Mirror von Aislynn (Abglanz meines Selbst (TsukasaxHizumi)) ================================================================================ Kapitel 1: Rejection - Abweisung -------------------------------- Man oh man. Ich hab schon sehr, sehr lange nichts mehr auf Deutsch geschrieben und es ist auch meine erste Fanfiction zu J-Rock in dieser Sprache. Es geht aber ausnahmsweise mal nicht um GazettE, sondern um unsere lieben Jungs von D'espairsRay. Die Idee ist mir eher spontan gekommen und ich bin mal gespannt, wie sie sich entwickeln wird. Genauso sehr bin ich gespannt, ob sich mein Schreibstil im Deutschen genauso gut bewährt, wie im Englischen *lach* Ich gebe zu, ich bin skeptisch aber ich begrüße das praktizieren deutscher Sprache auch sehr, damit ich nicht aus der Übung komme und mich im Ausdruck und im Schreiben allgemein weiterentwickeln kann. Ob es gut klappt könnt natürlich nur ihr mir beantworten, deswegen lasse ich euch jetzt das erste Kapitel lesen und bitte höflichst um ein Feedback danach, damit ich weiß, ob es sich lohnt, diese Story und das Handlungsschema weiterhin auszubauen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! ~~~ Mirror Abglanz meines Selbst Kapitel Eins Rejection - Abweisung Dunkel. Er war in einem Zimmer, in tiefer Nacht, und die einzige Quelle Licht war der schmale Streifen unter der Tür. Ihm kam es vor als schwebe er irgendwo im Zeit und Raum, als ob es nur sein Geist sei, der präsent war. Seine Augen spähten in die Dunkelheit, erkannten Silhouetten von Möbelstücken und hafteten seinen Blick auf eines davon – das Bett, groß und sicherlich gemütlich. Doch im Moment hatte er nicht im Geringsten das Gefühl, dass die Person, die darauf lag, sich in irgendeiner Weise gemütlich fühlte. Er konnte kaum erkennen, wer es war, aber sein Gehör nahm das leise Keuchen, das hilflose Wimmern der wehrlosen Gestalt, die da zu liegen schien, allzu deutlich wahr. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, es war ihm so, als ob kannte er diese Stimme. Er wusste nichts von seinen Füßen ihn vorwärts tragend, es erschien ihm, dass das Bett einfach nur in irgendeinem seltsamen Trick näher an ihn selbst gerückt wurde. Wie beim Zoom einer Kamera, nur dass das Objektiv seine Augen waren. Jetzt auch erkannte er eine zweite Silhouette –keine Gesichter, nur Schatten- die das schutzlose Wesen unter sich unbarmherzig in die weiche Matratze niederdrückte. Allein diese Tatsache war bereits so falsch und boshaft, dass er seine Finger jucken spürte in der Lust, die sich fehlerhaft verhaltende Kreatur von der anderen Person weg zu reißen. Er war kein Mensch, der Hangreiflichkeiten billigte oder schnell selbst aggressiv wurde, aber das Bild, was sich ihm bot, ließ Wut aufsteigen. Insbesondere weil es ihm immer mehr und mehr bewusst wurde, dass er den Menschen kannte, der jetzt einmal mehr einen ängstlichen Laut von sich gab. Diese Stimme war vertraut, trotz dem, dass er sie jetzt noch nicht einordnen konnte. Egal wer der Angreifer war, die Person, die er angriff, war sein Freund. Warum tust du das? Die verzweifelten Worte voller Unverständnis schienen nicht gesprochen zu sein, sie hallten lediglich in seinem Kopf wieder. Er wusste jedoch, dass sie dem gebrechlichen Wesen auf dem Bett gehörten, das gerade einen ungewollten Kuss hinnehmen musste. Die Gegenwehr jedoch war schwach; das zittrige Atmen unterbrochen mit einem gebrochenen Aufschluchzen. So als ob die Person begriffen hatte, unterlegen zu sein, machtlos, allein... Und er? Er stand nur da, so nah am Geschehen und tat nichts, als bloß zuzusehen. Jede Faser seines Körpers spannte sich an, versucht, seinen Körper von der Stelle zu bewegen, ihn eingreifen zu lassen und das Leiden des ihm so vertraut vorkommenden Menschen zu beenden. Es aufhören zu lassen, bevor es zu spät war, bevor das Tun der böswilligen Kreatur auf der empfindlichen Seele Narben hinterlassen konnte. Aber er tat nichts. Die leidvollen Laute, das sachte Wimmern – es tat ihm selber weh, aber egal was er auch versuchte, er konnte sich nicht rühren. Keinen einzigen Millimeter. Er stand nur da, vielleicht schwebte er auch nur über dem Geschehen, und beobachtete. Beobachtete, bis das Unrecht seinen Höhepunkt zu erreichen drohte... Alles in ihm schien zu schreien. Tu doch etwas! Tu irgendetwas! Lass das doch nicht einfach so zu... Wie kannst du nur?! Nein! Stopp! Nein! "Nein!" ein schlanker, durchtrainierter Körper zuckte abrupt zusammen mit dem Schrei, der seine Kehle heiser und gedämpft verließ. Schwarzes Haar feucht mit Schweiß an den Ansätzen, schreckte er hoch in seinem Bett und sah sich gehetzt um. Keine Silhouetten. Niemand außer ihm war da im hell erleuchteten Hotelzimmer und schlagartig donnerten Kopfschmerzen in seinen Schläfen, zwangen ihn gequält aufzustöhnen und sich wieder rücklings ins Bett fallen zu lassen. Langsam nur erinnerte er sich an den gestrigen Abend. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Tour waren sie feiern gegangen. Er erinnerte sich noch gut an das gesellige Beisammensein im Club des Hotels, das erleichternde Gefühl es geschafft zu haben und die Euphorie, die immer noch glücklich durch ihre Adern pumpte nach dem letzten Konzert. Sie waren alle bester Laune gewesen – das Personal, das Management, die Bandmitglieder. Insbesondere die Bandmitglieder. Deswegen floss der Alkohol auch in Maßen gestern Abend, er konnte sich nicht erinnern, je so viel getrunken zu haben. Aber angesichts der Glücksgefühle war es irgendwo berechtigt gewesen, nicht wahr? Ihre Band hatte immerhin so etwas wie einen Erfolgshöhepunkt erreicht und die Wogen davon trieben sie aussichtsreich weiter voran. Er hatte den Katar, dessen Wirkung er jetzt wohl zu spüren bekam, vollkommen in Kauf genommen und seine Bandkollegen schienen es ihm gleich getan zu haben. Je weiter er sich erinnerte, desto verschwommener wurden die Bilder. Er musste aber dennoch leise auflachen –was ihm sein Kopf mit einer pochenden Welle Schmerz dankte- als er zurückdachte daran, wie Karyu auf die Theke gekrabbelt war um eine Vorstellung a la Coyote Ugly abzuliefern und Zero ihn davon abgehalten versucht hatte, mit Hilfe von Feuerzeug und Alkohol die ganze Bude in Flammen zu setzten. Das war dem Bassisten auch mehr oder minder geglückt, wenn man davon absieht, dass man im "leicht" angetrunkenen Zustand ganz schnell das Gleichgewicht zu verlieren neigt... So waren Karyu und Zero, samt Feuerzeug, eine Flasche Tequila und sämtlichen Gläsern die auf der Thekenoberfläche standen, ziemlich unsanft auf dem Boden gelandet was im Gegenzug nur zu mehr Heiterkeit und Lachanfällen innerhalb der feiernden Meute geführt hatte. Was er selbst getan hatte, wusste er ab dem Zeitpunkt nicht mehr so genau. Aber er hoffte inständig, dass es nichts allzu Dummes oder Peinliches gewesen war... Abgesehen von seinem Kopf tat ihm nichts anderes weh, also nahm er an, er hatte keine actionreichen Kunsttücke verübt, sich mit keinem geprügelt und gegen nichts gestoßen oder gerannt. Schon mal beruhigend. Er wusste, er sollte sich ein Aspirin für seine Kopfschmerzen besorgen, aber richtig aufstehen wollte er nicht. Außerdem hatte er zu dem flauen Gefühl in seinem Magen, das sicherlich größtenteils von der Überdosis Alkohol kam, noch ein unangenehmes Kribbeln wegen dem Traum, den er gehabt hatte. Irgendetwas störte ihn gewaltig an jenen Bildern, doch er konnte nicht auffassen, was es war. Denken war sowieso sehr anstrengend im Moment, also ließ er es bis auf weiteres sein. Es war schon weit nach drei Uhr Mittags, als Tsukasa sich endlich aufgerappelt hatte und mit müden, schleifenden Schritten in seinem Zimmer umhertaumelte. Erst taumelte er zur Dusche, stolperte dort beinahe über die Kante, aber schaffte es, seinen astralen Körper ohne Unfälle zu waschen. Dann taumelte er, nach der erfrischenden Dusche nun etwas sicherer, in die Küche um sich eine Aspirin und eine Tasse schwarzen, wohlriechenden Kaffee zu gönnen. Dreißig Minuten später, mit erheblich weniger Kopfschmerzen und einem erheblich wacheren Gemütszustand, waren seine Schritte fest und sicher genug damit er sich endlich aus dem Zimmer wagen konnte. Lässig bekleidet mit Jeans und einem schwarzen Hemd stand er einige Minuten später im Restaurant des Hotels, hatte er doch absolut keine Lust gehabt, sich was selbst zu kochen. Wozu auch, wenn man sich zum Frühstuck bequem auf einen gut gepolsterten Stuhl niederlassen konnte um gleich noch eine Tasse Kaffee zu bestellen genauso wie einen Omelett und etwas Toast. Wirklich großen Hunger hatte es zwar nicht, was wahrscheinlich daran lag, dass sein Magen immer noch mit dem Restalkohol zu kämpfen hatte was wiederum nie einen Tsukasa davon abhalten konnte, dennoch etwas zu essen. Gesunde Lebensweise und so ein Kram... Die Lust auf eine Zigarette war im Moment sowieso am stärksten ausgeprägt, aber damit musste er wohl bis nach dem Frühstück warten. "Tsukasa! Na, hast du's auch schon aus dem Bett geschafft?" ein kräftiger Klaps auf den Rücken ließ ihn sich fast an seinem Kaffee verschlucken und er brummte zuerst missmutig bevor seinen Blick zu heben. "Dir auch einen Guten Morgen, Karyu." Ein Grinsen war seine Antwort und er musterte den anderen misstrauisch, nicht recht begreifen könnend, wie er nach einer Sauftour schon dermaßen energisch und gut drauf sein konnte. Mit Abstand hatte ihr Gitarrist gestern das Meiste weg gehauen. "Ach, Papperlepapp." winkte dieser ab woraufhin Tsukasa nur verwirrt blinzelte, beobachtend, wie der blonde Mann Platz ihm gegenüber nahm. "Wenn du jetzt genauso einen auf Miesepeter machst, wie Zero, kündige ich den Bandvertrag." gesagt mit einem amüsierten Unterton brachte es den Drummer ebenfalls zum Schmunzeln. "Dass der nach der Aktion von gestern Abend überhaupt noch mit dir spricht ist ein Wunder." das gesagt, wandte sich Tsukasa zu der netten Kellnerin, um ihr zuvorkommend die Kaffeetasse abzunehmen während sie mit einem dankbaren Lächeln in seine Richtung den Teller vor ihm abstellte. "Klar tut er das! Nicht mal unser Brummbär kann lange sauer auf mich sein, du kennst mich doch." scherzte sein Gegenüber in der Zwischenzeit und während Tsukasa auflachte, gab der Gitarrist prompt seine eigene Bestellung auf. Für wahr, auf jemanden wie Karyu konnte niemand lange sauer sein. Dazu war er einfach nur viel zu... Karyu, eben. "Hast du eigentlich was von unserem werten Herrn Sänger gehört? Ich hab bei ihm geklopft, aber er hat nicht aufgemacht." wandte sich der Blonde wieder an ihn und Tsukasa blinzelte ihm abermals verwirrt entgegen. "Nein. Vielleicht schläft er ja noch." stellte er eine willkürliche Mutmaßung an. Schließlich war Hizumi auch niemand, der so leicht aus den Federn kam. "Find ich komisch." Karyu stützte den Ellenbogen auf den Tisch und platzierte sein Kinn auf seiner Handfläche. Seine braunen Augen spiegelten momentane Nachdenklichkeit wieder. "Er war doch der Erste, der sich gestern Abend vom Acker gemacht hat. Was Schade war, ich hätt' ihn gerne abgefüllt damit er uns wieder was Ausländisches vorsingen könnte." Daraufhin brachen beide ins Gelächter aus, auch wenn Tsukasa das ein wenig fies fand. Jedoch stimmte es schon, dass Aufgrund seiner Größe und Statur, ihr Sänger am wenigsten von ihnen allen an Alkohol vertrug und das hatten sie erst raus gefunden, als sie zu ihrer Band Anfängen ihre erste Feier zusammen gehabt hatten. Hizumis sehr eigenwillige Darstellung des Titelsongs von "Titanic" würde er aber wahrscheinlich bis an sein Lebensende nicht mehr vergessen. "Vielleicht ist er ja gerade deswegen so schnell verschwunden." presste der Drummer hervor, nachdem er sich einigermaßen wieder eingekriegt hatte. Im Hinterkopf wunderte er sich dennoch, warum er persönlich sich irgendwie so gar nicht an Hizumi gestern erinnern konnte. Er wusste noch, dass er neben dem Vokal am Tresen gesessen und Karyu bei seinen Verrenkungen auf der Theke zugesehen hatte aber danach war Hizumi irgendwie weg aus seiner Erinnerung. War er danach gegangen? Andererseits konnte Tsukasa sich kaum mehr erinnern, was er selbst danach getan hatte, wie sollte er auch mitbekommen haben, wo es Hizumi hin verschlagen hatte. "Du warst danach aber auch nicht mehr lange da." beschwerte sich sein Kollege ihm gegenüber und Tsukasa neigte fragend den Kopf. "Nicht?" "Nope. Danke schön." die letzen Worte waren an die hübsche Kellnerin adressiert, die leicht verlegen zurück lächelte angesichts von Karyus verspieltem Blick und der gurrenden Stimme. Der Drummer rollte nur leicht lächelnd mit den Augen – typisch. "Nachdem Hizumi uns so unzeremoniell verlassen hatte, gingst du auch schon nach zwei-drei Stunden." Daraufhin gluckste Tsukasa überrascht-ungläubig. "Zwei-drei Stunden sind für dich 'nicht mehr lange da'?" fragte er und bekam als Antwort darauf ein fröhliches Kopfnicken. "Andererseits sollte ich's wohl besser finden, dass du doch gegangen bist." fügte er hinzu und Tsukasa hob eine Augenbraue an. "Und wieso das?" "Weil du so aussahst, als müssest du nach dem nächsten Glas kotzen, Tsu-chan." zum zweiten Mal an diesem Tage landete eine Hand mit Schwung auf seinem Rücken und er war nur froh, dass die Tasse Kaffee sich in dem Moment weit weg von seinem Mund befunden hatte. "Nenn mich nicht so." beschwerte er sich gutherzig, zusehend, wie ihr Bassist sich zu ihnen an den Tisch gesellte. Er fand es irgendwie seltsam liebreizend, dass Zero, als der Jüngste der Band, immer dazu neigte, alle anderen mit der Verniedlichungsform anzusprechen. Vielleicht wollte er ja sein Macho-Image wahren, aber irgendwo passte es auch zu ihm. Wenn man zum Beispiel Karyu so ansah, konnte man manchmal kaum glauben, dass der Mann schon auf die 30 zusteuerte. "Ich hab eigentlich total dem Filmriss." gab er dann zu, die Aufmerksamkeit seiner beiden Kollegen wieder auf sich richtend. "Ich kann mich partout nicht erinnern, was ich gestern noch gemacht habe. Ich kann mich ja nicht mal daran entsinnen, gegangen zu sein." Karyu gab einen grüblerischen Laut von sich, die Finger seiner Hand trommelten dabei leicht gegen die eigene Wange. Zero zuckte nur die Schultern und klaute dem Drummer eine Scheibe Toast vom Teller. "Weniger Trinken nächstes Mal, schlag ich vor." grinste er woraufhin Tsukasa ihm eine missbilligende Grimasse schnitt und ihm auf die flinken Finger schlug, als diese sich unauffällig an seiner Kaffeetasse vergreifen wollten. "Bestell dich gefälligst selber was." wies er ihn an, was den Jüngeren zu einem unzufriedenen Schnauben verleitete. Karyu kicherte nur leicht und schob ihrem Bassisten die eigene Tasse zu. "Da, siehst du? So was nennt man Kameradschaft!" verkündete das Lockenköpfchen und nahm sich genüsslich einen Schluck. Tsukasa schüttelte nur amüsiert den Kopf bevor sein Blick wieder ernster wurde und er sich umsah. "Vielleicht sollten wir nach Hizumi sehen. Wann fährt unser Bus eigentlich ab?" sprach ihr Gitarrist, als ob er die Gedanken des Leaders hatte lesen können. "In genau..." Zero blickte auf seine Armbanduhr, die Augenbrauen leicht verengt. "Dreieinhalb Stunden." "Ich seh' nach ihm." entschlossen, wollte sich Tsukasa gerade erheben als ihn Karyus Stimme zurückhielt. "Ah! Da ist er ja!" beschwingt und glücklich zeigte die schlanke Gestalt auf eine andere Gestalt, die gerade den Speisesaal betrat. Deswegen begnügte der Drummer sich nur mit einem Drehen seines Kopfes in diese Richtung und unmittelbar spiegelte sich Sorge in den braunen Iriden wieder. Hizumi