PotC IV - The Chase After The Blue-Blooded's Treasure von Yami-No-Yuuki (Kampf zwischen Liebe und Tod) ================================================================================ Kapitel 2: Inside of Port Royal's Jail. --------------------------------------- Worterklärungen für dieses Kapitel „ [...] Bis dahin haben sie oft butzen müssen, bis sie mal den richtigen hatten, glaubt mir. [...]“ butzen: Fehlhinrichtungen vollstrecken [...] „So ist es und er wird nicht eher ruhen, bis wir beide als letzte Überlebende der Dynastie den Tod gesehen haben...“ Dynastie: Auf einen gemeinsamen Stammvater zurück zu verfolgender Familienverband. Vorwiegend beim Adel. [...] „Sie treten ihre letzte Reise an und werden gleich wegen ihrer Infamien am liechten Galgen hingerichtet. [...] Infamien: Unehrenhaftigkeit, Schändlichkeit, in üblen Fama (Ruf) bringen liechter Galgen: Verdorrter Baum bzw entrindeter Baumstamm,, an dem Verurteilte erhängt wurden. Schändlichste Todesstrafe. [...] „Sie werden nach ihrer Strafe irgendwo verlochen [...]“ verlochen: verscharrt, Gegensatz von Beerdigen [...] Denn der Pranger wartete schon auf sie... Pranger: meist auf dem Marktplatz aufgestellte Säule/Wand o.ä. an dem die Verurteilten dem Volk zu Ihrer Schande zur Schau gestellt wurden. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Chapter Two. Inside of Port Royal's Jail. Elaine hustete und schnappte nach Luft, als sie die Wasseroberfläche erreichte. Sie strich sich mit einer Handbewegung die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht nach hinten, rappelte sich auf, ging weiter auf das Ufer zu, bei jedem Schritt das Plätschern und den Wellengang des Wassers hörend, und hob ihr Gesicht, bis sie einen Mann wenige Meter vor sich sah. Den Hut leicht ins Gesicht gezogen, eine weiße Perücke auf dem Kopf, ein weißes Tuch, dass sich um seinen Hals legte, gekleidet in einen schwarzen Anzug, dessen Nähte bronzefarben verziert waren. „So sieht man sich also wieder, Miss Moore.“ Er sprach ihren Namen voller Hohn aus. „Wie lang ist es her, seit ich Euch das letzte Mal sah... über ein Jahrzehnt...“ //Der fehlt mir noch.// „Vierzehn Jahre, Lord Cutler Beckett, vierzehn lange Jahre...“ Sie verengte die Augen und fuhr bissig fort. „Ich hatte gedacht, dass es Euch dahingerafft hätte, Beckett. Aber anscheinend habt Ihr den Angriff auf der See mehr oder minder gut überstanden.“ Sie grinste hämisch, als sie die Augenklappe über seinem rechten Auge und mehrere größere und kleinere Narben, besonders auf der rechten Gesichtshäfte entdeckte. „Seid Ihr euch sicher, es wäre nicht besser für Euch gewesen, lieber den Tod gewählt zu haben, als mit dieser... wie heißt es doch... Schande... weiterzuleben, Lord? Von Piraten so zugerichtet worden zu sein muss doch gerade für Euch ein unerträgliches Laster sein...“ „Passt auf, was Ihr sagt, Miss Gascoigne. Eure Mutter hat schon für ihre Taten bezahlt. Solltet Ihr nicht Acht darauf geben, dass Ihr nicht wie sie am Strang zu endet?“ Er ging langsam auf sie zu, den Degen in der Hand, ihr die ganze Zeit in die Augen sehend. Elaine aber ließ sich von ihm nicht beeindrucken und stellte sich trotzig vor ihn. „Meine Mutter war dumm genug in Eure Falle zu laufen. Sie hat für ihre Schadtat bezahlen müssen. Allerdings werde ich nicht wie sie enden, ich werde ihre Fehler nicht nachahmen.“ Beckett berührte mit der Spitze seines Degens Elaines Kehle und schnitt eine kleine Wunde in ihr Fleisch. „Wenn Ihr euch da nicht täuscht.“ Elaine zog ihre Pistolen, die sie den Wachen in London geraubt hatte und richtete sie auf ihren gegenüber. „Sprecht euer letztes Wort, Lord Cutler Beckett.“ „Wollt Ihr das wirklich wagen? Tötet Ihr mich, steht Euch eine schwere Strafe bevor.