Von Sternschnuppen und roten Rosen von mamo_chan ================================================================================ Kapitel 10: Bunnys schlimmster Alptraum --------------------------------------- Das Schneetreiben um sie herum wurde immer stärker, doch Bunny ließ sich nichts anmerken. Sie war allein, das machte ihr mehr aus als die Schmerzen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so einsam gewesen war. Sie hatte schon versucht sich wieder in Sailor Moon zu verwandeln, um so vielleicht besser vor der Kälte geschützt zu sein, doch es hatte nicht funktioniert. Sie hatte keine Kraft mehr. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wie ging es den anderen? Vor allem Mamoru… und Seiya? Würde sie sich je wieder in Sailor Moon verwandeln können? Würde sie hier je wieder rauskommen? Wo war sie überhaupt? Die Landschaft kam ihr merkwürdig bekannt vor, auch wenn wohl alle solchen Schneelandschaften irgendwie gleich aussehen. Bunny blickte nicht einmal zurück. Sie konnte es sich nicht erklären, doch irgendwie hatte sie Angst davor. Sie kniff die Augen zusammen. Hatte sie da vorne etwas aufblitzen sehen? Je weiter sie lief, desto deutlicher konnte sie sehen, dass da vorne etwas war. Etwas ragte in den Himmel, bestimmt drei Meter hoch. Sie beschleunigte leicht ihre Schritte, auch wenn das bei diesen Wetterverhältnissen schwer war. Sie kam immer näher. Der Schneesturm wütete nun so heftig, dass sie erst erkennen konnte was es war, als sie schon fast direkt davor stand. Sie riss die Augen auf. War das möglich? Nein, das konnte nicht sein! Vor ihr ragte ein Gebilde aus riesigen, spitzen Eiskristallen in die Luft. Mitten drin lag eine einzelne Person. Es war Sailor Jupiter, sie war tot. Bunny traten Tränen in die Augen und sie fiel vor ihrer Freundin auf die Knie. In ihrem Kopf lief etwas ab wie ein Film. Damals, als sie gegen die fünf letzten Dämonen aus dem Königreich des Dunklen gekämpft hatten. Jupiter hatte angegriffen, hatte einen von ihnen vernichtet und dafür mit dem Leben bezahlt. Bunny hatte damals den Silberkristall aushändigen wollen, doch die anderen hatten sie davon abgehalten, damit Jupiter nicht umsonst gestorben war. Bunny hob langsam den Kopf und schloss die Augen. „Vergib mir“, flüsterte sie. Dann erhob sie sich und lief ihren schweren Weg weiter. Sie durfte nicht aufgeben. Diesmal mochten die anderen nicht da sein, doch ihre Worte aus der Vergangenheit halfen ihr. Es dauerte nicht lange, dann sah sie ihn. Den zweiten Kristallberg. Sie hatte damals nicht gesehen wie Sailor Merkur umkam, doch sie hatte es gespürt. Wieder wollte sie aufgeben und wieder hielten ihre Freunde sie davon ab. Bunny lächelte der toten Merkur zu und lief weiter. Sie erreichte einen weiteren Kristall. Sie erinnerte sich, wie es war, als der Dämon Sailor Venus mit sich gezogen hatte. Sie hatte sich bis zum Schluss gewehrt, doch auch sie hatte keine Chance gehabt. Dann waren nur noch Mars und sie übrig gewesen. „Minako…“, flüsterte Bunny. Dann setzte sie ihren Weg fort. Jeder der Kristalle hatte ihr bis jetzt einen Stich versetzt. Doch sie wusste, dass sie weitergehen musste, auch, wenn ihr das Schlimmste noch bevorstand. Und es ließ nicht lange auf sich warten. Dort war sie, die wahrscheinlich beste ihrer Freundinnen. Sailor Mars. Die Kriegerin, die so hart gekämpft hatte, dass sie am Ende zwei Dämonen mit in den Tod nahm. Hier verweilte Bunny am längsten. Tränen liefen über ihr Gesicht und ließen es noch mehr brennen. Sie achtete nicht darauf. „Es tut mir so leid.“, sagte sie. „Wenn ich damals stärker gewesen wäre, hättet ihr alle nicht so leiden müssen. Auf einmal verschwamm die Landschft um Bunny. Sie fand sich nun im Zentrum der Bösen Macht wieder und Königin Perilia schleuderte einen schwarzen Kristall auf sie. Endymion warf sich schützend über sie und wurde so getötet. Die Zeit schien still zu stehen. Bunny kniete neben ihrem toten Geliebten. „Mamoru… Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Doch die anderen haben mir geholfen euch alle zu retten.