Verworrene Pfade: Schatten von Hotepneith (Die dritte Staffel) ================================================================================ Kapitel 23: Inuyasha vs. Tokajin -------------------------------- Der gute Inu no Taishou wurde schon zum zweiten Mal Opfer seiner Gefühle. Ob sein Ältester doch Recht hat? 23. Inuyasha gegen Tokajin Akago in Gestalt des Erbprinzen blieb vor der Kerkertür stehen. Auf den fragenden Blick der Wache schüttelte er den Kopf. Nein, er musste weder diese Menschenfrau noch das Kind sehen. Ihre Ausstrahlung konnte er nur zu deutlich wahrnehmen. Das gab es doch nicht. Warum hatten diese beiden selbst jetzt, nach Tagen in einem dunklen Kerker, in dem Glauben, dass der Inu no Taishou und Sesshoumaru sie hierher gesteckt hätten, keine negativen Gefühle? Keinen Hass, keine Wut, keine Besorgnis? Stattdessen glaubte er zu hören, wie sie leise vor sich hinsangen. Das war schlicht widerlich, dachte Akago. Solche Menschen gehörten verboten. Er drehte sich um und verließ die Gefangenen. Immerhin waren die beiden morgen ganz nützlich, wenn sich sein Wirt mit dem Kronprinzen im Zweikampf messen würde. Moment mal. Er musste zusehen, dass Achill wenigstens einigermaßen bei Bewusstsein war. So dass er auf sein Gedächnis zugreifen konnte. Er selbst hatte keine Ahnung vom Schwertkampf – und das konnte in einem Duell gegen Sesshoumaru fatal sein. Solche Intrigen zu spinnen war wirklich anstrengende Arbeit. Dauernd musste man an alles denken. Den Herrscherposten hatte er sich dann redlich verdient. „Du kannst nicht schlafen?“ Akago ließ seinen Wirt sich umdrehen, sicher, wer lautlos hinter ihm aufgetaucht war: „Es gehört zu meinen Pflichten, das Schloss zu überwachen, Euer Gnaden“, sagte er höflich. „Dann hast du nichts vom Herrscher erfahren?“ „Nein. Nach meinem Wissen ist er mit meinem Herrn und Vater unterwegs.“ Eiwei. Hoffentlich kam dieser Hundetrottel nicht auf die Idee, das Duell verschieben zu wollen, um Papi zu suchen. Nicht, dass er an Agamemnons Plan zweifelte – er musste neidvoll zugeben, dass der Trick mit dem Eremiten von ihm hätte stammen können – aber es war wichtig, die Sache zu beenden. Immerhin existierte Inuyasha ja auch noch. Sesshoumaru musterte den Erbprinzen. War der von diesem grässlichen Baby besessen oder nur tatsächlich so von sich eingenommen, dass er glaubte, mit ihm mithalten zu können? Oder lauerte noch eine Falle? Er machte sich Sorgen. Vater war nicht der Mann, der sich einfach ablenken ließ. Aber wenn Agamemnon einen Hinterhalt geplant hatte, würde sich nach ihrer Absprache Inuyasha darauf kümmern. Er würde wohl darauf vertrauen müssen, dass Vater und Halbbruder ihren Teil übernahmen. Und er würde das Seinige tun, morgen in der Arena. Ohne ein Wort wandte er sich ab und ging. Inuyasha ließ sich matt auf der Treppe nieder. Er sah sich außerstande weiterzugehen. Zu hoch war der Blutverlust, zu groß die Schwäche seines menschlichen Körpers. Der noch immer nur eine Handbreite große Inu no Taishou sprang von seiner Schulter und verwandelte sich in seine Hundeform, um die Stufen ein wenig leichter erklimmen zu können. Wenn sein Jüngster nicht so müde gewesen wäre, hätte er fast gelacht. Das sah so niedlich aus, wie der kleine Hund mühsam die Treppe empor sprang – kein Vergleich mit der gewaltigen, mächtigen Gestalt, die sein Vater ansonsten zeigte. Hoffentlich würde dieser dämliche Eremit nichts von ihrer Flucht bemerken. Kämpfen konnte er kaum – und Vater war wohl auch nicht gerade in Topform. Müde lehnte er den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, als er spürte, wie etwas seine Hand berührte. Er sah hinunter und begegnete dem besorgten Blick seines Vaters. „Geht schon“, murmelte er daher: „Hast du etwas gefunden?