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Romeo und Julius

von

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Sorgen im Regen

Kapitel 16 – Sorgen im Regen
 

Verwirrt hatte Juan Reno hinterher gesehen. Nicht im Geringsten konnte er sich vorstellen, was auf einmal los war. Hatte er womöglich etwas Falsches gesagt? Aber was? Er konnte sich gar nichts vorstellen.
 

Er verschränkte die Arme auf dem Tisch und atmete einmal tief durch. Wo war er wohl überhaupt hin? Bei dem Wetter würde er sich nur unweigerlich erkälten und wohl nicht unbedingt nur leicht. Mehr und mehr machte sich Juan Sorgen, etwas, was er sonst eigentlich nicht tat. Nicht oft zumindest.
 

Knapp deutete er der Bedienung an, dass er zahlen wolle und nur wenige Augenblicke später stand nun auch er vor der Tür des kleinen Cafés. Sein Blick schweifte hin und her, doch Reno war nicht mehr in Sicht. Weiß Gott, wo er hingelaufen war.
 

Leise seufzte Juan. Und nun? Selbst würde es ihm auch nicht gut tun, wenn er jetzt so durch den Regen lief. Trotzdem machte er sich auf die Suche nach Reno. Der Regen durchnässte wieder seine Kleider und sein Haar. Binnen weniger Minuten fühlte er sich, als ob er mit den Klamotten in einen See gesprungen wäre. Alles klebte nur so an ihm.
 

Zähneklappernd stapfte er durch die Kleinstadt und machte sich schon längst keine Hoffnungen mehr, dass er Reno finden würde. Er hatte aber auch keine Ahnung wo er überhaupt suchen sollte und zu weit sollte er auch nicht von dem Weg abweichen, durch den sie hergekommen waren. Am Ende verlief er sich noch.
 

„Juan...? Juan, bist du das?“

Er wandte sich um und erkannte Sina, die auf ihn zugelaufen kam.

„Du bist ja klitschnass...“, meinte sie, kaum dass sie vor ihm zu stehen kam. Juan zuckte nur knapp mit den Schulter. Jetzt machte es ihm auch schon nichts mehr aus.

„Und was machst du bei dem Wetter hier?“, wollte er wissen und ließ dabei seinen Blick suchend hin und her schweifen. Vielleicht entdeckte er ja Reno doch noch.

„War nur schnell einkaufen... Suchst du was?“

Sie hatte es bemerkt, wie er sich umsah.
 

„Reno...“, gab er knapp von sich, „wir waren zusammen hier, aber er ist einfach weggelaufen...“

Er klang gekränkt. Sehr sogar.

„Na wenn du so schaust.“

Verwirrt sah er Sina an, die so wirkte, als ob sie gerade zu wüsste, wieso Reno einfach weg war. Doch da klärte sie Juan schon auf: „Du schaust genauso wie er vor zwei Jahren... als er... Na ja... Ich sollte das nicht erzählen...“
 

Leicht zog er die Augenbrauen zusammen.

„Was war vor zwei Jahren?“

Wenn sie es schon nicht erzählen sollte, sollte er auch nicht fragen. Doch er hatte es einfach getan ohne wirklich darüber nachzudenken. Wenn er jetzt könnte, würde er es rückgängig machen.
 

Leise seufzte Sina.

„Er will einfach nicht, dass man darüber redet, dabei wäre es wohl recht gut, dass man ihn etwas mehr versteht...“

Sie senkte den Blick und überlegte, ob sie es Juan vielleicht doch erzählen sollte. Doch dann schüttelte er den Kopf.

„Es ist besser, wenn er es selbst tut“, meinte sie und sah wieder zu Juan auf, „obwohl das wohl länger dauern wird...“

Sie seufzte leise. Wie oft hatten sie nicht noch vor zwei Jahren darüber geredet. Gerade wenn er den Kopf an ihre Schulter drückte und heulte. Reno hatte es mit genommen, wie Joe ihn behandelt hatte. Er hatte ihm etwas vorgespielt, etwas das Reno schon so lange suchte, wie er davon wusste, dass er nicht auf Mädchen stand. Und dann ließ er ihn vor der ganzen Schule auflaufen. Noch heute konnte sich Sina viel zu gut an seinen Blick erinnern. An das Herablassende, das darin lag.
 

Erneut seufzte sie.

