Qu'a-t-il de plus que moi? von Ange_de_la_Mort (Axel/Roxas, angedeutet Axel/Sora, Riku/Sora) ================================================================================ Kapitel 1: Qu'a-t-il de plus que moi? ------------------------------------- Es war einfach gewesen. Beinahe schon zu einfach. Eigentlich hatte Axel von dem Schlüsselträger mehr erwartet; mehr Widerstand, mehr Misstrauen, mehr Intelligenz. Aber er würde sich nicht beschweren. Schließlich konnte er seinen Plan, seine Aufgabe so schneller zum Ziel führen. Die Fesseln wurden ein wenig fester um den regungslosen Körper gezurrt, denn Axel wusste, dass der Junge ihn angreifen würde, wenn er erwachte. Oder besser gesagt: dass er es versuchen würde. Dabei sollte er froh sein, wenn er gleich überhaupt noch wusste, wo oben und wo unten war. Ein Schlag auf den Kopf, der fest genug war, um jemanden in die Bewusstlosigkeit zu schicken, war immerhin nichts, mit dem man scherzen sollte. Lange, schlanke Finger strichen über den Haarschopf des Jungen. Danach griffen dieselben Finger nach einem Tuch, knebelten den anderen. Roxas sollte nicht sprechen, sondern nur zuhören, Axel erklären lasse, ihn verstehen … Ein Lächeln legte sich auf Axels Lippen, als er sich hinüber zu der kleinen Musikanlage begab und eine CD einlegte. Sie beide hatten dieses Lied zusammen gehört, hatten zu diesen Klängen getanzt, sich im Takt der Melodie geliebt. Bestimmt half es ihm, sich zu erinnern … Qu'a-t-il de plus que moi? Leise lief das Lied im Hintergrund, während der Junge ein gedämpftes Stöhnen von sich gab und langsam diese unendlich blauen Augen aufschlug. Axel lächelte nur. „Guten morgen, Roxas.“ Er sah, wie sich Roxas‘ Augen weiteten, wie Panik in ihnen aufschimmerte, als er seine Lage erkannte, als er verstand, dass er gefesselt war, wehrlos, ausgeliefert. Doch wie von Axel vorhergesagt, zog er die falschen Schlüsse. Und als er nur verzweifelt an den Fesseln zerrte und sein Schlüsselschwert beschwor – das natürlich auch erschien, doch in dieser Position konnte er die Fesseln nicht durchschneiden, also was brachte es ihm schon? –, strich Axel ihm nur beruhigend über die Wange und schüttelte den Kopf. „Keine Sorge. Ich tue dir nichts.“ Je me le demande chaque fois „Ich will dir nur helfen, Roxas. Dafür sorgen, dass du dich daran erinnerst, wer du bist. Wer ich bin. Was wir gemeinsam hatten.“ Was genau sie miteinander verband, war schwer zu erklären. Roxas hatte einfach … eine Sonderstellung in Axels Leben. Denn Roxas war ja auch etwas Besonderes. Doch damit wollte Axel nicht gleich beginnen. Stattdessen redete er über damals … ~*~ Détiens t-il un amour Auf dem Station Tower in Twilight Town zu sitzen und in den Sonnenuntergang zu blicken, war schon immer ein ganz spezielles Erlebnis für Axel. Er mochte Sonnenuntergänge. Sie stellten einen wundervollen Kontakt zu der Dunkelheit dar, die in ihrer eigenen Welt herrschte. Außerdem waren das Licht und die Wärme, welche die Sonne ausstrahlte, für die ständige gute Laune der Weltenbewohner verantwortlich. Auch auf Axels Laune wirkte sich das Licht positiv aus. Es war einfach eine Abwechslung zu dem tristen Schwarz der Welt, die niemals war, und zu der künstlichen, weißen Beleuchtung des Schlosses, die einem in den Augen wehtat. „Hey“, begann er mit einem Lächeln auf den Lippen, „weißt du. Warum der Sonnenuntergang hier immer so rot ist? Weil rot die Farbe ist, die das Licht am weitesten transportiert.