Willkommen zurück
"Sakura!", schrie Hanabi, als sie die Tür öffnete, und fast im gleichen Moment fiel sie der Rosahaarigen um den Hals.
"Hey", sagte Sakura leise und erwiderte die Umarmung. "Willst du uns nicht reinlassen?"
"Doch, doch!", Hanabi ließ von Sakura ab, nahm ihre Hand und zog sie hinter sich in die Wohnung. "Sakura ist wieder da!", rief die junge Vampirin.
Naruto war der Nächste, der Sakura in die Arme nahm und dabei fast zu Boden riss. "Was hast du dir nur dabei gedacht!", rief er, doch das fröhliche Grinsen in seinem Gesicht entschärfte seine strafenden Worte. "Wir sind fast umgekommen vor Sorge!"
"Das stimmt", sagte Hinatas ruhige Stimme, die kaum merklich zitterte. Auch sie drückte Sakura an sich und nur schwer konnte sie sich die Tränen verkneifen. "Du hast uns so erschreckt!"
"Das kann man wohl sagen", Temari schüttelte den Kopf. "Aber jetzt hat man schon genug gemeckert, da will ich mal nicht so sein", lachte sie scherzhaft, wuschelte Sakura durch die Haare und sah sie erleichtert an. "Willkommen zurück."
Sakura nickte gerührt. "Entschuldigt", sie atmete tief ein. "Ich wollte nicht ..."
"Ach, lass gut sein", Naruto gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Wir wissen ja dass dein Temperament manchmal mit dir durchgeht und deinen Verstand ausschaltet ..."
"Naruto!", schimpfte Hinata ihren Freund aus.
Sakura lächelte beschwichtigend. "Er hat ja recht."
"Hauptsache es geht dir gut und Sasuke hat dich gefunden. Das ist das einzig Wichtige!", grinste Hanabi. "Und jetzt entschuldigt mich. Der unvergleichliche Geschmack von frischem Schweineblut wartet auf mich", angewidert verzog sie das Gesicht, ehe sie Richtung Küche marschierte.
"Geht es voran?", fragte Sakura, als sie ihr nachsah.
Hinata nickte und lächelte leicht. Offenbar war sie ihrer Schwester mittlerweile weniger abgeneigt. "Ja, zumindest rennt sie nicht mehr auf die Toilette. Das ist ein großer Fortschritt. Vielleicht klappt es wirklich."
"Das wird es", sagte Sakura zuversichtlich. "Wo steckt eigentlich Itachi?"
"Unterwegs", seufzte Temari, die ihren Freund in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekam. "Er will wegen ...", sie schluckte leicht. "Wegen Kakashi Informationen beschaffen. Im Zusammenhang mit Akira mein ich ..."
"Es tut mir so leid, Temari", Sakura nahm ihre Freundin tröstend in den Arm. "Aber wir werden Kakashi bestimmt zurückbekommen. Wir müssen nur diese Gehirnwäsche rückgängig machen."
"Wenn das so einfach wäre ...", Temari klang deprimiert. Es war für sie ein großer Schock gewesen, als sie das mit ihrem ehemaligen Anführer erfuhr. Es war einfach so unvorstellbar, dass ausgerechnet ein Vampirjäger in die Fänge eines Vampirs geriet und manipuliert wurde. Der Tod wäre akzeptabler gewesen ...
So würde es Kakashi sehen, wenn er wieder er selbst sein könnte.
"Wisst ihr etwas über diese Gehirnwäschen?", fragte Sakura neugierig und ging mit ihren Freunden und Sasuke ins Wohnzimmer.
Hinata nickte leicht. "Aber wie immer nicht viel, und nicht genug. Es ist eine verbotene Technik, und sehr schwer zu beherrschen. Wie Akira es zustande bekommen hat, ist uns allen ein Rätsel. Es gehört eine ganze Menge dazu, und vor allem Wahnsinn."
"Den wird er wohl in Massen haben", sagte Sakura trocken.
"Stimmt", gab Hinata zu.
"Wenn wir Akira töten, wird die Gehirnwäsche dann aufgelöst?", fragte Sakura hoffnungsvoll. In Filmen war es doch so, oder nicht?
"Nein, leider ...", Hinata wurde noch leiser.
"Was passiert mit dann mit ihnen?"
"Sie sterben, zusammen mit dem, der sie manipuliert hat ..."
Sakura schwieg, traute sich nicht Temari anzusehen.
"Es ist eine Art Verbindung, die er zu ihnen hält. Sie sind wie Marionetten, an einem unsichtbaren Faden mit ihm verknüpft, über den er sie steuert und ihnen Befehle erteilt", erklärte Hinata weiter.
"Gibt es eine Möglichkeit die Verbindung zu beenden?", wollte Sasuke nun wissen. Diesen Teil kannte er noch nicht.
