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Epilog online!
von

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Entsetzt hielt er sich die Wange und starrte den anderen nur mit geweiteten Augen an. Hatte... hatte er ihm gerade eine Ohrfeige verpasst?

Er schluckte. Ja, hatte er und zwar eine deftige. Seine Wange schmerzte und er war sich sicher, dass da auch ein schöner roter Abdruck zu sehen sein würde.

Tränen schossen ihm in die Augen. Erst das abweisende Verhalten, dann diese Worte und jetzt... jetzt ohrfeigte er ihn auch noch.

Er machte ein paar Schritte zurück, ohne den Blick abzuwenden.

"Ich...ano... ich versteh schon." Und schon rannte er wieder davon. Das war wohl doch das Ende gewesen.
 

Er sank auf die Knie und starrte auf Kais Rücken, der immer kleiner wurde, da Kai wegrannte. Wie...? Was...? Wieso...? Warum...? All diese Fragen schossen ihm in den Sinn und Tränen benetzten seine Wangen. Wieso hatte er das bloß getan? Er wollte Kai doch nicht schlagen! Er hatte gedacht, dass es irgendjemand anderes war, aber doch nicht Kai!

Seine Schultern begannen heftig zu beben und seine Lippen zitterten. Jetzt war es wohl endgültig vorbei. Er hatte Kai vergrault, für immer.

"Ich wollte dich nicht schlagen..."
 

Als die Haustür hinter ihm zufiel, ließ er sich an dem kalten Material herabsinken. Sein Herz raste. Kein Wunder. Er war den gesamten Weg bis nach Hause gerannt. Und jetzt saß er hier, hielt sich die Wange und seine Wangen waren übersät von unzähligen Tränen, die sich dort ihren Weg entlang bahnten.

Das war es wohl. Und gestern noch war er so verdammt glücklich gewesen. Und heute? Heute wünschte er sich, dass er niemals auf dieser Erde gelebt hätte. Dann würde es ihm jetzt auch nicht so verdammt dreckig gehen.

Noch fast eine ganze Stunde hockte er hier, bis er sich dann doch aufraffte und sich in sein Zimmer schleppte. Dort ließ er sich kraftlos auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Einfach nicht mehr da sein. Das wünschte er sich gerade.
 

Wie hatte es soweit kommen können? Nur, weil er nicht für diese verdammte Japanischarbeit gelernt hatte. Es wäre alles besser, wenn er Kai nie wieder sehen würde. Er würde ihm nie wieder so wehtun können wie eben. Seit wann war er denn so gewalttätig? Er hatte noch nie in seinem Leben die Hand gegen jemanden erhoben. Noch nie!

Schluchzend rappelte er sich auf und schleppte sich in seine Wohnung. Dort tapste er ins Bad und schloss die Tür hinter sich, ließ sich auf die kalten Fliesen gleiten und vergrub das Gesicht in den Händen. Er war so ein verdammter Idiot...

"Kai ist viel besser dran ohne mich... Die ganze Welt ist doch viel besser dran ohne mich...", redete er sich ein und schluckte, während er hinter sich fasste und plötzlich seinen Rasierer in der Hand hielt. Er starrte das kleine Ding in seinen Händen an und schluckte. Würde er wenigstens dafür genug Mumm haben? Zitternd setzte er die Klinge an und schnitt sich selbst in den Arm. Doch es war kein lebensgefährlicher Schnitt, er hatte die Pulsader nicht getroffen. Es war nur ein mitteltiefer Schnitt aus dem Blut trat. Sofort wurde ihm schwindlig. Verdammt... Er war wirklich ein so verdammter Feigling! Und jetzt wurde ihm auch noch schwindlig, weil er Blut gesehen hatte.

Mühevoll rappelte er sich auf und taumelte in die Stube, um Reita anzurufen. Er brauchte jetzt dringend Hilfe. Alleine würde er es jetzt nicht mehr schaffen. Als Reita endlich ranging, saß Uruha schon geschwächt auf dem Fußboden und hauchte ins Telefon:

"Rei? Ich brauche deine Hilfe... Ich halte es nicht mehr aus..."

Dann ließ er das Telefon fallen und schloss die Augen.
 

"Nani?" Was war das? Das war doch Uruha oder? Aber... das klang mehr als merkwürdig. Verwirrt starrte er den Hörer an. "Ruha?", fragte er abermals. Keine Antwort. "Uruha?!" Seine Stimme wurde energischer und als er dieses Mal keine Antwort bekam, wurde ihm mulmig.

Hastig sprintete er die Treppe hinunter, schnappte seine Jacke, schlüpfte in die Schuhe und rannte zu Uruha.

Er klingelte Sturm an der Tür, doch niemand öffnete. Doch er wusste, dass sein Freund da war. Schließlich hatte er ihn von hieraus angerufen. "Uruha!" Er trommelte förmlich gegen die Tür.

Plötzlich stand hinter ihm ein ziemlich breiter und unendlich hässlicher Typ, wie er fand. Dieser warf ihm einen finsteren Blick zu und maulte ihn an. Doch als Reita ihm mit seinem alle abschreckenden Blick belegte, verstummte dieser. Man gut, dass er selbst immer vor dem Spiegel trainierte. Innerlich grinste er.

Aber diese Sache hier war absolut nicht zum Lachen. Wieder trommelte er gegen das Holz und klingelte Sturm. Wieder bekam er keine Antwort. Da blieb nur eins.

Reita holte Schwung und rammte mit seiner Schulter gegen die Tür. Das Ganze musste er aber ziemlich oft machen, bevor das Holz zu bersten begann und die Tür krachend aufflog.

"Uruha!" Immer wieder seinen Namen rufend rannte er durch die gesamte Wohnung. Wo war er? War er doch nicht hier gewesen?

Zum Schluss ging er ins Badezimmer. Zumindest versuchte er es. Doch etwas blockierte sie. Mehr als seinen Kopf konnte er nicht hindurch stecken. Aber das reichte schon, um genau den zu finden, den er gesucht hatte.

Seine Augen wurden so dermaßen groß, als er Uruha auf dem Boden liegen sah und dann seine Hände. In der einen hatte er einen Rasierer und die andere war von Blut überströmt. Er schluckte. War das hier wirklich das, was er vermutete?

Mit voller Kraft schob er die Tür auf und drängte sich hindurch, um sich vor Uruha zu knien und ihn in den Arm zu nehmen. "Ruha? Was...was machst du?" Seine Stimme bebte. Doch noch bevor er eine Antwort bekommen wollte, zückte er sein Handy und rief den Notarzt an.
 

Seinen Körper schleppte er zurück ins Bad, um sich das Blut vom Arm zu waschen, das langsam seinen Arm hinunter troff und den Boden mit Blutspritzern benetzte. Er fühlte es warm und nass an seiner Hand und erschauderte heftig. Wie hatte er nur so dumm sein können? Wie war er auf diese unsinnige Idee gekommen? Er verstand sich selbst nicht mehr.

Seine Sicht verschwamm immer mehr, als er endlich das Badezimmer erreichte, die Tür hinter sich schloss und wollte gerade ans Waschbecken gehen, als seine Beine auch schon nachgaben. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem kalten Boden und hatte Mühe damit, seine Augen offen zu halten. Ihm wurde immer wieder schwarz vor Augen und ihm liefen kleine Tränen die Wangen hinab.

Wie lange er schon so dagelegen hatte, ohne sich rühren zu können, wusste er nicht. Immer wieder hatte er für einige Augenblicke das Bewusstsein verloren und sein Körper fühlte sich mittlerweile steif an.

"Was hab ich getan...", murmelte er leise vor sich hin und schloss die Augen, gab sich der unendlichen Dunkelheit hin, die ihn nun umfing. Seine Hand spürte er schon nicht mehr und das Blut troff immer weiter aus der Wunde aus.

Plötzlich hörte er lautes Schlagen an der Haustür und dumpfe Rufe, die er nicht zuordnen konnte. Dann hörte er das Bersten der Tür und zuckte zusammen, als dann die Badezimmertür aufgemacht wurde und er in starke Arme gezogen wurde. Er wollte seine Augen öffnen, doch seine Lider waren so schwer, dass er es nicht schaffte. Nur ein gurgelnder Laut verließ seine Lippen, während sein Körper in eine Art Schockzustand verfiel und leicht zuckte. Sein Körper begann verrückt zu spielen. Lag es an dem Blutverlust?
 

Es dauerte wirklich nicht lange und Reita übergab Uruha dem Notarzt, der sich umgehend um seinen Patienten kümmerte. Reita musste dem Sanitäter noch einige Fragen beantworten, bevor man ihn nach Hause schickte und Uruha ins Krankenhaus brachte.

Nur widerwillig ließ er sich darauf ein. Aber anstatt nach Hause zu gehen, zückte er lieber sein Handy und rief bei Ruki und Aoi an, um ihnen die Lage zu erklären.
 

