Jonah's Story von abgemeldet (Leben mal chaotisch) ================================================================================ Der Welpe auf der Autobahnraststätte ------------------------------------ Kapitel 11: Nach einem Frühstück mit gefühlten sieben Gängen war Jonah mehr als nur übersättigt. Er hatte das schlichte Bedürfnis sich wie eine Schildkröte auf den Rücken zu legen und abzuwarten und abzuwarten, bis das drückende Gefühl nachließ. Bis auf Adam, dessen Magen einem schwarzem Loch in nichts nach stand, ging es den anderen nicht besser. Jana gähnte gestreckt und hielt sich in einer Geste der Höflichkeit noch im letzten Moment ihren Mund zu. „Oh mein Gott, bitte rollt mich in mein Bett...“, jammerte sie, während sie ihren Kopf auf dem Tisch bettete. Benjamin lehnte sich seinerseits zurück und hielt sich, mit dem Ausdruck einer zufriedenen werdenden Mutter, seinen Bauch. „Das nenne ich ein Frühstück...“, bemerkte er träge seufzend und stand kurz darauf ächzend auf, um in seinem Zimmer zu verschwinden. Auch Jana zog es vor ihrem Bett noch einen Besuch abzustatten, sodass sie überraschend schnell wieder für sich waren. Adam nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee und sah ihn erwartungsvoll an: „Was denn?“, fragte er schließlich und legte interessiert seinen Kopf schief. Jonah schüttelte seinen Kopf und zuckte gleichgültig mit den Schultern „Ich habe mich gefragt, ob du heute noch etwas vor hast?“, gestand er beiläufig. Adam grinste amüsiert und ließ es sich nehmen ihn lachend aufzuziehen „Ach, der Herr fragt nach meinen Plänen? Soweit ist weiß musst du dich heute einschreiben, oder hast du das schon vergessen?“. „Das ist heute?!“, erkundigte sich Jonah verwundert und warf vor lauter Schreck die Obstschale um, sodass Äpfel, Bananen und Orangen auf den Boden landeten. „Ja, aber das ist doch kein Grund hier direkt alles abzureißen!“, bemerkte Adam lächelnd, kniete sich auf den Boden und sammelte das Obst, mit einer kaum zu erwartenden Ruhe, wieder auf. „Du erm... du könntest mich nicht zufälliger Weise, nun ja, dort hin bringen? Wir könnten nachher noch einen Kaffee trinken gehen, wenn du Lust hast?“, bot er charmant lächelnd an. Sein Gegenüber nickte knapp, runzelte nachdenklich seine Stirn, um kurz darauf nüchtern seinen Kopf zu schütteln „Das mit dem Hinbringen sollte hinhauen, aber Kaffee... ich habe keine Zeit fürchte ich, ich bin heute bereits mit meiner Lerngruppe verabredet. Aber mach dir mal keine Sorgen, du schaffst das auch alleine.“, antwortete er mit kurzem Zögern. Nach Hilfe suchend ergriff Jonah seine Kaffeetasse und startete seine Flucht mit einem tiefen Schluck seiner persönlichen Droge. Er wandte seinen Blick möglichst unauffällig ab, um seinen Gesichtsausdruck nicht preisgeben zu müssen. Enttäuschung traf es nicht, ebenfalls Verärgerung war fehl am Platz, wohingegen Verwirrung und Frustration seine Gefühle wohl noch am treffendsten beschreiben konnten. Missmut und Ernüchterung machten sich in ihm breit, was unweigerlich dazu führte, dass seine Schultern kaum merklich hinab sackten. Adam legte seinen Kopf nun nachdenklich nach rechts „Wir sollten uns anziehen, ich meine wir sollten beide nicht zu spät kommen. Mach nicht so ein Gesicht, es ist ja nicht so, dass du ein Welpe und die Immatrikulation eine verlassene Autoahnraststätte wäre!“, er knuffte ihn augenzwinkernd in die Seite. „Toller Vergleich!