Briefe ... für Dich von Mir von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Habe ich endlich Post? --------------------------------- Kapitel 1: Habe ich endlich Post? PoV Nick Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr plötzlich ganz alleine da steht? So vollkommen hilflos? Als wenn euch jemand in irgendein Loch gestoßen hätte und ihr nicht mehr heraus kommen könnt? Kennt ihr das Gefühl? Ich zum Glück nicht. Aber ich kenn da ein anderes, nagendes Gefühl. Es sitzt irgendwo in meiner Magengegend und will mich dazu auffordern sofort zu Louis nach New York zu laufen und ihn zurück zu holen. (Okay, nicht unbedingt laufen….Flugzeug oder so.) Ich weiß eigentlich nur, dass ich ihn vermisse und das Ding in meinem Bauch sagt mir immer wieder, dass ich mehr hätte tun sollen, um ihn aufzuhalten. Vielleicht ist das ja mein Blinddarm, der zu mir spricht. Dann hätte ich eine logische Erklärung darauf, warum sich Leute den entfernen lassen. Ratlos drücke ich mein Gesicht in das Kissen, mir wird ganz schwarz vor Augen (mein weißer Bettbezug ist in der Reinigung) und ich grummle: „Verdammtes Arsch, lässt mich hier einfach alleine…“ Was sich für jemanden, der mich vielleicht gerade belauscht hatte wahrscheinlich angehört haben müsste wie „Schemmtes Barsch läts mirchsel scheine.“ Oder so. Haha. Je verzweifelter und trauriger ich bin, desto mehr Witze reiße ich. Die Qualität dieser ist dann allerdings ein Grund zum Streiten. „Hey Kleiner! …Oh Gott, versuchst du dich wieder mit deinem Kopfkissen zu ersticken?!“ Überrascht blicke ich auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie jemand in mein Zimmer gekommen ist. Aber dass hatte meine herzallerliebste Schwester schon immer drauf. Vielleicht arbeitet sie ja fürs FBI und die Schleicherei hat sie trainiert seit sie ein Kind war. …Ah, merkt man, dass ich sehr verzweifelt bin? Ja, meine Schwester. Patrizia Carter, von allen liebevoll ’Paty’ gerufen. Sie hat ebenso blonde Haare wie ich, nur das ihre ein Stück länger sind. Bis zu den Schultern reichen sie ihr. (Meine nur so knapp über die Ohren. Das sieht echt schick aus, wenn ich mir dann noch ein Tuch oder so umbinde. Aber man soll sich ja nicht selbst für sein gutes Aussehen loben. Hehe.) Auch die gleichen Augen hat sie. Braun. Haselnussbraun. Und sie ist 7 Jahre älter als ich, also jetzt 24. Ich bedauere alle Menschen, die auch eine ältere Schwester haben. Das sind gemeine, biestige Dinger. Wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß und ich hab die Anleitung schon lange verloren. Sie meine aber leider nicht. Das Positive an ihr ist, dass man gut mit ihr reden kann. Wenn sie denn mal da ist, schließlich wohnt sie bei ihrem Freund Silas. Ein ekliger Typ, ich kann ihn nicht ausstehen. Nur jedes Wochenende kommt sie uns für einen oder manchmal zwei Tage besuchen. Aber besser als früher, da hat sie bei unserem Vater gelebt. Unsere Eltern sind getrennt, sie wohnte bei Papa, ich mit Luke bei Mom. Luke ist unser kleiner, 3-Jähriger Halbbruder. Unsere Mutter hat nämlich wieder geheiratet, wir haben jetzt einen Stiefvater, Tom. Er ist ein cooler Typ und immer gut drauf. Papa war nicht so. Er war streng, hat nie etwas erlaubt und…ach egal. Mit Schwung lässt sie sich neben mich aufs Bett fallen und legt einen Arm auf meine Schulter. „Komm, du kannst es mir sagen wenn dich etwas bedrückt.“ „Es ist so langweilig ohne ihn.“ „Wen?“ Ich richte mich aus meiner liegenden Position auf und setzte mich in den Schneidersitz. „Louis! Man, hast du nicht mitgekriegt das er nach New York gezogen ist?“ „Nein, Echt?“ Genervt verdrehe ich die Augen. Schlecht informierte Gesprächspartner sind doof. Waren sie immer und werden sie immer sein. „Ja, echt. Schon seit einer Woche ist er weg. Aber weißt du was das schlimmste ist?“ Mitfühlend schüttelt sie den Kopf. „Nein, was denn?“ „Er hat versprochen zu schreiben, aber ich hab immer noch keine einzige E-Mail erhalten, obwohl ich jeden Tag nachgesehen habe!“ Mit einer Handbewegung deute ich auf den Computer, der ausgeschaltet sein Dasein fristet. „Ach, wenn er doch gerade erst umgezogen ist, hat er sicher noch keinen Internetanschluss…“ „Dann soll er sich beeilen und sich einen holen! Hallooo? Beste Freunde für immer?! Und dann lässt er mich hier einfach versauern…“ Demonstrativ schmollend schiebe ich meine Unterlippe hervor und werfe dem PC einen Blick der ganz besonders bösen Variante zu, als wenn er daran Schuld wäre. Aber man braucht ja immer einen Sündenbock. Zumindest ich. Doch Paty kichert nur über diesen Anblick. Ich bin todernst und sie lacht. Mal wieder typisch. „Lach nicht…“ „Entschuldigung, aber du sahst zu süß aus…aber, da fällt mir ein: Was ist den mit Anny? Soweit ich weiß, habt ihr beide euch doch immer gut verstanden.