Briefe ... für Dich von Mir von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4: Bin ich krank? oder: Punk-Rock-Konzerte und ihre Nebenwirkungen ------------------------------------------------------------------------------------- Hey! Sorry, dass es so lange gedauert hat. Es sind schon einige neue Kapitel fertig. Leider habe ich nicht ans hochladen gedacht, weil ich dachte niemand liest die Geschichte. Aber es gibt doch ein paar die unsere Story auf ihrer Favo-Liste haben. *cheer* Eure Painted _Lady und Frosch14 +o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o* Kapitel 4: Bin ich krank? oder: Punk-Rock-Konzerte und ihre Nebenwirkungen PoV Louis Es klingelt, Ma ist zu hören, sie begrüßt den Gast. Erneut werfe ich den Ball hoch, bis er fast die Decke berührt und wieder runter fällt. Man hört Schritte, sie bewegen sich auf meine Zimmertüre zu und jemand klopft an. Ohne auf ein ‘herrein’ zu warten wird die Türe ein Stück weit geöffnet. Den Ball lasse ich neben das Bett fallen. “Besuch für dich”, meine Mutter betritt das Zimmer. “Liegst du immer noch im Bett? Du wirst doch nicht krank werden”, sie kommt auf mich zugeeilt und fasst mich an die Stirn. “Fieber hast du keins”, stellt die gelernte Krankenschwester fest. “Mir geht’s gut. Keine Sorge”, tu ich das Thema ab. Ich fühle mich wirklich nicht krank und Lust betatscht zu werden, habe ich jetzt auch keine. Im Türrahmen steht Mino. Sie grinst und hat alle Mühe ein lautes Lachen zu unterdrücken. Die kurzen, schwarzen Haare fallen ihr ein bisschen ins Gesicht, ihre grünen Augen sind vom Grinsen etwas zusammengekniffen, die Wangen leicht rötlich. Erinnert an meinen Bruder, wenn er die Luft anhält, weil er nicht an der Konsole spielen darf. Er plustert das Gesicht auf wie ein Kugelfisch, verschränkt die Arme und meint, er würde so lange die Luft anhalten, bis er ersticke. Dadurch darf er trotzdem nicht spielen, und erstickt ist Matteo auch noch nie. Blau angelaufen, aber nicht erstickt. Noch ein, zwei besorgte Blicke und Ma schließt leise die Türe, als sie den Raum verlässt. Mino gesellt sich zu mir auf das Bett. Wir lehnen beide an die Wand und schweigen uns an. Die Arme um die an den Körper gezogenen Beine geschlungen, legt sie den Kopf auf ihre Knie und schaut mich an. Bestimmt will sie eine Erklärung wegen vor zwei Tagen haben. Ich weiß doch selbst nicht warum. Da war Julien und ... Ich richte den Blick auf meine Füße. Die ganze Zeit musste ich an den Jungen mit den orangenen Haaren und den wahnsinnsaugen denken. Sein Gesicht, seine Haltung, sein Aussehen. Es hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Wie bei einer Kuh, die gebrandmarkt wird oder früher die Seeräuber. Nur nicht so schmerzhaft - es ist ein schönes Gefühl an ihn zu denken, auch wenn es mir nicht passt, dass er diesen Eindruck hinterlassen hat. Langsam gewöhne ich mich aber an dieses Gefühl, das ich habe, wenn ich an ihn denke. Es ist seltsam. Sehr seltsam. Und ich verstehe es nicht. “Warum wolltest du so plötzlich gehen? Vor ein paar Tagen im Park.”, stört Mino mich in meinen Gedankengängen, “Lag es an Vic?” Eine Antwort bleibt aus. “Komm schon, red’ mit mir, Louis.” “Es lag nicht an Victoria. Es war einfach nur”, sie wirft mir einen Erwartungsvollen Blick zu, ich stehe auf und schaue sie an. “Mir ging es nicht gut und ich wollte gehen”, wende ich meinen Blick von ihr ab. Man soll nicht lügen. Aber im Prinzip stimmt es ja. Ich habe mich in der