„Na ja, vielleicht findest du ihn ja noch...“

Sie hob leicht zum Abschied die Hand und ließ schließlich Juan etwas verwirrt zurück. Jetzt interessierte es ihn, was mit Reno passiert war. Er brannte geradezu danach, es zu erfahren. Aber einfach fragen? Wäre das nicht etwas sehr kalt? Langsam schüttelte er den Kopf. Nein, so wollte er doch gar nicht sein. Und so war er auch nicht. Früher, als seine Eltern noch zusammen waren, wäre es ihm im Traum nicht eingefallen, jemanden auf so etwas einfach anzusprechen. Damals war er aber auch noch jünger und sein Leben war noch in Ordnung.
 

Nicht so recht wissend, wo er jetzt suchen sollte, ging er los. Mit der Zeit ließ auch der Regen nach, doch es half nichts dagegen, dass er schon klitschnass war. Viel zu gut konnte er sich vorstellen, dass es Reno jetzt wohl genauso gehen würde.
 

Nach über einer Stunde recht planlos durch die Stadt Laufens gab er es auf. Es hatte ohnehin keinen Sinn mehr. Reno kannte sich doch besser aus als er und hatte sicher noch irgendwo ein verstecktes Örtchen, wohin er sich zurückzog. Somit machte er sich auf den Rückweg nach Hause. Jetzt wollte er auch in trockene Klamotten.
 

Erst auf dem Heimweg wurde Juan bewusst, wie weit er gelaufen war und dass nur weil er Reno finden wollte. So recht verstand er nicht, wieso er das gemacht hatte.
 

Langsam sank er auf die Verandatreppe, ignorierte dabei völlig, wie nass diese war, und massierte sich die Schläfe. Der Gedanke, der versuchte sich in seinem Kopf zu bilden, wollte er damit vertreiben. Das konnte gar nicht passiert sein.
 

„Hey... Juan...“

Er hob den Blick wieder. Vor ihm stand ein – eben so wie er selbst – klitschnasser Reno und lächelte etwas unsicher. Leicht verwirrt zog Juan die Augenbrauen zusammen, da sank der Blonde aber auch schon neben ihn und schmiegte sich an ihn. Für einen Moment wusste Juan nicht ganz, was gerade passierte, doch er fasste sich schnell wieder.
 

„Wo bist du gewesen?“

In seiner Stimme lag ein vorwurfsvoller Unterton, der auch für Reno nicht überhörbar war.

„Ist doch egal...“, bekam er dennoch nur zur Antwort, was ihm im Normalfall nicht ausreichen würde. Jetzt ließ er es aber bleiben, weiter zu bohren. Vielleicht lag es daran, weil sich Reno so an ihn lehnte. Oder aber, weil er etwas ganz anderes fragen wollte. Doch es kam ihm einfach nicht über die Lippen.
 

„Du bist der erste Kerl seit langem, der mich das machen lässt...“

Ein leises – fast klägliches – Seufzen kam über Renos Lippen, als er sich langsam wieder gerade hinsetzte und sich umsah. Niemand beobachtete sie, so schien es zumindest. Doch mit der Zeit wurden die Nachbarn besser und geradezu unsichtbar. Als ob sie einen Schnellkurs in Spionasche absolviert hätten. Doch wie hieß es auch so schön 'Learning by doing!' und das traf wohl oder übel auch zu.
 

Gerade als er aufstehen wollte, hielt Juan ihn fest.

„Ist doch viel zu weit zu dir nach Hause“, meinte er mit einem Augenzwinkern und er hob sich selbst.
 

Kurz darauf saßen sie zusammen in Juans Zimmer und hatten sich beide in frische und vor allem trockene Klamotten, wobei Juan Reno welche von sich geliehen hatte, gehüllt hatten.

„Ich hätte schon rüber gehen können. Das hätte mir nichts ausgemacht...“, murmelte Reno.
 

Zu Hause wäre er jetzt allein gewesen, genau das, was er eigentlich gerade wollte. Aber Juan wollte er auch nicht einfach so widersprechen. Irgendetwas hatte ihn daran gehindert. Ein Gefühl, das er schon fast geglaubt hatte, nie mehr zu spüren. Vielleicht bildete er es sich aber auch einfach nur ein. Ja, es war pure Einbildung, wie vor zwei Jahren.
 

Reno sank auf Juans Bett und glitt mit den Fingern über sein rechtes Schlüsselbein. Jetzt wusste er, was er wirklich fühlte. Hitze. Ihm war heiß. Dabei war es in dem Zimmer nicht einmal richtig warm. Juan hatte die Heizung erst etwas aufgedreht, als sie rein gekommen waren.
 

