Nur eine Nacht von Annea ================================================================================ Kapitel 2: Jugendfrei --------------------- Ich saß nun schon eine ganze Weile allein im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Ich hatte es gründlich satt. Dieser aufgeblasene Idiot James Potter hatte mich, wie auch jeden einzelnen Tag zuvor, um ein Date gebeten und ich hatte, genau wie immer, abgelehnt. Ich war mir einfach nicht sicher, ob Potter es ernst mit mir meinte, oder nur seine Sammlung vergrößern wollte. Ich hielt beides für überaus möglich. Ich hatte absolut keine Lust als sein Betthäschen zu enden. Ich wollte weder mein Herz noch meine Jungfräulichkeit an ihn verschwenden. Nun ja. Einen Kampf hatte ich schon verloren. Aber darauf hatte ich keinen Einfluss. Ich hatte mich doch tatsächlich in Potter verliebt. Aber er wusste nichts davon. Und ich hatte auch nicht vor, dies in absehbarer Zeit zu ändern. Ich hatte einfach zu große Angst, dass er mir mein Herz brechen würde, sollte ich auf ihn eingehen. Ich kannte Potter nun schon lange und wusste, wie er mit Frauen umging. Ich seufzte. Wie schon gesagt, ich hatte es satt. All meine Freundinnen hatten ihr 1. Mal schon. Ich nicht. Jedes Mal, wenn sie über ihre Freunde oder Sex redeten, sahen sie mich mitleidig an und meinten, bei mir wäre es auch bald soweit. Ich seufzte erneut. Gerade mal einen Kuss hatte ich bekommen, doch der war vor Potters Zeit. Ich musste leicht lächeln. Das war eine schöne Zeit gewesen. Severus Snape, mein bester Freund, hatte mir den Kuss gestohlen. Wobei.. Wenn ich genau darüber nachdachte, hatte vielmehr ich ihn geküsst. Als Dankeschön für einen tollen Abend. Aber dabei war es geblieben. Immerhin waren wir Freunde. Und wir wollten uns das damals einfach nicht zerstören. Seit Potter sich für mich interessierte, und das natürlich auch die gesamte Schule wusste, traute sich kein anderer Junge mehr an mich heran. Ich war Potters Mädchen, egal ob ich wollte oder nicht. Jeder wartete nur darauf, dass ich nachgab. Ich seufzte kläglich. Verflucht seiest du Potter, rief ich in Gedanken und schickte noch ein paar Beschimpfungen nach. Er war schuld, dass ich noch unschuldig war. Welch Ironie, dachte ich verbittert. Verdammt, ich war immerhin schon 17 Jahre alt. Volljährig in der Zaubererwelt und dennoch unberührt. Ich hatte keine Chance auf eine normale Beziehung, und ein normales Liebesleben, solange Potter um mich herumflirrte. Ich seufzte erneut auf. Das tat ich in letzter Zeit häufiger. So konnte das einfach nicht mehr weiter gehen. Ich wollte nicht mehr brav sein. Ich wollte keine Jungfrau mehr sein. Ich wollte Sex. Verdammt, und Merlin wusste, ich war verflucht mehr als bereit dazu. Soweit so gut. Bis zu diesem Ergebnis war ich nun schon oft genug gekommen, aber eine echte Lösung hatte ich nicht gefunden. Natürlich, es wäre einfach zu Potter zu gehen. Er hätte mir diesen Wunsch sicher liebend gern erfüllt. Aber ich wollte mehr. Ich wollte, dass mein 1. Mal etwas Besonderes wird. Oder zumindest mit jemandem, der mir etwas bedeutet und dem ich etwas bedeute. Ich wollte es doch tun, Gott wusste wie gern ich es tun wollte, aber eben nur mit jemandem, der mich liebte. Ich stöhnte genervt auf. Ich machte sich nun seit Tagen Gedanken darüber. Es waren Weihnachtsferien