“ „Eigentlich wollte ich dem britischen Königshaus den Rücken zukehren und ein neues Leben anfangen. Wenn ich Euch aber getötet habe ist mir jede Strafe recht. Oh, wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet, Lord. Sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht und mir meine Mutter geraubt, aber jetzt – jetzt werdet ihr dafür teuer bezahlen!“ Sie entsicherte die Pistolen und richtete sie leicht waagerecht haltend auf Beckett. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer rechten Schulter, sah eine lange Klinge vor ihren Augen, die sich durch ihre rechte Schulter gebohrt hatte. Beim Versuch, ein paar Worte zu sprechen, scheiterte sie kläglich. Es war, als ob sie ihre Stimme verloren hätte. Sie öffnete ihren Mund, doch ihr entwich nicht mehr als ein Stöhnen. „Ihr solltet in Zukunft auf eure Rückendeckung achten, Miss Gascoigne. Versorgt ihre Wunde, ich brauche sie noch einige Tage lebend. Dann werft sie zu Taggard in die Kerker.“ Der Degen wurde schnell aus ihrer Schulter gezogen, Elaine fasste sich an diese und versuchte, die Blutung etwas aufzuhalten. „Das werdet Ihr mir büßen, Beckett...“, flüsterte sie, als sie von Becketts Männern abgeführt wurde. Ein lauter Schrei entfuhr ihr, als man sie grob in eine winzige Zelle stieß und ihr Körper auf den Pflastersteinen aufprallte. „Einmal Verräter, immer Verräter, Gascoigne.“ Ein lautes, schäbiges Lachen, dann kehrte Stille ein. Schwer atmend lag sie auf den kalten und nassen Steinen, den Blick starr auf die Wand gerichtet. Ihr Oberkörper hob und senkte sich unregelmäßig, sie fand kaum die Kraft, sich aufzurappeln. „Ihr solltet Euch aufrappeln, Miss. Man weiß nie, wer oder was vorher auf den Steinen gelegen hat.“, sagte eine ihr unbekannte Stimme. „Das würde ich gern, hätte ich Kraft dafür. Aber danke für diesen gut gemeinten Ratschlag.“ Langsam erhob sie sich und setzte sich auf, ihre linke Hand auf die Wunde haltend. Es war unsagbar dunkel in den Kerkern, es stank nach Verwesung und Tod, verdorbenem Essen und Exkrementen. Dieser Ort war noch schlimmer als die Vororte von London, das stand für Elaine fest. „Geht es Euch gut, Miss?“, fragte man sie, es war eine sanfte Frauenstimme, die zu ihr sprach. „Wie soll es mir gehen, nachdem ich von Beckett persönlich festgenommen wurde? Ich habe zudem ein Loch in der Schulter und stehe auf der Liste der am meisten gesuchten Briten. Wie meint Ihr soll es mir dann ergehen?“ Elaine schleppte sich auf die Wand zu und ließ sich auf den Boden fallen, den Rücken an die kalten Steine hinter sich gepresst und den Kopf nach hinten gedrückt. „Entschuldigt, wenn ich euch erzürnt habe. Ich wusste nicht, dass ihr...“ „Haltet einfach Euren Mund, dann...“ Elaine erkannte das Gesicht der Frau, die mit ihr die Zelle teilte und neben ihr saß. „Mutter? Das kann nicht sein, Ihr seid doch...“ //Diese Frau sieht aus, wie Mutter damals ausgesehen hat, nur einige Jahre älter... aber das kann doch nicht...// „Eure Mutter mag vor vielen Jahren umgekommen sein, aber ich habe mein Versprechen ihr gegenüber gehalten. Ich habe Euch endlich gefunden und werde Euch nie wieder aus den Augen lassen, das bin ich Eurer Mutter schuldig.“ „Wenn Ihr Euch erst einmal vorstellen würdet, Miss. Damit eins klar ist, ich lasse mich von niemandem bewachen!“ „Mein Name ist Evelyn Gabriella McTaggard, ich bin die älteste Schwester Eurer verstorbenen Mutter.“ Schockiert sah sie in das Gesicht der älteren Frau, die neben ihr hockte und am ganzen Leib zitterte. „Ihr seid...wer? Aber das kann nicht sein... Was wollt Ihr hier? Und wieso seid Ihr hier unten eingesperrt?