Die Wut der Wüste von SFX (Digimon in Afrika...) ================================================================================ Kapitel 21: Der schwarze Doppelgänger (Teil 2) ---------------------------------------------- Kigali erlebte bereits seine fünfte Nacht ohne Ruhe, Schüsse und Explosionen waren hier und da zu vernehmen. Die anfangs hart umkämpfte Stadtmitte gehörte bereits den Hutus und von dort aus drängten sie in die restlichen Stadtgebiete vor. Die Tutsis waren zwar zahlreich, jedoch nicht so gut organisiert - von daher waren die Hutus ihnen strategisch überlegen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die ganze Stadt für sich einnehmen würden. Niemand wusste, wieviele Menschen diesem neuen Bürgerkrieg bereits zum Opfer gefallen waren, doch es handelte sich definitiv um eine Zahl im vierstelligen Bereich. Der Osten der Stadt - ein Stadtteil, wo besonders viele Tutsis lebten - ist mittlerweile fast total zerbombt worden; auch der Süden glich teilweise einer rauchenden Ruinenlandschaft. Im Osten der Stadt hatten die Hutus ihre Basis in der Nähe des Flughafens errichtet, von dort wurden alle Operationen dirigiert. Auch ein eigenes provisorisches Gefangenenlager wurde dort errichtet, nachdem man versucht hatte, durch Gefangennahme ranghoher Tutsis - wie unter anderem den ruandischen Präsidenten Paul Kagame - den Stamm in die Knie zu zwingen. In dieses Gefängnis wurden nun zwei weitere Gefangene eingeliefert. Sie waren beide gefesselt, immer noch bewusstlos und wurden auf Tragen transportiert. Die dunklen Gänge wurden nur durch kleine Glühbirnen spärlich beleuchtet, rechts und links standen mehrere bewaffnete Wachmänner, deren scharfen Augen nichts entging. Währenddessen unterhielten sich im Nebenzimmer zwei raue Gestalten… „Sie ist es wirklich! Willst du damit etwa sagen, dass ich halluziniere?!“ „Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie so gut wie tot war!“ „Diese Digiritter sollte man nicht unterschätzen. So leicht sind die nicht kleinzukriegen!“ „Und wieso hast du sie nicht sofort erledigt, als du sie gefunden hast?“ „Ich hatte gehofft, dass sie mir nützlich sein würde, die Artefakte zu finden, nach denen sich unser Meister so sehr sehnt. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sich die Kraft in nichts und wieder nichts sofort auflöst!“ Ein genervtes Brummen unterbrach das Gespräch kurz. „Die Artefakte können jetzt erst einmal warten! Was machen wir jetzt mit den beiden?“ „Vorerst nichts! Das sind zwei perfekte Lockvögel, die anderen Digiritter werden früher oder später einen Angriff auf das Gefängnis starten. Da können wir sie in einen schönen Hinterhalt locken…“ „Gut, ich hole Verstärkung! Achte mir ja darauf, dass diese orangehaarige Digiritterin nicht noch einmal entwischt. Die scheint ja alles zu überleben…“ Mit einem plötzlichen Zischen verschwand einer der Gestalten von der Fläche und der andere verließ den Raum auf konventioneller Weise durch die Hintertür… Eine unsanfte Landung riss Sora ins Bewusstsein zurück und sie erblickte auf dem Boden liegend unscharf zwei maskierte Männer, die bereits wieder den Raum verließen und die Tür von außen verschlossen. Die Orangehaarige blickte um sich: Sie wurden in einem Raum eingesperrt, der bis auf einen winzigen Lüftungsschacht und eine Lampe mit sonst nichts ausgestattet war. Das Licht der Lampe war spärlich und flackerte leicht, Möbel und Fenster gab es schon mal gar nicht. Wenigstens waren sie so gütig und haben sie nicht gefesselt im Raum gelassen, dachte sie sich… Ein leichtes Stöhnen hinter ihr ließ die Orangehaarige umdrehen, und sie fasste sich zunächst erschrocken ans Herz. Kari lag leicht benommen hinter ihr, doch die Hutus hatten ihr schwer zugesetzt. An Kopf, beiden Armen und Beine waren mehrere kleine Wunden und blaue Flecken zu erkennen. In dieser Verfassung sah Kari einfach schrecklich aus, die Kerle wussten anscheinend keine Manieren gegenüber Frauen zu haben. Die Augen der Braunhaarigen öffneten sich langsam und sie kam wieder zu sich. Sie erblickte der Ältere vor sich: „Sora - was ist passiert?“ Die Angesprochene ging zu der 15-Jährigen und deutete ihr zunächst an, liegen zu bleiben. „Weiß ich selbst nicht genau, aber so wie’s aussieht - mal wieder verschleppt!