und die meisten meiner Freunde waren nach Hause gefahren. So hatte ich wenigstens Ruhe um über alles gründlich nachzudenken. Meine Freundinnen waren mir bei der ganzen Sache bis jetzt sowieso keine Hilfe. Alle meinten, der Richtige würde schon noch kommen. Ja klar, dachte Ich sauer. Mag sein, dass Mister Right irgendwann hier aufkreuzt, aber ich hab die Schnauze voll und keine Lust mehr auf ihn zu warten. In meiner Verzweiflung wäre ich sogar zu Potter gegangen. Ich hätte meinen verdammten Stolz hintergeschluckt und hätte ihm nachgegeben. Ich spielte oft mit diesem Gedanken. Aber ich war mir verdammt noch mal so unsicher. Wenn Ich nur sicher gewesen wäre, dass er es ernst meinte. Aber so, wie er sich allen anderen Eroberungen bisher verhalten hatte, bezweifelte ich, dass ich für ihn mehr war, als ein weiterer abgehakter Punkt auf seiner Liste. Auch wenn er und die ganze Welt das abstritten. Bis jetzt hatte er keine feste Freundin gehabt und ich glaubte nicht daran, dass er sich geändert hatte. Aber hey, Wunder geschehen. Es konnte schon sein, dass er anständig geworden war, aber ich wollte das Risiko eben nicht eingehen. Nicht bei meinem 1. Mal. Vielleicht, wenn ich das erst hinter mir hatte. Vielleicht würde ich ihm dann nachgeben. Immerhin würde es dann nicht so wehtun, wenn er mich einfach wieder fallen lässt, nachdem er bekommen hatte, was er wollte. Aber für diesen speziellen Fall kam Potter nicht in Frage. Ich musste mir etwas anderes überlegen. Meine anderen männlichen Freunde wollte ich dafür nicht benutzen. Es hätte unserer Freundschaft sicher geschadet. Außerdem fiel mir auch keiner ein, bei dem ich sexuelle Gelüste bekommen hätte. Seufzend erhob ich mich und ging hinüber zum Kamin um ins Feuer zu starren. Wieder und wieder ging ich alles langsam in meinem Kopf durch. Und dann, ganz plötzlich, als ich schon aufgeben wollte und die Stufen zu meinem Schlafsaal hinaufgestiegen war, kam mir der rettende Gedanke. Natürlich, dachte ich mir. Dass ich da nicht früher draufgekommen bin. Kopfschüttelnd schlug ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Es wäre perfekt. Erster Kuss, erster Sex. Wieso nicht? Langsam ging ich zurück zum Kamin und fasste einen Plan. Ich, Lily Evans, würde meine Unschuld verlieren. An Severus Snape. Und es würde heute Nacht geschehen. Immerhin liebte er mich, das wusste ich nun schon seit Jahren und ich liebte ihn. Wenn auch nur als Freund. Aber hey, Liebe ist Liebe. Ich würde mich einfach kurz vor Ausgangssperre in die Kerker schleichen und ihn suchen. Das war er perfekte Plan. Zumindest dachte ich so, als ich vor einer halben Stunde den Gemeinschaftsraum verlassen hatte. Unbemerkt, wie ich glücklicherweise feststellte. Es waren aber auch nicht viele Schüler da geblieben und die wenigen waren schon in ihren Schlafsälen gewesen als sie sich herausgeschlichen hatte. Aufgeregt war sie die Treppen hinabgehuscht. Jeder Schritt brachte sie näher zur Erlösung. Zumindest bevor die Angst eingesetzt hatte. Und nun stehe ich hier unten. Nahe dem Gemeinschaftsraum der Slytherins und mich plagen Zweifel. Andererseits, wenn ich es jetzt nicht tue, werde ich es bereuen. Wenn ich mich jetzt umdrehe und wieder nach oben laufen, werde ich nie wieder den Mut hierfür haben und ich würde mich ewig fragen „Was wäre wenn..?