„Hey, geht’s dir gut?“

Juan beugte sich über ihn und wischte ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Leicht runzelte er die Stirn, als Reno meinte: „Ist schon alles okay...“

Langsam setzte er sich wieder auf und versuchte so seiner Aussage etwas Nachdruck zu verleihen, doch wirklich wirken, tat es nicht.
 

„Du bist aber ganz rot im Gesicht“, erwiderte Juan und die Furchen auf seiner Stirn schienen tiefer zu werden. Darauf folgte nur ein Kopfschütteln des Blonden.

„Alles okay...“, wiederholte er. Was sollte Juan jetzt schon groß tun. Wenn Reno meinte, dass ihm nichts fehlte, dann müsste er das anerkennen. Auch wenn es ihm überhaupt nicht passte.
 

„Ist mein Bett zumindest bequem?“, wollte Juan wissen, als er sich auf den Stuhl nieder ließ, der bei seinem Schreibtisch stand. Manche Leute hätten wohl an einem solchen einen supertollen Computerstuhl. So einen hatte Juan auch einmal gehabt, aber schon lange war der einmal bei einem Umzug einfach vergessen worden. Momentan hatte er sich einen Stuhl aus der Küche stibitzt, den sie auch nicht unbedingt brauchten. Oft waren sie ohnehin nur zu Zweit.
 

Leise seufzte er und das entging auch Reno nicht, der auch schon die Augenbrauen hob. Doch es sah nicht so aus, als ob er erfuhr, was den anderen gerade plagte und wieso er so einen kläglichen Laut von sich gab.
 

„Und was wollen wir jetzt anstellen?“

Als ob er völlig in Gedanken versunken gewesen wäre, hob Juan langsam den Kopf, bevor er leicht mit den Schultern zuckte. Nur einen Augenblick später schweifte sein Blick wieder zu Boden. Wieder versank er in seinen Gedanken.
 

Etwas unbeholfen stand Reno schließlich auf und schwankte – es ging ihm wohl doch nicht so gut, wie er tat – zu Juan hinüber.

„Und was ist mit dir los?“

Abrupt schreckte Juan hoch. In seinen Augen lag ein seltsam wässriger Glanz, doch schon wischte er sich darüber und als er wieder Reno ansah, war der Glanz weg. Der Blonde zog die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf leicht schief. Der prüfende Blick durchbohrte Juan geradezu.
 

„Na ja... Ein paar... ungünstige Gedanken...“

Reno wollte bei dieser Aussage – und gerade nicht bei Juans Unterton – kichern, aber es ging einfach nicht anderes.

„Ungünstig?“, fragte er, als er sich endlich wieder eingekriegt hatte, und wieder lag etwas Prüfendes in seinem Blick.

„Ist egal...“, kam prompt die Antwort, womit Reno sich auch abfinden musste. Lange konnte er sowieso nicht grübeln.
 

„Ist es hier nur so heiß oder bild' ich mir das ein...“, maulte er auf einmal und erhielt als Erwiderung erst nur einen verwirrten Gesichtsausdruck des Größeren.

„Äh... heiß? Ist doch noch arschkalt hier“, meinte er schließlich und war sich jetzt sicher, dass er sich die Röte von Renos Gesicht nicht nur eingebildet hatte. Da stimmte etwas nicht.
 

Ohne auf die Reaktion des anderen zu achten, legte er ihm eine Hand auf die Stirn. Gerade eben, bei der kurzen Berührung, als er ihm die Strähne aus dem Gesicht gestrichen hatte, hatte er die Hitze nicht gespürt, die von Reno ausging.
 

Leicht zog Juan die Augenbrauen zusammen.

„Du solltest dich etwas hinlegen...“

Doch statt auf ihn zu hören, fauchte Reno: „Führ dich nicht auf wie meine Mutter!“

Dabei war es einige Zeit her, dass sich seine Mutter solche Sorgen um ihn gemacht hatte, wahrscheinlich war es ein reiner Reflex gewesen, dass er das gesagt hatte.
 

Da wurde ihm auf einmal schwummrig und sein Kopf wurde schwer. Nur noch ein Moment, bis er den Boden traf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xai
2010-06-14T11:03:18+00:00 14.06.2010 13:03
doedoem. XD
ja, stundenlang bei regen rumlaufen is nicht gut. haben sie jetzt auch gemerkt.
also bitte brav gesund pflegen und weiterschreiben XD
Von: abgemeldet
2010-06-12T19:23:36+00:00 12.06.2010 21:23
Argh der kleine is sooooo süß >//////////<
I love reno XD
Ich glaub das sollte ich mir tattowieren lassen XD
*lach*
Einfach süß~

haha Mummy ich sporn dich an :DDD


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