“, meinte sie dann mit halber Stimme. Sora bemerkte selber, dass sie so seltsam emotionslos und gelassen blieb. Wahrscheinlich hatte sie sich an diesen Zustand gewöhnt, ständig entführt zu werden. „Und wer weiß, ob wir dieses Mal auch lebend wieder hier rauskommen…“ ------------------------------- Eine seltsame Ruhe herrschte im Untergeschoss der Kapelle, wo sich die Digiritter aufhielten. Tai, Izzy, T.K. und Cody waren in den Fluchttunnel gestiegen, eine Fackel und das Licht von Izzys Laptop beleuchteten den dunklen Raum schwach. Genai hatte durch die Daten, die Karis D-Terminal ständig an den Hauptrechner übermittelte, ausgemacht, dass die beiden Mädchen zum Flughafen gebracht wurden. Diese Information gab er sofort an Izzy weiter, und seitdem sich die Digiritter zurückgezogen hatten, vergingen mehr als zwei Stunden, in denen der Rotschopf und die anderen mehrere Pläne zum Befreien der zwei Geiseln schmiedeten und sich auf die bevorstehende Operation vorbereiteten. Jedoch bedeutete das genauso, dass die Feinde zwei Stunden Zeit hatten, ihre Truppen zu sammeln und weiter in die Stadt vorzudringen. Außerdem könnten sie Sora und Kari in der Zeit etwas angetan haben… sie könnten sogar schon tot sein, was Tai rasend machte. Sie hatten nicht mehr viel Zeit übrig, um eine drohende Katastrophe abzuwenden… Der 18-Jährige schaute ungeduldig hin und her: „Was ist, Izzy? Können wir loslegen?“ Zu seiner Verwunderung bejahte Izzy seine Frage ausnahmsweise einmal: „Wir können anfangen! Ich habe den Laptop jetzt so eingerichtet, dass er durch ein Relais immer mit dem Datenempfänger, der in der Kapelle liegt und uns mit GPS-Daten versorgt, verbunden ist. Das heißt: Selbst unter der Erde wissen genau, wo wir uns befinden…“ T.K. und die anderen blickten auf den Bildschirm, wo eine große Geländekarte eingeblendet wurde - und auf dem ein blauer Punkt erschien. Sie brauchten nicht einmal fragen um zu wissen, dass dieser Punkt ihren derzeitigen Standort markierte. „Der Fluchttunnel führt ungefähr zur östlichen Bergsiedlung von Kigali, das ist unweit vom Flughafen entfernt“, meinte Izzy und zeigte auf den besagten Teil der Karte. „Von dort aus müssen wir uns wohl an der Oberfläche weiter zum Flughafen abtasten…“ Cody schüttelte den Kopf: „Ich glaube nicht, dass wir das müssen! Wir können uns doch einen weiteren Tunnel bis zum Flughafen graben…“ Tai antwortete mit einem Stirnrunzeln: „Du erwartest doch nicht, dass wir mit bloßen Händen buddeln, oder?!“ „Wir doch nicht“, erwiderte der 13-Jährige tadelnd und schaute zu seinem Digimonpartner rüber, „Aber das wird Armadillomon in Form von Digmon für uns übernehmen!“ Das Säugetier-Digimon blinzelte und freute sich nur mäßig: „Oh Mann, wieder Arbeit…“ Plötzlich spürten alle Beteiligten einen unangenehmen Luftzug. Tai und Izzy merkten, wie ihnen förmlich kalt im Nacken wurden und schauten sich fragend an. „Dieses Gefühl kommt mir bekannt vor“, meinte der Braunhaarige. „Mir auch“, bestätigte Izzy seine Vermutung und kletterte die Leiter hoch, die zurück zur Kapelle führte. Oben angekommen bemerkte der Rothaarige, wie Matt und Davis draußen standen und starr in Richtung Stadt blickten. „Was ist los?“, wollte er wissen und kam zu ihnen. „Siehst du auch, was ich sehe?“, meinte Matt mit halb offenen Kinnladen. Izzy folgte dem Blick - und musste innehalten. Über Kigali breitete sich eine Art schwarzes Loch aus, das immer größer wurde. Nur den Lichtern, die aus der Stadt drangen, war es zu verdanken, dass sie dieses schwarze Loch inmitten der dunklen Nacht erkennen konnten. Er wusste bereits, um was es sich handelte. „Das Tor…“ „Was für ein Tor?“, fragte Davis und wusste nicht, wovon der 17-Jährige sprach. „Das Tor zum Meer der Dunkelheit“, vollendete sein blonder Nebenmann. Unlängst wussten nun alle Digiritter, mit welcher Nebenwirkung sich das dunkle Meer ankündigte. „Warum öffnen die denn hier ein…“ Davis unterbrach sich selbst, nachdem er sah, dass aus dem schwarzen Loch dunkle Gestalten herausströmten und irgendwo in der Stadtmitte landeten. Nun konnte er sich die Antwort selbst ausmalen: „Alptraumsoldaten!“ „Dragomon schickt Verstärkung! Wir müssen irgendwas tun…“, meinte Matt. „Und was wird aus unserer eigentlichen Operation?“, merkte Tai etwas ungeduldig an, nachdem er auch aus dem Tunnel geklettert kam. „Kein Problem, Kumpel!“ Matt kam ihm entgegen: „Wir teilen uns auf! Du, Izzy, T.K. und Cody, ihr geht mit Gatomon, Biyomon und euren Digimon die beiden Mädels retten! Der Rest fliegt in die Stadt und wird dort aufräumen! Nebenbei sorgen wir so für ein bisschen Ablenkung; mit etwas Glück werden die glauben, dass alle Digiritter sich in der Stadt aufhalten!“ Tai war sich nicht sicher, ob das klappen würde - aber immerhin klang der Vorschlag von seinem besten Freund logisch und durchdacht. Er nickte: „Also gut, dann machen wir’s so! Aber passt bitte auf euch auf!