“ „Du bist ein Angeber, Axel“, kam es von seinem Begleiter. Doch als Axel den Blick nach links wandte, konnte er erkennen, das Roxas ebenfalls lächelte „Aber manchmal ist das, was du sagst, sogar ganz interessant.“ „Was heißt hier 'manchmal'?“ Axel tat entsetzt, legte sich eine Hand auf die Brust und sagte mit gespielt weinerlicher Stimme: „Jetzt brichst du mir aber das Herz!“ Ein Herz … Roxas‘ Blick wurde melancholisch und er seufzte leise, griff nach einem weiteren Meersalzeis und steckte es in den Mund. Dass Axel angewidert die Nase rümpfte, weil er dieses salzige Zeug überhaupt nicht leiden konnte und man ihn wirklich zwingen musste, davon zu essen, bemerkte er nicht. „Glaubst du, wir bekommen unsere Herzen je zurück?“, fragte er leise, beinahe flüsternd, so, als würde er die Antwort fürchten. Du hast deines doch bereits … du weißt es nur noch nicht. Diesen Gedanken behielt Axel jedoch für sich. Stattdessen legte er seinem Gefährten eine Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Auf jeden Fall.“ ~*~ Que je ne pourrais te donner un jour? Unsichere, flüchtige Berührungen wurden ausgetauscht. Ein zögerlicher Kuss, ein scheuer Blick nach links und rechts, obwohl sie doch beide wussten, dass sie in diesem Gang nicht gefunden werden würden. „Glaubst du wirklich, dass wir das tun sollten, Axel?“ Ein beruhigendes Lächeln. „Was, wenn uns die anderen sehen?“ „Hättest du etwas dagegen?“ Es bedurfte überhaupt keiner Antwort. Man sah es an der Art, wie Roxas errötete; ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wange, lange, schwarze Wimpern senkten sich über ozeanblaue Augen. Dann ein Nicken, kaum merklich und dennoch ausdrucksstark. Axel küsste ihn wieder. „Lass uns gehen“, raunte er ihm ins Ohr. ~*~ Possède t-il les mots qui plaisent Vorsichtige Fingerspitzen, die über erhitzte Haut streichelten. Leise, erstickte Laute, die über geöffnete Lippen kamen. Finger krallten sich in weiße Laken und Roxas drückte sein Becken den heißen Lippen entgegen, die sich seinen Körper hinab küssten. Zärtliche Worte wurden ausgetauscht; Liebesschwüre, obgleich sie nicht lieben konnten, aber das hinderte sie nicht daran, es sich einzureden. Und es fiel nicht schwer, an Liebe zu glauben, wenn man wie Axel die Wahrheit kannte, die Roxas noch verborgen bleiben sollte. ~*~ Qui enivrent quand tu l'écoutes ? Seine Finger lösten den Knebel und er lächelte freudig. „Wie sieht’s aus, Roxas? Kommt die Erinnerung langsam zurück?“ Der Junge bewegte den Kiefer krampfhaft, leckte sich über die trockenen Lippen. Dann sah er Axel mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen an und sprach mit kühler Stimme: „Mein Name ist Sora.“ Axels Blick wurde hart, seine Miene verfinsterte sich, als er den Jungen mit den blauen Augen und den braunen Haaren musterte, der vor ihm an den Stuhl gebunden war. Die nette Tour zog also nicht. Nun gut, wenn der Knirps es so wollte … „Ich weiß, wie du heißt, du kleines Stück Scheiße!“ Soras Augen weiteten sich. Mit einer solchen Reaktion hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Und damit, dass Axel ihm so fest ins Gesicht schlug, dass er mitsamt dem Stuhl zur Seite kippte und mit einem polternden Geräusch auf dem Boden landete, wohl auch nicht. „Was willst du?