Verlinkt noch mal von Evilsmile ================================================================================ Link² - im Wassertempel ----------------------- Dieser beschissene Wassertempel!, fluchte Link und kochte innerlich. Der Hylianer war mit den Nerven am Ende. Seit geschlagenen vier Stunden irrte er hier herum, auch ein Blick auf Kompass und Karte hatte ihn nicht weitergebracht. Navi bekam seine schlechte Laune zu spüren, konnte ihm allerdings auch nicht weiterhelfen und hatte sich beleidigt in den Tiefen seiner Kapuze verkrümelt. Das ständige Schwimmen und Tauchen hatte seine Füße schon beinahe durchweicht, und diese Strumpfhose, die langsam trocknete, juckte wie verrückt. So gerne würde er sich jetzt einfach schlafen legen, denn er war maßlos erschöpft und trug kein rotes Elixier zum Erfrischen bei sich. Spontan kam ihm eine verrückte Idee: Wieso tauschte er nicht einfach seine Zorarüstung mit der Kokirirobe, sprang dann mit Eisenstiefeln ins Wasser und beging Suizid? Er seufzte schwer. Weil er, Link, der Herr der Zeiten war und eine verwöhnte Prinzessin zu retten hatte. Weil das Schicksal des Landes in seinen Händen lag und er Salia nicht enttäuschen wollte. Und auch aus dem Grund, weil er von Navi sonst einen saftigen Hieb ihrer Flügel verpasst bekommen hätte – und die waren nicht ohne. Doch er hatte oft mit dem Gedanken gespielt. Ah, am Ende des Ganges war eine Tür. Zwei unbeschädigte Tonkrüge standen davor, was bedeutete, dass er sie noch nicht geöffnet hatte. Erwartungsvoll trat er ein, rechnete bereits mit dem Schlimmsten, denn dieser Tempel hatte es wirklich in sich. Wie gewohnt fiel die Tür hinter ihm zu und verwehrte ihm mit dicken Eisenstangen den Rückzug. Dichter Nebel hing in diesem Raum, und es roch irgendwie…faulig. Auf der anderen Seite konnte er schon die Ausgangstür erkennen und er watete durch den knöchelhohen Sumpf drauflos, an der kleinen Insel vorbei, wo ein kahler, verwitterter Baum wuchs. Die Ausgangstür war ebenfalls versperrt. Was tun? Diese Spielchen nach immer dem gleichen Schema hatte er langsam satt.. Unbehaglich überprüfte er immer wieder seine Umgebung, doch er konnte weit und breit keinen Feind sichten. Dennoch war da eine Anwesenheit zu spüren, als würde ihm ein fremdes Augenpaar in den Nacken stieren. War da vielleicht etwas Unsichtbares? Wie sollte er gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfen? Seufzend lehnte er sich mit dem Rücken an den Baum und überschlug die Beine. „Hey, du Held!“, meldete sich seine Fee. „Willst du jetzt Mittagsschlaf halten oder was?“ „Was soll ich sonst tun? Ich warte einfach mal auf das Grauen.“ Link zog sich seine Kappe tief ins Gesicht. Etwas pochte gegen seine Schulter. „Navi, lass mich…“, murmelte er. Dann aber hörte er das feine metalllische Geräusch, wenn man ein Schwert aus der Scheide zog, und sofort war er aufgesprungen. Eine finstere Gestalt hatte die scharfe Spitze ihres Schwertes gegen ihn gerichtet. Das war nicht irgendeine Gestalt – das war er, Link! Genauer gesagt, er war genauso groß wie Link, trug die gleiche Kleidung wie er – in schwarz, und die gleichen Waffen, ebenfalls in schwarz, hatte sogar schwarze Haare. Und sein Gesicht, es hatte nicht wirklich Formen, sondern war wie in Rauch gehüllt. Ein Schatten. Ein lebendiger Schatten seiner selbst, der imstande war, ihn anzugreifen. Blaue und flammend rote Augen musterten sich abschätzig. Navi fiepte erregt und flatterte auf und ab. „Das ist deine schwarze Seele! Du musst sie vernichten.“ „Schwarze Seele?