Murphys Law von Selma (eine Side-FF zum RPG 'Digimon - Data Crystals') ================================================================================ Kapitel 10: Gio --------------- Nach 4 Häuserblocks jedoch, wurde seine Flucht reichlich unsanft gestoppt. Aus einer Seitengasse griff eine starke Hand und zog ihn in die Dunkelheit, während sich eine Andere über seinen Mund legte. „Schweig, wenn dir dein Leben lieb ist.“ Murphy riss die Augen auf. Diese Stimme. Es war Gio. Dieser zog den Admirabili tiefer mit sich in die Dunkelheit. „Kann ich dich loslassen, ohne das du schreist oder wegläufst?“ ertönte Gios Stimme erneut. Murphy nickte nur, und die Hände verschwanden. Es war unmöglich zu erkennen was Gio gerade dachte oder tat. Das fehlen von Licht war ein gewisser Störfaktor, so etwas einschätzen zu können. „Komm mit,“ Gio deutete mit einer Berührung an, welche Richtung er meinte und dann ertönten auch schon leise Schritte. Sein Gegenüber schien mit der Dunkelheit überhaupt keine Probleme zu haben. Eigentlich bereitete es Murphy keine Mühe ihm zu folgen, etablierten sich doch hinter seinem geistigen Auge ganze Landkarten, doch er hatte zu oft lernen müssen, das man besser nicht zuviel Preis gab. „Kopf runter,“ ertönte Gios Stimme und er zog Murphy weiter, der sich leicht die Stirn an etwas hervorstehendem stieß. Ein leiser Fluch entglitt den Lippen des Admirabilis, als er sich die Stirn rieb. Plötzlich flammte ein Licht auf. Obwohl es schwach war, blendete es im ersten Moment. „Was soll das? Warum bringst du ausgerechnet ihn hierher? Willst du ihnen nicht gleich noch den roten Teppich ausrollen?“ Eine ältere Frau schob sich in das Gesichtsfeld der Jungen. Sie richtete die Lampe abwechselnd auf die Beiden und sah sie mit strengem Blick an. Aus einem Tuch, das sie sich um den Körper gewickelt hatte, lugte ein Chichimon hervor und schien neugierig, während das Gesicht der älteren Frau eine Mischung aus Kälte und Berechnung verstrahlte. „Reicht es nicht, dass ihr mir meinen Sohn genommen habt? Nein, muss man mir jetzt auch noch einen der Ihren vor meine Nase setzen?“ Sie stieß Gio mit einem Finger in die Magengegend. „Ich hatte dich für Vernünftiger eingeschätzt. Du hättest ihn bei seinem 'Vater' lassen sollen. So jemand wie er ist hier nicht willkommen.“ - „Meirin, bitte,“ murmelte Gio. Doch bevor er mehr sagen konnte hob Murphy eine Hand. „Meirin Sampson?“ - „Natürlich, wer sonst, der Weihnachtsmann?“ blaffte sie bitter zurück. „Und jetzt geh, bevor du mehr von diesem Ort siehst und wir dich als Sicherheitsrisiko behandeln müssen.“ Sie drehte sich mit einem Ruck um und schickte sich an zu gehen. Doch Gio stellte sich ihr in den Weg. „Ich habe ihn hierher gebracht. Ich habe meine Gründe und ich sage, dass er bleibt.“ Stumm trugen die Beiden ein Blickduell aus. Murphy sah sie fragend an. Er verstand nicht, warum Gio so darauf beharrte, dass er blieb.Es wäre doch für alle besser, wenn er verschwinden würde. Er konnte Meirin gut verstehen und wollte verschwinden, wurde dann aber von Gio festgehalten, der immer noch mit Meirin focht. Die alte Dame bemerkte den Vorfall jedoch und löste das Duell auf. Sie schwieg, doch warf sie Murphy einen finsteren Blick zu und drehte sich um. Jetzt erst fiel Murphy auf, das sie gar keine Tättowierung trug. Gio zog Murphy mit sich, weiter zu einem unbekannten Ziel. Die Wanderung endete in einem kleinen Schlafraum. „Warte hier,“ wies Gio ihn an. „Wenn ich du wäre, würde ich nicht versuchen hier alleine was zu erkunden. Es könnte unschön enden.“ Dann war Murphy wieder allein. Diesmal ließ er sich auf das Bett sinken. Mit einem Mal war er so schrecklich müde und glitt innerhalb von Sekunden in Morpheus Arme hinüber. „Hey du! Aufwachen.“ Murphy schreckte auf, als der kleine Junge, der ihn geweckt hatte, schnell zurückwich. Etwas Angst war in seinen Augen zu lesen. Scheinbar schien er etwas über Murphy zu wissen, was sich dessen Kenntnis entzog. Auf jeden Fall schien es nicht positiv zu sein. Er nickte und erhob sich langsam vom Bett um die Angst des Jungen nicht weiter zu schüren. Zudem bereitete ihm sein eigener Körper immer noch leichte Probleme. Murphy seufzte im Geiste. „Wie lange habe ich geschlafen?