“. So will ich nicht leben. Diese Gewissheit treibt mich vorwärts. Vor dem Klassenraum, in dem Severus sonst immer bis spät abends lernt, bleibe ich noch einmal stehen und atme tief durch. Dann trete ich durch die Tür. Ich lächle leicht, weil ich Recht hatte und Sev wirklich hier vor mir steht. Auf dem Tisch vor ihm brodelt etwas in seinem Kessel. Als er die Türe auf-, und zugehen hört, schaut er auf. Als er mich erkennt huscht ein Lächeln über seine Züge, das sofort wieder verschwindet, aber seine Augen sehen mich sanft an. Wieder wendet er sich seinem Gebräu zu. „Was tust du hier, Lily? Es ist schon spät. Vor zehn Minuten war Ausgangssperre.“, meint er tadelnd und in dem Moment fällt mir zum ersten Mal auf, das seine Stimme eigentlich sehr sexy klingt. Tief und melodisch. „Ich wollte dich sehen.“, flüstere ich. Er muss noch einmal kurz lächeln, daher weiß ich, dass er mich gehört hat. „Es ist schon lange her, dass du mich besucht hast.“ Er versucht lässig und cool zu klingen, gefasst, aber ich weiß es besser. Ich kenne ihn eben viel zu gut. In seiner Stimme schwingt Enttäuschung mit. Ich nicke nur, doch als mir klar wird, dass er es ja nicht sehen kann, weil er auf seinen Trank fixiert ist, spreche ich leise: „Tut mir leid.“ „Hattest wohl Angst deine neuen Freunde Potter und Black zu verscheuchen, wenn sie dich mit einem Slytherin sehen.“ Er klingt verbittert. Oder bilde ich es mir ein? Jedenfalls verursacht seine Stimme eine Gänsehaut bei mir. Wieso auf einmal jetzt? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass es früher nicht so war. „Sev.. lass das bitte. Heute keine Beleidgungen.“, flüstere ich wieder. Er sieht mich kurz fragend an, bevor er sich wieder einem Kessel widmet. „Lily, geht’s dir gut? Du siehst anders aus.“ Nun ist er derjenige, der flüstert. Anscheinend spürt er diese andere Atmosphäre auch. Oder ich bilde sie mir ein, weil ich ein bestimmtes Ziel habe. Keine Ahnung. „Ja.. Nein.. Ich bin.. ich will…“ Ich breche ab. Ich weiß einfach nicht was ich sagen soll. Ich weiß nur, dass ich den ersten Schritt machen muss, wenn das hier heute etwas werden soll. Severus würde niemals beginnen. Dazu ist er zu zurückhaltend. Er liebt mich, aber er weiß, dass ich ihn nicht liebe. Er ist ein Freund für mich. Nicht mehr. Nun ja.. das war so. Heute soll sich das ja ändern. Zumindest für diese eine Nacht. Als ich nicht weiterspreche, sieht er mich abschätzend und zugleich fragend an. Ich erröte etwas und wende mich ab. Sein Blick ist aber auch zu durchdringend. Er seufzt leise. „Lily, geh in dein Bett.“ Verwundert hebe ich meinen Blick und sehe ihn an. Doch er sagt nichts mehr. Ich sage auch nichts. Und eigentlich gibt es nichts zu sagen, nur zu handeln. Ich gehe auf ihn zu. Er scheint es nicht zu bemerken, denn er schneidet weiter seine Zutaten zurecht. Sachte lege ich meine Hand auf seine Schulter. Er erstarrt sofort. Seltsam, denke ich, denn meine Haut beginnt zu kribbeln. Das war früher nie so. Wir haben uns oft umarmt oder gekuschelt. Oder uns auf alle anderen erdenklichen freundschaftlichen Arten berührt. Und dann spüre ich es ganz deutlich. Es liegt Spannung in der Luft. Seit ich den Raum betreten habe. Auch Severus spürt es. „Leg das Messer weg, Sev.