“ Der Inu no Taishou schüttelte den Kopf, deutete aber nach oben. So raffte sich Inuyasha auf und hob ihn vorsichtig mit empor. Noch schien alles ruhig in diesem Haus zu sein, aber das konnte sich nur zu bald ändern. So bemühte er sich, möglichst leise und lautlos die scheinbar endlosen Stufen empor zu gehen. Dort, am Ende der Treppe, befand sich eine Tür. In seiner winzigen Form hatte der Inu no Taishou sie nicht öffnen können. So tat es nun Inuyasha. Dahinter zeigte sich ein Zimmer, von dem aus ein Fenster in die Nacht wies. „Noch immer nicht Morgen“, murmelte der Halbdämon müde. Schon normalerweise erschien ihm die Neumondnacht lang, aber heute schien sie ja überhaupt nicht aufhören zu wollen. Er bemerkte, dass sein Vater, den er noch immer auf der Hand trug, herumfuhr, und sah in die gleiche Richtung. Zu seiner großen Verwunderung war dort eine Art Topfblume – allerdings bestand die Blüte aus einem menschlichen Kopf, der sie beide anstarrte. „Besuch…?“ fragte der alte Mann matt, aber hörbar verwundert: „Das ist selten. Ihr...ihr müsst fliehen. Wenn euch Tokajin findet, wird er euch fressen…“ „Wer bist du denn?“ erkundigte sich Inuyasha. „Ich...ich war sein Lehrer.“ „Na, da hast du ihm ja tolle Sachen beigebracht!“ fauchte der Prinz prompt: „Menschen verkleinern und fressen oder irgendwo ein dämliches Elixier aus ihnen herzustellen.“ „Das Lebenselixier, ja. Aber das habe ich ihm nicht beigebracht….Er war doch so ein guter Junge.“ Die Tür wurde aufgestoßen und der Eremit kam herein, einen großen Stab in der Hand. Als er bemerkt hatte, dass seine neuesten Errungenschaften fehlten, hatte er nur der Blutspur folgen müssen. „Mist!“ Inuyasha wich etwas zurück und spürte, wie sein Vater sofort von seiner Hand sprang, zum einen, um ihm Kampffreiheit zu geben, zum zweiten, um selbst etwas unternehmen zu können. „Ha, hierher habt ihr euch also geflüchtet? Das wird euch nicht viel nützen.“ „Ein guter Junge, ja?“ Der junge Prinz guckte rasch zu dem Kopf des alten Meisters, ehe er wieder zu Tokajin blickte. Das sah nicht gut aus. Der Inu no Taishou konnte ihm nicht helfen, dazu war er einfach zu winzig – und er selbst war nur ein Mensch bis die Sonne aufging: „Und dann frisst du Menschen?“ „Und Dämonen. Ja. Ich kam vor langer Zeit zu diesem alten Eremiten. Es hieß, dass er über viel Magie verfügte. Und ich wollte doch mindestens ein Mensch der zweiten Klasse, besser noch ein Dämon werden, nicht als Staatssklave auf den Feldern oder in den Bergwerken schuften, bis ich draufgehe. Aber der Alte brauchte solange. Nach Jahren hatte ich noch immer nicht viel gelernt. Ich wurde doch immer älter. Und so begann ich heimlich zu lesen – und erfuhr, dass es am schnellsten geht, wenn man den Körper aufisst, der die Magie verstanden hat. Also habe ich ihn gegessen. Den Kopf musste ich allerdings am Leben lassen, da in ihm die geheimnisvollste Magie war: das Elixier des Lebens.“ Tokajin musterte den sichtlich erschöpften Jungen von ihm: „Aber davon verstehst du nichts. Und du wirst mir besonders gut schmecken, denn jetzt habe ich erst verstanden: du bist der Sohn dieses Inu no Taishou. Und damit ein Halbdämon. So einen habe ich noch nie gehabt. Und dazu einen Dämon. Das wird eine wunderbare Mahlzeit morgen.