Situation nicht wohl gefühlt und wollte nach Hause. Ihr Gesichtsausdruck verrät ihre Skepsis. Mino glaubt mir nicht. “Ah, ok”, ist ihre Antwort, ihre zweifelde und nicht zufriedengestellte, unbeantwortete Antwort. Ihr Ton hatte dieses ‘Ja klar. Und Kühe sind lila’-mäßige angenommen. “Heute Abend ist ein Punk-Rock-Konzert verschiedener kleinen Bands im Mauerkeller. Kommst du mit?”,wechselt sie nach ein paar Minuten des nichts-sagen das Thema. Nach kurzem Überlegen stimme ich ihr zu. Vielleicht lenkt mich das etwas von Julien ab. “Ich hol’ dich um einundzwanzig Uhr ab. OK?”, sie lächelt. Mit einem nicken erwidere ich ihr Lächeln. “Lust auf eine Runde an der Konsole?” Wir setzten uns im Schneidersitz vor den Fernseher und schalten das Spiel ein. “Ich zieh dich ab”, prahlt sie kurz bevor das Spiel losgeht. Und wirklich. Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das so gut ‘Need for Speed’ spielt. Sie hat jede Runde gewonnen. Unglaublich. Mit Nick war es einfacher zu spielen. Er hat wenigstens ein paar mal verloren, im Gegensatz zu Mino. Nick. Wir haben uns jetzt schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen, nur geschrieben. Ich drücke auf ‘Pause’ und lege den Controller bei Seite. “Was ist los? Angst zu verlieren?”, lacht Mino. “Ich will nur schnell meine Mails checken, ob Nicki mir geschrieben hat”, sie verseht und setzt sich zu mir an den Laptop. Von Nick habe ich ihr ein- oder zweimal erzählt. Sie weiß, dass wir zusammen aufgewachsen sind und er mein bester Freund ist. Er hat tatsächlich geschrieben. Aufmerksam lese ich die Zeilen. An: Louis.Jones@gmail.de Von: Nick.Carter@gmail.de Betreff: Ich vermisse dich. Ich bin verloren. Es ist die Apokalypse! Datum: Mi, 2. Sept. 2009, 23:12:29 Mathe ist grausam. Aber zum Glück hatten wir direkt danach Hitzefrei. Konnte die Aufgabe nämlich nicht und war deshalb doppelt froh, dass ich sie an der Tafel nicht zu Ende rechnen musste. Zum ersten Mal ist unser Direktor mir sympathisch Aber zu den wichtigen Dingen Mein Leben geht den Bach runter, Louis! Paty ist immer noch mit diesem Silas zusammen, kaum auszuhalten! Nun, ich habe mich wieder mit Anny vertragen. Gott sei Dank. Wenigstens sie hält zu mir. Mark hat immer noch nicht aufgegeben, jetzt versucht er es mit einer neuen Taktik. Aus irgendeinem Grund versucht er mir einzureden, dass alle mich für schwul halten. Das ist so was von aus der Luft gegriffen! Und du warst nicht da um mich zu beschützen, aber okay, gut dass es dir in NY gut gefällt so ganz ohne mich Mmmh, ich freu mich schon riesig bis wir uns wieder sehen! Bis dann, dein Nick! PS: Ich schick dir ein Bild von unserer tollen Sommer-Einweihung mit. Wir waren an unserem See, mit ganz vielen Leuten. War lustig. Pünktlich um neun Uhr abends stand Mino vor der Türe und wir sind los. Als wir im Mauerkeller ankamen, war schon viel los, aber jetzt, eineinhalb Stunden später, ist es erdrückend. Die Stimmung ist ausgelassen, die Luft verraucht und in Alkohol getränkt. Die Bands spielen wahnsinnig gut und es ist furchtbar heiß hier drinnen. Der einfache gehaltene Erdgeschossraum, mit den unverputzten Wänden, dem grauen Boden, der unter den vielen Menschen kaum noch zu erkennen ist und der kleinen, aber ausreichende Bühne ist perfekt für solche Veranstaltungen. Wie bei Punkmusik üblich, ist die Musik Live, laut, und schnell, die Texte eindeutig und aggressiv und die ‘Drei-Akkorde-Regel’ wird auch brav eingehalten. Mino und ich