“ „Ihr ebenso!“, meinte sein blonder Freund und lief mit Davis eiligst zu den anderen Digirittern, die unweit von ihnen standen und das Gespräch mitbekommen zu haben schienen. Tai schaute sich an, wie sich Matt, Mimi, Joe, Yolei, Davis, Ken, Maria, Dan und Will mitsamt ihren Digimon auf den Weg in die Stadtmitte machten… mitten hinein in die Höhle des Löwen und ohne Wissen darüber, wieviele Feinde sie dort erwarteten. Er war sich sicher, dass seine Aufgabe, Sora und Kari zu befreien, lange nicht so gefährlich war wie die von seinem besten Freund, zusammen mit den anderen Digirittern die Feinde in Schach zu halten… Der Braunhaarige atmete einmal tief ein und wandte sich zurück an Izzy: „Los, wir starten!“ ------------------------------- „Kari, was hast du? Sora bemerkte, wie sich die Augen ihres Gegenübers verengten und sie im Gesicht leicht blass wurde. Doch glücklicherweise war die 15-Jährige noch bei vollem Bewusstsein. „Ich… spüre etwas, spürst du das nicht auch?“ „Doch“, gab Sora zu. Ihr kam dieses Gefühl auch sehr bekannt vor. „Ich glaube, das Tor hat sich wieder geöffnet…“, meinte die Jüngere und schaute sich nervös um. „Meinst du, sie bringen uns wieder dorthin?“ Die Orangehaarige fragte sich, warum sie solche Fragen plötzlich stellte. Aber sie war nicht alleine, vielleicht spürte sie deswegen so eine angenehme Redelust. „Nein, das glaube ich nicht - das Tor ist irgendwo weit draußen. Wenn es irgendwo hier neben uns wäre, würde ich wohl gar nicht mehr klar denken können…“, antwortete die 15-Jährige mit einem matten Lächeln. Sora konnte es gar nicht glauben, dass sie in dieser Situation noch lächeln konnte. Es war irgendwie komisch; anscheinend kannte sie die Schwester ihres Ex-Freundes wohl schlechter als sie angenommen hatte. „Ja, ich glaube du hast Recht.“ Sie versuchte, auch ein Lächeln zustande zu bringen… Im schwachen Licht war nicht zu erkennen, wie groß der Gefangenentrakt wirklich war. Allerdings schien es draußen in eine Art Halle zu führen, denn man konnte zu allen Geräuschen, die produziert wurden, einen relativ langen Nachhall hören; ab und zu tropfte Wasser von der Decke auf den Boden; Schritte ertönten und Türe quietschten. Doch Personen waren in dieser Dunkelheit keine zu sehen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, Lichter zu installieren. Alles wirkte ein wenig provisorisch… „Sora, warum bist du eigentlich von zuhause weggegangen?“ Die plötzliche Frage von Kari ließ Sora aufhorchen. Mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet; weswegen wollte sie das wissen? Sie antwortete locker darauf: „Ich wollte etwas Neues erleben - etwas machen, was nicht viele machen würden. Deswegen bin ich hierhergekommen nach Ruanda…“ „Warst du denn nicht zufrieden mit deiner Situation in Tokyo? Du hattest dort doch alles, um glücklich und erfolgreich sein zu können…“ Die 18-Jährige scheute sich nicht, ihr auf diese durchaus direkten Fragen Antworten zu geben: „Kari, mir ist durchaus bewusst, dass ich ein glückliches Leben hätte führen können. Aber die wenigsten wissen, dass ich sehr abenteuerlustig und offen für neue Erfahrungen bin. Mit den Jahren bin ich einfach sehr satt geworden von der Umgebung in Japan. Jeder Tag lief ab wie der letzte, es wurde mir nichts mehr Neues geboten. Ich will nicht sagen, dass das ein schlechtes Leben war - aber irgendwie hatte ich einfach das Gefühl, dass ich einen Wechsel in irgendeiner Art gebraucht hatte…“ „Verstehe…“ Kari hatte ihr gespannt zugehört. An sich kannte sie ja eigentlich schon die Gründe; ihr Bruder hatte es ihr schon oft genug erzählt, warum sich Sora für einen Tapetenwechsel entschieden hatte. Und dennoch glaubte sie, ihr noch mehr entlocken zu können, wenn sie unter Frauen waren… „Tai konnte manchmal echt nervig sein, nachdem du hierher gezogen warst. In den ersten Tagen war er einfach unerträglich.“ Nun musste Sora auch lächeln. Es tat irgendwie gut, über ihn zu reden… „Er war neben meiner Mutter so ziemlich der Einzige, der mich verstanden hatte. Soweit ich mich erinnern kann, hatte er nie auch nur ein Wort gegen meine Pläne gesagt…“ Die Braunhaarige nickte: „Wobei er es gerne getan hätte… du glaubst nicht, wie oft ich mir von ihm anhören musste, dass er dich nie hätte gehen lassen dürfen.“ Diese Aussage von Kari überraschte die Orangehaarige dann doch etwas: „Wirklich?