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Träume aus Phönixfedern

von

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Ein eiskaltes Argument

Müde hatte Natasha sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ins Gras gelegt und sah auf in den blauen, fast wolkenlosen Himmel.

„Was machen wir denn jetzt wo ich schon wach bin, Lan? Mir ist langweilig!“

Der Wolf gab ein seufzendes Geräusch von sich. „Wo du auch hingehst, ich werde dir folgen.“

Schnaubend sah Natasha ihn aus den Augenwinkeln an. Du bist schon seltsam, weißt du...“

Lan, der seinen grauweißen Kopf auf seine Pfoten gelegt hatte zog ein wenig die Lefzen nach oben. „Ja.“

Einen Moment lang blieb die Orangehaarige noch liegen, dann setzte sie sich abrupt auf. „Lan“, verkündete sie „wir gehen jetzt spazieren.“

Kaum dass sie die Augen geschlossen hatte, war wieder der Gedanke an den Traum in ihr aufgestiegen und ließ sie nicht mehr los. Es war überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sie sich nur noch an Bruchstücke erinnern konnte, und um so verwunderlicher war es, dass ihr Gehirn auf Hochtouren daran arbeitete den Rest auszubuddeln. Sie brauchte jetzt einfach ein bisschen Bewegung. Der Wind, der schon den ganzen Morgen gleichmäßig wehte hatte noch etwas aufgefrischt und Natasha erschauderte. Dann seufzte sie und ließ den Blick unbewegt auf den See gerichtet, der wie eine blauschwarze, aufgewühlte Lichtung von Bäumen umringt da lag. Der Anblick beunruhigte sie irgendwie.
 

„Es sind fremde Schamanen in der Nähe.“

Yoh sah fragend zu seinem Schutzgeist auf, ohne dabei sein Tempo zu verlangsamen. „Teilnehmer am Turnier?“

Kurz schwieg Amidamaru. „Vielleicht.“

Sichtlich gut gelaunt richtete Yoh seinen Blick wieder nach vorn und schon bald kam wieder die Bank in Sicht, bei der Anna auf ihn wartete. Sie schien sich keinen Zentimeter bewegt zu haben, sondern sah ihm immer noch regungslos, mit verschränkten Armen entgegen.

Ein wenig außer Atem kam Yoh zum Stehen, aber bevor er auch nur den Mund auf machen konnte, verkündete sie unheilsschwanger: „Viel zu langsam, Yoh!“

„Was? Aber Anna...“

Seine Verlobte ignorierte sein ungläubiges Gesicht, lehnte sich an den ein wenig schmutzigen Holztisch und fügte hinzu. „Noch mal die gleiche Strecke!“
 

Langsam flanierte ein zierlicher Junge, anscheinend ohne besonderes Ziel den gleichen Weg entlang. Sein Blick aber, huschte suchend am Waldrand entlang.

Er ließ sich auch nicht aufschrecken, als ein schillerndes etwas federleicht auf den Schottenkaros seiner Schulter landete.

„Hast du ihn gefunden, Chloe?“, fragte er leise, erntete aber nur ein etwas bekümmertes Kopfschütteln von der Fee. Daraufhin seufzte er, ohne stehen zu bleiben. „Aber das Pendel hat doch... er muss hier in der Nähe sein!“

Sein Schutzgeist hob wieder ab und flatterte ein Stückchen vor. Plötzlich hielt der Junge doch inne.
 

Verwundert blieb Natasha stehen, als sie im dichten Unterholz irgendjemanden einen vernehmlichen Fluch ausstoßen hörte. Nach einem schnellen Blick auf Lan, um sich zu versichern dass er die Stimme auch gehört hatte, huschte sie zwischen den Bäumen hindurch. Hier war es um einiges kühler, weil die undurchdringlichen Baumkronen kaum einen Lichtstrahl durchließen.

Auf einer Lichtung entdeckten sie den Jungen. Sie glaubte zwar ihn nicht zu kennen, war sich aber auch nicht völlig sicher; sie konnte sein Gesicht nicht sehen, denn er schien in den Ästen hängen geblieben zu sein.

Ohne es zu bemerken lehnte Natasha sich etwas vor und verlegte so ihr ganzes Gewicht auf die dünnen, verknoteten Äste des Busches vor ihr. Der Fremde trug eine kurze Hose. Ihr wurde auf den ersten Blick eiskalt. Bei diesem Wetter... Entweder der Kerl merkte überhaupt nichts mehr, oder er wollte einfach nur angeben.