“ „Träum weiter!“ Inuyasha sah erneut rasch seitwärts: „Wirklich, ein guter Junge!“ wiederholte er spöttisch: „Um sich vor der Arbeit zu drücken Menschen und Dämonen zu fressen!“ „Du bist der Sohn des Herrschers, du musst natürlich nie arbeiten“, meinte Tokajin und kam langsam näher: „Kein Risiko, keine Sorgen – aber dafür ein längeres Leben. Und das werde ich mir dann holen.“ Der Prinz zuckte die Schultern, in Gedanken an die Kämpfe, die er wegen Naraku, Alekto und den Motten oder diesem Baby in den vergangenen Monaten durchgestanden hatte: „Na, das mit dem Risiko und den Sorgen sehe ich anders….“ Im nächsten Moment stöhnte der Halbdämon auf, als der Eremit seinen Stab durch die Luft hatte sausen lassen. Er schaffte es zwar gerade noch sich etwas abzuwenden, aber der scharfkantige Stab schnitt in seinen Rücken und ließ einen weiteren großen Blutflecken auf dem Gewand aus Feuerrattenhaaren sichtbar werden. Mit einem Ächzen fiel er zu Boden. „Inuyasha!“ Der Inu no Taishou stand neben dem alten Lehrer und blickte zu dessen Kopf in der Blume auf: „Wie kann man ihn aufhalten?“ „Ihr müsst ihn umbringen…..“ Das war ja wohl leichter gesagt als getan. Wenn er nur Tenseiga finden würde…. In diesem Moment erkannte der Herrscher, dass sein Schwert dort drüben an der Wand lehnte, in der Ecke neben dem Fenster. Die Erleichterung, das heilende - und ihn schützende - Schwert entdeckt zu haben, wich rasch Ernüchterung, als er erkannte, dass er zum Einen ein ganzes Stück ohne Deckung durch den Raum laufen musste – und zum Zweiten Tokajin dabei war seinen Jüngsten zu erwürgen. Er sah sich rasch um. Was konnte er in dieser Minigestalt nur tun? Ohne weiter nachzudenken, verwandelte er sich erneut in seine, wenn nun auch kleine, Hundegestalt und sprang empor, biss den falschen Eremiten, so fest er es vermochte, in die Wade. Mit einem Aufschrei fuhr dieser herum und schleuderte den Inu no Taishou quer durch den Raum, wo dieser für einen Moment bewusstlos liegen blieb. „Vater!“ keuchte der Halbdämon und stand mühsam auf: „Das reicht hier langsam…“ „In der Tat“, erwiderte der Eremit: „Ihr habt mich amüsiert, aber jetzt werde ich wirklich wütend.“ Beide erkannten, dass sich der Herrscher zurückverwandelte und versuchte, zu seinem Schwert zu kommen. Tokajin wusste nicht genau, was es damit auf sich hatte, aber er konnte die Magie darin spüren. So wollte er hinüberlaufen, um den Winzling mit dem großen Schwert aufzuhalten. Der Prinz bemerkte das und reagierte ohne nachzudenken. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, packte er einen größeren Topf, der neben dem Kopf des alten Lehrers stand und warf ihn gegen den Gegner. Tokajin blieb stehen und wandte sich ungerührt um, zumal er sah, dass nichts weiter geschah als der Inu no Taishou seine Schwertscheide berührte. Aus dem umgestürzten Kessel fielen die seltsamen Kopffrüchte sowie Knochen – Reste der Menschenmahlzeiten und Brauzutaten für das Elixier. Inuyasha starrte für einen Moment entsetzt darauf, ehe er sich wieder dem falschen Eremiten zuwandte: „Du Mistkerl!“ knirschte er: „Ich mach dich fertig!“ „Du kannst dich ja jetzt schon kaum auf den Beinen halten, Halbdämon.“ „Hier!“ rief der Kopf seines Meisters: „Du musst das hier aus dem Kessel trinken, Junge. Das ist noch nicht der richtige Trank, aber es wird deine Verletzungen heilen und dich stark machen. Nur dann kannst du gewinnen.