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The Ultimate Fling

Saga x Kai; Nao x Ruki [momentan abgebrochen]
von

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„Ich bin doch nicht zu blöd zu kochen!“, regte sich Nao schmollend auf und hob drohend den Kochlöffel, tat so, als würde er Kai gleich damit schlagen. Kai ging reflexiv in Deckung, lachte aber herzlich und neckte seinen Freund weiter. Schon vor Wochen hatten die beiden geplant, endlich mal wieder einen Abend gemeinsam zu verbringen. Statt irgendwo in ein Restaurant zu gehen, hatten sie sich dazu entschlossen, gemeinsam zu kochen und bei Nao den Abend mit einer Flasche Wein und einem guten Gespräch ausklingen zu lassen. Wirklich oft hatten sie sich nämlich dieses Jahr noch nicht gesehen, weswegen es jede Menge zu erzählen gab. Allerdings hatte Kai nun Naos Küche in Beschlag genommen und dem Drummer vorgeschlagen, sich um den Nachtisch zu kümmern. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass Nao wieder ihr Abendessen ruinierte, wie er es schon mal versehentlich getan hatte, als sich beim Würzen einer Speise der Deckel des Pfefferstreuers gelöst und das Essen ungenießbar scharf gemacht hatte. Allerdings konnte man dafür eigentlich nicht Nao die Schuld geben, Kai wäre dieses Missgeschick ebenso passiert, dennoch wurde er nun praktisch aus der Küche verbannt, was Nao überhaupt nicht gefiel. Klar, Kai konnte toll kochen, aber eigentlich machten sie das ja des Spaßes wegen. Sonst hätten sie wirklich gleich in ein Restaurant gehen können.
 

„Du kannst vielleicht Etwas kochen, aber damit ist es nicht getan. Es sollte dann auch gut schmecken“, scherzte Kai und fing sich nun wirklich einen leichten Schlag mit dem Kochlöffel auf die Brust ein und ein beleidigtes Schnaufen Naos.

„Das ist meine Küche und du bist hier nur Gast!“, plusterte er sich auf, griff an Kais Kopf vorbei zum Gewürzregal und nahm den Pfefferstreuer.

„Siehst du? Ich hab den Deckel extra mit Klebeband festgeklebt. So was passiert mir nie wieder.“

„Schon gut“, lenkte Kai ein, „aber dennoch sollte jemand den Nachtisch machen, oder magst du keinen? Mir ist das ja eigentlich egal, aber so wie ich dich kenne…“

„Na gut. Du hast gewonnen. Ich kümmere mich drum“, sagte Nao und holte die Milch aus dem Kühlschrank, die er für den Erdbeerpudding brauchte. Pudding machen war ja schließlich auch Kochen. Sollte Kai halt weiter an seiner eigenen Hühnchenkreation werkeln, Nao würde währenddessen den Pudding machen und schon mal Naschen. Naschen war ja sowieso das Beste am Kochen. Allerdings hatte er die Rechnung nicht mit Kai gemacht. Als der Pudding fertig war und kurz abkühlen sollte, bevor er ihn in die Schälchen gab, wollte Nao seinen Finger in die warme Masse tunken, doch Kai war schneller und haute ihm auf die Hand.

„Nao!“, sagte er mahnend, „Das ist der Nachtisch. Nicht die Vorspeise.“

Nao wollte protestieren, doch seine Worte wurden im Keim erstickt, als es an der Tür klingelte.

„Wer ist das denn jetzt?“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Kai, warf seine Schürze auf die Arbeitsplatte und ging zur Tür. Eigentlich schaute ja nie jemand unangemeldet bei ihm vorbei, was wohl weniger an gutem Benehmen lag, als an der Tatsache, dass man Nao auch nur selten zuhause antraf. Einer jedoch rief prinzipiell nie an, wenn er mal wieder etwas von Nao wollte und meistens wusste er auch, wann der Drummer zuhause war, handelte es sich doch um seinen besten Freund und Bandkollegen …
 

„Saga! Was machst du denn hier?“, fragte Nao dennoch verblüfft, obwohl er es mittlerweile gewöhnt war, dass es Saga ziemlich egal war, ob seine Besuche um 5 Uhr nachmittags oder um 2 Uhr morgens waren. Allerdings hatte er an diesem Abend nicht mit seinem Freund gerechnet, da er mittags bei der Bandprobe noch erzählt hatte, seine Eltern über’s Wochenende besuchen zu fahren.

„Was ist das denn für eine Begrüßung?“, beschwerte sich der Bassist sofort und drängelte sich an Nao vorbei in die Wohnung, der noch kurz in den jetzt leeren Flur starrte und dann resignierend die Tür schloss. Eigentlich war Saga immer bei ihm willkommen, aber heute wollte er ihn trotzdem so schnell wie möglich los werden, denn diesen Abend wollte er zur Abwechslung mal mit Kai verbringen. Der Gazette Drummer und er waren in den letzten Jahren gute Freunde geworden, aber da beide mit ihren Bands viel zu tun hatten und ständig unterwegs waren, sahen sie sich nicht so oft, wie Nao es gerne hätte. Er hatte sich ziemlich drauf gefreut, endlich mal wieder mit Kai über alles mögliche zu reden, sich von Leader zu Leader über ihre Bands und deren Eigenheiten auszutauschen und lustig zu machen, wie sie es bei diesen Gelegenheiten gerne taten. Saga sah er ja praktisch jeden Tag und obwohl er sein bester Freund war, wollte er Kai nicht mit ihm teilen.
 

„Also? Was ist los?“, stellte er ihn zur Rede, als sie im Wohnzimmer standen. Saga setzte schon zu einer Antwort an, als er die Nase in die Luft streckte, zu schnüffeln begann und Nao ahnte nichts Gutes. Saga kam nicht nur gerne zu allen möglichen und unmöglichen Uhrzeiten vorbei, er lud sich auch gerne selbst zum Essen ein, wenn es etwas gab, das er mochte. Und Saga mochte fast alles.

„Was kochst du? Riecht total lecker!“, sagte er und verschwand schon in Richtung der Küche. Kurz darauf hörte Nao, wie Saga Kai überrascht begrüßte und irgendwas von „probieren“ faselte. Nao verdrehte die Augen und betrat ebenfalls die Küche, sah als allererstes, wie Saga den Kochlöffel, den Nao vorhin noch geschwungen hatte, in Kais Pfanne tauchte, kurz pustete und den ganzen Löffel in seinem gierigen Mund verschwinden ließ. Und Kai stand grinsend dabei!
 

„Hey! Ich dachte hier wird nicht genascht!“, beschwerte sich Nao und sah tadelnd von Kai zu Saga und wieder zurück zu Kai, der nur mit den Schultern zuckte. Wahrscheinlich war er einfach nur höflich, weil er Saga nicht besonders gut kannte. Nun, Nao musste nicht höflich mit Saga sein.

„Aber es riecht so lecker, da musste ich doch probieren“, setzte Saga zu einer Entschuldigung an, welche sein Grinsen aber ziemlich unglaubwürdig machte. Nao packte ihn am Arm und zerrte ihn zurück ins Wohnzimmer, schloss noch schnell die Tür zur Küche, damit Kai sie nicht hörte.

„Ich kann dich heute Abend echt nicht gebrauchen. Komm morgen wieder. Solltest du nicht sowieso bei deinen Eltern sein?“

Saga seufzte. „Ja schon, aber Hitomi hat mir abgesagt Chiko zu nehmen und niemand sonst wollte auf ihn aufpassen und mit nach Hause nehmen kann ich ihn nicht, weil meine Mutter doch allergisch ist“, erklärte er und ließ sich auf den Sessel fallen, neben dem er stand, was Nao nicht gefiel. Saga sollte es sich bloß nicht gemütlich machen, denn Nao würde ihn sowieso gleich rausschmeißen. Er verstand ohnehin nicht, warum Saga unbedingt einen Hund haben musste. Er war ja fast nie zuhause und da er alleine lebte, musste er ständig nach jemanden suchen, der auf sein Haustier aufpasste. Normal kümmerte sich seine Nachbarin Hitomi immer um Chiko, aber scheinbar war ihr diesmal auch etwas dazwischen gekommen.
 

„Naja, das ist Pech. Aber hier kannst du auch nicht bleiben. Mach dir halt einen schönen Abend mit Chiko. Du kümmerst dich eh viel zu wenig um ihn.“ Nao war sich bewusst, dass er gerade relativ unfreundlich klang, aber er hatte nun mal überhaupt keine Lust darauf, sich seinen Abend mit Kai von Saga zu verderben zu lassen. Er strich sich durch die dunklen Haare, atmete tief durch und deutete auf die Tür. Saga funkelte ihn kurz gespielt beleidigt an, stand dann aber auf.

„Na gut. Dafür lädst du mich aber morgen zum Eis essen ein, okay?“

Nao zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen. Also dann, schönen Abend noch, Saga.“
 

Es wäre so einfach gewesen, Saga jetzt in den Flur zu begleiten und rauszuwerfen, hätte nicht Kai das Wohnzimmer in genau dem Moment betreten, als Saga aufstand und sich verabschiedete.

