Life without you von Misuri-chan (MattxMello) ================================================================================ Prolog: Memories of you ----------------------- Raschelnd landen die Geldscheine auf dem Bettlaken. Ich muss mich nicht umdrehen, ich kann das am Geräusch erkennen. Ein verhasstes Geräusch. Ich weiß nicht zum wievielten Mal ich das jetzt schon höre. Ich glaube zum 8.Mal oder so. Viel zu oft. „Der Vertrag gilt.“ Eine tiefe, rauchige Männerstimme erfüllt den Raum. „Verstanden…“ erwidere ich leise. Gleich darauf landet zwischen den Geldscheinen auch noch ein unterschriebener Vertrag, der den Schutz der Mafiatruppe zusichert, der ich mich angeschlossen habe. Ich höre ein Klackern. Ein ungewohntes, metallisches Geräusch. Langsam drehe ich mich um. Ah, der Kerl packt nur seine „Liebesspielzeuge“ wieder ein. Handschellen. Scheiß Fetischist. Ohne ein weiteres Wort verlässt der Kerl mein Schlafzimmer. Ein paar Momente später wird die Haustür leise geschlossen. Ohne dass ich es bemerkt habe, habe ich angefangen zu weinen. Lautlos. Emotionslos. Ich spüre nichts, wenn ich weine. Nicht mehr. Langsam setze ich mich auf. Mein Unterleib schmerzt. Wie jedes Mal danach. Wenn ich für meinen Boss „Beziehungen aufbaue“. Mit leeren Augen schaue ich auf die Bezahlung, die er mir dagelassen hat. 500 Dollar. Ganz schön teuer für 30 Minuten Sex. Wenn man so darüber nachdenkt, was meine fast schon alltägliche Arbeit in mir auslöst, ist das jedoch noch wenig. Seit Wochen kann ich nicht mehr richtig schlafen oder essen. Alpträume. Magersucht. Selbstmordgedanken. Das alles löst meine sogenannte Arbeit bei mir aus. Ich hasse mein Leben. Warum habe ich damals nur alles weggeworfen? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nicht mehr, warum ich aus Winchester abgehauen bin. Oder aus dem Waisenhaus. Seufzend zerre ich die Decke von meinen Beinen. Die zwei Blutflecke auf dem Laken ignoriere ich. Die Innenseite meiner Oberschenkel sind auch ein wenig blutverschmiert. Eine widerliche Mischung aus Sperma und Blut. Tja. Wie immer. Weil ich mich nicht entspannen kann, wenn diese alten Säcke ihren Spaß mit meinem Körper haben. Wenn sie ihren ach so tollen Orgasmus bekommen, während ich vor Schmerz und Ekel an die Decke gehen könnte. Stumm greife ich nach den Geldscheinen und dem Vertrag, lege beides auf meinem Nachttisch ab, während ich ins Bad gehe um mich zu duschen. Diese widerliche Blutmischung muss weg. Ich mache mir nicht die Mühe das Wasser warm zu drehen. Mein Körper entspannt sich sowieso nicht. Mein Unterleib schmerzt, auch, wenn ich heiß dusche. Resigniert drehe ich den Hahn wieder zu und wickle mir ein Handtuch um, während ich aus der Dusche steige. Kurz streift mein Blick mein Spiegelbild im Spiegel über dem Waschbecken. Ich sehe furchtbar abgemagert aus, habe Augenringe. Meine Rippen schauen schon leicht durch meine blasse Haut. Meine Unterlippe hat einen blutigen Schorf, weil mein vorletzter „Kunde“ sadistisch veranlagt war, und Spaß daran fand mich zu schlagen. Höhnisch lächle ich mein Ebenbild an. „Wie tief bist du nur gesunken… du elende Hure…“ Abschätzig über mich selbst lächelnd wende ich mich von mir selbst ab. Ich habe schon lange aufgegeben mich gegen mein Schicksal zu wehren. Ob ich es heute tun sollte? Ich habe schon oft darüber nachgedacht mein beschissenes Leben einfach zu beenden. Es würde nicht lange dauern, außerdem habe ich die freie Auswahl. Zugang zu Waffen habe ich. Es gibt auch genügend Leute in meinem Bekanntenkreis, die mich für 50 Dollar mit Freude erledigen würden. Zitternd greife ich nach der Rasierklinge auf der Kommode in