen Zwischenerfolg präsentieren. So nickte er nur, als der Kronprinz hereintrat: „Ich darf deiner Gnaden doch eine schwarze Priesterin vorstellen? Sie hatte sich als Hundedämonin getarnt. Und ich möchte wetten, dass sie weiß, was mit unse…mit Seiner Hoheit geschehen ist.“ Zufrieden, dass sein kleiner Bruder wirklich seine Erwartungen erfüllt hatte, wandte sich Sesshoumaru der Gefangenen zu, die sich unwillkürlich aufrichtete. ******************************* Schön, wenn man sich auf seine Mitarbeiter verlassen kann. Im nächsten Kapitel "Neue Pläne" schmieden einige so einige. Und wir werfen einen Blick auf den Papa. bye hotep Kapitel 3: Neue Pläne --------------------- Die meisten von euch gehen davon aus, dass Seine Gnaden das Verhör führt? Obwohl doch Inuyasha der Ermittler ist? 3. Neue Pläne Der Kronprinz musterte die gefangene Priesterin kühl, ehe er zu dem Halbdämonen blickte. Dieser war einen Moment lang überrascht, ehe er begriff, dass sein Gedankengang zuvor richtig gewesen war. Sesshoumaru änderte nie seine Entscheidung – und er hatte die Anweisung erteilt, dass er hier die Ermittlungen leiten sollte. Vermutlich würde dieser nur eingreifen, wenn etwas zu dem gesagt werden würde, was ihn hergeführt hatte. Dann sollte er dem Älteren beweisen, dass auch er Leute zum Reden bringen konnte. So begann der jüngere Prinz: „Wo ist der Herrscher? Und wer ist dein Auftraggeber?“ Wenn sie reden wollte, würde sie das trotz des Knebels deutlich machen können. Aber sie wandte den Kopf ab. Inuyasha bemerkte, dass sein Halbbruder prompt unwillkürlich die Finger versteifte, und trat zu der Gefangenen, um ihr fast freundschaftlich die Hand auf die Schulter zu legen: „Weißt du, Hexe, ich glaube, du hast hier etwas nicht ganz verstanden. Wir sind ziemlich ärgerlich, denn du und dein Auftraggeber konntet eure Finger nicht von jemandem lassen, der uns etwas bedeutet. Mehr, als je in deinen Schädel reingehen wird. Du willst doch nicht wirklich wissen, wie ungemütlich wir werden können. - Oh, und komm mir jetzt nicht mit der Ausrede: mein Auftraggeber würde mich umbringen, wenn ich ihn verrate. Was kann der Kerl denn tun, das wir nicht können? Und wir sind direkt neben dir.“ Er nahm seine Hand weg: „Also.“ Sie sah von ihm zu seinem älteren Bruder, ehe sie langsam nickte. Er hatte Recht. Und diese kleine, miese Priesterin da hinter ihnen würde mit Sicherheit weiterhin verhindern, dass sie ihre eigene Magie einsetzen konnte. Sie waren überdies jetzt vor Zauber gewarnt, nicht ahnungslos wie ihr Vater. Sie war sicher, dass der Versuch ihren Auftraggeber zu decken, äußerst schmerzhaft werden konnte. Nein. Redete sie, bestand immerhin die Möglichkeit, dass sie sie laufen lassen würden – oder zumindest auf einen schnellen Tod. Das waren wirklich die Prinzen – und jeder ihrer Befehle würde ausgeführt werden. Jeder…. „Nehmt ihr den Knebel ab.“ Das Gebot des Prinzen wurde eilig befolgt. Sie leckte sich ein wenig über die trocken gewordenen Lippen. „Ich…mein Name ist Hekate. Ich bekam den Auftrag…den Auftrag, den Inu no Taishou zu…nun ja…dafür zu sorgen, dass er sich nicht wehren konnte.“ Sie bemerkte durchaus, dass die Blicke der beiden Söhne des Betroffenen eisig wurden. „Ich habe ein stählernes Netz gewoben, mit läuternder Magie versehen. Auch ein noch so starker Dämon kann es nicht rasch zerreißen. Und das genügte, die Falle zuschnappen zu lassen.“ „Wie gelang es dir, das Netz zu werfen?“ erkundigte sich Inuyasha fast erstaunt. Gleichzeitig fragte Sesshoumaru: „Was geschah?“ Die Sachlichkeit in seiner Stimme war fast besorgniserregender als jede Drohung. „Ich…ich bat ihn, mir zu folgen, weil ich….ach, es ist ja gleich, was ich ihm erzählte.“ Es wäre wohl nicht sonderlich ratsam, diese Geschichte ausgerechnet vor dem Kronprinzen zu erwähnen: „Er folgte mir in die Dunkelheit. Dort warteten bereits die Männer meines Auftraggebers. Sobald ich das Netz geworfen hatte, und den Geruchstopf zerbrochen hatte, fielen sie über ihn her. Mit einer anderen Form der Magie. Ich kenne sie nicht, wirklich.“ Inuyasha wartete einen Moment, ehe er weiterfragte, da der Kronprinz wieder schwieg: „Wer ist dein Auftraggeber?“ Hekate warf einen unwillkürlichen Blick zu der Wand des Ratshauses, hinter der sich im Nordosten die Berge erhoben. Der Jüngere hatte verstanden: „Da ist er also? Hat der Kerl auch einen Namen?“ „Atreus.“ „Nie gehört. – Du?“ wandte er sich an Sesshoumaru. Dieser antwortete nicht, fragte nur weiter: „Ein Schattendrache?“ Die schwarze Priesterin starrte ihn an: „Ihr wisst…?“ war alles, was sie herausbrachte. „Also ja?“ Der Prinz drehte sich etwas: „Und wer ist so ein Schattendrache?“ erkundigte er sich bei seinem Halbbruder. „Jemand, den ich töten werde.“ Nicht einmal Inuyasha fand darauf eine Antwort. So wandte er sich wieder Hekate zu: „Atreus, ein Schattendrache. Hat er dich gut bezahlt?“ „Ja.“ „Wie kam er auf dich?“ „Ich weiß es nicht. Ich denke, ich wurde ihm von einem….zufriedenen Kunden empfohlen.“ „Hast du also schon öfter Leute entführen lassen?“ Er klang unwillkürlich etwas empört. „Nein. Ich …ich habe auch nie zuvor solche Magie verwendet. Aber um den...um den Herrscher zu schwächen, musste es schon etwas Starkes sein.“ Sie erkannte, dass die Prinzen von dieser Bemerkung nicht gerade angetan waren, und fuhr eilig fort: „Er sollte doch lebendig gefangen werden. Ich weiß nicht, wohin sie ihn gebracht haben, das schwöre ich. Ich weiß nur, dass Atreus von einer Burg in den Bergen sprach.“ Eine der Amazonen des Rates, deren Kleidung eine ausgebildete Schamanin verriet, wagte es sich einzumischen: „Euer Gnaden, dort befindet sich eine uralte Festung. Aber sie soll schon lange verlassen sein.“ Tatsächlich lag dem Kronprinzen mehr an neuen Informationen als an höfischem Benehmen, im Moment zumindest: „Weißt du, wo?“ „Nein, Euer Gnaden. Aber ich besitze mehrere alte Karten. Wünscht Ihr…“ „Ja. – Betei, sorge dafür, dass Hekate gefangen bleibt und ihre Magie nicht einsetzen kann. – Inuyasha, komm.“ Ach ja? dachte der, folgte aber seinem Halbbruder seitwärts. Da dieser sich ohne weiteres auf die Plätze der Ratsfrauen setzte, tat er es auch. Ein Lob für die prompte Arbeit wäre ja wohl schon zuviel gewesen – und außerdem, gab er sich selbst ehrlich zu, war es wohl Kagomes Verdienst, dass diese schwarze Priesterin aufgeflogen war. Sesshoumaru beobachtete regungslos, wie Hekate erneut geknebelt wurde, während Kagome aufmerksam bei ihr stand. Für einen Menschen besaß sie in der Tat erstaunliche Fähigkeiten und er bereute nicht, dass er sie einmal geküsst hatte, wenn auch nur, um Naraku zu täuschen. Zum ersten Mal fragte er sich, ob ihre Mutter über ähnliches verfügte. Immerhin hatte sie auch gegen Naraku bestanden. Irgendeinen Grund musste es doch dafür geben, dass sein mächtiger Vater diese Frau zu sich emporgehoben hatte. Die Gefangene wurde hinausgeführt, wachsam begleitet von den Menschen und Kriegerinnen. Kurze Zeit später kehrten Betei und die Schamanin mit fünf anderen Amazonen zurück: der Rat. Die Schamanin trug ein uraltes, vergilbtes Pergament bei sich, das sie auf den Boden legte, ehe sie sich wie die anderen vor den Prinzen niederkniete. „Wir haben Ate gefunden, Euer Gnaden, Euer Durchlaucht“, berichtete die Ratsvorsitzende: „Sie unterlag einem schweren Bann, aber Eure Priesterin kümmert sich um sie. Sie meinte, sie werde bald aufwachen. Unsere Schamanin wird Euch weiter informieren.“ „Mein bescheidener Name ist Hinode, Euer Gnaden, Euer Durchlaucht“, begann diese höflich: „Die Burg, die Hekate erwähnte, ist auf der Karte verzeichnet. Hier trägt sie den Namen Akro. Vielleicht darf ich ausführlicher berichten?“ Und da die Prinzen gleichzeitig nickten: „Danke. – Ich bekam diese Karte ebenso wie meine anderen Werkzeuge von meiner Vorgängerin, diese von ihrer. Damit auch das Wissen, dass jenseits der Berge ein Land liegt, in dem Schattendrachen leben. Vor sehr langer Zeit sollen die einmal auch in dem Gebirge gelebt haben, diese Festung erbaut und bewohnt haben. Warum ist unbekannt. Seit langem freilich erschien kein Schattendrache mehr hier, wenn man von dem kurzen Feldzug absieht, den einst der Herrscher gegen einen Stoßtrupp führte. Er siegte und seither wurde kein Schattendrache mehr auch nur gesehen.“ Sie warf einen raschen Blick auf die Söhne des Siegers von damals, fuhr aber fort: „Von hier zu dieser Burg gibt es genau zwei Wege, da die Berge ansonsten zu steil und unüberwindlich sind. Selbst Vögel vermögen es nicht, gegen die Fallwinde dort anzukommen. Der eigentliche, bequeme Weg führt hier entlang, empor durch das Tal der Stufen. Der Name rührt daher, dass es sich immer wieder um Täler handelt, die wie eine Treppe übereinander liegen, ehe man am Ende zu einem schmalen Canyon gelangt.“ Da Sesshoumaru erneut nur etwas nickte, meinte Inuyasha: „Der einfache und bequeme Weg dürfte auch der sein, auf dem dieser Schattendrache mit Besuchern rechnet. Was ist der andere?“ Der Kronprinz ertappte sich bei dem neuen Gedanken, fast stolz auf den Jüngeren zu sein. Seit dieser Naraku-Affäre hatte der sich deutlich gemausert, wurde wirklich langsam erwachsen. Nun, vielleicht hatte da Kagome auch einen gewissen Anteil. Es war ihm nicht entgangen, dass diese recht freundschaftlich, um nicht mehr zu sagen, mit seinem Halbbruder umging. Einspruch hatte er keinen erheben wollen – und können, ohne ihre Mutter und damit seinen eigenen verehrten Vater zu beleidigen. Hinode senkte den Kopf, um die Karte zu betrachten. Sie deutete mit dem Finger hin: „Der andere Weg, Euer Durchlaucht… Hier endet das Gebiet, das wir Amazonen für uns beanspruchen. Das gehört also zum 3. Bezirk, den Fürst Suez regiert. Hier beginnt ein zuerst lichter, dann immer dichter werdender Wald. Manchmal streifen unsere Kriegerinnen dort herum, treffen auch auf Männer des Fürsten. Ab und zu finden sie sie auch nur – tot und ausgesaugt.“ „Ausgesaugt?“ wiederholte der Halbdämon verwundert. „So lauten die Berichte, Euer Durchlaucht“, warf Betei eilig ein: „Es scheinen dort seltsame Tiere zu leben. Ich bin sicher, dass nichts Euch gefährlich werden kann …“ ergänzte sie hastig: „Aber es existieren dort auch Tiere, die nirgendwo anders leben sollen.“ Sie überlegte, wie sie das ausdrücken sollte: „So könnte es durchaus geschehen, dass eines unvorsichtig genug wäre, Euch zu attackieren.“ Es wäre wohl unhöflich, ja, lebensgefährlich, den Prinzen gegenüber auch nur anzudeuten, dass sie nicht in der Lage wären, gegen Tiere zu bestehen. Hinode fuhr ruhig fort: „Danach erreicht man den Sumpf. Wir nennen ihn nur so, aber ich hörte von meiner Vorgängerin, dass er einst den Namen Sumpf von Aran trug. Es gibt wenige Pfade, die dort hindurchführen. Soweit ich hörte, leben an seinem Rand Krötendämonen, so genannte Kappa, die sich dort auskennen.“ „Klingt ja schon mal ganz gut“, kommentierte Inuyasha und sah seitwärts. Da der Kronprinz nicht reagierte, meinte er: „Und wie geht es dann weiter?“ „Das kann ich leider nicht sagen. Es soll dort, jenseits des Sumpfes, eine alte Passstrasse zu der Burg Akro führen, die schon lange niemand mehr ging. – Was wünscht Ihr noch zu wissen?“ „Wie tötet man einen Schattendrachen?“ Die Schamanin starrte den Kronprinzen ob dieser Frage etwas fassungslos an, ehe sie den Kopf höflich neigte und antwortete: „Einen Kagejin…Euer Gnaden….Das weiß ich nicht. Soweit ich weiß, gelten sie für unsterblich, aber dem Herrscher gelang es ja wohl, deren König zu töten. Überdies: Schattendrachen können Schatten erschaffen, Diener aus dem Jenseits, die sie rufen.“ „Und diese sterben nur mit ihrem Meister.“ Das hatte Myouga Sesshoumaru auch berichten können. Keine einfachen Gegner, also. „Ja, Euer Gnaden.“ „Lasst uns kurz allein.“ Während die Amazonen gehorchten, sah Inuyasha vollkommen verblüfft seitwärts. Sein Halbbruder wollte mit ihm unter vier Augen reden? Ohne dass Vater ihn dazu befahl? Eine derartige Wertschätzung hatte er noch vor wenigen Monaten nicht mal im Traum erwartet. So gesehen hatten die gesamten Ärgernisse der letzten Zeit eine sehr positive Wirkung gehabt. Sesshoumaru musterte die Karte: „Deine Meinung?“ Er würde sich auf den Einzigen stützen, von dem er sicher war, die gleichen Interessen zu verfolgen. „Äh…na ja…“ Der Prinz nahm sich zusammen. Das war eine einmalige Chance und da sollte er sich nicht blamieren: „Wie ich schon sagte: der bequeme Weg, durch das Tal der Stufen, dürfte auch der sein, auf dem dieser Atreus mit Besuchern rechnet. Er wird doch kaum so beschränkt sein, anzunehmen, dass er Vater entführen kann, ohne sich Ärger einzuhandeln. Andererseits, wenn wir den anderen Weg da nehmen, wundert er sich doch, warum nichts kommt.“ „In der Tat. – Wie fähig sind deine Jäger?“ „Die drei sind fähig, ehrlich. Du weißt doch, dass Sango und Miroku diese Verschwörung haben auffliegen lassen. Und Kagome…“ Der Jüngere sah seinen Halbbruder an: „Was hast du vor? Das Heer ist ja auch in ein paar Tagen hier.“ „In zweien, ja. – Inuyasha, was würdest du für unseren Vater tun?“ Der Halbdämon dachte fast, nicht richtig gehört zu haben: unser Vater? Das war eine Bezeichnung, die dem Kronprinzen nur äußerst selten entkam, und wenn, dann eigentlich nie unter vier Augen: „Keh“, machte er nur: „Das weißt du. Und du solltest auch wissen, dass ich dich nicht im Stich lassen werde, egal, was du vorhast.“ Sesshoumaru gab nur durch einen tiefen Atemzug zu erkennen, dass er diese Aussage erhofft hatte: „Ruf die Amazonen und deine Jäger.“ Mit gewissem Seufzen erhob sich der Inuyasha. Immer sollte er den Laufburschen spielen, aber natürlich war so die höfische Rangordnung. Als die Amazonen und Dämonenjäger vor den Prinzen knieten, deutete Sesshoumaru kurz auf die Karte. „In zwei Tagen wird das Heer unter dem Befehl von Sarpedon in Hok eintreffen. Betei, ihr habt schon zusammengearbeitet. Sprich dich mit ihm ab. Euer Auftrag lautet: das Tal der Stufen. Gewiss wird der Schattendrache mit einer Rache- oder Befreiungsaktion rechnen. Und er wird Vorsorge getroffen haben. So solltet ihr diese Krieger besiegen, diese Falle ausschalten. – Ich und Seine Durchlaucht werden dagegen unverzüglich aufbrechen und auf dem anderen Weg zu der Burg gehen. Wir haben zwei Tage Vorsprung vor euch und dem Heer, das könnte dem Herrscher nützlich sein.“ Atreus hatte Vater lebendig gefangen nehmen lassen – also wollte er ihn nicht einfach nur tot sehen. Einen derartigen Gefangenen würde er wohl auskosten wollen. Umso wichtiger war es, schnell zu sein: „Kagome, Sango….“ Die beiden jungen Menschenfrauen hoben etwas erstaunt die Köpfe. Als Mensch wurde man vom Kronprinzen in der Regel nicht mit Namen angesprochen – außer, man war ein sehr wichtiger Mitarbeiter. Dieser fuhr sachlich fort: „Der Herrscher ließ sein Schwert Tenseiga in der Hauptstadt zurück. Ich brachte es mit. Rin hat es im Moment. Euer Auftrag lautet: geht an allen Hindernissen vorbei und gelangt zu der Burg, um dem Herrscher sein Schwert zu übergeben.“ Vater hatte schon einmal einen Schattendrachen besiegt, ihn wohl auf den Pfad der Dunkelheit gesandt. Wenn dies die einzige Möglichkeit war, Atreus zu besiegen, musste man sie nutzen. „Das war alles. Komm, Inuyasha.“ Der sprang sofort auf, nicht verwundert, dass die anderen Anwesenden keine Frage mehr stellten. Sie hatten ihre Befehle – und auch die Freigabe, nach eigenem Ermessen diese umzusetzen. Sesshoumaru hatte da anscheinend viel von Vater gelernt. Aber ehe er seinem Halbbruder folgte, sah er noch einmal zu Kagome. Sicher, sie und Sango waren fähig, aber hoffentlich würde ihr nichts zustoßen. Sie lächelte und er wusste, dass sie seine Besorgnis erriet. So gab er nur das Lächeln zurück – ohne zu ahnen, dass die Amazonen durchaus den richtigen Schluss aus dieser Szene zogen. Moryomaru ließ sich mit einem Seufzen ins Gras fallen. Sein Partner betrachtete ihn: „Alles in Ordnung?“ „Ja, schon. Ich habe sie mal wieder zufrieden gestellt.“ Dauernd diese Lobeshymnen und Streicheleinheiten, das machte ihn noch wahnsinnig… „Gibt es etwas Neues?“ „Nein, anscheinend nicht. Ich dachte, du hast diese Biester ausgeschickt?“ „Habe ich, ja. Aber unsere liebe Prinzessin sitzt doch sozusagen an der Quelle.“ Akago musterte seinen Nachbarn. Er mochte gut aussehen, einen starken Körper haben, aber eindeutig war sein Verstand nicht mit seinem eigenen zu vergleichen. Leider hatte Naraku ihm selbst den Körper eines Kleinkindes gegeben – mit dem Intellekt eines Erwachsenen. Sonst hätte er sich nie gezwungen gesehen, eine derartige Partnerschaft einzugehen. Aber als Herrscher kam eben kein Kind in Betracht. Zumindest vorläufig nicht. Er hatte für die Zukunft schon einige Einfälle – von denen keine allerdings Moryomaru beinhaltete. „Sie hat nichts gesagt. Hast du eine Idee, wie es weitergeht?“ „Das Heer müsste bald im Gebiet der Amazonen eintreffen. Ich habe Insekten hingeschickt, die mir...uns mitteilen sollen, wenn diese Frauen getötet sind. Der Kronprinz ist auch dorthin aufgebrochen. – Arme Frauen…sie können doch gar nichts dafür.“ Das klang spöttisch. „Stimmt, die armen Frauen“, erklärte Moryomaru ernsthaft. „Nur diese schwarze Priesterin…Aber die wird dann ja auch dran glauben.“ „Ja.“ Akago seufzte nur in Gedanken: „Was auch gut für uns ist. So kann sie nicht verraten, dass sie an Atreus empfohlen wurde.“ „Was sollte das für eine Wirkung haben? Sie weiß doch nicht unsere Namen.“ „Hm. Ich schließe gerne jede negative Wirkung aus.“ „Ja? Was machst du denn mit Atreus, wenn er den Inu no Taishou umgebracht hat und die Prinzen?“ „Nichts. Er hat dann seinen Spaß gehabt und wird sich sicher um sein eigenes Volk kümmern. Er ist so…naiv, anzunehmen, der neue König werden zu können.“ „Ist er nicht stark genug?“ „Es handelt sich um Schattendrachen. Sie sind äußerst magiebegabte Wesen, wenn auch nur in der Schattenmagie. Stärke allein macht da keinen König aus.“ Und wen kümmerten schon die Thronstreitigkeiten im Land jenseits der Berge. „Das wirst du schon wissen. – Und was machen wir jetzt? Warten?“ „Natürlich. Eine Spinne im Netz wartet. – Ich bin mir sehr sicher, dass die Prinzen Papi retten wollen und sich auf die Suche nach Atreus machen. Und keine Ahnung haben, was ein Schattendrache so an interessanten Dienern besitzt. Sie laufen in die Falle. Zu schade, dass ich das nicht mitansehen kann.“ „Kannst du keine Insekten schicken?“ „Ich habe nicht so viele wie früher unser Schöpfer.“ Nun, um genau zu sein, noch zwei, aber das ging seinen Partner nichts an: „Und mir ist wichtiger, dass ich weiß, was im Palast läuft. Hofrat Myouga ist klein, aber kein Trottel. Wenn der Nachrichtendienst auf unsere Spur gerät, sollte man unverzüglich gegensteuern.“ „Wieso sollte er…?“ Akago dachte, wegen eines Fehlers, den du begehst, meinte aber laut: „Lieber vorsichtig, mein Lieber. Was wir hier tun, ist Hochverrat – und du willst doch nicht deinen hübschen Kopf verlieren.“ „Nein, wirklich nicht.“ Moryomaru rieb sich unwillkürlich die Kehle. Der Inu no Taishou betrachtete den Teich aus Lava vor sich. Hoffentlich würden ihn seine Jungs suchen und finden. Ansonsten waren die vergangenen Stunden nur ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage gewesen. Atreus hatte ihm Tage in der Hölle versprochen. Nun, im Moment waren es nur kleine Verletzungen, schmerzhaft, aber seine Macht war groß genug, sie rasch wieder heilen zu lassen. Dennoch war er sicher, dass das irgendwann ein Ende finden würde, seine Regenerationsfähigkeit aufgebraucht wäre. Er sah auf, als sich die Tür öffnete. Zu seiner gewissen Erleichterung kam nicht der Schatten des Schmerzes, sondern ein Schattendrache, den er nie zuvor gesehen hatte. „Du hast dich schon erholt?“ Er kam näher und begutachtete den Körper des Gefangenen: „In der Tat. Du benötigst meine Behandlung nicht. Noch nicht.“ „Du bist Heiler?“ Der Inu no Taishou gab sich nicht der Illusion hin, dass Atreus ihm aus Freundlichkeit einen Arzt schickte. Das hatte sicher nur den Zweck, sein Sterben zu verlängern. „Mein Name ist Chlymenos. Ich bin Heiler und Wissenschaftler, ja. Nie zuvor hatte ich die Gelegenheit, einen Dämon untersuchen zu können. – Itami scheint sehr langsam bei dir vorgegangen zu sein. Oder ist deine Energie so stark, dass du dich selbst so rasch heilen kannst? Das wird dann noch äußerst interessant.“ Mit dämonischer Nüchternheit erklärte der Herrscher: „Ich werde es ja erleben.“ „In der Tat.“ Chlymenos lächelte etwas. „Hast du je Hinrichtungen befohlen?“ „Das gehört dazu.“ „Wie lange brauchen deine Delinquenten um zu sterben?“ „Wenn der Henker nicht ungeschickt ist – vielleicht fünf Sekunden.“ „Wie einfallslos. Ich kann dir versichern, dass mein König viel mehr Phantasie besitzt.“ Leider sah der Inu no Taishou keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln. Aber er fragte doch: „Weißt du, warum er mich töten will?“ „Aber ja. Erstens hast du seinen Vater umgebracht und seinem Bruder gesetzwidrig auf den Thron verholfen. Atreus ist der Ältere und er wäre der rechtmäßige Thronerbe gewesen. Und zum zweiten…Nun, der König erschuf den Schatten des Schmerzes nicht ohne Grund. Er liebt es, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Und sei gewiss, bald wird dort drüben ein Sessel für ihn aufgestellt werden, damit er dir oder eher Itami bequemer zusehen kann.“ Nur sein Stolz verhinderte, dass der Inu no Taishou seine unwillkürliche Furcht zeigte. „Lass es mich so ausdrücken: ich bin der festen Überzeugung, dass das Volk der Kagejin mit seinem jetzigen König besser fährt als mit Atreus.“ „Du bist mutig“, erklärte Chlymenos mit gewisser Anerkennung: „Und sturköpfig. Ich bin wirklich neugierig, wie lange du diese Fassade aufrecht halten kannst.“ Hoffentlich, bis seine Jungs da waren. Aber das sagte der Inu no Taishou nicht. **************************** Ein wenig konketer hätten die Befehle des Kronprinzen schon sein können - nun ja, die Zielvorgaben sind es. Im nächsten Kapitel: Gefährliche Geschwister treffen die Prinzen auf erste Probleme und Atreus beweist, dass er vorsichtig ist. Zu den Namen: Itami bedeutet Schmerz und Chlymenos war in Griechenland eine Umschreibung für den Totengott: der Berühmt-Berüchtigte. bye hotep Kapitel 4: Gefährliche Geschwister ---------------------------------- Die Prinzen waren in raschem Tempo über die Steppe gelaufen, sobald sie aus dem Blickfeld der Amazonen waren. Nach einigen Stunden erreichten sie den lichten Laubwald, von dem Hinode gesprochen hatte. Damit hatten sie das Gebiet verlassen, das die Amazonen für sich beanspruchten. Hier lag der 3. Bezirk, den Provinzfürst Suez regierte. Aber sie konnten weit und breit nichts von Menschen oder Dämonen entdecken, als sie nun langsamer nebeneinander durch den Wald gingen. Der lichte Laubwald wurde nach gut einer Stunde dichter. Das Unterholz verhinderte, dass die Halbbrüder weit sehen konnten. Umso sorgfältiger witterten sie, lauschten. Es war kaum davon auszugehen, dass Vaters Entführer nicht mit einer Verfolgung rechnen würde, und es fragte sich, ob er wirklich nur im Tal der Stufen auf Schwierigkeiten wartete, nur dort eine Falle aufgebaut hatte. Überdies hatte die Amazonenschamanin auch von eigenartigen Tieren gesprochen, von hier aufgefundenen Toten, die ausgesaugt worden waren. Nicht einmal Sesshoumaru konnte sich erinnern je in dieser Gegend gewesen zu sein. Soweit in den Nordosten war er nie zuvor gekommen. Inuyasha drehte den Kopf. Es fühlte sich unbehaglich an, und er erkannte das eigenartige Prickeln im Kreuz, das ihm anzeigte, dass er beobachtet wurde. Er hatte keine Ahnung davon, dass das ein Empfinden war, das aus seinem menschlichen Erbe stammte: das Gefühl, Jagdbeute geworden zu sein. „Angst im Wald?“ fragte Sesshoumaru prompt, der die Bewegung seines Begleiters mitbekommen hatte, aber nichts dergleichen spürte. Ein Dämon seiner Art war ein Jäger – nie Beute. „Keh! Red nicht so einen Blödsinn. Da ist was.“ Das klang mehr als eigenartig, dachte der ältere Halbruder Er selbst roch nichts, sah nichts und konnte auch sonst nichts wahrnehmen. Aber er vermutete auch, dass sich Inuyasha lieber die Zunge abgebissen hätte, als ihm gegenüber irgendeine falsche Annahme zu äußern. Trotz allem besaß er Stolz – und hatte im Laufe der letzten Affären bewiesen, dass er durchaus über gewisse Fähigkeiten verfügte. So blieb er selbst stehen und blickte sich um: „Was?“ Der Halbdämon ertappte sich bei dem Gedanken, angenehm berührt zu sein: „Wenn ich das wüsste, hätte ich es bereits erledigt…Wir werden jedenfalls beobachtet.“ Im nächsten Augenblick klang ein Kichern aus dem Unterholz hinter ihnen, ehe zwei sich weibliche Gestalten aus dem Wald lösten. Sie waren in dem Grün-braun des Gehölzes gekleidet und besaßen keinerlei Witterung. Perfekte Lauerjäger, dachte Sesshoumaru prompt, der nicht annahm, dass diese beiden Frauen ihnen grundlos gefolgt waren. Sie waren Dämonen, da war er sicher, aus einer Spinnenfamilie – das bezeugten die vier Beine und vier Arme der sonst durchaus menschlich anmutenden Körper. Allerdings hätte kein Mensch rechts und links neben dem Mund Greifwerkzeugen, ja, Beißzangen besessen. Überdies waren sie mit Schwertern bewaffnet. Eine der beiden verzog ihr grünes Gesicht zu einem Lachen: „Was für zwei süße Jungs, Kusa! Du hattest Recht, ihrer Spur zu folgen, Schwester.“ „Was wollt ihr?“ Inuyasha hatte die Hand bereits an Tessaiga. Hatten diese zwei Närrinnen denn keine Ahnung, mit wem sie sich hier einließen? Es war ungewohnt, in Vaters Reich auf Leute zu stoßen, die mit den weißen Haaren nichts anfangen konnten. Die Kusa Genannte schien erstaunt: „Na, euch fressen.“ Sie hatten eindeutig keine Ahnung: „Keh! Das kannst du ja versuchen!“ „Oh, das werden wir.“ Sie legte die Finger an ihren Schwertgriff: „Niemand kann ein Duell gegen uns bestehen. – Ich muss euch übrigens loben. Noch kein Dämon, von Menschen ganz zu schweigen, war in der Lage uns zu bemerken, ehe wir sie stellten. Wie habt ihr uns entdeckt?“ Der Halbdämon zuckte die Schultern: „Anschleichen könnt ihr euch ja nicht gerade…“ „Hm. Ihr seid Brüder, nicht wahr? Dann der ältere Bruder gegen die ältere Schwester. Dasi nimmt dich.“ Die beiden Frauen zogen. Sesshoumaru hatte während des in seinen Augen vollkommen sinnlosen Gespräches nachgedacht. Sie waren wohl aus einer Spinnenfamilie, die manchmal recht überraschende Fähigkeiten besaßen - und sie konnten sicher fechten. Zumindest eines davon mochte für Inuyasha ein Problem werden. Trotz der mittlerweile erworbenen Erfahrungen in Kämpfen auf Leben und Tod waren die Schwertkünste des Halbdämonen noch immer erbärmlich anzusehen, ein guter Grund, warum er beschlossen hatte, da ein wenig die Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen. Aber er drehte sich ohne ein Wort Kusa zu, während er einen Satz seitwärts machte. Inuyasha würde sicher Tessaigas Windnarbe einsetzen und es war nicht notwendig, der im Weg zu stehen. Die ältere Spinnenschwester folgte ihm unverzüglich, ihre Klinge bereits in der Hand. Dasi wandte sich dagegen Inuyasha zu. „Immer will sie die Älteren“, beschwerte sie sich: „Und mir lässt sie die einfacheren Fälle…Macht das dein Bruder auch?“ „Äh…weniger. – Hör mal, wenn ihr am Leben bleiben wollt, solltet ihr einfach verschwinden.“ „Ach nein!“ Sie lachte: „Glaub mir, junger Hund: schon vielen Männern und Jungs stand ich so gegenüber.“ Sie zog: „Und sie alle waren sehr von sich überzeugt. Sie schmeckten mir ausnahmslos. Niemand kann gegen uns bestehen.“ „Das liegt wohl daran, dass ihr uns noch nie getroffen habt.“ Inuyasha stellte ein wenig verblüfft fest, dass er gerade „uns“ und nicht „mich“ gesagt hatte: „Zum letzten Mal: verschwinde!“ Seine Gegnerin leckte sich ein wenig über die Beißzangen: „Oh ja, du wirst mir schmecken. – Und deine Ohren werde ich mir als Trophäe an die Wand hängen.“ „Von was träumst du noch? – Windnarbe!“ Dasi schlug ihr Schwert in einer Art in den Angriff des Halbdämons, die dieser zu seinem Leidwesen erkannte. Die Energie wurde in den Wald geschleudert und hinterließ eine breite Schneise. So sparte er sich die törichte Frage, ob sie die Windnarbe erkennen konnte. Das traf wohl zu. Und außerdem spürte er bei ihr noch etwas anderes, das er nicht einordnen konnte, so auch noch nie gefühlt hatte. Sie lachte auf: „Oh, dein Bruderherz scheint gerade dasselbe festgestellt zu haben, wie du: keine Attacke, die ein Schwert schlagen kann, sei es auch mächtig in seiner Magie, kann uns etwas anhaben. – Ich würde mal sagen, du hast verloren.“ „Keh“, murmelte Inuyasha: „Das werden wir sehen.“ Tessaiga hatte noch einige Attacken drauf – und erst, wenn die alle versagt hatten, würde er wirklich in Schwierigkeiten kommen. Er sprang zurück, um mehr Platz für den nächsten Angriff zu bekommen, als er einen Blick seitwärts warf. Sesshoumaru stand mit unbewegtem Gesicht vor seiner Gegnerin, seine Klinge schräg vor sich. Kusa schien mehr erheitert als besorgt über die Tatsache, dass hinter ihr der Wald schlicht verschwunden war. War etwa auch der erste Angriff seines Halbbruders ohne Wirkung auf dessen Widersacherin geblieben? Das sah nicht so gut aus. Aber er richtete seine Aufmerksamkeit lieber rasch auf sein eigenes Gegenüber, da diese eine Energieattacke auf ihn laufen ließ. Vielleicht war das die Möglichkeit? Seine neue Technik des Bakuryuuha klappte doch schon meist ganz gut. Die Spinnendämonin schien ein wenig überrascht, ihren eigenen Angriff zurückzubekommen, schlug allerdings dagegen, jagte die Energie erneut auf den Halbdämon. Dieser versuchte nochmals zu parieren, spürte allerdings, dass er überlaufen wurde und zurückgeschleudert wurde. Noch während er hart auf den Boden prallte, wurde ihm klar, dass er ohne sein Gewand aus Feuerrattenhaaren bereits schwer verletzt worden wäre. Verdammt, war diese Dasi stark – oder war das ein Trick? Gleich. Er raffte sich auf. So schön es gewesen wäre, sich ein wenig um die blauen Flecke zu kümmern – zum Sterben war es nicht schön genug. Er würde nicht aufgeben. Irgendeine Schwachstelle mussten diese Spinnen doch haben. Er wusste es nicht, aber in diesem Fall war Sesshoumaru ganz seiner Meinung. Die Prinzen warfen sich einen unwillkürlichen Blick zu. Die beiden Spinnenfrauen vor ihnen waren anscheinend eine Klasse für sich. Nie zuvor waren sie auf Gegner gestoßen, oder hatten von Dämonen gehört, die anscheinend völlig immun gegen ihre Schwertangriffe waren. Vielleicht war das auch ein Grund, warum die Schwestern nicht, wie fast alle anderen Insektendämoninnen im 9. Bezirk lebten, sondern sich hier in die Einöde zurückgezogen hatten. Sie brauchten niemand anderen. Darum wohl auch erkannten sie nicht, wem sie hier gegenüberstanden. Die Spinnen schienen jedenfalls fast umso erheiterter, je mehr Energie sie in ihre Attacken setzten, betrachteten das offensichtlich als keine Gefahr. Auch Kusa und Dasi sahen sich rasch an – allerdings, um stumm das weitere Vorgehen abzusprechen. Selten genug hatte es ihre Beute verstanden, sich so zur Wehr zu setzen, wenn natürlich auch im Endeffekt vergeblich. Sie hoben die freien Hände und bewegten sie vollkommen synchron. „Verdammt!“ brachte Inuyasha heraus, als er die Folgen bemerkte. Rund um den Platz, auf dem die Vier standen, bildeten sich Spinnenfäden, die dicht an dicht jeden Ausweg zu versperren suchten. Womöglich käme er da durch, Sesshoumaru wohl auch, aber die Frage lautete: was hatten diese Schwestern nun vor? Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass das wirklich einen Fluchtversuch verhindern sollte. Immerhin hatte er selbst – aber auch sein Halbbruder - keinerlei Anzeichen gegeben, diesen Kämpfen ausweichen zu wollen. Da die Spinnen jedoch nur regungslos stehen blieben, einen weiteren Anlauf erwarteten, ließen sich die Prinzen nicht lange bitten. Fast gleichzeitig griffen sie an. Zu ihrer Überraschung wehrten die Dämonenfrauen diesmal nicht ab, sondern sprangen elegant aus der Bahn. Warum, erfuhren sie fast unverzüglich. Die Webfäden an den Bäumen rund um sie leuchteten auf, reflektierten die Attacken, die auf die Halbbrüder zurückliefen. Mit gewisser Mühe entkamen diese ihrem eigenen Angriff – ohne, dass ihre Gegnerinnen diesmal auch nur einen Finger gerührt hatten. Das gab es doch gar nicht! Kusa lächelte: „Ihr werdet uns schmecken.“ „Träum weiter!“ fauchte Inuyasha prompt, ehe er eine weitere Attacke gegen Dasi jagte, diesmal so gezielt, dass es sie eigentlich treffen musste. Wie er schon fast vermutet hatte, ohne Erfolg. Das Schwert der Spinnendämonin rotierte, schleuderte auf diese Art die Macht der Windnarbe zurück. Und diesmal noch schneller als zuvor. Der trotz allem überraschende Gegenangriff traf ihn so hart, dass er mit einem Aufschrei meterweit zurückgeschleudert wurde. Auch sein Gewand konnte ihn vor dieser massiven Energie nicht schützen. Auf dem roten Feuerrattenhaar zeigten sich dunkle, rasch ausbreitende Blutflecke. Seine Gegnerin leckte sich ein wenig über die Lippen und die Beißzangen: „Dein Blut riecht appetitanregend, junger Hund.“ „Keh! Mein Blut…“ Natürlich, dachte er plötzlich, warum hatte er daran nicht gedacht? Diese Schwestern hatten gesagt, dass keine Angriffe gegen sie wirken würden, die mit Hilfe einer Klinge gegen sie geschleudert wurden. Na schön. Er rappelte sich auf und schob Tessaiga in die Scheide. Dasi lächelte. Natürlich. Noch jedes ihrer Opfer hatte aufgegeben, als es feststellte, dass keine Gegenwehr Sinn machte. Nur noch ein wenig, dann würde sie ihm das willenstrübende Mittel einspritzen können, ein wenig Spaß haben, ehe sie das andere Gift einsetzte und ihn verdauen konnte. Beides wäre sicher sehr befriedigend. Sesshoumaru hatte erneut einen zerstörerischen Angriff auf Kusa geschickt, wenn auch nicht in der Hoffnung, die Spinne zu treffen. Ganz offensichtlich hatte sie nicht gelogen, als sie gesagt hatte, dass keine Attacke eines noch so mächtigen Schwertes zu ihr durchkäme. Und diese Webfäden rund um sie reflektierten zusätzlich noch die Angriffe. Aber er brauchte einen Augenblick zum Nachdenken. Während sie die Energie von sich ablenkte, begriff er plötzlich: keine Schwertattacke. Nur: kein Schwert. So steckte er es zurück. Kusa zeigte das gleiche Lächeln wie ihre Schwester: Beute reagierte immer auf dieselbe Art…. Nur, warum hob dieser Hundedämon die Hand so seltsam? Und was leuchtete da grün? Inuyasha betrachtete keuchend Dasi, während seine Rechte an seinem Oberteil zerrte: „Ihr seid echt dämlich, weißt du das?“ „Was meinst du?“ In ihrer Stimme lag echtes Erstaunen. Noch nie hatte sich ein Opfer in diesem Stadium mit ihr noch unterhalten wollen, ja, sie beleidigt. „Na, einem Gegner zu sagen, wie man zu besiegen ist…Blutklingen!“ Klingen aus Blut? Die Spinnendämonin erblickte rote Sicheln, die auf sie zuflogen – das Letzte, das sie sah. Der jüngere Prinz wandte sich um, zufrieden mit sich und der Welt, zumal die Fäden an den Bäumen verschwanden. Seine Verletzungen waren nicht so schwer, würden ihn kaum behindern, bis sie abgeheilt waren. Außerdem musste er nur an Vater denken, um nicht wehleidig zu sein. Er bemerkte gerade noch, dass die ältere Spinnenschwester inzwischen anscheinend die tödliche Bekanntschaft der Giftklaue seines Halbbruders gemacht hatte, ehe der sich zu ihm umdrehte: „Töricht.“ „Diese Spinnen? Ja, wirklich.“ „Dein Angriff.“ „Was? Die Blutklingen? Was meinst du?“ „Sich so verletzen zu lassen, um dann endlich anzugreifen.“ Der Hundedämon wandte sich zum Gehen. „Wenn du dir einbildest, dass ich mir das beim ersten Mal lange zuvor überlegt habe, liegst du falsch. Das passierte in einem Trainingskampf gegen Patroklos. Und ich wollte gegen den Typen einfach nicht verlieren.“ Das verdiente keine Antwort. Aber Sesshoumaru schwieg auch dazu, dass sein Halbbruder an seine Seite sprang. Atreus lehnte sich auf seinem Sessel etwas zurück, während er die beiden Schatten betrachtete, die er vor Monaten aus dem Jenseits als seine Diener beschworen hatte. „Kagami, du bist der Schatten des Spiegels. Was kannst du in ihm erblicken?“ „Was immer ich sehen will, mein Herr“, antwortete die verhüllte, schwarze Gestalt. „Gut. Dann gehe den alten Pass zum Fuß des Gebirges. Und blicke in deinen Spiegel. Wenn du irgendwo einen oder zwei Dämonen mit langen, weißen Haaren siehst, melde es mir. Oder nein….schicke Tsurugu zu mir und beobachte du sie weiter.“ Er sah zu dem zweiten Schatten: „Du sagst mir Bescheid. Falls einer oder beide sterben, bringe mir ihren Kopf. Oh, und ihre Schwerter.“ „Ja, Herr. Darf ich sie behalten?“ Atreus zuckte ein wenig die Schultern. Aber er hatte mit Tsurugu einen Schwertschatten erschaffen, da wunderte er sich nicht über dessen Leidenschaft: „Das werde ich entscheiden, wenn du mir die Köpfe bringst. Geht.“ Während die Schatten gehorchten, blickte er zu dem Schattendrachen, der still an der Wand lehnte: „Auch du, mein lieber Agelastus, bekommst einen Auftrag. Nimm die Kagejinkrieger, die hier sind, und blockiere den Weg zu dieser Burg, der durch das Tal der Stufen führt.“ „Ja, mein König. Ihr befürchtet eine Befreiungsaktion?“ „Ich fürchte nichts!“ kam es scharf. „Vergebt meine ungeschickte Wortwahl. Ihr berechnet selbstverständlich nur alles ein.“ „In der Tat. Und ich rechne mit dem Heer im Tal der Stufen. Vielleicht auch den Prinzen. Aber es ist sicherer, auf alles vorbereitet zu sein. Darum erschuf ich den Spiegelschatten, Kagami.“ „Ja, mein König.“ „Dann geh.“ Während Agelastus gehorchte, erhob sich Atreus und ging langsam zum Fenster. Es wäre durchaus wünschenswert, seinem unfreiwilligen Gast die Köpfe seiner Söhne zu präsentieren. Noch amüsanter wäre es freilich, sie vor den Augen des Vaters hinrichten zu können. Dazu sollte allerdings der Inu no Taishou noch am Leben sein. Itami würde wohl behutsamer vorgehen müssen. Schade. Aber dafür gewann er selbst die Vorfreude. Im Dorf der Amazonen saßen Kagome, Sango und Miroku in der ihnen zugewiesenen Hütte. Solange, bis das Heer eingetroffen war, gab es so gut wie nichts zu tun. Natürlich prüfte die junge Priesterin die Bannsprüche bei der Gefangenen alle paar Stunden, aber sonst blieb nur das Warten. Miroku sah auf: „Wisst ihr, ich werde morgen, wenn das Heer eingetroffen ist, in die Hauptstadt zurückkehren.“ Sango starrte ihn ebenso wie Kagome fassungslos an. „Die Ehe mit mir muss wirklich die Hölle sein“, meinte die Dämonenjägerin dann: „Einen Befehl des Kronprinzen zu missachten ist zwar eine sichere Selbstmordvariante….“ Der Mönch schüttelte den Kopf: „Er hat mir keine direkte Anweisung erteilt, nur euch bezüglich Tenseigas.“ Das stimmte, wenn man es wörtlich nahm, aber dennoch waren die beiden jungen Frauen nicht überzeugt. So fuhr er fort: „Ich werde natürlich mit Sarpedon und Betei reden, aber ich denke, da hat Sesshoumaru etwas übersehen.“ „Wovon redest du?“ Sango war ein wenig beruhigt. Rücksprache mit dem Befehlshaber des Heeres und der Amazonenführerin würde ihn doch wohl zur Vernunft bringen. Oder hatte er wirklich eine gute Idee? „Er hatte wenig Zeit, musste rasch entscheiden“, erklärte Miroku: „Und da ist ihm wohl der Zeitfaktor entgangen. – Erinnert ihr euch daran, was Hekate aussagte? Sie sei diesem Atreus als schwarze Priesterin empfohlen worden.“ „Ja, und?“ fragte Kagome: „Derartige Hexen haben ja normalerweise auch kein Schild an der Tür, mit dem sie Werbung machen. Das läuft doch sicher immer unter der Hand.“ „Sie wurde ihm empfohlen, er musste sie aufsuchen, sie musste das magische Netz herstellen…sagen wir, Minimum drei Tage, oder? Eher länger.“ „Ja.“ Sango wurde aufmerksam: „Die Schlacht gegen die Motten ist keine vierzehn Tage her. Der Herrscher erklärte erst vor einer Woche, dass er hier an diesem Fest teilnehmen will. Zuvor hätte Atreus nicht wissen können, dass sein…dass der Herrscher so nahe an seiner Burg ist. Entweder, er hatte eine Entführung schon länger geplant und schlug nur zu, als die Gelegenheit so günstig war, oder aber er nutzte den Besuch kurzfristig.“ „Du meinst, er erfährt, dass der Herrscher herkommt. Woher? Wir wussten es vor einer Woche, da Inuyasha es uns sagte. Es war sicher zuvor nicht öffentlich bekannt.“ Miroku sah zu Boden: „Dann sucht Atreus sich eine schwarze Priesterin. Wer hat sie ihm empfohlen? Er ist ein Schattendrache, kein Dämon und lebt anscheinend da in den Bergen. Ich finde, das sind Fragen, über die sich Hofrat Myouga mal Gedanken machen sollte.“ „Du glaubst, Atreus hat Hintermänner?“ fragte Kagome: „Aber dann ist Inuyasha...sind die Prinzen in Gefahr!“ „Das sowieso. Denn der Schattendrache rechnet doch bestimmt damit, dass sie ihren Vater zurückhaben wollen. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass, wenn sie heimkehren, sie auch noch eine Hauptstadt und ein Reich haben.“ „So ernst nimmst du die Sache?“ fragte Sango, um sofort zu ergänzen: „Das klingt dann aber auch wirklich nach einer Verschwörung. Wenn du dich irrst, wird Myouga nichts finden. Aber falls du recht hast….“ „Wird unser Urlaub auf Staatskosten in Lenaia noch etwas länger werden.“ Denn der Herrscher hatte ihnen zum Dank für ihre hervorragende Arbeit in während der Alekto-Affäre einen diesmal ungestörten Urlaub in dem mondänen Kurort zugesagt. „Das klingt nach einem guten Argument“, lächelte seine Ehefrau, um ernst werdend hinzuzufügen: „Aber warte, bis das Heer hier ist. Womöglich hat Sarpedon oder auch Betei dann eine Idee.“ Kagome schüttelte den Kopf: „Ich wäre dafür, dass du gleich einen Drachen nimmst. Rin ist doch sowieso noch hier. Wenn da wirklich jemand im Hintergrund ist, wirklich Atreus nur dafür sorgen sollte, dass die drei aus dem Weg sind, könnte es äußerst wichtig sein, Myouga zu informieren. – Und wenn…wenn der Nachrichtendienst doch nichts findet, warst du eben pflichtbewusst.“ Sango nickte ein wenig: „Und ich darf dann zusehen, wie ich das dem Heerführer erkläre…“ „Du bist immerhin Harmost, meine Liebe. Auch eine Anführerin.“ Miroku stand auf: „Wenn Myouga abwinkt, auch gut. Aber unsere letzten Erfahrungen mit Unstimmigkeiten haben uns doch gezeigt, dass Vorsicht manchmal angebracht ist. Euch beiden: viel Glück.“ „Dir auch.“ ******************************************** Atreus ist vorsichtiger, als den Halbbrüdern und ihren Mitarbeitern lieb sein kann - allerdings sind die auf Draht. Agelastus bedeutet: der nie lacht und ist in der griechischen Mythologie einer Umschreibung des Herrn der Unterwelt.Tsurugu heisst: Klinge und Kagami Spiegel. Im näcshten Kapitel: Neue Probleme hat Miroku aufschlussreiche Unterhaltungen - und die Hundejungen lernen sehr seltsame Vögel kennen. bye hotep Kapitel 5: Neue Probleme ------------------------ Aufmerksame Mitarbeiter haben deutlich etwas für sich, denn Akago plante recht strategisch 5. Neue Probleme In der Hauptstadt begab sich Miroku sofort in das Vorzimmer des Hofrates Myouga. Der kleine Flohgeist war nicht nur einer der wichtigsten Berater des Herrschers, sondern auch der Leiter des Nachrichtendienstes. Der Dämon, der dort Besucher zuließ oder ablehnte, erkannte in dem Mönch einen der Dämonenjäger des Prinzen: „Kommst du im Auftrag Seiner Durchlaucht?“ „Ja.“ Miroku war klar, dass er sonst abgewiesen werden würde. So wurde er dagegen unverzüglich durchgelassen. Myouga sah erstaunt von einem Berg an Papieren auf, die er anscheinend darauf sitzend durchlas: „Miroku! Gibt es Neuigkeiten über den Herrscher?“ In dieser Frage lag die ganze, wenn auch höfisch unterdrückte, Zuneigung, die der kleine Dämon für seinen Herrn empfand - und die Besorgnis um diesen. Was sollte man darauf antworten. „Ja, und nein, Exzellenz.“ „Setz dich. Was ist los?“ Wortlos hörte der Flohgeist den Report an. Als der Mönch berichtete, dass ihm auf Grund der Aussage der schwarzen Priesterin die Idee gekommen sei, Atreus handele nicht auf eigene Faust, nickte er: „Das ist gut mitgedacht, ja. Das klingt wirklich nach erheblichem Ärger. Aber wer sollte so verrückt sein, sich mit einem Schattendrachen einzulassen? Diese Wesen leben nur für sich und….Moment. Genau darum. Womöglich hat Atreus gar nichts mit diesem Reich zu schaffen, will nur unter Schattendrachen etwas gewinnen. Er sucht seinen eigenen Vorteil, da bin ich mir sicher. Aber wer will den Herrscher aus dem Weg haben und auch die Prinzen?“ Er nahm sich sichtlich zusammen: „Ich werde mich darum kümmern.“ „Danke, Exzellenz.“ Miroku wusste, dass der Flohgeist sehr am Herrscher hing und ganz sicher jede Möglichkeit nutzte, die sich ihm bot. „Ich habe durchaus nicht vergessen, dass du und Sango sowohl Alekto als auch die Invasion herausgefunden habt. - Oh, gehe noch zu Kagomes Mutter. Die Gefährtin des Herrschers macht sich doch große Sorgen.“ „Ja, das werde ich tun.“ Miroku stand auf, sicher, dass nun der gesamte Nachrichtendienst auf Spurensuche geschickt würde. Hoffentlich mit Erfolg. Bei der Gefährtin des Herrschers wurde er von der zuständigen Hofdame nur vorgelassen, als er angab, er komme von Kagome. Deren Mutter saß allein in ihrem Zimmer, ohne an der Handarbeit zu sticken, die sie in den Händen hielt: „Miroku! – Ist…gibt es etwas Neues?“ „Kagome hat uns den Tag gerettet“, sagte er sofort, sicher, dass sie nicht fragen wollte, ob es ihrer Tochter gut gehe. „Oh….und…und der Herrscher?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. Miroku wurde sich zum ersten Mal bewusst, dass sie wirklich an dem Inu no Taishou hing, vielleicht ihn sogar liebte. Bislang hatte er unwillkürlich angenommen, dass nur ein Befehl sie an dessen Seite gebracht hatte. Wie dumm von ihm, wusste er doch, wie sich Inuyasha gegenüber Menschen benahm – und das war sein Vater. Und allein der Halbdämon war ein lebendiges Zeugnis dafür, dass der Herrscher Menschen schätzte. Beruhigend meinte er: „Die Prinzen sind auf der Spur des Entführers.“ „Dann weiß man, wer es war?“ Sie atmete ein wenig auf. „Ein Schattendrache namens Atreus.“ Er berichtete, vor allem, dass es Kagomes Verdienst gewesen sei, die schwarze Priesterin zu enttarnen. Immerhin konnte er sie bezüglich ihrer Tochter beruhigen. Sie nickte etwas: „Eine schwarze Priesterin. Und ein Schattendrache. Sind sie…sie sehr gefährlich?“ „Ich weiß es nicht. Ich fürchte aber ja. Immerhin gelang es ihnen, wenn auch mit einem Trick, Seine Hoheit zu überwältigen.“ „Um ihn zu…zu töten?“ Miroku wünschte sich, der besorgten Frau keine Antwort geben zu müssen, aber er entgegnete so ermutigend er konnte, ohne zu lügen: „Zumindest nicht sogleich. Sie wollten ihn lebendig haben, das hat die schwarze Priesterin bestätigt. Sie haben eine Menge Mühen auf sich genommen, um ihn nur gefangen zu nehmen. Das ist doch gut. So haben Inu…ich meine, die Prinzen die Möglichkeit, ihn zu befreien.“ „Ja, natürlich.“ Sie murmelte es nur, zu klug, um nicht zu wissen, was das für eine Wartezeit für einen Gefangenen werden mochte. „Und Kagome und Sango sollen Tenseiga zu ihm bringen? Warum sie? Beides Menschen?“ „Tenseiga ist doch ein magisches Schwert, zumal ein Dämonenschwert. Ich vermute, Kagome kann es hüten.“ Er wusste inzwischen nur zu gut, dass ihre Fähigkeiten die seinen übertrafen – und vermutlich sogar die ihrer von Naraku ermordeten älteren Schwester Kikyou. „Ja.“ Sie seufzte etwas. „Mir bleibt ja wieder nichts als zu warten.“ „Seid versichert, dass wir alle alles tun, um den Herrscher heil und gesund zurückzubringen. Und denkt doch auch daran, dass die Prinzen nicht ebenso überrascht werden können wie ihr Vater. Er ist in eine heimtückische Falle geraten. Das wird ihnen sicher nicht passieren.“ Er überlegte, wie die korrekte höfische Anrede für sie lautete, aber ihm fiel nichts ein. „Ich hoffe es. Danke, Miroku. Es war sehr nett, vorbeizukommen.“ „Gern geschehen.“ „Kehrst du zu den Amazonen zurück?“ „Äh…“ Darüber hatte er sich keinerlei Gedanken gemacht. Dies tat er nun: „Ich denke, ich werde noch einmal mit Hofrat Myouga reden. Womöglich hat er neue Informationen für den Heerführer.“ „Ich verstehe. Wenn du Kagome siehst, grüße sie von mir. – Macht sie sich Sorgen um Inu…ich meine, den Prinzen?“ „Ja, natürlich.“ Er schmunzelte etwas: „Ich habe das Gefühl, dass sich die beiden langsam näher kommen.“ „Ja.“ Ein wehmütiges Lächeln: „Ich kann sie ja so gut verstehen.“ Ihre Hand verkrampfte sich in ihrer Stickerei, als sie daran dachte, was in diesem Augenblick mit ihrem Lebensgefährten geschehen mochte. So wenig Zeit hatten sie zusammen verbringen können...oh, viel zu wenig… Miroku hatte die Geste gesehen: „Es wird alles gut ausgehen, ganz bestimmt.“ Er musste ja nur daran denken, wie er sich fühlen würde, wäre Sango irgendwo gefangen. „Ich hoffe es.“ „Darf ich mich verabschieden?“ Beim Herrscher oder Sesshoumaru wäre diese Frage fatal, aber er nahm an, dass Kagomes Mutter bei weitem nicht so viel Wert auf höfische Regeln legte oder sie auch nur kannte. Sie nickte: „Natürlich. Viel Glück….euch allen.“ Vor der Pforte wartete die Hofdame. Miroku überlegte für einen Moment unwillkürlich, ob sie gelauscht hätte, schloss das aber aus. Die Tür war zu dick, um ein derart leises Gespräch mithören zu können. Sie sah ihn an: „Du bist doch Dämonenjäger des Prinzen, Mönch? Gibt es Neues vom Herrscher?“ „Nein.“ „Komm doch einmal mit.“ Ein wenig neugierig folgte ihr Miroku. Sie war eine junge Dämonin, und wenn er sich recht entsann, sogar eine Tochter eines Provinzfürsten. Fand sie ihn etwa attraktiv? Sie war nicht so ganz sein Geschmack, aber immerhin wäre es schmeichelhaft…. In einem Zimmer drehte sie sich um: „Sie macht sich große Sorgen, das wirst du dir denken können. Hast du sie beruhigen können?“ Oh, das war nichts Persönliches. Nun ja, er hatte Sango versprochen, dass er sich zusammenreißen würde. Und er war doch wirklich ein Profi: „Wie gesagt, ich konnte keine Neuigkeiten über den Herrscher bringen. Nur Grüße von ihrer Tochter.“ Das war nicht gelogen, aber langjährig antrainierte Vorsicht warnte ihn davor, einer Fremden zuviel zu erzählen, zumal, wenn diese so neugierig war. „Ach ja, die ist ja auch bei euch Jägern.“ Die junge Dämonin lächelte wieder. Sie wollte sein Vertrauen, erfasste er. Warum? „Mich wundert ein wenig, dass du vom….vom Herrscher weißt.“ „Oh, Hofrat Myouga teilte es ihr mit. Und sie mir. Sie vertraut mir, weißt du.“ Ihm fiel auf, dass sie keinerlei Titel oder auch nur die Anrede „Herrin“ verwendete. Aber sie war eben auch eine Dämonin und Kagomes Mutter ein Mensch. Sie würde wohl nur im direkten Kontakt höflich sein – und wohl zweimal, wenn der Herrscher anwesend war. „Ich verstehe. Nun, es gibt einfach nichts, womit man sie beruhigen könnte.“ „Wie schade….“ Sie lächelte ihn erneut an: „Dann müssen wir wohl abwarten, bis jemand zurückkommt. Der Herrscher oder einer der Prinzen….“ Miroku hätte widersprechen mögen, dass seiner Ansicht nach alle drei zurückkehren würden, aber in diesem Moment fiel sein Blick auf ihr Fenster – und das große Insekt, das dort soeben auf dem unteren Rahmen gelandet war. So sagte er nur: „Ja, dieser Meinung bin ich auch. Wir können nur abwarten. Und wenn sich Neues ergibt, wird es die Gefährtin des Herrschers gewiss als Erste erfahren.“ „Ja, das ist gut, danke, Mönch.“ Sie öffnete die Tür, um ihn aus ihrem Zimmer treten zu lassen. Myouga war mehr als erstaunt, als Miroku noch einmal zu ihm kam – wenn auch nach etwas lautstarker Diskussion mit dem Dämon im Vorzimmer: „Willst du etwa schon Neuigkeiten abholen?“ Das klang tadelnd. „Die Hofdame bei Kagomes Mutter….“ „Äh, ja? Du bist doch jetzt verheiratet. Und immerhin mit dem…nein, der ehrenwerten Harmost.“ Da Myouga durchaus ein Faible für Sango empfand, war er schlicht empört. „Ich will doch wirklich nichts von der! Sie ist außerdem eine Dämonin und ich ein Mensch der zweiten Rangstufe“, verteidigte sich Miroku schnell. Hatte er wirklich einen so schlechten Ruf? „Wer ist sie?“ Der Flohgeist wurde sachlich. Vor ihm stand einer der besten Agenten des Inu no Taishou: „Prinzessin Maja. Sie ist die Tochter des Fürsten des 16. Bezirks, Habata. Eine Hasendämonin. Und jetzt sag schon: was ist los?“ „Sie fing mich ab, als ich von der Gefährtin kam und wollte unbedingt Neuigkeiten wissen. Bei diesem Gespräch entdeckte ich zufällig, dass an ihrem Zimmerfenster ein Hölleninsekt landete. Ich denke, sie bemerkte nicht, dass ich es sah. Oder sie hat es selbst nicht beobachtet, gar für verdächtig genommen.“ Myouga sprang auf: „Bist du sicher? Natürlich, du hast lange genug im Auftrag des Prinzen und des Herrn gegen Naraku ermittelt. Aber Hölleninsekten…das würde heißen, dass Naraku…das ist unmöglich.“ Der Herr und die beiden Prinzen hatten ihn doch getötet. Wer sonst aber käme in Betracht…? Miroku war sich über die Konsequenzen seiner Beobachtung durchaus im Klaren: „Ich wollte Euch daher unverzüglich Bericht erstatten.“ „Ja, natürlich. Sie, also, Prinzessin Maja, weiß, dass der Herrscher verschwunden ist?“ „Ja. Ihre Herrin hat es ihr wohl erzählt.“ „Hm. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Ich werde sie wohl überaus unauffällig überwachen lassen müssen. Und natürlich der Gefährtin des Herrn nichts mehr erzählen. Zur Sicherheit. Arme Frau…sie macht sich solche Sorgen, “ murmelte er. Miroku erkannte, dass dieser Satz nicht für ihn bestimmt war, und schwieg dazu. Der kleine Leiter des Nachrichtendienstes nahm sich sichtlich zusammen: „Gut. Wie schon vor einigen Wochen seid ihr Dämonenjäger wirklich sehr aufmerksam. Inu...ich meine, der Prinz kann stolz auf solche Mitarbeiter sein.“ „Danke, Hofrat. Ich werde noch heute Abend zurück zu den Amazonen reisen. Gibt es etwas, dass ich Exzellenz Sarpedon ausrichten soll?“ „Nein. Der Kronprinz ist im Moment der Regent und wir haben uns an seine Anweisungen zu halten. – Und wir können nur hoffen, dass die beiden ihren Vater finden. Rechtzeitig finden.“ Myouga seufzte etwas. Miroku verstand, dass er einer privaten Mitteilung gewürdigt worden war, und nickte nur. Vermutlich hatte Rin inzwischen die Reitdrachen ausgetauscht, so dass sie unverzüglich aufbrechen konnten. Das kleine Mädchen nahm ihre Arbeit sehr ernst und er hatte das Gefühl, sie würde alles tun, um den Kronprinzen nicht zu enttäuschen. Er wollte, sobald es ging, zurück zu den anderen. Die Tatsache, dass Hölleninsekten im Spiel waren, würde Sango und Kagome sicher alarmieren. Von Sarpedon und Betei wusste er es nicht, aber es wäre gewiss auch wichtig, die Heerführer zu informieren. Hoffentlich würden die beiden wenigstens auf Sango hören. Er selbst hatte da kaum etwas mitzureden, aber sie war der Harmost. Wie die Amazonen angekündigt hatten, wurde der nächtliche Wald um die Halbbrüder immer dichter. Sie konnten nun auch Tiere in der Dunkelheit um sich wahrnehmen, vereinzelte andere Wesen. Aber alles hielt Abstand zu ihnen. Der Halbdämon hörte plötzlich ein sanftes Rauschen in den Blättern über ihnen und erkannte, dass dies nicht vom Wind stammen konnte. So blieb er stehen und prüfte die Luft. „Komm weiter.“ „Aber…“ Da er jedoch bemerkte, dass der Kronprinz einen raschen Blick nach oben warf, ehe er weiterging, war das wohl anders als mit den Spinnenschwestern. Auch Sesshoumaru hatte erkannt, dass da etwas über sie hinweggehuscht war. So sprang er an dessen Seite, was er bislang vermieden hatte, war der Weg doch immer wieder von Pflanzenbewuchs versperrt. Leise meinte er: „Was...?“ Er wurde langsam erwachsen...nun ja. Langsam „Wir haben ein anderes Ziel.“ Das stimmte natürlich. Solange sie niemand angriff, sollten sie schon um Vaters Willen nutzlose Kämpfe vermeiden. Dennoch war es ein eigentümliches Gefühl durch einen Wald bei Nacht zu wandern, in der sicheren Gewissheit, beobachtet zu werden. Am Beginn des Gebirges saßen zwei Schatten auf einem Felsvorsprung. Tsurugu betrachtete seinen Nachbarn, der seinerseits in einen runden Spiegel blickte. „Das sind die beiden, Kagami?“ „Ja. Ich bin sicher, dass es die beiden weißhaarigen Dämonen sind, von denen unser Herr sprach. Aber sie werden kaum mehr lange leben. Sie sind in das Gebiet der achtbeinigen Vögel eingedrungen.“ „Hm.“ Tsurugu warf einen Blick nach Osten: „Die Sonne geht gleich auf. Ich werde mich aber noch nicht auf den Weg zur Burg machen. Der Herr will die Köpfe dieser beiden.“ „Du solltest das Fell der Hunde nicht herbeibringen wollen, ehe sie tot sind.“ „Was meinst du?“ „Es sieht so aus, als ob sie bemerkt haben, dass sie beobachtet werden.“ „Die Vögel sind gefährlich. Und ich kann das entscheiden, denn ich bin der Schatten des Kampfes.“ Der Schwerter, dachte Kagami prompt. Schatten waren hoch spezialisiert, was durchaus eine Schwäche sein konnte. „Wir werden sehen.“ „Wenn sie die Vögel überleben, werde ich dem Herrn berichten, dass sie hier sind. Sterben sie, bringe ich ihm gleich ihre Köpfe.“ Und würde dafür doch hoffentlich als Belohnung die beiden Schwerter bekommen. Mit der aufgehenden Sonne stieg auch der immer deutlicher werdenden Geruch eines riesigen Sumpfes in die Nasen der Prinzen. Der Bodenbewuchs ließ erneut nach und es war für Inuyasha nun ein Kinderspiel, an der Seite seines Halbbruders zu bleiben. Er blickte empor in die dichten Bäume. Kein Rauschen verriet mehr einen Beobachter. „Hm“, machte er: „Er hat aufgegeben.“ Ein durchaus voreiliger Schluss. Er sollte mal ein ernstes Wort mit Inuyashas Lehrer des Militärwesens reden: „Oder du sollst das denken und er holt andere.“ „Meinst du?“ Das bedurfte keiner Antwort. Die Halbbrüder wanderten nebeneinander weiter durch den Wald. Das Kronendach war so dicht, dass Dämmerung herrschte, obwohl der Tag schon angebrochen war. Dementsprechend wuchs hier kaum Unterholz. Die knorrigen Bäume mussten hunderte von Jahren alt sein. Inuyashas Ohren zuckten: „Da ist doch wieder wer…“ In der Tat, dachte Sesshoumaru, der ebenfalls das sich rasch nähernde leise Sirren vernommen hatte. War die Sinnesausstattung eines Halbblutes doch nicht so kärglich, wie er stets geglaubt hatte? Immerhin hatte der Bastard auch die Spinnenschwestern bemerkt – was ihm selbst nicht gelungen war. Überdies musste er ihm zu Gute halten, dass der Halbdämon den Endkampf gegen Naraku gewonnen hatte, ja auch gegen diesen Mottenprinzen ein gutes Bild abgegeben hatte. Er legte die Hand an sein Schwert. Inuyasha fasste ebenfalls nach Tessaiga, als er hinter, über ihnen das Sirren hörte, Flügelschlag, aber auch noch etwas anderes. Verdutzt erkannte er die merkwürdigsten Vögel, die er je gesehen hatte: sie besaßen acht Greifarme, die aus Brust und Bauch ragten. Damit schwangen sie sich in raschem Tempo von Ast zu Ast durch den Wald. Das leise Sirren stammte von den Flügeln, die sich auf ihrem Rücken befanden und hektisch schlugen, wohl ihre Sprünge stabilisierten. Die Schnäbel waren spitz, nun drohend aufgerissen. Jetzt kamen sie von zwei Seiten auf die beiden Wesen zu, die dumm genug gewesen waren, sich in ihr Gebiet zu wagen, ja, sich als Beute anboten. Instinktiv hatten sich die Prinzen gedreht, dass sie Rücken an Rücken standen, sich demgemäß gegenseitig deckend. So erwarteten sie mit gezogenen Schwertern den Angriff aus zwei Richtungen. „Was sind das denn…?“ brachte Inuyasha noch heraus, dann war der Schwarm über ihnen und wollte mit den Greifarmen zupacken. So sparte er sich weitere Fragen: „Windnarbe!“ Die Macht seines Schwertes zerriss die vordersten der achtbeinigen Vögel buchstäblich, die weiter hinter mussten sich an den Ästen festhalten, um nicht hinabzustürzen. Sie waren keine guten Flieger. Ohne ihre Greifarme war es ihnen nicht möglich, in den Bäumen zu bleiben. Stürzten sie auf den Boden, war es eine äußerst mühselige und gefährliche Angelegenheit, wieder in den Schutz der Baumkronen zu gelangen. Auch die Attacke des Kronprinzen mit Tokejin hatte den Angriff der seltsamen Vögel gestoppt. Sie schienen nun die Überfallenen genauer zu betrachten und lieber auf Distanz zu bleiben. Die Halbbrüder standen zur Sicherheit weiterhin Rücken an Rücken und beobachteten ihrerseits die Angreifer. „Komische Vögel…“ murmelte der Halbdämon: „Aber kein Problem. Wenn sie noch mal kommen, kriegen sie eben wieder die Windnarbe um die Ohren.“ „Sie denken. Das solltest du auch einmal versuchen.“ „He!“ Aber was hatte er auch erwartet? Außerdem - was meinte der Herr Kronprinz denn damit? Ja, diese eigenartigen Wesen hingen da um sie in den Bäumen und ließen sie nicht aus den Augen, aber….Da verstand er. Das leise Sirren, das noch immer zu hören war und von den Flügeln stammte, war wohl gleichzeitig eine Art Sprache. Die Mistviecher planten etwas. „Als ob Vögel denken…na ja…diese Paradiesvögel haben auch eine Menge Ärger gemacht.“ Sesshoumaru schwieg zu diesem Satz, war allerdings ein wenig überrascht. Inuyasha hatte sich auf Kämpfe mit Paradiesvögeln eingelassen und das offensichtlich überlebt? Nun, sicher auch mit Hilfe seiner Menschenbande, aber die Tatsache an sich war bemerkenswert. Davon hatte Vater ihm nie etwas erzählt – und er hatte natürlich Inuyasha auch nicht selbst nach irgendwelchen Abenteuern befragt, was er inzwischen wohl tun würde. Mit wem hatte der sich eigentlich noch nicht gestritten? Die achtbeinigen Vögel waren offenbar zu einer Entscheidung gekommen. Langsam setzten sie sich in Bewegung. Für einen Moment dachte Inuyasha, dass sie sich zurückziehen wollten, die Sinnlosigkeit des Angriffs eingesehen hätten, aber dann begriff er: sie bildeten einen Kreis, wollten sie umzingeln. Im nächsten Augenblick verstand er seinen eigenen Denkfehler: sie hatten sie schon eingeschlossen. Während der Diskussion waren noch andere aus den bisher noch freien Richtungen dazugekommen. Und das war jetzt eine ganz schöne Anzahl von Greifarmen und aufgerissenen Schnäbeln, die auf sie losstürzten. *************************************** Eine kleine biologische Neuheit:) Im nächsten Kapitel findet eine Strategiebesprechung der Heerführer statt und die Hundejungen müssen feststellen, dass sie die Gefahren...die Unannehmlichkeiten der Gegend unterschätzt haben. bye hotep Kapitel 6: In den Sumpf von Aran -------------------------------- Mit weit aufgerissenen Schnäbeln und je vier Greifarme vorgestreckt, mit den anderen vieren über die Äste schwingend, griffen die seltsamen Vögel die Prinzen von allen Seiten an – und flogen genau in deren Attacken. Erneut schwenkten die Überlebenden beiseite, holten aber nur Schwung, um nochmals anzufliegen. Zwei solche Wesen waren zwar keine großartige Mahlzeit für den gesamten Schwarm, aber sie waren in ihr Gebiet eingedrungen und hatten Kameraden getötet. „Mann, seid ihr stur!