Jonah's Story von abgemeldet (Leben mal chaotisch) ================================================================================ Missverständnisse ----------------- Kapitel 6: Missverständnisse In der Wohnung angekommen wurde Jonah von purem Chaos empfangen. Der Flur war regelrecht verbarrikadiert, rechts und links waren die größeren Pakete an die Wand angelehnt, während sich auf dem Boden seine wenigen Habseligkeiten stapelten. Unbeeindruckt davon stieg Adam über das Chaos hinweg und öffnete schwungvoll die Tür zu Jonahs Zimmer: „Ich dachte, wenn du schon Möbel kaufst wären ein neuer Boden und etwas Farbe an den Wänden nicht schlecht. Wenn du die Farbe nicht magst kannst du auch gern drüber streichen... Ich dachte nur, dass ich da ich das, was ich von meinem letzten Umzug eh noch im Keller stehen hatte, auch dir geben könnte.“, erklärte Adam fröhlich und voller Elan. Jonah selbst war vollkommen sprachlos: Das Nikotingelb war einem warmen beige gewichen und an Stelle des 80ger Jahre PVC Monster war nun heller Laminat getreten. Er bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu, trat vorsichtig auf den frisch gelegten Boden und strich ungläubig über die Tapete. „Du bist ja wahnsinnig…“, brachte er monoton heraus, während er sich nach wie vor wie perplex in seinem nun verwandelten Zimmer umsah. „Heißt das du kannst damit leben, dass deine Wandfarbe dezent, aber nicht kalt wirkt?“, witzelte Adam und betrat den Raum. Jonah nickte nur, immer noch vollkommen verblüfft von soviel Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft von Seiten eines Fremden. „Erm, wir sollten erst mal die Lampe aufhängen, es dämmert langsam“, schlug Adam, mit einem Fingerzeit nach Draußen, vor. Während des Anbringens der Lampe stellte sich heraus, dass Adams Vater Elektriker war und er ihm früher geholfen hatte. Jonah war schon immer mit zwei linken Händen gesegnet gewesen, wenn es ums Heimwerken ging und kam sich nun wie der schlechteste Werkzeugassistent der Welt vor. Dieses Gefühl besserte sich auch nicht, als sie mit dem Aufbau der Möbel begannen. Er war, wegen Adams betörender Anwesenheit, kaum in der Lage sich auf ein gleichmäßiges Atmen zu konzentrieren, geschweige denn koordinierte Bewegungen auszuführen. Krampfhaft versuchend Adam nicht dümmlich anzugrinsen, oder mit seinen Blicken auszuziehen, quetschte er sich schließlich auch noch einen Finger. „Du bist nicht so der Überheimwerker, oder?“, brach es schließlich neckend aus Adam heraus. „Ach, das merkst du auch schon? Ich hab immerhin noch keine Gliedmaßen verloren und musste auch noch nicht ins Krankenhaus. Ob du es glaubst oder nicht, aber das ist ein Fortschritt“, gab er schmollend zurück, wobei er besorgt seinen pochenden Finger begutachtete. „Du wirst es schon überleben und dann kannst du heute Abend in deinem eigenen Bett schlafen.“, munterte ihn Adam mit einem Augenzwinkern auf. „Das ist eh nicht Fick tauglich!“, rutschte es Jonah heraus, worauf Adam in ein brüllendes Gelächter ausbrach, sich den Bauch vor Lachen hielt und gegen die Wand taumelte. „Ach du heilige Scheiße- habe ich das etwa- ich habe das laut gesagt oder?“, stellte Jonah mit Entsetzen fest und wünschte sich nichts mehr als augenblicklich im Boden zu versinken. Adam ging derweil vor Lachen in die Knie und hatte Tränen in den Augen. Nach einigen Minuten, in denen er vergebens um Fassung gerungen hatte, hörte das Lachen endlich auf. Jonah war die Situation unendlich peinlich und war deswegen in die Küche geflüchtet, um Kaffee aufzusetzen. Mit zwei Tassen Kaffee bewaffnet wagte er sich erneut in die Höhle des Löwen, wobei dies genaugenommen seine eigene Höhle war. „Ist die Vorstellung, dass ich Sex haben könnte dermaßen abstrakt?