Es war ein Sommer von Kaname89 ================================================================================ Kapitel 16: Abschied -------------------- Am nächsten Tag trafen die drei Urlauber auf dem Markt David und Dian. Lächelnd kam er auf sie zu. „So eine Überraschung! Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen!“ Kyoko und Kanae begrüßten ihn freundlich. Nur Maria schaute ihn stumm an und wandte sich ab. Doch David tat so, als hätte er nichts bemerkt. „Was macht ihr heute?“ „Ach, das wissen wir selbst noch nicht so genau... Es ist heute unser letzter Tag in Frankreich. Wir wollen unseren Urlaub ruhig ausklingen lassen.“ „Was? Das ist eurer letzter Tag hier?“, wurden sie unterbrochen. „Peter! Wo kommst du denn her?“ Peter hatte sich plötzlich zwischen die kleine Gruppe geschoben. „Ich habe euch hier gesehen und da dachte ich mir, ich sag euch mal 'Hallo'... Ist es wirklich wahr? Das ist eurer letzter Tag?“ „Ja, das stimmt... Morgen Mittag werden wir nach Japan zurückreisen.“ „Schade.... Aber wenn dem so ist, werde ich euch heute Abend eine würdige Abschiedsfete bieten! Seid so gegen 19 Uhr bei Gilles. Ihr wisst doch noch, wo er wohnt, oder?“ „Ja, das wissen wir noch. Aber...“ „Gut! Dann bis heute Abend! Ich muss jetzt los. Ich habe noch eine Menge zu tun! Au revoir!“ Ebenso plötzlich wie Peter gekommen war, war er auch wieder verschwunden. „Eine Abschiedsfete?“, fragte Kanae skeptisch klingend. Aber dann schüttelte sie den Kopf und meinte: „Ist eigentlich gar keine schlechte Idee! Wir haben hier so einige Leute kennengelernt, die wir morgen verlassen werden und vielleicht nie wiedersehen... Da können wir ruhig noch einmal zusammen feiern!“ Kyoko nickte zustimmend. Maria schließlich auch. „Wird David auch mitkommen?“, fragte sie. Kyoko sah den Franzosen an. „Wenn es euch nicht stört, würde ich und Dian gern auch zur Fete kommen.“ Die Japanerinnen waren einverstanden. Schließlich hatten sie David einiges zu verdanken. Er hatte von Anfang an seine Hilfe angeboten. „Gut, dann bis heute Abend“, sagte David. „Ich muss mit Dian jetzt noch einkaufen gehen.“ Er schnitt eine Grimasse. Seine Verlobte hängte sich trotzig bei ihm unter und schleifte ihn weg. „Bis heute Abend!“ In Japan waren in der Zwischenzeit Ren und sein Betreuer Yashiro angekommen. Letztere musste sofort einen Bericht an dem Präsidenten abgeben. Dieser saß in einem breiten Sessel in einem Bademantel gehüllt und genoß einen guten Rotwein, den Ren ihm als Souvenir mitgebracht hatte. „So, so.... Also seid ihr Kyoko, Kotonami und meiner Enkelin in Frankreich begegnet... Welch ein Zufall!“ Yashiro sah den großen Chef skeptisch an. 'Welch ein Zufall?!' „Haben meine drei Mädchen einen schönen, erholsamen Urlaub genoßen?“ „Oh ja, das haben sie! Wir sind ihnen zwar nur recht selten begegnet, aber sie machten immer einen fröhlichen Eindruck“, antwortete der Angestellte. „Habt auch ihr, Ren und du, die Reise genoßen?“, wurde weiter gefragt. „Ja, es war wirklich interessant und aufregend in einer so fremden Umgebung arbeiten zu dürfen!“ „Das dachte ich mir....“ Der Präsident schwang das Glas etwas. „Ren kam mir so glücklich vor. Das wird wohl doch nicht nur von dem schönen Wetter kommen?“ Verschwörerisch blickte er seinem Gegenüber in die Augen. „Was meinst du?“ Yashiro schluckte. „Na ja... es liegt sicherlich auch mit an dem schönen Wetter. Aber, dass Kyoko-chan und ihre Freundinnen auch in Frankreich weilten, war schon eine Bereicherung.