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Romeo und Julius

von

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Gleiche Gefühle

Romeo und Julius
 

Kapitel 20 – Gleiche Gefühle
 

„Deine Eltern sind wohl auch eine Sache für dich...“

Juan hatte schon einige verschiedene Arten von Eltern erlebt. Immer wieder kamen welche dazu, die ein bisschen anders waren, als die davor. Reno seine waren auch etwas Spezielles. Eigentlich hatte Juan es noch nie so richtig erlebt, dass Eltern ihre Kinder nicht zumindest so liebten, wie sie waren.
 

„Eigentlich ist mein Vater nur so ... speziell...“

Reno war auf sein Bett gesunken und seufzte leise, als er auch schon langsam in die Waagerechte wechselte. Es gab Tage, da vermisste er die Zeit, als er sich mit seinem Vater noch richtig gut verstand. Doch es fiel ihm schwer sich überhaupt vorzustellen, dass es einmal anders gewesen war, als jetzt.
 

„Aber zumindest interessiert sich dein Vater überhaupt für dich...“

Seit der Scheidung seiner Eltern hatte Juan nichts mehr von seinem Vater gehört. Anfangs hatte er es nicht verstanden, wieso auf einmal, doch mit der Zeit – und je älter er wurde – konnte er es sich schon vorstellen, warum. Immer wieder sagte er sich einfach, dass er jetzt eine neue und bessere Familie hatte.
 

Beide hatten sie ihre eigenen Probleme mit ihren Eltern und hielten sie wohl schlimmer, als sie des anderen.
 

„Wir sollten aufhören hier Trübsal zu blasen!“

Reno streckte sich und setzte sich unbeholfen dabei wieder auf. Längst hatte es sich Juan auf dem Boden bequem gemacht, zwischen die leicht gespreizten Beine hatte er die Arme überkreuzt. Jetzt sank er zurück.
 

„Wenn du meinst...“ - Juan streckte sich leicht, bevor er sich mit Schwung wieder aufsetzte. - „Man hab' ich einen Hunger.“

Es bildete sich ein verstohlenes Grinsen auf Renos Gesicht, als der Größere das gesagt hatte.

„Dann vernasch mich doch“, meinte er und verzog dabei keine Miene, die andeuten könnte, dass er es nur als Scherz meinte. Doch als der andere zu sprechen ansetzten wollte, unterbrach er ihn, bevor er überhaupt richtig anfangen konnte.

„Nimm mich doch nicht immer so ernst...“
 

Jetzt lachte Reno. Vielleicht über Juan, der das so ernst genommen hatte, vielleicht aber auch über sich selbst, dass er so etwas überhaupt ausgesprochen hatte.
 

„Ich schau' mal, was ich unten finde... Vielleicht macht ja meine Ma sogar was.“

Reno stand auf und ließ Juan in seinem Zimmer zurück. Langsam stapfte er nach unten und warf einen kurzen Blick in die Küche. Wie es aussah, war seine Mutter nicht am kochen. Leise seufzte er und machte sich daran, einmal den Kühlschrank zu durchstöbern.
 

Es war schon lange eher unüblich geworden, dass sie zusammen aßen. Anfangs hatte sich Reno nur immer zum Essen in sein Zimmer verzogen. Irgendwann hatte seine Mutter einfach keine Zeit – vielleicht auch einfach keine Lust – mehr darauf, etwas zu kochen.
 

Reno überlegte nicht lange und machte einige Brote. Erst als er fertig war, fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste, was Juan mochte. Kurz überlegte er, es wäre wohl Verschwendung, das Essen hier zu lassen, nur weil er nicht wusste, ob der andere es mochte.
 

Somit stapfte er mir zwei voll beladenen Tellern nach oben. Leicht hob Juan eine Augenbraue und blickte Reno recht skeptisch an, als er damit ins Zimmer kam.
 

„Ich hatte zwar gesagt, dass ich Hunger habe, aber doch nicht so großen, dass du extra euren ganzen Kühlschrank leeren musstest...“

Er lachte auf.

„War gar nicht der ganze Kühlschrank... Höchstens der halbe.“

Auch Reno lachte.
 

Irgendetwas war da, was ihm gut tat. Er wusste nur noch nicht ganz was. Vielleicht war es die Art, wie er mit Juan reden konnte.
 

Das verflog aber bis zum nächsten Morgen.
 