„Du willst schon gehen? Ich wollte gerade fragen, ob du mit uns essen willst. Ich hab viel zu viel gekocht“, sagte der Schlagzeuger freundlich, unwissend, was sich gerade zwischen Nao und Saga abgespielt hatte. Nao warf Saga einen drohenden Blick zu, doch der Bassist ignorierte ihn einfach und strahlte Kai an. „Ich würde gerne ein wenig bleiben und mit euch essen. Aber nur, wenn ich nicht störe.“

„Ach, du störst doch nicht, oder Nao?“, wandte sich Kai an Nao, der jetzt natürlich schlecht drauf bestehen konnte, dass Saga ging. Also hoffte er, dass sein Freund genug Anstand besaß, sich nach dem Essen aus dem Staub zu machen, und nickte Kai zu.

„Klar. Ich hol schnell ein weiteres Gedeck aus dem Schrank und dann können wir loslegen“, machte er gute Mine zum bösen Spiel und verschwand in der Küche, um den Tisch zu decken. Die beiden anderen folgten ihm und Saga verwickelte Kai, sehr zu Naos Missfallen, gleich in ein lebhaftes Gespräch über die Auslandserfahrungen von Gazette.
 

Nao versuchte sich einzureden, dass es doch okay war, wenn Saga ihnen Gesellschaft leistete, schließlich war er sein bester Freund und da konnte er doch ruhig mit Kai und ihm essen. Trotzdem sank Naos Laune immer mehr, weil er sich nun wie das fünfte Rad am Wagen fühlte, während Kai und Saga sich prächtig unterhielten. Das Essen schmeckte wirklich hervorragend, dennoch konnte Nao es nicht so recht genießen. Immer wieder schaute er auf die Uhr und warf Saga aussagekräftige Blicke zu, wenn Kai gerade nicht hinsah, aber Saga machte keinerlei Anstalten, sich endlich zu verabschieden.
 

„Schieb deinen Arsch endlich aus meiner Wohnung!“, zischte er Saga sauer an, als Kai sich kurz auf die Toilette verzogen hatte. „Ich find das nicht lustig. Du hattest dein Essen, also hau jetzt ab!“

„Wieso denn? Ich finde es grad echt nett. Ich dachte immer Kai wäre langweilig, aber der ist ja richtig lustig und aufgeweckt. Ich mag jetzt nicht gehen.“

„Du ruinierst mir aber den Abend. Ich hab Kai so lange nicht gesehen.“

„Und wo ist das Problem, wenn wir was zu dritt machen? Du könntest dich ja auch mal in das Gespräch mit einbeziehen, anstatt mit so ner Fresse dabeizusitzen und nix zu sagen.“

Nao schnappte nach Luft. War er vorher sauer gewesen, hatte er jetzt richtig Lust drauf, Saga mit dem Messer zu erstechen, das noch auf dem Tisch lag. Saga schien Naos Blick zu verfolgen, denn er schnappte sich blitzschnell das Messer und warf es in die Spüle.
 

Kai kam zurück in die Küche, in der nun eiserne Stille herrschte, und sah verwundert zwischen Saga und Nao hin und her.

„Alles in Ordnung?“, fragte er zögerlich und blieb zwischen den beiden stehen. Saga nickte schließlich und stand auf.

„Jepp, aber ich muss leider los. Ich bin noch mit Tora verabredet. Wir wollten in diesen neuen Club, der in Shibuya aufgemacht hat“, log er und stand auf. Zwar fand er Kais Gesellschaft ziemlich nett, aber dass Nao mittlerweile ernsthaft sauer auf ihn war, gab ihm doch zu denken und so hatte er sich entschlossen, die beiden jetzt endlich alleine zu lassen.

„Oh, welcher Club denn?“, fragte Kai prompt und Saga merkte, wie er rot wurde. Natürlich gab es keinen neuen Club. Zumindest er kannte keinen, aber er hatte ja irgendeine Ausrede gebraucht.

„Uhm, keine Ahnung. Tora kennt sich damit besser aus. Ich kann mir die ganzen Englischen Clubnamen nie merken.“

Kai lachte vergnügt und klopfte ihm auf die Schultern. „So geht’s mir auch. Englisch ist einfach nicht mein Ding.“
 

Nao beobachtete mit zusammen gekniffenen Augen, wie Kais Hand für seinen Geschmack zu lange auf Sagas Schulter ruhte, dann verabschiedete sich der ungebetene Gast endlich.

„Vielleicht sieht man sich ja mal wieder, würd mich freuen. Und Nao, ich ruf dich morgen an.“

„Klar, wir können uns ja mal wieder alle treffen“, erwiderte Kai und strahlte Saga an, während Nao, unbemerkt von Kai, eine wegscheuchende Handbewegung machte und dann war Saga endlich weg. Nao atmete auf, als er die Wohnungstür hörte und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück.
 

„Saga kann eine echte Nervensäge sein“, seufzte er und stand auf, nahm zwei langstielige Gläser aus einem seiner Schränke, und wandte sich dann an Kai.

„Rot- oder Weißwein?“

„Weißwein. Wohnzimmer?“ Er nahm Nao die Gläser ab und ging schon mal vor, während Nao den Wein noch öffnete und ihm dann folgte. Seine Laune besserte sich sofort, als Kai ihn anlächelte.

„Also Nao, erzähl mir alle schmutzigen Details eurer letzten Tour!“, grinste der Drummer und hielt ihm die leeren Gläser entgegen.
 

Eine Stunde später war die Flasche geleert und Nao schon ein wenig angeheitert, als er auch noch den Rotwein holte, aber sie waren grad so schön dabei, dass sie einfach noch nicht aufhören wollten und Nachschub brauchten. Von Leader zu Leader ließ es sich eben doch am besten über die anderen Bandmitglieder „lästern“ und mit dem entsprechenden Alkoholspiegel im Blut machte es gleich doppelt so viel Spaß.
 

„Das erinnert mich jetzt daran, wie Hiroto sich nach unserem Tourfinal total betrunken hat. Am Ende war er so dicht, dass er auf dem Weg zum Klo stolperte, unserem Tourmanager vor die Füße fiel und prompt auf die Füße kotzte. Du hättest Itsukis Gesichtsausdruck sehen sollen! Und dann zog sich Hiroto sein Shirt aus und versuchte seine Schuhe damit sauber zu wischen. Es war unglaublich widerlich und lustig zugleich“, lachte Nao, während er ihre Gläser füllte und mit Kai erneut anstieß.

„Glaub mir, solche Geschichten kommen mir bekannt vor. Uruha übertreibt es auch manchmal, aber der ist wenigstens noch trinkfest. Wenn er aber Reita mitnimmt, endet die Nacht meist übel. Als ich irgendwann morgens aus meinem Hotelzimmer kam, lag Reita pennend im Flur, weil er betrunken seine Tür nicht mehr aufbekommen hatte. Das wäre noch nicht mal so schlimm gewesen, wenn ihn nicht jemand dabei beobachtet hätte, wie er im Eingangsbereich des Hotels in einen Blumenkübel gepinkelt hat. Der Hotelmanager war richtig sauer und als wir ausgecheckt haben, hat es furchtbar gestunken.“
 

Nao brach in hysterisches Gekicher aus und verschluckte sich natürlich an seinem Wein. Kai klopfte ihm fürsorglich auf den Rücken, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

„Und einmal hat Aoi irgendein Mädel abgeschleppt und flachgelegt, das sich am nächsten Tag als Fan entpuppte und sich an Aoi festklammerte, als er gehen wollte“, gab Kai noch eine kleine Anekdote zum besten. Ähnliches hatte Nao aber auch schon bei Alice Nine erleben dürfen. Die Vorzüge, die das Musikerleben mit sich brachte, wurden eben mehr als einmal ausgenutzt. Solange dabei niemand zu Schaden kam, hatte er auch nichts dagegen. Die Jungs waren schließlich alle erwachsen und wussten, was sie taten, bzw. mussten dann eben mit den Konsequenzen leben, wenn sie irgendwas anstellten.
 

„Apropos, hast du nochmal was von Masa gehört?“, wollte Nao dann wissen. Masa war Kais Ex-Freund, mit dem er ziemlich lange zusammen gewesen war. Anfang des Jahres hatte er sich überraschend von Kai getrennt, was diesen ziemlich mitgenommen hatte.

„Naja, er ruft mich manchmal an, aber ich frage mich ehrlich, was das soll. Immerhin hat er Schluss gemacht. Da sollte er auch so konsequent sein und das nicht ständig machen“, murmelte Kai traurig und senkte den Kopf. Nao nahm ihm das Weinglas ab, stellte es auf den Tisch ab und nahm Kai in den Arm. Er wusste ja, wie sehr es ihn verletzt hatte, dass Masa ihre Beziehung beendet hatte.

„Er mag bestimmt weiter mit dir befreundet sein. Bist schließlich ein toller Kerl“, tröstete er ihn und streichelte Kai beruhigend über den Rücken.

„Aber jedesmal, wenn er mich anruft, mach ich mir Hoffnungen, dass er mich zurück will. Aber dann labert er nur irgendwelchen Müll von seinen Katzen oder seinen komischen Arbeitskollegen. Als würde mich das interessieren.“

„Dann solltest du ihm vielleicht drum bitten, dass er dich ganz in Ruhe lässt“, schlug Nao vor, obwohl er genau wusste, dass Kai noch nicht so weit war, seinen Ex komplett aus seinem Leben zu verbannen.