Hinata biss sich auf die Lippen. "Vermutlich nicht", meinte sie traurig. "Aber wie ich schon sagte, wir wissen zu wenig. Allerdings habe ich einen alten Bekannten, ihn werde ich morgen aufsuchen. Er könnte etwas wissen."
"Einen alten Bekannten?", Sasuke runzelte die Stirn. "Wen?"
"Ein ehemaliges Ratsmitglied. Er wandte sich schon vor über hundert Jahren vom Hyuuga-Clan ab. Ich lebte eine Weile bei ihm, nachdem ich ... nachdem ich damals gegangen bin."
"Aber ist es nicht gefährlich ihn aufzusuchen?", fragte Sakura sofort.
"Nein, nicht für mich."
"Du kannst doch nicht alleine gehen!", Naruto sah Hinata entgeistert an.
"Anders geht es nicht. Er vertraut kaum jemanden. Aber er wird mir nichts tun."
"Du könntest angegriffen werden", bemerkte auch Sasuke. Ihm gefiel die Sache ebenfalls nicht.
"Nein, ich muss alleine gehen", erklärte Hinata und sah vor allem zu Naruto, dem das gar nicht gefiel. Er wusste zwar, dass er gegen eine Horde Vampire keine Hilfe war, aber dass Hinata ohne Schutz gehen wollte ...
"Ich begleite dich", sagte Hanabi plötzlich. "Ich bin deine Schwester, und das wird er wissen."
Hinata wollte etwas erwidern, doch Hanabi sah sie bittend an. "Ich möchte auch helfen", sagte sie flehend. "Ich will nicht nur nutzlos sein. Ich möchte etwas tun. Und ich bin eine gute Kämpferin, ich kann uns beschützen."
Die ältere Hyuuga seufzte, doch dann nickte sie. "Wir brechen morgen früh auf und gehen mit der Sonne. Schaffst du das?"
Hanabi nickte.
"Gegen Mitternacht werden wir das Dorf erreichen, in dem er lebt. Es sollte die einzige Zeit sein, in der es für uns gefährlich werden könnte."
"Ich verstehe", sagte Hanabi ernst.
Jetzt war sie nicht mehr die kleine Vampirin.
Jetzt war sie Killer.
Seufzend starrte Sakura aus dem Fenster. Eine ganze Weile hatte sie versucht dem Dozenten zu folgen, aber ihre Gedanken drifteten permanent zu den Hyuuga-Schwestern ab. Vor Stunden waren sie aufgebrochen. Ob bisher alles gut verlaufen war?
Ein Stöhnen entrann ihrer Kehle und gelangweilt blickte sie zu Sasuke, der eifrig am Schreiben war. Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht der Rosahaarigen.
Sie konnte nicht schreiben und war deswegen von dieser undankbaren, erschöpfenden Aufgabe befreit. Zwei gebrochene Finger an der rechten Hand hatten auch seine Vorteile.
"Warum freust du dich so?", fragte Sasuke leise ohne von seinen Notizen aufzusehen oder gar in seinem Tun inne zuhalten.
Sakura zuckte mit den Schultern. "Weil ich mich entspannen kann."
"Du könntest zuhören und aufpassen. Nicht mehr lange und die erste Prüfung steht uns bevor."
Sakura murrte. Warum er dieses Studium auch so ernst nehmen musste! Sie hatten noch ihr ganzes Leben Zeit zu studieren, und ihr ganzes Leben bedeutete in diesem Fall bis zur Unendlichkeit.
Eine schaurige Vorstellung!
"Musst du mich daran erinnern?", maulte Sakura schließlich und sah auf Sasukes Schreibblock. Ungläubig zog sie die Braue hoch. "Sag mal, schreibst du alles doppelt??", sie schluckte verdutzt. "Nicht wirklich, oder?"
Sasuke grinste leicht. "Doch. Zumindest fast. Die Notizen für dich sind etwas länger, mit meinen Stichpunkten kämst du am Ende nicht klar", es klang wie selbstverständlich.
Sakuras Augen wurden immer größer. "Du schreibst ... ich fass es nicht! Wozu denn?"
"Na du kannst doch nicht schreiben", meinte der Uchiha und legte den Stift beiseite.
"Ja, aber es gibt doch Kopierer!", Sakura schüttelte ihren Kopf. "Dann hättest du deine Stichpunkte einfach etwas ausformuliert!"
Sasuke zuckte beiläufig mit den Schultern. "Das wäre langweilig. So habe ich wenigstens etwas zu tun. Obwohl es keine wirkliche Herausforderung ist. Der Professor ist sehr langsam ..."
