Full Moon von Baph (Remus x Severus) ================================================================================ Kapitel 10: Gedanken -------------------- So, und weiter gehts! I wish that I had the power To make these feelings stop - Tracy Chapman, “Matters of the Heart” Lupin lachte bitter. „Glaub mir, wenn du dich jeden Monat in einen Wolf verwandelst, verliert eine Kanüle viel von ihrem Schrecken.“ Unwillkürlich stand Severus wieder Lupins nackter Körper vor Augen, die Haut vom Mondlicht versilbert... die Haut, die bis auf wenige Stellen von Kratzspuren und Bisswunden übersät war, einige alt und vernarbt, einige erst halb verheilt. Er senkte den Blick. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Lupin nicht darunter litt, was er war, weil er wehleidig und ein Feigling war, sondern weil es tatsächlich ein Fluch war, der ihn sein ganzes Leben verfolgen würde und ihm, abgesehen von den psychischen und sozialen Folgen, mit unerbittlicher Regelmäßigkeit Qualen bereitete, an denen manch Anderer vielleicht schon zerbrochen wäre. „Das meine ich nicht“, antwortete er, und war selbst überrascht davon, wie wenig seine Stimme sich nach ihm anhörte. „Du weißt, wenn du jemandem von deinem Blut gibst, hat er praktisch unbegrenzte Macht über dich.“ Lupin schwieg, aber wieder einmal fühlte Severus seinen Blick auf sich ruhen, warm und fest. Schließlich fühlte er sich gezwungen, aufzublicken. „Ich habe dir gesagt, ich gehöre dir. Und ich halte mein Wort. Ich schätze, ich werde dir einfach vertrauen müssen.“ Ich gehöre dir... Niemand hatte das je zu ihm gesagt, nicht einmal Lilly. Also, was bewog Lupin bitte schön, ihm diese Worte in letzter Zeit ständig um die Ohren zu hauen? Severus erhob sich, um etwas Abstand zwischen sich und den Werwolf zu bringen. Er kehrte ihm den Rücken zu, entfernte sich ein paar Schritte und fuhr dann zu ihm herum, die Hände zu Fäusten geballt. „Also schön, Lupin, wenn das ein – ein Witz sein soll, irgendein dummer Scherz, den du dir mit deinen Freunden ausgedacht hast, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt...“ Lupins Stimme war beherrscht. „Kein Scherz, Severus. Ich meine es ernst.“ Severus starrte ihn an. Im Licht der Kerzen, die vor ihm auf dem Tisch standen, schienen Lupins Augen zu leuchten. Er wusste, dass dies eine einmalige Chance war, mit dem Trank voran zu kommen. Noch nie hatte es die Möglichkeit gegeben, mit dem Blut eines Werwolfs zu experimentieren; noch nie war sie auch nur in Betracht gezogen worden. Es könnte den Durchbruch für ihn bedeuten. Er könnte in die Geschichte eingehen. Also warum weigerte er sich so beharrlich, Lupin zu glauben? Warum konnte er nicht annehmen, nur als Arbeitshypothese, dass der Werwolf es ernst meinte? Und dann erklang plötzlich Lupins Stimme, aber in seiner eigenen Erinnerung. Kannst du nicht einfach versuchen, mich etwas weniger zu hassen? Und er hatte erwidert: Verdien' es dir. War es das, was Lupin versuchte? Hatte er allen Ernstes die Absicht, sich sein Vertrauen zu erschleichen? Erschleichen? Bei Merlins Bart, das machst du jetzt aber mit Absicht, oder? Gib ihm doch wenigstens eine Chance! Wieso soll es denn so unmöglich sein, dass er dich mag? Severus stand seiner inneren Stimme sprachlos gegenüber. Alle Argumente, die er sonst in einer solchen Situation benutzte, hörten sich schal und sinnlos an. Er ist ein Gryffindor und ich ein Slytherin. Na und? Hatten sie beide nicht zu viel Verstand, um auf solche dummen Vorurteile irgendetwas zu geben? Seine Freunde haben mich... Aber es geht nicht um seine Freunde, sondern nur um ihn. Severus rieb sich das Gesicht. „Warum tust du das, Lupin? Du lieferst dich mir aus.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Severus. Aber...“ Er fuhr sich mit den Fingern durch das braune Haar. „Aber du hast gesagt, dass ich mir dein Vertrauen verdienen muss. Und warum solltest du mir vertrauen, wenn ich dir nicht vertraue?“ Severus musterte ihn und versuchte, sich über seine nächsten Schritte klar zu werden. Wenn er Lupins Angebot annahm, bedeutete das mit großer Wahrscheinlichkeit den Durchbruch... Aber gleichzeitig würden sie auch eine Grenze überschreiten. Lupin würde etwas von ihm erwarten, dass er ihm unmöglich geben konnte – nun ja, nur sehr schwer. „Verrat mir eins, Lupin: warum ist es dir eigentlich so wichtig, dass ich... dir vertraue?“ Was liegt dir an mir? Das waren die Worte, die auf seiner Zunge gelauert hatten... Aber er hatte sie heruntergeschluckt. Lupin musterte ihn mit seinen goldenen Augen. „Ich will etwas von dem wieder gut machen, was James und Sirius dir angetan haben.