“ Plötzlich grinste Takarada-san. „Gut! Wann ist die Hochzeit?“ Mit jugendlichem Schwung stand er auf und wandelte durch das prunkvolle Zimmer. „Warten Sie! Kyoko-chan hat Ren um Zeit gebeten... Sie ist eher zurückhaltend.... Ich glaube kaum, dass sie von einer Heirat zu dieser Zeit begeistert wäre!“ „Ach, papperlapapp!“, machte der Präsident. „Wer braucht schon Zeit? Ren ist für mich wie ein Sohn! Ich möchte ihn in guten Händen wissen!“ „Seien Sie beruhigt! Das ist er. Aber lassen Sie die beiden selbst entscheiden, wann es so weit sein wird. Es genügt, dass Sie ihnen auf die Sprünge geholfen haben.“ Der Ältere blieb wie angewurzelt stehen, verzog das Gesicht zu einem Schmollmund und sah ihn mit großen Kulleraugen an. „Meinst du wirklich?“ Nicken. „Nun gut... da kann man nichts machen!“, seufzte er. „Die Liebe lässt sich nicht erzwingen oder irgendwie beschleunigen... Dann muss ich mich wohl gedulden!“ Die Lichter in Gilles Garten brannten bunt. Es war kühl geworden und dunkel. Peter und seine Freunde hatten für ein kleines Büfett gesorgt. Es gab Bowle und kleine Snacks. Im Hintergrund spielte leise Musik. Es waren alle gekommen. In kleinen Gruppen standen sie beieinander und redeten munter. Nur Maria saß auf ihrem Stuhl etwas abseits und sah dem Treiben stumm zu. Von Zeit zu Zeit nippte sie an ihrer Bowle und seufzte leise. „Darf ich mich zu dir gesellen?“, fragte plötzlich eine Stimme. Es war David. Nachdem sie gleichgültig genickt hatte, setzte er sich neben sie. Nach einer Weile meinte er: „Hat dir der Urlaub gefallen?“ Sie nickte kurz. „Freust du dich auf Zuhause?“ Wieder nickte sie. „Unternimmst du des öfteren etwas mit Kyoko?“ Verwundert blickte sie ihn an. Dann antwortete sie: „Ja. Wir haben schon einiges miteinander unternommen. Ich wollte unbedingt mit ihr in diesen Urlaub fahren.“ „Dann werdet ihr wohl auch nächstes Jahr wieder zusammen irgendwohin fahren, oder?“ „Nein... nein, ich glaube nicht...“ „Wieso nicht?“ „Sie ist nicht mehr meine O-nee-sama....“ „Ach, und weshalb?“ „Sie hat mich verletzt.... Ich habe ihr vertraut und sie hat das ausgenutzt...“ „Hat sie das mit Absicht getan?“ „Ja! Natürlich!“, sagte Maria jetzt etwas lauter. „Sie hat es sogar selbst zugegeben! Aber sie meinte auch, dass sie mich nur schützen wollte... Allerdings wüsste ich nicht wovor!“ „Vielleicht, dass dein Herz bewahrt bleibt... Vielleicht ging es ihr nicht um das Herz von Laura Beaufort oder um das von Ren... vielleicht ging es ihr um dein Herz. Sie wusste, dass du Ren sehr magst. Sie wollte dich nicht verletzen und hat deshalb gelogen... Wie wäre es wohl gewesen, wenn sie von Anfang an offen zu dir gewesen wäre? Wie hättest du reagiert?“ Maria überlegte. „Ich hätte diese Laura mit Spinnen oder ähnlichem weggeekelt... Ich konnte sie gleich beim ersten Augenblick, dass ich sie sah, nicht leiden! Sie hätte meinen Ren-sama nicht bekommen!“ „Und wenn sie Rens Freundin nun gewesen wäre?“ „Ren-sama steht nicht auf solche Weiber!“ „Bist du dir da sicher?“ „Ja! Ich bin mir sicher! Auch wenn es nicht so wäre, ich könnte es nicht zu lassen, dass er solch eine Person an seiner Seite hat!“ „Wäre der Urlaub für dich dann immer noch so schön gewesen?“, fragte er weiter. Gedankenverloren spielte sie an ihrem Glas. „Nein, ich denke nicht... Ich hätte nicht so viel Spaß gehabt.... hätte immer daran gedacht, dass Ren-sama in dem Moment mit dieser Zicke zusammenarbeiten muss...