Havarie von Elster (Torchwood) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Tja, ich würd mal sagen, der Boiler ist kaputt“, sagte Owen. Ianto, der mit einem Schraubenschlüssel an einem festgerosteten Ventil herumwürgte, betrachtete das Wasser, das sich auf dem Boden sammelte, die kurzgeschlossene Regelelektronik und die kaputten Rohre. „Tatsächlich?“ „Tosh? Was genau stimmt nicht mit dem Ding?“ Toshiko zuckte die Schultern. „Alles?“ Ianto hatte es geschafft, das Ventil soweit zu schließen, dass das Wasser nur noch langsam tröpfelte und nein, Hilfe wäre nicht nötig gewesen, die anderen können ruhig rumstehen und zugucken, kein Problem. „Ich nehme an, die Wand hat sich aufgelöst, die Verankerungen haben nicht mehr gehalten und es ist umgekippt.“ Natürlich war das nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer war die Tatsache, dass der Boiler seit Monaten nur ansprang, wenn man ihm ein paar Tritte gab. Was Jack mit völliger Ignoranz für Murphies erstes Gesetz getan hatte. Die anderen sahen ihn verwundert an. „Die Wand hat sich aufgelöst?“, fragte Gwen. „Ja, das Problem besteht schon seit einer Weile. Das Gebäude ist unterirdisch, keine hundert Meter vom Meer, die Lüftung aus den Dreizigern, die Leitungen aus den Fünfzigern, die Bausubstanz aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Die Dusch- und Heizräume zeigen bedenklichen Pilzbefall, und die Lagerbedingungen in den Archiven sind auch suboptimal.“ „Und das sagst du uns jetzt?“, fragte Jack scheinheilig. „Nein, ich hab versucht, mit dir darüber zu reden, du hast gesagt, ich soll einen Bericht schreiben. Dieser Bericht lag drei Monate in deiner Schublade für ‚unwichtige Dinge, die ich später lese’, dann ist er irgendwie in den Besprechungsraum gelangt, bevor er im Riftpool landete, als hier alles in die Luft geflogen ist. Und ich kann nicht fassen, dass ihr nicht merkt, dass hier ständig Fliesen von den Wänden fallen.“ „Ich dusch hier nie“, sagte Gwen. „Es stinkt.“ „Jepp. Nur im äußersten Notfall“, stimmte Owen zu. „Ich habe das mit den Fliesen bemerkt und will nicht erschlagen werden.“ Jack hustete. „Kann einer von uns das reparieren?“, fragte Tosh. Die anderen sahen Ianto an. „Vergesst es. Klempnerarbeiten fallen nicht in meinen Aufgabenbereich.“ „Ich hab auch keine Ahnung“, sagte Owen fröhlich. Tosh lächelte bedauernd. „Ich könnte es versuchen, aber ich hab so was noch nie gemacht.“ Jack grinste sein Heldengrinsen. „Kann doch eigentlich nicht so schwer sein.“ Owen verzog das Gesicht. „Oh. Nein. Vielleicht hast du es vergessen, aber ich erinnere dich nur zu gern daran, dass du das letzte mal, als wir eine Verstopfung hatten, an den Abwasserleitungen herumgeschraubt hast und der Pool danach drei Wochen lang nach Scheiße gestunken hat.“ „Richtig. Wir sind weg und haben diese Sache mit den Killerkaninchen in Cornwall untersucht“, sagte Jack in einem nostalgischen Tonfall. „Warum klingst du, als wären das gute Zeiten gewesen? Wir wären fast von den Viechern gefressen worden.“ „Killerkaninchen?“, fragte Gwen. Tosh schüttelte den Kopf. „Alienparasit.“ „Okay.“ Gwen zog die letzte Silbe lang. „Da Suzie nicht mehr da ist, müssen wir wohl jemanden über UNIT holen“, kam Ianto wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Hey, warum fragt mich niemand, ob ich es nicht vielleicht reparieren kann?“, wollte Gwen wissen. „Kannst du?“, fragte Owen skeptisch. „Nein, aber es ist schon ein wenig sexistisch von euch, das von vornherein anzunehmen.