“ Der Blonde stand verwirrt da. Was war eine schwarze Seele? Und wieso seine? Was hatte er denn verbrochen, dass sie ihn angriff? Und wie war das überhaupt möglich? Zwar hatte er bereits die Erfahrung gemacht, dass in dieser Welt überhaupt nichts unmöglich war, nicht mal lebende Tote, jedoch sträubte er sich dagegen, dass dieses Wesen feindselig war. Der Schatten umkreiste ihn, und Link fiel auf, dass seine Füße auf der Wasseroberfläche Halt fanden wie auf einem Boden – das war wirklich schräg. „Nimm schon dein Schwert, was ist denn los?“ Navi stupste ihn an, und Link zückte das Masterschwert. Keine Sekunde zu spät, denn die fremde Klinge kam ihm entgegen gerast, zusammen mit einem Kampfschrei, der sich anhörte, als hätte man seine eigene Stimme um drei Oktaven tiefer gestellt. Eine wahnsinnige Kraft steckte in seinem Gegenüber. „Wie heißt du?“, fragte Link verblüfft. Von seinem Gegner nur ein dumpfes Lachen. „Ist doch egal, wie er heißt!“, mischte sich seine Fee ein, die dabei war, den Schwachpunkt herauszufinden. „Der kann eh nicht sprechen!“ Link schwang das Schwert, visierte einen Arm an, doch der Schatten balancierte auf seinem ausgestreckten Schwert, und wog dabei gar nichts. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Link verblüfft – diese Technik war ihm neu! Das Wesen hatte doch eine eigene Persönlichkeit, wenn es mehr wusste als er. Mit einem geschmeidigen Rückwärtssalto sprang er wieder herunter, ohne ins Wasser zu platschen. „Hat er dich hypnotisiert oder was?“, keifte Navi. „Beim Deku – was ist denn los mit dir? Vernichte es!“ „Du hörst es“, hallte seine Stimme echoartig durch die Leere des Raumes. Er konnte sprechen! „Hey!“ Link rannte auf ihn zu, doch konnte nur sehen, wie das Etwas ins Wasser sprang, als wäre es Rauch und dann verschwand. „Hinter dir!“, schrie Navi. Link fuhr herum und sah ihn in Position gehen. Vorsichtig tappte er rückwärts – der Kämpfer faszinierte ihn so sehr, dass er es nicht fertig brachte, ihm etwas anzutun. Glich er ihm doch aufs Haar wie ein Zwilling, war aber dennoch etwas Eigenes. Endlich hatte er jemanden in seinem Alter gefunden, der ihm so ähnlich war, dass er ganz bestimmt seine Gedanken teilte. „So hör doch auf, ich tu dir nichts!“ Mutig warf er sein Schild und das Masterschwert in hohem Bogen davon. „Bist du wahnsinnig? Du BIST wahnsinnig!“ Navis Stimme überschlug sich und die Fee prügelte ihn in Richtung der Waffen. „Sei still!“, fuhr er genervt seine Begleiterin an, die er sich vor einigen Jahren noch so sehnlichst gewünscht hatte – aber da wusste er auch noch nicht, wie aufdringlich Feen sein konnten. Er klatschte die Hände vor seiner Nasenspitze zusammen. Navi segelte wie eine Feder auf die Erde, alle vier Flügel von sich gestreckt. Ihr sonst gleißender Lichtpunkt schwächelte, doch sie war nicht tot, nur ausgeknockt. Diese Zeit musste er nutzen, um dem Schatten die Fragen zu stellen, die ihm auf dem Herzen lagen. „Wieso kämpfst du nicht gegen mich?“, polterte dieser. Jetzt, fast beleidigt. „Weil ich es nicht will“, beruhigte Link ihn sanft und machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. Doch der Andere ließ nicht so leicht von Links Absichten überzeugen, war plötzlich hinter ihm. Die schwarze Klinge war höchstens einen Millimeter noch von seiner Kehle entfernt, als er herunter sah, bemerkte er wie sein Atem auf dem glatten Stahl beschlug. Und er hielt den Atem an, während er die ruhigen Atemzüge des anderen vernahm, der ihm kühle Luft in seinen Nacken pustete. „Danke, aber ich brauch noch keinen Barbier…“, stammelte Link, dessen Herz so schnell raste wie nicht mal im Angesicht von King Dodongos Riesenschlund, damals, vor sieben Jahren. Wieder dieses böse Lachen. Für den Schatten wäre es ein Leichtes, ihm das Schwert in die Kehle zu bohren; doch hoffte er insgeheim darauf, dass er dies nicht tat. Sein Blick fiel auf die reglose Fee im sumpfigen Wasser, deren Lichtintensität sachte im Rhythmus ihres Herzschlags zu- und wieder abnahm. Zweifel kamen in ihm auf. Hätte er lieber doch auf sie hören sollen? Doch jetzt war es zu spät, sich seine viel zu weit entfernten Waffen zu schnappen. Seine Ohrenspitzen waren von der kühlen Brise beinahe schon gefriergetrocknet. Eine Kampfmaschine, dieses Wesen. Der perfekte Gegner. Perfekt trainiert. Mit übermenschlicher Kraft und besonderen Fähigkeiten – wie könnte er es vernichten. Wie könnte er es vernichten wollen. „Ein Stoß, und du bist tot, ist dir das klar?