Kai saß auf seinem Bett und starrte Löcher in die Wand. Was sollte er jetzt machen? Was hatte er immer gemacht, bevor er ihn kennengelernt hatte?

Plötzlich hatte er ein komisches Gefühl im Magen. Ihm wurde schlecht und schwindelig. Was war denn jetzt los?

Und in diesem Moment klingelte auch schon sein Telefon. Verwirrt starrte er auf das Display. "Aoi?" Was wollte er denn jetzt von ihm? Ihm wieder in den Ohren liegen, dass er sich besser um seinen Freund kümmern sollte? Oh...ano...Ex-Freund traf es wohl eher. Er seufzte und nahm den Anruf entgegen. "Hai?"
 

Uruha wurde ins nahe gelegene Hospital gebracht und dort auch sofort ärztlich versorgt. Er schwebte nicht in Lebensgefahr, jedoch hatte sein Körper einen schlimmen Schock erlitten. Wieso, wussten selbst die Ärzte nicht. Uruhas Körper zuckte in unregelmäßigen Abständen und er wimmerte immer wieder irgendwelche unverständlichen Sachen, doch aus der Bewusstlosigkeit erwachte er immer noch nicht.

Die Ärzte brachten ihn nach ihren Untersuchungen in ein Zimmer, wo Uruha in einem weißen Bett lag und an mehrere Geräte angeschlossen wurde.
 

"Kai?"

Aoi war froh, dass er Kai endlich erreicht hatte. Er hatte sich ein paarmal verwählt, da seine Finger so zitterten und Tränen liefen seine Wangen hinab.

"Kai, du musst ganz schnell ins Krankenhaus kommen! Es ist was Furchtbares passiert!"

Seine Stimme überschlug sich fast.

"Uruha, er... Uruha... Uruha hat versucht, sich umzubringen!"
 

Das Handy fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden, bevor seine Beine ihren Dienst versagten und er wegknickte. Kniend hockte er vor seinem Bett und starrte abwesend an die Wand ihm gegenüber.

"Kai?", hörte er leise aus dem Hörer. Doch seine Gedanken kreisten nur um diese Worte.

Uruha... er hatte versucht, sich das Leben zu nehmen? Das war doch eine Lüge. Das war nicht wahr.

Blitzschnell sprang er auf und rannte in die untere Etage. Er schlüpfte nur schnell in seine Schuhe und stolperte fast die kleinen Stufen vor dem Eingang hinunter. Glücklicherweise erlangte er sein Gleichgewicht recht schnell wieder und rannte weiter.

Erst an der Rezeption des Krankenhauses blieb er stehen. Er keuchte und stotterte irgendwelches wirsches Zeug vor sich her. Doch dann verließ ein Name seine Lippen und die Schwester nannte ihm die Zimmernummer.

Jetzt würde ihn nichts mehr aufhalten. Schnell eilte er die Treppen hinauf, bis er das Zimmer erreicht hatte, das er gesucht hatte. Eine Hand legte sich gegen die Tür.

Sollte er oder sollte er nicht?
 

Uruha lag immer noch bewusstlos in seinem Krankenhausbett und regte sich nicht. Man hatte ihm ein weißes Hemd angezogen und eine Atemmaske aufgesetzt, da seine Atmung wirklich leicht abgehakt ging. An seiner Hand steckte eine Kanüle und daran war ein Tropf befestigt.

Stetes Piepen hallte durch das kleine Zimmer und sonst durchzuckte kein einziger Laut den Raum. Uruhas Gesicht glich der weißen Wand und seine brünetten Haare hingen ihm zerzaust ins Gesicht.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür. Hatte sich Uruha damals auch so gefühlt, als er in sein Krankenzimmer kam?

Ihm war mulmig und er hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Ihm war schlecht und schwindelig. Doch er wollte jetzt zu ihm. Wollte wissen, wie es ihm geht und warum er solchen Unsinn getan hatte.

Hatte er denn die Lust am Leben schon verloren? Warum? War sie denn so schlimm? Auch wenn es ihm manchmal auch so ging, dass er einfach verschwinden wollte, so gab es doch viel zu viele Dinge, die ihn an das Leben glauben ließen. Und ... und Uruha war auch ein wichtiger Bestandteil.

Zögerlich drückte er die Tür auf und erstarrte fast.

Es war still. Nur ein leises Piepsen hallte durch den Raum und das Summen einiger Gerätschaften, die um das Bett herum verteilt waren. Sein Blick fiel sofort auf das blasse Etwas, dass dort im Bett lag und von lauter Kabeln und Schläuchen fast verdeckt war.

"Kouyou?" Mit leisem Schritt ging er auf ihn zu. Vor seinem Bett fiel er auf die Knie und eine Träne nach der anderen rann über seine heißen Wangen.

"Warum? Warum tust du sowas?"
 

Uruha spürte einen sanften Druck auf seiner Hand. Was war das bloß? Wer störte seine Ruhe? Er wollte nie wieder erwachen, wollte in dieser Finsternis bleiben, wo er niemandem schaden konnte. Wie hatte er es wagen können, Hand an Kai zu legen? Nie würde er sich diese Tat wieder verzeihen können.

Langsam fühlte er, wie die Dunkelheit sich lichtete, doch er versuchte, sich dagegen zu wehren, wollte zurück in die Finsternis hinab tauchen und sich dort verstecken. Doch er schaffte es einfach nicht und langsam drangen die Geräusche um ihn herum wieder an seine Ohren. Er hörte leises Schluchzen und öffnete unter größter Anstrengung die Augen. Sein verschwommener Blick fiel auf seine Hand, die in einer anderen lag und er war verwirrt. Wer war hier und sorgte sich um ihn?

"Hm..."

Ein leiser Ton verließ seine Lippen, denn er konnte dank der Atemmaske nicht sprechen.
 

Immer mehr kleine salzige Tropfen versiegten in der Decke, die über den schmalen Körper gelegt war. Sein Daumen strich immer wieder über die schlanken zierlichen Finger. Er wollte ihn nicht gehen lassen. Niemals. Er war ihm doch so verdammt wichtig geworden. Wieso wollte er sich jetzt einfach davon machen? Ohne ein Wort, ohne einen Grund, ohne sich von ihm zu verabschieden. Das würde er nicht zulassen. Nicht so. Und schon gar nicht ihn.

"Wieso?", stammelte er vor sich hin. "Wieso willst du einfach gehen?" Ein Schluchzen nach dem anderen. "Dann nimm mich wenigstens mit." Er erhöhte den Druck auf die Hand. "Ich will nicht ohne dich hierbleiben."
 

Seine Augen öffneten sich einen Spalt und er sah mit glasigem Blick auf die ineinander verschlungenen Hände. Wer war da? Wer besuchte ihn, weinte um ihn, sorgte sich um ihn? Das Gesicht desjenigen drückte sich in die weiche Decke, unter der Uruha lag und er konnte bloß einen schwarzen, verwuschelten Kopf erkennen. Doch irgendwie... Kam er ihm bekannt vor...

Er erwiderte so gut er konnte den Druck der Hand. Sein ganzer Körper fühlte sich ausgelaugt und schwach an und er hatte Mühe, sich zu bewegen. Er versuchte erneut zu sprechen und schaffte es dann schließlich doch.

"K... Kai...?"
 

Unter tränenverschmiertem Blick schaute er ihn an. Seine Augen weiteten sich und ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Doch nun rannen noch mehr Tränen über seine Wangen. Wie oft hatte er heute schon geweint? Wie oft?

Es wunderte ihn wirklich, dass er überhaupt noch Tränen vergießen konnte.

Kai schniefte. "Ruha?" Geräuschvoll zog er die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel die nassen Tropfen aus dem Gesicht.

"Wieso ... hast ... du das getan?"
 

Es war also doch Kai, der hier saß und wegen ihm weinte. Wieso? Er hatte ihn geschlagen und sich ihm gegenüber weniger als nicht gut verhalten. Er war ein egoistisches Arschloch gewesen, wenn man das so ausdrücken konnte. Uruha verstand nicht, wieso Kai überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben wollte. Und wieso weinte er um ihn?

Seine Hand drückte Kais fest und er öffnete den Mund und schloss ihn daraufhin wieder, da kein Ton seine Kehle verlassen konnte. Er fühlte sich einfach noch viel zu schwach. Wo waren eigentlich die Ärzte, wenn man sie brauchte?

"Ich... Schwindlig...", brachte er unter größter Mühe hervor, da ihm gerade wirklich schwindlig wurde.

Seine Augen drehten sich leicht nach innen und er wimmerte leise.

"Kai..."
 

Nun nahm er die kalte blasse Hand auch mit seiner anderen in die Hand und drückte sie an sich. Dann ließ er sie los und strich ihm sanft über die Stirn. Kai schüttelte nur den Kopf. "Nicht reden." Leicht beugte er sich nach vorne und presste sanft seine Lippen auf Uruhas Stirn.