„Ich weiß. Aber ich kann’s nicht, denn dann wäre er ja ganz raus aus meinem Leben und das will ich auch nicht. Ich hoffe halt irgendwie, dass er uns doch noch mal eine Chance gibt.“
 

Kai löste sich von Nao und fuhr sich kurz durch’s Gesicht.

„Sorry, ich will nicht rumjammern. Ich muss nun mal akzeptieren, dass es vorbei ist. Gehört zum Leben dazu. Hast du jemand neues in Aussicht?“

Nao schüttelte den Kopf und leerte sein Weinglas. Seit genau einem Jahr und 33 Tagen war er nun Single, was ihm auch nicht besonders passte. Er wäre gerne wieder in einer festen Beziehung, aber er traf nur selten Männer, die er interessant fand und wenn er sich mal mit jemandem verabredete, wurde meist nichts daraus, weil er immer irgendetwas fand, was ihm nicht gefiel. Er wusste selbst, dass er viel zu pingelig war, aber er schaffte es auch nicht, seine Ansprüche runter zuschrauben, obwohl er selbst auch alles andere als perfekt war. Kai lächelte ihn traurig an und wuschelte ihm durch die Haare.
 

„Scheint, als wären wir beide Nieten in Sachen Liebe. Vielleicht sollten wir es mal mit Speeddating versuchen. Das ist grad so modern“, schlug Kai dann lachend vor und schnappte sich sein Weinglas. Nao fuchtelte abwehrend mit den Händen vor sich rum und schüttelte heftig den Kopf.

„Bloß nicht. Mehr als einen Deppen ertrag ich pro Abend nicht.“

„Nicht?“, fragte Kai und sah ihn ernst an, grinste dann aber breit. „Du hast doch aber auch Saga, Hiroto, Tora und Shou ständig um dich!“

Nao brach in lautes Gelächter aus und klopfte sich amüsiert auf die Schenkel.

„Eigentlich hast du Recht. Ich bin total abgehärtet was das angeht.“
 

Nao musterte Kai kurz, der sich zurückgelehnt hatte und die Augen geschlossen hielt. Als sie sich vor mehreren Jahren kennen gelernt hatten, war er kurzzeitig in den anderen Drummer verknallt gewesen. Glücklicherweise hatte er rechtzeitig herausgefunden, dass Kai schon mit jemand anderes, Masa, zusammen war, weswegen er sich die Schmach, von Kai abgewiesen zu werden, erspart hatte. Mittlerweile waren sie ziemliche gute Freunde, die sich alles erzählten, und Nao hatte ihn richtig gern, konnte sich aber überhaupt nicht vorstellen, jetzt noch was mit Kai anzufangen. Deswegen hatte es ihm auch aufrichtig leid getan, als Kai ihn irgendwann mitten in der Nacht heulend angerufen hatte, weil Masa sich von ihm getrennt hatte. Und eigentlich war Nao richtig froh darüber, dass sie einfach nur gute Freunde waren, denn eine gute Freundschaft konnte wesentlich mehr wert sein, als eine Beziehung.
 

„Magst du schlafen gehen?“, fragte er leise, denn ihm war nicht entgangen, dass Kai ziemlich müde aussah und ab und zu auch gähnte. Wahrscheinlich war er mal wieder in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um irgendwelche Aufgaben zu erledigen, die mit der Band zu tun hatten. Natürlich hatte man als Leader mehr zu tun, als die anderen Bandmitglieder, aber Kai übertrieb es bekannterweise gerne mal mit seinem Arbeitspensum.

„Wir können uns ja schon mal hinlegen, aber dann musst du mir mal erzählen, wie Hiroto beim Rumhüpfen von der Bühne gefallen ist. Das hat mir irgendwer in der Company erzählt“, kicherte er und stand auf. Schwankend lief er ins Bad, während Nao ihre Gläser wegräumte und alle Lichter löschte. In seinem Schlafzimmer zog er sich alle überflüssigen Klamotten aus und holte die Extradecke für Gäste aus einem Schrank. Kai kam kurz darauf wieder, genau wie Nao nur noch mit Shorts bekleidet. Seine Klamotten warf er neben die Tür auf den Boden und krabbelte ins Bett.
 

„Beeil dich“, rief er Nao noch hinterher, als der ins Bad ging und sich noch schnell die Zähne putzte. Als er jedoch zurück in sein Schlafzimmer kam, war Kai schon tief und fest am Schlafen. Er beobachtete ihn kurz, lächelte und legte sich neben ihn.

„Schlaf schön, Kai“, flüsterte und machte das Licht aus. Er war froh, dass der Abend noch so schön und ohne störende Bassisten ausgeklungen war, und morgen würde er Saga nochmal gehörig die Leviten lesen.
 

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So, das war das erste Kapitel und ich habe noch viel vor :D Deswegen ist noch nicht so arg viel im ersten Kapitel passiert, aber ich denke, es ist ne ganz gute Intro ;) Und vielleicht hat's ja auch jemanden gefallen.

Saga bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen zur nächsten U-Bahn Station. Tokyo war schon an normalen Tagen fürchterlich überfüllt, aber Samstage stellten das locker in den Schatten. Dabei konnte er gar nicht verstehen, wieso die Leute ihren freien Tag nutzten, um Einkaufen zu gehen oder in irgendwelchen Parks rumzuhängen. Wenn Saga frei hatte, schlief er den ganzen Tag oder lag faul auf seinem Sofa rum und schaute Wiederholungen von Amerikanischen Sendungen aus den Achtzigern an. Allerdings hatte er es auch gar nicht nötig, sich irgendetwas zu kaufen, denn als Musiker bekam er jede Menge nützlichen Kram geschenkt. Coole Klamotten, Schmuck, CD’s, die neusten Videospiele… Alles was er sonst noch brauchte, bestellte er sich meist über’s Internet. Das sparte Zeit und Nerven und er musste nicht irgendwo rumrennen oder lange an Kassen rumstehen.
 

Dass er heute seine eigentlich schicke, aber aufgrund seines nichtvorhandenen Organisationstalents chaotische Wohnung verlassen hatte, lag einzig und alleine daran, dass er bei Nao etwas gut zu machen hatte. Es war ihm zwar immer noch ein Rätsel, wieso ihn Nao gestern am liebsten mit einem Tritt in die Weichteile vor die Tür gesetzt hätte, aber gerade diese leichte Überreaktion des sonst so gutmütigen Bandleaders hatte ihn zum Nachdenken gebracht und er war zu dem Schluss gekommen, dass er sich entschuldigen und versprechen würde, ab sofort immer das zu tun, was Nao von ihm verlangte.
 

Er grinste dreckig, als sich ein nicht jugendfreier Gedanke in seinen Kopf eingeschlichen hatte, strafte sich aber innerlich gleich dafür. Immerhin war Nao sein bester Freund und damit ein wichtiger Mensch in seinem Leben, aber die meisten Kerle, mit denen er Sex hatte, bedeuteten ihm rein gar nichts. Ein, zwei Nächte, maximal 3 drei und tschüss. Wer brauchte schon eine feste Beziehung, wenn er auch so Sex bekam und einen davon abhängigen besten Freund hatte, der einen nicht mit Ausreden á là „ich hab Migräne“ vor die Schlafzimmertür setzte? Nein, Saga fehlte es an rein gar nichts in seinem Leben und den einzigen Vorteil, den er in einem Partner erkennen würde, war die Möglichkeit, dass dieser für ihn aufräumte und putzte, aber für so was waren sich die meisten Schwulen dann doch zu fein und Saga hatte in den letzten Jahren sowieso noch niemanden getroffen, von dem er mehr als nur Sex wollte. Also blieb er lieber Single. Aus Überzeugung.
 

Er lief die Treppen zur U-Bahn Station runter, kaufte in einem Kiosk noch schnell eine Packung Pocky für Nao – so als Wiedergutmachungsgeschenk quasi – , löste ein Ticket und stieg am entsprechenden Bahnsteig in den Zug ein, der ihn in kurzer Zeit ganz in die Nähe von Nao bringen würde. Auf Eis essen hatte er keine besonders große Lust mehr. Erstens war das Wetter nicht besonders toll und zweitens würde er sich sicherlich nicht freiwillig in eine menschenüberfüllte Eisdiele quetschen. Also würden sie sich einen gemütlichen Tag bei Nao machen, irgendwo Essen bestellen und sich hoffentlich wieder vertragen.

Als er aus der U-Bahn stieg, musterte ihn eine alte Dame mit düsteren Blicken und wandte sich kopfschüttelnd ab. Saga sah an sich runter, konnte aber nichts an seiner zerfledderten Jeans finden, die dem Betrachter Ausblick auf seine Beine und schwarzen Shorts erlaubten. Er grinste die Frau an, als sie erneut zu ihm schaute, und verbeugte sich höflich vor ihr. Ein bisschen erinnerte sie ihn ja an seine Oma. Die regte sich auch immer auf, wenn sie ihn in irgendeiner Zeitschrift halbnackt auf der Bühne rumflitzen sah, aber Saga konnte einfach nicht anders. Er präsentierte der Welt gerne, was er hatte.
 