“, gab der Welpe schmollend zurück, während er über den Rand seiner Tasse zu Adam schielte. Sie brachen eine geschlagene Stunde später auf, wobei nicht die Zeit, die Adam während einer ausgedehnten Dusche in Anspruch nahm, ausschlaggebend war, sondern Jonahs Suche nach seinen Unterlagen sie aufhielt. Endlich hatte er seine Versicherungsunterlagen entdeckt, vermisste er im nächsten Moment sein Abiturzeugnis. Ungeduldig, mit dem Fuß auf dem Boden tippend, stand Adam bereits in der Tür und sah dabei demonstrativ auf seine Armbanduhr. „Bitte, Jonah ich muss langsam wirklich los.“, drängte er ihn nun leicht genervt. „Nun mach mal bitte nicht so viel Stress, ich bin so gut wie fertig“, maulte er, während er sich mit seinen Unterlagen unterm Arm aufrappelte, seine Zunge heraus streckend an ihm vorbei ging, um schnell in seine Schuhe zu schlüpfen, den Schlüssel in seine Tasche gleiten zu lassen und sichtlich verärgert nun die Wohnung zu verlassen. Adam folgte ihm, eine fröhliche Melodie pfeifend, mit einigem Abstand. Doch kurz bevor sie das Ende des Flurs erreicht hatte holte er ihn ein, griff nach seiner Hand und brachte ihn so zum Stehen. Seufzend drehte er sich in Adams Richtung, um noch zu registrieren, dass dieser ihn bestimmt gegen die Wand drückte und ihm herausfordernd in seine Augen sah. „Was ist jetzt?! Ich mag es ganz und gar nicht, wenn du schmollst! Deine Lippen...“, diese letzten Worte flüsterte er leise zischend, seinen Blick fest auf Jonahs Mund geheftet. Die Verärgerung wich aus seinen Zügen, als sei sie fortgeweht worden und wurde durch ein sanftes Schmunzeln ersetzt. Als Reaktion auf dieses Spiel, schienen Jonahs Beine ihren Dienst zu versagen und sein Herz pochte, gegen diese Veränderung protestierend, in seiner Brust: Was sollte das nun werden? Zuckerbrot und Peitsche? Die Zeit, um zu weiteren Erkenntnissen zu kommen, fehlte ihm jedoch, da er bereits Sekunden später einen warmen, bestimmenden Druck auf seinen Lippen spürte. Adams Gesicht befand sich schlussfolgernd direkt vor ihm, seine Augen geschlossen und seine Züge entspannt. Widerstandslos erwiderte er diese schlichte und doch alles sagende Bekundung der Zuneigung. Wieder einmal hatte es Adam geschafft alle Zweifel und Bedenken mit einer Leichtigkeit zu zerstreuen: Keine Angst, kein Misstrauen konnten ihn schützen, er war ihm so hilflos ausgeliefert, gegen die Wand gedrückt und buchstäblich auf Wolke sieben schwebend. Kaum löste Adam ihre Verbindung, verflüchtigte sich der Zustand der Schwerelosigkeit und die Realität nahm ihre grauen Formen von Neuem an. „Da wir sowieso zu spät kommen, ist eine Minute mehr oder weniger auch egal, oder?“, wurde er breit grinsend gefragt und frei gegeben. Noch ein wenig desorientiert nickte Jonah, bevor er Adam wie benebelt hinterher tappte. Geblendet von der Szene traten sie gemeinsam ins Freie, hielten einen Moment, geblendet von den Strahlen der Sonne, inne und taxierten einander lächelnd, um schließlich gemeinsam den Weg in Richtung Universität anzutreten. Ihre Wege trennten sich zu Jonahs Bedauern bereits an der U-Bahnhaltestelle, wo er nach rechts in Richtung Campus abbog und Adam den Weg zum Supermarkt in die Gegenrichtung einschlug. Die Tatsache, dass dieser ihm nicht einmal umarmte, oder nach sah hinterließ ein flaues, ungutes Gefühl in seinem Bauch. Gedehnt einatment wandte er sich ab und schlenderte über die Brücke, welche in Richtung Universität führte, vorbei an unbeschwert plappernden Studenten, diskutierenden Professoren und streitenden, oder auch glücklich Händchen haltenden, Pärchen. Er versuchte speziell sie nicht zu bemerkten und das sehnsüchtige Gefühl nach Adam niederzukämpfen. Er kannte ihn exakt drei Tage, viel zu kurz, um bereits sein Herz an ihn zu hängen, viel zu kurz, um ihn schon jetzt zu vermissen. Konnte so etwas normal