“ kommentierte Inuyasha, der bislang die Windnarbe nur gegen die Tiere eingesetzt hatte. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass der Gegenangriff seines Halbbruders eine breite Schneise durch den Wald geschlagen hatte. Von dort würden die achtbeinigen Vögel sie nicht mehr in die Enge treiben können. Sie brauchten ganz offenkundig die Bäume, um sich fortzubewegen. Während er die nächsten Angreifer mit reinem Stahl tötete, suchte er bereits die Windnarbe um ebenfalls den Wald flachzulegen. Das war sicher die schnellste Methode, mit denen fertig zu werden. Allein die schiere Anzahl war ein Problem – nun, kein großes, aber lästig doch. Die achtbeinigen Vögel erkannten schnell, dass sich die Überfallenen nun darauf verlegten, die Bäume in weitem Umkreis zu fällen – und was das für sie bedeutete. Keiner von ihnen konnte es sich leisten, auf dem Boden zu landen und mühsam auf der Erde zu dem nächsten Baum zu krabbeln. Fast unverzüglich zogen sie sich zurück. Für einen Augenblick blieben die Halbbrüder regungslos stehen, ehe sie nahezu spiegelbildlich ihre Waffen zurückschoben. „Lästiges Volk.“ Inuyasha drehte sich um, nicht überrascht, dass der Kronprinz bereits weiterging. Wieder sprang er an dessen Seite – eine Tatsache, die ihm ein seltsam angenehmes Gefühl verschaffte. Noch kaum je waren sie so einträchtig nebeneinander hergegangen. Sesshoumaru schwieg, auch dazu, dass er ein wenig überrascht gewesen war. Entweder hatte Inuyasha tatsächlich nachgedacht und war von selbst darauf gekommen, die Bäume zu fällen – was in seinen Augen eine echte Neuerung in Punkto Taktikvermögen darstellen würde, oder er hatte bemerkt, dass er selbst dies tat und war unverzüglich und kommentarlos diesem Beispiel gefolgt – was ebenfalls verdient hätte, in ein Buch mit unglaublichen Fortschritten aufgenommen zu werden. Keine halbe Stunde später erreichten sie das Ende des Waldes. Ihre Nasen verrieten ihnen nur zu deutlich, dass sich hinter dem dichten Buschwerk, das nun vor ihnen lag, das riesige Sumpfgebiet von Aran ausdehnte. Die Schamanin hatte ihnen geraten, sich einen Führer aus dem hier wohnenden Stamm der Kappa zu suchen und das war offenkundig ein guter Tipp gewesen. Der Gestank nach Moor und Fäulnis war jetzt schon fast betäubend, und es würde sicher noch schlimmer werden, wenn sie sich direkt im Morast bewegen mussten. Überdies war nicht gesagt, dass sie einen der Pfade finden würden, die durch den Sumpf führten. Sesshoumaru hätte fliegen können – aber die Aussicht, seinen Halbbruder mit sich schleppen zu müssen, war nicht sonderlich amüsant. So prüfte er die Luft und suchte nach Hinweisen, wo sich ein Kappavolk aufhalten könnte. Leider würden diese kleinen Dämonen ebenso nach Sumpf riechen. Inuyasha sah sich um. Das stank hier ja schon schlicht erbärmlich. Und es würde bestimmt noch schlimmer werden. Sein einziger Trost war nur, dass es Herrn Ich-bin–so-eiskalt-das-aus-Regen-Schnee-wird noch härter treffen würde. Der war näher am Hund als er selbst und hatte somit auch die bessere Nase. „Äh…guck mal….“ Sesshoumaru blickte tatsächlich hin. Eindeutig, das waren Fußspuren eines Kappa. „Los!“ sagte er nur. Der kleine, froschähnliche Kappa, der heruntergefallene Zapfen am Waldrand auflas, fuhr in jäher Panik herum, als er die Witterung in die Nase bekam, dass sich ihm zwei Fleischfresser näherten. Noch ehe er ganz eindeutig wusste, wer da auf seiner Spur war, hatte er seinen Sack fallen lassen und rannte blindlings los – genau in ein weiches, rotes Hindernis. Inuyasha hob ihn mit beiden Händen empor: „Hallo!“ „Nein!“ brüllte der Kappa in Todesangst. Dem Halbdämon entging das nicht: „He, ruhig. Wir wollen nur nach dem Weg fragen.“ „De...dem Weg?“ „Auf der anderen Seite des Sumpfes liegt ein Gebirge, oder?“ „Äh...ja, ich...ich denke schon.“ „Kennst du jemanden, der uns dahin bringen kann?“ Der Kappa starrte in die goldfarbenen Augen seines Angreifers, ehe er es wagte, einen Blick seitwärts zu werfen, wo der andere Fremde herangekommen war. Der schien auch nicht gerade friedlicher zu sein: „Äh…“ „Ich habe dich gerade etwas gefragt!“ Inuyasha schüttelte den kleinen Dämon ein wenig: „Krieg ich auch eine Antwort?“ „Ich…ich war nie jenseits des Sumpfes…aber...aber andere.“ Der Kappa bemühte sich, seine Angst zu unterdrücken. Hier schien es nicht direkt um sein Leben zu gehen und er hoffte, solange er mit diesen Fremden kooperierte, würde es auch dabei bleiben. „Na, also. – Wo können wir die finden?“ „Ich...ich würde gehen und jemanden holen…“ „Ach nein. Und nie wieder kommen, oder? Du solltest uns nicht für dämlich halten.“ „Das…das würde ich nie...nie, ehrlich!“ „Ich trag dich und du beschreibst uns den Weg zu deinem Stamm, ja?“ „Äh...ja.“ Was blieb ihm schon anderes übrig: „Dort hinüber…“ Auf Anweisung des kleinen Dämonen wanderten die Prinzen nach Westen, zwischen Buschwerk und Moor entlang, bis sie einen Hügel erreichten, von dem aus ein heller Bach in einem weiten Wasserfall in den Sumpf stürzte – und dort rasch versickerte. „Hilfe!“ schrie der Kappa, was Inuyasha ihn auf Gesichtshöhe heben ließ: „Was ist los?“ Hinter dem Wasserfall übernahm jemand die Antwort: „Fremde…was wollt ihr? Lasst sofort Habu los!“ „Wir wollen nur an das andere Ende des Sumpfes und brauchen einen Führer. Mehr ist nicht los, “ sagte der Halbdämon sofort, wenig überrascht, dass Lebewesen in dieser Einöde nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten: „Und der meinte, hier könnten wir jemanden finden.“ „Was wollt ihr denn da?“ fragte der Unbekannte misstrauisch: „Und was gebt ihr für einen Führer?“ Kappa und ihr Händlerinstinkt. Inuyasha wollte schon überlegen, was er tauschen könnte, als sein Halbbruder die Antwort übernahm. „Euer Leben.“ Er hob ein wenig die Hand. Der Unsichtbare schwieg einen Moment, ehe er meinte: „Ich sehe schon…mächtige Dämonen. Was wollt Ihr denn in dem Gebirge dort?“ Inuyasha warf einen raschen Blick zur Seite, bevor er antwortete: „Ganz kurz, ehe mein Bruderherz die Beherrschung verliert: da wohnt ein Typ, der jemanden entführt hat, an dem uns was liegt. Klar?“ Er erwartete eigentlich nicht, dass Sesshoumaru diese Anrede schweigend dulden würde, aber anscheinend bemühte der sich wirklich um Selbstkontrolle. „Lasst Habu frei und ich werde euch jemanden mitgeben, der euch sicher an das andere Ende des Sumpfes bringt.“ Der unsichtbare Kappa hinter dem Wasserfall klang fast resignierend, schätzte er doch die Chancen seines gesamten Volkes gegen zwei mächtige Dämonen ziemlich gering ein. Allerdings auch die Überlebenschancen für den unglücklichen Führer. Da zugegeben Habu nun zu Boden gelassen wurde, meinte er: „Einen kleinen Augenblick…“ Mit gewissem Zögern ergänzte er dann doch: „Ihr edlen Herren.“ Besser höflich bleiben. Die beiden schienen ungeduldig und wütend zu sein – da war es gewiss günstiger, jemand anderer würde den Zorn abbekommen als sein armer Stamm. Das waren sicher keine hergelaufenen Dämonen, sondern welche aus der Topetage. Niemand, mit dem sich auch ein gesamter Kappastamm messen könnte. Kurz darauf taumelte ein Kappa aus dem Wasserfall. Im Vergleich zu dem Habu genannten, der noch immer vor Inuyasha stand und sich nicht zu regen wagte, trug dieser nicht nur Hose und Oberbekleidung, sondern auch ein Tuch um den Kopf gebunden. „Togarashi wird euch führen“, erklärte der Kappa hinter dem Wasserfall. „Lasst nun Habu zu mir.“ „Ja, klar...hau schon ab“, meinte der Halbdämon, ehe er sich an ihren neuen Begleiter wandte, der sich auf den Boden geworfen hatte: „Also, dann gehen wir, Togarashi.“ „Ja, ihr Herren.“ Auch die zitternde Stimme war anders und die Halbbrüder begriffen, dass es sich um einen weiblichen Kappa handeln musste. Sie waren noch nie einem oder besser einer begegnet. Aber das war ihnen vollkommen gleich. Sie stand auf, blickte aber weiter zu Boden: „Ich…darf ich fragen, wohin die Herren genau zu gelangen wünschen?“ „Naja….“ dehnte der Halbdämon: „Eigentlich zu einer Festung. Kennst du die?“ „Nein, Herr. Aber ich weiß, wo der Aufstieg zum Pass beginnt.“ „Dann dorthin.“ „Ja, Herr.“ Irgendetwas an dieser Anrede störte Inuyasha, ohne dass er es hätte benennen können. Sicher, gewöhnlich wurde er mit „Durchlaucht“ angeredet und sein nicht ganz so lieber Halbbruder mit „Seine Gnaden“, aber das war eben ehrerbietig, nicht so vollkommen verschreckt. So meinte er: „Geh schon. Wir haben nicht die Absicht, dich umzubringen.“ Togarashi atmete sichtbar ein wenig auf. Für sie war das die erste gute Nachricht: „Danke, Herr“, meinte sie daher: „Bitte….folgt mir…“ Habu und sein Häuptling blickten aus der relativen Sicherheit des Wasserfalls hinterher. „Sie werden sie töten“, erklärte der Anführer: „Sobald sie keine Verwendung mehr für sie haben. Kein Dämon schätzt Verschwendung.“ „Darum hast du auch eine Frau geholt, ich verstehe. Aber ich bin mir nicht sicher, ob beide Dämonen sind. Sie sehen sich ähnlich – und doch wieder nicht.“ „Womöglich Halbbrüder, mit zwei verschiedenen Müttern. Aber das geht uns nichts an, ebenso wenig, was sie da… - Das könnte Ärger geben. Wir sollten alle Stammensangehörigen informieren, nicht mehr in den Sumpf zu gehen, bis die Fehde der Dämonen beendet ist.“ „Eine weise Entscheidung.“ Togarashi wanderte langsam auf dem Pfad. Sie war oft genug hier im Sumpf gewesen und kannte die verdeckten Gefahren. Sie wusste, dass die beiden Fremden hinter ihr blieben und genau auf ihre Spur achteten. Anscheinend waren sie schon öfter in solchen Gegenden gewesen. Der eine hatte ihr versprochen, sie nicht umzubringen, was sie durchaus erleichtert hatte, aber sie hielt den Älteren, Schweigsamen für den Gefährlicheren. Und Alter galt etwas. So war der gewiss derjenige, der Befehle erteilen konnte. Hoffentlich würde sie den heutigen Tag überleben… Inuyasha rieb sich immer wieder über die Nase. Der moderige Geruch des Sumpfes war arg. Und er betäubte den Geruchssinn. Wie sollte man denn da noch feststellen können, ob und wann sich jemand näherte? Sein einziger Trost war, dass es seinem Halbbruder wohl noch schlimmer erging. Und beklagen half nichts. Sie mussten hier eben durch, wollten sie diesen komischen Schattendrachen finden und Vater hoffentlich unversehrt befreien. Stundenlang gingen sie so hintereinander auf dem kaum sichtbaren Pfad, als die Führerin stehen blieb und sich umwandte: „Vergebt, ihr Herren“, sagte sie höflich: „Ich…benötigt Ihr eine Pause?“ „Nein“, antwortete Inuyasha prompt, der zwar nichts gegen eine Pause einzuwenden gehabt hatte, aber keine Lust verspürte, sich schräg anreden zu lassen: „Oder du, Togarashi?“ Diese war ein wenig überrascht, das sah man ihr an. Kein männlicher Kappa kümmerte sich um die Befindlichkeiten einer Frau: „Nein, danke“, meinte sie: „Ich…von nun an wird es noch gefährlicher. Man nennt diesen Teil den Trugsumpf. Viele Fremde kamen auf der nächsten Strecke um, da sie dachten, den Sumpf bereits hinter sich zu haben. Aber es ist nur eine dünne Decke an Pflanzenwurzeln. Darunter ist tückischer Morast. Wer dort versinkt, kommt nie wieder frei.“ „Du gehst voran.“ Sesshoumaru wollte keine langen Erklärungen. „Ja, Herr.“ Sie war schon im Begriff sich wieder umwenden, als Inuyasha fragte: „Wie lange dauert denn der Sumpf noch?“ „Wenn wir so weiter gehen wie bislang, werden wir morgen früh die Berge vor uns sehen. Wenn die Geister uns lassen.“ „Was für Geister?“ „Man sagt, wer im Sumpf umkommt, bleibt hier. Wenn wir am Trugsumpf vorbei sind, kommt der Geistersumpf. Dort sollen sich alle sammeln und umherirren, um weitere Opfer zu finden. Aber diesen Teil werden wir erst erreichen, wenn die Sonne wieder aufgegangen ist.“ Und das klang so, als ob sie nachts nicht dort sein wollte. Da der Halbdämon nickte, nahm sie das als Aufforderung weiterzugehen. Anscheinend wussten die beiden Fremden nicht, wie gefährlich diese Geister waren. Sie wanderte weiter, aufmerksamer denn je. Immer wieder blieb sie stehen und stampfte kurz auf, ehe sie sicher war, dass der Boden auch ihre beiden Begleiter tragen würde. Tatsächlich sah der Untergrund hier vollkommen harmlos aus. Grasbüschel und kleine Sträucher wuchsen hier. Aber wenn man genauer hinblickte, erkannte man, dass Wasser zwischen den Pflanzen glitzerte. Allerdings war nun Nachmittag und die Sonne hatte die Nebelschleier aufgelöst. Wenn man hier morgens oder abends vorbeikam, war es unmöglich, zu erkennen, dass es sich nicht um festen Untergrund handelte. Falls man es nicht wusste. Der Name dieser Region „Trugsumpf“ war von den Kappa nicht umsonst gewählt worden. Die Nasen der Prinzen waren im Laufe der Wanderungen in dem Gestank des Moores soweit abgestumpft, dass sie die hier lebenden, kleineren Tiere, zumeist Insekten, nur mit den Augen entdecken konnten. Beide hofften stillschweigend, dass sich Togarashi nicht geirrt hatte und sie wirklich bis morgen Mittag aus dem Sumpf seien würden. So waren ihre Geruchsorgane noch nie belästigt worden. Der Heerführer des Inu no Taishou und die Amazonenführerin vernahmen Mirokus Bericht mit der gleichen geringen Begeisterung wie zuvor Sango und Kagome, die mit herangekommen waren. „Wir müssen also davon ausgehen, dass sich jemand Narakus Spionagenetz zu Nutze macht“, schloss Sarpedon: „Aber unsere erste Pflicht gilt dem Herrscher.“ „Natürlich“, sagte Sango höflich: „Darf ich Exzellenz einen Vorschlag machen?“ „Nun, Harmost?“ „Die Prinzen gehen den gefährlicheren und ungewöhnlicheren Weg zu der Burg. Unser aller Auftrag lautet, das Tal der Stufen zu erobern, diesen Weg zu sichern, um dann, also, Kagome, dem Herrscher sein Schwert bringen zu können. Nach dem Bericht aus der Hauptstadt sieht es nun allerdings so aus, als ob dort eine zweite Front, wenn auch auf geheimdienstlicher Ebene auftaucht. – Ich würde vorschlagen, dass nur die Hälfte des Heeres hier bleibt, Exzellenz Sarpedon, auch nur die Hälfte der Amazonenkriegerinnen, Ratsführerin. Dies muss und sollte genügen. Es kann nicht so viele Schattendrachen in den Bergen geben, sie wären schon längst jemandem aufgefallen. Die anderen kehren in die Hauptstadt zurück, um Hofrat Myouga für den Fall der Fälle zur Verfügung zu stehen. Wir müssen die zweite Front sichern, bis der Herr und die Prinzen zurück sind.“ Sie verwendete bewusst militärische Formeln, um den Befehlshaber zu überzeugen. Zum Glück hatte ihre Ausbildung das beinhaltet. „Ihr drei bleibt also hier?“ „Ja., der Befehl des Kronprinzen,...des Regenten lautet, dass ich und Kagome Tenseiga zu der Burg bringen sollen. Und, mit Verlaub, Exzellenz, mein Ehemann ist alles andere als ein schlechter Kämpfer.“ „Das meinte ich nicht. Verzeih, Harmost. Es lag mir fern, den Dämonenjägern des Prinzen Feigheit oder Nachlässigkeit zu unterstellen.“ Und sie hatte recht, Er hatte nur die rein militärische Seite gesehen, aber allein die Tatsache, dass hundertfünfzig loyale Dämonenkrieger und gut achtzig regierungstreue Amazonen durch die Hauptstadt patrouillierten, sollte einen potentiellen Verschwörer zögern lassen. Langsam begriff er, warum der Inu no Taishou so auf diese Menschen setzte. „Betei?“ Die Ratsführerin nickte. Der Inu no Taishou fixierte scheinbar emotionslos den Schattendrachenheiler Chlymenos, der seinerseits seinen Körper musterte: „Nun, entweder hat Itami neue Befehle, oder du bist noch stärker als ich angenommen habe. Noch benötigst du keine Heilkunst.“ Der Gefangene dachte an die vorhergehende „Sitzung“. Langsam wusste er nicht mehr, was schlimmer war, das Ausgeliefertsein, die Demütigung oder der Schmerz. Atreus war zu ihm gekommen, hatte sein Gesicht gedreht und ihm einen heuchlerischen Kuss auf die Wange gegeben, ehe er flüsterte: „Schrei für mich.“ Dann hatte er sich auf den Sessel dort drüben gesetzt und der Schatten des Schmerzes…nein, daran wollte der Inu no Taishou nicht mehr denken. Nur an die Hölle, die er allein für diese beiden schaffen würde, sollte es je in seiner Macht liegen. Langsam bildeten sich Nebelschwaden über dem Moor von Aran, zeigten die beginnende Abendkühle an. Ein wenig ließ der intensive Geruch nach. Die Kappa blieb zwischen zwei höheren Sträuchern stehen und drehte sich um. „Ich…Hier ist die Hälfte des Trugsumpfes. Dies ist die einzige Insel, die ich kenne. Wenn die Herren Pause zu machen wünschen…?“ „Geh“, befahl Sesshoumaru. Je eher er aus diesem Sumpf war, desto besser. Er war bereits erneut versucht gewesen, einfach zu fliegen, aber seine Vernunft hatte ihm gesagt, dass dies aus zwei Gründen unsinnig wäre. Erstens wäre Inuyasha dann hier allein und der konnte zweitens, noch nützlich sein, wenn es um Vaters Befreiung ging. Togarashi nickte, bat jedoch: „Wäre es einem der Herren möglich, mir diesen Ast abzubrechen? Nachts ist es besser, den Weg zu ertasten.“ Sie konnte zwar in der Dunkelheit mit ihren großen Augen sehen, aber manche Stellen des Trugsumpfes waren zu tückisch, um nicht äußerst vorsichtig zu sein. Inuyasha brach den großen Ast ab, in der Gewissheit, der Herr Halbbruder würde sich dazu nie herablassen. „Danke, edler Herr.“ Die Kappa nahm den Zweig, der fast doppelt so hoch wie sie selbst war: „Oh, ich müsste Euch noch etwas erklären: der Nebel wird bald sehr dicht aufsteigen. Ihr solltet sehr nahe beisammen und bei mir bleiben.“ Sie behielt Recht. Als die Dämmerung einsetzte, waren die Schwaden bereits so dicht geworden, dass Sesshoumaru die nur einen Meter vor ihm gehende Kappa nicht mehr erkennen konnte. Wittern war sowieso ein Ding der Unmöglichkeit. Und bei der einbrechenden Dunkelheit würde es nur noch schwieriger werden. Er war niemand, der sich vor Entscheidungen drückte, gleich, wie unangenehm sie ihm waren: „Togarashi.“ Sie erstarrte und drehte sich mit einer Verneigung um: „Edler Herr?“ „Ein Seil.“ „Wie…oh, ich verstehe…damit wir uns nicht verlieren…“ Sie trug keines mit sich: „Womöglich eine Wurzel?“ Inuyasha blickte sich um, so gut das noch möglich war: „Also das sieht hier nicht gerade nach Wurzeln oder Schlingpflanzen aus. Meinen Gürtel können wir auch nicht nehmen, da habe ich ja Tessaiga dran. Deinen?“ Sesshoumaru, der ebenfalls seine Waffe darin trug, wollte schon sagen, dass das der dümmste Vorschlag seit Stunden wäre, ehe er begriff, dass der Halbdämon an ihm vorbei gesprochen hatte und die Kappa meinte. „Oh, ja….“ Togarashi gehorchte und reichte Inuyasha ein Ende: „Wenn Ihr dies nehmt…“ So waren sie zu dritt auf engem Raum beisammen, der Kronprinz zu seinem gewissen Missfallen in der Mitte. Aber dies musste wohl sein. Der Nebel war zu dicht und es wurde jetzt so finster, dass selbst er kaum mehr etwas erkannte. Kappa konnten wohl noch besser sehen. Es war ein mehr als eigenartiges Gefühl für die Halbbrüder, so eng beieinander zu gehen. Immer wieder berührte Inuyashas Hand mit dem Gürtel den Arm des Kronprinz, unbeabsichtigt, aber dennoch irgendwie beruhigend in dem Nichts um sie. Ihre Nasen verweigerten den Dienst, ihre Augen waren nutzlos und selbst die Ohren waren abgestumpft. Der Nebel verschluckte die Geräusche der wenigen Tiere. Die gesamte Welt schien nicht mehr zu existieren. Alles, was sie noch mit dem Draußen verband, wo es Licht, Wärme gab, war der Gürtel der Kappa, die langsam sich vorantastete. Sie war ihr Leben lang in diesem Sumpfgebiet herumgestreift, kannte die Gefahren, war aber auch die nächtliche Einsamkeit hier gewohnt. So ließ ihre Aufmerksamkeit nicht nach. Der Trugsumpf hatte bereits so manchen ihres Volkes verschlungen – und sie hoffte, ihnen nicht im Geistersumpf begegnen zu müssen. Nie zuvor war sie dort bei Nacht gewesen, aber die Legenden der Kappa erzählten von den Geistern, im Sumpf ertrunkenen Unglücklichen, die nun der Geisterkönigin Urodela dienen mussten. Inuyasha spürte, dass seine Ohren, seine Haare durch den Nebel feucht wurden. Unangenehm, aber nicht zu ändern. Immerhin wurde sein Feuerrattengewand nicht nass. Er konnte bei einer beiläufigen Begegnung spüren, dass auch das Schulterfell seines Halbbruders Tropfen bildete. Wie lange sie hier wohl noch gehen mussten? Die Kappa hatte doch gesagt, bei Morgengrauen würden sie die Berge schon sehen. Nur: wann war hier Morgen? Durch den Nebel fehlte ihm langsam das Zeitgefühl, auch die Möglichkeit, sich anhand der Sterne zu orientieren. Togarashi spürte durch den tastenden Ast in ihrer Hand, dass sich der Boden verändert hatte. Waren sie schon aus dem Trugsumpf? Auch ihr Zeitgefühl war verschwunden. Eigentlich hatte sie angenommen, erst bei Beginn der Morgendämmerung den Geistersumpf zu erreichen, was ihr weitaus lieber gewesen wäre. Aber wenn sie sich umblickte, konnte sie nur Dunkelheit und Nebel um sich erkennen. Ihre Begleiter waren schweigsam, aber sie nahm nicht an, dass diese damit einverstanden wären, hier zu bleiben, bis der Morgen angebrochen wäre. Sie hatten es eilig. Hoffentlich würden sie keinen Geistern begegnen…. Nur wenige Minuten später spürte die Kappa, dass sie in den Morast einsank. Erschreckt klammerte sie sich an ihren Gürtel. Inuyasha, der das andere Ende in der Hand hielt, riss daran, um sie wieder emporzuziehen. Aber die Königin des Geistersumpfes hatte nicht die Absicht, ihre Beute entkommen zu lassen. Ehe einer der drei verstand, was geschah, wurden sie von dem sich öffnenden, dunklen Portal verschluckt. ******************************************* Die Hundejungen treffen auf mehr Schwierigkeiten als dem Inu no Taishou lieb sein dürfte. Und ob der Plan, das Heer zu teilen genial oder vollkommen dämlich war, wird wohl erst die Zukunft zeigen: das nächste Kapitel heisst: Im Schloss der Geisterkönigin. Zu den Namen: Habu bedeutet Kräuter, Togarashi Cayennepfeffer und Urodela ist der lateinische Name für eine Lurchart. bye hotep Kapitel 7: Das Schloss der Geisterkönigin ----------------------------------------- Nur weil ein Kappastamm glaubt, dass es sich um Geister handelt, muss das ja nicht unbedingt stimmen... 7. Das Schloss der Geisterkönigin Als Togarashi spürte, dass sie mit dem Rücken auf hartem Boden aufkam, wusste sie, dass sie in den Alptraum ihres Volkes geraten war: das Schloss der Geisterkönigin Urodela. Niemand war je hier gewesen oder besser, von hier wieder zurückgekehrt. Sie öffnete die Augen, nur, um zu sehen, dass ihre beiden Begleiter bereits standen. Sie waren wohl gar nicht gestürzt, sondern gleich gelandet. Beide hatten die Hände an den Schwertgriffen, zogen jedoch nicht. „Was…“ brachte die Kappa hervor. „Bist du verletzt?“ fragte Inuyasha hilfsbereit, ohne die Augen von den Wänden zu nehmen. Hatte er sich gerade getäuscht, oder war das Youki seines Halbbruders jäh aufgeflammt – um dessen Garderobe und Haar zu trocknen und ihn gleich dazu? Nun ja, wie buchstäblich nasse Hunde auch nur vor Geistern zu erscheinen wäre wohl schlicht peinlich. „Nein, edler Herr.“ Sie erhob sich. Dass sie Angst hatte, brauchte sie nicht zu sagen. Es war sowieso verwunderlich, wie sehr sich dieser Junge oder junge Mann um ihr Wohlbefinden kümmerte. Kein männlicher Kappa tat das. „Wir...das hier muss das Schloss der Geisterkönigin sein, Urodela.“ „Geister? Na, das glaub ich weniger. Die Mauern sehen ziemlich massiv aus. Außerdem riecht es hier nach irgendwelchem Viehzeug mit Schleim oder so.“ Und auch, wenn seine Nase in dem dauernden Moorgestank gelitten hatte – das bekam er doch noch mit: „Na bitte.“ Das bezog sich auf eine Tür, die plötzlich in einer Wand erschienen war, sich öffnete. Ein weißes Wesen kam herein gekrochen – gegangen…wie immer man es nennen sollte. Ein menschlicher, männlicher Oberkörper, aber ein insektenhafter Hinterleib, der von den sechs Händen vorwärts gezogen wurde, die sich auf dem Boden abstützten. Togarashi keuchte erschreckt ein wenig auf, ehe sie begriff, dass sich die Fremden zwischen sie und den Neuankömmling bewegt hatten. „Was willst du?“ erkundigte sich der Halbdämon: „Und es wäre besser, wenn du uns hier wieder herauslassen würdest.“ „Ich will die Kappa.“ „Keine Chance. Dazu müsstest du an mir…uns vorbei.“ Die Korrektur war wohl angebracht. Immerhin stand sein Halbbruder mehr oder weniger ebenfalls vor Togarashi. Erinnerte die ihn an Jaken? „Du willst sie beschützen? Eine weibliche Kappa?“ „Ja. Wieso so erstaunt?“ Ein weibliches Lachen schien aus allen Wänden um sie zu dringen: „Oh, da hat aber jemand so gar keine Ahnung! Wie amüsant. – Ihr wollt sie beschützen? Wisst ihr nicht, dass niemand eine weibliche Kappa schützt? Nun, meine jungen Freunde, willkommen in meinem Schloss. Mein Name ist Urodela. Folgt ihm in meinen Saal. Und seid nicht um die Kappa besorgt - sondern um euch.“ „Wir haben eigentlich keine Zeit für Spielchen.“ „Gut. Dann kommt. Und wir werden es kurz machen.“ Die unsichtbare Stimme klang noch immer erheitert. „Na schön…“ knurrte der Halbdämon, warf aber einen Blick seitwärts. Sesshoumaru schwieg. Seiner Meinung nach war jeder Aufenthalt Zeitverschwendung auf der Suche nach Vater und dem Tod dieses unsäglichen Schattendrachens, aber es war besser, der so genannten Geisterkönigin gleich gegenüber zu stehen. Ließ sie sie gehen – gut. Wenn nicht, war sie eben tot. So folgten die Prinzen dem Halbmenschen. Die Kappafrau bemerkte mit gewisser Freude, dass sie sie zwischen sich behielten. Der Ältere ging zuerst, der jüngere blieb hinter ihr. Auch, wenn das gegen Urodela sicher nichts nützen würde, war sie gerührt. Nie zuvor hatte jemand sie beschützen wollen. Sie war nur ein weiblicher Kappa, für niedrige und gefährliche Arbeiten geboren. Inuyasha blickte sich ein wenig neugierig um. Die Wände waren aus Lehmziegeln gemauert. Das sollte ein Schloss sein? Er konnte sich an so manches erinnern, in dem er gewesen war, aber das hier wirkte mehr wie ein Kerker, zumal nirgendwo auch nur der Hauch frischer Luft hereinkam. Alles roch dumpf, abgestanden. Und immer deutlicher wurde die Witterung nach Feuer, Kappa und etwas Großem, Schleimigen. Sie erreichten einen Vorraum, in dem sich gewiss zwanzig Bewaffnete aufhielten, alle weiblich – und, zur großen Überraschung der Besucher alle Kappa. Sie warfen den Halbbrüdern scharfe Blicke zu, nickten Togarashi jedoch zu, durchaus freundlich. Große Türen öffneten sich und gaben den Blick auf einen Saal frei, der von gewaltigen Feuerschalen erhellt wurde. Rechts und links befanden sich Wesen, wiederum alle weiblich, Kappa und andere kleine Dämonen. Am Ende des Raumes lehnte eine riesige Gestalt auf einem Podest, sicher Urodela. Ohne Zögern ging Sesshoumaru in den Saal. Nur seine Blicke glitten rasch umher, auf der Suche nach Wegen, Möglichkeiten. Inuyasha sah sich ebenfalls um, allerdings mehr neugierig. Was auch immer diese Urodela von ihnen wollte, damit würden sie fertig werden. Er wollte nur nicht, dass der Kappa was zustieß – aber das sah nicht so aus. Alle Anwesenden waren weiblich. Urodela war eindeutig ein Molch, wenn auch der größte, den die Halbbrüder je gesehen hatten. Von Kopf bis Schwanzspitze maß sie gewiss an die fünf Meter. So, wie sie seitwärts lehnte, zeigte sie offen ihren bunten Bauch, die Kehle – eindeutig ihre schönste Seite, denn am Rücken und Kopf befanden sich riesige Warzen. Sesshoumaru hielt direkt vor ihr und betrachtete sie schweigend. Inuyasha schloss auf, dabei jedoch darauf achtend, dass Togarashi nach wie vor zwischen ihnen blieb. „Hundedämonen, also!“ Urodela richtete sich etwas auf: „Das erklärt euren Beschützerdrang. Aber, wie ich schon sagte, wird eurer Begleiterin nichts geschehen. Jede weibliche Kappa, die meinem Portal zu nahe kommt, wird von diesem eingezogen und bleibt hier.“ „Und wenn sie nicht will?“ erkundigte sich Inuyasha prompt. „Das Leben in meinem Schloss ist angenehmer als das, was die Kappafrauen sonst führen, junger …ah, du scheinst ein Halbdämon zu sein. – Aber auch, wenn sie wollten, wenn ich wollte, könnten sie hier nicht mehr weg. Ich bin Gefangene in meinem eigenen Schloss. Und damit kommt ihr ins Spiel.“ „Wenn du Wert drauf legst, bringen wir dich um und zerstören dein Schloss“, bot Inuyasha prompt an: „Wie schon gesagt, wir haben es eilig.“ „Ich will nicht einmal ausschließen, dass ihr das Schloss zerstören könntet.“ Die Königin blickte zu Sesshoumaru: „Schließlich erkenne ich den Sohn des Herrschers, wenn ich ihn treffe. Und du wirst kaum viel schwächer als dein Bruder sein. Allerdings wäre die Zerstörung eine recht…unschöne Selbstmordvariante, junger Freund. Dieses Schloss liegt unter dem Sumpf von Aran. Zerstört ihr die Mauern, die Bannkreise, wird der Morast hier alles unter sich begraben und uns alle umbringen. – Du hast nicht gefragt, was mit männlichen Kappa geschieht, wenn sie hier herkommen. Und anderen männlichen Dämonen. Ich schicke sie zu dem anderen Ausgang, den dieses Schloss einst hatte. Es ist eine Chance, wenn auch eine kleine, stets, dass sie dort hinausgelangen. Ihr habt sicher die beste, die je ein Besucher hatte.“ Sie seufzte ein wenig, ließ aber Sesshoumaru nicht aus den Augen. „Einst war der Ausgang frei und man konnte ungehindert von meinem Schloss in die Berge gelangen. Vor vielen Jahren jedoch erschien dort ein Wesen, das…..das diesen Ausgang seither blockiert. Weder mir noch sonst jemandem ist es möglich gewesen, Sola zu besiegen oder auch nur zu vertreiben. Gelingt es euch, könnt ihr euren Weg ungestört fortsetzen, denn sie bewacht auch den Ausgang zum Pass. Und wir alle können dieses Schloss auch wieder verlassen.“ „Und was ist mit Togarashi?“ „Sie ist eine weibliche Kappa. Sie kann bei mir bleiben oder, wenn der Weg frei ist, zurück zu ihrem Volk, wie alle anderen.“ Sie schien zu lächeln, als ihr Blick in die Runde glitt. Nun, soweit sie wusste, wollte keine der Frauen zurück. „Das Portal, durch das wir herkamen, geht wohl nur in eine Richtung?“ „Ja, man kommt nur her, aber nicht wieder heraus.“ „Sola.“ Der Kronprinz fand, man habe wirklich genug diskutiert. Urodela nickte. Spitze Zähne glitzerten in ihrem Maul, als sie lächelte: „Natürlich. Soweit ich es sagen kann. – Sie lebt in der Höhle, die aus meinem Schloss zum Pass führt, besser, in den Höhlen. Ihr Aussehen ist Schrecken erregend. Sie hat große Scheren am Kopf, mit denen sie ihre Beute festhält und zerreißt. Sie hat bis jetzt alle gefressen, die versuchen wollten, an ihr vorbei zu kommen, auch Wesen meiner Art und Größe. Von Kappa fand man nur einen formlosen Klumpen, so sehr hatte sie sie zermalmt, größere Wesen werden zerfetzt und in ….nun ja….mundgerechte Stücke zerlegt. Mehr fand man nie wieder von ihnen. Ich…ich weiß, dass sie extrem schnell und lautlos ist. Und sie jagt nur in der völligen Dunkelheit. Anscheinend kann sie auch so noch etwas sehen oder anderweitig erkennen. Ich habe sie oder besser ihren Schatten nur selten gesehen, denn niemand außer mir selbst wagt sich noch freiwillig in diese Höhlen. Aber ich muss eben ab und an überprüfen, ob sie noch immer dort lebt.“ „Na, hört sich ja verheißungsvoll an.“ Inuyasha zuckte die Schultern: „Und da müssen wir durch oder hier bleiben?“ Letzteres stand natürlich überhaupt nicht zur Diskussion. Tatsächlich war sein Halbbruder der gleichen Meinung. So sah er nur zur Königin: „Zeig uns den Weg.“ Urodela nickte ein wenig. „Chela, führe sie zum Ausgang. – Und denke daran, den Bannkreis wieder gut zu schließen.“ Eine kleine, blauhäutige Dämonin mit schillernden Schuppen verneigte sich ein wenig. „Natürlich.“ Sie warf den Besuchern einen raschen Blick zu, aber da sich die Halbbrüder bereits umdrehten, machte sie sich auf den Weg. Sie gelangten durch scheinbar endlose Gänge zu der hinteren Außenwand des Schlosses. Hier endete jeder Weg. Chela wandte sich um, die Hand an dem großen Anhänger, der auf ihrer Brust lag. „Ich werde nun den Bannkreis öffnen. Dahinter liegt das Höhlenlabyrinth, in dem Sola haust und jagt. Der Hauptweg zum Pass führt von hier eigentlich geradeaus. Irgendwann allerdings werdet ihr eine Abzweigung erreichen…“ Natürlich nur, falls Sola sie bis dahin nicht gefunden hatte: „An der sich der Weg teilt. Der rechte führt zu dem Pass in das Gebirge, der linke zu einem weiten Tal zwischen dem Sumpf von Aran und dem Gebirge. – Eines solltet ihr noch wissen. Wie Urodela schon sagte, kann Sola in vollkommener Dunkelheit jagen. Ich persönlich vermute, dass sie sehr gut hört. Entweder es gelingt euch vollkommen lautlos zu gehen oder ihr müsst fliegen.“ Sie drehte sich seitlich, um den Zauber der Schlosswand zu lösen. „Keh“, machte Inuyasha leise. Fliegen war nichts, was er konnte und der Herr Halbbruder würde gewiss den Teufel tun, ihn mit sich zu tragen. Also würde er wohl lautlos gehen müssen – zum Glück eine Übung, die er durchaus beherrschte. Als sich die bislang unsichtbare Tür öffnete, stieg ein widerlicher Geruch in die Nasen der Halbbrüder. Hatten sie angenommen, der Morast von Aran würde die Nase beleidigen, die Luft im Schloss abgestanden sein, so war das das Übelste, was sie je wahrgenommen hatten. Der Gestank von Nahrungsresten, faulendem Fleisch und Verwesung erregte fast Übelkeit. Aber das half jetzt wohl nichts, da mussten sie durch, wollten sie Vater retten – und vor allem diesem Schattendrachen zeigen, dass er sie besser nicht auf sich aufmerksam gemacht hätte. So betraten sie den dunklen Gang, beide bemüht, möglichst flach zu atmen, um den Würgereiz nicht zu verschlimmern. Chela schloss hinter ihnen unverzüglich wieder das Portal, um es erneut magisch zu versiegeln. Die Prinzen befanden sich nun in vollkommener Dunkelheit. Atreus betrat die Felsenkammer mit einem seltsam freudigen Lächeln. Der Inu no Taishou konnte nicht verhindern, dass sich sein Magen in unwillkürlicher Furcht zusammenzog. Was plante dieser Mistkerl denn schon wieder? Es hatte noch nie etwas Gutes bedeutet, wenn der Kagejin zu ihm gekommen war. Und wer war dieser Schatten, der ihm folgte? Ein anderer, als sein gewöhnlicher Folterknecht, da war er sicher. Nie zuvor hatte dieser einen Spiegel getragen. „Kagami, zeige unserem lieben Gast doch einmal den Sumpf von Aran.“ Der Spiegelschatten gehorchte unverzüglich und trat zu dem Gefangenen, ließ ihn in den Spiegel blicken. Ein wenig irritiert betrachtete der Inu no Taishou den Morast. Was sollte das? Wollte Atreus ihn etwa dort versenken? Das war nicht unbedingt eine angenehme Todesart, aber er vermutete, dass der Schattendrache darauf keine Rücksicht nehmen würde. „Du siehst so überrascht aus. Ich dachte mir, es wäre nur nett, wenn ich dir das Grab deiner mittlerweile einträchtigen Söhne zeige.“ Sie waren bestimmt Rivalen um die Macht, das Erbe ihres Vaters gewesen, wie er und sein eigener Bruder. Anders war es fast undenkbar, zumal sie auch noch verschiedene Mütter hatten. Seine Jungs? Er nahm sich zusammen: „Du redest Unsinn. Was sollten sie in einem solchen Sumpf?“ „Hast du dir denn nicht denken können, dass sie ihren lieben Papi suchen? Immerhin waren sie schlau genug, einen Umweg zu nehmen. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich mit der Hilfe des Spiegelschattens auch diesen Weg überwache. Und jetzt hat Kagami sie verloren. Gestern Abend noch liefen sie mit einer angeblich ortskundigen Führerin durch den Sumpf von Aran – und heute…“ Atreus hob dramatisch die Hände: „Sind sie weg.“ „Du lügst.“ Oder hatte eine neue Methode gefunden, ihn zu quälen. Wäre es möglich…? Nun gut, er hatte selbst ja gehofft, ja, erwartet, dass die beiden ihn nicht im Stich lassen würden. Aber in einem Sumpf zu ertrinken...nein. Sesshoumaru konnte schließlich fliegen und trotz allem würde der niemals seinen Halbbruder eines so schmählichen Todes sterben lassen, zumal, wenn sie ein gemeinsames Ziel hatten. „Oh, du glaubst mir nicht? Schade. – Komm, Kagami.“ Draußen vor der Tür fuhr der Schattendrache fort: „Kehre zum Sumpf von Aran zurück und beobachte deinen Spiegel. Er scheint sicher zu sein, dass sie noch leben. Ich will keine Überraschungen.“ Akago dachte nach. Etwas stimmte nicht, da war er sicher. Myouga war jeden Tag zu der Gefährtin des Herrschers gegangen – und heute hatte er sich entschuldigt. Nun gut, es klang sehr glaubhaft, dass er alle Kräfte in die Suche nach seinem Herrn steckte und keine Zeit fand. Diese Menschenfrau hatte das auch abgenommen, ja ihn noch gelobt. Aber dennoch war es eine Änderung im Verhalten. Wenn er selbst etwas aus Narakus Niederlagen gelernt hatte, so dass weder der Inu no Taishou noch seine Söhne noch seine Mitarbeiter Idioten waren. Es war wohl besser, ein wenig zu vorsichtig zu sein. Und wenn die Situation ein Opfer, nein, man sollte es einen Helden nennen, erfordern würde, so wusste er schon, wer das sein würde. Sein Blick glitt zu seinem Partner. Leider war er in seiner Form als Kleinkind relativ unbeweglich, aber er würde sicher einen Menschen finden, der eine so dunkle Seele besaß, dass er ihn übernehmen konnte. Dämonen waren da schwieriger. Nicht, dass sie keine negativen Eigenschaften besessen hätten, aber die Ehrfurcht, ja, Liebe zum Inu no Taishou war leider immer ein heller Fleck, der die Übernahme erschwerte. Menschen, zumal der dritten Rangstufe, waren da eher verbittert oder konnten zumindest dazu gemacht werden. Vorsicht war gewiss besser. Und darum würde er zusehen, dass er in den Palast gelangte. Ein Kind war unauffällig – und eine Fliege, die nicht gefangen werden wollte, sollte sich auf die Klappe selbst setzen. Der Falke, der durch die Lüfte strich, landete vor Sarpedon und Betei, bereits die menschliche Form des stellvertretenden Heerführers annehmend. Patroklos war nur wenig überrascht, auch die Dämonenjäger des Prinzen dabei stehend vorzufinden, hatte doch der Mönch aus der Hauptstadt die Informationen des Nachrichtendienstes über Schattendrachen mitgebracht. So begann er seinen Bericht: „Das Tal der Stufen ist frei. Ich konnte auch keinerlei magischen Hindernisse entdecken. Allerdings ist der Engpass dahinter mit Steinen und Baumstämmen blockiert. Und dort konnte ich auch Bannkreise spüren. Dahinter verbergen sich Krieger, wohl alles Schattendrachen. Ich blieb sehr hoch, um ihnen als Vogel zu erscheinen, konnte aber um die zwanzig zählen.“ „Diese Zahl Krieger wäre an sich kein Problem“, murmelte Betei nachdenklich. Sie hatte gut achtzig Amazonen noch hier, das Heer des Inu no Taishou bestand noch aus hundertfünfzig Kriegern, da die anderen in die Hauptstadt geschickt worden waren. Natürlich war eine solche Blockade ein Hindernis, das Opfer kosten würde. „An sich nicht“, erwiderte Sarpedon. „Aber wir hörten ja, dass sie magische Fähigkeiten besitzen – und Diener aus dem Jenseits schaffen können. Hast du welche entdecken könne, Patroklos?“ „Nein. Aber das besagt natürlich nicht, dass keine dort sind.“ Kagome machte einen Schritt vor: „Verzeiht, Exzellenz…“ Dieser wurde sofort aufmerksam. Die Dämonenjäger des Prinzen hatten ihre Fähigkeiten bereits demonstriert. „Ja, Priesterin?“ „Es ist sicher möglich, dass Schattendrachen sich Wesen aus dem Jenseits rufen können. Aber womöglich können es nur die mächtigsten, da es sie zu sehr anstrengt, die Verbindung zu halten. Auch bei menschlicher Magie gibt es Grenzen des Einsatzes. Und ich bin mir eigentlich sicher, dass ich diese Art Zauber spüren könnte, wenn dort oben tatsächlich so viel Magie im Einsatz wäre. Einfache Bannkreise dagegen kann ich über eine solche Distanz nicht wahrnehmen.“ „Du müsstest näher heran?“ „Ja.“ „Und du kannst Bannkreise lösen?“ „Die meisten“, schränkte sie ehrlich ein: „Ich hatte es nie zuvor mit Schattenmagie zu tun.“ „Wenn ich Exzellenz einen Vorschlag machen dürfte“, meinte Sango: „Dann fliegen wir beide auf Kirara das Tal empor. Nicht zu nahe, aber doch näher heran. Ich vermute mal, dass die Schattendrachenkrieger nicht die Anweisung haben, auf zwei Menschenfrauen Pfeile zu verschwenden, da sie ja mit dem Heer und den Amazonen rechnen müssen.“ „Bleibt einfach außer Schussweite“, empfahl Betei, die keine Lust verspürte, dem Prinzen erklären zu müssen, dass seiner Priesterin etwas zugestoßen war. Sie hatte den Blickwechsel der beiden gesehen: „Sonst wäre ich mit dem Vorschlag einverstanden.“ Sarpedon nickte. Inuyasha und Sesshoumaru wanderten in vollkommener Lautlosigkeit durch die Schwärze des Höhlenganges. Der Halbdämon hatte seine Hand an das Schulterfell gelegt, um unter Umständen zu erfahren, was der Kronprinz entdeckte, eine Geste, die der Ältere stillschweigend geduldet hatte. Es mochte wichtig sein, Sola schnell zu aufspüren und er nahm doch an, dass seine Nase besser als die Inuyashas war – wenn auch abgestumpft, durch die überwältigenden Gerüche der letzten Tage und Stunden. Auch die Luft hier in der Höhle war nicht gerade nasenschonend. Der Gestank nach verwesendem Fleisch war fast unerträglich. Diese Sola schien keine feinen Tischmanieren zu besitzen. Er konnte nichts von Dämonenenergie spüren. War Sola ein Tier, kein Dämon? Aber das war gleich. Entweder, sie kamen hier unbemerkt durch – und konnten umso schneller weiter gehen oder Sola würde sich ihnen in den Weg stellen – der letzte Fehler ihres Lebens. Je länger die geräuschlose Wanderung dauerte, umso mehr war Inuyasha sicher, dass sie beobachtet wurden. Es war das gleiche Gefühl, das ihm verraten hatte, dass die Spinnenschwestern hinter ihnen waren, die Gewissheit zur Beute geworden zu sein. Er zögerte kurz. Schließlich wollte er sich nicht lächerlich machen, aber dann zog er doch am Schulterfell seines Halbbruders, um den aufmerksam zu machen. Sesshoumaru blieb prompt stehen. Auch er dachte an die Situation mit Kusa und Dasi. Dort hatte der Jüngere bewiesen, dass er in der Tat über gewisse Fähigkeiten verfügte. War das nun auch hier der Fall? Er hob die Hand, um sie in der Dunkelheit auf die Schulter seines Halbbruders zu legen. Er selbst konnte immer noch etwas um sich wahrnehmen, aber er war sicher, dass Inuyasha nichts mehr sehen konnte. „Sie ist da“, murmelte Inuyasha leise, während er versuchte, in der Schwärze um sich etwas zu erkennen. Zu riechen war nur dieser Verwesungsgestank, zu hören nichts. Sesshoumaru sah sich gezwungen, zuzugeben, dass auch er nichts um sie bemerken konnte. Allerdings hatte ihn die Sache mit den Spinnenschwestern durchaus gelehrt, dass es auch andere Sinne als die seinen gab. So drehte er sich erneut um. Seine Hand leuchtete in grünlichem Licht auf, als er die ätzende Säure austreten ließ. Praktisch, so eine Laterne, wollte Inuyasha schon spöttisch sagen, als es ihm buchstäblich die Sprache verschlug. Sie befanden sich in einer Ausweitung des bisherigen Höhlenganges, der sich am anderen Ende dieses Raumes teilte. Davor allerdings hockte eine der schauerlichsten Kreaturen, die er je gesehen hatte – und er hatte eine Menge gesehen, vor allem unter diesen Primitivdämonen. Irgendwie sah sie spinnenähnlich aus, immerhin hatte sie acht Beine. Sie stand aber nur auf sechs davon. Ihr gepanzerter Oberkörper war aufgerichtet und mit dem letzten Beinpaar wedelte sie in der Luft herum. Ihre Mundwerkzeuge waren so groß, wie ihr gesamter Oberkörper – sicher zwei oder gar drei Meter, genau war das bei dem matten, grünlichen Licht der Giftklaue schlecht zu schätzen. Jede Menge Haare standen wie Stacheln von ihrem Körper weg… ************************ Während Akago sich in den Palast einschleusen will, wartet im nächsten Kapitel auf die Hundebrüder ein "Kampf im Dunkeln". bye hotep Kapitel 8: Kampf im Dunkeln --------------------------- Für die, die es interessiert: Sola ist einer Walzenspinne nachempfunden, die selbst in ihrer natürlichen Grösse Menschen sehr schmerzhafte Fleischwunden reissen kann ( mit maximal sieben Zentimetern..) 8. Kampf im Dunklen Die Halbbrüder betrachteten im grünlichen Schein der Giftklaue das riesige bläulich schimmernde, spinnenähnliche Wesen vor sich, ehe Inuyasha nach Tessaiga fasste. Ein Kampf im Dunkeln würde natürlich schwieriger sein als auf der Erde, aber er hoffte doch, dass er rasch vorbei wäre. „Tokejin?“ erkundigte er sich, da Sesshoumaru keine Anstalten traf, ebenfalls zu ziehen. Der Kronprinz hätte um ein Haar geseufzt: „Wir sind in einer Höhle.“ Und der vernichtende, Angriff seines Schwertes würde hier alles zum Einsturz bringen. Auch Tessaiga war riskant. „Die sieht nicht so aus, als ob sie uns einfach weitergehen lässt…“ wandte Inuyasha ein, dem nun auch bewusst wurde, dass seine Techniken ebenfalls leicht zu einem Erdbeben führen konnten. „Deine Giftklaue?“ Sesshoumaru sparte sich eine Antwort, denn in diesem Augenblick schoss Sola in für ein so großes Wesen unerwarteter Geschwindigkeit auf sie zu und er ließ seine Energie als Peitsche gegen sie schwingen, während er bereits beiseite sprang. Das würde nicht leicht werden. Sie konnten die Schwerter nicht einsetzen und der Versuch, Sola mit seiner Dämonenenergie zu töten, war soeben auch fehlgeschlagen. Der Panzer oder was auch immer sie da besaß, war so hart, dass selbst er auf diese Weise nicht ohne weiteres durchkommen konnte. Er zog seine Macht in sich zurück. So wurde es wieder vollkommen dunkel, sah man von dem ungewissen bläulichen Schimmer ab, den Sola selbst ausstrahlte. Es war fraglich, ob Inuyasha das überhaupt erkennen konnte. Dieser war in die andere Richtung gesprungen, um den zuschnappenden Kieferscheren auszuweichen, hatte jedoch gleichzeitig einen Klauenangriff gegen diese geschlagen. Er schüttelte jetzt seine Rechte. Die waren viel zu hart, um solcherart dagegen vorgehen zu können. Doch mit den Schwertern zu kämpfen? Aber wenn der Tunnel hier einstürzte, würden auch sie verschüttet. Etwas Dünnes streifte sein Gesicht und nur seine rasche Reaktion, mit einem Überschlag die Richtung zu wechseln, rettete ihn. Knapp neben seinem Ohr hörte er das Zuschnappen der Beißzange. Sola hatte ihn nur um ein Haar verfehlt. Dieses Mistvieh war schnell und aggressiv, das konnte man so sagen. Und er bezweifelte nicht, dass bislang jeder, der diese Höhle betreten hatte, das mit dem Leben bezahlt hatte. Ohne Schwerter hatten sie einen miesen Stand gegen diese harte Panzerung, zumal die vollkommene Dunkelheit der Spinnenverwandten nichts auszumachen schien. Chela hatte doch gesagt, dass sie wohl sehr gut hören würde. Er hatte zwar nichts von Ohren gesehen, zugegeben auch keine Augen. Allerdings musste er gestehen, dass er sie nicht so ganz genau angesehen hatte. Wieder spürte er, dass ihn etwas streifte, wieder hechtete er beiseite. „He, Sesshoumaru!“ In dem Gestank der Höhle hatte er die Witterung seines Halbbruders verloren: „Wie wäre es mit ein bisschen Gift für das Vieh?“ Aus dem Dunkel kam keine Antwort – sah man von einem grünlich leuchtenden Regen ab, der die Schwärze gerade genug erhellte, um zu sehen, dass er die gewaltigen Kieferscheren traf….ohne erkennbare Wirkung. Sola fuhr herum. Wieder streifte ihn etwas, aber diesmal erkannte er im verglimmenden Licht der Giftklaue, dass es sich um ein Tasthaar handelte. Er hechtete beiseite, rollte ab. Diese Haare! Wenn sie damit nicht nur tastete, sondern auch quasi hörte, wo sich ihre Beute befand? Die Haare waren bestimmt nicht gepanzert wie der Leib und die Kiefer. Einen Versuch war es wert. „Eisenkralle!“ Er zielte nach dem Ort, an dem sie sich eben noch befunden hatte, sicher, dass er ihren eigentlichen Körper verfehlen würde, aber womöglich eines der Haare erreichen konnte. Ein raschelndes, fauchendes Geräusch verriet ihm, dass er Erfolg gehabt hatte. Entweder das Haar war zerstört oder es hatte ihr zumindest Schmerz bereitet. Auch das war ein wichtiger Punkt, denn das bedeutete, dass er endlich etwas gefunden hatte, um sie daran zu hindern, ihn wie einen Vollidioten durch die Gegend hüpfen zu lassen. Sesshoumaru hatte den Ausruf seines Halbbruders vernommen – und erkannt, dass Sola verletzt worden war. Natürlich. Das waren Tasthaare und ohne diese wäre sie im Dunkeln praktisch blind – das würde die Sache ausgeglichener machen. Interessant, dass ausgerechnet der Jüngere auf diese Idee gekommen war. Manchmal fragte er sich mittlerweile schon, was in dem so alles steckte. Diese Befreiungsaktion könnte einen Hinweis geben. Das Untier wandte sich dem Angreifer zu, der ihm gerade Schmerzen zugefügt hatte. Inuyasha entkam den Beißzangen gerade noch, als er den Luftzug spürte. Er rollte ab, um sofort wieder auf den Beinen zu sein. Das war die Lösung, zumindest eine Art Ausgleich herzustellen. Zu sehen war in der Schwärze nicht viel, aber er glaubte zu hören, wie Sesshoumaru vorwärts sprang, seitwärts einen Giftklauenangriff auf Sola losließ, wohl auf deren linke Seite. Diese wandte in Windeseile den Kopf zu dem Hundedämon und ließ die Beißscheren zuschnappen. Der Kronprinz machte einen raschen Überschlag in der Luft, um auszuweichen. Er konnte selbst mit Mühe nur vage ihren Schemen erkennen. Die Prinzen waren angenehm über die Tatsache berührt, dass sie wohl gerade ein Mittel gefunden hatten, die Spinne so zu verletzen, dass sie in Probleme kam. Womöglich war sie so nicht zu töten, aber man konnte sie zumindest schwächen, ja, wohl sozusagen blenden. Und dann konnte man sie auch umbringen. Die einzige Voraussetzung waren die wechselseitigen Angriffe, wie ihn nun Inuyasha startete, um Sola von seinem Halbbruder abzubringen. Sesshoumaru stellte mit gewissem Erstaunen fest, dass sein kleiner Bruder tatsächlich seinen Teil des Kampfes übernahm, nun, auch gegen Naraku und Menomaru schon übernommen hatte. In jedem Fall war es kampftaktisch wichtig, dass sie beide weiterhin abwechselnd attackierten. Also musste er selbst nun wieder einen Entlastungsangriff anfangen, zum einen, um Sola von Inuyasha abzulenken, zum anderen, um weitere der Tasthaare zu zerstören. Die Spinne wurde wütend, In den langen Jahren ihrer Existenz hatte es keines ihrer Nahrungswesen je gewagt, sie anzugreifen, ja, es vermocht, ihr Schmerzen zuzufügen. Immer rascher fuhr sie herum, schnappte nach den lästigen Störenfrieden, die zudem so stark zu sein schienen, dass sie ein herrliches Mahl abgeben würden. Sie war nicht dumm und hatte das System hinter ihren Anläufen durchschaut. Die beiden griffen sie abwechselnd an, um sie vom jeweils anderen abzulenken. Sie musste sich entscheiden. Die Beißscheren schossen wieder los, diesmal allerdings nicht gegen Inuyasha, der soeben ein weiteres Haar zerstört hatte, sondern erneut gegen Sesshoumaru. Der erkannte es und versuchte - bereits wieder im Vorwärtssprung - auszuweichen. Der eine Kieferschere griff dadurch fehl, der andere traf ihn allerdings mit voller Gewalt an der linken Schulter. Unwillkürlich stöhnte der Kronprinz auf, als die Wucht des Aufpralls ihn rückwärts gegen die Höhlenwand schleuderte. „Keh!“ murmelte Inuyasha, als er den Aufprall von Metall auf Fels hörte und griff hastig erneut an, um Sola von Sesshoumaru fernzuhalten. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, nahm er an, und so fühlt er sich relativ sicher, als er mit beiden Händen nach den Tasthaaren schlug. Nur, um festzustellen, dass er ihre Gegnerin soeben unterschätzt hatte. Er konnte den Luftzug spüren und warf sich mit langjährigem Geschick zurück. So schlug der Angriff der Spinne fehl. Erneut hörte er das Zuschnappen nur knapp neben ihm. Im nächsten Moment riss Sola ihre Beißzangen empor. Inuyasha wurde getroffen und flog hilflos über sie. Er konnte plötzlich seinen Halbbruder wittern – und daraus nur schließen, dass dieses Mistvieh ihn in dessen Richtung geworfen hatte. Netter Tod, von dessen Schwertabfangdornen aufgespießt zu werden. Aber er konnte Sesshoumaru nur ungefähr riechen – und nichts gegen seinen unfreiwilligen Flug unternehmen. Instinktiv riss er die Arme sichernd hoch, als er erkannte, dass knapp vor ihm Fels und der Kronprinz waren – und erschrak, als sich etwas um seine Taille legte, ihn packte und unsanft erneut beiseite fliegen ließ. Erst dann wusste er, dass es sich um das Schulterfell seines Halbbruders gehandelt hatte. Nun ja, dachte der Halbdämon, während er sich bemühte, einigermaßen weich zu landen – der wollte sicher keinen Köperkontakt. Und wenn er an dessen Rüstung dachte – er auch nicht. Er rollte ab und stand. Er nahm trotz seines eigenen Keuchens ein fast unhörbares Geräusch wahr. Sola. Anscheinend war sie durch den Verlust der Tasthaare schon so behindert, dass sie mehr tastend ihren Weg und ihre Beute suchen musste. Und er hörte etwas knapp neben sich, das er kaum je so vernommen hatte. Sesshoumarus Atem. Dieser seltsame Kampf in der Dunkelheit schien auch an diesem zu zehren. „Alles klar?“ fragte Inuyasha, auch auf die Gefahr hin, Sola auf sich aufmerksam zu machen. „Greif weiter an!“ Mit diesem Befehl sprang der ältere Bruder wieder vorwärts. Der Jüngere unterdrückte seinen Fluch über diese Herumkommandiererei, da er wusste, dass er Recht hatte. Sie hatten ihre Gegnerin schon geschädigt, geschwächt – und das mussten sie ausnutzen. So versuchte er die Richtung mitzubekommen, in der Sesshoumaru gesprungen war, um dann erneut die andere zu wählen. Während dieser erneut seine Giftklaue einsetzte, in der Hoffnung, neben den Tasthaaren auch endlich einmal einen Riss in der Panzerung zu erzeugen, überlegte er kurz, ob seine wahre Gestalt anzunehmen, da er so mächtiger war, aber das würde in diesem engen Tunnel nichts bringen, er eher diesen zum Einsturz bringen. Es half nichts, sie mussten weiterhin gemeinsam angreifen, so eigenartig ein Teamwork für ihn auch war, zumal zusammen mit Inuyasha. Moment. Gemeinsam angreifen? Er spürte an Solas Bewegung, dass der Halbdämon erneut hinter dieser war, denn sie fuhr herum, versuchte, den zu fassen zu bekommen. So machte er selbst ebenfalls einen Satz zurück. „Inuyasha.“ „Äh, ja?“ kam es schwer atmend aus der Dunkelheit, irgendwo jenseits der Spinne. „Wenn du noch bei Kräften bist…wir müssen die Angriffe vereinen.“ „Keh! Ich bin noch besser drauf als du, “ antwortete der Halbdämon prompt. Aber es stimmte. So ergänzte er nur: „Wohin?“ „Das Genick.“ Dort musste eine Schwachstelle in der Panzerung sein. Inuyasha hätte einiges gegen den Plan einwenden können, da sie eine solche Attacke sehr nah an die Scheren führen würde – allerdings hinter diese. Und, wenn sie schnell genug waren, würde selbst diese Spinne tot sein, ehe sie sich erneut umdrehen konnte. So meinte er nur: „Gut. Los!“ Der Kronprinz nahm an, dass Inuyasha keine Ahnung hatte, wo sich genau das Genick befand, da er noch weniger sehen würde als er selbst. Aber der hatte schon bewiesen, dass ihm das Licht der Giftklaue reichte. Und womöglich würde die ätzende Säure auch Sola beschädigen. So hob er die Hand und ließ seine Giftwaffe erscheinen. Im nächsten Moment erkannte er bereits, dass der Halbdämon empor sprang, tatsächlich so ihr Ziel gesehen hatte. Er musste sich beeilen, gleichzeitig mit diesem das Genick zu erreichen, zumal das Wesen anscheinend bemerkt hatte, dass sie etwas planten und herumfahren wollte. Die Klauenangriffe der beiden Halbbrüder trafen fast gleichzeitig das Nackengelenk der Spinnenartigen in ungewohnter Koordination. Noch während sie wendeten und landeten, hatten ihre Ohren ein leises Knacken vernommen. Der riesige Körper Solas brach langsam in sich zusammen. „Keh!“ brachte der Halbdämon hervor. „Komm, Inuyasha.“ Sesshoumaru wandte sich bereits zum Gehen. Es gab keine Notwendigkeit, sich länger als zwingend notwendig im Gestank dieser Höhlen aufzuhalten. Sein Halbbruder war ein wenig überrascht, tatsächlich angesprochen zu werden, folgte aber sofort, ebenfalls in der unbedingten Sehnsucht nach frischer Luft. Nach wenigen hundert Schritten wehte ein kühler, angenehmer Geruch durch die stickige Atmosphäre des Ganges. Und nur Minuten später fanden sich die beiden Prinzen am Ausgang der Höhle. Es war Mittag geworden und die Sonne beleuchtete rechter Hand den Sumpf von Aran, dessen Modergeruch ihnen nach Solas Gestank direkt willkommen war. Linker Hand und direkt vor ihnen stiegen Berge auf. Dort irgendwo musste die Burg liegen, in der dieser Schattendrache ihren Vater gefangen hielt. Sie erkannten eine Treppe, die vor ihnen in die Steilwand gehauen worden war, sicher der Beginn des Passes, von dem die Kappa gesprochen hatten. Daneben stürzte ein Wasserfall in die Tiefe und verlor sich im Sumpf von Aran. Sie benötigten die Hilfe der Stufen nicht, als sie mit weiten Sprüngen die gut hundert Meter Höhenunterschied überwanden. Oben blieben sie erneut nebeneinander stehen und musterten die Gegend vor sich. Sie befanden sich auf einer Anhöhe, einem Plateau, das von weiteren Steilwänden umgeben war. Die Berge stiegen hier bereits hoch empor. Direkt vor ihnen führte jedoch eine schmale Schlucht weiter in das Gebirge, ein Canyon, aus dem auch der kleine Fluss drang, der den Wasserfall neben ihnen bildete. Inuyasha seufzte unhörbar. Er hätte gern eine Pause gemacht, noch viel lieber etwas gegessen, aber er wollte nicht als schwach oder nutzlos tituliert werden. Überdies war Papa dort irgendwo in Schwierigkeiten. So warf er nur einen raschen Blick auf seinen schweigsamen Begleiter – und begegnete überraschend dessen Augen: „Äh…was ist?“ Dem Kronprinzen war bewusst, dass Inuyasha im Gegensatz zum ihm zumindest gelegentlich essen und schlafen musste. Beides war natürlich unmöglich, schließlich sollte Vater so schnell es ging befreit werden, aber ein müder Halbdämon war ein schlechter Kampfpartner und wer wusste schon, was der Schattendrache noch an Fallen aufgestellt hatte – von den natürlichen Risiken dieser Einöde ganz zu schweigen. „Wir warten.“ „Auf was?“ erkundigte sich Inuyasha ein wenig verwirrt, ehe er begriff, dass das wohl die Ansage gewesen war, eine Pause zu machen. Seit wann nahm der Herr Halbbruder denn Rücksicht auf ihn? Aber er beschloss, eine ihm nur zu entgegenkommenden Rast nicht abzulehnen. Das wäre wirklich falscher Stolz, zumal der Kampf gegen Sola ja in der Tat anstrengend gewesen war. Und in einer Stunde wäre er wieder topfit. So ließ er sich an einem größeren Felsen nieder und lehnte sich dagegen, schloss die Augen, sicher, dass Sesshoumaru nicht schlafen würde. Dieser trat ein wenig zurück, an den Rand des Plateaus und betrachtete die Nebel des riesigen Sumpfes unter ihm, die sich in der Mittagssonne auflösten. Er wandte sich erst um, als er hörte, dass Inuyasha aufsprang. Für einen Moment begegneten sich ihre Augen, seltsam gleich und doch verschieden. Und aus irgendeinem Grund empfanden beide es als angenehm, gerade mit diesem Gefährten hier zu sein, ein Gefühl, das keiner offen zugegeben hätte. So gingen beide einfach weiter, in Richtung auf die schmale Schlucht, die wohl der kleine Fluss gegraben hatte, der hinter ihnen rauschend in die Tiefe schoss. Bald stellten die Halbbrüder fest, dass die Klamm noch enger war, als sie zunächst gedacht hatten. Nur ein anscheinend uralter, schmaler Pfad in der Felswand, den Unbekannte einst geschlagen hatten, ermöglichte das Gehen über dem Fluss. Der Weg war keinen halben Meter breit. Geröll und Steine verlangsamten das Vorangehen zusätzlich. Und er stieg ebenso wie der gesamte Canyon steil bergan, ohne einmal flacher zu werden. Sesshoumaru schritt voran, gefolgt von Inuyasha. Beide witterten immer wieder, so schwer es ihnen das tosende Wasser auch machte, beobachteten die steilen Wände über ihnen, rechneten sie doch mit weiteren Schwierigkeiten. Aber lange geschah nichts, wenn man davon absah, dass der schmale Pfad an der Felswand immer schwieriger zu begehen wurde. Manchmal fehlte ein Stück, so dass sie springen mussten. An sich war das keine Distanz, die dem Halbdämon je ein Problem bereitet hätte, aber die Aussicht, bei einer Fehleinschätzung in den rauschenden Bach zu stürzen, der mittlerweile hundert Meter unter ihnen war, baute ihn nicht gerade auf. Und er konnte nun einmal nicht fliegen, wie der Herr Hundedämon. Überdies würde der ihn kaum auffangen können oder auch nur wollen. So konzentrierte sich Inuyasha auf die Sprünge, die immer öfter erfolgen mussten. Wie lange ging das hier wohl noch, bis sie endlich die Passhöhe erreicht hatten? Sesshoumaru blieb stehen, als sich der Canyon endlich weitete. Der Weg schien hier aufzuhören, aber das war nur eine Täuschung, denn die Felsen stürzten vor ihnen steil in die Tiefe. Mitten in den Bergen lag ein Tal, das anscheinend bewaldet war. „Dann gehen wir dort hinunter.“ Inuyasha wollte auch einmal einen Befehl geben. Das bedurfte keiner Antwort, entschied Sesshoumaru, ehe er bereits mit elegantem Sprung in die Tiefe setzte. Der Halbdämon folgte mit etwas mehr Zwischenstopps. Unten blieben sie erneut nebeneinander stehen, eine Haltung, die sie in den vergangenen Tagen schon oft eingenommen hatten. Zu oft, um einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie kaum je zuvor so gestanden hatten. „Was ist das denn?“ entfuhr es Inuyasha. Der Wald schien aus zwei verschiedenen Arten von Pflanzen zu bestehen: Bäume, wie er sie kannte, wenn auch selten so dicht und groß gesehen hatte, und blauen Büschen mit langen Ranken und Dornen daran, zumindest hier am Waldrand. Auch Tiere waren in dem Wald zu wittern, Insekten und andere. Keine Spinne, dachte er aufatmend. Seine letzten Begegnungen mit Angehörigen dieser Gattung reichten ihm für den Rest seines Lebens. Sesshoumaru dachte, dass diese Frage kaum ernst gemeint sei. Der dauernde Umgang mit Menschen verführte eindeutig dazu, zu viel und zu sinnlos daherzureden. Der Halbdämon hatte auch keine echte Antwort erwartet. Allerdings stellte er fest, dass der Pfad, dem sie bislang durch die Klamm gefolgt waren, hier, wenn auch kaum mehr sichtbar, in diesen Wald hinein führte. Auf der anderen Seite des Gebirges blickte ein Schatten in seinen Spiegel: „Ich habe sie gefunden, Tsurugu“, sagte er zu seinem Begleiter. „Endlich.