Kaum stand er draußen vor dem Bahnhof, zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Nao würde sich zwar wieder aufregen, dass er nach Rauch stank, aber was sollte man auch anderes von einem strikten Nichtraucher erwarten? Saga war das ziemlich egal. Rauchen mochte vielleicht ungesund sein, aber unmoralisch war es auch nicht. Nao sollte halt an seinem Pocky rumlutschen. Pocky machte Nao glücklich, Nikotin machte Saga glücklich. So einfach war das.
 

Er schmiss gerade seine Kippe auf den Boden und trat sie aus, anstatt sie in den dafür vorgesehenen Behälter zu schmeißen, als er in einiger Entfernung jemanden auf die U-Bahn Station zugehen sah, der ihm seit gestern Abend etwas besser bekannt war.

Da war Kai aber ganz schön lange bei Nao gewesen, wenn er sich jetzt erst auf den Heimweg machte, dachte sich Saga grinsend. Nao behauptete zwar immer, dass er kein Interesse an Kai hatte, aber wer wusste schon, ob das stimmte. Außerdem musste man ja sowieso kein Interesse an jemanden haben, um mit ihm im Bett zu landen und Kai war ja nun wirklich keine schlechte Partie, wie Saga gestern festgestellt hatte. Vielleicht war das ja auch der Grund gewesen, wieso Nao ihn so dringend hatte loswerden wollen. Nun, vielleicht würde Saga das ja schon von Kai herausfinden.
 

Er stieß sich von der Wand ab, gegen die er lässig gelehnt hatte, und ging dem Gazette Drummer die letzten Meter entgegen, hob die Hand zum Gruß, als Kai ihn erkannte.

„Oh, hallo Saga. So schnell sieht man sich wieder“, wurde er freundlich begrüßt und Kai blieb auch sofort stehen, schien nicht in Eile zu sein.

„Kommst du jetzt erst von Nao?“, fragte Saga neugierig und musterte Kai kurz, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken, das darauf schließen ließ, mit was sich die beiden Drummer die Zeit vertrieben hatten, nachdem Saga sich verabschiedet hatte.

„Mmh“, brummte Kai zustimmend, „Nao wollte noch, dass ich ihm Muffins backe. Also bin ich länger geblieben.“

„Und das hast du gemacht?“, staunte Saga, denn freiwillig würde er bestimmt für niemanden den Kochlöffel schwingen. Bei ihm kam ja sowieso nur Take-away und Fastfood auf den Tisch. Mindestens die Hälfte seiner Kücheneinrichtung hatte er noch nie benutzt, aber so musste er wenigstens auch nicht den lästigen Abwasch erledigen. Saga fand nicht, dass er deswegen faul war. Er war einfach nur…praktisch!
 

„Klar. Wieso denn nicht? Macht doch auch Spaß und solange sich Nao drüber freut, mach ich das doch gerne.“

Ein bisschen verwundert oder doch eher beeindruckt? war Saga dann doch, denn er kannte niemanden, der in einer Rockband spielte und sich freiwillig und sogar gerne hinter den Herd stellte, um für andere zu kochen. Wie stand Saga denn dann dar, wenn er mit seiner Packung Pocky ankam?

„Bist du sicher, dass du nicht vielleicht Nao heiraten willst? Ich glaube, ihr würdet euch perfekt ergänzen. Du kochst und Nao isst“, lachte Saga und Kai stimmte ein, ließ das strahlende Grinsen blitzen, für das er so bekannt war, und es klang so ehrlich, dass es ihn davon überzeugte, dass nichts zwischen ihm und Nao gelaufen war.
 

„Also Saga“, beruhigte sich Kai schließlich wieder und lächelte ihn an, „stehst du hier aus einem bestimmten Grund rum, oder hast du vielleicht Lust auf eine Tasse Tee?“

Saga überlegte kurz. Ein solches Angebot hatte er absolut nicht erwartet, aber etwas dagegen einzuwenden hatte er auch nicht. Dass Kai nett war, hatte er ja schon gestern feststellen können und das waren schließlich beste Voraussetzungen, um noch ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Eigentlich sah Kai auch ganz schön scharf aus in der dunkelblauen Jeans und dem schwarzen Hemd, das unter seinem offen stehenden Mantel hervor blitzte. Gut, eigentlich hatte er zu Nao gewollt, aber den sah er ja sowieso ständig, also konnten sie heute auch mal aufeinander verzichten. Man musste ja nicht immer aufeinander hocken. Außerdem konnte er auch noch später bei Nao vorbeischauen. Immerhin hatten sie für heute keine Zeit ausgemacht.
 

„Klar, wieso nicht? Ein paar Straßen weiter ist ein ganz nettes Teehaus“, erwiderte er und damit war es besiegelt. Die beiden Musiker liefen ein paar wenige Minuten, in denen sie sich weiter unterhielten, und kamen schließlich an jenem Teehaus an, in dem sie sich einen Platz suchten und bestellten. Saga kam öfter mit Nao hier her, weswegen die junge Kellnerin ihn schon kannte und ihre Bestellung extra schnell erledigte. Die Zeit verging wie im Flug und die beiden unterhielten sich über alles Mögliche; ausführlich über Musik und Konzerte natürlich, aber auch über privatere Themen, wie Familie und Freundschaften, wobei Saga natürlich nicht durchklingen ließ, dass er gerne von einem Bett ins nächste sprang, denn mittlerweile hätte er auch gar nichts gegen Kais Bett einzuwenden gehabt. Der Drummer gefiel ihm ziemlich gut und dieses Hemd, von dem viel zu viele Knöpfe nicht geschlossen waren, machten ihn regelrecht wahnsinnig, weil sich in seinem Kopf immer wieder das Szenario abspielte, wie er den Kragen des Hemdes packte und es auseinander riss, so dass die Knöpfe in alle Richtungen flogen. Nur aus Rücksicht auf Nao unterließ er jeglichen Flirtversuch, denn er wusste, dass Nao es ihm ziemlich übel nehmen würde, wenn er etwas mit Kai anfing. Also würde er gleich wohl noch in irgendeinen Club gehen und sich zum Kompensieren irgendeinen netten Typen raussuchen, dem er das Hemd vom Leib reißen konnte.
 

„Wir schließen gleich“, teilte ihnen die freundliche Bedienung schließlich mit und Saga holte sein Handy raus, um die Zeit zu checken und tatsächlich war es schon nach 18 Uhr. Er hatte außerdem eine Textmitteilung erhalten, die von Nao war, welcher wissen wollte, ob Saga heute noch vorbei kommen würde. Saga tippte kurz eine Antwort, dass er es nicht mehr schaffen würde und zahlte für die Tees, lud damit Kai ein, der sich überschwänglich bedankte. Saga winkte nur ab. Schließlich verdiente man als Musiker ja nicht besonders schlecht und jemanden auf zwei Tassen Tee einzuladen war nun wirklich nichts, was ihn in den Ruin trieb.
 

Vor dem Teehaus angekommen, streckte Saga sich und gähnte herzhaft. Rumsitzen und Nichtstun machte eben auch müde. Kai musterte ihn grinsend und sah sich um. Mittlerweile war es schon fast dunkel, aber die Straßen waren immer noch gut gefüllt. Grummelnd meldete sich Sagas Magen zu Wort und lieferte damit das Kommando, sich irgendwo etwas zu essen zu besorgen. Er schaute sich um und erspähte in der Ferne die Leuchtreklame eines Nudelrestaurants.

„Also ich geh jetzt was essen. Willst du vielleicht noch mitkommen?“, fragte er Kai, denn hätte das Teehaus nicht schon geschlossen, wären sie ja auch noch sitzen geblieben und hätten weiter über Gott und die Welt geschwafelt. Kai redete aber auch gerne und Saga fiel sowieso immer irgendetwas mehr oder weniger Sinniges ein, das er ausschlachten konnte.

„Kochst du mir was Leckeres?“, schmunzelte Kai und Saga knuffte ihm gespielt böse gegen die Schulter.

„Ich hab dir doch schon gestern erzählt, dass das nix für mich ist.“

Kai lachte nur wieder. „Ach komm, probier’s doch einfach mal.“

„Wieso sollte ich denn?“

„Weil du dich nicht für den Rest deines Lebens von minderwertigem Fastfood ernähren solltest. Es macht Spaß, es spart Geld und damit kannst du Nao beeindrucken.“

„Ich will Nao doch gar nicht beeindrucken!“, erwiderte Saga, schließlich waren sie Freunde und Freunde musste man ja nicht durch solche Taten für sich gewinnen, fügte aber in Gedanken ein „aber ich hätte nichts dagegen, dich mit meinen anderen Qualitäten zu beeindrucken!“ und fing jetzt doch entgegen seines Vorsatzes, zu flirten an.

„Na gut, aber da musst du mir wohl zeigen wie das geht“, sagte er mit leicht zweideutigem Ton, aber Kai schien es nicht zu merken, denn er stimmte zu.

„Klar, auf in den nächsten Supermarkt. Ich zeig dir etwas, was ganz einfach und schnell geht.“
 

Bei Saga angekommen, setzte er Kai erst mal auf seine Couch im Wohnzimmer, während er selbst in der Küche verschwand und seine ganzen schmutzigen Kaffeetassen schnell in die Spülmaschine räumte und die vielen Styroporverpackungen von Take Away Essen im Mülleimer verschwinden ließ. Da er seine Küche sonst so wenig benutzte, sah sie gottseidank nicht ganz so schlimm aus. Er warf einen Blick in seine Schränke, sowie den Kühlschrank und stellte fest, dass er wenigstens getränkemäßig gut ausgerüstet war.
 

