Ni Hi No Te von abgemeldet (In der Hand des Feuers) ================================================================================ Kapitel 3: Eine neue Welt ------------------------- Eine neue Welt Als Sayuri aufwachte bemerkte sie zuerst, dass ihr Koffer und die Tasche weg waren, doch aus irgendeinem Grund interessierte sie das nicht. Sie schaltete ihren Handywecker aus und sprang auf. Es war fünf vor sechs Uhr morgens. Der Bahnhof hatte sich schon etwas gefüllt. Die Menschen starrten Sayuri die ganze Zeit an, wahrscheinlich dachten sie, Sayuri sei eine Obdachlose. Sechs Uhr! Sayuri lief zögernd zu der Backsteinmauer. Sie schätzte, wo ungefähr Gleis 7.77 war, stellte sich auf den Punkt und zog die Fahrkarte hervor. „Und was jetzt?“ Sayuri entschloss sich, die Wand anzutippen. Sie schrie auf, als ihr Finger in der Wand verschwand. Als sie sich beruhigt hatte zählte sie bis drei und ging mit einem großen Schritt durch die Mauer durch. Da sie ihre Augen geschlossen hatte, sah sie nicht das große Loch, was direkt vor ihr im Boden war, und lief hinein. Schreiend fiel sie einige Meter tief. Es wurde immer wärmer. Geräuschlos landete sie auf Erde. Es war alles ganz anders, als wie sie sich die Hölle immer vorgestellt hatte. Sie war in einer Höhle und vor ihr lag eine lange Brücke, die in einem eisblauen Meer stand. Wohin sie führte, konnte Sayuri nicht sehen, da es ziemlich nebelig war. Langsam und mit kleinen Schritten ging sie zur Brücke. Als sie auf das Wasser blickte hielt sie erschrocken die Luft an. Dort drin schwammen leuchtende Kugeln. Die Kugeln waren unterschiedlich. Manche waren groß und leuchteten stark und manche waren klein und leuchteten eher schwach. Sayuri kniete sich auf den Boden und steckte eine Hand in das Wasser. Die Kugeln sprangen wild herum und schwammen hin zur Hand, doch schwammen sie dann wieder ruckartig zurück. Auf einmal löste sich eine sehr große Kugel aus der Menge und schwamm zur Hand hin, doch Sayuri riss sie erschrocken heraus, als ein kaltes „Willkommen“ durch die Höhle schallte. Sayuri sprang auf und suchte nach dem Besitzer der Stimme. Es war niemand da. Sie schrak zusammen, als plötzlich jemand vor ihr stand. „Schön, dich kennen zu lernen, Sayuri Hatsuko.“ Vor ihr stand ein Mann. Sayuri war leicht verwirrt. Woher kannte er ihren Namen, und wie kann es sein, dass hier unten ein Mensch lebt? Sie hatte eine rote, ziegenartige Gestalt erwartet. „Hallo. Wer sind sie?“ Der Mann lachte. „Wer ich bin? Gute Frage. Manche nennen mich „Der böse König“ oder auch „Satan“ oder „Luzifer“ aber...“ Sayuri ging einige Schritte zurück. „Sie sind der Teufel!“ Der Mann grinste. Seine Stimme ließ das Blut in Sayuris Adern gefrieren. „Auch eine Möglichkeit, doch ich bevorzuge „ Herrscher der Unterwelt“.“ Sayuri holte tief Luft um sich zu beruhigen. Vor Angst zitterte sie am ganzen Leib. Doch schließlich war sie ja in die Hölle gegangen, nur logisch, dass sie dort den Teufel getroffen hat. „Nun, weshalb bist du hier?“ „I-Ich möchte jemanden zurückholen.“ Mit einer zitternden Hand zog sie die Fahrkarte aus ihrer Hosentasche und zeigte sie dem Teufel. „Zurückholen? Ich verstehe.“ Er nickte nachdenklich. Dann packte er Sayuris Hand. Sie schauderte. Seine Hand war eiskalt. „Komm mit! Ich werde dir etwas zeigen.“ Sie gingen über sie Brücke. „Was sind das für Teile?“, fragte Sayuri und deutete auf die leuchtenden Kugeln. Der Teufel blieb stehen. „Seelen. Je größer die Kugel, desto länger ist ihre Lebensdauer.“ „Lebensdauer?“ „Ja. Eine Seele bleibt nicht ewig hier. Meistens nur einen Monat. Obwohl auch schon manche seit mehreren Jahren hier sind.“ „Was? Weshalb das denn?“ Sayuri dachte an Zer. Was wäre wenn er für Jahre eingesperrt in dieser kalten Höhle als Kugel weiterleben müsste? „Du musst wissen, wir sind hier nur in einem Teil der Hölle. Dies ist der Raum der Unschuldigen. In diesem Wasser schwimmen Seelen, die bei einem Unfall oder Mord ihr Leben lassen mussten. Wie lange sie hier bleiben hängt ganz von ihnen ab.“ „Wie das denn?“ „Es ist alles eine Frage des Loslassens. Die meisten Seelen drehen total durch, wenn sie erfahren, dass sie tot sind und nicht mehr zu ihren Familien oder Geliebten zurück können. Deshalb bleiben sie eine Weile hier um alles zu verarbeiten. Und nach einer Zeit trennen sie sich einfach von dieser sterblichen Welt. Oder sie werden zurückgeholt.“ Er grinste Sayuri an. „ Das passiert jedoch eher selten. Die Menschen glauben nicht an so etwas. Ihr Verstand geht mit ihnen durch. Umso mehr freue ich mich, dass du gekommen bist, Sayuri.“ Sie liefen weiter eine Treppe hinunter nach unten hin wandelte sich das blaue Licht in rotes. Sayuri hatte Angst. Wohin brachte er sie? Der Teufel sah Sayuris Besorgnis. „Ganz unten ist die Verdammnis, doch soweit runter gehen wir nicht.“ Nach einer Weile kam rechts von ihnen eine Tür. Der Teufel hielt die Hand gegen und mit einem Klacken öffnete sich die Tür. Der Teufel zog sie hindurch und ging, jetzt viel schneller, bis zum Ende des Ganges und wieder eine Treppe hoch. Sie liefen an lauter kleinen Räumen vorbei, die, wie Sayuri vermutete, Kerker waren. Sie hatte ein bisschen Angst vor dem Bevorstehenden. „Hier rein!“ Bevor Sayuri auch nur etwas machen konnte, wurde sie von dem Teufel in einen Metallkorb geschubst. Erst als er die Tür schloss und versiegelte, realisierte ayuri, was gerade passierte. „Nun, Sayuri. Du hast etwas sehr wichtiges vergessen!“ Der Teufel war kein Mann mehr. Er hatte sich in eine hässliche, schwarze Gestalt verwandelt. Seine Zähne und Augen waren rot geworden. „Wenn du etwas von dem Herrscher der Unterwelt verlangst, musst du ihm auch etwas geben. Das tatest du nicht! Also nehme ich mir etwas. Dich!“ „Und was geschieht mit Zer?“ Sayuri zitterte am ganzen Leib. Was würde jetzt passieren? Würde sie sterben? „Ah, den Jungen Zer willst du also zurückholen?! Ich werde seine Seele freigeben! Doch deine werde ich behalten!“ Er lachte und verschwand. Vom Fernen konnte man das Zuknallen der Tür hören. Sayuri sank auf die Knie. Was sollte sie bloß tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)