Plötzlich gab das Geäst unter ihr nach. Sie hatte gar keine Zeit mehr irgendwie zu reagieren, sondern spürte nur noch wie der Halt unter ihren Fingern sich löste und fühlte wie Lan hinter ihr einen Satz auf die Lichtung machte, als der Junge herumfuhr. Instinktiv riss sie die Hände nach oben und federte den Sturz so etwas ab. Als sie aufsah, bemerkte sie nur noch das überraschte Funkeln aus den dunklen Augen, die ihr auftauchen verblüfft registrierten, als auch schon ein seltsam taubes Gefühl in ihrem Arm nach oben kroch. Als sie einen Blick darauf warf, wäre ihr mit großer Wahrscheinlichkeit die Kinnlade nach unten geklappt, hätte sie nicht schon auf dem Boden aufgelegen. Ihre Hand glitzerte, als hätte man sie mit tausenden und abertausenden Diamanten bestückt, oder als würde sie einen halb durchsichtigen Handschuh tragen, der ihr fast bis zum Ellenbogen ging.

Aufgeschreckt wurde sie erst, als sie von der Seite Lans leises Knurren hörte und sah auf. Der Blauhaarige Junge stand immer noch da. „Was willst du?“, fragte er wachsam, und schien sich nicht ganz sicher zu sein was er von diesem Auftritt halten sollte. Zu Verdenken war es ihm nicht.

„Äh-...ähm... ich... Wer bist du...?“, kam es anstatt einer Antwort verwirrt zurück.

„Erst will ich wissen wer du bist! Was? Ach so, ja, und was du willst. Danke, Kororo.“

Hinter ihm tauchte eine kleine, dunkelhaarige Fee mit einer Art... Farnblatt in der Hand auf.

Natasha machte ganz große Augen, und bevor jemand etwas erwidern konnte rutschte ihr ein überdrehtes: „Oh Mann, wie süß!!“, heraus.

Während der Schamane den sie vor sich hatte verunsichert ein wenig zurückwich, schien sein Schutzgeist langsam Gefallen an der Sache zu finden, denn er schwebte ganz begeistert auf die Japanerin zu.
 

„Ich fass es nicht, wieso ist niemand zu Hause?!“

Mit ein wenig besorgtem Gesichtsausdruck, beobachtete Bason seinen tobenden Schamanen. „Meister Ren, vielleicht solltet ihr-...“ Aber sein Vorschlag ging ungehört unter.

„Könnten die nicht dafür sorgen, dass wenigstens jemand da ist?“

„Aber Meister Ren, vielleicht...“

„..Oder einen Zettel schreiben wo sie hingegangen sind? Was ist wenn mal jemand Wichtiges kommt, so jemand wie ich?!“

Bason seufzte. Wie üblich. Es war aussichtslos.
 

Verblüfft blieb Yoh wie angewurzelt stehen, bevor ihm wieder einfiel vor was er „flüchtete“ – oder viel eher vor wem, und er wieder in Bewegung kam. „Lyserg, hey!“, rief er und winkte.

Die Augen des Londoners leuchteten auf und ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Yoh! Da bist du ja!“ Er machte sich kaum die Mühe seine Freunde zurückzuhalten. Hatte nicht gerade Yoh ihm gezeigt dass das in Ordnung war?

„Was tust du hier?“

Plötzlich sah Lyserg betroffen aus. „Naja... das Turnier, ich dachte... ich dachte, dass wir vielleicht wieder...“

Yoh sah ihn an und trabte an ihm vorbei, während der Grünhaarige ihm nur mit Blicken folgte. „Du dachtest, du könntest wieder bei und mitmachen, jetzt wo es noch mal anfängt?“

„Ja.“

„Die gleiche Idee hatte ich auch.“

„Wirklich?“ Lyserg machte ein erleichtertes Gesicht.

„Aber klar...“
 

„Du bist also ein echter Schamane? Ich meine, so richtig?“

Kororo schwirrte um Natasha, Trey und Lan herum, wie ein leiser und ziemlich ungewöhnlicher Minihelikopter.

„Na klar, so richtig, was den sonst?“

„Ich weiß ja nicht...“ Natasha machte ein nachdenkliches Gesicht.

„Und was ist mit dir?“

„Ich...“ „Sie ist auch eine Schamanin. Und sie nimmt am Wettkampf teil.“ Jetzt starrte sie ihren Schutzgeist entsetzt an. „Hör nicht auf ihn“, knurrte sie Trey zu, ohne ihren wütenden Blick von Lan zu nehmen, „Das bin ich nicht und das tu ich nicht.“

Jetzt wirkte der Blauhaarige seinerseits erleichtert. „Ein Glück... Pilika hätte mich umgebracht, wenn ich mich schon wieder mit der Konkurrenz angefreundet hätte. Aber-...“ Er schlug einen misstrauischen Ton an und verschränkte die Arme. „...Wenn du keine Schamanin bist, warum hast du dann einen Wolfsgeist dabei- und warum siehst du Kororo? Und überhaupt...“ Als er kurz Luft holte unterbrach Natasha ihn eilig. „Jaja, vielleicht hat Lan recht, dann bin ich meinetwegen eine Schamanin, aber ich hab nicht darum gebeten, und ich mache auf jeden Fall auch nicht bei diesen ‚Was- auch- immer- Prügel- teil’ mit.“, erklärte sie entschieden und stand auf, denn die Beiden hatten es sich auf dem Boden bequem gemacht. Sie klopfte sich den Staub von den Sachen und ignorierte kategorisch Kororos verwunderte Blicke.