“ Der Schatten des Schwertes atmete auf: „Dann kann ich meinen Auftrag doch ausführen. Wo im Sumpf sind diese Hunde, Kagami? “ „Sie sind bereits in den Bergen.“ Wie auch immer sie das geschafft hatten, ohne dass er sie in seinem Spiegel entdecken konnte: „Wenn ich das so recht betrachte, haben sie den ersten Pass hinter sich und befinden sich nun…..hier.“ Er drehte den Spiegel etwas, so dass Tsurugu hineinblicken konnte. Dieser seufzte: „Wunderbar. Das ist eine herrliche Gegend, wenn ich dort die Leichen einsammeln kann.“ „Das ist ein Wald.“ Dies klang verständnislos. Kagami besaß kaum Informationen über die Gegend. „Ja. Und dessen Herren mögen Besucher nicht. Nun, sie haben sie zum Fressen gern. Immerhin bin ich nur ein Schatten. Sie würden mich kaum so appetitanregend finden wie die beiden Hunde.“ Kagome und Sango waren auf der Katze der Dämonenjägerin das Tal der Stufen emporgeflogen, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, wie es der Unterführer Patroklos bereits gesagt hatte. Als sich das letzte Tal jedoch zu einer schmalen Schlucht verengte, flog Sango eine Kurve: „Ach du liebe Güte. Die haben sich gut verschanzt.“ Der Engpass war mit Steinen blockiert, die von Baumstämmen gehalten wurden. „Ich denke mal, dass das sogar eine Waffe ist.“ Kagome dachte nach: „Doch, guck nur: die Baumstämme sind da angebunden.“ „Um stabiler zu sein, oder? – Du meinst, sie können das Ganze als Gerölllawine in das Tal stürzen lassen? Keine schlechte Idee, wenn sie wirklich so in der Unterzahl sind. Der Talboden fällt steil ab und das Heer müsste hier hochkommen. – Kannst du auch Magie spüren? Da ist ein Bannkreis, oder?“ „Ja. Ein ziemlich guter, aber ich denke, ich könnte ihn brechen. Andere Magie kann ich so nicht feststellen. Vielleicht haben sie gar keine Schatten erschaffen, sind zu schwach dazu oder dieser Atreus ist der Einzige, der das darf. Aber das Problem ist diese Barriere. Wenn das Heer kommt, lassen sie die Steine los. Und das gibt sicher Verletzte oder gar Tote, auch wenn es Dämonen sind.“ „Wir fliegen zurück. Und dann soll Sarpedon entscheiden. Er ist der Heerführer des Inu no Taishou.“ „Die Wände sind zu steil, selbst für Dämonen, oder? Und fliegen können die wenigsten.“ „Ja. Das hier ist wirklich die ungünstigste Stelle, an der die Gegner auf uns warten konnten. Was beweist, dass sie weder dumm noch leichtsinnig sind.“ „Wir müssen durch. Ich hoffe doch, dass Inu...dass die Prinzen inzwischen fast schon bei der Burg angekommen sind. Und wir sollen dem Herrscher doch Tenseiga bringen.“ „Ja.“ Sango warf unwillkürlich einen Blick auf die Taille ihrer Freundin, wo diese nun das Staatsschwert trug: „Zu schade, dass du den Pfad der Dunkelheit nicht öffnen kannst.“ „Ich werde es nicht versuchen. Das ist ein Dämonenschwert und ich bin kein Dämonenfürst. Das wäre ein viel zu großes Risiko, für alle in weitem Umkreis.“ „Hm. Der Pfad der Dunkelheit…“ Sango klang sehr nachdenklich, während sie zurück zum Heer flogen. ******************************* Im nächsten Kapitel dikutieren die Heerführer über Sangos Idee und auf die Hundejungen wartet ein Kampf im Licht. bye hotep Kapitel 9: Kämpfe im Licht -------------------------- Ich hoffe, euch gefallen die neuen Gegner... 9. Kämpfe im Licht Akago war zufrieden. Sein neuer willenloser Diener hatte ihn mit in den Palast genommen, Wie er berechnet hatte, dachte keiner der Wachen daran, den Anblick eines bekannten Menschen mit einem Kind im Arm verdächtig zu finden. So gesehen war dieser Körper doch recht nützlich. Moryomaru hatte sich natürlich quer gestellt. „Du vertraust mir nicht!“ hatte er beleidigt erklärt. Was stimmte, aber noch war der Idiot nützlich: „Mein Lieber, ich will nicht immer nur von den Hölleninsekten hören, was dort los ist. Und deine Aufgabe ist weiterhin wichtig. Du bist der Vertraute, der Liebling von Prinzessin Maja, und nur du erfährst so, was die Gefährtin des Herrschers denkt. Siehst du mich in dieser Gestalt etwa der Prinzessin den Hof machen?“ Damit hatte sich der Dummkopf zufrieden gegeben – und nicht bedacht, dass ein Baby andere Möglichkeiten besaß, er zumal, das Herz eines anderen zu gewinnen. Nach allem, was ihm Moryomaru über die Prinzessin erzählt hatte, wäre es zumindest einen Versuch wert, sie zu übernehmen, zu steuern. Sie fühlte sich stets unverstanden, unglücklich, schon zuhause. Ihre Schwester war hübscher, besser, sie war immer zurückgesetzt worden. Schließlich hatte ihr Vater sie an den Hof des Herrschers geschickt, wohl in der Hoffnung, dort einen Ehemann für sie zu finden. Und der Inu no Taishou hatte sie als Hofdame ausgerechnet seiner Menschenfrau zugeteilt – ein weiterer Grund für Maja todunglücklich zu sein, sich erniedrigt zu fühlen. Moryomaru und seine Schmeicheleien hatten sie da getröstet. Ein so schöner junger Mann….Hm. „Bring mich zu Prinzessin Maja“, befahl er seinem Träger. Während dieser gehorchte, dachte Akago noch einmal nach. Die Menschenfrau des Herrschers, ja. Sie war bestimmt nicht sonderlich begeistert davon, immer einsam in ihrem Zimmer sitzen zu müssen. Der Herrscher hielt sie, soweit er erfahren hatte, von allen offiziellen Gelegenheiten fern, ja, wohl eher wie eine Gefangene. Mit Sicherheit nur zu einem einzigen Zweck. Womöglich war auch ihr Herz der Trauer, der Einsamkeit anheim gefallen, und eine leichte Beute für ihn. Aber zuerst würde er sich um Maja kümmern. Das war die sichere Übernahme. Er musste ihr nur zuflüstern, dass sich Moryomaru über sie lustig machte, sie betrog… Ja, das klang schon mal nicht schlecht. Herzen waren so leicht zu gewinnen. Womöglich würde er sie zu mehr bringen können…. Und mit Maja hatte er Zugang zu den innersten Räumen des Palastes. Der Heerführer des Inu no Taishou hörte den Bericht der beiden Menschenfrauen schweigend an. Keine unüberwindbare Magie, aber immerhin schätzungsweise fünfundzwanzig Schattenkrieger unbekannter Stärke – und ein Hinterhalt. Eine derartige Gerölllawine würde auch seinen dämonischen Kämpfern gefährlich werden, zumal, wenn da auch noch irgendwo magische Fallen dabei waren. Er blickte seitwärts zu der Ratsvorsitzenden der Amazonen, sicher, dass ihr Gedankengang ähnlich war: „Wir haben einen Befehl. Und keine Zeit zu verlieren.“ „Ja.“ Betei war sich darüber im Klaren: „Aber die Priesterin und der Harmost haben ebenfalls eine Anweisung. Das Staatsschwert muss zum Herrscher gebracht werden, damit er kämpfen kann, sobald ihn die Prinzen befreit haben.“ „In der Tat.“ Sarpedon sah zu Kagome: „Du meinst, du kannst den Bannkreis dort an der Geröllbarriere zerstören? Wie?“ „Ich besitze läuternde Pfeile, Exzellenz.“ Sie war ein wenig nervös, aber sie nahm an, dass das nur normal war. Trotz allem Ärger der letzten Monate war sie Kämpfe noch immer nicht gewohnt. „Dann gehen wir wie folgt vor: Eine Vorhut aus Kriegern und Amazonen, die wie Patroklos in der Lage sind zu fliegen, wird gegen die Barriere vorrücken, damit dich, Harmost, und die Priesterin, decken. Sobald der Bannkreis zerstört ist, fliegt ihr weiter, über die Gegner hinweg. Wie, müsst ihr selbst sehen. Wir werden dann die Gerölllawine und die Schattendrachen übernehmen, ausschalten.“ Kagome schluckte ein wenig. Sie bekam da eine äußerst wichtige Aufgabe, aber… „Das ist gefährlich für Euch, Exzellenz…“ Sie brach unter dem eisigen Blick des Dämons ab. „Wir sind Krieger“, sagte er jedoch nur: „Betei?“ Die Amazonenführerin nickte: „Nichts wird gewonnen ohne ein Opfer“, erklärte sie. „Ich werde unverzüglich die Frauen aussuchen, die fliegen können.“ „Darf ich nur eine kleine Ergänzung Eures Planes vorschlagen, Exzellenz?“ Sango hoffte, dass sie nicht irgendwann den Dämonen der ersten Rangstufe auf die Nerven ging, Harmost hin oder her. „Nun?“ Sarpedon war zu kriegserfahren, um nicht gelernt zu haben, dass man guten Mitarbeitern zuhören sollte. Und die Dämonenjäger des Prinzen hatten ihre Fähigkeiten schon unter Beweis gestellt. „Auf dem Flug erwähnte ich mehr beiläufig, dass es schade sei, dass Kagome den Pfad der Dunkelheit nicht öffnen könne. Nun, niemand sollte das außer dem rechtmäßigen Besitzer Tenseigas auch wagen. Aber wir verfügen über etwas Ähnliches: Miroku….Er besitzt in seiner Rechten ein Schwarzes Loch.“ Sie sah zu ihrem Mann: „Es wäre dir doch möglich, einige der Steine zu beseitigen?“ Er nickte, froh, nicht nur hinten stehen zu sollen, blickte aber zum Heerführer und hob seine Hand: „Diese Bannkette versiegelt ein magisches Loch. Wenn ich es öffne, wird alles angesogen, das sich vor ihm befindet. Es sollte also kein Krieger vor mir stehen. Ich würde mich bemühen, alle Steine zu beseitigen.“ „Wohin gelangen sie dann?“ erkundigte sich Betei. „Das weiß ich nicht, Exzellenz. Das ist eine angeborene Eigenschaft. – Ich fürchte allerdings, dass ich danach nicht mehr kampffähig bin. Ich habe noch nie Felsen eingesaugt, aber je größer etwas ist, umso schmerzhafter wird es für mich.“ Sarpedon nickte ein wenig. Von solch einer interessanten Fähigkeit hatte er nie zuvor gehört. Aber das erklärte, warum dieser Mönch so eng mit dem Prinzen zusammenarbeitete: „Dann wird der Plan ein wenig geändert. Zuerst die Flugdämonen, um den Harmost und die Priesterin zu decken. Sobald du, Kagome, den Bannkreis zerstört hast, fliegt ihr weiter. Bis zu der Burg kann es nicht mehr sonderlich weit sein. In der ersten Reihe des nachfolgenden Heeres wirst du sein, Mönch. Sobald du die Gerölllawine beseitig hast, ziehst du dich zurück. Ich werde zwei Krieger abordnen, die dich beschützen sollen. Dann kümmern wir uns um die Schattendrachen. Betei, wir suchen unsere Krieger aus.“ Die beiden Heerführer wandten sich ab. Die Halbbrüder wanderten hintereinander durch den Wald, auf dem schmalen, fast zugewachsenen Pfad. Inuyasha hatte nichts dagegen, als zweiter zu gehen. Immer wieder nutzte Sesshoumaru seine Energiepeitsche, um den Weg freizubekommen. Beide ließen jedoch für keinen Moment in ihrer Aufmerksamkeit nach. Der Wald war mit dichtem Unterholz bewachsen und sie hatten bei den achtbeinigen Vögeln schon gesehen, welche seltsamen Bewohner die Wälder dieser Gegend haben mochten. Noch war nichts Ungewöhnliches zu wittern, aber das besagte nichts. Sie ahnten nicht, wie Recht sie hatten vorsichtig zu sein. Leuchtende Facettenaugen musterten sie, ein schlanker, menschenähnlicher Körper huschte lautlos über ihnen durch das Astwerk. Sie waren bereits zur Beute erklärt geworden und wussten es nicht. Der Wald veränderte sich. Die Bäume standen hier in größerem Abstand, dazwischen wuchsen Pflanzen mit langen Ranken und riesigen Dornen daran, die sich auf dem dürren Erdboden ringelten. Die Halbbrüder vermieden es beide wohlweislich, auf eine dieser Ranken zu treten. „Sesshoumaru!“ Inuyasha flüsterte es nur, aber der Ältere blieb sofort stehen und drehte sich um. In den letzten Tagen und Stunden hatte er gelernt, dass sein Halbbruder manches bemerken konnte, das ihm entging. Diesmal war es allerdings wohl mehr eine direkte Warnung gewesen – eine der Rankenpflanzen hatte sich um den Halbdämon gewickelt und drückte ihre Dornen sicher schmerzhaft in diesen. „Keh!“ machte der. Er hatte seinen Halbbruder warnen wollen, nicht um Hilfe bitten, aber ihm wurde klar, dass das genau danach aussehen würde. So fuhr er eilig fort: „Kümmere dich nicht um mich. Ich werde mit so was fertig. Pass lieber auf dich auf!“ Bevor der Kronprinz genau wusste, was der Jüngere meinte, spürte auch er Ranken, die sich um ihn schlangen, gegen seine Rüstung, seine Hose drückten. Was bildeten sich diese Pflanzen eigentlich ein? Oder waren das gar keine? Lauter Fragen, die auf später zu verschieben waren. Mit einem fast angewiderten Laut ließ er seine Energie aufflammen und zerriss die Ranken um ihn. Der Halbdämon hatte inzwischen ebenfalls seine Klauen benutzt, um der schmerzhaften Umklammerung zu entkommen. Die Facettenaugen über ihnen zeigten einen zufriedenen Ausdruck, als ihr Besitzer sich umdrehte. Das musste das Volk erfahren. Dämonen, denen es gelang, den Dornenpflanzen so ohne Mühe zu entkommen, waren sicher stark. Und damit eine äußerst schmackhafte Mahlzeit für die Larven der Königin. Noch einige Male sahen sich die Halbbrüder gezwungen, Ranken der äußerst aggressiven Gewächse zu zerfetzen, um weitergehen zu können. Sie nahmen an, schon mehr als die Hälfte des Weges durch das bewaldete Tal zurückgelegt zu haben, als sie eine Lichtung erreichten – und sofort erkannten, dass in diesem Wald nicht nur die Pflanzen Appetit auf sie verspürten. Vor ihnen standen zehn Männer in einem Halbkreis, davor eine Frau. Dämonen, vermuteten beide unwillkürlich, auch, wenn sie solche noch nie gesehen hatten. Trotz der Menschenähnlichkeit waren die Gesichter eindeutig insektenhaft. Davon zeugten vor allem die großen, fast überdimensioniert wirkenden Facettenaugen, aber auch die Stachel, die hinten aus der Kleidung ragten. „Immerhin keine Spinnen, “ murmelte Inuyasha. Ehe er die Wegelagerer ansprechen konnte, hoben die die Hände. Eine grünliche Flüssigkeit schoss auf die beiden Besucher zu, deren Nasen ihnen verrieten, dass es sich um Gift handeln musste. Gift – gegen ihn? Oh bitte, dachte Sesshoumaru, als er seine Energie wie ein Schild aufflammen ließ. Die giftige Flüssigkeit wurde davon abgelenkt und prallte harmlos auf den Boden, wo sie sich allerdings zischend ins Erdreich fraß. Inuyasha hatte keine Möglichkeit, die feuchte, unfreundliche Begrüßung abzulenken. So stand er ein wenig buchstäblich wie ein begossener Pudel da, spürte allerdings auch keinerlei Wirkung des Giftes. Kam das später? Oder war diese Mischung etwa nur auf Dämonen ausgelegt, machte einem Halbdämon nichts aus? Oder war das Dämonenblut in seinen Adern schlicht zu stark für diese? Oder beides? Fragen, auf die er wohl nie Antwort finden würde. „Aus dem Weg!“ Sesshoumaru verspürte keine Lust, sich mit derartigen Geschöpfen herumzuärgern. „Huh….“ Die einzige Frau der Gegner antwortete und stellte damit die Kommandoverhältnisse klar: „Unser Dämonen-Gift stört euch nicht?“ „Keh!“ machte Inuyasha und schüttelte sich ein wenig, nun, weniger, als er es für nötig befunden hätte, da er seinen Halbbruder nicht nass spritzen wollte. Der wirkte sowieso schon sauer, da musste er ihn nicht noch vor solchen Idioten blamieren. „Haut einfach ab. Wir wollen nichts von euch.“ „Aber wir von euch, Hundejunge.“ Sie lächelte: „Wunderbar. So starke Beute hatten wir selten. Nun gut. Wenn unser Lähmungsgift euch nicht aufhält, machen wir es anders. Ich werde gegen dich kämpfen…“ Sie musterte Sesshoumaru: „Doch, ich mag es, hübsche Jungen nach Hause zu bringen. – Und ihr kümmert euch um ihn.“ „Oh, wie toll…“ murrte der Halbdämon: „Zehn gegen mich? Soll mir das schmeicheln?“ Aber er sprang nach links. Für seine Attacken würde er Platz brauchen. Das war auch Sesshoumaru klar. Und da er keine Lust verspürte, auszuprobieren, wie gut der jüngere Prinz gegen eine Übermacht zielen konnte, machte er einen weiten Satz nach rechts. Diese Insektendämonin war sehr von sich eingenommen. Konnte sie seine Energie nicht spüren? Oder hatte sie einen so guten Trick auf Lager, dass sie annahm, sogar gegen ihn zurande zu kommen? Es war kein Schwert, keine Waffe zu erkennen. Sie landete weich ein Stück vor ihm und drehte ihm den Rücken zu, bückte sich etwas vor. Erstaunt zog er, ehe er erkannte, dass sie ihren Stachel hob, wie ein Schwert in Position brachte. Das war mit Sicherheit eine der ungewöhnlichsten Kampfstellungen, die er je gesehen hatte. Was konnte sie noch? Aber das würde er gleich feststellen. Seltsam war nur, dass er ihre Gattung nicht kannte. Er vermutete aufgrund des Stachels, der schmalen Taille etwas wie eine Wespe. In diesem Fall war ihr Stich sicher schmerzhaft – falls ihr Gift ihm überhaupt schaden konnte. Sie rannte rückwärts auf ihn zu, eine Technik, die er nie zuvor gesehen hatte, bewegte ihren Stachel in der Tat wie ein Schwert. Der Kronprinz parierte nur mit seiner Klinge auf ihre seltsame Waffe, zu vorsichtig, um nicht mit einer Magie zu rechnen. Sie sprang sofort zurück und griff erneut an. In der gleichen Sekunde hatte er sich schon vorwärts bewegt, ließ Tokejin auf den Boden schlagen. Sie musste der entstehenden Energie mit einem Überschlag ausweichen, landete aber wiederum mit dem Rücken zu ihm. „Nicht schlecht.“ Er hörte ihr Lächeln an ihrer Stimme: „Und ich hatte schon Angst, dass es so langweilig mit dir wird, wie mit allen anderen bisher.“ Sesshoumaru ließ sie nicht aus den Augen, ohne eine Regung zu zeigen. Er durfte sich nicht von Worten verwirren lassen. Genau das war ihr Ziel. Sie hatte in den ersten beiden kurzen Begegnungen bereits festgestellt, dass es sich weder um einen Amateur noch einen Schwächling handelte. Dazu kam, dass auch sein Schwert eine eigene Magie enthielt. Das war der interessanteste Gegner, den sie je gehabt hatte. Und sie war zu erfahren, um nicht vorsichtig zu bleiben. Dem Volk war nicht gedient, wenn sie hier starb, obwohl sie selbstverständlich nie gezögert hätte, ihr Leben für ihr Volk zu opfern. So sprang sie empor, in eine Rolle rückwärts, um kurz vor ihm zu landen, noch aus der Luft zuzuschlagen. Er merkte es und riss Tokejin zu einer Parade hoch, wich allerdings gleichzeitig noch nach links aus, als er etwas wie ein Zittern im Stachel spürte. Zu Recht. Einem erneuten Giftstrahl, der diesmal aus diesem drang, konnte er durch einen erneuten Sprung gerade noch Platz machen. Diese letzte Bewegung hatte ihn knapp neben die Dämonin gebracht, die nun ihrerseits einen Satz machte, um der neuen Energieattacke des Kronprinzen zu entgehen. „Du bist wirklich stark. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich der Königin zu präsentieren. Ihre Larven werden sich an dir satt fressen und mächtig werden.“ Das war keine Aussicht, die Sesshoumaru zusagte. Er würde das hier nun lieber rasch beenden. So hob er sein Schwert. Er will mich töten, dachte sie, als sie ihre Taille bewegte, ihren Stachel auf diese Weise schwenkte. Kampferfahren und stark, aber zu einfältig. Diese Kämpfer mit dem Schwert waren es immer. Sie blickte zwischen ihren Beinen hindurch, um den Stachel in die richtige Position zu bringen, sah so auch, wie er seine Klinge hob, um den erwarteten Angriff abzuwehren. Na bitte. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie in die Luft und überschlug sich. Gleichzeitig schoss ihr Stachel vorwärts – durchaus nicht mehr schwertähnlich, sondern zustechend, durch das Fell hindurch, das er um die Schulter trug, und bohrte sich in die Schulter seines Waffenarms. Inuyasha hatte die zehnköpfige, offenbar männliche, Schar im Halbkreis auf sich zukommen sehen und bereits Tessaiga in der Hand. „Ich sollte das echt als Kompliment betrachten, dass ihr euch nur zu zehnt gegen mich traut und mein Bruderherz euch als der leichtere Fall erscheint.“ „Dein Bruder…“ dehnte einer der Insektenkrieger: „Er wird gegen Thyssa verlieren. Sie ist die beste Kriegerin unseres Volkes.“ „Keh. Den kann man nicht so leicht um die Ecke bringen, glaub mir, das weiß ich. Mich übrigens auch nicht.“ Er suchte die Linien der Windnarbe, sicher, dass diese seltsamen Dämonen bald attackieren würden – auch, wenn er noch immer keine Schwerter oder sonstige Waffen entdecken konnte. „Wer redet denn von umbringen? Die Larven der mächtigen Königin brauchen frisches Fleisch.“ „Na, igitt….“ Der Halbdämon hatte verstanden. Umso wichtiger war es, das hier nicht zu verlieren. Ein wenig erstaunt sah er allerdings nun, wie sich die Krieger umdrehten und vorbeugten, ihm so ihre Stachel entgegenstreckten. Das war wirklich die dämlichste Kampfhaltung, die er je gesehen hatte – und er hatte eigentlich gedacht, diesbezüglich in Vaters Reich schon wirklich alles gesehen zu haben. Man lernte nie aus. Hatten diese Typen sonst noch etwas auf der Pfanne? Magie oder so? Damit würde er sich schwerer tun. Nun gut. Wenn er mit der Windnarbe nicht durchkam, müsste er eben seine andere Technik einsetzen. Aber irgendwie erschienen ihm diese Kerle als ein Fall dafür. Und wer wusste schon, was noch kam oder gar gegen diesen Atreus… Er unterbrach seine Gedanken lieber, da alle zehn Insektenkrieger gleichzeitig im Halbkreis auf ihn zu rannten, ihre Stachel wie Schwerter hoben: „Windnarbe!“ Mit aller Kraft schleuderte er die Macht seiner Klinge im Bogen von sich. Die Krieger schienen sich buchstäblich im Nichts aufzulösen. Inuyasha blieb für einen Moment stehen, ehe er Tessaiga sinken ließ, recht zufrieden mit sich. Das würde ihm zwar sicher kein Lob einbringen, aber was trieb der Herr Halbbruder eigentlich? So drehte er den Kopf – und erkannte eines der seltsamsten Bilder, das er je gesehen hatte. Sesshoumaru stand da, vor ihm diese Thyssa, das Hinterteil gegen seine rechte Schulter, das Fell dort, gedrückt. Was sie da tat, war unschwer zu erraten, denn auf der der Rückseite des Kronprinzen ragte das Ende ihres Stachels aus dem Fell dort heraus. Hatte die es etwa geschafft, Sesshoumaru zu verwunden? Inuyasha zögerte. Sollte er ihm helfen oder nicht? Soweit er wusste, hasste es sein Halbbruder, wenn man sich in seine Angelegenheiten einmischte, das hatte er ihm schließlich oft genug gesagt. Aber das hier sah irgendwie sehr…eigen aus. Allerdings hatte der Kronprinz noch immer Tokejin in der Hand, und auch den anderen Arm frei, konnte also durchaus selbst etwas unternehmen. „Gegen mein Gift bist du wehrlos!“ keuchte Thyssa triumphierend. Seine Schulter musste schon höllisch schmerzen, ja, sein rechter Arm gelähmt sein. Und diese Lähmung würde nun rasch voranschreiten. Sesshoumaru blickte auf sie hinunter. Ein leicht verächtliches Lächeln zuckte um seinen Mund, als er den Arm mit dem Schwert hob und auf sie hinabsausen ließ. In dieser Bewegung erkannte Inuyasha, dass sich Thyssa geirrt hatte. Sie hatte nur das Schulterfell getroffen, dann jedoch unter der Achsel durchgestochen – ein tödlicher Irrtum. Nun, das wäre es wohl in jedem Fall geworden, schließlich wirkte gegen Sesshoumaru Gift nicht, oder so gut wie nicht. Das hatte zumindest sein Biologielehrer erzählt – und gemeint, dass dies eine recht ungewöhnliche Fähigkeit sei. Er schob Tessaiga weg und sprang hinüber: „Die wollten uns lebendig verfüttern…“ berichtete er. „Gehen wir.“ Auch Sesshoumaru steckte seine Waffe zurück. Es war wirklich nicht nötig, sich noch länger mit diesem Abschaum zu beschäftigen, sei es auch nur mit Worten. Immerhin hatte Inuyasha seinen Teil des Kampfes übernommen. Das war angenehm. **************************** Nun ja, Euer Gnaden. Das nächste Kapitel heisst : Angriff. Akago gegen Prinzessin Maja....und das Heer des Inu no Taishou gegen Schattendrachen. bye hotep Kapitel 10: Angriff ------------------- Während sich die Prinzen mit allerlei lästigem Volk herumschlagen, der Inu no Taishou in Problemen steckt und das Heer den Angriff vorbereitet, schläft Akago leider nicht... 10. Angriff Prinzessin Maja wusste nicht so genau, warum sie dieses unbekannte Baby an sich presste, aber es war so tröstlich. Immer wieder überschwemmten sie die Gedanken an ihre ach so großartige, ältere Schwester, an ihren Vater, der diese immer bevorzugte. Und jetzt hatte auch noch Moryomaru sie verraten, betrog sie….Sie schluchzte auf. Es war alles so hoffnungslos. Akago fühlte, wie die Dunkelheit ihrer Seele immer weiter zunahm. „Du bist einfach nichts wert“, flüsterte er: „Niemand kann dich leiden.“ Nur noch einen Moment, dann war es geschafft. Er konnte schon spüren, wie er in ihren Körper einsank. Bald würde sie nichts mehr darstellen als seine Marionette. Leider würde er in der ersten Zeit noch ihr Bewusstsein irgendwo beherrschen müssen, für den Fall, dass Rückfragen nötig wären, was anstrengend war, ehe er sie vollkommen der Dunkelheit überlassen konnte. Wenn er dann ihren Körper als nutzlos verließ, wäre sie zerstört für immer, aber das war ihm vollkommen gleich. Nur wenige Minuten später richtete sich der Körper der Prinzessin auf, ohne dass sie es selbst wollte oder auch nur kontrollieren konnte. Akago hatte sie vollkommen in Besitz genommen, ihren Leib absorbiert. Jetzt würde er einmal sehen, was der Nachrichtendienst so alles unternommen hatte, oder ob jemand wusste, was mit Atreus und dem Herrscher passiert war. Langsam ließ er die Hofdame die ersten Schritte machen. Durch die Hölleninsekten kannte er den Palast gut genug, um zu den Arbeitsräumen Myougas zu gelangen. Er erkannte Kouga, den Anführer der Boten, der gerade aus dessen Vorzimmer trat, aber auf einen Ruf hin sich noch einmal umdrehte. Der kleine Flohgeist kam angesprungen: „Oh, und richte Fürst Shippou und Hofrätin Cinnamon aus, dass es ungemein eilt. Sie sollten wirklich alle Unterlagen durchsuchen.“ Akago war alarmiert. Noch während er seine Wirtin sich höflich vor dem schnellen Wolf verneigen ließ, dachte er nach. Der junge Fuchsdämon Shippou regierte nun den 18. Bezirk. Cinnamon war seine Beraterin. Es handelte sich um den Bezirk, den vordem Naraku für sich gewonnen hatte. Was war an diesem so interessant, dass der Leiter des Nachrichtendienstes einen Eilboten schickte? Hatte doch dieser dämliche Moryomaru einen Fehler begangen? Welchen? Hm. Es war in jedem Fall besser gegenzusteuern. „Hofrat Myouga, Exzellenz!“ Der kleine Flohgeist wandte sich überrascht um, zog dann ein wenig die Augen zusammen: „Prinzessin Maja? Ist etwas mit der Despoina?“ Despoina war also der Titel der Gefährtin des Herrschers. Nicht völlig unerwartet, so wurden Dämoninnen der ersten Rangstufe angesprochen, die keinen Adelstitel besaßen. „Nein, Exzellenz, also, ich hoffe nicht, “ ließ Akago seine Marionette sagen: „Aber wenn ich kurz mit Euch sprechen dürfte?“ Myouga nickte, eingedenk der Tatsache, dass Miroku bei ihr ein Hölleninsekt gesehen hatte. Es war ja nicht gesagt, dass Maja mit Verrätern um Bund war. Genauso gut konnte sie ein unschuldiges Opfer sein: „Kommt. – Nun, was gibt es?“ Er betrachtete sie genau. Sie schien ein wenig anders als sonst, noch verunsicherter. Der Herr hatte sie der Despoina zugeteilt, weil er gehofft hatte, seine warmherzige Gefährtin würde ihr gut tun. „Ich…Es gibt da einen jungen Mann namens Moryomaru. Er macht mir den Hof.“ „Das ist schön für Euch.“ „Danke, das dachte ich ja auch. Aber nun…er stellt mir manchmal so merkwürdige Fragen, über die Despoina.“ „Was denn für Fragen?“ „Nun, wie sie sich fühlt, wie sie mit dem Herrscher umgeht oder ob Ihr bei ihr wart.“ „Hm. Aus welchem Bezirk stammt er denn?“ „Aus dem 18.“ Akago war zufrieden. Jetzt würde sich doch der Nachrichtendienst sicher auf seinen hm, Ex-Partner stürzen. Es dürfte kein Problem sein für Myouga, den in der Gaststätte hier in der Stadt aufzuspüren. Und selbst, wenn der etwas von ihm ausplaudern sollte – wer würde ihn in der Prinzessin vermuten? Davon wusste selbst Moryomaru nichts. Wohlweislich hatte er diesem nicht alle seine Fähigkeiten erzählt. „In der Tat“, murmelte Myouga: „Was fragt er denn sonst noch? Oder was wisst Ihr sonst noch über ihn?“ „Ich lernte ihn in der Stadt kennen, als ich einkaufen war. Er sieht sehr gut aus und hat immer eine Rüstung an. Nun, fast immer.“ „Ist er aus der Wache?“ „Nein, sonst wäre er doch hier im Palast, nicht wahr?“ „Natürlich. Ihr wisst nicht zufällig, wo er sich aufhält?“ „Nein, Exzellenz.“ Ganz so einfach sollte man es dem Nachrichtendienst auch nicht machen. Sie sollten sich doch mit dem Köder ein wenig beschäftigen, zumindest solange, bis die Nachricht vom Tod des Herrschers eingetroffen wäre. Mit etwas Glück auch noch die vom Tod seiner Söhne. Da Moryomaru nicht mehr zur Hand war, würde er eben denjenigen übernehmen, der sich dann den Thron sichern konnte – Kouga vielleicht, der Erbe des 5. Bezirks, Sarpedon oder ein Berater wie Moro. Ach, das Leben konnte einfach herrlich sein, wenn man intelligent genug war – und andere übernehmen konnte. An einen der drei Hunde wagte er sich allerdings wohlweislich nicht. Da waren die Sachen mit dem Seelenspiegel und Tsubaki schon fehlgeschlagen. „Danke, Prinzessin. Dann geht wieder an Eure Aufgaben. Ich werde sehen, was ich tun kann.“ „Das freut mich“, sagte Akago alias Maja ehrlich: „Ihr…Ihr wisst noch nichts, das ich der Despoina mitteilen kann?“ „Nein.“ Schon wegen der Hölleninsekten sah sich Myouga vor. Außerdem befürchtete er, es würde Kagomes Mutter eher beunruhigen zu erfahren, dass die Hälfte des Heeres auf dem Rückweg war. Und dass er sich selbst Sorgen um den Herrscher machte, wusste sie sicher. Kagome spürte ihre Nervosität nur zu deutlich, als sie zu ihrer Partnerin auf Kirara stieg. Sango musste es ebenfalls bemerken, denn sie legte die Arme um sie. „Denk an Menomaru und Naraku“, flüsterte sie: „Und das hier sind nur einfache Schattendrachen, nicht der Anführer. Den müssen die Prinzen und der Herrscher übernehmen. Alles, was du tun musst, ist, den Bannkreis lösen, dann fliegen wir über sie einfach weg und suchen diese Burg.“ „Ja, ich weiß“, murmelte Kagome: „Und ich will ja Inu...den Prinzen nicht blamieren. Aber ich fürchte, ich bin für solche Kämpfe einfach nicht geboren.“ „Du meinst, du bist keine Dämonenjägerin? Na, ehrlich gesagt, wären wir ohne dich im Moment ziemlich aufgeschmissen. – Miroku…“ Denn der war an Kirara herangetreten: „Viel Glück, euch beiden.“ „Dir auch. Und pass auf dein Schwarzes Loch auf. Übernimm dich nicht.“ Seine Ehefrau sah ihn an: „Versprichst du mir das?“ „Ich werde aufpassen, Du aber auch. Immerhin wollten wir immer noch einmal in ruhige Flitterwochen fahren.“ „Ja, ich weiß.“ Seit ihrer Hochzeit, nun genauer, seit ihrer Verlobung, herrscht im Reich irgendwie dauernd Alarm. Sie beugte sich hinüber, um ihm einen raschen Kuss zu geben: „Ich komm heil zurück“, versprach sie. „Du aber auch.“ „Ja, sicher.“ Mit einem gewissen Lächeln zog sich Miroku zu den beiden Kämpfern zurück, die der Heerführer zu seinem Schutz abkommandiert hatte. Sie hatten sich als „Dioskuren“ vorgestellt – eine unerwartete Höflichkeit Dämonenkriegern der ersten Klasse einem Menschen gegenüber. Ihr praktisch spiegelbildliches Aussehen ließ den Mönch annehmen, dass es sich um Zwillinge handelte. Einer nickte dem anderen zu, ehe er sagte: „Miroku heißt du also. Der Heerführer sagte, du verfügst über eine Geheimwaffe. Welche?“ Da der Mönch unwillkürlich zögerte, fuhr er fort: „Uns wurde nur gesagt, dass du die Steine aus dem Weg räumen wirst und danach geschwächt bist. Mein Name ist Kastor und ich werde ebenso wie Polydeukos dein Leben schützen. Nur, wie sollen wir das tun, wenn wir nicht wissen, was du tust?“ „Verzeiht“, beeilte sich Miroku zu sagen. Das war wirklich freundlich von einem Dämon einem Menschen gegenüber. „Ich nahm an, Seine Exzellenz Sarpedon wäre genauer gewesen. Ich besitze in meiner Hand ein…ja, ein schwarzes Loch, in dem die Steine verschwinden werden. Danach werde ich allerdings vor Schmerz und Erschöpfung zusammenbrechen. Aber der Weg für das Heer wird frei sein.“ „Mutig für einen Menschen, Schmerz und Erschöpfung in Kauf zu nehmen. Das dort sind auch Dämonenjäger des Prinzen?“ „Ja.“ „Darum, also.“ Kastor wurde in diesem Moment klar, warum Seine Durchlaucht auf diese Truppe Menschen setzte. Anscheinend verfügten sie über ungewöhnliche Fähigkeiten, die es ihnen wohl fast ermöglichten, mit Dämonen mitzuhalten. Er blickte zu den beiden Frauen, dann zu seinem Zwillingsbruder. Da der nickte, fuhr er fort: „Gut. Wir werden dir helfen.“ Miroku spürte eine gewisse Erleichterung. Er nahm nicht an, dass ihm Sarpedon unerfahrene Krieger zur Seite gestellt hatte. So hatte er doch Chancen den folgenden Kampf zu überstehen. Kagome tastete nach ihren Pfeilen, mehr instinktiv, als dass sie nicht gewusst hätte, dass der Köcher voll war. Gut zwanzig flugfähige Dämonen hatten sich vor ihr aufgestellt, verwandelten sich soeben in ihre wahren Gestalten. Diese Männer und Frauen waren die erste Angriffslinie, sollten den Blick der Schattendrachen von ihr und Sango ablenken, damit sie in Ruhe auf den Bannkreis zielen konnte. Der jungen Priesterin war klar, dass diese Zwanzig auf verschanzte Gegner zuflogen, die zudem Zeit zum Schiessen hatten. Jeder Einzelne von ihnen riskierte sein Leben, aber es schien sie nicht weiter zu stören. Keiner wirkte auch nur unruhig. Sie sollte sich selbst auch zusammennehmen, schon, um ihre Gattung nicht zu blamieren. Überdies war ihre Hand sicher ruhiger, wenn es ihr Gemüt war. Sango sah zu Sarpedon, da der Heerführer den Befehl geben würde. Sie befanden sich unterhalb des letzten Absatzes des Tales der Stufen, außer Sicht der wartenden Schattendrachen. Erst, wenn sie empor fliegen würden, kämen sie in deren Blickfeld. Und alle hofften, dass die Gegner gegen einen Flugangriff nicht die Gerölllawine loslassen würden, sondern erst, wenn die erste Reihe des Fußvolkes, mit Miroku in das Tal gestürmt käme. Sarpedon hob die Hand. Ihm war klar, dass einige der Kämpfer nicht zurückkommen würden, aber das war eben das Schicksal eines Kriegers. Und er vermutete nicht eine Sekunde lang, dass das Risiko der Prinzen oder gar des Herrschers geringer wäre. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um den Inu no Taishou zu unterstützen. So viele Jahre, seit er sich ihm angeschlossen hatte, so lange Frieden – und keine einzige bewusst ungerechte Entscheidung, soweit er das mitbekommen hatte. Natürlich hatte der neue, noch unerfahrene Herrscher zunächst einige Fehler begangen, aber wenn er es bemerkte, wieder gut gemacht. Für IHN…. Er ließ die Hand fallen. Unverzüglich erhoben sich die Dämonen in die Luft. Sango ließ Kirara direkt dahinter aufsteigen. Kagome fand das Bild vor sich faszinierend: große Vögel, aber auch einige Wesen wie Katzen oder Hunde, denen sie Flugfähigkeiten eigentlich nicht zugetraut hätte, einige Fledermäuse. Nun gut, Kirara flog ja auch. Sie strebten fast senkrecht empor, über die letzte Felskante und sausten, so rasch sie es vermochten, auf die Barriere am anderen Ende des Tales zu, während hinter ihnen die ersten Krieger des Heeres ebenfalls in den letzten Bergeinschnitt stürmten. Sango warf unwillkürlich einen raschen Blick zurück, suchte ihren Ehemann. Als sie bemerkte, dass zwei Dämonen rechts und links von ihm waren, atmete sie auf. Das würde schon klappen. Jetzt sollte sie sich auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren: „Kirara! Mitten durch. Sobald Kagome abgeschossen hat, musst du steil nach oben und dann weiter.“ Ihre Freundin hörte das. So nett es war, dass ihr der erste weibliche Harmost einen sicheren Schuss zutraute – sie fühlte ihre Verantwortung steigen. Aber sie nahm einen Pfeil aus dem Köcher, spannte den Bogen und konzentrierte sich. Sie konnte vor sich den Bannkreis aus Schattenmagie spüren…Moment, die Bannkreise. „Sango, es sind zwei Zauber! Ich muss zweimal schießen!“ schrie sie sofort. „In Ordnung“, kam die ruhige Antwort. Die fliegenden Dämonen vor ihr lösten ihre Formation nicht, auch als die ersten Geschosse der Schattendrachen abgeschossen wurden, die Ersten getroffen wurden. Wie der Befehl lautete, wichen sie erst kurz vor der Barriere nach rechts und links, stiegen steil in den Himmel, so sie unversehrt waren. Andere landeten zum Teil schwer verletzt an den Steilhängen des Tales, bemüht, nicht abzustürzen, um der angekündigten Lawine zu entgehen. Kagome schoss ihren Pfeil ab, erleichtert, dass anscheinend alle zumindest überlebt hatten. Noch während dieser durch die Luft jagte, zog sie den zweiten und legte erneut an. In diesem Moment wurde klar, dass die Schattendrachen in der Tat erfahrene Krieger waren. Sie hatten unverzüglich bemerkt, dass die Angreifer beiseite wichen und daraus geschlossen, dass das, was dieser offenkundige Scheinangriff verborgen hatte, gefährlicher war. So flogen Geschosse als Antwort auf die Dämonenkatze und die beiden Menschenfrauen zu. Kirara wich mit einem waghalsigen Flugmanöver nach oben – und Kagomes zweiter Pfeil prallte harmlos auf den Erdboden. Hastig suchte sie den nächsten. Sango wandte den Kopf. Unten stürmte das Heer heran, hielt sich aber hinter Miroku, der bereits seine Bannkette von der Hand löste. Als sie wieder zu der Barriere sah, erkannte sie den Grund: die ersten Bäume fielen langsam um. Die Schattendrachen mochten bemerkt haben, dass ein Bannkreis zerstört worden war und wollten kein Risiko eingehen. Sie durfte sich aber nicht mehr um ihren Mann kümmern. Sie sollte Kagome helfen, die Zauber zu zerstören und Tenseiga dem Herrscher zu bringen. Ihre strenge Ausbildung als Dämonenjägerin half ihr dabei, sich von Miroku abzuwenden. Ein Zuruf an Kirara und die Katze flog eine Kurve, um es der Priesterin zu ermöglichen, noch einmal zielgenau abzuschießen. Kagome visierte. Sie wusste, dass irgendwo dort hinten der Inu no Taishou gefangen war, seine Söhne, Inuyasha vor allem, ihn befreien wollten. Sie durfte nicht versagen. Für den Herrscher, für ihre Mutter, für Inuyasha… „Triff!“ flüsterte sie, als sie die Sehne losließ. „Kirara!“ schrie Sango auffordernd, da erneut Bolzen und andere Geschosse auf sie zukamen. Die riesige Dämonenkatze stieg prompt fast senkrecht in den Himmel. Ihre Besitzerin, daran gewöhnt, klammerte sich mit den Beinen fest, um mit den Armen die deutlich überraschtere Kagome zu halten. Sie hörte noch das Donnern der Gerölllawine, die Schreie unter sich, aber sie wagte es nicht, zurückzublicken. Zu wichtig war der Auftrag, war der Befehl, und so lenkte sie Kirara weiter nach Norden, über den Pass, nach einer Burg, einer Festung Ausschau haltend. Miroku hatte bemerkt, dass die ersten Angriffe der Schattendrachen auf Kirara und ihre Reiterinnen negativ verlaufen waren. Dann jedoch hatte er keine Zeit mehr, sich um Sango und Kagome zu kümmern. Er erkannte vor sich, über sich, dass die ersten Baumstämme begannen, sich zu bewegen und löste die Bannkette von seiner Rechten. Ein rascher Seitenblick vergewisserte ihn, dass kein Krieger des Inu no Taishou, keine Amazone in Reichweite seiner Geheimwaffe war, auch, wenn die Dioskuren, Sarpedon selbst ebenso wie Betei und andere sich fast auf seiner Höhe hielten. Ein dumpfes Grollen erschütterte das Tal, als die Baumstämme umstürzten, sich rollend abwärts bewegten, sich dahinter bereits die Steinlawine löste. Mist, erkannte er: Baumstämme? Daran hatte wohl weder Sango noch er gedacht, aber jetzt war es zu spät. Er musste retten, was zu retten war und packte mit der Linken sein rechtes Handgelenk, als er die Bannkette endgültig wegschleuderte: „Schwarzes Loch!“ Nie zuvor hatte er solche großen und massiven Objekte eingesaugt, auch, wenn einige der Primitivdämonen, die er im Auftrag des Prinzen so erledigt hatte, ähnliches Kaliber aufgewiesen hatten. Als die ersten Steine, der erste Baum sich vor ihm verzerrten, kleiner, schmäler wurden, um schließlich in seiner Hand zu verschwinden, spürte er einen Schmerz, wie er ihn so nie zuvor erlebt hatte. Alles, was er noch dachte, war, dass er jetzt nicht aufgeben durfte, nicht aufgeben konnte. Er umklammerte sein rechtes Handgelenk, versuchte, diesen Arm ausgestreckt zu halten und schloss die Augen, um nicht sehen zu müssen, was da weiterhin auf ihn zugeflogen kam, wie lange es noch dauern mochte. Der Schmerz stieg immer weiter, wanderte von seinem Arm in den Leib, erfasste schließlich seinen gesamten Körper und er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Um ihn waren nur noch Dämonen und da wollte er weder sich, noch die Dämonenjäger, geschweige denn alle Menschen beschämen. Wie lange mochte es noch dauern? Er öffnete mit einer gewaltigen Willensanstrengung die Augen. Noch immer prasselte Geröll von oben in das Tal, aber zumindest die Baumstämme schienen aufgehört zu haben. Bald war es vorbei, bald hatte er es geschafft…aber er spürte, dass ihn seine Knie nicht mehr trugen. Seine Kraft näherte sich rapide ihrem Ende und auch sein unbedingter Wille half kaum mehr etwas. Immerhin das Meiste hatte er von den anderen abgehalten, dachte er, als er auf die Knie brach, noch immer den rechten Arm ausgestreckt. Zu seiner Verwunderung spürte er plötzlich Hände, die ihn berührten, aufrecht hielten. Andere fassten seinen Arm, stützten diesen. Ohne, dass er es hätte benennen können, wusste er, dass dies die Dioskuren waren, die Zwillinge, die der Heerführer zu seinem Schutz abkommandiert hatte. Ein wenig erleichtert überließ er sich den dämonischen Händen, um seine letzte Kraft auf die letzten verbliebenen Steine zu richten. „Die Kette…“ murmelte er und spürte sofort, wie ihn Polydeukos freigab, damit er sich die Bannkette um die Rechte schlingen konnte. Ehe ihn die Schwäche ganz umfing erkannte er noch, wie sich Kirara mit ihren Reiterinnen hoch über den Pass schwang. Sie hatten es geschafft. Das Letzte, was er vernahm, war der Befehl Sarpedons: „Zum Angriff!“, dann wurde ihm schwarz vor Augen und er sank in Kastors Armen zusammen. Der Heerführer war zufrieden mit den Menschen, die alle ihre Aufgaben gelöst hatten. Während er mit den Kriegern vorwärts stürmte, dachte er noch flüchtig daran, dass diese Priesterin hoffentlich rechtzeitig dem Herrn sein Schwert bringen konnte, dann hatte er keine Zeit mehr dazu. Die Schattendrachen kamen aus der Enge heraus. Sie wollten offenbar nicht fliehen, hatten wohl den Befehl bekommen, um jeden Preis durchzuhalten. Oder es gab doch noch eine Falle? Sie konnten Schatten aus dem Jenseits rufen – und Schattendrachen galten allgemein als unsterblich. Aber das war gleich. Sie mussten diese Gegner hier zumindest festhalten, wenn schon nicht umbringen, damit die Befreiungsaktion der Prinzen gelingen würde. Das war alles, was zählte. Jeder Schattendrache, der hier kämpfte, fehlte schließlich an der Burg. Und sie waren nur fünfundzwanzig, soweit er sehen konnte – eine eindeutige Unterzahl. Das musste einfach klappen. So wandte er sich dem ersten Gegner zu, gemeinsam mit Betei, die sich an seiner rechten Flanke befunden hatte, nicht willens, auch nur den Anschein zu erwecken, die Amazonen wären nicht gleichberechtigt. Nur wenige Sekunden später begriff er, dass etwas nicht stimmte. Er war in zu vielen Schlachten gewesen – und das war kein Angriff auf sie, das war eher ein blinder Ansturm. Wollten die Schattendrachen sterben oder rechneten sie damit, dass sie unsterblich waren? „Übernimm, Betei!“ schrie er, unbekümmert um Höflichkeit. Hier lief etwas gerade völlig anders als geplant. Da die Amazone sofort das Verlangte tat, sprang der Heerführer beiseite und versuchte, sich zu orientieren. Und dann wusste er, warum die an Zahl so hoffnungslos unterlegenen Gegner den Ausfall aus der Enge gewagt hatten: aus dem schmalen Canyon zum Tal der Stufen erschienen Schattendrachen und Kriegsschatten. Und sicher jeweils weit über hundert. **************************** Überraschung! Und jetzt, Heerführer? Im nächsten Kapitel lernen die Prinzen Atreus und seinen eigenartigen Sinn für Unterhaltung kennen... bye hotep Kapitel 11: Loyalität --------------------- Überlassen wir das Heer für einen Moment seiner Überraschung und wenden uns den anderen zu: 11. Loyalität Der Inu no Taishou hing mehr an seinen Ketten, die ihn an die Decke der Felsenkammer fesselten, als er noch stand. Er hatte gerade vier Stunden mit dem Schatten des Schmerzes hinter sich. Itami ging sehr zielgerichtet vor. Die Verletzungen waren schmerzhaft, aber bei weitem nicht tödlich. Selbst für einen so mächtigen Dämon wie ihn wurde es allerdings immer schwerer, die Abschürfungen und Brüche zu heilen, den Schmerz zu unterdrücken. Überdies wollte er schwächer scheinen als er war. Atreus hatte wie immer der „Sitzung“ zugesehen und sollte glauben, dass er schon weit mehr entkräftet wäre, als dies tatsächlich der Fall war. Aus zwei Gründen: zum einen würde dieser Itami dann kaum schon befehlen, weiter zu gehen. Von Schmerzen, Schlägen konnte er sich wieder erholen – wenn ihm etwas abgeschnitten werden würde, war das nie mehr zu heilen. Und er wollte doch noch einigermaßen kampfbereit sein, wenn seine Jungs hier auftauchen würden. Sie würden kommen, da war er sicher. Die einzige Frage war nur das Wann. Und ob sie allein oder mit dem Heer erscheinen würden. Der zweite Grund war noch einfacher: wenn die Gegner ihn für so geschwächt hielten, würde sich womöglich doch eine Chance zur Flucht ergeben. Kapitulieren war nicht seine Sache, noch nie gewesen. Atreus trat vor ihn: „Du scheinst ja schon müde zu sein. Ist das alles, was man von deiner berühmten Stärke erwarten kann?“ „Habe ich mich je derer gerühmt?“ fragte der Inu no Taishou zurück. „Itami, hole Tsurugu. Dann bringt ihr beide ihn in den Hof. – Falls es dich interessiert, “ wandte er sich mit täuschender Freundlichkeit wieder an seinen Gefangenen: „Ich habe dort einen Pfahl für dich errichten lassen – und zwei für deine Söhne. Du wirst zusehen dürfen, wie sie sterben.“ Hatte er sie? Nein, entschied der Inu no Taishou nach einer ersten Schrecksekunde. Das hätte er ihm schon triumphierend erzählt. Er hoffte nur, sie gleich zu haben. Ja, das musste es sein. Und das bedeutete, dass sie schon nahe waren – und dass Atreus keine Ahnung von den Fähigkeiten seiner Jungs besaß. „Keh“, murmelte er, unbewusst seinen Jüngsten imitierend: „Du hast sie noch nicht.“ „Noch. In der Tat. Aber Kagami, der Spiegelschatten, zeigte mir nur zu deutlich, dass sie bald hier sind. Und dann können sie mir nicht mehr entkommen.“ „So viele Krieger willst du verschwenden?“ „Ich brauche keine. Ich habe die Schatten hier. Meine Krieger vernichten gerade dein Heer. Es war dumm von deinen Söhnen, allein herzukommen.“ Sein Heer? Nein, dahinter steckte ein Plan. Sarpedon war ein guter Feldherr, überdies hatte Sesshoumaru doch sicher Anweisungen hinterlassen. „Wie willst du sie denn fangen?“ „Mit dir als Köder. Natürlich kommen sie. Und sie werden den Hof betreten. Und dann…Diese Burg besitzt eine besondere Magie, mein Bester. Kein Mann kommt aus diesen Mauern ohne meine Erlaubnis. Oder hinein.“ Das klang nicht so gut. Aber Sesshoumaru verfügte durchaus über gewisse magische Fähigkeiten – und außerdem würde doch auch ein solcher Zauber mit dem Tod seines Urhebers brechen. Er sah zur Tür, als dort zwei verhüllte Schatten herein kamen: Itami und Tsurugu. Sie lösten seine Fußfessel vom Boden, ohne freilich die Verbindung zwischen seinen Knöcheln zu trennen. Noch immer waren sie vorsichtig. Leider. Als sie die Verbindung zur Decke losmachten, wäre er um ein Haar gefallen, raffte sich aber gerade noch auf. Sein Stolz wollte trotz seines Vorsatzes sich schwach zu zeigen, verhindern, dass er ein derartiges Schauspiel bot. Atreus lächelte. Das war erst der Anfang – und er gab gern zu, dass er es genießen würde, dem Vater den langsamen Tod seiner Söhne vorzuführen. Die beiden Prinzen blieben nebeneinander stehen, als sie im Schein der Nachmittagssonne vor sich eine ummauerte Burg entdeckten. Ein einzelner hoher Turm ragte aus der Mitte des wehrhaften Vierecks, dessen Tor geradezu einladend offen stand. Langsam näherten sie sich. „Da scheint keiner zuhause zu sein“, meinte Inuyasha, prüfte aber sorgfältig die Luft: „Sind die alle weg? Da wird sich Sarpedon aber kaum freuen. – Moment….Vater!“ Auch Sesshoumaru war die Witterung des Inu no Taishou in die Nase gestiegen – und dessen Blut. Hatte ihn dieser Atreus etwa schon umgebracht? Der Jüngere war unterdessen bereits losgespurtet, allerdings vorsichtig genug, Tessaiga zu ziehen, um bei einem Hinterhalt nicht ganz wehrlos zu sein. Der Kronprinz folgte etwas langsamer. Inuyasha lief durch das Tor – und erstarrte. Vor ihm lag der Innenhof der Burg, nach hinten von dem quadratischen Turm begrenzt. Drei aufrechte Pfähle waren dort in den Boden getrieben worden. Zwei davon leer, an dem dritten war sein Vater mit erhobenen Händen angekettet, mit sichtlichen Verletzungen am bloßen Oberkörper und den Armen.. Seine Füße waren ebenfalls aneinander gefesselt und er trug einen Knebel. Das Interessanteste waren aber zweifellos die beiden verhüllten Gestalten rechts und links neben ihm, von denen eine ihm im Augenblick ein Schwert an die Kehle hielt. „Keh!“ machte der Prinz leise, zumal er roch, dass sein Halbbruder ebenfalls den Hof betrat. „Willkommen, sagte die Spinne zu der Fliege!“ Die Hundebrüder blickten unwillkürlich zu dem Mittelturm der Burg, von wo dieser Kommentar gekommen war. Wo steckte der unsichtbare Redner? Atreus fuhr ruhig fort: „Ihr seid wirklich einfach zu berechnen. Habt ihr denn keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich euch erwarten könnte?“ „Lass ihn sofort frei!“ schrie Inuyasha: „Und zeig dich, du Feigling!“ „Wie überaus leidenschaftlich! – Steck lieber dein Schwert weg, ehe deinem Papi noch etwas passiert. Wenn er reden könnte, hätte er euch sicher gewarnt, diesen Hof zu betreten. Nun habt ihr es getan.“ „Was soll der Blödsinn?“ „Ein Bannkreis“, erwiderte Sesshoumaru ruhig, obwohl er sicher war, dass sie in der Tat mitten in die Falle getappt waren. „Oh ja, ein Bannkreis…wie lautet dein Titel: Euer Gnaden, nicht wahr? Kein Mann betritt oder verlässt diese Burg ohne meinen Willen. Und ich habe nicht vor, euch gehen zu lassen. Legt eure Schwerter nieder und lasst euch von meinen Schatten an die Pfähle fesseln.“ „Und wovon träumst du sonst noch?“ Inuyasha hob Tessaiga, wütend darüber, dass sich der Unsichtbare nicht zeigte. Im nächsten Moment bemerkte er, dass der unbewaffnete der beiden Schatten neben seinem Vater diesem kräftig in die Magengrube schlug. Der Inu no Taishou konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. „Vater! Du verdammter Mistkerl!“ „Ich sagte, legt eure Schwerter nieder.“ „Kein besonders guter Vorschlag, Atreus“, meinte Sesshoumaru, ohne den Burgturm aus dem Auge zu lassen. „Du willst sicher nicht erleben, was passiert, wenn mein kleiner, dummer Halbbruder ohne Schwert ist.“ Er ignorierte den halb verwunderten, halb empörten Ausdruck des Jüngeren. „Ich habe einen besseren.“ „Nun? Ich soll euch alle etwa laufen lassen?“ kam die erheiterte Rückfrage. „Das Schwert Tenseiga war in der Lage, deinen Vater, einen Schattendrachen, zu töten, obwohl ihr sonst für unsterblich geltet. Interessiert?“ „Du willst Vaters Schwert…?“ begann Inuyasha aufgebracht. Atreus schwieg einen Moment, ehe er feststellte: „ Ich sehe es nicht bei dir.“ „Ich kann es beschaffen. Schon bald.“ Sesshoumaru bemerkte, dass die Schatten die Gelegenheit nutzten, von hinten auf den Halbdämonen zuzugehen, ohne Zweifel auf stummen Befehl ihres Herrn, aber er schwieg dazu. So war Inuyasha vollkommen verblüfft, als er sich gepackt fühlte, zu einem Pfahl gezogen wurde. „He!“ Ehe er ganz begriff, was geschah oder auch nur gegen die recht kräftigen Schatten vorgehen konnte, wurden seine Hände emporgerissen, schlossen sich Handschellen aus Schattenmagie um seine Gelenke. „Verdammt!“ Er hing ebenso an einem Pfahl wie sein Vater. „Ihr solltet ihm Tessaiga in die Scheide stecken“, empfahl Sesshoumaru sachlich, was seinen Halbbruder endgültig fassungslos werden ließ: „Was hast du Misthund vor? Warum hast du nichts getan oder gesagt…?“ Vor Empörung verschlug es ihm die Sprache. Der Kronprinz blieb vollkommen unbeeindruckt: „Nun, Atreus?“ „Du bist interessant.“ Der Schattendrache schien zu lächeln: „Steckt dem Jungen sein Schwert ein. – Tenseiga und deinen Halbbruder überlässt du mir, also? Und deinen Vater?“ Das klang deutlich lauernder. „Ich biete dir alles an, was du willst.“ Sesshoumaru ignorierte den erschütterten Ausdruck Inuyashas ebenso, wie den auf ihn gerichteten starren Blick seines Vaters. „Und was willst du dafür? Dass du allein gehst und der neue Herrscher bist?“ „Was solltest du dagegen haben?“ kam die kühle Rückfrage. Atreus schwieg einen Moment: „Du bist wirklich interessant. Mir selbst ein wenig ähnlich, würde ich sogar behaupten.“ Nur kurz darauf trat er aus dem Tor des Turmes und schlenderte langsam auf die anderen zu. Unterdessen hatte Inuyasha wütend versucht, sich von den Fesseln zu befreien, gleichzeitig seinem Halbbruder allerlei Flüche entgegenschleudernd. „Oh, komm, Kleiner.“ Der Schattendrache blieb vor ihm stehen: „Dein Bruder hat eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen. Was sollte er auch mit dir als Ballast. - Habe ich das Schwert, das Schattendrachen töten kann, gewinne ich auch gegen meinen eigenen Bruder. Und werde der König der Kagejin, wie es mir zusteht, die ganze Zeit schon zugestanden hat. Aber dein Vater hat meinen getötet. So ist es nur gerecht, wenn ich auch ihn umbringe. Natürlich ein wenig langsamer. Wenn er reden könnte, würde er dir sicher sagen, dass seine Unterhaltungen mit Itami, dem Schatten des Schmerzes, recht… beeindruckend waren. Aber das wirst du schon noch selbst feststellen. Ich finde es passend, wenn du zuerst den Weg ins die andere Welt gezeigt bekommst und Papi dir zugucken darf. Er war ja auch schuld daran, dass du ins Leben kamst.“ Er stellte zufrieden fest, dass der Halbdämon nach Worten rang, und wandte sich dem noch immer regungslos dastehenden Kronprinzen zu: „Auch du begehrst nach Macht, nicht wahr? Und du hast eine gute Möglichkeit gefunden, sie zu erreichen, ohne noch lange warten zu müssen. Und ohne die Getreuen deines Vaters in Rächer zu verwandeln. Ich bekomme die Schuld – aber ich werde bald in Doria sein und wir werden nie wieder etwas voneinander hören.“ „Sesshoumaru! Verdammt, was willst…“ Der Halbdämon brach nicht ganz freiwillig ab. Ohne, dass er es bemerkt hatte, war der dritte der Schatten in den Hof gekommen, der des Spiegels. Kagami hatte ihm nun seinen Spiegel unsanft auf den Mund geschlagen. Blut rann aus dem Mundwinkel des Prinzen. Atreus achtete nicht darauf: „Nun, wo ist das Schwert?“ „Es wird bald hier sein.“ Der Blick des Kronprinzen schweifte nachdenklich von seinem Halbbruder, der sich das Blut ableckte, zu seinem Vater, dann zu den Mauern der Burg, ehe er erneut den Schattendrachen musterte: „So viel Aufwand für ein wenig Rache?“ „Du meinst, ich hätte nicht gewusst, dass du mir das Schwert übergeben willst? Nein. Aber ein wenig …Amüsement wollte ich mir noch gönnen, ehe ich meine Herrschaft hole. Das wirst du sicher verstehen. Einfach regieren, die Herrschaft…das ist nett, aber der zusätzliche Reiz ist die vollkommene Macht über einen anderen.“ Um Sesshoumarus Mund zuckte ein Lächeln, ehe er ruhig erwiderte: „Es ist in der Tat amüsant, mit jemandem zu reden, der einem ausgeliefert ist. Am Besten natürlich, ohne dass der es weiß.“ „So sind wir uns einig.“ „In diesem einen Punkt, ohne Zweifel.“ Der Kronprinz wandte sich etwas um und betrachtete den Inu no Taishou: „Ich denke, dass auch Ihr dieser Meinung seid, nicht wahr, mein verehrter Vater?“ Unwillkürlich drehte sich auch Atreus seinem Hauptgefangenen zu: „Aber ja, das hat er schon lernen dürfen…..“ Irritiert bemerkte er den Blick, mit dem dieser seinen Ältesten betrachtete. Etwas wie Stolz lag darin, Anerkennung – in jedem Fall nicht der Zorn, die Wut, die er erwartet hatte. War das etwa auch bei Dämonen dieses Landes üblich, dass einfach der jeweils Stärkere den Sieg erzielte? Und war der Inu no Taishou direkt froh, dass immerhin sein eigen Fleisch und Blut gewonnen hatte, selbst wenn er das Opfer darstellen würde? In diesem Moment entdeckte er, dass Tsurugu, der Schatten des Schwertes, zog, Itami unwillkürlich zurückwich, und fuhr herum – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass eine große Katze mit zwei Frauen darauf über die Mauer der Burg geflogen war und ein läuternder Pfeil soeben die Fessel des jüngeren Prinzen durchschnitten hatte. Wer war das, der mit Schattenmagie fertig wurde? Inuyasha griff sofort nach Tessaiga, ohne sich um die Handschellen an seinen Gelenken zu kümmern, als er seine Bewegungsfähigkeit wiederbekommen hatte, und wollte bereits zuschlagen, als er erfasste, dass auch Sesshoumaru in dieser Sekunde gezogen und nun einen vollen Angriff gegen Itami gejagt hatte. So ließ er selbst die Macht der Windnarbe auf den Schatten des Schwertes zurasen. „Was…?“ war alles, was Atreus in diesem Moment hervorbrachte, zumal, als er es gerade noch schaffte, einem riesigen Bumerang auszuweichen, der gegen ihn geschleudert worden war. Als er wieder aufmerksamer die Gegend betrachten konnte, musste er feststellen, dass die beiden Halbbrüder seine Schatten zerlegt hatten. Natürlich konnten diese nicht sterben, aber dennoch benötigten sie gewisse Zeit, sich wieder zusammenzusetzen. Und wie war es diese beiden Menschenfrauen gelungen, über die Mauer gekommen? Sein Bannspruch sollte das doch verhindern? Ein weiterer, läuternder Pfeil der vorderen Frau ließ in dieser Sekunde die Handfessel des Inu no Taishou zerbrechen. Gleichzeitig warf die andere ein Schwert zu dessen Füßen: „Tenseiga, Hoheit!“ schrie sie, ehe sie die Katze herumriss, aus der Gefahrenzone brachte. „Sesshoumaru!“ keuchte der Schattendrache, der nun erst begriff, dass er hereingelegt worden war. Dieser betrachtete ihn mit einem verächtlichen Lächeln: „Wie töricht, einen Bann nur auf Männer auszulegen.“ Aber obwohl er ebenso wie Inuyasha sein Schwert schlagbereit hielt, griff keiner der Prinzen den Hausherrn an, sicher, dass keine ihrer Attacken ein Wesen dieser Art töten konnte. „Atreus!“ Der Inu no Taishou hatte keine Zeit damit verschwendet, seine Fußfessel zu lösen, sich nur den Knebel abgerissen und nach Tenseiga gebückt, es ungewohnt mühsam mit den schmerzenden Fingern aus der Scheide gezogen. Trotz der Folter und der Schwäche der vergangenen Stunden war sein Rachedurst groß genug, dass er wusste, einen vollendeten Pfad in das Jenseits schlagen zu können. Und diesmal waren seine Finger nicht gebrochen worden…„Wahre Loyalität ist etwas, das du nicht kennst. Und auch nie mehr kennen lernen wirst.“ Er schlug zu. Seine beiden Söhne, Kagome und Sango wussten um das runde, schwarze Loch, das so entstand, kannten den seltsamen, kalten, unwiderstehlichen Sog des Jenseits, in dem der aufschreiende Schattendrache samt seinen drei Schatten verschwand. Der Herrscher ließ sein Schwert sinken, erleichtert, dass er nun wirklich sicher sein konnte, weder dem Schatten des Schmerzes noch Atreus je wieder zu begegnen. Und er wusste, er würde sie bestimmt nicht vermissen: „Kagome!“ „Hoheit wünschen?“ rief sie zurück, während Sango Kirara eilig in den Hof fliegen ließ. „Öffne meine anderen Fesseln.“ Während die junge Priesterin etwas erstaunt von der Katze sprang – hatte er doch gerade zugegeben, dass nur sie das konnte – starrte Inuyasha zu seinem Halbbruder: „Du hast…du hast auf sie gewartet?!“ „Natürlich“, meinte Sesshoumaru und schob seine Waffe in den Gürtel: „In dem Moment, in dem Atreus erwähnte, dass sein Bann nur auf Männer ausgelegt sei, war mir klar, dass Kagome und Sango in die Burg gelangen würden. Es ging nur darum, ihn aus dem Turm mit weiteren möglichen Fallen zu locken und Zeit zu gewinnen.“ „Das hättest du mir doch sagen können! Oder, na ja, zumindest andeuten! “ beschwerte sich Inuyasha: „Hast du etwa geglaubt, ich erzähle das schnurstracks diesem dämlichen Atreus?“ Etwas so Unerwartetes wie ein heiteres Lächeln glitt um den Mund des Kronprinzen: „Nein, ich war sicher, du würdest auch unter Folter schweigen – weil du es schon vorher gesagt hättest. Du bist einfach zu impulsiv und wenn du wütend wirst, sowieso. Außerdem war dein Gesicht Gold wert. Ein Blick darauf, und Atreus war überzeugt, dass ich wirklich ein Verräter sei.“ „Das…das tut mir Leid, “ meinte der Jüngere etwas zerknirscht: „Aber du klangst wirklich so…echt.“ „Du solltest deinem Bruder vertrauen“, äußerte der Inu no Taishou und trat heran: „Danke, Kagome. – Was ist mit dem Heer?“ „Sie kämpften im Tal der Stufen gegen fünfundzwanzig Schattendrachen, als wir weiterflogen, wie es uns Seine Gnaden befohlen hatte.“ Kagome sah etwas besorgt zu Inuyasha, aber der schien unverletzt zu sein. „Wir beide sind den anderen Weg gegangen“, erklärte der Prinz inzwischen: „Durch den Sumpf und die Berge. Wir haben gehofft, dass das Heer diesen Atreus ablenken würde.“ „Gut gemacht.“ Der Herrscher nahm Tenseigas Scheide, die ihm Sango höflich reichte und schob noch ein wenig mühsam das Reichsschwert hinein. „Dann gehen wir und sehen zu, ob wir ihnen noch helfen müssen. Schattendrachen sind immerhin unsterblich.“ „Fast.“ Inuyasha sah unwillkürlich zu der Stelle, an der Atreus verschwunden war. „Der Pfad der Dunkelheit tötet nicht, mein Sohn. Er schickt das Opfer lebend ins Jenseits. Ein guter Grund, ihn nur äußerst bedacht einzusetzen.“ Er blickte von ihm zum Kronprinzen: „Ich bin jedenfalls erfreut, dass mein Vertrauen in euch gerechtfertigt wurde. Gehen wir.“ „Wollt Ihr nicht noch etwas anziehen?“ Sesshoumaru fand seinen Vater mit bloßem Oberkörper, auf dem noch verheilende Spuren von der Folter zeugten, doch ein wenig unhöfisch bekleidet, wenn man demnächst das Heer treffen würde. „Ich werde sicher nichts anziehen, was Atreus angefasst hat!“ Der Nachdruck in der Stimme des Herrschers vermittelte den anderen einen vagen Eindruck davon, was er in den vergangenen Tagen durchgemacht haben musste. So meinte der Kronprinz nur: „Wie Euch beliebt, verehrter Vater.“ Eine Entschuldigung hätte er zumindest vor Zuhörern wie den beiden Menschenfrauen nie ausgesprochen. Da der Inu no Taishou ging, schlossen sich ihm seine Söhne an, dahinter die beiden Menschenfrauen auf Kirara. Inuyasha sah unbehaglich seitwärts. Es tat ihm wirklich Leid, dass er geglaubt hatte, Sesshoumaru würde ihren Vater im Stich lassen. Andererseits: er hatte so lange Jahre darunter gelitten, nicht von dem als Bruder anerkannt, geschweige denn, für voll genommen zu werden, hatte den solange für einen eiskalten Misthund gehalten. Das hatte sich zwar seit der Naraku-Sache deutlich verbessert, aber…Und außerdem: „Du hast mich benutzt!“ Der Kronprinz wollte schon scharf darauf antworten, als er aus relativ neuer Kenntnis der Gefühle seines jüngeren Bruders nur erwiderte: „Ich habe dich zuvor gefragt, was du für Vater tun würdest.“ „Ja….