“ - „Fast 14 Stunden,“ kam es leise und zögerlich von dem Jungen, so als müsse er überlegen, ob er diese Auskunft erteilen durfte. Murphy stöhnte im Geiste. Was war denn nun mit ihm los? Sein Vater hatte ihn zwar gewarnt, das sein Körper nun ein erhöhtes Schlafbedürfnis haben würde, aber so lang? Er konnte es echt nicht gebrauchen das sein Körper ihm in solche einer prekären Situation im Stich ließ. „Weshalb hast du mich geweckt?“ fragte er den Jungen, nachdem er seine Gedankenwelt fertig sortiert hatte. Der Kleine blickte unglücklich aus der Wäsche. „Gio meinte ich solle euch wecken und zu ihm bringen. Der Admirabili verzichtete darauf weiter zu fragen und zog stattdessen seine Kleidung, in der er genächtigt hatte, glatt. Nachdenklich glitten seine Finger über das eingestickte Fürstensymbol auf der Brust. „Ich bin fertig. Wir können.“ Darauf hatte der Junge nur gewartet. Ehe Murphy sich versah, war er zur Tür hinaus und er musste ihm schon etwas schneller folgen um ihn nicht zu verlieren. Ihm war nicht entgangen das auch der Kleine keine Fürstenkennzeichnung trug. Der Junge war sichtlich erleichtert gewesen, als er Murphy bei Gio abliefern und sich aus dem Staub machen konnte. Der Schwarzhaarige saß an einem Klapptisch, auf einem abgewetzten Stuhl und sah nachdenklich von einigen Blättern auf. Neben ihm summte ein altersschwacher Rechner, dessen Lüfter unbedingt mal gereinigt werden mussten, vor sich hin. „Na Dornröschen, auch schon aus dem Schönheitsschlaf erwacht,“ meinte er nachdenklich, aber auch mit etwas Spott in der Stimme. Murphy blieb stumm. Sein Blick glitt zum Rechner.“Vergisses. Der ist nicht mit dem Internet verbunden,“ meinte Gio knapp, der dem Blick gefolgt war. „Wir sind nicht so blöd und wiederholen unsere vergangenen Fehler.“ Was er damit meinte blieb zwar ungesagt, aber Murphy ahnte schon etwas. „Achso, willkommen beim Widerstand,“ meinte Gio nebenbei. Murphy hob eine Augenbraue. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, das es sich hier um eine Flüchtlingseinrichtung oder halt auch den Widerstand handeln konnte. Nun wurden diese Gedanken bestätigt. „Warum bin ich hier? In diesem Fall bin ich doch tatsächlich ein Sicherheitsrisiko.“ Gio stand langsam auf. „Zum ersten können wir nicht zulassen, dass die Fürsten über so jemanden wie dich verfügen können, und zum zweiten, kennst du diese Person?“ Er hielt dem Admirabili ein Klemmbrett hin. „Was meint Beelzemon eigentlich dazu?“ fragte Murphy, während er die Zeilen überflog, stockte und genauer las. „Was?“ meinte er fassungslos. Die Frage wegen Beelzemon war vergessen. „Das hier kann nicht stimmen, oder?“- „Doch.“ Gio nickte nur. „Wir haben herausgefunden, dass sie, kurz bevor du der Öffentlichkeit präsentiert wurdest, dem Fürsten Demon überstellt wurde, der eng mit HiAndromon zusammenarbeitet. Du wusstest nichts darüber?“ Murphy nickte, und ließ das Blatt wie in Zeitlupe sinken. „In meiner Welt ist Victoria verschwunden. Ihr Flugzeug stürzte über dem Japanischen Meer ab. Die Leiche wurde nie gefunden. Nach mehreren Tagen Suche hat man sie, sowie 12 weitere Passagiere, die auch mit ihr zusammen im Flugzeug saßen, für Tod erklärt.“ Gio kniff die Augen zusammen. „Was wollte sie in Japan?“ - „Studieren. Japanisch. Zwei Auslandssemester.“ Seine Schwester, auch wen sie hier aus einem Paralleluniversum stammte, in den Händen der Fürsten zu wissen war für Murphy unerträglich. Er wollte, nein er musste, sie da raus holen. „Kennt man ihren genauen Aufenthaltsort?“ - „Denke nicht einmal im Traum daran eine Rettungsaktion zu starten. Wir haben unsere Leute schon da drin und keine Lust, dass sie auffliegen, wenn du jetzt meinst sie da mit Pauken und Trompeten rausboxen zu wollen. Außerdem ist die Gefahr viel zu hoch, das sie wieder deiner habhaft werden.“ Gio fixierte Murphy mit scharfem Blick. Der Admirabili warf die Blätter zurück auf den Tisch. „ Ach ja, und wie glaubst du, mich daran hindern zu können?“ Gio trat nun vor Murphy und sah ihn streng an. „Willst du uns eigentlich alle in Gefahr bringen?