"Ich werd schnell einen Arzt holen. Bleib ruhig liegen."

Vorsichtig legte er die Hand wieder aufs Bett und erhob sich dann wieder. Schnell wischte er sich auch die letzten Spuren aus dem Gesicht. Schniefte noch einmal kurz und ging dann zur Tür, um einen Arzt oder wenigstens eine Schwester zu holen.

Im Schwesternzimmer wurde er dann auch fündig und teilte mit, dass sein Freund aufgewacht war. Die Fragen, was er eigentlich hier machte, überhörte er gekonnt. Er war nur froh, dass Uruha noch da war. Dass er ihn nicht alleine lassen würde.

Als sich dann ein Arzt zu der Gesprächsrunde dazugesellte, teilte er auch ihm mit, dass Uruha wach war und man mal nach ihm sehen sollte.

Und so war es dann auch. Der Arzt und zwei Schwestern gingen in Uruhas Zimmer. Er selbst blieb draußen vor der Tür stehen.
 

Verständnislos blickte er Kai hinterher und fasste sich vorsichtig an die Stirn. Hatten ihm die Infusionen das Gehirn vernebelt oder hatte Kai ihm soeben einen süßen, kleinen Kuss gegeben? Er schluckte hart und musste seine Tränen zurückhalten. Womit hatte er das nur verdient? Wieso war Kai so... So verdammt lieb zu ihm?

Ein paar Augenblicke blieb er mit seinen Gedanken alleine, bevor ein Arzt und zwei Krankenschwestern das Zimmer betraten. Die Schwestern kümmerten sich sofort um seine Infusionen und um die Geräte um ihn herum, doch der Arzt trat zu ihm und leuchtete ihm in die Augen, während er leise Worte in Arztsprache vor sich hinmurmelte, die Uruha nicht verstand. Dann ließ er von ihm ab und legte ihm die Hand auf die Stirn.

"Na? Wie fühlen Sie sich, Takashima-San? Ist ihnen schwindlig oder haben Sie das Gefühl, erbrechen zu müssen?"

"Schwindlig...", murmelte Uruha leise und schloss seine müden Augen.

"Keine Sorge, das kommt vom Blutverlust. Wissen Sie, wer der junge Mann draußen vor der Tür ist? Er hat uns gesagt, dass Sie wach sind."

"Uke Yutaka... Kann... Kann er reinkommen?"

"Wenn Sie möchten, natürlich."

Er ging mit den beiden Schwestern wieder hinaus und schickte Kai wieder ins Zimmer zurück.
 

Nur zögerlich kam er wieder herein. Bei dem Arzt und den beiden Schwestern hatte er sich höflich für die Hilfe bedankt.

Mit gesenktem Blick trat er näher an das Bett heran. Allerdings hielt er doch etwas Abstand zu ihm. Er wusste ja nicht, was genau los war und wie er sich ihm gegenüber jetzt verhalten sollte.

Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Sein Blick blieb starr auf den Boden gerichtet. Was sollte er jetzt sagen? Wie sollte er sich verhalten?

Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, aber er fand keine Antwort darauf.
 

Was sollte er jetzt bloß sagen? Er wusste es ja selbst nicht einmal, wieso hatte er dann Kai zu sich bestellt? Er sah auf die zusammengesunkene Gestalt auf dem Stuhl neben sich und hob unendlich langsam die Hand, um sie nach seinem Ex-Freund auszustrecken.

"Kai...-Chan... Kommst du bitte an... Mein Bett?"

Seine Stimme klang abgehakt und erneut rannen Tränen aus seinen Augen. Er wollte Kais warme Hand in seiner spüren. Und er hatte eine sehr entscheidende Frage an Kai.
 

Zögernd betrachtete er Uruha. Doch dann rückte er mit dem Stuhl näher. Allerdings nahm er die Hand nicht in seine. Irgendwie war das hier eine verdammt verzwickte Lage. Er wollte ihn wirklich gern in die Arme schließen, ihm nah sein, aber da gab es etwas, dass ihn daran hinderte, dies jetzt einfach zu tun.

Noch immer schwieg er. Und dann sah er die Tränen, wie sie sich immer wieder aus den Augenwinkeln seines Freundes lösten.

Nun erbarmte er sich doch und legte sanft eine Hand an seine Wange und strich im vorsichtig jeden einzelnen dieser salzigen Tropfen aus dem Gesicht. "Nicht weinen.", wisperte er.
 

"D-Doch..."

Er schluchzte leise auf und das Piepsen der Geräte wurde etwas schneller, da Uruha sich aufregte.

"Ich kann nicht anders, Kai... Ich... Ich liebe dich so sehr und... Und kann dich einfach nicht mehr halten... Ich hab dich... Geschlagen und... Und war so furchtbar zu dir..."

Seine Stimme war durch die Tränen kaum zu verstehen und er bebte, schnappte sich Kais Hand von seiner Wange und drückte sie fest an sein schnell schlagendes Herz.

"Ich liebe dich doch und es tut mir so leid, was passiert ist!"
 

Sein Puls beschleunigte sich und etwas verstört schaute er ihn an. Was wollte er damit sagen? Wollte er ihn etwa einfach so abservieren? Sagte er ihm das gerade damit? Oder was sollte das werden?

Etwas erschrocken zuckte er mit der Hand und zog sie ein Stück zurück. Aber nicht ganz.

"Was...was willst du damit sagen?" Auch er war den Tränen wieder ein Stück näher gekommen. Und er versuchte, sie mit allerletzter Kraft zu unterdrücken.
 

Verständnislos sah er Kai an. Wieso fragte er ihn denn? Hatte er sich nicht klar genug ausgedrückt? Er sah ihn komplett verwirrt an, ehe er dessen Hand wieder gegen sein Herz drückte und die Augen schloss.

"Kai... Ich will doch bloß sagen, dass ich dich liebe und so verzweifelt war, dass du mich vielleicht nicht mehr als Freund haben willst. Verstehst du? Ich liebe dich doch immer noch von ganzem Herzen! Und es tut mir so... So wahnsinnig leid, was ich gemacht habe. Ich liebe dich."

Bei seinem letzten Satz fing sein Herz wie wild an zu schlagen und er hoffte, dass Kai dies fühlen konnte.
 

Kai schluckte schwer. Also hatte er das jetzt völlig falsch verstanden? Oder wie?

In seinem Kopf ratterte es und sein Herzschlag beschleunigte sich abermals.

Uruha tat es leid, dass er ihn geschlagen hatte? Er entschuldigte sich bei ihm und sagte diese so sehr herbeigesehnten Worte so oft. Durfte er sich jetzt doch freuen?

Aber... aber wieso rannen ihm dann unaufhaltsam die Tränen seine Wangen hinab? Er freute sich doch.

Er senkte den Kopf in der Hoffnung, dass Uruha es nicht mitbekommen würde. Sein ganzer Körper erbebte.
 

"Kai-Chan? Was... Was hast du jetzt?", fragte er, seine Stimme zitterte und seine Lippen bebten. "Wieso... Wieso sagst du nichts? Willst du nicht mit mir reden?"

Er biss sich auf die Unterlippe und legte den Kopf zurück in die weichen Kissen, drehte seinen Kopf zum Fenster und schloss die Augen. Sein Körper begann zu zittern und die Geräte schlugen wieder aus.

"Wenn du nicht mit mir reden willst... Wieso bist du dann hier? Wieso lässt du mich nicht einfach sterben?"
 

Den Blick noch immer gesenkt und dennoch mit geweiteten Augen vernahm er die Worte seines Freundes. Energisch schüttelte er den Kopf.

"Iieh!", wisperte er. "Das... sag doch nicht sowas.", schluchzte er. Wie konnte Uruha sowas sagen? Wieso wollte er sterben? Das durfte nicht sein.

"Ich..ich will nicht, dass du stirbst. Niemals."

Nun schaute er auf und unaufhaltsam liefen ihm die Tränen.
 

Er blickte Kai aus tränenverschleierten Augen wieder an und hickste auf, während er sich eine Hand auf den Mund presste.

"Und wieso nicht? Wieso soll ich nicht sterben? Nenn mir einen Grund, Kai!", seine Stimme schlug Saltos. "Es gibt keinen Grund, weshalb ich leben sollte! Es würde mich niemand vermissen! Du hasst mich doch sowieso!"

Die Geräte schlugen jetzt Alarm und sofort kam eine junge, hübsche Krankenschwester ins Zimmer und sah Uruha an, der seine Finger in die Decke gekrallt hatte und schnell atmete. Dann sah sie Kai an und fragte:

"Was ist passiert?"
 

Verwirrt schaute er die Schwester an und dann Uruha. Was sollte er ihr sagen? Dass er drauf und dran war, sein Leben einfach wegzuschmeißen? Sollte sie ihm so etwas sagen?

"Ano... er ist nur etwas durcheinander."

Scheinbar schien die Schwester das hinzunehmen. "Sollte nochmal so etwas sein, muss ich Sie bitten, den Raum zu verlassen." Stumm nickte er und die Schwester verließ wieder den Raum.