„Kann ich dir was anbieten? Kaffe, Tee, Cola, Wasser, Sex?“, rief er ins Wohnzimmer und…verdammt! Saga biss sich auf die Lippe. Wie hatte ihm nur ausgerechnet jetzt sein Standartspruch rausrutschten können, den er immer benutzte, wenn er eine seiner Errungenschaften in seine Wohnung gelockt hatte und flachlegen wollte? Andererseits…wieso eigentlich nicht? Schließlich war Kai ja auch nur ein Mann und Saga traf nur selten andere Männer, die nicht auch an Sex interessiert waren. Außerdem konnte das ja ihr kleines, feines Geheimnis bleiben.

Zu seiner Enttäuschung starrte ihn Kai skeptisch und ein wenig blass an. Saga lachte laut auf, um deutlich zu machen, dass er dieses Angebot nicht ernst gemein hatte, und zu seiner Erleichterung grinste jetzt auch wieder Kai. Würde ihm zwar schwer fallen, ihn für den Rest des Abends nicht anzumachen, aber irgendwie bekam er das schon hin.

„Kleiner Witz meinerseits“, beteuerte er schnell. „Also magst du was Trinken, bevor du mich in die hohe Kunst des Kochens einweihst? Die Küche ist jetzt übrigens betretbar.“
 

Kai stand auf, schob sich an Saga vorbei durch die Tür in die Küche und Saga konnte nicht anders, als schnell tief einzuatmen, während Kai ihm so nah war. Er merkte schon, dass sein Hormonspiegel ganz schön ins Wanken geriet und goss sich selbst schnell ein Glas Wasser ein, um wieder ein bisschen runterzukommen.

„Ich nehm auch ein Wasser, danke“, sagte Kai und fing damit an, die Einkäufe auszupacken und nach den Töpfen und Pfannen zu suchen, die er brauchte. Saga war es ja fast ein wenig peinlich, dass in seiner einzigen Pfanne noch ein rundes Einlegeblatt mit den Bedienungshinweisen des Herstellers war.

„Du kochst wohl wirklich nicht viel“, stellte Kai lachend fest und warf den Zettel in den Mülleimer, stellte die Pfanne auf den Herd und stellte diesen an, während er anfing, Gemüse zu waschen und in die brutzelnde Pfanne reinzuschnippeln.
 

Saga war ja alleine schon diese Gemüseschneiderei viel zu viel Arbeit und er wusste genau, dass er so etwas nie selbst machen würde, es sei denn, er wollte wirklich mal jemanden beeindrucken. Unglücklicherweise befand Kai wohl, dass Saga mit genau dieser Aufgabe jetzt vertraut war, denn er übergab ihm das Messer und wies ihn an, weiterzumachen, während er Wasser für den Reis aufsetzte und das gekaufte Fleisch in kleine Stückchen schnitt.

Saga gab sein bestes, aber so flott und akkurat wie Kai bekam er das Gemüse nicht hin. Seine Stücke sahen klobig und ungleichmäßig aus, aber eigentlich war das ja egal, solange es noch schmeckte. Dummerweise fiel ihm das Kleinschneiden schwerer, je näher Kai neben ihm am Herd stand. Immer wieder schielte er zu ihm rüber und schnitt sich natürlich prompt in den Finger.
 

„Verdammt!“ Das kleine Messer fiel in die Pfanne und Saga steckte sich den blutenden Finger in den Mund. So wie es sich anfühlte, war mindestens sein halber Finger ab! Dabei brauchte er den doch zum Bassspielen und am Montag war schon die nächste Bandprobe. Wenn ihn schon diese Verletzung nicht umbrachte, dann taten es sich seiner Bandmitglieder, wenn er ausfiel.

„Zeig mal her!“ Kai nahm seine Hand und zog sie von seinem Gesicht weg, untersuchte sie ganz genau und ging mit ihm zum Spülbecken, wo er den Finger kurz unter kaltes Wasser hielt.

„Ist nur ein kleiner Schnitt. Mach ein Pflaster drauf und in ein paar Tagen sollte der Finger wieder okay sein!“, erklärte Kai fachmännisch, aber Saga bekam seine Worte gar nicht so recht mit, denn Kais unmittelbare Nähe, die erst seinen Unfall herbeigeführt hatte, brachte sein Herz gerade ziemlich zum Pochen. Er glotzte Kai regelrecht an, der nun seinen Blick von Sagas Finger nahm und ihn ebenfalls stumm ansah. Saga bildete sich ein, seine Augen funkeln zu sehen, regelrecht „Los, küss mich!“ zu schreien und genau das würde er jetzt tun!
 

Er beugte sich vor, überbrückte den geringen Anstand, der noch zwischen ihnen herrschte und presste seine Lippen auf Kais, bekam ganz weiche Knie, als er spürte, wie weich diese waren. Schnell fand seine verletzte Hand, deren Schmerz er plötzlich gar nicht mehr merkte, ihren Weg in Kais Nacken, um ihn näher an sich ran zu ziehen. Langsam intensivierte er den Kuss und schob seine Zunge zwischen den leicht geöffneten Lippen hindurch, wurde kurz von Kais verspielter Zunge begrüßt, aber bevor er es genießen konnte, wurde er wieder fortgedrückt. Nein! Das war doch die genau gegenteilige Richtung! Kai sollte ihn stürmisch an sich ziehen, ihm seinetwegen auch die Klamotten vom Leib reißen und ihn hier und jetzt auf dem Küchentisch nehmen, aber doch nicht sanft von sich drücken!
 

„Ich glaub, das ist keine so gute Idee“, sagte Kai leise, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten und der Drummer einen Schritt zurück getreten war. Saga sah betreten auf den Boden und murmelte eine Entschuldigung, wollte aber eigentlich viel lieber schmollen, weil er nicht bekommen hatte, was er wollte.

„Weißt du, ich fühl mich ja echt geschmeichelt, aber ich hab gerade erst eine ziemlich lange Beziehung hinter mir und ich glaube, ich brauche jetzt erst mal etwas Freiraum“, erklärte Kai und lächelte ihn entschuldigend an. Wie sollte Saga da noch länger böse sein, wenn er dieses Lächeln und diesen Dackelblick sah?

„Tut mir leid. Ist irgendwie über mich gekommen“, brummte er, ärgerte sich aber dennoch ein wenig, dass er abgeblitzt war, denn das passierte ihm nicht oft und kratzte doch ganz schön an seinem Ego. Vor allem würde er Kai doch allen Freiraum geben, den er brauchte! Alles, was er wollte, war ein bisschen Sex, aber vielleicht gehörte Kai ja auch zu den Leuten, die Saga zwar nicht verstand, aber die es durchaus gab, die nur mit ihren festen Partnern und nicht mit irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen schliefen.
 

„Schon gut. Also machen wir jetzt weiter oder lassen wir uns dadurch den ganzen Abend versauen?“ Kai sah ihn fragend an, wobei er schon wieder so gute Laune versprühte, dass Saga tatsächlich davon überzeugt war, dass ihm die kleine Kussattacke nicht übel genommen wurde.

„Wir machen weiter!“, rief Saga aus und salutierte kurz, was Kai endgültig zum Lachen brachte. „Aber du machst das Gemüse. Ich brauche noch alle mein Finger für’s Bassspielen oder du bekommst Probleme mit Nao!“

„Ach, den steck‘ ich locker weg!“, meinte Kai daraufhin siegessicher und Saga glaubte ihm das sogar, denn Kai gab im Vergleich zu Nao eine wesentlich fittere Figur ab. Unter dem dunklen Hemd zeichneten sich seine Konturen ab und die arbeitenden Muskeln blieben ihm natürlich auch nicht verborgen.
 

Der Abend klang ohne weitere Eroberungsversuche aus. Sie aßen gemeinsam, redeten, scherzten ein wenig und gönnten sich noch ein Gläschen Bier. Saga fand die Mahlzeit zwar unglaublich lecker, aber er blieb bei seiner Einstellung, dass er weiterhin nicht selbst kochen würde. Am besten freundete er sich so gut mit Kai an, dass der das in Zukunft öfter für ihn übernahm. Vielleicht konnten sie ja auch einfach mit Gazette die Drummer tauschen, würde sicher niemanden sonderlich stören, und dann konnte er sich öfter bekochen lassen. Okay, Nao würde ihn alleine für diesen Gedanken umbringen, aber träumen war ja noch erlaubt und das tat er auch, nachdem Kai sich am späten Abend verabschiedet hatte, Saga alleine in seinem Bett lag und sich ausmalte, wie es wohl weitergegangen wäre, hätte Kai den Kuss nicht abgebrochen, sondern sich darauf eingelassen.
 

-----
 

ich hoffe, es hat gefallen :)

so schnell sollen die beiden hübschen ja auch nicht übereinander herfallen.

wär ja langweilig :P

bis zum nächsten mal!

