Ni Hi No Te von abgemeldet (In der Hand des Feuers) ================================================================================ Kapitel 5: Eines Engels Herz ---------------------------- Eines Engels Herz Sayuri starrte ihn verwirrt an. „Was soll das heißen „Du kennst keine Menschen“? Du bist doch selbst einer!“ Zer blickte Sayuri in die Augen. „Nein, bin ich nicht.“ „Was erzählst du denn da? Natürlich bist du ein Mensch! Du bist Zer Osaki!“ „Nein! Und hör endlich auf mich so zu nennen! Mein Name ist nicht Zer! Ich bin Grundengel Rei.“ „Ein Engel?“ Zer nickte „Aber wenn du ein Engel bist, wo sind dann deine Flügel?“ Zer verdrehte die Augen. „Das ist doch nur so ein doofes Klischee, was sich die Sterblichen ausgedacht haben. Wir brauchen keine Flügel um zu fliegen.“ „Also haben Engel keine Flügel?“, fragte Sayuri verwirrt. „Ganz so ist das auch nicht. Wenn man vom Grundengel zum Himmelsengel aufsteigt bekommt man Flügel.“ Zer grinste Sayuri verlegen an. Sayuri lächelte nicht. Sie konnte es nicht fassen. Sie redete gerade mit Zer, der ein Engel ohne Flügel war, und der sich nicht mehr an sie erinnern konnte. „Zer?“ Zer guckte sie böse an. „Bitte nenn’ mich Rei. Wie ist eigentlich dein Name?“ „Sayuri Hatsuko“ Rei lächelte. „Schöner Name!“ Sayuri lächelte matt zurück. „Was wolltest du mich eigentlich fragen?“ Sayuri sah Rei an. Er war jemand komplett anderes. „Kannst du dich eigentlich daran erinnern, was war, bevor du ein Engel geworden bist?“ Reis Lächeln verschwand. „Nein! Das darf auch nicht wissen.“ „Was? Wieso denn nicht?“ Rei blickte auf das Wasser. „Wenn ich mich an meine Vergangenheit erinnern würde, würde ich auf ewig mein Dasein in der Verdammnis verbringen müssen. Formlos, gestaltlos, taub, stumm und unsichtbar.“ Sayuri zuckte bei dieser Vorstellung zusammen. Dann fiel ihr etwas ein. „Aber, wenn du doch ein Engel bist, weshalb bist du dann in der Hölle?“ „Ich wurde hierher gesandt, um jemanden zu helfen. Genaueres wurde mir auch nicht gesagt.“ „ Das heißt, du warst nie eine unschuldige Seele in diesem Wasser?“, fragte Sayuri und zeigte auf das leuchtende Wasser, in dem die Kugeln hin und her hüpften. „Nein. Dieser Ort ist mir genauso fremd, wie du.“ Sayuri zuckte angespannt. „Genialer Vergleich.“, Sie drehte sich von ihm weg und musterte die Gegend. „Wie sollten hier lieber schnell weg, oder?“, fragte Sayuri, als sie ein Knacken hörte. „Ja, so schnell wie möglich.“ „Und wie kommen wir hier weg?“ Rei nahm Sayuri auf die Arme und flog nach oben. Er hielt ein Stück über der Brücke an. Sayuri hatte laut aufgequietscht und an ihm festgekrallt. Rei blickte nach oben. „Ich würde sagen, wir versuchen, bis da hoch zu fliegen, denn nach unten geht es nur in die Verdammnis, so viel weiß ich zumindest.“ Er flog weiter. Sayuri hielt sich an Rei fest. Es war ein schönes Gefühl zu Fliegen. Nach ein paar Minuten legte Sayuri ihren Kopf auf Reis Schulter, und nach kurzem Überlegen flüsterte sie ihm „Zer.“ ins Ohr. Als Rei dies hörte schrie er laut auf und knallte seine Hände an seinen Kopf. Er schien starke Schmerzen zu haben. Dass Sayuri schreiend in die Tiefe stürzte schien er gar nicht zu merken. Er taumelte in der Luft, doch hatte er sich schnell wieder beruhigt. Als ihm klar wurde, dass Sayuri in die Tiefe fiel, stürmte er ihr hinterher um sie aufzufangen. Doch Sayuri war schon längst im Wasser angekommen und hustete, weil sie soviel Wasser geschluckt hatte. Rei zog sie aus dem Wasser und beide lagen keuchend auf der Brücke. Sayuri blickte zornig zu Rei. „Was war das denn? Ich hätte sterben können!“ „Das was du…also d-das, was d-du gesagt ha-hast…“ Rei war noch komplett durcheinander und versuchte sich zu sammeln, doch er wurde von Sayuri unterbrochen. „Entschuldige! Aber es ist auch nicht gerade leicht für mich, wenn ich in voller Überzeugung meinen Freund gerettet zu haben auf einen blöden Engel treffe, der sich nicht an mich erinnert!“ „Eben das ist es ja!“ Rei wurde lauter. „ Das, was du zu mir gesagt hast, hat Erinnerungen wach gerufen!“ Sayuri starrte Rei an und sagte, jetzt ganz leise: „Was?“ „Ja! Mach das ja nie wieder! Ich glaub, ich habe dir vorhin erklärt, wie schrecklich das Dasein in der Verdammnis ist.“ Sayuri nickte. Rei nahm sie auf den Rücken und erhob sich wieder. Er spürte Sayuris Zittern auf seinem Rücken. Sie war total kalt. Nach einer Zeit, die für Sayuri unendlich schien, waren sie an der Decke der Höhle angekommen. Rei schloss die Augen und berührte die Wand. Seine Hand ging durch die Wand. Er lächelte. „Es klappt“ Doch genau in diesem Moment wurden sie von einer Druckwelle zurückgeschleudert. Ohnmächtig von der Gewalt der Druckwelle stürzten Sayuri und Rei in die Tiefen der Höhle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)