„Ich will gar nicht wissen, woher das blaue Auge kommt, aber du hättest dir das andere nicht zumindest passend schminken können...“

Renos Blick sprach Bände darüber, was er gerade über Sinas Aussage dachte und wenn dieser Blick wohl zusätzlich auch noch töten hätte können, dann würde sie längst den Bordstein knutschen.
 

„Ich bin ja schon ruhig... Aber du könntest mir schon sagen, was passiert ist... Hm...?“

Er grummelte etwas Unverständliches und beschleunigte seinen Gang etwas. Doch für Sina war es ein Leichtes mit ihm Schritt zu halten.
 

„Komm schon, rede zumindest mit mir. Ich bin immerhin deine beste Freundin!“, meinte sie, während sie durch das Schultor gingen. Leise seufzte er schließlich, als sie ungefähr in der Mitte des Schulhofes angelangt waren.
 

„Mein Vater war einfach einmal wieder etwas sauer...“

So eine Begründung, wieso ihn sein werter Herr Erzeuger eine verpasste, hatte sie schon öfters gehört. Ob es nun ein blaues Auge war oder Hämatome an den Armen, immer bekam sie nur das zu hören.
 

„Irgendwann bringt er dich noch mal um.“ - Sie machte eine kurze Pause. - „Wegen was war er denn dieses Mal sauer? Hat er dich wieder etwas zu nahe bei einem Typen erwischt, denn er nicht kannte?“
 

Reno schüttelte langsam den Kopf.

„Er hat wohl nur mitbekommen, dass Juan gestern nach der Schule noch recht lang bei mir war...“

Wieder erklang ein Seufzen von Seinerseits. Hingegen schnellte bei Sina eine Augenbraue in die Höhe.
 

„Hui, habt ihr etwa dein Bett endlich mal etwas zum Pietschen gebracht?“

Das erste Mal an diese Morgen zauberte sich ein Lächeln auf seine Lippen.

„Nicht wirklich...“, meinte er schließlich. Dabei hatte er es wohl gerade darauf angelegt.
 

„Du scheinst ihn ja ganz schön zu mögen...“

Sina legte einen Arm um ihren Freund.

„Wie kommst du denn darauf?“, grummelte da dieser jedoch schon und entzog sich ihr.

„Och... Du hast nur so süß geschaut, als du an ihn gedacht hast.“

Jetzt pokte sie ihn in den Arm. Immer wieder.

„Woher willst du denn das jetzt so genau wissen? Hä...?“
 

Er wollte es nicht zugeben. Noch nicht. Momentan gab es Wichtigeres, auch wenn er sich noch überlegen musste, was das wäre.
 

„Hat wohl dein Dad wieder etwas zu fest zugeschlagen...“, grummelte Sina und legte einen Arm um seine Schultern, „oder wieso bist du so pampig?“

„Ist doch egal.“

Er löste sich wieder von ihr und bis zur Pause bekam sie ihn auch – einmal mehr – nicht zu Gesicht.
 

„Hast du durch Zufall vielleicht auch nicht viel geschlafen?“

Es war nicht schwer zu erkennen, als sie zusammen in der Mensa saßen. Er hatte sich leicht an sie gelehnt und gähnte immer wieder herzhaft.
 

„Gestern noch ziemlich lange nachgedacht“, murmelte er. Leicht hob Sina eine Augenbraue. Reno konnte sich schon vorstellen, was sie sagen wollte, doch jetzt wollte er so einen dummen Witz nicht hören. Zu seinem – und ihrem – Glück, verstand sie aber und strich ihm nur vorsichtig übers Haar.
 

„Lass das“, grummelte er und zog leicht seinen Kopf weg, bis sie auch ihre Hand wegnahm. Leise seufzte sie. Es kam immer wieder einmal vor, dass sie nicht verstand, wieso er reagierte, wie er eben reagierte. Manchmal, da war er ein richtiges Rätsel für sie.
 

„Ist es wegen... Juan?“,wollte sie wissen.

„Weiß nicht...“, erwiderte er und es stimmte sogar. Er wusste nicht wirklich, ob es wegen Juan war. Momentan verstand er sich ja selbst nicht. Es war so verflucht lange her, dass er sich so gefühlt hatte, das Kribbeln in seinem Bauch würde ihn noch wahnsinnig machen.
 