meinem Schlafzimmer. Nein… wenn andere Personen davon erfahren, dann auch mein Boss. Und wenn er davon erfährt, werde ich nicht sterben können. Er würde mich aufhalten. Weil das sonst schädlich fürs Geschäft wäre, das hat er mir oft genug eingebläut. Mit Schlägen. Mit Drohungen. Mit was auch immer. Ich sehe auf die Unterseite meines Handgelenkes. Sehe auf die blauen Adern, die sich schwach unter meiner blassen Haut abzeichnen. Soll ich…? Ich zittere noch mehr und stoße plötzlich an den großen Spiegel, der an die Wand gelehnt auf der Kommode steht. Ein Klackern. Mein Blick wendet sich der Ablagefläche der Kommode zu und sucht nach dem Gegenstand, der das Geräusch verursacht hat. Eine Fliegerbrille. Gelb getönte Gläser, abgenutzt. Sie sieht billig aus. Es ist seine Fliegerbrille. Augenblicklich lege ich die wieder Rasierklinge weg. „Matt…“ Ich greife nach der Brille. Sofort fällt mir wieder ein, warum ich es bisher noch nicht fertig gebracht habe, mich umzubringen. Wegen ihm… Matt… Er sitzt immer noch in Winchester und wartet… auf mich. Ich habe ihm bisher noch nicht von meiner jetzigen Arbeit erzählt. Dass ich bei der Mafia bin, weiß er zwar schon lange, aber dass ich meinen Körper verkaufe habe ich natürlich nicht erwähnt. Nein, das wäre wirklich das letzte, was ich ihm jemals sagen würde. Ich habe ihn schon genug belastet. Mit meinem Gehen vor 1 ½ Jahren zum Beispiel. Und die Tatsache, dass ich täglich mit meinem Leben spiele, indem ich für die Mafia irgendwelche Undercover-Aufträge annehme, um ein paar Agenten zu killen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Menschen ich schon getötet habe. Oder wie viele Kinder darunter waren, die nichts dafür konnten und einfach nur zufällig am Tatort waren. Sie hätten als Zeugen aussagen können, deswegen mussten sie sterben, hat mein Boss immer gesagt. Ich habe Matt davon erzählt. Er sagte, es sei okay, solange ich nicht selbst draufgehen würde. Er wäre wahrscheinlich die einzige Person auf diesem Planeten die mich ernsthaft vermissen würde. Es gab im Grunde nur zwei Menschen die mir wichtig waren. Eine habe ich schon verloren. L. Ich will Matt nicht auch noch verlieren, indem ich ihm unter die Nase reibe, dass ich unser Versprechen gebrochen habe. „Ich werde dich niemals verlassen oder gar betrügen.“ Murmle ich geistesabwesend, während ich die Fliegerbrille weiter betrachte. Haha, schon komisch, wie naiv ich mit 8 war. Damals glaubte ich doch tatsächlich, dass ich so ein Versprechen halten könnte. Ich. Die männliche Vorstadt-Schlampe schlechthin. Früher war ich nicht so, nein. Aber was will man schon als knapp 15-jähriger in L.A. machen? Ich konnte damals noch nicht viel, jetzt kann ich auch nicht viel mehr. Und für Sex bekommt man Geld. Und Geld brauchte ich um zu überleben. Mein übernatürlicher IQ brachte mir auch nichts, da niemand einem 15-jährigen dauerhaft einen Job und Lohn gibt, von dem man leben könnte. Ich dachte in der Mafia hört das endlich damit auf, dass ich meinen Körper verkaufen muss. Aber nein. Warum denn? Ich bin ja jung und sehe außerdem nicht gerade schlecht aus, meinte mein Boss. Ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Er muss nur mit dem Finger schnippen und meine sogenannten Kollegen würden mich stundenlang nach Herzenslust foltern oder die Erlaubnis bekommen, auch mal ihren Spaß mit mir und meinem Körper zu haben. Verdammte Wichser. Ich möchte zurück. Aber ich kann nicht. Ich kann Matt nicht mehr unter die Augen treten. Ich fühle mich furchtbar schuldig, was ich auch bin. Er kann mir nicht verzeihen, nach allem, was ich ihm angetan habe. Ich rufe ihn trotzdem jeden Tag an. Von meinem jetzigen Tun muss er ja nichts erfahren. Ich lüge ihn an, um ihm nicht weh zu tun. Sage immer, dass es mir gut geht, ich ausreichend Geld habe und ihn wahnsinnig vermisse. Das letzte ist das einzige was zu hundert Prozent wahr ist. Klackernd landet die Fliegerbrille wieder auf der Ablagefläche der schwarzen Kommode. Gleich darauf wechsle ich das Laken und kippe eines der großen Fenster, die bis zum Boden reichen, damit der stickige Geruch von Blut aus meinem Zimmer verschwindet. Ich schaue auf die Uhr. In zwei Stunden kommt der nächste Kerl, der noch einen Vertrag zu unterschreiben hat. Der nächste sexbesessene der all seine widerlichen Phantasien an mir auslassen darf. Meine Tränen wegwischend greife ich zu einer Tafel zartbitterer Schokolade auf meinem Nachttisch. 79% Kakao. Meine Lieblingssorte. *** Frierend schlinge ich die Decke um meinen Körper. Es war mal wieder einfach nur widerlich. Leise stöhnend rolle ich mich zusammen, während der dunkelhaarige Typ seine Hose wieder schließt und vom Bett aufsteht. Er schweigt. Zu lange. Was soll das? Er weiß genau, was ich hören muss. „Gilt der Vertrag?“, frage ich. Ich bemerke, dass meine Stimme brüchig und heiser ist. Ich hätte mich vorhin zusammenreißen und nicht so laut keuchen dürfen. Aber es tat zu weh. „Nein. Erst, wenn ich das ganze morgen Abend noch einmal kriege.“ Meine Finger zucken, als er sich umdreht und nochmals näher kommt. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Nochmal diesen Scheiß hier? Niemals. Nur über meine Leiche. Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen sich böse verengen. „Na? Was ist? Wenn du nicht bereit bist, das zu tun, dann kannst du den Vertrag vergessen und aus den 20 Millionen für deinen Boss wird nichts.“ Ohne zu antworten suchen meine Augen die Umgebung taktisch nach einer Waffe ab. Nur eine einzige. Irgendwas. Plötzlich entdecke ich eine meiner Handfeuerwaffen, die vor dem Fenster liegt. Einen Versuch ist es wert. So schnell es geht, springe ich vom Bett auf und schnappe mir die Waffe vor dem Fenster. Doch als ich mich umdrehe, um auf den Kerl zu zielen, trifft mich bereits seine Faust hart in die Magengrube. Vom Schmerz überwältigt lasse ich die Waffe fallen und breche zusammen. Verdammt, ich bin viel zu langsam geworden. Schmunzelnd vergräbt er eine Hand in meinem blonden Haar und zieht meinen Kopf ruppig nach oben, sodass ich ihn ansehen muss. Ich kneife die Augen zusammen. Er verpasst mir einen Schlag mit der bloßen Faust. Mitten ins Gesicht. Es tut weh. „Morgen Abend. 21 Uhr, verstanden?“ Ich spüre wie er eine Messerklinge an meinen Hals hält. Ich nicke. Die Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Ein widerliches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und er lässt mich endlich los. Hustend versuche ich mich etwas aufzurichten, was aber kaum möglich ist. Lautlos wische ich mir das Blut aus dem Mundwinkel, während dieser Wichser endlich meine Wohnung verlässt. Als ich aufstehen und ein paar Schritte gehen will, rutsche ich plötzlich auf etwas aus und falle erneut hin. „Verdammt…!!“ Fluchend fahre ich herum um an dem Gegenstand, auf dem ich eben ausgerutscht bin, meine Wut auszulassen, stocke jedoch, als ich in die gelb getönten Gläser einer Fliegerbrille sehe. Mein wütendes Gesicht verschwindet. Nur die Tränen bleiben. „Matt…“ Wimmernd kauere ich mich auf dem Boden zusammen. „Verzeih mir…“ ~Prolog Ende~ So~ ich hoffe der Prolog hat euch ein wenig neugierig gemacht. ^^ Hoffentlich klang das nicht zu depri... Oo Nja, ich freu mich drauf eure Meinung zu hören.^^ Misu Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)