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KillerCat Chion und die rote Göttin

Leseprobe
von

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Die gefährliche Verletzte

Raki schleppte die Verwundete durch das Tor. Er war völlig außer Atem, er versuchte zu rufen, aber nur ein keuchendes Husten machte die Mönche auf ihm aufmerksam. Die Brüder kamen erschrocken angerannt und umringten ihren Novizen, während er die Frau vorsichtig auf die Holzbank an der Mauer niederlegte. Schweiss perlte an seinen Haarspitzen herab und benetzten seine errötete Haut.

„Helft ihr bitte!“ flehte er und deute auf ihre notdürftig verbundenen Wunden. „Sie wird verbluten!“

Ein älterer Mönch, der an einem Lederband das Symbol des Klosters, eine Sonne aus Ton trug und somit als Abt des Klosters zu erkennen war, drängte sich durch die Menge seine Mitbrüder zur Seite schiebend. Vorne angekommen, riss er die Hände in die Höhe. „Gütige Götter!“ stieß er aus. „Welche Prüfung habt ihr uns auferlegt?“ Abt Ensof flüsterte mit zitternden Händen ein Gebet. Die Mönche stöhnten verstört.

„Ehrwürdiger Bruder“, hauchte Raki erschrocken, „ihr kennt diese Frau?“

„Chion!“ rief der Mönch und beugte sich über die Bewusstlose. „Schnell, tragt sie hinein, am Besten gleich in die hintere Kammer!“

Die Mönche drängten den Novizen zur Seite und ergriffen die Frau an allen Seiten.

„Was ist?“ wollte Raki wissen. Er eilte zum Abt. Sein Verhalten beunruhigte ihn. „Was habt ihr mit der Frau vor?“

„Wir können sie nicht hier lassen, das ist viel zu gefährlich! Erzähle mir, wo du sie gefunden hast!“ Der Abt packte Raki am Ärmel und zog ihn hinter sich her. Sie folgten den Mönchen, welche die Verwundete ins Haus schleppten.

Während die Gruppe durch die Gänge des Klosters hastete und Mönche vor ihnen zur Seite traten und entsetzt ihnen nachschauten, versuchte Raki dem Abt alles zu berichten, vom Hören des Schreis bis zur Auffindung der beiden Kämpfer. „Das Gerede war also wahr!“ stellte einer der Mönche fest. „Ein Tigerkämpfer hatte sich tatsächlich hier herumgetrieben!“

„Sie werden ihn finden und zu uns kommen!“ rief ein anderer. Ein Mönch, der mithalf Chion zu tragen, murmelte ein Gebet an die guten Geister. Ein anderer wimmerte. Raki wusste nur zu gut weshalb: Er war von den Schergen des Königs gefoltert worden und kam nur frei, weil die Mönche viel Lösegeld gezahlt hatten. Er fühlte die Brust eng werden. Die Mönche, die er so gut kannte, bebten vor Angst.

„Wer ist diese Frau?“ fragte er nochmal und nun mit einem schärferen Unterton, von diesem Wissen würde Vieles abhängen.

„Chion“, bestätigte Abt Ensof, als wäre damit alles geklärt. Doch Raki begriff nicht.

„,Killercat Chion‘ wird sie genannt. Die Mörderin, der Todesengel, die Terroristin ...“ der Abt fuchtelte mit den Armen. „Die kleinen Leute geben ihr andere Namen: die Retterin, die Kriegerin der Armen, die Befreierin, die Erlösung..., diejenige, die den König stürzen wird. Der Staatsfeind Nummer Eins, Raki!“

Der Novize begriff erschaudernd. Aufregende Geschichten schwirrten durch seinen Kopf, vielleicht nicht alles wahr, aber die Leute erzählten sie sich nicht oft genug: Eine schöne, schwarze Schwertkämpferin verschaffte sich nachts Zugang zu Wachen und Kerkern um Unschuldigen - eigentlich Gegner des Königs - zu befreien. Ihr halfen meistens einige Komplizen; sogar unter den Wachen des Königs gab es Helfer, hieß es, oder sie wagte ihre Unternehmungen auch allein. Es schien, als würde ihr alles gelingen, doch Raki sah nun mit eigenen Augen, dass dies nicht so einfach war. Er empfand im ersten Moment so etwas wie Stolz, denn es war ihm möglich, einer solch wichtigen Persönlichkeit helfen zu können. Doch dies beängstigte ihn auch, weil ihm klar wurde, dass die Frau eine große Gefahr für alle war, denn der König hatte längst zur Jagd auf sie und auf ihre Helfer aufgerufen!

Abt Ensof blieb zurück. Er rief mehrere Mönche zusammen. „Der Tigerkämpfer wird bestimmt schon gesucht“, vermutete er. „Wir müssen ihn fortschaffen, denn er liegt ganz in der Nähe im Bannwald...“

Ein Mönch kam herbeigerannt. Er war aufgeregt und presste ein Bündel Brennholz an sich. „Ich habe Holz gesammelt ... dort ... habe ich einen toten Tigerkämpfer gesehen!“ schrie er.

Die Mönche zuckten zusammen.

„Tot! Nicht weit von hier im Wald...“ wiederholte er.

„Ah! Das ist er! Du weißt noch nicht weshalb, aber du lässt das Holz sofort liegen und eilst zurück in den Wald und zeigst diesen Brüdern, an welcher Stelle der Tiger liegt! Ihr müsst ihn gut verstecken, damit er niemals gefunden wird.“



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