“ Er nickte verstehend. „Meinst du, dass mich O-nee-sama deswegen belogen hat, weil sie mich nicht belasten wollte?! Mit Dingen, bei denen ich eigentlich nicht viel ändern kann? Dass ich einen schönen Urlaub mit ihnen erleben kann, so wie ich es mir von Anfang an gewünscht habe? Wie es mein Traum war?“ „Maria, du hast einen hellen Verstand. Aber du bist immer noch ein Kind... verstehst du, was ich sagen möchte?“ Sie nickte langsam. „Du meinst, dass mich bestimmte Sachen einfach nichts angehen, richtig?“ „Ja.... Du magst Ren sehr, aber es ist recht unrealistisch, dass ihr jemals...“ „Das weiß ich selbst“, unterbrach sie plötzlich. „Ich weiß selbst, dass er eher mein großer Bruder sein könnte.... Und ich nehme es O-nee-sama auch nicht übel... Ich gönne es ihr. Ob das bei anderen Frauen auch so wäre, weiß ich allerdings nicht! Ich bin nur so enttäuscht, dass sie mich belogen hat! Ich habe ihr nun mal vertraut...“ „Und was hast du nun vor?“, fragte David und lehnte sich zurück. „Ich weiß es nicht genau...“, gestand sie leise. „Wirst du verzeihen können?“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und lächelte schwach. „Ja, ich glaube schon. Ihr kann man nicht ewig böse sein... Aber das heißt nicht, dass ich es in Ordnung finde, dass sie so mit mir umgegangen ist! Sie hätte es mir auch einfach erklären können... Aber wahrscheinlich ist sie so nun einmal...“, sie seufzte. Er lachte etwas in sich hinein. „Kyoko ist schon eine interessante Person, nicht wahr?“ Sie nickte. „Ja, das ist sie...“ Nach einer Weile stand Maria auf und atmete tief durch. „Okay, aber wehe ich bekomme von der Hochzeitstorte kein riesengroßes Stück!“ Mit diesen Worten stampfte sie in Richtung Bowle. David blickte ihr gutmütig lächelnd hinterher. „O-nee-sama?“, sagte Maria in einem straffen Ton. Kyoko, die bei Florence und Aurélie stand, drehte sich überrascht um. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Die beiden setzten sich etwas abseits auf einen Mauervorsprung. Maria überlegt kurz, bevor sie meinte: „O-nee-sama, du weißt, dass du mich verletzt hast... und auch, dass ich sagte, dass ich dir nicht verzeihen könnte... Allerdings war das eher aus dem Effekt heraus... und ich bin bereit dir zu vergeben, wenn du dich in aller Form bei mir entschuldigst!“ Sie verzog bei diesen Worten keine Miene und hielt den Rücken auffallend gerade. Kyoko hingegen war fast den Tränen nahe. „Du... du gibst mir also eine Chance?“, fragte sie leise. Die Kleine nickte. Dann lächelte O-nee-sama. „Gut! Ich werde dein Angebot annehmen und mich in aller Form bei dir entschuldigen!“ Sie sprang von der Mauer und kniete sich auf das Gras, mit dem Kopf nach unten. „Werte Takarada Maria, ich möchte mich aufrichtig bei dir entschuldigen, dass ich dich verletzt habe, auch wenn ich nur gute Absichten hatte. Es tut mir leid.“ Schweigen. „Und was gedenkst du als Wiedergutmachung?“ „Wenn wir wieder in Japan sind, werden wir beide einen ganzen Tag zusammen verbringen und du darfst dir aussuchen, was wir machen werden.“ Maria überlegte kurz. Dann sprang sie ebenfalls von der Mauer. „Klingt gut! Wenn dem so ist, werde ich eine Liste zusammenstellen, die wir dann abarbeiten!“ Sie klang vergnügt. „Komm jetzt O-nee-sama! Das ist unsere Party hier! Unsere Abschiedsparty! Da sollten wir auch mit feiern.