„Sag mal...“ Unsicher blieb sie stehen und drehte etwas verwirrt ihre Hand ins Licht. „Wie... hast du das eigentlich gemacht vorhin?“

„Ach das...“ Der Junge lachte peinlich berührt. „Ja, ich hab mich erschrocken, sag das nächste Mal besser Bescheid, bevor du reinplatzt, ja?“

Natasha verschränkte die Arme. „Willst du damit andeuten, dass du hier irgendwas zu melden hast?“

Er grinste. „Natürlich, wusstest du das noch nicht?“ Sein Ton war so ernsthaft, dass sie einen Moment nicht sicher war, dass er das als Scherz meinte.

„Nein, also gut dass du’s erwähnst.“ Daraufhin setzte sie sich abrupt wieder hin.

„Warum machst du eigentlich nicht beim Turnier mit? Ich war schon letztes Mal dabei, es ist wirklich lustig. Du triffst schon ’ne Menge schräge Vögel.“

Einen Moment dachte sie nach und antwortete dann: „Naja, um ehrlich zu sein ist mein Bedarf an schrägen Vögeln schon mit meinen Nachbarn gedeckt. Oder allgemein, der Nachbarschaft. Dafür muss ich nicht bei eurem Turnier mitmachen. Und außerdem, warum gehen du und Lan, ich meine, warum geht ihr davon aus, dass ich das könnte?“ Erschöpft ließ sie sich auf den Rücken fallen und atmete tief durch.

„Du... bist doch eine Schamanin, oder?“

„Angeblich.“

„Angeblich?“ Trey zog die Augenbrauen hoch und musterte das orangehaarige Mädchen.

„Ja.“ Antwortete Natasha gedehnt ohne ihn anzusehen. „Um ehrlich zu sein bist du der erste wirkliche Schamane den ich getroffen hab, so wie Lan der erste Geist war den ich gesehen hab.“

„Echt? Wow, dafür hast du’s ja ziemlich gelassen aufgefasst.“

„Kann schon sein.“ Entnervt schloss sie die Augen. „Nachdem irgend so ein Hund auf der Straße mich angesprochen hat kann mich nichts mehr schocken.“

„Echt?“

„Ja, und wenn du das noch mal fragst mach ich Eiswürfel aus dir!“

Einen Moment lang sah Trey irritiert aus, aber dann grinste er wieder. „Sag mal, wie heißt du eigentlich, Wolfsmädchen?“

Mit einem Satz war Natasha auf den Füßen. „Was heißt hier Wolfsmädchen?!“

„Wenn ich nun mal deinen Namen nicht kenne...“

„Ich kenne deinen doch auch nicht!“

„Du hast ja nicht gefragt.“

„Na schön Eisblock. Ich bin Natasha.“

Eisblock?! Da kann man sich jawohl auch was Besseres einfallen lassen!“

„Man vielleicht, aber das Wolfsmädchen nicht“, war Natashas schnippische Antwort. „Also, hätte der Eisblock die Güte mir seinen Namen zu verraten? Was machst du eigentlich hier? Bist du neu? Ich hab dich nie gesehen! Und-...“

„Horo-Horo Usui, aber man nennt mich Trey Racer. Ich bin eigentlich hier um jemanden zu besuchen, aber ich fürchte ich hab mich verirrt...“

„Verirrt? Wie bitte schön kann man sich hier verlaufen?!“

„Willst du mir jetzt helfen oder nicht?“

Natasha dachte nach und antwortete leichthin: „Du hast mich noch gar nicht gebeten dir zu helfen!“
 

„Hallo!“

Ren hatte sich gerade auf den Weg vom Grundstück der Asakuras gemacht und kickte einen kleinen Stein vor ich her, der sich doch tatsächlich erdreistet hatte ihm den Weg zu versperren, als der Stein von einem anderen Schuh gestoppt wurde, der wirklich im Weg stand. Also hob er den Blick und vor ihm stand mit neugierigem Gesicht, das Rosahaarige Mädchen, das schon eine ganze Weile als Annas Lehrling in diesem Haus wohnte. In den Armen trug sie einen bis zum Bersten vollen Einkaufskorb.

„Hallo, Ren!“



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