“, hakte er leicht verbittert nach. „So hab ich das nicht gemeint, das ist nur so heftig rübergekommen. Weißt du wenn du so ein-“, sagte Adam amüsiert, bis ihm Jonah gereizt ins Wort fiel: „So ein was? Wenn ich so ein muskulöser, toller, scharfer Typ wäre, wäre es dann nicht lustig?“, er hatte die Tassen mit einem Krachen auf die Fensterbank gestellt, um Adam laut anzufahren. Schweigen, Jonah schaute Adam wütend an und bekam als sich ihre Blicke trafen ein schlechtes Gewissen. So war er doch sonst nicht. Dieser wandte sich von ihm ab und zog es vor schweigend die Schrauben des Schreibtischs fester zu ziehen. „Adam hör mal ich-", die Reaktion auf diese verzweifelten Worte waren nur ein nüchternes Kopfschütteln. „Adam ich, bitte sieh mich an. Bitte Adam sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“, bat er verzweifelt, wurde jedoch ignoriert. Seine Stimme war laut geworden und er bereute in dem Moment, als er es bemerkte. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn nicht beachtete, wenn er sich dadurch hilflos fühlen musste. Erneutes Kopfschütteln, Adam atmete langsam ein und stieß die Luft hörbar laut aus. Es vergingen mehrere quälend lange Sekunden, bis er den Kopf wandte und Jonah schließlich ansah: „Wieso bist du der festen Überzeugung, dass du es nicht bist?“, fragte er nüchtern und vollkommen ruhig. „Dass ich was nicht bin?“, in Jonahs Kopf hämmerte es, er hatte sich zu sehr aufgeregt, jeder der schnellen Schläge seines Herzens verwandelte sich in seinem Kopf in einen dröhnenden, pochenden Schlag. „Süß.“, Jonahs Herz setzte einen Schlag aus und das Rauschen in seinem Kopf mutierte zu einem tosenden Ozean. Adam setzte sich in den Schneidersitz und lehnte sich schweigend gegen die Wand. Jonahs Kehle war zugeschnürt und er hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen, konnte er weder ein- noch ausatmen. „Setz dich“, sprach eine weit entfernte Stimme. Jonah, dessen Kopf in Watte gehüllt war, setzte sich taumelnd, nicht fähig dem Ursprung der Stimme in die Augen zu sehen. Zu seiner Überraschung stand diese auf und reichte ihm den Kaffee. „Ich finde, dass das Bett für nicht gewerbliche Zwecke vollkommen ausreichend ist, oder wolltest du dir so das Studium finanzieren?“, neckte Adam grinsend und fiel in ein die Situation entkrampfendes Lachen ein. Er war regelrecht ansteckend und Jonah entkam aus seiner Starre. „Ich könnte mir so ein beleuchtetes Herz ins Fenster hängen, wenn ich Geschäftsstunde habe“, witzelte er kichernd. „Oder du könntest Flyer verteilen und Termine vergeben, oder machst du Ficken to go?“, prustete Adam und hielt sich seinen Bauch. „Hör auf! Ich bekomme keine Luft mehr und wenn ich weiter lache, dann bekomm ich noch einen Muskelkater“, keuchte Jonah gigelnd. „Sowas geht?“, fragte Adam erstaunt nach. Er nickte und griff nach seinem Kaffee, den er in weiser Voraussicht zur Seite gestellt hatte. Der Kaffee war mittlerweile lauwarm, aber das störte ihn nicht weiter. Prüfend sah er sich um. Alles stand an seinem Platz, jetzt musste er nur noch seine Sachen einräumen. Adam erhob sich und rüttelte prüfend an Jonahs Bett. „Sieht doch ganz stabil aus. Wenn du magst können wir es die Tage in der Wand verschrauben, dann wirst du auch nicht seekrank.“, schlug dieser lächelnd vor und lehnte sich lässig gegen eines der Beine. „Kling toll“ „Was dagegen, wenn ich mal probeliege?“, fragte er unerwartet schelmisch und stellte bereits einen Fuß auf die Leiter. „Klar, aber nur wenn du mir verrätst was ‚Joa elka de‘ hast bedeutet.“, forderte Jonah grinsend. „'Jag älska dij' heißt das übrigens. Wieso fragst du nicht Jana, die kann dir das sicher weiterhelfen.