“ Der Prinz brach ab. Sie waren durch das Burgtor gegangen und hatten nun freien Blick in das weite Tal, in dem sie lag. Aus dem Osten näherte sich eine dicht gedrängte Menge von Wesen. Metall glitzerte in der Sonne - ein Heer. „He, sind sie so schnell mit den Schattendrachen fertig geworden?“ „Ich denke, nicht“, sagte der Herrscher mit ungewohntem Gefühl. Sesshoumaru erkannte, dass ihr Vater vor ihnen innehielt und trat besorgt an dessen rechte Seite. „Keh!“ Inuyasha ging automatisch an die linke Flanke: „Das ist doch nicht Sarpedon?“ „Das sind sicher hundert Schattendrachen“, konstatierte der Inu no Taishou sachlich: „Und ich bin müde.“ ********************************* Im nächsten Kapitel erfährt der Inu no Taishou, wie es seinem Heer geht und einige andere Neuigkeiten, die Prinzen erfahren, wie sich ein Herrscher verhält und Kagome bekommt ein unerwartetes Kompliment: Schattendrachen. bye hotep Kapitel 12: Schattendrachen --------------------------- Mich deucht, ihr habt fast alle etwas überlesen... 12. Schattendrachen Vater und Söhne musterten die Näherkommenden regungslos. Kagome und Sango hinter ihnen hatten nicht soviel Selbstbeherrschung, aber die strenge Ordnung des Reiches hielt sie davon ab, den Herrscher auch nur zu fragen, was nun geschehen sollte. Wenn es sie betraf, würden sie es erfahren. Und sie hatten in den Aufregungen und Problemen der letzten Monate nur zu gut gelernt, dass er – und die Prinzen – eher dazu neigten, sich der Aufgaben selbst anzunehmen. Da kamen immerhin gut hundert Schattendrachen auf sie zu – offenkundig alles Krieger. „Dahinten ist Sarpedon und sind unsere…ich meine Eure Krieger. Und die Amazonen.“ Inuyasha hatte erkannt, wer hinter den Schattendrachen lief. Waren sie etwa gefangen? „Das ist kaum die Hälfte!“ Der Inu no Taishou klang äußerst betroffen. Sango wurde klar, dass er annahm, ja, annehmen musste, die anderen seien gefallen: „Vergebt, Hoheit, “ meinte sie daher hastig: „Die Hälfte des Heeres wurde zurück in die Hauptstadt beordert. Ich...ich kam noch zu keinem Bericht. Ich bitte um Verzeihung.“ Wie freundlich von dem so mächtigen Herrscher, dass er sich wirklich um all seine Mitarbeiter sorgte. Dieser atmete unwillkürlich ein wenig auf, dass nicht so viele die Treue zu ihm mit dem Leben bezahlt hatten. Aber: warum waren Krieger in die Hauptstadt befohlen worden? Gab es da noch einmal Ärger? Was sollte er allerdings nun hier und jetzt mit den Schattendrachen tun? Der Pfad der Dunkelheit half gegen einen - aber gegen hundert? Selbst mit seinen Söhnen würde das mehr als schwierig werden, zumal die Gegner ja seine Krieger und die Amazonen als Geiseln hatten. Dann erkannte er erleichtert den Vorangehenden: „Thysestes!“ „Verzeiht, verehrter Vater…“ begann der Kronprinz irritiert. Inuyasha meinte gleichzeitig: „Ihr kennt ihn?“ „Er ist der König der Schattendrachen, der Herr der Kagejin. – Wartet hier.“ Er ging etwas voran und bemerkte sofort, dass Thysestes auch ihn gesehen hatte. Der König der Kagejin hob die Hand, um so seine Krieger anzuhalten, ehe er sich ebenfalls allein etwas annäherte. Die Prinzen konnten zuhören, was die beiden Herrscher sprachen. Für menschliche Ohren war es zu weit. „Inu no Taishou! Ich muss zugeben, ich bin erfreut, Euch am Leben und bei guter Gesundheit vorzufinden.“ „Danke, Thysestes. Was allerdings nicht das Verdienst Eures Bruders war.“ „Ich vermute, der gute Atreus weilt nicht mehr unter uns?“ Darin lag allerdings keine Frage. „Nein.“ „Es muss schön sein, wenn man sich auf seine Anverwandten verlassen kann.“ Der Kagejinkönig warf einen raschen Blick auf die beiden Prinzen. „Dann hat sich unsere Anwesenheit hier ja erübrigt.“ Der Inu no Taishou hob eine Augenbraue: „Sagt nur, Ihr seid gekommen, um mir zu helfen.“ „Nicht ganz. Ich erfuhr, dass sich mein…hm…weniger lieber Bruder hier verkrochen hat, und einige unseres Volkes überzeugen konnte, mit ihm hier zu leben. - Wie ich Euch damals schon sagte: Kagejin sind sich selbst genug. Die Schattenmagie meines Volkes ist eine der am schwersten zu beherrschenden Formen des Zaubers. Und es dauert lange, bis man damit auch nur einigermaßen umgehen kann, von beherrschen ganz zu schweigen. Darum ist es auch unwichtig, sich mit den Dingen außerhalb Dorias zu beschäftigen. Leider war Atreus ebenso wie mein Vater zu…ja, zu töricht dafür. So suchte ich Krieger zusammen, ließ zugleich Kriegsschatten aus dem Jenseits rufen, um diesem Spuk ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. In den Bergen kamen wir gerade zu Recht zu einem Gefecht zwischen Euren Kriegern und denen meines Bruders. Wir nahmen die Abtrünnigen unseres Volkes gefangen. Sie sind inzwischen bereits unter Bedeckung auf dem Weg nach Hause. Dann erzählte mir Euer Heerführer, dass Ihr entführt worden wärt und Eure Söhne auf der Suche wären. Es war klar, wer dafür verantwortlich zeitigte. So schickten wir die Kriegsschatten ins Jenseits zurück und kamen her.“ „Sehr freundlich von Euch, Thysestes. Allerdings hätte ich eine Frage dazu: warum schicktet Ihr die Kriegsschatten bereits zurück?“ „Es ist unangenehm, sie um uns zu haben. Für übliche Kagejin. Wir rufen die Schatten nur, wenn und wie sie nützlich sind. Aber, wie ich Euch damals schon einmal sagte: Kampf ist nichts, was einem Schattendrachen sonderlich zusagt.“ Thysestes lächelte nur andeutungsweise, aber nicht unfreundlich: „Nun, ich fürchte allerdings, Ihr habt die Schatten nur zu gut kennen gelernt, die Atreus rief. Lasst mich raten: ein Schatten des Krieges und einer des Schmerzes?“ Er bemerkte den flüchtigen Ausdruck in den Augen seines Gegenübers und nickte ein wenig zu den kaum mehr sichtbaren Blessuren auf dem Oberkörper des Inu no Taishou: „Er hatte sich in der Tat nicht verändert. Ich bin Euch und Euren Söhnen dankbar, uns von ihm befreit zu haben.“ „Glaubt mir, gern geschehen. – Was ist mit meinen Kriegern?“ Der Kagejin verstand diese Frage nur zu gut: „Oh, sie haben uns nur begleitet“, erklärte er daher: „Sie waren nicht davon abzubringen, Euch zu Hilfe zu eilen. Beneidenswert.“ Der König der Schattendrachen wandte ein wenig den Kopf zurück: „Dieser Heerführer, den Ihr da habt….Ihr würdet nicht in Erwägung ziehen, ihn mir zu überlassen?“ „Nein, auch, wenn ein derartiges Angebot für Sarpedon sicher schmeichelhaft ist. Aber eben weil er fähig ist, möchte ich ihn behalten.“ „Und treu.“ Thysestes atmete ein wenig tiefer ein: „Ich hatte zuvor im Gespräch mit ihm das Gefühl, wenn es Euch nützen würde, würde er sich selbst den rechten Arm abschneiden. Und leider, das hat mir meine eigene Familie nur zu gut gezeigt, gibt es immer wieder Wesen auch unter unserem Volk, die nur mit Gewalt zu überzeugen sind. Da wären solche Männer durchaus hilfreich. Ich werde mir wünschen, dass zumindest meine Söhne den Euren ähneln, so ich eines Tages welche bekomme. – Was mich übrigens ein wenig überrascht hat, ist die Tatsache, dass der gute Atreus anscheinend so dumm war, keine Fessel aus Schattenmagie zu verwenden. Diese hätte selbst ein Wesen mit Eurer Macht nicht brechen können.“ „Er hat sie verwendet.“ Der König der Kagejin starrte den Herrscher geradezu fassungslos an: „Soll das heißen, Ihr wart in der Lage, Schattenmagie zu brechen?“ „Nein. Aber es gibt jemand unter meinen Leuten, der dies vermag.“ „Ich spüre Magie bei der jungen Menschenfrau dort hinten…..Sie etwa?“ Thysestes bemerkte durchaus, dass Kagome unter seinem Blick etwas verlegen wurde, sich dann jedoch aufrichtete: „Wie überaus interessant, mein lieber Inu no Taishou. Ich hörte noch nie von einem Menschen….Würdet Ihr sie mir vorstellen?“ „Kagome.“ Diese kam gehorsam heran, wenn auch etwas besorgt und neigte höflich den Kopf. Immerhin war das ein König. Thysestes betrachtete sie interessiert: „Kagome, also. - Wie ist es dir möglich, Schattenmagie anzuwenden?“ „Das…das weiß ich nicht….“ Sie suchte die richtige Anrede, fuhr dann jedoch nur sachlich fort: „Als ich die Bannkreise der Schattendrachen im Tal der Stufen sah, wusste ich einfach, dass ich sie zerstören kann. Und das gelang mir dann auch mit den Fesseln.“ Der König der Kagejin betrachtete sie neugierig: „Ich vermute, dir ist nicht bewusst, dass Schattenmagie eine der mächtigsten Zauberarten ist. Ein Mitglied meines Volkes benötigt viele Jahrhunderte, sie zu beherrschen. Dass jemand sie brechen kann…Nun, bis soeben nahm ich an, dass dies immer nur einem anderen Schattendrachen gelingen würde. Ich muss zugeben, ich hätte gern gesehen, dass du mit uns nach Doria gehst. Wir könnten sicher von dir lernen.“ Kagome dachte, sie höre nicht richtig. Da stand ein geheimnisvolles, mächtiges Wesen vor ihr und wollte von ihr, einem schlichten Menschenmädchen mit ein paar ganz nützlichen magischen Fähigkeiten, lernen? Sie sah allerdings zum Herrscher, etwas besorgt. Wenn der seine Zustimmung geben würde, müsste sie mit. Hoffentlich würde Inuyasha dann Einspruch erheben… Der Inu no Taishou nickte etwas: „Falls Ihr dies wünscht, mein lieber Thysestes, seid in meiner Hauptstadt willkommen.“ Kagome atmete etwas auf, dass er sie nicht mitschickte – aber er wollte vermutlich auch nicht gerade ihrer Mutter erklären, dass er sie mit ein paar ominösen Schattendrachen in unbekannte Länder gesandt hatte. „Ein freundliches Angebot. Womöglich werde ich eines Tages darauf zurückkommen. – Hast du eine Frage an mich, Kagome?“ Die schluckte etwas, aber ihr war klar, dass das ein mehr als großzügiges Angebot war: „Diese Schatten aus dem Jenseits…wozu ruft Ihr sie?“ Anscheinend gab es da ja verschiedene Arten. „Wie ich schon sagte, wir lernen, lesen und meditieren. Da brauchen wir auch Wesen, die die Bibliothek abstauben, die Bücher in Regale ordnen, für uns kochen, fegen…“ Thysestes nickte ein wenig: „Schattendrachen sind schließlich mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt.“ Hausarbeit? Sie nahm sich zusammen, um nicht in Lachen auszubrechen, was ihr umso leichter gelang, als sie mit einem Seitenblick bemerkte, dass sich auch der Inu no Taishou beherrschen musste. Der Kagejinkönig nickte verabschiedend und sie nahm das als Zeichen, sich zurückziehen zu können. Als sie an ihm vorbeiging, legte ihr Inuyasha rasch die Hand auf die Schulter, zum einen froh, dass sein Vater sie hier ließ, zum anderen auch etwas geschmeichelt, dass sie über solche Fähigkeiten verfügte. Immerhin war sie seine Mitarbeiterin, ja, seine Freundin. Thysestes hatte die Geste gesehen: „Ich verstehe langsam, mein lieber Inu no Taishou. Wie mir scheint, beweist Ihr bei Eurer Zuchtwahl innerhalb der Familie ein überaus glückliches Händchen.“ Dieser hatte nicht erkennen können, was in seinem Rücken vor sich ging, war auch über das Wort „Zuchtwahl“ etwas irritiert, meinte jedoch nur: „Dann kann jeder von uns in seine eigene Hauptstadt zurückkehren.“ „Das habe ich vor.“ Der König der Kagejin griff in seine Tasche: „Allerdings möchte ich Euch zuvor etwas geben. Immerhin habt Ihr mir und meinem Volk nicht nur einen großen Gefallen getan, sondern seid durch meinen törichten Bruder auch in…Unannehmlichkeiten gekommen. Nehmt diesen Ring. Er besteht aus reiner Schattenmagie. Wenn Ihr ihn um Euren Finger dreht und folgenden Satz sagt: „Umbra demonstrat lucem´ werde ich erscheinen und Euch zur Seite stehen. Bedenkt aber: nur ein einziges Mal. Wendet es also weise an.“ „Ich danke Euch.“ Der Inu no Taishou nahm den Ring und streifte ihn über den Mittelfinger der linken Hand – neben dem Siegelring des Reiches. An seiner Schwerthand wären Ringe nur hinderlich: „Gilt dies allein für mich?“ „Nein. Auch für Eure beiden Söhne, falls Ihr aus irgendeinem, selbstverständlich undenkbaren, Grund dazu nicht mehr in der Lage wärt. – Dann lebt wohl. Ich denke, Ihr versteht mich richtig, wenn ich sage, ich hoffe, dass ich Euch nicht wieder sehen werde.“ „Danke. Auch meine besten Wünsche für das Volk der Kagejin.“ Thysestes wandte sich um und winkte seinen Kriegern, die unverzüglich eine Gasse für ihn bildeten, sich ihm dann anschlossen und nur Minuten später zwischen den Bergen verschwunden waren. Der Heerführer hatte die Gelegenheit des Gespräches der beiden Herrscher genutzt, an den Schattenkriegern vorbei heranzukommen, allerdings höflich abseits wartend. Der Inu no Taishou bemerkte ihn: „Besorge mir etwas zum Anziehen, Sarpedon. Dann will ich wissen, warum hier nur die Hälfte des Heeres ist. – Ist Betei auch anwesend?“ „Ja, Hoheit.“ Der Heerführer gab eilig Befehle weiter, ehe er herankam und sich verneigte: „Ich bin erfreut, Euch wieder zu sehen.“ „Danke.“ Der Herrscher sah sich um: „Kommt her. Ich möchte ausführlichen Bericht.“ Ein Krieger eilte mit einer Oberbekleidung heran und überreichte sie mit einer Verbeugung seinem Heerführer. Dieser gab sie seinem Herrn weiter, ehe er seinen Bericht begann: „Wir bekamen Befehl nach Norden, in das Gebiet der Amazonen zu gehen. – Was zuvor geschah, kann Seine Gnaden gewiss besser erläutern.“ Er ignorierte den kalten Blick des Kronprinzen. Es war ein wenig unschicklich, den, wenn auch indirekt zu etwas aufzufordern, aber es war sachlich die richtige Entscheidung. Betei hatte sich unterdessen ebenfalls genähert und setzte sich mit einer Verneigung neben den Heerführer. Der Inu no Taishou hatte sich angezogen und schloss die Bänder: „Nun, Sesshoumaru?“ Dagegen gab es keinen Einwand und so erklärte der Kronprinz rasch, wie Betei die Nachricht von der Entführung gebracht hatte, dass er das Heer und Inuyasha zu den Amazonen geschickt hatte, selbst hinterher gereist war, als er alles über die Schattendrachen erfahren hatte, das Myouga wusste. „Inu…Seine Durchlaucht…“ Sie hatten jede Menge Zuhörer, da ziemte sich keine familiäre Anrede: „Und seine Dämonenjäger hatten unterdessen eine Amazone als schwarze Priesterin entlarvt. Im Verhör gab sie an, dass Atreus, ein Schattendrache, ihr den Auftrag gegeben hatte. Die Schamanin der Amazonen verfügte über Karten und Wissen, auf welchen zwei Wegen man zu dieser Burg gelangen konnte. Während das Heer über das Tal der Stufen vordringen sollte, sobald sie eingetroffen wären, gingen mein Halbbruder und ich durch den Sumpf von Aran und das Gebirge.“ Es war nicht notwendig, die kleinen Schwierigkeiten zu erwähnen, denen sie sich dort gegenübergesehen hatten. „Eine schwarze Priesterin“, murmelte der Herrscher: „Ja, das erklärt es. - Der Plan, auf beiden Wegen zu der Burg vorzudringen, war gut. Und bei dem Kampf gegen Atreus´ Schattendrachen traft ihr auf die des Königs. Aber: warum wurde die Hälfte des Heeres zurückgesandt?“ „Das frage ich mich auch, verehrter Vater.“ Sesshoumaru klang eisig, als er den Heerführer musterte. Er war ganz sicher, diesen Befehl nicht gegeben zu haben. Sarpedon warf einen raschen Blick auf Sango, die sich mit Kagome höflich etwas zurückgezogen niedergekniet hatte: „Der Harmost und ihr Ehemann fanden etwas…merkwürdig.“ „Merkwürdig.“ Der Inu no Taishou wusste nur zu gut, dass er dieses Wort in Zusammenhang mit Naraku viel zu oft gehört hatte, und wandte den Kopf: „Sango?“ Diese eilte vor, kniete wieder nieder: „Als Seine Gnaden und Seine Durchlaucht abgereist waren, hatte Miroku das Gefühl...Ich meine, es wurde ihm klar, dass Seine Gnaden…“ Es war gewöhnlich nicht sonderlich lebenserhaltend, in Anwesenheit des Kronprinzen dem einen Fehler vorzuwerfen, aber sie fuhr tapfer, und bemüht diplomatisch, fort: „ Dass Seine Gnaden in der gebotenen Eile wohl einen Zeitfaktor übersehen hatte. Atreus konnte die schwarze Priesterin in der kurzen Zeit nicht finden, beauftragen und diese das Netz herstellen. Wir selbst wussten nur durch Inu...Seine Durchlaucht, sieben Tage vorher, dass Eure Hoheit an der Feier der Amazonen teilnehmen wollte. Fremden, zumal hier im Gebirge, wäre es noch kurzfristiger bekannt. So reiste Miroku in die Hauptstadt zurück, um Hofrat Myouga zu informieren, ihn zu bitten, nach einem möglichen Mitwisser oder gar Auftraggeber zu suchen. Dabei stellte er fest, dass Hölleninsekten im Palast waren.“ „Unmöglich!“ entfuhr es Inuyasha: „Naraku ist doch tot.“ Der Herrscher hob die Hand: „Das alarmierte ihn natürlich noch mehr. Hat er Myouga davon in Kenntnis gesetzt?“ „Ja, Hoheit. Zumal Hölleninsekten bei Prinzessin Maja waren. Mein Ehemann kehrte unverzüglich zum Heer zurück, um Exzellenz Sarpedon und Ratsführerin Betei ebenfalls davon zu berichten. Ich schlug bei der darauf folgenden Besprechung vor, dass die Hälfte des Heeres in die Hauptstadt zurückkehren solle, um Exzellenz Myouga zur Verfügung zu stehen, falls es …nun, falls es zu einer unvorhersehbaren Lage kommen sollte.“ „Prinzessin Maja….“ Der Inu no Taishou war sich im Klaren darüber, dass es sich um die Hofdame seiner Gefährtin handelte: „Weißt du mehr darüber?“ Er wollte nicht direkt fragen ob sie nur von den Hölleninsekten überwacht wurde oder sie gar selbst steuerte. „Nein, Hoheit.“ „Ihr habt alle sehr umsichtig gehandelt. Danke. Dann kehren wir unverzüglich in die Hauptstadt zurück. Ich bin sicher, dass wir dort einige Antworten bekommen können.“ Myouga würde doch wohl etwas herausgefunden haben. „Sango, ich sehe dort hinten Miroku. Wenn er erholt ist, wünsche ich seinen persönlichen Bericht.“ „Ja, Hoheit.“ Sie erhob sich, erleichtert, zu ihrem Mann gehen zu können, der tatsächlich noch immer etwas erschöpft und schwach aussah. Der Herrscher stand auf: „Betei, ich möchte deine Kriegerinnen noch eine Weile in Anspruch nehmen. Vorausgesetzt, diese schwarze Priesterin wird gut genug bewacht.“ „Dies wird sie, Hoheit“, erwiderte die Amazonenführerin prompt: „Wir werden Euch folgen.“ Sie erhob sich wie alle Übrigen, bemüht allerdings, dass dies die Prinzen zuerst taten. Inuyasha sah zu Kagome: „Wirklich Hölleninsekten?“ „Ja, Miroku ist sich sicher.“ „Aber Naraku ist tot.“ „Ich weiß. Aber vielleicht hat jemand anderer Zugang zu diesen Biestern gefunden. Und du brauchst nicht glauben, dass ich begeistert bin, dass Miroku sie ausgerechnet in der Umgebung meiner Mutter gesehen hat.“ „Ach ja, Prinzessin Maja ist ja die Hofdame. – Das ist doch noch blödsinniger. Ich meine, nichts gegen deine Mutter – aber was will jemand da schon ausspionieren?“ „Die Idee ist nicht so dumm, wie es scheint, mein Sohn.“ Der Herrscher hatte zugehört: „Wenn es Neuigkeiten über meine Entführung gäbe, würde sie Myouga ganz sicher der Despoina als Erstes mitteilen. Und falls Atreus wirklich einen Partner oder gar Hintermänner hatte, wüssten die sicher gern, wie es hier ausgegangen ist. Wir sollten sie nicht enttäuschen und uns beeilen.“ Und einen Eilboten in die Hauptstadt schicken, damit sich sein kleiner Flohgeist besser vorsehen konnte. Natürlich unter dem eisernen Siegel der Verschwiegenheit. Leider würde das auch bedeuten, dass der Hofrat seine Gefährtin nicht beruhigen konnte, aber das war bedauerlicherweise notwendig. Er würde sich etwas Nettes ausdenken, um sie darüber später zu trösten. Vielleicht konnte ihm Kagome da einen Tipp geben… Aber zuerst war etwas anderes wichtig. Da schien jemand eine nette Intrige begonnen zu haben. Gut ausgedacht. Falls er selbst entführt und dabei getötet wurde, womöglich zusammen mit seinen Jungs, wäre mit Atreus das Volk der Kagejin die Schuldigen. Und gegebenenfalls die Rache seiner Söhne würde auf diese gelenkt. Der eigentliche Drahtzieher hätte auf jeden Fall freie Bahn. Die Tatsache, dass der Unbekannte Hölleninsekten kontrollieren konnte, deutete darauf hin, dass dieser auch über gewisse magische Fähigkeiten verfügte. Das konnte schwer werden, den aufzuspüren. Hoffentlich hatte Myouga etwas herausgefunden. Ein Bote des Heerführers wurde selbstverständlich unverzüglich zum Leiter des Nachrichtendienstes durchgelassen. Myouga sah auf: „Neuigkeiten?“ war alles, was er sagen konnte, ehe er den Brief sah, den der Überbringer vor ihn legte: „Oh, danke.“ Er sprang hin und öffnete das Siegel des Heerführers ein wenig mühsam. Als er jedoch die Schrift in dem Schreiben erkannte, blickte er unverzüglich auf: „Ruh dich aus. Danke.“ Erst als er allein war las er den Text sorgfältig. Auch ohne den Befehl der letzten Zeile hätte er diese Nachricht sofort verbrannt. Während er zusah, wie der Brief in Flammen aufging, dachte er nach: „Saya!“ Der alte Dämon, der in seinem Vorzimmer saß, kam herein: „Was ist denn?“ Myouga, der lange schon mit ihm befreundet war, seufzte. „Ist Kouga schon aus dem 18. Bezirk zurück?“ „Nein, also bei mir hat er sich bislang nicht sehen lassen. Ist das so wichtig?“ „Ja. Wenn ich dich daran erinnern darf: der Herrscher wurde entführt und es ist äußerst wichtig, allem nachzugehen!“ „Ich mag alt sein, aber ich vergesse nicht alles.“ Saya klang beleidigt: „Ich wusste ja nicht, dass das damit zusammenhängt.“ „Alles hängt damit zusammen. – Oh, wenn einer der Dämonenjäger des Prinzen kommt, lass ihn sofort vor.“ „Auch diesen unverschämten Mönch?“ Der hatte ihn immerhin angeschrieen. „Auch ihn. Sie sind die besten Agenten unseres Herrn. Noch keine Nachrichten aus dem Gefängnis?“ „Nein. Dieser Moryo…scheint zu schweigen.“ Myouga seufzte. „Ich hasse es. – Aber, nun gut. Kein verschärftes Verhör, einstweilen.“ Das würde er dem Herrscher überlassen, wie er darüber entschied. Und solange keine Nachricht aus dem 18. Bezirk vorlag, sollte man nicht zu rasch vorgehen. Lieber keine Fehler als Übereile. Immerhin war er seinem Herrn für alles verantwortlich. ********************************* Im nächsten Kapitel kommen die Hunde nach Hause...und ein Baby denkt nach: Akagos neuer Plan. bye hotep Kapitel 13: Akagos neuer Plan ----------------------------- Die Schattendrachen sind soweit Verbündete, aber das heisst noch lange nicht, dass das Baby aufgibt, zumal es nichts davon weiss... 13. Akagos neuer Plan Prinzessin Maja alias Akago blickte aus dem Fenster des Schlosses, als er Lärm hörte. Was er sah, freute ihn nicht sonderlich. Das Heer war komplett zurück. Schon zuvor waren hundertfünfzig Dämonenkrieger zurückgekehrt, plus Amazonen, und immer wieder schwerbewaffnet durch die Hauptstadt patrouilliert. Jetzt waren alle wieder da. Das bedeutete entweder, dass der Herrscher sicher und seine Söhnen vielleicht tot waren – aber dazu schienen ihm die Krieger eindeutig zu gut gelaunt – oder aber im schlimmsten Fall waren alle drei Hunde heil und gesund. Letzteres würde einen gewissen Rückschlag bedeuten und er müsste sich einen neuen Plan überlegen. Einen sehr guten neuen Plan. Er ließ seine Wirtin sich umdrehen, als eilige Schritte zu hören waren. Ach ja, das war doch diese junge Priesterin bei dem dämlichen Halbdämon. Aber eben auch die Tochter der Gefährtin des Herrschers. Sie war ebenfalls weg gewesen und wollte sich wohl nun bei Mama zurückmelden – hoffentlich mit den neuesten Nachrichten. „Oh, Priesterin…ist…ist alles in Ordnung?“ „Äh, ja, ich denke“, antwortete Kagome, ehe ihr einfiel, dass bei Prinzessin Maja ja ein Hölleninsekt gewesen war. So ergänzte sie vorsorglich: „Soweit ich es sagen kann. – Ist meine Mutter in ihrem Zimmer?“ „Die Despoina!“ betonte Akago, sicher, dass sich, ja buchstäblich, „seine“ Prinzessin an die höfischen Regeln halten würde. „Äh, ja…“ Ihr wurde klar, dass sie dämlich klingen musste, aber sie war zu verblüfft, um dazu etwas zu sagen. Selbst dem Herrscher gegenüber durfte sie von ihrer Mutter sprechen, ohne Rang oder Titel. So ging sie ohne weiteres Wort in das Zimmer, schloss allerdings die dicke Tür fest hinter sich. Ihre Mutter sah auf: „Kagome! – Ist...ist alles gut gegangen?“ „Ja, alles. Ich bin sicher, er wird bald zu dir kommen.“ Sie setzte sich und bemerkte mit gewisser Zärtlichkeit, wie Mama erleichtert aufatmete. „Alles ist in Ordnung.“ „Miroku war hier und hat gemeint, dass du ihnen den Tag gerettet hast.“ „Oh…Na ja, so schlimm war es nicht. Ich konnte wohl einiges an Bannkreisen beseitigen, die aus Schattenmagie hergestellt worden waren. Stell dir vor, der König der Schattendrachen selbst war davon angetan!“ „Das ist dann ja sicher schön. Geht es dir auch wirklich gut, mein Kind?“ „Ja, danke. Ich bin nicht einmal verletzt worden. – Ich muss jetzt bloß gleich wieder gehen, weil noch eine Besprechung angesetzt wurde. Ich wollte dir nur rasch Bescheid geben.“ „Danke, das ist lieb von dir. Hoffentlich können wir uns bald einmal in Ruhe sehen.“ „Das hoffe ich auch.“ Kagome drückte ihre Mutter an sich: „Irgendwie ist dauernd was los.“ „Leider. Ich…ich werde dir Nachricht schicken, wenn ich weiß, wann ich frei habe, ja?“ „Du meinst, wenn du wieder allein bist….“ Die Tochter lachte ein wenig: „Hoffentlich hab ich dann nicht gerade wieder Dienst.“ „Oh.“ „Äh, nein, nicht so.“ Sie wurde rot, als ihr klar wurde, wie ihre Mutter das interpretieren musste: „Ich meine, ich mag Inuyasha, aber….Na ja, wir sind doch nicht verheiratet.“ „Möchtest du denn gern?“ „Sag ja nichts dem Herrscher, bitte!“ bat sie fast panisch. „Schon gut. Das ist wirklich eine Sache zwischen dir und dem Prinzen, nicht wahr?“ „Danke, Mama. Also, bis dann.“ Als sie zur Tür draußen war, sah ihre Mutter an sich herunter: „Oh nein, so kann ich ihn unmöglich empfangen, “ murmelte sie: „Ich muss doch wenigstens hübsch aussehen….ein neues Kleid und ein rasches Bad, ja.“ Während sich die Despoina auf den erwarteten Besuch vorbereitete, dachte Akago intensiv nach. Das war der übelste aller möglichen Fälle. Der Herrscher samt seinen zwei Welpen am Leben. Wie hatten sie es nur geschafft, mit diesem dämlichen Atreus fertig zu werden? Der hatte sich doch gerühmt, Schattendrachen seien unsterblich und ihre Magie könne von niemand anderem gebrochen werden? Nun, es war wohl unmöglich, den danach zu fragen, und leider ebenso den Herrscher. Der Inu no Taishou würde vermutlich nicht einmal seiner Gefährtin darüber etwas erzählen, wenn er die Gedanken und Erinnerungen seiner Wirtin und deren Berichte an Moryomaru so richtig bedachte. Die Gefährtin wurde abgeschirmt, sei es von offiziellen Verpflichtungen, sei es von Regierungsgeschäften. Moryomaru, ja. Er saß unten im Kerker und wurde scharf, eher schärfstens bewacht. Immerhin hatte der Nachrichtendienst, wie es zu erwarten war, noch keinen Hinweis auf ihn selbst gefunden. Sein ehemaliger Partner schien ihn doch tatsächlich noch immer zu decken, eine unangebrachte, wenn auch amüsante, Loyalität. Wie sollte er nun vorgehen? In Prinzessin Maja war er so gut wie unauffindbar. Es gab durchaus, wenn er sich an die Ermittlungen seines Ziehvaters Naraku erinnerte, einige der Fürsten oder auch nur Fürstensöhne, die nicht ganz so angetan vom Inu no Taishou waren, wie sie gern vorgaben. Vor allem dieser Erbprinz Achill…Wenn man den übernehmen würde? Er schien ja erheblich Probleme mit seinem Vater zu haben, wäre also wohl wie Maja ein leichtes Opfer. Vielleicht könnten die Hölleninsekten da Weiteres herausfinden. Den Herrscher selbst zu übernehmen, war riskant, das hatte Narakus Niederlage mit dem Seelenspiegel bewiesen. Zu beeinflussen war der, wenn überhaupt, nur über seine Gefährtin. Diese gute Frau zu übernehmen …. Akago dachte nicht weiter darüber nach. Da war keine Trauer, keine dunkle Seele. Sie war einfach zufrieden, ruhig und gelassen. Widerlich, geradezu. Dass es solche Menschen überhaupt geben durfte….Nun, er steckte ja in ihrer Hofdame. Vielleicht könnte ein Wort hier oder da das andere ergeben? Aber insgesamt war das zu wenig. Zumal sie ja nichts von Politik wollte. Den Bastardprinzen zu übernehmen? Du liebe Zeit. Ein wenig Stolz hatte er ja auch noch – überdies wagte er zu bezweifeln, dass der impulsive und gleichzeitig sture Halbdämon ein einfaches Opfer wäre. Stur war freilich auch Seine Gnaden, auch, wenn der die interessantesten Optionen bot. Eine direkte Übernahme würde bestimmt kaum gelingen. Aber wozu steckte er gerade im Körper einer jungen, vermutlich hübschen, Dämonin? Eine Heirat mit Sesshoumaru bot gleich drei Vorteile: bei passender Gelegenheit einen Übernahmeversuch des Kronprinzen selbst, bei einer Heirat eine indirekte Beeinflussung eben als Ehefrau, und natürlich, die sichere Übernahme eines möglichen Erben – und damit die Herrschaft, wenn Opa und Papa etwas…begegnen sollte. Alles, was er tun musste, war, nicht Sesshoumaru von den Vorzügen dieser Eheschließung zu überzeugen, sondern den Herrscher. Gegen dessen Befehl gab es schließlich kein „Nein“, nicht einmal seines Ältesten. Akago überlegte genau sein weiteres Vorgehen und überprüfte es noch einmal. Aber er konnte keinen Fehler finden. So machte er sich auf, um zu den Stallungen der Drachen zu gehen. Im Arbeitszimmer des Herrschers setzten sich seine Söhne an dessen Seite, während sich Kagome, Sango und Miroku höflich davor knieten, ein wenig überrascht, zu einer weiteren Besprechung gerufen worden zu sein. Sarpedon, der Heerführer und Betei waren ebenfalls anwesend, als der kleine Flohgeist herein gesprungen kam. „Ich bin überaus erfreut, Eure Hoheit in guter Verfassung wieder zu sehen“, sagte er höflich, aber jedem im Raum war klar, dass seine Erleichterung kaum in Worte zu fassen war. „Danke, Myouga.“ Der Inu no Taishou sah ihn an: „Dein Bericht?“ „Kouga kam vor wenigen Stunden aus dem 18. Bezirk zurück. Da Miroku, wie er gewiss Euch schon berichtet hat, ein Hölleninsekt bei Prinzessin Maja entdeckt hatte, nahm ich an, dass womöglich Shippou, ich meine Provinzfürst Shippou oder Hofrätin Cinnamon etwas mitbekommen haben könnten. Immerhin ist das der Bezirk, den Naraku beherrscht hatte. Die beiden wussten leider nichts über die Hölleninsekten, aber sie durchsuchten alle Papiere, die aus der Zeit Narakus noch vorhanden waren, befragten auch die Räte und andere Dämonen. Dabei erfuhren sie, dass dieser Naraku anscheinend Nachkommen hatte.“ Inuyasha stöhnte auf: „Dass solche Typen immer Söhne haben müssen!“ „Keine Söhne, Euer Durchlaucht,“ korrigierte Myouga, dessen erster Gedanke durchaus ähnlich gewesen war. „Es scheint sich um eine besondere Art Abkömmlinge zu handeln, ähnlich wie es Kagura gewesen ist, erzeugt nur aus ihm selbst.“ „Das klingt nach recht wenig Spaß….“ Miroku bemerkte, dass er laut gedacht hatte, und senkte eilig den Kopf, um dem Blick des Kronprinzen zu entgehen, der ihn anscheinend am liebsten tranchiert hätte. Der Herrscher blieb sachlich: „Konnten sie auch herausbringen, um wen es sich dabei handelt?“ „Nein, Hoheit. Aber ich vermute, dass Moryomaru, den ich festnehmen ließ, weil Prinzessin Maja angab, er würde sie über die Despoina ausfragen, einer von ihnen ist. Er ist im Kerker, aber er schweigt auf sämtliche Fragen. Er stammt jedenfalls, das sagte er Prinzessin Maja, aus dem 18. Bezirk.“ „Er schweigt?“ „Nun, auf gewöhnliche Fragen, Hoheit. Ich wollte ohne Befehl Eurer Hoheit oder Seiner Gnaden nicht…härter vorgehen. Er ist unsere einzige Spur.“ „Aber Cinnamon und Shippou sind sicher, dass es zwei sind.“ „Ja, Hoheit.“ „Dann müssen wir dieser Spur auch nachgehen. – Sango, Miroku: ihr nehmt Kohaku mit und fliegt in den 18. Bezirk. Ich bezweifele nicht, dass Fürst Shippou und Cinnamon alles herausgebracht haben, was zu finden war, “ ergänzte er nachdenklich: „Aber ihr habt Naraku kennen gelernt und seine Hölleninsekten. Durchsucht noch einmal die Papiere, auch die Berichte der Befragungen. Ich müsste mich schwer irren, wenn Hofrätin Cinnamon sie nicht noch zur Hand hat. Alles, was ihr über diese Abkömmlinge und die Hölleninsekten herausfinden könnt, mag wichtig sein.“ Die beiden verneigten sich höflich, aber Sango richtete sich kurz auf, ehe sie sich wieder vorbeugte. „Nun, Sango?“ „Danke, Hoheit. – Kagura ist ein Abkömmling Narakus gewesen und gestorben, als er starb. Warum sollten diese beiden überlebt haben?“ Myouga, dem diese Frage galt, zuckte die Schultern. „Dieses Abkömmlinge-Schaffen ist nicht gerade üblich. Es mag sein, dass er ihnen eigene Herzen mitgab. Dazu müsste Moryomaru reden.“ „Das überlasse ich dir, Sesshoumaru.“ Der Herrscher nickte: „Allerdings sollte er am Ende noch am Leben sein.“ „Wie Ihr wünscht.“ Der Kronprinz sah zu dem Leiter des Nachrichtendienstes: „Der zweite Abkömmling konnte bislang nicht näher identifiziert werden?“ „Nein, Euer Gnaden.“ Der Inu no Taishou blickte seitwärts: „Inuyasha, behalte Kagome bei dir. Sobald etwas über den zweiten Abkömmling bekannt ist, erhaltet ihr weitere Anweisungen. Sarpedon, Betei, ihr lasst eure Krieger und die Amazonen einstweilen in der Hauptstadt. Wer auch immer das ist – er war in der Lage, Atreus kennen zu lernen und sich mit ihm zu verständigen, mit Moryomaru jemanden mitten in den Palast einzuschleusen. Also, keine Nachlässigkeit.“ Da das die klare Verabschiedung war, neigten seine Söhne die Köpfe, ehe sie sich erhoben. Dann erst tat dies auch der Rest. „Oh, Myouga…“ „Hoheit?“ „Lass doch Saya alles überprüfen, was in den Unterlagen über Abkömmlinge zu finden ist – und vor allem, wie sie zu töten sind.“ „Ja, Herr.“ Moryomaru sah auf, als die Tür zu seiner Zelle geöffnet wurde. Kam schon wieder ein Idiot, der ihm immer die gleichen Fragen stellte, oder war das jetzt endlich Akago? Der würde doch bestimmt schon längst einen Plan entwickelt haben, wie er ihn hier herausholen konnte. Aber er richtete sich unwillkürlich etwas auf, als er sah, wer eintrat. Vornehme Kleidung, lange, weiße Haare, Augen von der Farbe und Kühle des Bernsteins – das war der Kronprinz. Hinter ihm kam einer der Wärter und zog die Tür hinter sich zu. „Moryomaru.“ Sesshoumaru blieb vor ihm stehen und musterte den Gefangenen. Dieser stellte sich so aufrecht hin, wie es die Ketten zuließen, bemüht, seinen Stolz zu wahren. Aber er stellte fest, dass das viel schwieriger war, als bei den anderen, die zuvor bei ihm gewesen waren. Der Blick der goldfarbenen Augen war kühl, nichts darin verriet Zorn oder auch nur Interesse. Etwas in seinem Hinterkopf schien förmlich zusammenzuzucken, als er erfasste, dass dem Kronprinzen sein Leben oder seine Nicht-Existenz wirklich vollkommen gleichgütig war. Und er begriff, dass jede Lüge erkannt werden würde. Aber er sagte: „Welche Ehre, dass du dich selbst in den Kerker bemühst….“ „Wo ist Narakus zweiter Abkömmling? Und wie lautet euer Plan?“ Sie wussten von Akago? Aber sie hatten seinen Partner noch nicht. Also musste er nur weiterhin den Mund halten, dann würde der ihn doch befreien. Der Kronprinz blieb sachlich: „Ich verspüre nicht die mindeste Lust, mit Abschaum wie dir meine Zeit zu verschwenden. Atreus war lästig genug.“ Er ließ den Gefangenen nicht aus den Augen: „Antworte. Oder Schmerzen werden dich zum Reden bringen. Mir ist es gleich. Aber lass dich warnen: ein „Nein“ als Antwort werde ich nicht hören.“ Moryomaru glaubte ihm. Als Inuyasha in seine Zimmerflucht kam, fasste er Kagome an der Hand: „Kommst du mit?“ „Wohin?“ fragte sie irritiert. „Na, in mein Zimmer.“ „Muss ich wohl, oder?“ So lautete doch der Befehl des Herrschers. „Ich trage deine Kette noch immer….“ Er grinste, als er seine freie Hand daran legte. „Oh…“ Sie wurde rot, als sie begriff. Ja, sie hatte sie ihm geschenkt – und mehr aus Versehen den magischen Spruch aktiviert: „Du meinst: Küss mich?“ Prompt leuchtete die Kette auf und der Prinz wurde förmlich zu ihr gerissen und küsste sie – allerdings weitaus länger, als ihn der Bann gezwungen hätte. Als er sie freigab, holte die junge Priesterin tief Luft: „Oh….Ich wusste gar nicht, dass du so küssen kannst.“ In den goldfarbenen Augen des Halbdämons schienen Funken zu tanzen: „Dann hast du noch viel zu lernen….“ In jäher Panik stammelte sie: „Inuyasha! Ich meine, das Reich ist in Gefahr….und...“ „Ja, ich weiß. – He, keine Angst.“ Er nahm wieder ihre Hand: „Wir sind doch Freunde. Und ich werde ein „Nein“ von dir immer hören.“ Erleichtert ließ sie sich von ihm mitziehen. Der Inu no Taishou betrat das Zimmer seiner Gefährtin mit dem Jahrhunderte vermissten Gefühl nach Hause zu kommen, wie dies nur Menschenfrauen schaffen konnten. Sie stand da, erwartete ihn offensichtlich, und lächelte. Die ganzen Wochen, in denen sie nun hier war, hatte er kein einziges Mal erlebt, dass sie auch nur schlecht gelaunt gewesen wäre. Immer war ihr Gemüt, ihr Geruch friedlich. „Willkommen zu Hause, mein Gebieter….“ Aber in ihrer Stimme lag die ganze Erleichterung, die sie empfand. Er trat zu ihr und zog sie an sich: „Ich hoffe, du hast dir keine zu großen Sorgen gemacht?“ Was sollte sie darauf sagen? „Ich vertraute auf Eure Söhne. Und jetzt ist es ja vorbei…“ „Leider noch nicht ganz. Es läuft noch einer frei herum, den ich lieber zumindest hinter festen Mauern wüsste. Aber keine Sorge. Wir sind auf der Hut.“ Sie nickte: „Dann habt Ihr noch viel zu tun.“ Und keine Zeit für sie, aber das, so wusste er, würde sie nie sagen. Sie beklagte sich nicht, wenn er sie allein ließ, akzeptierte, dass ein Herrscher sehr viel zu tun hatte, wenn er verantwortungsvoll sein wollte, ja, wollte ihm stillschweigend helfen, diese Bürde zu tragen. Sie war wirklich eine kluge, warmherzige Frau. Seine Frau… „Ihr…Ihr seht mich so an…?“ Sie errötete etwas. Der Blick der goldenen Augen war so ernst, so voll einer stummen Botschaft, dass er nur eine Deutung zuließ. „Ich sehe dich an, ja.“ Die überstandene Todesdrohung, die durchlittenen Schmerzen, all das weckte in ihm das Bedürfnis nach etwas, das Leben bedeutete: „Aber nicht nur….“ Er nahm sie fester und neigte sich über sie. Als er spürte, dass sie sich an ihn schmiegte, ihre Hände über seinen Rücken strichen, schaltete etwas in ihm seinen Verstand aus. Als er sie – viel später – aus seine Armen freigab, lächelte er: „Ich sollte Sesshoumaru einen Gefallen tun. Ich fürchte, außer Myouga ist er im Moment der Einzige, der mit der Aufklärung der Verschwörung beschäftigt ist.“ Seine Gefährtin dachte flüchtig dran, dass Maja ihr zuvor bei der Vorbereitung des Bades verlegen gestanden hatte, in den Kronprinzen verliebt zu sein, aber das würde kaum die Art Gefallen sein, die der Inu no Taishou für seinen Ältesten im Sinn hatte. So meinte sie nur: „Kagome ist noch immer bei Inuyasha?“ „Ja. Ich möchte die beiden in der Hinterhand haben. Deine Tochter ist übrigens eine sehr fähige Priesterin. Hat sie das von dir?“ „Nein, auch wenn mich das Lob freut. Die Priestereigenschaften stammen aus der Linie meines….meines verstorbenen Mannes. Dann werden...wird sie wieder reisen?“ „Das weiß ich noch nicht.“ Er drehte sich zu ihr: „Ich weiß, dass du sie vermisst. Ich hoffe ja auch, dass jetzt endlich wieder Ruhe einkehrt. Vielleicht kommen Inuyasha und Kagome dann auch näher zusammen….“ „Ihr habt nichts dagegen?“ „Wie könnte ich? Wie ich schon einmal sagte: das liegt wohl in der Familie.“ Er erstarrte etwas. „Mein Gebieter?“ Sie hatte es bemerkt. Er küsste sie sanft: „Mir ist nur gerade etwas eingefallen – und das hat nur sehr indirekt mit deiner Tochter zu tun. Ich muss gehen, leider.“ „Ich werde auf Euch warten.“ „Ich weiß.“ Er griff bereits nach seiner Kleidung: „Und macht mich glücklich.“ In seinem Arbeitszimmer dachte er nach. Inuyasha und Kagome, ja. Warum hatte er nicht schon früher daran gedacht? Das war eine Beziehung, die er sicher nicht tadeln konnte – immerhin war ihre Mutter ja auch für ihn selbst mehr als ansprechend. Nein, rein auf privater Ebene war nichts dagegen einzuwenden. Aber warum nur hatte er nie zuvor an die Folgen gedacht, die diese Heirat…diese mögliche Heirat auf das Reich hätte? Sesshoumaru war unverheiratet und kinderlos, Inuyasha derzeit also sein Erbe. Aber falls dem Kronprinzen etwas zustoßen würde…..Nun, sein Jüngster war stark und bewies immer mehr, dass er durchaus fähig war – er würde sich als Herrscher wohl durchsetzen können. Aber was wäre in der Generation danach? Kein Dämon der ersten Rangstufe würde sich einem Herrscher beugen, der zu drei Vierteln ein Mensch war – und ein solcher Enkel würde sich auch nie gegen Dämonen wie Kouga durchsetzen können. Seine Dynastie wäre am Ende. Nein. Das sollte nicht passieren. Dagegen gab es nur einen einzigen Weg: Sesshoumaru sollte heiraten, eine Dämonin, und so schnell wie möglich einen vollblütigen Dämon als Erben bekommen, bevor die Hochzeit zwischen seinem Jüngsten und seiner Menschenfreundin genehmigt werden konnte. Kagome war ein Mensch und würde nicht so lange leben. Das war ein Punkt, den er mit seinen Söhnen so rasch wie möglich besprechen sollte. Er sah auf, als sich seine Tür öffnete, sicher, wer unangemeldet käme: „Nun, Sesshoumaru?“ „Der zweite Abkömmling nennt sich Akago. Und er ist ein Kind.“ „Ein Kind?“ „Äußerlich.“ Der Kronprinz setzte sich: „Er soll allerdings recht klug sein – nun, was auch immer Moryomaru unter klug versteht.“ „Der Plan mit Atreus und der Versuch, Maja durch Moryomaru aushorchen zu lassen, war sicher nicht ungeschickt.“ „Vergebt, verehrter Vater. Ich habe Anweisung erteilt, im gesamten Reich nach jemandem mit diesem Namen zu fahnden – und dem ungewöhnlichen Aussehen eines weißen Kindes.“ „Gut. Aber wenn Akago kein Narr ist, wird er sich verborgen halten. Und leider ist er keiner. Wir haben mit Naraku schon genug Ärger gehabt. Wer weiß, wo sich sein Abkömmling herumtreibt. Denn bedauerlicherweise nehme ich keine Minute an, dass er aufgegeben hat. Moryomaru lebt noch?“ „Er war dann doch schlau genug, es nicht auf den Ernstfall anzulegen.“ „Das ist besser. Unter Folter erfährt man nur, was man bereits zuvor wusste. Kein sehr probates Mittel der Wahrheitsfindung, wenn auch manchmal bedauerlicherweise unerlässlich. – Noch etwas?“ „Er hält diesen Akago für einen Strategen, wenn ich das richtig verstanden habe. Also wird dieser wissen, dass er gefangen ist.“ „Die Wachen sind verstärkt?“ „Ja. Und Priester sind ebenfalls vor Ort. Moryomaru gab an, nichts über Herzen oder ähnliches zu wissen und ich war geneigt, ihm zu glauben.“ „Dann lass deinen Halbbruder holen. Es gibt etwas…Privates, dass ich mit euch besprechen will.“ Nicht noch einen Halbdämon! Aber der Kronprinz erhob sich gehorsam. *************************************** Wenn Seine Gnaden wüsste, was auf ihn zukommt, würde er wohl ein halbdämonisches Geschwisterchen mit offenen Armen empfangen: Akago plant ihn zu heiraten und Papa, sich in die Liebessachen seiner Söhne einzumischen....: Hochzeitspläne. bye hotep Kapitel 14: Hochzeitspläne -------------------------- Kein Mitleid für Seine Gnaden, wie ich feststellen darf..:) 14. Hochzeitspläne Kagome verließ das Zimmer des Prinzen, um zu ihrer Mutter zu gehen, da er ja schon wieder zu einer Besprechung gerufen worden war. So nahm sie an, dass auch der Herrscher bereits erneut bei der Arbeit wäre. Ein wenig überrascht drehte sie sich um, als sie ihren Namen auf dem Gang hörte. Sie erkannte die kleine Drachenreiterin des Kronprinzen. „Rin? Hast du Anweisungen Seiner Gnaden für mich?“ „Nein.“ Das Mädchen schien verwirrt: „Ich muss dich etwas fragen. Ich meine, du bist doch mit Seiner Durchlaucht zusammen….“ Kagome wurde feuerrot: „Ich arbeite für ihn.“ Rin überhörte das: „Prinzessin Maja kam zu mir, in den Stall, wo ich die Drachen pflege.“ Das war sehr ungewöhnlich. „Sie sagte zu mir, sie würde Seiner Gnaden gern einen Gefallen tun, eine Freude machen, weil sie ihn sehr mögen würde, aber sie hätte keine Ahnung, wie sie das machen solle. Ich…mir fiel nichts ein. Seine Gnaden ist doch Seine Gnaden. Kannst du ihr vielleicht helfen?“ „Prinzessin Maja? Ach, Mutters Hofdame.“ Kagome schüttelte ein wenig den Kopf: „Na, willkommen in der Stadt der gebrochenen Herzen.“ Rin sah zu ihr auf: „Was meinst du?“ „Ich würde sagen, mindestens die Hälfte aller Dämoninnen und auch so manches Menschenmädchen im Palast ist in den...in Seine Gnaden verliebt. Und unglücklich, weil er nicht reagiert. Aber er hat wohl eben die Richtige noch nicht gefunden.“ „Und wie findet man die Richtige?“ erkundigte sich das kleine Mädchen neugierig. „Äh….Keine Ahnung. Aber das solltest du wirklich ihm selbst überlassen.“ „Ja, natürlich.“ Rin seufzte: „Du meinst also nicht, dass er sie gern hat?“ „Ich wage zu bezweifeln, dass er weiß, dass sie existiert. – Halt dich da raus, Rin, Liebes. Das gibt nur Ärger. Und du willst doch sicher keinen Ärger mit Seiner Gnaden?“ „Nein!“ Die kleine Drachenreiterin hätte lieber sonst etwas auf sich genommen. Für sie war der Kronprinz der Grund, warum jeden Tag die Sonne aufging. „Gut. Ich werde nichts sagen, Kagome, “ erklärte sie dann ernsthaft. „Danke.“ Schade war es schon. Sie hätte Seine Gnaden zu gern glücklich gesehen. „Gern geschehen.“ Als die beiden Prinzen sich zu ihrem Vater setzten – Inuyasha sichtlich neugierig, der Kronprinz bemüht, seine Besorgnis zu verbergen - nickte dieser. „Es handelt sich um etwas Privates, das dennoch das Reich betrifft.“ Sesshoumaru musste an sich halten, um nicht mit der Frage herauszuplatzen, ob die Gefährtin unwahrscheinlicherweise einen Halbdämon erwarte. Nicht etwa, dass er diesbezüglich an seinem verehrten Vater gezweifelt hätte, aber eigentlich hätte er gedacht, dass diese Menschenfrau bereits aus den fruchtbaren Jahren wäre… Zu seiner gewissen Beruhigung fuhr der Inu no Taishou fort: „Zunächst einmal geht es um dich, Inuyasha. Du bist im Moment mit Kagome zusammen, wie ich bemerkt habe. Und ich vermute doch, dass du mich nicht so brüskieren willst, sie sitzen zu lassen.“ „Äh, nein….“ Der Halbdämon wurde etwas rot: „Ich meine, ich mag sie sehr gerne, aber…“ „Aber was?“ kam es unerwartet scharf: „Vergiss bitte nicht, dass sie meine Stieftochter ist!“ Ach du liebe Güte, erkannte der Prinz und beteuerte eilig: „Ich will ja nicht…ich meine, ich habe ihr ja nichts getan!“ Oh, gut, dachte der besorgte Vater beruhigt. Da hatte sich wirklich jemand mehr in der Gewalt als er selbst in diesem Alter: „Würdest du dennoch in Erwägung ziehen, sie zu heiraten?“ Inuyasha schluckte etwas: „Ich…ich habe nicht daran gedacht...ich meine, ich habe sie nicht gefragt….“ Aber natürlich wäre einem Befehl des Herrschers nichts entgegenzusetzen. Er warf einen Hilfe suchenden Blick zu seinem älteren Halbbruder, aber der schien sich fast zu amüsieren. „Wie Ihr wünscht…“ endete er etwas hilflos höfisch-formell. „Gut. Dann werde ich euch das Problem schildern, dass sich aus einer solchen Ehe ergeben würde.“ Der Kronprinz wurde aufmerksam. Probleme? Er hätte gedacht, dass es eigentlich vollkommen gleich wäre, mit wem sein kleiner Bruder ins Bett ging – natürlich, wenn man von der Tatsache absah, dass es sich um die Tochter des Despoina handelte. Der Inu no Taishou erklärte sachlich: „Sesshoumaru ist unverheiratet und kinderlos, du, Inuyasha, bist derzeit also sein Erbe. Du bist stark und beweist langsam auch gewisse Fähigkeiten. Ich denke, du könntest dich im Fall der Fälle als Herrscher durchsetzen. Bist du allerdings mit einer Menschenfrau verheiratet, ist dein möglicher Sohn nur mehr zu einem Viertel ein Dämon. Und kein Dämon der ersten Rangstufe würde sich ihm beugen.“ „Verzeiht“, meinte Inuyasha unbehaglich: „Aber Sesshoumaru sieht mir eigentlich noch ganz gesund aus.“ „Es ist nur eine Möglichkeit“, gab der Angesprochene zu: „Ich denke, unser verehrter Vater ist weise genug, alle Möglichkeiten einzuplanen, die die Zukunft bringen mag.“ Allerdings konnte er sich im Moment nicht vorstellen, worauf das Ganze hinauslaufen sollte. Doch ein Heiratsverbot für Inuyasha? Der Herrscher nickte: „Ich bemühe mich darum. – So lautet meine Entscheidung: Inuyasha darf erst heiraten, wenn du, Sesshoumaru, es bereits bist.“ Er bemerkte, dass ihn beide Söhne anstarrten und fuhr fort: „In Anbetracht der Tatsache, dass Kagome ein Mensch ist, mit einer entsprechend kurzen Lebensspanne, ist es daher wünschenswert, dass dies so rasch wie möglich geschieht.“ „Verehrter Vater….“ Der Kronprinz zwang sich zur Ruhe: „Ich…ich finde, ich habe noch Zeit…“ Der Inu no Taishou hatte in diesem Moment eine Eingebung. Warum eigentlich nicht das familiär Sinnvolle mit Nützlichem verbinden? „Drei Wochen.“ „Wie meint Ihr das?“ Er brachte es kaum heraus. Vater neigte zwar manchmal zu seltsamen Ideen - er musste nur an seine eigene vorgetäuschte Verlobung mit Kagome denken – aber das erschien ihm nun doch ein wenig zu arg. „Ich erwarte in drei Wochen, einundzwanzig Tagen, deinen Vorschlag, welche Dämonenprinzessin oder Dämonin der ersten Rangstufe du zur Frau willst. Hast du dich bis dahin nicht entschieden, werde ich es wohl für dich tun müssen.“ „Wollt Ihr auf diese Art unsere Gegner hervorlocken?“ Das war doch sicher der Hintergedanke. Bestimmt….. Sein Ältester war wirklich nicht dumm, aber…„Ich möchte, dass Inuyasha und Kagome heiraten. Und ich will von dir einen vollblütigen Enkel. Immerhin bist du fast tausend Jahre alt.“ Inuyasha sah sich fast gezwungen, seinem sichtlich bestürzten Halbbruder beizustehen: „Äh…Vater, drei Wochen sind wirklich ein wenig kurz, zumal ja auch noch dieser Akago irgendwo herumschwirrt. Es wäre doch wichtiger, den zu fangen, als dass Sesshoumaru jetzt alle Bezirkshauptstädte abklappert und sich eine Braut sucht.“ „Das war alles.“ Der Herrscher lehnte sich etwas zurück, bemüht, sowohl den deutlichen Zorn seines Ältesten als auch die Verwirrung des Jüngeren zu ignorieren. Ein Enkel wäre doch wirklich nicht schlecht. Und Sesshoumaru sollte sich nicht so haben. In seiner Position wäre es ihm möglich, eine Ehefrau bis auf gewisse nächtliche Besuche zu meiden. Wenn er selbst so zimperlich gewesen wäre, hätte er bis heute keinen vollblütigen Sohn. Er entsann sich nur zu gut seiner eigenen Verlegenheit, als er feststellen musste, dass er zum ersten Mal in seinem Leben mit geschlossenen Augen erduldet, ja, erlitten wurde, aber natürlich hatten weder sie noch er vergessen können, dass er ihren Vater getötet hatte. Ein Grund mehr, ihre anderweitigen Wünsche zu achten. Die Menschen und Dämonen im Palast wichen noch einen Hauch schneller beiseite als gewöhnlich, verneigten sich noch ein wenig tiefer, als der Kronprinz in seine Räume schritt. Irgendetwas lag um ihn, das wie ein kalter Hauch des Todes war. Und was auch immer Seine Gnaden so erzürnt hatte – es war besser, nicht das erste unvorsichtige Opfer zu sein. „Jaken!“ „Euer Gnaden?“ Der Froschdämon brachte es fast nicht heraus, zu vertraut mit den Stimmungen seines Gebieters. „Ich will ungestört sein.“ „Ja.“ Was vermutlich auch lebenserhaltender für alle anderen war. Das letzte Mal, als er Seine Gnaden in dieser Laune gesehen hatte, hatte ihm der Herrscher gerade seine Verbindung mit Izayoi mitgeteilt. Und ein unvorsichtiger Krieger, der ihm dazu gratulieren wollte, war in allen vier Ecken des Raumes gleichzeitig gelandet. Was war nur geschehen? In seinem Arbeitszimmer trat Sesshoumaru an das Fenster. Was um aller Himmel Willen war denn in Vater gefahren? Nicht, dass ihm nicht klar gewesen wäre, dass es seine Pflicht war, eines Tages zu heiraten – aber in drei Wochen? Was sollte das? Aber Vater hatte es gesagt – und wenn er an seiner Statt darüber entscheiden würde, war das ein Befehl, dem er sich nur beugen könnte. Warum diese Eile? Steckte da etwa Kagomes Mutter dahinter? Hatte die Vater überredet, dass ihre Tochter verheiratet würde, weil sie angenommen hatte, Inuyasha habe sich sowieso bereits sein Vergnügen geholt? Oder war das doch eine Falle für Akago? Warum hatte Vater das nicht offen zugegeben? Wegen Inuyasha? Sein Halbbruder war loyal, das war klar, aber leider auch ein wenig impulsiv. Er hätte das vermutlich zumindest gegenüber Kagome und den anderen Dämonenjägern ausgeplaudert. Und dabei bestand natürlich die Möglichkeit, dass das die Hölleninsekten mitbekamen. Hm. War es das? So oder so musste er gut nachdenken. Sehr gut. Inuyasha wartete auf Kagome: „Wo warst du denn?“ „Bei Mama.“ Sie setzte sich: „Aber da dein…der Herrscher zu ihr kam, ging ich natürlich wieder. Was war denn? Wieder etwas wegen einer Verschwörung?“ „Nein. Wegen uns….“ Sie wurde rot: „Ich dachte, er wäre damit einverstanden, dass wir…befreundet sind….“ „Es geht mehr um Vorsorge.“ Er starrte verlegen zu Boden: „Er meinte, ob es möglich wäre, dass ich…dass wir heiraten.“ Sie holte tief Atem und so fuhr er eilig fort: „Nein, kein Befehl, oder so. Ich sagte auch, dass wir das nicht beabsichtigen oder darüber gesprochen haben…“ Warum fühlte sie sich enttäuscht? „Aber?“ „Er meinte, im Fall der Fälle…Na ja, Sesshoumaru sei bislang ohne Erben, außer mir, aber wenn ich dich heiraten würde und einen Sohn bekäme, wäre der ja zu zwei Dritteln ein Mensch und kein Dämon würde ihn als Herrscher anerkennen...“ Sie musste nachdenken, ehe sie mitbekam, wo das Problem liegen könnte: „Das heißt, er würde eine Ehe verbieten?“ „Nein, oder ja. Solange, bis Sesshoumaru verheiratet sei. Und er ließ dem genau drei Wochen Zeit, sich eine Braut zu suchen.“ „Da findet er sicher zehn“, entfuhr es ihr. Er sah sie verwundert an: „Wovon redest du?“ „Sag bloß, du weißt nicht, dass Seine Gnaden die Herzen der meisten im Palast höher schlagen lässt, gleich ob Mensch oder Dämon.“ „Na ja…nein, das ist mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen….“ Er stellte sich in romantischen Dingen wirklich schrecklich untalentiert an. „Vorher kam sogar Rin zu mir…“ „Sag nicht, dass sie was von Sesshoumaru will. Sie ist doch ein Kind.“ „Ja, schon. Aber Maja, Mutters Hofdame, war anscheinend bei ihr und hat sie gefragt, was deinem Halbbruder Freude machen könnte. Ich würde mal sagen, Prinzessin Maja ist auch in ihn verliebt.“ „Warum nur? Er ist ja wohl nicht gerade das Musterbild eines netten Kerls…“ „Vielleicht darum. Ich weiß es nicht.“ So weit käme es noch, dass sie ihn aufklärte, warum der Kronprinz auf Frauen wirkte. „Ist das bei mir etwa auch so?“ Inuyasha! Aber das dachte sie nur. Was sollte sie darauf antworten? Er zuckte allerdings bereits die Schultern: „Schon klar. Ich bin nur die Nummer Zwei der Thronfolge und auch noch nur ein halber Dämon. Nur halb so interessant.“ Sie hörte die Sehnsucht nach Anerkennung und plötzlich tat er ihr Leid: „Nun, für mich bist du weitaus interessanter.“ Das war nicht gelogen. „Das ist …nett. Kagome….“ „Ja?“ „Sag deinen Befehl.“ „Küss mich.“ Der Inu no Taishou lehnte an der Wand und sah der Menschenfrau zu, die sich gerade einen Tee zubereitet hatte, nun ihn eingoss. Er selbst mochte keinen, aber er hatte schon Izayoi gern bei dieser Verrichtung zugesehen. So ernst, so elegant, wie sie das machten… Er hatte ihr gerade von seiner Entscheidung bezüglich der Heiraten seiner Söhne erzählt. Sie hatte nichts dazu gesagt, bislang. „Wäre es dir nicht recht, wenn Kagome Inuyasha heiratet?“ hakte er daher nach. Sie wurde unwillkürlich etwas rot. Die Heirat mit einem der beiden Prinzen war vermutlich der Mädchentraum sehr vieler, gleich ob Mensch oder Dämon. Überdies fiel eine Ablehnung unter Herrscherbeleidigung. Aber das sollte er wissen. So antwortete sie auf die ungestellte Frage: „Ich weiß, dass sie ihn sehr gern hat. Und ich glaube, auch Seine Durchlaucht wäre damit zufrieden. – Meine Bedenken gelten Seiner Gnaden.“ „Ich wage zu bezweifeln, dass er innerhalb von drei Wochen keine willige Braut findet.“ „Das sicher. Erst heute…“ „Erst heute?“ „Oh. Ich sollte wohl nicht darüber sprechen…..“ „Du hast es bereits getan.“ „Prinzessin Maja, meine Hofdame…“ Das hörte sich in ihren Ohren noch immer so eigenartig an: „Erzählte mir heute, dass sie Seine Gnaden…nun, sehr gern sehe.“ „Maja? Das freut mich. Ich hatte gehofft, dass der Umgang mit dir diesem schüchternen Häschen gut täte.“ Häschen? Ach ja, eine Hasendämonin, entsann sie sich. „Verzeiht – eine unglückliche Liebe?“ „Ich meinte damit, dass sie dir das erzählte. Ich kann Sesshoumaru ja einmal auf sie aufmerksam machen. Von wem weißt du es sonst noch?“ „Wissen von niemandem. Aber, wenn ich die Blicke der Mädchen richtig interpretiere….viele. Nun ja, “ ergänzte sie ehrlich: „Sie würden sich auch nicht beklagen, wenn Inu…Seine Durchlaucht sich für sie interessieren würde…oder Ihr selbst.“ „Macht macht attraktiv, ja.“ Das klang ein wenig bitter: „Es gibt nur wenige Frauen, die mich selbst sahen oder sehen können.“ Leider war auch Cinnamon unter diesen wenigen – und deren Zuneigung hatte er nie erwidern können, zu seinem größten Bedauern. „Verzeih. Das muss für dich hart geklungen haben.“ „Ich weiß, was Ihr meint“, sagte sie ehrlich: „Ich hatte zuerst ja Angst vor Eurer Macht.“ „Nicht vor mir?“ „Nein.“ „Wirklich nicht?“ Er zeigte im Lächeln betont seine Fangzähne. Er war schließlich ein Dämon. „Nein, davor nicht.“ Sie wusste, dass er erkennen konnte, wann sie log, und fuhr ein wenig verlegen fort: „Dämon oder nicht….Ich fand Euch recht gut aussehend. Aber eben der Herrscher…“ „Das klingt schmeichelhaft. – Nun gut. Ich werde mich jetzt allerdings um diese Verschwörung kümmern müssen. Und weniger um mein Privatleben oder das meiner Söhne.“ „Aber in drei Wochen…?“ „In drei Wochen werde ich weitersehen.“ Er wollte nicht einmal ihr sagen, dass er doch schwer annahm, Sesshoumaru würde die Lösung der Zwickmühle finden – und mithelfen, diesen Akago anzulocken. Der Kronprinz begab sich unterdessen zu den Unterkünften der Krieger. Ein Haus war für die Amazonen geräumt worden. Ihm war klar, dass es gegen die Regel der kriegerischen Frauen verstoßen hätte, einen Mann in ihren Räumen zu dulden und blieb vor der Wachhabenden stehen, die sich höflich verneigte. „Ich wünsche Betei und Thaleia zu sprechen.“ „Sehr wohl, Euer Gnaden.“ Die Amazone ließ durch nichts erkennen, dass sie zum einen verwundert war, zum zweiten die Rücksicht zu schätzen wusste, als sie sich umdrehte und im Haus verschwand. Nur kurz darauf kamen die Ratsführerin und die wohl beste Kämpferin der Amazonen und verneigten sich. „Euer Gnaden….?“ In Beteis Stimme lag eine gewisse Überraschung. „Ich habe einen Sonderauftrag für Thaleia. Und du als Ratsführerin der Amazonen solltest davon wissen, um, sagen wir, negative Folgen für sie zu verhindern.“ Die beiden Frauen warfen sich einen raschen Blick zu, ehe Betei sagte: „Wir schworen dem Herrscher und Euer Gnaden Treue. Ich bitte Euch jedoch, daran zu denken, dass Amazonen gewisse Regeln haben….“ „Dessen bin ich mir bewusst.“ Sesshoumaru musterte die Kriegerinnen: „Darum sagte ich auch, ein Sonderauftrag – kein Befehl. Ich gebe ihr die Möglichkeit abzulehnen. Komm, Thaleia. Und was immer du später Betei sagst oder nicht, ist deine Angelegenheit.“ „Danke, Euer Gnaden.“ Was sollte sie schon antworten? Das klang recht geheimnisvoll, aber auch schwierig. So folgte sie dem Kronprinzen in den Privatgarten. Nur Mitglieder der Herrscherfamilie durften sich dort aufhalten. Also würde niemand ihnen zuhören können. Sie bemerkte, wie gründlich sich Sesshoumaru umsah, anscheinend noch etwas überprüfte, aber sie blieb schweigend stehen. „Wenn du große Insekten siehst, hüte deine Zunge“, sagte er: „Es sind Spione der Verschwörung.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Er wäre bestimmt nicht verpflichtet gewesen, ihr das zu erklären. „Dein Auftrag, Thaleia: ich will, dass du dich gegenüber jedem als meine Braut ausgibst.“ Sie starrte ihn an, zu fassungslos, um an höfische Regeln zu denken. So fuhr er fort: „Auch gegenüber dem Herrscher. – Ich bin mir bewusst, dass Amazonen eigene Sitten haben.“ „Eben.“ Sie rang etwas nach Atem. Einen Heiratsantrag des Kronprinzen abzuschlagen fiel sicher unter Beleidigung und war tödlich. Aber er hatte zuvor doch gesagt, sie könne ablehnen. Vielleicht sollte sie es erklären: „Amazonen schwören, dass sie sich niemals einem Mann unterwerfen werden….“ „Ich sagte, als meine Braut ausgeben.“ Sie versuchte, zu verstehen: „Es ist nur ein…Spiel, um die Verschwörer zu täuschen?“ „Ja.“ „Ich danke für Euer Vertrauen Darum auch…Betei?“ Natürlich. Wenn die Ratsvorsitzende Bescheid wusste, dass es sich nur um Theater handelte, würden ihre Kriegsschwestern ihr keinen Verrat der Prinzipien vorwerfen können. „Es ist natürlich für mich eine sehr zwiespältige Lage, Euer Gnaden. Aber ich werde es unter einer Bedingung tun.“ „Nun?“ Sie sah zu ihm auf, tapfer genug, in die so kalten Augen zu blicken, als sie langsam meinte: „Wenn diese Verschwörung beseitigt ist, fordere ich als Dank von Euch, dass Ihr mir eine Nacht lang Vergnügen bereitet, ohne jedoch meine Ehre anzutasten.“ Sesshoumaru starrte sie für einen Moment überrascht an, ehe ihm einfiel, dass Gerüchte besagten, die Kriegsschwestern würden schon wissen, wie sie ohne Männer auskommen würden. Vielleicht wollte sie einfach einmal eine Vergleichsmöglichkeit haben. Und sie war durchaus attraktiv: „Einverstanden“, antwortete er ohne Widerwillen und sah überrascht, dass sie lächelnd den Kopf schüttelte. „Danke, Euer Gnaden, aber das ist nicht nötig.“, meinte sie: „Euer Anliegen bedeutet einen erheblichen Bruch unserer Prinzipien. Hättet Ihr Euch geweigert, dafür einen Ausgleich zu schaffen, hätte ich abgelehnt. Kronprinz hin oder her – ich will meinen Ruf für keinen unwürdigen Mann aufs Spiel setzen.“ Sie neigte den Kopf. Das war dreist gewesen und wenn er sie nun dafür bestrafen wollte, wäre es sein Recht. Mutig war sie, und stolz auch. Es gab im gesamten Reich sicher keine andere Frau, die das gewagt hätte, und wohl auch keinen Mann. Er fand, seine Wahl war nicht schlecht gewesen. „Geh zu Betei. Was du ihr sagst, überlasse ich dir.“ „Danke, Euer Gnaden.“ Thaleia ließ offen, ob es sich auf die Verabschiedung oder sein Entgegenkommen bezog, als sie sich verneigte und er allein blieb.. ********************************** Gut, Seine Gnaden hat sich eine schöne, kluge und tapfere Braut gesucht, die garantiert nichts von ihm will. Ob das Papa meinte? Im nächsten Kapitel erweist es sich als gut, wenn wenigstens die Menschen das tun, was nützlich ist und ermitteln. Seine Durchlaucht hat dagegen eine Erkenntnis in Punkto Liebe… bye hotep Kapitel 15: Ermittlungen ------------------------ Während sich der Herrscher und seine Söhne lieber um die Damenwelt kümmern, gibt es tatsächlich Leute, die in ihrem Sinn arbeiten... 15. Ermittlungen Akago, in Gestalt der Hasenprinzessin Maja, kniete höflich nieder, als der Herrscher seine Gefährtin verlassen hatte, und erkundigte sich nach neuen Befehlen der Despoina. Kagomes Mutter war etwas überrascht. Sie konnte sich noch immer nicht mit der Tatsache abfinden, dass jemand sie bedienen sollte. So meinte sie: „Ich habe übrigens mit Seiner Hoheit gesprochen….“ „Wegen mir?