Schicksal? Nein danke! von Nifen ================================================================================ Kapitel 10: DID - Nargel in Not ------------------------------- Mit dem Tod von Lord Voldemort verschwanden auch die Totenkopf-Tätowierungen auf den Armen der Todesser sowie Harrys Narbe auf der Stirn. Es war auf diese Weise, dass die Zaubererwelt vom Ableben des Dunklen Lords erfuhr. Und ich erfuhr am selben Abend auch den Hergang, als ich Tiny besuchte, um ihm die Neuigkeit zu überbringen, dass ich um den ‚eine Mary Sue ist stets eine Heldin’-Part des Schicksals noch einmal herumgekommen war. Natürlich wusste ich sofort, dass die Zaubererwelt, sollte bekannt werden, dass ‚mein’ Schattendrache Voldemort gefressen hatte, der Ansicht sein würde, dass der Sieg mir zuzuschreiben wäre, auch wenn das nicht stimmte. Da ich aber, bescheiden, wie ich nun mal war, und wofür ich ja vom Sprechenden Hut gelobt worden war, nicht viel davon hielt, mich mit fremden Federn zu schmücken, schon gar nicht mit Federn, die meinem besten Freund gebührten, beschloss ich Stillschweigen zu bewahren. Außerdem konnte die Zaubererwelt problemlos noch ein weiteres Rätsel verkraften. Schließlich mussten künftige Forscher auf dem Gebiet der Geschichte der Magie ja auch noch was zu entdecken haben. Man konnte mein Schweigen also fast schon als Dienst an der Menschheit betrachten. Was ich aber in meiner anfänglichen Freude über Voldemorts Ableben nicht bedacht hatte, war, dass Professor Snape nun deutlich mehr Zeit hatte, gemeinsam mit Professor Weasley um meine Gunst zu buhlen. Dämliches Schicksal! Es war das letzte Wochenende vor Weihnachten und zugleich auch das letzte Hogsmeade-Wochenende. So ziemlich die letzte Gelegenheit Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Entsprechend war jeder Schüler ab der dritten Klasse und auch die meisten Lehrer in dem Zaubererdorf unterwegs. Mich eingeschlossen. Ich würde Weihnachten zwar in Hogwarts verbringen, aber das bedeutete ja nicht, dass meine Familie deswegen ohne Geschenke bleiben sollte. Tiny hatte sich bereits bereit erklärt, die Päckchen zu überbringen. Außerdem hatte ich beschlossen, dem Sprechenden Hut jetzt schon ein Präsent zukommen zu lassen, statt bis zum Schuljahresende zu warten. Aber wie bitte sollte ich in Ruhe nach den passenden Geschenken suchen, wenn ich mich als Nargel zwischen den Mistelzweigen verstecken musste, um nicht von Professor Weasley und/oder Professor Snape ständig überrascht, überfallen und im Versuch mir einen Kuss zu rauben unter den nächsten Mistelzweig gezerrt zu werden? Ich konnte wohl von Glück sagen, dass es im Honigtopf so voll war, dass die beiden Professoren ständig von irgendwelchen Schülern angerempelt wurden und ich mich so unbemerkt verwandeln und entkommen konnte. Allerdings grenzte es schon fast an Grausamkeit, als das Schicksal ausgerechnet, während ich zwischen dem Weihnachtsschmuck herumkroch, Lee Jordan in den Honigtopf führte. Es war einfach zum Heulen. Jedoch wäre es mehr als auffällig gewesen, und hätte mich und mein Versteck bestimmt verraten, wenn plötzlich übergroße Krokodilstränen aus der Dekoration herabgetropft wären. Weshalb ich es mir also verkniff, tatsächlich zu heulen. Doch zum Glück war noch nicht alles verloren. Hatte ich schon erwähnt, dass es im Honigtopf wegen der vielen Schüler extrem voll war? Und dass es in dieser Situation nicht gerade hilfreich war, dass Professor Snape und Professor Weasley angestrengt nach mir suchend, die Schülermassen durchpflügten? Und dass die von draußen immer noch nachströmende Kundschaft es den erfolgreichen Jägern der Schokolade, die mit ihren Einkäufen hinauswollten, nicht gerade erleichterte, im Laden etwas Platz zu schaffen? Unter diesen Umständen wird es wohl vermutlich niemanden überraschen, dass es geradezu zwangsläufig zu einem kleinen Unfall kommen musste. Und wie so häufig, wenn Professor Snape in der Nähe war, war einer der Unfallbeteiligten ein Gryffindor. In diesem Fall war es Euan Abercrombie, ein Drittklässler, dessen Tüte mit Süßigkeiten aufzuplatzen drohte. Ein erster Riss hatte sich bereits in der Tüte gebildet. Zauberer, der er war, wollte Euan größeren Schaden mit einem raschen ‚Reparo’ verhindern, wurde aber von einem anderen Schüler angerempelt, der Zauberstab machte sich selbstständig und feuerte bunte Funken durch den ganzen Laden. Auch durch die Dekoration, weshalb ich mich auf meinem Mistelzweig rasch in Deckung begeben musste. So rasch man eben als Wurm dazu in der Lage ist. Dann aber erkannte ich meine Chance. In dem Chaos, das ausgebrochen war, würde niemand weiter darauf achten, wenn ein Teil der Mistelzweige plötzlich nach unten fiel. Wenn ich mich also ein wenig anstrengte, im richtigen Winkel von meinem Versteck absprang, müsste es mir gelingen, auf Lees Haaren oder seiner Schulter zu landen. Und bestimmt würde er alsbald das Chaos im Laden verlassen wollen und ich wäre draußen und vor den beiden Professoren in Sicherheit. Gedacht – getan, zumal mein Mistelzweig im allgemeinen Getümmel eh schon stark ins Wanken geraten war. Noch einmal holte ich tief Luft, dann sprang ich... Noch ein kleines Stückchen, noch ein kleines Stückchen, noch ein... Erst im allerletzten Moment bekam ich den Saum von Lees Robe zu fassen. Denn natürlich war und blieb ich ein Tollpatsch, auch in meiner Animagusgestalt, und so hatte sich beim Absprung eines meiner Blattohren mit dem Zweig darüber verheddert, der Absprungwinkel stimmte nicht mehr und ich verfehlte das anvisierte Ziel. Mich verzweifelt mit aller Nargelkraft an den Saum klammernd, prallte ich immer wieder gegen den Boden, jeder Schuh, jeder Stiefel um mich herum eine potenzielle Todesfalle. Nach qualvollen, nicht enden wollenden Sekunden, waren wir endlich draußen im Freien. Kalte Luft umstrich meinen Nargelkörper wie wohltuender Balsam, berauschendes Lebenselixier. Ich war so überwältigt, dass ich mich augenblicklich zurückverwandelte und spontan Lee als meinem Retter um den Hals fiel und ihn küsste. Ja, ja, ich weiß, eine Mary Sue küsst nur dann einen Mann, wenn es sich um den ihr vom Schicksal zugewiesenen Traumprinzen handelt. Aber wisst ihr was? Das Schicksal kann mir mal gestohlen bleiben. Besonders, wenn mein Kuss auch noch erwidert wird... 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