“ Die Stimme konnte er nicht nur hören, sondern auch deren Vibration fühlen. Etwas kaltes, nasses, schob sich seitlich seinen Hals entlang, fühlte sich an wie eine Schnecke – seine Zunge! „W-was machst du da?“ Link bekam eine Gänsehaut. „So süß und…heiß“, meinte dieser verwundert. „Kommst du aus dem Feuertempel oder was?“ „Und du aus der Eishöhle?“, erwiderte Link. Er lachte, dass es ihm heiß und kalt zugleich den Rücken herunterlief. „Wir sind komplett gegensätzlich!“, erklärte er der andere. „Wie Tag und Nacht. Wie Sommer und Winter.“ „Wie lautet dein Name, Fremder?“, wollte Link wissen. Von seinem Gegenüber kam ein Zischen und ein kalter Hauch dazu. „Es hat niemand für nötig gehalten, mir einen zu geben!“ „Wie traurig“, sprach Link. „Jedes Monster auf dieser Welt hat einen Namen! Dann verdienst du doch erst recht einen! Ich nenne dich einfach Dark!“ „…du hast den Nerv, dir einen Namen für mich zu überlegen?“ Jetzt, jetzt ist es aus, dachte Link, jetzt hatte er ihn zu sehr provoziert. Ein Scheppern hallte durch die Sumpflandschaft. Sein Schwert hatte Dark achtlos fallen gelassen. Er drehte Link wie eine Puppe herum, so dass dieser ihm frontal gegenüberstand und ihn die roten Pupillen wirklich hypnotisierten. „Wieso tust du das?“ Fragend legte sein Ebenbild seine Hand auf die Wange von Link, dem der Geruch des rauen schwarzen Leders in die Nase kroch. Die Note war jedoch eine gänzlich andere als die seiner eigenen Handschuhe. Sumpfiger. Mit dem Daumen strich er über Links Unterlippe. Der Blonde schauderte, denn die Finger waren kalt, ganz kalt. Ein wenig fröstelte er und fragte sich, ob wirklich alles, was kalt war, gleich leblos und böse bedeuten musste. In der nächsten Sekunde schon schüttelte er diesen Gedanken von sich, denn eine so zarte Berührung wie diese konnte doch kaum von jemanden kommen, der Böses im Herzen trug. So konnte er der Versuchung nicht widerstehen, als der andere seinem Gesicht immer näher kam und schließlich zwei feuchte, eiskalte Lippen gegen seine presste. Die Magie des Moments ließ diese Sekunden fast wie eine Ewigkeit wirken, bis er sich bewusst wurde, was sie hier taten. Nicht schon schlimm genug, dass er seinen ersten Kuss von einem Mann bekam – wie sollte er das der Prinzessin erklären? – sondern, dass er dazu noch ein Teil von ihm, von seiner eigenen Seele sein musste! War er jetzt komplett durchgedreht? Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er nicht mal Widerstand gegen den Kuss leistete. Waren da vielleicht ein paar bewusstsseinsbeeinträchtigende Substanzen in seinem letzten Elixier gewesen – dieser Hexer aus Kakariko war ihm schon etwas seltsam vorgekommen. Kalte und warme Lippen vereinten sich. Darks legte seine Hand auf Links Schultern, der ihm durch seine feinen Haarsträhnen strich. Kam es ihm nur so vor, oder hatten sich ihre unterschiedlichen Temperaturen einander angepasst? Wider Erwarten eiste sich Dark just in diesem Moment von ihm los und entfernte sich rasch. Link beobachtete, wie er sein Schwert wieder aufhob. „Es hilft alles nichts, Link. Du musst weiter, und deine Mission erfüllen. Weiter kommst du erst, wenn wir uns duellieren und du als Sieger hervor gehst. Also nimm dein Schwert und dein Schild!