“, flüstere ich. Doch er bleibt weiter starr und stumm. Langsam lege ich meine freie, rechte, Hand auf seine und löse seinen Griff um das Messer. Ich versuche, ihn zu mir zu drehe, doch bewirke damit genau das Gegenteil. Er entreißt mir seine Hand und wendet mir den Rücken zu. „Lily, geh ins Bett.“, flüstert er bestimmt. Ich muss leicht lächeln. „Ich will aber noch nicht schlafen.“, meine ich keck. Er geht ein paar Schritte von mir weg, dreht sich um und sieht mich erschrocken an. Ich muss einfach grinsen. Er ist einfach zu süß, wie er so unsicher und erschrocken da steht. Plötzlich schüttelt er den Kopf. „Du gehst jetzt ins Bett. Oder einfach nur in deinen Gemeinschaftsraum. Weg von hier.“ Er klingt seltsam. Bestimmt und doch zögerlich. Als müsste er einen inneren Kampf ausfechten. Ich weiß, dass er nur mein Bestes will. Aber in diesem Moment hat er keine Ahnung, was mein Bestes ist. Lächelnd gehe ich auf ihn zu und er weicht zurück. Das ganze spielen wir solange, bis er an einer Wand angekommen ist. Als ihm das klar wird, schaut er kurz erschrocken auf, bevor wieder alles hinter seiner kalten Fassade verschwindet. Bei ihm angekommen lege ich ihm eine Hand auf seine Brust. Er ist etwas größer als ich, doch im Augenblick sieht er eher klein aus. Er rührt sich nicht. „Sev, sieh mich an.“ Ich spreche sanft, um ihn nicht zu erschrecken. Ich weiß, er möchte dasselbe wie ich, aber er ist sich nicht sicher, was er von einem Verhalten halten soll. „Bitte..“, hauche ich. Ich weiß, dass das seine Wirkung bei ihm hat. Augenblicklich sieht er mich an. Kalt, abschätzend und auch fragend. Ich lege ihm meine zweite Hand in den Nacken und versuche, ihn zu mir herunterzuziehen. Doch er bleibt, wo er ist. Sieht mich nur durchdringend an. Ich seufze. „Sev, du weißt, wieso ich da bin.“ Langsam nickt er und kommt meinen Lippen etwas näher. Er hält noch einmal an. Wir sehen uns tief in die Augen und in dem Moment wissen wir es beide. Es wird nur diese Nacht geben. Nur diese eine. Danach wird es weder ein uns, noch unser Freundschaft geben. Ich benutze ihn. Ich benutze ihn, um Potter eins auszuwischen. Ich benutze ihn, um nicht mehr unschuldig zu sein. Ich benutze ihn, obwohl ich weiß, was er für mich empfindet. Und er benutzt mich. Er benutzt mich, um endlich an das zu kommen, was er seit Jahren herbeisehnt. Er benutzt mich, obwohl er weiß, dass ich James Potter liebe. Zwei Freunde, die sich benutzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nach dieser Nacht, werden wir getrennte Wege gehen. Ich seufze. Alles hat seinen Preis. Langsam nicke ich, um ihm zu zeigen, dass ich weiß, auf was ich mich einlasse. Und kurz darauf nickt auch er. Sachte streife ich ihm seinen Umhang von den Schultern. Kurz darauf ziehe ich ihm den Pullover über den Kopf. Auch seine Krawatte ist schnell entfernt. Als ich die Knöpfe seines Hemdes nach einander öffne, spüre ich ein Zittern unter meinen Händen. Ich stoppe kurz und sehe ihn an. Plötzlich beugt er sich zu mir herunter und küsst mich. Seine Lippen berühren meine sanft und unglaublich leicht. Langsam fahre ich mit meiner Zunge über seine Lippen und spüre, wie sie erbeben. Kurz darauf, bekomme ich einlass. Meine Zunge spielt mit seiner. Sie ringen mit einander. Ich gewinne den Kampf. Seufzend löse ich mich von ihm. Seine Augen blicken mich liebevoll an. Nun schiebe ich meinen Umhang von den Schultern. Daraufhin ziehe ich mir meinen Pullover und kurz darauf auch die Krawatte aus. Er folgt jede meiner Bewegungen mit seinen Augen. Als würde er eine Beute fixieren, geht es mir durch den Kopf. Als ich anfange mein Hemd aufzuknöpfen, muss er schwer schlucken. Ich habe unten begonnen und höre nach nur wenigen Knöpfen auf. „Sev, ich denke du musst mir helfen.