“, fragte er leise und unsicher. Il ne me reste que les prières „Ich will Roxas zurück.“ „Ich kenne keinen Roxas.“ Natürlich nicht. Wie sollte Sora sich auch an seine andere Hälfte erinnern, an die andere Seite seines Herzens? „Er war dein Niemand.“ Ein Kopfschütteln. „Aber ich hatte doch nie mein Herz verloren … oh.“ Er stockte, sah Axel unsicher an, als er sich wieder an die Geschehnisse von vor einem Jahr erinnerte. „Was meinst du mit ‚war‘?“, fragte er leise. „Ihr seid wieder zu einer Person geworden“, erklärte Axel, während er den Jungen an den Haaren packte und ihn zusammen mit dem Stuhl wieder in eine aufrechte Position brachte, wobei er Soras Schmerzenslaut natürlich komplett ignorierte. „Und du willst mich wieder zu einem Herzlosen machen?“ Axel nickte und Sora lachte. „Das kannst du vergessen! Das werden meine Freunde nie zulassen! Sie werden mich hier rausholen und-“ „Deine Freunde werden gar nichts.“ Ein Lächeln schlich sich auf Axels Lippen und er schenkte dem Jungen einen gehässigen Blick. „Deine kleine Prinzessin sitzt immer noch auf ihrer Insel und Riku …“ Er brach ab, atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Riku. Er hasste diesen Namen, hasste diesen Jungen. Als er Sora beobachtet hatte, hatte er ihn oft von Riku sprechen gehört, schwärmerisch und verträumt. Verliebt. Axels Finger ballten sich zu Fäusten und er knurrte leise. Wie konnte Roxas das zulassen? Wieso wehrte er sich nicht gegen Soras Persönlichkeit, wieso nahm er keinen Einfluss darauf? Wie konnte es sein, dass Sora liebte und glücklich war, sich darauf freute, seinen Freund wieder in die Arme zu schließen, während Axel selbst dieser Wunsch verwehrt blieb? Er knurrte ein weiteres Mal. Um Riku würde er sich nach dieser Sache hier ebenfalls kümmern müssen – er konnte ja nicht zulassen, dass jemand existierte, dem Sora – und damit auch sein Roxas – schöne Augen machte. „Meine Freunde werden mich retten und dich erledigen“, versprach Sora lächelnd und nickte überzeugt. Dummer Junge. Dummer, naiver Junge … „Nicht rechtzeitig, glaub mir.“ „Und was willst du tun?“, fragte der Junge herausfordernd, legte dann die Stirn in Falten. „Ich weiß nicht einmal, wer du bist und warum du mir das antun willst.“ Diese Aussage war es, die Axel wütend aufschreien ließ, die ihn dazu brachte, Sora eine schallende Ohrfeige zu verpassen. War es inzwischen Usus, ihn ständig zu vergessen? Roxas müsste sich doch wieder erinnern! Warum sagte er dazu nichts? War er so tief in Soras Unterbewusstsein vergraben? Tja, dann würde er sich eben doppelt anstrengen müssen, um ihn zurückzuholen. „Ich habe ihn geliebt!“, zischte er nur wutentbrannt. Sora lachte, obwohl ihm von der Ohrfeige Tränen in die Augen gestiegen waren. „Ein Niemand kann nicht lieben!“ Axel packte ihn wieder an den Haaren, zog seinen Kopf in den Nacken, beugte sich zu seinem Ohr hinab. „Ich kann es. Und jetzt werde ich dir zeigen, wozu jemand, der liebt, imstande ist“, versprach er mit drohendem Unterton. ~*~ Quelques souvenirs sur ma route Dieses Versprechen hielt Axel auch ein. Er brachte Sora zum Schreien und zum Bluten, verletzte und vergewaltigte, schändete dessen Leib, spritzte Sperma und Worte in ihn wie heißes Gift, um Körper und Seele zu brechen, um den stolzen Schlüsselträger in einen kläglich weinenden Jungen zu verwandeln. Womit er natürlich auch Erfolg hatte. Axel lächelte nur und streichelte Sora mit übertriebener Zärtlichkeit die Tränen von den Wangen, war überaus amüsiert, als der Junge vor der Berührung zurückzuckte. „Es ist wirklich nichts Persönliches“, meinte er leise. „Ich brauche Roxas einfach.