tanzen, singen, grölen und rufen mit der jeweiligen Band und dem Rest der Publikums mit. Wir haben unseren Spaß und das ein oder andere Getränk, welches wir in diesem Land gar nicht trinken dürfen, hinter uns. “Lass uns noch etwas zu trinken holen!”, schreit mich Mino an. Ich brülle ihr ein heiseres ‘ja’ entgegen. Schritt für Schritt drängeln wir uns durch die Masse, bis wir die Bar erreichen. Ein afrikanisch aussehender Mann steht hinter der Theke. Er reicht uns zwei bunte Getränke, welche wir bestellt haben und wir ihm das Geld, welches er dafür bekommt. Hier geht alles ordnungsgemäß vor sich. Wie sich das gehört. “Hey ihr beiden!”, höre ich es hinter Mino und mir rufen. Als wir uns umdrehen erkennen wir wer es ist. Victoria. “Schön euch hier zu treffen”, brüllt sie uns über die Musik hinweg entgegen, wir nicken nur. Ich habe es befürchtet. Sie hat ihren Bruder im Schlepptau. Er steht ein paar Meter hinter ihr und nimmt zwei Gläser entgegen und ... bewegt sich in unsere Richtung! Die Stunden, in denen ich hier bin, hatte ich ihn schon fast vergessen. Aber jetzt, wo er fast vor mir steht ist es schlimmer als vorher. Julien sieht immer noch so verdammt gut aus wie bei unserer Ersten Begegnung. Nein, sogar besser. Er trägt eine enge, schwarz-rot-karierte Hose und ein körperbetonendes T-Shirt. Die kurzen Haare liegen wieder perfekt. Kommt es mir nur so vor, oder wird es hier ständig wärmer? Mir jedem Schritt, den Julien auf uns zu geht, steigt die Temperatur. Meine Temperatur. Vielleicht hatte Ma ja recht und ich habe wirklich Fieber und werde krank. Ja genau, so muss es sein. Ich bekomme die Grippe. Mein Hals fühlt sich auch schon so trocken an und meine Knochen ganz komisch. Dieses nervige ziehen im Magen kommt bestimmt davon. Mit einer neutralen Geste begrüßt uns Victorias Bruder und drückt ihr eines der vollen Gläser in die Hand. Meins ist schon wieder halb leer. Komisch, wohin ist der Inhalt denn so schnell verschwunden? Am besten ich hole mir gleich mal ein neues. Als ich einen Schritt vorwärts setzte, schwankt der Boden unter mir gefährlich. Ich glaube, ich lasse das mit dem Getränk lieber, nicht das der Boden umkippt, oder sich ein großes Loch bildet, das mich in die Kanalisation zieht. Da ist es eklig dreckig und nass. Außerdem mag ich keine Ratten. Bei Mino ist es bestimmt sicherer, die passt auf mich auf und wenn nicht, dann werfe ich mich einfach Julien entgegen. Genau. So mach ich das, wenn der Boden kaputt geht. Ich spüre Juliens sanften Blick auf mir. Dieser einfache Blick lässt ein Gefühl des Wohlbefindens in mir aufsteigen. Mein Gegenüber nippt von Zeit zu Zeit vorsichtig an seinem Glas, während Victoria ununterbrochen redet, über was auch immer. Sie redet und redet und redet und findet kein Ende. Nur bla, bla, bla. Seltsam, dass das nicht verboten ist. Julien redet nicht. Er macht auch nicht ständig diese Geesten. Das Haar zurückwerfen, mit den Händen wild in der Gegend rumfuchteln und komische Laute, die Wörter und Sätze ergeben sollen, aus dem Mund schicken. Ob die Wörter da überhaupt raus wollen? Vielleicht fühlen sie sich in ihr drinnen auch recht wohl. Man sollte sie mal fragen. Auf die Meinungen der Wörter wird eh viel zu wenig geachtet. Als wenn sie keine Recht hätten. “Ich komme gleich wieder”, verabschiedet sich Mino für kurze Zeit und läuft in Richtung Toiletten. Verräterin! Lässt sie mich hier einfach mit dieser Wörter spuckenden Person und ihrem sexy Bruder alleine. “Hol uns doch was zum trinken”, schickt die Wörterspuckerin Julien weg. Ich glaub, dass sie das nicht nur gemacht hat, weil unsere Gläser leer sind. Seit wann sieht sie mich eigentlich so seltsam an und steht so nah bei mir? Gruselige Person. Ihr Lächeln und ihre Blicke machen mir Angst. Das Haare zurückwerfen wird immer schlimmer. Sie sollte sich deswegen dringend untersuchen lassen. Könnte eine erntzunehmende Störung des Handgelenkmuskels sein. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Wann kommt Mino wieder? Oder Julien? Oder irgendwer anders? Hallo? Ich brauche Hilfe! Gestrandeter Seemann will vor rothaariger Medusa gerettet werden! Ist da denn keiner, der mich hört? Victorias Atem kann ich auf meiner Haut spüren. Ekelhaft. Er fühlt sich feucht und schmutzig an. Ich weiche einen Schritt zurück, sie kommt auf mich zu, denkt wahrscheinlich es lag am Alkohol. Plötzlich legt sie ihre Hand an meine Wange. Was soll das? Instinktiv machen meine Füße einen kleinen Schritt zurück. Brave Füße. Hab’ euch gut erzogen. Doch mein Gegenüber scheint das auch nur als ein Versehen wahrzunehmen, sie macht diese Hand-Haare Allüren und kommt wieder näher. Ihr muss man es wohl deutlicher machen, dass man kein Interesse hat. So schafft sie es ganz sicher nicht, dass ich wieder hetero werde. Der Geruch ihres Parfums, gemischt mit ihrem nach Alkohol riechendem Atem, wird immer aufdringlicher. Mir wird übel. Ich murmle etwas unverständliches, verschwinde in der Menge und lasse Victoria hinter mir. Schreckliche Person, hoffentlich sehe ich sie nicht so schnell wieder. Hier sind so viele Menschen, so viele Unbekannte Gesichter. Wo ist Mino? Ich bleibe stehen und schaue mich um. Mit angestrengten Blick sehe ich ein in einem schwachem weiß leuchtendes Schild mit der Aufschrift WC und einem Pfeil nach unten. Auf das Schild zulaufend, erkenne ich ein dunkelhaariges Mädchen mit schwarzem Rock und rotem Shirt vor der Türe stehen. Mino! Da ist sie. Schnellen Schrittes gehe ich auf sie zu. Ein Glück, sie hat mich erkannt und läuft mir entgegen, “Wo hast du Vic und Julien gelassen?”, fragt sie. Ich zucke mit den Schultern, mache einen ungewollten Schritt nach links. “Wie viel hast du getrunken?”, Mino klingt besorgt und belustigt zugleich. “Ein- oder zwei Cocktails”, jedenfalls hab ich nach dem zweiten aufgehört zu zählen. In solchen Situationen hatte ich Nick. Er hat mir gesagt, wann genug ist und dann war das ok. Auch wenn er manchmal etwas verplant ist und es so scheint, als würde er alleine nicht zurecht kommen, hat er immer darauf geachtet, dass ich es nicht übertreibe. Egal um was es geht. Der Boden ist auf einmal auf selber Höhe mit dem Türgriff. Wie kann das sein? Alles dreht sich und verschwimmt langsam zu einem. “Mino?” “Was ist?” “Lass uns gehen. Mir ist ...”, weiter komme ich nicht. In meinem Hals steigt langsam eine salzige Flüssigkeit auf. Die Hand vor den Mund haltend, laufe ich in das Herren WC, stürze in eine der Kabinen und muss mich übergeben. Eklig, aber jetzt geht es mir ein bisschen besser. Noch etwas zittrig auf den Beinen gehe ich auf das Waschbecken zu und spritze mir etwas Wasser ins Gesicht. Mein Spiegelbild sieht müde aus. “Louis?”, höre ich eine bekannte Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe in zwei blaue Augen. Julien sieht mich verwirrt an. Er hat doch nicht etwa gesehen...? Kapitel 4: Ende *o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)