Like Dew Drops von abgemeldet (Das junge und wilde Leben des Katsuya.) ================================================================================ Kapitel 6: Halluzinationen. --------------------------- Flatternd schlug er die Augen auf, um festzustellen, dass er sich in seinem Bett befand. "Was machst du denn hier?", fragte er genervt und blickte in das Gesicht an seinem Bettrand. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, die scheinbar nicht unbegründet waren. Du lagst ohnmächtig in der Küche. Vielleicht ist es doch nicht so gut, dass du alleine wohnst." Katsuya stöhnte einmal und verdrehte seine Augen. Sein Vater nervte ihn wirklich unheimlich. Die alten braunen Augen, von Falten umrandet, sahen ihn besorgt an. Leicht strich er über das verschwitzte blonde Haar seines Sohnes, nahm das nasse Tuch von dessen Stirn und tränkte es in einer Schüssel kaltem Wasser, um es Katsuya wieder auf die viel zu heiße Stirn zu legen. Der Blonde seufzte laut. Er war seinem Vater dankbar, dass dieser sich um ihn kümmerte. "Danke." flüsterte er leise. "Wie lange habe ich geschlafen?" Sein Vater sah ihn an. "Zwei Tage." Die glasigen braunen Augen weiteten sich schockiert. Solange saß sein Vater hier an seinem Bett und kümmerte sich um ihn? Er hatte großes Glück gehabt, gefunden zu werden, sonst läge er vermutlich immernoch auf dem kalten Küchenboden. Der ältere Jonouchi erzählte ihm, er habe ihn ohnmächtig gefunden, einen Arzt gerufen, der ihn untersucht habe und die Diagnose einer Lebensmittelinfektion stellte, so dass ein Besuch im Krankenhaus bei sich nicht verstärkenden Symptomen zunächst nicht nötig wäre. Er verschrieb ein Antibiotikum und Bettruhe. Katsuya setzte sich auf und umarmte seinen alten Herren des Dankes wegen. Nicht immer war es so rosig zwischen ihnen verlaufen, doch nun hatten sie sich ein solides Vater-Sohn-Verhältnis geschaffen, waren froh einander zu haben. Auch wenn Katsuya oftmals von der Sorge seines Vaters genervt war, wusste er doch insgeheim, dass dieser es nur gut meinte. Der Ältere lächelte ihn herzenswarm an, gluckerte vor sich hin. Freude darüber, dass es seinem Sohn etwas besser ging. Doch plötzlich wurden sie von einem penetranten Schrillen gestört. Katsuya schnaufte, wollte sich erheben, als er dem warnenden Blick seines Vaters begegnete. Beschwichtigend ließ er sich zurück in die verschwitzten Laken fallen. Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, die raue Stimme seines Vater, welche scheinbar diskutierte. Stramme Schritte näherten sich seinem Zimmer, er schloss erleichternd die Augen. Vermutlich hatten seine Freunde vorgehabt ihn zu besuchen, doch er wollte zunächst niemanden sehen. Die stickige, warme Luft legte sich schwer auf seine Decke, drückte auf seinen Brustkorb. Fest drückte er den kleinen, flauschigen Herrn Bär, dessen Flusen ihn kitzelten, an sich. Er kicherte. Er hörte seinen Vater zurückkehren. “Wer war es denn, Dad?”, fragte er in die leere Stille seines abgedunkelten Zimmers. “Köter. Schau richtig hin oder sehe ich aus wie ein Herr jenseits der Vierziger?” Der Blonde spürte den Temperaturabfall innerhalb seines Zimmers geradezu. Fest kniff er die Augen zusammen. Das durfte nicht war sein? Was machte der Eisberg hier? Er strampelte mit den Beinen. Fand er denn nirgendwo Ruhe? Ein schweres Seufzen entfuhr ihm, vermutlich handelte es sich nur um eine durch seine Krankheit hervorgerufene Halluzination. Das erschien ihm plausibel. Er würde das einfach ignorieren und im nu verschwand diese wieder. Er lachte auf. So schnell ließ sich Jonouchi Katsuya nicht auf den Arm nehmen, nicht einmal von seinem Kopf. “Töle, es wäre schön, wenn du deine Aufmerksamkeit für zirka fünf Minuten auf mich richten würdest.” eine äußerst tiefkalte Nuance klang in der Stimme mit. Katsuya drehte sich um und sah das blasszarte, emotionslose Gesicht. Er grapschte nach dem Bein des halluzinierten Kaibas. Er erschrak. Konnte man Halluzinationen anfassen? “Was. Tust. Du. Da?” presste der Betatschte hervor. Oh. Es. War. Kaiba. Der echte Kaiba. Wieder faszinierten ihn die flirrenden Staubpartikel, die im gedämpftem Sonnenlicht um den Brünetten wirbelten. Das leise Sonnenlicht verfing sich im Haar, ließ es in