sah wirklich nicht gut aus und das meinte er nicht im Sinne seines natürlichen, wunderschönen Aussehens. Zweifelsohne war er genauso hübsch wie immer, auch mit dem zerzausten braunen Haaren. Er sah nur unheimlich müde und fertig aus, wahrscheinlich mitgenommener als alle drei von ihnen zusammen, und machte nicht den Eindruck als hätte er gut oder überhaupt geschlafen. Irgendwie verstand Tsukasa es auch nicht wirklich, warum der besorgniserregend leere Blick des Sängers sich so merkwürdig veränderte nachdem die erwähnte Person einige Schritte entfernt von ihrem Tisch stehen blieb. Tsukasas Herz setzte schmerzvoll einen Schlag aus, auch wenn er die Emotion überhaupt nicht zuordnen konnte. War gestern irgendwas passiert? Wenn er sich doch nur erinnern könnte... "Hizumi! Was stehst du da wie angewurzelt? Komm, willst du was essen?" Karyus unbeschwerte Stimme löste den Kleineren aus seiner Starre es schien, und abrupt wandte er seinen merkwürdig schneidenden Blick von dem Drummer ab. Noch merkwürdiger wurde es, als Hizumi den frei geblieben Stuhl nahm und ihn an die Ecke des Tisches zwischen Karyu und Zero stellte anstatt sich einfach nur zu Tsukasas Linken zu setzen. Der Drummer blinzelte verdutzt, Karyu legte verwirrt den Kopf schief und Zero zog fragend eine Augenbraue nach oben. Der Vokal jedoch nahm stumm Platz, zuckte leicht zusammen, legte die Arme auf den Tisch ab, senkte den Kopf und starrte blank auf die weiße Tischdecke vor sich. "Hey, Hiro. Hast du was?" Karyu stupste seinen Freund leicht mit dem Ellenbogen an, leise sprechend und mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht. "Nichts." kam es gemurmelt zu Antwort, die tiefe Stimme ungewöhnlich rau. Der Gitarrist beugte sich leicht vor, bemüht einen Blick auf das blasse Gesicht zu erhaschen. "Tut dir was weh oder so?" Karyu strich fürsorglich über den schmalen Rücken des Sängers, spürend wie dieser bei der Berührung erschauderte. Das konnte Tsukasa zwar nicht sehen, aber mit der Frage bestätigte sich seine Vermutung, dass nicht nur er mitbekommen hatte, dass Hizumi auch körperlich angeschlagen zu sein schien. "Mir fehlt nichts." war das gedämpfte Flüstern das eher Richtung Tischoberfläche denn Karyu ging. Der Drummer selbst wollte etwas dazu sagen, aber brachte kein Wort über seine Lippen. Etwas hilflos, sah er Hizumi nur an. Den sonst so motivierten, aufgedrehten und leicht verrückten Wirbelwind so zu sehen tat nicht nur weh... irgendwie beschlich ihn das unheimlich schreckliche Gefühl, Mitschuld and dem Stimmungswechsel zu sein. "Vielleicht solltest du nur was essen. Oder bisschen mehr Schlaf nachholen, wenn wir im Bus sind." schaltete sich stattdessen Zero ein und wuschelte dem Angesprochenen neckend durch die sowieso zerzausten Haare. Hizumi reagierte nur mit einem gequälten Lächeln das jeden Moment drohte, auseinander zu bröseln. Das ließ den Bassisten inne halten und einen Blick zu Karyu werfen, der nur ahnungslos die Schultern zuckte. Genau die gleiche Geste brachte auch Tsukasa zustande, wenn die fragenden Blicke seiner beiden Bandkollegen zu ihm rüberschweiften. Besorgt und beunruhigt ließen sie den niedergeschlagenen Vokal dennoch zufrieden, wohl wissend, dass Hizumi nichts sagen würde wenn er sich dermaßen verschloss. Alles, was man jetzt tun konnte, war ihm zu zeigen, dass man da war sollte er einen doch brauchen und dass man sich um ihn Gedanken machte. Sie aßen auf, mehr oder minder im Schweigen. Hizumi hielt sich aus allen Gesprächen raus genauso wie er Augenkontakt vermied und fröhlich und unbeschwert zu sein während es ihrem Freund so offensichtlich miserabel ging war für die anderen drei unmöglich. Nach dem Essen verschwanden jeder auf sein Zimmer um zu packen und Tsukasa quälten immer wieder unbegreifliche Schuldgefühle und Gedanken, die er nicht zuordnen konnte. Klar machte er sich Sorgen um den anderen aber genauso war er verwirrt, warum Hizumi gerade zu ihm auf einmal so abweisend zu sein schien. Eigentlich waren sie sehr gute Freunde, vielleicht sogar die besten, und es gab kaum etwas worüber sie nicht miteinander redeten oder geredet hatten. Allein die Tatsache, dass Hizumi diesmal mehr als offensichtlich NICHT mit ihm reden wollte, schlimmer sogar, insbesondere ihm auswich, ließ das nagende Gefühl entstehen, dass Tsukasa sagte, er selbst musste in irgendeiner Weise Schuld sein. Anders konnte er sich Hizumis Verhalten einfach nicht erklären... 'Ich muss mit ihm reden.' fasste er seinen Entschluss, nachdem er seinen Koffer aus seinem Zimmer, die Treppen runter und aus dem Hotel geschleppt hatte. Der Bus stand schon bereit und der Fahrer verlud gerade Zeros und Karyus Gepäck hinein. Tsukasa gesellte sich einfach mal dazu, gab seinen Koffer in den Gewahrsam des Fahrers und zündete sich eine Zigarette an um mit den anderen drei vor Abfahrt noch die Nikotinsucht zu stillen. Sie enthielten sich, im Bus zu rauchen, aus Rücksicht auf ihren energischen Sänger der beim Meckern keinen Blatt vor dem Mund nahm und sich auch nicht davor scheute, Zigarettenpackungen und Feuerzeuge aus dem Busfenster zu befördern sollte ihm die Qualmerei besonders reizen. Verstehen konnten sie das natürlich - Passivrauchen, Krebsrisiko, Stimmschonung und dergleichen. Und manchmal hatte Tsukasa eh das Gefühl, dass Hizumi sie allesamt perfekt im Griff hatte auch wenn er selbst eigentlich der Bandleader war. Störte ihn offenherzig reichlich wenig, solange es ihnen allen dabei gut ging. Er hätte eigentlich noch ein paar Züge mehr von dem Glimmstängel machen können, doch er schnipste diesen weg sobald er Hizumis grazile Form Richtung Bus schreiten sah. Er ließ die anderen beiden stehen, zielstrebig und mit schnellen Schritten die Türen des Fahrzeugs erreichend bevor Hizumi hinein schlüpfen konnte. Die Hand ausstreckend schlossen sich seine schlanken Finger um das dünne Handgelenk des anderen, brachten den Sänger damit zum Stehen. "Hiroshi, warte kurz." setzte er an, verstummte aber augenblicklich als sich der feindselige, wütende Blick des anderen in seine Augen bohrte. Er spürte wie Hizumi regelrecht zitterte vor was auch immer für Emotionen gerade in ihm brodelten und reflexartig ließ er den Brünetten los um sich nicht im Endeffekt noch eine zu fangen. "Bleib weg von mir." gleich einer Kobra, die sich noch kaum vom Zubeißen zurückhalten konnte, zischte ihm der Vokal die Worte entgegen und war nach einem Wimpernschlag schon im Inneren des Busses verschwunden. Tsukasa blieb reglos stehen, wie vom Donnerschlag getroffen und starrte fassungslos auf die Stelle, an der er gerade noch seinen Freund und Bandkollegen so ahnungslos angesprochen hatte. Verstehen konnte er die Reaktion nicht und dennoch fühlte er sich in seiner grausamsten Vermutung bestätigt. Was auch immer mit Hizumi los war, er hatte eindeutig einen großen Brocken Schuld daran. ~~~ Akzeptabel geworden? Interessant? Gut? Es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht, zu schreiben. Also, teilt mir eure Gedanken mit. Ich würd mich freuen! Kapitel 2: Grudge - Groll ------------------------- Woah! *verbeug* Ich weiß, es hat eine kleine Ewigkeit gedauert aber ich hab mich endlich durchgerungen, weiter zu schreiben. Es war unglaublich unklug, die Story in der Klausurenphase anzufangen und die Ferien über bin ich leider nicht dazu gekommen, sie fortzusetzen. Die Schule musste ja auch mit einem Haufen Tests anfangen, als ob die Lehrer wüssten, dass man alles bis zu den Ferien Gelernte bereits erfolgreich vergessen hat *lach* Meine Englische Seite und RPG nahm leider auch ziemlich viel Zeit in Anspruch aber genug der Ausreden und Entschuldigungen. Ich werde mein Bestes geben, das nächste Kapitel schneller hoch zu laden und bedanke mich ganz herzlich bei meinen lieben Kommischreibern ^_^ Da es hier leider keine Möglichkeit gibt, a la LiveJournal auf eure Kommentare direkt zu antworten und ich ein Schreiberlein bin, der gerne ihren Leser/innen persönlich ihren Dank ausspricht, wende ich hier mal das fanfiction.net Prinzip an und pack das ganze ins Vorwort. Bequem für mich und auch für euch, schließlich kann man's auch überspringen, wenn man's denn nicht lesen will. Getippt wird trotzdem! *lach* : Krasser Beginn in der Tat *lach* Und es scheint, als würde es noch krasser kommen, also mal sehen, ob denn nun deine Vermutung(en) sich bestätigen werden *zwinka* Sorry das mein Hopp-Hopp diesmal so lang gedauert hat! Und vielen Dank! *knuffz* : *lach* Das hab ich mir schon beinahe gedacht, dass mir das Englische auch im Deutschen durchscheinen wird. Insbesondere die –ing Form lässt sich ziemlich schwer im Deutschen unterbringen und ich bin es gewohnt, sie in englischen Texten am laufenden Band zu benutzen. Freut mich aber, dass dies meinem Schreibstil keinen Abbruch tut ^_^ Sorry, dass du so lange gespannt bleiben musstest und auch dir einen herzlichen Dank! *drückz* : *lol* In der Tat. Freut mich aber sehr, dass mein Englisch dem Deutschen nicht zu sehr in die Quere kommt. Ich werd mir das Schneller-Weiterschreiben auf jeden Fall versuchen, anzugewöhnen *lach* Danke dir! *wuschel* : Freut mich, dass die Spannung präsent ist ^_^ Wir sehen ja, ob sich deine Ahnung denn nun bestätigen wird, ne~ Die Jungs können einem auf jeden Fall beide leid tun *beide pat* *salutier* Yes, Ma'am. Es wird auf jeden Fall weiter geschrieben XD *glücklich nach den keksen greif* *plüsch* Danke schön! So, und nun, weiter geht's mit Kapitel zwei! ^_^ Kapitel 2 Grudge – Groll Bandproben hatten eigentlich immer allen von ihnen Spaß gemacht. Was konnte es Besseres geben, als sich mit seinen Freunden im Studio einzufinden und das zu tun, was man am liebsten tat? Okay, abgesehen vom Rumalbern, Witze reißen und einander in aller möglichen und unmöglichen Art und Weise zu necken gab es natürlich nur eins – Musik. Das, was sie schon seit Jahren mit Leidenschaft, Hingabe und Erfolg praktizierten und was letztlich unersetzlich war, im Leben jedes einzelnen von ihnen. Genau mit dieser positiven Einstellung schritt Tsukasa in den geräumigen Raum ein, wo sein geliebtes Schlagzeug stand, versucht, sich seine Stimmung nicht wieder selbst kaputt zu machen indem er nachdachte. Nein, nicht über Musik oder den Stau in dem er satte dreißig Minuten gestanden hatte. Sondern über Hizumi und den, mittlerweile zwei-tage-altem Vorfall an der Schwelle des Buseingangs. Achtundvierzig Stunden, die der Schwarzhaarige mit pausenlosem Grübeln verbracht hat, ständig begleitet von diesem schrecklichen Gefühl des Schuldbewusstseins. Obwohl er partout nicht wusste, welcher präzisen Schuld er sich bewusst war, dieser mulmige Eindruck ließ ihn nicht los. Drei Köpfe drehten sich simultan nach dem Neuankömmling um – was nicht wirklich ein Wunder war da er, wegen der bereits genannten 30-minütigen Unannehmlichkeiten im Straßenverkehr, eben diese 30 Minuten zu spät war. "Tsukasa! Na endlich!" der übertrieben erleichterte Ausruf kam nicht überraschenderweise von Karyu, der, die Hände in die Hüften gestemmt und seine Gitarre am Gurt um seine Hüften baumelnd, ihn nun gespielt vorwurfsvoll anblitzte. "Sorry. Stand im Stau." gab er bedächtig zur Antwort, sich aus seiner warmen Daunenjacke pellend. Immerhin war es Mitte Herbst draußen, der Wind war beißend kalt und der Himmel aschgrau, die zotteligen Wolken runzelten sich missbilligend am Firmament, permanent drohend mit einem heftigen Regenschauer. "Hmm, der Verkehr ist schrecklich um diese Zeit." pflichtete ihm Zero bei, der gemütlich auf der Couch platziert war, zusammen mit seinem Bass den er gerade liebevoll zurecht stimmte. "Glücklicherweise kommt man da mit dem Motorrad verhältnismäßig locker durch." "Wenn man denn ein Motorrad hat." berichtigte Tsukasa, gerade dabei seine Jacke dem Kleiderhaken neben der Tür zu überlassen und riskierte einen flüchtigen Blick zu Hizumi. Der Sänger sah nicht minder grimmig drein als die grauen Wolken am Himmel, was den Jüngeren in sich hinein seufzen ließ. Anscheinend hatten sich die Wogen in keiner Weise geglättet und worüber auch immer Hizumi beleidigt, angegriffen oder wütend war, hatte im Laufe der zwei Tage nicht abgeklungen. Wäre ja auch zu schön, wenn's so einfach wäre. "Ich hab eins." zuckte Zero in der Zwischenzeit die schmalen Schultern, vor sich hin lächelnd als sein Bass, nachdem seine Finger über die Saiten strichen, in der gewünschten Stimmlage antwortete. "Mit dessen Hilfe du dir irgendwann noch den Hals brechen wirst." warf Karyu belehrend und besorgt gleichzeitig ein, tiefbraune Augen auf seinen Bandkollegen gerichtet welcher nur leise auflachte. "Du hörst dich an wie meine Mutter." neckte er mit einem kurzen Blick zu dem groß gewachsenen Gitarristen, der sofort beleidigt die Lippen spitzte. "Willst du sagen ich sehe aus wie eine Frau?" fragte er scharf und Tsukasa grinste in sich hinein, während er sich auf den Weg zu seinem Instrument machte. "Ich will sagen du benimmst dich wie eine." berichtigte Zero nonchalant auch wenn sein Mund verräterisch mit den Winkeln zuckte. "Überhaupt nicht wahr!" empörte sich Karyu, die eigene Hand strich ihm dabei gekonnt eine blonde Strähne aus dem Gesicht damit er seinen Kollegen besser anfunkeln konnte. "Wohl wahr." warf Zero unbeeindruckt ein. "Überhaupt nicht!" "Überhaupt wohl." "Ganz und gar nicht!" "Ganz und gar doch." "Hör auf damit!" "Hör auf womit?" "Damit!" "Ja womit denn?" "Du bist so was von unmöglich!" Tsukasa, mittlerweile sicher hinter seinen Drums versteckt, wand sich beiläufig an Hizumi. "Wie die kleinen Kinder, was?" sein Kopf nickte dabei in Richtung des aufgeregten Karyu und des vergnüglich grinsenden Zero. Der Brünette schaute auf, verengte die Augen und presste die Lippen zusammen in einem Gesichtsausruck, der alles andere als freundlich war. Abrupt den Blick abwendend stand er ruckartig auf, neben dem Mikrofon binnen weniger Sekunden wo er dann eben diesen vom Ständer riss und nicht gerade liebenswürdig in dieses bellte. "Jetzt haltet die Klappe und lasst uns anfangen!" Die kräftige Stimme hallte, durch das Gerät verstärkt, unangenehm laut in den Wänden des Proberaums und ließ alle drei anwesenden Bandmitglieder aufzucken. "Mensch, Hiro." beschwerte sich Karyu kurzerhand, pulte sich dabei demonstrativ im Ohr herum als hatten die Schallwellen es tatsächlich beschädigt. "Das geht auch sanfter, weißt du?" "Was auch immer." brummte dieser nur, starrte den Größeren ungeduldig an und tappte bekräftigend mit den Fingern gegen den Plastikkörper des Mikros in seiner Hand. Zero legte den Kopf leicht schief und beobachtete ihren Ältesten mit keimender Beunruhigung, schielte dann kurz zu dem verloren dreinschauenden Tsukasa und stand letztendlich auf. "Das Warumono hat gesprochen, Leute. Lasst uns also loslegen." mit einem leichten Witz in der Stimme und milde beruhigenden Noten in der Klangfarbe von dieser, schaffte er es tatsächlich, die Spannung in der Luft ein wenig zu entschärfen. Mehr oder minder gequält lächelte Tsukasa zurück als Zeros aufmerksamer Blick aufmunternd den seinigen streifte. Nachdem alle ihre Positionen fanden, wobei Karyu immer noch sichtlich unzufrieden mit Hizumis Einstellung war, gab er den einstimmenden Takt zu dem Lied dessen Titel Hizumi sich missmutig beinahe unter die Nase gemurmelt hatte. Das Wort "Grudge" war dann aber auch das einzige, welches so leise und unmotiviert über des Sängers feine Lippen kam, denn sobald der Beat erklang und die Zeilen der Lyrics einsetzte, ging Hizumi in diesen auf, vollkommen, wie