“ „Cutler Beckett hat mit der Unterstützung des britischen Adels den Großteil Eurer Familie töten lassen, die je mit dem unreinen Blut des Großbürgers in Verbindung stand. Eure Mutter war die erste, die bezahlte, dann waren ihr Mann und ihre Söhne daran, am Strang zu enden. Es folgten die Frauen und Mädchen, die das Könighaus mit Ertränken oder Verbrennen bestraft wurden, weil sie als Frauen während ihrer Strafe nicht öffentlich zur Schau gestellt werden durften. Dies alles erfolgte auf Befehl des Königshauses und mit Nachdruck von Becketts Vater, Cutler's Vorgänger.“ Als Elaine es sich vorstellte, wie ihre Familie grausam und qualvoll hingerichtet wurde, lief es ihr kalt den Rücken herunter. „Aber meine Mutter wurde doch gehängt...“ „Nein, da müsst Ihr Euch täuschen. Eure Mutter wurde nach wochenlanger Peinigung in den Folterkammern Londons außerhalb von London in einem Moor ertränkt. Sie wurde nicht gehängt. Frauen durften damals nicht zur Schau gestellt werden. Man hat nur Männer und Jungen gehängt. Heute werden allerdings sowohl Frauen und Mädchen, als auch Männer und Jungen gehängt. Wie sich die Zeiten doch ändern...“ Elaine dachte nach. Wer war denn die Person, die vor ihren Augen auf dem Marktplatz in London gehängt worden war? Die Frau sprach weiter. „Vor fast genau drei Jahren hat man außerdem Euren richtigen Vater gefunden, Elaine – auch er wurde auf Befehl von Beckett hingerichtet. Bis dahin haben sie oft butzen müssen, bis sie mal den richtigen hatten, glaubt mir. Dutzende mussten sterben, obwohl sie unschuldig waren, bis sie deinen Vater fanden und ihn erfolgreich aus der Welt schafften. Die letzten Überlebenden unseres Stammbaums sind wir beide, Elaine. Und auch wir sollen gemordet werden. Ich bin nur noch wenige Tage hier, vielleicht zwei oder drei, höchstens eine Hand voll, bis auch ich mich auf die letzte Reise begeben werde, wenn ich bis dahin nicht einem anderen Tod erliege.“ Elaine besah sich die Frau genauer. Nicht nur ihre Kleidung sah nass, mit dunklen Flecken übersät und verkommen aus, sie war abgerieben und teilweise mit Löchern versehen, einige Löcher waren geflickt. Ihr mittellanges Haar sah im milchigen Licht, das durch ein kleines Fenster einfiel, gräulich bis blond, es war verfilzt und klebte an ihrer Haut. Ihre Augen waren versteckt in tiefen Höhlen, sahen aus, als wären sie eingefallen, wie die restliche Haut. Ihre Finger waren aufgeschürft, blutig und dürr, die Fingerknöchel ragten weit aus ihrer Haut hinaus. Die Handgelenke waren dünn und knochig, man könnte sie mit einer Hand mehr als einmal ganz umfassen. Als die Frau Elaines Blicke bemerkte, zog sie die Ärmel ihres zu großen Hemds länger und vergrub die Hände in ihrem Rock, damit Elaine diese nicht länger sehen konnte. „Dann ist es wahr... Beckett will seit Jahren unsere Familie auslöschen...“, sagte Elaine leise, den Blick wieder hebend und durch die Gitter in die benachbarten Zellen schauend, soweit sie etwas sehen konnte. „So ist es und er wird nicht eher ruhen, bis wir beide als letzte Überlebende der Dynastie den Tod gesehen haben...“ „Aber ich verstehe nicht, warum unsere gesamte Familie getötet wurde. Bei solchen Vorfällen werden nur die Täter bestraft – wieso wird für den Ehebruch meiner Mutter die gesamte Familie hingerichtet?“ Wieder sah die die alte Frau an. Es war schwer für Elaine einzuschätzen, wie alt diese war, allerdings stand fest, dass sie, so wie sie aussah, nicht mehr sehr lange am Leben bleiben würde. Am ganzen Körper wies sie blutige Wunden, wahrscheinlich lagen viele Stunden und Tage in den Folterkammern hinter ihr. Elaine war sich sicher: hier wollte sie nicht mehr länger bleiben. Es wäre für sie der absolut sichere Tod; es war noch schlimmer, als es in London gewesen wäre, wäre sie dort geblieben. „Das wusste niemand und bis heute ist es mir ein Rätsel. Aber ich mache mir auch keine Gedanken mehr darum, bald ist es um mich geschehen, sei es durch Hungertod oder eine von Lord Beckett ausgefeilte Todesstrafe. Sitzt du einmal in diesem Kerker, Elaine, kommst du nie wieder ans Tageslicht, außer an dem Tag der Vollstreckung.