verschiedenen Nuancen leuchten. Die feine Nase rümpfte sich. Er beobachtete, wie der andere zum Fenster schritt und dieses mit seinen wunderbar schönen Händen öffnete. Resignierend schlug Katsuya die Hände vor dem Gesicht zusammen, was passierte nur mit ihm? “Was willst du hier, Kaiba?” sprach er endlich, nach verstrichenen zehn Minuten. “Unser Biologielehrer scheint offensichtlich eine Abneigung gegen mich, sowie gegen dich zu hegen. Ich, als Klassensprecher, wurde beauftragt dir die verpassten Aufgaben zu überbringen. Zu dem starten wir im Fach Biologie mit einem Projekt zum Thema Ökologie, Ökosysteme. Dieses wird in Partnerarbeit ab nächster Woche, die wir dann dafür frei haben, beginnen. Die Aufgabe wird es sein das Ökosystem ‘See und Sumpf’ zu beobachten und eine Veranschaulichung und Auswertung zu entwickeln. Da weder ich, aufgrund eines wichtigen Meetings, noch du anwesend waren um das Übel verhindern zu können, wurden wir in eine Gruppe eingeteilt.” Den letzten Satz ließ er in der frischen Luft hängen. Die Wörter wirbelten in Katsuyas Kopf. Er und Kaiba. In einer Gruppe? Das konnte ja nur schief gehen und sein Plan dem Brünetten aus dem Weg zu gehen, würde somit auch fehlschlagen. Allerdings ergäbe sich eventuell die Chance einer Rache. Die Chance Kaiba in den Wahnsinn treiben. Oh ja. Er griente in sich hinein. Abwesend sah er durch den Türschlitz hinter dem er seinen schelmisch grinsenden Vater entdeckte. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. “Das stinkt mich an.” diese Aussage unterstreichend, pupste er laut. Kaiba sah ihn entsetzt an, hielt sich mit spitzen Fingern die Nase zu. “Mich auch. Und das war widerlich.” näselte er. “Ich bin krank. Lebensmittelinfektion, dagegen kann ich nichts tun. Es gehört zur Behandlung, es rauszulassen.” Er grinste frech. Mit einer hochgezogenen Augenbraue, warf der Firmenchef die Unterlagen auf sein Fußende, um dann aus dem Zimmer zu verschwinden. “Ich sehe dich dann nächste Woche. Werd gesund.” Die hölzerne Eingangstür klappte. Zurück blieb ein wie so oft verwirrter Katsuya. Der Eisberg wollte, dass er gesund wird? Sein Puls puckerte in seine Ohren, hallte bestimmend wieder. Er wurde rot, grinste von einem Ohr zum anderen. Erklären konnte er es sich natürlich nicht, aber es machte ihn irgendwie glücklich, auch wenn er es sich nur einbildete. “Du magst ihn, oder?” unterbrach die rauchige Stimme seines Vaters seine Gedankengänge. Verstört schaute er ihn an. Kaiba mögen? Er und Kaiba mögen? Wie naiv, so etwas anzunehmen. “Nein!” übertrieben bestimmend lautete die Antwort. Sein Vater schlurfte mit einem wissenden Grinsen aus dem Zimmer, ließ den Sohnemann mit seinen Gedanken an Kaiba zurück, um ihm ein leichtes, hoffentlich gut verträgliches Mittagessen zu kochen. Der Kranke lag auf ausgestreckt auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sein feines Blond, das schimmernd leuchtete, umrahmte seinen Kopf, wie ein Heiligenschein. Nachdenklich kaute er auf seinem Daumen, ignorierte für einen Moment die immer wieder aufkommende Flut von Übelkeit. Leicht massierte der Blonde seinen geraden Nasenrücken, strich sich über die fiebrig blitzenden Augen. Mochte er Kaiba? Wie kam sein alter Herr nur darauf? Er sah aus dem Fenster. Die Welt zog an ihm vorbei. Das Brummen der Automotoren drang durch das geöffnete Fenster. Ein kalter Luftzug stahl sich hin sein Zimmer, ließ ihn frösteln. Ach, er wusste doch eh nicht, was er dachte. Er war krank, hatte hohes Fieber. Da konnte es schon mal zu verdrehten und wahnwitzigen Gedanken kommen. Das gab sich schon wieder. Plötzlich stieg ihm ein himmlischer Duft in seine Nase, anhand seines ausgeprägten Geruchsinnes, schloss er messerscharf auf eine milde Brühe. Er schnupperte hungrig, lange hatte er nichts gegessen. Der blassblonde Vater betrat mit einem Tablett ausgerüstet das Zimmer, stellte den Teller mit klarer Brühe auf dem Schoss des Kranken, der sich zuvor eilig aufgesetzt hatte, ab. Der wollte sich schon darauf stürzen und gierig alles in seinen Schlund kippen, bis ihm bewusst wurde das er keinen Löffel hatte. Mit riesigen Augen sah Katsuya seinen Vater an. Wie konnte dieser ihm so etwas antun? “Dad.” zog er das Wort quengelnd lang. Dieser