“ „Niemand hat mir je Sexismus vorgeworfen“, sagte Jack. „Oh mein Gott“, murmelte Ianto genervt. Tosh hatte eine Idee und sah Gwen an. „Kann Rhys so was?“ „Ähm… Ihm gefällt der Gedanke, dass er ein begnadeter Handwerker ist, aber…“ „Wenn etwas kaputt ist, versuchst du es vor ihm geheim zu halten?“, fragte Ianto, woraufhin ihn Jack mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Was?“ „Also kümmert sich Ianto drum?“, fragte Owen. „Kann ich gehen? Mich erwartet noch ein Nachmittag voller Leichenteile und fleischfressender außerirdischer Mikroben.“ Ianto seufzte. „Ianto wird, wie es scheint. Da Handwerker teuer sind, bekommt Owen dieses Quartal kein Geld für neue Laborausstattung.“ Aber Owen war schon aus der Tür und auf dem Weg nach oben. Nach und nach setzten sich auch die anderen in Bewegung, erst Gwen, dann Tosh und schließlich Jack und Ianto. „Kannst du um gutaussehende Handwerker bitten?“, fragte Jack, als sie den Fuß der schmalen Treppe erreichten, die auf die oberste Ebene des Hub führte. „Ich werde darauf bestehen, dass sie ihren Angeboten Fotos beilegen, Sir“, erwiderte Ianto ernsthaft und Jack grinste, bevor er plötzlich auf halber Treppe stehenblieb. „Ich hab kein Warmwasser.“ „Sehr gut beobachtet, Sir.“ „Ich kann bei dir duschen, oder?“ Es war keine richtige Frage, mehr das jacktypische Natürlich kann ich, aber ich frage, weil Leute mir vorwerfen, ich hätte schlechte Manieren und mit ‚Leute’ meine ich dich. „Sicher.“ Ianto lächelte und Jack kam näher, ein verspieltes Funkeln in den Augen. „Mit dir?“ „Sicher.“ Es war eher ein sachtes Ausatmen als ein richtiges Wort, bevor Jack die kurze Distanz zwischen ihnen überbrückte und Ianto küsste. Sie standen einige Augenblicke eng zusammen, bevor Ianto seufzte. „Bitte sag, dass bald Feierabend ist.“ Jack ließ seine Stirn resigniert auf Iantos Schulter sinken. „Ich fürchte, der Tag hat gerade erst angefangen.“ Ianto strich seine Finger sacht über die kurzen Haare in Jacks Nacken. „Du sagst es.“ „Ich will es nicht sagen. Warum muss ich es sagen?“ „Du bist der Boss.“ Jack stöhnte und trat soweit zurück, wie auf der schmalen Treppe möglich war. „Arbeit.“ Iantos Blick traf Jacks und das war einer dieser Augenblicke, die nach einer halbwegs geistreichen Bemerkung verlangten, um die Spannung zwischen ihnen zu zerstreuen. Er räusperte sich und zog seine Krawatte zurecht. Geistreich war offensichtlich außer Betrieb. „Ich denke, ich sollte hochgehen und ein Auge auf Owen und seine Mikroben haben“, sagte Jack und ging einige Treppenstufen nach oben, bevor er sich noch einmal umdrehte. „Oh. Und Ianto? Meinst du, wir könnten neben den Reparaturen noch ein paar Dinge zusätzlich einbauen lassen?“ Ianto runzelte skeptisch die Stirn. „Wie zum Beispiel?“ Jack grinste. „Ich wollte schon immer einen Whirlpool haben.“ Ianto öffnete den Mund, um zu sagen, dass das definitiv nicht möglich sei, aber der Teil vom ihm, der einen Whirlpool für eine absolut brillante Idee hielt, beschäftigte sich schon mit den nötigen bürokratischen Tricks und Kniffen. „Ich werde sehen, was sich machen lässt, Sir.“ Jacks Grinsen wurden wenn überhaupt möglich noch breiter, dann drehte er sich endgültig um und verschwand, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, in den Hub. Es dauerte noch eine Weile, bevor Ianto in wesentlich langsamerem Tempo folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)