“ „Trink!“ forderte auch Tokajin den Prinzen auf: „Dann wird es ein bisschen interessanter!“ „Keh! Soll ich dir mal was sagen? Ich bin ein Halbdämon, da hast du völlig Recht. Und wie du siehst, kenne auch ich die Schwäche eines menschlichen Körpers, den Wunsch stärker werden zu wollen…“ Inuyasha! Sein Vater stand ein wenig hilflos da. Auch die Berührung des Griffes Tenseigas hatte ihn nicht zurückverwandelt. Und er konnte es nicht ziehen, geschweige denn führen. Er war nun immer noch auf seinen Sohn angewiesen, der in dieser geschwächten Menschenform feststeckte. Und was sagte der da gerade…? Dieser fuhr sichtlich wütend fort: „Aber ich werde es nie Abschaum wie dir gleichtun, so etwas trinken. Eher würde ich sterben!“ „Inuyasha….“, dachte der Inu no Taishou: „Wie auch immer das ausgeht: ich bin stolz auf dich. Ich hoffe, ich kann dir das noch sagen.“ „Na schön, Prinzchen. Das kannst du haben….Oder nein. Erst Papi. Das scheint dich ja auch noch zusätzlich zu ärgern.“ Vater! Er musste diesen Mistkerl von ihm ablenken. Mit einem Satz sprang er seitwärts und blieb keuchend zwischen dem Inu no Taishou und dem falschen Eremiten stehen. Diese grinste etwas: „Tatsächlich? So wild darauf, als erster draufzugehen? Stur bist du ja...“ Er schoss mit einer für solch einen massigen Mann erstaunlich hohen Geschwindigkeit auf den geschwächten Halbdämon zu, und riss diesen mit sich, unter sich, zu Boden. Der besorgte Inu no Taishou hörte ein Krachen, ehe er das schmerzliche Aufkeuchen seines Sohnes vernahm. Ihm war bewusst, dass Tokajin Inuyasha den rechten Arm gebrochen hatte. Sicher, das würde heilen wäre der nur erst wieder in seiner gewöhnlichen Form, aber im Moment war der Junge doch ein Mensch und empfand den Schmerz, die verzögerte Wundheilung bestimmt in vollem Ausmaß. Was konnte er selbst nur tun, um ihn zu unterstützen? Warum half ihm Tenseiga nicht sich zurückzuverwandeln? Seine normale Größe, seine gewöhnliche Macht und dieser falsche Eremit wäre schneller im Jenseits, als er auch nur ein Wort herausbringen würde. Aber das war ein Wunschtraum und würde nichts helfen. Er sah sich hektisch um. Hinter ihm war das Fenster, ja. Aber rückseitig stürzte die Klippe hunderte Meter in die Tiefe und er war nicht sicher, ob er diesen Sprung in dieser Größe überleben würde. Überdies konnte er doch seinen Jungen hier nicht so geschwächt und verletzt bei diesem Monster lassen. Im nächsten Moment begriff er, dass er sich lieber Sorgen um sich selbst machen sollte, denn Tokajin wandte sich ihm zu. „So, dann wollen wird doch einmal gleich sehen, wie du schmeckst….Agamemnon sagte, du bist ein sehr mächtiger Dämon. Dann wird deine Macht bald die meine sein.“ Unwillkürlich wollte der Inu no Taishou sein Schwert heben, aber es blieb beim Versuch. In dieser jämmerlichen Größe…. Was für ein schmachvoller Tod, dachte er nur noch, als der falsche Eremit langsam auf ihn zukam. „Vater!“ schrie Inuyasha, als ihm bewusst wurde, was da ablief. Er konnte nicht mehr kämpfen, dafür sorgte der Schmerz in seinem zerrissenen Körper, im gebrochenen Arm, aber er würde nicht zulassen, dass dieser Mistkerl vor seinen Augen seinen Vater auffraß. Das wäre ja gegen jede Selbstachtung. Er raffte seinen letzten Kräfte zusammen und sprang auf, warf sich gegen Tokajin, der soeben vor dem Herrscher stehen blieb und nach diesem griff. Der falsche Eremit hatte nie mit einem derart schwungvollen Angriff eines so Verletzten gerechnet und taumelte unter dem Stoß voran - und fiel aus dem Fenster. Und Inuyasha mit ihm. Der Prinz hörte noch, wie der Inu no Taishou ohne Hoffnung seinen Namen schrie. „Jetzt stirbst du wirklich, Halbdämon…“ meinte Tokajin im Sturz. „Mag sein….