“ entfuhr es Akago, um dann eilig zu ergänzen: „Bitte nicht, wegen der Sache mit…mit dem Kronprinzen.“ „Doch. Hätte ich das nicht sollen? Das tut mir Leid.“ Doch, dachte Narakus Abkömmling: genau das hast du tun sollen, du dumme Pute. Jetzt würde der Herrscher bestimmt seinen Ältesten auf Maja aufmerksam machen, sei es auch nur im Scherz. Und das war mit Sicherheit ein guter Weg, den näher kennen zu lernen. Hoffentlich würde das kleine Mädchen, das den Drachen des Kronprinzen betreute, dem auch was sagen. Nach den Gerüchten im Palast sei sie die Einzige, die er relativ nahe an sich heran ließ. Und sie schien sehr naiv zu sein, da wäre sie bestimmt ein harmloser Bote. „Ich...ich bin etwas verlegen“, ließ er seine Wirtin jedoch sagen: „Aber ich bin sicher, Ihr habt es nett gemeint. – Habt Ihr keine weiteren Befehle?“ „Nein, danke. Du kannst tun, was du willst.“ Die Arbeit bei der Despoina war ja eine reine Sinekure, dachte Akago. Bei ihm würde es so etwas nicht geben. Aber er meinte nur: „Ich danke Euch“, ehe er sich zurückzog. Er musste noch einmal nachdenken. Angenommen, Sesshoumaru würde jemand anderen wählen – oder gar nichts in Richtung Heirat unternehmen, dann sollte ein guter anderer Plan vorliegen, wie er selbst an die Macht kommen würde. Wenn er nur an die Kyklopen dachte, die am Rande des Herrschaftsgebietes wohnten und sicher nicht allzu gut auf den Inu no Taishou zu sprechen waren…Oder ein Fürst? Oder doch dieser dämliche Achill, den schon Naraku ins Visier genommen hatte? Es gab eine Menge Möglichkeiten, und da Maja frei hatte, würde er die Zeit nutzen, einige Pläne zu schmieden, für den Fall der Fälle. Im 18. Bezirk hatte sich der kleine Fuchs gefreut, seine alten Bekannten wieder zu treffen: „Sango, Miroku…schön, dass ihr mich besuchen kommt.“ „Es ist leider ein offizieller Besuch, Fürstliche Gnaden.“ Sango wollte ihn nicht einfach mit Vornamen anreden. Immerhin standen einige Beamte und Krieger um sie. „Ja, schon klar.“ Shippou sah zu seiner Ratgeberin und eigentlich Erzieherin, seit sein Vater von den Donnerbrüdern getötet worden war: „Dann ziehen wir uns zurück, Hofrätin, und hören, was den Harmost und seine Begleiter herführt.“ Cinnamon nickte. Das hatte er sehr gut gesagt. Sie war auch neugierig, warum der Herrscher diese drei hergesandt hatte. So waren die Fünf nur kurze Zeit darauf im Arbeitszimmer des jungen Provinzfürsten. Shippou ließ die vorgetäuschte Würde fallen und sprang Sango in die Arme: „Lange nicht gesehen. Wie geht es Inuyasha und Kagome?“ „Oh, ganz gut.“ Sie drückte den Fuchsjungen an sich: „Ich glaube, sie nähern sich an….“ „Super. Das kann er sicher brauchen. – Das ist dein Bruder?“ „Ja. Kohaku.“ Sie ließ ihn wieder zu Boden, da sie den Blick der Hofrätin bemerkte. „Schön, dich kennen zu lernen. – Also, was ist los? Wir haben doch alles rausgesucht, was wir finden konnten?“ „Ja. Seine Hoheit war dir und Ihrer Exzellenz auch dankbar. Allerdings ist es leider so, dass im Palast Hölleninsekten aufgetaucht sind. Ein Dämon namens Moryomaru hat sich an Prinzessin Maja, die Hofdame der Despoina, herangemacht. Er wurde festgenommen. Er sagte aus, dass er aus dem 18. Bezirk stammt, ein Abkömmling Narakus sei. Der andere heißt Akago und sieht wie ein weißes Kind aus. Seine Hoheit wies uns an, die Unterlagen noch einmal speziell auf ihn zu durchsuchen.“ „Sagen dir die Namen was, Shippou?“ erkundigte sich Miroku, um eilig hinzuzufügen: „Oder Eurer Exzellenz?“ Cinnamon schüttelte den Kopf: „Wie wir Prinz Kouga schon mitteilten: die Leute hier konnten sich nur an Gerüchte erinnern, dass Naraku fünf Abkömmlinge erschaffen habe. Drei davon sind sicher tot. Folglich blieben nur zwei. Moryomaru und Akago, also. Ich werde euch die Unterlagen bringen lassen, die wir aus Narakus Zeit zum Thema Abkömmlinge gefunden haben. Und die Aussagen der Leute. Leider ist das nicht viel. – Die Despoina? Ist sie in Gefahr?“ „Nein, das denke ich nicht.“ Sango war ein wenig erstaunt, dass sich eine Dämonin, noch dazu eine Beraterin des Inu no Taishou, für eine Menschenfrau interessierte, sei sie auch dessen Lebensgefährtin. Cinnamon schloss kurz die Augen. Ihr war schon lange klar, dass der Herrscher ihre Liebe nicht erwiderte – und dass ihn sein Ehrgefühl davon abgehalten hatte, sie auszunutzen. Das änderte allerdings nichts daran, dass sie ihn glücklich sehen wollte, sei es auch mit einer Menschenfrau. Ihre eigene Stimmung würde da nie eine Rolle spielen. „Gut. Ich lasse die Unterlagen kommen.“ Sie sah rasch zu dem kleinen Provinzfürsten. Shippou nickte, wie er es sollte. Immerhin war er hier der Hausherr. Und da sie sich abwandte und zur Tür ging: „Manchmal ist es wirklich anstrengend, der Fürst zu sein.“ „Du vermisst deinen Vater, oder?“ fragte Miroku. „Ja, schrecklich. – Ich meine, Cinnamon ist sehr nett und ich kann mich wirklich nicht beschweren, aber dennoch…“ Der Fuchsjunge seufzte: „Aber, na schön, dann macht ihr euch auch an die Arbeit.“ „Dazu eine Frage, Harmost.“ Cinnamon war zurück: „Ein weißes Kind?“ „Ja, so sieht Akago anscheinend aus.“ „Ich erinnere mich an den Bericht über diese Kanna, die Seine Gnaden tötete. So?“ „Mehr jünger noch, wie ein Baby, soweit ich informiert wurde, Exzellenz.“ „Dann benötigt er sicher jemanden, der ihn trägt, da er kaum selbst laufen kann. Überdies würde ein Kleinkind allein auffallen. Er muss also einen Diener oder weiteren Mitverschwörer haben.“ „Exzellenz haben recht“, erwiderte Miroku, dem gerade klar wurde, warum das eine der wichtigsten Beraterinnen des Herrschers war: „Allerdings konnte Moryomaru darüber wohl nichts sagen.“ „Wer führte das Verhör?“ „Seine Gnaden.“ „Dann weiß dieser Moryomaru sicher nicht mehr. – Und Akago hat auf ihn verzichtet.“ „Ihr meint, er weiß, dass sein Partner im Gefängnis ist, und lässt ihn bewusst dort? Das würde aber bedeuten, dass er ihm schon im Vorfeld nicht zu viele Informationen hat zukommen lassen.“ „Sehr richtig, Mönch. Und das bedeutet auch, dass Moryomaru den Herrscher nicht weit führen wird. Jetzt verstehe ich, warum Seine Hoheit euch noch einmal hersandte. Es muss eine zweite Spur gefunden werden.“ Sie sah zur Tür, wo ein Mann mit Papieren hereintrat, sich eilig verneigte: „Lege die Akten vor Fürstliche Gnaden.“ Der Mensch gehorchte. Shippou bemühte sich wieder um ein fürstliches Gesicht: „Danke.“ Und als der Mann draußen war: „Wo wollt ihr anfangen?“ „Vorn.“ Sango ließ sich nieder: „Es muss etwas geben, irgendeinen Hinweis, wie man diesen Akago auftreiben kann, über welche Fähigkeiten er verfügt….“ Zum Glück oder eher bedauerlicherweise schienen es wirklich nicht viele Informationen zu sein. Es waren nicht allzu viele Seiten. Die Drei lasen, während sich Shippou auf Aufforderung seiner Betreuerin wieder in sein Audienzzimmer zu begeben hatte. Mit gewissem Murren, aber das war eben so, wenn man der zuständige Provinzfürst war. „Äh…Schwester?“ Kohaku sah auf. „Hast du etwas?“ fragte Sango sofort. „Hier heißt es in einer Aussage, dass der vormalige Fürst – also, Naraku – einmal erwähnte, dass er zuvor im 8. Bezirk gewesen sei. Wusstest du das?“ „Nein. Soweit ich weiß, war er für uns sozusagen schon immer im 18. Was wissen wir über den 8. Bezirk?“ Sie sah zu Miroku. Der zuckte die Schultern: „Viele Wälder, Gebirge, Ödland. Hauptstadt ist Ortygia, Fürst Volturnus.“ „Rin stammt aus dem 8. Bezirk“, ergänzte Kohaku: „Vielleicht kann man sie fragen?“ „Weniger“, meinte Sango: „Sie war ein Menschenkind der 3. Klasse, eine Staatssklavin, da weiß sie kaum etwas. – Volturnus? Der sagt mir doch etwas….“ Da sie Ehemann und Bruder fragend ansahen, fuhr sie fort: „Ja, klar. Bei dem sollten wir uns besser nicht sehen lassen. Menschen mag er angeblich nur gebraten.“ „Das würde ihm Ärger mit dem Herrscher und damit einen Besuch Seiner Gnaden einbringen“, erklärte Kohaku sofort: „Schon gut, er achtet keine Menschen, meinst du, oder?“ „Das könnte untertrieben sein. Es soll nur dem Inu no Taishou zu verdanken sein, dass die Staatssklaven dort medizinische Betreuung bekommen. Menschen der 2. Rangstufe sind angeblich in diesem Bezirk sehr selten. – Ob Naraku mit Volturnus bekannt gewesen ist?“ „Wenn ja, wird das der gute Fürst schleunigst vergessen haben“, meinte Miroku lebenserfahren: „Zumindest in dem Moment, in dem der Hochverräter war und kein Fürst mehr. – Suchen wir weiter. Ansonsten wäre das ein Anhaltspunkt, den wir melden sollten. Und sicher ist Ortygia nicht der Ort, wo wir ohne ausdrücklichen Befehl antanzen können.“ „Stimmt. Überdies ist fraglich, ob Fürst Volturnus etwas über Akago weiß. Ich muss gestehen“, seufzte Sango: „Dass mir diese ganzen Verschwörungen langsam auf die Nerven gehen.“ „Ich wäre auch lieber auf Kosten des Inu no Taishou in Lenaia“, gab ihr Mann zu: „Aber solange dieses wildgewordene Baby unerkannt in der Gegend herumschwirrt, müssen wir eben arbeiten.“ „Also lesen wir weiter…“meinte Kohaku und neigte erneut den Kopf über die Papiere. Die anderen beiden folgten diesem Beispiel. Shippou schritt wie ein Fürst in das Zimmer. Sobald er allerdings die Tür hinter sich zu geworfen hatte, rannte er wie das Kind, das er war, zu seinen Freunden: „Und? Habt ihr was gefunden?“ „Vielleicht. Kennst du Fürst Volturnus?“ fragte Sango. „Nein, also, nur dem Namen nach. 8. Bezirk, oder? Er ist, glaube ich, eine Art Katzendämon, aber ein recht großer.“ „Ein Tiger.“ Hofrätin Cinnamon war etwas langsamer ihrem Schützling gefolgt: „Was soll der mit diesem Akago zu tun haben?“ „Womöglich nichts, Exzellenz. Aber es gibt nur den einzigen Hinweis, dass sich Naraku anscheinend einmal im 8. Bezirk aufhielt.“ Cinnamon dachte nach, ohne dass es einer der Menschen oder der kleine Fuchs auch nur wagte, eine Bewegung zu machen. Zu sehr war ihnen bewusst, dass sie eine der fähigsten Berater des Herrschers war – und gerade ein sehr schlauer Kopf die Möglichkeiten abwog. „Volturnus ist nicht gerade das, was ich einen Menschenfreund nennen würde“, meinte sie schließlich: „Und Naraku war kein vollwertiger Dämon. Allerdings verstand er, das zu verbergen. Was mich ein wenig beunruhigt, ist die Tatsache, dass im 8. Bezirk Echidna lebt. Und wenn jemand etwas über eigenartige Abkömmlinge weiß, dann sie.“ Sie bemerkte, dass die Menschen sie fragend anblickten: „Eine recht…..alte Dämonin. Sie hat aus ihrer Ehe einige Kinder, zwei hundeartige, eine schlangenartige. Aber sie erschuf aus sich selbst auch einige andere Wesen, immer Mischwesen. Und für Menschen sicher sehr gefährlich. Schon der Vorgänger des mächtigen Inu no Taishou hatte den Vater ihrer Kinder gebannt. Falls Naraku etwas über Abkömmlinge wissen wollte, war sie sicher die beste – oder schlechteste - Adresse, an die er sich wenden konnte. Und damit könnte auch sie etwas über Akago wissen.“ „Wir werden es dem Herrscher melden. Wisst Ihr, wo sie lebt?“ „Nein. Aber das wiederum könnte Volturnus wissen. Er ist nicht der Typ, der jemanden aus den Augen lässt, der selbst ihm gefährlich werden kann.“ Cinnamon nickte ein wenig: „Ihr müsst es melden, denn ihr solltet nicht ohne besonderen Befehl dorthin gehen. Volturnus wäre zwar entzückt, neue Akteure zu finden….“ „Schauspieler?“ fragte Kohaku, der an ein Theater dachte. „Wenn ihr gern mit Löwen kämpft? – Verständigt den mächtigen Inu no Taishou.“ Der Herrscher saß in seinem Arbeitszimmer, als sich Inuyasha melden ließ. „Was ist, mein Sohn?“ „Äh…eigentlich wollte ich Euch etwas erzählen, aber da Sesshoumaru auch gerade kommt…“ Er hatte seinen Halbbruder durch die Fenster im anderen Palastflügel gesehen und war sicher, dass dieser ebenfalls auf dem Weg zu Vater war. „Gut.“ Noch vor wenigen Monaten hatten sich seine Jungs eher fast umbringen wollen. Es war schön, dass sie nun solche Rücksicht auf einander nahmen. Und wozu immer diese Verschwörungen sonst noch gut gewesen waren – allein das war für den Vater eine ungemeine Beruhigung. Als kurz darauf der Kronprinz eintrat, wollte dieser eigentlich berichten, dass er mit Thaleia eine – wenn auch vorgetäuschte - Braut gefunden hatte. Da sein Halbbruder auf seinem Platz saß, beschloss er jedoch, zu warten, bis er allein mit seinem verehrten Vater war. Anscheinend befürchtete dieser die Impulsivität Inuyashas – oder dessen Beobachtung durch Hölleninsekten. Er setzte sich, nachdem er sich höfisch verneigt hatte. „Jetzt ist Sesshoumaru hier. Was wolltest du, Inuyasha?“ „Eigentlich ist es nur…na ja. Wir haben in der letzten Zeit genug Ärger gehabt, wenn etwas unerwartet war….Kurz gesagt, Rin kam zu Kagome.“ War sie etwa krank? Der Kronprinz ertappte sich bei prompter Besorgnis. „Sie erzählte ihr, dass Prinzessin Maja zu ihr in den Stall gekommen war und ihr berichtet hat, dass sie, also Maja, in Sesshoumaru verliebt sei.“ Er bemerkte, dass Vater und Halbbruder fast zusammenzuckten und grinste: „So schlecht sieht sie ja auch nicht aus. Außerdem sage nicht, dass dich das überrascht. Hast du noch nie beobachtet, wie dich die holde Weiblichkeit anstarrt?“ Er musste ja nicht zugeben, dass er selbst das erst von Kagome erfahren hatte. Sesshoumaru unterdrückte seine Bemerkung, dass er jeden umbringen würde, der ihn anstarrte, und meinte nur: „Maja wird von den Hölleninsekten beobachtet.“ „Das ist wahr.“ Der Inu no Taishou richtete sich etwas auf: „Und das wird mir langsam zuviel. Maja erzählte auch meiner…der Despoina, dass sie sich in dich verliebt habe. Schon für eine Menschenfrau wäre es sehr merkwürdig, mit ihren Empfindungen derart hausieren zu gehen, wie viel mehr für eine Dämonin, sei sie auch so….gefühlsbetont wie Maja. Zusätzlich waren nur bei ihr diese Hölleninsekten zu entdecken und Moryomaru warb um sie.“ „Merkwürdig“, wiederholte der Kronprinz das Schlüsselwort. Sie hatten im Verlauf der Naraku-Affäre alle lernen müssen, dass dieser Ausdruck alarmierend war. „Ihr habt Recht, verehrter Vater. Zu viele Zufälle um eine einzige Person.“ „Dann könnte sich dieser Akago bei ihr verstecken“, meinte Inuyasha: „Ich meine, er soll doch ein Baby sein, da braucht er doch sicher so etwas wie eine Mutter.“ „Da hast du vollkommen Recht, mein kleiner Bruder.“ Sesshoumaru stellte für sich fest, dass er diesen Satz nicht mehr eigenartig fand. Der Jüngere hatte in den vergangenen Monaten bewiesen, dass er erwachsen wurde: „Lassen wir ihr Zimmer durchsuchen und sie festnehmen.“ Der Herrscher hob ein wenig die Hand: „Nichts überstürzen. Dieser Akago mag das Aussehen eines Kleinkindes haben, aber er hat offenbar den Verstand eines Erwachsenen. Wer sagt uns, dass er keine Vorsorge getroffen hat. Moryomaru meinte, er sei klug. Was sollte dieser eigentlich genau bei Maja?“ „Er sollte sie in sich verliebt machen….“ Sesshoumaru brach ab: „Natürlich, verehrter Vater. Moryomaru sagte aus, sie sei so sehr in ihn verliebt, dass sie ihm alles berichtete, was die Despoina erfuhr oder erwähnte. Das spricht dafür, dass diese….merkwürdigen Liebesbekundungen gegenüber meiner Person nur vorgetäuscht sind. Und daran ist wohl Akago schuld.“ „Mal im Ernst“, äußerte Inuyasha: „Ich meine, ich mag nicht der ausgewiesene Fachmann für Herzensangelegenheiten sein, aber weder Kagome noch Rin sind …na ja…sie spüren das mehr, denke ich. Wenn Maja da gelogen hätte, hätten sie es doch gemerkt. Eher hat sie bei Moryomaru gelogen.“ „Unwahrscheinlich“, sagte der Herrscher: „Da sie ihm ja anscheinend Auskünfte besorgte. Andererseits stimmt dein Einwand. Menschenfrauen spüren oft, wenn etwas in Sachen Gefühl nicht stimmt. Und das lässt nur einen Schluss zu.“ „Maja weiß nicht, was sie will?“ fragte der Halbdämon prompt, bemerkte dann gerade noch, dass er wohl den guten Eindruck, den er soeben bei Vater und Bruder hinterlassen hatte, zunichte machte und ergänzte eilig: „Schon gut….Aber das würde bedeuten, dass sie gesteuert wird.“ „Akago.“ Sesshoumaru sah kurz geradeaus. Hatte es dieser Kerl gewagt, Rin mit in seine Verschwörung zu ziehen, ja, ihn selbst in eine Liebesaffäre mit dieser Hasendämonin zu locken…Er musste seine Hand gewaltsam entspannen. Der Inu no Taishou nickte: „Entweder, er verbirgt sich in der Tat in ihren Räumen, beobachtet, was geschieht und vermag es, sie zu beeinflussen – oder aber er ist in der Lage, sie zu spielen. Ich denke da an die schwarzen Priesterinnen, die wir schon kennen lernen durften. Wer sagt uns, dass er nicht über ähnliche Fähigkeiten verfügt. Naraku kannte Tsubaki und könnte sich das als Vorbild genommen haben.“ „Der Kerl nervt“, konstatierte Inuyasha: „Aber ich stimme Sesshoumaru zu: Krieger holen und das Zimmer durchsuchen.“ „Nicht ohne Kagome. Sie ist in der Lage, schwarze Priesterinnen zu erkennen und zu bannen. Womöglich gelingt ihr das auch bei Akago. Hole sie.“ „Ja, Vater.“ Während sich der Prinz erhob, meinte er allerdings: „Sie wird auch sicher ihre Mutter beschützen wollen….“ „Das lass meine Sorge sein. Kagome soll sich nur um Maja und Akago kümmern. – Sesshoumaru, Kouga soll die Aktion führen.“ Der Kronprinz war überrascht: „Nicht ich?“ „Nein. Ich werde selbst in den Räumen der Despoina sein, falls sich dort etwas ergibt. Kouga ist schnell. Ihr beide bleibt hier. Dieses Baby scheint seinem Erzeuger in Punkto List nichts nachzustehen. Ich setze nicht uns drei gleichzeitig seinem Einfluss aus.“ „Ihr meint…noch ein Seelenspiegel?“ Das konnte sich Sesshoumaru eigentlich nicht vorstellen. Es sei denn, die Schneedämonen von Sekkei hatten seinen Besuch vergessen – was mehr als ungewöhnlich gewesen wäre. „Oder etwas anderes. Immerhin scheint er in der Lage zu sein, Maja zu kontrollieren.“ Die Prinzen konnten sich dieser Ansicht nur anschließen. Akago in Gestalt seiner Wirtin blickte nachdenklich aus dem Fenster. Was war denn nun schon wieder los? Das war Kouga, der Anführer der Boten, Erbe des 5. Bezirks, der da über den Hof rannte. Musste dieser Typ denn selbst hier im Palast mit seiner Schnelligkeit angeben? Oder gab es irgendwo einen neuen Auftrag für ein paar Krieger? Irgendwelche Idioten, die einen unausgegorenen Aufstand gegen den Herrscher planten? Natürlich würden sie scheitern, wie immer. Weder der Inu no Taishou noch sein Nachrichtendienst schliefen und man musste sich höllisch vorsehen. Wie er selbst, zum Beispiel. Falls das hier mit Maja und einer möglichen Hochzeit mit dem Kronprinzen nicht funktionieren würde, läge sein Alternativplan bereits… Akago richtete sich auf. Man sollte nicht so unklug sein, sich für schlauer als andere zu halten, ohne guten Grund. Daran war schließlich Naraku gescheitert. Überheblichkeit war durchaus manchmal fehl am Platze. Wer gab ihm die Garantie, dass nicht Majas Verhalten jemandem aufgefallen war? Er hatte sich zwar bemüht, nach ihren Erinnerungen vorzugehen, aber er war ein Kleinkind und konnte manches nicht so recht abschätzen. Der Herrscher selbst war heute einige Male bei seiner Gefährtin gewesen….Hatte er ihn, nun, Maja, beobachtet, gar Verdacht geschöpft? Warum? Nein. Vorsicht war besser. Wenn es doch nicht Maja, also, ihm galt, konnte er ja zurückkommen. Die Despoina war niemand, der seine Hofdame auch nur tadeln würde, weil sie kurz abwesend war, von Ärgerem ganz zu schweigen. Aber Vorsicht war besser. Zum Glück hatte er da einen unglücklich verliebten Menschenmann bei den Stallungen getroffen, den er übernehmen konnte. Den Körper seiner bisherigen Wirtin würde er verstecken. Ging alles gut, würde er ihn noch gebrauchen können. War der Herrscher tatsächlich misstrauisch geworden, war der Plan mit der Hochzeit gescheitert. Und sein neues Ziel würde gute Dienste leisten. Akago fuhr herum, als er das fast lautlose Öffnen der Tür zu den Zimmern der Gefährtin wahrnahm. Wer auch immer da kam – er sollte keine Wurzeln schlagen. Ohne weiteres ließ er seine Wirtin aus dem Fenster springen. Dass sie sich dabei den Knöchel brach, interessierte ihn nicht, als er ihren Körper zwang, zu den Stallungen zu eilen. ********************************** Im nächsten Kapitel: Informationen, wird bei einer Besprechung alles Wissen zusammengetragen. Die Folgen daraus werden Fürst Volturnus nciht gefallen.... bye hotep Kapitel 16: Informationen ------------------------- Akago hat beschlossen zu türmen - doch er hat Spuren hinterlassen... 16. Informationen Kouga wartete die angewiesenen zwanzig Sekunden, ehe er mit den Kriegern und Kagome dem Inu no Taishou nachstürmte, allerdings in das Zimmer der Hofdame. Nur Augenblicke später war ihnen klar, dass der Vogel ausgeflogen war. „Durchsucht alles!“ befahl der schnelle Wolf dennoch: „Achtet auch auf Papiere oder alles, was ungewöhnlich in einem Frauenzimmer ist. Ich werde dem Herrscher Meldung machen.“ Leider war das seine Pflicht. Er hasste es, Versagen zu beichten. Als er das Zimmer der Despoina betrat – an sich schon fast eine Unverschämtheit für einen fremden Mann - richtete sich der Inu no Taishou auf, der sich vorsorglich vor seine Gefährtin postiert hatte. „Sie ist verschwunden?“ „Ja, Hoheit.“ „Akago ist gerissen. Er muss mitbekommen haben, dass die Krieger zusammengerufen wurden. Oder sah hier anders seine Felle davonschwimmen. Lass sofort alle Tore des Palastes absperren. Und alle verfügbaren Krieger und Amazonen sollen das gesamte Schloss durchsuchen. Ohne jede Rücksicht auf Privates.“ „Ja, Hoheit.“ Der Erbprinz des 4. Bezirks drehte sich nur um, froh, dass der Herrscher zwischen Versagen und Unfähigkeit zu unterscheiden wusste. Der Inu no Taishou wandte sich um. Wie er fast erwartet hatte, sah seine Gefährtin mehr als besorgt aus: „Maja? Ist etwas mit ihr?“ fragte sie. „Wir befürchten, dass dieser Akago entweder ihren Geist beeinflussen kann – oder aber sie wie eine schwarze Priesterin spielen kann.“ Er bemerkte, dass sie feuerrot wurde: „Tut sie dir Leid?“ „Ja, natürlich. So ein nettes Hasenmädchen. Das hat sie sicher nicht verdient…aber….aber…“ Sie schluckte, ehe sie gestand: „Ich habe doch heute erst mit ihrer Hilfe gebadet. War das…das vielleicht dieser Akago?“ „Er scheint ein Kind zu sein“, beruhigte er sie prompt, ohne seine, an Mordlust gegenüber dem Impertinenten grenzenden, Gedanken zu verraten. „Ja, sein Partner sprach von einem Baby. Keine Sorge, soweit. Außerdem werden wir ihn schon auftreiben.“ „Danke….Hoffentlich geht es Maja gut.“ „Wir werden sie finden.“ Er nickte: „Ich muss gehen.“ „Natürlich.“ Was hätte sie schon anderes sagen können. Kagome warf dem Herrscher einen raschen Blick zu, als er das Zimmer ihrer Mutter verließ. Er bemerkte es und hob die Hand: „Komm her. – Eine schwarze Priesterin?“ „Nein, Hoheit. Ich kann keinerlei Magie feststellen.“ „Das bedeutet also nur, dass er es anders gemacht hat. Bleibe bei deiner Mutter, bis ich weitere Befehle für dich habe.“ Immerhin konnte er sicher sein, dass sie gut auf sie aufpassen würde. „Danke, Hoheit…“ Für ein Gebot bedankte man sich eigentlich nicht, aber sie war froh, Mama beiseite stehen zu können. Die Arme war doch sicher solche Aufregungen nicht gewohnt. Der Inu no Taishou ging – und stellte fest, dass Kouga in der Tat schnell gewesen war. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass die Tore bereits geschlossen wurden, Krieger und Amazonen aus den Unterkünften liefen. So kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück – oder wollte es, denn seine Söhne erwarteten ihn bereits davor stehend – alle anderen in Sichtweite knieten dagegen höflich auf dem Boden. „Was ist?“ fragte Inuyasha sofort. „Akago ist raffiniert. Er muss mitbekommen haben, dass er Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. Das Schloss wird durchsucht.“ „Mit ein bisschen Glück hat er sich nur versteckt“, meinte der jüngere Prinz, der eigentlich hatte wissen wollen, wie es Kagome ging, das nun aber nicht direkt fragen wollte. Aber anscheinend war sie in Ordnung. „Moryomaru?“ erkundigte sich Sesshoumaru dagegen nur. Sein Vater nickte. Natürlich. Theoretisch war es auch möglich, dass Akago eine Befreiungsaktion gestartet hatte und darum verschwunden war: „Kümmere dich darum.“ Der Kronprinz verschwand ohne weiteres Wort. Inuyasha sah zu seinem Vater: „Und ich?“ „Du bekommst schon auch etwas zu tun.“ Mit Befriedigung stellte der Inu no Taishou fest, dass Sarpedon mitdachte, als er bemerkte, dass flugfähige Dämonen über dem Palast schwebten, auch diesen Weg unpassierbar machten. „Und ich denke, bald.“ „Was…?“ Aber dann erkannte auch Inuyasha, dass seine Freunde genau diesen Zeitpunkt gewählt hatten, um aus dem 18. Bezirk zurückzukommen. Sango, Miroku und Kohaku waren auf Kirara zurückgeflogen und stutzten nun. „Was ist denn hier passiert?“ murmelte Sango: „Luftüberwachung?“ „Und die Tore sind geschlossen, Schwester.“ Kohaku deutete hinunter: „Jede Menge Krieger…“ „Das sollte unser geringstes Problem sein.“ Miroku hatte bemerkt, dass einige der dämonischen Vögel ihren Angriff auf sie vorbereiteten. „Wo ist Patroklos?“ schrie Sango daher eilig: „Oder Exzellenz Sarpedon? Wir haben wichtige Nachricht für den Herrscher!“ Die Krieger und Amazonen erkannten nun den Harmost der Dämonenjäger und den Menschenmann, der ihnen im Tal der Stufen geholfen hatte, und gaben den Weg frei, sicher, dass diese nicht in eine Verschwörung verwickelt sein konnten. Kirara ließ sich daher durch den Schwarm fallen und landete auf dem Hof, wo ihre Reiter eilig abstiegen, überzeugt, dass ihr Bericht wichtig sein konnte, was auch immer hier inzwischen passiert war. So eilten sie zu dem Trakt, in dem sich das Arbeitszimmer des Herrschers befand und warfen sich ebenso wie alle anderen Anwesenden auf die Knie, als sie ihn mit seinem jüngeren Sohn davor stehen sahen. „Kommt“, sagte der Inu no Taishou nur und ging in sein Zimmer: „Euer Bericht.“ Er setzte sich. Inuyasha nahm sofort neben ihm Platz und betrachtete neugierig seine Freunde: „Wie geht es Shippou?“ fragte er. „Er lässt Eure Durchlaucht grüßen“, erklärte Sango, ehe ihr bewusst wurde, dass sie erst dem Herrscher Antwort schuldete: „Wir konnten einen Hinweis darauf finden, dass Naraku einmal im 8. Bezirk gewesen ist. Hofrätin Cinnamon erwähnte, dass dort eine Dämonin namens Echidna lebe, die sich mit Abkömmlingen gut auskenne. Sie meinte, dass Fürst Volturnus sicher wisse, wo sie zu finden sei.“ „Echidna…..“ Der Inu no Taishou dachte nach: „Eine sehr alte Dämonin, in der Tat. Und mit einigen sehr merkwürdigen…Kindern. Das würde erklären, woher Naraku sein Wissen über derartige Abkömmlinge hatte, ja. Weiter.“ Gute, kluge Cinnamon….. „Bedauerlicherweise ist das alles, Hoheit.“ Der Herrscher sah ein wenig unwillig auf, als sich die Tür öffnete, erkannte dann Myouga, der hereingelassen wurde: „Neuigkeiten?“ „Ja, Herr.“ Der kleine Leiter des Nachrichtendienstes sprang atemlos heran: „Krieger fanden Prinzessin Maja bei den Stallungen, verletzt und ohne Bewusstsein. Sarpedon ließ sie zu Chairon bringen, in der Hoffnung, Euer Oberster Heiler könne ihr helfen. Sie sieht, sagte er, nicht nach einer gewöhnlichen Ohnmacht aus.“ „Und Akago?“ „Bislang ist im gesamten Schloss kein Baby oder weißes Kind zu finden. Aber die Suche wird intensiv fortgesetzt.“ „Ich will Chairons Bericht, so schnell es geht. – Und Sesshoumaru soll kommen. Er ist im Kerker. Ich denke nicht, dass Moryomaru noch befreit werden soll. Akago scheint seinen Plan, welcher auch immer das mit Maja war, aufgegeben zu haben.“ „Ja, Hoheit.“ Myouga war bereits wieder unterwegs, sicher, dass alles schnell erledigt werden musste. „Ihr meint“, fragte Inuyasha: „Dieser Mistkerl hat Maja aufgegeben, lässt seinen Partner im Kerker sitzen und ist abgehauen? Aber er muss im Schloss sein. Die Tore wurden doch so schnell geschlossen.“ „In wenigen Minuten kann man durchaus hinausgelangen. – Ortygia, also. Fürst Volturnus.“ Er entsann sich des Provinzfürsten nicht als eines sehr angenehmen Zeitgenossen. Aber dieser hatte sein Gebiet unter Kontrolle und erlaubte sich nicht allzu viele Ausrutscher gegen seine Anweisungen. Zumindest waren keine bekannt geworden, die ihn je dazu bewogen hatten, Sesshoumaru zu ihm zu schicken. Das Duell zwischen ihm selbst und Volturnus vor langer Zeit schien den Tigerdämon doch genügend beeindruckt zu haben. Andererseits wäre das vielleicht ein guter Zeitpunkt, ihn an seinen Platz zu erinnern. Da der Herrscher sichtlich in Gedanken war, herrschte Schweigen, bis der Kronprinz eintrat, in Begleitung eines alten Pferdedämons. Chairon war der Oberste Heiler des Herrschers. Inuyasha wusste, dass er auch einmal Kagome geheilt hatte, nachdem Naraku sie so hatte schlagen lassen, und nickte ihm freundlich zu. Überdies war das ein Freund seines Vaters. Höfisch erfahren ließ sich der Dämon zu Boden, verneigte sich vor dem Herrscher, wartete mit dem Aufrichten jedoch, bis auch der Kronprinz Platz genommen hatte. „Wie geht es Maja?“ erkundigte sich der Inu no Taishou. „Nicht sehr gut, bedauerlicherweise. Sie hat einen gebrochenen Knöchel, Abschürfungen. Aber das würde heilen – wenn sie ihre Seele wieder bei sich haben könnte. Etwas, oder eher jemand, hat ihren Geist …beseitigt.“ „Was meinst du damit?“ „Es ist in der Tat nur eine Meinung, Hoheit. Ich habe solche Wirkung bei all meiner Erfahrung nur sehr selten gesehen. Es ist fast, als ob jemand ihren Körper übernommen hat, ihn gesteuert hat, und dabei ihr eigenes Wesen verbannte.“ „Das ist keine gewöhnliche Fähigkeit eines Dämons.“ „Nein, Hoheit. Es kommt sehr selten vor. – Ich denke jedoch, dass diese Beeinflussung nicht sehr lange anhielt. Etwas von ihrem ursprünglichen Ich scheint noch vorhanden zu sein. Aber es wird mit Sicherheit lange dauern, bis sie wieder einigermaßen gesund ist. Und womöglich wird sie nie die, die sie zuvor war.“ Menschen und Dämonen im Raum waren sich in diesem Moment einig, dass der Urheber so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden sollte. „Chairon“, meinte Sesshoumaru: „Das bedeutet, dass jemand ihren Körper übernehmen kann und ihn steuert. Von außen war das nicht zu erkennen?“ „Ich denke nicht, Euer Gnaden.“ Der Kronprinz nickte, überließ es aber seinem jüngeren Bruder bereits empört die Schlussfolgerung zu ziehen: „Das heißt, dieser Mistkerl kann sich in jedem von uns oder im Schloss verstecken? Oder auch im gesamten Reich?“ „Nicht in jedem, Durchlaucht“, wandte der alte Heiler ein, der das Problem erkannte: „Ich wage zu bezweifeln, dass Hoheit oder Euer Gnaden, Euer Durchlaucht davon betroffen werden könnten. Überhaupt niemand mit einem in sich gefestigten Geist und einer gewissen Seelenstärke...“ „Wie kann man ihn finden?“ erkundigte sich der Herrscher nachdenklich. „Ich bedauere, Hoheit. Von solchen Dämonen hörte ich nur Gerüchte. Ich gehe allerdings davon aus, dass es nicht einfach sein dürfte.“ „Danke, Chairon. Sobald sich Majas Zustand ändert, will ich deinen Bericht.“ „Eine Frage, Hoheit..“ „Nun?“ „Was darf ich Fürst Habata oder seiner Frau über den Zustand ihrer Tochter sagen?“ „Sage ihnen, dass sie schwer seelisch erkrankt ist und du ihnen mitteilen wirst, sobald du mehr weißt. Sie dürfen sie besuchen, aber nur unter Aufsicht. Sobald Maja etwas erwähnt, wer sie so übernommen hat, will ich Nachricht.“ Der Oberste Heiler verneigte sich und ging. Der Inu Taishou sah zu Sango: „Wiederhole deinen Bericht für Seine Gnaden.“ Sie gehorchte. Der Kronprinz schwieg einen Moment, ehe er meinte: „Echidna, verehrter Vater. Wenn Akago nicht im Schloss zu finden ist – und davon gehe ich mittlerweile aus – ist sie die einzige Spur.“ Der Herrscher nickte: „Inuyasha, nimm Kagome mit dir und fliege nach Ortygia. Provinzfürst Volturnus wird dir sicher Auskunft geben können, wo Echidna steckt. – Sango, Miroku: ihr bewacht Prinzessin Maja. Sie ist die Einzige, die womöglich weitere Informationen über Akago hat und ich wünsche nicht, dass ihr noch mehr zustößt. – Sesshoumaru: hole diese schwarze Priesterin von den Amazonen, Hekate. Nicht, dass Akago sie befreien will. Immerhin hat er Atreus auf sie aufmerksam gemacht und weiß um ihre Fähigkeiten. Ich habe sie lieber hier unter auch priesterlicher Bewachung, gleich neben Moryomaru.“ Alle verneigten sich nur und standen auf. Allerdings wartete der Kronprinz, um allein mit seinem Vater sprechen zu dürfen. Dieser sah ihn an: „Nun?“ „Ich möchte Euren Befehl nicht in Frage stellen, verehrter Vater, aber wäre es nicht besser, Inuyasha und Kagome würden die schwarze Priesterin holen? Sie kann deren Zauber neutralisieren.“ „Ich bezweifle nicht, dass auch du gegen ihre Magie ankommst. – Du würdest lieber zu Fürst Volturnus?“ „Nun, wie wir alle wissen, liebt er Menschen nicht sonderlich. Und ich wage zu bezweifeln, dass er begeistert ist, wenn ein Halbblut...ich meine, selbst Inuyasha, mit einer menschlichen Priesterin anreist.“ „Er soll auch nicht begeistert sein. Es wird eine gute Lektion für ihn werden. Jetzt geh. Wir sollten keine Zeit verschwenden.“ Erst, als Sesshoumaru draußen war, fiel ihm ein, dass er noch immer nichts von Thaleia und der vorgetäuschten Verlobung erwähnt hatte. Kagome, die hinter Inuyasha auf dem Flugdrachen saß, warf einen Blick auf den Drachenreiter vor diesem, ehe sie sich erkundigte: „Was sollte ich über den 8. Bezirk wissen, Euer Durchlaucht?“ „Ist eine ziemlich wilde Gegend, viel ödes Land, dichte Wälder und Gebirge. Da wird immerhin Metall abgebaut, “ gab der Prinz bereitwillig Auskunft. „Fürst Volturnus hat allerdings keinen sehr menschenfreundlichen Ruf und ich weiß nicht…“ Ihm fiel ein, dass er besser seinen Vater nicht vor dem Drachenreiter kritisieren sollte: „ Nun, du hältst am besten einfach den Mund. Er ist ein Tigerdämon und soll sehr stark sein.“ „Er ist sehr stark, mit Verlaub, Euer Durchlaucht“, wagte der Drachenreiter einzuwerfen: „Und wenn ich Eurer Priesterin eine Empfehlung geben darf: nicht auffallen. Für Fürst Volturnus sind Menschen Staatssklaven. Menschen der zweiten Klasse akzeptiert er nicht. Entweder er sendet sie außer Landes, wenn er sie ernennen muss, oder er gibt ihnen eine… Aufgabe.“ „Du kommst aus dem 8. Bezirk?“ fragte Inuyasha. „Ja, Durchlaucht. Und auch für einen Drachenreiter ist dies kein gutes Pflaster. Immerhin sandte mich Fürstliche Gnaden an den Hof des Inu no Taishou.“ „Aber Echidna sagt dir nichts?“ „Äh, nein Euer Durchlaucht….“ „Dann wird wohl der gute Volturnus mit der Sprache herausrücken müssen.“ Der Drachenreiter war nicht lebensmüde genug, den Prinzen darauf hinzuweisen, dass ein schieres Halbblut sicher kaum bei dem mächtigen Tigerfürsten Eindruck schinden konnte, Sohn des Herrschers hin oder her. Seiner persönlichen Meinung nach wäre ein Auftritt des Kronprinzen bestimmt wirkungsvoller gewesen. Um Seine Gnaden lag eben eine ganz andere Aura als um den Jüngeren, bei weitem nicht so harmlos. Ortygia bewies bereits aus der Luft, dass die Hautstadt des 8. Bezirks kein freundlicher Aufenthaltsort war. Mauern, Befestigungen und, soweit das Auge reichte bewaffnete Dämonen. Menschen waren kaum zu entdecken, und wenn, dann nur Lasten schleppend oder andere Dienste erledigend. Eine große Arena befand sich direkt neben dem Herrschersitz, „Volturnus mag wohl Kämpfe?“ erkundigte sich Inuyasha bei dem Drachenreiter. „Ja, Durchlaucht. Zum einen kämpft er dort selbst gegen Löwen und andere Tiere, um seine Kraft zu zeigen. Zum anderen werden dort auch Duelle ausgetragen, oder auch Hinrichtungen durchgeführt. – Ich darf Eure Durchlaucht darauf aufmerksam machen, dass die Wache des Fürsten uns bemerkt hat.“ „Das sollten sie auch, wenn sie was taugen.“ „Äh….ich meinte damit, dass sie ihre Waffen ziehen, Euer Durchlaucht.“ „Entweder sie erkennen mich oder Volturnus hat gleich ein paar Krieger weniger.“ Ohne weiter nachzudenken sprang der Prinz vom Drachen aus fast zwanzig Meter Höhe, um direkt vor dem Schloss – und damit den zehn Dämonenkriegern zu landen. Kagome seufzte ein wenig, sah aber zu dem Drachenreiter: „Landest du mich bitte richtig?“ „Ja.“ Was sollte er schon anderes machen. Inuyasha musterte die Wachen, bemüht, seinem Halbbruder ähnlich zu sehen: „Ich will zu Fürst Volturnus.“ „Fürstliche Gnaden beliebt es nicht, Halbblüter zu sehen. Verschwinde.“ „Diese Kleinigkeit kann er gern mit meinem Herrn und Vater besprechen. – Lasst mich durch.“ Er legte die Hand an Tessaiga. Soweit er je gelernt hatte, war es gerade gegenüber Dämonen wichtig, sich nie als Halbblut feig zu zeigen. Oben im Arbeitszimmer des Provinzfürsten wandte sich ein Mann vom Fenster ab: „Fürstliche Gnaden, ich denke, das wird Euch interessieren.“ „Das sollte es auch.“ Der fast zwei Meter große Tigerdämon, der auf einer Liege lehnte, knurrte es: „Dass du es wagst, mich anzusprechen.“ „Vor dem Schloss steht ein Halbdämon, dem der Durchgang verweigert wird. Und ich vermute, dass Ihr gleich einige Krieger weniger besitzt – er hat lange weiße Haare.“ „Der Bastard des Herrschers? – Wie lästig.“ Er würde ihn anhören müssen, gleich, wie minderwertig der Kerl auch sein mochte. Einfach so ihn wie andere umzubringen, würde ihm sicher Ärger eintragen: „Na schön, dann hole den Bengel ab. Mal hören, welchen Auftrag er hat.“ Der Berater verneigte sich höflich: „Darf ich Fürstliche Gnaden noch auf etwas aufmerksam machen?“ „Und, Suzukaze?“ „Eine Menschenfrau läuft zu ihm, wohl eine Priesterin aus seiner Dämonenjägergruppe.“ „Der Herrscher muss denken, ich sei verweichlicht. Als ob es hier je Überfälle von diesen Primitivdämonen gegeben hat.“ Oder war das nur ein Vorwand? Um ihn in Sicherheit zu wiegen? Hm. Lieber ein wenig vorsichtiger sein. Denn eines war ihm seit langen Jahren klar – gegen den Inu no Taishou kam auch er nicht an. Warum nur war Suzukaze nicht überrascht, als er dem Halbblut bereits im Vorhof des Schlosses begegnete, das Schwert in der Hand? Er verneigte sich. „Euer Durchlaucht, welch unerwartete Freude. Mein Name ist Suzukaze. Ich bin der engste Berater Seiner Fürstlichen Gnaden. Fürst Volturnus lässt Euch bitten.“ „Das hat er dann nur leider vergessen, seinen Kriegern zu sagen.“ Aber Inuyasha schob Tessaiga weg. „Sie sind alle tot?“ „Nein. Ich wollte sie ja nicht umbringen, nur durch.“ „Äh, danke, Durchlaucht.“ War dieses Halbblut tatsächlich der Meinung, zehn Krieger gleichzeitig töten zu können? Oder schlimmer – nicht nur der Meinung? „Wenn Euer Durchlaucht und Euer…Begleitung….mir folgen wollt?“ Als der Berater den Besuch in das Zimmer des Fürsten führte, hatte sich Volturnus erhoben. Es war nicht sinnvoll, unnötigen Ärger auf sich zu ziehen. Er würde den Bastard schon auf seinen Platz verweisen – sicher eine Gratwanderung, aber das würde schon funktionieren. Zufrieden bemerkte er das fast erschreckte Gesicht der menschlichen Priesterin bei seinem Anblick, ehe sie sich eilig tief verneigte. So reagierten die meisten dieser erbärmlichen Wesen, wenn sie seine Muskeln sahen. Der Bastardprinz dagegen betrachtete ihn mehr als interessiert und dem Provinzfürsten wurde klar, dass dieser Mistkerl tatsächlich erwartete, er würde sich vor ihm verneigen. „Lass uns allein, Suzukaze. Und lass den Gästetrakt herrichten, denn ich vermute nicht, dass Seine Durchlaucht die weite Reise unternommen hat, um sofort wieder abzufliegen.“ Der Berater verneigte sich tief, sich wohlweislich hütend, seine Erheiterung zu zeigen. Der Tigerfürst sprach tatsächlich von dem Halbblutprinzen als „Durchlaucht“. Erst, als sie allein waren, neigte der Provinzfürst ein wenig den Kopf – gerade genug, um nicht taktlos zu erscheinen. „Oh, danke, Fürst Volturnus.“ Inuyasha entsann sich seiner höfischen Manieren. Schließlich wollte er Vater nicht beschämen: „Aber das hängt wohl allein von Euch ab.“ „Dann nehmt doch bitte Platz.“ Der Hausherr glitt auf seine Liege, hütete sich allerdings, sich hinzulegen: „Womit kann ich Eurem mächtigen Vater helfen?“ „Echidna. Wo ist sie?“ Der Provinzfürst schien zusammenzuzucken: „Besteht ein Verdacht gegen sie?“ Immerhin war er der zuständige Landesherr und wenn ein Dämon Hochverrat beging, bedeutete das nur zu leicht das Ende zumindest der Herrschaft. Der Prinz wusste das: „Es geht nur um eine Auskunft. Die ist aber äußerst wichtig.“ „Dann muss ich Eure Durchlaucht wohl wirklich bis morgen….“ Nein, aushalten, wäre falsch: „Um Geduld bitten. Ich habe ständig Leute an ihr dran, aber ich muss sie erst kontaktieren. Dann würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch erst erholt, von der Reise. Für heute Abend hätte ich dann ein kleines Unterhaltungsprogramm.“ Er würde diesem Bastard zeigen, dass er es freihändig mit zwei Löwen gleichzeitig aufnehmen konnte. Und, ach ja, der andere Spaß wäre wohl auch nett…wenn auch auf Kosten den Halbdämonenmädchens. „Wie Ihr wollt“, meinte Inuyasha: „Ich benötige nur die Antwort, um Echidna aufzuspüren.“ ******************** Im nächsten Kapitel: Halbdämonen, lernt Inuyasha den Provinzfürsten richtig kennen - Volturnus allerdings auch ihn. bye hotep Kapitel 17: Halbdämonen ----------------------- Ihr mögt den lieben Tigerfürsten wohl nicht? Nun ja, es gibt kuscheligere Kätzchen... 17. Halbdämonen Inuyasha sah sich in den beiden Gästezimmern um, die man ihm und Kagome zur Verfügung gestellt hatte, konnte aber keine Gelegenheit zum Abhören entdecken, So ließ er sich auf das Bett fallen: „Ausruhen von der Reise!“ höhnte er: „Für wie blöd oder schwächlich hält mich dieser Volturnus eigentlich?“ „Ich fürchte, er mag eben keine Halbdämonen, kann aber schlecht an dir vorbei.“ Die Priesterin setzte sich zu ihm: „Was machen wir jetzt?“ „Wir warten. Entweder bekommen wir sein berühmtes Unterhaltungsprogramm serviert, ein Abendessen oder doch die Auskunft, wo diese Echidna steckt.“ Er setzte sich abrupt auf und griff zum Schwert: „Und du bleibst mal kurz hier.“ „Was…?“ Aber da hörte auch sie, dass die Tür geöffnet wurde. Ein Mann rief: „Zu Eurem Vergnügen, Euer Durchlaucht!“ Etwas schien zu Boden zu fallen, dann wurde die Tür wieder geschlossen. „Guck mal nach“, meinte der Prinz und ließ Tessaiga los: „Das riecht wie…ja…wie ein Mädchen?“ Was sollte das denn jetzt? Auch Kagome war ein wenig verwirrt. In der Regel pflegten die Provinzfürsten bei ihren bisherigen gemeinsamen Aufenthalten immer davon auszugehen, dass sie die Geliebte des Prinzen sei. So ging sie hinüber, noch überraschter, ein sehr junges Mädchen dort knien zu sehen, dessen spitze Ohren zeigten, dass sie doch kein Mensch war, wie man auf den ersten Blick vermuten konnte. Nun, auch besaßen Menschen in der Regel kein solch rötlich-weißes Haar, eine Farbe, die sie nie zuvor gesehen hatte. Das Mädchen warf sich flach zu Boden, sichtlich verängstigt. Kagome wollte zu ihr, sie aufheben und beruhigen, als Inuyasha hinter ihr knurrte: „Dieser Volturnus will mich wohl beleidigen!“ „Vergebt…“ brachte das Mädchen hervor: „Ich weiß ja, dass ich nur ein Halbdämon bin…“ „Ganz ruhig!“ meinte Kagome und warf dem Prinzen einen finsteren Blick zu: „Seine Durchlaucht ja auch.“ „Klar“, sagte Inuyasha, der erkannte, dass seine Aussage wohl falsch ausgelegt worden war: „Ich meinte damit: sie ist doch ein Kind! Glaubt dieser Volltrottel von Tiger tatsächlich, ich würde mit ihr…?“ „Ach so…“ Seine Freundin hatte daran wirklich keinen Gedanken verschwendet, legte aber nun den Arm um das Mädchen: „Wie heißt du denn? Ich bin Kagome.“ „Shiori….“ „Schön, Shiori.“ Der Prinz kam heran: „Was sollst du denn hier? Hat der Fürst irgendetwas gesagt?“ Sie brach in Tränen aus: „Bitte, schickt mich nicht weg, Durchlaucht, bitte…..“ „Schon gut“, Kagome drückte sie: „Sag schon, was ist los?“ „He, Shiori, komm, hör auf zu weinen….“ Inuyasha hasste es, Tränen zu sehen und zu riechen: „Ich schick dich nicht weg. Würdest du denn sonst bestraft werden?“ Sie schüttelte den Kopf: „Meine Mutter.“ „Langsam geht mir Volturnus auf die Nerven. Sag schon, was los ist.“ „Und denk daran, auch Seine Durchlaucht ist ein Halbdämon“, flüsterte Kagome. Shiori sah ein wenig ungläubig auf. Als sie die Tränen wegwischte, nickte sie jedoch: „Ihr…Ihr seid der Sohn des Herrschers….und ein Halbdämon?“ „Ja. Es ist nicht immer so wie hier. Ist deine Mutter ein Mensch?“ „Ja. – Vater ist…war ein Fledermausdämon. Meine Eltern wussten, dass Fürstliche Gnaden keine derartigen Beziehungen duldet, ja, mit dem Tode bestraft, und verbargen sich in den Wäldern. Und jetzt, vor wenigen Wochen…..Die Krieger kamen und nahmen uns fest. Ich weiß nicht, was aus Vater wurde. Mutter und ich wurden eingesperrt. Jetzt, zuvor, kam Fürst Volturnus zu mir und sagte….sagte, dass Ihr eingetroffen seid und ich zu Eurer Durchlaucht gehen solle, damit….damit Ihr alles mit mir tun könnt, was Ihr wollt. Wenn Ihr nicht mit mir zufrieden seid, tötet er meine Mutter.“ „Keh!“ machte Inuyasha leise: „Er lässt alle Halbdämonen töten, die er findet, und die Eltern gleich dazu? Das könnte er ja gern mal bei mir oder meinem Vater versuchen.“ Jetzt begriff er, warum der Inu no Taishou ihn hergeschickt hatte. Anscheinend hatte Vater geahnt, was hier ablief, aber keinen Beweis dafür gehabt. Dafür allerdings wohl gehofft, dass er diesem Tiger bessere Manieren beibringen konnte. „Na schön. Du weißt doch, wo deine Mutter jetzt ist?“ „Ja, natürlich...ich meine, Durchlaucht.“ „Gut. Dann gehen wir sie doch mal besuchen.“ Der Prinz schob sich sein Schwert in den Gürtel. Shiori schüttelte fast panisch den Kopf: „Nicht…das…der Fürst….“ „Keh! Das lass meine Sorge sein. Erst einmal holen wir deine Mutter aus dem Gefängnis und dann werde ich mal ein ernstes Wörtchen mit diesem überheblichen Tiger reden.“ „Meinst du, du schaffst den?“ fragte Kagome besorgt, mehr ehrlich als höfisch. „Den schaffe ich. Anscheinend hat sein Kopf unter seinem Muskelaufbau gelitten. Wie kann er so verkalkt sein gegen Vaters Regeln zu verstoßen? – Also, Shiori. Und keine Angst. Ich nehme euch beide nachher mit in die Hauptstadt. Da leben ein paar Halbdämonen, zugegeben nicht viele, aber doch.“ „Versprochen, Euer Durchlaucht?“ „Versprochen. – Und wenn dich einer jetzt fragt: du sollst doch alles tun, was ich will, oder?“ Das stimmte und so erhob sich Shiori, sichtlich erleichtert. „Soll ich mit?“ erkundigte sich Kagome. „Ja. Shioris Mutter ist ein Mensch, vielleicht kannst du sie beruhigen – oder sonst was.“ Das Halbdämonenmädchen führte Inuyasha und Kagome in das Kellergeschoß des Schlosses. Zwei Wächter lehnten an der Wand, richteten sich aber auf. „Keinen Schritt weiter!“ „Im Ernst?“ Inuyasha legte die Hand an Tessaiga: „Aus dem Weg. Ich bin sowieso schon leicht sauer.“ „Halbdämonen legt man hierzulande in Ketten, wenn du das nicht weißt. Und die Kleine hier sollte es wissen. Oder willst du wirklich, dass deiner Mami wehgetan wird?“ Im nächsten Moment taumelte der Dämon unter einem harten Schlag zur Seite. Blut rann über sein Gesicht. Erschreckt starrte er zu Inuyasha. „Du sitzt auf deinen Ohren?“ knurrte der und ließ die Hand sinken: „Kagome, kümmere dich um Shiori. – Und ihr beide lasst uns durch. Oder ihr werdet sterben. Ich lasse euch die freie Wahl.“ „Äh….“ machte der andere Wächter: „Ich meine, du bist…Ihr seid sicher der Sohn des Herrschers, aber….ich meine, Fürstliche Gnaden wird uns umbringen, wenn wir Besucher zu ihr lassen.“ „Heldenhaft. Dann geht doch und fragt ihn.“ Das ließen sich die Krieger nicht zweimal sagen. Immerhin entkamen sie so einem anscheinend durchgedrehten Halbdämon – und konnten Fürst Volturnus informieren, dass da eine Gefangenenbefreiung ablaufen sollte. Hoffentlich würde dann die Strafe nicht so hart ausfallen. Ohrfeigen des Tigers waren in der Regel schon schlimm genug. Inuyasha schob derweil den Riegel beiseite und öffnete: „Hallo?“ Das roch nicht sehr gut…. Shiori lief schon an ihm vorbei. „Mama?“ „Kind!“ antwortete eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit. Der Halbdämon hörte auch Kettenglieder klirren und drehte sich um, um eine Fackel zu nehmen, aber Kagome reichte sie ihm bereits. So ging er hinein. „Alles in Ordnung?“ „Wer…wer bist du?“ fragte die Frau verwirrt. „Das ist Seine Durchlaucht“, erklärte Shiori: „Der Sohn des Herrschers. Er ist auch ein Halbdämon!“ Ihre Mutter sah ein wenig ungläubig auf: „Der Sohn des Herrschers…der jüngere Prinz? Aber…aber dann wäre ja Eure Mutter…ein Mensch?“ Sie war in einem Land aufgewachsen, in dem auf solche Verbindungen der Tod stand, und erfuhr zum ersten Mal, dass es in anderen Provinzen wohl vollkommen anders ablief. „Stimmt.“ Er bückte sich, um die Kette zu lösen: „Volturnus hat vielleicht Nerven, euch hier einfach einzusperren, nur, weil ihr Mutter und Tochter seid.“ „Nicht nur“, antwortete der Tigerdämon in der Tür, den bereits die ersten Wachen informiert hatten, dass sein Gast durch das Schloss lief: „Und sie bleiben auch hier. Oder hat Euer Durchlaucht was dagegen?“ Die Anrede klang spöttisch. „In der Tat. Leute ohne Gerichtsverhandlung einzusperren ist nicht im Sinn meines Herrn und Vaters.“ Über das Gesicht des Provinzfürsten zuckte ein zufriedenes Lächeln. Er hatte gehofft, dass der törichte Halbdämon in seine Falle gehen würde, wenn er Shiori zu ihm schickte. „Nun gut. Das ist Eure Ansicht. – Ich mache Euch ein Angebot. Ihr stellt Euch mir in einem fairen Duell, Mann gegen Mann. Gewinnt Ihr, könnt ihr mit den beiden hier tun, was Euch beliebt. Gewinne ich, gilt das natürlich umgekehrt.“ Gegen ein offizielles, angesagtes, faires Duell mit all seinen Folgen konnte auch der Herrscher später keine Einwände erheben – wenn sein Sohn dumm genug war, darauf einzugehen. „Keh!“ Inuyasha starrte ihn fast ungläubig an: „Ihr wisst schon, wer ich bin?“ „Natürlich. Der Sohn des Inu no Taishou. Und ich bin sicher, es wird ein interessanter Kampf. Oh, ich weiß ebenso, dass Euer Schwert über besondere Fähigkeiten verfügt. Darum ein Duell ohne Waffen. Ich will doch mal sehen, wie viel von der Stärke des Herrschers bei einem Halbblut noch vorhanden ist.“ „Genug, das könnt Ihr mir glauben. – Ich wollte ja eigentlich nur die Auskunft über Echidna…“ „Die bekommt Ihr auch. Das ist der Wunsch Eures Vaters und ich will mich…“ Er brach ab. Er hatte sagen wollen, keinem erneuten Duell mit ihm stellen, aber das musste ja keiner hier erfahren, wie er da verloren hatte. So korrigierte er sich eilends: „Ich will mich nur Euch im Kampf stellen.“ „Gut.“ Der junge Prinz warf einen Blick auf Mutter und Tochter, die sich aneinander klammerten. Er entsann sich seiner eigenen. Menschenmütter waren schon etwas wert. „Also, die beiden gehören mir, wenn ich gewinne. Und ich bekomme Auskunft über Echidna.“ „Ihr werdet nicht gewinnen.“ „So sicher? Dann noch eine Bedingung von mir: wenn ich gewinne, lasst Ihr Halbdämonen und ihre Eltern in Ruhe.“ „Einverstanden.“ Zu sicher war Volturnus, mit einem halben Dämon zu Rande zu kommen. Schließlich war er einer der stärksten unter allen Provinzfürsten. „Dann morgen früh in der Arena? Bis dahin habe ich sicher auch Nachrichten über Echidna.“ Die würde allerdings diese Priesterin wohl zum Herrscher bringen müssen. Er nahm nicht an, dass der Prinz noch dazu in der Lage wäre. „Dann morgen früh.“ „Und die beiden bleiben hier. Ich will doch nicht, dass sie das Schauspiel morgen versäumen.“ Zurück im Gästezimmer ließ Kagome ihrem Zorn freien Lauf: „Dieser arrogante Schnurrhaarträger! Das ist so ein mieser, erbärmlicher…Kater! Man sollte ihn auf Miezengröße zurechtstutzen. Wie kann er Kinder und ihre Eltern so…“ Sie fand keine Worte. „Das ist das letzte Mal.“ Inuyasha klang ernst. Sie sah zu ihm: „Aber ohne Tessaiga?“ „Du kannst mir ruhig auch was zutrauen.“ „Tue ich ja, aber….ich meine, der Drachenreiter sagte doch, dass Volturnus öfter mal gegen Tiere und auch Dämonen kämpft, also ist er doch sicher den Kampf ohne Waffen gewöhnt.“ „Ja, und er ist unglaublich selbstsicher. Aber mir fällt sicher schon was ein, um ihn ein wenig zu dämpfen.“ Soviel zum Thema Selbstsicherheit, dachte sie, antwortete aber nur: „Pass bloß auf dich auf. Ich hänge an dir.“ „Oh, danke. Und ich werde diesen miesen Kater morgen zurechtstutzen, versprochen.“ Aber als Inuyasha am nächsten Morgen in die Arena geführt wurde, wo ihn Volturnus bereits erwartete, musste er feststellen, dass seine Meinung über den Provinzfürsten tatsächlich noch sinken konnte. Er hatte Tessaiga bei Kagome gelassen, die oben zusehen sollte, sonst hätte er mit dem Schwert dreingeschlagen. Auf einer Seite der Arena befand sich nun ein großes Wasserbecken. Über diesem hing ein Käfig, in dem Shiori und ihre Mutter saßen. „Keh!“ machte der Prinz leise, als er sah, wie entsetzt Mutter und Tochter zu ihm blickten, ehe er seine Aufmerksamkeit seinem Gegner zuwandte. Volturnus lächelte: „Nun, man kann junge Katzen ersäufen – wir werden sehen, ob es auch mit halben Fledermäusen geht. Das Becken ist tief genug, dass der Käfig vollkommen darin verschwinden wird. – Und dazwischen werde ich mich damit vergnügen, einen arroganten Halbdämonen zwischen die Fäuste zu bekommen.“ „Träum weiter. Ich habe Shiori versprochen, dass ich sie und ihre Mutter mit mir in die Hauptstadt nehme, und genau das werde ich auch tun.“ Inuyasha machte einen weiten Satz zur Seite, um vor dem Becken zu stehen und warf einen raschen Blick empor: „Ich muss nur noch schnell einen dummen Tiger verprügeln, endlich eine Frage beantwortet bekommen und dann gehen wir, ja?“ Er drehte sich rasch wieder um, sicher, dass der Provinzfürst kaum abwarten würde, bis er fertig geredet hatte. Volturnus stand allerdings noch immer am gleichen Fleck, ja, lächelte ein wenig, ehe er langsam, selbstsicher, mit weichem Schritt auf seinen Gegner zuging, vollkommen im Gleichgewicht, mit fast atemberaubender Eleganz. Kagome schluckte unwillkürlich. Sie hatte schon gesehen, was der Prinz mit seinem Schwert anrichten konnte – aber das hier war ein Kampf ohne Tessaiga. Sie hielt es zwar auf dem Schoss, aber sie dachte nur ungern daran, was vielleicht geschehen könnte, würde Inuyasha in Lebensgefahr kommen und sein Schwert nicht bei sich haben. Der Herrscher hatte von einem Schatten über seiner Seele gesprochen. Aber mehr Furcht hatte sie im Moment vor diesem anschleichenden Tigerdämon. Inuyasha mochte stark sein, sicher, aber auch er bestand nur aus Fleisch und Knochen, die gebrochen, zerrissen werden konnten. Und Volturnus würde keine Rücksicht darauf nehmen, dass er nur ein halber Dämon war, eher im Gegenteil. Inuyasha war sofort seitwärts ausgewichen, um nicht das Becken als Hindernis im Rücken zu haben. Wenn dieser Tiger annahm, dass er keine Ahnung vom Kämpfen ohne Waffe hatte, so hatte er sich getäuscht. Zum einen waren es auch einige Jahre gewesen, die er auf Vaters Befehl hin mit ausgerechnet Schlangendämonen ringen musste, zum anderen konnte er etwas, von dem er schwer annahm, dass es Volturnus nicht konnte, da es in der Regel reine Menschensache war. Und genau darauf würde er es absehen. Der Provinzfürst selbst hatte ihn vorher auf diese Idee gebracht und es wäre nur zu passend… Dann hörte er das Denken auf, denn Volturnus schoss mit einer geschmeidigen Bewegung auf ihn zu, die über seine Schnelligkeit fast hinwegtäuschte, und er musste eiligst parieren. Kagome konnte auch später niemandem sagen, wie dieser Kampf genau abgelaufen war. Es war zu schnell für menschliche Augen. Das Einzige, was sie erkannte war, dass sie sich getäuscht hatte. Halbdämon hin oder her – Inuyasha war kein Anfänger in dieser Kampfesart. Und gegen seinen Klauenangriff musste sich auch Volturnus vorsehen, zumal er ihn aus Distanz einsetzte, um den Tiger aus dem Nahkampf zu bringen. Sinnvoll, dachte sie nur, denn wenn die schrecklichen Pranken ihn erst einmal gefasst hatten, stand der Sieger fest. Vermutlich würde Volturnus nicht so verrückt sein, den Sohn des Herrschers zu töten, aber er würde ihn mit Sicherheit schwer verwunden – und Shiori und ihre Mutter umbringen. Sie holte unwillkürlich tief Atem, als der Provinzfürst nach dem Handgelenk seines Gegners griff. Inuyasha schlug einen regelrechten Purzelbaum in der Luft, um seinen Arm wegzudrehen, ehe sich die Finger schließen konnten und landete hinter dem Tiger, der sofort herumfuhr. Sie umklammerte Tessaiga, als ob es ihr helfen könnte: „Inuyasha!“ flüsterte sie. In diesem Moment wurde ihr klar, dass der Mann, der soeben lautlos hinter sie getreten war, kein Krieger des Provinzfürsten war. Volturnus neigte sich etwas vor und breitete die Arme aus. Das reichte langsam. Jetzt würde er diesen Bastard zerquetschen. Natürlich musste er ihn leben lassen – aber man konnte auch mit gebrochenem Rückgrat leben. In diesem Moment schoss Inuyasha mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zu, mitten zwischen die nur wenig einladenden Arme. Der Tigerdämon war so verwirrt über diese abenteuerliche Attacke, dass er einen Augenblick benötigte, um seine Glieder um seinen Gegner zu schließen. Was sollte das? Plante dieser dämliche Bastard etwas? Selbstmord? Denn es gab nichts anderes. Dessen Gesicht lag an seiner Brust, seine Arme um dessen Mitte. Er war viel zu nahe bei ihm, als dass er irgendeine Technik hätte anwenden können. So umklammerte er Inuyashas Rücken mit eisernem Griff und begann erbarmungslos zuzudrücken. Der Prinz ignorierte das. Das war das Risiko, das er hatte eingehen müssen, um zu gewinnen. Er schob mit aller Kraft seinen Gegner rückwärts. Als Volturnus plötzlich begriff, war es schon zu spät. Ineinander verklammert fielen sie in das kalte Wasser des Beckens. Er löste unwillkürlich seinen Griff, schlug dann in plötzlicher Panik um sich, als er erkannte, dass er keinen Boden unter den Füssen hatte. Und er konnte in seiner Menschenform nicht schwimmen. Ehe er sich verwandelt hätte….wäre er ertrunken. Inuyasha machte dagegen einige Schwimmstösse und hielt sich am Rand fest. Seine Mutter hatte seinen Vater gebeten, ihm etwas Schwimmen beibringen zu dürfen, was für Dämonen in Menschengestalt eindeutig unüblich war, und der Inu no Taishou, der keiner seiner Frauen je ihre Wünsche abschlug, hatte es bewilligt. „Wie war das mit Katzen ertränken?“ erkundigte er sich etwas außer Atem: „Ich habe gewonnen, oder?“ Er war nicht gerade der beste Schwimmer – aber eben besser als der Tiger in Menschengestalt. Und zum Verwandeln würde es nicht reichen. Der Provinzfürst schlug noch immer um sich, während er versuchte, über Wasser zu bleiben, aber immer wieder versank – und in jäher Todesangst begriff, dass er soeben keine Luft mehr eingeatmet hatte. Irgendwie gelang es ihm hervorzuwürgen: „Durchlaucht…!“ „Soll ich dir etwa helfen?“ Na ja, Vater würde es wohl kaum gern sehen, wenn er tatsächlich den Tigerdämon hier absaufen ließ. So streckte er die Hand aus, packte das Handgelenk und zog den keuchenden Provinzfürsten zu sich: „Shiori und ihre Mutter gehen mit mir, der Rest bleibt in Zukunft unbehelligt. – Oh, und wo steckt jetzt Echidna?“ „Ich…gleich…..“ Während er noch nach Luft rang, dachte sich Volturnus, dass es schlimmer hätte kommen können. Ursprünglich hatte er geplant gehabt, seinen glorreichen Sieg über den Bastard vor Zuschauern zu feiern. So hatte nur diese Priesterin zugesehen – und natürlich Shiori und ihre Mutter. Aber diese alle würden in die Hauptstadt reisen…hier blieb sein Ruf unangetastet. Oder sollte er Krieger rufen, diesen Halbdämon doch umbringen, alle umbringen? Das wäre seine letzte Gelegenheit…. Er sah, dass sich Inuyasha aus dem Wasser schwang, bei weitem nicht so erschöpft wie er selbst. Ein Schatten fiel auf ihn, den er erst bemerkte, als der Prinz sagte: „Was machst du denn hier? Danke für Tessaiga.“ Er schob sich sein Schwert ein. Mit nichts weniger als großer Begeisterung erkannte der Provinzfürst den Kronprinzen über sich stehen. Nein, den Versuch, doch noch den Bastard des Herrschers zu töten, konnte er sich sparen. Gegen beide Prinzen hatten er und auch seine Krieger keine Chance. „Was treibst du denn hier?“ erkundigte sich Sesshoumaru mit einem Blick zu dem Käfig. „Nur den beiden da das Leben zu retten. Volturnus mag Halbdämonen nicht und wollte sie umbringen. Ich habe daraufhin beschlossen, ihm diese Dämlichkeit aus dem Kopf zu schlagen.“ „Echidna?“ „Wollte er mir gerade erzählen. – Aber sag schon, was treibt dich her? Ich dachte, du solltest auf den Befehl unseres Herrn und Vaters in den 3. Bezirk?“ Immerhin hatten sie Zuhörer. „Ein Fledermausdämon kam in die Hauptstadt und bat um Hilfe für seine Familie gegen Fürst Volturnus. Unser mächtiger Vater war nicht sonderlich erbaut.“ Aber wenn er den vollkommen durchnässten und erschöpften Tigerdämon zu seinen Füßen betrachtete, hatte sein kleiner Bruder die Sache ordnungsgemäß in die eigenen Klauen genommen und erledigt. In der Tat, der machte sich. „Vater…“ flüsterte Shiori erleichtert. Ihre Mutter drückte sie fest an sich. So war er entkommen. Volturnus schluckte. Der Herrscher hatte den Kronprinzen wegen dieser Sache zu ihm geschickt? Man nannte ihn nicht ohne Grund die Faust seines Vaters. Womöglich hatte er noch Glück gehabt, ein Duell mit dem jüngeren der Prinzen eingegangen zu sein. So brachte er hervor: „Ich…Echidna…der Bote soll es Euer Gnaden...Euer Durchlaucht zeigen…“ Und künftig würde er wohl besser Halbdämonen Halbdämonen sein lassen. Auf weitere Besuche beider Prinzen konnte er gut verzichten. Immerhin wusste er jetzt um den Wahrheitsgehalt des Satzes: von beiden Prinzen gejagt zu werden, sei etwas, das man vermeiden sollte. ******************** Was dazugelernt? Im nächsten Kapitel lernen die beiden Prinzen Echidna kennen - udn ihre Bedingung, damit sie Auskunft gibt... bye hotep Kapitel 18: Echidna ------------------- Eine uralte Dämonin hat manchmal Spass an Abwechslung... 18. Echidna Während es Fürst Volturnus vorzog, sich unter dem Vorwand, den Boten zu holen, zurückzuziehen, um sich mit trockenen Sachen bekleiden zu können, hatte Inuyasha den Käfig geöffnet. Shiori und ihre Mutter wussten genug, um sich höflich vor den beiden Prinzen in den Sand der Arena zu werfen. Allerdings wären sie um ein Haar aufgesprungen, als sie erkannten, wer gerade in das Rund kam. „Vater…“ keuchte das Halbdämonenmädchen. Der Fledermausdämon warf den beiden ein rasches Lächeln zu, ehe er sich höflich verneigte: „Ich danke Euer Durchlaucht. Ihr habt meiner Familie das Leben gerettet. Ich bitte Euch daher um die Erlaubnis, Euer Durchlaucht ein kleines Geschenk machen zu dürfen…“ „Äh, gern geschehen“, erwiderte Inuyasha: „Ich meine, das ist nicht nötig…“ Verwundert sah er, wie der Dämon eine rote Kugel aus dem Gewand zog: „Euer Durchlaucht ist stark und verfügt über ein mächtiges Schwert mit magischen Fähigkeiten“, erklärte er: „Aber manches kann Stärke nicht besiegen. Wenn Ihr meine Dankbarkeit nicht zurückweisen wollt, zerschlagt diese Kugel mit Eurer Klinge. Die Fähigkeiten meiner Magie werden auf Euer Schwert übergehen und es Euch ermöglichen, Bannkreise zu zerstören.