“ Er hob die Hand, als Severus ihm ins Wort fallen wollte. „Aber das ist nicht alles, Severus. Nicht einmal der Hauptgrund. Nicht mehr.“ Aber er schwieg, bis Severus es nicht mehr aushielt. „Was? Was ist es dann?“ Lupin blickte auf das Kräuterkunde-Buch, das immer noch geschlossen vor ihm lag. Seine Hände, die bisher still auf dem Tisch gelegen hatten, verschränkten sich ineinander; so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. „Seit... seit dem du mich zurück verwandelt hast... ist etwas von dem Wolf in mir geblieben. Ich habe mich verändert... Ich habe Gefühle und Gedanken, die ich vorher nicht hatte. Und ich will – ich muss – herausfinden, was davon wirklich aus mir kommt und was eigentlich zum Wolf gehört.“ Severus stellte die Frage nicht, die ihm in den Kopf kam: Was hatte das alles mit ihm zu tun? Welche Gedanken oder Gefühle konnte Lupin schon haben, bei denen er ihm helfen konnte? Er trat ein paar Schritte näher an den Tisch heran und blickte auf Lupin hinab. „Hast du mich deswegen gefragt, was jene Nacht für mich bedeutet hat?“ Der Werwolf errötete, und Severus ertappte sich bei dem Gedanken, dass es ihm sehr gut stand. „Ja... Aber es gibt noch einen anderen Grund.“ Er hielt inne, und sprach dann hastig weiter. „Also, dafür, dass ich dir mein Blut gebe. Immerhin wäre ich ja der Erste, der von dem Wolfsbann profitiert, wenn er tatsächlich funktioniert.“ Lupin blickte zu ihm auf und brachte ein kleines Lächeln zu Stande. Erleichtert nickte Severus. Damit konnte er leben. Solange er sich einreden konnte, dass Lupin ihm aus purem Egoismus half, war es in Ordnung. In den letzten Minuten hatten sie sich gefährlich weit an einer Kette entlang bewegt, die aus Fragen bestand, die er nicht hatte stellen wollen, und aus Antworten, die ihn viel zu sehr interessiert hatten als gut für ihn war. Vielleicht würde er Lupin eines Tages vertrauen können. Aber nicht heute, noch nicht. Nicht so lange er nicht wusste, was er selbst für den Werwolf empfand. „Also gut... Dann bin ich dir wohl zu Dank verpflichtet.“ Näher kam Severus nicht an ein ein „Dankeschön“ heran. Aber Lupin schien es zu reichen. Er lächelte. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel lächeln, ohne dass es falsch und gezwungen wirkte? „Freu' dich nicht zu früh, Severus. Immerhin können wir den ersten Versuch erst in anderthalb Monaten machen. Den nächsten Vollmond werden wir brauchen, um mir Blut ab zu nehmen.“ Severus hob die Schultern. „Ich warte lieber anderthalb Monate mit einer reellen Erfolgsaussicht, als jahrelang alle möglichen Zutaten auszuprobieren.“ Lupin stützte das Kinn in die Hand. „Dann haben wir hier eigentlich nicht mehr viel zu tun, oder?“ Severus nickte. „Aber wir sehen uns...“ er rechnete kurz nach, „...am siebzehnten.“ „Hm-hm. Severus...“ Lupins Ton ließ ahnen, dass er etwas zu sagen hatte, dass Severus nicht gerade angenehm sein würde. „Meine Freunde werden dabei sein müssen. James, Sirius und Peter. Sie... haben gewisse Methoden, mich als Wolf davon abzuhalten, Menschen anzugreifen.“ Es war Lupin anzusehen, wie ungern er darauf hinwies. Severus wurde kalt, aber er nickte. Nicht einmal diese Idioten würden ihm seinen großen Erfolg verderben. Wenn der Trank gelang, würden sie sich damit rühmen, ihn gekannt zu haben. „Ich werde dafür sorgen, dass sie dich in Ruhe lassen!“ Er erlaubte sich nicht, dem Flehen in Lupins Stimme Beachtung zu schenken. Für den Notfall würde er einfach eine mit Schierling präparierte Nadel und den Sectumsempra bereithalten. P.S.: Vielen vielen Dank an alle meine treuen Leser, und an jeden, der mir ein Kommentar hinterlassen hat. So, falls sich tatsächlich irgendwer bemüßigt fühlen sollte, zu meiner Geschichte ein kleines Bild zu zeichnen, oder jemanden kennt, der das könnte (und möchte, also: es tut ^^), dem würde ich als kleine Belohnung ein HP-Oneshot mit Wunschpairing schreiben! Für mein liebstes Motiv hat Nightingale schon sehr schöne Worte gefunden: Oah, ich wünschte, ich könnte zeichnen. Ich würd ja wahnsinnig gern ein zweigeteiltes Bild zeichnen, wo Severus und Remus spiegelverkehrt am Fenster sitzen und es quasi künstlerisch so aussieht, als würden sie den Kopf gegen dieselbe Scheibe lehnen. Uhhh... (8. Kapitel). Also, falls sich jemand inspiriert genug fühlen sollte, bitte ich um eine kurze ENS. Ganz herzliche Grüße und ein HAB EUCH LIEB! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)