Jetzt erhob er sich und stemmte sich mit den Händen auf dem Bett ab.

"Willst du wirklich wissen, warum? Willst du wissen, warum du nicht sterben sollst?" Seine Miene verfinsterte sich wieder. "Willst du dich einfach so aufgeben?"
 

Die Schwester verließ wieder das Zimmer und ließ den aufgebrachten Uruha mit Kai alleine, der sich jetzt auf dem Bett abstützte und Uruha gefährlich nahe kam. Uruha konnte nicht anders und sah ihm in die so wunderschönen Augen, wie er fand und musste der Versuchung wiederstehen, ihn einfach zu küssen. Aber das traute er sich nun doch nicht. Nein... Dazu war er wieder viel zu feige.

Er drückte sich nach hinten in die Kissen, um Kai so weit wie möglich zu entkommen und leckte sich über die trockenen Lippen, bevor er leise das Wort erhob. Nur ein einziges Wort verließ seine Lippen.

"Hai..."
 

Kai kniff die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Dann packte er ihn am Hemd und krallte eine seiner Hände fest in den Stoff. Er zog Uruha ein Stück näher an sich ran.

"Dann erklär mir mal, wieso du so ein Feigling bist?", knurrte er. "Das ist nicht der Kouyou, in den ich mich verliebt habe. Und wenn dieser nicht bald wieder da ist, werd ich dafür sorgen, dass das schleunigst der Fall sein wird. Ich habe nämlich nicht vor, diesen Menschen so schnell aufzugeben. Und weißt du auch warum?" Seine Hand ließ ihn wieder los und Uruha sank zurück in die Kissen.

"Weil ich nicht vorhabe, ohne diesen Kouyou weiterzuleben."
 

Uruha hustete leicht und fasste sich an den Hals, wo ihm eben sein Hemdkragen beinahe die Luft abgeschnürt hatte durch Kais festen Griff. Ängstlich sah er ihn an und rückte von ihm weg, während ihm erneut Tränenbäche die Wange hinunterliefen. Er krallte sich ins Bettlaken unter ihm und biss sich nervös auf der Lippe herum.

"Wieso? Wieso, Kai? Ich verstehe dich einfach nicht. Du hast mich doch die ganze Zeit ignoriert. Wieso willst du trotzdem mit mir weiterleben? Du liebst mich doch gar nicht mehr!"

Sein Körper erzitterte und er sah Kai verzweifelt an. Dann nahm er dessen Hand wieder fest in seine.

"Oder...?"
 

Heftig schüttelte er den Kopf. "Du bist so ein verdammter Idiot!", schimpfte er und zog seine Hand aus denen seines Gegenübers. Sein Blick verschärfte sich noch etwas.

"Wie kommst du auf eine solch schwachsinnige Idee?! Ich versteh es nicht. Hab ich jemals etwas in diese Richtung behauptet?" Er drehte sich um und wand Uruha so den Rücken zu.

"Und ich hab dich nicht ignoriert. Nicht eine Sekunde. Ich wollte nur einfach sehen, was du machst, wenn du nicht alles bekommst, was du gerne hättest. Und... "

Jetzt kratze er sich am Kopf.

"Ich hab nie gesagt, dass ich mich von dir getrennt hätte, oder?"
 

Schuldbewusst schaute er zu Boden und verkrampfte sich noch mehr. Das stimmte... Kai hatte wirklich nie so etwas gesagt. In keinster Weise. Aber ignoriert hatte er ihn trotzdem!

"In der Schule hast du mich sehr wohl ignoriert, Kai! Leugne das jetzt ja nicht! Und... Was heißt das jetzt? Sind wir noch zusammen? Liebst du mich noch?"

Er biss sich auf seinem Nagelbett herum und starrte auf die Bettdecke. Sein Körper wurde immer wieder von schweren Schluchzern geschüttelt.

"Antworte mir doch bitte endlich mal..."
 

Wie oft wollte er ihn das noch fragen? Wie oft?

"Uruha!" Und wieder stemmte er sich mit den Händen auf dem Bett ab und kam seinem Gesicht mit dem eigenen unsagbar nah.

"Auch da habe ich dich nicht ignoriert. Ich war einfach nur enttäuscht, dass du nicht mal das Bento angenommen hast, dass ich extra für dich gemacht hatte. Das hat weh getan." Und noch ein Stück kam er näher und schaute ihm direkt in die Augen.

"Was willst du jetzt von mir hören? Dass ich dich hasse und dich einfach abserviere? Ist es das, was du gern hören willst?"
 

"Ich will doch bloß von dir hören, dass du mich noch liebst! Das will ich hören! Aber anscheinend bringst du es ja nicht ein einziges Mal über die Lippen! Was soll ich denn da denken?"

Er schluckte und sah Kai in die schokobraunen Augen, die ihn im Moment kalt ansahen und fröstelte bei diesem Anblick. Seit wann konnte Kai so böse gucken? Er sah schnell zur Seite und sagte dann leise:

"Ich will dich doch bloß wiederhaben..."
 

Kai seufzte und verdrehte die Augen. "Wie oft soll ich noch sagen, dass du mich nie loswirst?" Sein Blick wurde sanfter.

"Soll ich dir jetzt jede Sekunde sagen, dass ich dich über alles auf der Welt liebe und nicht möchte, dass du mich hier alleine lässt?" Er schloss die Augen.
 

"Nein...", er schüttelte leicht den Kopf. "Ich wollte es doch bloß einmal hören..."

Auf seinen Lippen bildete sich ein sanftes Lächeln und er sah, wie Kai die Augen schloss. Er beugte sich schnell nach vorne, drückte ihm einen süßen Kuss auf den Mund und löste sich auch sofort wieder von ihm. Eine zarte Röte bildete sich auf seinen Wangen.
 

So schnell konnte er gar nicht reagieren, da spürte er auch schon diese vollen Lippen auf den seinen.

Da hatte Uruha es doch mal wieder schamlos ausgenutzt und ihn einfach geküsst.

"Du bist echt unmöglich." Er stupste mit dem Finger gegen seine Stirn. "Baka."
 

"Gomen nasai... Ich kann nicht widerstehen..."

Er erhob sich leicht und lehnte seinen Körper vorsichtig gegen Kais und versuchte, sich nicht allzu doll zu bewegen, da die Schläuche, die aus seinem Körper ragten, ein wenig wehtaten.

"Ich liebe dich...", murmelte er leise und versteckte sein Gesicht in Kais Halsbeuge. "Es tut mir so leid, ich war ein Idiot..."
 

Kai grinste. Doch als er Uruha das Gesicht zuwandte, schaute er wieder gespielt ernst. "Du bist ein verdammt großer Idiot und ein Arschloch und..." Nun gab er ihm einen Kuss. "Ein verdammt süßer noch dazu." Und wieder küsste er ihn.

"Mach so einen Scheiß nie wieder. Hast du mich verstanden?"
 

Er nickte heftig und kuschelte sich noch mehr an Kais Körper, legte ihm die Arme um die Hüften und schniefte leise.

"Ich liebe dich und ich verspreche dir, dass ich sowas nie wieder mache!"

Er sah ihn an und küsste ihn erneut.

"Sind wir jetzt wieder richtig zusammen? Ich will dich nicht wieder verlieren."
 

Der Schwarzhaarige seufzte.

"Wieso? Wieso sollten wir wieder richtig zusammen sein?" Er wollte ihn doch noch ein kleines bisschen ärgern. So einfach würde er ihn jetzt nicht davon kommen.

Doch er legte die Arme um den schmalen Körper.
 

Sofort verkrampfte er sich wieder und schloss die Augen. Seine Finger krallten sich in Kais Schultern und er hob dann erst den Kopf und sah Kai an.

"Achso... Ich dachte, wir würden... Naja... Also doch nicht?"

Er glaubte wirklich, dass Kai ihn doch nicht zurückhaben wollte und musste sich beherrschen, nicht wieder zu weinen. Musste Kai ihn so quälen?
 

"Hey." Er strich im liebevoll über die Wange. "Denk doch nicht immer so schlecht von mir." Ein kleiner Kuss auf die Nasenspitze.

"Wie sollten wir wieder zusammen sein, wenn wir nie getrennt waren? Huh?"

Jetzt hauchte er einen sanften Kuss auf seine Lippen, noch bevor er ihm antworten konnte.
 

Verblüfft erwiderte er den sanften Kuss und schloss die Augen. Die Hände legte er auf Kais schmalen Schultern ab und strich ihm sanft darüber. Nach einigen Minuten musste er sich jedoch wieder von ihm lösen, da er akute Probleme mit der Atmung bekam.

"Ich... Oh, Kai!"

Er schlang die Arme um seinen Freund und schluchzte laut auf. Er hatte ihn wieder. Er hatte seinen Kai wieder!
 