“ Das klang nicht schlecht, befand Inuyasha. Kagome konnte zwar bestimmte Bannkreise zerstören, Sesshoumaru auch, von Vater ganz zu schweigen, aber ihm selbst waren magische Fähigkeiten verwehrt. „Dann leg sie lieber auf den Boden“, sagte er daher: „Ich will dich nicht verletzen.“ Der Dämon gehorchte sofort und zog sich etwas zurück, in Richtung auf seine Familie, betrachtete sie rasch, um zu sehen, wie es ihnen ging, ehe er den Blick des Kronprinzen bemerkte und sich lieber ebenfalls in den Sand kniete. Inuyasha zog derweil Tessaiga: „Einfach zerschlagen?“ erkundigte er sich. „Ja, Durchlaucht.“ Mit ein wenig Neugier sah Sesshoumaru zu, wie sein kleiner Bruder seine Klinge hob. Er hatte schon davon gehört, dass es Fledermausdämonen gab, die mächtige Bannkreise erschaffen konnten. Womöglich war das wirklich ein wertvolles Geschenk. Er wandte nicht den Kopf, als er wittern konnte, dass sich Kagome näherte. Sie hatte nicht wie er selbst in die Arena springen können und hatte wohl einen Umweg benötigt. Inuyasha schlug zu. Zu seiner Überraschung prallte die Klinge zurück: „He?“ Er sah zu dem Fledermausdämon. „Ich fürchte, Ihr werdet mit mehr Kraft zuschlagen müssen, Durchlaucht“, meinte dieser höflich, ohne seine Besorgnis erkennen zu geben. Er hatte nicht daran gedacht, dass ein Halbdämon womöglich zu schwach wäre, die Kugel zu zertrümmern. Wenn sich der Prinz jetzt blamierte…. Aber Inuyasha dachte an nichts dergleichen, als er erneut, diesmal wirklich mit aller Kraft ausholte und zuschlug. Erste Risse im Kristall zeugten von der Wucht, die er eingesetzt hatte. Erfreut über diesen Erfolg wiederholte er den Versuch – und diesmal zersprang die Kugel. „He?“ machte er dann erstaunt, als er feststellte, dass sich die Klinge seines Schwertes rot verfärbt hatte: „Bleibt das jetzt so?“ „Nur, wenn Euer Durchlaucht auf einen Bannkreis trifft“, erläuterte der Fledermausmann: „An der roten Farbe könnt Ihr erkennen, dass es einer ist.“ Sesshoumaru hätte sich eher die Zunge abgebissen, als zugegeben, dass er keine Veränderung sehen konnte. Aber er war ein vollblütiger Hundedämon – und er vermochte keine rote Farbe identifizieren. Immerhin konnte das das Halbblut. Inuyasha war zufrieden, als sich Tessaiga wieder zurückfärbte: „Das ist sicher ganz nützlich“, meinte er: „Ach…“ Das galt dem Provinzfürsten, der soeben zurückkehrte, einen Krieger bei sich. Volturnus war nicht lebensmüde und so verneigte er sich höflich tief vor den beiden Prinzen, was seinen Begleiter bewog, diesem Beispiel noch etwas tiefer zu folgen: „Dies ist Scirocco. Er wird Euer Gnaden und Euer Durchlaucht zu Echidna führen.“ Sesshoumaru nickte etwas: „Du wirst diese Familie in die Hauptstadt schicken. Lebendig und in einem Stück.“ „Selbstverständlich, Euer Gnaden.“ Schließlich musste er diese beiden Hundewelpen nicht noch einmal sehen. Zu sicher war er, dass ein weiterer Besuch für ihn fatal ausgehen würde. „Gehen wir.“ Der Kronprinz drehte sich bereits um. „Moment…“ Inuyasha sah sich um. Als er Kagome nur ein Stück entfernt entdeckte, war er erleichtert: „Dann komm. – Alles Gute, Shiori.“ „Oh…“ Das kleine Mädchen wurde rot, sagte aber eilig: „Ich danke Euer Durchlaucht.“ Er hatte sie gerettet und er war nett zu ihr gewesen. Das würde sie ihm nie vergessen. Nur kurz darauf verließen die Vier Ortygia. Scirocco sah sich ein wenig um: „Ich bin mir nicht sicher, Euer Gnaden…wie eilig ist es?“ „Ziemlich“, antwortete Inuyasha für seinen Halbbruder. „Ich könnte mich verwandeln und so schneller sein, aber….“Er warf einen bezeichnenden Blick vom jüngeren Prinzen zu dem Menschenmädchen. „Dann wirst du eben die beiden auf dir reiten lassen“, war der kühle Kommentar des Kronprinzen. Scirocco schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet – es aber wohl sollen. Und das war eine klare Anweisung gewesen. So blieb er stehen und ließ seine Energie ansteigen. Kagome sah etwas fasziniert zu. Obwohl sie seit ihrer Geburt umgeben von Dämonen wohnte, konnte man eine derartige Verwandlung doch nur recht selten miterleben. Um nicht zu sagen, dass sie es zum ersten Mal bei dem Kampf des Inu no Taishou gegen den Mottenherrscher Hyouga gesehen hatte. Nur kurz darauf stand ein großer, schwarzer Wolf vor ihnen, der sich allerdings durch die schwarz-weißen Streifen am Hinterteil von einem wie Kouga unterschied. Auch die Schnauze war ein bisschen länger. Sie war nur auf einem Drachen gesessen und das mit Drachenreiter und hatte keine Ahnung, wie man ohne Sattel reiten sollte. Da sie zögerte, fühlte sie sich aber vom Halbdämon gepackt und auf Sciroccos Rücken gesetzt. Unwillkürlich klammerte sie sich an den Nacken. „So“, meinte Inuyasha: „Dann mal los.“ Er war nicht überrascht, als das Schulterfell seines Halbbruders anwuchs, sich um dessen Beine wickelte, als er sich in die Luft erhob. Das Fliegen war schon eine praktische Sache. Er selbst würde eben mit großen Sprüngen neben dem Zebrawolf herlaufen – und dem nebenbei auf diese Art zeigen, was ein Halbdämon draufhatte. Nach fast zwei Stunden stoppte Scirocco. Kagome nahm an, dass er sich zurückverwandeln wollte und glitt eilig von seinem Rücken, was der Zebrawolfsdämon beifällig zur Kenntnis nahm. Die Prinzen blieben neben ihm stehen. Sie waren tief in einen dichten Wald vorgedrungen – nun zu undurchdringlich, um weiter rennen zu können. Ihr Führer sah zu ihnen: „Aber jetzt wird der Wald so bewachsen bleiben, bis wir die Bergkette erreichen. Dort lebt Echidna in einem Tal, das sie durch einen Bannkreis abgesichert hat. Wenn wir Pech haben….ich meine, es besteht die Möglichkeit, dass sie nicht allein ist, sondern sich auch eines oder mehrere ihrer Kinder bei ihr aufhalten. Das könnte zu…zu Verzögerungen führen.“ Dieser äußerst diplomatische Satz ließ Kagome daran denken, dass er sich wohl ansonsten mit Volturnus herumschlagen durfte. Und der Tigerdämon war sicher keiner, dem man ungestraft unhöflich kommen durfte. Statt einer Antwort hob Sesshoumaru nur eine Augenbraue, was Scirocco als Zeichen sah, dass sich der Kronprinz nicht mit derlei unwahrscheinlichen Problemen befassen wollte. So machte er einige Schritte: „Ich vermute, dass wir bei Einbruch der Dunkelheit dort sind.“ Allerdings würden sie ab nun hintereinander gehen müssen. Er behielt Recht. Als die Sonne hinter den Bergen zu versinken begann, tippte Kagome Inuyasha an. Der sah zu ihr, besorgt, ob sie müde oder durstig wurde. Das entsprach zwar den Tatsachen, aber sie meinte etwas anderes: „Ein Bannkreis. Und was für einer.“ „Kannst du ihn brechen?“ fragte der Prinz sofort. „Ich kann es versuchen, wenn diese Echidna ihn nicht freiwillig öffnet.“ „Das wird sie sicher nicht“, meinte Scirocco, der sich gegen ein Menschenmädchen deutlich mehr zu sagen traute als gegen einen der Herrschersöhne: „Und wo ist der Bannkreis? Ich weiß nur, dass hier einer ist.“ „Nun, dort…“ Sie deutete geradeaus, wo durch die Bäume in der Dämmerung eine helle Felswand leuchtete: „Es scheint nur ein Trugbild zu sein.“ Sesshoumaru wandte ihr kurz den Blick zu, ehe er nach vorn sah. In der Tat. Ein sehr guter Bannkreis. Selbst er hätte ihn kaum erkannt. Umso erstaunlicher, dass ein Mensch ihn bemerkte. Sie konnte wirklich etwas. Da keiner etwas sagte, nahm sie einen Pfeil aus dem Köcher und ihren Bogen zur Hand und zielte: „Ich…das ist keine Schattenmagie, aber auch etwas…anderes als sonst.“ Sie schoss, durchaus nicht sicher, ob sie dagegen ankäme. Solche Magie hatte sie nie zuvor gespürt. Zur gewissen Überraschung aller blieb der aufleuchtende Pfeil förmlich in der Luft stehen, nur Zentimeter vor der scheinbaren Felswand entfernt. „Keh“, machte Inuyasha: „Dann wollen wir doch mal ausprobieren, was die Magie der Fledermaus bewirkt.“ Er zog Tessaiga, das sich rasch vergrößerte, in leuchtendem Rot. Kagome wollte schon fast enttäuscht darüber sein, dass er ihr nicht zutraute, in einem zweiten Versuch besser zu sein, ehe sie verstand, dass er natürlich die neue Fähigkeit seines Schwertes ausprobieren wollte und nur ihren Bogen wieder über die Schulter hängte. „Dann testen wir mal…“ Der junge Prinz schlug zu, ohne eigentlich eine Ahnung zu haben, wie er mit der neuen Fähigkeit seines Schwertes umgehen sollte. Eine Bedienungsanleitung wäre eigentlich sinnvoll gewesen. Aber auch so erkannten er und seine Begleiter, dass die Felswand vor ihnen zu verschwimmen begann, schließlich verschwand. Dahinter öffnete sich ein halbrunder Talkessel, in dessen Hintergrund eine Grotte lag. Davor brannte ein Feuer. Die daran Sitzenden standen eilig auf, gerade noch erkennend, dass der Halbdämon eine leuchtend rote Klinge senkte und in die Scheide schob. „Oh...“ machte Kagome, die derartige Lebewesen noch nie gesehen hatte, geschweige denn, je erwartet hatte, sie zu sehen. Die Frau besaß einen durchaus menschlichen Oberkörper, der allerdings in einen mehrere Meter langen Schlangenleib auslief. Ihre blauen Haare fielen weich darüber. Und der riesige schwarze Hund neben ihr besaß drei Köpfe. „Echidna und ihr Sohn Cerberos…“ flüsterte Scirocco fast entsetzt, während die beiden Halbbrüder bereits langsam nebeneinander auf die sichtlich Überraschten zugingen. Kagome folgte ihnen eilig, da sie daran dachte, dass sich der Bannkreis wieder schließen könnte, und sie lieber bei den Prinzen blieb. Der Zebrawolf folgte, von ähnlichen Gedanken bewegt. Der dreiköpfige Hund begann drohend zu knurren, aber eine Handbewegung seiner Mutter ließ ihn schweigen. „Unerwarteter Besuch. Ich vermute fast, dass ihr auch Hundeblut in euch habt…weiße Haare… Das letzte Mal, als mir jemand so begegnet ist, handelte es sich um den Inu no Taishou. Ich denke, Ihr seid seine Söhne?“ Der Halbdämon übernahm die Antwort, da er bemerkte, dass Sesshoumaru den hündischen Sohn nicht aus den Augen ließ: „Stimmt. Und wir hätten eine Frage an dich, wenn du Echidna bist.“ Die Schlangenfrau nickte ein wenig: „Dies bin ich. Und es handelt sich um eine Frage des Herrschers?“ „Ja. – Du hast einige Abkömmlinge geschaffen. War jemand namens Naraku bei dir und hatte Fragen dazu? Was hast du ihm erzählt?“ Echidna strich sich durch die blauen Haare. Sie waren immerhin ohne Probleme durch ihren Bannkreis gekommen und sie lebte nicht weltabgeschieden genug, um nicht von den beiden Prinzen gehört zu haben. Überdies bezweifelte sie nicht, dass die Sache dem Herrscher wichtig war, wenn er schon beide Söhne sandte. Und ein Kampf mit dem Inu no Taishou war durchaus eine sehr….interessante Frage auf Leben und Tod, der man aus dem Weg gehen sollte. Nicht, dass sie aus Versehen noch gewinnen würde. Den Preis der Macht kannte sie – und sie war nicht bereit ihn zu zahlen: „Nun gut. Ich mache Euch ein Angebot. Wenn es einem von Euch gelingt, meinen Sohn Cerberos zu besiegen, gebe ich Euch Auskunft über Naraku und seine und meine Abkömmlinge, jede, die ihr wollt.“ „In Ordnung“, erwiderte Inuyasha prompt: „Und jetzt erledige ich deinen Hundesohn.“ Er griff nach Tessaiga. „Besiegen natürlich ohne Schwert, denn er besitzt keines“, präzisierte Echidna. „Das ist unfair“, murrte der Halbdämon: „Immerhin hat er dafür drei Köpfe.“ „Nun, es hat noch nie jemand behauptet, es sei einfach, an meine Informationen zu gelangen.“ Und in Anbetracht des Dämons und der jungen Menschenfrau, die sich in Deckung ein Stück hinter ihnen hielten, wagte sie zu bezweifeln, dass sie ihre gewöhnliche Bezahlung in Nahrung von den Prinzen erhalten könnte. „Lass das mir.“ Sesshoumaru musterte noch immer Cerberos. Soweit er sich entsann, war dieser praktisch unsterblich. Aber die Bedingung lautete ja nur ihn zu besiegen. Und da gab es ausschließlich einen Weg. Inuyasha zögerte einen Moment, denn er hätte diesen dreiköpfigen Hund gern selbst erledigt. Aber die Bedingung: „ohne Schwert“ würde es hart machen, Klauenangriff hin oder her. Außerdem war Sesshoumaru in seiner anderen Gestalt immerhin genauso groß wie dieser Cerberos, wenn er sich recht entsann, aber er hatte es lange nicht gesehen, sehr lange. So machte der Hundedämon einige Schritte vor, um Platz für die Verwandlung zu bekommen, ließ seine Energie aufflammen. Er hatte seit seinen Welpentagen keine Rauferei in Hundeform mehr erlebt. Und das waren damals harmlose Spiele gewesen. Hier würde es anders aussehen. Dieser Cerberos hatte drei Köpfe, konnte gleichzeitig dreimal zubeißen. Er würde sehr geschickt sein müssen, um allem auszuweichen. Es fragte sich, wie schnell der war, oder auch, welche Stärke, Kampferfahrung und nicht zuletzt Intelligenz er besaß. „Oh“, machte Echidna unwillkürlich, als sie den großen, weißen Hund betrachtete. Natürlich. Der Herrscher war ein Hundedämon und so würde es auch sein Ältester sein. Vielleicht hätte sie doch das Halbblut wählen sollen? Aber der war immerhin mit ihrem Bannkreis fertig geworden. Leider waren ihre anderen Kinder nicht bei ihr, sonst hätte sie ihre Bedingungen erweitern können. Inuyasha wich hastig zurück, Kagome hinter sich schiebend: „Das wird heftig, bleib ja hinter mir!“ „Was hat er da Grünes im Maul...im Mund?“ erkundigte sie sich entsetzt. „Giftige Säure.“ Das hatte sie sich schon fast gedacht, als sie nun erkannte, dass Fels dort verschwand, wohin die Flüssigkeit tropfte. Und dieser Mann …Dämon….Hund hatte sie geküsst? Für einen Moment standen sich die beiden Hunde gegenüber und musterten sich. Der Kronprinz versuchte, die Taktik zu erraten. Hatten die drei Köpfe nur einen Willen oder würde er sie verwirren können, wenn jeder für sich dachte? Vermutlich war ihm Cerberos an Kraft unterlegen, aber darauf sollte er sich nicht verlassen. Er nahm jedoch auch an, dass er schneller war, wendiger. Drei Hälse und Köpfe sollten ein Hindernis darstellen. Der dreiköpfige Hund schoss auf ihn los. Es war schnell, aber Sesshoumaru machte einen Satz seitwärts, drehte sich noch in der Landung und sprang erneut, um so hinter seinen Gegner zu kommen und die drei Mäuler zu vermeiden. Gleichzeitig öffnete er seinen Fang, zielte auf das linke Hinterbein des anderen. Dieser sprang weg, aber die Zähne des Kronprinzen ritzen die Haut noch, ließen das ätzende Gift aus dem Maul in die Wunde eindringen, ehe er sich zurückwarf, um außer Reichweite zu gelangen, als Cerberos nun seinerseits herumfuhr. Aufmerksam umkreiste Sesshoumaru seinen Gegner, zwang ihn dadurch, sich im Kreis zu drehen. Dieser wollte keinen erneuten Angriff von hinten riskieren, zumal mit der schmerzenden, ätzenden Säure. Plötzlich schoss der Kronprinz los und ging in engen Kontakt. Die Zuschauer konnten nur ein Gewirr von felligen Körpern erkennen, ein Durcheinander an Bewegungen. Der enge Kontakt dauerte nur Sekunden, ehe Echidnas Sohn triumphierend aufquietschte. Sesshoumaru sprang hastig zurück und schüttelte etwas den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. An seiner linken Kopfseite zeigte sich Blut, das aus einer Bisswunde rann. Cerberos bewegte sich jetzt vorwärts. Seine drei Köpfe versuchten, zuzubeißen, den Vorteil der ersten Verletzung des Widersachers zu nutzen. Der Kampf wurde eher zu einer Hetzjagd. Sesshoumaru blieb kaum etwas übrig, als immer wieder kontrolliert zurückzuweichen. Wenn er angriff, dann schnell wie eine Schlange von hinten oder tief von vorn, immer auf die Beine des schwarzen Hundes zielend, um den sechs Zahnreihen auszuweichen. Einige Male hatte er Erfolg, das zeigten die Risse, die Verätzungen, das Blut, das zu Boden tropfte. Aber auch er musste einige Blessuren hinnehmen. „Der hetzt ihn ganz schön“, sagte Echidna gespannt: „Solange hat er noch nie gebraucht.“ „Keh“, meinte Inuyasha: „Dein Sohn wird verlieren.“ Kagome war sich da durchaus nicht sicher, da sie die ersten Anzeichen von Schwerfälligkeit bei dem Kronprinzen zu entdecken glaubte. Seine Bewegungen waren nicht mehr so elegant und leicht wie am Beginn. Allerdings wirkte auch Cerberos angeschlagen, bemühte sich, den Angriffen mehr auszuweichen. Das ätzende Gift war sicher äußerst schmerzhaft. Sesshoumaru wich zurück. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Gegen die drei Mäuler und die beachtliche Stärke seines Gegners würde kein weiteres Ausweichen mehr helfen, den Kampf nur sinnlos in die Länge ziehen. Es gab bloß eine Möglichkeit, das Duell rasch zu beenden und das war sicher sinnvoll. Vater benötigte die Informationen dieser Schlangendämonin, um Akago zu finden. Und je eher man den aus dem Verkehr ziehen konnte, desto eher würden wieder alle ruhig schlafen können. Er musste Cerberos ein Ziel bieten, musste möglicherweise eine schwerere Verletzung hinnehmen, um ihn abzulenken, ihn zu besiegen. Er war niemand, der sich vor den Folgen seiner Entscheidung drückte. Ohne weiteres Zögern griff er mit aller Kraft frontal an, zielte auf die Kehle des mittleren Kopfes. Fast im gleichen Moment, in dem er seine Zähne in diesen Hals schlug, spürte er, wie die anderen zwei Köpfe rechts und links in seine Schultern, seine Brust bissen. Aber er zwang sich, den Schmerz zu unterdrücken und presste seine Kiefer zusammen, um seinen Gegner zu halten. Er gab sich nicht der Illusion hin, so den anderen umbringen zu können. Man konnte angeblich diesen Cerberos nicht töten. Aber er wollte ihn nur halten. Nach der Regel aller Hunde war ein Kampf beendet, wenn einer auf dem Rücken lag und der andere seine Kehle umfasste. Er drückte gegen die Brust ihres Gegenübers, schob und stemmte mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, mit einem Ruck seitlich. Da er mit solch einer Aktion in keinster Weise gerechnet hatte, stürzte Cerberos seitwärts. Im nächsten Moment war Sesshoumaru über ihm, seine Zähne noch immer fest an seinem mittleren Hals. Und er spürte, wie dieser sich entspannte, alle drei Köpfe nach oben bog, die Kehlen zeigte. Er hatte gewonnen. „Nicht schlecht, Euer Gnaden.“ Obwohl Echidna spöttisch klang, musterte sie mit unwillkürlicher Besorgnis ihre Sohn: „Ihr habt gewonnen und bekommt Eure Fragen beantwortet.“ Sesshoumaru ließ erleichtert los und verwandelte sich zurück. Er mochte diese Form nicht sonderlich: „Naraku war hier?“ „Ich kenne seinen Namen nicht. Ein sehr eigenartiger Dämon mit einem Pavianfell. Erstaunlich gut informiert. Was ist mit ihm?“ „Er ist tot.“ „Oh, aber ein oder mehrere seiner Abkömmlinge machen Ärger? Das war zu erwarten.“ Sie setzte sich. Sie hatte damals schon seine Pläne für riskant gehalten – für ihn. Er hatte gut bezahlt und so hatte sie ihm geholfen, aber sich nicht weiter für ihn interessiert: „Bitte, nehmt Platz. – Auch ihr beide.“ Das galt Scirocco und Kagome, die deutlich zögernder der Einladung folgten als die zwei Prinzen. „Nun, zu welchem Abkömmling habt Ihr Fragen?“ ***************************** Das nächste Kapitel: Abkömmlinge, bietet nicht nur einiges an Informationen für die Hundefamilie, sondern auch was Akago so plant... bye hotep Kapitel 19: Abkömmlinge ----------------------- Seine Gnaden hat gewonnen - und die Hundejungen bekommen Auskunft. Nur, ob sie das so hören wollten? 19. Abkömmlinge Der Menschenmann, der an einem Baum lehnte, hob die Hand, um ein Hölleninsekt darauf landen zu lassen. Akago hatte erneut seine fliegenden Spione ausgesandt. Nach seinen Erinnerungen, die zugegeben nur auf Narakus Informationen beruhten, wäre der Erbe des 6. Bezirks durchaus eines Blicks bezüglich Übernahme wert. So war er, nachdem er nur knapp aus der Hauptstadt entkommen war, in diese Richtung gewandert, hatte sich, um die Sache zu beschleunigen, nachts von den Hölleninsekten tragen lassen. Jetzt überlegte er die neuen Nachrichten. Etwas mit Liebe oder Heirat zu unternehmen war für ein Kleinkind töricht, das hatte er aus seinem Fehlschlag mit Maja gelernt. Er besaß einfach zu wenig Ahnung vom komplizierten Wesen der Erwachsenen in dieser Beziehung. Narakus Erinnerungen waren da auch eher kontraproduktiv. Also müsste er den klassischen Weg gehen: ein echter Kampf um die Macht, womöglich ein Duell. Prinz Achill war äußerst stark, viel stärker, als man es von einem Fuchsdämon gewöhnlich erwarten durfte. Er hatte sogar einmal allein einen verrückt gewordenen Kyklopen getötet. Allerdings hatte ihm diese Heldentat auch nicht die ersehnte Anerkennung seines überaus zauberkundigen Vaters eingebracht, der ihn zwar für durchaus bemerkenswert stark, aber bedauerlicherweise ebenso auffallend dumm hielt – und das auch offen sagte. Erschwerend kam für den jungen Erbprinzen hinzu, dass sich Fürst Agamemnon das Menschenmädchen, in das sich sein Sohn verliebt hatte, nun als eigene Geliebte hielt. Dieser Thronfolger konnte ein Übernahmeziel bieten. So ließ Akago seinen Wirt aufstehen. Lange würde es der nicht mehr machen, das war klar, wenn er ihn nicht essen und trinken ließ, aber er war zu sicher, dass nach ihm überall gefahndet wurde und er wollte nicht das Risiko eingehen, bei einem Wirtshausbesuch etwas falsch zu machen. Er hatte nun schon selbst festgestellt, dass der Nachrichtendienst des Inu no Taishou auf Draht war. Ein wenig Wasser müsste reichen – und dann müsste er es eben zumindest in Wäldern riskieren, auch tagsüber von den Hölleninsekten getragen zu werden. Hm, ein starker Erbprinz, der auch sicher ein würdiger Herrscher in der Öffentlichkeit wäre… Man müsste nur gut überlegen, wie man sich zum Erben nicht nur des 6. Bezirks machen könnte, sobald dieser Achill übernommen war, sondern vielleicht sogar, wie man Fürst Agamemnon dazu bringen konnte, den Inu no Taishou selbst herauszufordern. Er galt immerhin als der mächtigste aller Fuchsdämonen – und Fuchsmagie hatte es in der Regel in sich. Überdies war der Herrscher sicher stark, aber nicht einmal Naraku hatte behauptet, dass der großartig etwas von Magie verstehen würde. Allerdings hatte der gegen den Inu no Taishou und dessen beide Welpen ja haushoch verloren. Aber man müsste weitersehen, wenn man vor Ort in Aigina war. Und bis dahin sollte dieser jämmerliche Menschenkörper besser noch durchhalten. Echidna lehnte sich ein wenig zurück an die Felswand. Sie war sich nicht sicher, nahm aber an, dass diese jungen Hunde vor ihr keine Ahnung hatten, wie mächtig und alt sie in Wahrheit war. Aber das brauchten sie auch nicht. Politik und die ganzen Machtspielchen hatten sie einst in ihrer frühen Jugend interessiert, inzwischen schon längst nicht mehr. Wozu auszuprobieren, um wie viel stärker sie als der Inu no Taishou war und womöglich ihre Freiheit aufgeben müssen? Herrscher zu sein bedeutete viel Macht, aber auch viel Verantwortung. Und sie war alt genug, um zu wissen, dass es keine Macht ohne Wissen gab – und kein Wissen ohne Leiden. Sollte das doch der Hundedämon samt seinen Welpen durchleben. „Nun, was wollt Ihr wissen?“ Da Sesshoumaru ihn ansah, meinte Inuyasha: „Wir wissen von ein paar Abkömmlingen, aber drei davon sind tot. Ärger machen jetzt nur noch zwei. Einer namens Moryomaru und einer namens Akago. Das heißt, Moryomaru ist im Moment sicher verwahrt.“ Er nahm an, dass sein Halbbruder im Augenblick nicht sehr gesprächig war. In Menschenform zeigten rote Flecken an seiner Kleidung, seiner Fellboa, dass der Beißkampf in Hundeform nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war. Sicher, das würde bald abheilen, aber tat sicher weh. Etwas dazu sagen, zumal vor Zuhörern, sollte er allerdings besser nicht, wenn er Sesshoumaru auch nur ein wenig kannte. Zum Glück hatte sich sogar Kagome zurückgehalten. Im ersten Moment war sie sichtlich versucht gewesen, auf den Kronprinzen zuzulaufen um ihn zu verarzten. „Die Namen sagen mir nichts. Was können sie?“ erkundigte sich Echidna. „Moryomaru ist ein junger Mann, der anscheinend nichts besonders kann. Dieser Akago scheint ein Kleinkind oder Baby zu sein, ganz in weiß. Und er hat die dämliche Lieblingsbeschäftigung andere Dämonen übernehmen zu wollen.“ Echidna wurde aufmerksam: „Aber beide arbeiteten zunächst zusammen, bis der eine Abkömmling verhaftet wurde?“ „Ja. Kennst du sie?“ „Nein, natürlich nicht, Prinz. Aber ich weiß, welchen Rat ich diesem Pavian gab, als er ein zweites Mal zu mir kam.“ „Und?“ „Er sprach davon bald mächtiger als der Inu no Taishou zu sein. Und er wollte der Herrscher werden. Um in diesem Fall absolut sicher zu sein, unsterblich zu werden, wollte er einen Abkömmling erschaffen, der sein Herz beinhalten sollte.“ „Das klingt…widerlich. Aber er ist tot.“ „Ich war ja auch noch nicht fertig, junger Hund!“ Echidna erlaubte sich diesen Tadel, war sie doch einige tausend Jahre älter: „Ich wies ihn darauf hin, dass ein derartiger Abkömmling seines Bewusstseins aber immer auch seine Fähigkeiten und Meinungen haben würde – und womöglich dann selbst zu einer Gefahr für ihn werden könnte. Er schlug daraufhin die Gestalt eines Kleinkindes vor, das ihm nicht gefährlich werden könnte, allerdings auch anderweitig Schutz gegen seine Feinde benötigte. Dieser Schutz konnte ein zweiter Abkömmling schaffen.“ „Moryomaru“, stellte Sesshoumaru fest: „Welche besondere Eigenschaft hat er?“ „Wenn sich dieser Pavian an meinen Rat hielt, ist er fast unsterblich, buchstäblich eine lebende Rüstung. Und das Baby sollte die Fähigkeit besitzen, sich in ihm verbergen zu können, falls es nötig wäre. Andererseits hätte der…Baraku...auch die Kontrolle über die Rüstung, wäre so auch sicher, das Kind jederzeit griffbereit zu haben, falls es etwas gegen ihn planen sollte.“ „Dann hat Akago gerade seinen Schutz im Stich gelassen?“ erkundigte sich Inuyasha ungläubig: „Und das zu einem Zeitpunkt, wo er wissen sollte, dass er aufgeflogen ist?“ „Er besitzt noch einen anderen Schutz. Überdies wird er bemerkt haben, dass sein Partner nicht der einzige ist, den er übernehmen kann.“ Sonst wären der Herrscher und die Prinzen kaum ebenfalls auf diese Fähigkeit gekommen. „Einen anderen Schutz?“ „Falls sich dieser Affe an meine Erfahrungen hielt, und das scheint der Fall zu sein, besitzt Akago einen eigenen, mächtigen Bannkreis, der ihn vor direkten Angriffen schützen soll. Allerdings muss ich anerkennen, dass Ihr mit diesem roten Schwert auch durch meinen gelangt seid. Das könnte bei diesem dann auch gelingen.“ „Klingt ja schon mal gut. Und wie kann man ihn finden?“ „Er wird sich in Wesen verbergen, die ihm keinen Widerstand leisten können, seelisch und im Geiste schwach sind, ein dunkles Herz besitzen.“ Echidna zuckte die Schultern: „Ich denke, da gibt es einige davon. Aber wenn er sich in einem Menschen verbirgt, hat er auch nur dessen Fähigkeiten. Ich an seiner Stelle würde zusehen, dass ich einen dämonischen Wirt finde.“ „Seine Schwachstelle?“ erkundigte sich der Kronprinz, der bemüht unauffällig sein Fell über seine Schultern gelegt hatte. Die Wärme tat gut, auch wenn die Bissverletzungen bereits am Heilen waren. „Das weiß ich nicht.“ „Man nennt dich die Mutter aller Monster.“ „In der Tat.“ Ihr Blick glitt zu Cerberos, der sich neben ihr hingelegt hatte: „Aber deswegen weiß ich nicht über alle Wesen Bescheid. – Wenn ich raten sollte: jeder Abkömmling fürchtet seinen Schöpfer. Kennt Ihr die wahre Gestalt des Pavians, wisst Ihr auch, was Akago fürchtet.“ Unwillkürlich sahen sich die Halbbrüder an. Soweit sie das mitbekommen hatten, war dieser Naraku kein richtiger Dämon gewesen, ja, eigentlich nicht einmal ein halber, sondern ein Mischmasch der verschiedensten Dämonen. Wie sollte man da seine wahre Gestalt herausfinden? „Moryomaru“, meinte Sesshoumaru dann: „Sofern der einmal etwas Genaueres weiß.“ „Nun….“ Echidna zuckte die Schultern: „Dies ist wirklich Eure Sache.“ Das stimmte. Und da der Kronprinz keine weiteren Fragen hatte, stand er auf. Inuyasha folgte sofort seinem Beispiel. Kagome und Scirocco erhoben sich ebenfalls, letzterer mehr als überrascht über die Diskussion. Ein Dämon, der einen anderen übernehmen konnte? Ein Baby, das den Herrscher bewog, seine beiden Söhne zu dieser uralten Dämonin zu senden? Das bedeutete sicher Gefahr für den Inu no Taishou und seine Welpen, auch, wenn diese wohl dem anderen auf der Spur waren. Ein Bericht über dieses Gespräch würde Fürst Volturnus bestimmt interessieren. Und ihm selbst womöglich eine Beförderung einbringen. Als sie ein Stück von dem hinter ihnen rasch wieder entstehenden Bannkreis entfernt waren, wandte sich Sesshoumaru um: „Scirocco.“ „Äh, ja, Euer Gnaden?“ „Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen.“ „Äh…was, Euer Gnaden?“ Aber der Zebrawolf brachte es kaum hervor. Konnte der Kronprinz etwa Gedanken lesen? Das war eine seltene Eigenschaft bei Dämonen, aber natürlich nicht unmöglich… Auch Inuyasha hatte seinen Halbbruder verstanden: „Wenn Volturnus etwas von dieser Unterhaltung erfährt, solltest du dir schon einen netten Gedenkstein ausgesucht haben. Wenn du einen magst. Brauchen wirst du ihn.“ „Äh….nein, nein, das würde ich nie verraten, Euer Durchlaucht... aber…aber was soll ich antworten, wenn Fürstliche Gnaden fragt? Ich meine, Fürst Volturnus ist nicht sehr …geduldig.“ Scirocco hatte das mehr als unbehagliche Gefühl gerade zwischen Hammer und Amboss gelandet zu sein. „Keh“, machte der jüngere Prinz: „Dann sag ihm einfach, dass wir uns mit Echidna über ihre Abkömmlinge unterhalten haben. Das stimmt und mehr braucht er nicht zu wissen. Und mehr weißt du auch nicht.“ Sesshoumaru ging bereits weiter. Da hatte sein kleiner Bruder Recht. Moryomaru war zunächst mehr als erschreckt, als der Kronprinz erneut zu ihm kam, und dann erleichtert, als ihn dieser nur nach der wahren Gestalt seines Schöpfers fragte. „Das…das kann ich nicht sagen. Wir, also, Akago und ich, waren in einer Höhle. Ab und an kam ein kleines, weißes Mädchen vorbei, aber dann kam sie nicht mehr.“ Kanna, dachte Sesshoumaru, der sie in Sekkei getötet hatte: „Und wenn Naraku kam?“ „Er sah immer aus wie ein Mensch, manchmal trug er einen Umhang mit einem Affengesicht, aber mehr weiß ich nicht. – Akago ist noch verschwunden?“ „Ja.“ Der Kronprinz musste daran denken, dass Echidna gemeint hatte, der junge Dämon vor ihm sei eine Art lebende Rüstung und daher fast unsterblich. Es könnte interessant sein, in einem Kampf herauszufinden, wie weit dieses „fast“ ging. Aber noch war Moryomaru eine gute Auskunftsquelle und überdies hatte sein verehrter Vater bislang keine andere Anweisung erteilt: „Er zeigte sich euch nie in seiner wahren Gestalt, oder auch nur unbekleidet?“ „Nein, also, eigentlich nicht….“ Und da der Kronprinz die Brauen hob: „Ein einziges Mal legte er seinen Umhang ab, da er irgendetwas mit Akago tun wollte. Ich weiß nicht, was es war, aber Akago war danach….erschreckt…ja, erschreckt.“ „Hatte er Narakus wahre Gestalt gesehen?“ „Er erzählte nichts darüber. Aber dann dachte er sehr viel nach. Er sagte mir nicht, worüber.“ Weil er seine Rüstung, seinen Partner, für zu dumm hielt, vermutlich. „Es hatte sich sonst nichts verändert.“ „Nein, Euer Gnaden…“ Moryomaru, der seit fast drei Wochen hier im Kerker angekettet saß, verspürte nicht die mindeste Lust auf mehr Ärger oder gar seine Hinrichtung. Seine ursprüngliche Hoffnung, dass ihn Akago befreien würde, hatte er längst aufgegeben. Selbst er hatte eingesehen, dass sein ehemaliger Partner weitere Pläne ohne seine Mitwirkung aufgebaut hatte. Überdies hatte er mitbekommen, das vor einigen Tagen auch die schwarze Priesterin Hekate in die Zelle neben ihm gebracht worden war, wie er selbst scharf bewacht von Dämonenkriegern und menschlichen Priestern beiderlei Geschlechts. Auch diese konnte und würde ihm nicht helfen, ja, hatte wohl selbst Hilfe nötig. „Außer….“ „Außer?“ „Einmal schrie er. Ich meine, wir waren in einer Höhle, da lebten auch allerlei Tiere. Und plötzlich wollte er haben, dass ich alle Spinnen wegmachte.“ „Das hast du getan.“ „Ja.“ „Und?“ „Danach war er wieder ruhig. Aber ich meine, er ist ein Baby, ein Kleinkind, die haben doch manchmal solche Anwandlungen…“ „Ja.“ Akago hatte womöglich Angst vor Spinnen? Aber wie sollte man im gesamten Reich jemand in einem anderen Körper Versteckten auftreiben, der panische Angst vor Spinnen hatte? Das sollten Myouga und der Nachrichtendienst herausfinden. Sesshoumaru wandte sich um. Moryomaru biss sich ein wenig auf die Lippen, dann sprach er es doch aus: „Euer Gnaden, ich hätte eine Bitte…“ „Nun?“ Der Kronprinz blieb mit dem Rücken zu dem Gefangenen stehen. „Wenn Ihr….wenn Ihr Akago gefangen habt, sagt Ihr es mir?“ „Ich vermute, mein Herr und Vater wird über euch beide urteilen.“ Oder es ihm überlassen. Er ging und der Gefangene seufzte. Er hoffte noch immer, dass er nicht nur am Leben gelassen wurde, weil er nützlich war, sondern auch, weil er eigentlich nichts Schlimmes getan hatte. Akago war doch der Planer – und der Anstifter, wenn man es so sah. Aber so, wie der Kronprinz das eben gesagt hatte, würde wohl auch auf ihn selbst noch eine Verhandlung wegen Hochverrats zukommen. Und der Inu no Taishou war nicht gerade dafür bekannt bei dieser Gegebenheit Spaß zu verstehen. Unbehaglich rieb sich der junge Dämon seinen Hals. Der kleine Flohgeist ächzte nur, als ihm der Herrscher in seiner Eigenschaft als Leiter des Nachrichtendienstes die Neuigkeiten mitteilte. „Herr, Eurer Hoheit ist natürlich bewusst, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, unter allen Dämonen und Menschen des Reiches die auszusuchen, die Angst vor Spinnen haben.“ „Du kannst dich auf Dämonen beschränken. Akado wird kaum so naiv sein sich dauernd in einem Menschen zu verstecken. Dazu sind die körperlichen Möglichkeiten zu eingeengt.“ „Ja, Hoheit. Und selbstverständlich werden wir uns bemühen, Euch so rasch wie möglich Ergebnisse zu geben, aber…“ Er begegnete dem Blick seines Herrn: „Verzeiht. Ich werde Euch nicht enttäuschen.“ „Das hoffe ich, Myouga. Denn die ersten Pläne, die dieses Kleinkind schmiedete, waren bemerkenswert gut.“ Der Inu no Taishou dachte unwillkürlich an seine Tage in der Felsenkammer des Atreus. Derartiges durfte nicht noch einmal geschehen, womöglich mit einem seiner Söhne. „Ja, Hoheit.“ „Dann geh.“ Myouga gehorchte, ohne seine gelinde Verzweiflung zu erkennen zu geben. Natürlich waren die Agenten auf Draht, aber sie waren doch nicht unfehlbar. Das hatte er jetzt davon, dass er in den letzen Jahrhunderten ein solch gut funktionierendes Informationsnetz aufgebaut hatte, den Herrn nie enttäuscht hatte. Jetzt erwartete der von ihm, dass er ihm den Mond auf dem Silbertablett servierte. Gerade, als ob er so ein Netz aus Hölleninsekten besitzen würde…. Moment. Hölleninsekten. Genau, das war die Lösung. Akado würde ebenso wie zuvor Naraku nicht darauf verzichten wollen, sich mit deren Hilfe Informationen zu beschaffen. Also müssten alle Mitarbeiter äußerst fleißig Ausschau nach diesen halten müssen, um die Richtung feststellen zu können, aus der sie kamen oder gingen. Natürlich keine einfangen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das würde dauern, aber im Moment schien dieses Baby irgendwo zu sitzen und einen neuen Plan auszubrüten. Er, Myouga, sollte zusehen, dass er diesmal schneller dahinter kam, um welchen es sich handelte. Er kannte seinen Herrn zu gut, um nicht zu wissen, dass dieser ungeduldig wurde. Akago musste gefunden werden, so schnell, wie irgend möglich. Das meistgesuchteste Kind des ganzen Reiches lehnte derweil an dem Körper des Menschenmannes, den es bislang besessen hatte. Dieser hatte das Bewusstsein schon längst verloren, aber nun war auch der Körper zusammengebrochen. Akago hatte ihn noch zwingen können bis hierher, an die Strasse nach Aigina, zu gehen. Nun bemühte er sich, für jemanden, der zufällig des Wegs kam, eine Falle aufzubauen. Das sollte einfach sein. Jeder Mensch, jeder Dämon würde feststellen, dass der Mann bewusstlos oder tot war, in seinen Armen aber noch ein Baby hielt. Und der Unbekannte würde doch so nett sein, ihn dann aufzuheben und mitzunehmen. Entweder er konnte ihn gleich übernehmen oder zumindest dafür sorgen, dass er zu Prinz Achill gebracht wurde, im ärgsten Fall nur nach Aigina, der Hauptstadt des Bezirks. Akago sah auf, als er Stimmen hörte und spürte, dass sich Dämonen näherten. Mit gewisser Überraschung betrachtete er die beiden jungen Männer, die mehr als mangelhaft bekleidet den Weg entlangliefen. Waren sie überfallen worden? Sie keuchten, wirkten erschöpft – und trugen gerade mal einen Lendenschurz. Einer entdeckte ihn. „Hochwohlgeboren!“ keuchte er: „Seht nur!“ Aus der Anrede konnte Akago erkennen, dass es sich bei dem anderen um ein Mitglied der fürstlichen Familie, also wohl Achill, handeln musste. Soweit er wusste, gab es keinen zweiten Prinzen. „Ein Baby?“ Der Erbprinz blieb stehen: „Lebt der Mensch noch, Patroklos?“ Ach, dachte Akago: der hatte den gleichen Namen wie der Unterführer des Heeres? Wie amüsant. Da musste man ja glatt aufpassen, dass man die beiden nicht verwechselte. Aber dann bemühte er sich darum, möglichst schwach und hilfebedürftig auszusehen – und gleichzeitig die Chancen auf eine Übernahme der Dämonen zu überprüfen. Bei Patroklos fand er nichts davon. Der Kerl war glücklich und zufrieden. Bei dem Erbprinzen sah das schon anders aus. Da war Eifersucht, die Suche nach Anerkennung, ja, nicht einmal Zuneigung zu seinem Vater. Allerdings konnte er ihn im Moment nicht übernehmen – nicht vor einem Zeugen. Aber das würde sich ergeben. So begann er demonstrativ schwach zu weinen. Patroklos hob ihn auf: „Der Mann ist tot, Euer Hochwohlgeboren….Aber das Baby lebt. Er scheint ein Dämonenkind zu sein.“ „Dann nimm es mit, mein lieber Freund. – Eigenartig. Was wohl ein Mensch mit einem dämonischen Kind hier macht?“ Warum dachte der Prinz nach, wunderte sich Akago. Sein Vater hielt ihn doch für einen vollendeten Trottel? „Nun, egal, “ fuhr der Erbprinz fort: „Wenn sich die Eltern melden, bekommen sie ihr Kind zurück. Jetzt komm.“ „Sollten wir den Mann nicht begraben?“ „Einen Menschen, Patroklos?“ „Das hier ist immerhin ein recht beliebter Weg nach Aigina….Es könnte abschreckend auf Händler wirken.“ „Gib mir das Balg und beerdige ihn.“ Balg? Akago hätte um ein Haar gekichert. Bald bist du mein, du dummer Kerl. Und du weißt es noch nicht einmal…Er konnte nur zu deutlich die Dunkelheit in der Seele des Erbprinzen spüren. Alles, was er nun im direkten Kontakt tun musste, war, den so zu beeinflussen, dass er ihn bei sich behielt. Einmal allein gelassen würden sie zu einem Geist und einem Körper werden, einer einzigen Person. Das war alles. Die Seele seines Opfers würde verschwinden und er der alleinige Herr sein. Sicher der nächste Provinzfürst, wenn dem jetzigen etwas….Zeitliches zustieß, aber womöglich war da auch mehr drin. Viel mehr, wenn er den Körper des Erbprinzen so betrachtete. Er wirkte stärker als der Kronprinz. Doch, ein Duell mit Sesshoumaru sollte zu gewinnen sein. Aber zuerst einmal musste er behutsam vorgehen. Er hatte bei seinen ersten Versuchen die Macht des Inu no Taishou zu bekommen Fehler begangen, das war ihm klar. Aber er lernte. Und er würde keinen Fehler ein zweites Mal begehen. ***************************** Während der Nachrichtendienst hektisch versucht eine unlösbare Aufgabe zu lösen, wundert sich Fürst Agamemmnon im nächsten Kapitel über seinen Sohn.... bye hotep Kapitel 20: Entschlüsse ----------------------- Akago war mit sich mehr als zufrieden. Während der Erbprinz Patroklos gegangen war, um einen Diener zu suchen, der sich weiter um das Findelkind kümmern sollte, war es ihm gelungen, Achill weiter zu beeinflussen, weiter zu übernehmen. Noch ehe der beste Freund zurückkehrte, war er bereits mit seinem neuen Opfer verschmolzen. So rasch hatte er es nie zuvor erwartet. Die Bitterkeit durch die Verachtung des Vaters, die Eifersucht wegen eines Menschenmädchens, das eigene Gefühl der Unzulänglichkeit hatten genügt ihm die Seele zu überlassen. So unterdrückte das heimtückische Baby das Bewusstsein des Erbprinzen, suchte nur eilig in den Erinnerungen. Ach nein, Patroklos und er waren anscheinend sehr gute Freunde. Und, was noch interessanter war, dieser Patroklos hier war tatsächlich der Bruder des Unterführers. Da schienen die Eltern ja ungemein einfallsreich mit den Namen gewesen zu sein, wenn sie beide Söhne gleich benannt hatten. Aber das bedeutete auch, dass er selbst ein wenig behutsam sein musste. Falls Patroklos, der Freund, einen Fehler bemerkte, stand zu erwarten, dass er das seinem Bruder, dem Unterführer, mitteilen würde – und der wiederum würde schnurstracks dem Herrscher Meldung machen. Kein Wunder, wenn dieser Inu no Taishou und seine Welpen so erfolgreich gegen Naraku agieren konnten. An solche Verbindungen hatte sein Erschaffer vermutlich kaum gedacht. Er ließ seinen Wirt aufsehen, als dieser mit einem Diener zurückkam. „Hat sich erledigt“, meinte er: „Die Mutter dieses Kindes kam. – Komm, Patroklos, gehen wir baden.“ Das taten sie stets zusammen nach einem derartigen Waldlauf. Wozu auch immer der gut sein mochte, dachte Akago, ehe er sich entsann, dass man wohl auch üben musste, ehe man solche Stärke erreichte. Nach dem Bad, mit einer Hose und kurzärmeliger Oberbekleidung angezogen, ließ sich Akago bei „seinem“ nominellen Vater, Fürst Agamemnon, melden. Er musste wissen, wie dieser zu einem möglichen Duell zwischen seinem Sohn und Sesshoumaru stand. War der Herr des 6. Bezirks ein fanatischer Anhänger des Inu no Taishou, müsste man eben andere Mittel und Wege ergreifen um zum Ziel zu gelangen. Die Erinnerungen seines neuen Wirtes waren bedauerlicherweise nicht ausreichend. Der Provinzfürst saß auf einem Hocker, vor dem ein großes Feuer brannte, in das er gedankenverloren sah, blickte aber auf, als der Erbprinz gemeldet wurde. Er betrachtete seinen eintretenden Sohn mit durchaus gemischten Gefühlen. Er hatte nur den einen. Keine seiner Ehefrauen oder Konkubinen war in der Lage gewesen, ihm einen zweiten zu schenken, nicht einmal ein Mädchen, – und er war sich bewusst, dass es durchaus unter den Dämonen und wohl auch Menschen Zweifel an seiner Männlichkeit gab. Das nagte an seinem Stolz, seinem Selbstbewusstsein. So hatte er in mehr oder weniger großer Verzweiflung jedem Heiler, jeder Heilerin, jeder seiner Frauen eine hohe Belohnung für die Geburt eines zweiten Kindes ausgesetzt. Bislang leider ohne Erfolg. Nun, er bezweifelte nicht, dass sein Sohn stark war. Er wusste nur zu gut um dessen Kampffähigkeiten. Aber das genügte eben nicht um eine Provinz zu verwalten. Und weder Intelligenz noch besonderes diplomatisches Geschick schien Achill in die Wiege gelegt worden zu sein. Akago ließ sich seinen Wirt höflich verneigen, ehe er sich auf ein Kissen an die rechte Seite des Fürsten setzte – sichtbar unter ihm. Auch so ein Punkt, der Achill wurmte, was sein neuer Besitzer durchaus verstand. „Nun, austrainiert für heute?“ Die Frage klang mehr spöttisch als anteilnehmend. „Ja, mein Herr und Vater. – Darf ich Euch eine Frage stellen?“ „Nun?“ Nicht schon wieder neue Trainingsmöglichkeiten, dachte der Fürst nur. „Ich…mein Lehrer erwähnte, Ihr wärt dabei gewesen, als der Herrscher das Reich eroberte. Ich würde gern von Euch hören, was damals geschah.“ Das war sehr ungewöhnlich, aber Fürst Agamemnon konnte eine gewisse Freude nicht unterdrücken. So antwortete er: „Ich war im Heer des damaligen Herrschers. Viele andere Fürsten waren bereits auf die Seite des Inu no Taishou geschwenkt, aber ich hielt mich an mein Wort.“ Überdies hatte er nie gedacht, dass dieser Hund derartige Fähigkeiten besaß und war überzeugt gewesen auf die richtige Seite zu setzen. „Vor den Toren der Hauptstadt begann die Entscheidungsschlacht, die allerdings mit dem Zweikampf der beiden Heerführer ein Ende fand. Der Inu no Taishou hatte gewonnen. Es war ein rechtmäßiges Duell gewesen, er hatte das stärkere Heer auf seiner Seite – und er heiratete die Erbtochter des bisherigen Herrschers. So gab es keinen Grund, sich ihm nicht zu unterwerfen. - Allerdings, muss ich zugeben, dass weder ich noch sonst einer der wenigen Fürsten, die loyal geblieben waren, damit gerechnet hatten, dass er uns nicht hinrichten ließ, ja, uns unsere Positionen beließ.“ Mit der durchaus originellen Begründung er würde nie jemanden für Treue bestrafen. „Dann wart Ihr ihm dankbar.“ Das gab es doch nicht, dachte Akago unwillkürlich: musste dieser Hundeidiot denn alles richtig machen? „Natürlich.“ Nun ja, er sah zu diesem Zeitpunkt, aber auch später, keine Chance, gegen den Inu no Taishou vorzugehen. „Dann ist Euch der Inu...der Herrscher an Stärke überlegen? Ich dachte, Ihr seid der Herr der Füchse und damit das mächtigste Wesen des Reiches.“ Ein wenig geschmeichelt über das ungewohnte Lob seines Sohnes nickte Agamemnon: „Das stimmt beides, würde ich sagen. In einem Duell wäre mir der Herrscher wohl überlegen, das muss ich zugeben. Magie – nun, noch niemand sah, wie er sie einsetzte. Ich glaube nicht, dass er allzu viel davon versteht. – Warum fragst du?“ „Ihr wisst, dass ich sehr stark bin und keinen ebenbürtigen Gegner mehr habe.“ „Sag nicht, du willst den Herrscher herausfordern! Das wäre Hochverrat!“ „Äh, nein, das habe ich nicht vor. Ich dachte an den Kronprinzen, Sesshoumaru.“ Der Provinzfürst starrte seinen Sohn an, als ob er ihn zum ersten Mal sehen würde: „Ich habe immer gewusst, dass du stark, jedoch nicht sonderlich intelligent bist, aber das schlägt dem Fass den Boden aus.“ „Was meint Ihr?“ Akago wusste wirklich nicht, was Agamemnon meinte, verstand aber nun, warum sich sein Wirt nicht sonderlich mit seinem Vater vertrug. „Ein Duell, möglichst auf Leben und Tod, mit dem Kronprinzen. – Ich will nicht einmal behaupten, dass du nicht gewinnen könntest – aber hast du dir die Folgen überlegt?“ „Ich werde gewinnen. – Ich denke, wenn der Herrscher ohne Erben ist, könnte er mich einsetzen.“ „Er hat zwei Söhne, auch, wenn der Jüngere nur ein Halbdämon ist.“ „Dann muss eben auch er gegen mich verlieren.“ „Und der Inu no Taishou adoptiert den Mörder seiner Söhne? Glaubst du das wirklich?“ „Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Ihr wisst doch selbst, dass auch er bei Duellen nicht eingreifen kann, wenn sie ohne Hinterlist ablaufen. Und ich bin dann bewiesenermaßen der Stärkste.“ „Oder tot. Und du bist mein einziger Sohn und Erbe.“ „Ihr solltet mir einmal vertrauen.“ „Überdies: warum sollte Seine Gnaden leichtsinnigerweise in ein Duell mit dir einwilligen? Sag nicht, dass du einen Plan hast, wie du ihn dazu bringst.“ „Oh doch.“ Akago erkannte, dass der Fürst ihn wirklich überrascht anstarrte und ergänzte: „Ich hörte von Patroklos, über seinen Bruder, dass es da ein weibliches Menschenkind gibt, das als einziges in den Räumlichkeiten des Kronprinzen wohnen darf. Er scheint sie sehr zu mögen.“ „Entführung? Das könnte fatal sein.“ „Nur, wenn er gewinnt. Oder der Herrscher nicht…abgelenkt ist.“ „Was meinst du?“ „Habt Ihr zuvor nicht selbst bestätigt, was ich auch glaube? Ihr seid das mächtigste, magische Wesen des Reiches. Und gegen Eure Fuchsmagie kommt auch der Inu no Taishou nicht an. Ist er….nicht zugegen und siege ich gegen Sesshoumaru – ist der Weg für uns beide frei.“ „Wenn und falls. Dir ist klar, dass du hier Hochverrat aussprichst?“ „Ein Duell ist kein Hochverrat.“ Akago erkannte, dass der Provinzfürst immerhin überlegte – und das war schon mehr, als er sich von dem ersten Gespräch erhofft hatte. So bemühte er sich diesen weiter für sich einzunehmen, ließ seine Beeinflussung des Unterbewusstseins weiter ausstrahlen: „Ich bitte Euer Fürstliche Gnaden darüber nachzudenken. Ich werde nichts ohne Euer Einverständnis tun.“ Agamemnon stellte zum zweiten Mal an diesem Tag ungewohnte Verhaltensweisen bei seinem Sohn fest, war allerdings mehr als froh über das unerwartet höfliche und geradezu nachdenkliche Benehmen. So meinte er nur: „Das freut mich. Ich werde dir meine Entscheidung mitteilen.“ Schließlich war ein Vorgehen, wenn auch nur indirekt, gegen den Herrscher und seinen Ältesten Hochverrat. Allerdings hatte Achill Recht – er war stark, womöglich stärker als der Kronprinz. Und wenn man geschickt handelte, war es eben kein Verbrechen, sondern nur eine Herausforderung. Duelle waren schließlich statthaft, seien sie mit dem Schwert, anderen Waffen oder auch Magie. Die Aussicht, endlich am Inu no Taishou vorbeizukommen, war durchaus überlegenswert. Achill alias Akago verneigte sich, ehe er zufrieden ging. Das war besser gelaufen, als er gedacht hatte. Agamemnon schien vorsichtig, aber durchaus nicht abgeneigt, die damalige Niederlage gegen den Inu no Taishou …auszugleichen. Da sollte er erst einmal nicht weiter nachhaken, um den guten Fürsten nicht misstrauisch zu machen oder gar unter Druck zu setzen. Ein anderes Problem war Patroklos der Zweite. Wenn der nach seinem Bruder kam, wäre er sicher treu dem Inu no Taishou ergeben. Der durfte also nichts mitbekommen, zumindest nichts von seinen Entführungsplänen. Aber wie würde er ihn loswerden? Das musste auch noch einmal gut überlegt werden. Jetzt war wohl wieder erst einmal Training angesagt, wenn er den Erinnerungen seines Wirtes glauben durfte. Wie langweilig. Der Herr der Füchse dachte sehr lange und gründlich nach. Sein an sich etwas vertrottelter Sohn hatte in zwei Dingen eindeutig recht: er war stark, wahnsinnig stark, zumal für einen Fuchsdämon. Und Sesshoumaru hatte zwar an der Schlacht gegen die Motten teilgenommen, aber das hatten viele. Sonst hatte er nur von einfachen Strafexpeditionen gehört, die der Kronprinz durchgeführt hatte. Sicher, der wirkte recht kühl und selbstsicher, aber das sagte nichts über Kampffähigkeiten aus. Womöglich war Achill wirklich der Stärkere und könnte den Kronprinzen töten. Der jüngere Prinz war sicher kein Problem, später. Und der Inu no Taishou… Hm. Er sollte vorsichtig sein. Falls alles schief ging, dürfte er zwar ohne Erben sein, aber nicht als Verräter dastehen. Also sollte es sich um einen Unfall handeln, der dem Herrscher zustieß. Ein magischer Unfall, selbstverständlich. Da gab es doch diesen etwas verrückten Eremiten in den Bergen, dem er manchmal menschliche Straftäter schickte? Er sollte ihn wohl einmal aufsuchen und behutsam nachfragen, ehe er über die Anfrage seines Sohnes entschied. Sango und Miroku wichen, gemäß ihrer Anweisung, nicht von der Seite der bewusstlosen Maja, gleich, wie langweilig ihnen diese Aufgabe auch erschien. Zu wichtig konnte es sein, die einzige Zeugin einer Übernahme zu schützen. Sie sprangen daher auf, als zwei Dämonen das Zimmer betraten, ein Mann und eine Frau. Erst auf den zweiten Blick erkannten sie, dass es sich um Hasendämonen handelte, sicher die Eltern der Prinzessin. Die Tatsache, dass Chairon, der Oberste Heiler ihnen folgte, bestätigte diese Vermutung. Er sah zu den beiden: „Ich übernehme, ihr könnt Pause machen.“ Während die zwei Dämonenjäger gehorchten, hörten sie noch, wie Majas Mutter mit zitternder Stimme sagte: „Ich danke Eurer Exzellenz, dass Ihr meine Tochter so behütet…“ „Sie hält uns für Krankenpfleger“, flüsterte Miroku draußen. „Soll sie auch, “ gab Sango zurück: „Du hast doch den Befehl Seiner Hoheit gehört, dass einstweilen nichts bekannt wird.“ „Dann warten wir hier.“ „Natürlich.“ Drinnen im Zimmer knurrte der Fürst des 16. Bezirks: „Sie war schon immer schwächer und nichtsnutziger als ihre Schwester. Zu weich. Was fehlt ihr diesmal?“ Chairon konnte nicht verhindern, dass sich in seine professionelle Stimme Tadel schlich: „Prinzessin Maja ist seit Tagen ohne Bewusstsein und es steht nicht zu erwarten, dass sie es bald zurückerlangt.“ „Dann…dann kann sie ihren Pflichten nicht nachkommen?“ erkundigte sich die Mutter: „War der Herrscher zornig?“ „Nein.“ Beide Eltern atmeten auf, ehe sie fortfuhr: „Können wir sie nicht mitnehmen, Exzellenz? Ich zweifele nicht daran, dass Ihr sie bestens betreut, aber…“ „Nein, Fürstin.“ Der Oberste Heiler klang fest: „Befehl Seiner Hoheit. Es ist nach wie vor unbekannt, was genau Maja fehlt, geschweige denn, wie und ob man sie heilen kann.“ „Eine unbekannte Krankheit?“ fragte Fürst Habata: „Die nur Hasendämonen befällt?“ Das klang tatsächlich etwas besorgt. „Das wissen wir nicht. Aber ehe eine Seuche ausbricht…“ „Ich verstehe. Und überhaupt, meine Liebe, was sollten wir mit ihr zuhause? Sie kann nichts tun, nicht repräsentieren und in dem Zustand wird sie auch keinen Ehemann finden. Noch nichtsnutziger als sonst für ein Mädchen. Immerhin taugt Eris etwas.“ Chairon hätte fast etwas gesagt. Die älteste Tochter Fürst Habatas zeichnete sich unter anderem durch eine Holdseligkeit aus, gegen die Seine Gnaden selbst umgänglich schien. Aber sie war Vaters Liebling und dieser sah das anders. An Bewerbern fehlte es freilich nicht, würde doch der Mann der Ältesten der nächste Provinzfürst des 16. Bezirks werden. Maja war hier am Hofe sicher besser aufgehoben. Zu schade, dass es sowieso dieses schon verschüchterte Mädchen getroffen hatte. So meinte er nur sachlich: „Ich kann Euer Fürstlichen Gnaden versichern, dass Prinzessin Maja hier bestmögliche Betreuung erhält.“ Die neue Dienerin der Despoina war ein Mensch der dritten Klasse, eine Staatssklavin mittleren Alters, vielleicht zehn Jahre älter als Kagomes Mutter. Zuerst war sie ein wenig verschreckt gewesen, unsicher, wie sich eine Menschenfrau, die diesen Rang erreicht hatte, wohl benehmen würde. Aber die Sorge vor Arroganz war rasch einem gewissen Mitleid gewichen, als sie feststellte, dass ihre neue Herrin allein in ihrem Zimmer saß, manchmal las oder stickte – und eindeutig immer wartete. So wagte es Eurynome sich zu ihr zu setzen, wartete jedoch, bis die Gefährtin des Herrschers aufsah. „Was ist? Brauchst du etwas?“ „Oh, despoina – es wäre meine Aufgabe Euch dies zu fragen. Ich bin nur eine Menschenfrau der dritten Klasse, Ihr gewiss der zweiten, noch bevor der Herrscher Euch hierher befahl. Ich…ich wollte Euch nur anbieten, wenn Ihr jemanden zum Reden braucht – ich schwöre Euch bei meinem eigenen Augenlicht, dass nie jemand, weder Mensch noch Dämon, davon erfahren wird, was Ihr mir erzählt habt.“ „Das ist nett, Eurynome“, meinte Kagomes Mutter. Aber sie musste daran denken, dass auch Maja beeinflusst worden war. So sagte sie: „Mir bleibt im Moment jedoch nichts außer zu warten. Irgendwann wird Seine Hoheit wieder Zeit für mich finden.“ „Und irgendwann wird Seine Hoheit keine Zeit mehr für Euch finden, sich ein anderes Spielzeug suchen, nicht wahr? – Mir erging es doch auch so. Der Fürst war nett und ich dachte wirklich….nun, danach fand ich mich verheiratet wieder in einem Dorf, mit dem Dorfvorsteher. Er war damals fast vierzig Jahre älter als ich. Nun, der Fürst wollte wohl dafür sorgen, dass ich nicht mehr auf dem Feld arbeiten musste, aber ich ….Mädchenträume eben. Gegen den Willen der Dämonen kann niemand etwas ausrichten.“ „Dann warst du in deiner Ehe unglücklich?“ „Er war ein netter Mann und versuchte mich unseren Altersunterschied vergessen zu machen. – Aber ich denke, Ihr wisst ebenso gut wie ich, was Euch erwartet, wenn der mächtige Herrscher Eurer überdrüssig wird.“ „Nein….“ Immerhin hatte er Izayoi doch bis zu ihrem Tode bei sich behalten. Nun gut, sie war die Mutter seines Sohnes gewesen, aber…. „Er wird Euch kaum verheiraten, vermute ich, schon, um seinen Ruf zu wahren. Vielleicht lässt er Euch nicht umbringen…“ „Hör auf solch einen Unsinn zu reden!“ „Verzeiht, despoina. Ich wollte Euch nicht verärgern.“ Eurynome zog sich zurück. Oh je, dachte sie. Es ist noch schlimmer, als ich dachte. So eine nette Frau und sie hat sich tatsächlich in einen Dämon verliebt. Und nicht nur irgendeinen, sondern den Herrscher. Sie wird viel zu spät merken, was das bedeutet. Er wird sie im besten Fall irgendwohin wegschicken, vielleicht auch töten, aber davon will sie ja nichts hören. Aber, andererseits – was kann sie schon anderes tun als ihr Schicksal zu akzeptieren. Menschen sind Dämonen untertan. Und wenn sie wenigstens eine Zeit lang in ihrem Traum glücklich ist…nun, ich werde künftig nichts mehr dazu sagen. Kagomes Mutter lehnte sich an die Wand. Eigentlich hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, was geschehen könnte, wenn der Herrscher ihrer überdrüssig wäre. Warum hätte sie es auch sollen? Er hatte um sie geworben, geduldig und zärtlich, wie ein…ja, wie ein Mensch, nicht befohlen, sondern ihr die freie Wahl gelassen. Und wenn er zu ihr kam, war er sichtlich froh bei ihr zu sein. Warum sollte er ihrer schon leid sein? Oder es auch nur werden? Im Verhältnis zu seiner Lebensspanne war die Zeit, die sie mit ihm lebte, sicher kaum der Rede wert. Sie wusste es nicht genau, aber er war gewiss schon mehr als tausend Jahre alt. Wie dumm von ihr, sich von dieser Eurynome verunsichern zu lassen, die wohl aus ihrer eigenen bitteren Vergangenheit schloss. Es würde Zeit werden, dass diese Verschwörungen aufhörten, sie sich öfter sehen könnten. Dann verschwänden solche Gedanken sicher wieder von allein. Provinzfürst Agamemnon ließ seinen Sohn zu sich rufen. Als Akago in dessen Gestalt bei ihm war, meinte er: „Du sagtest, ein Menschenmädchen sei bei Sesshoumaru? Hast du irgendetwas davon gehört, dass er….mehr als nur Dienstbarkeiten von ihr will?“ Das war natürlich nicht verboten – nicht für einen Dämon der ersten Rangstufe gegenüber einem Menschen. Diese besaßen fast völlige Handlungsfreiheit, auch, wenn der Inu no Taishou manchen Auswüchsen einen Riegel vorgeschoben hatte. „Nein. Sie ist nur seine Drachenreiterin, soweit ich weiß. Aber ich könnte noch einmal Patroklos fragen, dass der seinen Bruder fragt…“ Akago wagte zu hoffen, dass sein Plan aufgehen würde, zumal sich der Fürst zwei Tage außerhalb des Schlosses herumgetrieben hatte. „Unwichtig, im Endeffekt. Wenn ich den Kronprinzen richtig einschätze, wird er es in jedem Fall nicht zulassen, dass du seine Dienerin entführst und sich dem Duell stellen.“ „Dann stimmt Ihr meinem Plan zu, Herr Vater?“ „Dein Vorschlag ein Duell gegen den Kronprinzen zu kämpfen, gefällt mir in der Tat, Achill. – Ich habe lange darüber nachgedacht. Wenn der Herrscher mit seinem Ältesten hier anreist, werde ich ihm ein kleines Unterhaltungsprogramm zeigen, von dem er selbstverständlich nicht zurückkehren wird. Allerdings sollten wir sicher gehen, dass er auch wirklich herkommt. Diese Drachenreiterin mag ein Köder für Sesshoumaru sein, aber für den Inu no Taishou brauchen wir etwas anderes.“ „Den jüngeren Prinzen vielleicht? Diesen Inuyasha? Das könnte beide herlocken.“ „Schwierig. Soweit ich hörte, kann er ganz gut mit einem Schwert umgehen. Und ich will niemanden von meinen Männern verlieren. Genauso gut könnten wir den Kronprinzen selbst entführen lassen. Nein. Ich dachte an die Gefährtin.“ Akago starrte seinen nominellen Vater in echter Bewunderung an. Der Plan hätte von ihm selbst stammen können: „Natürlich, Ihr habt vollkommen Recht. Sie ist nur ein Mensch, ebenso wie die Kleine, kann sich also gegen Fuchsdämonen nicht wehren, ja, ist der Fuchsmagie ausgeliefert. Natürlich gibt es bei ihr sicher auch einige Wachen….“ Oder auch nicht, wenn er sich an seine Zeit als Prinzessin Maja erinnerte. Aber das konnte er ja kaum erzählen. Agamemnon nickte, geschmeichelt über die offene Anerkennung seines Sohnes. So gut hatte er sich mit Achill noch nie verstanden. „Ich werde zwei Krieger schicken, das muss reichen. Immerhin begehen wir Hochverrat. Ich werde ihnen daher erzählen, dass es sich um…um einen Scherz handelt.“ Das würden sie wohl kaum glauben, dachte Akago. Aber sie würden selbstverständlich ihrem Fürsten gehorchen. *********************** Da haben sich zwei gesucht und gefunden... Das wird noch Ärger für unsre Hunde bedeuten bye hotep Kapitel 21: Fallen ------------------ Ihr habt vollkommen Recht: was Achill und sein gewöhnliches Denkvermögen betrifft, könnte sich sein Vater an die eigene Nase fassen. Was er von seiner Mutter geerbt hat lässt sich im Moment dank Akago ja nicht festststellen. 21. Fallen Der Kronprinz sah auf, als sein Sekretär hereinkam und sich verneigte. „Nun?“ Jaken schluckte ein wenig, zu vertraut mit der Stimmung seines Herrn, als dass er nicht gewusst hätte, dass dieser keine Störung wünschte: „Ich…Thaleia von den Amazonen bittet Euer Gnaden um Audienz.“ Und sie hatte es dringend gemacht – so dringend, dass sie ihm bei seiner ersten Ablehnung das Schwert an die Kehle gehalten hatte. Thaleia? Oh, sie wollte vermutlich wissen, ob sie sich nun als seine Braut ausgeben sollte oder nicht: „Lass sie herein.“ Jaken gehorchte erleichtert. So kniete kurz darauf die wohl beste Kämpferin der Amazonen höflich vor Sesshoumarus Schreibtisch nieder und neigte den Kopf. „Was führt dich her?“ „Wir erhielten den Befehl Seiner Hoheit nach Norden zurückzukehren, Euer Gnaden.“ Sie wusste nicht, ob er das schon gehört hatte, wollte es jedoch erwähnt haben: „Darf ich um weitere Anweisungen bitten?“ „Du hast noch niemandem etwas von der…Verlobung erzählt?“ „Nein, Euer Gnaden.“ „Dann belasse es einstweilen auch dabei. Wenn es notwendig werden sollte, werde ich dir Bescheid geben. Kehre mit den anderen zurück.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Sie wagte es, etwas zu ihm aufzuschauen. Nun, er sah ohne Zweifel nicht schlecht aus - für einen Mann. Wäre sie keine Amazone, hätte sie sich sicherlich geschmeichelt fühlen können, dass sie als seine Verlobte gelten sollte. Und so, aus dieser Perspektive, konnte sie auch bestätigen, dass er durchtrainiert war. Unter der Rüstung, die er selbst hier im Arbeitszimmer trug, verbarg sich sicher ein muskulöser Oberkörper…. Seit der Schlacht gegen die Motten wusste sie freilich nur zu gut, dass er stark war. Wohin verirrten sich ihre Gedanken? Sie senkte lieber wieder den Kopf. „Thaleia.