“ Seine Stimme klang angespannt. „Ich dachte eigentlich das sich jemand den Körper mit einem Andromon teilt klüger wäre und mit mehr Bedacht vorgehen würde. Nicht so Emotionsgesteuert. Ja, ich weiß Bescheid über dich.“ Der Schwarzhaarige stemmte die Hände in die Hüften und funkelte Murphy warnend an. „Wenn du jetzt gehst, sehe ich mich gezwungen, dich aufzuhalten. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.“ Ohne ein weiteres Wort griff Gio den Admirabili am Arm und zog ihn in den Gang hinaus, bis zu einem großen Aufenthaltsraum. Dort war es voll und ein hoher Lärmpegel sowie ein strenger Geruch schlugen Murphy entgegen. „Da, sieh es dir an.“ Gio stieß den Jungen in den Raum hinein. „Sieh dir an, wie diejenigen hausen müssen, die nicht bereit sind, sich dem Joch der Fürsten zu unterwerfen.“ Die meisten Leute trugen abgetragene und zerrissene Kleidung, die dringend gewaschen und repariert gehörte. Die Stimmen waren immer leiser geworden und fast alle Augenpaare richteten sich nun auf Gio und Murphy. Augen in denen Angst aber auch ein wenig Hoffnung mitschwangen. „Wenn du jetzt da raus gehst, riskierst du deren aller Leben.“ Gios Stimme schien mit einem Mal laut durch den Raum zu hallen und dem Admirabili wurde ziemlich unwohl in seiner Haut. „Den kenn ich doch. Was macht der Sohn dieses Fürsten hier?“ „Wer hat uns verraten?“ „Sperrt ihn weg! Die dürfen uns nicht finden.“ „Nein, bringt ihn um. Dann kann er uns nicht verraten!“ brandeten die Stimmen nacheinander an seine Ohren. In wenigen Sekunden hatte sich die Stimmung aufgeheizt. Murphy machte einen Schritt zurück, als sich die ersten erhoben und mit drohenden Fäusten näherkamen. Zwei trugen kleine Messer in den Händen, die sie zuvor beim Essen gebraucht hatten. Es gab jedoch auch welche, die den Kopf einzogen und taten als wären sie nicht anwesend. Sie fürchteten sich wohl von den Konsequenzen der Fürsten, wenn diese erfuhren sollten, das Murphy hier gewesen war. Bevor es allerdings zu richtigen Gewaltausbrüchen kommen konnte, trat Gio zwischen Murphy und denen, die zu Kämpfen bereit waren. „Er gehört zu uns, nicht zu ihnen. Sonst wäre er nicht hier,“ meinte Gio in festem Ton. Diese Worte reichten, dass die Meisten die Fäuste sinken ließen, doch es gab drei Unbelehrbare die versuchten an Gio vorbei zu kommen um nach Murphy zu greifen. Zwei von ihnen waren mit Messern bewaffnet. Das Verhalten veranlasste Gio dazu, den ersten in den Nacken zu schlagen und dem zweiten einen Schwinger in den Bauch zu verpassen. „Sonst noch wer Probleme?“ Nun drehte sich auch schnell der Letzte um und Gio wandte sich zu Murphy. „Geht doch,“ murmelte er leise, so das es keiner hören konnte. Er zog Murphy wieder aus dem Raum heraus und blieb im Gang stehen. „Ich hoffe nun, dass du begriffen hast, oder muss ich dir auch noch die anderen Räume zeigen? Hier gibt es jede Menge Menschen, die vor den Fürsten auf der Flucht sind und in ständiger Angst leben müssen.“ Die Worte waren immer schärfer geworden. „All diese Leute hoffen auf die paar verbliebenen Kämpfer und Digiritter. Das wir es schaffen, dass sie irgendwann wieder in Freiheit leben können, ohne irgendjemandes Untertan sein zu müssen.“ Abrupt wandte er sich von Murphy ab. „Nun liegt es an dir. Entscheide dich weise. Den Gang runter, und du kommst zu deinem Quartier. Kurz davor ist eine Abzweigung, die nach draußen führt. Der Ausgang wird nicht bewacht und gilt als verschüttet, aber ...“ Er vollendete den Satz nicht und ließ den Admirabili einfach stehen. Zuerst blickte Murphy Gio hinterher, dann schritt der, völlig verwirrte, Admirabili in besagte Richtung los. In seinen Gedanken herrschte keine gewohnte Ordnung mehr. Wie sollte er sich richtig verhalten? Was tun? Was würde sein Vater wollen, das er tat? Sollte er die Menschen ans Messer liefern? Trotz der Drohungen? Wie groß war das Gefahrenpotential das davon ausging? Konnte er diesen Standort vielleicht als Austausch für seine Schwester anbieten? Aber war es Richtig? Viel zu viele Fragen. Unbewusst war der Junge an der Kreuzung stehen geblieben. Hier würde es sich also entscheiden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)