“, brüllte er. Link erkannte, dass er Recht hatte. Schweren Herzens gehorchte er und hob das Schwert auf. Er spürte wie er zitterte. Das kluge, heilige Masterschwert schien seine Abneigung, Dark zu töten, zu spüren. Ohne jegliche Vorwarnung rannte der Schatten auf ihn zu, und routinemäßig blockte Link mit dem Schild. Das Gewicht des Masterschwerts in seiner Hand machte ihn mutiger von Sekunde zu Sekunde. Er wendete die Wirbelattacke an, war aber nicht darauf gefasst, dass sein Ebenbild diese Idee im gleichen Moment bekommen hatte. Eine gewaltige Energieexplosion entstand, so dass er für einen Moment nur noch Lichtblitze sah. Er hörte Dark aufstöhnen, für den das Licht zuviel gewesen war. Jetzt oder nie... Er gab sich einen Ruck. Watete durch das Wasser, hob mit beiden Händen das Schwert über den Kopf und rammte es dann mitten in seinen Leib, so fest er konnte. Es bohrte sich mit einem ekelhaften Geräusch in Darks Brust. „Gut gemacht“, gab er flüsternd von sich. Und ließ alle Waffen fallen. Dann fiel er rücklings in den Sumpf. Ein Rinnsal schwarzen Blutes breitete sich im trüben Wasser aus. Geschockt von seiner Tat fiel Link auf die Knie. „Link“, ächzte Dark und schloss die Augen. „Gib mir..deine Okarina… Mir selbst ist nicht das Glück vergönnt, eine zu besitzen.“ Er gehorchte und drückte ihm hastig das Instrument in die kalten Hände. Dark schnappte mehrmals nach Luft, bevor er sie an den Mund führte und eine seltsame Melodie spielte. Sie war dunkel und traurig, wie die Zeremonie zu seiner eigenen Beerdigung. Ein wenig klang es wie die Serenade des Wassers rückwärts. Bis zum letzten Ton harrte Link aus, öffnete sein Herz, um das Musikstück für immer dort einzuspeichern. Er wusste nicht, woher er die Gabe hatte, eine Melodie zu erlernen, die er nur einmal gehört hatte, aber sie war ziemlich nützlich. Er wollte den Arm nach Darks Gesicht ausstrecken, doch sein lebloser Körper löste sich bereits in weißen Rauch auf und hinterließ flammend rote Rubine. Wie in weiter Ferne hörte er, wie sich von Geisterhand das Gitter vor der Tür öffnete. Und durch den Tränenschleier vor seinen Augen bemerkte er dass sich der Nebel lichtete. Die tristen Sumpflandschaft verwandelte sich wieder in einen gewöhnlichen Raum in diesem Tempel. Seufzend stand er auf, in Gedanken wieder bei seiner Mission. Seine Begleiterin, die er ganz außer Acht gelassen hatte, kam auf ihn zugeflattert. „Mach das nie wieder!“, zeterte sie und er wusste nicht so recht, was sie damit meinte – die Backpfeife oder seinen Ungehorsam ihr gegenüber. Mit enthusiastischer Leichtigkeit flatterte sie auf die Tür zu. „Beeil dich, ein schleimiger Riesenkrake erwartet dich, und je länger du Morpha warten lässt, desto böser wird sie!“ Er beeilte sich, ihr zu folgen – schließlich wartete die Welt auf ihren Retter. ~ * ~ Da befand sich nun der siegreiche Hylianer einige Wochen später, nachdem sie den Großmeister des Bösen geschlagen und ins Exil verbannt hatten. Die Prinzessin höchstpersönlich leistete ihm Gesellschaft unter dem klaren blauen Himmel, den das befreite Land überzog. Navi zog friedlich wie immer ihre Bahnen hoch über Links Kopf. Das Strahlen von Zeldas Gesicht ließ die Sonne erblassen. Von einer Sekunde auf die nächste wurde sie jedoch wieder ernst. „Link, gib mir die Okarina! Damit ich dich wieder in deine ursprüngliche Zeit zurückteleportieren kann!