“ Aber Vater war gerettet. Und dem würde schon etwas einfallen, wie er wieder größer werden konnte….oder Sesshoumaru…Kagome wäre allerdings sicher traurig…. Entsetzt starrte der Herrscher aus dem Fenster und sah die beiden Körper in der Tiefe verschwinden. Das würde sein Junge nicht überleben. Nicht in dieser Menschenform, nicht so schwer verletzt. Inuyasha! Er hatte nicht gewusst, dass es so wehtun würde einen Sohn zu verlieren, diesen Sohn zu verlieren. „Er….Tokajin ist tot?“ fragte die Stimme des alten Lehrers hinter ihm. Er drehte sich um: „Beide….“ antwortete er tonlos. „Dann….dann ist die Magie Tokajins sicher alsbald aufgehoben….“ Das war dem Inu no Taishou in diesem Moment gleich, aber er spürte, dass er wuchs – und sah, dass sich der Kopf des alten Lehrers verwandelte, geradezu auflöste. Auch mit den seltsamen Kopffrüchten im Elixier geschah dies. Dann würden wohl auch die Menschen in dem Miniaturgarten wieder ihre gewöhnliche Größe erreicht haben. Aber jetzt war etwas anderes viel wichtiger. Noch immer Tenseiga mitsamt der Scheide in der Hand haltend sprang er aus dem Fenster, die steile Klippe hinunter. Wo war sein armer Junge? Dafür würde Agamemnon bezahlen. Sehr teuer bezahlen. Unten entdeckte er den regungslosen Körper des falschen Eremiten. Aber wo war nur Inuyasha? Etwa unter diesem Mistkerl begraben? Mit einem wütenden Fußtritt drehte er den Toten weg. Aber dort war nur eine Kuhle im Sand, die der schwere Körper bei dem Aufprall geschaffen hatte. „Inuyasha!“ Er schrie es in die Morgendämmerung, als ob er Antwort bekommen könnte. Hing der etwa irgendwo in den Felsen? Hatte er ihn übersehen? „Verdammt.“ Er, der ach so mächtige Herrscher – und hatte nicht verhindern können, dass sich sein eigener Sohn für ihn opferte, opfern musste. Was war er nur für ein jämmerlicher Versager. Erst die Sache mit Atreus und jetzt das hier. „Vollidiot!“ beschimpfte er sich selbst. „Meint Ihr mich?“ Er fuhr herum. Hinter ihm stand Inuyasha, in seiner gewöhnlichen halbdämonischen Form, weiße Haare, Klauen, Hundeöhrchen. Noch sprach sein Geruch von Erschöpfung und Schmerz, aber das würde bald heilen. Erleichtert atmete der Inu no Taishou auf und schob Tenseiga mit seiner Scheide in den Gürtel: „Ich habe mir Sorgen gemacht“, gestand er: „Aber die Sonne ging wohl rechtzeitig auf.“ „Ja.“ Gerade noch rechtzeitig. „Wie geht es dir, mein Junge? Kampffähig?“ „Wenn es darum geht, diesem dämlichen Agamemnon die Ohren lang zu ziehen, klar. Um Achill wird sich ja wohl Sesshoumaru kümmern.“ „Gut. Das angesagte Duell wird sicher bald stattfinden. Wir sollten uns beeilen. Und du dich regenerieren. Ich werde mich verwandeln und du reitest auf mir.“ Inuyasha starrte seinen Vater sprachlos an, aber dieser wartete auf keine Antwort, sondern nahm bereits seine andere Form an. Nie zuvor, nicht einmal in Kleinkindertagen, hatte er auf ihm reiten dürfen – und das verriet dem Prinzen nur zu deutlich, wie viele Sorgen sich der Herrscher um ihn gemacht hatte, ja, wohl geglaubt hatte, er sei tot. Ein wenig verlegen trat er neben ihn: „Das heilt schon“, meinte er: „Aber Ihr habt Recht: wir sollten uns beeilen. Nicht, dass auch noch Sesshoumaru in eine Falle gelockt wird. Tokajins Unterhaltung reicht mir für heute Morgen.