“ „Ja“, antwortete sie knapp, „Was bedeutete, dass er dich wirklich sehr geliebt hat. Und was er immer noch tut, glaube ich…“ Sora seufzte resignierend. An sich stand sie immer noch hinter ihrem Plan, in Ruanda etwas Neues in ihrem Leben aufzubauen. Doch die letzten Tage hatten ihr so dermaßen zugesetzt, dass sie sich oft gewünscht hätte, in die Vergangenheit zu reisen und ihre Entscheidungen für diesen Auslandsaufenthalt umkehren zu können. Sie wusste auch nicht mehr, ob sie sich noch für ein Verbleiben entscheiden würde, sollten sie auch dieses Mal alles heil überstehen und den Gegner besiegen. Dass die Tage über zudem ihre Gefühle um Tai wieder hochkamen, deutete sie zumindest nicht als Signal dafür, noch länger hier bleiben zu wollen. Sora wollte das Thema vorerst abhaken, sie war derzeit noch sehr durcheinander. Und bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, mussten sie sowieso erstmal befreit werden. Aber wie konnten sie zwischendurch auf andere Gedanken kommen? Da fiel der Orangehaarigen etwas ein… „Sag mal Kari, wie steht es jetzt eigentlich um dich und T.K.?“ Die 15-Jährige reagierte etwas entsetzt: „Aber Sora… was soll denn zwischen T.K. und mir sein?!“ Sora lachte etwas: „Ach Kari, es ist ja nicht so, dass ich nichts aus eurem Haus mitbekomme! Tai hatte mir erzählt, dass du desöfteren schlechte Laune hattest, als T.K. vor einem halben Jahr nach Australien gegangen ist…“ „Aber das hatte doch nichts mit ihm zu tun gehabt…“, versuchte Kari sich zu rechtfertigen. Sie wurde etwas rot, was Sora bemerkte und leicht amüsierte. „Schon gut, so hatte ich das nicht gemeint!“, versuchte sie die Jüngere zu beruhigen, ohne von ihrer Linie abzuweichen. „Aber jetzt mal im Ernst: Empfindest du was für ihn? Ihr hattet in der Vergangenheit so viel gemeinsam unternommen.“ Kari schaute verlegen; wäre es jetzt nicht Sora gewesen, würde sie wahrscheinlich auf die Frage ewig schweigen. „Wieso willst du das wissen?“ „Ich habe einfach ein Gespür für sowas, und außerdem ist es nicht so, dass ich mich für mein Umfeld nicht interessiere“, zwinkerte sie der Braunhaarigen zu, die daraufhin lächelnd das Gesicht abwandte. Zögernd begann sie zu erzählen: „Um ehrlich zu sein - war ich auch nicht diejenige gewesen, die auf ihn zugegangen war. Erinnerst du noch an die Abschiedsparty, die er bei sich daheim gab?“ Die 18-Jährige nickte. „Damals waren wir schon sehr gut befreundet, und ich hab mit ihm an dem Abend viel geredet. Irgendwann kamen wir auf das Thema Liebe - unter anderem hatten wir auch über euch beide geredet…“ Sora spürte, wie sie leicht rot wurde. Sie wusste selber, dass Tai und sie als Traum- und sogar Vorzeigepaar in aller Munde waren. „T.K. hatte dann gesagt, dass er auch sehr gerne eine Freundin haben würde und dass er dich und Tai dafür beneidet hatte. Plötzlich hatte er mich gefragt, ob ich auch so denke…“ „Und?“, hakte Sora neugierig nach. „Ich hatte ihm gesagt, dass ich euch zwar auch sehr beneidet hatte… aber mit meinem jetzigen Leben trotzdem sehr glücklich war. Dann hatte er aber gefragt, ob ich nicht trotzdem fühle, ob mir was fehlt im Leben… tja…“ Kari machte eine kleine Pause und fuhr dann fort. „… im Folgenden hat er mir erzählt, dass er früher immer dachte, wir wären nur beste Freunde, weil wir nicht ineinander verliebt wären. Das zu denken, ist für ihn heute die größte Ausrede gewesen auf seine wirklichen Gefühle. Er wusste es nur nicht genau zu deuten, und deswegen hatte er mich gefragt, ob er mich küssen dürfte…“ „Und, und??“ Sora wurde immer aufgeregter. Im Folgenden bemerkte sie, wie das Rot ihres Gegenübers immer intensiver wurde. „Naja, ich hatte es ihm erlaubt - und er hat mich geküsst. Das war für den Moment sehr seltsam…“ „Wie habt ihr darauf reagiert?“ „Naja…“, unterbrach sie sich selbst, ehe sie fortfuhr: „Er hatte danach immer noch sehr ratlos gewirkt. Er meinte dann selbst, dass es ein Fehler war zu glauben, dass er nach dem Kuss sich über seine Gefühle klar werden könnte…“ „Wie naiv“, kicherte die Orangehaarige. „Naiv? Wieso?“ „Ach Kari, wer ohne Kuss nicht über seine eigenen Gefühle Bescheid weiß, wird es auch mit Kuss nicht wissen! Ein Kuss steht für den Ausdruck der eigenen Gefühle, aber wenn die von vornherein nicht vorhanden sind…“ Kari nickte, Sora hatte vollkommen Recht. Die Braunhaarige hatte ihr verschwiegen, dass sie im Prinzip genauso wie T.K. dachte und auch sie nach einem Kuss Klarheit über ihre eigenen Gefühle haben könnte. Allerdings war das auch bei ihr nicht der Fall gewesen… und nun wurde sie von Sora eines Besseren belehrt. Die Jüngere erzählte weiter: „Jedenfalls ist dann zwischen uns nicht mehr viel passiert. Aber ich weiß nicht, diese Szene blieb mir noch wochenlang im Kopf - auch nachdem er schon weg war. Ich weiß es nicht…“ Sora hörte aufmerksam zu und musste innerlich selber zurück an ihre Vergangenheit mit Tai denken. Es war verrückt, zwischen ihr und Tai, und Kari und T.K. gab es so viele Parallelen! „Soll ich dir mal was verraten?