“, sprach die Adlige autoritär und streckte die Hand aus. Ein wehmütiges Lächeln zierte ihr Gesicht. Link runzelte die Stirn. Das sollte also die Belohnung für all seine Anstrengungen sein? Nicht mal einen Karren voll Rubine oder sowas? Aus seiner Tasche holte er das hellblaue Instrument mit dem Triforce-Zeichen, warf einen letzten flüchtigen Blick darauf. Sein Abenteuer war zu Ende; er war wieder frei und die Welt war gerettet – doch Dark...? So oft hatte er an dieses mysteriöse Wesen denken müssen, egal wo er war. Auf Eponas Rücken genauso wie im Tempel der Schatten, wo es so schwer war, die Wahrheit zu erkennen. Er hob den Kopf, blickte der Prinzessin in die Augen. Nein, er würde ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Er empfand keinerlei Gefühle für dieses Mädchen, und auch kein Mitleid, denn sein Herz hatte er an jenem Tag im trüben Nebel des Wassertempels verloren - an niemand anderen als Dark. „Nur ein einziges Lied“, flüsterte er. Schnell führte er die Okarina zum Mund und spielte die Melodie, die er ihm kurz vor seinem Tod beigebracht hatte. „Hey! Was hast du vor?“, hörte er seine Fee rufen. "Woher kennt er das Lied der Erlösung?", fragte sich die weise Prinzessin. Doch das alles drang gar nicht mehr an seine Ohren, denn die tänzelnden Lichtpunkte umhüllten ihn. So sanft, so warm, so hell. Eine Umarmung aus Licht, aus der er sich am liebsten nie mehr lösen wollte. Fortgetragen wurde er, durch Raum und Zeit und Dimensionen, fort von der Okarina, von Zelda und von Navi. Nach einer halben Ewigkeit lag er reglos auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt. Er wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, geschweige denn, wo genau er sich befand. Diese Teleportation war ganz anders als die, die er sonst kannte. Das ferne Rauschen des Meeres hatte ihn erweckt, und obwohl er auf hartem Steinboden lag, war ihm nicht kalt. „Du bist tatsächlich zurückgekommen!“, wurde er von einer sanften dunklen Stimme an seinem Ohr begrüßt. Der Blonde schlug die Augen auf und starrte sofort ein braunes Augenpaar. Dark hatte sich kopfüber über ihn gebeugt, und seine schwarzen Haarsträhnen kitzelten ihn an der Nase. Er war nun kein bloßer Schatten mehr – nicht, dass ihn diese Hülle damals abgeschreckt hätte – sondern ein gewöhnlicher Hylianer, nur wenig älter als er, mit Haaren, die nach Sonne rochen. „Wo sind wir?“, fragte Link verwundert und musterte die Gegend um ihn herum. Sie befanden sich in einem hellen, lichtdurchfluteten Halle mit hohen Fenstern, einem roten Teppich und vergoldeten Treppengeländern. Durch die Fenster konnte er den Himmel erblicken, in eine abendliche violett-orange Färbung getaucht. Golden schien die Sonne noch mal kräftig durch die Wolken hindurch. Ganz entfernt vernahm er ein Wiehern, das er sofort als das von Epona erkannte. Und ganz gewöhnliche Bekleidung trug er. Keine Handschuhe mehr, keine Waffen. „Muss ich dir das wirklich noch sagen?“, antwortete Dark. „Das hier ist das Heilige Reich. Unser Zuhause von jetzt an.“ „Heiliges Reich?“ „Ja. Dorthin hast du dich mit dem Lied teleportiert. Du warst hervorragend, ich habe deine Endschlacht gegen Ganon mitverfolgt. Ich war immer bei dir und hab dir Zuversicht geschenkt in deinen dunkelsten Stunden.“ „Hast du…?“ „Aber ich wusste einfach, dass du es schaffst. Das hast du mir damals bewiesen. Denn du hast dich nicht gescheut mich zu töten! Eine mutige und weise Entscheidung. Und der einzige Weg, mich aus diesem Trugbild zu befreien, in das mich Ganondorf gezwängt hatte, an jenem Tag, als du das Zeitportal geöffnet hast! Leider kann ich mich nicht mehr an mein Leben davor erinnern...wie ich hieß, wer ich war…“ „Ist doch auch nicht mehr von Bedeutung“, sagte Link sanft und bedachte ihn mit einem zärtlichen Kuss. So warm und weich waren jetzt seine Lippen. In diesem Moment war alles richtig. Dass er Dark nicht einfach leichtfertig getötet hatte, damals im Wassertempel. Dass er auf sieben Jahre, die ihm durch seine Mission verloren hatte und durch Zelda zurückgegeben werden sollten, verzichtet hatte. Denn jetzt war er bei Dark. Im sagenumwobenen Heiligen Reich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)