“ In Bunny keimte Hoffnung auf. Wie als ob jemand das verhindern wollte, veränderte sich die Umgebung erneut. Sie stand in Mamorus Appartement. Er hielt Chibiusas Hand. Sie erinnerte sich daran. Ohne Mamoru hätte Chibiusa nicht überlebt. Alles drehte sich. Sie stand hoch oben, neben Nehelenia. Die Königin warf Chibiusa in die Tiefe und Bunny glaubte sie schon verloren, doch sie sprang hinterher. So viel Angst hatte sie damals gehabt um ihre zukünftige Tochter. Doch noch bevor diese unten aufschlug, hatte Bunny sie retten können. Plötzlich stand sie vor Galaxia, die ihr ihre Sammlung reiner Sternenkristalle zeigte. All ihre Freunde waren darunter und auch Mamoru. Dies war der wohl schrecklichste Moment ihres Lebens gewesen. Galaxia, die schon unzählige Welten vernichtet hatte, hatte ihr alles genommen. Aber auch diesmal hatte Bunny es geschafft ihn zu retten. Alles um sie herum wurde schwarz. Diesmal dauerte die neue Szene länger. Doch es war keine Erinnerung, es war etwas vällig neues. Ein kaltes Lachen zerriss die Stille. Bunny blickte nach vorn. Auf einer kleinen Erhebung stand eine Gestalt, die vollkommen schwarz war. Zu ihren Füßen lagen Rei, Amy, Makoto, Minako, Yaten und Taiki. Sie alle waren dem Anschein nach tot. Nur einer regte sich noch, Bunny hatte ihn zuerst gar nicht gesehen. Es war Seiya. „L-lauf weg Sch-schätzchen, er darf dich nicht kriegen! Ich lie-“ Doch bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, sackte auch er tot auf dem Boden zusammen. Die schwarze Gestalt hielt ein bluttriefendes Schwert in der rechten Hand. Sie lachte noch immer. Und jetzt sah Bunny auch warum. Mit der linken Hand, die bisher ein wenig im Schatten gewesen war, hielt sie Mamoru an der Kehle. Seine Hände versuchten verzweifelt die des Feindes zu lösen, doch er schaffte es nicht. „Mamoru!“ Es war nicht Bunny die schrie. Sie wandte sich um. Ein paar Meter rechts von ihr, stand eine Art Käfig und in diesem Käfig war Chibiusa gefangen. „Mamoru, nein Papa! Bitte, du musst es schaffen!“ Bunny war wie gelähmt, doch sie schafftees noch Chibiusa zuzurufen. „Chibiusa, wie kommst du denn hierher?“ Die kleine Lady schien ihre zukünftige Mutter erst jetzt zu bemerken. „Bunny! Ich wollte doch kommen um euch zu helfen, aber sie haben mich auch gefangen! Hilf Papa, bitte! Du musst ihm helfen!“ Bunny nickte in Panik. „Macht des Mondlichts, mach auf!“ Doch bevor sie sich verwandeln konnte, schossen grüne Ranken aus dem Boden um sie herum und fesselten sie. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. „Nein!“, rief sie. Wieder ertönte das Lachen. Bunny wandte sich der schwarzen Gestalt zu. „Aufhören!“, rief sie. Doch die Gestalt lachte nur noch lauter. Sie hob das Schwert hoch über ihren Kopf und es blitzte unheilvoll. Mamoru kämpfte noch immer mit der Hand, die ihn festhielt. Seine Füße berührten nicht mal mehr den Boden. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er konnte den Kopf gerade so weit drehen, dass er Bunny sah. „Bunny…“, flüsterte er. „Es tut mir so leid, dass ich dich nicht beschützen konnte. Bitte, rette dich.“ „Neeeeeeeiiinnnn!!!“ Bunny schrie, als sich das Schwert in Mamorus Körper bohrte. Er stöhnte ein letztes Mal qualvoll auf, dann ließ die Gestalt ihn fallen und er blieb reglos am Boden liegen. Die Gestalt grinste und verschwand im Nichts. Im selben Moment ließen die Ranken Bunny los und sie stürmte nach vorne. „Mamoru, Mamoru, nein, NEIN!“, rief sie immer wieder. Sie kniete sich neben ihn und schüttelte ihn, doch er regte sich noch immer nicht. Ein Sturzbach aus Tränen lief über Bunnys Gesicht. Sie konnte es nicht glauben. Mamoru, ihr Mamoru… tot! Das konnte nicht sein… „Bunny?“ Chibiusas Stimme war schwach, aber noch deutlich vernehmbar. Bunny sah sie an. Sie wurde mehr und mehr durchsichtig. Natürlich, ohne Mamoru würde es auch keine Chibiusa geben… nie… Der Schmerz wurde unerträglich. Bunny ließ den toten Mamoru liegen und ging zu ihrer noch-Tochter, um in ihren letzten Augenblicken bei ihr zu sein. Der Käfig um sie herum war verschunden, sie lag jetzt nur noch kraftlos am Boden. Bunny setzte sich neben sie und nahm ihren Kopf in ihren Schoß. Er war unnatürlich leicht. Sie ergriff eine Hand der kleinen Lady und hielt sie ganz fest. „Alles wird gut, meine kleine, alles wird gut.