“ Kari schaute die Orangehaarige fragend an und bejahte. „Ich glaube es ist genauso naiv zu sagen, dass Mann und Frau im ganzen Leben immer nur beste Freunde sein können, nur weil man früher nicht ineinander verliebt war. Doch je älter man wird, desto mehr holt einen das Thema Liebe ein - und man fängt auch an, anders über das zu denken, was man früher mal gesagt hatte…“ Die Braunhaarige hörte zu und wusste immer mehr, worauf sie hinaus wollte. „Schau dir mal meine Zeit mit Tai an; wir beide sind das beste Beispiel für dieses Thema“, lachte die 18-Jährige leicht. „Wir beide hatten unglaublich viel gemeinsam unternommen, waren immer füreinander da, hatten ständig dem anderen aus der Patsche geholfen und uns gegenseitig gut ergänzt…“ - sie seufzte leicht - „Aber wir hatten einen Fehler gemacht: Als wir noch jung waren hatten wir beschlossen, beste Freunde zu bleiben - nur weil wir damals noch sagen konnten, dass wir nicht ineinander verliebt waren. Das hat uns beide eine ewige Zeit lang gehemmt…“ „Du also auch, Sora?“, fragte Kari ungläubig. Sie wusste von den Erzählungen ihres Bruders, dass er sich lange Zeit mit Gefühlen herumgeplagt hatte, die nicht sein durften. Er wollte die Freundschaft nicht auf’s Spiel setzen, doch irgendwann konnte er sich nicht mehr verstellen. „Ja Kari, ich habe darunter gelitten, weil ich Tai so sehr gemocht hatte, dass ich mir recht früh über meine Gefühle klar wurde - und er ja eigentlich auch. Aber wir konnten monate-, vielleicht sogar jahrelang beide irgendwie nicht die Lanze brechen… bis er sich nach unserem Aufstieg in die Bundesliga einen Ruck gegeben hatte. Du glaubst nicht, wie mir dann der ganze Rucksack voll Steine abgefallen war…“ Kari sah, wie Sora vor Freude lächelte. Sie meinte sogar einen leichten feuchten Fleck unter ihren Augen zu erkennen… „War es also nicht vielleicht doch falsch, das aufzugeben und Japan zu verlassen?“, meinte dann die 15-Jährige und sah die Brünette an. Soras Mimik veränderte sich abrupt, plötzlich sah sie nachdenklich und auch etwas traurig aus. Die Freudenträne kullerte schnell von ihrem Gesicht runter und sie wischte diese mit der Hand weg. Kari fügte noch hinzu: „Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass die Liebe die höchste Stufe der Weltsicht darstellt und als die Lösung und Überhöhung der menschlichen Existenz gesehen wird. Stimmt das, Sora?“ Die Angesprochene schwieg weiter; was Kari nicht wusste war, dass Sora von dieser Ansicht noch nie was gehört hatte. Ironischerweise war sie eigentlich die Trägerin des Wappen der Liebe, aber die um 3 Jahre jüngere Kari schien in diesem Fall mehr über das Thema zu wissen als sie. Sora schaute die Braunhaarige ratlos an. Mittlerweile war sie wieder völlig verwirrt, sie wusste keine angemessene Antwort auf die Frage der der 15-Jährigen. Mühsam richtete sie sich auf und blickte orientierungslos in die Dunkelheit draußen. „Ach Kari, ich weiß es nicht…“ ------------------------------- Eine mittlere Explosion erschütterte ein mehrstöckiges Wohngebäude in seinen Grundfesten. Im Erdgeschoss wütete eine Horde wildgewordener Numemon und Sukamon - oder eher schwarze Wesen, die wie diese aussahen. Sie schmissen mit Rauchgranaten und Stinkbomben um sich und vertrieben so die verbliebenen Bewohner, die bis jetzt noch nicht fliehen wollten, auf übelriechende Art und Weise. „NADELFEUER!“ Ein Hagel von Kaktuspfeilen brachte eine Schar von Numemon zum Platzen. Togemon war plötzlich von der Seite aufgetaucht und schlug die überlebenden schwarzen Digimon zur Seite. Einige Sukamon fingen an, mit Kot um sich zu schmeißen; das Pflanzendigimon wiederum beantwortete den Angriff mit einem zweiten Nadelfeuer, was auch die restlichen Feinde besiegte. „Super gemacht, Togemon!“, rief Mimi vom Gebäudeeingang aus. „Matt, ich kümmer mich um die Einwohner hier! Sobald ich fertig bin, komme ich nach!“ „Alles klar!“, nickte Matt und lief mit Weregarurumon weiter in Richtung Stadtmitte. Sie kamen dem schwarzen Loch immer näher, welches weiterhin im Himmel oben zu hängen schien. „Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, dieses verdammte Tor zu schließen…“ „Vorsicht Matt!!“ Ein urplötzlicher Schubser riss Matt von den Füßen und das nächste, was er wahrnahm, war ein gleißend heller Energiestrahl, der an ihm vorbeizischte. Sein Herz raste. „Danke Weregarurumon… was war denn das?