Auch er hatte Probleme, Luft zu bekommen. Deshalb löste auch er sich und leckte sich über die rotgeküssten feuchten Lippen. Wie sehr er sich doch nach diesen süßen Polstern sehnte. Sie waren so verdammt süß und verführerisch. Dem konnte er einfach nicht widerstehen und bedeckte sie gleich wieder mit den seinen. "Aishiteru.", hauchte er gegen die Lippen, um sie dann abermals mit seinem Mund zu versiegeln.
 

Sofort erwiderte er den süßen Kuss erneut und schloss die Augen wieder. Er wollte dieses Gefühl so gut es ging noch lange Zeit voll auskosten. Er legte die Arme erneut um den schlanken Körper seines Gegenübers und seine Tränen benetzten Kais und seine Lippen, ließen den Kuss leicht salzig schmecken.

Jetzt war alles wieder gut, so hoffte er doch. Nachdem sie sich erneut lösen mussten, erwiderte er die süße Liebesbekundung nur allzu gerne.

"Aishiteru mo..."
 

Oh ja, das war wirklich schön. Kai seufzte auf und schloss genießend die Augen. Und auch Uruhas Liebesgeständnis machte ihn unglaublich glücklich.

"Du hast uns einen verdammten Schrecken eingejagt, mein Lieber.", lenkte er das Thema wieder um. "Aoi war völlig fertig am Telefon. Und ich vermute mal, dass Ruki und Reita sich auch Sorgen um dich machen."

Und wenn man vom Teufel sprach, war er auch nicht weit.

Ruki kam hereingeplatzt und brach schon in der Tür in Tränen aus. "Ruha!"
 

Erschrocken drehte er seinen Kopf in Rukis Richtung. Der kleine Blonde war in Tränen ausgebrochen und rannte nun in einem Affentempo auf ihn zu und warf sich ihm um den Hals. Uruha spürte sofort heiße Tränen, die sein Krankenhaushemd an der Schulter durchnässten und legte die Arme um den zierlichen, kleinen Körper.

"Ruki-Chan... Bitte nicht weinen... Mir geht´s doch noch gut..."

Ruki konnte ihm gar nicht mehr antworten und Reita kam auch sofort auf ihn zu und zog ihn in seine starken Arme. Uruha konnte spüren, wie der sonst so gefasste Reita zitterte.

"Ruha... Mach so eine Scheiße nie wieder!"
 

Kai zog sich dezent zurück. Er wollte die drei Freunde nicht stören. Also wich er zurück und stieß gegen Aoi, der sich nun auch dazu gesellte. Seine Augen sahen verquollen aus und sein Gesicht glich eher einer fahlen Wand. Jegliches Leben schien aus ihm gewichen zu sein.

"A...Aoi?", fragte er besorgt. Doch er wurde nur zur Seite geschubst und Aoi befand sich ebenfalls an Uruhas Bett. Auch er weinte.

So hatte er sie alle noch nie gesehen.

Aber er wollte sie nicht stören, also verließ er lieber das Zimmer und wartete draußen. Sollten sie sich ruhig aussprechen. Uruha musste seinen langjährigen Freunden sagen, was los war. Das war er ihnen schuldig. Und dabei störte er nur ungern.

"Ich geh uns mal was zu trinken besorgen. Bin gleich zurück."
 

Uruha sah zu Kai hinüber, der ihn leicht anlächelte und dann das Zimmer verließ. Er seufzte schwer und hielt den zitternden und bebenden Ruki weiterhin in den Armen, wiegte ihn hin und her. Für den sensiblen Kleinen war das wohl alles viel zu viel. Selbst für Aoi und Reita, die sonst immer auf alles und jeden aufpassten und die Starken mimten, hatten Tränen in den Augen und hielten Uruha in den Armen. Uruha fühlte sich leicht eingeengt in den Armen von gleich drei Personen und keuchte auf.

"Lasst mich mal bitte los... Das tut weh...", murmelte er leise, wobei die anderen sich sofort erschrocken lösten und Ruki laut 'Ich hab Ruha wehgetan!' heulte.
 

Aoi schaute ihn endlich an. "Warum hast du das getan?" Der Schwarzhaarige musste wirklich mit sich kämpfen, um Uruha nicht einfach eine Ohrfeige zu verpassen. Warum hatte er so etwas versucht?

Auch Reita wollte genau dies wissen. "Hai, was hast du dir dabei gedacht?"
 

Er setzte sich draußen auf einen der Stühle und wartete erst einmal ab. Wenn er jetzt schon gehen würde und ihre Getränke holte, wäre er bestimmt zu früh wieder zurück. Er wollte nicht stören. Also lehnte er sich zurück und schloss die Augen.
 

"Ich... Ich hab wohl gar nicht nachgedacht...", antwortete er schuldbewusst und sah zu Boden. "Uhm... Ich war bloß so verzweifelt... Verzeiht mir..."

Er sah die anderen entschuldigend an und wischte sich die Tränen weg, die wieder hervorbrachen. Ruki kuschelte sich an ihn und wischte sie ihm ebenfalls sanft weg. Er lächelte den Größeren an und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

"Ich hab dich lieb, Ruha. Und ich hab so eine Angst bekommen, als Reita mich angerufen hat und gesagt hat, du wärst im Krankenhaus, weil du dich umbringen wolltest. Mach das nie, nie wieder!"

Uruha nickte betroffen und schluckte.
 

Er saß ungefähr zehn Minuten vor dem Zimmer, als er sich dann doch erhob und in die Cafeteria ging. Dort besorgte er für jeden einen Kaffee, damit sich ihre Nerven wieder etwas beruhigen würden. Mit einem Tablett im Arm marschierte er wieder nach oben und hielt vor der Tür. Tief atmete er durch, bevor er langsam die Tür öffnete und eintrat.

Noch immer saßen sie alle auf Uruhas Bett und umarmten sich gegenseitig.

Kai grinste. "Macht ihr jetzt Gruppenkuscheln?"
 

"Ja, machen wir. Aber uns fehlt noch jemand.", lächelte Uruha, der von Reita und Aoi beidseitig umarmt wurde und Ruki im Arm hielt, der seine Hüften immer noch umklammert hielt. "Kai... Komm her. Ich will, dass du bei uns bist."

Er streckte einen Arm aus, was sich als schwierig erwies, denn Reita hatte den Kopf auf seiner Schulter abgelegt und sich an ihn klammerte.
 

Kai legte den Kopf schief. Er sollte sich dazugesellen? Sollte mit ihnen mitkuscheln?

Dann grinste er. Das würde er sich doch nicht zweimal sagen lassen. Und schon stellte er das Tablett auf den kleinen Tisch ab und setzte sich zu den anderen mit aufs Bett.

Sofort wurde er von den vielen Armen umschlungen und an sie gedrückt. Nur Ruki klammerte sich lieber an Uruha fest.

Dennoch ließ er es sich nicht nehmen und streckte über den Kopf des Kleinen und zwischen Aoi und Reita seinen Kopf hindurch und küsste Uruha liebevoll.

"Denk immer daran, dass du nicht alleine bist, hai?" Er lächelte zuckersüß.
 

Er erwiderte den zärtlichen Kuss und lächelte seinen Schatz an. Er kuschelte sich an ihn und hauchte ihm ins Ohr:

"Ich liebe dich, Kai-Chan. Mehr als alles andere."

"AWWW! KAWAII!"

Dieser quietschige Schrei kam von Ruki, der die beiden Turteltauben mit großen Augen ansah. Uruha wurde rot und sah zur Seite.

"Klappe..."
 

Hastig drückte er ihn von sich und wich zurück. Ups. Da hatte er doch glatt die anderen um sie herum vergessen. So ein Mist.

Sein Gesicht glühte hochrot und er spielte verlegen mit seinen Fingern. Sein Blick war gen Boden gewandt.

"Gomen nasai.", entschuldigte er sich für sein Benehmen.
 

"Musst dich doch net entschuldigen, Kai-Chan!", fiepte Ruki und knuddelte ihn durch. "Du hast Ruha-Chan wieder zum Lachen gebracht. Danke!", und sofort bekam Kai einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Uruha lächelte liebevoll und sah auf die beiden. Er wuschelte Ruki durchs Haar und küsste Kai noch einmal.

"Danke, Kai-Chan."
 

"Ano~..." Es verschlug ihm grad die Sprache. Wieso bedankten sie sich jetzt bei ihm? Er war doch Schuld, dass Uruha hier war. Er war scheinbar der Grund dafür gewesen, dass Uruha das überhaupt versucht hatte.

Er lächelte traurig und blickte dann zur Seite, als sein Freund sich bei ihm bedankte. Wäre er nicht so ein verdammter Dickschädel, so wäre das vermutlich nie passiert.

Er hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen.
 

"Kai-Chan?"