“, murmelte Bunny, doch die Tränen, die noch immer kullerten, straften sie lügen. Es dauerte noch etwa eine Minute, in der Chibiusa immer durchsichtiger wurde. Dann, mit einem letzten leisen „Mama“ auf den Lippen, verschwand sie. Auf einmal war Bunny wieder ganz allein. Doch diesmal war es anders. Mittlerweile wünschte sie sich die Schneelandschaft mit all ihrer Kälte zurück. Die Geschehnisse hier waren einfach zu grauenhaft gewesen. Sie zögerte kurz, lief dann aber zurück zu ihren toten Freunden. Chibiusa war weg. Endgültig. Nichts und niemand würde sie zurückbringen können, genausowenig wie Mamoru, oder Rei, oder Seiya. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dalag, inmitten ihrer toten Gefährten, doch es kam ihr vor wie Stunden und die Kälte, die sich um ihr Herz gelegt hatte, ließ nicht nach. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als das alles ungeschehen zu machen. Sie alle wieder lebendig sehen zu können. „Und wenn das nicht geht, dann möchte ich wenigstens im Tod bei ihnen sein!“, rief sie in den stillen Raum. Es gab ein trauriges, hoffnungsloses Echo. Ihr Wunsch wurde nicht erfüllt. Nicht einmal das Schwert hatte der Mörder ihr dagelassen und die Ranken waren auch verschwunden. Es gab nichts, womit sie sich wieder mit den anderen vereinigen hätte können. Hier war es. Das Schlimmste was Bunny befürchten konnte, war eingetroffen. Sie war allein. Für immer. „Bunny, nein, Sailor Moon. Es reicht. Du hast genug gelitten. Du musst die Wahrheit erkennen!“ Bunny kannte die Stimme. Sie hatte sie schon einmal gehört, vor einer Ewigkeit, wie ihr schien. „Nein. Es gibt keine Wahrheiten mehr, die ich erkennen muss. Sie sind tot! Ich werde nie wieder mit ihnen reden können! Ich bin ganz allein!“ „Du darfst dein Herz nicht verschließen!“ Diesmal sprach eine andere Stimme, doch sie war der ersten sehr ähnlich. „Noch immer gibt es die, die deine Hilfe brauchen! Es ist noch nicht vorbei!“ Mit einem Mal wurde Bunny bewusst, woher sie die Stimme kannte. Es war die Stimme des kleinen Mädchens aus ihrem Traum. „Es ist noch nicht vorbei!“ „Wie meint ihr das?“, rief Bunny in den Raum. Sie konnte nichts sehen, doch sie fühlte, dass sie nicht allein war. „Sie sind nicht tot! Du musst es nur erkennen!“ Sie riss die Augen auf. War das möglich? Bunny sah auf die leblosen Körper vor sich. Sie sahen genauso aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Es gab kein Anzeichen dafür, dass sie nicht echt sein sollten. Instinktiv nahm sie Mamorus Hand - und stockte. Sie hatte seine gewählt, weil er als letzter gestorben war. Und sie wusste, auch wenn es ihr vorhin nicht so vorgekommen war, dass es noch nicht lang her war. Doch seine Hand war eiskalt. Wenn er wirklich bis vor kurzem noch gelebt hatte, wie konnte er dann jetzt schon so kalt sein? Doch das war nicht die einzige Frage, die Bunny sich stellen musste: Wenn das wahr war, wieso hatte sie es dann nicht bemerkt, als sie das erste Mal bei ihm war? Wie zur Antwort, sprach wieder eine der Stimmen zu ihr. „Du musstest erst Hoffnung schöpfen und erfahren, dass es einen Ausweg gibt, bevor du die Kälte bemerken konntest. Die Illusion war perfekt - bis du sie durchbrochen hast. Jetzt musst du nur noch zurückkommen!“ „Aber wie?“, rief Bunny abermals in den Raum. „Du musst es annehmen. Du musst erkennen, dass es nur eine Illusion ist.“ Bunny war verwirrt. Hatte sie es nicht schon erkannt? Ihr Blick schweifte in dem Raum umher und blieb an der Stelle hängen, an der Chibiusa verschwunden war. Doch es war nicht Chibiusa gewesen, wurde ihr plötzlich bewusst. Chibiusa lebte, beziehungsweise würde leben! Es war, als würde ein grauer Vorhang zur Seite gezogen. Auf einmal fühlte Bunny sich nicht mehr einsam. Ihre Hoffnung war zurückgekehrt. Abermals verschwand die Szene um sie herum und auf einmal fand sie sich in einer großen, bläulichen Halle wieder. Vor ihr standen zwei Mädchen, offenbar ebenfalls Sailorkriegerinnen, die ihr zulächelten. Bunny musste mehrfach blinzeln, bis sie ihren Augen traute. Die Mädchen glichen sich wie ein Ei dem anderen, wenn man von Haar- und Augenfarbe einmal absah. Und nicht nur das, sie sahen auch noch genauso aus - wie sie! Noch immer lächelnd angesichts ihrer Miene gingen sie einen Schritt auf Bunny zu. „Gestatten: Sailor Earth und Sailor Fullmoon. Zu ihren Diensten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)