selten zuvor. soko ni ugomeki moeru you ni kirei de dosu kuroi chi ga nagare... (Sich auf dem Boden windend als ob verbrennend, dunkles Blut fließt runter, hübsch) urami wo mae ni... zutazuta ni saite subete wo ubaitoru hodo ni... (Bevor mein Groll zersplittert mit einem Reißen, bis ich alles ausgeplündert habe) I hate you... (Ich hasse dich...) Break Down... I'll deny your existence... (Brich zusammen... Ich werde deine Existenz verleugnen) Wake up... my bursting blood... (Wach auf... mein zerberstendes Blut) I throw you down and down to the dept... (Ich werfe dich runder und runter in die Tiefe) Until I die or you die... or until this world ends (Bis ich sterbe oder du stirbst... oder bis diese Welt endet) yugamu koe de I say to you... "and die, fucker die!" (Mit einer verzerrten Stimme sage ich zu dir "und stirb, fucker, stirb!") uzukidashite doro no you na shuuchaku wo eguridasu... (Es schmerzt heraus, ich meißle diese Zähigkeit aus wie Schlamm) A dirty grudge... kienai fukaku... (Ein schmutziger Groll... unvergänglich, vertiefend...) mukidashi no akui ga sono chi ga kareru made... (Bis zur Nacktheit meiner Bösartigkeit, dieses Blut, alles stirbt weg...) I suffer... cause of you... (Ich leide... wegen dir...) Break Down... I'll deny your existence... (Brich zusammen... Ich werde deine Existenz verleugnen...) Wake up... my bursting blood... (Wach auf... mein zerberstendes Blut) I throw you down and down to the dept... (Ich werfe dich runter und runter in die Tiefe...) Until I die or you die... or until this world ends (Bis ich sterbe oder du stirbst... oder bis diese Welt endet) kyoufu no naka nakisakebu ga ii... yugamu koe de I say to you "and die, fucker die!" (Du kannst weinen und schreien in mitten des Terrors... in einer verzerrten Stimme sage ich zu dir "Und stirb, fucker, stirb!") Breakdown... All of you... Breakdown... disgusted... (Brich zusammen... Ihr alle... Brecht zusammen... angewidert...) Breakdown... sensation... Breakdown... The whole world!!... (Brich zusammen... Sensationen... Brecht zusammen... die ganze Welt!!...) Break Down... I'll deny your existence... (Brich zusammen... Ich werde deine Existenz verleugnen...) Wake up... my bursting blood... (Wach auf... mein zerberstendes Blut...) I throw you down and down to the dept... (Ich werfe dich runter und runter in die Tiefe...) Until I die or you die... or until this world ends (Bis ich sterbe oder du stirbst... oder bis diese Welt endet) kyoufu no naka nakisakebu ga ii... yugamu koe de I say to you "and die, fucker die!" (Du kannst weinen und schreien in mitten des Terrors... in einer verzerrten Stimme sage ich dir... "und stirb, fucker, stirb!") Der Song war bereits düster und unheilvoll an sich, doch Hizumis tiefe Stimme schien diesmal sogar noch tiefer greifender, noch geschickter in ihren schaurigen Noten und ungemein geladen und wütend wann auch immer die Passagen einsetzten, welche der Sänger ungeniert und zügellos herausschreien konnte. So sehr, so rasend, so aggressiv und gleichermaßen so verletzt, dass es ihnen allen kälter den Rücken runter lief als je zuvor, bei keinem noch so intensivem Liveauftritt. Hizumi war beinahe in einer emotionellen Ekstase, als ob mit seiner Stimme alles aus ihm heraus brach was so sehr schmerzte, irgendwo dort, im tiefsten Inneren wohin keiner außer Hizumi selbst hinein sehen konnte. Alles, was er zwischendurch atemlos an seine Bandkollegen richtete, waren nur die nächsten Titel, die er gespielt haben wollte, einer nach dem anderen, ohne die kleinste Pause dazwischen. "Garnet", "Pig", "Desert", "Damned", "Murder Freaks", "Mirror", "Fascism", "In vain" und schließlich und einmal mehr "Grudge". Bis es nichts mehr zum Herausschreien gab, bis die letzen Kräfte aus Stimme und Körper entschwunden waren, bis das Mikrofon, befreit aus der schlaffen Hand, auf den Boden aufschlug, die letzten, heiseren Silben abreißend. Sie erstarrten, allesamt, Instrumente immer noch in der Hand doch das Spiel war genauso abrupt abgerissen wie der Gesang, drei Augenpaare starrten ihren vollkommen verausgabten, schwer atmenden Frontmann an, unfähig zu begreifen was sich gerade vor ihnen abgespielt hatte. Hizumi gab keinen Laut mehr von sich, Schweiß rann in schmalen Bahnen seine weiche, blasse Haut runter, braune Haare nass an den Ansätzen und Augen krampfhaft geschlossen, die schmale Brust hievte angestrengt und gepeinigt als die Lungen mühsam ihrer Pflicht nachkamen den zerfetzen Atem wieder auszubalancieren und zu normalisieren. "Hizumi..." setzte Karyu als erster an, bedacht und vorsichtig, während er seine Gitarre von seiner Schulter abnahm. Seine Stimme schien den Angesprochenen aus einer inneren Starre gerissen zu haben aber das Ergebnis war nicht im geringsten erheiternd. Die tiefbraunen Augen wurden zwar geöffnet, aber ihr Blick richtete sich an keinen der Anwesenden da Hizumi sich grundlegend nur von der Stelle bewegte. Er schwankte einfach nur zur Tür und raus aus dem Raum, ließ alle anderen in Verwirrung und Sorge zurück. "Was zum Teufel ist eigentlich zwischen euch passiert?" Tsukasa war ebenfalls aus seiner individuellen Benommenheit gerissen, zuerst nicht wirklich realisieren könnend, dass es er war, den Zero gerade so streng und fordernd ansprach. Entgeistert blinzelnd starrte er den anderen einen Moment lang an und zuckte dann bestürzt mit den Schultern. "Wenn ich das nur selber wüsste..." gab er niedergeschlagen und verloren zurück, sah die aufmerksamen Funken in den rostroten Augen seines Gegenübers, die ihm sagten, dass Zero in der Entscheidung wankte, ihm Glauben zu schenken. Er konnte es ihm nicht verübeln, er konnte es ja kaum selber glauben, dass er sich nicht daran erinnern konnte, Hizumi verletzt zu haben. Zum Teufel, er konnte doch nicht wirklich so sturzbesoffen gewesen sein, oder? Er war doch generell keiner, der sich voll kippte bis zum Geht-nicht-mehr, und so viel hatte er doch überhaupt nicht getrunken... oder? Irgendwas. Irgendwas ist an diesem Abend passiert, irgendwas wofür Hizumi ihn nun offensichtlich hasste, irgendwas Schlimmes und Verwerfliches wenn Tsukasa nicht mal ohne jegliche Erinnerung daran das daraus entstehende Gefühl der Schuld nicht von sich abschütteln konnte. Gott, nun fürchtete er sich sogar vor der Wahrheit. Vor der Wahrheit die ihm nur seine Träume wage zuzuflüstern versuchten. Bereits drei Tage lang... "Ich seh nach ihm." verkündigte Karyu nun bestimmt, stellte die Gitarre ab und hastete zur Zimmertür wohin ihm seine Freunde mit den Augen folgten, bis er hinaus getreten war. "Okay, Kenji, jetzt mal ehrlich." wieder einmal richtete sich Tsukasas Aufmerksamkeit auf ihren Bassisten. "Was ist los? Du willst mir doch nicht wirklich weiß machen, dass du keine Ahnung hast, warum Hiro jetzt so mörderisch wütend auf dich ist? Habt ihr euch gestritten?" erkundigte er sich ruhig aber eindringlich. Tsukasa ließ seine Drumsticks zu Boden klimpern und fing die eigene runter sausende Stirn mit seiner Hand auf, verzweifelt den Kopf schüttelnd. "Ehrlich, Zero, ich habe keine Ahnung. Ich würde alles dafür geben, wenn ich auch nur einen Ansatz hätte, aber ich habe keinen." das war natürlich ein bisschen gelogen. Tsukasa hatte Ansätze, seine Träume, aber diese waren einfach nur Träume. Nicht gerade die allerbesten Befürworter für Vermutungen... oder gerade doch? Wenn Hizumi doch nur mit ihm reden würde... aber der Sänger ließ ihn ja nicht mal auf Kanoneschuss in seine Nähe. Zero seufzte schwer und betrachtete für eine Weile sein Bass. "Also er ist definitiv nicht ohne Grund so mitgenommen. Tut mir Leid, Tsu, aber ich kann einfach nicht..." vorsichtig, um seinen Freund nicht zu verletzen, sparte Zero den letzten Teil seiner Aussage aus. "Ich weiß." wisperte der Drummer bekümmert, die dunklen Augen studierten dabei eingehend die eigene ausgewaschene Jeans. "Ich kann's ja selber kaum glauben..." führte er den Satz des Jüngeren indirekt zu Ende. "Und was willst du nun tun? So kann's wohl kaum weiter gehen." die Frage war forschend, vorsichtig. Typisch Zero. Alles, was Tsukasa als Antwort geben konnte, war ein hilfloses Schulterzucken. "Ich würde gern mit ihm reden. Aber wie, er lässt mich nicht mal an sich ran." gedankenverloren starrte er auf die eigene verschwommene Reflektion auf der kupfernden, polierten, glitzernden Oberfläche seiner Drums. Wie es weiter gehen sollte, wusste er beim besten Willen nicht. Irgendeine Lösung des Problems musste her, aber wo sollte er sie nehmen? "Ruf ihn doch mal an, wenn er schon nicht von Angesicht zu Angesicht mit dir reden will. Mail ihm, schreib ihm eine SMS oder von mir aus einen Brief – nur, tu irgendwas, Tsukasa. Ich kenn dich doch und ich kenne Hizumi. Ihr beide werdet das so lange aussitzen, bis es irgendwann zu spät ist oder bis einer von euch in die Luft geht. Hizumi war grade nicht mehr weit davon entfernt." beschwor Zero ihn, mahnend und leicht verzweifelt zugleich. Natürlich hatte der jüngere Mann Recht, so war Tsukasas Natur und Hizumi war auch nicht gerade jemand, der gerne Aussprachen suchte, was sich unschwer feststellen ließ, auch von seinem momentanen Verhalten her. Aber Tsukasa hatte das beschleichende Gefühl, dass Hizumi es einfach nicht für angebracht sah, noch über irgendetwas reden zu wollen oder zu müssen und er hatte auch das Gefühl, dass der Sänger damit nicht im Unrecht war. Er war es, Tsukasa, der irgendetwas entschieden vermasselt hat und demnach war es an ihm, es wieder gerade zu biegen. Nur wie, wenn er nicht einmal eine Ahnung hatte, was er wie vermasselt hat und auf welche Art und Weise das wieder hinzubiegen war. "Ich versuch mal gleich, ihn noch mal in Ruhe anzusprechen." teilte er mehr sich selbst als Zero mit. "Wenn's nicht klappen sollte... ruf ich ihn heute Abend an." "Find ich gut." lobte Zero ermutigend, ein anmutiges Lächeln der Erleichterung auf den zierlichen Lippen. "Wenn gar nichts hilft, sag mir Bescheid, dann versuch ich selber mit ihm zu reden. Wir wissen ja beide, wie stur unser Hiro sein kann." der subtile Versuch von Aufmunterung klappte angesichts Tsukasas zwar schwachen, aber immerhin, Lächelns. Stur sein konnte definitiv jeder von ihnen, aber Hizumi mit Abstand am besten. "Danke." war die simple Replik seitens des Drummers und Zero klimperte bestätigend auf den Saiten seines Basses, braune Augen aufblitzend mit erheiternder Energie. "Kein Problem." Auch wenn er in gewisser Weise das Nesthäkchen und der Brummbär der Band war, wenn es um das Wohlbefinden der ihm nahe stehenden Personen ging war Zero eins der liebevollsten Wesen, welches man als Freund haben konnte. Gerade als er ansetzen wollte, noch etwas zu sagen, klingelte das Handy in seiner Tasche mit einer klangvoll rockigen Melodie. Die flinken Finger fischten das Gerät geschickt aus der Brusttasche seines Hemdes, es aufklappend, und brachten es schließlich nah an das grazile Ohr. "Ja?" Tsukasa strich sich ein paar der weichen, rabenschwarzen Haarsträhnen aus dem ansehnlichen Antlitz und richtete die tiefbraunen Augen interessiert auf seinen Bandkollegen, ein wenig beschwingt durch das stattgefundene Gespräch. "Hey Karyu." grüßte dieser gerade in den Hörer und automatisch zogen sich Tsukasas fein geschwungene Augenbrauen zusammen. Wieso rief ihr Leader denn an, wo er doch nicht weit von dem Proberaum sein konnte? Viel mehr interessierte ihn jedoch, was denn nun mit Hizumi war. "Wie?" Zero schien perplex für einen Moment, ein Ausdruck der Verständnislosigkeit auf dem Gesicht und sein prüfender Blick schweifte zu Tsukasa, der augenblicklich versteifte und ihn besorgt-fragend anschaute. Der Bassist verdeckte den unteren Teil des Handys mit der Handfläche und hob die Stimme zu einem Flüsterton. "Er sagt, er bringt Hizumi jetzt nach Hause." teilte er dem Älteren mit, der endlich von seinem Sitzplatz hinter den Drums aufstand und geschwind zu seinem Kollegen schritt. Fordernd streckte er die Hand aus, leicht mit den Fingern wackelnd um die Geste zu verstärken, dunkle Augen leicht verengt. "Gib ihn mir mal." Zero gehorchte und streckte ihm das Telefon entgegen, welches Tsukasa auch sofort zum eigenen Ohr hob. "Karyu?" Angespanntes Schweigen am anderen Ende der Leitung. Nur das kontrollierte Atmen verriet ihm, dass der blonde Gitarrist präsent war. "Kann ich ihn erst kurz sprechen?" fragte er entschlossen, vorerst unbeeindruckt von dem eher ungewöhnlichen Verhalten ihres sonst so enthusiastischen Bandleaders oder mehr, es ignorierend als er sich mental auf das bevorstehende Gespräch vorbereitete. Nur, dieses wurde ihm nicht gewährt. "Nein." kam es fremdartig schroff und schneidend zurück. Einen Augenblick später wurde einfach aufgelegt was Tsukasa mit einem langen, akustischen Zeichen der getrennten Leitung und einem sehr, sehr unguten Gefühl zurückließ. Zum Teufel, was ging hier eigentlich vor sich? ~~~ Hier ist dann auch erstmal Schluss. Wie gesagt, das nächste Kapitel sollte schneller kommen *lach* Ich geb mir Mühe! Der Songtext von "Grudge" wurde von mir aus dem Englischen übersetzt. Die englische Übersetzung des Originaltextes ist nicht von mir, sondern von egohabitat.com und ich besitze keinerlei Rechte darauf. Vielen Dank fürs Lesen, lasst ein Kommi da bevor ihr geht und wir sehen uns bei Kapitel drei! *winke winke mach* ! Kapitel 3: Decision - Entscheidung ---------------------------------- Nun, wie versprochen, habe ich mich mit dem folgenden Kapitel beeilt, um das lange Warten auf das Vorherige ein bisschen wett zu machen. Da ich mich jetzt dran machen werde, meine englischen Leser mit neuem Lesestoff zu versorgen, könnte das vierte unter Umständen etwas länger brauchen. Ich hab das Wochenende als Update-Datum ins Auge gefasst, sozusagen ein bisschen kreatives Schreiben zwischen Büffeln zum Entspannen, mal sehen, ob's was wird *lach* Eine kleine Dankesrunde! ^_^ : Ja, ja, man weiß nie, was einem nach einer Alkoholnacht so vorm Bett auflauert... *lol* Ich verspreche, lange warten musst du nicht mehr *nick* Danke schön! ! : Allem Anschein nach hat er das, Karyu ist ja sonst keiner, der einfach so einschnappt. Freut mich sehr, dass du das Kapitel gelungen fandest ^_^ Den Song an sich hör ich gern, Übersetzten mag ich ja generell, schön, dass die Lyrics Anklang fanden. Und sieh an, ich hab's diesmal tatsächlich schneller geschafft! *lach* Scheint, sehen wir uns schneller, als vielleicht erwartet war. Liebe Grüße zurück, verpackt in ein herzliches Dankeschön! ! : Ja~ Gemeines Schreiberlein *hust* lässt mal wieder viele Fragen offen. Armer Tsukasa hat's wirklich nicht leicht *ihn pat* Ich hoffe, die Fortsetzung kam schnell genug! Und in Unwissen sollten wir auch nicht mehr lange bleiben, meine Muse muss sich nur noch ein Herz fassen und alles aufklären *lach* Danke auch dir! ! So! Und nun ab mit Kapitel drei! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Kapitel 3 Decision - Entscheidung Warum tust du das? Schwerer Atem, ein schlanker Körper, der sich verzweifelt unter erdrückendem Gewicht wand. Dunkelheit, überall, nur silbernes Mondlicht, das sanft versuchte, dem zierlichen Wesen auf dem Bett wenigstens ein wenig Linderung zu schenken. Vergebens. Einmal mehr durfte auch er, von Verzagtheit geplagt überhaupt nichts tun zu können, nur zuschauen. In seiner ewig betrachtenden Vogelperspektive, schwebend über den grausamen Geschehen und nicht in der Lage, in irgendeiner Weise einzugreifen. Aber er wollte doch! Er wollte helfen – irgendwie. Warum tust du das? Ja, warum? Warum tat diese verachtenswerte Gestalt, die er nur als Schatten über dem Leidtragenden auf dem Bett erkennen konnte, das, was es tat? Warum schwebte er selbst nur untätig in der Luft herum, ohne dazwischenzutreten? Warum konnte er sich nicht bewegen, warum nur? Gierige Hände, die über einen zitternden Körper glitten, zerbrechliche, porzellanähnliche Haut, die wehleidig im Mondlicht schimmerte, als ob der Himmelskörper sie vor den ungewollten Berührungen schützen konnte. Samtweiche Lippen, verschlossen in einem aufgedrungenen Kuss. Warum tust du das? Ein von Unverständnis geplagtes Wispern, die unsagbar vertraute Stimme schwankend mit unterdrückten Tränen. 'Wach auf' sagte er zu sich selbst, nicht gewillt, diese Grausamkeit länger mit anzusehen, Herz sich schmerzvoll zusammenziehen als seine Ohren einen gedämpften, gequälten Aufschrei vernahmen. Hör auf! Seine Stimme versagte ihn. Nichts kam über seine blutlosen Lippen, überhaupt nichts, kein einziger Ton. Er schwebte nur da und sah zu, spürte den bitteren Kloß im Hals, der unaufhaltsam Tränen in seine Augen drängte. Warum tust du das? Und plötzlich klärte sich seine Sicht für einen winzigen Augenblick, in dem er in tränenverschleierte, verständnislose, verängstigte, tiefbraune Augen blicken konnte. "Hizumi!" mit einem vor Verzweiflung geplagten Aufschrei wachte er auf, sein Körper schellte in eine aufgerichtete Sitzposition doch die hastig ausgestreckte, Hilfe anbietende Hand griff nur in bedrückende Leere. Niemand war da, keine verachtenswerte Gestalt und auch kein Hizumi, nur er selbst und sein beschleunigter Atem, der in dem spärlich erleuchtetem Schlafzimmer hallte; die Dämmerung gerade mal am zaghaftem Keimen hinter den durchsichtigen Fenstern. Mit einem erschöpften Seufzen ließ sich Tsukasa zurück in die weichen Kissen fallen. Schon wieder, dieser schreckliche Traum und diesmal hatte er doch tatsächlich nach Hizumi geschrieen, da es das erste Mal war, dass er den kaum älteren Mann so deutlich in diesem wiedererkennen konnte. Es ließ ihn beinahe in Angstschweiß ausbrechen, stelle er sich vor, dass der Alptraum real sein könnte. Das er wirklich passiert sein könnte. Das er wirklich... "Absurd." flüsterte er in die Stille des Schlafzimmers hinein. "Absurd. Absurd. Absolut unmöglich." wiederholte er wie ein Gebet. Es war wirklich absurd. Er hätte Hizumi doch nie im Stich gelassen, niemals. Besonders nicht in solch einer Situation. Eher würde er eigenhändig jedem den Hals umdrehen, der dermaßen schändliche Intentionen gegenüber dem Sänger je in die Tat umzusetzen wagen würde. Hizumi war sein Freund, sein bester sogar und auch mehr als das, wie hätte er je in der Lage sein können, ihm Hilfe zu verweigern? Das war absolut irrsinnig. Schicht und einfach unmöglich. Undenkbar. "Ich brauche einen verdammten Kaffee." sagte der Drummer schließlich erschöpft zu sich selbst. Seit diesem einen Tag wo Hizumi die Treppen runter in die Hotellobby kam, hatte Tsukasa sich geschworen, nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken. Die Konsequenzen waren es sicherlich nicht wert, insbesondere wenn sie in dem Ausmaß kamen, in dem Tsukasa sie nun bewältigen musste. Er schwang die Füße aus dem Bett und befand sich einen Augenblick später in seiner geräumigen Küche, in einem hellen, stattlichen Apartment im fünften Stock mit gesitteter Nachbarschaft in einer ruhigen Gegend der Stadt Osaka. Schwarz und gezuckert, brachte ihm der Kaffee jedoch keine wirkliche Erleichterung oder Behaglichkeit, als er so dasaß, in seinem weichen Stuhl hinter seinem sauberen Tisch, den dampfenden Becher vor der Nase und die wirren Gedanken im Kopf. Der Blick distanziert und ziellos umherschweifend, schreckte er zusammen bei dem nervigen Gezeter seines Weckers, welcher im Schlafzimmer zu klingeln anfing, ihm signalisierend, dass es Zeit war, sich fertig zu machen, ins Auto zu steigen und ins Studio zu fahren. Er konnte sich nicht erinnern, wie er in seine Klamotten geschlüpft war, wie er die Hausschlüssel von der Kommode in die Handfläche fegte, wie er die Treppen runter stieg, ins Auto kletterte und sich anschnallte, wie er aus der Parklücke fuhr, die morgendlichen Straßen Osakas entlang, konnte sich nicht mal mehr erinnern, ob und wie lange er im gewöhnlichen Stau gestanden hatte. Ihm war, als ob sein Geist irgendwo in den eigenen Dimensionen schwebte, während der Körper pflichtbewusst seine mechanischen Vorgänge ausführte, bis zu dem Zeitpunkt wo er die Schwelle des Proberaums überschritt. "Morgen." ließ er maschinell verlauten, zog sich mechanisch die Jacke aus und platzierte sie auf den dafür vorgesehenen Haken. "Morgen." grüßte man zurück, der Stimme nach war es Zero, also wand er den Blick in die geschätzte Richtung seines Bandkollegen. Üblicherweise besetzte der Jüngere, zusammen mit seinem Bass, mit Vorliebe die alte aber lieb gewonnene Couch und tatsächlich, Tsukasas Augen fanden beide – Bass und Bassisten – an dem eben erwähnten Platz. Reflexartig lächelte er freundlich und Zero lächelte brav zurück. "Du siehst mitgenommen aus." stellte der Braunhaarige dann mit leichter Besorgnis fest und Tsukasa zuckte die Schultern. "Mir geht's gut." "Sollte es aber nicht." kam es überraschend zu seiner Linken und perplex schaute er genau dahin, direkt in Karyus stechend verengte Augen. "Lass, Karyu." unterbrach eine müde Stimme den jungen Gitarristen, als dieser allen Anschein nach noch etwas, höchstwahrscheinlich nichts Freundliches oder Aufmunterndes, hinzufügen wollte. Es war Hizumi, der seinen Freund unterbrochen hatte, doch er selber schaute nicht auf von dem Mikrofonständer, an dem er gerade, zu welchen Zwecken auch immer, rumfummelte. Es war leicht zu erkennen, dass er diese Nacht kaum bis überhaupt keinen Schlaf, oder Erholung im allgemeinen, gekriegt hatte. "Aber...!" empörte sich der Blonde aufgebracht, ließ dabei achtlos seine über die Schulter geschnallte Gitarre los und beäugte den Kleineren mit einem gereizten Blick. "Lass einfach. Bitte." wiederholte dieser nur erschöpft, ein Klick war zu vernehmen da das Mikrofon nun erfolgreich an den Ständer angeknüpft war, und letztendlich hob Hizumi den Kopf, sah dabei aber gekonnt an Tsukasa vorbei. "Können wir anfangen?" fragte er an Zero gewand, der verwirrt zwischen seinen drei Kollegen hin und her blickte. Der eine zeterte immer noch leise Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart, der andere sah aus, als ob er im Moment weit, weit weg sein wollte und der letzte stand wie vom Donnerschlag getroffen neben der Tür und starrte benommen und überrumpelt vor sich hin. Das waren natürlich die besten Vorraussetzungen für einen Reinfall von einer Bandprobe. Einfach klasse. "Wenn ihr alle denn soweit seit..." erwiderte er deswegen etwas zaghaft und Karyu funkelte ihn mit einem Seitenblick anklagend an. Hizumi nickte nur und Tsukasa schien die Frage gänzlich überhört zu haben. "Tsu?" er zuckte zusammen und stellte fest, dass Zero mittlerweile aufgestanden und bei ihm angekommen war, ihn sanft den Oberarm tätschelnd. "Wollen wir?" der Bassist nickte leicht Richtung des Schlagzeugs und der Schwarzhaarige wagte einen Blick zu Karyu, der direkt zurückblickte, kalt und provokativ. Beinahe als ob er ihn warnte, irgendetwas zu wagen, nur was, davon hatte Tsukasa nicht die geringste Ahnung. Toll. Worüber auch immer sich ihr Leader gestern mit Hizumi unterhalten hatte, es hat ihn definitiv nicht auf Tsukasas Seite gebracht. Wohl eher das Gegenteil. Das machte ihn wütend, wütend auf Hizumi weil dieser den anderen gegen ihn aufgehetzt hatte aber zum größten Teil wütend auf sich selbst, weil sich sein Verstand einfach nicht erinnern wollte, sodass er sich wenigsten in irgendeiner Weise hätte verteidigen oder rechtfertigen können. So ging das die ganze Probe über. Hizumi umging ihn, wo er nur konnte, sagte meist nichts und sang nur halbherzig, immer noch ausgepowert von gestern, was auch in seiner leicht kratzigen Stimme zu hören war, die er eindeutig überstrapaziert hatte. Karyu grummelte nur vor sich hin, starrte Dolche in Tsukasas Richtung und verspielte sich ständig, was er mit eigenem gereiztem Fluchen quittierte. Zero hielt sich raus, beobachtete, und ließ ebenfalls nicht viel von sich verlauten. Tsukasa selber fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, stimmte dann und wann den falschen Takt an was in einem schiefen, aber von keinem wirklich wahrgenommenen Spiel resultierte und sank immer tiefer in schwere, ungemütliche Gedanken. "Jungs." Zeros leise Stimme fing all ihre abgelenkte Aufmerksamkeit ein. "Ich denke, wir sollten jetzt aufhören." Recht hatte er. Hätte ihnen gerade jemand zugehört, würde er nie glauben, dass er gerade eine sehr erfolgreiche Visual Kei Band vor sich hatte und nicht irgendwelche blutigen Anfänger, die gerade Mal das Notenlesen gelernt haben. "Ich brauche eine Zigarette!" ließ Karyu vernehmen, klatschte dabei unnötig laut in die Hände und entledigte sich in Windeseile seiner Gitarre. "Kommst du, Hizumi?" das energische Wesen drehte sich mit vollem Körpereinsatz zu dem Angesprochenen um, sodass Tsukasa den dabei entstandenen Luftzug beinahe an dem Platz, an dem er saß, spüren konnte. "Hmm." Mikro aus der Hand gelegt, nickte der Sänger nur leicht. Ungeachtet dessen, dass er eigentlich Nichtraucher war. Er schien einfach nur froh zu sein, sich wieder aus dem Raum verdünnisieren zu können, damit er nicht mehr mit seinem auserwählten Objekt der Abweisung konfrontiert werden musste. Das tat jenem Menschen weh, wie sollte es auch anderes sein, doch Tsukasa sagte nichts, als die beiden aus dem Raum verschwanden. Er wollte auch nicht mit Zero reden und dieser verstand, trügerisch beschäftigt mit seinem perfekt gestimmten Instrument. "Ich gehe jetzt Heim." verkündete der Drummer dann unerwartet und Zero hob den Kopf, ungläubig blinzelnd, zusehend wie der Schwarzhaarige sich nun erhob. "Im Ernst? Wir sind ja grade mal zwei Stunden am Proben." Und es waren die längsten, unerträglichsten zwei Stunden seines Lebens gewesen. Er konnte noch einigermaßen damit klarkommen, dass Hizumi ihm gegenüber feindselig war, aber jetzt auch noch Karyu... Er kannte den Gitarristen ja nicht einmal so – feindselig. Ihr Leader war schon immer die gute Seele der Band gewesen, immer auf Achse um alle vier bei Laune zu halten, Lächeln und Lachen in die Runde zu bringen, für Entspannung und das lockere Miteinander zu sorgen. "Schlimm genug." flüsterte er, ignorierte Zeros beunruhigtes Stirnrunzeln und ging schnellen, festen Schrittes aus dem Raum. Der Bassist blieb alleine zurück, ein grottentiefes Seufzen ausstoßend und sich durch die gelockten Haare fahrend. Irgendwo war das alles doch zum Kotzen. Das fand Tsukasa nämlich auch. Keiner sagte ihm, was los ist, er selbst wusste es nicht und das alles war in einer gewissen Weise ziemlich unfair. Klar, überwiegend war es seine eigene Schuld, doch ein wenig Unterstützung würde jetzt keinen umbringen. Es konnte auf keinen Fall so weiter gehen, wie es dies gerade tat und sich ständig zu zanken und aus dem Weg zu gehen war einfach nur eine hirnrissige Lösung, die auf Dauer alles kaputt zu machen drohte. Freundschaften, Bandmitglieder und auch die Band an sich. Dessen war er sich bewusst, sich fragend, ob Hizumi es auch war. Diese Band war ihm doch heilig, war der Schmerz wirklich so groß gewesen, dass er sogar seine und ihre Musikkariere dafür riskierte? Das ließ Tsukasa nur in einer noch größeren, kompletten Ungläubigkeit zurück. Wenn es so eine große Sache war, wie zum Teufel hatte er es geschafft, sie dermaßen komplett zu vergessen? Oder war er etwa am Verdrängen? Wie ein verstörter Geist in einem eigentlich völlig gesunden Körper, der ein Trauma zu verdrängen versuchte. Gewaltopfer taten das. Oder Menschen, die etwas grausam Schreckliches hatten miterleben müssen. Auch Menschen, die selbst etwas Bestialisches getan hatten und es so erfolgreich verdrängten, dass sie sich der eigenen Tat mit der Zeit gar nicht mehr bewusst waren. Die Wahrheit jedoch, war immer präsent, unauslöschbar. Man mochte sie verdrängen, aber sie kehrte zurück, in psychischen Anfällen, in unkontrollierten Halluzinationen oder in prophetischen Träumen. Weiter kam der Drummer in seinen tiefgründigen Überlegungen nicht, denn auf dem Weg nach draußen, zu dem Parkhaus wo sein treuer, schwarzer Toyota geduldig auf ihn wartete, bemerkte er etwas aus dem Augenwinkel. Oder eher, jemanden. Jemanden, den er schon seit geraumer Zeit unter vier Augen sprechen wollte. Er hatte keinen Verdacht darauf, wohin Karyu möglicherweise gegangen sein könnte, aber er war unheimlich froh, dass dem so war. Denn so hatte er nun die Möglichkeit, sich Hizumi anzunähern, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Der Sänger stand, offensichtlich wartend und schwer mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, neben der Tür, die zu den Toiletten führte und Tsukasa nahm an, diese Tatsache erklärte auch Karyus momentane Abwesenheit. Umso besser. Hizumi schien ihn nicht bemerkt zu haben, was angesichts seines bedrückten und tief in Gedanken versunkenen Gesichtsausdrucks wohl auch kein großartiges Wunder war, kam Tsukasa aber nur noch mehr entgegen. Er schaffte es, bis auf ein paar Schritte die sie nun trennten, näher bei dem Älteren zu sein, als er es in den letzten paar Tagen je war. Erst jetzt, seine Anwesenheit spürend, hob Hizumi den Kopf. Was dann passierte, ließ Tsukasa vollkommen verwirrt und geschockt zurück. Ihm schien, als hätte das braunhaarige, blasse Wesen ein furchterregendes Monster anstatt Tsukasas hübschem Antlitz erblickt, so sehr weiteten sich die sonst so ruhigen, ausgeglichenen, tiefbraunen Augen im unbegreiflichen Entsetzen und Schreck. Hizumi verlor allem Anschein nach kurz den Atem, zurückweichend, oder mehr, zu Seite, denn hinter sich hatte er nur die unbarmherzig harte Wand. In einem, von dem Sänger wohl als sicher eingeschätztem Abstand, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte Tsukasa an und Tsukasa starrte nicht minder erschrocken zurück. Er wollte etwas sagen, irgendetwas, aber seinem überrumpelten Verstand fiel nichts, überhaupt gar nichts, ein, was er durch seine Lippen in Form von Silben und Worten hätte hervorpressen können. Irgendwo aus dem Inneren stieg etwas empor, schlug zusammen mit seinem Herz bis zu seinem Hals - ein paar simple Worte, dessen Bedeutung er noch nicht wusste aber jetzt schon fürchtete. 