“ Er schaute sich um und entdeckte am Ende der Straße ein Digimon, welches wie ein Pferd mit Menschenkopf aussah - und erkannte es. „Centarumon!“ „SOLARSTRAHL!“ Abermals raste ein Energiestrahl durch die Straßen. Weregarurumon stand auf, nahm Matt mit einem Griff an sich und sprang in die Höhe. Einen Moment später schlug der Energiestrahl dort ein, wo sich die beiden gerade eben noch befanden. „Halt dich gut fest, Matt!“ Das Tierdigimon begann, von Dach zu Dach zu hüpfen. Hinter sich hörten die beiden, wie die Attacken von Centarumon einschlugen und jede Menge Schutt von den Dächern herunterflog. „Setz mich irgendwo ab!“, rief Matt zu seinem Digimon. „Dann kannst du gegen ihn kämpfen, bevor er noch das ganze Viertel zerstört!“ „Ich hab eine bessere Idee!“, entgegnete Weregarurumon und sprang mit einem Satz wieder in die Luft, bevor ein weiterer Solarstrahl hinter ihnen einschlug. Es landete auf einem Dach… direkt über Centarumon, welches nach ihm suchte. „Hier oben bin ich, du Vollidiot! Na los, schieß doch!“, provozierte ihn das Tierdigimon. Centarumon reagierte und feuerte seine Attacke auf Weregarurumon ab, das aber sofort wieder wegsprang. Die Attacke schlug an der oberen Gebäudewand ein und mehrere größere Trümmer flogen auf Centarumon herunter. Überrascht von der Situation reagierte es nicht schnell genug, wurde von den Gebäudetrümmern erfasst und begraben. Weregarurumon landete vor den Trümmerteilen auf dem Boden. Vorsichtig ließ er Matt herab. „Was meinst du, reicht das?“ „Vorerst ja… auch wenn wir es nicht vernichtet haben, glaube ich. Aber wir müssen uns noch um die anderen Teile der Stadt kümmern!“ Plötzlich erhellte sich die Gegend, und im nächsten Moment hörten die beiden Partner eine Explosion, die von oben kam. Über ihnen erblickten sie auf einmal Megaseadramon, wie es mit hoher Geschwindigkeit vorbeiflog und scheinbar ein kleines anderes Wesen verfolgte. Doch im nächsten Moment mussten die beiden sich selbst korrigieren, denn sie sahen von diesem kleinen Wesen unzählige Exemplare, die im Himmel scheinbar koordiniert umherflogen und so kaum zu greifen waren. Matt sah zu seinem Partner rüber: „Was sind das für Dinger? Digimon?“ „Ja - und ich glaube, die anderen brauchen unsere Hilfe! Lass uns schnell gehen!“ Der Blonde nickte, ließ sich von seinem Digimon wieder in den Arm nehmen und hielt sich so gut es ging an ihm fest. Mit einem weiteren Satz war Weregarurumon in der Dunkelheit oben verschwunden, die mittlerweile von zahlreichen Lichtblitzen kurz durchdrungen wurde. ------------------------------- Tai schaute sich die Wand vor ihm an, an die er gerade eben angelangt war. Hier ging der Tunnel nicht weiter, anscheinend waren sie am Ende angelangt. „So, hier müssen wir uns den Weg selber graben…“, meinte Izzy. „Und weißt du auch in welche Richtung?“, fragte der 18-Jährige ihn skeptisch und schaute sich um. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Tunnel so dermaßen lang sein würde und hatte nun die Orientierung total verloren. „Warte einen Moment, ich muss den Laptop ausrichten…“ Izzy fuhr den Computer herum und wartete, bis der GPS-Pfeil auf seinem Gerät endlich die gewünschte Richtung anzeigte. „Hier!“ „Großartig!“, entfuhr es Cody. „Jetzt zeig uns mal, was du kannst, Digmon!“ „Na bravo, meine armen Hände…“, seufzte das Insektendigimon und fing an, mit seinen 3 kleinen Bohrern einen eigenen Tunnel zu graben. „Los, vorwärts! Bis zum Gefängnis ist es noch ein Stück!“, meinte Izzy und verschwand mit Cody und Tentomon in dem Tunnel. Tai, T.K. und die Digimon folgten ihnen. Die ganze Zeit lang bis hierhin herrschte eine unangenehme Ruhe zwischen den Digirittern; die Digimon schauten oftmals scheu zu ihren Partnern herauf, nur um danach sich gegenseitig ratlos anzublicken und zu schweigen. Sie merkten, wie die Konzentration auf die bevorstehende Operation sie hemmte, irgendwelche - womöglich falschen Wörter zu verlieren. Von Biyomon und Gatomon konnten sie sowieso keine Gesprächigkeit erwarten; sie waren mit ihren Gedanken ganz bei ihren Partnern und sahen seit ihrer Entführung ständig so aus, als würden sie jeden Moment vor Sorge sterben können. Stattdessen waren sie nun schon seit einer halben Stunde wortlos in diesem dunklen und engen Tunnel unterwegs. Man hörte nur noch Digmons mittellaute Bohrer arbeiten… „Wie weit ist es denn noch?“, fragte Patamon, der auf T.K.