“ „Ja, Euer Gnaden…?“ „Du hast mir eine Bedingung gestellt und ich habe sie akzeptiert. Es liegt allein bei dir, ob und wann du mein Wort eingelöst haben willst.“ Sie war froh, eine Dämonin zu sein. Eine Menschenfrau wäre sicher glühend rot geworden und hätte sich damit verraten. Sie betrachtete seine nachlässig herabhängende Hand und versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, davon berührt zu werden. Allein das löste ein seltsames Prickeln auf der Haut aus, das sie eigentlich nur von ihren Kriegsschwestern kannte: „Danke…“ war alles, was ihr als Antwort einfiel. „Du darfst gehen.“ „Danke, Euer Gnaden.“ Ohne Erlaubnis aufzustehen und das Zimmer zu verlassen, war Gerüchten zu Folge noch niemandem gelungen. Zumindest nicht in einem Stück. Sesshoumaru sah ihr nach. Es war wohl an der Zeit, dass er seinen Vater von dieser vorgetäuschten Verlobung in Kenntnis setzte. Immerhin waren die gesetzten drei Wochen in wenigen Tagen um. So stand er auf und verließ seine Räume. Als er auf dem Gang davor zwei einfach gekleidete Fuchsdämonen überholte, die eine geradezu riesige Kiste schleppten, sich jedoch eilig vor ihm zu Boden warfen, maß er dem keinerlei Bedeutung bei. Der Inu no Taishou blickte auf, als sein Ältester sein Arbeitszimmer betrat: „Du hast gehört, dass ich die Amazonen nach Hause schicke?“ „Ja, mein Herr und Vater.“ Der Kronprinz nahm Platz. „Akago bereitet einen neuen Plan vor – aber ich glaube kaum, dass er dabei militärisch vorzugehen gedenkt. Er ist allein und selbst, wenn er wieder einen Dämon übernimmt – ein Heer kann er so nicht führen. Sogar, wenn es sich um einen Provinzfürsten handeln sollte, was ich nicht annehme, hätte er nur die fünfzig Krieger der jeweiligen Schlosswache. Die Fürsten sind alle starke Dämonen und selbstsicher. Echidna meinte ja, dass nur Wesen mit Selbstzweifel übernommen werden können. Der einzig Schwache könnte der kleine Shippou sein, aber Cinnamon ist bei ihm. Und er besitzt nicht gerade das, was ich eine schwarze Seele nennen würde.“ Sesshoumaru wusste es zu würdigen, dass sein Vater seine Gedanken mit ihm teilte. „So sind die Amazonen hier in der Hauptstadt überflüssig.“ „Ja. Und man sollte die Geduld seiner Gefolgsleute nie überstrapazieren. – Falls Akago einen neuen Plan hat, werden wir uns selbst darum kümmern. Auch bei Naraku brachte nur unser direktes Eingreifen wirklich etwas.“ „Wir beide? Oder auch Inuyasha?“ „Das hängt davon ab, welchen Plan dieses Baby ausgeheckt hat. Ich möchte eigentlich ungern alles auf eine Karte setzen. Er ist raffiniert.“ „Moryomaru und Hekate werden nach wie vor sehr gut bewacht. An diese beiden wird er nicht herankommen, selbst, wenn es ihm gelingen sollte, eine der Wachen zu übernehmen. Sie haben Befehl, stets zu zweit und mit einem Priester oder einer Priesterin zu bleiben, um eine derartige Übernahme zu verhindern.“ „Gut gedacht.“ Sesshoumaru wollte gerade beginnen, von Thaleia und der so genannten Verlobung zu berichten, als die Tür geöffnet wurde und der Dämon vom Dienst hereinsah, sich eilig auf den Boden kniete und vorbeugte: „Hoheit…“ Der Inu no Taishou wusste, dass etwas überaus Wichtiges geschehen sein musste. Gewöhnlich störte niemand seine Gespräche mit seinen Söhnen: „Nun?“ „Ich…die Dienerin der Despoina bittet unverzüglich um Audienz.“ Und jeder Dämon, der nicht gerade unter Schnupfen und Blindheit litt, konnte erkennen, dass diese Menschenfrau vollkommen in Panik war. War seine Gefährtin etwa krank geworden? Menschen erkrankten leicht und starben rasch, das wusste er, und er spürte, wie sich Besorgnis in ihm ausbreitete. „Lass sie herein.“ So warf sich kurz darauf Euronyme flach vor dem Herrscher zu Boden. Den beiden Hundedämonen entging nicht, dass sie schiere Todesangst hatte. „Was ist geschehen?“ erkundigte sich der Inu no Taishou daher sofort. War seine Gefährtin etwa… „Eure Hoheit…Eure Hoheit….ich…bitte, lasst sie doch am Leben….“ Sie konnte fast nicht sprechen. Vater und Sohn blickten sich kurz irritiert an, ehe der Herrscher fragte: „Wen? Ist eine Verwandte von dir verurteilt worden?“ Er konnte sich an kein Todesurteil erinnern, das er in den letzten Wochen ausgesprochen hatte. Aber Provinzfürsten hatten natürlich auch dieses Recht. „Die…die Despoina….“ „Wovon redest du?“ Sollte das ein schlechter Scherz sein? Aber sie hatte offenkundig Panik: „Richte dich etwas auf und berichte.“ Euronyme gehorchte angsterfüllt. Sie war nie zuvor im Arbeitszimmer des mächtigen Herrschers gewesen, geschweige denn mit ihm allein – nun, und dem eher noch mehr gefürchteten Kronprinzen. Ihr war klar gewesen, dass sie unter Umständen diesen Raum nicht mehr lebendig verlassen würde, aber sie konnte und wollte doch nicht zulassen, dass dieser netten Frau etwas zustieß…. „Die Despoina….“ „Was ist mit ihr?“ „Bitte, lasst sie frei.“ „Du törichte…“ begann Sesshoumaru, wurde aber durch die erhobene Hand seines Vaters unterbrochen. „Ist sie etwa verschwunden?“ fragte der Inu no Taishou angespannt. Euronyme holte tief Atem. Dann war es gar nicht sein Befehl gewesen? „Es…es kam ein Dämon, der mich anwies, in mein Zimmer zu gehen. Er habe Botschaft von Eurer Hoheit an die Despoina…..“ Sie warf sich eilig vor, als sie den Blick des Herrschers erhaschte – und die eisige Kälte darin. Der Inu no Taishou zwang sich zur Ruhe. Gut ausgedacht. Keine menschliche Dienerin würde eine derartige Anweisung eines Dämons missachten. Und Euronyme war zu neu an ihrem Posten, als dass sie hätte wissen können, dass er niemals einen derartigen Boten schickte. Er hätte es als unhöflich gegenüber seiner Gefährtin empfunden, ihr Dinge nicht selbst zu sagen. Die einzige für ihn akzeptable Überbringerin von Nachrichten wäre Kagome. „Und als du endlich nachsehen gingst, war die Despoina verschwunden. Du hast dann angenommen, dass ich sie habe verhaften lassen? Und wolltest für sie um Gnade bitten?“ „Verzeiht, Euer Hoheit…bitte, verzeiht mir….“ Der Kronprinz ignorierte das sinnlose Gestammel der Menschenfrau: „Abriegeln, verehrter Vater?“ „Ja.“ Sesshoumaru erhob sich unverzüglich, um Krieger anzuweisen, die Tore zu schließen und das Schloss zu durchsuchen – zum zweiten Mal, seit dieser Akago aufgetaucht war. Er wurde eindeutig lästig. Der Herrscher wandte sich unterdessen wieder der Dienerin zu: „Weißt du, was das für ein Dämon war?“ „Nein, Hoheit….“ Leider sahen für die meisten Menschen, zumal der dritten Rangstufe, Dämonen in Menschengestalt eben so aus – ohne, dass sie erfassen konnten, welche wahre Gestalt sich darunter verbarg. „Würdest du ihn wieder erkennen?“ „Ich…ich weiß nicht, Hoheit….“ „Geh zu Prinz Inuyasha. Bei ihm ist eine Priesterin namens Kagome. Sage Seiner Durchlaucht und ihr, was geschehen ist. Sie soll unverzüglich die Räume ihrer…der Despoina überprüfen. – Geh.“ Während Euronyme eiligst und erleichtert gehorchte, stand er langsam auf. Hoffentlich würde Kagome etwas herausfinden können. Falls Magie dabei gewesen war, sicher. In jedem Fall würde er wohl besser selbst Witterung aufnehmen. Nur kurz darauf eilte Kagome mit Inuyasha in die Räume ihrer Mutter, bestürzt und besorgt zugleich. Sie vergaß vor Aufregung fast, sich vor dem Herrscher zu verneigen, der dort stand. „War Magie im Spiel?“ fragte er nur, ohne auf ihre verspätete Verneigung einzugehen. Sie konzentrierte sich eilends. Der Prinz sah zu seinem Vater: „Doch nicht schon wieder dieser Mistkerl von Akago? Wie war es ihm bloß möglich, an allen Wachen vorbeizukommen? Er muss sich wieder ein Opfer gesucht haben.“ „In der Tat. Und zwar einen Fuchs.“ „Shippou etwa?“ Der war doch noch ein Kind! „Nein, wie du selbst riechen solltest.“ Ein wenig Ungeduld lag in seiner Stimme. Erst jetzt prüfte der Halbdämon die Luft. „Ein Fuchsdämon…..die haben doch so magische Tricks drauf.“ „Ich kann nichts feststellen, Euer Hoheit“, berichtete Kagome: „Oh…bitte…“ Aber es war äußerst unschicklich, den Herrscher einfach so um etwas zu bitten. So brach sie ab. Er wusste dies: „Ich werde deine Mutter finden, sicher“, versprach er daher: „Und ihr wird nichts passieren.“ Diese Entführung machte nur Sinn, wenn man sie als Geisel gegen ihn einsetzen wollte. Und tot belief sich ihr Wert für eine derartige Erpressung auf Null. Kagome biss sich auf die Lippen. Daran dachte sie ebenfalls, aber ihr war auch klar, dass sich der Herrscher nicht würde erpressen lassen. Inuyasha legte ihr die Hand auf die Schulter: „Mach dir nicht zu große Sorgen“, meinte er: „Vielleicht ist sie sogar noch im Schloss. Ich meine, Fuchsdämon hin oder her, er muss sie ja transportieren. Und das auch noch unauffällig.“ „Es waren zwei Füchse.“ Dieser Satz des soeben eingetretenen Kronprinzen ließ alle zu ihm blicken. „Ich habe sie gesehen, verehrter Vater. Sie trugen eine große Kiste. – Das Schloss wird durchsucht, aber ich vermute fast, umsonst.“ „Wann hast du sie gesehen?“ fragte der Inu no Taishou sofort. „Vor meinen Räumen, als ich zuvor zu Euch wollte.“ „Was sollten die denn da suchen?“ erkundigte sich Inuyasha: „Ich denke mal nicht, dass sie so genial dumm wären, sie ausgerechnet bei dir verstecken zu wollen.“ „Äußerst unwahrscheinlich, in der Tat, kleiner Bruder.“ Sesshoumaru erstarrte unmerklich. Er hatte sie überholt, sie waren also aus der gleichen Richtung gekommen, wie er selbst – und dort befanden sich nur seine eigenen Zimmer – und Jaken und Rin. Akago hatte schon einmal als Prinzessin Maja versucht, über seine kleine Drachenreiterin an ihn selbst heranzukommen. Hatte dieser Abschaum es etwa gewagt…? Er drehte sich wortlos um und ging. „Äh…“ Inuyasha blickte zu seinem Vater. So schlimm war seine Äußerung doch auch nicht gewesen? Dieser sagte nur ein Wort: „Rin.“ „Ihr glaubt, dass sie auch die Kleine haben? Aber warum? Jemand muss doch praktisch lebensmüde sein, Eure Gefährtin und Sesshoumarus Drachenreiterin zu entführen.“ „Akago.“ Der Herrscher drehte sich um. Äußerlich ruhig verriet nichts, dass er einen jähen Schmerz im Herzen spürte, als er die angefangene Handarbeit sah, die auf dem Boden lag. Er erinnerte sich nur zu gut daran, was ihm selbst widerfahren war, als Akago ihn von Atreus gefangen nehmen ließ. Hoffentlich würde ihr das nicht angetan werden. Schon Naraku hatte sie entführen lassen und sie war um ein Haar gestorben. Er war wirklich ein schlechter Beschützer. „Und was jetzt?“ erkundigte sich Inuyasha, der Kagomes verzweifelten Blick nicht mit ansehen konnte: „Wir müssen doch etwas unternehmen, verehrter Vater.“ „Wenn die Durchsuchung ergebnislos ist, sehen wir weiter. – Und im schlimmsten Fall müssen wir abwarten, bis sich die Entführer melden. Sie haben sie nicht ohne Grund mitgenommen.“ Am liebsten hätte er jeden einzelnen Krieger der unaufmerksamen Wachen hinrichten lassen, aber das würde sie ihm auch nicht zurückbringen. Er war jedoch sicher, dass irgendjemand teuer für dieses Verbrechen bezahlen würde. Sehr teuer. Kagomes Mutter erwachte nur mühsam. Um sie war Dunkelheit. Was war geschehen? Ein Dämon war zu ihr gekommen, im Auftrag des Herrschers, hatte er gesagt. Und dann war sie bewusstlos geworden. Sie setzte sich auf. Etwas klirrte leise und spannte um ihren Hals. Ihre tastenden Finger verrieten ihr, dass Metall um ihre Kehle lag, daran eine Kette, die zu der Wand hinter ihr führte. Sie war in einem Kerker – auf Befehl des Inu no Taishou? Aber warum nur? War es das, vor dem ihre Dienerin sie hatte warnen wollen? Hatte es Euronyme gewusst? Aber warum hatte er sich so plötzlich von ihr abgewandt? Erst vergangene Nacht… „Hallo?“ sagte jemand neben ihr: „Bist du wach?“ „Ja.“ Wer war das? Ein Kind? Was war das hier nur für ein Ort? „Wer bist du?“ „Ich bin Rin. Ich bin die Drachenreiterin Seiner Gnaden.“ Die Kleine klang stolz. „Warum bist du hier, Rin? Wo sind wir?“ „Das weiß ich nicht.“ Sie krabbelte näher und berührte ihre Nachbarin: „Ich bin angebunden. Du auch? Oh, ich muss wohl Ihr sagen, nicht wahr? Ihr seid doch Kagomes Mutter? Die Despoina?“ „Ich war es zumindest…..“ Nein, dachte sie. Es muss ein Irrtum sein. Er hätte mich doch nie einfach so einsperren lassen, nicht er – und schon gar nicht die Kleine. Jemand will mir das nur weismachen. Ich muss Vertrauen haben. „Keine Angst, Seine Gnaden kommt sicher bald.“ „Du meinst, Seine Gnaden wird uns befreien?“ „Natürlich. Seine Gnaden kann doch alles. Nun, sicher auch der Herrscher, “ ergänzte Rin nachdenklich: „Er ist doch Seine Gnaden Vater.“ Die Kleine verwendete den höfischen Titel wie einen Namen. Unwillkürlich musste Kagomes Mutter lächeln: „Ja. – Du weißt nicht, wo wir sind?“ „Nein. Ein Dämon kam zu mir und sagte, er hätte einen Befehl Seiner Gnaden…aber dann schlief ich ein. Als ich aufwachte, war ich hier.“ „Zu mir sagte er, es sei Befehl des Herrschers…“ Nein, dann war das eindeutig gelogen gewesen. Wie hatte sie nur an ihrem Gefährten zweifeln können? Hatte Euronyme sie so verunsichert? Aber was hatte der Unbekannte davon, Befehle vorzutäuschen? „Wie lange sind wir schon hier, Rin? Weißt du das?“ „Nein, es ist ja dunkel. Aber ich bin sicher, Seine Gnaden kommt bald…und Seine Hoheit.“ „Ja, sie werden uns sicher suchen.“ Aber auch finden? Sie musste nur an Naraku denken, ermahnte sie sich. Da waren sie auch gekommen, da hatte er sie auch gefunden. Und er hatte einen guten Nachrichtendienst, Freunde und Gefolgsleute, die ihm helfen würden. Und natürlich seine beiden Söhne. Sesshoumaru würde gewiss schon um Rins Willen mitsuchen, Inuyasha wegen Kagome. „Äh…Despoina?“ „Ja, Rin?“ „Könntet Ihr mir eine Geschichte erzählen?“ „Ja, natürlich.“ Sie hatte schließlich vier Kinder geboren und erzogen. Und die kleine Drachenreiterin hatte Recht: sie mussten warten und da wäre ein Märchen sicher nicht schlecht, um sich von den besorgten Gedanken abzulenken. Immerhin stand zu hoffen, dass der Unbekannte sie beide lebendig wollte, also wohl auch für Essen und Trinken sorgen würde. „Was magst du denn hören? Kennst du die Blume, die man Narzisse nennt?“ „Diese gelbe?“ „Ja. – Ich erzähle dir das Märchen, wie sie entstand, ja?“ „Das kenne ich gar nicht.“ Rin rutschte so nahe an ihre Nachbarin, wie es die Ketten erlaubten, und schmiegte sich an sie, spürte, wie sie in den Arm genommen wurde. „Also. Es war einmal ein junger Mann namens Narcissus….“ Es dauerte vier Tage, bis die Torwache ein Schreiben an Seine Gnaden erhielt und ahnungslos diesem überbrachte. Als der Kronprinz den Brief öffnete und las, wünschte sich der Dämonenkrieger jedoch weit weg. Die Temperatur im Raum schien abzusinken – und es war trotz der gewahrten Selbstkontrolle nur zu deutlich, dass es sich um eine äußerst unangenehme Mitteilung handelte. Hoffentlich würde Seine Gnaden nicht den Boten für die Nachricht strafen…töten… „Wer gab dir den Brief?“ „Ein…ein Mensch, Euer Gnaden….“ „Sieh zu, dass du ihn einfängst.“ „Ja, Euer Gnaden….“ würgte der Krieger nur noch und machte, dass er aus dem Zimmer kam. Der Kronprinz drohte nie, was geschehen würde, versagte man. Die Konsequenz war jedoch immer deutlich spürbar. Sesshoumaru machte sich auf den Weg zu seinem Vater, nachdem er Jaken beauftragt hatte, Inuyasha sofort zu diesem zu holen. Der Krötendämon raste davon, so rasch ihn seine Beine trugen – in derart mörderischer Stimmung hatte er seinen Herrn nur sehr selten oder eher noch nie gesehen. Der Inu no Taishou unterbrach unverzüglich die Audienz mit Fürst Suez, dem Herrn des 3. Bezirks, da er nicht annahm, sein Ältester sei grundlos so aufgebracht. Dieser warf dem Kronprinzen nur einen unsicheren Blick zu, als er den Raum verließ, in der Hoffnung, nicht derjenige zu sein, der diesen Zorn erregt hatte. Wortlos übergab Sesshoumaru seinem Vater den Brief. „Akago“, konstatierte der, als er gelesen hatte: „Fragt sich nur, in wem er steckt. – Setz dich.“ „Was ist passiert? Habt ihr sie gefunden?“ Mit diesem Satz stürzte Inuyasha in das Arbeitszimmer. Kagome bemühte sich zwar um Ruhe, aber sie weinte immer wieder – und das war etwas, das er hasste: „Äh...ein Brief…?“ Aber er nahm ihn: „Ich habe etwas, das Euer Gnaden gehört und Ihr habt etwas, das ich will. Wollt Ihr das Menschenmädchen zurück, stellt Euch einem ordnungsgemäßen Duell mit Erbprinz Achill. Will der Inu no Taishou seine Gefährtin zurück, sollte er Euch begleiten.“ Der jüngere Prinz blickte auf: „Achill? Das ist doch der Sohn von Fürst Agamemnon, 6. Bezirk, oder? Ist der verrückt geworden?“ „Akago“, meinte der Herrscher: „Aber ist er in Achill oder Agamemnon oder jemand anderem? Er kann ja anscheinend sehr gut zusätzlich andere Personen beeinflussen.“ „Agamemnon und Achill sind Fuchsdämonen“, sagte Sesshoumaru langsam: „Das erklärt, warum zwei Füchse die beiden entführten.“ „Ihr wollt dahin?“ erkundigte sich Inuyasha: „Na ja… Du wirst doch sicher mit diesem Achill fertig werden, oder?“ „Natürlich.“ Der Kronprinz blieb sachlich: „Auch, wenn er angeblich ein sehr guter Kämpfer ist. Immerhin hat er allein gegen einen Kyklopen bestanden.“ „Ich komme selbstverständlich mit.“ „Nein, Inuyasha.“ Der Herrscher sah zu ihm: „Das ist in Aigina mit Sicherheit eine Falle – für uns beide. Du bleibst hier, als Schutz.“ Der Halbdämon setzte zu einem Einwand an, aber der Kronprinz sah zu ihm: „Es ist eine Falle. Und wir werden sehen, wie „ordnungsgemäß“ das Duell mit Achill sein wird.“ „Ja….“ dehnte Inuyasha: „Aber wenn ich meine Meinung sagen darf…? Genau dann könnte es besser sein, wenn ich mit dabei bin. Ich meine, Tessaiga ist kein schwaches Schwert und ich habe auch was drauf. Man muss ja Achill oder auch Agamemnon gegenüber nicht erwähnen, dass ich auch dabei bin.“ Er würde doch gegenüber Kagome schön dastehen, wenn er nicht mithalf, ihre Mutter zu befreien. „Ich meine, was kann ich hier schon tun, außer warten? Und bis von hier aus etwas passieren kann…Aigina ist nicht gerade um die Ecke.“ Er bemerkte die Blicke von Vater und Halbbruder: „Liege ich so falsch?“ „Du liegst richtig“, erklärte der Inu no Taishou: „Gut. Dann sollen Myouga und Jaken die Regierung übernehmen, bis wir drei zurück sind. Offiziell nur wir beide, natürlich. – Es ist unsere Falle und wir springen hinein.“ „Und ich mache sie wieder auf“, erklärte der jüngere Prinz zufrieden. Jetzt wäre doch Kagome bestimmt nicht mehr so traurig. **************************** Die Hundefamilie bringt also einen Joker mit. Im nächsten Kapitel lernt der Inu no Taishou Agamemmnon richtig kennen und Inuyasha denkt nach. Frohe Weihnachten euch bis zum nächsten Kapitel bye hotep Kapitel 22: Der Eremit ---------------------- Ihr scheint sicher zu sein, dass der Plan, den Agamemmnon und Akago ausgeheckt haben, fehlschlägt. Dabei scheint er narrensicher... 21. Der Eremit Der Empfang, den Provinzfürst Agamemnon dem Herrscher und dessen Ältesten bereitete, zeugte durch nichts von irgendwelchen Intrigen oder Plänen. Das Einzige, das den Inu no Taishou und Sesshoumaru stutzig machte, war das Fehlen des Erbprinzen. War Achill derjenige, der von Akago übernommen worden war, und wollte das Baby nicht entdeckt werden? Inuyasha war außerhalb der Stadt Aigina geblieben um nicht von den Hölleninsekten aufgespürt zu werden. Kagome hatte ihn gebeten, zum einen ihre Mutter zu retten und zum zweiten vorsichtig zu sein. Er hatte ihr beides versprochen. Vater hatte ihm keine weiteren Anweisungen gegeben oder auch nur geben können, wusste doch niemand, was an Hinterhalt geplant war. Agamemnon verneigte sich höflichst gegen seine beiden Gäste: „Darf ich dann fragen, was Euer Hoheit und Euer Gnaden in meinen Bezirk führt?“ Eine unhöfliche Frage, dachten beide prompt und der Inu no Taishou antwortete kühl: „Sollte Euch das tatsächlich entgangen sein? Man sollte stets wissen, was der eigene Sohn plant.“ „Nun, ich bin mir bewusst, dass Achill ein Duell gegen Seine Gnaden anstrebt…“ Sie waren wütend, begriff der Provinzfürst, auch, wenn sie es unterdrückten. Und wären nicht die Geiseln säße er womöglich schon im Kerker, wenn nicht mehr. „Ich würde vorschlagen, dass wir den Kampf bereits morgen stattfinden lassen. Ich vermute, dass mindestens zwei der...weiblichen Zuschauer Euch bekannt sind.“ Sesshoumaru nickte knapp. Also hatte dieser Mistkerl von Fürst tatsächlich Rin und die Despoina entführen lassen. Und war anscheinend sicher mit dem Leben davonzukommen. Töricht oder schlau? Hatte Akago von ihm Besitz ergriffen? So konnte er nichts erkennen. „Sehr gut. – Achill übt bereits. Wie es Euer Gnaden beliebt könnt Ihr das auch halten. Mein Haushofmeister, Nestor, wird Euch, fast, jeden Wunsch erfüllen.“ Er winkte dem älteren Dämon, der näher trat und sich tief verneigte. „Eurer Hoheit würde ich gern dagegen ein kleines Unterhaltungsprogramm bieten. Ich bin sicher, dass es Euch interessiert, wie meine…besonderen Gäste untergebracht werden.“ Er wollte sie trennen, bemerkten Vater und Sohn unwillkürlich. Aber wenn er nicht verrückt war – und sie vermuteten das allerdings langsam fast – würde er den Geiseln nichts antun, solange das Duell nicht durchgekämpft war. Denn nur mit einem ordnungsgemäßen Kampf würden er und Achill zum einen ihr Ansehen in den Augen der anderen Provinzfürsten nicht verlieren und zum zweiten es dem Herrscher unmöglich machen den Tod seines Sohnes zu ahnden. „Einverstanden“, meinte dieser daher nur. „Dann gehen wir ein wenig spazieren….In den Bergen im Westen lebt ein Eremit.“ Hatte er die Geiseln bei einem Eremiten? Nun, warum nicht, urteilte der Inu no Taishou. Eine Menschenfrau und ein Kind dieser Art – da brauchte es keine Ketten oder viele Wächter. Inuyasha sah überrascht auf, als er erkannte, dass ein großer Fuchs mit sieben Schwänzen und ein fast noch riesigerer weißer Hund aus der Stadt liefen, Richtung Westen. Wohin wollte Vater? Und das andere war doch sicher der Provinzfürst? Wo steckte Sesshoumaru? Egal, entschied er dann. Sein Bruder konnte ein Duell doch gewinnen, gegen wen auch immer. Interessanter war wohl, was dieser Agamemnon mit Vater vorhatte. Immerhin hatte er die beiden getrennt. So stand der Halbdämon auf und rannte mit gewaltigen Sprüngen hinterher. Zu seiner Überraschung erreichte er schließlich einen Fluss, an dessen sandigem Ufer er erkennen konnte, dass sich die beiden in ihre menschlichen Gestalten zurückverwandelt hatten. Er blickte sich um. Wohin jetzt? Dort, entlang des Flusses konnte er die Fährte wittern. Warum nur führte dieser dämliche Agamemnon Vater in diese Bergeinsamkeit? Und warum war Vater darauf eingegangen? In diesem Moment entdeckte er etwas Kugeliges, das an Land gespült wurde. Mit gewissem Erschrecken erkannte er, dass es sich um einen menschlichen Kopf handelte. Hatte es weiter flussaufwärts einen Unfall gegeben oder einen Überfall? Hier in den Bergen sollten doch diese Kyklopen leben, die manchmal zu Übergriffen auf Menschen neigten. Unwillkürlich bückte er sich, um den Kopf aufzuheben. Er sollte ihn wohl beerdigen. Eigenartig. Warum blutete der gar nicht? Genauer – wieso hatte der keine Öffnung, wo einmal ein Hals gewesen war? Das sah eher wie ein Ball oder ein Apfel aus? Was stimmte denn hier nicht? So oder so sollte er lieber wirklich zusehen, dass er den beiden folgte. So rannte er weiter entlang des Flusses, tiefer in die Berge. Der Inu no Taishou sah an der steilen Felswand empor. Dort oben befand sich eindeutig ein geräumiges Haus: „Dieser Eremit versteht zu leben“, stellte er fest. „Nun, er hat Schüler und andere Gäste“, erklärte Agamemnon, wie bereits zuvor bemüht, stets die Wahrheit zu sagen. Die Nase des Herrschers war gut genug Lügen zu erkennen. „Hier bitte entlang, den steilen Pfad. Aber ich denke, dass dies Euer Hoheit nicht weiter stören wird.“ Nur kurz darauf erreichten die beiden Dämonen ein einladend offenes Tor, das in das Innere des Berges führte. Drinnen konnte der Herrscher Kochgerüche wittern, Menschen….Er wollte bereits hineingehen, als ihn der Provinzfürst anhielt: „Äh, Hoheit wollen verzeihen, aber dies ist das Haus eines Eremiten. Es…er würde es sicher als unziemlich empfinden, kämen wir bewaffnet zu ihm.“ Er selbst legte bereits sein Schwert ab. Als der Inu no Taishou diesem Beispiel folgte, musste er sich zwingen, nicht triumphierend durchzuatmen. Er hatte es geschafft, hatte den mächtigen Herrscher entwaffnet. Das bedeutete sicher nicht, dass der jetzt wehrlos war, aber immerhin. Das war der erste Schritt. „Danke. Dann folgt mir bitte.“ In dem Empfangsraum des Hauses sah ein massiger junger Mann mit spitzen Zähnen auf, als die beiden Dämonen eintraten. „Oh, Fürstliche Gnaden…“ sagte er: „Und…?“ „Und Seine Hoheit“, ergänzte Agamemnon eilig, dem Eremiten bedeutend, dass er sich verneigen sollte. Der Herrscher sah sich rasch um. Kleine Dämonen wedelten dem Eremiten Luft zu, schienen buchstäblich dienstbare Geister zu sein. Der verstand wohl etwas von Magie. Er war unbewaffnet. Wo waren die anderen Menschen, die Schüler, von denen der Provinzfürst gesprochen hatte? „Seine Hoheit möchte sehen, wie du die…besonderen Gäste unterbringst.“ „Oh ja, natürlich. – Bequem, das kann ich Euch versichern.“ Der Eremit stand mit einer Beweglichkeit auf, die für so einen dicken Menschen erstaunlich wirkte. War er doch ein Dämon? Der Inu no Taishou stellte fest, dass er das so nicht sagen konnte. Eigenartig. Ein Halbdämon wie Inuyasha war er jedenfalls schon mal nicht. Aber er folgte dem Hausherrn durch ein anscheinend weit nach oben und unten in den Berg führendes Treppenhaus, hinab. Aus einem Vorratsraum drang ein seltsamer Geruch nach Kräutern und anderen Pflanzen, aber er kümmerte sich nicht darum. Wichtiger war es, dass er seine Gefährtin und Rin finden konnte, sich vergewissern konnte, dass es ihnen gut ging. „So hier…Hoheit.“ Der Eremit öffnete schwungvoll eine Tür. Durch einen mannshohen Spalt in der Felswand fiel Tageslicht auf einen Tisch: „Dort. Wie Ihr sehen könnt: mein Miniaturgarten.“ Miniaturgarten? Der Herrscher trat näher. In der Tat. Das war gar kein Tisch. Innerhalb der Umrandung lag eine ganze Landschaft. Häuser, Bäume, sogar ein Fluss mit Brücke. Dann erfasste ihn ein eisiger Schrecken. Dort drinnen liefen tatsächlich Menschen, winzige Menschen. Unwillkürlich machte er noch einen Schritt näher. Waren die beiden Vermissten etwa dort, verzaubert? Aber was war jetzt los? Warum wurde der Garten immer größer? Nein, er wurde immer kleiner, erkannte er. Doch ehe er auch nur eine Idee hatte, was er tun könnte, stand er mitten in dem Miniaturgarten. „Gut gemacht, Tokajin“, meinte Agamemnon zufrieden. „Am Eingang liegt noch sein Schwert. Hebe es gut auf, denn ich werde es abholen.“ „Ja. Wann darf ich ihn fressen, Fürstliche Gnaden? Einen Dämon von dem Kaliber hatte ich noch nie.“ „Sobald ich zurückkomme. Dann ist auch der Kronprinz tot.“ Der Inu no Taishou ballte die Fäuste, als er diese Unterhaltung hörte. Aber es war ihm unmöglich, etwas zu tun. Dieser Garten war sicher mit Hilfe der Blumen des Styx erschaffen worden – mächtige Magie. Und er würde womöglich sein Lebtag so klein bleiben – nun, bis ihn der Eremit fressen wollte? Was war das denn für ein so genannter heiliger Mann? Dieser verdammte Agamemnon hatte den Hinterhalt tückisch geplant. Er konnte es sich sparen, sich umzugucken, denn die Geiseln wären nicht hier – schon, falls Sesshoumaru sie sehen wollte. Er war wie ein Vollidiot in die offene Falle gegangen. Hoffentlich hatte Inuyasha mitbekommen, dass er mit dem Provinzfürsten verschwunden war – und hoffentlich war der Junge ihnen gefolgt. Dann jedoch fuhr er zusammen. Inuyasha, dachte er. Dieser war ein Halbdämon und verwandelte sich einmal im Monat in eine rein menschliche Form. Und, wenn ihn nicht alles täuschte, wäre dies heute Nacht, bei Neumond, der Fall. Der junge Prinz stand an der Wegscheide. Geradeaus führte ein Pfad weiter, das Flussufer entlang, aber er konnte wittern, dass Vater und Agamemnon den anderen dort hinauf gegangen waren. Da oben war ja ein ganzes Haus in den Fels gehauen worden. Was war das hier nur für ein Ort? Er hätte niemandem sagen könne, warum er zunächst geradeaus ging. Als er sich umdrehte, erkannte er gerade noch, wie ein großer Fuchs mit sieben Schwänzen den Weg zurücklief. Vater fehlt, dachte er erschrocken. War hier doch eine Falle gewesen? Dann war er der Einzige, der ihm helfen konnte. Mit ihm rechnete sicher weder Agamemnon noch der Besitzer des Hauses dort oben. Eines war klar, den normalen Weg brauchte er nicht gehen. Dort wurde sicher aufgepasst. Aber vielleicht gab es eine andere Lösung, so, wie er mit Sesshoumaru durch den Sumpf von Aran gelangt war, um diesen Atreus zu überlisten. Er würde jetzt einfach noch ein Stück dem Wasser folgen. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit, in dieses Haus zu gelangen. Beeilen musste er sich so oder so. Schon in weniger als einer Stunde würde die Sonne untergehen und er zu nichts als einem Menschen werden. Wie könnte er dann eine Falle öffnen, in die sein mächtiger Vater gelaufen war? Aber er musste es versuchen. Er war der Einzige, der ihm hier helfen konnte. Und vielleicht waren auch Kagomes Mutter und Rin dort. So hastete er weiter. Nur kurze Zeit später blieb er erstaunt stehen. Über ihm wuchs ein seltsamer Baum. Nun, der Baum an sich war nicht seltsam, aber seine Früchte. Das sah genauso aus, wie der Menschenkopf, den er zuvor gefunden hatte. Er sprang empor und betrachtete den Baum. „Eigenartig“, murmelte er zu sich selbst und war erstaunt, Antwort zu bekommen. „Hilfe“, flüsterte ein Kopf und sah ihn an. „Äh…was ist denn hier passiert?“ „Der Eremit, dort oben….Der Fürst hat uns zu ihm geschickt und er hat uns verzaubert, gefressen.“ „Ein menschenfressender Eremit?“ Und Agamemnon schickte ihm auch noch Menschen? Das würde Vater sicher nicht gerne hören: „Aber wieso hängt ihr hier am Baum?“ „Dort oben….“ Der Halbdämon sah empor. An Vorsprüngen des Berges konnte er vereinzelt Menschenknochen erkennen: „Keh! – Er wirft die Überreste seiner Opfer hier hinunter?“ „Ja. Und der Baum nimmt sie auf. So entstehen wir. Er nennt uns Kopffrüchte. Aus uns braut er sein Elixier.“ „Was denn für einen Zaubertrank?“ „Das ewige Leben…Am liebsten würde er ja mal einen Dämon fressen, aber das hat der Fürst ihm wohl nicht erlaubt…“ Vater! Inuyasha durchfuhr ein eisiger Schreck. Er sollte sich wirklich beeilen. Hatte es dieser Agamemnon etwa gewagt…Und was war mit Kagomes Mutter, mit Rin passiert? Er warf einen raschen Blick auf die anderen Köpfe am Baum. Zu seiner Erleichterung erkannte er keinen. „Ich lege den Mistkerl um!“ verkündete er, ehe er den steilen Berg von Vorsprung zu Vorsprung emporhetzte. Unterhalb des eigentlichen Hauses entdeckte er eine Öffnung in der Felswand, aus der es eigenartig roch. Er stieg auf den unteren Rand und blickte vorsichtig hinein. Es schien sich um eine Speisekammer zu handeln. Es roch nach Gewürzen und nach anderen Pflanzen….Diese eigenartigen Früchte hatten doch gesagt, der Eremit würde Menschen fressen. Hier waren jedenfalls schon mal keine, wenn er sich noch auf seine Nase verlassen konnte. Und genau das würde er nicht mehr können, bemerkte er entsetzt. Seine Hände verformten sich, sein weißes Haar wurde schwarz – er verwandelte sich in einen Menschen, bis die Sonne wieder aufging. So ein Mist, fluchte er. Wie sollte er jetzt Vater retten, von Kagomes Mutter und Rin ganz zu schweigen? Ohne seine gewohnten Kräfte und Fähigkeiten? Nun, er musste es einfach schaffen, egal wie. So stieg er in die Speisekammer und bemühte sich zu lauschen, ob sich der Hausbesitzer näherte, ob er etwas von seinem Vater hören konnte. Aber es herrschte Schweigen. So machte er sich auf den Weg zur Tür – und überhörte in seiner menschlichen Form, was ihn gewöhnlich gewarnt hätte: Rascheln über sich. Erst, als sich die riesigen, dornenbewehrten Ranken um ihn legten und ihn schmerzhaft mit empor rissen, stellte er fest, dass er in einem Wirrwarr aus stacheligen Pflanzenarmen gelandet war. Als er loszukommen versuchte, verletzten ihn die Dornen nur noch schwerer. Sie drangen sogar durch sein festes Gewand aus Feuerrattenhaaren. Es tat weh und er hätte um ein Haar aufgeschrieen. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Mit wachsender Wut und Verzweiflung zerrte er an seinem lebenden Gefängnis – und erstarrte erst, als sich die Tür der Speisekammer öffnete. Einen jungen Mann, wie er da eintrat, hatte er nie zuvor gesehen – Dämon oder nicht? Ihm fehlte eine richtige dämonische Aura – aber so massiv und groß war doch kein Mensch, geschweige denn besaß so dreieckige Zähne? Der Eremit bemerkte erstaunt, was da hing: „Ein Besucher?“ fragte er fast neugierig: „Na, Bengel, wolltest du bei mir einbrechen?“ „Keh! – Du frisst Menschen?“ „Natürlich. Der Starke frisst die Schwachen, weißt du das nicht? Und ich werde auch dich essen. So einen jungen, leckeren Burschen schickt mir Fürst Agamemnon selten. Da du jetzt schon mal hier in der Ranke bist, werde ich dich eben so zubereiten. Zuerst ausbluten lassen, dann kochen.“ Tokajin lächelte etwas: „Du hast ja jetzt schon viel Blut verloren. Eigentlich erstaunlich, dass du noch reden kannst.“ Dem musste Inuyasha zustimmen, fragte aber doch wütend zurück: „Dieser dämliche Provinzfürst schickt dir Menschen zu fressen? Ist der denn völlig verrückt geworden?“ „Oh, nicht nur Menschen. Heute brachte er mir einen recht lecker aussehenden Dämon.“ Der Eremit wandte sich um und suchte einige Kräuter. So entging ihm der fassungslose Ausdruck auf dem Gesicht seines Gefangenen, der mühsam hervorbrachte: „Du …du hast ihn… gefressen?“ „Noch nicht. Dämonenrezepte habe ich keine. Ich muss mir da erst etwas Schönes ausdenken.“ Puh, dachte Inuyasha. Vater war wohl doch noch am Leben. Was konnte er nur tun, um ihm zu helfen? Dieser falsche Heilige hatte leider Recht: er hatte viel Blut verloren bei seinen vergeblichen Befreiungsbemühungen. Und er war viel schwächer, als es gut gewesen wäre. Tokajin drehte sich um: „Morgen bist du sicher schon lange ausgeblutet. Dann werde ich dich zusammen mit dem Dämon essen. Das wird mal ein Festmahl.“ Er machte eine Handbewegung und die Ranken rissen den Gefangenen noch einmal weiter empor, verletzten ihn tiefer. Er ging. „Verdammt“, dachte der Halbdämon: „ Viel Zeit habe ich nicht mehr. Mir wird jetzt ja schon schwarz vor Augen. Mir muss etwas einfallen. Und das schnell.“ Der Inu no Taishou hatte unterdessen den so genannten Miniaturgarten erkundet. Ihm war klar, dass sich Inuyasha in dieser Nacht verwandeln würde und ihm wohl kaum eine Hilfe wäre. Also sollte er zusehen, dass er selbst hier verschwinden konnte. Die anderen Gefangenen, Menschen, liefen allerdings teilnahmslos herum oder lehnten unter Bäumen. Vermutlich sorgte Magie oder Gift dafür, dass hier niemand entkommen konnte. Also gab es doch wohl eine Möglichkeit….Er ging die Wände ab, sorgfältig nach einer Fehlstelle, einer Lücke in der Magie suchend. Er war klein, aber gewisse Fähigkeiten hatte er doch sicher behalten. Leider fand er nichts. Überhaupt nichts. Dieser Tokajin verfügte anscheinend über ganz außergewöhnliche magische Kräfte. Und besaß kein Gewissen – nun, ebenso wenig wie der Provinzfürst. War dieser etwa von dem Baby besessen worden? Er hatte Agamemnon ebenso wie einige andere nach dem Gewinn der Macht in ihren Positionen gelassen, angetan von der Loyalität, die sie dem bisherigen Herrscher bis zum Schluss bezeugt hatten. Keiner von ihnen hatte ihn auch bislang enttäuscht. Oder hatten sie ihn nur nicht enttäuschen können, weil er auf der Hut gewesen war, und hatte Agamemnon nun die erste Gelegenheit wahrgenommen? Oder hatte ihn Akago übernommen? Oder Achill übernommen und so seinen nominellen Vater beeinflusst? Gleich. Darüber sollte er sich Gedanken machen, wenn er hier weg war und wieder seine normale Größe erreicht hatte. Hoffentlich war Inuyasha schlau genug gewesen, zu wissen, dass er sich in dieser Nacht in einen Menschen verwandeln würde und war nicht auf die Idee gekommen, ihnen zu folgen, gar in das Haus einzudringen. Gegen diesen Eremiten hätte er als Mensch keine Chance. Es reichte doch, dass er selbst dem in die Falle gegangen war. Sesshoumaru würde es sicher morgen gelingen gegen Achill zu gewinnen. Inuyasha wäre zu diesem Zeitpunkt auch wieder im Besitz seiner vollen Kräfte. Dann würden sich beide Söhne um ihn kümmern – nun, dachte er bitter, wohl zumindest ihn rächen. „Vater?“ Der Inu no Taishou zuckte zusammen. Inuyasha? Wie war der hergekommen? Siedendheiß fiel ihm der Zauber des Gartens ein. Mit aller Lautstärke, die er in dieser winzigen Form aufbringen konnte, schrie er: „Schließ die Augen!“ Der Halbdämon verstand nur etwas von „Augen“, nahm aber an, dass Magie im Spiel war und schloss sie: „Vater?“ fragte er leise: „Wo bist du? Ich habe die Augen zu….“ Erleichtert brüllte der Herrscher: „Tisch! – Fass darein. Und lass die Augen zu!“ Inuyasha war zu froh, seinen Vater lebend gefunden zu haben, dass er sich über diesen eigenartigen Befehl gewundert hätte. Mühsam machte er die Schritte, tastete um sich, bis er einen Tisch berührte. Er fühlte sich schwach, aber die Euphorie, dass Papa noch lebte, ließ ihn für einen Moment die Müdigkeit des Blutverlustes vergessen. Er langte in etwas, das ihm wie Watte vorkam, spürte dann etwas Kleines an seinen Fingern und schloss sie darum. Metall? Fell? War dieses Winzige etwa sein Vater? Was hatte dieser dämliche Eremit denn mit ihm angestellt? Vorsichtig zog er seine Hand zurück: „Vater?“ Dieser war froh, dass sein Junge nicht fester zudrückte. Der Größenunterschied war enorm und selbst in Menschengestalt hätte ihn Inuyasha verletzen können. Er bemühte sich, aus dem Griff zu entkommen, schrie aber gleichzeitig: „Lass ja die Augen zu! Magie!“ „Ja, schon verstanden“, murmelte der Halbdämon. Wie sah der Junge denn aus? dachte der Vater besorgt, als er den Arm empor kletterte, um auf die Schulter zu gelangen. Blut, überall Blut. Und er wirkte erschöpft. Nun ja, er war ja auch in seiner Menschenform. Was war nur geschehen? Aber das musste einem späteren Zeitpunkt vorbehalten bleiben. Jetzt war anderes erst einmal wichtig. Neben dem Ohr rief er: „Dreh dich um, Inuyasha und guck…“ „Öh...ja? – Du bist aber winzig geworden…“ „Das ist die Magie der Blumen der Styx.“ „Kannst du die nicht rückgängig machen?“ „Wo ist Tenseiga?“ „Das...das weiß ich nicht.“ „Dann müssen wir uns verstecken, bis es Morgen ist und du deine Kräfte wieder hast.“ Nur mit dem Schwert könnte er wieder größer werden, besaß es doch heilende Fähigkeiten – und beschützende. „Kannst du gehen?“ „Ja, klar. Da waren nur so Dornenranken, die mich erst losgelassen haben, als ich ihnen mit Tessaiga zu Leibe rückte…“ „Tessaiga?“ Das funktionierte doch nicht, wenn er ein Mensch war? „Es ist immer noch eine Klinge“, grinste der Halbdämon matt: „Halt dich fest, ich…ich werde die Treppe hinaufgehen. Noch hat dieser Mistkerl von Eremit….noch nicht mitbekommen, dass wir weg sind….“ Der Inu no Taishou wusste, dass das stimmte, aber er bemerkte mit wachsender Besorgnis, wie taumelnd sein Jüngster die Stufen emporstieg, wie hoch der Blutverlust wohl gewesen war. Das sah nicht gut aus. Sobald Tokajin bemerkte, dass seine Mahlzeiten ausgebrochen waren, würde er sie suchen. Und in diesem Zustand konnte keiner von ihnen beiden dem Eremiten Widerstand leisten. ************************************ Im nächsten Kapitel wird sich zeigen, ob der narrensichere Plan auch Inuyasha-sicher ist oder ob der ältere Bruder die Sache in die Klauen nehmen muss... bye hotep und schon mal ein schönes neues Jahr! Kapitel 23: Inuyasha vs. Tokajin -------------------------------- Der gute Inu no Taishou wurde schon zum zweiten Mal Opfer seiner Gefühle. Ob sein Ältester doch Recht hat? 23. Inuyasha gegen Tokajin Akago in Gestalt des Erbprinzen blieb vor der Kerkertür stehen. Auf den fragenden Blick der Wache schüttelte er den Kopf. Nein, er musste weder diese Menschenfrau noch das Kind sehen. Ihre Ausstrahlung konnte er nur zu deutlich wahrnehmen. Das gab es doch nicht. Warum hatten diese beiden selbst jetzt, nach Tagen in einem dunklen Kerker, in dem Glauben, dass der Inu no Taishou und Sesshoumaru sie hierher gesteckt hätten, keine negativen Gefühle? Keinen Hass, keine Wut, keine Besorgnis? Stattdessen glaubte er zu hören, wie sie leise vor sich hinsangen. Das war schlicht widerlich, dachte Akago. Solche Menschen gehörten verboten. Er drehte sich um und verließ die Gefangenen. Immerhin waren die beiden morgen ganz nützlich, wenn sich sein Wirt mit dem Kronprinzen im Zweikampf messen würde. Moment mal. Er musste zusehen, dass Achill wenigstens einigermaßen bei Bewusstsein war. So dass er auf sein Gedächnis zugreifen konnte. Er selbst hatte keine Ahnung vom Schwertkampf – und das konnte in einem Duell gegen Sesshoumaru fatal sein. Solche Intrigen zu spinnen war wirklich anstrengende Arbeit. Dauernd musste man an alles denken. Den Herrscherposten hatte er sich dann redlich verdient. „Du kannst nicht schlafen?“ Akago ließ seinen Wirt sich umdrehen, sicher, wer lautlos hinter ihm aufgetaucht war: „Es gehört zu meinen Pflichten, das Schloss zu überwachen, Euer Gnaden“, sagte er höflich. „Dann hast du nichts vom Herrscher erfahren?“ „Nein. Nach meinem Wissen ist er mit meinem Herrn und Vater unterwegs.“ Eiwei. Hoffentlich kam dieser Hundetrottel nicht auf die Idee, das Duell verschieben zu wollen, um Papi zu suchen. Nicht, dass er an Agamemnons Plan zweifelte – er musste neidvoll zugeben, dass der Trick mit dem Eremiten von ihm hätte stammen können – aber es war wichtig, die Sache zu beenden. Immerhin existierte Inuyasha ja auch noch. Sesshoumaru musterte den Erbprinzen. War der von diesem grässlichen Baby besessen oder nur tatsächlich so von sich eingenommen, dass er glaubte, mit ihm mithalten zu können? Oder lauerte noch eine Falle? Er machte sich Sorgen. Vater war nicht der Mann, der sich einfach ablenken ließ. Aber wenn Agamemnon einen Hinterhalt geplant hatte, würde sich nach ihrer Absprache Inuyasha darauf kümmern. Er würde wohl darauf vertrauen müssen, dass Vater und Halbbruder ihren Teil übernahmen. Und er würde das Seinige tun, morgen in der Arena. Ohne ein Wort wandte er sich ab und ging. Inuyasha ließ sich matt auf der Treppe nieder. Er sah sich außerstande weiterzugehen. Zu hoch war der Blutverlust, zu groß die Schwäche seines menschlichen Körpers. Der noch immer nur eine Handbreite große Inu no Taishou sprang von seiner Schulter und verwandelte sich in seine Hundeform, um die Stufen ein wenig leichter erklimmen zu können. Wenn sein Jüngster nicht so müde gewesen wäre, hätte er fast gelacht. Das sah so niedlich aus, wie der kleine Hund mühsam die Treppe empor sprang – kein Vergleich mit der gewaltigen, mächtigen Gestalt, die sein Vater ansonsten zeigte. Hoffentlich würde dieser dämliche Eremit nichts von ihrer Flucht bemerken. Kämpfen konnte er kaum – und Vater war wohl auch nicht gerade in Topform. Müde lehnte er den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, als er spürte, wie etwas seine Hand berührte. Er sah hinunter und begegnete dem besorgten Blick seines Vaters. „Geht schon“, murmelte er daher: „Hast du etwas gefunden?“ Der Inu no Taishou schüttelte den Kopf, deutete aber nach oben. So raffte sich Inuyasha auf und hob ihn vorsichtig mit empor. Noch schien alles ruhig in diesem Haus zu sein, aber das konnte sich nur zu bald ändern. So bemühte er sich, möglichst leise und lautlos die scheinbar endlosen Stufen empor zu gehen. Dort, am Ende der Treppe, befand sich eine Tür. In seiner winzigen Form hatte der Inu no Taishou sie nicht öffnen können. So tat es nun Inuyasha. Dahinter zeigte sich ein Zimmer, von dem aus ein Fenster in die Nacht wies. „Noch immer nicht Morgen“, murmelte der Halbdämon müde. Schon normalerweise erschien ihm die Neumondnacht lang, aber heute schien sie ja überhaupt nicht aufhören zu wollen. Er bemerkte, dass sein Vater, den er noch immer auf der Hand trug, herumfuhr, und sah in die gleiche Richtung. Zu seiner großen Verwunderung war dort eine Art Topfblume – allerdings bestand die Blüte aus einem menschlichen Kopf, der sie beide anstarrte. „Besuch…?“ fragte der alte Mann matt, aber hörbar verwundert: „Das ist selten. Ihr...ihr müsst fliehen. Wenn euch Tokajin findet, wird er euch fressen…“ „Wer bist du denn?“ erkundigte sich Inuyasha. „Ich...ich war sein Lehrer.“ „Na, da hast du ihm ja tolle Sachen beigebracht!“ fauchte der Prinz prompt: „Menschen verkleinern und fressen oder irgendwo ein dämliches Elixier aus ihnen herzustellen.“ „Das Lebenselixier, ja. Aber das habe ich ihm nicht beigebracht….Er war doch so ein guter Junge.“ Die Tür wurde aufgestoßen und der Eremit kam herein, einen großen Stab in der Hand. Als er bemerkt hatte, dass seine neuesten Errungenschaften fehlten, hatte er nur der Blutspur folgen müssen. „Mist!“ Inuyasha wich etwas zurück und spürte, wie sein Vater sofort von seiner Hand sprang, zum einen, um ihm Kampffreiheit zu geben, zum zweiten, um selbst etwas unternehmen zu können. „Ha, hierher habt ihr euch also geflüchtet? Das wird euch nicht viel nützen.“ „Ein guter Junge, ja?“ Der junge Prinz guckte rasch zu dem Kopf des alten Meisters, ehe er wieder zu Tokajin blickte. Das sah nicht gut aus. Der Inu no Taishou konnte ihm nicht helfen, dazu war er einfach zu winzig – und er selbst war nur ein Mensch bis die Sonne aufging: „Und dann frisst du Menschen?“ „Und Dämonen. Ja. Ich kam vor langer Zeit zu diesem alten Eremiten. Es hieß, dass er über viel Magie verfügte. Und ich wollte doch mindestens ein Mensch der zweiten Klasse, besser noch ein Dämon werden, nicht als Staatssklave auf den Feldern oder in den Bergwerken schuften, bis ich draufgehe. Aber der Alte brauchte solange. Nach Jahren hatte ich noch immer nicht viel gelernt. Ich wurde doch immer älter. Und so begann ich heimlich zu lesen – und erfuhr, dass es am schnellsten geht, wenn man den Körper aufisst, der die Magie verstanden hat. Also habe ich ihn gegessen. Den Kopf musste ich allerdings am Leben lassen, da in ihm die geheimnisvollste Magie war: das Elixier des Lebens.“ Tokajin musterte den sichtlich erschöpften Jungen von ihm: „Aber davon verstehst du nichts. Und du wirst mir besonders gut schmecken, denn jetzt habe ich erst verstanden: du bist der Sohn dieses Inu no Taishou. Und damit ein Halbdämon. So einen habe ich noch nie gehabt. Und dazu einen Dämon. Das wird eine wunderbare Mahlzeit morgen.“ „Träum weiter!“ Inuyasha sah erneut rasch seitwärts: „Wirklich, ein guter Junge!“ wiederholte er spöttisch: „Um sich vor der Arbeit zu drücken Menschen und Dämonen zu fressen!“ „Du bist der Sohn des Herrschers, du musst natürlich nie arbeiten“, meinte Tokajin und kam langsam näher: „Kein Risiko, keine Sorgen – aber dafür ein längeres Leben. Und das werde ich mir dann holen.“ Der Prinz zuckte die Schultern, in Gedanken an die Kämpfe, die er wegen Naraku, Alekto und den Motten oder diesem Baby in den vergangenen Monaten durchgestanden hatte: „Na, das mit dem Risiko und den Sorgen sehe ich anders….“ Im nächsten Moment stöhnte der Halbdämon auf, als der Eremit seinen Stab durch die Luft hatte sausen lassen. Er schaffte es zwar gerade noch sich etwas abzuwenden, aber der scharfkantige Stab schnitt in seinen Rücken und ließ einen weiteren großen Blutflecken auf dem Gewand aus Feuerrattenhaaren sichtbar werden. Mit einem Ächzen fiel er zu Boden. „Inuyasha!“ Der Inu no Taishou stand neben dem alten Lehrer und blickte zu dessen Kopf in der Blume auf: „Wie kann man ihn aufhalten?“ „Ihr müsst ihn umbringen…..“ Das war ja wohl leichter gesagt als getan. Wenn er nur Tenseiga finden würde…. In diesem Moment erkannte der Herrscher, dass sein Schwert dort drüben an der Wand lehnte, in der Ecke neben dem Fenster. Die Erleichterung, das heilende - und ihn schützende - Schwert entdeckt zu haben, wich rasch Ernüchterung, als er erkannte, dass er zum Einen ein ganzes Stück ohne Deckung durch den Raum laufen musste – und zum Zweiten Tokajin dabei war seinen Jüngsten zu erwürgen. Er sah sich rasch um. Was konnte er in dieser Minigestalt nur tun? Ohne weiter nachzudenken, verwandelte er sich erneut in seine, wenn nun auch kleine, Hundegestalt und sprang empor, biss den falschen Eremiten, so fest er es vermochte, in die Wade. Mit einem Aufschrei fuhr dieser herum und schleuderte den Inu no Taishou quer durch den Raum, wo dieser für einen Moment bewusstlos liegen blieb. „Vater!“ keuchte der Halbdämon und stand mühsam auf: „Das reicht hier langsam…“ „In der Tat“, erwiderte der Eremit: „Ihr habt mich amüsiert, aber jetzt werde ich wirklich wütend.“ Beide erkannten, dass sich der Herrscher zurückverwandelte und versuchte, zu seinem Schwert zu kommen. Tokajin wusste nicht genau, was es damit auf sich hatte, aber er konnte die Magie darin spüren. So wollte er hinüberlaufen, um den Winzling mit dem großen Schwert aufzuhalten. Der Prinz bemerkte das und reagierte ohne nachzudenken. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, packte er einen größeren Topf, der neben dem Kopf des alten Lehrers stand und warf ihn gegen den Gegner. Tokajin blieb stehen und wandte sich ungerührt um, zumal er sah, dass nichts weiter geschah als der Inu no Taishou seine Schwertscheide berührte. Aus dem umgestürzten Kessel fielen die seltsamen Kopffrüchte sowie Knochen – Reste der Menschenmahlzeiten und Brauzutaten für das Elixier. Inuyasha starrte für einen Moment entsetzt darauf, ehe er sich wieder dem falschen Eremiten zuwandte: „Du Mistkerl!“ knirschte er: „Ich mach dich fertig!“ „Du kannst dich ja jetzt schon kaum auf den Beinen halten, Halbdämon.“ „Hier!“ rief der Kopf seines Meisters: „Du musst das hier aus dem Kessel trinken, Junge. Das ist noch nicht der richtige Trank, aber es wird deine Verletzungen heilen und dich stark machen. Nur dann kannst du gewinnen.“ „Trink!“ forderte auch Tokajin den Prinzen auf: „Dann wird es ein bisschen interessanter!“ „Keh! Soll ich dir mal was sagen? Ich bin ein Halbdämon, da hast du völlig Recht. Und wie du siehst, kenne auch ich die Schwäche eines menschlichen Körpers, den Wunsch stärker werden zu wollen…“ Inuyasha! Sein Vater stand ein wenig hilflos da. Auch die Berührung des Griffes Tenseigas hatte ihn nicht zurückverwandelt. Und er konnte es nicht ziehen, geschweige denn führen. Er war nun immer noch auf seinen Sohn angewiesen, der in dieser geschwächten Menschenform feststeckte. Und was sagte der da gerade…? Dieser fuhr sichtlich wütend fort: „Aber ich werde es nie Abschaum wie dir gleichtun, so etwas trinken. Eher würde ich sterben!“ „Inuyasha….“, dachte der Inu no Taishou: „Wie auch immer das ausgeht: ich bin stolz auf dich. Ich hoffe, ich kann dir das noch sagen.“ „Na schön, Prinzchen. Das kannst du haben….Oder nein. Erst Papi. Das scheint dich ja auch noch zusätzlich zu ärgern.“ Vater! Er musste diesen Mistkerl von ihm ablenken. Mit einem Satz sprang er seitwärts und blieb keuchend zwischen dem Inu no Taishou und dem falschen Eremiten stehen. Diese grinste etwas: „Tatsächlich? So wild darauf, als erster draufzugehen? Stur bist du ja...“ Er schoss mit einer für solch einen massigen Mann erstaunlich hohen Geschwindigkeit auf den geschwächten Halbdämon zu, und riss diesen mit sich, unter sich, zu Boden. Der besorgte Inu no Taishou hörte ein Krachen, ehe er das schmerzliche Aufkeuchen seines Sohnes vernahm. Ihm war bewusst, dass Tokajin Inuyasha den rechten Arm gebrochen hatte. Sicher, das würde heilen wäre der nur erst wieder in seiner gewöhnlichen Form, aber im Moment war der Junge doch ein Mensch und empfand den Schmerz, die verzögerte Wundheilung bestimmt in vollem Ausmaß. Was konnte er selbst nur tun, um ihn zu unterstützen? Warum half ihm Tenseiga nicht sich zurückzuverwandeln? Seine normale Größe, seine gewöhnliche Macht und dieser falsche Eremit wäre schneller im Jenseits, als er auch nur ein Wort herausbringen würde. Aber das war ein Wunschtraum und würde nichts helfen. Er sah sich hektisch um. Hinter ihm war das Fenster, ja. Aber rückseitig stürzte die Klippe hunderte Meter in die Tiefe und er war nicht sicher, ob er diesen Sprung in dieser Größe überleben würde. Überdies konnte er doch seinen Jungen hier nicht so geschwächt und verletzt bei diesem Monster lassen. Im nächsten Moment begriff er, dass er sich lieber Sorgen um sich selbst machen sollte, denn Tokajin wandte sich ihm zu. „So, dann wollen wird doch einmal gleich sehen, wie du schmeckst….Agamemnon sagte, du bist ein sehr mächtiger Dämon. Dann wird deine Macht bald die meine sein.“ Unwillkürlich wollte der Inu no Taishou sein Schwert heben, aber es blieb beim Versuch. In dieser jämmerlichen Größe…. Was für ein schmachvoller Tod, dachte er nur noch, als der falsche Eremit langsam auf ihn zukam. „Vater!“ schrie Inuyasha, als ihm bewusst wurde, was da ablief. Er konnte nicht mehr kämpfen, dafür sorgte der Schmerz in seinem zerrissenen Körper, im gebrochenen Arm, aber er würde nicht zulassen, dass dieser Mistkerl vor seinen Augen seinen Vater auffraß. Das wäre ja gegen jede Selbstachtung. Er raffte seinen letzten Kräfte zusammen und sprang auf, warf sich gegen Tokajin, der soeben vor dem Herrscher stehen blieb und nach diesem griff. Der falsche Eremit hatte nie mit einem derart schwungvollen Angriff eines so Verletzten gerechnet und taumelte unter dem Stoß voran - und fiel aus dem Fenster. Und Inuyasha mit ihm. Der Prinz hörte noch, wie der Inu no Taishou ohne Hoffnung seinen Namen schrie. „Jetzt stirbst du wirklich, Halbdämon…“ meinte Tokajin im Sturz. „Mag sein….“ Aber Vater war gerettet. Und dem würde schon etwas einfallen, wie er wieder größer werden konnte….oder Sesshoumaru…Kagome wäre allerdings sicher traurig…. Entsetzt starrte der Herrscher aus dem Fenster und sah die beiden Körper in der Tiefe verschwinden. Das würde sein Junge nicht überleben. Nicht in dieser Menschenform, nicht so schwer verletzt. Inuyasha! Er hatte nicht gewusst, dass es so wehtun würde einen Sohn zu verlieren, diesen Sohn zu verlieren. „Er….Tokajin ist tot?“ fragte die Stimme des alten Lehrers hinter ihm. Er drehte sich um: „Beide….“ antwortete er tonlos. „Dann….dann ist die Magie Tokajins sicher alsbald aufgehoben….“ Das war dem Inu no Taishou in diesem Moment gleich, aber er spürte, dass er wuchs – und sah, dass sich der Kopf des alten Lehrers verwandelte, geradezu auflöste. Auch mit den seltsamen Kopffrüchten im Elixier geschah dies. Dann würden wohl auch die Menschen in dem Miniaturgarten wieder ihre gewöhnliche Größe erreicht haben. Aber jetzt war etwas anderes viel wichtiger. Noch immer Tenseiga mitsamt der Scheide in der Hand haltend sprang er aus dem Fenster, die steile Klippe hinunter. Wo war sein armer Junge? Dafür würde Agamemnon bezahlen. Sehr teuer bezahlen. Unten entdeckte er den regungslosen Körper des falschen Eremiten. Aber wo war nur Inuyasha? Etwa unter diesem Mistkerl begraben? Mit einem wütenden Fußtritt drehte er den Toten weg. Aber dort war nur eine Kuhle im Sand, die der schwere Körper bei dem Aufprall geschaffen hatte. „Inuyasha!“ Er schrie es in die Morgendämmerung, als ob er Antwort bekommen könnte. Hing der etwa irgendwo in den Felsen? Hatte er ihn übersehen? „Verdammt.“ Er, der ach so mächtige Herrscher – und hatte nicht verhindern können, dass sich sein eigener Sohn für ihn opferte, opfern musste. Was war er nur für ein jämmerlicher Versager. Erst die Sache mit Atreus und jetzt das hier. „Vollidiot!“ beschimpfte er sich selbst. „Meint Ihr mich?“ Er fuhr herum. Hinter ihm stand Inuyasha, in seiner gewöhnlichen halbdämonischen Form, weiße Haare, Klauen, Hundeöhrchen. Noch sprach sein Geruch von Erschöpfung und Schmerz, aber das würde bald heilen. Erleichtert atmete der Inu no Taishou auf und schob Tenseiga mit seiner Scheide in den Gürtel: „Ich habe mir Sorgen gemacht“, gestand er: „Aber die Sonne ging wohl rechtzeitig auf.“ „Ja.“ Gerade noch rechtzeitig. „Wie geht es dir, mein Junge? Kampffähig?“ „Wenn es darum geht, diesem dämlichen Agamemnon die Ohren lang zu ziehen, klar. Um Achill wird sich ja wohl Sesshoumaru kümmern.“ „Gut. Das angesagte Duell wird sicher bald stattfinden. Wir sollten uns beeilen. Und du dich regenerieren. Ich werde mich verwandeln und du reitest auf mir.“ Inuyasha starrte seinen Vater sprachlos an, aber dieser wartete auf keine Antwort, sondern nahm bereits seine andere Form an. Nie zuvor, nicht einmal in Kleinkindertagen, hatte er auf ihm reiten dürfen – und das verriet dem Prinzen nur zu deutlich, wie viele Sorgen sich der Herrscher um ihn gemacht hatte, ja, wohl geglaubt hatte, er sei tot. Ein wenig verlegen trat er neben ihn: „Das heilt schon“, meinte er: „Aber Ihr habt Recht: wir sollten uns beeilen. Nicht, dass auch noch Sesshoumaru in eine Falle gelockt wird. Tokajins Unterhaltung reicht mir für heute Morgen.“ Das konnte sich der Inu no Taishou lebhaft vorstellen. Sesshoumaru betrat die Arena scheinbar gelassen. Doch seine Gedanken waren düster. Weder Vater noch Inuyasha hatten sich seit gestern bei ihm gerührt – und er war sicher, dass dieser verrückte Provinzfürst den Herrscher in eine böse Falle gelockt hatte. Doch warum hatte den sein Halbbruder nicht wieder herausgeholt? Weil er nicht konnte, wurde ihm plötzlich klar. Es war Neumond – die Nacht, in der Inuyasha zu einem erbärmlichen Menschen wurde. Da war er sicher unnütz gewesen. Erst mit dem Morgen konnte er etwas unternehmen. Nun, er würde bereits gehandelt haben, dessen war sich der Kronprinz inzwischen nur zu sicher. Loyal war der Kleine, das war unbestreitbar. Ein rascher Blick in die Zuschauer verriet ihm, dass viele Dämonen gekommen waren. Er würde ihnen zeigen, wie er mit einem Erbprinzen umging, der es wagte, ihn herauszufordern. Ihn und seinen mächtigen Vater. Er erstarrte unmerklich, als er in der Fürstenloge Provinzfürst Agamemnon entdeckte. Neben ihm saß nicht der Inu no Taishou. - Also war dieser in der Tat eine Falle gelockt worden. Allerdings befanden sich Rin und die Despoina bei dem Hausherrn, die ihn beide anlächelten, anscheinend sicher, dass er mit Achill zu Rande käme. Beiden schien es gut zu gehen, sie wirkten unverletzt. Immerhin etwas. Ihn wunderte nur ein wenig, dass Kagomes Mutter nicht wegen Vater besorgt war. Aber dann verstand er. Sie wusste ja sicher nicht, dass dieser mitgekommen war und nahm wohl an, er sei allein hier. Der Provinzfürst erhob sich mit einem gewissen Lächeln. Der Kronprinz hatte ihn gesehen, seine Geiseln – und anscheinend erkannt, dass der Herrscher in eine Falle gelaufen war. Nun, sobald Achill Sesshoumaru getötet hatte, würde er Tokajin die Erlaubnis geben, auch den Inu no Taishou zu verspeisen. Vielleicht sollte er sich das Vergnügen machen, bei diesem schmachvollen Tod zuzusehen. Nie zuvor hatte er angenommen, den so einfach beseitigen zu können – bis Achill mit seinem Vorschlag dahergekommen war. Er war nur aus Furcht loyal gewesen und endlich könnte er selbst der Herrscher werden. „Ich freue mich, dass Euer Gnaden so pünktlich zu dem angesagten Duell erschienen ist. Mein Sohn, Erbprinz Achill, wird es bestreiten. Darf ich bitten?“ Sesshoumaru blieb regungslos stehen als er erkannte, dass sich ein Tor in der Seitenwand der Arena öffnete und Achill langsam hereinkam, bekleidet mit Brustpanzer und Schienbeinschonern, das Schwert an der Seite. Über der Schulter trug er allerdings die martialischste aller Zweikampfwaffen: eine beidhändige Streitaxt. Verdammt. Dagegen hatte er kaum je kämpfen geübt. Das war eines Kriegers unwürdig, so hieß es in der Regel. War es das, warum Achill so selbstsicher war? Nun gut. Dieser war ebenfalls gut ausgebildet, besaß auch eine schwierige Waffe, war aber doch wohl schwächer als er. Das würde sich auf jeden Fall bald zeigen. Inuyasha würde sich um Vater kümmern – und er sich hier um diesen Mistkerl. In den nächsten Minuten lag vor ihm nur die Wahl zu töten oder getötet zu werden – und er plante ersteres. ********************************** Man wird sehen, wie sich der Kronprinz im nächsten Kapitel gegen ein Baby schlägt, zumal er ja ein gewisses Handicap hat. bye hotep Kapitel 24: Sesshoumaru vs. Achill ---------------------------------- Der Kronprinz macht sich Sorgen um den Rest der Familie und steht einer ungewohnten Waffe gegenüber. Ob ihn das sehr stört? 24. Sesshoumaru vs. Achill Der Kronprinz betrachtete seinen Gegner genau, als sich dieser ihm langsam näherte. So bemerkte er den seltsamen, verwirrten Ausdruck, der in dessen dunkeln Augen auftauchte, fast, als ob dieser aus einem Schlaf erwachen würde. Gleich darauf war der Blick wieder kühl – aber Sesshoumaru hatte verstanden. Das mochte der Körper des Erbprinzen sein, aber anscheinend hatte dieser Akago Besitz von ihm ergriffen. Um jetzt diesen Kampf bestreiten zu können hatte das missratene Baby höchstwahrscheinlich den Geist Achills etwas freigeben müssen. Das bedeutete allerdings, dass er seinerseits den Erbprinzen nicht töten sollte. Dieser hatte ihn nicht herausgefordert und auch nicht Vater in eine Falle gelockt. Anders würde das freilich mit Agamemnon aussehen. Und wer auch immer mochte dem Provinzfürsten gnädig sein, wenn Vater etwas zugestoßen war – er, Sesshoumaru, würde es nicht sein. Schon jetzt war klar, dass der ein Hochverräter war. „Ich hoffe, dass ihr beide uns einen schönen Kampf zeigen werdet!“ rief Agamemnon: „Möge der Bessere gewinnen.