'Es tut mir Leid.' Doch was? Was, was tat ihm Leid? "Bleib weg." doch vom Hass, vom Groll, von den ganzen dunklen Emotionen der Abweisung blieb nichts in Hizumis Stimme zurück, so flehend wie sie kam. Und die Augen... Gott, diese Augen. Sie gaben ihm beinahe alle Antworten, die er von dem anderen ersuchen wollte. Sie stimmten also, seine Träume... Hier und Jetzt, gab ihm die aufgelöste Mimik seines Freundes, seines besten Freundes, eines Menschen den er doch eigentlich beschützen, behüten und schätzen sollte, eine großen Teil der Wahrheit wieder. Es ließ ihn erschüttert zurück, erschüttert über den eigenen gravierenden Fehltritt an den er sich noch nicht einmal, immer noch, richtig oder genau erinnern konnte und von dem er doch Bescheid wusste. Seine Träume mochten ihn anlügen können, doch diese Augen konnten es nicht. Das Vertrauen, das zu Bruch gegangen war, lag beinahe in einem sichtbaren Meer aus Scherben zu beider ihrer Füßen. Und der Abstand, den Hizumi so hastig und angstgetrieben zwischen ihnen gebracht hat, war in Wirklichkeit eine Schlucht, die sich erbarmungslos aufgetan hatte. Er konnte sie nicht überqueren, diese Schlucht, denn er wusste – wenn er stürzte, würde Hizumi ihn fallen lassen. Vielleicht tat er das schon die ganze Zeit über, stürzen und fallen. Nur hätte er sich nie vorstellen können, dass der Aufprall dermaßen verheerend sein würde. Nun war es er selber, der zurück wich, vielleicht aus Scham, vielleicht aus Schuld, vielleicht aus Schmerz. Er konnte sich überhaupt nicht einschätzen, fremd im eigenen Körper. Abrupt drehte er sich um, zum ersten Mal in seinem Leben begreifend, was es wirklich hieß, vor Problemen weg zu laufen, weil sie zu groß, zu überwältigend, zu schmerzhaft waren. Zum ersten Mal realisierend, wie sich Menschen fühlten, die an einem bestimmten Punkt hoffnungslos mit ihrem Leben überfordert waren. War Hizumi es auch? Wahrscheinlich noch mehr, als Tsukasa selbst. Ein schwacher Trost, doch der Drummer hatte keine einzige, klare Erinnerung wohingegen Hizumi ersichtlich alles mental abgespeichert hatte und er wollte sich nicht vorstellen, wie sich das anzufühlen vermochte. Erst Zuhause, als er stundenlang reglos unter der eiskalten Dusche gestanden hatte - komplett angezogen, sogar mit Daunenjacke und Schuhen, Stirn schwer gegen die Wand der Dusche gelehnt und Augen krampfhaft geschlossen - konnte er sich selbst einigermaßen wieder finden. Erst nachdem die zierliche Haut nahezu blau wurde und die kalten Wassermassen unerträglich schmerzhaft auf diese aufschlugen, kehrten Sinn, Wahrnehmung und Verstand zu Tsukasa zurück. Vielleicht interpretierte er zu viel hinein? Sollte er fragen, nachhaken, Sachen klar stellen? Sogar wenn er bis nahezu zur Bewusstlosigkeit betrunken gewesen sein sollte, er konnte sich nicht vorstellen, dass er selbst solch ein Monster sein konnte. Es musste eine Erklärung dafür geben, einen Grund, irgendetwas, was schief genug gelaufen war, dass er in einer derartigen Situation so unglaublich falsch gehandelt hatte. Irgendetwas musste im Vorfeld passiert sein und wie sehr er sich doch wünschte, den eigenen Schädel aufzuspalten und die nötigen Erinnerungen eigenständig raus zu holen. Er suchte Antworten, Antworten die er sich selbst nicht geben konnte und folglich gab es nur einen Menschen auf diesem Erdball, der dazu noch in der Lage war. Hizumi. Von einer plötzlichen Erkenntnis wie von einem Blitz getroffen, stolperte der Drummer eher ungeschickt aus der Dusche, da sein durchgefrorener Körper sich dabei ungemein beschwerte. Die steifen Finger wollten nicht gehorchen, um ihrer Aufgabe, das Wasser abzustellen, nachzukommen, schafften es aber letztendlich doch. Triefnass, Wasserspuren auf den Fliesen des Badezimmers und eine Weile später auf den Teppich des Schlafzimmers hinterlassend, fand sich Tsukasa vor seinem Kleiderschrank wieder. Bestimmte, energische, selbstbewusste Handgriffe befreiten ihn aus den kalten, nassen Klamotten und deckten seinen gut gebauten Körper wieder in warme und trockene. Die mit kühler Flüssigkeit voll gesaugten Sachen blieben achtlos auf dem Boden in einem chaotischen Haufen liegen, teilten das kalte Wasser fleißig mit dem Material des Teppichs, aber das war Tsukasa recht egal. Genau genommen nahm er von ziemlich nichts eine Notiz mehr, beeilte sich einfach, aus dem Haus zu kommen und sich auf den Weg zu Hizumi zu machen, bevor er sich noch dagegen entscheiden konnte. Er war gewiss kein Feigling, aber gemäß allen Regeln der Aufregung war er nervös und aufgewühlt, insbesondere weil er genau wusste, dass Hizumi ihn im Moment von überhaupt bis gar nicht sehen wollte, was im Endeffekt auf das Selbe hinauslief. Auf eine Konfrontation, wohl oder übel, und Tsukasa war eher übel bei dem Gedanken daran, doch was war noch groß übrig, dass er tun konnte? Alleine rannte er immer wieder gegen eine mentale Blockade in seinem Erinnerungsvermögen und Hizumi endgültig zu verlieren, das würde er sich schlicht und einfach nicht erlauben. Dazu waren sie schon zu lange Freunde, dazu mochte er den anderen zu sehr, dazu hasste er den Gedanken daran, nie wieder ein Wort mit Hizumi wechseln zu können, zu abgrundtief. Er wollte Klarheit, er wollte Wahrheit – für sich selbst, für Hizumi und auch für sie beide. Und wenn er dazu jedes einzelne Wort dem anderen mühsam entlocken musste, würde er das tun, bis sich alles aufgeklärt hat. Das Gebäude, in dem Hizumi ein Apartment bewohnte, ragte sich gemächlich hoch zu dem abendlichen Himmel über Osaka, das Blau gemischt mit zartem Rosa und Gelb; Farben, die die Sonne als Abschiedgruß des Tages liebevoll über das Firmament strich. In dem Gebilde von leichter Düsterheit und herbstlicher Kälte, die über der Parkfläche im Schatten des zwölfstöckigen Hauses geisterten, stieg Tsukasa aus seinem schwarzen Toyota aus, ließ das Gefährt einmal bestätigend aufpiepen, als die Alarmanlage, betätigt mit dem Knopf des Autoschlüssels, einschnappte. Seine dunklen Augen wanderten hoch, zum Stockwerk Nummer Elf, doch das eine bestimmte Fenster, das er ansah, hatte die Vorhänge fest zugezogen. Er hoffte, Hizumi war Zuhause und er hoffte, Karyu war es auch. Er kannte die hilfsbereite, fürsorgliche Seite ihres Leaders gut und angesichts Hizumis momentanen Zustands war es einwandfrei vorstellbar, dass der Gitarrist irgendwo in dessen Nähe schützend und unterstützend Wache hielt. Das Herz hallte in seinen Ohren mit jeder Treppenstufe, die er nach oben nahm, den Aufzug geflissentlich ignorierend. Er brauchte diese kleine Klettertour, auch um seine Gedanken zu sammeln und zu ordnen, um sich zumindest ein vages Gerüst aufzustellen, wie er was und warum sagen würde. Er wusste genau, dass es nicht wirklich viel brachte, denn in dem entscheidenden Moment fehlten einem IMMER die Worte, zumindest die richtigen. Dennoch, das Mindeste, was er tun konnte, war, es zu versuchen. Zu versuchen, das alles irgendwie wieder in Ordnung zu bringen, das alles irgendwie wieder in die richtigen Bahnen zu leiten, aber das Wichtigste... das Wichtigste war, dass er endlich die Wahrheit erfuhr. Egal, wie sie auszusehen vermochte aber doch mit der kleinen Hoffnung, dass sie nicht so aussah, wie es ihm seine Träume und Gefühle vorhersagten. ~~~ Cliffhanger, ich weiß *schmunzel* Immer wieder die meist bevorzugte Waffe aller Fictionautoren, aber die eigene Muse tendiert ja immer dazu, einen genau an solchen Stellen Einhalt zu gebieten, um die aufkommende Wendung erst einmal zu durchdenken. Ist alles also nur zur Hälfe Absicht! *lach* Ich bedanke mich fürs Lesen, bitte um Kritik und/oder Lob in Form eines Kommentars und hoffe, wir sehen uns, gesund und munter, bei Kapitel vier! *wink* ! Kapitel 4: Truth - Wahrheit --------------------------- Ha! Unglaublich aber wahr, ich habe meinen selbst gesetzten Termin doch tatsächlich einhalten können – hier ist das neue Kapitel ^_^ Vielleicht sollte ich das als Warnung in die Storybeschreibung setzten, denn ich habe einen starken Hang zum Drama *lach* Deswegen unter meinen englischen Lesern auch längst als "Drama-Queen" verschrienen, mal sehen, ob ich mir den Titel auch im deutschen J-Fandom sichern kann *schmunzel* Auf jeden Fall ist der Plot endlich mal ins Rollen gekommen, die folgenden Szenen waren die eigentliche Grundlage für die Story. Mal sehen, wie es sich nun weiter entwickeln wird. Hab mich auch endlich ans Photoshoppen gemacht und ein Cover für die Fic gestaltet, ist zwar nicht überaus berauschend geworden, aber ich mag's ^_^ Hoffe, ihr tut das auch. Eure Kommentare waren sehr ermunternd und motivierend, wie man sieht, und verdienen auf jeden Fall eine kleine Dankesrunde *hände klatsch* : Ich bemüh mich! *lach* Wenn mich eine Idee richtig packt, sind die Updates in der Regel auch kein Problem, es sei denn, mein Leben kommt dazwischen *lol* Freut mich, dass es dir gefallen hat, der Schluss was gemein in der Tat, aber so sind wir Fictionautoren nun mal... XD Dann schick ich dich mal, zusammen mit Tsukacchi, auf die Entdeckungsreise! Liebe Grüße und ein Dankeschön zurück! *plüsch* : Jap, ich weiß xP Nja, vorzeitig gut heißt ja nicht, dass es auch so bleiben wird *grins* Die Frage beantwortet sich, glaube ich, sehr schnell in diesem Kapitel *lach* Danke schön! : Feierlich ist es in der Tat nicht mehr *schmunzel* Und Gemeinheiten gibt's wie immer gratis dazu *lol* Na auf Karyus Reaktion wär ich aber auch gespannt gewesen... *lach* Deine Hoffnung bestätigt sich sagen wir mal zu 50 Prozent. Aufklären musste es sich ja so oder so, aber über's Positive lässt sich streiten *pfeif* Gerne! Für mich als Autor gehört ein kleines Dankeschön an meine Leser sozusagen zu den persönlichen Grundsätzen. Bringt Autor und Leser auch ein Stückchen näher, nicht wahr? Nicht nur der eine, der i-wo schreibt und der andere, der i-wo liest *lach* Hoffe es ging schnell genug und werde versuchen, die Geschwindigkeit beizubehalten *nick* Liebe Grüße zurück und ein herzliches Dankeschön dazu! *knuffz* : Na das freut mich, dass die Spannung vorhanden ist! ^_^ Ich habe auch meinen Spaß, die Träume zu schreiben und bin ungemein erleichtert, dass die nötigen Emotionen auch gut rüber kommen! Schließlich sind genau diese der Kern jeder Situation. Da wären wir ja schonmal zwei! *lach* Tsukasa und Hizumi sind auch mein Lieblingspairing und genau deswegen würde ich es mir nie verzeihen, es zu verhauen. Dazu hab ich die beiden viel zu lieb *schmunzel* Ich hoffe, du bleibst auch weiterhin zufrieden mit der Story und gespannt auf Fortsetzungen! Danke schön! *drück* *hopp hopp auf und davon* XD : *listiges grinsen* Keine Sorge... bis jetzt hab ich alles mit jedem meiner Pairings hingekriegt... XD Ein Licht ist immer da, ne~ Auch wenn man es manchmal selbst sein muss *nick* Und werden wird's auf jeden Fall *lach* Hoffe, es ging schnell genug weiter und bedanke mich hiermit herzlich! ! : Hallo *wink* Nun, ich spreche dir ein mindestens genauso großes Lob für dein Kommentar und freue mich sehr, dass die Story dich überzeugen konnte! 1. Dann ist es natürlich eine Ehre, dass du meine Fanfic dennoch verfolgst. Dazu muss ich sagen, ich versuche, nicht gleich meine ganze fiktionale Welt zu "verschwulen" (wobei ich nicht sage, dass das falsch ist oder dass ich es nie selber gemacht habe, man muss es nur glaubwürdig genug gestalten). Ich kenne das sehr gut, dass plötzlich automatisch alle, die in einer Fiction vorkommen, anders gepolt sind und dadurch geht die Besonderheit von Shounen- oder auch Shojo-ai Beziehungen verloren, weil's dann eben nichts Besonderes oder Außergewöhnliches mehr ist. Man muss einfach ganz klar sehen, dass es natürlich nichts Verwerfliches aber eben auch nichts Gewöhnliches ist. Ich denke, manchmal macht genau das diese Pairings aus. 2. Nun, da bin ich ebenfalls ausgesprochen vorsichtig. Natürlich kennt man reale Menschen nicht in- und auswendig wie man es mit selbst erfundenen Charakteren tut und man kann nur Charakterzüge erahnen, die man so in Interviews und Shows miterlebt. Man muss dies immer im Hinterkopf behalten und ich verstehe deine kritische Ansicht dem gegenüber vollkommen. Deswegen seh ich es zum Beispiel auch nicht sehr gern, wenn man in Fictions über die Strenge schlägt, wobei dies natürlich für jeden relativ ist. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, man sollte reale Persönlichkeiten, die man für seine Fictions benutzt, mit allem nötigen Respekt behandeln und das kann man immer und überall, egal, in welche Situationen und Lagen man die Charaktere steckt. Dein Lob ist angesichts alldem natürlich sehr angenehm für mich! Da es um reale Menschen geht, ist Realität und Glaubwürdigkeit der Geschehnisse natürlich oberste Priorität für mich; es freut mich, dass dem so ist! Hizumis und Tsukasas Situation ist auf jeden Fall keine, die man schön oder erfreulich bezeichnen würde und ein Aspekt dieser Fanfiction ist auch, zu zeigen, dass solche Situationen obwohl schmerzhaft dennoch lösbar sind und ich hoffe, das werde ich gut genug bewerkstelligen können ^.^ Ich gebe zu, Hizumi als die starke Persönlichkeit, die er zu sein scheint, ist schwer vorzustellbar in einer "Opferrolle" und man wird später feststellen, dass seine Rolle auch nicht wirklich als solche definiert werden kann, aber an dieser Stelle zitiere ich nur all zu gern eine meiner höchst respektierten RPG-Kolleginnen: "You can't keep walking around like a God. You may look like one, but you break like any other human do." Er ist sicherlich selbstsicher und dominant, aber auch aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, sogar die Stärksten haben nun mal ihre Grenzen und es freut mich, dass du sein Verhalten in gegebenen Situation ebenfalls als angebracht ansiehst! ^_^ Ich verspreche dir auch, wir werden unseren Hizumi wie wir ihn kennen und lieben, auch in dieser Story oft genug erleben *lach* Ah! Wer hat jetzt geschwafelt, eh? *lach* Ich hoffe weder du, noch die anderen Leser, noch die Freischlater, nehmen mir das übel. Nun denn, hoffentlich wird dieses Kapitel deinen Erwartungen gerecht! Cheers! und ein großes Dankeschön! *plüsch* Ich bedanke mich an dieser Stelle auch herzlich für deine Zirkeleinladung, werde mir das Beitreten aber noch gründlich überlegen. Mit meinen englischen und deutschen Fics bin ich im Moment schreibtechnisch voll ausgelastet, deswegen weiß ich nicht, ob ich derzeit zusätzlich in einem Zirkel aktiv mitwirken kann *lach* ~~~ Jetzt aber wirklich genug geredet *lach* Ich denke, an meine gelegentliche Redseligkeit müsst ihr euch dennoch von nun an gewöhnen XP Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 4 Truth - Wahrheit Der Gang elf Stockwerke hoch kam Tsukasa im Endeffekt viel zu kurz vor. Nun war er, Hand erhoben in Entschlossenheit, die auf wackeligen Fugen stand, dabei, an Hizumis Wohnungstür zu klopfen – seit geschlagenen drei Minuten. Ob er Angst hatte? Natürlich hatte er diese, wer an seiner Stelle kaltblütig ruhig hätte bleiben können wäre vermutlich ein Baumklotz. Der Drummer selbst war jemand, der für seine Gelassenheit und Beherrschung oft bewundert wurde, was niemals hieß, dass auch Tsukasa keine Momente der Zweifel und des Bangens kannte. Jetzt, in diesem Augenblick, war es eines dieser Momente und wie schon sooft schaffte es der selbstbewusste, hübsche Mann, über den eigenen Schatten zu springen. Wenn schon nicht des eigenen Willen wegen, dann wenigstens wegen Hizumi und auch der Band. Mit einem kontrolliert ausgeatmeten Atemzug ließ er seine Fingerknöchel endlich in Berührung mit dem Holz der Tür kommen. Das dabei entstandene Klopfgeräusch hallte in Tsukasas eigenem Kopf beinahe lauter, als im Treppenhaus um ihn herum. Lange Zeit kam nichts, was ihm in einer gewissen Weise bestätigte, dass Karyu wohl abwesend im Apartment ihres Sängers war, sonst wäre die Tür schon längst schwungvoll aufgerissen worden. Das Hizumi gerade keinen Besuch erwartete oder wünschte war eindeutig, aber Tsukasa schob den Gedanken ans Umdrehen und Weggehen weit in die hinterste Ecke seines Verstands, die Führung seiner angeborenen Sturköpfigkeit überlassend. Er war es gewöhnt, das zu erreichen, was er sich vornahm auch wenn er ein Mensch war, der in seinem Leben hatte ebenfalls ein- und zurückstecken müssen. Deswegen meinte er, auch auf das Schlimmste relativ gut gefasst reagieren zu können und deswegen verließ ihn der Mut fernerhin nicht als das zweite, dritte und vierte Anklopfen unbeantwortet blieben. Vielleicht war