Zum Inhalt der Seite

Verschwunden

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einer von Tausend

Diesen Satz "Tut mir Leid" habt ihr wohl schon tausendmal im Bezug auf ihn gehört.

Es hängt euch bestimmt zu den Ohren raus.

Wenigstens ist das alles noch nicht an die Presse oder die große Fangemeinde gelangt.

Ich bin froh, es gehört zu haben und ich werde mich hüten, es irgendwem zu erzählen.

Irgendwie war doch klar, dass irgendwann so etwas passiert. Die Ungewissheit ist dabei wohl das Schrecklichste.
 

So wie ich in den Jahren Farin Urlaub kennen lernen durfte, glaube ich, dass das sein gewünschter Tod wäre.

Auf einer seiner Reisen, die er mit Leidenschaft so geliebt hat, wie wohl nichts anderes.
 

Vielleicht wird es nie diese Gewissheit geben. Vielleicht wird nicht mal klar sein, ob er tot ist.

Wer weiß, was in tausenden Kilometer Entfernung so passiert.
 

Metaphorisch betrachtet, schicke ich euch mit dieser Mail jegliche Kraft, das durchzustehen.
 

Ich denke an euch.
 

In Liebe,

ein Fan von Tausenden.

Eine Reise ohne Ende

August 2009
 

Bela und Rod standen an der großen Fensterfront des Flughafens.

Eigentlich brachten sie Farin nie zum Flughafen, wenn er mal wieder seinem Lieblingshobby nachging. Eigentlich.

Ausnahmen bestätigten ja bekanntlich die Regel.

Nun sahen sie eben zu, wie der Flieger die Bahn entlang rollte und immer schneller wurde.

"Jetzt sind wir mal wieder die große blonde Laberbacke für ein Jahr los."

"Na komm, lass einen drauf trinken!"

Ein letzter Blick hinaus in den Himmel, wo das Flugzeug immer höher stieg, und lachend spazierten die beiden Freunde nach draußen. Ein Jahr ohne Jan Vetter. Ein Jahr ohne Farin Urlaub.

Diese Stille musste gefeiert werden.
 


 

Die erste Postkarte kam mitten im Dezember bei Bela an.

Hey Kleiner. Ich hab vor Kurzem eine wunderschöne Spieluhr für deinen kleinen Racker entdeckt.

Ich schick sie dir zu Weihnachten.

Liebe und Reis. Jan

17. November 2009
 


 

Na, wie geht's meinem Quotenchilenen so?

Ich hab meine Liebe für Chinakohl entdeckt. Super leckeres Essen in Korea, musst auch mal probieren.

Arbeite nicht so viel.

L&V& Reis

Jan

8. Februar 2010
 


 

Hey, mein kleiner Vampir.

Ich bin grad auf den Spuren deiner Verwandten. Dracula erwartet mich schon in seinem Schloss.

Pass auf dich auf.

26. April 2010
 


 

Ende Juli traf die letzte geschriebene Postkarte von Farin bei HotActionRecords ein

Hey, meine Untergebenen

Ihr werdet es nicht glauben,

ich hab mich tatsächlich auf ein Pferd getraut.

Das Australische Outback hat einen gewissen Charme.

Bis in einem Monat.

Chef.

P.S.: Und wehe, ihr arbeitet nicht hart!

2. Juli 2010
 


 

*~*~*~*~*
 

Bela saß in seinem Wohnzimmer mit seinem Sohn auf dem Schoss und hielt das Telefon dicht an sein Ohr gepresst.

"The person you've called is temporary not available"

Mit grimmiger Miene legte er wieder auf.

2 Wochen schon probierte er schon Farin zu erreichen. Ob er wohl einfach seinen Urlaub verlängert hatte. Eigentlich gar kein so abwegiger Gedanke. Bestimmt reitet Farin durch die Weiten der Prärie, jetzt wo er seine Reitleidenschaft anscheinend endlich entdeckt hatte.

Seit einem Monat sollte er doch eigentlich schon da sein. Aber nun gut... der wird schon wieder auftauchen.
 

*~*~*~*~*
 

Tuuut, tuuuut, tuuuut.

"Vetter?"

"Hallo Julia, hier ist Rod."

"Ah, du bist's, hey. Na, wie kann ich dir helfen?"

"Hast du in letzter Zeit was von Jan gehört? Ich erreiche ihn einfach nicht, und wollte eigentlich nur wissen, ob er heil wieder angekommen ist."

"Jan meldet sich selten, gleich nachdem er wieder nach Hause gekommen ist. Aber mittlerweile... jetzt wo du's sagst. Ach, der wird besseres zu tun haben, als seiner Schwester auf die Nerven zu gehn."

"Na gut, aber danke. Ich muss wieder an die Arbeit."

"Mach's gut."

Mit einem Stirnrunzeln legte Rod auf und bevor er sich wieder an die Arbeit machte, warf er einen Blick auf den Kalender.