“, kam es schon von oben. „Hab ich heute vergessen, also sag schon“,quengelte Jonah „Sonst gibt es keinen Donut“, neckte er, mit dem Donut vor Adams Nase winkend. „Ich lass mich doch nicht erpressen!“, protestierte dieser, während er sich bereits auf seinem Bett reckte. „Wenn ich den Donut nicht bekomme besetzte ich einfach dein Bett“, drohte er. Jonah stemmte die Hände in die Hüften und sah zu Adam herauf. Es gab wirklich Schlimmeres als die Tatsache, dass Adam sich weigerte sein Bett zu verlassen. „Okay, ich ruf Jana an“, er kramte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und wählte ihre Nummer. Jana ließ sich lange bitten, ging dann aber dennoch an ihr Telefon. „Hey Jonah, na wie kommt ihr voran?“, flötete sie, den Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen aus einer Bar. „So gut wie fertig, ich hab eine Frage an dich und bitte nicht schummeln ok? Also: Was heißt Joa elskoa dej?“, Jonah brüllte halb in das Telefon, um sicher zu gehen, dass sie ihn auch verstand. „Jag älska dij? Das heißt soviel wie ich mag dich, ich steh auf dich. Wieso fragst du mich sowas?“, krächzte es aus den Lautsprechern. Adam kletterte vom Hochbett herunter und setzte sich auf die Schreibtischkante. Jonah beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, konnte aber dank seinem neu erworbenen Wissen nicht verhindern, dass sich ein Kribbeln in seinem Bauch ausbreitete. „Danke Jana, wir sehen uns morgen“, Jonah beendete das Gespräch, ohne auf eine Reaktion zu warten. Er drehte sich langsam um und starrte Adam ungläubig an. „Ist nicht dein Ernst oder?“, fragte er schließlich. „Wieso denn nicht?“, Adam stand auf und ging auf ihn zu. Jonah wich, jeglichen Instinkten und Trieben widersprechend, zurück. „Sorry, ich dachte, dass du…. Erm… verdammt. Vergiss es ich wollte dich nicht belästigen.“, Sagte Adam beschwichtigend und hielt in der Bewegung inne, er wirkte ein wenig überrascht und niedergeschlagen, verhielt sich aber wie ein Gentleman. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Jonah entsetzt, nicht verstehend was gerade zwischen ihnen geschah. „Na, ich interpretiere deine Körpersprache. Du weichst mir aus und siehst alles andere als entzückt aus.“, erklärte Adam skeptisch. „Ja, weil… weil das einfach alles zu schön ist um wahr zu sein. Ich meine sieh dich an: Du könntest aus einem Hollywoodstreifen entsprungen sein, du hast dein Leben und die Uni im Griff und dann stell mich mal daneben: Ich habe weder einen Studienplatz, noch Freunde hier, bin pleite und hätte schon vor Monaten mal wieder ein Fitnesscenter von innen sehen sollen“, stotterte Jonah verzweifelt. Adam lachte daraufhin leise und kratzte sich schief lächelnd am Kopf. „Puh du bist ganz schön kompliziert“, stellte er nüchtern fest. „Bin ich nicht“, Jonah schmollte Adams Reaktion wegen, da er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Dieser schüttelte den Kopf, nahm seine Hand und zog ihn zu sich auf den Boden. „Wir …-", er brach ab und lächelte verlegen. „Lass es uns langsam angehen, ich habe keine Lust auf eine weitere... Affäre.“, gab er verlegen zu. Gedankenverloren strich er mit seinen Fingerspitzen kleine Muster auf zeichnend über Jonahs Handrücken. „Hast du schon mit…- hast du schon mit vielen?“, flüstere Jonah so laut, wie es der Kloß in seinem Hals möglich machte. „Mhm…“, Adams zögerliche Antwort versetzte Jonah einen emotionalen Schlag in die Magengrube. Er schloss die Augen und versuchte langsam durchzuatmen. Was hatte er erwartet, dass Adam ein Kind von Traurigkeit war? Dass er noch niemanden gefunden hatte, dass er nicht ständig Angebote bekam. Wem hatte er etwas vormachen wollen? Er kam sich nach dieser Erkenntnis unendlich naiv und dumm vor. „Alles in Ordnung?