“ Sie drehte sich zu ihrem Mithäftling und ergriff Elaine an den Oberarmen. „Hör' mir zu. Wenn du irgendwie und irgendwann eine Fluchtmöglichkeit siehst, dann versuche zu entkommen. Ich will dir diese Hölle ersparen, mein Kind. Hier lauert nur der qualvolle Tod auf dich und all die anderen hier gefangenen!“, flüsterte sie eindringlich. Elaine weitete die Augen, denn sie erinnerte sich an damals. Vor vielen Jahren, als ihre Mutter noch lebte, hatte sie fast das selbe gesagt. Es war Mitte Februar im Jahre 1698, ein regnerischer Tag. Es war der Tag, an dem der Ehemann ihrer Mutter herausfand, dass Elaine ein uneheliches Kind war und aus einer Liebschaft mit einem Großbürger entstammte. „Elaine, meine geliebte Tochter, bevor der Lord dieses Haus erreicht, flüchte von hier. Ich habe vor langer Zeit einen Fehler begangen und muss für einige Zeit weg von hier. Du kannst wie ich nicht länger hier verweilen, ohne Schaden zu nehmen. Ich will dir die Hölle ersparen, mein Kind – bitte lauf' weg und kehre nie wieder, niemals in deinem Leben, wieder hierher zurück. Versprich' es mir.“ „Aber Mutter, wieso müssen wir denn gehen? Können wir nicht bleiben?“ „Ich sagte, wir werden fliehen und getrennte Wege gehen. Wenn es anders ginge, würde ich dich niemals fort schicken, aber uns bleibt keine andere Wahl als diese. Elaine, mein Schatz, bitte, es ist die einzige Möglichkeit...“ Ein lauter Knall, eine Türe flog auf. „Los, du musst fliehen! Solange du es noch kannst, lauf' weg, Elaine.“ „Ich kann Euch nicht hier lassen, Mutter.“ „Du musst! Und jetzt geh', sonst kriegen sie dich auch. Los, lauf'!“ Ich hatte mich von ihr abgewandt, war davongelaufen und mein Leben gerettet. Hinter mir hörte ich Mutter schreien, ich drehte mich um und sah, wie sie in Ketten gelegt und aus dem Haus hinaus geführt wurde. Beckett's Vater hatte mich gesehen, auch sein junger Sohn, Cutler Beckett war dabei, da er alsbald in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, da dieser schwer krank geworden war, wie es meine Mutter mir mal erzählt hatte. Zeitgleich wurden einige Männer aus der Zelle zur Rechten Elaines geholt und an Ketten aus dem Kerker gezogen. Einige schrien, einer, so hörte Elaine, betete mehrmals leise das Ave Maria und hielt dabei einen Rosenkranz in den Händen. Ganz leise sprach er: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen." „Sie treten ihre letzte Reise an und werden gleich wegen ihrer Infamien am liechten Galgen hingerichtet. Du sollst nicht sterben, du bist noch so jung und hast dein Leben noch vor dir... ich dagegen bin alt und schwach, wenn mich der Tod holt habe ich die Qualen endlich hinter mir. Ich wünsche mir schon so sehr, seit Tagen den Tod herbei, doch es scheint, als wolle er mich zunächst verschmähen, um mich, als die Schwester der Sünderin, leiden zu sehen...“ Die Frau sprach leise und den Mund kaum bewegend, um nicht das Aufsehen der Henker und Wächter zu erregen. Ein lauter Ruf der Wächter rief Elaine aus ihren Gedanken. „Hört auf zu reden, Weiber. Oder soll ich den Henker zu euch kommen lassen?“ Ein lautes Grölen und Lachen der Männer folgte, dann waren sie mitsamt der Häftlinge verschwunden. Letztere kamen nie wieder zurück. „Sie werden nach ihrer Strafe irgendwo verlochen, ins Meer oder irgendwelchen Tieren zum Fraß vorgeworfen oder man lässt sie auf eine andere Art und Weise verschwinden, wie all die anderen....“ Doch Elaine hörte der Frau nicht mehr länger zu. Für sie stand fest, dass sie fliehen musste. Nur wie, das wusste sie nicht. Denn der Pranger wartete schon auf sie... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)