“ Das konnte sich der Inu no Taishou lebhaft vorstellen. Sesshoumaru betrat die Arena scheinbar gelassen. Doch seine Gedanken waren düster. Weder Vater noch Inuyasha hatten sich seit gestern bei ihm gerührt – und er war sicher, dass dieser verrückte Provinzfürst den Herrscher in eine böse Falle gelockt hatte. Doch warum hatte den sein Halbbruder nicht wieder herausgeholt? Weil er nicht konnte, wurde ihm plötzlich klar. Es war Neumond – die Nacht, in der Inuyasha zu einem erbärmlichen Menschen wurde. Da war er sicher unnütz gewesen. Erst mit dem Morgen konnte er etwas unternehmen. Nun, er würde bereits gehandelt haben, dessen war sich der Kronprinz inzwischen nur zu sicher. Loyal war der Kleine, das war unbestreitbar. Ein rascher Blick in die Zuschauer verriet ihm, dass viele Dämonen gekommen waren. Er würde ihnen zeigen, wie er mit einem Erbprinzen umging, der es wagte, ihn herauszufordern. Ihn und seinen mächtigen Vater. Er erstarrte unmerklich, als er in der Fürstenloge Provinzfürst Agamemnon entdeckte. Neben ihm saß nicht der Inu no Taishou. - Also war dieser in der Tat eine Falle gelockt worden. Allerdings befanden sich Rin und die Despoina bei dem Hausherrn, die ihn beide anlächelten, anscheinend sicher, dass er mit Achill zu Rande käme. Beiden schien es gut zu gehen, sie wirkten unverletzt. Immerhin etwas. Ihn wunderte nur ein wenig, dass Kagomes Mutter nicht wegen Vater besorgt war. Aber dann verstand er. Sie wusste ja sicher nicht, dass dieser mitgekommen war und nahm wohl an, er sei allein hier. Der Provinzfürst erhob sich mit einem gewissen Lächeln. Der Kronprinz hatte ihn gesehen, seine Geiseln – und anscheinend erkannt, dass der Herrscher in eine Falle gelaufen war. Nun, sobald Achill Sesshoumaru getötet hatte, würde er Tokajin die Erlaubnis geben, auch den Inu no Taishou zu verspeisen. Vielleicht sollte er sich das Vergnügen machen, bei diesem schmachvollen Tod zuzusehen. Nie zuvor hatte er angenommen, den so einfach beseitigen zu können – bis Achill mit seinem Vorschlag dahergekommen war. Er war nur aus Furcht loyal gewesen und endlich könnte er selbst der Herrscher werden. „Ich freue mich, dass Euer Gnaden so pünktlich zu dem angesagten Duell erschienen ist. Mein Sohn, Erbprinz Achill, wird es bestreiten. Darf ich bitten?“ Sesshoumaru blieb regungslos stehen als er erkannte, dass sich ein Tor in der Seitenwand der Arena öffnete und Achill langsam hereinkam, bekleidet mit Brustpanzer und Schienbeinschonern, das Schwert an der Seite. Über der Schulter trug er allerdings die martialischste aller Zweikampfwaffen: eine beidhändige Streitaxt. Verdammt. Dagegen hatte er kaum je kämpfen geübt. Das war eines Kriegers unwürdig, so hieß es in der Regel. War es das, warum Achill so selbstsicher war? Nun gut. Dieser war ebenfalls gut ausgebildet, besaß auch eine schwierige Waffe, war aber doch wohl schwächer als er. Das würde sich auf jeden Fall bald zeigen. Inuyasha würde sich um Vater kümmern – und er sich hier um diesen Mistkerl. In den nächsten Minuten lag vor ihm nur die Wahl zu töten oder getötet zu werden – und er plante ersteres. ********************************** Man wird sehen, wie sich der Kronprinz im nächsten Kapitel gegen ein Baby schlägt, zumal er ja ein gewisses Handicap hat. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)