"Langsam?", Sakura glaubte ihr würde schwarz vor Augen. "Wie definierst du langsam? Unterhalb von Lichtgeschwindigkeit?", sie massierte sich stöhnend die Schlafen. "Du bist verrückt, du bist verrückt, du bist verrückt ...", wiederholte sie immer wieder, bis sie ihren Kopf auf die Tischplatte fallen ließ. "Oder ich bin es, aber irgendwas stimmt absolut nicht, nein. Ich spüre einen schweren Schatten, der sich meiner bemächtigt ...", krätzte sie müde.
Sasuke lachte leise, während er wieder seinen Kuli griff und weiter schrieb. "Dein Hang zur Übertreibung ist amüsant. Vielleicht solltest du dir ein paar Tage freinehmen. Lass dich krankschreiben. Mit deinen Fingern wird das kein Problem sein."
"Damit ich zu Hause gänzlich durchdrehe?", Sakura ließ ihren Blick durch den Saal wandern. "Obwohl, dann könnte ich die Zeit bei Temari verbringen und ihr helfen. Solange Itachi nicht da ist hat sie alleine ganz schön zu tun."
"Du meinst in ihrer Schule?"
Sakura nickte. "Die Arbeiten sind fast abgeschlossen. Sie will jetzt Flyer verteilen und Werbung machen. Klingt spannender als hier zu sitzen ..."
"Und bei Temari ist es auch einigermaßen sicher", bedachte Sasuke. "Und nicht weit von der Uni entfernt. Ich wäre schnell bei euch wenn etwas sein sollte."
Sakura stöhnte. "Es wäre ganz angenehm, wenn mal eine Weile nichts passieren würde ... ein paar Tage ohne Anschläge, Mordversuche, Kidnapping und Vampiren, die alles doppelt schreiben um sich die Zeit zu vertreiben ..."
"Du willst ein paar Tage ohne mich sein?", Sasuke grinste Sakura vielsagend an. "Verstehe ich das richtig?"
"Wie?", blinzelte die junge Frau. "Nein, nicht ohne dich, sag mal! Ich meine ohne deine Neigung, ... ähm unmenschliche Neigung ja genau ..."
"Meine unmenschliche Neigung?"
"Sasuke, du weißt doch was ich meine!", empörte sich Sakura flüsternd, damit sie auch niemand hörte. "Welcher normale Mensch würde während einer Vorlesung zwei Aufzeichnungen nebeneinander her machen können? Oder überhaupt auf die Idee kommen, dass es eine belustigende Herausforderung ist?"
Sasuke grinste. "Du willst also das ich mich normal verhalte? Wie ein Mensch? Obwohl ich keiner bin?"
Sakura glaubte den Tränen nahe zu sein. "Zumindest wenn wir unter Menschen sind! Was ist, wenn jemand deine ganzen Notizen sieht? Kein Student hier kann so schnell schreiben, es käme ihm also seltsam vor."
"Also soll ich mich nicht seltsam benehmen sondern mich mehr ... angleichen?"
Sakura nickte. "Japs."
"Heißt dass auch, dass ich die gleichen schlechten Noten wie du schreiben muss?"
.....
"Sasuuuuke!", polterte Sakura, als ihr der Dozent einen wütenden Blick zu warf und laut um Ruhe bat.
"Sorry", murmelte die Rosahaarige verlegen, setzte sich wieder gerade hin und sah starr nach vorne. "Das war hässlich!", fauchte sie hinter vorgehaltener Hand.
"Hässlich?", Sasuke gluckste über diesen Ausdruck. "Entschuldige für meine Hässlichkeit."
"Gott, hör endlich auf!"
"RUHE!"
"Sorry ..."
Eine Weile sagte keiner der beiden etwas und Sasuke schien wieder in seine Notizen vertieft, als es Sakura abermals langweilig wurde. Sie begann sich die Leute in der Vorlesung genauer anzusehen und musste gereizt feststellten, dass Momoko wiedereinmal nur Augen für Sasuke hatte. Würde dieses Kuh es denn nie begreifen? Kleines, blödes ....
"Sakura?", sagte plötzlich Sasukes Stimme, und aus den Gedanken gerissen blickte sie zermürbt zu ihrem Freund.
"Was denn?", nuschelte sie und tat desinteressiert.
"Ich habe nachgedacht."
"Ja, und? Glaubst du jetzt ,dass die Erfindung des Kopierers doch eine ganz plausible Sache war?", fragte Sakura griesgrämig und lehnte sich mit ihrem Stuhl zurück. Wann war diese Stunde endlich zu Ende?
"Nein", meinte Sasuke schlicht.
Sakura knurrte. "Was denn dann?"
"Möchtest du wandern?"
Rumps ...
Sakura war rücklings mit den Stuhl nach hinten gekippt. Sasukes Frage hatte sie wortwörtlich umgehauen ...
"Wie bitte?", fassungslos starrte sie ihren Freund an, als sie sich wieder aufrichtete und von ihm helfen ließ.
"Miss Haruno, raus!", hörte sie in dieser Sekunde aber schon den Dozenten keifen.
Na klasse ...