“, meine ich und seufze gespielt auf. Schneller als ich reagieren kann, sind seine Hände auf mir. Er fängt jedoch von oben an. Leicht berührt er dabei meine Brust, was ihn nur noch mehr aus der Fassung bringt. Die Knöpfe entgleiten ihm immer wieder. Nach wenigen Augenblicken gibt er auf, sieht mich an und reißt das Hemd schließlich auf. Ich lache auf. „So ungeduldig?“ Gespielt unschuldig sehe ich ihn an. Er geht nicht darauf ein, sondern zieht mir einfach das Hemd aus. Seine Augen funkeln, als er mich betrachtet. Nicht, dass er mich noch nie in einem Bikini oder in Unterwäsche gesehen hätte, doch wie gesagt, es liegt Spannung in der Luft. Ich streiche ihm mit einer Hand durchs Haar. Wie ich es liebe. Es ist samt, seidig und riecht unglaublich gut. ER riecht unglaublich gut. Ein bisschen nach Schweiß, etwas rauchig, vom Zaubertrankbrauen, ein wenig nach Wasser. Nach frischem Bergquellwasser. Alles zusammen einfach unglaublich männlich und betörend. Als er sich erneut zu mir herunter beugt und mich küsst, wickle ich meine Beine um seinen Körper. Eine seiner Hände fährt unter meinen Po, um mich oben zu halten. Dann sinken wir beide auf den Boden, auf unsere Kleider und sind für einige Zeit beschäftigt. ------ Keuchend sinkt sein Oberkörper auf mich herab. Er ist schwer, doch es ist ein angenehmes Gefühl ihn so auf mir zu spüren. Dennoch rollt er von mir hinunter und legt sich neben mich. Ich kann nicht anders, als meinen Kopf auf seine Brust zu legen und mich an ihn zu kuscheln. Er legt seine Arme um mich. Ich seufze zufrieden auf. Allmählich beruhigt sich auch unsere Atmung und mir wird kalt. Hier unten ist es ja auch kalt, denke ich. Severus scheint mein Zittern zu bemerken, denn er erhebt sich. Auch ich stehe auf. Langsam fangen wir an, unsere Klamotten auseinanderzusortieren und uns anzuziehen. Wir sparen uns beide unsere Pullover, Krawatten und Umhänge. Ein Moment vergeht, oder sind es tausende? Ich weiß es nicht. Dann schaut er mich an. Ich merke es, weil sich meine Nackenhaare aufstellen. Diese verdammte Spannung, denke ich. Immer noch ist sie zwischen uns. Jetzt stärker, nachdem wir es gemacht haben. Doch als ich ihm in die Augen schaue, ist alles vorbei. Langsam gehe ich auf ihn zu und umarme ihn. Es ist eine freundschaftliche und zugleich traurige Geste. Er legt seine Arme auch um mich. Ich merke wie er tief einatmet. „Fröhliche Weihnachten, Sev.“, flüstere ich. Immerhin ist es weit nach Mitternacht und somit ist heute Weihnachten. Severus drückt mich noch fester an sich. Ich glaube, er will mich nicht gehen lassen. „Frohe Weihnachten, Lily Evans.“ Und dann lässt er mich los. Abrupt, hastig und eigentlich ist es mehr ein Wegstoßen als ein Loslassen. Langsam, sehr langsam, unendlich langsam gehe ich zur Türe. Ich weiß, wenn ich den Raum verlasse, werden wir keine Freunde mehr sein. Keine Bekannten. Wir werden Fremde sein. Womöglich sogar Feinde. Vor dem Ausgang drehe ich mich noch einmal um. Ich lese Schmerz in seinen Augen, aber kein Bedauern. Nein, auch ich bedaure nichts. Und das sage ich ihm auch. „Ich bedaure es nicht, Sev. Es war wundervoll. Und es war richtig.