„Okay...“ - Sina seufzte. - „Du solltest jetzt aber erst einmal was essen!“

Sie stopfte ihm ungefragt einen Donut in den Mund, den er etwas mühsam aß.

„Du sollst ja wegen deiner Grübelei nicht auch noch vom Essen abgehalten werden, wenn du schon nicht genug schläfst.“

Belehrend wedelte sie mit dem Finger in der Luft herum, nur konnte sie nicht lange ernst bleiben. Schon bald lachten sie beide.
 

„Mann... Wieso bist du denn heute nicht mit dem Auto da?“

Sina seufzte herzzerreißend, nachdem ihr Reno gesagt hatte, dass sie wohl heute zu Fuß gehen müssten.
 

„Weil meine Mam den Wagen heute gebraucht hat“, erwiderte er kühl. Gerade war es ihm recht egal, dass er den Heimweg laufen musste. Wahrscheinlich würde ihm die frische Luft sogar gut tun.

„Sonst bringt sie ihn dir aber doch immer bis Schuleende...“

„Heute braucht sie ihn eben den ganzen Tag...“, grummelte Reno.

Sina warf ihm einen verwirrten Blick zu, als er langsam vor ihr herstapfte.
 

„Was bist du denn auf einmal so zickig?“

Sie war es gewöhnt, dass ihr bester Freund einfach nicht nur gute Tage hatte. Schon lange gab es auch viel zu viele schlechte für ihn.
 

Sina schlang die Arme von hinten um Reno und zog – soweit es ihr möglich war – ihn etwas zurück. Er blieb stehen und atmete einmal tief durch.
 

„'tschuldigung...“, murmelte er und senkte reumütig den Kopf, als sie ihm aber auch schon über genau diesen strich.
 

„Ich bin ja normalerweise so drauf, wenn ich auf 'nen Typen stehe und der sich nicht für mich interessiert...“ - Sie machte eine kurze Pause, bevor sie langsam den Kopf schüttelte. - „Das wird’s aber bei dir sicherlich nicht sein.“

Reno verdrehte die Augen und löste sich wieder aus ihrer Umklammerung. Wenn sie wüsste.
 

Einige Zeit später waren sie bei Reno zu Hause. Er lag auf dem Bett mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Leicht glitt sie ihm immer wieder übers Haar. Ihre freundschaftliche traute Zweisamkeit war einmal wieder hergestellt.
 

„Du... Reno?“

„Hm...?“

„Ach egal...“

Etwas verwirrt blickte er sie von unten herauf an und zuckte dann mit den Schultern. Eigentlich war es ihm gerade egal, was sie wollte. Er wollte sich nur etwas an sie schmiegen und sich entspannen. Einfach einmal einen gemütlichen Tag haben.
 

Sina blieb bis Reno eingeschlafen war. Vorsichtig hatte sie ihn vor ihrem Schoß herunter geschoben und war aufgestanden. Viel zu genau wusste sie, wer seine Gefühle gerade so durcheinander warf und viel zu gerne würde sie sich sogar mit ihm darüber freuen. Doch irgendetwas sträubte sich in ihr dagegen. Wahrscheinlich war es ein Gefühlschaos, das gerade in ihr selbst herrschte.
 

Langsam stapfte sie durch an diesem bewölkten Herbsttag nach Hause. Dadurch, dass sie so in Gedanken versunken war, bemerkte sie nicht einmal den leichten Regen, der eingesetzt hatte. Erst als sie zu Hause angekommen war, spürte sie, wie nass sie war.
 

„Sina...? Was rennst du denn bei dem Wetter draußen rum? Hat dich Reno nicht fahren können?“, wollte ihr Mutter wissen, als sie sich schon längst nach oben in ihr Zimmer aus dem Staub gemacht hatte.
 

Kaum dort angekommen, warf sie sich aufs Bett. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass wirklich das passiert war. Nach so langer Zeit hatte sie sich wieder verliebt. Und dann auch noch in ihn, dabei war sie sich darüber im Klaren, dass es bei Reno nicht anders war. Auch wenn der es nicht zugeben wollte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es so war!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-04-12T08:08:31+00:00 12.04.2011 10:08
Uhhhhhhhhhhhhhhhhhh
*Q*
Schreib weiter ich hab das Kapi so gern gelesen !! Man ich will wissen wie es zwischen den beiden endlich weitergeeeeeeht XD


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