“ Flüsternd fügte sie hinzu: „Kyoko? Ich hätte dich auch nicht als Freundin verlieren wollen...“ Diese lächelte sie breit an, stand wieder auf, nahm ihre Hand in die ihrige und führte sie zu den anderen. Es wurde noch ein lebhafter Abend. Die Zeit verrannte einmal wieder viel zu schnell. Man machte ein Gruppenfoto und tauschte einige Adressen aus. Peter überlegte schon, ob er nicht seine nächsten Ferien in Japan verbringen würde. „Dann kann ich mich davon überzeugen, dass dieser Ren Tsuruga auch gut zu meiner Kyoko ist!“, hatte er gemeint. Die anderen sahen ihn fragend/ verblüfft an. „Ja! Kyoko, wenn nicht dieser Typ hier gewesen wäre, hätte ich dich gefragt, ob du nicht mal mit mir ausgehen würdest! Du bist wirklich ein interessantes Geschöpf!“ Die anderen fingen an zu lachen, nur die Japanerin sah ihn schüchtern an. Dann grinste er breit. „Ach was! Du passt viel besser zu ihm! Aber ich würde dich gern zum Abschied einmal umarmen.“ Peter umarmte sie vorsichtig und hauchte ihr dabei ins Ohr: „Lass dich nicht unterkriegen, hörst du?“ Sie nickte schwach. Nun langsam machte sich die Stimmung breit, dass der Urlaub zu Ende ging. Man lachte noch viel, aber irgendwie hing etwas Bedrückendes in der Luft. Gegen 3 Uhr herrschte Aufbruchstimmung und alle halfen beim Aufräumen noch etwas mit. Die Japanerinnen bedankten sich noch für die tolle Party, verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg zum Hotel. David hatte ihnen angeboten, sie mit dem Auto hinzubringen, aber sie hatten dankend abgelehnt. Sie wollten noch einmal durch die Altstadt laufen und die Ruhe genießen. Gegen Mittag stand David jedoch wieder vor dem Hotel. Kanae brachte einen Koffer nach dem anderen zu ihm, den er dann fachmännisch im Kofferraum verstaute. „So, das müsste der letzte sein!“, keuchte sie und wischte sich über die Stirn. „Wo sind die anderen beiden?“ „Die sind noch oben und sehen nach, ob wir auch nichts vergessen haben...“ Die Sonne schien wieder so heiß wie am ersten Tag.Alles flimmerte leicht in ihrem Licht. Die Bäume, das weiße Hotel an der Klippe, … einfach alles! Maria und Kyoko kamen lächelnd aus dem Hotel. „Wir wären so weit! Wir haben nichts weiter gefunden.“ „Dann können wir ja los.“ Am Flughafen half David noch mit den Koffern und gab ihnen einige Hinweise. Man verabschiedete sich herzlich. Maria blieb noch einen Moment stehen, während Kanae und Kyoko durch die Glastür verschwanden. „David-san?“, begann sie. „Hab vielen Dank für deine Hilfe und deinen Beistand. Es freut mich, dass wir hier jemanden wie dich haben konnten.“ Sie kramte in ihrer Tasche und zog eine Muschelkette hervor. „Du kannst damit vielleicht nicht so viel anfangen, aber deine Verlobte... Ich habe leider nichts, das ich dir schenken könnte...“ „Maria, mach dir keine Gedanken. Die Kette ist wunderschön und ich werde mich immer an dich erinnern, wenn ich sie an Dians Hals sehe. Das ist wirklich ein schönes Geschenk, hab vielen Dank!“ Er drückte sie kurz und schob sie dann in Richtung Eingangstür. „Du musst nun gehen. Es wird Zeit.“ Sie nickte, drehte sich noch einmal um und grinste ihn an. „Wenn ihr Zeit und Lust haben, besucht uns doch mal in Japan!Ich meine, du und Dian... Dann zeigen wir euch unsere Kultur und lassen Feten für euch steigen!“ „Ganz sicher!“ Er winkte ihr noch hinterher als die Tür hinter ihr schloss. = Ende = Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)