‘s Kopf saß und als Erster die Stille durchbrach; Agumon und Tentomon zuckten erschrocken kurz zusammen, waren aber dennoch sehr dankbar für Patamons verbalen Vorstoß. „Ich weiß nicht…“, antwortete T.K. Er hatte mit einem Ton gesprochen, den man als sorgenvoll interpretieren konnte. „Ich würde gerne wissen, was wir dann tun, wenn wir dort sind“, fragte sich Cody. Auch er freute sich darüber, dass jemand diese unerträgliche Stille untereinander brach. Izzy setzte sein typisches Nachdenkgesicht auf: „Hm ja, was schlägst du vor, Tai?“ Der Angesprochene reagierte etwas überrascht, dass sein Name fiel. „Wieso ich? Bisher bist du doch immer derjenige gewesen, der die Pläne für uns erarbeitet hatte, oder?“ „Ja schon“, antwortete der Rothaarige, „Aber du bist unser Anführer, du entscheidest doch, wie wir vorgehen! Außerdem geht es hier nicht um irgendjemanden… sondern es geht um deine… äähm… deine Liebsten… oder?“ Izzy musste sich räuspern, doch der Braunhaarige nahm ihm das nicht übel, dass er die beiden so bezeichnet hatte. Kari und Sora waren die wichtigsten Personen in seinem Leben, da machte er keinen Hehl draus. Und das wussten eigentlich auch alle. „Ja, aber was hilft mir das, wenn ich nicht genau weiß, wo wir landen, wo sich Kari und Sora befinden und an wievielen Wachen wir vorbei müssen! Vor allem brauchen wir nicht zuletzt einen sicheren Fluchtweg!“ Der 17-Jährige erschrak, dass Tai schon über so vieles bereits nachgedacht zu haben schien. Er hatte sich in dieser Hinsicht wirklich komplett verändert; er war nun viel rücksichtsvoller und - wenn man so will, vorsichtiger geworden. Aber bei dem, um was es hier ging, war es eigentlich kein Wunder. Der Rothaarige rechnete damit, dass Tai eigentlich schon genau wusste, was er tun würde. Und er würde ihn dabei unterstützen… Also stellte seine Pläne vor: „Wir haben mehrere Möglichkeiten, was unseren Ankunftsort betrifft. Entweder, wir tauchen irgendwo in der Nähe von dem Gebäude wieder an der Oberfläche auf - der Vorteil hierbei ist, dass wir relativ sicher und unbemerkt weiter agieren können - allerdings müsste ich noch einen geeigneten Auftauchort finden, man darf uns nicht bemerken; oder die zweite Möglichkeit ist, dass wir uns mitten in die tiefsten Untergeschosse des Flughafengebäudes bohren und dort unsere Suche beginnen - Vorteil hier ist, dass wir sehr rasch in der Nähe unserer beiden Freunde sind und genauso schnell von dort verschwinden können…“ Tai dachte über beide Optionen nach. Die Vorteile waren ihm klar, und er tendierte nach Izzys Vorstellung eindeutig zur zweiten Möglichkeit. Der Nachteil hier war ihm aber auch bewusst - nämlich, dass sie mitten in feindliches Gebiet einfallen würden, ohne zu wissen, wieviele Wachen in Wirklichkeit dort stationiert waren. Wenn sie Glück hatten, könnten sie unbemerkt bis zu den beiden Entführten vordringen - danach würde wahrscheinlich eine wilde Flucht folgen. Doch trotzdem entschied sich Tai für die zweite Option. „Wir haben keine Zeit zu verlieren! Wir dringen direkt ins Gebäude vor und überraschen sie dort! Dann müssen die sich erstmal sammeln - wenn wir Glück haben, sind wir bis dahin schon entkommen! Das ist unser vorrangiges Ziel, oder Izzy?“ Der Angesprochene nickte zustimmend: „Ja, du hast Recht! Ich denke auch, das ist die bessere Option!“ „Dann mal los!“, meinte Tai und marschierte schnurtracks weiter. Die anderen sahen ihm nach und dann zu Izzy. Der reagierte nur mit einem verschmitzten Lächeln und meinte dann: „Er benimmt sich eben wie ein geborener Anführer…“ ------------------------------- Die Luft über Kigali glich nun einem heftig tobenden Gewitter. Unzählige Blitze schossen in verschiedensten Richtungen; manche trafen sogar Gebäude, ohne aber Schäden an ihnen anzurichten. In diesem Trubel flog Megaseadramon mit viel Tempo umher. An dessen Körper prallten die Blitze wie Gummi ab und er feuerte selber einige Lichtblitze aus seiner Stirn ab. Man sah, wie einige kugelförmige Wesen gen Boden abstürzten. „Megaseadramon! Kannst du noch?“ Maria sah sich das alles von unten besorgniserregend an. „Geht schon… es sind aber noch ganz schön viele!“, antwortete das Meeres Digimon leicht verschwitzt und flog mit einem Rauschen an ihrem Partner vorbei. Kurz darauf fielen einige der kugelförmigen Wesen neben ihr bewusstlos auf dem Boden. Sie analysierte es; es war ein Digimon, aber auch mit einer schwarzen Färbung. --- Thunderboltmon --- Level: Champion --- Mutant Digimon --- Typus: Datei --- Attacke: Kugelblitz Das waren also die unzähligen Dinger, die durch die Luft mit unglaublich hoher Geschwindigkeit flogen. Sie wollte es näher untersuchen und hob eines von ihnen auf - doch plötzlich wurde sie von einem elektrischen Schlag überrascht. Das schwarze Digimon war wieder erwacht und lähmte die Digiritterin mit seiner Elektrizität, die immer mehr zunahm… „LETZTER STICH!