“, fragte Adam ihn stirnrunzelnd „Hey sieh mich an“, forderte er und hob Jonahs Kinn an, zwang ihn so ihm in die Augen zu schauen. „Lass es uns ruhig angehen, bitte. Ich verspreche dir, dass du dir keine Gedanken machen musst...“, Adam redete mit Jonah, als ob er ein kleines Kind beruhigen würde. "Ruhig angehen ist gut, wenn er schon mit 5? 10? 20? Männern im Bett war… das wird eine Katastrophe werden, hätte ich damals doch mit Phillip geschlafen, dann hätte ich jetzt wenigstens nicht das Problem noch Jungfrau zu sein. Nicht nur, dass ich mindestens 3 Monate zum Sport muss um überhaupt mein T-Shirt auszuziehen, nein ich hab mich aus ausgerechnet in einen Mann verguckt, der wahrscheinlich schon das ganze Kamasutra durch hat.", dachte Jonah niedergeschlagen. „Was bedrückt dich?“, hakte Adam nach, der die Räder in Jonahs Kopf förmlich rattern hören konnte. „Das ist peinlich“, flüsterte Jonah verlegen. „Peinlicher als die Tatsache, dass ich mit Typen geschlafen habe, deren Namen ich nicht einmal kannte?“, entgegnete ihm Adam lächelnd, während er mit hauchzarten Berührungen über seinen Unterarm fuhr. „Immerhin hast du schon mit wem geschlafen“, rutschte es Jonah heraus. Er schluckte schwer und biss sich bebend auf seine Unterlippe, worauf Adam schmunzelnd entgegnete: „Ich hab doch gesagt: wir lassen es langsam angehen. Wir haben uns noch nicht einmal geküsst und denkst schon über Sex nach?“, es war eine Feststellung und eine Frage zugleich, auf die Jonah allerdings keine Antwort geben konnte. Adam lächelte ihm freundlich, fuhr mit der Hand durch sein Haar und strich behutsam ein paar Strähnen zur Seite. Jonah war verlegen und daher errötete leicht. Die Stellen, die Adam berührt hatte, fühlten sich angenehm warm an. Unbemerkt waren sie näher zusammen gerückt, sodass nur wenige Zentimeter sie noch von einander trennten. Adam sah ihn lächelnd an, fast schon fragend. Jonahs eigener Körper war ein einziges Feuerwerk, ein funkelnder Regen nach dem anderen. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung bis zum Hals und hätte er nicht bereits auf dem Boden gesessen, hätte er seine weichen Knie sicherlich bemerkt. Die Spannung vor dem ersten Kuss, es ist eine Kunst sie zu erhalten, sie zu ertragen, sie zu genießen. Jonah senkte seine Lieder, um tief durchzuatmen, um Mut zu fassen. Als er sie öffnete erschrak er fast, da Adam sich direkt vor ihm befand. Er küsste ihn sanft auf die Wange, ließ ihn für einen Augenblick seine samtig weichen Lippen spüren, ehe er den Kopf schief legte und ihm in seine Augen blickte. Es folgte dieser so wunderschöne, fragende, von Unsicherheit durchdrungene Blickaustausch. Jonah erwiderte Adams fast schon schüchtern wirkendes Lächeln. Traute sich sein blondes Haar zu berühren und strich mit den Fingerspitzen vorsichtig über seine Wange. Er beugte sich leicht vor, sodass Jonah von dem Duft seines süßlich-schweren Aftershaves gefangen wurde. Er schloss seine Augen erneut und ertastete mit seinen Händen Adams Gesicht. Er schmunzelte bei dem kitzenden Gefühl der weichen Bartstoppen, zuckte zusammen, als er den warmen Atem des Anderen spürte, öffnete die Augen und sah gerade noch wie jener die seinen schloss. Jonah hatte keine Zeit darüber nachzudenken, oder nervös zu sein, er spürte nur wie sich die warmen, weichen Lippen Adams sanft auf seine eigenen legten. Vorsichtig, behutsam und so seltsam vertraut. Er entspannte sich langsam, seufzte lautlos und erwiderte den Kuss zaghaft, schüchtern. In dem Moment in dem sich Adam von ihm löste empfand er eine seltsam unbekannte Sehnsucht nach Nähe. „Soll ich dir was verraten?“, fragt Adam kaum hörbar. „Was?“, es war seinerseits auch mehr ein Flüstern, als eine Antwort. „Ich dachte ich sterbe vor Angst“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)