es eines dieser berühmt-berüchtigten intuitiven Gefühle, das ihm sagte, dass Hizumi da war und vielleicht wollte er einfach nicht einsehen, dass genau das Gegenteil Fakt sein könnte. Ob es das eine oder das andere war wurde in dem Moment egal, in dem er Schritte hinter der Tür vernahm – langsame und unwillige Schritte, aber sie näherten sich dennoch. In Gedanken dankte er Kami-sama dafür, dass die eben erwähnte Tür keinen Türspion besaß war er sich dessen sicher, diese Wohnung in dem Fall nie wieder betreten zu können. Ein sanftes Klicken des Schlosses, das leichte Scheppern der Kette, und bald löste sich das braune Holz an einer Seite aus dem Rahmen, um den ungebetenen Gast willkommen zu heißen – zumindest bis zu dem Augenblick, wo tiefbraune Augen Tsukasas Gestalt erblickten. Er war gerade noch schnell genug den eigenen Arm ausschellen zu lassen und mit einem leichten Klaps die flache Hand gegen die Tür zu stemmen, sie davon abhaltend, ihm vor der Nase zuzufallen. "Ich muss mit dir reden, Hiroshi. Bitte." Zur Antwort wandten sich die Augen des Angesprochenen abrupt ab, versteckten den Ausdruck in ihnen, während der Druck gegen Tsukasas Hand stark genug anwuchs, um ihn begreifen zu lassen, dass er dabei war, ausgesperrt zu werden. Irgendwo machte ihn das wütend und desolat zugleich und in einem Ansturm der Unverständlichkeit sowohl als Bestürzung spannte sich sein gut trainierter Arm an, drückte die durch so viele Stunden Schlagzeugspielens prächtig entwickelte Muskeln gegen die dünne Haut, ihre Umrisse zum Vorschein bringend. Die ausgeübte Kraft hatte keine Probleme, durch seine Knochen zu vibrieren, vollkommen ausreichend für einen wirkungsvollen Stoß, der die Tür aufdrückte und Hizumi somit zwang, zurück zu stolpern. Irgendetwas an dieser Geste, diesem Szenario, schien den kaum älteren Mann schmerzvoll zugesetzt zu haben, das abgehackte Schnappen nach Luft bekräftigte das nur umso mehr. Tsukasa verstand und verstand es gleichzeitig nicht, achtlos die Tür hinter sich zuwerfend und komplett vergessend weder Jacke noch Schuhe auszuziehen, da ihm die Zeit dafür just fehlte. Hizumi war einfach umgedreht, nach aller Kraft bemüht, von dem anderen weg zu kommen und regelrecht zu flüchten – nicht, dass es wirklich viele Möglichkeiten gab, wo er sich in seinem eigenen Apartment vor Tsukasa hätte verstecken können. "Hizumi!" doch der bittende Ton wurde ignoriert, vielleicht auch nicht gehört oder gar wahrgenommen. Folglich, alles was ihm übrig blieb war, dem anderen nachzulaufen in der Halbdunkelheit, die in den vier Wänden herrschte, erzeugt durch die zugezogenen Vorhänge, die das ohnehin durch die Abenddämmerung geschwächte Licht spärlich rein ließen. Zum Glück war Hizumi niemand, der Unordnung und Chaos in seiner Wohnung pflegte, somit gab es nichts, worüber der Drummer in seiner Eile und Hektik hätte stolpern können. Er kannte Hizumis Wohnung gut, immerhin war er oft genug da gewesen. Jedoch verknüpfte er mit keiner dieser Erinnerungen etwas Schlechtes oder Unbehagliches, nie waren sie zusammen in diesen vier Wänden gewesen und ungemütliche Zeiten miteinander erlebt – bis jetzt. Bis jetzt, wo er seinem Freund quer durch das Apartment nachjagen musste da dieser ihn offensichtlich nicht hier haben wollte; bis jetzt wo er zum ersten Mal etwas Schweres, Unheilvolles und Bedrückendes mit den Sinnen vernahm – am deutlichsten genau in dem einen Moment wo Hizumi die Stimme hob, verzweifelt jedoch warnend und entschlossen zugleich. "Bleib weg von mir!" Und Tsukasa gehorchte diesem schwankenden Befehlston, instinktiv, gefrierend in seinen Bewegungen bevor sein Fuß die Schwelle des Schlafzimmers überschreiten konnte. Warum die Menschen ihr Schlafgemach immer als den sichersten Platz ansahen war kaum erklärbar, vielleicht war es das Vertraute, das Eigene, das Persönliche an diesem Platz, das einem ein gewisses Gefühl an Sicherheit und Geborgenheit gab und eine Illusion von Schutz erzeugte. Tsukasa wusste das nicht und es war ihm auch vollkommen egal, insbesondere als Hizumi sich endlich umdrehte und ihn ansah mit vor Panik geweiteten Augen. Jedoch, Tsukasa wusste, dass nicht er persönlich der Grund für diese Panik war sondern vielmehr ES. Das verflucht-verdammte es, was zwischen ihnen passiert sein musste, dieses eine es, woran er sich nur so vage und unsicher erinnern konnte. Es war nicht Tsukasa an sich, vor dem Hizumi sich so fürchtete oder vor dem er so verzweifelt Zuflucht suchte, aber es war etwas, was unmittelbar an des Drummers Präsenz anknüpfte, was so qualvoll aufschäumte, wenn diese unergründlich tiefen Augen ihre Sicht auf den Jüngeren legten. Was Hizumi marterte aber nicht in relativ harmlosen Alpträumen sondern lebhaft und konkret, hier in der Gegenwart, hier in der Realität. Und es riss Tsukasa innerlich auseinander, die Tatsache, das Hizumi es nicht ertragen konnte ihn zu sehen, umso mehr weil er selbst nicht mal ein klares Warum dafür kannte. Er war sich nicht wirklich dessen bewusst im Begriff zu sein das Zimmer zu betreten, die dunklen Augen fieberhaft auf den anderen fixiert als ob dort alle Antworten reflektiert wurden. Doch das einzige, was reflektierte, war der Schall von Hizumis erhobener Stimme von den Wänden des Raums. "Bleib weg!" er stolperte zurück, blindlings, der schmale Rücken harsch kollidierend mit der harten Wand wodurch eins seiner Atemzüge eher ruckartig ausgestoßen wurde. Nichtsdestotrotz ohrfeigten die Worte Tsukasa unsichtbar aber hart, zwangen seinen Körper wieder, in jeder kleinsten Bewegung inne zu halten und verloren, verzweifelt, nichts verstehend den anderen anzustarren. Er fand seine eigene Stimme, deren Klangfarbe durch die betäubend tobenden Emotionen am Ersticken war, nicht wissend, woher er die Sätze nahm, die er aussprach. "Hizumi... Tage zuvor... in deinem Hotelzimmer..." ob sie für den Sänger Sinn machten, wusste er nicht aber das beantwortete sich ohnehin von selbst. "Hör auf." wisperte dieser verzweifelt und presste sich weiter in die Wand in seiner Suche nach einer körperfesten Stütze, da mentale kaum mehr vorhanden waren und sogar wenn, Tsukasas Gegenwärtigkeit schien sie zu brechen, eine nach der anderen mit einem entsetzlich stillem Knacken. "Verschwinde einfach, Kenji. Bitte geh." Genau das konnte Tsukasa nicht. Sie beide standen mit dem Rücken zu Wand, übertragen und Hizumi sogar buchstäblich. Die einzige Bitte, der Tsukasa jetzt nicht Folge leisten konnte war die eine, die seine Ohren gerade vernommen hatten. Die Wahrheit... die Wahrheit musste her, aber wollte er sie überhaupt wissen... "Was ist da passiert? Was ist passiert, Hiroshi... in dieser einen Nacht?" bohre er deswegen nach, wohl wissend, dass die gemeinte Nacht unverkennbar die eine war, die sie beide fürchteten. Es verwirrte ihn wie noch nie in seinem Leben, dass Hizumis Antwort zuerst ein ungläubiges, zittriges Auflachen war. "Du willst mich wirklich fertig machen, oder...?" flüsterte er atemlos und der beängstigend entkräftete Blick in seinen Augen machte Tsukasa Angst. Er verifizierte ihm, dass Hizumi das eben Ausgesprochene vollends ernst meinte und wie sehr er drunter litt. "Macht es dir so viel Spaß...?" Heftig den Kopf schüttelnd hatte Tsukasa das Verlangen, eben diesen gegen eine Wand zu rennen. Nichts daran machte ihm Spaß... Im Gegensatz, es war eine Tortur und doch war es so einfach... er konnte sich einfach nicht... "Ich weiß nicht, wovon du redest, Hiroshi. Ich kann mich absolut nicht erinnern." ungewöhnlich leise sprach er die Wahrheit doch er erkannte augenblicklich, dass Hizumi kein einziges Wort glaubte. Aber mehr als Ehrlichkeit konnte er dem anderen nicht geben. "Bitte erklär es mir..." er konnte nicht mehr tun, als um die Wahrheit zu flehen. "Was ist da passiert... in diesem Zimmer?" Tsukasas eigener Atem stockte abrupt und schmerzhaft in seiner Brust, die schwarzen Puppillen weiteten sich in Schock und Schreck zugleich, zusehend wie Hizumi sich plötzlich an den Kopf griff, schlanke Finger erbarmungslos verhakt im weichen, braunen Haar, und einfach nur die Wand entlang auf den Boden rutschte, ein Bein angewinkelt womit die Stirn des Älteren erschöpft gegen das gebeugte Knie fiel. "Warum tust du das?" Wie scharf die erstickte Frage in Tsukasas Seele schnitt war unerträglich, gleich einem glühendheißem Messer, das eine zarte Haut unwiderruflich zerstörte. Es ließ nicht nur Bilder des Alptraums vor seinen Augen flackern, es entfachte auch etwas anderes irgendwo in seiner Brust, ein hungriges Feuer welches die Rippen nach außen zu bersten drohte. Das Atmen wurde plötzlich so viel schwerer und die Luft glitt wie Schleifpapier seine Kehle runter. "Warum, Tsukasa...? Hat es dir wirklich nicht gereicht..." der Ältere brach ab, warum, wusste Tsukasa nicht aber er hatte das Gefühl, im Moment überhaupt nichts mehr zu verstehen, geschweige denn, zu wissen. Nicht mal ob er wach oder wieder in einem grausamen Alptraum gefangen war, wusste er. Erst als er begriff, warum Hizumi seinen Satz so unbeendet stehen ließ, spürte er die eigenen Beine verzagen. Die geschockte, erdrückende Stille des Zimmers wurde gestört durch das leise Geräusch von frei brechenden Tränen und auch wenn er sie nicht das schöne Antlitz runter laufen sehen konnte, brach es ihm das Herz. Er tat Hizumi unheimlich weh, er ließ ihn leiden in diesem Augenblick, heftig genug um die sonst so starke Persönlichkeit so nah an den persönlichen Abgrund zu bringen und er war dennoch gezwungen, weiter zu drängen, tiefer zu bohren weil ihn die eigene Erinnerung so sehr im Stich ließ. Weil er gar keine andere Wahl hatte und es schnürte ihn die Kehle zu, auch da er wusste, der andere war der festen Überzeugung Tsukasa tat all das mit Absicht. Dass er ihn verletzten wollte, dass er ihn quälen wollte... wobei Tsukasa doch nichts ferner lag... Er realisierte nicht, wie er selbst auf den Boden kam und die paar Zentimeter ins Zimmer rein zu kriechen wagte, solange der andere ihn nicht sehen konnte, um wenigstens etwas näher an dem elendig leidendem Wesen zu sein. Nicht mal Linderung konnte er Hizumi geben, keinen Trost anbieten, war er doch allen Anschein nach selbst die Wurzel allen Übels... Abermals, mit einer Stimme die ihn fast verzagte in ihrer Brüchigkeit, flüsterte er ein und dieselbe Frage. "Was ist passiert...?" Hizumi hob den Kopf, ruckartig, komplette Entgeisterung in den feucht schimmernden Augen, die den Drummer so verloren und verlassen anblickten. "Was für ein Monster bist du eigentlich...?!" der erstickte Aufschrei ließ Tsukasa aufzucken, der wütende, fassungslose Ausdruck beantwortet mit einem geschockten Lufteinziehen. ... Monster ...? "Du willst mich wirklich dazu zwingen..." Hizumi kniff die Augen zu, vergebens denn die Tränen liefen weiter ihre Wege seine blassen Wangen hinab, feine Gesichtszüge verzerrt zu einer Grimasse von Schmerz und Leid. Er zog die Luft ein mit einem hoffnungslosen, tief verletztem Aufschluchzen, der schlanke Körper angegriffen von den ersten Wellen des Zitterns. "Du willst es wirklich von mir hören..." sein Weinen war bitter, es war purer Schmerz welcher von den kaum rosigen Lippen zusammen mit den zittrigen Silben tropfte, das so sehr Verdrängte sich gewaltsam nach oben drückend. Nicht mehr als ein Flüstern, verloren und gebrochen, gefüllt mit Unverständnis: "Amüsiert es dich wirklich so sehr, mich zu quälen...?" "Hizumi, nein..." wo seine eigenen Tränen geblieben waren wusste Tsukasa nicht, zu benommen, zu geschockt von dem, was sich gerade abspielte und nicht in der Lage, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen während sein Freund direkt vor seinen Augen an etwas unbegreiflich Grausamen zu Grunde ging. Zerbrach, qualvoll, und es gab nichts, was er tun konnte, war er doch selbst der Grund dafür. Auch wenn er das nicht mal selber wusste, auch wenn er das nicht mal selber in seiner Erinnerung finden konnte... Er versuchte es instinktiv, es war ein Impuls, der ihn zu Hizumi hinzog mit dem einen, treuen Wunsch, zu helfen – irgendwie. Doch sobald er sich zu rühren anfing, mit der Absicht sich dem anderen zu nähern und wenigstens mit einer Berührung irgendetwas, egal was, besser zu machen, erschütterte ihn der ausgestoßene, abweisende Aufschrei wie eine Druckwelle. "Bleib weg!" Verzweiflung war untertrieben. Er konnte nicht helfen, weder Hizumi noch sich selbst, verloren auf dem teppichbezogenen Boden sitzend und hilflos den anderen anstarrend wo dieser sich vor geistigen Schmerz beinahe krümmte, mit jeder Träne die seine gepeinigt zugekniffenen Augen verließ. Als ob ihn jeder Atemzug, den Tsukasa machte, wie ein Peitschenhieb traf. Machte das denn nicht alles sonnenklar? Der Drummer senkte den Kopf abrupt, die in den Boden gestemmten Hände, die nichts ändern konnten, ballten sich zu hilflosen Fäusten, schnitten die Fingernägel unbarmherzig in die weiche Haut. "Ich war da gewesen..." nicht mal die eigene Stimme hörte sich vertraut an. "Hör auf, Kenji..." flehte Hizumi ihn leise an, verschluckte sich an dem eigenen vollkommen gestörten Atem, an den eigenen Tränen. "Hör doch endlich auf..." Hör auf, mich zu quälen. "...bitte..." viel Kraft hatte er nicht mehr übrig, die wunderschöne Stimme nur ein Geist ihrer selbst doch Tsukasa vernahm sie klarer als je zuvor. Klar genug, um die eigene Seele knirschen zu hören, die Risse drohend, das ganze fragile Gebilde in sich zusammen krachen zu lassen. "Da gewesen und nichts getan..." fuhr er geistesabwesend fort, Kopf blank wie ein weißes Blatt Papier und es gab keine Tinte, um Gedanken darauf zu bringen, nur Blut um purpurrote Kleckse der Reue, der Schuld, des Schmerzes auf die makellose Oberfläche fallen zu lassen. "Nichts getan...?" stieß Hizumi aus, zwang den anderen, ihn wieder anzusehen und starrte zurück. Er schien seinen langjährigen Freund und Kollegen kaum erkennen zu können, so viel Ungläubigkeit stand in den tränenerfüllten, dunkelbraunen Augen. Erst jetzt jedoch begriff Tsukasa, dass unter all dem Schmerz, dem Schock, der Angst... er immer noch keinen einzigen Funken Hass gesehen hatte. Nur pure, erdrückende Verzweiflung, nur die unendlich tiefe Schramme des Leidens. Auch wenn unsagbar klein, bedeutete das doch noch ein Körnchen Hoffnung für ihn? "Nichts getan?!" wiederholte der Sänger, lauter, wütender. Das plagende Zittern seines durch seelisches Elend gefolterten Körpers verstärkte sich und er lachte beinahe hysterisch auf. "Ich habe nur zugesehen..." Tsukasa schien mehr zu sich selbst zu sprechen, doch der Selbstvorwurf, die immense Last des Schuldbewusstseins, erreichte Hizumi nicht. Des Brünetten Stimme war hart und bitter in trügerischer Belustigung, dunkel und heiser. "Hat es dir denn so viel Spaß gemacht, dass du dir wünscht, dich zweigeteilt zu haben...?" der Drummer sah auf, direkt in diese Augen, die ihn müde studierten und immer noch unaufhörlich Tränen vergossen. Resigniert beinahe, und dennoch überflutet mit seelischer Agonie. "Damit du dir selbst hättest dabei zusehen können...?" Hizumis eigenes Herz schien bei den Worten ein Stück weiter zerbröselt zu sein, etwas verwelkte und verging ein Stückchen mehr in seinem Inneren, etwas brach auseinander und Tsukasa sah es. Sah es und zerbrach selbst, sein Herz zog sich zusammen und die Lungen verloren allen Atem, der Brustkorb in sich zusammensinkend bis zu dem Punkt, wo er die eigenen Knochen knacken hörte und ein ekliges Piepen sich durch seinen Gehörgang zog. Das konnte nicht... konnte