“ Ein plötzlicher Stopp der Elektrizitätswelle und ein anschließendes Zischen ließen die 10-Jährige wieder aus ihrer Starre erwachen. Sie erblickte nun Stingmon vor sich, von dem Thunderboltmon war nichts mehr zu sehen. Aus einer Seitengasse kamen Ken und Yolei angelaufen. „Maria! Geht’s dir gut?“ „Geht so…“, stöhnte sie und richtete sich wieder mühsam auf. „Sowas war ganz schön leichtsinnig, meine Liebe“, meinte Yolei zwinkernd und half ihr auf die Beine. „Man darf diese Digimon nicht zu Attacken einladen!“ Mitten im Satz flog wieder Megaseadramon über ihnen hinweg, doch diesmal war es nicht alleine. Auch Halsemon und Stingmon mischten in dem Kampf über ihnen mit. Die Anzahl der Blitze im Himmel ließ darauf lauten, dass es immer noch eine Menge von den Thunderboltmon gab, die zu erledigen waren. „Ich frage mich eigentlich, warum Dragomon nicht stärkere Digimon als diese Thunderboltmon hergeschickt hat“, meinte plötzlich Yolei und kratzte sich am Kopf. „Ist dir Blackwargreymon nicht genug?“, fügte Maria tadelnd an und revanchierte sich so für ihren Satz von vorhin. Die 16-Jährige wurde rot und verzog das Gesicht. Ken schien aber die Antwort auf diese Frage zu wissen: „Das ist ziemlich einfach zu schlussfolgern! Ich glaube, dass es Dragomon trotz Hilfe der Macht der Dunkelheit immer selbst eine Menge Energie kostet, um solche Digimon zu erschaffen. Je höher das Level der erschaffenen Digimon, desto mehr Energie wird wohl gebraucht. Und da er erst gerade Blackwargreymon entsendet hat, müssen sich seine Energiereserven wieder erholen…“ „Schon gut, Mister Oberschlaukopf!“, würgte ihn Yolei genervt ab und wurde noch röter. Ken lachte leicht auf ob ihrer Reaktion und schaute wieder nach oben. Die Lilahaarige fand es weniger lustig - obwohl sie eigentlich seine Kombinationsgabe stets bewunderte. Aber manchmal war es einfach trotzdem unerträglich für sie… „Stingmon, starte durch!“, rief Ken zu seinem Digimonpartner, der darauf sofort reagierte. „LETZTER STICH!“ Das Insektendigimon produzierte mit seiner Attacke eine elektromagnetische Schockwelle, denen viele der Thunderboltmon zum Opfer fielen. Sie verpufften in Datenstaub. Jedoch blieben noch einige von ihnen übrig. „KUGELBLITZ!“ Der Rest der Mutant-Digimon steuerte plötzlich auf die Digiritter zu, die vollkommen überrascht vom schnellen Angriff keine Möglichkeit mehr hatten auszuweichen. Die Luft knisterte drohend, je näher die Thunderboltmon kamen… Da hörten sie von hinten ein lautes Wolfsgeheul und eine rote Doppelsichel schoss unerwartet an den Digirittern vorbei in Richtung der angreifenden Mutant-Digimon. Ein lauter Knall ertönte und die Thunderboltmon waren mit einem Schlag komplett pulverisiert. Weregarurumon landete im nächsten Moment hinter ihnen auf dem Boden, seine Krallen glühten feuerrot. Im nächsten Moment erschien zur Freude aller Matt. „Verstärkung ist da!“ Die anderen nickten dankend zurück. „Das war Rettung in letzter Sekunde, mein Lieber“, meinte Ken und half Yolei wieder zurück auf den Beinen. „Nicht der Rede wert!“ Der Blonde sah sich die Gegend an und horchte in die Luft. Nachdem er mehrere Sekunden eine komische Stille wahrnahm, wandte er sich wieder den anderen zu: „Sieht so aus, als hätten wir die Stadtmitte gesäubert! Sehen wir zu, dass wir weitermachen…“ Just in diesem Moment wurde die Stille durch mehrere Klickgeräusche unterbrochen. Die Digiritter reagierten erschrocken und sahen, dass aus mehreren Straßenecken menschliche Kämpfer herausrückten. Sie trugen feuerbereite Schusswaffen in ihren Händen und zielten auf die Gruppe, die sich zurückfallen ließ. „Hutu-Kämpfer! Wir sollten hier schleunigst verduften…“, meinte Yolei. Doch aus der Höhe hörten sie unerwartet ein schallendes Gelächter. Tais schwarzes Double tauchte zwischen den Dächern auf und schien sich sehr zu amüsieren: „Ihr habt ja förmlich darum gebeten, erledigt zu werden - war euch denn nicht klar, dass ihr mit eurem Gekämpfe meine ganze Armee auf euch aufmerksam gemacht habt?“ Bevor auch nur irgendjemand von der Gruppe antworten konnte, fackelte der schwarze Doppelgänger diesmal nicht lange. „Erledigt sie! Eröffnet das Feuer!“ Im nächsten Moment erfüllten wieder Schussgeräusche die endlose Nacht von Kigali - und man hörte anschließend einen lauten Schrei und ein heftiges Plumpsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)