„Scheiße, Scheiße, SCHEISSE!“

Wütend trommelte Kai mit seinen Fäusten gegen seine Wohnungstür, die er gerade ziemlich laut zugeschlagen hatte, drehte sich dann um, nur um sich gegen eben jene zu lehnen. Er schaute nach oben und versuchte damit die Tränen aufzuhalten, die sich über seinen Augenlidern ansammelten, aber es waren zu viele und bald kullerten sie seine Wangen hinab. Dabei wusste er genau, dass er nicht weinen sollte, dass er es gar nicht wert war, auch nur eine Träne zu vergießen, aber er konnte nicht anders.
 

Sein Innerstes lag gerade in Scherben und er wusste nicht, wie er das jemals wieder flicken sollte. Es tat viel zu weh, was er eben gesehen hatte und er hatte keine Ahnung, wie er das jemals überwinden sollte, obwohl sich dieser Mistkerl bereits vor 3 Monaten von ihm getrennt hatte.

Wieso konnte er sein Leben nicht auch in die Hand nehmen und neu anfangen? Sich einen neuen Partner suchen?

Wieso hoffte er immer noch, dass er zu ihm zurück kommen würde?

Dass er scheinbar wirklich keine Chance mehr hatte, hatte er eben mit eigenen Augen feststellen dürfen und wahrscheinlich war es das, was so weh tat. Überrumpelt zu werden. Nicht von Masa selbst zu erfahren, dass er jemand neues hatte. Nein, im Supermarkt, in genau dem, wo Kai immer einkaufte, hatte er am Tiefkühlregal gestanden und seinen neuen Lover geküsst. Einen Mann. Mitten im Supermarkt! Da war Kai wohl der einzige, den die Trennung noch immer mitnahm.
 

Er hatte alles stehen und liegen gelassen – irgendwo stand jetzt sein herrenloser Einkaufswagen rum und Ruki, mit dem er einkaufen gewesen war, suchte sicher nach ihm – und war nach Hause gerannt, bevor er noch in aller Öffentlichkeit die Fassung verlor. Mittlerweile hatte sich sein Hass auf Masa auf sich selbst verschoben. Ja, er hasste sich dafür, dass er seinem Ex nachtrauerte und nicht damit umgehen konnte, dass der scheinbar schon wieder einen neuen Freund hatte. Wieso hatte Kai nicht ganz cool seinen Wagen an Masa vorbeigeschoben und dabei noch seine Telefonnummer aus seinem Handy gelöscht? Nein, stattdessen war er nun hier und heulte wie ein Weib. Kein Wunder, dass Masa ihn nicht mehr gewollt hatte.
 

Er schreckte zusammen, als es plötzlich gehen seine Tür donnerte.

„Was zur Hölle sollte dein Abgang eben?“, brüllte ein ziemlich aufgebrachter Ruki und Kai öffnete schnell die Tür, um seinen Freund reinzulassen, damit er nicht noch das ganze Haus zusammenschrie. Ruki war ziemlich rot im Gesicht und außer Atem, was darauf schließen ließ, dass er Kai hinterher gerannt war. Und scheinbar hatte er nicht mitbekommen, was Kai im Supermarkt gesehen hatte, denn sonst hätte er nicht nach seinem plötzlichen Fortrennen gefragt. Allerdings hörte er auf rumzumeckern, als er sah, dass Kai weinte.
 

„Tut mir leid“, schluchzte Kai und hasste sich nur noch mehr dafür, dass ihn einer seiner Freunde in dieser Verfassung zu sehen bekam. Als die Trennung ganz frisch war, hatte er ihnen natürlich davon erzählt. Jedoch war er da gefasst gewesen und nicht so durch den Wind wie jetzt. Er mochte es nicht, wenn ihn jemand so sah.

„Was ist denn passiert?“, fragte Ruki verwundert und schob Kai kurzerhand in dessen Wohnzimmer, wo er ihn auf die Couch verfrachtete, aus der Küche ein paar Taschentücher holte und sich dann zu Kai setzte.

„Danke“, schniefte der, nahm eins der Taschentücher und wischte sich die Tränen weg.

„Da eben war Masa und er hatte jemanden dabei“, fing er an zu erklären, aber nur wenn er daran dachte, wie liebevoll sein Ex mit seinem Neuen umgegangen war, stiegen ihm schon wieder Tränen in die Augen.
 

„Das heißt doch aber nicht, dass die zusammen waren. War vielleicht nur ein Kumpel“, versuchte Ruki ihn zu beruhigen, doch Kai schüttelte den Kopf.

„Nein, er hat ihn sogar geküsst.“

„Mmh“, brummte Ruki und verstummte für eine Weile, in der Kai weiter leise vor sich hin weinte. War ja jetzt sowieso egal, dass Ruki ihn so sah. Viel zu retten hatte er nun sowieso nicht mehr.
 

„Aber hast du denn nicht damit gerechnet, dass er früher oder später jemand Neues hat?“, fragte Ruki schließlich vorsichtig, dabei wollte Kai genau das doch nicht hören. Den Gedanken, dass Masa jemand finden würde, hatte er immer verdrängt, weil er sich einfach keinen Nachfolger für sich vorstellen konnte und außerdem sollte doch alles wieder zwischen ihnen in Ordnung kommen!

„Ja. Nein! Zumindest nicht so schnell nach unserer Trennung. Und ich hatte gedacht, dass er es mir erzählen würde. Sein beschissenes Gelaber von gute Freunde sein, kann er sich sparen. Arschloch!“ Jetzt wurde er wieder laut, aber das war immer noch besser, als hier rumzuheulen. Er wünschte nur, er könne Masa ins Gesicht sagen, was er von ihm hielt, aber Masa war jetzt nicht hier und trauen würde sich Kai vermutlich sowieso nicht.
 

„Jetzt versuch mal, dich zu beruhigen. Es gibt noch genug andere hübsche Männer da draußen, die nur auf dich warten“, meinte Ruki schließlich und Kai sah ihn verwundert an, weil das so gar nicht nach Ruki klang.

„Wenn du willst, können wir auch mal zusammen weggehen und suchen dir irgendwas Nettes aus“, fügte er noch hinzu und das war dann doch für Kai zu viel. Nachdem er schon sauer, wütend und am Boden zerstört war, fing er jetzt an zu lachen.

„Du gehst nie mit mir weg, NIE. Du hast mir sogar verboten hoch zu dir zu kommen und jetzt machst du mir so ein Angebot? Was ist los mit dir?“, lachte er herzlich und schüttelte den Kopf, konnte sich kaum beruhigen, was Ruki so gar nicht gefiel.
 

Nachdem Masa sich Anfang des Jahres von Kai getrennt hatte, war er natürlich ausgezogen und hatte zufälligerweise eine kleine, nette Wohnung im gleichen Gebäude gefunden, in dem auch Ruki wohnte. Sein Bandkollege war alles andere als begeistert gewesen, als Kai angefragt hatte, ob er die Wohnung nehmen könnte, da Ruki seine Freizeit eigentlich lieber alleine und fernab von seinen Bandmitgliedern verbrachte. Kai in seiner direkten Nähe hatte er wohl so was wie die Verletzung seiner Privatsphäre angesehen. Letztendlich hatte er unter der Bedingung zugestimmt, dass Kai niemals zu ihm hoch in den 7. Stock kommen durfte. Und daran hatte Kai sich gehalten. Ruki dagegen kam öfter mal vorbei, wenn er sich irgendetwas Essbares von Kai ‚ausleihen‘ wollte, was dieser natürlich niemals zurück bekam. Gemeinsames Einkaufen fand Ruki ebenfalls praktisch, da Kai die schweren Tüten schleppen konnte, während er den leichteren Kram trug. Meistens fuhren sie auch zusammen zur Bandprobe, aber darüber hinaus, gab es sonst keinen privaten Kontakt.
 

„War ja nur ein Angebot“, schnaubte Ruki beleidigt und stand auf. „Aber ich sag dir trotzdem: such dir einen anderen und lass dich ablenken. So toll war Masa auch nicht, dass du ihm hinterherrennen musst! Bis morgen! Ich warte um halb 11 unten auf dich.“

Mit diesen Worten verschwand der kleine Sänger aus seiner Wohnung und Kai musste prompt nochmal laut loslachen. Ruki konnte schon ziemlich seltsam und lustig sein, aber wenigstens hatte er es geschafft, ihn wieder etwas aufzumuntern. Ganz so schlecht fühlte er sich nicht mehr und vielleicht hatte Ruki ja auch Recht damit, dass er sich einen anderen suchen sollte. Natürlich musste er sofort an Saga denken und wie der ihn neulich plötzlich geküsst hatte. Für eine Sekunde hatte Kai es genossen, auch erwidert, bis ihm klar geworden war, was er da eigentlich tat.
 