“ Und das würde doch Achill sein. Er setzte sich, ein wenig überrascht, dass weder die Gefährtin des Herrschers noch das kleine Mädchen des Kronprinzen auch nur einen Anflug von Aufregung zeigten. Waren sie so überzeugt, dass Sesshoumaru stark und fähig genug war, ein derartiges Duell zu überstehen? Immerhin hatte er nie zuvor ein solches bestanden – nun, niemand hatte ihn herausgefordert. Akago dachte kurz nach. Nach allem, was er aus den Erinnerungen seines Wirtes lesen konnte, war eine gewisse Strategie in einem derartigen Kampf notwendig. Und er würde kein Risiko eingehen. Achill war stark und schnell, das sollte er ausnutzen. Womöglich war der später erschöpft, aber davon würde sich doch ein derartig austrainierter Dämon wieder erholen. Wichtiger war, den Kronprinzen nicht zum Zug kommen zu lassen und zuerst anzugreifen. So ließ er den Körper die Axt von der Schulter nehmen. Sesshoumaru zog sein Schwert ohne eine Miene zu verziehen. Sein Plan war einfach: schnell zu siegen und dabei zu versuchen, das Baby irgendwie zu zwingen, sein Opfer zu verlassen. Danach war Agamemnon fällig – falls Vater und Inuyasha dann noch immer nicht wieder aufgetaucht waren. Und dieser Mistkerl würde hundert Jahre vergeblich um Gnade flehen. Er suchte noch einmal in den Augen seines Gegners den wahren Erbprinzen zu finden, aber anscheinend war der wieder vollkommen unter Kontrolle. Achill, oder eher Akago, versuchte ebenfalls im Gesicht des jungen Hundedämonen zu lesen, seine Unruhe oder gar Angst zu finden, aber da gab es nichts. War der Kronprinz so sicher zu gewinnen? Nun, der wusste weder etwas von der Kampftaktik noch von der Stärke Achills. Er würde es allerdings rasch lernen müssen. So rannte Achill mit hohem Tempo auf seinen Widersacher los und schlug mit der Axt zu. Sesshoumaru sprang hoch, um der heranrasenden Schärfe auszuweichen und drehte sich um die eigene Achse, um Schwung zu holen, ehe er sein Schwert niedersausen ließ. Seine eigene Macht traf den Boden knapp vor dem Erbprinzen und ließ den Sand dort förmlich explodieren. Akago ließ seinen Wirt seinerseits zurückspringen und die Axt in der Höhe der Schultern waagerecht durch die Luft sausen. Solcherart holte er Triebkraft, ehe er die schwere Waffe erneut hochflirren ließ, um aus fast zweieinhalb Metern Höhe zuzuschlagen. Sesshoumaru riss instinktiv seine Klinge empor um den Angriff abzufangen – und stellte sofort fest, dass das praktisch unmöglich war. Funken sprühten, als die Schneide der Axt auf die Breitseite des Schwertes traf und der Kronprinz mit aller Kraft gerade noch verhindern konnte, dass diese Attacke seine eigene Klinge gegen ihn drückte. Mit langjähriger Erfahrung schaffte er es nach langen Sekunden dem Druck zu entgehen und zurückzuspringen. Das war schlecht, um es einmal so zu formulieren. Wenn er weiterhin Tokejin gegen die Axt setzte, würde sein Schwert schlicht brechen. Und er wäre tot. Nur die Tatsache, dass die Klinge neben all ihren sonstigen Fähigkeiten aus hervorragendem Material geschmiedet worden war, hatte verhindert, dass das Duell bereits jetzt ein Ende gefunden hatte. Er benötigte einen anderen Plan. Und das schnell. Denn Achill oder eher Akago schwang die Streitaxt bereits erneut in einem Achter um Schwung zu holen. Wie stark war der Erbprinz und wie geübt in dieser schweren Waffe? In den nächsten scheinbar endlosen Minuten kam der Kronprinz nicht mehr zum Nachdenken. Sein Widersacher pendelte die beidhändige Streitaxt ohne Pause, immer wieder in einer Acht, immer nur knapp ihn verfehlend. Sesshoumaru wurde dadurch in die Defensive gedrängt, wie der Provinzfürst befriedigt bemerkte. Das war kein Kampf sondern eine Hetzjagd. Der Thronfolger verwendete nur äußerst selten sein Schwert um die Axtschärfe von sich abzuhalten, sprang dagegen immer wieder knapp beiseite. Einige Male zu knapp, denn Haare seines Schulterfells fielen in den Sand, zwei Abfangdornen seiner Rüstung fehlten bereits. Und jedem Dämon in der Runde war klar, dass Achill dauernd angriff, während Sesshoumaru kaum zur Verteidigung kam, oder besser, wohl erkannt hatte, dass ein Schwert gegen eine beidhändige Streitaxt nie gewinnen konnte. Für die menschlichen Zuschauer, unter ihnen Kagomes Mutter und Rin, waren die Bewegungen der beiden kämpfenden Dämonen allerdings kaum zu sehen. Alles, was sie erkennen konnten, war der aufgewirbelte Staub, wenn die Streitaxt wieder einmal nur knapp über dem Boden erneut empor gerissen wurde, das Aufblitzen der Rüstungen und Waffen in der Sonne, wehendes weißes oder schwarzes Haar. „Ha!“ murmelte Agamemnon, mit Absicht gerade laut genug, dass seine beiden Geiseln ihn hören konnten: „Er ist stärker als Sesshoumaru!“ Rin fuhr prompt herum und starrte ihn empört an: „Niemand ist stärker als Seine Gnaden!“ Kagomes Mutter legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter: „Ich glaube auch, dass Seine Gnaden gewinnt“, meinte sie leise: „Aber ich glaube auch, dass Seine Hochwohlgeboren mindestens ebenso schnell ist. Allerdings, soweit ich weiß, ist Stärke bei einem solchen Kampf nicht alles.“ Die Kleine sah sie für einen Moment irritiert an, ehe sie begriff: „Ja, sicher. Seine Gnaden wird immer siegen.“ Wie süß, dachte Agamemnon zynisch. Dieses Menschenkind schien ja zu dem Kronprinzen ein Verhältnis zu haben wie andere zu ihren Göttern. Und weder sie noch die Despoina hatten Ahnung von einem solchen Duell. Ganz sicher hoffte Achill, Sesshoumaru zu ermüden oder auch einfach einmal durch die Abwehr zu kommen. Wer etwas von der Sache verstand, konnte doch sehen, dass die Gegenwehr des Kronprinzen manchmal geradezu riskant war, immer wieder in schierer Flucht bestand. Einmal versagt, einmal zu langsam und sein Sohn hatte gewonnen. Das war ein brillanter Plan Achills. Gegen eine beidhändige Streitaxt in so geübten Fingern hatte doch kein Dämon eine Chance. Anscheinend hatte er seinen Nachwuchs in den letzten Jahren doch etwas unterschätzt, ja, aus den Augen verloren. Der machte sich. Sicher, er selbst hatte oft genug über das dauernde Training gelächelt, aber nun würde er, gemeinsam mit seinem Jungen, die Früchte ernten. Das Duell dauerte vielleicht zehn Minuten, als Achill mit einem weiten Satz zurücksprang und tief Luft holte, als er zum ersten Mal die Axtschneide auf den Boden legte. Auch der Kronprinz wich zurück. Beide Duellanten musterten sich mit regungslosen Gesichtern und versuchten das weitere Vorgehen des Gegners zu erraten, die eigene Taktik zu überdenken. Sesshoumaru gab sich zu, überrascht gewesen zu sein. Achill – oder besser Akago - hatte ihn mit einer Wildheit und Geschwindigkeit angegriffen, die ihn verblüfft hatte, erst einmal im Grundsatz und dann auch noch mit dieser schweren Waffe. Hinzu kam das Problem, dass seine eigene Klinge schon unter den wenigen Attacken, die er direkt hatte abfangen müssen, gelitten hatte. Noch weitere derartige Verteidigungsmaßnahmen konnte er unmöglich riskieren. So war er gezwungen gewesen, immer wieder äußerst knapp beiseite zu springen, vor und zurück. Es war geradezu peinlich vor so vielen Zuschauern gewesen und er hatte gute Lust verspürt, das Duell buchstäblich in einem Handstreich zu beenden, Akago hin, Achill her. Dann allerdings war ihm klar geworden, dass solche schnellen Angriffe mit dieser schweren Axt viel Energie kosten würden – zu viel, zumindest in einem ernsten Kampf auf Leben und Tod. Aber Narakus Abkömmling hatte davon sicher keine Ahnung, zumal als Baby. Der Erbprinz freilich sollte es wissen. Warum kam diese Information nicht an? Oder, womöglich hatte Achill mit der beidhändigen Streitaxt nur geübt, aber nie damit in einem Krieg oder auch nur einem derartigen Duell gekämpft und darum wenig Ahnung? Das würde dann sein fataler Fehler sein. Niemand konnte diesen Verbrauch an Muskelkraft oder auch dämonischer Energie lange durchhalten, gleich, wie stark oder geübt er war. Nun, er selbst hatte bislang weitaus weniger Anstrengung gehabt. Aber so lange der Gegner nicht zum Schwert griff und immer noch mit der Axt attackierte, blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten und sich nur zu verteidigen. Irgendwann musste dieser dämliche Erbprinz doch auch mal müde werden? Vielleicht sollte er nachhelfen. Das wäre auch ehrenvoller als hier wie ein Feigling dauernd auszuweichen. Nun wirbelte die eingesetzte Energie beider Dämonen den Sand der Arena auf. Zum ersten Mal nutzte Sesshoumaru jetzt die Druckwellentechnik Tokejins. Achill besaß kaum etwas, das er dem entgegensetzen konnte. Zwar vermochte er immer wieder, die Hauptattacken mit seiner eigenen Energie über die Axt zurückzuweisen, aber er musste einige Verletzungen hinnehmen. Zwar war er stark und austrainiert genug, sie rasch wieder heilen zu lassen, aber es war lästig, ja, zusätzlich ablenkend. Agamemnon lächelte zufrieden. Es wurde interessanter, endlich hatte wohl der Kronprinz begriffen, dass er gegen eine Streitaxt keine Chancen mit einer Klinge hatte und wählte nun die Energie. Natürlich hatte er damit gegen Achill keine Aussichten auf Erfolg. Sein Lächeln verblasste, als er kalten, scharfen Stahl an der Kehle spürte, der ihn zwang, den Kopf zu heben. Er erkannte den Halbblutprinzen neben sich – und den Herrscher vor sich. Dieser hatte seine Waffe zwar in der Scheide, aber er wusste in diesem Moment, dass ihm nichts mehr helfen konnte. In den goldfarbenen Augen las er nur das Versprechen, dass er sterben würde. Die Frage des Wie war wohl allein noch dem Ausgang des Duells dort unten vorbehalten. „Ho..heit…“ war alles, was er in jäher Todesangst noch stottern konnte. Das leise Wort genügte, dass die Despoina herumfuhr und erstaunt lächelte: „Mein Gebieter….“ Der Inu no Taishou wandte leicht den Kopf: „Euch beiden geht es gut?“ „Ja, danke, Euer Hoheit. Wir…wir waren eingesperrt, aber sonst ist uns nichts geschehen.“ Sie war etwas überrascht. Er wirkte so fremd, so kalt, so hart, wie es zwar seinem Ruf in der Öffentlichkeit entsprach, aber….War er wütend, weil sie entführt worden war? Oder weil Sesshoumaru dadurch gezwungen wurde dort unten zu kämpfen? Oder beides? Inuyasha hielt sein Schwert noch immer an die Kehle des Provinzfürsten. Jetzt erkannte sie, dass auch er recht aufgebracht wirkte. Seine Kleidung zeigte deutliche, große Blutflecken. Was war nur alles geschehen? Aber ihr war bewusst, dass sie jede Menge Zuhörer und Zuschauer hatten – und sie sicher nichts tun durfte, was den Herrscher das Gesicht in der Öffentlichkeit verlieren lassen würde, zumal einiges passiert zu sein schien, das sie nicht wusste. So fragte sie nur: „Er…Seine Gnaden wird doch gewinnen?“ Er nickte. Als er die Arena betreten hatte, hatte er gerade noch ein wenig besorgt die letzten Sekunden des geradezu hektischen Angriffs mit der beidhändigen Streitaxt mitbekommen. Er kannte seinen ältesten Sohn allerdings zu gut, um nicht zu wissen, dass der erstens nicht gerade schwach war und zweitens seine Taktik im Kampf stets seinem Gegner anpasste. Darum würde es für Achill sicher immer schwerer werden, je länger das Duell dauerte, da Sesshoumaru bald Kraft und Kampfesweise würde abschätzen können. Wieder griff Achill an. Sesshoumaru schien auszuweichen, überschlug sich aber noch in der Luft, wendete sofort und ließ eine Energiewelle auf den Erbprinzen zulaufen. Achill schaffte es gerade noch, die überraschende Attacke abzufangen. Verdammt, dachte Akago. Dass der Kronprinz nach fast zwanzig Minuten noch immer soviel Dynamik aufbringen konnte, schien auch seinen Wirt zu überraschen, von ihm selbst ganz zu schweigen. Damit hatte er nicht gerechnet, wirklich nicht. Und er konnte spüren, wie Achill müder wurde. Mit diesen ersten furiosen Axtangriffen hatte er sich selbst geschadet. Es hätte klappen können, hatte es aber leider nicht. Nun gut. Wichtig war hier zu gewinnen, gleich, wie sein Wirt später das überstehen würde. Dann müsste er sich eben einen neuen suchen. Leider würde Agamemnon dann der neue Herrscher werden, aber womöglich könnte er den übernehmen… Unwillkürlich warf er einen Blick zu der Fürstenloge empor. Im nächsten Moment hätte er um ein Haar vergessen, sich zu verteidigen. Der Inu no Taishou! Wie war das möglich? Musste denn alles schief gehen? Sesshoumaru bemerkte, dass sein Widersacher nach einem Blick empor sichtlich überrascht zurücksprang, und riskierte es seinerseits, seine Aufmerksamkeit kurzfristig nach oben zu richten. Zu seiner Erleichterung erkannte er seinen Vater und Halbbruder, die anscheinend den Provinzfürsten im Griff hatten. So konnte er sich nun wirklich beruhigt um sein Duell kümmern. Akago hatte seine Entscheidung getroffen. Er sollte zusehen, dass er hier verschwand. Und dazu wäre es nötig, Achill zu verlassen, so schnell wie irgend möglich. Ein anderer Wirt war leider nicht in der Nähe – denn der Kronprinz war nicht verzweifelt oder gefühlsmäßig angeschlagen. Was konnte er nur tun? Nun gut. Er könnte sich durch seinen eigenen Bannkreis gegen eine mögliche Attacke schützen. Daran würde selbst der Herrscher scheitern. Allerdings bedeutete der Austritt aus dem Körper einen Moment der Wehrlosigkeit. Er musste es schaffen, Sesshoumaru zu besiegen, am besten zu töten. Zumindest aber, ihn so abzulenken, dass er eine Chance bekam. Das sollte doch machbar sein. Immerhin hatte auch dieser schon den kräftezehrenden Kampf hinter sich, auch sein Arm sollte schwer werden. So veranlasste Akago seinen Wirt, die Axt fallen zu lassen und sein Schwert zu ziehen, um damit erneut zu attackieren. Der Inu no Taishou stand regungslos neben dem Provinzfürsten und musterte das Duell. Ihm war klar, dass Achill jetzt zur Sache kam, seinen Sohn töten wollte, um dem Kampf ein Ende zu bereiten. Trotz seines Vertrauens in Sesshoumaru war er ein wenig besorgt, ohne das freilich erkennen zu geben. Er wandte allerdings den Kopf, als er eine vertraute Witterung in die Nase bekam. Mit gewissem Erstaunen erkannte er Patroklos, den Unterführer seines Heeres, mit einigen Kriegern, die sich eilig vor ihm auf die Knie warfen. Neben Patroklos war ein anderer junger Dämon, dessen Ähnlichkeit verriet, dass es sich um einen Bruder handeln musste. Der Unterführer neigte den Kopf und so fragte der Inu no Taishou: „Was ist?“ „Darf ich Euer Hoheit meinen Zwillingsbruder Patroklos vorstellen?“ Die Zwillinge hießen gleich? Führte das nicht zu Verwechslungen? Aber etwas anderes war wichtiger: „Kurz dein Bericht.“ „Ja, Euer Hoheit. Patroklos Junior kam zu mir und berichtete, dass sich der Erbprinz Achill, mit dem er seit Jahren befreundet ist, seit der Auffindung eines Babys eigenartig verhielt, also, anders als gewöhnlich. So übte er weniger, wollte aber einen Kampf mit Seiner Gnaden. Ich…nun, ich fragte Hofrat Myouga um Rat, da Euer Hoheit bereits abgereist war, und erfuhr, dass Ihr und die Prinzen ebenfalls im 6. Bezirk wärt. So wies er uns an, mit einigen Kriegern und der Priesterin Kagome so rasch es ging herzufliegen um Eure Befehle zu erwarten.“ „Bewacht Fürst Agamemnon. Kagome, du vor allem.“ Er wandte sich ohne weiteres Wort um und ignorierte das rasche Lächeln, das die junge Priesterin Inuyasha zuwarf, ehe sie sich zu ihm neben den erstarrten Fürsten stellte, ebenso, wie ein zweites, das ihrer Mutter galt. Der Kampf in der Arena war erneut heftig geworden. Achill war dauernd in der Vorwärtssbewegung und drängte den Kronprinzen damit zurück. Der Inu no Taishou erkannte allerdings, dass Sesshoumaru kontrolliert zurückwich, auf einen Moment zum Gegenschlag wartete. Dennoch musterte er ein wenig beunruhigt seinen Sohn. Für einen Außenstehenden war es sicher nicht zu erkennen, aber dessen Bewegungen waren nicht mehr so leicht und elegant wie gewöhnlich. Er musste sich anstrengen. Aber auch der Erbprinz schien Mühe zu haben, ja, immer erschöpfter zu werden, ohne jedoch nachzulassen. Patroklos der Jüngere hatte gesagt, sein Freund hätte sich eigen benommen – und jetzt begriff der Herrscher. Sesshoumaru musste mitbekommen haben, dass sich dieser unsägliche Akago in dem Erbprinzen versteckt hielt und diesen steuerte. Darum gab er sich auch Mühe, den nicht zu töten, den Kampf rasch zu beenden, sondern ließ sich auf dieses direkte Kraftmessen ein. Achill war unschuldig an der Entführung und dem Duell. Doch, er konnte stolz auf seine beiden Söhne sein. Und er sollte es ihnen wirklich einmal sagen. Seit dieser Naraku-Affäre war viel geschehen und beide hatten sich sehr positiv entwickelt. Die beiden Duellanten drückten die Klingen aneinander, bemüht, den anderen niederzuringen. Akago dachte daran, dass Achill doch einen Kyklopen allein besiegt hatte – wie stark war wohl der Kronprinz? Gleich. Er musste das hier jetzt schleunigst beenden. Nur - wie? Sesshoumaru dagegen fiel ein, dass Echidna erwähnt hatte, das unsägliche Baby habe Furcht vor der wahren Form seines Schöpfers Naraku. Und nach dem, was Moryomaru erzählt hatte, hatte Akago Angst vor Spinnen. Das sollte er ausnutzen. Sie standen nahe beisammen, die Klingen noch immer gegen einander gedrückt, als er leise sagte: „Oh, da sitzt eine große Spinne auf deiner Schulter….“ Mit einem Aufschrei sprang Achill zurück. Mit gewisser Befriedigung fuhr der Kronprinz fort: „Nun gut, Akago. Gib ihn frei.“ Dieser Misthund! Woher wusste der von seiner panischen Angst? Aber es war bestimmt der letzte Zeitpunkt, seinen Wirt zu verlassen. Noch schien Sesshoumaru abzuwarten, Achill nicht töten zu wollen – fragte sich, wie lange er sich jetzt noch zurückhalten würde, wenn er nun sicher wusste, dass er ihn übernommen hatte. Allerdings sollte er seinen Wirt als Schutzschild vor sich halten, während er austrat. Zum Erstaunen der Zuschauer bildete sich im Rücken des Erbprinzen eine rote Ausbuchtung, eine Beule, dann erschien ein riesiger Bannkreis, in dem ein weißes Kleinkind saß. Während der seelisch und körperlich erschöpfte Achill zu Boden fiel, lächelte Akago, zumal er sah, dass sein Gegner sein Schwert seitwärts hob. „Sinnlos. Nichts kann diesen Bannkreis zerstören. Und du bist auch schon müde…“ Er wartete den vergeblichen Angriff des Kronprinzen ab, ehe er fortfuhr: „Sag ich doch. Lebt wohl….“ Er ließ seinen Schutz weiter emporschweben. Der Herrscher drehte sich nicht um, um Narakus Abkömmling nicht aus den Augen zu lassen: „Kagome, dein Pfeil.“ Diese gehorchte eilig. Akago sah es, aber er fühlte sich sicher. Sie war eine ganz fähige Priesterin, aber sein Bannkreis konnte doch von nichts zerstört werden, das hatte ihm Naraku gesagt. Dennoch schloss er unwillkürlich die Augen, als das hell aufleuchtende Geschoß auf ihn zuraste – aber an seinem Schutzschirm abprallte und harmlos unten in der Arena aufschlug. „Wer…?“ brachte unterdessen Fürst Agamemnon hervor. „Wer das ist?“ Inuyasha nahm Tessaiga endlich von der Kehle des Gefangenen: „Das ist der Mistkerl, der deinen Sohn übernommen und fast umgebracht hat. Und die arme Maja auch.“ Er musterte die schwebende Kugel. „Und dem ich jetzt dieses blöde Grinsen aus dem Gesicht wischen werde!“ Er sah zufrieden, wie seine Klinge unter der Magie der Fledermausdämonen rot aufleuchtete. Der Inu no Taishou wandte nun doch erstaunt den Kopf. Warum nahm Inuyasha an, einen derart mächtigen Zauber brechen zu können? Moment. Wieso leuchtete Tessaiga so seltsam, dass es sich um Rot handeln musste? Diese Fähigkeit kannte er nicht. Der Halbdämon sprang vor und ließ seine Klinge durch die Luft sausen. Akago bereitete die nächste spöttische Bemerkung vor. Hunde konnten wohl einfach nicht erkennen, wann sie aufgeben sollten, wollte er sagen, als er zu seinem Entsetzen feststellte, dass sich seine schützende Kugel um ihn auflöste. Und im nächsten Moment traf ihn etwas mit schneidender Schärfe an der Schulter, so dass er in den Sand stürzte. Er brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, dass das der Klauenangriff des Kronprinzen gewesen war und dieser nun bereits über ihm stand, sein Schwert in der Hand. „Nicht….“ brachte er hervor. Er war doch noch ein Kind, ja, ein Baby…. „Patroklos, lass ihn festnehmen“, befahl der Inu no Taishou: „Und unter scharfer Bewachung auch durch Priester in die Hauptstadt bringen. Du, Patroklos Junior, kümmerst dich um Achill. Er soll sich erholen und einstweilen die Regentschaft übernehmen.“ Agamemnon atmete durch. Dieser Satz bedeutete, dass auch er in die Hauptstadt gebracht werden würde. Er gab sich keinen Illusionen über den Ausgang einer Gerichtsverhandlung hin. Er hatte Hochverrat begangen und noch nie hatte jemand gehört, dass der Herrscher das mit Nachsicht hinnahm. Vielleicht könnte er durch einen Hinweis, dass dieses eigenartige Baby ihn verführt habe, seinen Tod beschleunigen, aber das wäre wohl auch schon alles. Er sah sich in jäher Panik um. Seine eigenen Krieger…nein. Wie jeder Provinzfürst verfügte er nur über fünfzig – und er bezweifelte nicht, dass nicht alle seinem Befehl zum Angriff folgen würden. Zudem waren der Inu no Taishou und die beiden Prinzen sicher keine Hunde, die man mit nur fünfzig Dämonenkriegern besiegen konnte, schon gar nicht, wenn sie ihrerseits auch noch Krieger dabei hatten. Fuchsmagie…ja, Fuchsmagie konnte und musste ihm helfen, hier noch irgendwie herauszukommen, fliehen zu können. Diese junge Priesterin schien ja ganz fähig zu sein, aber sie stand nur neben ihm, achtete offensichtlich mehr auf die Despoina. als auf ihn. Inuyasha war zu seinem Vater getreten und dieser sah in die Arena, anscheinend, um dieses seltsame Kleinkind nicht aus den Augen zu lassen. Es war zwar nicht sonderlich schmeichelhaft, dass alle ihn, einen mächtigen Fuchs mit sieben Schwänzen, für ungefährlicher als ein Baby hielten, aber das war seine Chance. Ein Täuschungszauber würde ihn verschwinden lassen. So konzentrierte er sich kurz, ehe seine Macht wie eine rote Wand zwischen ihm und dem Herrscher und dem jüngeren Prinzen auftauchte. Sie würden nur noch sehen können…. Er schrie auf, als er plötzlich eine ungeheure Magie spürte, die sogar seinen Illusionszauber zurückwies – und die von der linken Hand des Inu no Taishou ausging, der herumfuhr. Was war das? Nie zuvor hatte der Herrscher in seiner Gegenwart gezeigt, dass er über Magie verfügte, geschweige denn, solche. Und jetzt war auch seine letzte Chance dahin, denn die restlichen Krieger stürmten förmlich zu ihm, neben ihn, um ihn zu fesseln. „Du bist noch ehrloser, als ich dachte“, sagte der Inu no Taishou kalt: „Erst verrätst du mich, obwohl ich dir damals das Leben geschenkt habe und jetzt bist du auch noch zu feig, die Konsequenzen tragen zu wollen. - Schafft ihn mir aus den Augen!“ Während die Krieger eilig gehorchten, sah Inuyasha zu seinem Vater: „Äh...was war das denn?“ „Agamemnon versuchte einen äußerst mächtigen Täuschungszauber um entkommen zu können.“ Der Kronprinz war empor gesprungen: „Ich wusste gar nicht, dass Ihr über solche Magie verfügt, verehrter Vater.“ Aber sein Blick glitt sofort zu seiner kleinen Drachenreiterin, die ihn freudig anlächelte. „Nun“, gab der Herrscher zu und betrachtete ein wenig nachdenklich seine etwas erhobene Linke: „Der Ring, den mir der König der Kagejin schenkte, scheint einige interessante Nebenwirkungen zu haben. Das war Schattenmagie.“ Er sah sich um: „Kehren wir in die Hauptstadt zurück.“ ************************************ Nette Überraschung. Nun, nach dieser kleinen "Dämonstration" der Magie dürfte keiner mehr auf die Idee kommen, den Herrscher mit Zauber angreifen zu wollen. Im nächsten Kapitel wartet ein Überraschungsbesuch auf alle. bye hotep Kapitel 25: Schattendrachen zum Zweiten --------------------------------------- Euer Mitleid mit Agamemmnon und Akago hät sich deutlich in Grenzen. Mal sehen, wie es ihnen ergehen wird - und sie sind ja nicht die einzigen Staatsgefangenen... 25. Schattendrachen Während die Krieger die Gefangenen unter Kagomes – und damit Inuyashas Begleitung – zu Fuß in die Hauptstadt brachten, steuerte Rin einen Drachen mit der Despoina als Passagierin, Gleichzeitig flogen der Inu no Taishou und Sesshoumaru vor ihnen her, die Schulterfelle um den Unterkörper gewickelt. Kagomes Mutter war ein wenig überrascht. Sie hatte nie zuvor auch nur gehört, dass sie über derartige Fähigkeiten verfügten. Aber sie war froh, dass ihr Gefährte nicht mehr so streng und kalt wirkte, wie zu dem Zeitpunkt, als er in der Arena von Aegina erschienen war. Und, was sie wichtig fand, er hatte nicht sofort den Tod befohlen, sondern wollte anscheinend eine Gerichtsverhandlung durchführen. Was auch immer der Provinzfürst außer ihrer und Rins Entführung noch verbrochen hatte, war sicher mehr als ernst. Und was das seltsame Baby betraf, so hatte sie selbst gesehen, dass es den Erbprinzen übernommen gehabt hatte – eine geradezu schreckliche Fähigkeit, zumal sie wusste, dass auch Maja so gelitten hatte. Anscheinend war die arme Hasenprinzessin länger so besessen gewesen. Hoffentlich würde sie sich erholen…. Der Herrscher blickte seitwärts: „Die drei Wochen sind um, mein Sohn. Hast du mir etwas zu sagen?“ Sesshoumaru seufzte innerlich, aber er hatte sich denken können, dass das kommen würde: „Ihr könntet Thaleia fragen, verehrter Vater.“ „Thaleia.“ Der Inu no Taishou sah geradeaus: „Natürlich. Dir ist klar, dass du sie nicht einfach heiraten kannst. Frauen schwören, wenn sie sich den Amazonen anschließen, sich nie einem Mann zu unterwerfen. Würden du oder ich eine derartige Hochzeit ihnen befehlen, hätten wir einen Aufstand niederzuschlagen. – Nun, ich muss zugeben, dass ich mit dieser Entscheidung gerechnet hatte.“ „Ja?“ „Du hast nicht die Absicht jetzt schon zu heiraten, geschweige denn, Gefühle für eine Dämonin entwickelt.“ „Falls Ihr befehlt, werde ich gehorchen.“ „Ich weiß. Aber ich würde mir wünschen, dass du diese Entscheidung aus deinem Gefühl heraus triffst.“ „Wie Ihr selbst wisst, hat die Zeugung eines Erben nichts mit Liebe zu tun.“ Im nächsten Moment hätte sich Sesshoumaru am liebsten die Zunge abgebissen, als er dem eisigen Blick seines Vaters begegnete. Der Inu no Taishou sagte jedoch ruhig: „Aber mit Respekt. Ich bezweifle, dass du jetzt schon begreifst, was es bedeutet, eine Frau an seiner Seite zu haben, die einen unterstützt. – Du denkst also, weil ich deine Mutter zur Hochzeit zwang, hätte ich sie nicht anerkannt? Da irrst du dich. Wir hatten eine Vereinbarung und jeder von uns hat seinen Teil eingehalten. Und in der Zeit dazwischen habe ich sie und ihre Wünsche geachtet, wie bei jeder Frau, die bereit war mein Leben zu teilen.“ Der Kronprinz warf einen unwillkürlichen Blick zu dem Drachen hinter ihnen, auf dem Kagomes Mutter saß. Das mochte sogar stimmen. Soweit er wusste, hatte sein Vater keiner seiner menschlichen Frauen je einen ihrer seltenen Wünsche abgeschlagen – und er ließ auch seine eigene Mutter in Frieden zurückgezogen leben, zahlte ihr standesgemäßen Unterhalt, so, wie sie es gewollt hatte. „Es wären viele bereit Euer Leben zu teilen.“ „Auch deines. Der Mächtige hat viele Freunde. Aber die, die dich selbst sehen und nicht deine Stellung, sind schwer zu finden. Und wenn du so jemanden triffst, solltest du froh sein, ihn mit Achtung behandeln – und die Zuneigung nie missbrauchen.“ Er dachte an seine jetzige Partnerin, an Izayoi, aber auch an Cinnamon, die ihn schon so lange liebte, ohne dass er je in der Lage gewesen wäre, diese Gefühle zu erwidern. „Ich verstehe, verehrter Vater.“ Das hoffte der Inu no Taishou. Als sie in der Hauptstadt, im Schlosshof landeten, war der Herrscher ein wenig überrascht, dass Myouga bereits auf ihn zulief und sich hastig verneigte. Was war denn nun schon wieder geschehen? „Hoheit...ich freue mich, dass Ihr und Seine Gnaden erfolgreich zurück seid.“ „Dein Bericht?“ „Es…es kam hoher Besuch für Euer Hoheit. Thysestes, der König der Kagejin. Er meinte, wir sollten ihn ebenfalls mit Hoheit ansprechen…“ „In der Tat ein Überraschungsbesuch.“ Er sah sich um: „Meine Liebe, geh in deine Räume. Euronyme wird gewiss schon auf dich warten. Erhole dich etwas. Später berichte, was geschehen ist.“ Seine Lebensgefährtin verneigte sich und gehorchte. Zu ihr war er so rücksichtsvoll, so freundlich – aber sie war sicher, dass die Gefangenen davon kaum etwas zu spüren bekommen würden. Es gab, leider, einen großen Unterschied zwischen einem, wenn auch verantwortungsvollen, Herrscher, und einem Privatmann, sei er auch ein Dämon. „Sesshoumaru, bringe Rin auch weg. Ich werde dich rufen lassen, wenn Thysestes …mehr wünscht.“ „Natürlich, verehrter Vater.“ Der Kronprinz blickte zu seiner kleinen Drachenreiterin: „Bringe den Drachen weg, dann komm zu mir.“ In einem Gästezimmer drehte sich der König der Schattendrachen vom Fenster weg, als die Tür geöffnet wurde: „Mein lieber Inu no Taishou….“ „Mein lieber Thysestes. Ihr seht mich ein wenig erstaunt. Hofftet Ihr nicht, mich nicht mehr zu treffen?“ „Nun, das bezog sich auf…nun, auf eine Lage, die es Euch nützlich scheinen lässt, mich über den Ring zu rufen. Eigentlich plante ich, wie wir es bereits besprochen hatten, ein wenig mit Eurer…hm… mit Kagome plaudern. Ihre unerwarteten Fähigkeiten für einen Menschen haben auch meine Berater sehr erstaunt. Dann jedoch spürte ich, dass jemand Magie gegen Euch eingesetzt hatte, Magie, vor der Euch mein Ring schützen konnte.“ „In der Tat. Es war eine angenehme Überraschung.“ Der Herrscher hob ein wenig die Linke, so dass der Ring zu sehen war: „Allerdings frage ich mich seither, was er noch kann.“ „Nichts. Er stellt eine Verbindung von Euch zu mir dar – Ihr dürft mich rufen, wenn Ihr meine Anwesenheit benötigt, aber wie gesagt, nur ein einziges Mal. Allerdings schützt Schattenmagie ihren Träger. Es ist nun einmal eine sehr eigene Form des Zaubers. – Darf ich Euch zum Sitzen auffordern?“ Da er der Gast war, war dies eigentlich unhöflich, aber er nahm an, sein Gegenüber wusste, wie es gemeint war. „Natürlich.“ Als die beiden auf Hockern saßen, fuhr der Inu no Taishou fort: „Es war auf jeden Fall nützlich, damit uns der Gefangene nicht entkam.“ „Ihr hattet wohl gelinde Probleme.“ „Gelinde, ja. Gegner mit neuen magischen Fähigkeiten sind immer anregend.“ „Das bezweifle ich nicht. Darf ich fragen, was für welche? Nur aus…zauberischer Neugier, wenn Ihr versteht.“ Der Herrscher dachte für einen Moment über das Volk der Kagejin und den Charakter seines Königs nach, ehe er antwortete:„Eines ist ein Kleinkind, ja, ein Baby, wenn auch nur dem Äußeren nach. Er ist ein Abkömmling, kein Kind, eines…hm…verstorbenen Hochverräters. Und er besitzt die Fähigkeit, andere zu übernehmen.“ „Das ist selten – und für den Betroffenen sicher mehr als unangenehm. Ich vermute, dass dies nur gelingt, wenn das Opfer willensschwach oder anderweitig abgelenkt ist. Warum habt Ihr ihn noch nicht getötet?“ Der Inu no Taishou zuckte ein wenig die Schultern, hatte aber die ehrliche Neugier herausgehört: „Kein Todesurteil ohne Anhörung, so halte ich es. Überdies, wenn Ihr versteht, was ich meine: er ist ein Kind.“ Der König der Kagejin zeigte seine Verwunderung offen: „Ihr selbst sagt, er sei ein Abkömmling, der nur die äußere Form eines Kindes hat.“ „Das meinte ich auch nicht. Aber er wurde erst vor wenigen Jahren erschaffen. Alles, was er kennt ist das, was er von seinem Schöpfer erfuhr. Und das war nichts Gutes. Ihm fehlt sicher eine gewisse Lebenserfahrung.“ Thysestes nickte langsam. „Ich bewundere Euren Gerechtigkeitssinn. Wart Ihr schon immer so?“ „Nein.“ Nein, früher war er viel eher bereit gewesen prompt zu richten und zu strafen, viel schneller mit dem Tod zur Hand gewesen. Sesshoumaru erinnerte ihn manchmal an sich selbst, wenn auch durch die strenge Ausbildung eines Prinzen gezügelt. „Aber es gelang ihm, Euch anzugreifen?“ „Nein. Das war eine andere Sache. Dieser wollte nur die Gelegenheit nutzen seine eigenen Interessen durchzusetzen, solange ich beschäftigt war.“ „Ich vermute, Eure Söhne haben Euch wie immer unterstützt.“ Darin lag keine Frage. Thysestes wünschte sich wirklich auch solche Söhne. „Ja. Wann wollt Ihr mit Kagome sprechen? Sie ist noch nicht hier.“ „Danke. Ich werde diese Gelegenheit mit Freude wahrnehmen. – Darf ich mit diesem seltsamen Kind sprechen? Solche Magie ist ungewöhnlich.“ Der Inu no Taishou betrachtete seinen Gast: „Ihr wisst sicher, wie weit Ihr gehen dürft.“ Der Herr der Schattendrachen hob ein wenig die Hand: „Teurer Freund. Ich habe durchaus nicht das Schicksal meines Vaters und meines Bruders vergessen, deren Leben Ihr so überraschend beendet habt.“ „Ich wollte Euch nicht drohen.“ Thysestes lächelte flüchtig: „Nun, Eure Anwesenheit genügt. – Es interessiert mich einfach. Hm. Er wäre sicher ein aufschlussreiches Untersuchungsobjekt für unsere Magier. Und Ihr könntet sicher sein, dass er zum einen erzogen wird, zum zweiten keinerlei Gelegenheit haben würde, Doria zu verlassen.“ „Ich werde darüber nachdenken.“ „Danke. Allerdings vermute ich, dass Ihr über das Schicksal des Angreifers nicht nachdenken werdet.“ Agamemnon? Wirklich nicht: „Ich werde ihn anhören.“ Aber er wusste eigentlich nicht, was der ehemalige Provinzfürst sagen konnte, um sein Leben zu retten: er hatte seine Lebensgefährtin entführt, seinen Ältesten zu einem Duell auf Leben und Tod gezwungen, ihn selbst gefangen nehmen und um ein Haar von diesem Eremiten auffressen lassen. Inuyasha war schwer verletzt worden, fast gestorben…Nein. Agamemnon hatte jeden einzelnen seiner wunden Punkte verletzt. Und er würde dafür sterben. „Und wenn Inuyasha und Kagome mit den Gefangenen eingetroffen sind, werde ich Euch davon in Kenntnis setzen.“ Immerhin hatte der Ring des Herrn der Schattendrachen verhindert, dass Agamemnon entkam. „Danke.“ Thysestes war sicher, dass dies interessante Gespräche werden würden. So begleitete der König der Kagejin den Herrscher in die Keller, als die Gefangenen eingetroffen waren. Akago war gefesselt und wurde sorgfältig von ausgesuchten Dämonen und Priestern bewacht. Einen verzweifelten Versuch, seinen Bannkreis erneut zu errichten, hatten sie bereits im Vorfeld vereiteln können. Ein wenig erstaunt betrachtete er den Unbekannten. Das war doch ein Schattendrache? Was tat der denn hier? Seit seinen Verhandlungen mit Atreus hatte er keinen mehr gesehen. War dieser Mann etwa der Grund, warum es sein Partner nicht geschafft hatte den Inu no Taishou zu beseitigen? „Du hast also meinen Bruder Atreus unterstützt?“ kam auch sofort die erste Frage, Akago zögerte nicht mit der Antwort. Soweit er wusste, war das ein recht mächtiges, magisches Lebewesen. Und wenn er seinem Bruder geholfen hatte, wäre das doch wohl positiv…: „Ja.“ „Dann hast du nach dem Recht der Kagejin einen Hochverräter unterstützt.“ „Äh…ja?“ Ach du liebe Güte. Das war der König der Schattendrachen? Er konnte leider keine Unruhe, keine schwarzen Gedanken spüren, obwohl man dies doch diesem Volk nachsagte. Der Kerl war selbstsicher und gelassen. Eine Übernahme kam zwar schon wegen der ganzen Priester und nicht zuletzt dem Inu no Taishou selbst nicht in Betracht, aber da würde auch ein unbeobachteter Versuch scheitern. Das war nicht nur Magie der eigenen Art, sondern auch noch ein in sich gefestigter, selbstbewusster Charakter. „Du verfügst in der Tat über interessante Fähigkeiten. Hast du Atreus auch noch später unterstützen wollen, wenn sein armseliger Racheplan gegen den mächtigen Inu no Taishou Erfolg gehabt hätte?“ „Nein. Das…die Thronstreitigkeiten jenseits der Berge gehen mich doch nichts an.“ Was sollte das? Wollte der Herrscher ihn etwa den Schattendrachen überlassen? Akago sah besorgt zu dem Inu no Taishou. Anderseits war der auch nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Er wollte doch nicht sterben! „Nur die in diesem Land?“ fragte Thysestes gelassen weiter. Er sah zwar, dass der Gefangene vor ihm wie ein Kind wirkte, aber er spürte auch die Magie dahinter. Und er hatte von dessen Bannkreisfähigkeiten gehört. „Nur die in diesem Land.“ Irgendwie spürte Akago nie gekannte Panik. Bis eben hatte er immer noch gehofft, an den Herrscher appellieren zu können, dass er nur ein Kind sei, dass durch Moryomaru getäuscht worden war, selbst unschuldig sei, aber das klang so, als ob nur zu bekannt war, dass er den Verstand eines Erwachsenen besaß. „Das…das war Moryomarus Plan…“ „Moryomaru?“ Der König der Kagejin sah zu seinem Gastgeber. Dieser nickte: „Ein anderer Abkömmling. Eine lebende Rüstung.“ Er sah, dass Akago unwillkürlich zusammenzuckte „Oh, komm. Hast du wirklich geglaubt, das sei nicht bekannt? Du bist der Kopf – er die Hülle.“ „Ein überaus unterhaltsamer Kopf, muss ich zugeben.“ Thysestes schloss für einen Moment die Augen: „Und eine sehr alte, spannende Magie, die der Kleine da hat. So etwas habe ich seit meiner Begegnung mit Typhoon nicht mehr gespürt. Ich darf Euch, mein lieber Inu no Taishou, um ihn bitten. Wir werden sicher sehr interessante Versuche mit ihm unternehmen können. Und seid versichert, dass er nicht mehr hier erscheinen wird.“ Akago konnte nicht anders, als schwer schlucken. Das klang…nun, schlicht und ergreifend gar nicht gut. Was konnte, sollte er tun? So hatte er sich das nicht vorgestellt. Der König der Kagejin fuhr fort: „Ist dort drüben dieser Moryomaru untergebracht? Ich spüre durch die Wand dunkle Magie.“ „Nein. Das ist eine schwarze Priesterin, Hekate. Sie hat ebenfalls mit Atreus verhandelt, auf Akagos Vermittlung hin.“ „Oh, sie kennt ihn? Darf ich sie dann sehen?“ „Natürlich.“ Die beiden Herrscher gingen und Akago war noch immer nicht deutlich, was er tun oder sagen könnte, um sein Schicksal abzuwenden. Etwas wie eine nie gekannte Angst ließ sein Blut eisig durch seine Adern strömen und versagte es ihm, mit gewohnter Klarheit und Zynismus nachzudenken und zu planen. Hekate erkannte ebenfalls einen Schattendrachen und sah in jäher Panik zum Inu no Taishou. Aber sie konnte nicht sprechen. Ihr Knebel wurde nur gelöst, um sie essen und trinken zu lassen – und jetzt auf den Wink des Herrschers. „Hekate, also.“ Thysestes nickte fast freundlich: „Du hast mit Akago und meinem….hm….dummen Bruder Atreus verhandelt, um deinen Herrn gefangen nehmen zu lassen?“ „Ja.“ Die schwarze Priesterin blickte mehr als besorgt zwischen den Herrschern hin und her, unsicher, was das werden sollte. Was wollte denn der König der Kagejin hier? „Das ist nach Eurem Recht Hochverrat, nicht wahr, mein lieber Inu no Taishou? Würdet Ihr gewöhnlich ein Todesurteil verhängen?“ „Das wäre die logische Folge.“ Der Angesprochene war ebenfalls neugierig, auf was das hinauslaufen sollte. Hekate schluckte hart bei diesem ruhigen Satz: „Bitte nicht…“ Nein, so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Nicht die Gefangenschaft, nicht den Tod. Es war doch eigentlich nur ein amüsanter und gut bezahlter Spaß gewesen, den Inu no Taishou gefangen nehmen zu lassen, einen so mächtigen Dämon außer Gefecht setzen zu können. Das hatte ihr sehr geschmeichelt. Und dass in diesem Moment auch noch der Kronprinz lautlos ihren Kerker betrat, versetzte sie nur mehr in Panik. Sesshoumaru blieb allerdings wortlos stehen, zu gut erzogen um die Herrscher zu unterbrechen. Der Inu no Taishou hatte ihn zwar bemerkt, achtete aber mehr auf seinen Gast. Der Herr der Schattendrachen nickte ein wenig: „Dann gebe ich dir, vorbehaltlich natürlich Eures Einverständnisses mein teurer Inu no Taishou, eine Möglichkeit zum Leben. Ich werde Akago mit nach Doria nehmen, selbstverständlich so, dass er keine…..Dummheiten mehr anstellen kann. Seine Magie ist uralt und ich bin neugierig, was man aus ihm lernen kann. Er mag den Verstand eines Erwachsenen haben, aber er ist äußerlich und vom Alter her noch ein Kind und bedarf einer gewissen Fürsorge. Dies könntest du tun, da ich keine Kagejin damit belästigen möchte. Deine eigene Magie als schwarze Priesterin ist stark genug, dich vor einer Übernahme durch ihn zu schützen, überdies würde ich Vorkehrungen dagegen treffen lassen.“ Dieses grässliche Baby hüten? Hekate war im ersten Augenblick versucht, abzulehnen, zumal sie weder eine Ahnung hatte, wo und wie die Kagejin lebten, geschweige denn Lust hatte, nie wieder nach Hause zu kommen. Aber dann bemerkte sie den kalten Ausdruck in den Augen des Inu no Taishou und wusste, er entsann sich nur zu gut daran, dass sie ihn in die Falle gelockt hatte – und daran, was er wohl als Gefangener dieses Atreus durchgemacht hatte. Nein. Wenn sie am Leben bleiben wollte, musste sie zustimmen. „Eine interessante Lösung, mein lieber Thysestes“, sagte der Herrscher unterdessen langsam, ohne die schwarze Priesterin aus den Augen zu lassen: „Selbstverständlich würdet Ihr das Hüten meiner Gegner nicht umsonst übernehmen?“ „Nicht umsonst“, bestätigte der König der Kagejin sachlich: „Zum einen wird unser Volk aus Akagos Magie interessante neue Erkenntnisse gewinnen. Wie gesagt, seit meiner Begegnung mit Typhoon habe ich derartiges nicht mehr getroffen. Zum anderen würde ich vor meiner Abreise gern auf Euer Angebot zurückkommen, mit Kagome zu sprechen. - Neue Impulse für mein Volk. Nicht zu vergessen, unser Bündnis.“ Er deutete ein wenig auf den Ring, den der Inu no Taishou an seiner linken Hand trug. „Ich bin Euch nach wie vor verpflichtet.“ „Gut. – Nun, Hekate?“ Die schwarze Priesterin nickte nur. Sie wusste, sie hatte keine Wahl. So fuhr der Herrscher fort: „Ich vermute allerdings, mein lieber Thysestes, dass Ihr keinerlei Verwendung für Moryomaru seht.“ „Eine lebende Rüstung? Nein, in der Tat.“ Kriegsschatten waren schon unangenehm genug. Nun, er würde sie hoffentlich nicht mehr rufen müssen. Da der Inu no Taishou bemerkte, dass sein Ältester eine Bewegung machte: „Du hast einen Vorschlag, Sesshoumaru?“ „In der Tat, mein Herr und Vater.“ Der Kronprinz hielt sich an die höfischen Regeln. Immerhin stand nicht nur der König der Schattendrachen bei ihnen, sondern auch Wachen: „Nach dem Verhör, dass ich mit ihm durchführte, erscheint er mir in der Tat nur wie eine Rüstung – ohne besondere weitere Fähigkeiten. Aber das könnte man sich zunutze machen. Er soll praktisch unverwundbar sein – ein idealer Trainingspartner für…“ Er hatte schon sagen wollen, meinen kleinen Bruder, formulierte aber mit neu gewonnener Rücksicht um: „Prinz Inuyasha und mich.“ „Eine interessante Idee.“ Der Herrscher nickte: „So sei es.“ Und womöglich sollte er auch einmal wieder üben, sei es mit Moryomaru, oder eher mit seinen beiden Söhnen. Das könnte eine nette Abwechslung sein. „Kagome sollte in wenigen Minuten in das Zimmer unseres Gastes kommen.“ „Ich werde es ihr ausrichten lassen.“ Der Kronprinz zog sich unverzüglich zurück, da er sein Ziel erreicht hatte. Thysestes sah zu seinem Gastgeber: „Ich danke Euch.“ „Kommt nun.“ So verließen sie den Raum. Prompt traten Wachen zu Hekate, um sie erneut zu knebeln. Sie hatten keine andere Anweisung bekommen. Der ehemalige Provinzfürst Agamemnon erhob sich, als er sah, dass der Herrscher seine Zelle betrat, bemüht, einen Rest Stolz zu bewahren. Aber ihm war klar, dass es nur noch darum gehen würde wie er sterben sollte. „Ein so mächtiger Fuchsdämon“, konstatierte der Inu no Taishou langsam: „Füchse gelten allgemein als schlau. Kannst du mir sagen, warum du das glatte Gegenteil bewiesen hast?“ So genau wusste es Agamemnon auch nicht mehr. So schwieg er. Der Herrscher fuhr fort: „Ich bezweifle nicht, dass Akago als Achill in der Lage war, dich zu diesem Duell mit Sesshoumaru zu überreden. Obwohl du hättest wissen müssen, dass er kaum gewinnen konnte.“ Der Gefangene beschloss ehrlich zu sein. Das würde ihm sicher nicht das Leben retten, aber womöglich einen raschen Tod bescheren: „Ich…ich sah durchaus eine Chance. Immerhin hatte Achill viel und hart geübt, selbst einen Zweikampf gegen einen Kyklopen gewonnen. Und der Kronprinz hatte sich bislang nie einem ordnungsgemäßen Duell gestellt.“ „Und die Entführungen?“ „Das war mein Einfall. Zum einen, um sicher zu gehen, dass der Kronprinz dem Kampf zustimmen würde, zum zweiten, um…um Euch anzulocken.“ „Das ist, zugegeben, der Punkt, der mich am meisten interessiert. Du warst damals ausgesprochen loyal, obwohl du damit rechnen musstest, dass ich alle Fürsten, die noch zu meinem Gegner hielten, töten lassen würde. Ich habe euch allen das Leben geschenkt. Und dennoch hast du mich jetzt in eine Falle gelockt, wolltest mich umbringen lassen. Hast du angenommen, ich sei schwächer geworden, dümmer?“ „Ja“, gab der ehemalige Provinzfürst zu: „Ich sah eine Chance selbst an die Macht zu kommen. Und, wenn Ihr ehrlich seid: ein Fuchs ist in der Magie mächtiger als ein Hund. Dachte ich zumindest….“ Ohne den Ring der Schattenmagie – und ohne Inuyasha – hätte der Plan auch funktioniert. Der Inu no Taishou nickte ein wenig: „Ehrgeiz führte zu Hochverrat. Du kennst die Folge.“ „Auch Ihr begingt damals Hochverrat – aber Ihr habt gewonnen.“ „Dann ist es keiner mehr, meinst du? In der Tat. – Dann nenn es Dummheit, die eigene Macht falsch einzuschätzen. Ein tödlicher Fehler.“ Der Fuchsdämon suchte den Blick seines Gegenübers: „Darf ich fragen, wie ich sterben soll?“ „Ich lasse dir die Wahl. Das Schwert des Henkers – oder Selbstmord. Soweit ich weiß, ist das unter Füchsen der Brauch, wenn man seine Ehre wiederherstellen will.“ „In der Tat. Und das ist unerwartet freundlich von Euch.“ Wieder war Agamemnon von dem Ehrgefühl dieses Hundedämons überrascht, wie schon damals, nach der Schlacht, als er alle Gegner am Leben ließ. War es darum, warum ihm so viele so loyal folgten? Dann hatte er sich wirklich den falschen Widersacher ausgesucht. „Daher wähle ich meine Ehre.“ *********************** Da hat sich der Fuchsdämon doch noch auch dämonische Sitten besonnen. Im nächsten, und letzten, Kapitel erfahrt ihr, wie alle Beteiligten das Abenteuer überstanden haben und ihre Zukunftspläne aussehen. Und, wie es Prinzessin Maja ergeht. bye hotep Kapitel 26: Frieden ------------------- Wenn es ruhiger wird planen alle für die Zukunft.. 26. Frieden Kagome blickte ein wenig verlegen zu Boden. Das war auch zu peinlich. Der mächtige König der Schattendrachen stellte ihr Fragen zu ihren magischen Fähigkeiten und alles, was sie konnte, war zu antworten: „Das weiß ich leider nicht, Hoheit. Ich merke es immer erst, wenn ich es benötige.“ „Das braucht dir nicht unangenehm zu sein, meine liebe Kagome.“ Thysestes lächelte ein wenig, ehe er sich rasch umsah. Sie saßen im Privatgarten des Herrschers – zu zweit und doch diskret beobachtet, denn er war sicher, dass der Inu no Taishou Vorsorge ob der Tugend seiner potentiellen Schwiegertochter getroffen hatte. „Eher im Gegenteil. Du hast einen sehr hohen Grad an angeborener Magie, womöglich den höchsten, den ich außer bei Akago und Typhoon selbst bei einem Wesen je traf. Ich würde dich gern mit nach Doria nehmen, aber ich vermute doch, euer Herr hat andere Pläne mit dir.“ Genauer sollte er über eine derart delikate Angelegenheit einer anderen Herrschaftsfamilie nicht sprechen. Sie stutzte etwas, meinte dann jedoch erleichtert, dass sie nicht mit sollte: „Das wäre ein sehr freundliches Angebot, Hoheit…“ „Hast du deine Fähigkeiten von deinem Vater oder deiner Mutter?“ „Mein Vater war Priester, Hoheit.“ „Deine Mutter also nicht? Welche Beschäftigung hat sie denn im Moment?“ Kagome wurde verlegen Nicht einmal ihre jüngeren Geschwister sollten wissen, wer der Lebensgefährte ihrer Mutter war, um Probleme für sie in der Priesterschule zu vermeiden – seien es auch Bevorzugungen. Der König der Schattendrachen atmete tief durch, ehe er langsam meinte: „Ich habe eine Idee…..du brauchst nur ja oder nein antworten. Deine Mutter ist…sagen wir, dem Inu no Taishou recht nahe?“ Und da sie nickte: „Wie alt ist Prinz Inuyasha?“ „Äh, ich weiß es nicht, sicher zweihundert, Hoheit.“ Diese Fragen wurden ja immer merkwürdiger. Zweihundert Jahre. In dieser Zeit lebten und starben einige Generationen von Menschen. Ja, das war ein lang angelegter Plan gewesen, direkt beneidenswert, dass der Inu no Taishou darauf gekommen war. Zum einen einen Halbdämon zu erschaffen, ein Wesen, dessen Befähigungen auch in magischer Hinsicht vollkommen unbekannt waren, zum anderen eine Priesterfamilie zu fördern, ja, zu züchten, und so deren zauberische Begabungen immer weiter zu verbessern. Denn gleich was Kagome davon denken mochte: keine gewöhnliche Menschenfrau ohne jede angeborene Magie wäre in der Lage einen so mächtigen Dämon über längere Zeit zu interessieren. Auch und gerade Inuyashas Mutter mochte da gewisse Talente besessen haben, wenn auch unbewusst. Und jetzt wollte der Herrscher den Halbdämon und die fähige Priesterin verheiraten. Das war ein sehr interessantes Langzeitprojekt, in der Tat. Ob er einen solchen Plan auch unter den Kagejin ausprobieren sollte? Es gab durchaus sehr fähige weibliche Schattendrachen – und, wenn er es sich recht überlegte, kam doch diese schwarze Priesterin, Hekate, mit nach Doria. Er sollte sie gut beobachten. Womöglich war dies eine Möglichkeit, nicht nur Söhne zu bekommen – und er würde die Götter anfehlen, dass sie so loyal waren wie die beiden Prinzen hier -, sondern auch das magische Potential der eigenen Familie zu erhöhen. „Ich danke dir, Kagome. Möge der Schatten mit dir sein.“ Sie nahm es als höflichen Segenswunsch und verneigte sich aufstehend, ehe sie ein wenig aufatmend ging. Inuyasha hatte gesagt, sie solle sofort zu ihm kommen, wenn Thysestes mit ihr fertig war, und da gehorchte sie nur zu gern. Der Oberste Heiler verließ das Zimmer seiner Patientin – und erkannte ein wenig überrascht, wer sich näherte: der Fürst des 16. Bezirkes und seine Frau. Höflich neigte Chairon den Kopf: „Fürstliche Gnaden?“ Provinzfürst Habata nickte etwas: „Wir können endlich abreisen. Wie geht es Maja?“ Sein rascher Seitenblick zeigte, dass das eher seine Frau als ihn selbst interessierte. Der Oberste Heiler zwang sich zu professioneller Neutralität in der Stimme als er antwortete: „Ich habe erfreuliche Nachrichten, die ich soeben Seiner Hoheit mitteilen wollte. Prinzessin Maja hat das Bewusstsein wiedererlangt. Sie ist zwar noch immer kaum ansprechbar, aber doch deutlich auf dem Weg der Besserung.“ „Na, endlich. Dann kann sie ja bald wenigstens wieder ihren Pflichten nachkommen. Nicht, dass wir noch Ärger mit dem Herrscher bekommen. Sie ist einfach immer zu schwach, zu dumm…“ „Sie ist ein nettes Ding“, wandte eine dunkelhaarige Frau ein, die eben herankam: „Sehr freundlich, ein wenig verschüchtert, vielleicht. Aber sehr nett.“ Die Hasenfürstin lächelte der Menschenfrau zu, froh, dass endlich jemand ihre jüngere Tochter lobte, aber Fürst Habata fand diese Bemerkung unangebracht: „Sie ist töricht und schwach, Menschenweib!“ Ihm entging der erschreckte Ausdruck auf dem Gesicht des Obersten Heilers ebenso wie der junge Dämon, der ein Stück entfernt stehen blieb: „Und am liebsten würde ich Maja nie mehr wieder sehen. Sie schafft es nicht einmal hier am Hofe, sich einen anständigen Dämon als Ehemann zu besorgen, was bei ihrem kompletten Unvermögen allerdings auch keine Kunst ist…“ „Fürstliche Gnaden!“ Die Menschenfrau schien geradezu schockiert: „Ihr sprecht von Eurer Tochter!“ „Na und? Jetzt verschwinde, Weib!“ Sie richtete sich unwillkürlich etwas auf. Natürlich konnte ein Dämon, noch dazu ein Provinzfürst, jederzeit einem Menschen einen Befehl erteilen, aber sie war zu empört, um sich besondere Gedanken zu machen: „Jetzt bin ich mir allerdings darüber im Klaren, warum die Ärmste so verschüchtert ist. Wenn sie wieder gesund ist, werde ich sie ein wenig besser betreuen, um sie solche Bemerkungen vergessen zu lassen.“ „Du wagst es…!“ Der Provinzfürst holte aus. Sie bemerkte es, aber ein Mensch war zu langsam. Die Ohrfeige erreichte sie allerdings nicht. Ein junger Dämon hatte das Handgelenk des Fürsten abgefangen und schob sich jetzt dazwischen. „Ist alles in Ordnung, Despoina?“ „Oh, ja, danke, Exzellenz.“ Sie sah, dass auch der Oberste Heiler bereits vor ihr stand: „Ich danke auch Euch, Chairon.“ „Ihr solltet Euch lieber zurückziehen….“ meinte dieser und sie folgte unverzüglich dem Rat, damit die Dämonen ihresgleichen überlassend. Fürst Habata hatte nun erst den Wolf erkannt, der sein Handgelenk noch immer festhielt: „Prinz Kouga! Lasst mich sofort los!“ Der tat es nicht: „Narr! Ihr solltet mir lieber auf Knien danken, Habata. Oder wisst Ihr etwa nicht, wer sie ist?“ „Irgendein Menschenweib,. Und jetzt lasst mich gefälligst los.“ Kouga tat es langsam, mit einem herausfordernden Lächeln: „Wenn Ihr sie geschlagen hättet, hättet Ihr das zu Seiner Hoheit sagen können. Falls Ihr noch dazu gekommen wärt.“ „Sie ist….“ begann Fürst Habata, der jäh bleich geworden war. „Sie ist die Despoina. Die Lebensgefährtin des Herrschers.“ „Sie ist nett“, murmelte die Fürstin, was ihr einen schiefen Blick ihres Gemahls eintrug, der tief durchatmete: „Glaubt Ihr, dass sie…dass sie erzählt…?“ „Nun“, mischte sich der Heiler ein: „So weit ich weiß, ist die Despoina eine warmherzige Frau, die nicht dazu neigt andere in Schwierigkeiten zu bringen.“ Und da er sah, dass Habata aufatmete: „Fürstliche Gnaden sollten sich allerdings vielleicht ein wenig mehr um Prinzessin Maja kümmern, um den….um den unglücklichen ersten Eindruck vergessen zu machen.“ Schließlich ging es ihm vor allem um das Wohl seiner Patientin. „Ja, das sollte ich wohl tun.“ Fürst Habata brachte es nicht über sich, dem Anführer der Boten des Inu no Taishou ausdrücklich zu danken, aber ihm war klar, dass dieser ihm wohl soeben das Leben gerettet hatte. Weder der Herrscher noch sonst ein Dämon schätzte es, wenn ein anderer seine Hand an dessen Eigentum legte. Miroku entspannte sich langsam unter den kundigen Händen des Masseurs. Zu seinem gewissen Leidwesen hatte Sango so ziemlich als erstes nach ihrer Ankunft in Lenaia die Anweisung erteilt, er dürfe nur mit männlichem Personal umgehen. Noch ärger war freilich, dass das Gebot strikt befolgt wurde. Nun ja. Fürst Katameki hatte sicher Befehle gegeben, den Harmost und ihren Ehemann als Gäste des Herrschers zuvorkommend zu behandeln. Urlaub auf Staatskosten war jedoch etwas Feines und Miroku beschloss, das Geld des Herrschers auch gebührend auszugeben. Sango war unterdessen in einer neuen Erfindung, die der Provinzfürst „Sauna“ nannte. Leider hatte er selbst da nicht mitgedurft. Die Aussicht, unter lauter unbekleideten Frauen zu sitzen, hatte ein derartiges Strahlen auf sein Gesicht gezaubert, dass seine Ehefrau lautstark ihren Bumerang vermisst hatte. Und immerhin wollte er doch Kohaku kein schlechtes Beispiel geben. Sein junger Schwager lag auf der Liege neben ihm und genoss sichtlich die gleiche Behandlung. Zunächst hatte der Junge ja nicht mitgewollt, wäre lieber mit Rin zu irgendeinem See geflogen, aber als er den Kronprinzen diesbezüglich gefragt hatte, war er angesichts dessen Gesichtsausdruckes und der Kälte in dem Wort: „Geh!“ lieber verschwunden, froh, noch lebend und in einem Stück zu sein. Sangos Kommentar war nur gewesen: „Das nächste Mal solltest du eine solche Frage lieber Rin überlassen.“ Und da hatte sie vermutlich Recht. Der Inu no Taishou legte den Arm um die Frau, die ihren Kopf auf seine Schulter gebettet hatte: „Ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist“, sagte er: „Vielleicht wird nun endlich wieder Frieden einkehren. Ich habe diese endlosen Intrigen und Kämpfe satt.“ Sie lächelte: „Und das von einem Dämon?“ „Nun, es gibt Dämonen und Dämonen.“ „Ich bin mit meinem persönlichen Dämon sehr zufrieden.“ „Das freut mich. Ich denke, ich werde Inuyasha doch anweisen, Kagome zu heiraten.“ Immerhin schien bei Sesshoumaru ja auch noch nicht Hopfen und Malz verloren zu sein. Und Kagome war ein Mensch mit begrenzter Lebensdauer, während ein Dämon doch viel mehr Zeit hatte, zu allem. Die Sicherung der Dynastie brauchte nicht darunter zu leiden, wenn er beiden Söhnen nachgab. „Ich denke nicht, dass sie Eurer Hoheit widersprechen. Und nicht nur, weil es kein Nein gegen Eure Anweisung gibt.“ „Das glaube ich auch. Aber ich habe langsam fast den Eindruck, als ob mein Jüngster in dieser Beziehung ein wenig schüchtern ist. Man sollte ihm auf die Sprünge helfen.“ Das hatte er bei seinem Ältesten ja auch schon versucht, wenn auch da bislang vergeblich. „Oh, ich glaube, das regelt sich von allein, mein Gebieter.“ „Meinst du?“ Er klang zweifelnd. Ihr Lächeln verstärkte sich: „Nun, ich mag von Dämonen wenig verstehen, aber von Menschen. Und Inuyasha ist zur Hälfte einer, Kagome meine Tochter. Ich vertraue da auf die Zeit. Irgendwann wird es ihnen bewusst werden, was sie füreinander empfinden, und dass das mehr als Freundschaft ist.“ „Ich vertraue dir. Und nicht nur in dieser Beziehung. So werde ich mich heraushalten.“ Sie verschwieg ihre Meinung, dass das auch viel besser war. Es war noch nie etwas Gutes dabei herausgekommen, wenn sich andere in Beziehungen eingemischt hatten. Und sie hätte nicht wissen mögen, was der Herrscher selbst dazu gesagt hätte, hätte ihm jemand seine Liaisons mit Izayoi oder ihr vorgeworfen. Inuyasha blieb hinter Kagome stehen, die aus dem Fenster sah, und legte die Hände auf ihre Schultern: „Ich bin froh dass das alles überstanden ist. Jetzt wird doch endlich mal Ruhe einkehren.“ „Das hoffe ich auch.“ Sie spürte, dass seine Hände langsam tiefer glitten und legte die ihren in stummem Protest darauf. Er war der Prinz, ja, aber er hatte auch versprochen, ein „Nein“ zu hören. Seltsamerweise bedauerte sie es, als er sofort ohne Kommentar seine Finger wegnahm. Ein wenig verwirrt über den Widerspruch in sich selbst drehte sie sich um und sah ihn an. Als sie seinem goldenen Blick begegnete, hatte sie plötzlich das Gefühl in kochendes Wasser getaucht zu werden. Ihr wurde heiß und sie spürte, wie sie rot anlief. Hastig senkte sie den Kopf etwas um es zu verbergen. Inuyasha schwieg auch dazu, aber sie bemerkte, dass sich seine Brust auf einmal heftig hob und senkte, als sei er schnell gelaufen. So, dachte sie. Jetzt ist es passiert. Jetzt weiß er es auch, dass ich in ihn verliebt bin. Wie…dumm. „Kagome…“ Seine Stimme war heiser und er wusste nicht so ganz, was er jetzt sagen sollte: „Ich…ich habe dich unwahrscheinlich gern…“ Sie starrte auf ihre Füße, als sie aussprach, worum es ihr eigentlich ging, schon immer gegangen war: „Würdest du das auch tun, wenn Kikyou noch da wäre?“ „Kikyou?“ Er war etwas perplex. Ihre Schwester war doch tot und das war doch albern, sich dauernd mit einer Toten messen zu wollen. Aber dann begriff er gerade noch rechtzeitig, dass das für sie wohl das Wichtigste überhaupt war. „Ich weiß es nicht“, sagte er offen und bemerkte ihr unwillkürliches Zusammenzucken. So ergänzte er eilig: „Aber ich bin froh, dass es ist, wie es ist. – Und ehrlich gesagt: wenn du mit diesem Kagejinkönig weggehen willst, überlege es dir gut. Eher lege ich ihn um.“ Da musste sie doch lächeln. Es sollte ihm bewusst sein, dass er gegen einen Schattendrachen keine Chance hatte. Er wollte sie aufmuntern, das war klar. Mochte er sie wirklich? Mehr als…Nein, rief sie sich zur Ordnung. Sie hatte gerade eine Liebeserklärung von einem der Prinzen bekommen, nein, von Inuyasha, ihrem Halbdämon. So sah sie ein wenig zögernd auf, aber er schien sie nicht auszulachen, sie nicht auf den Arm zu nehmen. Und in seinem Blick lag etwas…Ihr wurde schon wieder heiß. „Inuyasha…“ „Ja?“ „Küss mich.“ Die Bannkette um seinen Hals leuchtete ebenso auf wie seine Augen, als er nicht nur des Zaubers wegen sie umarmte und küsste. Kagome schloss die Augen. Natürlich hatten sie sich schon geküsst, einige Male, aber da war es…Nun, selbst als sie einmal danach außer Atem gewesen war, war es nicht so gewesen. Wie konnte sie nicht sagen. Irgendetwas schien mit ihren Gedanken los zu sein. Sie schmiegte sich immer näher an ihn. So konnte ihr nicht entgehen, dass seine Leidenschaft erwachte, und sie erkannte nur, dass es gut so war. Inuyasha spürte, dass sie körperlich und seelisch so nah bei ihm war wie nie zuvor, und etwas in ihm ließ seine bislang mühsam gewahrte Selbstbeherrschung ins Nichts verschwinden. Er hob sie einfach hoch und trug sie die wenigen Schritte hinüber zu seinem Lager, setzte sie dort ab. Kagome rang nach Atem, starrte jedoch zu Boden, unsicher, wie es weitergehen sollte, ahnungslos, was sie nun tun sollte. Überrascht erkannte sie, dass sich der Prinz vor ihr niederkniete, um sie erneut zu küssen. Dann verschwand jeder weitere Gedanke, als der eine, dass es gut so war. Inuyasha legte seine Hände ein wenig zitternd an ihr Gesicht, zum einen in dem Wunsch nach ihr, zum andern in der Sorge, sich zu blamieren, etwas falsch zu machen. Er musste sich ins Gedächnis zurückrufen, dass ihr wohl jede Vergleichsmöglichkeit fehlte. Das beruhigte ihn. Zumindest in dieser Hinsicht. Sesshoumaru saß an seinem Schreibtisch und dachte nach. Ob Thaleia sein Wort eingelöst haben wollte? Es wäre fast zu hoffen. Zum einen wäre es eine gewisse Herausforderung seiner Selbstbeherrschung, zum anderen könnte er ungestört und vertraulich mit ihr reden. Amazone hin oder her, die Sicherung der Nachfolge musste ja keine dauernde Ehe voraussetzen, dafür waren seine eigenen Eltern das beste Beispiel. Eine Heirat war notwendig um einen legitimen Erben zu besitzen, das hatte die Episode um Archimedes gezeigt, aber danach könnte Thaleia wieder zu den Amazonen zurückkehren. Es wäre immerhin eine gute Gelegenheit. Er sah geistesabwesend zu seiner kleinen Drachenreiterin, die neben der Tür kniete und anscheinend müde genug gewesen war, in dieser Position einzuschlafen. Sie hatte darum gebeten, bei ihm bleiben zu dürfen, und er hatte es bewilligt. Sie störte ihn nie. Jetzt dachte er daran was sein Vater gesagt hatte: wenn du je ein Wesen findest, dass dich um deiner selbst Willen liebt, nicht wegen der Macht oder deines Ranges, behandele es mit Achtung. Er stand langsam lautlos auf und ging zu ihr, hob sie auf. Mit einem leisen Seufzen schmiegte sich Rin an ihn, ohne zu erwachen. So nahm er sie mit sich, setzte sich wieder und ließ sie behutsam auf sein weiches Fell gleiten. Ja, das würde er mit der Kleinen tun. Auf sie aufpassen, sie beschützen. Denn ihm war bei ihrer Entführung klar geworden, dass er sie vermissen würde. Aber das würde er nie laut aussprechen. Seine kostbare Rin… ********************** Das ist das Ende der Triologie Verworrene Pfade. Ich bedanke mich bei allen, die die Geduld aufgebracht haben, mir bis hierher zu folgen. Am nächsten Montag beginnt eine neue Geschichte, auch Alternatives Universum: Gladiator. Ein junger Halbdämon stellt nur zu bald fest, dass es sein Schicksal sein soll in einer Arena zu töten oder zu sterben. Eine Menge Bekannte tauchen in der Geschichte auf. Ich würde mich freuen, wenn ihr reinschaut. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)