Uruha sah seinen Freund fragend an. Wieso sah er jetzt weg? Was hatte er? Uruha bemerkte, wie traurig Kais Blick wurde und legte ihm vorsichtig einen Arm um die Schultern. Er konnte sich auch noch nicht wirklich gut bewegen, ohne dass ihm schwindlig wurde.

"Was hast du, Süßer?"
 

Kai sollte sich langsam mal zusammenreißen. Irgendwie schien Uruha immer gleich Lunte zu riechen, wenn ihm etwas durch den Kopf ging. Gerade so als hätte er telepathische Fähigkeiten oder so was in der Art.

"Nichts. Alles okay." Nur zögerlich kamen die Worte über seine Lippen und er versuchte ein Lächeln. Aber irgendwie missglückte es ihm. Hoffentlich merkte er das jetzt nicht auch noch.
 

"Du lügst."

Das war alles, was Uruha zu Kai sagte und sah ihn ernst an. Irgendwie wusste er immer, wie es Kai ging. Er wusste nicht wieso, es war einfach so. Da konnte er nichts für.

Seufzend zog er den Arm von Kai und kaute nervös auf seiner Lippe herum.

"Willst du mit mir alleine sprechen?"
 

Wollte er das? Wollte er überhaupt darüber reden? Sollte er ihm einfach sagen, was ihm durch den Kopf ging?

Gut Frage. Eigentlich wollte er das nicht unbedingt, aber er hatte sich schon mehrmals falsch entschieden. Also musste er jetzt vielleicht einfach mal das genaue Gegenteil von dem tun, was er sonst getan hätte.

Wie von selbst bewegte sich sein Kopf und er nickt.
 

"Okay..."

Er seufzte leise und sah seine anderen Freunde bittend an.

"Leute? Kann ich kurz mit Kai alleine reden?"

"Na klar. Kommt, wir gehen in die Cafeteria.", lächelte Aoi und stand auf, ging zur Tür.

Reita folgte und sah zu Ruki.

"Komm, Schatz."

"NEIN!", heulte Ruki und klammerte sich wieder an Uruha fest.

Reita verdrehte die Augen, zog Ruki mit Mühe von Uruha weg und schulterte sich den kleinen Blonden kurzerhand und nahm ihn mit hinaus. Uruha konnte Rukis Schluchzen noch lange hören. Dann wandte er sich Kai zu und sah ihn ernst an.

"Was ist los, Schatz?"
 

Eine ganze Weile überlegte er, wie er anfangen sollte. Er konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus fallen. Das war wirklich nicht seine Art.

"Eto~... Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll."

Er schluckte. Dann ergriff er Uruhas Hand und schaute ihn mit entschuldigendem Blick an.

"Ver... verzeihst du mir?"
 

Uruha blinzelte verwirrt. Verzeihen? Was meinte Kai denn jetzt damit? Er hatte ihm doch schon längst verziehen.

"Hab ich dir doch schon gesagt.", wunderte er sich und legte den Kopf leicht schräg. "Natürlich verzeihe ich dir. Verzeihst du mir denn auch, dass ich so ein Idiot war und mein Leben einfach so beenden wollte?"

Er schluckte hart und verkrampfte seine Finger in der Bettdecke.
 

Seine Wangen röteten sich. "Du verzeihst mir? Einfach so?" Ungläubig schaute er ihn an und dann schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch das hielt nur kurz, denn nun wurde er wieder ernst.

"Das weiß ich nicht so genau, denn... eigentlich bin ich ja daran schuld, dass du das machen wolltest." Er schniefte leise.
 

Sofort schlang er die Arme um Kais schlanken Körper und drückte sein Gesicht in Kais Shirt. Seine Schultern bebten leicht, jedoch trat keine Träne aus seinen Augenwinkeln. Er hatte sie anscheinend alle bereits aufgebraucht.

"Du bist doch nicht schuld... Red dir nichts ein... Ich hab einfach überreagiert und nicht nachgedacht. Es tut mir so leid!"

Jetzt schluchzte er doch auf und klammerte sich an Kai. Das Piepsen der Geräte wurde lauter.
 

Kai erschreckten sich, als die Geräusche wieder lauter wurden. Sanft strich er ihm über den Rücken. "Sscht... Beruhig dich, oder willst du, dass die mich jetzt schon rausschmeißen?", scherzte er. Allerdings tat er dies nur aus einem Grund. Er wollte Uruha etwas von der Anspannung abnehmen.

Dann seufzte er leise. "Okay, ich hab schon verstanden. Aber bitte... bitte beruhig dich wieder, hai?"
 

Fahrig nickte er und atmete ein paarmal tief ein und aus. Er wollte nicht, dass Kai dachte, er wäre an allem schuld. Das wollte er wirklich nicht. Er wollte wieder mit Kai lachen und Zärtlichkeiten austauschen können.

"Ich... Ich liebe dich. Und denk bitte nicht, dass du schuld daran bist. Bitte nicht.", er legte sich vorsichtig zurück in die Kissen und schloss die Augen. "Kai? Könntest du eine Krankenschwester holen? Mir ist ein bisschen schwindelig, ich möchte was trinken... Und kannst du für mich mal fragen, wie lange ich noch hierbleiben muss?"
 

Er schmunzelte. "Ich soll für dich fragen? Aber... ich bin doch nicht dein Papa, feixte er, doch er tat, wie ihm geheißen und gab Uruha noch einen leichten Kuss auf die Stirn.

"Bin gleich zurück." Und schon zog er von Dannen und ließ Uruha alleine im Zimmer zurück.

Vor der Tür traf er auch gleich eine Schwester und schickte sie zu seinem Freund ins Zimmer. Dann machte er sich auf die Suche nach dem Arzt, den er vorher schon einmal angesprochen hatte. Der war ja schließlich auch bei der Untersuchung dabei. Der würde schon wissen, was er hören wollte.
 

Murrend sah er Kai an.

"Ich liege hier und kann mich noch kaum rühren. Du bist mein Freund, also mach das jetzt."

Er lächelte zufrieden, als Kai auch schon verschwand und sofort eine Krankenschwester zu ihm kam und erst mal seine Infusion wechselte und ihm dann etwas zu trinken in einer kleinen Flasche gab.

"Die kann Ihnen ja der junge Mann von eben einflößen. Alleine sind Sie zu zittrig."

Sie lächelte ihn an und verließ dann das Zimmer. Uruha legte seinen Kopf tief ins Kissen und schloss die Augen. Ihm war schwindlig und eigentlich wollte er bloß schlafen.
 

Wo konnte der komische Arzt denn nur stecken? So viele Orte gab´s doch gar nicht, wo der sich verstecken konnte.

Und dann fand er ihn endlich und rannte auch sogleich auf ihn zu.

"Junger Mann, das ist ein Krankenhaus und keine Rennbahn!", rief ihm eine Schwester etwas aufgebracht hinterher. Sofort verlangsamte sich sein Schritt und er ging nur noch. Laufen durfte er ja nicht mehr.

Und schon hielt er hinter dem Arzt an und tippte ihm auf die Schulter. Und sogleich erkundigte sich Kai nach Uruhas Zustand und seine wahrscheinliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus.

Doch zu seinem Bedauern wurde ihm keine Auskunft erteilt. Dann musste der Kerl eben selbst mit Uruha sprechen.

"Würden Sie dann bitte noch einmal nach ihm sehen? Er würde das nämlich gern wissen, Sensei."

Der ältere Mann seufzte, nickte dann und suchte dann die Unterlagen hervor, um im nächsten Moment auch schon zu besagtem Patienten ging.
 

Seufzend starrte Uruha durch halbgeschlossene Augen an die kalte, weiße Wand. Sein ganzer Körper fühlte sich müde und schlaff an und kein Finger rührte sich. Er dachte nach...

Was wäre passiert, wenn er den Schnitt an der Pulsader gesetzt hätte? Was wäre passiert, wenn Reita ihn nicht gefunden hätte? Darauf gab es nur eine Antwort: Er wäre tot.

Hart schluckend kniff er die Augen zusammen und unterdrückte die Tränen, die seine blassen Wangen hinab rannen. Er wollte jetzt nicht weinen. Plötzlich ging die Tür auf und ein Arzt und Kai betraten den Raum. Uruha drehte den Kopf langsam zu ihnen und versuchte sich an einem Lächeln.

"Konnichi wa..."
 

"Konnichi wa, junger Mann. Ich hörte, Sie wollten mich sprechen?", begann der Arzt auch sogleich. "Dann möchte ich aber auch ein paar Antworten von Ihnen, wenn Sie welche von mir möchten." Der Mann schaute zu Kai. Dieser verstand auch gleich, was los war und ging etwas geknickt wieder aus dem Zimmer. Ja, solche Sachen sollte man lieber mit einem Fachmann unter vier Augen besprechen. Da war er wirklich etwas fehl am Platz. Kai setzte sich wieder einmal auf einen der Stühle vor dem Zimmer und wartete ab.