“ Und dann war er sogar so gütig, ihm die Situation zu erklären: Dadurch, dass Roxas‘ andere Hälfte gleichzeitig mit ihm existiert hatte, war er – als erster und einziger Niemand – in der Lage gewesen, ebenfalls ein Herz zu besitzen. Dadurch, dass Axel sich in Roxas‘ Nähe aufhielt, war ein gewisser Teil dieses Herzens, dieser Emotionen auf ihn übergegangen. Dadurch war er in er Lage gewesen, zu fühlen. Und das … das war etwas, das er niemals mehr missen wollte. „Deswegen muss ich dir wehtun. Deswegen muss ich dafür sorgen, dass du mich hasst. Damit dein Herz sich der Dunkelheit öffnet und ich so bekomme, was ich haben will.“ „Das ist nicht fair“, lautete die leise Antwort, die mit schluchzender Stimme vorgetragen wurde, und dann sahen blaue Augen zu Axel hoch. Blaue Augen, in denen sich immer wieder aufs Neue Tränen sammelten und die jeglichen trotzigen oder glücklichen Glanz verloren hatten. „Es ist vieles nicht fair.“ „Ich will mein Herz nicht verlieren.“ „Niemand hat danach gefragt, was du willst.“ „Ich hab noch so viel vor …“ Das hatte Axel auch gehabt. Damals. Aber hatte ihn jemand gefragt, ob er es gemocht hatte, zu einem Soldaten ausgebildet und durch die neuste Technologie seiner ehemaligen Welt zu einem Pyrokineten gemacht zu werden, zu einem Menschen, der Feuermagie wirken konnte? Hatte es jemanden interessiert, ob er von einem Herzlosen angegriffen und zu einem Niemand gemacht werden wollte? Hatte jemals jemand danach gefragt, ob es ihm in der Organisation gefallen hatte? Natürlich nicht. Aber durch Roxas hatte er jemanden gefunden, dem seine Wünsche etwas bedeutet hatten … endlich. Und diese Situation wollte er wiederhaben. Wollte Roxas‘ Lächeln sehen, seine Stimme hören, seinen warmen Atem an seinem Ohr spüren. Dafür musste Sora eben ein winziges Opfer bringen. Er bedachte den nackten, blutenden Jungen mitleidlos und beschwor eines seiner Chakren, strich über eine der vielen Spitzen. „Die Herzlosen schließen sich dem an, den sie für den Stärksten halten“, sagte er nachdenklich. „Da ich nicht mehr Teil der Organisation bin, gehorchen sie mir nicht mehr.“ Er sah Sora lange an. Dann lächelte er. Seine Gesichtszüge waren kalt und grausam. „Also wirst du dein Herz wohl auf die herkömmliche Methode verlieren müssen.“ ~*~ Qui se fanent dans le vent. Es dauerte nicht lange, bis Axels Hände mit Blut befleckt waren, bis Soras Schreie verstummten und seine Augen jegliches Leben verloren. In seinen – Axels – Händen hielt er das Herz des Jungen. Es fühlte sich warm und schwer an, so schwer wie die Schuld, die Axel auf sich geladen hatte. Zwar hatte er es geschafft … Er besaß ein Herz. Und nicht nur irgendeines, sondern das, welches er sich immer zu besitzen gewünscht hatte: Das von Roxas. Roxas‘ kam nicht zurück, das wurde ihm klar, als die letzten Klänge des Liedes verklangen, und als Roxas‘ Herz, langsam zwischen seinen Fingern erkaltete und Axel selbst ohne kalt und tot und ohne Hoffnung zurückließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)