2 Monate schon vergangen seit dem Einreisedatum.
 

*~*~*~*~*
 

Krisensitzung in Belas Wohnzimmer. Komischerweise traf man sich immer hier, wenn es was zu besprechen gab.

Seit genau 4 Monaten sollte Farin daheim sein, doch noch war von ihm nichts zu hören. Eigentlich sollten jetzt schon die Aufnahmen für das neue, wahrscheinlich letzte Album beginnen.

So etwas verbummelte Farin eigentlich nicht. Und doch... kein Lebenszeichen.

"Dirk, ich war heute bei Jan daheim. Es ist komplett verlassen. Ich glaube nicht, dass er überhaupt bisher daheim war."

Der Angesprochene sah aus dem Fenster in den verschneiten Garten. Wo zur Hölle blieb sein bester Freund.

"Vielleicht sollten wir mal diesen Typen anrufen, der die ganzen Autoüberfahrten geregelt hat. Mal sehen was er sagt."
 

*~*~*~*~*
 

Ein weiterer Monat war vergangen...
 

Tuuut, tuuut, tuuut.

"Rod! Ich hab auf deinen Anruf gewartet. Was gibt's neues?"

"Es steht fest. Jan ist jetzt offiziell als vermisst gemeldet worden."

"Verdammt...."

"Es tut mir Leid, Julia."
 

*~*~*~*~*
 

Mai 2011
 

Das Meer rauschte und der warme Sand rieselte zwischen seinen Händen hindurch. Vor sich war der Himmel blassrosa bis rot gefärbt und erstreckte sich fast über den ganzen Horizont. Der orange leuchtende Feuerball war nur noch zur Hälfte zu sehen und das Licht, was er ausstrahlte, tauchte die ganze Szene in ein mattes gelbes Licht.

Bela hatte sich von seiner Frau und seinem Sohn abgeschottet und saß nun im weichen Sand. Seine Zehen wurden von warmen Meerwasser umspült.

Mit einem Finger hatte er Jan in den Sand geschrieben. Unbewusst setzte er ein kleines Kreuz davor.

Als ob er schon tot wäre...

Bela gab die Hoffnung nicht auf, dass Jan wieder lebend heimkam. Er wollte nicht aufgeben. Er konnte seinen Freund nicht einfach so loslassen. Und doch glaubte er lediglich an einer Illusion festzuhalten.

Der Illusion eines heimkehrenden Jans. Jan, der immer für ihn da war. Jan, mit der riesen Pferdefresse, der so lächeln konnte, dass alle Frauenherzen dahinschmolzen. Jan, mit dem man Pferde stehlen konnte.

Jan. Der Jan, den er seit 30 Jahren kannte und liebte.

Jegliche Lichtblicke, die im Laufe der letzten Monate aufkamen, wurden immer wieder zerstört. Das Schlimmste dabei waren nicht mal die Lichtblicke, die gar keine mehr waren.

Sondern die Ungewissheit.

Wenn Jan tot wäre, hätte er die Gewissheit, dass er in einem Grab liegen würde. Mit einem Grabstein und vielen Blumen. Er könnte vorbeischauen und mit ihm reden. Vielleicht würde Jan ihn sogar hören.

Aber so...

Vielleicht wurde er ausgeraubt und ermordet. Vielleicht hatte er einen Unfall mit dem Motorrad. Vielleicht ist er im Dschungel von einem herabstürzenden Ast getroffen worden. Vielleicht ist er im Meer ertrunken.

Während er so darüber nachdachte, kam ihm eine Melodie in den Sinn. Eine seiner Melodien.
 

Ich will nicht länger warten

Weil es mir schon lange reicht

Ich möchte endlich Gewissheit

Nicht immer nur dies furchtbare Vielleicht.
 

Und er summte sie vor sich hin und dachte an das letzte Bild von Jan, was er in Erinnerung hatte.

Den Jan, der mit seinem Rucksack hinter der Glasscheibe am Flughafen stand. Er hatte Rod und ihm damals zugewunken, hatte sich umgedreht und ist gegangen.

Tränen stiegen ihm in die Augen.

Er würde seinen Freund nie wieder sehen. Aber immerhin... Jan ist dort gegangen, wo er am glücklichsten war.
 

Es blieb einzig und allein ein langsam verstaubendes Foto auf dem Kaminsims.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  poisonsis
2012-07-28T15:18:50+00:00 28.07.2012 17:18
Oh mein Gott ist das schrecklich *heul* Versteh mich nich falsch, du hast das echt gut gemacht und super geschrieben es ist nur einfach so unendlich traurig!!! Ich hoffe, dass sich das nie, nie, nie bewahrheiten wird!
Von:  cooking_butty
2009-04-13T16:04:19+00:00 13.04.2009 18:04
Wow...also ehrlich, so makaber es jetzt klingt, aber die Story ist...wunderschön (mit DEM Schlusssatz, hach)

Oh Mann, da hab ich mir vor Kurzem noch gedacht, was, wenn FU mal verloren geht bei seinen Reisen und dann das! Aber hoffen wir, dass das nie nie nie passiert


Zurück