"Wieso haben Sie das getan? Wissen Sie eigentlich, dass Sie Glück hatten?" Nachdenklich strich er sich übers Gesicht. "Einen Millimeter weiter rüber und Sie hätten das wohl nicht überlebt. Ist Ihnen das bewusst?" Es klang schon fast wie ein Vorwurf.
 

Leicht entsetzt starrte er den Arzt an und blickte dann auf seinen Arm, welcher mit einem großen Pflaster versehen war. Darunter konnte er es puckern spüren. War wohl genäht worden...

Seine Finger krallten sich in die Bettdecke und seine Lippen begannen zu beben. Dann sah er schuldbewusst und mit tränennassen Augen zum Arzt und schluckte.

"V-Verzeihung, ich... Ich war einfach fertig und hab keinen anderen Ausweg gefunden... Ich weiß, dass ich Glück hatte... Und ich bin froh, dass ich noch lebe."

Er schluckte und kleine Tränen traten aus seinen Augen.
 

Nervös hibbelte er auf dem Stuhl hin und her und er knabberte zum ersten Mal in seinem Leben an einem seiner Fingernägel. Irgendwie war er nervös. Aber weshalb? Weil es um Uruha ging? Weil sie jetzt die Rollen getauscht hatten? Oder warum?

"Schon gut, Takashima-san. Sie müssen nicht weinen. Seien Sie nur nicht wieder so leichtsinnig und schmeißen Ihr Leben einfach weg. Es ist mir zwar unklar, wie ein junger Mann in Ihrem Alter schon auf solche Ideen kommt, aber wie es mir scheint, muss es etwas wirklich Wichtiges gewesen sein."

Der Arzt kontrollierte während seiner Rede die Kontrollgeräte und Uruhas Werte. Soweit schien alles normal.

"Und jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wann Sie wieder gehen dürfen, richtig?", fragte er nun ohne Umschweife und sah Uruha ernst an.
 

Uruha hörte die Worte des Arztes und ließ sie sich gründlich durch den Kopf gehen, während er auf seine Bettdecke starrte. Es stimmte schließlich. Er war erst sechzehn Jahre jung, wie kam er auf die blödsinnige Idee, sein Leben hier und jetzt beenden zu wollen? Nur, weil er sich mit Kai gestritten hatte? Aber das hatte er doch schon öfters und da war ihm auch so etwas nie in den Sinn gekommen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Wie war er auf so einen Schwachsinn gekommen? Seine Finger krallten sich in die Bettdecke und seine Lippen begannen zu beben. Leise schniefend hob er den Kopf, als ihm klar wurde, dass der Arzt ihn soeben etwas gefragt hatte.

"Hai, genau das will ich wissen."
 

Nachdenklich tippte er mit dem Finger an seinem Kinn. "Eigentlich ist in solchen Fällen eine Aufenthaltsdauer von mindestens einer Woche vorgesehen.", meinte er dann so und sah Uruha dann an. "Aber ich vermute mal, dass Sie das nicht wirklich gutheißen würden. Doch..." Er seufzte. "Sie müssen verstehen, dass es auch Vorschriften gibt, die wir einhalten müssen."
 

Wie lange dauerte das denn noch? Gab es denn so viel zu besprechen? Und wenn ja, was genau besprachen sie da?

Nervös kippelte er auf seinem Stuhl rum und starrte Löcher in die gegenüberliegende Wand. "Was er ihm jetzt wohl sagen wird?", fragte er sich leise.
 

Entsetzt sah er den Arzt an. Eine Woche? Eine verdammte Woche musste er jetzt hierbleiben und an diesen piepsenden Dingern hängen? Das würde er doch nie im Leben aushalten. Er hasste Krankenhäuser und vor allem ihre Spritzen! Wenn die mit so einem Ding in seine Nähe kommen würden, während er wach war, würde er ausrasten. Aber er hatte ja selbst schuld. Wäre er nicht so dumm gewesen, wäre das alles nicht passiert. Tja, Uruha. Selbst ins Fleisch geschnitten, dachte er und seufzte deprimiert.

"Muss das wirklich sein? Kann man nicht wirklich mal eine Ausnahme machen? Ich hasse Krankenhäuser."
 

Grinsend schaute ihn der Arzt an. "Ja, das dacht ich mir schon. Das haben mir die Sanitäter schon mitgeteilt. Sie müssen ja richtig durchgedreht sein, als man Ihnen eine Beruhigungsspritze gab." Doch dann wurde er wieder ernst.

"Das ist eine ziemlich verzwickte Lage. Sie wissen ja, dass wir mit den Ämtern über solche Fälle wie Ihren kommunizieren müssen. Dazu wird das Amt sich noch bei Ihnen melden und Ihnen ein paar Fragen stellen. Das ist Vorschrift. Aber..." Er zog sich nun einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn.

"Wir könnten es ein wenig beschleunigen, so dass Sie übermorgen das Krankenhaus verlassen können. Etwas anderes kann ich Ihnen nicht anbieten. Das wäre wirklich der früheste Termin."
 

Gott, war ihm langweilig. Das dauerte echt verdammt lange. Zumindest kam ihm das so vor. Gefühlte Stunden saß er jetzt schon hier und starrte alle 2 Minuten auf die Uhr. Doch der Zeiger bewegte sich nur langsam. Wann würde er endlich wieder zu Uruha können?
 

Uruha wurde rot und sah den Arzt an. Er war wirklich durchgedreht, als die Sanitäter ihm eine Spritze geben wollten? Gott, wie peinlich! Da konnte er sich gar nicht mehr dran erinnern. Lag wohl daran, dass er nicht wirklich wach gewesen war, sondern ehe er so in einem Dämmerzustand.

"Übermorgen? Hai... Okay, dann muss ich mich wohl damit abfinden. Geht ja nicht anders...", er seufzte schwer und spielte nervös mit einer Haarsträhne. "Uhm... Kann Yutaka jetzt wieder zu mir ins Zimmer kommen?"
 

Er runzelte die Stirn. "Yutaka?" Man sah förmlich wie es in seinem Kopf zu rattern begann. "Ach! Sie meinen den jungen Mann, der vor der Tür sitzt und die ganze Station in Aufruhr versetzt hat, als er hier heute aufgetaucht ist." Er lachte. "Sie müssen ihm ja sehr am Herzen liegen. Freundschaft ist wirklich was Tolles." Dann erhob er sich wieder und stellte den Stuhl zurück an den Tisch.

"Morgen wird dann jemand vom Amt zu Ihnen kommen und... Sie sollten die Fragen so gut es geht beantworten. Damit Sie auch wirklich übermorgen wieder nach Hause können. Allerdings... müssen Sie dann trotzdem noch zuhause bleiben und unter Aufsicht stehen. Vorschriften." Er seufzte.

"Dann werd ich den jungen Mann mal wieder zu Ihnen schicken. Er macht ja sonst noch das ganze Krankenhaus wuschig."

Und schon ging er zur Tür. "Wenn etwas ist, dann klingeln Sie ruhig. Dann wird sich jemand um Sie kümmern."

Die Tür ging auf und schon sprang Kai von seinem Platz auf und verbeugte sich höflich vor dem Arzt, der ihn auch sogleich mit den Worten "Da verlangt jemand nach Ihnen." wieder ins Zimmer schickte. "Passen Sie auf ihn auf, sonst stellt er wieder sowas an. Und das wollen wir nicht." Damit verabschiedete er sich und schloss die Tür hinter sich.

Verstört sah Kai die Tür an. "Nani?"
 

Als der Arzt sich umgedreht hatte und das Zimmer verließ, schmunzelte Uruha leicht und wurde rot. Klar doch... Freundschaft war schon was Tolles. Aber Liebe war viel besser. Und er empfand ja schließlich für Kai viel mehr als nur Freundschaft, auch wenn sie sich stritten. Er würde Kai immer lieben.

Doch dann wurde sein Blick wieder ernst und er seufzte deprimiert auf. Besuch vom Amt? Was für Fragen sollte er denn da beantworten? Ihm wurde etwas mulmig zumute. Hoffentlich fragten die nicht etwas, was er ihnen unmöglich sagen wollte. Dann wäre die Sache mit übermorgen schon nach Hause wohl wirklich gegessen.

Plötzlich ging die Tür auf und Kai trat ein, setzte sich wieder zu Uruha ans Bett und sah ihn fragend an. Uruha seufzte schwer und nahm Kais Hand in seine, spielte nervös mit den zierlichen Fingern seines Freundes.

"Soweit ist alles okay mit mir... Morgen kommt jemand vom Amt, der mir Fragen stellt und mir dann sagt, ob ich übermorgen schon nach Hause darf. Wenn nicht... Dann hab ich Pech und darf die ganze Woche hier im Bett liegen. Aber wenn ich nach Hause darf, hab ich Bettruhe und jemand muss auf mich aufpassen."

Er schaute Kai an und seufzte schwer.

"Da hab ich mir ja was eingebrockt."
 

Kai schluckte. Ja, da hatte er sich wirklich etwas eingebrockt und nicht unbedingt wenig. Er seufzte und nickte.