“ Er kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, aber seine Augen sind immer noch voll Schmerz. Leicht nickt er. Und da wird es mir klar. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Es ist, als hätte ich es vorher schon gewusst, doch einfach verdrängt. Ich, Lily Evans, bin schuld, dass Severus Snape zum Todesser wird. Ich sehe es in seinen Augen. Natürlich er hatte vorher schon Tendenzen zur dunklen Seite. Aber wer, in seiner Situation hätte das nicht? Scheiß Familie, scheiß Kindheit, immer wieder eingetrichtert bekommen, dass die dunkle Seite, die richtige ist. Und dann in der Schule, seinem Zufluchtsort, wird er nur schikaniert. Aber bis heute hat er sich tapfer geschlagen. Er hat dagegen angekämpft. Wegen mir. Ich war sein Fels in der Brandung. Das wird mir jetzt klar. Er hat aufgegeben. In dem Moment, in dem ich diesen Raum betreten habe, hat er aufgegeben. Ich schüttle den Kopf. Und dann spricht er es aus. Natürlich, er war immer gut in Okklumentik. „Ohne dich hat es keinen Sinn mehr.“ Es ist kaum mehr als ein flüstern, aber ich verstehe ihn dennoch. Ich nicke, was soll ich auch sonst tun. Wenn ich darüber nachdenke, muss es mir wohl vorher schon klar gewesen sein, sonst wäre ich früher hierher gekommen. „Es tut mir..“ Ich will mich entschuldigen. Weil ich ihm das gute genommen habe, aber er unterbricht mich. „Nein Lily, keine Entschuldigungen, kein Bedauern. Nimm mir das nicht auch noch.“ Diesmal spricht er lauter. Und ich verstehe ihn. Ich verstehe den Sinn seiner Aussage. Also nicke ich wieder. Ich wende mich wieder der Türe zu. Ich will nicht gehen. Ich will ihn nicht verlieren. Ich seufze. „Potter meint es ernst mit dir.“, meint er. Verwundert drehe ich mich um. Okklumentik, denke ich. Er schaut mich nicht an, sondern starrt auf den Boden. „Und du?“, flüstere ich. Denn ich weiß, wenn er mir jetzt seine Liebe gesteht, bleibe ich bei ihm. Ich könnte es nicht über mich bringen, ihn alleine zu lassen. Nun blickt er auf. Überrascht, aber immer noch mit diesem Schmerz in den Augen. Sag es, denke ich. Nur noch einmal. Doch er tut es nicht. „Leb wohl, Lily Evans.“ Natürlich, wieso sollte er es auch sagen? Er weiß, was ich denke. Er liebt mich, und will mein Bestes für mich. Und er weiß, dass ich ihn liebe, aber nicht verliebt in ihn bin. Nein, verliebt bin ich in James Potter. Ich seufze noch einmal, wende mich ab und verlasse den Raum. Mir ist kalt, und so laufe ich so schnell ich kann in meinen Schlafsaal. Obwohl der Abschied noch so traurig war, schlafe ich mit einem Lächeln ein. Lily Evans ist nun keine Jungfrau mehr. Ich nehme mir fest vor, James meine Gefühle zu offenbaren. Er meint es ernst, da bin ich mir jetzt sicher. Am nächsten Morgen treffe ich unerwartet auf Severus. Er sieht mich kurz an. „Schlammblut.“, flüstert er. Nur für mich ist es hörbar. Seine Stimme zittert. Ich atme tief ein. „Armseliger Todesser.“, flüstere ich zurück. Ich muss mich zwingen, es zu sagen. Er nickt, als wäre er zufrieden, doch seine Augen sind voller Schmerz. Unsere Wege trennen sich und ich weiß, ab jetzt wird alles anders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)