sein? Verliebte man sich einfach so Hals über Kopf in einen Fremden Menschen? Wieso in Gottes Namen beschäftigten ihn diese Dinge so sehr, wieso konnte er all dies nicht als Gegebenheiten abtun und sich wie 'normale Menschen' in den Tag hinein leben? Alles wäre so unbeschwert, ja das musste das Gefühl sein- Unbeschwert und frei! Das Einschreiben an sich war unspektakulärer, als es sich vorgestellte hatte, es war nicht annähernd so ablenkend und spannend wie es in seiner Vorstellung hätte sein sollen. Wenigstens hatte er nun die Gewissheit, dass seine Anwesenheit in dieser Stadt einen Sinn hatte. Dass er Fuß fassen konnte und nun endlich eine Aufgabe in Sichtweite war. Ziellos schlenderte er über das Gelände des Campus und nutzte die Gelegenheit, um sich in aller Ruhe umzusehen: Bäume wiegten sich sanft in der leichten Sommerbrise, die massigen Gebäude ragten stumm in den Himmel, jedoch umgeben von den lebendigen Stimmen, der um sie scharenden Studenten. Lächelnd betrachtete Jonah die Szene und machte sich zu der ersten, der zwei Einführungsveranstaltungen auf. Diese wurden, wie ihm die Sekretärin gesagt hatte, insgesamt zwei Mal angeboten, aber wenn er einmal hier war konnte er auch gleich teilnehmen, entschloss Jonah kurzerhand, hatte er keine Pläne für den Nachmittag. Vor dem Vorlesungssaal, welchen er nur durch Zufall entdeckte, hatte sich bereits eine Menschentraube gebildet, die den Anschein machte, als ob sie das gleiche Ziel wie er selbst hatte. Jonah überlegte einen Moment, ob er zu der Gruppe stoßen sollte, kam aber nicht dazu, da er in diesem Moment eine Stimme hinter sich vernahm: „Hey, ich suche die Einführungsvorlesung für Geschichte. Du siehst ein wenig erm... ratlos aus, fängst du auch hier an?“, fragte ihm eine zierliche Frau, die aus dem Nichts erschienen war, mit lockigem, dunklen, dichten Haar, welches unbändig in alle Richtungen abstand. Ihre dunkle, samtige, aber feste Stimme mochte so gar nicht zu ihrem Aussehen passen, war sie in légère Jeans, einer geblümten Bluse und ein Paar Flip Flops gekleidet. Erleichtert, dass er angesprochen wurde, nickte Jonah und antwortete ihr zögerlich: „Ich habe mich gerade erst eingeschrieben und dachte mir, dass ich es mal gleich hinter mich bringe. Dann habe ich immerhin etwas zu tun.“. Die junge Frau nickte und begann kurz darauf amüsiert zu kichern „Du bist nicht von hier, dein- dein Akzent ist wirklich irre süß, lass mich raten... hmm... Bremen?“, sie legte erwartungsvoll ihren Kopf, erlaubte Jonah einen Blick auf ihren zierlichen Hals, welcher auffallend lang und grazil war, wobei sie auf und ab wippte. „Die Richtung stimmt definitiv, Hamburg. Ach, ich bin Jonah und erm... du bist?“, nervös blickte er zu Boden, da ihm das Schließen neuer Kontakte nicht leicht fiel, sondern es war für ihn meist gleichbedeutend mit Stress. „Wusste ich es doch! Cool, ein Hansiat, aber du hast Recht- vorstellen zuerst: Ich bin Elena und komme ursprünglich aus Leipzig, wohne aber schon ein paar Jahre hier, aber naja in meinem Fall ist es nicht die typische Flucht nach Westen.“, Elena schenkte ihm ein breites Lächeln und deutete in Richtung der Gruppe. „Sollen wir uns anschließen? Vielleicht kann man nachher etwas zusammen machen? Kaffeesüchtig?