nicht... "Ich war es...?" Er hatte gedacht, er könne die Wahrheit vertragen. Doch jetzt wünschte er sich, nie danach gesucht zu haben. Er wollte aufwachen, aber er war nicht in einem Traum gefangen und der Schrei des Entsetzens war nicht gewillt, aus ihm raus zu brechen sondern fetzte ihn von innen blutig auseinander. Hizumi schluchzte nur auf und griff sich einmal mehr verzweifelt an den Kopf, versteckte Gesicht und Blick in einem zwecklosen Versuch, all jenem zu entkommen, was sich in diesem Augenblick um sie beide wie dornige Giftranken wand. Ihn schüttelte es miserabel während die letzten Kräfte wichen angesichts dessen, was er zu bestätigen hatte. Was er zuzugeben hatte, was er auszusprechen hatte, wozu er gezwungen und gedrängt wurde, auch wenn vollkommen unabsichtlich. Das konnte er nicht wissen, konnte er nicht glauben, genauso wenig wie Tsukasa selbst und dennoch... sogar wenn es weit über sein eigenes Limit ging, sogar wenn es alle möglichen und unmöglichen Grenzen niederriss, sogar wenn es den Sänger selbst in allererster Linie auseinander brach... Konnte es nicht länger unausgesprochen und nur vage angedeutet bleiben. In diesem Moment, litten sie beide. Jeder auf die eigene Art, aber jeder gleichermaßen verheerend. "Willst du mir sagen, es waren nicht deine Hände, die mich festgehalten haben...?" unregelmäßiges Atmen, leises Schluchzen, hilfloses Schniefen verzerrten die schmerzerfüllten Worte und dennoch schlugen sie erbarmungslos auf Tsukasas momentan ohnehin vollkommen verstörtes Dasein. Nein... "Willst du mir sagen, es war nicht dein Körper, der mich runter gedrückt hat...?" Nein... "Willst du mir wirklich... sagen... es waren nicht deine Lippen-" die erstickte Stimme riss ab, einfach so, sterbend. Kein Ton kam mehr von den blassen Lippen schimmernd mit unzähligen Tränen, selbe Tränen die Tsukasa mit aller verbliebenen Willenskraft hinter den fest verschlossenen Augenlidern versiegelt hielt. Er konnte nicht mal richtig atmen, seine Lungen verweigerten die Sauerstoffannahme und ließen seinen Verstand neblig werden bis zu dem Punkt wo er fühlte, dass er jeden Moment denselbigen verlieren möge. Und jetzt in diesem Augenblick, erschien die Bewusstlosigkeit eine Erlösung zu sein, doch gewährt wurde sie ihm nicht. Nein. Nein. Nein. Nein. Monster. Warum tust du das? Warum? Warum? "Geh jetzt, Kenji..." kraftlos, die flehenden Worte, die ihn zum Bewusstsein riefen. "Bitte geh jetzt..." Hizumi wollte keinen Trost, nicht von ihm, als er sich einfach nur auf dem Boden zusammenrollte, immer noch weinend, immer noch zitternd, von Schmerzen erdrückt. "Bitte... geh doch endlich..." Und Tsukasa ging. Wie eine Marionette, die an unsichtbaren Schnüren hing, hochgezogen und gelenkt wurde, stand er schwerfällig auf, spürte weder Beine noch irgendwelche anderen Teile des eigenen Körpers, wagte keinen Blick mehr zu der Wand, wo der ihm so unheimlich wichtige Mensch, den er mit den eigenen Händen gebrochen hatte, schutz- und trostlos dalag. Die Umgebung war wie ein Ozean aus Watte und Nebel und er fand den Weg zur Tür nur schwer, entlang der Wand, die ihm als einzige Stütze unter der kalten Hand diente. Alles, was er in seinem Kopf hörte, war der eigene, drückende, betäubende, donnernde Herzschlag. Nur noch ein paar Schritte... nur noch ein paar... Monster! Die Knie knickten ihm beinahe ein und nur durch irgendein Wunder blieb er stehen, zwang sich einfach dazu, anstatt die Treppen kopfüber runter zu purzeln. Draußen angekommen griff er mechanisch in die Tasche seiner Jacke, Augen gerade aus starrend, doch sie sahen absolut nichts außer einer Schmiere aus Farben, die Konturen der Objekte verschwommen zu einem einzigen Durcheinander. "Hallo?" drang es an sein Ohr von irgendwo rechts, wo er unbewusst für sich selbst das Telefon an dieses hielt. "Yoshitaka... fahr jetzt bitte zu Hizumi." er erkannte sie nicht. Weder die eigene Stimme, noch die seines Bandleaders. "Was?! Tsukasa, bist du das? Was ist-" Die Verbindung brach ab, da der Drummer sein Handy einfach nur zugeklappt hatte und achtlos fallen ließ. Das teuere Gerät klapperte zum asphaltierten Boden, winzige kleine Scherbchen brachen von der glatten, schwarzen Hülle ab und nichts davon wurde von dem schwarzhaarigen, totenblassen Wesen, welches gleich einem Schlafwandler die Straße runter geisterte, zu Kenntnis genommen. Langsam und mit unrationaler Bedächtigkeit begab sich Tsukasa mit steifen Schritten zu seinem Auto, nur ein Gedanke gefangen in einer endlosen Spirale im Inneren seines Kopfs. Unmöglich... ~~~ *anstups* Ich hoffe, ihr lebt noch alle vor den Bildschirmen... *lach* Ich hab euch ja vor Drama gewarnt *schmunzel* Nun denn! Ich werde zusehen, dass das nächste Kapitel, angesichts aufkommender Klausurphase, nicht zu lange auf sich warten lässt, bedanke mich fürs Lesen, bitte lieb um ein Feedback und wir sehen uns hoffentlich alle, gesund und munter, bei Kapitel 5! Kapitel 5: Dark Memories - Dunkle Erinnerungen ---------------------------------------------- Oh mein Gott. Es tut mir ja so Leid ;_; *sich den Rücken wund verbeug* Ich hab die Story vollkommen aus dem Visier verloren in den letzten Monaten und ich kann mich wahrscheinlich nicht genug entschuldigen für die elend lange Wartezeit. Ich hatte es immer im Hinterkopf, unbedingt hier dran weiter zu schreiben, bin aber irgendwie nie wirklich dazu gekommen. Da mein englisches Fandom mich so sehr eingenommen hat, bin ich hier wohl etwas schmuddelig geworden >.<" Gomen ne. I'm sorry. Lo siento mucho. Прошу прощенья. Sucht euch was aus... Es tut mir Leid! Dennoch hab ich mich gestern endlich mal dran gesetzt und mir das Ganze noch mal durchgelesen, den Plot und die Handlung in die Erinnerung gerufen, mich mit Kommentardurchlesen motiviert und gestärkt und hier ist es. Das neue Kapitel. Hoch und heilig wird hiermit versprochen, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Autorenehrenwort und da ich meine Ehre als Autorin doch sehr schätze, kann ich nur drauf hoffen, dass ihr mir, meine lieben Leser, Glauben schenken könnt und erhalten geblieben seid, bzw. weiterhin bleiben werdet. Meine Güte... beinahe ein halbes Jahr, die die Geschichte aufm Eis gelegen hat. Noch mal eine ehrliche Entschuldigung dafür. Ich werde versuchen, ein regelmäßiges Hochladetempo zu finden, aber eindeutig nicht 1 mal in 6 Monaten *lach* Versprochen. Ich hasse es ja grundsätzlich, meine veröffentlichten Stories unbeendet zu lassen. Genug gefaselt... Eine Dankesrunde! : Es freut mich sehr, dass du die Story gut genug zum mehrfachen Durchlesen findest! Ich geb mir mit der Darstellung der Gefühle sehr viel Mühe, in der Tat, es ist schön, dass sich diese Mühe in meinem Schreibstil wieder findet ^_^ Tut mir wirklich, wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat, bis es nun endlich weiter geht. Aw! Hundeaugen machen mich immer schwach *lach* Darf ich dich behalten? x3 Vielen Dank! *drückz* ! : Drama ist mein Spezialgebiet *lach* Drama und Charakterquälerei... *muahaha* *hust, verschluck* x.X Hmm, wie es aussieht, behält auch ein stark getroffener Tsukasa irgendwie immer ein Fünkchen Verantwortung und Rationalität *ihn pat* Und ja, die Hoffnung stirbt zuletzt <.< Tut mir Leid für das überlange Warten! *verbeug* Und vielen lieben Dank! *wuschel-knuffz* ! : Oh je... darf ich das auch sagen - Da bin ich wieder? *verschämt kopfkratz* Es ist immer wieder eine Freude, einen Kritiker beeindruckt zu haben ^_^ Hmm *nick* Ich meine, deine Anmerkung mit Hizumis Selbstsicherheit und Dominanz im letzten Kapitel etwas umgestaltet eingebracht zu haben, ja. Er ist ja wirklich jemand, den man nicht so leicht in die Schuhe eines Opfers zwingen kann, deswegen freut es mich umso mehr, dass ich es in der Story glaubwürdig erscheinen lassen konnte. Auch, dass man mit den armen Charakteren hier mitfühlen kann. Ist ja eines der großen Ziele einer Fanfiction, schön, dass ich es bisher erreichen konnte ^_^ Nun, ich als Autor denke, dass es sehr wichtig ist, auf Lob und Kritik gleichermaßen angemessen zu reagieren, und wenn man das eine nicht ignoriert sondern beantwortet, sollte man das logischerweise auch nicht mit dem anderen tun. Deswegen kannst du dir sicher sein, dass ich dich als Kritiker nicht weniger wertschätzen werde, als jeden anderen meiner Leser. Zumal du deine Kritik ja soweit auch vernünftig und sachgerecht darlegst und da kann ich auch auf eine angemessene Art und Weise reagieren. Ich hoffe, ich bleibst mir weiterhin erhalten und du darfst auch gern die schrecklich lange Wartezeit kritisieren, da bekenne ich mich gegenwehrlos schuldig *lach* Deswegen entschuldige ich mich dafür und bedanke mich herzlich für dein Kommentar! *drück* ! : Ja. Ich weiß o-o Ich bin in der Tat grausam, den ich liebe das Drama *lach* Die beiden haben's echt nicht grade leicht im Moment und leider ist die Wahrheit manchmal doch ziemlich, ziemlich hart *Tsu-chan pat* Tut mir unendlich Leid, dass du so lange auf Fortsetzung warten musstest! ;_; Ich werd mich bessern! *sich dennoch einen Keks klau* x3 Danke schön! *plüsch* : Ai, ai, ai. Ich hoffe, dein Schlafrhythmus hat sich mittlerweile stabilisiert! Nun *Tsu (mal wieder) pat* Irgendwie... konnte er doch schlecht da bleiben, wenn Hizumi ihn so raus scheucht o-o *lach* Danke dir! *wuschel* ~~~ So und nun! Lasst uns endlich Licht ins Dunkle dieses ominösen, bösen Vorfalls im Hotelzimmer bringen. Film ab! Oder so... xD Kapitel 5 Dark Memories – Dunkle Erinnerungen Dunkel. Überall um ihn herum war es dunkel. Die Rollladen bis zum Anschlag runtergelassen, die Schlafzimmertür geschlossen, sogar der kleine silberfarbene Schlüssel war in dem Loch umgedreht worden, auch wenn es niemanden gab, der seine fleischfressende Einsamkeit hätte stören können. Seine Dunkelheit. Die Dunkelheit, in die er sich hilflos verkrochen hatte, zusammengekauert in dem weitesten Winkel seines Zimmers, wie ein in die Ecke gedrängtes, ausgepeitschtes Tier. Feingliedrige Finger waren tief in rabenschwarzem Haar vergraben, die abgerundeten Spitzen der Fingernägel drückten in den Skalp, der Kopf gesenkt um die kalte Stirn gegen die angewinkelten Knie zu drücken. Unter der dünnen Hautschicht, unter dem robusten, harten Knochen des Schädels, befand sich armselige Leere, die Einöde der Gedanken erdrückend, schwerfällig, schmerzhaft. Tsukasa wusste beim besten Willen nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er nach Hause zurückgekehrt war und diese trostlose, gebrochene Position eingenommen hatte. Ihm schien, als hätte er kein Zeitgefühl mehr, überhaupt kein Gefühl mehr, weder an den Enden seiner Nervenbahnen, noch in den Weiten seines zerschellten Seins. Monster! schrie es in einem Flüstern in sein Ohr, entlockte ein gepeinigtes Aufstöhnen, als der junge Mann umso mehr schutzsuchend in sich zusammensank, gewillt, allem zu entfliehen und zum endlos wiederholten Male, scheiternd. Bleib weg von mir! Ein zittriges Ausatmen flatterte aus seiner Brust und ruckartig zuckte sein Kopf zurück, kollidierte hart mit dem mit Tapeten maskierten Beton, die Aktion belohnt mit einer Welle dumpfen Schmerzes, der durch sein Bewusstsein hallte. Und dennoch... dennoch, konnte es der Stimme in seinem Kopf keinen Anhalt gebieten. Warum tust du das?! Macht es dir Spaß, mich zu quälen?! Monster! Bleib weg! Verschwinde! Monster! Monster. Monster, Monster, Monster. Bestie. Scheusal, Untier, Verbrecher. Unmensch. UN-Mensch. Benommen, mit jedem schrecklichen, degradierenden Wort, welches sein benebelter Verstand ihm entgegenschmetterte, schmetterte sein Hinterkopf gegen die unnachgiebige Wand. Einmal, zweimal, dreimal. Einmal mehr, bis er abrupt damit aufhörte als plötzlich etwas in ihm aufstieg, synchron zu dem Gefühl der Übelkeit, die die selbstverschuldete Benommenheit erzeugt hatte. Gelächter, frei und unbesorgt. Betrunkene Stimmen aus allen möglichen Richtungen, ein schlanker Körper, der sich auf dem Tresen räkelte. Etwas rührte sich zu der Seite. Ein vom Alkohol bereits schwer vernebelte Blick schweifte nach rechts. Nervös schimmernde, tiefbraune Augen, die ihn angespannt musterten. "Ich muss mit dir reden." Einen Schluck aus dem halbleeren Glas. Die Bemühung, seine ohnehin schon vom leichten Dialekt gekennzeichnete Aussprache klar und verständlich zu halten. "Klar. Schieß los, Hiro. Was liegt dir auf der Seele?" Irgendwo unter dem Schleier der Trunkenheit, ein Stich der Besorgnis. Lange Momente des Schweigens und des Starrens, Unsicherheit klar in der Luft. Feine Augenbrauen, die sich zusammenzogen. "Was ist denn? Zunge verschluckt?" Ein gutherziger Scherz, ein helles Auflachen. Der verunsichere Blick senkte sich, starrte nun die sanft glitzernde, braune Tresenoberfläche an. "Kenji... da ist etwas, was ich dir schon lange sagen wollte... Sollte." ein leises Wispern. Verwunderung. Plötzlich aufkommende Aufregung. Was ging hier vor...? "Hey." Eine warme Hand, ausgestreckt um sich aufmunternd auf einer schmalen Schulter zu platzieren. "Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst. War doch schon immer so gewesen." "Hmm..." ein vages Murmeln zur Antwort. Die Hand, die nun agierte, war nicht die eigene, aber sie legte sich sanft auf diese. Der Kopf wurde zu ihm gedreht, Entschlossenheit in den vertrauten Tiefen dieser Augen. "Kenji ich... ich glaube, ich habe mich verliebt..." Ein vorerst erleichtertes Auflachen. "Du meine Güte, Hizumi. Ist doch nicht der Weltuntergang!" Ein fröhliches Zuzwinkern, das nur mit einem gequälten Lächeln quittiert wurde. "Wer ist denn die Glückliche?" Kumpelhaftes Nachhacken, die Verzweiflung breiter in den braunen Iriden. "Keine Frau..." ein kaum vernehmbares Flüstern. Eine überrascht hochgezogene Augenbraue bevor ein listiges Grinsen die hübschen Züge zierte. Trügerisch. Denn irgendwo tief drinnen, stach etwas schmerzvoll in die Brust. "Ach herrje. Welcher Teufelskerl hat's denn geschafft, DIR den Kopf zu verdrehen?" Amüsiert. Neckend. Doch alle Belustigung entwich Stück für Stück unter dem prüfenden Blick des anderen. "Du..." nicht mehr als gehaucht, hinterließen die Silben eine bodenlose Erschütterung zurück. Was?! "Was?" Tsukasa keuchte auf, schüttelte benommen den Kopf, wie ein von einem dumpfen Schlag betäubter Hund und seine Hände glitten aus seinen Haaren, legten sich über seinen Mund in einer fassungslosen Geste, der bebende Atem schlug mit Hitze gegen die Handfläche. Das konnte er doch nicht vergessen haben! Das Hizumi ihm... aber... dann... Warum? "WAS?!" Er hatte kaum Kontrolle über die Lautstärke seiner Stimme gehabt aber es ragte auch nicht besonders hervor in dem Wirrwarr aus Geplapper, Gelächter und dem sich weiterhin räkelnden Karyu geltenden Anfeuerungsrufen. Tsukasas Augen waren geweitet in Unglaube und Schock, was den kaum älteren Mann ihm gegenüber seine Sicherheit verlieren ließ. "Mit so was scherzt man nicht, Hiroshi!" fuhr er den anderen an, ungehalten und gereizt, Finger zitternd, als sie das halbvolle Glas zu seinen Lippen führten und ihm ein paar hastige Schlücke gewährten. Überfordert. Überrumpelt. Verwirrt. "Ich war noch nie in meinem Leben dermaßen ernst, Kenji." Hizumi hielt seine Stimme dennoch aufrecht und selbstsicher, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel. Auch sein Blick, ungeachtet dessen, dass er nicht erwidert wurde, schwankte nicht weg von des Drummers bleicher gewordenem Antlitz. "Ich weiß, wie es sich für dich anhören muss... und glaub mir, ich hatte auch eine harte Zeit, es zu