betrachtete seinen Sohn argwöhnisch, drückte ihm schließlich den Löffel in die Hand. “Langsam und mit Bedacht essen, sonst siehst du es schneller wieder, als dir lieb ist.” Freude schimmerte durch die noch immer vom Fieber getrübten Augen, als Katsuya endlich beginnen konnte zu essen. Sein Vater verließ das Zimmer, die Wohnung, um den gähnend, leeren Kühlschrank etwas aufzufüllen. Katsuya hörte nicht auf seinen Vater und verschlang das Essen gierig, schmatzte genüsslich in die Stille. Es kam ihm vor als würde Herr Bär ihn angewidert anschauen. Schnell drehte er diesen mit dem Gesicht zur Matratze um. Als er nun einige Augenblicke später vor der Toilette hockte und von Krämpfen geschüttelt wurde, erinnerte er sich an die Worte seines Vaters. Warum hatten Eltern immer Recht? Seufzend streckte er sich auf dem hellblauen Läufer aus. Die grobe Fransen ließ er durch seine Finger gleiten. Tiefeinatmend versuchte er zur Ruhe zu kommen. Durch die aufopferungsvolle Hingabe und Pflege seines Vaters gesundete Katsuya innerhalb einer Woche, in der er fast an mangelnder Bewegung verstorben wäre. Es war Sonntag und er wagte sich das erste Mal seit seinem peinlichen Auftritt in der Schule nach draußen. Das gleißende Licht der Sonne tat in seinen Augen weh. Die frische Luft erschlug ihn beinahe. Gierig sog er sie in seine Lungen. Er spazierte ein Stück durch die Straßen, erreichte den Park. Sofort zogen Bilder des letzten Wochenendes an seinem inneren Auge vorbei. Kaiba belagerte nun schon seit der ganzen Woche seine Gedanken. Er seufzte schwer. Der leichte Wind ließ seine Haare tanzen. Schwerfüßig schritt er den langen, erdigen Weg entlang. Er fand eine unbesetzte Bank und ließ sich darauf sinken. Mit kreisenden Bewegungen fuhr er sich über den Wanst, er musste noch immer alles drei mal umdrehen bis er es schließlich aß. Genau beäugte er sein Essen, bevor er es schließlich zu sich nahm, denn er wollte, dass sich dieser Gesundheitszustand nicht wiederholte. Genügsam gluckernd blickte in den blauen Himmel, bauschige Schäfchenwolken zogen lautlos vorbei, das saftig grüne Gras wog, streichelte sanft um seine Beine. Ein warmes, sonniges Licht viel auf ihn und er genoss die natürliche Wärme. Eine Ente watschelte quakend an ihm vorüber. Skeptisch beäugte sie ihn, Katsuya fauchte sie an. Meckernd flog der Wasservogel davon. Die Ruhe kehrte zurück. In weiter Ferne vernahm sein geschärftes Gehör bekannte Stimmen. Er stand auf, versteckte sich hinter einem Baum und sah seine lachenden Freunde, die zielsicher die nun leere Bank ansteuerten. Er wäre tausend nervigen Fragen und der übertriebenen Sorge seiner Freunde ausgesetzt und darauf hatte er momentan nicht die geringste Lust. Sie kamen näher. Panisch sah er sich um, entdeckte dichte Büsche. Schnell hastete er im Schutz der Bäume dorthin und kroch auf allen Vieren in das dichte Dickicht. Weiter entfernt sah er noch wie seine Freunde sich niederließen, die quietschend laute Stimme Teas drang an sein empfindliches Ohr. Er robbte weiter durch die Büsche, zerkratzte sich die Arme an Dornen und schüttelte hin und wieder Ungeziefer von sich. Er krabbelte auf die sich vor ihm erstreckende Liegewiese zu, doch plötzlich stieß er gegen etwas, was ihm seinen Weg versperrte. Der Blonde blickte an langen, in schwarzen Hosen verpackten Beinen hoch. Verschränkte Arme, ein schönes Gesicht. Ein kalter, arroganter Blick. Seto Kaiba. Hasste ihn das Leben so sehr? “Na, streunst du wieder rum?” Katsuya knurrte ihn an. Vor Wut traten seine Augäpfel hervor, zornig glubschte er Kaiba an. Er würde sich keiner Demütigung hingeben. “Lass mich durch Eisberg. Du stehst im Weg.” zischte er den deutlich Größeren, da er noch immer vor ihm kniete, an. Kaiba zog skeptisch eine fein geschwungene Augenbraue in die Höhe. Er stand im Weg? Er lachte kalt und arrogant. “Endlich beziehst du die Pose, in die du gehörst, Hund. Niederkniend vor deinem Meister.” “Kaiba!” schrie der Blonde zornig. Genug des Guten, schoss er noch immer auf allen Vieren hervor und rammte des anderen Beine kräftig, so dass dieser hinten überschlug. Schnell rappelte sich Katsuya auf und starrte siegessicher auf den Liegenden herab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)