“, erkundigte sie sich beiläufig, während sie Jonah bereits zu den anderen zog. Es stellte sich im Folgendem heraus, dass ihre Mitstudenten, Kommilitonen, also die Mitstreiter, alle nett zu sein schienen und sich der Mythos. der gestörten Geschichtsstudenten, für Jonah als solcher herausstellte. Die Vorlesung, an welche eine obligatorische Beratung, oder eher ein Verhör folgte, verhieß in den folgenden fünf Jahren nichts als Arbeit. Wenn man den Aussagen der Dozenten Glauben schenkte würden sie alle zu Bücherfressenden Vampiren mutieren, die das Tageslicht nicht mehr zu Gesicht bekommen würden, aber das tat Jonah eher als eine abschreckende Drohung ab. Während er, nach seiner eigenen Beratung, auf Elena wartete, die ihn gebeten hatte sie Elli zu nennen, schrieb er Adam voller Mitteilungsdrang eine Kurznachricht: 'Hey, ich habe die Einschreibung und die Einführung überlebt und verstehe die Sache mit der Hölle nun ;-) Was passiert bei dir heute noch spannendes?', kurz darauf erhielt er den Bericht, der ihm bestätigte, dass Adam seine Nachricht erhalten hatte. Darauf ließ er sein Telefon in seinem Rucksack verschwinden. Es sollte sich zeigen, dass Elli, seine neue Bekanntschaft, wahre Entertainerqualitäten besaß, zu mindestens schaffte sie es ihn abzulenken, sodass er dem Drang, alle fünf Minuten auf sein Handy zu schielen, wenigstens meistens wiederstehen konnte. „Sag mal, was hast du denn du stierst ständig auf dein Telefon. Ist es etwas Wichtiges?“, sie schenkte ihm einen besorgten Blick und nahm dabei einen Schluck ihres Ginger Ales. Jonah schluckte und lief vor Verlegenheit rot an, da er sich gewissermaßen ertappt fühlte. „Nein, nichts! Da ist nur diese Frau… sie hat mir irgendwie den Kopf verdreht – kennst du das Gefühl, wenn du einem Menschen verfallen bist und eigentlich wissen solltest, dass du nicht in der gleichen Liga, wie diese Person spielst?“, reagierte er, wobei er lustlos in seinem Latte Macchiato herum rührte und die Schichten vermischte. Elli nickte nur stumm und musterte ihn für einen Augenblick nachdenklich, ehe sie leise fragte: „Liebst du sie denn?“. Es entstand eine Pause zwischen ihnen, bis Jonah sich überwinden konnte die Stille zu durchbrechen´, oder besser gesagt seine Starre zu lösen und ihr zu antworten: „Man kann doch niemanden lieben, den man erst drei Tage kennte, Elli. Ich verstehe einfach nicht warum er sich nicht bei mir meldet?“, dass er mit nur einem Wort, mit einer einzigen Silbe nun hatte durchschauen lassen, dass sein Privatleben anders gestrickt war, als das der anderen Menschen, bemerkte er nicht einmal. Erst als Elli es sich nicht mehr verkneifen konnte zu grinsen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Vielsagend zwinkernd kommentierte sie seine Aussage mit: „Er?“, sie flüsterte das einzelne Wort und beugte sich dabei neugierig über den Tisch. Es war nun unumstößlich klar, dass er ihr nichts vormachen konnte, es nicht als Versprechen erklären konnte: Sie hatte ihn durchschaut. So erwiderte er leise, wobei er Spürte wie sich eine Hitze auf seinen Wangen ausbreitete und diese in ein gesundes rot tauchte: „Erm… ja… nein! Ich- ach verdammt Elli…“, als er zu ihr aufsah blickte er direkt in ihr amüsiertes Grinsen, welches ihn charmant zum Schweigen brachte. Sie machte ganz und gar nicht den Eindruck, als ob sie ihn fressen wollte, oder anders gedachte sein Selbstwertgefühl in den Boden stampfen zu wollen. „Ich hoffe er sieht wenigstens gut aus! Ich meine, wenn du deswegen der Frauenwelt abhanden kommst sollte er besser umwerfend sein!“, kicherte sie mit einem strahlenden Lächeln. Jonah entspannte sich allmälig. Er nickte nur stumm lächelnd und nahm einen Schluck seines Kaffees und zwinkerte ihr freundlich zu, signalisierte ihr so, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Mach dir mal nicht so viele Gedanken, er wird sich schon bei dir melden Jonah! Männer lassen sich was so etwas angeht gerne mal bitten!“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)