akzeptieren. Du gehst mir seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf und egal was ich versuche, irgendwie..." er schwieg für eine Sekunde, zog langsam die Luft ein und gab sie frei in einem gezwungenen Ausatmen. "Enden meine Gedanken immer nur bei dir. Was du tust, was du sagst... und wie du es tust und sagst..." eine weitere kleine Pause, als beide Männer nur nebeneinander saßen, der eine starrte in sein Glas und der andere mittlerweile nachdenklich, beinahe stur, geradeaus. "Ich bin nicht Narr genug, zu glauben, es wäre nichts. Ich kenne das Gefühl und ich bin erwachsen genug, es zu begreifen." Was höchstwahrscheinlich der Grund dafür war, warum er, Tsukasa, nie etwas davon bemerkt hatte. Hizumi was kein pubertäres Schulmädchen und auch kein Jüngling der grün hinter den Ohren war, er würde nie stammeln, erröteten oder sich absolut lächerlich in Gegenwart seines Schwarms benehmen. Er würde nicht verhalten kichern oder scheu nach mehr Möglichkeiten suchen, mehr Aufmerksamkeit, Berührungen, Interesse zu bekommen. Er wusste, woran er war. Er wusste, was seine Gefühle bedeuteten und was für Konsequenzen sie haben konnten. Deswegen hatte er sich auch nie verraten, bis er selbst sich dazu entschlossen hatte, die Wahrheit darzulegen. Und jetzt saß er hier, neben Tsukasa, und sagte ihm all das, was er vermutlich schon oft genug hatte sagen wollen. "Ich dachte nur, du solltest es wissen... und vielleicht..." Der Sänger stockte kurz, fuhr sich bekümmert durch das weiche, braune Haar und seufzte schwer auf. "Dir ein paar Gedanken machen...? Ob's... ob du und ich..." Er resignierte dann und stand ruckartig auf, nahm die warme Hand, die Tsukasa noch einigermaßen in der Realität ankerte, mit sich. "Nur... lass dir Zeit, okay? Und... tut mir Leid." Hizumis flinke Finger glitten sachte durch die rabenschwarzen Strähnen des Mannes, der sich immer noch kein Millimeter gerührt hatte, erstarrt als ob vom Blitz getroffen. Auch als der Vokalist gegangen war, konnte Tsukasa keinen klarer Gedanken fassen. Was er tat war, sein Glas in einem Zug zu leeren, unempfindlich gegenüber dem bitteren, brennenden Geschmack. "Barkeeper!" seine Stimme war rau und gedämpft, dennoch wurde sie gehört und der Gerufene kam angeflitzt. "Das Gleiche, bitte..." murmelte er mit einem Nicken in die Richtung des gerade inhaltslos gewordenen Gefäßes. Himmel, wie unglaublich dumm er gewesen war... Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie viel er in sich rein gebechert hatte, nach der erschütternden Nachricht, mit der Hizumi ihn da an dieser einen Theke zurückgelassen hatte. Und jetzt, wo der vorher verloren gegangene Erinnerungsfaden wieder hergestellt war, zogen sich die Bilder daran entlang, wie in einem mentalen Filmstreifen. Er sah sich selbst, wie er nach geschätzten paar Stunden taumelnd aufgestanden war. Die Welt drehte sich und sein Magen und sein Verstand taten es ihr gleich; nur Fetzen von inneren Monologen streiften ziellos in seinem Bewusstsein umher. Ein gequältes Aufstöhnen, als er sich mühsam die Treppen hoch kämpfte mit dem einzigen innigen Wunsch nach einem Bett, in welches er kraftlos fallen konnte. Sein Weg führte ihn vorbei an einem Zimmer, vor dem er kurz stehen blieb. Lange, sehr lange schauten seine verschleierten Augen auf das weiß gestrichene Holz und schlussendlich hob er die Hand, um ziemlich laut anzuklopfen. Immer und immer wieder, bis ein verstimmtes Knurren vom Inneren durchdrang. "Ja doch!" Dem Anschein nach war Hizumi dabei gewesen sich aufs Ohr zu hauen, insbesondere seinem Outfit nach zu urteilen – nur eine Boxershorts und ein leichtes, weißes Leinenshirt bedeckten den wohlgeformten Körper. Er blinzelte Tsukasa verwirrt entgegen, milde beunruhigt wegen des lasziven Grinsens, das sich auf den Lippen des Größeren abzeichnete. "Tsukasa... was willst du denn hier?" Die Frage beinhaltete überhaupt nicht das, was der Drummer daraus vernahm, aber Nachdenken war nunmehr so gut wie nichtexistent. "Na dich besuchen kommen, oder nach was sieht's aus, mein Lieber?" er beherrschte eine erstaunlich klare Aussprache, auch wenn unerklärlich gereizt, die Betonung der letzten beiden Worte beinahe gezischt. "Du solltest dich hinlegen. Du kannst dich ja kaum mehr auf den Beinen halten." wies der Brünette ihn bedacht an, wohl instinktiv spürend, dass es keinen Sinn hatte, jetzt mit seinem Bandkollegen zu diskutieren. Die Rechnung hatte er aber gewiss ohne Tsukasa gemacht. "Hör auf zu klugscheißern." hallte die schroffe Antwort und was das Fass, das eh schon längst am Überlaufen war, endgültig umkippte, war der Versuch des Sängers, die Tür zu schließen und die Debatte damit vorläufig, bis zum nächsten ausgekaterten Morgen wenigstens, zu beenden. Welche Synapsen auch immer vom Alkohol und Gefühlschaos in diesem Moment durchtrennt wurden, ließen Tsukasas Arm hervorschellen und mit einem leisen Klatschen stieß die Handfläche gegen das glatte Holz. Ein gut angelegter Kraftaufwand drückte die Tür ganz auf, ließ den Kleineren von dieser weg stolpern. Wenig später fiel eben erwähnte Tür geräuschvoll ins Schloss und bestimmende Hände griffen eisern um dünne Handgelenke. An diesen wurde dann ruppig gezogen, die Geste quittiert mit einem Aufkeuchen seitens Hizumi. Ihre Körper prallten frontal zusammen, Tsukasas Kopf den passenden Winkel aussuchend, um seine Lippen fest gegen das weiche Paar des Sängers zu pressen. Der schlanke Körper zuckte zusammen aber er gewährte diesem keine Freiheit, zwang den anderen, rückwärts zu gehen, ohne von den warmen Lippen abzulassen. Sie waren dennoch standhaft in ihrem unfügsam zusammengepressten Zustand, um eine Vertiefung der intimen Geste zu verhindern. Ferner, Hizumi lehnte sich ruckartig zurück und bedachte den anderen mit einem aufgebrachten, irritierten Blick. "Was soll das, Tsukasa? Lass los!" seine Proteste wurden ignoriert, sein Mund erneut verschlossen und langsam kroch Panik auf die grazilen Gesichtskonturen, als sie beide ihr vermeintliches Ziel, das Bett, erreichten. Seine Beine stießen gegen die Kante und entlocken ein erschrockenes Keuchen, erlaubten der fremden Zunge somit ungewollt Einlass. Sie schob sich auch augenblicklich dreist in die warme Mundhöhle, stahl sich eine süße Kostprobe und hinterließ einen eher bitteren Geschmack von Alkohol im Gegenzug. Der Mond warf einen schmalen Streifen auf das makellos weiße Laken doch wurde dieser gestört durch einen Schatten und der dazugehörige Körper folgte sogleich, nachlässig geschubst. Mit einem leisen Aufschrei landete die entsetzte Figur in der weichen Matratze, welche leicht wippte und die Bewegung wiederholte um eine weiteres Gewicht auf ihrer Oberfläche zu begrüßen. Der silberne Lichtstrahl ließ sich kaum stören und legte sich nun über die Haut, enthüllte matte Augen, die stumpf auf die zunehmend verängstigte Gestalt unter ihm blickten. Den Kopf nach unten beugend, legte er seine Lippen an den anmutigen Hals, spürte das Zittern, das bewirkt wurde. "Hör auf... Kenji, bitte." Abgesehen von den verzweifelten Worten, war keine Gegenwehr da, einfach weil irgendwo, diese wahrscheinlich unmöglich zu leisten war. Nicht nur vor dem Hintergrund, dass Tsukasa körperlich überlegen war, sondern wegen der simplen Tatsache, dass... "Ist es etwa nicht, was du willst?" seine Stimme war beinahe hämisch, die Zähne vergriffen sich an der zarten Haut, erzwangen ein hilfloses Aufwimmern. "Ich dachte du liebst mich." Die Hände gingen auf Wanderschaft, streiften über den in Ablehnung bebenden Körper, mogelten sich unter das dünne Shirt. "Nicht... Hör auf..." Breit gefächert von Alkohols Anstichelung, flammte Wut in dunklen Augen auf, die Hände unsanft und unbeugsam in ihrem Tun, das lästige Kleidungsstück abzustreifen. "Wo ist sie jetzt, deine Liebe? Willst du mich nun doch nicht mehr?!" zischte er und grob wurde auch die Boxershorts verbannt aus ihrer Funktion, den Unterkörper zu umhüllen. "Nicht so..." Ein wehleidiges Keuchen, die Stimme erstickt doch er begriff nicht, dass das, was sie erstickte, unterdrückte Tränen waren. "Bitte, Tsukasa... nicht so..." Das Flehen streifte sein Gehör, aber mehr, als an der Oberfläche zu kratzten, tat es nicht. Irgendwo in den vernebelten Abgründen seines Unterbewusstseins hallte die eigene verzweifelte Stimme der Vernunft, flehte, beschwor, bettelte um das Selbe. Hör auf. Hör auf, hör auf bevor es zu spät ist. Hör auf, bevor du einem kostbaren Menschen wirklich tief verletzt. Doch... er versäumte es, zuzuhören. Finger stießen in ein Gebiet vor, wo sie nichts zu suchen hatten, ein gequältes Wimmern verließ erbleichte Lippen. Ein schmaler Brustkorb hob und sank sich stockend und unregelmäßig mit vor Tortur zerfetzten Atemzügen, wunderschöne Augen mutlos zugekniffen. "Warum tust du das...?" Die schwach gewisperte Frage jedoch, blieb unbeantwortet. Ein weiterer harter, aufgezwungener Kuss, ein unterdrücktes, noch tränenloses Aufschluchzen. Schlanke Finger, die fest ein aschfahles Gesicht umfassten, zwangen es, ihm zugedreht zu bleiben. "Sieh mich an." ein befehlshaberisches Knurren. Zuerst wurden die Lider nur noch stärker aufeinander gepresst, schnappten aber im nächsten Augenblick auf, feucht schimmernde, tiefunglückliche braune Augen starrten auf zu ihm durch den verräterischen Tränenschleier. Und immer noch keine Gegenwehr. Nicht die geringste und in diesen Augen sah er, dass Hizumi sich einfach nicht wehren konnte. Nicht gegen Tsukasa. Nicht gegen ihn... Auch, dass der andere sich dieser Erkenntnis ebenfalls bewusst war. Vielleicht war genau das der Auslöser für die eine erste Träne, die diese Nacht fiel, just vor dem kräftigen, rabiaten Stoß und dem augenblicklich darauf folgenden, gemarterten, hilflosen Aufschrei... Dass er weinte, wurde Tsukasa nicht sofort bewusst. Dass es seine verzweifelten Schluchzer waren, dass die zitternden Schultern zu seinem durch diese erschütterten Körper gehörten, dass es sein mit innerem Schmerz und der Qual der Erinnerungen vollkommen zerstörter Atem war, dass die heißen, kristallklaren Tropfen, die zahlreich seine Wangen herunter perlten, ihm gehörten. Er realisierte all dies kaum, Arme fest um die eigenen Knie geschlungen und Kopf so gut es ging an diesen versteckt, die salzige Flüssigkeit auf die Jeans tropfen lassend, wo sie von dem Material begierig aufgesogen wurde. Was habe ich getan? Was habe ich getan? Oh Gott... was habe ich bloß getan? Es fühlte sich an, als ob sein Verstand jeden Moment kollabieren wurde und sollte er ehrlich sein, würde er das mit offenen Armen begrüßen. Er wollte sich der Grausamkeit nicht länger bewusst sein, die sich vor knapp einer Woche in einem unbedeutsamen Hotelzimmer zutrug. Er wollte nichts von dem Schmerz wissen, den er seinem Freund zugefügt hatte, nichts wissen von der Misshandlung der so gebrechlichen, delikaten Gefühle, die er verbrochen hatte. Wie nur konnte er von jetzt an mit diesen Erkenntnissen leben? Wie nur sollte er je wieder in der Lage sein, Hizumi in die Augen zu blicken? Wie nur konnte es passieren, dass sein ganzen bis dato glückliches und erfülltes Leben so elendig zu Grunde ging, in seinen unfähigen Händen zerfiel gleich kalter Asche. Alkohol hin oder her... er konnte nicht, für sich selbst und sich selbst, verzeihen. Geschweige denn, sich zu rechtfertigen. Was er jetzt machen sollte, wusste der Drummer nicht. Bis zu seinem Lebensende, das in jenem Falle ein sehr baldiges sein würde, hier im Zimmer hocken und im Tränenmeer, Verzweiflung, Selbstschuld und Reue dahinwelken? Nein. Unter dem Berg von negativen, schmerzhaften Gefühlen, pulsierte eine schwache Regung. Das konnte er nicht tun. Nicht bevor er es zumindest versucht hatte... etwas, irgendetwas zu retten und zu berichtigen. Für seinen Fehler aufrecht stehen, solange bis alle Stricke reißen würden. Nur dann würde er es erlauben, sich fallen zu lassen und endgültig in tausende von Scherben zu zerbersten. Er musste mit Hizumi reden. Jetzt, wo er seine Erinnerungen wieder hatte. Jetzt, wo alles so schmerzvoll klar war. Es musste doch eine Lösung für sie beide geben, es musste doch noch was zu retten sein... Wenn der Jüngere ihn denn nun wirklich... wirklich... Tsukasas Verstand stockte und genauso stockte auch sein Herz in dem wehklagenden Takt, dennoch zwang er sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Wenn Hizumi ihn liebte... immer noch... ungeachtet dessen, was passiert war... würden sie schon einen Weg finden. Nicht wahr... Nicht wahr? Ein zittriger Atemzug schlich sich hinweg aus seinem von unsichtbarem Gewicht erdrückten, zusammengepressten Brustkorb. Und was ist mit dir? hallte die an sich selbst gerichtete Frage in seinem Kopf wieder. Er selbst? Er selbst... Wusste nicht, woran er war, konnte es sich auch nicht abringen, sich damit zu befassen. Er konnte sich nicht mit den eigenen Empfindungen auseinander setzten, nicht jetzt. Nicht jetzt, wenn alles, was Herz und Seele einnahm, Hizumi war und das Verlangen danach, so lange um Vergebung zu flehen, bis sie gewährt wurde. Und wenn nicht? Was, wenn nicht? Daran wollte er nicht einmal denken, denn davon wurde ihm dermaßen übel, dass er das Gefühl hatte, sich so lange übergeben zu müssen, bis jeder einzelne Erinnerungsfetzen aus ihm entschwand. Schon komisch wie er, als der, der die Tat verbrochen hatte, sich genauso geschädigt, geschändet und gebrochen wahrnahm, als es jedes Opfer zu tun vermochte. Er hatte das nicht gewollt, nein, nie. Nie hatte er es gewollt, jemandem dermaßen zu verletzten. Vor allem nicht Hizumi. Insbesondere nicht Hizumi. "Es tut mir Leid... Es tut mir so Leid... Hiroshi... Es tut mir Leid..." Ein leise gehauchtes Mantra, die Worte immer gleich, die Silben, der Name und die Gefühle und Gedanken, die all das begleiteten. Für ein paar dahinsickernde Minuten, war es sein persönliches Gebet, umhüllt in zaghafter Hoffnung, bald erhört und akzeptiert zu werden. Die Tränen versiebten und der mental ausgelaugte, durchtrainierte Körper erhob sich letztendlich taumelnd und tapste mit unsicheren Schritten aufs Bett zu. Zittrige Hände griffen den Wecker, betätigten mechanisch den kleinen Knopf im Rücken des metallischen Kameraden. Alarm gesetzt. Sich bald darauf unter der Decke zusammenrollend in der undurchdringlichen Dunkelheit seines Zimmers, zwang Tsukasa seinen Atem und sein Herz zur Ruhe und seine Gedanken zur Rast. Er wusste nicht, ob er überhaupt etwas Schlaf bekommen würde aber das war egal. Er musste nur bis zum Morgengrauen durchhalten, bis zu der Chance, die sich mit dem Tageslicht bieten würde. Einen letzten Versuch, Vergebung zu erlangen. Einen letzten Versuch der Amnestie, bevor er es zulassen konnte, dass alles... wirklich alles, unheilbar und unwiderruflich auseinander brach. ~~~ So! Und damit so was wie eine 6-Monatige Pause nie mehr eintritt, setzte ich einfach mal von jetzt an, in Zeugenanwesenheit *lach*, immer einen Uploadtermin fest! ò.Ó! Spätestens am 21 November (+Freischalteweiterzeit) kommt das nächste Kapitel. Wenn ich's früher schaffe, kommt es definitiv früher, aber spätestens am 21 wird's fertig gestellt und hochgeladen *entschlossen nick* Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen und dass ihr mir vergeben konntet und mich weiterhin beim Schreiben mit einem Kommentar unterstützen und motivieren werdet. Ich bedanke mich für das Lesen und hoffe, wir sehen uns beim nächsten Kapitel wieder! *winke winke mach* ! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)