“ Ja, bis ich sie in den Swimmingpool geschubst habe. „Jaaa…tun wir auch immer noch, aber sie ist halt nicht…so wie er!“ „Mmmh, dass versteh ich schon.“ Klar, als wenn. Sie grinst nämlich immer noch. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie lacht mich aus… „Was…was ist wenn Louis nie schreibt? Wenn mich einfach vergisst?“ Sie legt einen Arm um meine Schulter und lacht. Argh! Sie macht mich noch ganz wahnsinnig mit ihrer guten Laune! „Das wird er schon nicht…Nicki, dich kann man nicht vergessen, egal wie sehr man es versucht.“ Oh…war das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung? Am besten schreibe ich mir das mal auf,dann kann ich mir später mal den Kopf darüber zerbrechen, wenn ich nichts zu tun habe. „Er wird schon noch schreiben, glaub mir. Aber jetzt komm erst mal mit runter, es gibt gleich Essen. Mama hat extra für mich die leckere Spinatsoße gemacht, statt der Bolognese zu den Spaghetti. Das will ich mir nicht entgehen lassen!“ Achja, Vegetarier…heißt so viel wie „Zu blöd zum Jagen“. Dämlicher T-shirt – Spruch. Man, ich bin heute wohl echt fertig! Doch schon werde ich von meinem Schwesterherz auf die Beine gezogen und zur Tür bugsiert, dann nach unten in die Küche, wo Tom und Silas gerade den Tisch decken. Ach ne, der ist auch dabei… Okay, dass Essen hat mich geschafft. Und ich mag Silas noch weniger als früher. Er ist echt gruselig. Und ständig starrt er Paty so besitzend an. Ich sollte sie mal neu verkuppeln. Obwohl…ich schaffe es ja selbst nicht mal mich selber zu verkuppeln, da könnte das schwierig werden. Aber – hallo? – ich bin 17 und Single, sehe super aus und habe einen Bombencharakter! Die Mädchen müssten mir scharenweise zu Füßen legen. Tun sie aber nicht, statt dessen kriege ich ständig irgendwelche zweideutigen Anmachen von diesem komischen Mark aus der Parallelklasse. Verdammt, der soll endlich verstehen das ich nicht schwul bin! Jetzt wieder Wütend schmeiße ich meinen Computer an, um einen weiteren Hoffnungsfunken auf eine E-Mail von meinem „besten Kumpel“ zu erlöschen. Mein Leben ist scheiße. …oder doch nicht? Einen Freudenschrei ausstoßend springe ich vom Stuhl auf und führe erst einmal eine Mischung aus Ententanz und Samba auf (vielleicht ist auch ein wenig Tango dabei.). Oh.mein.Gott! Da steht es! Schwarz auf Bildschirm! »Sie haben eine neue Mail« Schnell klicke ich auf lesen, dann überfliege ich den Text und…stocke. Enttäuscht lasse ich mich auf den Drehstuhl zurückfallen. Nur eine Werbung von Youtube. Ich hätte den Newsletter nicht abonnieren sollen! Müde will ich bereits ausschalten, doch dann blinkt plötzlich der Balken wieder auf. »Sie haben eine neue Mail« Jaja! Und tatsächlich. Sie ist von ihm. Heureka! Mein Leben hat seinen Sinn zurück! An: Nick.Carter@gmail.com Von: Louis.Jones@gmail.com Betreff: Wouuu! Einfach wouu. Datum: Fr, 28. Aug. 2009, 20:07:56 Hey Nick, sorry das ich mich erst so spät melde, ich hatte noch keine Internetanschluss. Aber jetzt ist alles fertig und ich muss sagen: Whoa! Die Gegend ist echt super. Wir wohnen in einem Vorort von New York, das Haus ist etwa so groß wie unser altes und superschön, im mitteleuropäischen Stil. Du wirst es lieben, wenn du es siehst. Die Leute hier sind echt nett, einige Nachbarn haben uns gerne bei den Arbeiten im Haus geholfen und mein Bruder hat schon einen Spielkameraden. Er und Matteo hängen die ganze Zeit miteinander rum. Am Nachmittag bin ich mit der Tochter meiner Nachbarin in die Stadt gegangen. Sie heißt Manon McNerney, wird aber nur Mino gerufen, und wir werden in eine Klasse gehen. Ich schick mal ein Bild von der Gegend und Mino. Sonst kann ich dir noch nicht viel erzählen. In einer Woche im Umzugstress erlebt man ja nicht besonders aufregende Dinge. Ich hoffe bei dir ist alles klar. Was machst du denn den ganzen Tag ohne mich? Lässt dich hoffentlich nicht von diesem Typen aus der Parallelklasse anmachen. Wie heißt der nochmal? Timo? Marc? Leo? So was in der Art war es doch, oder? Ist mit Anny eigentlich wieder alles klar? Bis bald und grüß alle von mir. Louis Kapitel 1: Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)