Nachdem er so lange kein Single mehr gewesen war, wusste er sowieso nicht mehr so recht, wie man nach neuen Kerlen angelte. Klar, er musste sich erst mal dazu aufraffen, das Haus zu verlassen und an Orte zu gehen, wo er datingwillige Kerle fand. Und dann? Irgendjemanden anmachen? Er hatte absolut verlernt, wie man einen fremden Mann anmachte und verführte. An Ende wollte ihn auch gar niemand, denn in seinen Augen sah er gerade mal durchschnittlich aus. Als er damals Masa kennen gelernt hatte, hatte dieser auch den ersten Schritt gemacht. Kai war zwar nicht schüchtern, aber sich jemanden aufzureißen war einfach nicht sein Ding. Vielleicht sollte er doch einfach zu Saga gehen und sich von ihm aufreißen lassen, aber machte er es sich damit nicht ein bisschen einfach? Und was, wenn Saga ihn jetzt gar nicht mehr wollte, nachdem Kai ihn so deutlich abgewiesen hatte? Aber fand er Saga überhaupt toll genug, um sich auf ihn einzulassen? Nett war er, das stand außer Frage, aber fühlte er sich auch körperlich von ihm angezogen?
 

Während er darüber nachdachte, wie Sex wohl mit Saga sein würde und ob er überhaupt Sex mit ihm wollte, klingelte sein Handy. Er fischte es aus seiner Hosentasche und begrüßte Nao. Mittlerweile war er wieder ganz gut gelaunt. Masa würde er ab sofort vergessen! Der Kerl verdiente es nicht, dass er ihm auch nur eine Träne hinterher weinte! Vielleicht sollte er es ja auch einfach mit Nao versuchen?
 

„Kai? Bist du noch dran?“, unterbrach jener seine Gedanken und Kai schlug sich gegen die Stirn. Jetzt hatte er seinem Freund überhaupt nicht zugehört, weil er sich im Stillen fragte, ob er gerne mit ihm schlafen würde. Ein bisschen schäbig war das ja schon.

„Ja, sorry. Bin heute etwas durch den Wind.“

„Ist irgendwas passiert?“

„Mmh ja. Komm doch heute Abend vorbei. Dann erzähl ich dir alles“, schlug Kai vor, beendete das Gespräch und sah auf die Uhr. Es war früher Nachmittag und bis zum Abend würde er bestimmt zu einer Entscheidung kommen und dann hatte er noch genug Zeit, um eine eventuelle Verführung Naos vorzubereiten. Er wünschte nur, Masa würde davon erfahren. Oder noch besser: es sehen! Kai würde ihm zu gern eins auswischen, aber wahrscheinlich interessierte es ihn herzlich wenig, mit wem Kai ins Bett sprang, solange er seinen Lover hatte.
 

Kai kaute unschlüssig auf seiner Unterlippe herum. Wegen Nao hatte er Saga ganz vergessen. Mit Saga in die Kiste zu springen, war wesentlich unverfänglicher, als das gleiche mit Nao zu tun. Bei Nao stand zu viel auf dem Spiel, was er nicht kaputt machen wollte. Saga kannte er erst ganz kurz und von Freundschaft konnte man deswegen noch nicht wirklich sprechen, weswegen so ein kleines Abenteuer nicht so schwerwiegende Konsequenzen haben würde. Vielleicht sollte er einfach mal zu Saga fahren und schauen, was sich so entwickelte. Ein bisschen flirten, Anspielungen machen und wenn er ihn dann doch nicht wollte, konnte er das Ganze immer noch abbrechen. Ja, das würde er es machen!
 

Kai steckte sein Handy zurück in seine Jeans, schnappte sich seine Schlüssel und eine Jacke und verließ seine Wohnung. Bis zur nächsten U-Bahn Station musste er glücklicherweise nur 5 Minuten laufen. Unterdessen überlegte er, ob er Saga anrufen und seinen Besuch ankündigen sollte, entschied sich aber dagegen. Wenn er jetzt schon mit Saga sprach, verließ ihn vermutlich der Mut und er würde wieder einen Rückzieher machen, wenn er vor ihm stand. Er wollte das durchziehen!
 

Eine gute Dreiviertelstunde später hatte er sein Ziel endlich erreicht und stand vor Sagas Wohnungstür, nachdem der ihn schon per elektronischem Türöffner ins Haus gelassen hatte. Kai atmete nochmal tief durch, fuhr sich durch die Haare und schon ging die Tür auf und Saga stand vor ihm, hatte ziemlich verwuschelte Haare und sah auch sonst danach aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Allerdings schreckte Kai dies keinesfalls ab, trug Saga doch nichts außer ein paar engen, dunklen Shorts.
 

„Hey! Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet. Was führt dich denn zu mir?“, begrüßte Saga ihn freundlich und ließ ihn in seine Wohnung. Kai trat einen Schritt näher auf ihn zu und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick.

„Ich bin gekommen, weil ich Pläne mit dir habe!“, erwiderte er ernst und hoffte, dass Saga ihm nicht anmerkte, wie schnell sein Herz und sein Puls gerade rasten.
 

*

Seit einigen Minuten schon stand Nao in der Dunkelheit vor Kais Wohnhaus. Scheinbar war die Glühbirne der Lampe über dem Eingang defekt, aber wenigstens die einzelnen Klingeln waren noch beleuchtet. Allerdings öffnete ihm auch nach mehrmaligen Klingeln niemand die Tür und wenn er versuchte, bei Kai anzurufen, erreichte er ihn nicht. Die Mailbox ging stattdessen dran. Er ließ sich ihr Telefongespräch nochmal durch den Kopf gehen, für den Fall, dass er doch etwas missverstanden hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass Kai ihn für heute Abend zu sich eingeladen hatte. Während er hier rumstand, kam er sich langsam wie der letzte Depp vor. Zahlreiche Menschen liefen an ihm vorbei und warfen ihm mitleidige Blicke zu, während er bei Kai praktisch sturm klingelte und leise vor sich hin fluchte. Schließlich gab er es auf und setzte sich auf die Treppenstufen. Kai würde sicher gleich kommen. Kai war zuverlässig und würde ihn nicht vergessen haben!
 

Nach weiteren 5 Minuten war immer noch nichts von Kai zu sehen oder zu hören. Nao wollte schon aufgeben und zurück nach Hause fahren, als plötzlich im Inneren des Hauses das Licht anging. Vielleicht war das ja Kai, der ihm die Tür öffnen wollte, weil der Summer nicht klappte oder so. Er sprang auf und spähte ins Innere, erkannte aber stattdessen Ruki, der kurz darauf das Haus verließ und Nao komplett ignorierte.
 

„Ruki? Warte mal! Ist irgendwas mit Kai?“, rief Nao und lief die Stufen hinunter, um Ruki einzuholen, der um das Haus herum lief und sich schließlich gegen eine Wand lehnte und eine Zigarette anzündete.

„Was laberst du da? Wer bist du überhaupt?“, brummte Ruki, ohne ihn dabei anzusehen und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.

„Nao. Ich bin Nao und ich bin eigentlich mit Kai verabredet.“

„Alice Nine Nao oder Kagrra Nao?“

„Alice Nine”, grummelte Nao. Er konnte nicht wirklich glauben, dass Ruki ihn das tatsächlich fragte. Nun waren sie schon so lange beim gleichen Label und hatten schon so oft zusammen gespielt und trotzdem wusste er nicht, wer er war? Ein bisschen beleidigt war er schon. Ruki verzog keine Mine, sondern paffte weiter an seiner Zigarette rum.
 

„Kommst du gerade von Kai? Ich bin mit ihm verabredet“, fing er schließlich wieder an, Ruki nach Kais Befinden zu befragen. Schließlich lag es nahe, dass Ruki bei Kai gewesen war. Vielleicht hatten die beiden die Klingel einfach nicht gehört. Ruki allerdings schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich hab ihn das letzte Mal heute Mittag gesehen.“

„Und was machst du dann hier?“

„Ich wohne hier!“

„Bei Kai?“

Ruki schnaubte. „Ganz bestimmt nicht. Ich habe meine eigene Wohnung. Wenn ich mich von einer Glucke betüdeln lassen will, fahre ich zu meiner Mutter oder meiner Oma!“
 

Nao war nun völlig verwirrt. Hatte er sich in der Adresse geirrt? Aber er wusste doch gar nicht, wo Ruki wohnte. Er hatte ja noch nicht mal irgendetwas mit ihm zu tun. Er war der Sänger von Kais Band. Nicht mehr und nicht weniger.

„Aber Kai wohnt schon auch hier oder hat er mir die falsche Adresse gegeben?“, vergewisserte sich Nao lieber noch mal. Es war das erste Mal, dass er Kai in dessen neuer Wohnung besuchen wollte, aber der Drummer hatte ihm ja extra per SMS die Wegbeschreibung zu sich geschickt. Nur wieso stand jetzt Ruki vor ihm und nicht Kai?
 

„Ja, Kai wohnt hier. Da wohnen auch noch ein paar andere Leute in dem Haus, aber jeder brav in seiner eigenen Wohnung. Klar soweit?“, erwiderte Ruki, warf die halbleere Zigarette auf den Boden und trat sie aus.

„Schon. Kai hat mir gar nicht erzählt, dass du auch hier wohnst.“

„Das geht ja auch niemanden etwas an, klar?“ Ruki sah ihn eindringlich an und Nao nickte schnell. Irgendwie war es faszinierend, wie jemand, der so klein und schmächtig wie Ruki war, so angsteinflößend und dominant sein konnte. Ruki verzog keine weitere Mine, sondern lief an Nao vorbei zurück zum Eingang und schloss die Tür auf, welche schon fast wieder hinter ihm zugefallen war, als Nao sie noch zu fassen bekam.
 