Dann überlegte er kurz. "Und... was ist, wenn du den Rest der Woche dann bei mir bleibst."

Eigentlich war das eine spontane Idee, aber er war ja offiziell immer noch krankgeschrieben und durfte nicht zur Schule. Und so konnte er wenigstens sein Versprechen gegenüber Uruha doch noch halten.
 

Überrascht sah Uruha auf und in Kais warme Augen. Er bot ihm an, bei ihm zu bleiben? Wirklich?

"Ehrlich, Kai? Das würdest du für mich machen?", strahlte er, doch dann wurde sein Blick ernst. "Ich weiß nur nicht, ob das geht, weißt du? Ich hoffe, dass sie es erlauben würden... Ich will lieber bei dir bleiben, als zuhause zu sein bei meiner Mutter, die ja sowieso so selten da ist."

Er fuhr sich durchs Haar und sah sich um.

"Ich würde aber jetzt schon gerne nach Hause. Ich halte das in Krankenhäusern wirklich nicht aus."
 

Beruhigend legte er einen Arm um seine Schulter. "Auch wenn du sie nicht magst, aber da musst du jetzt durch. Und... ich komm dich auch jeden Tag besuchen. Das versprech ich dir." Er gab ihm einen Kuss auf die Lippen. "Sei nicht traurig."
 

"Ich bin aber traurig. Ich bin ein totaler Vollidiot, wirklich. Ich hab so vieles nicht bedacht, als ich mir die Klinge angesetzt hab. Dass du traurig sein und mich vermissen würdest, dass die anderen mich ebenso vermissen würden, an meine Mutter hab ich nicht gedacht, ich hab nicht daran gedacht, dass ich so auf Blut reagiere und dass ich, wenn ich es überlebe, ins Krankenhaus muss. Ich bin ein kompletter Idiot."

Er sah Kai schuldbewusst an und kuschelte sich in dessen Arme.
 

Sanft strich er ihm über den Arm. "Mach dir doch deswegen keine Vorwürfe. Ich weiß zwar nicht, was einem da so im Kopf rumschwirrt, wenn man solche Gedanke hegt, aber... dass da kein Platz mehr für andere Dinge ist, versteh ich sehr wohl." Er drückte ihn etwas fester an sich. "Und ich bin wirklich mehr als froh, dass es nicht geklappt hat." Er schniefte leise, unterdrückte aber die Tränen weitestgehend.

"Ohne dich wär ich verloren." Liebevoll nahm er sein Gesicht in seine Hände und schaute ihm direkt in die Augen. "Wenn du nochmals sowas machst, dann nimm mich gefälligst mit. Ohne dich will ich auch nicht mehr leben."
 

Sofort verkrampften sich seine Hände in Kais Hemd und er starrte ihn sauer an.

"Sei froh, dass ich Schläuche im Arm hab und Gewalt eigentlich verabscheue, sonst hätte ich dir jetzt nochmal eine geklebt.", fauchte er. "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich mit in sowas hineinziehen würde?! Ich würde dich niemals so in Gefahr bringen, Kai! Und sag sowas nie wieder, hast du gehört?!"

Ihm liefen jetzt Sturzbäche aus seinen Augen und er drückte sein Gesicht in Kais Hemd.

"Hörst du?! Sag das nie wieder!"
 

Jetzt verstand er gar nichts mehr. Wieso sagte er ihm das jetzt? Wollte er ihn nicht mitnehmen und ihn dann einfach alleine zurück lassen?

Und erneut strich er ihm sämtliche Tränen aus dem Gesicht. "Nicht weinen, Ruha." Er küsste ihm die Wangen und dann leckte er die letzten Tränen leicht mit der Zunge weg. Kai kuschelte sich etwas mehr an ihn. "Es ist aber mein ernst. Ich möchte einfach nicht ohne dich sein. Niemals. Überall wo du hingehst, möcht ich auch sein."
 

"Trotzdem!", sagte er etwas zu laut und hickste. "Ich will nicht, dass dir was passiert. Nie und nimmer! Und ich will nicht, dass du über sowas nachdenkst, nur weil ich mir was angetan habe! Du hast dein Leben und das solltest du auskosten. Ich will nicht, dass du nur für mich dann dein Leben hergibst."

Seufzend kuschelte er sich an Kai heran und schloss die Augen.

"Ich bin müde... Bleibst du bei mir heute Nacht?"
 

Irgendwie hatte er ja schon recht, aber er würde es ohne ihn überhaupt nicht aushalten... nicht eine Sekunde. Wie sollte er dann weiterleben, wenn Uruha nicht mehr da war.

Das waren wirklich nicht die Gedanken, die er jetzt hegen sollte. Da hatte Uruha wirklich recht.

"Ich bin so froh, dass ich dich habe." Sein Körper schmiegte sich dem seines Freundes noch mehr entgegen.

"Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt geht.", seufzte er.
 

"Wieso denn nicht? Fragen kostet schließlich nichts. Und es ist doch besser, wenn jemand die ganze Zeit über bei mir ist. Was, wenn ich ausraste wegen den ganzen Spritzen hier und mir ausversehen einen Schlauch ziehe? Dann muss schnell wer da sein."

Er zwinkerte ihm zu und lehnte sich zurück.

"Fragst du bitte mal? Ich will hier wirklich nicht alleine sein."
 

Kai schluckte. Er sollte jetzt wirklich danach fragen? Irgendwie war ihm dabei nicht ganz wohl

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Ruha. Du bist schließlich im Krankenhaus und nicht in einem Hotel." Auch wenn seine Worte nicht böse gemeint waren, war das wohl doch die falsche Wortwahl gewesen. Uruha schien etwas geschockt darüber zu sein.

"Ich würde wirklich gern bei dir bleib en, aber..."
 

"Aber?", fragte er entsetzt und nahm Kais Hand fest in seine. "Bitte, Kai! Ich hab wirklich Angst alleine im Krankenhaus. Verstehst du mich denn nicht? Ich hasse Spritzen und dieses ganze eklige Zeug. Ich will doch bloß, dass du neben mir schläfst, ein Bett ist doch hier frei. Bitte."

Er schaute ihn aus großen Kulleraugen und mit einem so perfekten Dackelblick an, dass er sich wundern würde, wenn Kai jetzt nein sagen würde. Er schmiegte sich wie ein Schmusekater an seinen Freund und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

"Bitte, bitte, bitte."
 

Kami-sama! Wie sollte er da widerstehen können? Uruha war so verdammt süß und dieser Blick ließ ihn förmlich dahin schmelzen.

Ergeben seufzte er. "Okay, ich frag mal, aber ich versprech dir nichts. Das entscheiden die Ärzte."

Und wie es der Zufall wollte, ging auch schon die Tür auf und der Arzt kam abermals ins Zimmer.

Erschrocken zuckte er weg.
 

Innerlich schrie er jetzt ganz laut 'Strike!'. Er wusste doch, dass er Kai rumkriegen würde. Wäre ja gelacht gewesen, wenn nicht.

Zufrieden schnuffelte er sich an ihn, als auch schon die Tür aufging und der Arzt hereinkam. Sofort entzog sich Kais warmer Körper und Uruha hatte Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Erstaunt sah er den Arzt an.

"Hai?"
 

Verlegen schaute der Arzt zur Seite. Ja ja, die Jugend von heute. Kann sich nicht mal im Krankenhaus benehmen. Genau diesen Blick hatte er gerade drauf.

"So wie es aussieht können Sie morgen schon entlassen werden. Die Mitarbeiterin vom Amt kommt gleich morgen Früh vorbei.", verbreitete er. "Und das hier ist ein Krankenhaus, verstanden?", grinste er und verschwand auch schon wieder.

Zurück blieben ein verdutzter Kai und ein ebenso ziemlich rotglühender Uruha. Gott, war das peinlich.
 

Hilfe! Wo war das schwarze, tiefe Loch zum rein springen, wenn man es mal gebrauchen konnte? Natürlich nicht da, war ja mal wieder typisch.

Knallrot im Gesicht hob er den Kopf, als der Arzt verschwunden war und schaute Kai verlegen grinsend an.

"Uhm... Genau, böser Kai! Das ist ein Krankenhaus! Man überfällt keine wehrlosen Patienten!", scherzte er und drückte Kai erneut einen Kuss auf. "Mist, jetzt haben wir aber nicht gefragt, ob du hier bleiben kannst.", fügte er seufzend hinzu



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Armaterasu
2009-07-28T20:44:50+00:00 28.07.2009 22:44
jetzt wurde fast das gesamt kapitel geheult... *drop*
naja, aber ich will ja nicht schon wieder meckern ^^''
das kapitel war, mit ausnahme der heuleskapaden, sehr schön gewesen ^^
uruha hatte da wirklich großes glück gehabt und die beiden haben sich endlich wieder versöhnt ^^ was gibt es schöneres?

LG
amy


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