„Ruki, warte mal bitte. Ich mache mir echt Sorgen um Kai. Wir waren verabredet, aber er macht nicht auf und ans Handy geht er auch nicht dran.“

„Wahrscheinlich ist er irgendwo hin und hat sein Handy vergessen. Das passiert ihm ständig“, antwortete Ruki und zuckte mit den Schultern. Er drückte den Knopf für den Aufzug und fluchte leise, als er auf der Anzeigetafel sah, dass das Ding erst mal nach oben fuhr.

Nao wollte sich nicht so einfach abschütteln lassen, jetzt wo er es doch wenigstens schon mal ins Haus geschafft und Ruki getroffen hatte.

„Und was ist, wenn ihm was passiert ist und er verletzt in seiner Wohnung liegt oder so?“

Ruki verdrehte die Augen, atmete tief durch und drehte sich zu Nao.

„Okay, komm mit rauf. Ich geb dir Kais Zweitschlüssel, aber Nachsehen tust du alleine, klar?“

„Klar!“, strahlte Nao. Ein bisschen niedlich fand er Rukis kurzangebundene, leicht ruppige Art und dessen ‚klar?‘ mittlerweile schon. Außerdem erleichterte es ihn ziemlich zu hören, dass Ruki einen Schlüssel zu Kais Wohnung besaß.
 

Als der Fahrstuhl schließlich kam, fuhren sie gemeinsam in den 7. Stock. Ruki bat Nao gar nicht erst in seine Wohnung herein, sondern griff auf der Türschwelle gleich an sein Schlüsselbrett und überreichte Nao den entsprechenden Schlüssel.

„Aber nicht vergessen zurückzubringen!“, rief er ihm mahnend hinterher, als Nao ins Treppenhaus lief und in seiner Eile fast schon die Stufen herunterpurzelte. Er war ganz außer Atem, als er im entsprechenden Stockwerk ankam und mit dem Schlüssel am Türschloss rumfummelte.
 

„Kai? Bis du zuhause?“, rief er in die dunkle Wohnung, sobald er die Tür geöffnet hatte. Alles war still, er konnte absolut nichts hören. Er tastete nach einem Lichtschalter und fand schnell einen. Nach und nach durchsuchte er die ganze Wohnung, aber Kai war nicht zu finden und ein wenig erleichterte das Nao schon. Er hatte wirklich Angst gehabt, Kai wäre etwas passiert. Andererseits verstimmte es ihn leicht, dass Kai ihre Verabredung vergessen hatte. In der Küche fand er ein Post-it Blöckchen am Kühlschrank kleben und schrieb Kai eine kurze Nachricht, dass er da gewesen war und Ruki ihn in die Wohnung gelassen hatte, weil er sich Sorgen gemacht hatte und Kai möge sich bitte bei ihm melden. Den Zettel klebte er auf den Esstisch, damit Kai ihn auch nicht übersah. Er löschte alle Lichter, verließ die Wohnung und schloss ab.
 

„Bis Sonntag!“, sagte Nao zum Abschied. Er hatte gerade den Schlüssel bei Ruki abgeliefert und wollte sich auf den Weg nach Hause machen, bzw. er würde gleich mal bei Saga anrufen. Vielleicht hatte sein bester Freund ja Zeit für ihn. Zu seiner Überraschung riss nun aber erst mal Ruki seine Tür weit auf und starrte ihn an.

„Sonntag? Was ist Sonntag?“, rief er panisch und Nao konnte nicht anders als zu lachen.

„Na Miyavis Abschiedskonzert. Ihr kommt doch auch, oder? Alle PSC Bands kommen doch.“

„Ach ja, das hatte ich schon wieder verdrängt, dass ich meinen Sonntag opfern muss“, brummte Ruki und verdrehte die Augen. Nao musste nur noch mehr lachen.

„Also bis dann!“, rief er, winkte und verschwand im Fahrstuhl, dessen Türen sich gerade öffneten.
 

Als Nao die kühle Abendluft atmete, holte er sein Handy aus seiner Jackentasche und wählte Sagas Nummer. Es tutete mehrmals, dann ging ebenfalls die Mailbox ran. Heute schien er einfach kein Glück zu haben.

„Hi, ich bin’s, Nao. Wenn du Lust und Zeit hast irgendwas zu machen, meld dich einfach!“, sprach er Saga auf’s Band und legte dann auf. Er zog kurz eine Schnute, weil er nicht so recht wusste, was er jetzt machen sollte, entschloss sich dann aber, einfach nach Hause zu fahren und unterwegs irgendwo leckeres Essen mitzunehmen.
 

Tbc.
 

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Eigentlich sollte das Kapitel schon viel früher kommen, aber ich war faul. Dabei hat es viel Spaß gemacht, das zu schreiben.

Nja, nächste Woche bin ich weg, aber ich hoffe, dass es danach irgendwann ein neues Kapitel gibt.

Habt schöne Ostern :)



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Demona
2009-04-13T11:18:16+00:00 13.04.2009 13:18
Ui... das is nicht nett, dass Kai Nao einfach so vergisst. Sowas macht man mit Freunden aber wirklich nicht :< Was ist da wohl bei Saga vorgefallen...

Mwahaha... evil!dom!Ruki ftw ^^ Wenn sogar Nao sich ein wenig vor ihm fürchtet... gut so! Ist Ruki einfach so desinteressiert, oder hat er einfach seine Brille nicht auf und erkennt deswegen nicht, welchen Nao er vor sich hat ^^
Von:  Kaylean
2009-04-12T15:52:14+00:00 12.04.2009 17:52
juhu~
es geht weiter =)

hach~ ruki ist herrlich. Ich musste die ganze Zeit grinsen, auch über Naos Gedanken. "Klar?!"
Fein~

Kai rast ja förmlich zu saga, kein wunder, dass er vergisst Nao bescheid zu geben.
Irgendwie fand ich es auch lustig, dass Ruki nicht wusste, welcher Nao er ist. *lach*

Ich freu mich auf mehr <3
Von:  -shiyuu
2009-04-11T14:11:52+00:00 11.04.2009 16:11
und hier gehts auch gleich weiter x3
jetz bin ich glücklich XD
...
irgendwie... warum weint kai heute überall? *lol*
naja ruki hat ihn ja aufgemuntert lol
du bsit aber echt gemein, dass du nur schreibst, dass kai zu saga fährt, aber nicht was da dann passiert ûu
ich bin doch so neugierig und will das wissen D:
aber dass nao ruki niedlich findet... herrlich XD da wirds bestimmt auch sehr interessant noch lol

tolles kapitel, viel spass bei deinen konzertne und wenn du wieder da bist schreib schnell weiter XD <3
Von:  Yoshiki_Deyama
2009-04-01T19:24:39+00:00 01.04.2009 21:24
Die FF gefällt mir! Auch das Pairing! Weiter so. ^______^
Bin gespannt wann Kai seinen „ich brauch Freiraum“ Vorsatz über den Haufen haut! XDD
Freu mich schon auf den nächsten Teil!

Von:  -shiyuu
2009-03-31T23:06:58+00:00 01.04.2009 01:06
OMG!!!!!
... was für eine aussage LOL
aber das reicht schon, das sagt alles XD
ich fand das kapitel klasse :D
wie du saga beschreibst, das ist so geil XD das gefällt mir voll gut. genauso stell ich mir den auch immer vor *rofl* hach ja... herrlich XD und dann dieser anmachspruch HAHAHA XDDDD ich hab ordentlich gelacht, ja...
ich hoffe es geht schnell weiter :DDD
will nämlich lesen, wie die beiden (irgendwann in einem viel späteren kapitel) übereinander herfallen und so XD <333
Von:  Suzy
2009-03-27T23:52:47+00:00 28.03.2009 00:52
Anfangs schienen mir die Pairings irgendwie..abschreckend :D.
Aber da ich Nao und Kai (KAI~♥ ^^) sehr mag, hab ich mal reingeschaut..du hast echt einen tollen Schreibstil und der Anfang ist doch mal sehr vielversprechend.
Nao kommt mir irgendwie zickig vor, oder täusch ich mich? ö_ö
Aaaber es gefällt mir ;D.
Und Kai..aww, ich freu mich schon drauf, was du aus den Pairings machst :3
Von:  AmanoShinji
2009-03-25T23:07:43+00:00 26.03.2009 00:07
saga x kai
OMG *_*

davon will ich mehr!!
*_________________*
Von:  KeKe_Cinderella
2009-03-25T18:34:59+00:00 25.03.2009 19:34
ich liebe das pairing saga x Kai
*-*
und es ist voll toll deine ff^^
schön weiter machen >O<y

Von:  KeKe_Cinderella
2009-03-25T18:34:58+00:00 25.03.2009 19:34
ich liebe das pairing saga x Kai
*-*
und es ist voll toll deine ff^^
schön weiter machen >O<y

Von:  Kaylean
2009-03-25T18:24:46+00:00 25.03.2009 19:24
hach~
ich finde es toll *_*
Das Pairing ist mir auch noch nicht untergekommen~ aber warum nicht? ^^
i-wie mag ich es, wie Nao abgeht, weil Saga ihn stört. Es ist irgendwie lustig.

Nao und Kai sind toll <3 *die beiden knuff* besoffen über die anderen Lästern hihi XD


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